Wie die Briten zu dem Geständnis von Rudolf Höss, Kommandant von Auschwitz,
gekommen sind
Rudolf Höss war der erste der drei aufeinanderfolgenden Kommandanten von Auschwitz. Er
wird oft »der« Kommandant von Auschwitz genannt, und Niederschriften von ihm, die unter
dem Titel Kommandant in Auschwitz veröffentlicht wurden, sind in der Öffentlichkeit bekannt.
Er war am 15. April 1946 vor dem IMG als Zeuge erschienen, und in Anwesenheit von
Pressevertretern der ganzen Welt gestand er die scheußlichsten Verbrechen, die die
Menschheit jemals erlebt hat. Er sagte aus, er habe von Himmler persönlich den Befehl
erhalten, die Juden zu vernichten. Seiner Schätzung nach habe man in Auschwitz 3 000 000
Menschen umgebracht, darunter 2500000 mittels Gaskammer. Diese Geständnisse waren
falsch. Sie waren durch Folterung von ihm erpreßt worden. Man mußte bis 1983 warten, um zu
erfahren, wer die Folterknechte und welcher Art die Folterungen waren. Die folgende Studie
entspricht dem Stand vom Juni 1986.
Wie wir sehen werden, besteht das eigentliche Kernstück der Geständnisse von Höss, in
chronologischer Reihenfolge, aus folgenden vier Teilen:
1. Eine am 14. (oder 15.?) März 1946 um 2 Uhr 30 morgens unterzeichnete Aussage. Es ist ein
in deutscher Sprache abgefaßter maschinegeschriebener Text von acht Seiten.
Ich glaube nicht, daß zu normalen Zeiten irgendeine Gerichtsinstanz in einem demokratischen
Land diese Seiten für eine Verwendung im gerichtlichen Verfahren in Betracht gezogen hätte.
Das Dokument trägt nämlich keinen Kopf, kein Aktenzeichen und alle Seiten wimmeln nur so
von teils mit der Schreibmaschine, teils mit der Hand geschriebenen Korrekturen, ohne daß
auch nur die geringste Parafierung oder ein Hinweis auf die Anzahl der korrigierten oder
ausgelassenen Wörter am Schluß des Schriftstücks zu finden ist.
Höss unterzeichnete das Papier zunächst einmal, nachdem er den Vermerk geschrieben hatte:
»14. 3. 46, 2 31. «Nach zwei Zeilen, die eigentlich handgeschrieben sein müßten, die aber mit
der Maschine geschrieben sind, verfährt er in der gleichen Weise. Diese Zeilen lauten:
»Ich habe das vorher Angeführte gelesen und bestaetige, daß es meinen eigenen
Ausfuehrungen entspricht und dass es die reine Wahrheit ist.«
Dann folgen die Namen und Unterschriften von zwei Zeugen, nämlich von zwei britischen
Sergeanten. Einer von ihnen gab kein Datum an, der andere trug das Datum vom 15. März ein.
Dann folgt die Unterschrift eines Captains der 92nd Field Security Section, mit der bescheinigt
wird, daß die beiden Sergeanten während des gesamten Vorgangs, als der Gefangene Höss
seine Aussage machte, zugegen waren. Das Datum ist das vom 14. März 1946. Nichts weist auf
den Ort der Vernehmung hin!
Die diesem Dokument von den Alliierten zugeteilte Numerierung ist NO-1210.
2. Eine eidesstattliche Erklärung (engl. affidavit), unterzeichnet am 5. April 1946, also 22 Tage
später. Es handelt sich hierbei um einen maschinegeschriebenen Text von 2V4 Seiten, in
englischer Sprache abgefaßt. Letzteres ist schon erstaunlich: Höss hat also hier eine
eidesstattliche Erklärung nicht etwa in seiner Muttersprache, sondern in der Sprache seiner
Bewacher unterzeichnet. Seine Unterschrift erscheint gleich dreimal: zunächst unterhalb der
ersten beiden Seiten, dann auf der dritten und letzten Seite nach einem Text von vier Zeilen,
auch in englischer Sprache abgefaßt und mit der Maschine geschrieben. Diese Zeilen haben
folgenden Wortlaut:
»I understand English as it is written above. The above statements are true; this declaration is
made by me voluntarily and without compulsion; after reading over the statement, I have
signed and executed the same at Nurnberg, Germany, on the fifth day of April, 1946. «
(Ich verstehe Englisch, so wie es oben geschrieben ist. Obige Aussagen sind wahr; diese
Erklärung wird von mir freiwillig und ohne Zwang gemacht; nach Durchlesen der Aussage
habe ich dieselbe unterschrieben und unterfertigt in Nürnberg, Deutschland, am fünften Tage
des April, 1946.)
