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Thema: Mass Customization
Eingereicht von Johannes Christian Nissen
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................................... 2
1. Der Begriff Mass Customization ...................................................................................................... 3
2. Kurze Geschichte der Fertigungswirtschaft .................................................................................... 3
3. Probleme der Fertigungswirtschaft ................................................................................................. 4
4. Ebenen der Mass Customization (Definition) ................................................................................. 4
5. Four Faces of Mass Customization nach Pine und Gilmore ............................................................ 5
6. Wie entstehen Kundenbindung und ‐loyalität? .............................................................................. 6
7. Anforderungen an das Unternehmen ............................................................................................. 8
8. Beispiele ‐Wie kann Mass Customization aussehen?‐ .................................................................... 8
8.1. NikeID (www.nikeid.com) ...................................................................................................... 8
8.2. MyMüsli (www.mymuesli.com) ............................................................................................ 8
8.3. Apple (www.apple.com/de/itunes/) ..................................................................................... 8
8.4. SpreadShirt (www.spreadshirt.de) ......................................................................................... 9
8.5. Lego (Lego Factory) (http://factory.lego.com) ........................................................................ 9
8.6. Volvo (www.volvo.de) ......................................................................................................... 10
9. Kritik .............................................................................................................................................. 10
10. Weitere Ansätze in Verbindung mit Mass Customization ......................................................... 10
10.1. Open Innovation ................................................................................................................ 10
10.2. Crowdsourcing ................................................................................................................... 11
10.3. Rapid Prototyping/Manufacturing .................................................................................... 12
Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 13
1. Der Begriff Mass Customization
Mass Customization lässt sich mit „kundenindividuelle Massenproduktion“ ins Deutsche übersetzen.
Es beschreibt den Paradigmenwechsel in der Fertigungswirtschaft, der auch als Modern
Manufacturing verstanden wird. Der Begriff wurde erstmals 1970 von Alvin Toffler in seinem Buch
„Future Shock“ 1geprägt, aber erst Mitte der Neunziger Jahre, mit dem Einzug der
Informationstechnologie und der Entwicklung des Internet wurde daraus ein neuer Ansatz der
Fertigungswirtschaft.2
Davis beschreibt Mass Customization wie folgt:
„… that the same large number of customers can be reached as in mass markets of the industrial
economy, and simultaneously they can be treated individually as in the customized markets of pre‐
industrial economies.” 3
Durch die Nutzung von Informations‐ und Kommunikationstechnologie in der Fertigung wird für
viele Industriezweige die Symbiose von wirtschaftlicher Massenfertigung und kundenindividueller
Einzelfertigung möglich.4
2. Kurze Geschichte der Fertigungswirtschaft
Mass Customization ist der nächste Evolutionsschritt in der Fertigung, die mit handwerklicher
Fertigung, der Manufaktur begann und über industrielle Massenproduktion zur variantenreichen
flexiblen Produktion überging.
Beispiele für die frühe Manufaktur sind Weberei, Werkzeugmacher oder Uhrmacher. Heute wird der
Begriff meist mit positiven Eigenschaften wie Exklusivität, Qualität, Handfertigung und Luxus
verbunden. Die industrielle Massenfertigung steht für die Herstellung großer Stückzahlen eines
Produktes unter Verwendung von standardisierten Einzelteilen und Baugruppen durch weitgehend
automatisierte Prozesse. Die Massenproduktion ermöglicht niedrige Kosten und Preise aufgrund der
hohen Stückzahlen, Arbeitsteilung (Adam Smith und Taylor) und dem Ersatz von Mensch durch
Maschine.
Zur Einführung der Fließbandarbeit bei Ford in Amerika sagte Henry Ford:
„Sie können Ihr Auto in jeder beliebigen Farbe haben, solange diese schwarz ist.“
Dies ist heute undenkbar, da Kundenorientierung oberstes Gebot ist. Auf die Massenfertigung folgte
die variantenreiche flexible Produktion. Diese bezeichnet die Herstellung einer großen Zahl an
Produktvarianten, aus denen der Kunde jene auswählen soll, die seinen gewünschten
Produkteigenschaften möglichst nahe kommt.
