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“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Dossier
zu
den
neueren
Entwicklungen
in
der
Gehirn‐Geist‐Debatte
–
Naturalismus
und
Materialismus
bestimmen
die
Diskussion.
„(T)hese days we’re all materialists
for much the same reason that
Churchill gave for being a democrat:
the alternatives seem even worse.“ 1
Introductio
In
dem
vorliegenden
Essay
werden
die
aktuellen
naturalistischen
Trends
in
der
analytischen
Philosophie
des
Geistes
beleuchtet.
Hierbei
wird
wie
folgt
vorgegangen:
Zunächst
wird
ein
kurzer
Blick
in
die
Forschungstradition
geworfen,
da
die
aktuellen
Positionen
nicht
im
leeren
Raum
entstanden
sind
und
die
traditionellen
Argumentationen
bzw.
Grundpositionen
in
vielen
naturalistischen
Diskussionen
noch
dominierend
sind.
Daher
hat
die
Tradition
(noch?)
einen
sehr
starken
Einfluss
und
bildet
die
Argumentationsbasis.
Nach
dieser
historischen
Perspektive
folgt
eine
systematische
Analyse
der
vier
aktuell
wichtigsten
naturalistischen
Theorien
innerhalb
der
„philosophy of mind“:
des
Behaviorismus,
der
physikalistischen
Identitätstheorie,
des
Funktionalismus
und
der
Theorie
der
mentalen
Repräsentation.
Auf
die
wichtige
Theorie
des
phänomenalen
Bewusstseins
wird
nicht
eingegangen,
da
sie
keine
eigentliche
naturalistische
Position
ist.2
Am
Ende
findet
sich
noch
ein
kurzer
Blick
auf
die
anthropologischen
Auswirkungen
der
materialistischen
Theorien
(Personalität).
Philosophiegeschichtliche Impulse zum Verständnis der aktuellen Debatten
Westliche
Philosophie
ist
nach
Alfred
North
Whitehead
als
„Fußnoten
zu
Platon“
zu
verstehen,
dies
gilt
auch
für
die
„philosophy of mind“.
Auch
die
antiken
Philosophen
haben
sich
schon
mit
dem
Unterschied
zwischen
Körper
und
Geist
beschäftigt
und
ihre
Überlegungen
damit
das
Fundament
für
die
heutige
Diskussion.
Hierbei
stehen
sich
die
philosophischen
Positionen
von
Platon
und
Aristoteles
gegenüber.
Platon
gilt
heute
als
Vertreter
des
immateriellen
Seelenbegriffs.3
Aristoteles
hingegen
sieht
die
Seele
nicht
als
eine
vom
Köper
gelöste
Existenz.
Der
aristotelische
ψυχή‐Begriff
umschließt
die
Lebensfunktionen,
1
Fodor,
Jerry
A.:
Fodor,
Jerry
A.,
in:
Guttenplan,
Samuel
(Hrsg.):
A
companion
to
the
philosophy
of
mind.
Oxford
1994,
S.
292–300,
hier
S.
292.
2
Es
sei
hier
aber
kurz
auf
ein
paar
Schlagwörter
verwiesen:
Phänomenales
Bewusstsein
wird
häufig
mit
Qualia
gleich
gesetzt.
In
diesem
Zusammenhang
wird
diskutiert,
ob
es
nicht‐physikalische
Tatsachen
überhaupt
gibt.
Hier
erkennen
wir
wieder
die
Herausforderung
eines
Materialismus’.
Der
Materialist
muss
die
qualitativen
Bewusstseinszustände
als
physikalische
Tatsachen
erläutern;
wenn
er
dies
nicht
kann,
dann
ist
der
Materialismus
des
Geistes
falsch.
Dies
impliziert
aber
nicht
unbedingt,
dass
dadurch
ein
Dualismus
die
richtige
Theorie
ist,
da
es
sich
dann
um
ein
negatives
Argument
handelt
und
kein
positives,
es
ist
nicht
notwendig
damit
bewiesen,
dass
der
Dualismus
richtig
ist.
Grundlagen:
Bewusstsein
gilt
in
der
Regel
als
intentional.
Bei
Qualia
ist
dies
anders.
Die
wichtigsten
Autoren,
die
dies
Herausgearbeitet
haben
sind
Charles
S.
Peirce
(Peirce,
Charles
Sanders:
Quale‐Consciousness,
in:
scientific
Metaphysics
(Collected
Papers
VI).
Cambridge,
MA
31965,
S.
150‐154.)
und
C.
I.
Lewis
(Lewis,
Clarence
Irving:
Mind
and
the
world
order
–
Outline
of
a
theory
of
knowledge.
New
York
1929,
bes.
S.
60
u.
S.
121‐128.).
„Lewis
bestimmt
eine
Quale
als
die
wiedererkennbare
Qualität
eines
unmittelbar
gegebenen
Bewusstseinsinhalts.“(Teichert
2006,
S.
135).
Phänomenale
Zustände
können
wie
folgt
in
verschiedene
Kategorien
eingeordnet
werden:
1)
„Wahrnehmungs‐Erlebnisse:
Hierbei
handelt
es
sich
um
Erlebnisse,
die
vermittels
der
fünf
klassischen
Wahrnehmungsorgane
zustande
kommen
...
(2)
Erlebnisse,
die
sich
auf
den
Zustand
des
eigenen
Körpers
beziehen
(somatosensorische,
propriozeptive
Wahrnehmungen):
Schmerzerlebnisse
sind
nicht
Erlebnisse,
die
einen
externen
Gegenstand
haben.
Schmerz,
Wärme,
Hunger,
Jucken
usw.
sind
Erlebnisse,
die
den
eigenen
Körper
betreffen.
(3)
Emotionen,
Gefühle,
Stimmungen:
Ärger,
Liebe,
Müdigkeit,
Eifersucht
usw.“
(Teichert
2006,
S.
136.)
Zu
einen
der
wichtigsten
Autoren
in
diesem
Bereich
gehören
Thomas
Nagel
(Vgl.
Nagel,
Thomas:
Wie
ist
es
eine
Fledermaus
zu
sein?
(dt.
von
U.
Diehl),
in:
Bieri,
Peter:
Analytische
Philosophie
des
Geistes.
Bodenheim
21993,
S.
261‐276,
hier
bes.
S.
262.)
und
Frank
Jackson
(Vgl.
Horgan,
Terence:
Jackson
über
physikalische
Information
und
Qualia,
in:
Heckman,
Heinz:‐Dieter
/
Walter,
Sven
(Hrsg.):
Qualia
–
Ausgewählte
Beiträge.
Paderborn
2001,
S.
139‐148.)
Aktueller
Stand:
Die
Diskussion
über
Qualia
ist
nicht
abgeschlossen.(Vgl.
Ludlow,
Peter
/
Nagasawa
Yujin
/
Stoljar,
Daniel
(Hrsg.):
There’s
something
about
Mary
–
Essays
on
phenomenal
consciousness
and
Frank
Jackson’s
knowledge
argument.
Cambridge,
MA
2004.)
„Bei
dieser
Kontroverse
wird
über
die
folgenden
Eigenschaften
der
Qualia
und
über
die
Möglichkeit
diskutiert,
sie
mit
physikalischen
Begriffen
zu
erfassen:
*Qualia
sind
unaussprechlich.
*Qualia
sind
intrinsisch:
Sie
sind
an
der
Erlebnisperspektive,
die
Perspektive
der
ersten
Person
gebunden.
*Qualia
sind
dem
Bewusstsein
unmittelbar
oder
direkt
zugänglich
...“
(Teichert
2006,
S.
140).
3
Vgl.
z.B.
Frede,
Dorothea:
Platons
„Phaidon“
–
Der
Traum
der
Unsterblichkeit
der
Seele.
Darmstadt
1999.
Besonders
wichtig
ist
in
diesem
Zusammenhang
das
Werk
Menon
81
c‐d,
Platon
behauptet
folgendes:
(1)
Durch
die
Geburt
verliert
die
Seele
das
Wissen
(der
Ideen),
(2)
Die
Seele
ist
unsterblich
und
wird
mehrfach
geboren.
(3)
Lernen
ist
das
Erinnern
an
den
pränatalen
Seelenzustand
(ἀνάμνησις).
(Vgl.
Platon:
Menon
(Übers.
v.
Georgii,
Ludwig),
in:
Loewenthal,
Erich
(Hrsg.):
Platon.
Sämtliche
Werke.
Bd.
1,
Darmstadt
2004,
S.
411‐458,
hier
S.
429.)
1
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
nicht
nur
des
Menschen,
sondern
aller
Lebwesen.4
Damit
wird
eine
Grundunterscheidung
angezeigt,
die
für
die
heutige
Philosophie
von
hohem
Interesse
ist,
nämlich
wie
Leib
und
Seele
bzw.
Mentales/Psychisches
und
Physisches
zusammengehören:
das
Leib‐Seele‐Problem.
Hier
wird
häufig
zwischen
Substanzdualismus
(wohl
eher
Platon)
und
Substanzmonismus
(wohl
eher
Aristoteles)
unterschieden.
In
der
Philosophie
der
Neuzeit
kristallisierte
sich
aus
den
Debatten
ein
Grundsatzproblem
heraus,
welches
Bieri
als
ein
„Trilemma“
systematisiert:
Die
folgenden
drei
Thesen
bilden,
so
Bieri,
einen
logischen
Widerspruch:
„(1)
Mentale
Phänomene
sind
nicht‐physische
Phänomene.
(2)
Mentale
Phänomene
sind
im
Bereich
physischer
Phänomene
kausal
wirksam.
(3)
Der
Bereich
physischer
Phänomene
ist
kausal
geschlossen.“5
Bieris
„Trilemma“
findet
seine
Wurzeln
vor
allem
in
der
Philosophie
der
Neuzeit.
Daher
sei
nun
ein
kurzer
Blick
auf
einen
der
wichtigsten
Philosophen,
dessen
Theorie
in
der
Gegenwart
häufig
referiert
wird,
geworfen:
Descartes.
Er
gilt
als
Substanzdualist,
das
heißt
er
trennt
die
physische
von
der
psychischen
Substanz.6
Durch
Descartes
erkennen
wir
schon
eine
wesentliche
Aufgabe
der
Philosophie
der
Gegenwart:
die
Spannung
zwischen
Körper
und
Geist
zu
lösen.
Hierbei
liefern
die
naturalistischen
Positionen
(siehe
unten),
einen
aus
der
Physikalistischen
Theorie
entspringenden
trivialen
Lösungsansatz:
Sie
verneinen
die
Existenz
von
zwei
Substanzen
und
gehen
von
einem
Monismus
aus.
Damit
lösen
sie
das
Problem
aber
nicht,
sondern
stellen
das
Problem
per se
in
Frage.
Doch
aus
einer
Trennung
zwischen
psychischen
und
physischen
ergibt
sich
ein
strukturelles
Problem,
nämlich
wie
sich
beide
„Substanzen“
zueinander
verhalten:
Gibt
es
gegenseitige
Verursachung?
Descartes
lässt
drei
Typen
von
Verursachungen
zu:
(1)
Mentales
verursacht
etwas
Mentales;
(2)
physisches
Ereignis
verursacht
etwas
Mentales;
(3)
Physisches
verursacht
etwas
Physisches.7
Nach
Descartes
haben
sich
zunächst
die
Occasionalisten
mit
dem
Leib‐Seele
Problem
beschäftigt.
