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Ihr alle müßt also vollkommen sein, wie der Vater im Himmel vollkommen ist!

Denn wahrlich sage Ich es euch: Niemand wird zu Mir kommen, so ihn nicht der
Vater zu Mir hinziehen wird! Ihr müsset alle vom Vater, also von der ewigen
Liebe in Gott gelehret sein, so ihr zu Mir kommen wollt! Ihr alle müßt also
vollkommen sein, wie der Vater im Himmel vollkommen ist! Aber das viele
Wissen, wie auch die reichlichste Erfahrung wird euch nicht dahin bringen,
sondern allein die lebendige Liebe zu Gott und im gleichen Maße zum Nächsten;
darin liegt das große Geheimnis der Wiedergeburt eures Geistes aus Gott und in
Gott.

Jeder aber wird zuvor mit Mir durch die enge Pforte der vollsten
Selbstverleugnung ziehen müssen, bis er wird, wie Ich bin. Ein jeder muß
aufhören, für sich etwas zu sein, um in Mir alles werden zu können. Gott über
alles lieben, heißt: in Gott ganz auf- und eingehen, - und den Nächsten lieben,
heißt ebenfalls: in den Nächsten ganz eingehen, ansonst man ihn nie ganz lieben
kann; eine halbe Liebe aber nützt weder dem, der liebt, noch dem, der geliebt
wird.

Wenn du von einem hohen Berge die volle Aussicht nach allen Seiten hin haben
willst, so mußt du in jedem Falle dessen höchste Spitze erklimmen; denn von
einem unteren Höhenpunkte wird dir von der Ganzaussicht stets ein guter Teil
verdeckt bleiben. Also muß denn auch in der Liebe alles und das Äußerste aus
dem Innersten heraus geschehen, damit ihre Früchte an euch offenbar werden.

Euer Herz ist ein Acker, und die tätige Liebe ist das lebendige Samenkorn; die
armen Brüder aber sind der Dünger für den Acker. War aus euch in den
wohlgedüngten Acker viel der Samenkörner legen wird, der wird auch eine
Vollernte machen. Mit je mehr Armen ihr den Acker düngen werdet, desto
kräftiger wird er sein; und je mehr der guten Samenkörner ihr hineinlegen werdet,
desto reicher wird die Ernte ausfallen. Wer da reichlich säen wird, der wird auch
reichlich ernten; wer aber sparsam säen wird, der wird auch sparsam ernten.

Darin aber liegt die höchste Weisheit, daß ihr weise werdet durch die lebendigste
Liebe. Alles Wissen aber ist ohne die Liebe nichts nütze! Darum bekümmert euch
nicht so sehr um ein vieles Wissen, sondern daß ihr viel liebet, so wird euch die
Liebe geben, was euch kein Wissen je geben kann! Es ist ganz gut, daß ihr drei die
drei Stunden zur vielfachen Bereicherung eures Wissens und eurer Erfahrungen
alleremsigst verwendet habt; aber alles das würde für sich eurer Seele wenig
nützen. So ihr aber in der Folge die Zeit also emsig der Liebe zum Nächsten
opfern werdet, so wird euch ein Tag schon von größerem Nutzen für eure Seelen
sein!
Was nützete es euch vor Mir, so ihr euch nahe auflösen möchtet vor
Verwunderung über Meine Macht, Größe und nie ergründbare Herrlichkeit,
außerhalb eures Hauses aber weineten arme Brüder und Schwestern vor Hunger,
Durst und Kälte? Wie elend und zu gar nichts nütze wäre ein lautes Jubel- und
Lobgeschrei zur Ehre und zum Ruhme Gottes, über dem man das Elend des
armen Bruders überhörete! Was nützen all die reichen und prunkvollsten Opfer
im Tempel, wenn vor dessen Tür ein armer Bruder vor Hunger verschmachtet?

Darum sei euer Forschen vor allem nach dem Elend eurer armen Brüder und
Schwestern gerichtet; denen bringet Hilfe und Trost! Da werdet ihr in einem
Bruder, dem ihr geholfen habt, mehr finden, als so ihr alle Sterne bereist hättet
und Mich gepriesen mit Zungen der Seraphim!

Wahrlich, Ich sage es euch, alle Engel, alle Himmel und alle Welten mit all ihrer
Weisheit können euch nicht geben in Ewigkeit, was ihr erreichen könnet, so ihr
einem Bruder, der im Elende war, wahrhaft geholfen habt nach aller eurer Kraft
und nach allen euren Mitteln! Nichts stehet höher und näher bei Mir denn allein
nur die wahre, tätige Liebe!

J. Lorber GEJ 04, Kap. 1, 04- 12

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