Michaela Müller von BMW:
1
http://www.youtube.com/watch?v=6Ghzomm15yE, Future Shock 1/5, aufgerufen am 22.03.2009
2
Pine, Davis: Mass customization: the new frontier in business competition, Harvard Business Press, 1999, S. xii
3
Davis: Future perfect, Addison‐Wesley, 1987, S. 169
4
Piller: Mass Customization, DUV Gabler Edition Wissenschaft, 4. Aufl.
„Der Konsument weiß selbst am besten was er will“5
Nicht nur die Fertigungsverfahren der Unternehmen haben sich geändert, sondern auch die Ziele und
Prozesse der Kundenbeziehung.
3. Probleme der Fertigungswirtschaft
Immer kürzer werdende Produktlebenszyklen und damit einhergehend Kosten für Forschung
und Entwicklung
Verstärkter Wettbewerbsdruck, Technologievorsprünge sind seltener, Ideen und Produkte
werden schnell kopiert und imitiert
Höhere Kosten durch die Komplexitätszunahme
verändertes Käuferverhalten, den auf der Nachfrageseite nimmt das Interesse an
Individualisierung und Heterogenität immer stärker zu
Technologischer Fortschritt und Wandel zur Informationsgesellschaft zwingt zum Handeln
4. Ebenen der Mass Customization (Definition)
1. Differenzierungsoption:
Die angebotenen individuellen Produkte erfüllen die unterschiedlichen Bedürfnisse jedes
einzelnen Nachfragers.
2. Absatzpotenzial:
Es wird auf einen großen Absatzmarkt gezielt, der den Marktsegmenten entspricht, die auch
mit traditionellen Massengütern angesprochen werden würde.
3. Kostenoption:
Der Preis, den der Kunde für individuelle Güter bereit ist zu zahlen, entspricht dem Preis, den
der Kunde auch für ein vergleichbares massenhaft hergestelltes Gut bereit wäre zu zahlen.
4. Beziehungsoption:
Die Informationen, die im Zuge des Individualisierungsprozesses erhoben werden, dienen
zum Aufbau einer dauerhaften individuellen Beziehung zu jedem einzelnen Abnehmer.
5
http://www.abendblatt.de/daten/2006/10/02/619295.html: Die Kunden werden zu Erfindern, aufgerufen am
05.04.2009
5. Four Faces of Mass Customization nach Pine und Gilmore
Pine und Gilmore haben vier Customization Ansätze entwickelt um Kunden ein Produkt zu geringen
Kosten anzubieten, das einmalig und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Dabei unterscheiden sie
die Einflussnahme des Kunden auf das Produkt und die Einflussnahme auf die Repräsentation.6
Abbildung 1: Four Faces Modell
Quelle: Harvard Business Review, January‐February 1997, S. 95
Collaborative: Der Kunde kann das Produkt und die Aufmachung direkt beeinflussen. Zum Beispiel
bei einem Schuhhersteller kann die Größe des Schuhs genau auf den eigenen Fuß angepasst und das
Design in Farbe und Applikationen definiert werden. Der Kunde interagiert mit dem Anbieter.
Adaptive: Das Produkt kann nicht angepasst werden, bietet aber die Möglichkeit es individuell zu
nutzen. Es wird zum Beispiel eine gewisse Palette an Mobiltelefonen angeboten die auf einen
bestimmten Kundenkreis zugeschnitten sind. Das Handy an sich kann der Kunde nicht beeinflussen,
aber das Handy bietet ihm die Möglichkeit die Tasten und die Menüs individuell zu gestalten. Der
Kunde interagiert mit dem Produkt.