Diese
Philosophen,
häufig
waren
es
Theologen
(z.B.
Malebranche),
hatten
einen
theozentrischen
Blick
auf
das
Problem:
Für
sie
war
die
Beziehung
zwischen
Körper
und
Geist
nicht
kausal,
sondern
transzendental8.
Erstmals
taucht
mit
Spinoza
eine
explizite
Gegenposition
zum
kartesischen
Substanzdualismus
auf:
der
Substanzmonismus.
Spinoza
gab
den
Dualismus
auf,
er
spricht
von
nur
einer
Substanz,
welche
beide
Attribute,
die
der
Ausdehnung
und
die
des
Denkens,
hat.
Damit
sind
also
die
physischen
und
psychischen
Phänomene
die
jeweilige
Modifikation
der
einen
Substanz:
Das
was
die
Idee
für
das
Denken
ist,
ist
die
Ausdehnung
für
den
Körper
(Beispiel:
Die
Idee
eines
Baums
und
ein
Baum
im
Park
ist
nicht
etwas
unterschiedliches,
es
ist
der
gleiche
Sachverhalt,
der
unter
zwei
verschiedenen
Attributen
ausgedrückt
wird.)
Damit
wird
eine
Interaktionsthese
hinfällig,
da
es
keinerlei
kausale
Beziehung
gibt,
sondern
es
lediglich
Modifikationen
der
einen
Substanz
sind.9
Ein
weiterer
großer
Denker
des
17.
Jh.
Gottfried
Wilhelm
Leibniz,
der
in
der
Theologie
durch
die
Theodizee
berühmt
wurde,
hat
noch
einen
weiteren
Lösungsweg
formuliert,
den
Psychophysischen Parallelismus.
Für
ihn
sind
alle
Grundelemente
des
Universums
einfache
Substanzen,
und
zwar
sind
diese
immatriell,
jedoch
nicht
rein
geistiger
Art
wie
bei
Descartes
Dualismus.
Die
immatriellen
Substanzen
sind
nämlich,
nach
Leibniz,
mit
einem
Körper
verbunden.
Dem
Okkasionalismus
steht
er
sehr
kritisch
gegenüber,
da
es
seinem
Gottesbild
widerspricht,
dass
Gott
ununterbrochen
verursacht.
Leibniz
geht
eher
von
einer
4
Vgl.
Teichert,
Dieter:
Einführung
in
die
Philosophie
des
Geistes.
Darmstadt
2006,
S.
31.
Aristoteles
hat
ein
ganzes
Werk
diesem
Thema
gewidmet:
περι
ψυχή
(De
anima)
(Vgl.
Vgl.
Aristoteles:
Über
die
Seele
(griechisch‐deutsch,
dt.
von
Theiler,
Willy/Seidl,
Horst),
Hamburg
1995).
Alles
was
Stoffwechsel
hat,
sich
reproduzieren
kann,
was
wachsen
kann
und
was
vergehen
kann,
hat
eine
Seele,
so
Aristoteles
(Vgl.
De
An
415a23‐26).
Doch
ein
Mensch
ist
kein
Tier
und
deshalb
hat
Aristoteles
ein
hierarchisches
Stufenmodell
der
Lebewesen
entwickelt:
An
oberster
Stelle
steht
das
komplexeste
leistungsfähige
und
vollkommene
Lebewesen.
zusammengefasst:
Die
Pflanze
hat
Stoffwechsel,
das
Tier
hat
hinzu
noch
Wahrnehmung
und
der
Mensch
hat
hinzu
noch
Vernunft.
Was
heißt
das
nun
für
Körper
und
Geist?
Aristoteles
bricht
die
krasse
Trennung
der
platonischen
Seelenvorstellung
auf
und
fügt
Körper
und
Geist
in
einer
Einheit
zusammen,
allerdings
(!)
sind
Körper
und
Seele
bei
Aristoteles
dennoch
nicht
identisch.
Aristoteles
vertritt
einen
Eigenschaftsdualismus:
„Die mentalen Eigenschaften kommen nicht dem Körper an sich zu,
sondern sie gehören zu einem in bestimmter Weise geformten Körper“ (Teichert
2006,
S.
32).
5
Bieri,
Peter:
Analytische
Philosophie
des
Geistes.
Bodenheim
21993,
S,
5.
6
Descartes
erkennt
durch
die
Methode
des
Zweifels,
dass
folgender
Satz
wahr
sein
muss:
„(D)ieser
Satz:
,Ich
in,
ich
existiere’
(ist),
so
oft
ich
ihn
ausspreche
oder
in
Gedanken
fasse,
notwendig
wahr
...“
(Descartes,
René:
Die
Leidenschaft
der
Seele
(dt.
von
Hammacher,
K.),
Hamburg
1996,
S.
18.)
In
anderen
Worten:
„,Ich
denke
den
Gedanken
G’
ist
jedes
Mal
wahr,
wenn
ich
den
Gedanken
G
denke“
(Teichert
2006,
S.
36)
oder
noch
kürzer:
Cogito
ergo
sum.
Doch
Cogitatio
ist
bei
Descartes
mehr
als
nur
denken,
sondern
auch
Wollen,
Vorstellen
und
Empfinden.
(Vgl.
Ders.,
S.
37)
Nun,
wie
lassen
sich
denn
die
beiden
Substanzen,
die
ja
von
Gott
geschaffen
wurden,
differenzieren?
Beide
haben
unterschiedliche
Attribute,
einmal
das
Attribut
der
Ausdehnung,
dies
hat
der
Körper,
und
zum
anderen
das
Attribut
des
Denkens,
dieses
hat
der
Geist/die
Seele/das
Mentale.
Für
Descartes
sind
Körper
und
Geist
prinzipiell
unabhängig
von
einander,
da
beide
ganz
unterschiedliche
Eigenschaften
haben,
die,
so
Descartes,
unabhängig
voneinander
sind.
(Vgl.
Descartes,
René:
Philsophische
Schriften
(dt.
von
Buchenau,
A.),
Hamburg
1996,
S.
55f.)
7
Vgl.
Descartes,
René:
Oeuvres
et
Lettres
(hrsg.
v.
Bridoux,
A.),
Paris
1953,
S.
824‐854.
Vgl.
acuh
Carrier,
Martin/Mittelstraß,
Jürgen:
Geist,
Gehirn,
Verhalten
–
Das
Leib‐Seele‐Problem
und
die
Philosophie
der
Psychologie,
Berlin
1989,
S.
17‐20.
8
(a)
„Alle
endlichen
Gegenstände
–
sowohl
körperliche
als
auch
geistliche
Substanzen
–
besitzen
keinerlei
genuine
kausale
Wirksamkeit.“
b)
„Gott
ist
der
einzige
genuin
kausale
Akteur.
Gott
verursacht
direkt
und
unmittelbar
alles,
was
geschieht.“
(Teichert
2006,
S.
42)
9
Vgl.
Teichert
2006,
S.
43f.
2
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
Erstverursachung
in
der
Schöpfung
aus,
also
der
Grund
zum
Arzt
zu
gehen
ist
nicht
der
Schmerz,
sondern,
dass
ich
zum
Arzt
gehe,
ist
schon
vorher
beschlossen
gewesen:
„In
Wahrheit
ist
schon
immer
festgelegt,
wie
mein
Körper
sich
zu
einem
bestimmten
Zeitpunkt
bewegen
wird“10,
dies
gilt
auch
für
die
Gedanken
und
Empfindungen.
Gott
hat
also
eine
Synchronität
von
Körper
und
Geist
in
der
Schöpfung
verursacht.
Damit
ist
das
Problem
gänzlich
aufgelöst.
Im
19.
Jahrhundert
entwickelten
Huxley
und
Haeckel
eine
weitere
Theorie,
den
Epiphänomenalismus.
Diese
akzeptiertden
Substanzdualismus,
lehnen
aber
mentale
Verursachung
von
etwas
Physikalischen
strikt
ab.
Für
sie
gilt
folgendes:
„Mentale
oder
geistige
Prozesse
sind
Begleiterscheinungen
(Epiphänomene)
der
physischen
Ebene“11
(oder
der
Substanz),
sie
verursachen
sie
nicht.
Das
Physische
verändert
aber
durchaus
das
Mentale
und
ist
deren
Verursacher.
Sie
schränken
die
Wirkungskraft
des
Mentalen
aber
noch
mehr
ein,
indem
sie
sagen,
dass
das
Mentale
nicht
einmal
auf
seiner
eigenen
Ebene
die
Kraft
der
Verursachung
hat,
also
Mentales
kann
nicht
Mentales
verursachen.
In summa
ist
also
die
kausale
Kraft
des
Mentalen
nichtig.
(Ein
Beispiel:
Die
Schmerzen
in
meiner
Hand
sind
nicht
der
Grund
warum
ich
zum
Arzt
gehe,
sondern
die
Reizung
der
Nervenfasern
in
meiner
Hand,
die
Schmerzen
sind
eine
Begleiterscheinung,
ein
Epiphänomen.)
Das
Problem
dieser
Position
ist:
was
wäre
wenn
ich
keine
Schmerzen
empfinden
würde,
dann
würde
ich,
nach
Huxley
und
Haeckel
trotzdem
zum
Arzt
gehen.
Jegliche
Funktionalität
dem
Mentalen
abzuschreiben,
scheint
keine
Lösung
zu
sein,
da
das
Mentale
nicht
rein
zufällig
sein
und
auch
nicht
entbehrlich
sein
kann.
„Zwar
bietet
der
Epiphänomenalismus
den
Vorteil,
im
Zeitalter
der
Naturwissenschaften
keine
spekulativen
Annahmen
über
die
kausale
Verursachung
physischer
Ereignisse
durch
den
Geist
machen
zu
müssen.
Aber
dieser
Vorzug
scheint
mit
einem
gravierenden
Nachteil
erkauft
zu
werden,
denn
der
Geist
wird
eigentlich
überflüssig.“12
Hier
endet
nun
der
historische
Exkurs,
da
nun
das
Augenmerk
auf
die
aktuelle
Entwicklung
im
20.
und
21.
Jahrhundert
beleuchtet
werden
soll,
besonders
der
Materialismus.
Das
einführende
Zitat
von
Fodor
zeigt,
dass
es
gute
Argumente
gegen
den
Materialismus
zu
geben
scheint,
aber
dass
die
Position
doch
das
geringere
„Übel“
sei.
Doch
hierfür
muss
der
cartesische
Dualismus
aufgehoben
werden,
dies
wird
vor
allem
in
den
Naturwissenschaften
(bes.
den
Neuro‐
und
Kognitionswissenschaften)
argumentativ
wie
folgt
versucht:
sie
behaupten:
(1)
mentale
Phänomene
sind
eine
Art
von
materiellen
Phänomenen;
(2)
Mentales
kann
durch
materielle
Entitäten,
bzw.
materiellen
Prozessen,
erklärt
werden.