Es folgt die Unterschrift des Oberstleutnants Smith W. Brockhart nach der Formulierung:
»Subscribed and sworn to before me this 5th day of April, 1946, at Nurnberg, Germany.«
(Unterzeichnet und beschworen vor mir heute am 5. Tage des April, 1946, in Nürnberg,
Deutschland.)
Von der Form her ist dieser Text, wenn überhaupt möglich, noch unannehmbarer als der
vorhergehende. Insbesondere wurden ganze Sätze mit handschriftlichen Großbuchstaben
nach englischer Art eingefügt, während andere mit einem Federstrich durchgestrichen sind. Es
gibt keine Parafierung dieser Korrekturen am Rande, keinen Hinweis auf die Anzahl der
gestrichenen Wörter am Schluß des Dokuments. Die ihm von den Alliierten zugeteilte
Numerierung ist PS-3868. Um die Tatsache zu verschleiern, daß Höss eine eidesstattliche
Erklärung unterzeichnet hatte, die in englischer Sprache abgefaßt war, obwohl sie in seiner
Muttersprache, d. h. in Deutsch, hätte abgefaßt werden müssen, und um die Streichungen, die
Einfügungen und die Korrekturen verschwinden zu lassen, bediente man sich in Nürnberg
folgender Schwindelmethode: Man schrieb den Text noch einmal mit der Maschine ins Reine
und legte ihn als »Translation« (Übersetzung) vom Deutschen ins Englische vor! Aber der
Betrüger überstürzte sich bei seiner Arbeit. Er glaubte, eine handschriftliche Einfügung im
zehnten Absatz (von englischer Hand) sei eine solche am Schluß des neunten Absatzes. Das
Ergebnis dieses Versehens ist, daß das Ende des neunten Absatzes völlig unverständlich ist.
Es gibt somit zwei verschiedene Dokumente unter
der gleichen Nummer PS-3868, nämlich das von Höss unterzeichnete Schriftstück und die
»Neufassung«. Diese »Neufassung«, anders ausgedrückt die grobe Fälschung, wurde dann vor
dem Nürnberger Gerichtshof verwendet. Ein historisches Werk, in dem angeblich die
HössErklärung PS-3868 abgedruckt ist, enthält diese »Neufassung«, aber ohne den Leser
darauf hinzuweisen, sind darin das Ende des neunten Absatzes und der ganze zehnte Absatz
einfach weggelassen worden. (Siehe Henri Monneray, La Persécution des Juifs dans les pays
de l'Est présentée à Nuremberg, Paris, éditions du Centre de Documentation Juive, 1949, S.
159-162.)
3. Die von mir bereits erwähnte mündliche Aussage spektakulären Charakters, die am 15. April
1946, also zehn Tage nach Abfassung des Dokuments PS-3868, vor dem IMG gemacht wurde.
Paradoxerweise war es ein Verteidiger, der das Erscheinen des R. Höss vor Gericht beantragt
hatte, nämlich Kurt Kaufmann, Verteidiger von Ernst Kaltenbrunner. Dies geschah mit der
offensichtlichen Absicht, darzulegen, daß nicht Kaltenbrunner, sondern Himmler für die
mutmaßliche Menschenvernichtung verantwortlich war. Als die Reihe an den Vertreter der
Staatsanwaltschaft (in diesem Falle an den beigeordneten US-Ankläger, Oberst Harlan Amen)
kam, Höss zu verhören, tat er so, als lese er die von diesem unterzeichnete eidesstattliche
Erklärung vor. In Wirklichkeit verlas er jedoch Auszüge aus der »Neufassung«. Harlan Amen
gab einen Vorwand an, um den neunten Absatz (und zugleich damit den achten Absatz) nicht
verlesen zu müssen. Indem er sich nach Verlesung eines jeden Teilabschnitts unterbrach,
fragte er Höss jedesmal, ob es auch das sei, was dieser ausgesagt hatte. Er erhielt im ganzen
und auf alles folgende Antworten:
»Jawohl«, »Jawohl«, »Jawohl«, »Ja, es stimmt«, eine zweizeilige Antwort (die eine
Ungeheuerlichkeit beinhaltet, nämlich die Aussage, die ungarischen Juden seien ab 1943
getötet worden, obwohl doch der erste Transport dieser Juden erst am 16. Mai 1944 in
Auschwitz eintraf), »Jawohl«, »Jawohl«, »Jawohl«, eine einzeilige Antwort, »Jawohl«, »Jawohl«
(IMG-XI, S. 457-461).