Cosmetic: Das Produkt an sich kann nicht verändert werden, nur die Verpackungseinheit, oder der
Service zum Produkt kann angepasst werden.
Transparent: Das Produkt ändert sich anhand der individuellen Kundenforderungen. Allerdings wird
die Aufmachung des Produktes nicht geändert. Als Beispiel wird Ritz‐Carlton angeführt, die ihre
Hotelgäste und deren Wünsche in einer Datenbank erfasst haben und bei jedem wiederkehrenden
6
Pine, Gilmore: The Four Faces of Mass Customization, Harvard Business Review, January‐February 1997, S. 91
ff
Gast die Ausstattung des Raums und die Dienstleistungen angepasst haben. Der gemietete Raum ist
dabei immer derselbe geblieben.
6. Wie entstehen Kundenbindung und loyalität?
Schaller, Stotko und Piller haben ein Model aufgestellt das den positiven Einfluss der
Individualisierung auf Kundenbindung und ‐loyalität darstellt.
Basis ist die Individualisierung, die alle Einflussfaktoren von Kundenloyalität und Kundenbindung
positiv beeinflussen kann.
Abbildung 2: Entstehung und Einflussfaktoren von Kundenloyalität
Quelle: Schaller, Stotko, Piller: Mit Mass Customization basiertem CRM zu loyalen
Kundenbeziehungen
Vertrauen: Vertrauen reduziert das Risiko opportunistischer Verhaltensweisen und wirkt aufgrund
seiner selbstverstärkenden Wirkung.
7
Homburg et al, 1999, S. 177
8
Schaller, Stotko, Piller: Mit Mass Customization basiertem CRM zu loyalen Kundenbeziehungen
Commitment: Ein CRM‐Konzept soll beiden Seiten (Kunden und Unternehmen) wertstiften. Ein
Kunde sollte Wiederholungskäufe aufgrund von „freiwilliger Treue“ tätigen und nicht weil die
Wechselbarrieren zu hoch sind. Das Commitment bezeichnet die innere Verpflichtung einer Person
gegenüber einem Bezugsobjekt und beinhaltet dabei „… a desire to develop a stable relationship, a
willingness to make short term sacrifices to maintain the relationship, and a confidence to the
stability of the relationship. “9
Individualisierung: Maßnahmen zur Kundenbindung sollten individuell auf den Kunden ausgerichtet
sein. Die Interaktion sollte wechselseitig sein und der Kunde muss in die Wertschöpfungskette des
Anbieters integriert werden.
Die Individualisierung kann auf 2 Ebenen erfolgen
1. Individualisierung der (Kern‐)Leistung
2. Individualisierung der Beziehung/Kommunikation
Vorteile der Individualisierung:
Die Kundenzufriedenheit erreicht durch die individuellen Präferenzen des Kunden den
Idealpunkt. Der Imagevorteil und das Begeisterungspotenzial nehmen mit einer individuellen
Leistung stark zu.
Das Vertrauen wird nicht direkt beeinflusst, kann aber durch eine Rückkopplung über die
Beziehungsdauer und die Erfahrungen positive Auswirkungen entfalten.
9
Anderson, Weitz, 1992, S. 19
7. Anforderungen an das Unternehmen
Moderne, zielgerichtete Informations‐ und Kommunikationsstruktur um Benutzerprofile zu
erstellen zu verwalten und individuelle Kommunikation zu ermöglichen. Internetportale
bieten sich als zentraler Kontaktpunkt an.
Die Produktionsprozesse müssen voll in die Informationstechnik eingebunden sein, um
Schnittstellen, Transformationsverluste und Transaktionskosten zwischen
Kundenanforderung (Profil) und produzierenden Maschinen zu minimieren.
Der Kunde muss einen Vorteil haben, durch gezieltere Bedürfnisbefriedigung, das Gefühl Teil
einer Gemeinschaft zu sein, Selbstverwirklichung, erlangten Respekt aufgrund der eigenen
Leistung, Kosten‐Nutzen Verhältnis zur Massenfertigung und viele weitere Faktoren.