Hieraus
folgt
also,
im
Anklang
an
Spinoza,
eine
Monismus:
In
diesem
Aufsatz
wird
ein
Substanzmonismus
besonders
beleuchtet,
nämlich
der
Materialismus.13
Behaviorismus
Die
erste
–
schon
überholte
–
Theorie,
die
allerdings
für
die
Leib‐Seele‐Debatte
von
großer
Bedeutung
ist,
hängt
mit
der
Entwicklung
der
Psychologie
in
der
Mitte
des
letzten
Jahrhunderts
zusammen.
Im
Zentrum
dieses
Ansatzes
stehen
die
Reize,
die
auf
den
Organismus
von
außen
einwirken
und
dann
die
Reaktionen
des
Organismus,
die
aufgrund
der
Reizung
beruhen.
Schließlich
wurde
alles
nach
dem
Muster
Reiz‐
Reaktion
interpretiert
und
zum
alleinigen
Credo.
Doch
was
hat
diese
Theorie
nun
mir
dem
materialistischen
Monismus
zu
tun?
Dies
erklärt
der
Behaviorist
Rudolf
Carnap:
„(D)ie
Psychologie
ist
ein
Zweig
der
Physik.“14
Folgender
Grundsatz
ergibt
sich
für
die
analytische
Philosophie
des
Geistes:
„Jede
sinnvolle
Aussage
über
mentale
oder
physikalische
Phänomene
kann
in
eine
bedeutungsgleiche
Aussage
übersetzt
werden,
die
ausschließlich
physische
Phänomene
–
nämlich
Phänomene
des
Verhaltens
und
des
Körpers
–
erwähnt.“15
Dies
ist
ein
materieller
Monismus.
Es
geht
also
darum
das
Psychische
in
das
Physische
zu
übersetzen
und
hierbei
ist
nur
jener
Satz
war,
der
falsifizierbar
ist,
also
der
sich
empirisch
überprüfen
lässt.16
Sie
entwickelten
die
Theorie
der
Idealsprache,
in
welcher
wahre
Aussagen
gebildet
10
Ders.,
S.
45.
11
Ebd.
12
Ders.,
S.
46.
13
Grundsätzlich
gilt
es
drei
Arten
von
Monismus
zu
unterscheiden:
(1)
Idealismus/Mentalismus/Immaterialismus:
Die
Materie
spielt
hier
keine
Rolle,
alles
geht
vom
Mentalen
aus.
„Physische
Manifestation
des
Geistes
sind
auf
der
Basis
der
immateriellen
Substanz
und
ihrer
Eigenschaften
zu
erklären.“13
(2)
Materialismus/Physikalismus/Naturalismus:
Der
Geist
ist
ein
Ergebnis
der
materiellen
Substanz.
Das
Mentale
erklärt
sich
durch
den
Materialismus.
(3)
Mentaler
Monismus:
„Es
gibt
eine
einzige
Substanz,
der
sowohl
physische,
wie
auch
mentale
Eigenschaften
zukommen.“13
Die
Substanz
ist
weder
durch
das
physische
noch
durch
das
mentale
angemessen
zu
definieren.
Beispiele:
Spinozas
Substanzmonismus.
In
diesem
Aufsatz
liegt
der
Schwerpunkt
auf
dem
Materialismus.
14
Carnap,
Rudolf:
Psychologie
in
physikalischer
Sprache,
in:
Erkenntnis
3
(1932),
S.
107‐142,
hier
S.
107.
15
Teichert
2006,
S.
54.
16
Vgl.
Hempel,
Carl
Gustav:
The
logical
analysis
of
psychology,
in:
Feigl,
H./Sellars,
W.
(Hrsg.):
Readings
in
philosophical
analysis.
New York 1949, S. 373‐384, bes. S. 116.
3
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
werden.
Diese
Universalsprache
ist
nach
logischen
Erfordernissen
konzipiert
und
gedacht.
Doch
wie
lässt
sich
argumentativ
gegen
diese
Theorie
vorgehen?
Mentale
Phänomene
sind
für
den
Behaviorismus
problematisch,
da
denken,
raten,
beurteilen
nicht
sichtbare
Handlungen
sind.
Entweder
können
die
Behavioristen
leugnen,
dass
es
diese
Prozesse
gibt
oder
sie
akzeptieren,
dass
es
Verhalten
gibt,
dass
nicht
sichtbar
ist.
Beide
Auswege
aus
dem
Dilemma
implizierte
eine
notwendige
Erweiterung
des
Behaviorismus
oder
seine
Aufgabe.
Eine
weitere
Kritik
gegen
den
Behaviorismus
liefert
Wittgenstein
(nach
der
Revidierung
seiner
Theorie
aus
„Tractatus“)
(er
wird
in
diesem
Zusammenhang
auch
als
„Vertreter
der
normalen
Sprache“
bezeichnet.17)
Die
Übersetzungen,
die
Carnap
anbietet,
damit
der
Behaviorismus
funktioniert,
sind
nicht
sehr
einleuchtend,
besonders,
wenn
er
davon
spricht,
dass
die
Mitteilung
von
Schmerzen
eine
Übersetzung
anbietet.
Denn
hier
liegt
der
Schwerpunkt
nicht
in
den
Schallwellen,
sondern
in
der
bedeutungstragenden
Sprache.
Auch
das
Schmerzverhalten
ist
keine
geeignete
Übersetzung,
denn
ein
Schauspieler
kann
einen
Herzinfakt
spielen,
obwohl
er
keinen
hat,
oder
ein
Gelähmter
hat
Schmerzen,
kann
sie
aber
nicht
zeigen.
Eine
Identifikation
von
Schmerzverhalten
und
Schmerzen,
als
auch
die
Identifikation
zwischen
sprachlich
Artikulation
von
Schmerz
und
Schmerzen
laufen
also
fehl.18
Somit
ist
der
Behaviorismus,
der
versucht
das
Mentale
in
physikalischer
Sprache
zu
formulieren
gescheitert.
Physikalistische Identitätstheorie
Die
Identitätstheoretiker
akzeptieren
im
Gegensatz
zu
den
Behavioristen
die
Existenz
von
mentalen
Zuständen,
,
daher
sind
sie
keine
„harten“
Substanzmonisten.
In
dieser
Theorie
können
mentale
Zustände
sogar
introsperspektiv
wahrgenommen
werden.
Der
Unterschied
zum
Dualismus
ist
besteht
darin,
dass
es
sich
bei
den
mit
mentalen
Prädikaten
bestimmten
Zuständen
um
eine
spezielle
Art
von
materiellen
Zuständen
handelt.“19
Der
Grundsatz
der
Identitätstheoretiker,
ist
wie
der
Name
schon
sagt
die
Identität,
also:
Der Geist ist das Gehirn.
Für
ihre
Argumentation
nutzen
sie
das
principium identitatis
indiscernibilium,
welches
besagt,
dass,
wenn
zwei
Gegenstände
in
allen
Eigenschaften
übereinstimmen,
diese
auch
ununterscheidbar
sind.
Die
Identitätstheoretiker
formulieren
synthetische
Sätze
a posteriori,
indem
„(e)ine
Bestimmung
mit
mentalen
Begriffen
und
eine
physikalische
Bestimmung
...
als
zwei
unterschiedliche
Bezugsweisen
auf
ein
und
denselben
Sachverhalt
behandelt.20
Bei
den
Identitätstheoretikern
spielt
vor
allem
die
numerische
Identität
eine
entscheidende
Rolle:
z.B.
ist
ein
Gefühl
numerisch
identisch
mit
einem
klar
bestimmten
Zustand
des
Nervensystems.
Also:
Jede
mentale
Eigenschaft
bzw.
jeder
mentale
Zustand
ist
a posteriori
identisch
mit
einer
physischen
Eigenschaft
bzw.
einem
physischen
Zustand.“21
Hieraus
folgt
für
das
Verhältnis
zwischem
Mentalem
und
Physischem,
dass
es
keine
kausalen
Beziehungen
(wie
bei
dem
cartesischen
Dualismus)
zwischen
Geist
und
Körper
geben
kann,
da
beides
eben
identisch
ist;
es
kann
also
kein
Interaktionsproblem
geben.
Wiederholt
man
das
Trilemma,
erkennt
man,
dass
Identitätstheoretiker
den
ersten
Satz
(Mentale
Phänomene
sind
nicht‐
physische
Phänomene)
nicht
lösen,
sondern
als
falsch
charakterisieren.
Es
gibt
zwei
große
Strömungen
innerhalb
der
Identitätstheorie,
die
nun
kurz
vorgestellt
werden:
TypenIdentitätstheorie.
Die
Typenidenitätstheoretiker
finden
sich
vor
allem
in
den
50er
Jahren
des
letzten
Jahrhunderts
(Feigl,
Place,
Smart).
Die
typetype identity theory
geht
vor
allem
davon
aus,
dass
„jeder
Typ
eines
physischen
Zustande
...
identisch
(ist)
mit
einem
physischen
Zustandstyp.“22
Also
ein
Schmerz
S
ist
identisch
mit
einer
C‐Fasern‐Aktivität,
diese
heißt
auch,
dass
S
genau
dann
auftritt,
wenn
es
eine
C‐Fasern‐Aktivität
gibt.
Das
Ergebnis
lautet
also,
dass
jedes
mentale
Prädikat
sich
einfach
durch
ein
physikalisches
Prädikat
ersetzten
lässt.
4
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
physischen
Zuständen
...
abgeschwächt
(werden).“24
Der
klare
Vorteil
ist,
dass
man
mehr
Präzision
erreicht.
„Bei
der
Token‐Identität
gibt
es
keine
robusten
und
überschaubaren
Beziehungen
zwischen
mentalen
und
physischen
Zustandsarten
mehr,
sondern
Beziehungen
zwischen
eine
Vielzahl
individueller
Zustände,
die
in
aufwendigen
empirischen
Untersuchungen
zu
bestimmen
wären.“25
Kritik an der Identitätstheorie. Der
Substanzdualist
würde
Folgendes
kritisch
äußern:
dass
die
Identitätstheoretiker
nicht
gezeigt
hätten,
dass
es
sich
wirklich
um
zwei
unterschiedliche
Bezugsformen
eben
nur
einer
einzigen
Tatsache
handelt.
Die
Identitätstheoretiker
sind
zwar
Monisten,
gehen
aber
davon
aus,
ohne
ihn
zu
beweisen.
Einer
der
bedeutendsten
Kritiker
war
Saul
Kripke26:
Für
Kripke
ist
es
denkbar,
dass
es
eine
Sachlage
gibt,
in
der
S
ohne
C‐Fasern
Aktivität
vorkommt:
„Für
die
Fixierung
der
Bedeutung
von
Schmerz
ist
es
wesentlich,
wie
Schmerz
sich
anfühlt.
Schmerz
ist
wesentlich
ein
Zustand,
der
von
Individuen
erlebt
wird.“27
Der
Satz,
dass
S
mit
C
identisch
ist,
ist
also
nicht
notwendig
wahr,
sondern
nur
kontingent
wahr.
„Denn
nichts
verbietet
die
Vorstellung,
dass
anstelle
von
C‐Fasern
andere
neuronale
Strukturen
den
Schmerz
konstituieren.“28
Nach
Kripke
sind
also
nicht
mit
Notwendigkeit
gültig.29
Putnam30
führte
folgende
Argumentationen
gegen
die
Identitätstheorie
ins
Feld:
„S=C“
unterscheidet
sich
sowohl
von
„Wasser
=
H2O“,
denn
die
Identität
zwischen
S
und
C
ist
eben
nicht
so
stabil
wie
Wasser
und
H2O.