Zu dieser Menschenvernichtung und diesen Gaskammern, d. h. zu einer Tat und einer Tatwaffe
ohne Beispiel in der Geschichte, hätten normalerweise hundert Fragen gestellt werden
müssen. Doch niemand stellte diese Fragen. Insbesondere verlangte Oberst Amen keinerlei
Erläuterungen oder weitere Angaben zu diesem wahrhaft ungeheuerlichen Text, den er an
diesem Tage in Anwesenheit von Journalisten verlas, die am nächsten Tage mit großen
Schlagzeilen in ihren jeweiligen Zeitungen darüber berichteten.
Man mußte bis 1958, also 11 Jahre warten, bis in deutscher Sprache das veröffentlicht wurde,
was man seine »Memoiren« nennen könnte. Die Veröffentlichung erfolgte durch den Historiker
Martin Broszat, ohne die bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen übliche Verfahrensweise
zu respektieren. Broszat ging sogar so weit, Teilabschnitte einfach fortzulassen, bei denen
allzu deutlich in Erscheinung getreten wäre, daß R. Höss (oder seine polnischen Herren)
eigentlich bodenlose Dummheiten zu Papier gebracht haben, was sich natürlich nachteilig für
die Glaubwürdigkeit aller seiner Berichte ausgewirkt hätte.
Die vier von mir beschriebenen Teile des Kernstücks der Höss-Geständnisse stehen eng
miteinander in Zusammenhang. Bei genauer Betrachtung stellt man fest, daß es in keinem
dieser Teile an Widersprüchen mangelt. Im wesentlichen bestätigen sie sich jedoch
gegenseitig. Die acht Seiten des Dokuments NO-1210 werden gewissermaßen auf 2V4 Seiten
von PS-3868 zusammengefaßt. Dieses Dokument diente als Kernstück der mündlichen
Aussage des R. Höss vor dem IMG. Das Ganze wird schließlich durch die in Krakau verfaßten
»Memoiren« gekrönt. Grundlage und Modell ist daher das Dokument NO-1210, auf das ich noch
zurückkommen werde.
Höss' Enthüllungen in Polen über sein erstes vor den Briten abgelegtes Geständnis (Dok. NO-
1210 vom 14. oder 15. 3.1946)
Der Krieg ging am 8. Mai 1945 in Deutschland zu Ende. Höss fiel den Briten in die Hände, die
ihn zunächst in ein SS-Lager steckten. In seiner Eigenschaft als Berufslandwirt wurde er
frühzeitig entlassen. Zu diesem Zeitpunkt wußten seine Häscher noch nichts von der
Bedeutung ihres Fangs. Eine Arbeitsvermittlungsstelle wies ihm auf einem Bauernhof in der
Nähe von Flensburg, unweit der deutsch-dänischen Grenze, eine Stelle als Landarbeiter zu.
Dort blieb er acht Monate, während die britische Militärpolizei nach ihm suchte. Seine Familie,
mit der er Verbindung halten konnte, wurde streng überwacht und häufigen
Hausdurchsuchungen unterworfen. In seinen »Memoiren« berichtet Höss über die Umstände
seiner Verhaftung und über das, was sich danach ereignete. Die ihm von den Briten
zuteilgewordene Behandlung war offenbar besonders brutal.