Die Kundendaten und Informationen die im Zuge der Individualisierung erhoben wurden
müssen besonders geschützt werden und dürfen nicht weitergegeben werden.
8. Beispiele Wie kann Mass Customization aussehen?
8.1.NikeID (www.nikeid.com)
NikeID ist das online Portal von Nike um sich individuelle Kleidung zu
konfigurieren. Es können sowohl Schuhe als auch T‐Shirts und andere
Kleidungsstücke in Farbe, Druck und Größe individuell angepasst werden.
Besonders ist die ID Funktion, mit der man seine Kleidungsstücke mit
einem eigenen Schriftzug versehen kann.
8.2.MyMüsli (www.mymuesli.com)
Das besondere an MyMüsli ist die Profilfunktion, in
dem schon einmal bestellte Müslimischungen zur
Nachbestellung gespeichert werden. MyMüsli bietet
einem die Möglichkeit aus ca. 70 Zutaten sein
eigenes Müsli zu mixen und zu bestellen. Darunter sind auch exotische Zutaten, wie Gummibärchen
und Gojibeeren. Der Preis liegt in einem Bereich, der anderen Premium Müslis der Massenfertigung
entspricht.
8.3.Apple (www.apple.com/de/itunes/)
Der online Applestore verfügt über geringe customizing Funktionen, man kann
seinen IPod in verschieden Farben wählen und ihn mit einer individuellen
Lasergravur versehen lassen.
Aber auch iTunes bietet Möglichkeiten des Mass Customization, so kann man sich
einzelne Musiktitel als Album zusammenstellen und so seinen individuellen Vorlieben freien Lauf
lassen. Da dies alles innerhalb des Profils geschieht, lernt iTunes den Geschmack des Nutzers kennen
und macht einem Vorschläge ähnlich der Empfehlungen bei Amazon.
8.4.SpreadShirt (www.spreadshirt.de)
SpreadShirt ist ein Paradebeispiel für Mass Customization. SpreadShirt versieht
Kleidung, Tassen, Aufkleber, Schürzen und viele weitere Produkte mit individuellen
Motiven. Das Geschäftsmodell stützt sich auf zwei Konzepte, einmal den Endkunde,
der seine Produkte direkt bei Spreadshirt online konfiguriert und bestellt (B2C) und
zweitens auf Geschäftskunden, die einen eigenen Onlineshop mithilfe der SpredShirt Tools erstellen
können (B2B). Wobei beachtet werden muss, dass bei den Geschäftskunden der komplette
Bestellprozess, Produktion, Warenversand und Fakturierung von Spreadshirt übernommen wird. Die
Geschäftskunden erhalten lediglich eine Umsatzbeteiligung.
8.5.Lego (Lego Factory) (http://factory.lego.com)
Lego hatte Anfang der Neunziger Jahre eine Krise, man hatte sich mit zu vielen
unterschiedlichen Themen und kurzlebigen Trends (z. Bsp. Dinosaurier) verzettelt.