Denn
S
kann
auch
durch
D‐Fasern‐Aktivität
erzeugt
werden
oder
aufgrund
ganz
und
gar
anderer
materiellen
Prozessen.
Nach
dieser
schlagenden
Kritik
spielt
die
Identitätstheorie
seit
den
1970ern
kaum
noch
eine
Rolle.
Putnams
Kritik
lässt
sich
wie
folgt
zusammenfassen:
„Es
gibt
keine
intrinsischen
Eigeschaften
physikalischer
Zustände,
aufgrund
derer
diese
mit
bestimmten
mentalen
Zuständen
identisch
sind.
Putnams
Argument
wird
unter
dem
Stichwort
,multiple
Realisierbarkeit’
des
Mentalen
diskutiert.“31
Diese
Kritik
richtet
sich
vor
allem
gegen
die
Typen‐Identität,
denn
für
die
Token‐Identität
stellt
die
multible
Realisisierbarkeit
kein
Problem
dar.
Trotzdem
gibt
es
auch
gegen
die
Token‐Identität
deutliche
Kritik:
„Kritiker
argumentieren,
dass
in
ihrem
Rahmen
empirisch
gehaltvolle
Aussagen
über
Relationen
von
mentalen
und
physischen
Zuständen
zwar
nicht
ausgeschlossen
sind,
aber
sehr
komplex
werden
können.
Zudem
wird
kritisiert,
dass
lediglich
Korrelationen
aufgewiesen
werden,
aber
keine
Identität
bewiesen
ist.“32
Anomaler Monismus und Supervenienz
Die
Theorie
des
anomalen
Monismus33
und
der
Supervenienz
wurde
vor
allem
von
Donald
Davidson
entwickelt34.
Diese
Theorie
lässt
sich
dem
Materialismus
zuordnen,
obwohl
dem
mentalen
eine
spezifische
Eigenständigkeit
zukommt.
Die
harten
Materialisten
kritisieren
deshalb
diese
Theorie
und
postulieren
eine
gewisse
Nähe
zum
Dualismus.35
Davidson
knüpft
an
der
Identitätstheorie
an
und
postuliert
eine
Identät
von
mentalen
und
physischen
Zuständen.
Die
Ontologie
Davidsons
ist
nicht
geprägt
durch
den
Substanzbegriff,
sondern
durch
den
Ereignis‐Begriff.
Er
sagt,
dass
es
keine
Möglichkeit
von
Brückengesetzen
gibt,
also
ein
psychophysisches
Gesetz,
welches
„...
eine
Verbindung
her(stellt)
zwischen
24
Ebd.
25
Ders.,
S.
75.
26
Kripke,
Saul:
Namimg
and
necessity.
Cambridge,
MA
1980.
27
Teichert
2006,
S.
76
28
Ebd.
29
Vgl.
Ders.,
S.
77.
30
Vgl.
Bieri
1993,
S.
123‐135.
31
Teichert
2006,
S.
78.
32
Ebd.
33
Es
gibt
3
Formen
von
Monismus:
(1)
Nomologischer
Monismus:
„Es
gibt
Gesetze,
welche
die
psychologischen
und
die
physikalischen
Beschreibungen
eines
Ereignisses
korrelieren.“
(Teichert
2006,
S.
80)
Ein
Beispiel
wäre
der
Materialismus,
wenn
er
psychische
Ereignisse
als
physische
Ereignisse
bestimmt.
(2)Anomaler
Monismus:
„Es
gibt
keine
(!)
Gesetze,
welche
die
psychologischen
und
die
physikalischen
Beschreibungen
eines
Ereignisses
in
Beziehung
setzen.
Mit
psychologischen
Prädikaten
bestimmte
Ereignisse
und
mit
physikalischen
Prädikaten
bestimmte
Ereignisse
können
ontologisch
identisch
sein.“
(Ebd.)
(3)
Nomologischer
Dualismus:
Es
gibt
Gesetze,
welche
die
mit
psychologischen
Prädikaten
beschriebenen
Ereignisse
und
die
mit
physikalischen
Prädikaten
bestimmten
Ereignisse
korrelieren.
Mit
psychologischen
Prädikaten
bestimmte
Ereignisse
und
mit
physikalischen
Prädikaten
bestimmte
Ereignisse
sind
ontologisch
nicht
identisch.
Parallelismus,
Interaktionismus,
Epiphänomenalismus
gehören
in
diese
Kategorie.“
(Ebd.)
Anomales
Dualismus:
Es
gibt
keine
Gesetze,
welche
die
psychologischen
und
physikalischen
Bestimmungen
eines
Ereignisses
in
Beziehung
setzen.
Mit
psychologischen
Prädikaten
bestimmte
Ereignisse
und
mit
physikalischen
Prädikaten
bestimmte
Ereignisse
sind
ontologisch
nicht
identisch.
Nach
Davidson
vertritt
Descartes
diese
Auffassung.“
(Ebd.)
34
Vgl.
Davisdon,
Donald:
Mentale
Ereignisse,
in:
Bieri
1993,
S.
73‐92.
35
Vgl.
Teichert
2006,
S.
79.
5
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
einer
mentalen
Beschreibung
eines
bestimmten
Ereignisses
und
einer
physikalischen
Beschreibung
desselben
Ereignisses.“36
Brückengesetze
sind
keine
(!)
kausalen
Beziehungen.
Anomaler Monismus. Davidson
geht
von
drei
Grundsätzen
aus:
1.
Das
Prinzip
der
kausalen
Wechselwirkung:
Dieses
geht
beruht
darauf,
dass
einige
mentale
Ereignisse
in
kausaler
Wachselwirkung
zu
physikalischen
Ereignissen
stehen.
Die
Handlung
einer
Person
wird
durch
Überzeugungen
und
Wünsche
verursacht.
Diese
Handlungen
führen
also
zu
Veränderungen
in
der
physikalischen
Welt.
2.
Das
Prinzip
des
nomologischen
Charakters
der
Kausalität.
Wenn
man
von
Kausalität
spricht,
erfordert
diese
Gesetze,
die
determiniert
sind.
3.
Prinzip
des
anomalen
Monismus:
„Es
gibt
keine
strikten
psychophysischen
Gesetze,
die
es
gestatten,
mentale
Ereignisse
vorherzusagen
oder
zu
erklären.“37
Die
Prinzipien
scheinen
nicht
so
einfach
kompatibel
zu
sein.38
Um
dieses
zu
verstehen,
muss
man
nach
Davidson
das
Mentale
zunächst
in
zwei
Teile
gliedern:
intentionale
Zustände
und
nicht‐intentionale
Zustände.
Intentionale
Zustände
sind
Wünsche
oder
Überzeugungen,
nicht‐intentionale
Zustände
sind
Empfindungen.
Die
These
des
„Anomalen
Monismus“
bezieht
sich
nur
auf
die
intentionalen
Zustände:
Also
eine
Anomalie
der
intentionalen
Ereignisse.
So
erklärt
sich,
dass
er
sagt,
dass
es
„...
keine
strikten
deterministischen
Gesetze
(gibt),
die
es
gestatten,
intentionale
Zustände
(Überzeugungen
und
Wünsche)
vorherzusagen
oder
zu
erklären.“39
Doch
was
ist
nach
Davidson
die
Ursache
intentionaler
Ereignisse?
Davidson
ist
der
Meinung,
dass
wir
unsere
Überzeugung
oder
Wünsche
aufgrund
von
Prinzipien
der
Rationalität
und
Kohärenz
bilden.
Hierbei
ist
zu
beachten,
dass
Wünsche
und
Überzeugungen
verknüpft
sind
mit
anderen
Überzeugungen
und
Wünschen.
Daher
sind
die
einzelnen
Wünsche
und
Überzeugungen
Teil
eines
Neztes
von
Wünschen
und
Überzeugungen.
In
der
Philosophie
wird
dies
als
„Holismus
des
Mentalen“
bezeichnet.40
Auf
physikalischer
Ebene
können
wir
solch
einen
Holismus
scheinbar
nicht
finden.
Davidson
ist
ein
strikter
Gegner
der
Reduzierbarkeit
psychologischer
Begriffe
auf
physikalischer
Ebene,
da
diese
in
die
Irre
führen,
denn
ein
Mensch
kann
seine
Meinung
revidieren
und
dies
würde
den
Reduktionismus
widersprechen.
Supervenienz. Nach
Davidson
gibt
es
keine
Symmetrie
des
Mentalen
und
des
Physischen,
so
wie
es
die
Identitätstheorie
besagt:
Für
ihn
gibt
es
aber
die
Möglichkeit
der
assymetrischen
Verhältnisse.
Diese
beschriebt
er
durch
die
Supervenienz:
„Dass
physische
Eigenschaften
auf
supervenieren
heißt:
psychische
Eigenschaften
sind
durch
die
physikalischen
Eigenschaften
bedingt.
Diese
Abhängigkeit
der
mentalen
Phänomene
von
den
physischen
Tatsachen
besagt,
dass
Unterschiede
auf
der
Ebene
des
Psychischen
nur
auf
Grund
von
physischen
Unterschiedene
möglich
sind.
Die
physischen
Tatsachen
sind
fundamental
und
verantwortlich
für
die
psychischen
Phänomene.“41
Hierbei
schließt
er
aus,
dass
zwei
psychische
Phänomene
ein
psychisches
Phänomen
realisieren.
Allerdings
können
zwei
physische
Phänomene
ein
psychisches
Phänomen
realisieren:
Ein
a
(psychsiches
Phänomen)
superveniert
auf
b1
und
b2
(b
=
physisches
Phänomen).
Damit
ist
das
Problem
der
multiplen
Realisierbarkeit
der
Identitätstheorie
(vgl.
Kritik
von
Kripke)
gelöst:
„Damit
ist
klar,
dass
physische
und
psychische
Eigenschaften
nicht
im
Sinne
der
Identitätstheorie
identisch
sind.
Aber
es
gibt
im
Fall
der
Supervenienz
einen
klaren
Zusammenhang
und
eine
Abhängigkeit
der
psychischen
von
den
psychsichen
Eigenschaften.42
Funktionalismus
Vor
dem
Funktionalismus
lag
der
Fokus
vor
allem
auf
den
neuronalen
Vorgängen
(Geist
ist
Gehirn),
die
neue
Theorie
allerdings
„arbeitet
...
auf
einem
höheren
Abstraktionsniveau.
Fragestellungen
und
Überlegungen
von
Disziplinen,
die
bislang
keine
Rolle
spielten,
werden
zentral.
Die
Informatik,
die
Forschung
zur
künstlichen
Intelligenz
(KI),
die
Kognitionswissenschaften
liefern
dem
Funktionalismus
wichtige
Grundbegriffe.“43
Entstanden
ist
der
Funktionalismus
vor
allem
in
den
60er
Jahren
und
tritt
in
vielen
Varianten
auf.
Zu
den
wichtigsten
Vertretern
zählen
Hilary
Putnam,
Jerry
Fodor,
Daniel
Dennett
und
David
Lewis.44
In
der
Regel
gehören
die
Funktionalisten
zu
den
Materialisten
oder
Physikalisten.