Auf den ersten Blick ist man erstaunt darüber, daß die Polen Höss gestattet haben, derart
schwerwiegende Enthüllungen über die britische Militärpolizei zu machen. Wenn man darüber
nachdenkt, kommt man jedoch zu dem Schluß, daß die Polen sich vielleicht durch einen oder
mehrere Beweggründe, wie nachstehend aufgeführt, haben leiten lassen:
- durch den Wunsch, diesem Geständnis den Anschein der Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit
zu verleihen;
- durch die Absicht, beim Leser dieses Schriftstücks einen für die polnischen Kommunisten
günstigen Vergleich zwischen den britischen und polnischen Vernehmungsmethoden
vorzutäuschen. Höss sagt nämlich weiter unten aus, man habe ihn in der ersten Zeit seiner
Haft in Krakau beinahe physisch und moralisch »fertig gemacht«, aber in der Folgezeit habe
man ihn »so anständig und entgegenkommend« behandelt, daß er eingewilligt habe, seine
»Memoiren« zu schreiben;
durch die Notwendigkeit, für gewisse Absurditäten in dem Schriftstück (NO-1210), das die
britischen Militärpolizisten Höss unterschreiben ließen, eine Erklärung anzubieten. Eine dieser
Absurditäten besteht nämlich darin, das Vorhandensein eines »Vernichtungslagers« an einem
Ort zu erfinden, der niemals auf einer polnischen Landkarte verzeichnet war, nämlich »Wolzek
bei Lublin«. Eine Verwechslung mit Belzec kommt übrigens nicht in Frage, denn Höss spricht
selbst von drei Lagern, nämlich »Belzek« (sic), »Tublinka« (sie) und »Wolzek bei Lublin«.
Weiter unten ist »Treblinka« richtig buchstabiert. Es sei beiläufig festgestellt, daß die Lager
von Belzec und Treblinka überhaupt noch nicht existierten, als Himmler laut Höss zu diesem
gesagt haben soll, diese Lager seien bereits als »Vernichtungslager« in Betrieb (Juni 1941).
Lesen Sie nachstehend, mit welchen Worten Höss nacheinander über seine Verhaftung durch
die Briten, über seine Unterzeichnung des Dokuments, das später die Bezeichnung NO-1210
bekam, über seine Überstellung nach Minden a. d. Weser, wo die ihm zuteilgewordene
Behandlung noch schlimmer war, als vorher in Heide, über seinen Aufenthalt im Gefängnis des
IMG in Nürnberg und schließlich über seine Abschiebung nach Polen berichtet:
»Am 11. März (1946) 23 Uhr wurde ich verhaftet. Meine Giftphiole war zwei Tage vorher
zerbrochen. Da ich beim ersten Aufschrecken aus dem Schlaf auch noch annahm, es handle
sich um einen der dort häufig vorkommenden Raubüberfälle, gelang die Verhaftung. Es wurde
mir übel zugesetzt durch die Field Security Police. Ich wurde nach Heide geschleift,
ausgerechnet in die Kaserne, in der ich von den Engländern acht Monate vorher entlassen
worden war. Unter schlagenden Beweisen kam meine erste Vernehmung zustande. Was in dem
Protokoll drin steht, weiß ich nicht, obwohl ich es unterschrieben habe. Doch Alkohol und
Peitsche waren auch für mich zuviel. Die Peitsche war meine eigene, die durch Zufall in das
Gepäck meiner Frau geraten war. Kaum hat je mein Pferd einen Schlag damit bekommen, noch
viel weniger Häftlinge. Doch der eine Vernehmende war wohl der Ansicht, daß ich
ununterbrochen damit Häftlinge verdroschen hätte. Ich kam nach einigen Tagen nach Minden
a. d. Weser, dem Hauptvernehmungsplatz der englischen Zone. Dort wurde mir noch mehr
zugesetzt durch den 1. englischen Staatsanwalt, einen Major. Das Gefängnis entsprach dessen
Verhalten. Nach drei Wochen wurde ich überraschend rasiert, es wurden mir die Haare
geschnitten, und ich durfte mich auch waschen.
Seit meiner Verhaftung waren meine Handschellen nicht geöffnet worden. Am anderen Tage
wurde ich mit einem aus London herübergeholten Kriegsgefangenen, der Entlastungszeuge für
Fritzsche war, im Pkw nach Nürnberg überführt. Die Haft dort beim IMT (International Military
Tribunal) war geradezu ein Sanatoriumsaufenthalt nach dem Vorhergegangenen. Ich saß im
Bau der Hauptangeklagten und konnte diese täglich sehen, wenn sie zu der Verhandlung
geführt wurden. Fast täglich waren dort Besichtigungen von Vertretern aller alliierten Länder.
Ich wurde auch stets als ganz besonders interessantes Tier gezeigt. Nach Nürnberg war ich
gekommen, weil mich der Verteidiger Kaltenbrunners als Entlastungszeuge angefordert hatte.