Die Absatzzahlen stagnierten und die Existenz stand auf dem Spiel. Die Rettung
kam durch das Zurückbesinnen auf das ursprüngliche Geschäft und die Reduzierung der Varianten,
hinzu kam der Onlineshop. Lego vertreibt nur ca. 10% seines Sortiments über den Einzelhandel, die
restlichen 90% werden ausschließlich online und über Katalog vertrieben. Der Direktvertrieb über
den Versandhandel beträgt ca. 10‐15% der Gesamtverkäufe, allerdings sind die Margen wesentlich
höher, als die über den Einzelhandel erzielten. Das Kundenbeziehungsmanagement hat Lego
komplett überarbeitet, so kann man sich online im Brickmasters Club anmelden und bekommt
regelmäßig ein Magazin mit Bastellprojekten, fünf exklusive Baukästen und eine Eintrittskarte für das
Legoland. Im Onlineshop sind unteranderem auch Legobausätze erhältlich, die deutlich von der
Standardkäufergruppe (der ca. 9 Jahre alten Jungs) abweicht. So gibt es zum Beispiel den Star Wars
Todesstern für 300$, der sich im Einzelhandel kaum Verkaufen lassen würde. Lego nimmt also eine
klare Segmentierung seiner Kunden vor. Lego setzt auch auf die Fanbasis und hat eine Community
geschaffen, in der sich gegenseitig bei Bauprojekten geholfen wird, eigene Projekte (My Own
Creation) vorgestellt werden und im Wettbewerb gegeneinander antreten. Das Projekt des
Gewinners wird von Lego unter Lizenz selbst hergestellt und vertrieben.
Mit der Ausweitung des Geschäfts im Bereich Software hat Lego ein Programm namens Lego Mosaic
entwickelt, das Bilder in zweidimensionale Lego‐Steinmuster umwandelt. Die größte Entwicklung ist
2005 mit Lego Factory entstanden. Lego Factory erlaubt es dem Nutzer ein virtuelles Modell aus Lego
zu erstellen. Die Software ermöglicht eine automatische Generierung einer Bauanleitung und die
online Bestellung der benötigten Steine als eigenen Bausatz. Diese Modelle können im Profil
gespeichert werden und anderen Benutzern zur Verfügung gestellt werden. Der fertige Bausatz wird
ca. 1 Woche nach Bestellung geliefert. Bisher wurden so schon mehr als 100.000 Modelle entwickelt.
Ein perfektes Beispiel für Mass Customization, denn es stehen einem über 7000 verschiedene Teile
und 75 Farben zur Auswahl!10
10
Anderson: The Long Tail, Hanser Verlag, 2007, S. 248ff
8.6.Volvo (www.volvo.de)
Volvo ist in einer Forschungsallianz mit dem Frauenhofer Institut und verschieden Malaysischen
Unternehmen organisiert um Mass Customizing Potentiale in der Automobilbranche zu erforschen.11
Bisher gibt es auf der Homepage von Volvo einen PKW‐Konfigurator, der einen nicht nur die
Lackierung, sondern auch Interieur, Sonderausstattung und Motorisierung, individuell auswählen
lässt.
9. Kritik
Mass Customization geht mit Datenerhebung und ‐speicherung einher. Diese Daten müssen einen
besonderen Schutz erfahren. Dies wird zurzeit meist noch unzureichend getan. Die Versuchung, die
Daten für interne Datenanalysen und ‐abgleich zu nutzen ist sehr groß. Auch das Vertrauen der
Kunden kann sehr leicht durch vermeidliche Empfehlungen aufgrund ihrer Profildaten missbraucht
werden. So kann es durchaus sein, das einem Produkte angeboten werden, die nicht unbedingt zu
dem Profil oder Kaufverhalten passen, aber noch in großen Mengen auf Lager liegen (Zielkonflikt
zwischen Kunden‐ und Unternehmensinteresse).
Durch den hohen Integrationsaufwand von IT in der Fertigungstechnik ist Mass Customization nicht
für alle Unternehmen der Massenfertigung geeignet. Es kann auch aufgrund der Komplexität zu
einem Kostentreiber werden. Besonders bei umfangreichen Individualisierungsmöglichkeiten und
dadurch verbundener Interaktion von Kunden und Produzent können die Transaktionskosten stark
ansteigen.
Der Grad des Customizing ist in vielen Fällen nicht so hoch, wie erwartet. Viele Unternehmen bieten
dem Kunden nur eine eingeschränkte Auswahl aus Farben, Designs oder Größen ihrer Produkte. Um
die Richtigen Attribute zu wählen ist ein ausgeprägtes Kundenverständnis seitens des Unternehmens
nötig. Oft haben Kunden auch keine klaren Vorstellungen davon, welche Lösung für sie die beste ist.
