Von alldem, was es zu Deinem Brief zu sagen gibt, führe ich nur
das Wichtigste aus. Gottes Weisheit ist so groß, daß der Herr auch
das Böse dem Menschen zum Nutzen gereichen lassen kann. Dieser
Gedanke ist von vielen heiligen Kirchenvätern ausgesprochen
worden, und es geht dabei um Folgendes: Der Mensch kann sein
Seelenheil durch den Glauben und durch die Erfüllung aller Gebote
erlangen. Die Erfüllung der Gebote verändert die Psyche des
Menschen, sie erneuert ihn, macht ihn neu nach dem Bild Gottes,
genauer nach dem Bild unseres Erlösers Jesus Christus. Die
Haupteigenschaft des neuen Menschen ist die Demut
("Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig
und von Herzen demütig", Mt I I, 29).
Ohne sie bringt uns selbst die Erfüllung sämtlicher Gebote Gott
nicht nur nicht näher, sondern macht uns gar zu Gottes Feinden,
denn wenn die Demut fehlt, tritt an ihre Stelle unweigerlich der
Stolz. Gerade auf diese seelische Eigenschaft bezieht sich, so
scheint mir, der Gedanke des Evangeliums, daß der "unsaubere
Geist" nach seiner Austreibung aus dem Menschen umherirrt und
sein Haus gekehrt und geschmückt, aber leer vorfindet; dann
nimmt er "sieben andere Geister, die ärger sind denn er selbst",
und zieht mit ihnen in die Seele ein, "und es wird mit dem
Menschen hernach ärger, als es vorhin war" (Mt I 2, 45). Beim hl.
Makarios dem Ägypter 1 ist das Verhältnis der Demut zu den
I
Einsiedlermänch, geistlicher Ratgeber und Verfasser von Predigten (ca. 300-390).