Es ist mir nie aufgegangen und auch heute noch unerklärlich, wie ich, ausgerechnet ich,
Kaltenbrunner entlasten sollte. Während die Haft in jeder Hinsicht gut war - ich habe, soviel ich
nur Zeit hatte, gelesen, es war eine reichhaltige Bibliothek benutzbar waren die Vernehmungen
wirklich nicht angenehm nicht etwa physisch, aber um so stärker psychisch. Ich kann es den
Vernehmenden auch nicht verübeln, es waren alles Juden. Psychologisch wurde ich beinahe
seziert - so genau wollte man alles wissen -, auch von Juden. Von ihnen wurde ich absolut
nicht darüber im Zweifel gelassen, was mir noch alles bevorstünde.
Am 25. Mai, ausgerechnet an unserem Hochzeitstag, wurde ich mit v. Burgsdorff und Bihler
[Bühler] zum Flugplatz gefahren und dort polnischen Offizieren übergeben. Mit einer USA-
Maschine ging es über Berlin nach Warschau.«
Historiker der revisionistischen Schule haben schon seit langem den Beweis erbracht, daß die
verschiedenen Geständnisse des R. Höss so viele grobe Irrtümer, Unsinnigkeiten und
Unmöglichkeiten enthalten, daß es nicht mehr möglich ist, ihnen noch irgendwelche
Glaubwürdigkeit beizumessen, so wie es die Richter in Nürnberg und Krakau seinerzeit taten
und wie es die Hofhistoriker immer noch tun, ohne sie überhaupt auf ihren Inhalt hin zu
überprüfen oder die Umstände, unter denen diese Geständnisse erpreßt worden waren, vorher
genau zu untersuchen. Aller Wahrscheinlichkeit nach, so sagen die Revisionisten, war Höss
von Männern der 92nd Field Security Section gefoltert worden. Doch diese Annahme bedurfte
noch einer Bestätigung. Diese Bestätigung erfolgte 1983 mit der Veröffentlichung eines
englischen Buches, das den Namen des hauptsächlichen Folterers (eines britischen
Sergeanten jüdischer Abstammung) enthält und worin über die Umstände der Festnahme des
Verfasser dieses Buches ist Rupert Butler. Es kam 1983 heraus (Hamlyn Paperbacks). R. Butler
hat noch drei weitere Bücher geschrieben: The Black Angels, Hand of Steel, und Gestapo,
erschienen im gleichen Verlag. Das uns interessierende Buch trägt den Titel: Legions of Death.
Seine Tendenz ist antinazistisch. R. Butler sagt, er habe, um dieses Buch schreiben zu können,
Forschungen beim »Imperial War Museurn«, beim »Institute of Contemporary History and
Wiener Library« und bei anderen ebenso angesehenen Institutionen angestellt. Am Anfang
seines Buches bringt er diesen Institutionen und außerdem zwei Personen gegenüber seinen
Dank zum Ausdruck. Eine der genannten Personen ist Bernard Clarke, »der Rudolf Höss, den
Kommandanten von Auschwitz, gefangennahm«. Butler zitiert in seinem Buch auszugsweise
aus den Aufzeichnungen Clarkes.
Danach hegt Bernard Clarke offensichtlich keinerlei Gewissensbisse, sondern ist sogar von
einem gewissen Stolz darüber erfüllt, einen »Nazi« gefoltert zu haben. Auch Rupert Butler sieht
darin keineswegs etwas Verwerfliches. Weder der eine noch der andere messen ihren
Enthüllungen besondere Bedeutung bei. Sie erzählen, daß Höss am 11. März 1946
festgenommen wurde und daß drei Tage erforderlich waren, um eine »zusammenhängende
Aussage« von ihm zu bekommen. Offensichtlich sind sie sich dessen nicht bewußt, daß diese
»zusammenhängende Aussage« (»coherent statement«) nichts anderes ist als jenes wahrhaft
verrückte »Geständnis«, das am 14. oder 15. März 1946 um 2 Uhr 30 in der Frühe von dem
keuchenden Opfer der Folterungen unterzeichnet wurde. Dieses »Geständnis« genügte dann,
um das Schicksal des R. Höss endgültig zu besiegeln und die Geschichte des Mythos von
Auschwitz, des angeblichen Haupttatorts der Judenvernichtung - vorwiegend unter Einsatz der
»Gaskammern« -, für immer festzuschreiben.