Dadurch kann die Konfiguration auch zur Last werden.12
Um eine unique selling proposition zu erlangen reicht es nicht eine Standardlösung zu kaufen,
sondern es muss eine individuelle Lösung erarbeitet werden, die speziell auf die Kunden und
Produkte zugeschnitten ist. Dies kann in einem bestehenden Unternehmen mit großen Risiken
einhergehen.
10. Weitere Ansätze in Verbindung mit Mass Customization
10.1. Open Innovation
Open Inovation ist ein weiterer Ansatz, der im Zusammenhang mit Mass Customization steht. Open
Innovation steht für die Integration des Kunden in den Innovationsprozess bzw. die Verlagerung der
Innovationsprozesse aus dem Unternehmen heraus zum Kunden.
11
http://www.cater‐ist.org/, aufgerufen am: 02.04.2009
12
http://www.perspektive‐blau.de/wissen/0703a/0703a.htm, Mass Customization: Maßgeschneidert vom
Fließband, aufgerufen am: 28.03.2009
Bisher war der Kunde nur Wertempfänger und nicht Wertschöpfer, dies ändert sich dank moderner
Informationstechnologie allerdings zunehmend. Ein Vorreiter ist die Open Source Community in der
Softwareentwicklung, hier kann jeder an der Programmierung teilhaben und seine Wünsche und
Anforderungen umsetzen. Ein weiteres Beispiel ist das OSCar (www.oscar.org), ein Projekt mit dem
Ziel ein Auto auf einer frei zugänglichen und offenen Plattform zu entwickeln. Jeder kann sich dem
Projekt anschließen und an der Entwicklung des Autos mitwirken. Aber auch traditionelle
Unternehmen setzen auf das Wissen und Potential ihrer Kunden, dies hat gleich mehrere Vorteile.
Die Kosten für eine Forschungs‐ und Entwicklungsabteilung sind hoch, Kunden machen dies
Kostenlos aus Selbstzweck und dem Gefühl der Partizipation.
Der Markt (Kunde) entwickelt eventuell Bedürfnisse, die nicht mehr durch zukünftige Produkte
befriedigt werden, dies wird durch die Integration des Kunden in den Innovationsprozess fast
ausgeschlossen.
Gute Beispiele sind Adidas und Lego, Adidas hat mit mi Adidas eine neue Serie an Schuhen
entworfen, an deren Entwicklung Hochleistungssportler maßgeblich beteiligt sind. Heute kann jeder
auf der Homepage von Adidas eigene individualisierte Schuhe bestellen. Die Serie mi Adidas lässt sich
in Farbe, Aufbau des Schuhs (Dämpfung, Sohle) und Masse des Fußes anpassen.
Lego geht noch einen Schritt weiter, Interessierte können sich auf der Homepage von Lego
registrieren und ein Profil anlegen. Im nächsten Schritt kann ein Programm zum entwerfen von
eigenen Lego Objekten heruntergeladen werden. Die mit diesem Designer entworfenen Objekte
kann der Kunde an Lego übermitteln und dazu einen Bausatz und Anleitung generieren. Dieser kann
nun bestellt werden. Die Bausätze stehen auch anderen Kunden zur Einsicht und zum Kauf zur
Verfügung, die besten/beliebtesten Bausätze vertreibt Lego für eine gewisse Zeit auch über den
Einzelhandel.