Die
36
Ders.,
S.
79.
37
Ders.,
S.
81.
38
Für
die
3
Pinzipien
vgl.
Davidson
1993,
S.
73f.
39
Teichert
2006,
S.
81.
40
Vgl.
Elsfeld,
Michael:
Holismus
in
der
Philosophie
des
Geistes
und
in
der
Philosophie
der
Physik,
Frankfurt
a.M.
2002.
41
Teichert
2006,
S.
86.
Vgl.
hier
auch
Davison
1993,
S.
79ff.
42
Ders.,
S.
86f.
43
Ders.
2006,
S.
89.
44
Vgl.
Ebd.
6
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
Theorie
an
sich
schließt
allerdings
nicht
immaterielle
Entitäten
mit
mentalen
Zuständen
per se
aus.
Allerdings
ist
der
Mainstream
durch
die
Position,
dass
die
Neurophysiologie
die
kausalen
Verhältnisse
bestimmen
kann,
materialistisch
geprägt.45
Die These des Funktionalismus.
Der
Funktionalismus
knüpft
an
der
Supervenienztheorie
an,
denn
sie
löst
zunächst
das
Problem
der
multiblen
Realisierbarkeit.
Die
Grundthese
des
Funktionalismus
lautet
wie
folgt:
„Mentale
Zustände
sind
Zustände,
die
eine
bestimmte
kausale
Rolle
in
einem
System
haben.“46
Für
den
Funktionalismus
sind
die
kausalen
Beziehung
zwischen
den
Zuständen
und
Aktivitäten
vom
hohem
Interesse.
Für
den
Funktionalist
ist
die
Aufgabe
des
Schmerzes
eine
Reaktion
herbeizuführen,
die
gegen
das
schädigende
Einwirken
wirkt
(z.B.
das
Kühlen
der
Hand).
Hieraus
folgt
für
den
Funktionalist,
dass
Schmerzen
notwendig
sind
für
das
Überleben,
welches
auch
einleuchtet.47
Der
Identitätstheoretiker
interessiert
sich
im
Gegensatz
zum
Funktionalisten
für
die
neuronalen
Prozesse,
die
dem
physiologischen
zugrunde
liegen
(Denn
die
C‐Fasern‐Aktivität
konstituiert
den
Schmerz).
Hier
klinkt
sich
der
Funktionalist
aus
und
widerspricht,
denn
für
ihn
ist
es
durchaus
denkbar,
dass
a)
eine
C‐Fasern‐Aktivität
auch
für
andere
mentale
Zustände
verantwortlich
sein
kann
und
b)
dass
Wesen
ohne
C‐Fasern‐Aktivität
auch
schmerzen
haben
können.
„Es
ist
möglich,
das
Schmerzen
durch
sehr
verschiedenartige
biochemische
und
neuronale
Prozesse
realisiert
sind
(so
der
Funktionalist)
...
Erst
auf
der
Basis
der
funktionalen
Zusammenhänge
eines
komplexen
(!)
Systems
ergeben
sich
die
einschlägigen
mentalen
Phänomene.“48
Es
kommt
bei
dem
Funktionalismus
auf
das
Zusammenspiel
aller
kausaler
Faktoren
an,
diese
sind
entscheidend
für
mentale
Phänomene.
Die Marsmenschen Was interessiert den Funktionalisten?49
„Der
Funktionalist
nimmt
keinerlei
ontologische
Festlegungen
über
spezifische
mentale
Eigenschaften
oder
Substanzen
vor.“50
Im
Funtkionalismus
steht
die
strukturelle
Organisation
von
Systemteilen
im
Vordergrund
und
es
wird
über
ihr
Zusammenspiel
spekuliert.
Hieran
erkennt
man,
dass
der
Funktionalismus
auf
einer
viel
höheren
Abstraktionsebene
ist.
Doch
dies
hat
eine
nicht
unwichtige
Kosequenz:
Denn
wenn
es
„Artefakte
(Computer,
Roboter)
oder
Wesen
auf
anderen
Planeten
(,Marsmenschen’)
geben
würde,
die
die
Bedingungen
des
funktionalistischen
Schmerzbegriffes
erfüllen
würden,
so
hätten
diese
Wesen
Schmerzen.
Dies
gilt
auch
und
gerade
dann,
wenn
diese
Wesen
überhaupt
kein
Nervensystem
hätten,
das
demjenigen
der
Menschen
ähnelt.
Denn
entscheidend
sind
allein
die
Funktionen
und
die
kausalen
Verhältnisse
eines
Systems.
Nicht
das
Material,
sondern
die
funktionale
Organisation
des
Materials
ist
ausschlaggebend.51 Der
Funktionalismus
hat
große
Aufmerksamkeit
bekommen,
dadurch,
dass
die
These
verbreitet
wurde,
dass
der
Geist
wie
ein
Automat
bzw.
Computer
funktioniert.
Der
Geist
bekommt
Input
und
reagiert
darauf,
also
der
Input
verändert
die
internen
Zustände
des
Systems
und/oder
zeigt
einen
gewissen
Output.52
45
Vgl.
Ders.,
S.
93
46
Ders.,
S.
90.
Hier
ein
Beispiel:
Der
Schmerz
in
der
Hand
ist
(im
Sinne
von
Identifizierung)
nun
nicht
mehr
einfach
eine
Reizung
von
C‐Fasern,
sondern
ein
Zustand
aufgrund
einer
bestimmten
Ursache
(z.B.
der
Quetschung
der
Hand)
und
einer
Wirkung
(z.B.
schmerzverzerrtes
Gesicht)
die
durch
die
Ursache
ausgelöst
wird.
Also
Input:
Verletzung;
mentaler
Zustand:
Schmerz;
Output:
Schmerzverhalten.
47
Vgl.
Ebd.
48
Ders.,
S.
91.
49
Vgl.
Lewis,
David:
Verrückter
Schmerz
und
Marsmenschenschmerz,
in:
Ders.:
Die
Identität
von
Körper
und
Geist,
Frankfurt
am
Main
1989,
S.
39‐53.
50
Teichert
2006,
S.
92.
51
Ebd.
52
Wie
mein
aktuell
geöffnetes
Schreibprogramm
(ich
tippe
das
„i“
es
wird
vom
Mac
verarbeitet,
also
die
System
verändert
sich
und
ich
sehe
am
Bildschirm
das
„i“;
ich
fasse
auf
eine
Herdplatte,
mein
interner
Zustand
verändert
sich
(Schmerz),
und
ich
schreie
und
heule
laut
auf
und
ziehe
die
Hand
von
der
Herdplatte.).
Bei
der
Computer‐Analogie
müssen
wir
zwischen
Hardware
und
Software
unterschieden:
Die
Hardware
sind
die
unterschiedlichen
Artefakte
und
die
Software
ist
das
eigentliche
Programm,
welches
die
Optionen
ausführt
(Vgl.
Teichert
2006,
S.
94).
In
diesem
Zusammenhang
wird
deutlich,
dass
es
im
Funktionalismus
um
Realisierung
geht:
„Der
funktionale
Zustand
Z
wird
genau
dann
durch
die
physischen
Zustände
P1...Pn
realisiert,
wenn
P1...Pn
genau
diejenigen
kausalen
Rollen
ausüben,
welche
durch
den
funktionalen
Zustand
Z
fixiert
sind.“(Vgl.
Teichert
2006,
S.
95).
Alan
Turing
(Bedeutender
Wissenschaftler
für
die
Informatik
und
Kognitionswissenschaften.)
gilt
als
wichtiger
Meilenstein
des
Funktionalismus
und
des
daraus
entwickelten
Computer‐Funktionalismus.
Die
Grundthese
des
Computer‐Funktionalismus
ist,
dass
der
menschliche
Geist
genauso
wie
ein
Computer
funktioniert.
Turing
hat
einen
Test52
entwickelt,
nachdem
Computer
denken
können,
also
die
These
der
Künstlichen
Intelligenz.
Computer
sollen
also
mentale
Funktionen
ausführen
können.
53
Vgl.
Searl,
John:
Minds,
brains
and
programs,
in:
Behavioral
and
brain
sciences
3
(1980),
S.
417‐424.
54
Vgl.
Teichert
2006,
S.
101.
7
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
Sprachverstehen
hat
und
dies
ist
zentral
für
mentale
Phänomene.
Folgende
sechs
Gegenthesen
stellt
er
auf:
„(1)
Computer
und
Tuning‐Maschinen
operieren
aufgrund
formaler
oder
syntaktischer
Regeln.
(2)
Mentale
Zustände
und
Funktionen
wie
Verstehen
und
Denken
verwenden
Symbole
als
Träger
von
Bedeutung.
(3)
Syntax
ist
nicht
hinreichend
für
Semantik.
(4)
Intentionale
Zustände
haben
semantischen
Gehalt.
(5)
Die
Fähigkeit
zur
Ausführung
eines
syntaktischen
Programms
ist
nicht
hinreichend
für
die
Zuschreibung
intentionaler
Zustände.
(6)
Weil
Computer
nur
die
Fähigkeit
zur
Ausführung
syntaktischer
Operationen
haben,
kann
man
ihnen
keine
intentionalen
Zustände
(Verstehen,
Denken)
zuschreiben.“55
Searle
greift
in
Argument
(4)
auf
den
Begriff
der
Intentionalität
zurück.
Dieser
geht
vor
allem
auf
F.
Brentano
und
Husserl
zurück.
Was
versteht
man
unter
Intentionalität?
„Der
Begriff
Intentionalität
zur
Erläuterung
des
Bewusstseins
gebraucht.
Bewusstsein
gilt
als
grundlegende
Eigenschaft
mentaler
Wesen.
Die
These,
Bewusstsein
ist
intentional
strukturiert’
bedeutet:
Bewusstsein
ist
stets
gerichtet
auf
etwas.
...
Intentionalität
bezieht
sich
auf
(reale,
mögliche
oder
fiktive)
Sachverhalte.
Nach
Searle
ist
Intentionalität
an
neuronale
Strukturen
gebunden.
Sie
tritt
nur
bei
Lebewesen
und
nicht
bei
informationsverarbeitenden
Maschinen
auf.“56
Es
bleibt
aber
trotzdem
festzustellen,
dass
eine
mögliche
Niederlage
der
„Künstlichen
Intelligenz“
nicht
prinzipiell
sondern
nur
partiell
ausschließt,
dass
der
Geist
computional
funktioniert.
Theorie der mentalen Repräsentation
Die
Grundlage
dieser
Theorie
stammt
bereits
aus
dem
17.
Jahrhundert
von
John
Locke.57
Wünsche
und
Überzeugungen
werden
in
der
Philosophie
des
Geistes
als
intentionale
mentale
Zustände
klassifiziert.
Hierbei
ist
zu
Unterschieden
zwischen
erster
und
zweiter
Stufe.58
Die
Repräsentationale
Theorie
des
Geistes
(RTG)
geht
davon
aus,
„dass
es
sich
bei
den
mentalen
Repräsentationen
um
Gegenstände
handelt,
die
mit
physikalistischen
Begriffen
(im
weitesten
Sinn)
bestimmt
werden
können.“59
Hier
ist
wieder
ein
Materialismus
deutlich
und
dieser
steht
wieder
vor
der
Herausforderung,
dass
ein
materieller
Gegenstand
die
„Eigenschaft
des
Bezogenseins
und
des
Gerichtetseins
im
Sinn
der
Intentionalität
besitzt.“60
Jerry
A.