Am 11. März 1946 dringen Bernard Clarke und fünf weitere Spezialisten des britischen
geheimen Nachrichtendienstes (British Intelligence Service) in Uniform, fast alle von ihnen von
hoher Gestalt und bedrohlich aussehend, in die Wohnung von Frau Höss ein. Die sechs
Männer, schreibt Butler, sind »alle auf die ausgeklügeltsten Techniken des ununterbrochenen
und erbarmungslosen Verhörs gedrillt worden« (S. 235). Clarke schrie Frau Höss an:
»Wenn Sie nicht sagen (wo Ihr Mann ist), liefern wir Sie den Russen aus, die Sie dann vor ein
Erschießungskommando stellen. ihr Sohn wird nach Sibirien verschleppt. «
Frau Höss bricht schließlich zusammen und gibt sowohl den Aufenthaltsort ihres Mannes als
auch den falschen Namen, unter dem er sich versteckt hält, preis. Clarke:
»Eine entsprechende Einschüchterung des Sohnes und der Tochter brachte genau die
gleichen Auskünfte hervor.«
Der jüdische Sergeant und die fünf anderen Verhörspezialisten des »dritten Grades« machen
sich dann auf die Suche nach R. Höss, den sie mitten in der Nacht überraschen. Er liegt in
einer der vielen Nischen in einem Raum des Bauernhofes, der normalerweise als Schlachtraum
benutzt wird.
»Er lag ganz oben auf einer dreigeschossigen Schlafkoje und war mit einem neuen seidenen
Schlafanzug bekleidet. Wir fanden später heraus, daß er seine Cyanidpille, die ja die meisten
von ihnen bei sich trugen, verloren hatte. Nicht daß er eine große Chance gehabt hätte, sie zu
benutzen, denn wir hatten ihm schon eine Taschenlampe ins Maul gerammt. «
Höss stieß beim bloßen Anblick der britischen Uniformen einen Schreckensruf aus.
Der Gefangene wurde von der obersten Pritsche heruntergezerrt und man riß ihm den
Schlafanzug vom Leibe. Dann wurde er nackt zu einem der Schlachttische gezerrt. Dort
erschien es Clarke, als wollten die Schläge und Schreie kein Ende nehmen.
Schließlich drang der anwesende Sanitätsoffizier auf den Captain [Cross] ein: ›Lassen Sie
aufhören, es sei denn Sie wollten eine Leiche mitnehmen.‹ Man warf Höss eine Decke über und
er wurde zu Clarkes Wagen geschleift, wo der Sergeant ihm einen beträchtlichen Schuß
Whisky in die Kehle schüttete. Höss versuchte dann zu schlafen. Clarke stieß ihm seinen
Dienststock unter die Augenlider und befahl in deutscher Sprache: ›Halt Deine Schweinsaugen
auf, Du Schwein.‹
Zum ersten Male brachte Höss seine oft wiederholte Rechtfertigung hervor: ›Ich erhielt meine
Befehle von Himmler. Ich bin Soldat wie Sie. Wir mußten den Befehlen gehorchen.‹
Die Gruppe traf gegen drei Uhr morgens wieder in Heide ein. Der Schnee wirbelte immer noch,
doch man riß Höss die Decke herunter und er mußte völlig nackt durch den Gefängnishof bis
zu seiner Zelle laufen. Clarke: ›Es dauerte drei Tage, bis wir eine zusammenhängende Aussage
(coherent statement) von ihm hatten. Aber als er einmal zu reden angefangen hatte, konnte ihn
keiner mehr halten‹« (S. 236-237).
Diese Aussage, die unter den beschriebenen Umständen durch die Rohlinge des britischen
Field Security Service unter der Eingebung des kranken Hirns des Dolmetscher-Sergeanten
Clarke zustandegekommen war, wurde dann zu jenem ersten Geständnis des R. Höss, nämlich
dem unter der Nummer NO-1210 registrierten ursprünglichen Geständnis. Nachdem der
gefolterte Häftling einmal angefangen hatte zu reden, war er laut Clarke nicht mehr zu bremsen.
Und Clarke, der sich 1982 oder 1983 keineswegs mehr als in jenen Tagen des Jahres 1946 der
Unsinnigkeit dessen bewußt war, was er aus Höss als dessen »Geständnis« herausgepreßt
hatte, berichtet dann über eine Reihe von fiktiven Greueltaten, die hier jedoch als Wirklichkeit
dargestellt werden:
»Er (Höss) offenbarte, wie die Leichen angezündet wurden und wie das heraustriefende Fett
aufgefangen und wieder über andere Leichen gegossen wurde« (!) (S. 238).
