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BÜRGERSCHAFT

DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 19/1850


19. Wahlperiode 06.01.08

Schriftliche Kleine Anfrage


der Abgeordneten Gabi Dobusch (SPD) vom 29.12.08

und Antwort des Senats

Betr.: Geduldsprobe bei der Gleichstellung von homosexuellen Beamten und


Beamtinnen in Hamburg

Die in der vergangenen Legislaturperiode vorgenommene Anpassung des


Hamburger Landesrechts an das Lebenspartnerschaftsrecht des Bundes ist
an einer Stelle unvollständig geblieben. Nach wie vor erhalten Hamburger
Beamte und Beamtinnen, die in einer homosexuellen Lebenspartnerschaft
leben, anders als verheiratete heterosexuelle Beamte und Beamtinnen kei-
nen Familienzuschlag.

Presseberichten zufolge fordert der Senat über den Bundesrat die Bundes-
regierung auf, die homosexuellen Bundesbeamten und Bundesbeamtinnen
vollständig gleichzustellen.

Ich frage den Senat:

1. Wann beabsichtigt der Senat oder die zuständige Behörde, homosexuel-


le Beamte und Beamtinnen, die in einer homosexuellen Lebenspartner-
schaft leben, mit verheirateten Beamten und Beamtinnen gleichzustel-
len?
Der Senat hat sich aus verfassungsrechtlichen Erwägungen insbesondere zur Ablö-
sung fortgeltenden Bundesrechts durch Landesrecht (Artikel 125 a Grundgesetz (GG))
entschieden, eine Gleichstellung von Beamtinnen und Beamten, die in eingetragener
Lebenspartnerschaft leben, mit verheirateten Beamtinnen und Beamten im Besol-
dungs- und Beamtenversorgungsrecht im Rahmen eines Gesamtkonzeptes für ein
Hamburgisches Besoldungs- und Versorgungsgesetz herbeizuführen. Auf diese Wei-
se werden die im „Ladenschluss-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts vom 9. Juni
2004 – BVerfGE 111, 10 fortfolgende – zu Artikel 125a GG entwickelten Anforderun-
gen an die Ersetzung fortgeltenden Bundesrechts durch Landesrecht erfüllt. Der ent-
sprechende Gesetzentwurf zur Neuregelung des Hamburgischen Besoldungs- und
Beamtenversorgungsrechts soll der Bürgerschaft im zweiten Quartal 2009 vorgelegt
werden.
2. Welche Fortschritte sind auf dem Weg zu einer einheitlichen Neurege-
lung der Beamten/-innenbesoldung mit den norddeutschen Ländern
erzielt worden?
3. Beabsichtigt der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde weiter-
hin, die Gleichstellung homosexueller Beamter und Beamtinnen in Ham-
burg mit dem Ziel eines einheitlichen Besoldungsrechts der norddeut-
schen Länder zu verbinden?
Ziel der norddeutschen Kooperation ist die Sicherung der dienstherrenübergreifenden
Mobilität sowie die Förderung einer gleichgerichteten Entwicklung des öffentlichen
Drucksache 19/1850 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 19. Wahlperiode

Dienstrechts. Um dies zu gewährleisten, haben die Regierungschefs der norddeut-


schen Länder bereits im April 2007 eine enge Zusammenarbeit auf dem Gebiet des
öffentlichen Dienstrechts vereinbart. Danach erfolgt eine möglichst frühzeitige Unter-
richtung über Vorhaben – einschließlich der Möglichkeit zur Stellungnahme (Konsulta-
tionsverfahren). Ferner werden Schwerpunktthemen bearbeitet und Gesetzentwürfe
sollen grundsätzlich aufeinander abgestimmt und wo möglich Mustergesetze erarbei-
tet werden.
Die mit der Föderalismusreform 1 im öffentlichen Dienstrecht geschaffenen Möglich-
keiten, eigenständige Regelungen für das jeweilige Personal zu schaffen, führen aber
generell dazu, dass die Regelwerke auch in den norddeutschen Ländern künftig nicht
mehr in der bisherigen Weise gleichlautend sein werden. Aufgabe ist es, im Sinne der
oben genannten Zielsetzung der norddeutschen Kooperation inhaltliche Leitlinien
gemeinsam zu erarbeiten und diese in den Ländern – unter Beachtung der landes-
spezifischen Interessen – in die jeweiligen Rechtsetzungsprozesse einzubringen.
Bei dieser Sachlage ist nicht beabsichtigt, die Gleichstellung eingetragener Lebens-
partnerschaften mit der Ehe mit dem Ziel eines einheitlichen Besoldungsrechts der
norddeutschen Länder zu verbinden.
4. Wie beurteilt der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde den
Rechtsanspruch von homosexuellen Beamten und Beamtinnen, die in
einer Lebenspartnerschaft leben, auf eine Gleichstellung mit verheirate-
ten Kollegen und Kolleginnen beim Familienzuschlag?
Ein Rechtsanspruch auf eine Gleichstellung beim Familienzuschlag besteht derzeit
nicht. Aus der Richtlinie 2000/78/EG des Rates zur Festlegung eines allgemeinen
Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf
(sogenannte Gleichstellungsrichtlinie) ergeben sich keine Vorgaben für die Gestaltung
des Familienzuschlags. Im Nachgang zu einem Urteil des EuGH vom 1. April 2008
(C-257/06) zur Auslegung der Gleichstellungsrichtlinie hat das BVerfG mit Beschluss
vom 6. Mai 2008 (2 BvR 1830/06) entschieden, dass auch unter Berücksichtigung der
EuGH-Rechtsprechung die Versagung des Verheiratetenzuschlags für Lebenspartner
und Lebenspartnerinnen in eingetragener Lebenspartnerschaft verfassungsrechtlich
nicht zu beanstanden sei.
5. Welche gesetzlichen Änderungen müssen konkret vorgenommen wer-
den, um in Hamburg, wie in anderen Bundesländern längst geschehen,
eine vollständige Gleichstellung auch beim Familienzuschlag zu errei-
chen?
Die maßgebliche besoldungsrechtliche Vorschrift (bislang § 40 Bundesbesoldungsge-
setz) muss in ihrem Anwendungsbereich um eingetragene Lebenspartnerschaften
ergänzt werden.
6. Welche Kosten erwartet der Senat durch eine Gleichstellung homosexu-
eller Beamter und Beamtinnen beim Familienzuschlag?
Da Zahlen zu eingetragenen Lebenspartnerschaften im öffentlichen Dienst bislang
nicht erfasst werden, sind die Kosten nicht bezifferbar.

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