Fodor
versucht
für
sich
dieses
Problem
zu
lösen
und
eine
RGT
zu
entwickeln
auf
der
Basis
des
Materialismus.
Language of thoughtHypothese (LOT) Die Theorie Fodors.
Mentale
Repräsentationen,
welche
einen
begrifflichen
und
propositionalen
Inhalt
haben,
sind
für
ihn
in
neuronalen
Strukturen
realisiert.
Der
Mensch,
als
mentales
Wesen,
wird
hier
hauptsächlich
durch
seine
Überzeugungen
und
Wünsche
bestimmt:
Mein
Handeln
hat
seine
Ursache
in
deinem
Überzeugungen
und
Wünschen,
welche
durch
inferentielle
Zusammenhänge
definiert
sind.
Doch
wo
werden
die
propositionalen
Einstellungen
realisiert?
Die
Antwort
muss
bei
einem
Materialist
des
RTG
klar
sein:
Im
Gehirn/Geist
durch
mentale
Repräsentationen.
„Die
RTG
geht
davon
aus,
dass
es
propositionale
Einstellungen
und
mentale
Repräsentationen
wirklich
gibt.
Es
handelt
sich
demnach
nicht
um
spekulative
Modellbildungen,
durch
die
bestimmte
Abläufe
beschrieben
werden,
sondern
um
reale
(!)
Elemente,
die
eine
kausale
Rolle
übernehmen.“61
Soweit
ist
das
RTG
allgemein,
bei
Fodor
kommt
das
LOT
noch
ein
Spezifikum
dazu:
Nach
der
LOT‐Hypothese
werden
die
Repräsentationen
im
Medium
des
Gehirn
wie
folgt
organisiert,
nämlich
in
Semantik
und
Syntax,
eben
der
LOT.
Eine
weitere
Eigenschaft
des
LOT
ist,
dass
es
eine
kompositionale
Struktur
hat,
d.h.
dass
die
„Bedeutung
komplexer
Ausdrücke
sich
aus
den
Bedeutungen
der
einzelnen
Elemente
und
aus
den
Verknüpfungsregeln
ergibt.“62
Für
mentale
Repräsentation
und
sprachlicher
55
Ders.,
S.
102.
56
Ders.,
S.
106.
57
Locke
hat
als
Empirist
die
Sinneserfahrung
als
Grundlage
für
Erfahrung
und
Erkenntnis
gesehen.
„Er
unterschiedet
die
Empfindungen
(einfache
Ideen)
und
die
durch
die
Reflexionstätigkeit
des
Verstandes
aus
diesen
hergestellten
komplexen
Ideen
(Allgemeinbegriffe,
Artbegriffe).“
(Ders.,
S.
130)
Das
Problem
bei
Locke
ist,
dass
er
nicht
erklären
kann,
wie
aus
einer
Vielzahl
von
Ideen
die
Allgemeinbegriffe
entstehen.
58
Ein
Wunsch
erster
Stufe
wäre
zum
Beispiel:
Max
wünscht,
dass
q.
Ein
Wunsch
zweiter
Stufe
(,second
order
volition’)
wäre,
Max
wünscht,
dass
Max
wünscht,
dass
q.
Die
beiden
Sätze
sind
in
propositionaler
Form,
weil
„(e)s
handelt
sich
um
intentionale
Zustände,
die
auf
Sachverhalte
bzw.
Propositionen
gerichtet
sind“
(Ders.,
S.
117)
(z.B.
fürchten
,
hoffen,
vermuten,
überzeugt
sein).
Es
lässt
sich
eine
Hierarchie
der
propositionalen
Einstellungen
bilden.
Konkret:
Ein
Mensch
der
mit
dem
Rauchen
aufhören
will,
hat
charakteristischer
Weise
zweistufige
Wünsche:
Thomas
wünscht
sich
dass
Thomas
sich
wünscht,
keine
Zigaretten
mehr
zu
rauchen.
Jedoch
hat
Thomas
auch
das
natürliche
Verlangen,
durch
die
Sucht
eine
Zigarette
zu
rauchen,
dies
ist
der
Impuls.
Impuls
und
Wunsch
zweiter
Stufe
stehen
in
einem
Spannungsverhältnis.
Es
besteht
die
Möglichkeit,
dass
mentale
Zustände
wahr
oder
falsch
sein
können,
daher
haben
sie
Wahrheitsbedingungen
oder
Erfüllungsbedingungen.
59
Ebd.
60
Ebd.
61
Ebd.
62
Ders.,
S.
120.
8
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
Repräsentation
ist
dioe
Kompositionalität
von
hoher
Bedeutung.
Eine
letzte
Eigenschaft
des
LOT
ist
die
Computation.
Hiermit
schließt
Fodor
eine
zufällig
kombinierte
Repräsentation
aus.
Damit
ergeben
sich
drei
These:
„LOT
ist
durch
syntaktische
und
semantische
Regeln
charakterisiert
...
Die
Sätze
der
LOT
haben
eine
kompisitionale
Struktur
...
Die
mentalen
Repräsentationen
der
LOT
werden
computational
verarbeitet.“63
Der
Einwand
gegen
die
RTG
ist
derselbe
wie
beim
Funtkionalismus:
„Angenommen,
man
könnte
aus
einem
Scanner
sämtliche
neuronalen
Prozesse
ablesen,
die
aktuell
in
einem
Nervensystem
ablaufen:
Wie
könnte
man
dann
diejenigen
Prozesse,
die
semantischen
Gehalt
und
repräsentionalen
Charakter
haben,
von
den
Prozessen
unterscheiden,
die
keinen
semantischen
Gehalt
und
keinen
repräsentionalen
Charakter
haben,
aber
beispielsweise
für
den
Hormonhaushalt
des
Organismus
ausschlaggebend
sind?“64
Wichtig
ist
noch
einmal
herauszustellen,
dass
für
Fodor
mentale
Repräsentationen
durch
physische
Funktionen
realisiert
werden.
Er
unterstützt
also
das
Prinzip
der
Reduzierbarkeit:
„Den
intentionalen
Gehalt
will
Fodor
über
die
kausalen
Prozesse
herleiten.“65
Ein
weiterer
Autor
der
in
diesem
Zusammenhang
zu
nennen
ist,
ist
Fred
Dretske66.
Er
stellt
heraus,
dass
die
Repräsentationen
einen
teleologischen
Charakter
haben:
Die
Funktion
eines
Systems
besteht
in
dem,
wozu
es
seinen
Zweck
nach
bestimmt
ist.
Eine
dieser
Bestimmung
des
Zweckes
kommt
aus
den
Funktionen,
die
auf
natürlichen
Wege
erworben
wurden.
Die
natürlichen
Funktionen
bekommen
sie
allerdings
nicht
(!)
von
uns
zugewiesen.
Dretske
sagt,
dass
sie
sich
aus
der
Biologie,
bzw.
Evolution
ergeben
haben
und
daher
auf
natürlichen
Wege
erworben
wurden.
Die
Systeme
müssen
sich
diesem
bewusst
werden.67
Die
Repräsentationen
sind
nach
Dretske
bestimmte
Token,
die
sich
aus
zwei
Quellen
der
Anzeigefunktion
speisen.68
Konnektionismus – Eine Alternative?
Der
Konnektionismus
ist
vor
allem
in
Bezug
auf
die
„theoretische
Bestimmung
von
Vorgängen
wie
Mustererkennung,
Wiedererkennensleistungen,
komplexes
motorisches
Verhalten
und
Lernfähigkeit
wichtig
...“69
Wie
wird
nun
in
dem
konnektionistischen
System
Information
verarbeitet?
Die
Verarbeitung
von
Informationen
findet
parallel
statt
und
benötigt
keine
zentrale
Steurungsinstanz;
also
keinen
„Mechanismus/Software“,
der
den
Prozess
als
ganzen
repräsentiert
und
koordiniert.
Personalität: Anthropologischen Auswirkungen der materialistischen Theorien
Die
oben
ausgeführten
materialistischen
Theorien
der
philosophy of mind
haben
eine
deutlich
zu
spüren
Konsequenz
für
den
Personenbegriff70
und
für
die
Willensfreiheit.
Zunächst
kurz
einige
Erläuterungen
zur
Definition
von
Person:
Dennet
sieht
sechs
Prinzipien
die
entsprechen
müssen,
damit
eine
Person
eine
Person
ist.
Diese
sechs
Prinzipien
sind
ineinander
verwebt
und
sind
teilwiese
notwendige
Prinzipien
für
eine
anderes
Prinzip.
Folgende
sechs
Prinzipien
sind
dies:
Rationalität.
Intentionalität,
Einstellungsabhängigkeit,
Reziprozität,
Sprach‐
und
Kommunikationsfähigkeit
und
Selbstbewusstsein
(reflexives
Bewusstsein).71
Doch
was
ist
eine
„Personale
Identität?
Es
wird
unterschieden
zwischen
Synchrone
Identität,
also
ob
etwas
in
Momentum
eine
Person
ist,
und
die
Diachrone
Identität,
ob
etwas
zu
63
Ebd.
64
Ders.,
S.
121.
65
Ders.,
S.
131.
66
Vgl.
Dretske,
Fred:
Der
repräsentationale
Charakter
der
Sinneserfahrung,
in:
Ders.:
Naturalisierung
des
Geistes,
Paderborn
1998,
S.
13‐48.
67
Vgl.
Ebd.
68
Es
gibt
also
eine
systemische
Anzeigefunktion
und
ein
entsprechende
systemische
Repräsentation.
Der
Luftdruckmesser
ist
ein
Mechanismus/System,
der
mir
anzeigt
wie
hoch
der
Luftdruck
ist.
Der
Zustand
G
soll
darüber
informieren,
dass
es
Gerade
500
Millibar
ist.
Hieraus
folgt
also,
dass
G
eine
systemische
Funktion
ist.
Jedoch
kann
der
Zustandstoken
G
auch
eine
Information
enthalten,
die
nicht
aus
dem
System
kommt.
Auf
dem
Gerät
wird
ein
Strich
bei
600
Millibar
angezeichnet,,
der
kennzeichnet,
dass
es
ab
dort
schwierig
wird
zu
atmen.
Nun
bedeuten
600
Millibar,
dass
es
nun
schwer
ist
Luft
zu
bekommen.
Es
handelt
sich
hier
um
eine
erworbene
Funktion
und
eine
erworbene
Repräsentation.
Es
muss
das
Zustandstoken
G
also
nciht
identisch
sein
mit
dem,
wenn
es
eine
erworbene
und
wenn
es
eine
systemische
Funktion
ist.
69
Tecihert
2006,
S.
131.
70
Vgl.
hierzu
Lohner,
Alexander:
Personalität
und
Menschenwürde.
Eine
theologische
Auseinandersetzung
mit
den
Thesen
der
"neuen
Bioethiker".
(Studien
zur
Geschichte
der
katholischen
Moraltheologie,
37).
Regensburg
2000.
Zur
Bestimmung
von
Mensch
und
Person:
Es
gibt
drei
unterschiedliche
Positionen:
(1)
Alle
Menschen
sind
Personen.