Höss schätzte die Zahl der Toten allein in der Zeit, als er Kommandant in Auschwitz war, auf
zwei Millionen (!); die Tötungen hätten oft die Zahl von 10000 pro Tag erreicht (!).
Es war Clarkes Aufgabe, die Briefe, die Höss an seine Frau und seine Kinder schrieb, zu
zensieren. Alle Polizeikräfte der Welt wissen, daß die Erlaubnis, an die Familie schreiben zu
dürfen, eine psychologische Waffe darstellt. Um einen Häftling zum »singen« zu bringen,
genügt es manchmal, ihm diese Erlaubnis vorübergehend wieder zu entziehen oder sie ganz
zurückzuziehen. Über den Inhalt der Briefe von Höss macht Clarke eine interessante
Bemerkung, indem er uns anvertraut:
»Manchmal hatte ich (beim Lesen dieser Briefe) einen Kloß in der Kehle. Es steckten zwei
Männer in diesem einen Mann. Der eine war brutal und hatte keine Achtung vor dem
Menschenleben. Der andere war weich und zärtlich« (S. 238).
Rupert Butler beendet seinen Bericht mit der Bemerkung, Höss habe in der Folgezeit nicht
mehr versucht, sich seiner Verantwortung zu entziehen oder abzuleugnen, was er getan hatte.
Tatsächlich legte Höss während des Nürnberger Prozesses eine »schizoide Apathie« an den
Tag. Der Ausdruck stammt von dem Amerikaner G. M. Gilbert, dem Psychologen des
Nürnberger Gefängnisses, der mit den amerikanischen Anklägern in Verbindung stand und die
Aufgabe hatte, die Häftlinge zu überwachen. Man darf ruhig glauben, daß Höss zu diesem
Zeitpunkt »ein gespaltener Mensch« war. Er sah wie ein menschliches Wrack aus, weil man ein
solches aus ihm gemacht hatte. »Apathisch«, sagt Gilbert auf Seite 229 seines Buches
(Nuremberg Diary, 1947, Signet Book, 1961); »apathisch« wiederholt er auf der nächsten Seite;
»schizoide Apathie« schreibt er auf Seite 239.
Am Schluß seines eigenen Prozesses in Krakau nahm Höss sein Todesurteil mit scheinbarer
Gleichgültigkeit hin. Rupert Butler bemerkt diesbezüglich:
»(Höss) sagte sich, die Alliierten haben ihre Befehle und es kann daher absolut keine Frage
sein, ob diese etwa nicht ausgeführt werden« (S. 238).
Man kann das nicht besser zum Ausdruck bringen. Höss, der wie Tausende andere deutsche
Angeklagte der Gnade und Barmherzigkeit der Sieger ausgeliefert war, die ihrerseits von ihrem
guten Recht überzeugt waren, hatte schnell begriffen, daß er gar keine andere Wahl hatte, als
sich der Willkür der Gerichtsherren in Ost und West zu beugen.
Rupert Butler ruft anschließend kurz den Fall des Hans Frank, des ehemaligen
Generalgouverneurs in Polen, in die Erinnerung zurück. Mit dem gleichen Tonfall der
moralischen Befriedigung berichtet er über die Umstände der Verhaftung dieses Mannes und
über die diesem zuteilgewordene Behandlung:
»Der Status der Berühmtheit irgendeiner Art machte auf die beiden farbigen GIs, die ihn
festnahmen und dafür sorgten, daß er erst in das Stadtgefängnis von Miesbach eingeliefert
wurde, nachdem man ihn übel zusammengeschlagen und in einen Lkw geworfen hatte,
keinerlei Eindruck. Man hatte ihm eine Zeltplane übergeworfen, um die offensichtlichsten
Anzeichen der Mißhandlung zu verbergen. Frank fand diese Zeltplane nützlich, als er
versuchte, sich die Schlagader seines linken Armes zu durchtrennen. Natürlich konnte ihm ein
so leichter Ausweg nicht gestattet werden. Ein Arzt der amerikanischen Armee rettete ihm das
Leben, und er konnte vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg erscheinen« (S.
238-239).
Rudolf Höss und Hans Frank waren keineswegs die einzigen Gefangenen, die Mißhandlungen
dieser Art erleiden mußten. Zu den berühmtesten Fällen zählen die des Julius Streicher, des
Oswald Pohl, des Hans Fritzsehe, des Franz Ziereis, des Josef Kramer ...
Von seinen Folgen her ist der Fall des Rudolf Höss jedoch der weitaus schwerwiegendste Fall.