10.2. Crowdsourcing
Crowdsourcing wurde im Jahr 2006 von Jeff Howe und Mark Robinson (Wired Magazine) geprägt und
bezeichnet die kollektive Intelligenz und Arbeitskraft von sogenannten „Freizeitarbeitern“ im
Internet. Diese Menschen generieren freiwillig Inhalte, lösen Probleme und Aufgaben anderer oder
beteiligen sich an Entwicklungsprozessen. Unter anderem generieren sie auch neue Ideen für
Produkte. Die Motivationsfaktoren unentgeltlich Zeit, Wissen, Ideen und Arbeitskraft zur Verfügung
zu stellen sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Rationale Menschen denken, dass sie einen
echten Beitrag zur Verbesserung eines Produktes leisten. Sozial denkende Menschen wollen einen
Beitrag in einem Netzwerk leisten und erfahren dadurch Anerkennung. Meinungsführer wollen am
Produkt mitreden, der Kenner will sein Insiderwissen ausbauen und der Verkäufer möchte seine
Empfehlung mit eigenen Inhalten weiterverbreiten.13
Populäre Beispiele sind Wikipedia, die online Enzyklopädie an der jeder mitarbeiten kann, oder
Ideastorm, ein Projekt von DELL, bei dem jeder Interessierte Produktvorschläge oder Ideen auf einer
Internetplattform veröffentlichen kann und dann über diese Ideen abgestimmt wird. Die Nutzer
können Vorschläge Promoten und Demoten. DELL hat schon viele Vorschläge umgesetzt, so werden
13
Kreßner, Marketing 2.0 ‐ Wie das Internet die Kommunikation zwischen Produzenten und Konsumenten
verändert, GRIN Verlag, 2008
PCs mittlerweile auf Wunsch ohne vorinstallierte Searchbars, Onlinedienste usw. ausgeliefert und es
gibt mit Ubuntu ein alternatives Betriebssystem zu Windows.
10.3. Rapid Prototyping/Manufacturing
Das Rapid Manufacturing wird als eine Schlüsseltechnologie für die zukünftige Fertigungsindustrie
gesehen. Es handelt sich dabei um Techniken mit denen direkt aus elektronischen Daten bzw. CAD
Modellen Produkte hergestellt werden. Das Verfahren ähnelt einem normalen Laserdrucker, nur das
nun dreidimensionale, komplexe Modelle durch Laser‐Sinter‐Technologie oder Stereolithographie
ausgedruckt werden. Meist handelt es sich um ein pulverisiertes Material das Schicht für Schicht mit
einem Laser zu einem Objekt geschmolzen wird.
Firmen wie Boeing nutzen dieses Verfahren schon seit längerem um entwickelte Teile als Prototypen
zu fertigen. Andere, wie zu Beispiel RPWorld.net nutzen das Rapid Prototyping um Formen für den
Spritzguss und andere Gießformen herzustellen.14 Die Firma Fabjecory ermöglich es Kunden 3D
Modelle ihrer online Avatare aus Second Live oder World of Warcraft hochzuladen und fertigt davon
ein reales 3D Objekt an.15
14
www.rpworld.net, aufgerufen am 07.04.2009
15
www.fabjectory.com, aufgerufen am 07.04.2009
Literaturverzeichnis
Pine, Davis: Mass customization: the new frontier in business competition, Harvard Business Press,
1999
Davis: Future perfect, Addison‐Wesley, 1987
Piller: Mass Customization, DUV Gabler Edition Wissenschaft, 4. Auflage
Pine, Gilmore: The Four Faces of Mass Customization, Harvard Business Review, January‐February
1997
Schaller, Stotko, Piller: Mit Mass Customization basiertem CRM zu loyalen Kundenbeziehungen
Anderson: The Long Tail, Hanser Verlag, 2007
Kreßner: Marketing 2.0 ‐ Wie das Internet die Kommunikation zwischen Produzenten und
Konsumenten verändert, GRIN Verlag, 2008
Wikipedia
http://www.perspektive‐blau.de/wissen/0703a/0703a.htm, Mass Customization: Maßgeschneidert
vom Fließband
http://www.cater‐ist.org/
http://www.abendblatt.de/daten/2006/10/02/619295.html: Die Kunden werden zu Erfindern
www.rpworld.net
www.fabjectory.com