Mensch
und
Person
beziehen
sich
hier
auf
das
gleiche
Objekt.
Häufig
stehen
hinter
dieser
Position
theologische
und
ethische
Gründe.
(2)
Nicht
alle
Menschen
sind
Personen:
Er
ist
abhängig
von
bestimmten
Eigenschaften
und
Funktionen
des
Menschen.
So
kann
ein
Mensch
zu
einem
Zeitpunkt
Person
sein
und
zu
einem
anderen
Zeitpunkt
nicht.
(3)
Nicht
alle
Personen
sind
Menschen.
Dies
bezieht
sich
vor
allem
auf
den
juristischen
Personen
Begriff.
So
können
Institutionen
etc.
Personen
sein
im
juristischen
Sinne.
Aber
auch
eine
künstliche
Intelligenz
kann
bei
manchen
Autoren
Person
sein.
71
Dennet,
Daniel:
Bedingungen
der
Personalität
(dt.
von
H.‐P.
Schütt),
in:
Bieri
1993,
S.
303‐324,
hier
S.
305f.
9
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
einem
Zeitpunk
t1
und
zu
einem
Zeitpunkt
t2
eine
Person
ist.
„Eine
auch
für
die
gegenwärtige
Diskussion
maßgebliche
Auffassung
über
die
Bedeutung
psychischer
Kontinuität
für
die
Identität
der
Person
hat
John
Locke
am
Ende
des
17.
Jahrhunderts
formuliert.72
Für
Locke
ist
die
Person
ein
denkendes
intelligentes
Wesen,
es
hat
Rationalität
(vgl.
Dennetts
erstes
Prinzip)73.
Locke
setzte
aber
auch
Person
und
Bewusstsein
gleich,
er
meint
damit
das
reflexive
Bewusstsein
(Vgl.
Prinzip
6
bei
Dennett).
Das
Ich
entsteht
genau
aus
diesem
reflexiven
Bewusstsein.
Des
Weiteren
kommt
eine
diachrones
Moment
hinzu:
„Eine
Person
ist
ein
Wesen,
welches
sich
seiner
Identität
über
die
Zeit
hinweg
bewusst
ist.“74
Für
die
Leib‐Seele‐Debatte
ist
es
wichtig,
dass
Lock
von
einem
unmittelbaren
Zusammenhang
von
Körper
und
Bewusstsein
ausgeht.
Hierbei
ist
er,
im
Gegensatz
zu
Descartes,
der
Meinung,
dass
das
Ich/Selbst
mit
einer
dieses
tragenden
immateriellen
oder
mateirellen
Substanz
identifiziert.75
Was
die
Denkprozesse
nun
substanziell
trägt,
ist
bei
ihm
unwichtig,
da
er
die
Personenfrage
von
der
Substanzfrage
abkoppelt.
In
den
Substanztheorien
und Relationstheorien
wir
die
Person
durch
eine
Entität,
die
diesem
zu
Grunde
liegt,
bestimmt.
Materialisten
sehen
natürlich
das
Gehirn
als
den
Körperteil
an,
der
für
die
Identität
einer
Person
zentral
ist.
Doch
Locke
lehrt
uns,
dass
die
Frage
nach
der
Substanz
nicht
richtig
sein
kann:
„Bewusstlosigkeit
bedeutet
für
ein
cartesianisches
Ich
das
Ende.
Ebenso
bedeutet
bei
Organismen
eine
Unterbrechung
der
Lebensprozesse
das
Ende
der
Existenz
des
betreffenden
Organismus.
Mit
Bezug
auf
Person
hat
Diskontinuität
Locke
zufolge
aber
eine
andere
Bedeutung.
Gefordert
ist
nicht
ununterbrochenes
Bewusstsein,
sondern
die
Fähigkeit,
Beziehungen
zwischen
gegenwärtigen
Bewusstseinzuständen
und
vergangenen
Bewusstseinszuständen
herzustellen.“76
Thomas Metzinger
geht
in
seiner
Theorie
soweit,
dass
er
das
Ich
negiert,
für
ihn
gibt
es
kein
Ich:
Selbst
und
Subjekt
sind
in
der
Welt
nicht
existent,
„sie
gehören
nicht
(!)
zu
den
irreduziblen
Grundbestandteilen
der
Realität“77.
Das
phänomenale
Bewusstsein
ist
existent
und
lässt
sich,
nach
Metzinger,
wie
folgt
beschreiben:
Zum
einen
ist
es
das
erlebte
Ich‐Gefühl,
zum
anderen
die
ständig
alternierenden
Inhalte
unseres
Selbstbewusstsein.
Das
Phänomen
Selbst
ist
das
Ich,
welches
sich
häufig
in
alltagspsychologischen
Zusammenhängen
findet.78
Metzingers
Theorie
greift
hierbei
auf
mehrere
Theorien
zurück:
Zum
einen
auf
die
naturalistische,
denn
er
sieht
das
Gehirn
als
Basis,
von
der
aus
das
Selbst
repräsentiert
wird.
Schon
ist
die
zweite
Theorie
erkennbar,
aus
der
er
schöpft:
die
Repräsentationstheorie.
Er
versucht
die
Repräsentationstheorie
auf
das
Selbst
anzuwenden.
Schließlich
auf
den
Funktionalismus.
Er
ist
nimmt
also
die
oben
angesprochenen
Theorien
und
wendet
diesen
„naturalistischen
Theoriecocktail“
auf
das
Selbst
an.
Diese
Trias,
mit
einem
klaren
materialistischen
Impetus,
soll
bei
Metzinger
als
Grundtheorie
und
metaphysische
„Verklärung“
die
Lösung
für
das
Problem
geben.
In
einem
Satz:
Er
ist
strategisch
gesehen
ein
Reduktionist
und
metaphysisch
ein
Monist
(mehr
oder
weniger
ein
materialistischer
Platonist).79
Das
Selbstmodell
ist
dasjenige,
welches
nach
Metzinger
eine
repräsentionale
Struktur
hat.
Das
Selbstmodell
ist
im
Gehirn
verankert
durch
eine
„kontinuierliche
Quelle
intern
generierten
Inputs“.
Die
Leiberfahrung
ist
ein
Teil
des
Inputs
(Gleichgewichtssinn,
Buchgefühle,
etc...).
Kritik an Metzinger:
(eine
andere
Anthropologie):
Ich
würde
folgende
These
entgegenstellen:
Die
Leiberfahrung
selbst
‐
mit
allen
Facetten
‐
ist
schon
phänomenal.
Es
wäre
zu
fragen,
ob
es
nicht
gerade
andersherum
ist
und
das
Selbstmodell
nicht
ein
Teil
der
Leiberfahrung
ist
und
damit
die
Leiberfahrung
dasjenige
ist
was
repräsentiert.
Da
–
nach
meiner
Meinung
–
die
Leiberfahrung
eine
systematische
Zusammenfassung
aller
sein
muss
und
nicht
ein
abstraktes
Modell
des
Selbst,
welches
sich
„nur“
im
Gehirn
befindet.
Die
Leiberfahrung
ist
für
mich
eher
das
Ganze,
die
Ganzheitlichkeit
des
Seins,
das
Selbst,
Gefühle,
Impulse
von
außen
etc.
Metzinger
widerspricht
diesem
zwar
nicht
direkt;
er
sagt,
dass
ein
Selbstmodell
noch
kein
Selbst
ist,80
aber
verwendet
es
trotzdem
so.
Neue Modelle personaler Identität – Derek Parfit.
Parfit
ist
Reduktionist,
ähnlich
wie
Metzinger,
und
er
geht
daher
davon
aus,
dass
das
Personsein
auf
bestimmte
Verbindungen,
die
zwischen
psychischen
und
physischen
Zuständen
bestehen,
bestimmt
wird.
Er
argumentiert
hierbei
aus
moralphilosophsicher
Sicht.
72
Teichert
2006,
S.
153.
73
Vgl.
Locke,
John:
An
essay
concerning
human
understanding
(hrsg.
und
ediert
von
Nidditch,
Peter
H.),
London/Oxford
1975,
S.
335.
74
Teichert
2006,
S.
154.
75
Vgl.
Locke
1975,
S.
335.
76
Teichert
2006,
S.
156.
77
Vgl.
ebd.
78
Vgl.
Metzinger,
Thomas:
Das
Selbstmodell
–
Theorie
der
Subjektivität:
Eine
Kurzdarstellung
in
sechs
Schritten,
in:
Herrmann,
Christoph
S.
u.a.:
Bewusstsein,
Philosophie,
Neurowissenschaften,
Ethik,
München
2005,
S.
242‐269,
hier
S.
244.
79
Vgl.
Ders.,
S.
246.
80
Vgl.
Ders.,
S.
258.
10
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
Was
ist
für
ihn
Person?
„(T)o
be
a
person,
a
being
must
be
self‐conscious,
aware
of
ist
identity
and
ist
continued
existence
over
time.“81
Für
seine
Argumentation
sind
also
das
Bewusstsein
und
das
Selbstbewusstsein
zentral.
Er
hat
eine
apersonale
Sichtweise,
„(d)amit
ist
eine
Perspektive
gemeint,
die
ausschließt,
dass
Personen
etwas
anderes
sind
als
psychische
Zustände
und
der
Beziehungen.
Insbesondere
wird
damit
der
Rede
über
Trägern
oder
Besitzer
entsprechende
Zustände
(d.h.
materielle
oder
immaterielle
Substanzen)
der
Boden
entzogen.“82
Warum
ist
Parfit
Reduktionist?
Grundsätzlich
unterscheidet
Parfit
zwei
Möglichkeiten
des
Reduktionismus:
A)
„Reduktionistisches
Körper‐Modell:
die
Identität
der
Person
wird
durch
den
Körper
oder
einen
spezifischen
Teil
des
Körpers
(das
Gehirn)
gewährleistet.“83
B)
„Reduktionistisches
psychologisches
Modell:
die
Identität
der
Person
wird
durch
psychsiche
Kontinuität
garantiert.“84
Von
hoher
Bedeutung
ist
für
ihn
die
psychische
Kontinuität.
„Das
Leben
einer
über
die
Zeit
hinweg
fortdauernden
Person
besteht
aus
einer
Serie
von
miteinander
verbundenen,
momentanen
Bewusstseinzuständen.
Es
gibt
keinen
Träger
(!),
der
diese
Serie
kontinuierlicher
Bewusstseinszustände
zugrunde
liegt.
...
ausschließlich
psychische
Kontinuität
(ist)
für
das
Leben
und
Überleben
entscheidend.“85
Willensfreiheit. Ein
naturalistischer
Reduktionist
hat
keinen
freien
Willen,
da
ja
sein
Handeln
durch
seinen
Körper/Gehirn
schon
physisch
determiniert
ist.
Wille
ist
nach
Harry
G.
Frankfurt
ein
handlungswirksamer
Wunsch.86
Der
Wille,
bzw.
die
Beschreibung
des
Willens
eines
Handelnden
ist,
so
Frankfurt,
„den
Wunsch
oder
die
Wünsche
anzugeben,
die
ihn
zu
den
Handlungen
bewegen,
die
er
tatsächlich
ausführt,
oder
heißt,
den
Wunsch
oder
die
Wünsche
anzuführen,
die
ihn
bewegen
werden,
wenn
er
handelt,
oder
die
ihn
bewegen
würde,
falls
er
handelte.87
Eine
Person
braucht
nach
Frankfurt
Volutionen
zweiter
Stufe88
und
eine
Person
muss
ein
vernünftiges
Wesen
sein.