Es gibt nämlich kein einziges Dokument, womit eine Politik der Judenvernichtung seitens der
Deutschen bewiesen werden könnte. Léon Poliakov räumte schon 1951 ein:
»Was die eigentliche Konzeption des Planes einer totalen Vernichtung betrifft, so haben sich
die drei oder vier Haupttäter im Mai 1945 das Leben genommen. Kein Dokument ist uns
erhalten geblieben, ja ist vielleicht niemals vorhanden gewesen« (Bréviaire de la haine / Le IIIe
Reich et les Juifs, Calmann-Lévy, »Livre de Poche« 1974, S. 171. Titel der deutschen Ausgabe:
Brevier des Hasses).
Da sie also über kein einziges Dokument dieser Art verfügen, haben sich die Historiker ä la
Poliakov hauptsächlich auf zweifelhafte Geständnisse wie die des Kurt Gerstein oder des
Rudolf Höss versteift, nicht jedoch ohne den jeweiligen Wortlaut nach ihrem eigenen
Gutdünken abzuändern, um ihn so »plausibler« zu machen.
Bernard Clarke ist »heute ein in Südengland lebender wohlhabender Geschäftsmann« (Legions
of Death, S. 235). Man kann sehr wohl sagen, daß es seine Stimme und sein krankhafter Geist
waren, die sich am 15. April 1946 in Nürnberg Gehör verschafften, als der Ankläger
Amen vor einer bestürzten und erschütterten Zuhörerschaft Stück für Stück das angebliche
Geständnis des R. Höss verlas. An diesem Tage schwang sich buchstäblich eine Lüge von
weltweiten Ausmaßen in die Lüfte, nämlich die Auschwitz-Lüge. Die Urheber dieses
großartigen Mediengeschäftes waren eine Handvoll jüdischer Sergeanten des britischen Field
Security Service, unter ihnen Bernhard Clarke, heute ein »in Südengland lebender
wohlhabender Geschäftsmann«.
Moritz von Schirmeister war während des Krieges der persönliche Pressereferent von Dr.
Joseph Goebbels. Am 29. Juni 1946 wurde er vor dem IMG als Zeuge der Verteidigung für Hans
Fritzsche vernommen. Seine Aussage war besonders interessant im Hinblick auf die
eigentliche Persönlichkeit des Dr. Joseph Goebbels und auf die Haltung der deutschen
Behörden angesichts der Welle von Greuelberichten, die von den Alliierten während des
Krieges über die KL verbreitet wurden. Bei Kriegsende war Moritz von Schirmeister von den
Briten festgenommen und in England in einem Lager interniert worden, wo er mit der
politischen »Umerziehung« seiner Mitgefangenen beauftragt wurde. Um in Nürnberg aussagen
zu können, wurde er zunächst von London nach Deutschland geflogen. Die britische
Militärpolizei bewachte ihn vorübergehend in Minden a. d. Weser, dem
Hauptvernehmungszentrum der britischen Zone. Von dort wurde er mit einem Pkw (31. März/1.
April 1946) zum Nürnberger Gefängnis gefahren. Im gleichen Fahrzeug befand sich auch
Rudolf Höss. Moritz von Schirmeister ist nämlich genau jener »aus London herübergeholte
Kriegsgefangene, der Entlastungszeuge für Fritzsche war«, von dem Höss in seinen
»Memoiren« (siehe oben) spricht. Auf Grund eines Dokumentes, das ich der Freundlichkeit des
Amerikaners Mark Weber verdanke, der mir im September 1983 in Washington eine Kopie
davon überreichte, eines Dokumentes, dessen genaue Quelle preiszugeben ich noch nicht
befugt bin, wissen wir, daß sich die beiden Personen in dem Wagen, der sie nach Nürnberg
brachte, frei miteinander unterhalten konnten. In diesem Dokument von etwas mehr als zwei
Seiten berichtet Moritz von Schirmeister, daß R. Höss auf Grund der ihn drückenden
Belastungen ihm folgendes anvertraute:
»Gewiß, ich habe unterschrieben, daß ich 21/2 Millionen Juden umgebracht habe. Aber ich
hätte genausogut unterschrieben, daß es 5 Millionen gewesen sind. Es gibt eben Methoden,
mit denen man jedes Geständnis erreichen kann - ob es nun wahr ist oder nicht.«
Quelle: http://www.vho.org/D/DGG/Faurisson35_1.html