Dieses
führt
dazu,
dass
Frankfurt
sagt,
dass
Kleinkinder
oder
Tiere
keinen
freien
Willen
haben.
Frankfurt
differenziert
zwischen
Willensfreiheit
und
Handlungsfreiheit:
Ein
Zebra
in
der
Steppe
entscheidet
sich
zum
Wasser
zu
laufen,
um
zu
trinken
oder
Blätter
vom
Baum
zu
essen.
Es
bezieht
sich
also
auf
die
Handlung.
Diese
Freiheit
hat
der
Mensch
auch,
es
kommt
aber
noch
die
Willensfreiheit
hinzu.
Die
Willensfreiheit
bezieht
sich
nicht
auf
das
Tun,
sondern
betrifft
die
Wünsche
selber.
Willensfreiheit
in
einem
Satz
heißt,
so
Frankfurt,
„dass
jemand
sich
eines
freien
Willen
erfreut
...,
dass
er
frei
ist
zu
wollen,
was
er
wollen
möchte.“89
Ein
Mensch,
der
im
Gefängnis
sitzt,
hat
sicherlich
eine
beschränkte
Handlungsfreiheit,
aber
keine
beschränkte
Willensfreiheit.
Ein
Tier
im
Zoo
hat
eingeschränkte
Handlungsfreiheit,
aber
keine
Willensfreiheit,
da
es
nicht
über
die
Wünsche
bestimmen
kann.
Für
Frankfurt
ist
die
Willensfreiheit
mit
der
kausalen
Determiniertheit
aller
Ereignisse
im
Universum
kompatibel.90
Bei
seiner
Argumentation
nutzt
er
aber
die
Redewendung
„es
ist
vorstellbar“91,
zeigt
sich
also
nicht
sicher
in
seiner
Argumentation.
Des
Weiteren
bleibt
zu
ergänzen,
dass
bei
seiner
Trennung,
dass
geistige
bzw.
phänomenale
Ereignisse
durch
das
Physikalische
determiniert
werden,
dieses
zeigt
seine
Argumentation
aber
nicht.
Eine Argumentationen gegen den Monismus
Die
naturalistische
Tendenz
innerhalb
der
Philosophie
des
Geistes
ist
sehr
stark
und
dominant,
wobei
die
Naturwissenschaft
der
Philosophie
vorangeht.
Wenn
man
nun
aus
geisteswissenschaftlicher
Sicht
schaut,
fällt
das
Urteil
anders
aus.
Das
Problem
der
naturalistischen
Positionen
ist
häufig,
dass
sie
die
materialistische
Grundposition
als
Fundament
für
ihre
Theorie
annehmen(!),
damit
ist
dies
aber
noch
lange
nicht
belegt.
So
spricht
sich
Richard
Swinburne
für
einen
Substanzdualismus
aus,
indem
er
gegen
eine
Negierung
von
mentaler
Verursachung
argumentiert:
„Aber
plausiblerweise
sind
manche
geistige
Ereignisse
zumindest
teilweise
durch
andere
geistige
Ereignisse
verursacht
–
plausiblerweise
ist
oft
ein
Gedanke,
dass
das
und
das
die
Antwort
auf
ein
mathematisches
Problem
ist,
teilweise
durch
die
Gedanken
verursacht,
dass
bestimmte
andere
mathematische
Propositionen
wahr
sind.
Und
sicherlich
scheint
es,
dass
körperliche
Ereignisse
oft
(via
Hirnereignisse)
durch
geistige
Ereignisse
verursacht
sind
–
mein
81
Parfit,
Derek:
Reasons
and
persons.
Oxford
71992,
S.
202.
82
Teichert
2006,
S.
159.
83
Ebd.
84
Ebd.
85
Ders.,
S.
166.
86
Vgl.
Frankfurt,
Harry
G.:
Willensfreiheit
und
der
Begriff
der
Person,
in:
Bieri
1993,
S.
287‐302,
hier
S.
289f.
87
Ebd.
88
Vgl.
Fußnote
58.
89
Frankfurt
1993,
S.
296
90
Vgl.
Ders.
S.
300.
91
Vgl.
Ebd.
11
„Ich
bin
mehr
als
mein
Gehirn!“
Thomas
Nordmann
(Sankt
Georgen,
thomas.nordmann@me.com)
Schließen
meines
Buches
ist
oft
durch
die
Entscheidung
verursacht,
die
Arbeit
zu
beenden.“92
Für
Swinburne
gibt
es
also
zwei
Substanzen,
die
geistige
Substanz
ist
eine
Substanz,
„zu
deren
Existenz
diese
Substanz
notwendigerweise
privilegierten
Zugang
hat.93
Die
physikalische
Substanz
ist
jene,
„zu
deren
Existenz
diese
Substanz
notwendigerweise
keinen
privilegierten
Zugang
hat;
das
ist
eine
öffentliche
Substanz.“94
Für
die
geistige
Substanz
folgt
also
in
trivialer
Weise,
dass
für
sie
geistige
Eigenschaften
wesentlich
sind.
Nun
lässt
Swinburne
aber
die
Möglichkeit
zu,
dass
die
geistige
Substanz
auch
physische
Eigenschaften
haben
kann,
diese
könnte
sie
aber
aufgeben
oder
verlieren
und
wäre
dann
trotzdem
noch
eine
geistige
Substanz.
Die
bedeutet
anthropologisch,
dass
eine
Person
nicht
existieren
könnte
ohne
geistigen
Eigenschaften,
zu
denen
sie
einen
privilegierten
Zugang
hat.95
Nun
heißt
dies,
dass
Metzinger
(s.o.)
nicht
Recht
hat:
„...
Personen
(sind)
geistige
Substanzen,
obwohl
....
es
sein
kann,
dass
sie
sowohl
einige
physische
Eigenschaften
oder
Teile
(z.B.
einen
Körper)
als
auch
eine
geistige
Eigenschaft
brauchen,
um
zu
existieren.“96
Das
heißt
das
Geistige
ist
eben
nicht
durch
das
Physische
determiniert.
Nun
geht
Swinburne
noch
einen
Schritt
weiter
und
führt
das
Extrem
nun
in
die
andere
Richtung
aus,
indem
er
dafür
argumentiert,
dass
Personen
rein
geistige
Menschen
sind
und
daher
das
Physische
(=Körper)
gar
nicht
bräuchten.
Für
Swinburne
zeigt
in
einem
Gedankenexperiment97,
dass
für
das
Überleben
eines
Menschen
auch
die
nicht‐physischen
Teile,
sprich
die
Seele,
notwendig
ist,
da
die
geistige
Substanz
Träger
von
Gedanken,
Gefühlen
und
Vorhaben
über
das
Überleben
ist.
Die
Seele
ist
nach
Swinburne
notwendig
und
hinreichend
dafür,
dass
ich
lebe.98
Bis
zu
diesem
Punkt
ist
es
einfach
mitzugehen,
doch
nun
transzendiert
Swinburne
die
Frage
nach
der
Existenz
der
Seele,
und
zwar
dahingehend,
ob
meine
Seele
auch
ohne
Körper
existieren
kann.
Die
Antwort
hierauf
sorgt
schon
für
Erstaunen,
da
doch
landläufig
davon
ausgegangen
wird,
dass
die
Seele
eine
Ebene
physikalische
Ebene
braucht,
meist
als
Gehirn
benannt,
also:
Habe
ich
Gedanken
und
Wünsche
auch
wenn
mein
Körper
tot
ist?
Swinburne
hält
dies
metaphysisch
für
möglich.
Swinburne
fasst
seine
dualistische
Substanztheorie
wie
folgt
zusammen:
„Ein
Körper
ist
eine
physikalische
Substanz
und
er
ist
dann
der
meinige,
wenn
(1)
ich
fähig
bin,
ihn
in
einer
Basishandlung
zu
bewegen
...;
wenn
(2)
er
eine
Substanz
ist,
deren
sich
verändernde
Zustände
...
die
Mittel
sind,
durch
die
ich
den
Rest
der
Welt
kennen
lerne;
und
wenn
(3)
er
eine
Substanz
ist,
mit
der
ich
kausal
verbunden
bin,
so
dass
andere
Leute,
indem
sie
ihn
angreifen,
in
mir
lustvolle
oder
schmerzliche
Empfindungen
verursachen
oder
mich
zwingen
können,
ihnen
zuzuhören.
Begrenzte
Wesen
wie
wir
es
sind,
haben
begrenzte
Kräfte
und
begrenztes
Wissen.
Körper
sind
jene
Objekte,
welche
die
Grenzen
dieser
Kräfte
bestimmen
und
welche
uns
zu
einem
Teil
einer
zusammenarbeitenden
und
voneinander
abhängigen
Gemeinschaft
machen.
Ohne
Körper
wären
wie
einsame
Seelen.
Daher
ist
die
christliche
Lehre
von
der
Auferstehung
des
Leibes
eine
gute
Sache.
Aber
was
meinen
Körper
zu
meinem
Körper
macht,
ist
seine
Verbindung
mit
meiner
Seele.
Und
es
ist
allein
die
weiterdauernde
Existenz
meiner
Seele
nach
meinem
Tod,
welche
die
Auferstehung
eines
Körpers
möglich
macht,
der
meiner
ist.
Dies
würde
ein
Körper
sein,
der
wieder
mit
meiner
Seele
vereint
wurde.“99
Das
letzte
Zitat
soll
den
Abschluss
dieses
Dossiers
bilden
und
zeigt,
dass
Mensch
doch
mehr
ist
als
nur
Biomasse.
Er
gibt
Mut,
dass
die
christliche
Lehre,
wie
auch
andere,
die
vom
Paradies
sprechen,
nicht
unvereinbar
ist
mit
dem
Leib‐Seele‐Problem,
sondern
eine
neue
eschatologische
Perspektive
öffnen
kann.
Die
in
den
oben,
in
den
einzelnen
Kapiteln,
benannten
Repliken
zu
den
monististisch
naturalistischen
Theorien
geben
weitere
Argumentationshilfe
gegen
die
Aufgabe
mentaler
Phänomene.
Am
Ende
kann
jeder
in
seinen
eigenen
Gedanken,
Wünschen
oder
Emotionen
erkennen,
dass
er
mehr
ist
als
nur
sein
Gehirn.
92
Swinburne,
Richard:
Wodurch
ich
bin
–
Eine
Verteidigung
des
Substanzdualismus,
in:
Niederbacher,
Bruno/
Runggaldier,
Edmund:
Die
menschliche
Seele.
Brauchen
wir
den
Dualismus?
Heusenstamm
bei
Frankfurt
2006,
S.
41‐59,
hier
S.
44.
93
Ebd.
94
Ders.,
S.
44f.
95
Vgl.
Ders.,
S.
45.
96
Ebd.
97
Vgl.
DErs.,
S.
48ff.
98
Vgl.
Ders.,
S.
51.
99
Ders.,
S.
58f.
12