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Das Fundament 1/2008
Jesaja im welt- und heilsgeschichtlichen Horizont
Weltgeschichte im Blick
Der Prophet Jesaja wie auch die
anderen Propheten haben in der
Regel die Weltgeschichte beobachtet
und eine Deutung derselben vorge-
ihnen allein Heil bringen. Als die nommen. Die Weltgeschichte hatte
assyrische Großmacht zerbröckelt, immer der Heilsgeschichte gedient.
erscheint Babylon am Horizont. Er führt nicht immer nur sein Volk,
Als König Necho aus Ägypten sich das Volk seines Eigentums, damals
das Machtvakuum zunutze machen das Volk Israel oder heute das Volk
möchte und bis hinauf ins Zwei- des Neuen Bundes, die lebendigen
stromland zieht, wird er in Karche- Christen. Er hat es aber immer auch
misch im Jahr 605 v. Chr. von den mit der Geschichte der Völker und
Babyloniern geschlagen, woraufhin der Weltgeschichte zu tun. In Jesaja
er sich dann wieder zurückzieht. 7, 18 lesen wir: „Zu der Zeit wird
Als die Babylonier den Ägyptern der HERR herbeipfeifen die Fliege
nachsetzen, kommen sie 597 v. Chr. am Ende der Ströme Ägyptens und
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die Biene im Lande Assur.” Gott hat Gott empfangen, bringen sie öffent-
es immer auch mit den Mächtigen lich zur Sprache, verkündigen sie.
und Königen zu tun und ist Herr
über sie. Wenn Gott sie herbeipfeift,
dann kommen sie und tun seinen
Willen. Jesaja 10, 5 beschreibt die Gott schafft Fakten
Assyrer als Zuchtrute Gottes für
Israel. Obwohl es ihnen selber nicht „Wach auf, wach auf, Zion, zieh an
bewusst ist, benutzt der Herr sie als deine Stärke! Schmücke dich herrlich,
Zurechtweisung für sein ungehor- Jerusalem, du heilige Stadt! Denn es
sames Volk. Der Perserkönig Cyrus wird hinfort kein Unbeschnittener
wird in Jesaja 41, 2 der „Gerechte oder Unreiner zu dir hineingehen.
vom Osten“ genannt. Er gebraucht Schüttle den Staub ab, steh auf,
diesen König als Befreier für sein Jerusalem, du Gefangene! Mach dich
Volk aus der Babylonischen Ge- los von den Fesseln deines Halses,
fangenschaft. Er nennt ihn auch du gefangene Tochter Zion! Denn so
„mein Hirte“ (Jesaja 44, 28) und als spricht der HERR: Ihr seid umsonst
er Babylon einnimmt, endet damit verkauft, ihr sollt auch ohne Geld
auch die Gefangenschaft für die ausgelöst werden. So spricht Gott der
Menschen aus Juda. In Jesaja 45, 1 HERR: Mein Volk zog einst hinab
wird Kyrus als „Gesalbter“ bezeich- nach Ägypten, dass es dort ein Fremd-
net. Gott als der Mächtige, der El ling wäre; auch Assur hat ihm ohne
Schaddai, kann sich der Mächtigen Grund Gewalt angetan. Aber nun,
bedienen. Und unser erhöhter Herr was habe ich hier zu schaffen? spricht
Jesus Christus sagt von sich selbst: der HERR. Mein Volk ist umsonst
„Mir ist gegeben alle Gewalt im weggeführt; seine Tyrannen prahlen,
Himmel und auf Erden“ (Matthäus spricht der HERR, und mein Name
28, 18). Deshalb können wir auch wird immer den ganzen Tag gelästert.
damit rechnen, dass er die Weltge- Darum soll an jenem Tag mein Volk
schichte in seiner Hand hat. Und meinen Namen erkennen, dass ich es
wir brauchen uns nicht zu fürchten. bin, der da spricht: Hier bin ich! Wie
Den Propheten geht es darum, lieblich sind auf den Bergen die Füße
als Verkündiger Gottes Wort zur der Freudenboten, die da Frieden
Sprache zu bringen. Das, was sie in verkündigen, Gutes predigen, Heil
einem Traum, in einer Vision von verkündigen, die da sagen zu Zion:
Jesaja im welt- und heilsgeschichtlichen Horizont
Dein Gott ist König! Deine Wächter Fakten. Das sind keine Glaubens-
rufen mit lauter Stimme und rühmen wahrheiten oder Teile eines dogma-
miteinander; denn alle Augen werden tischen Bekenntnisses, sondern das,
es sehen, wenn der HERR nach Zion was er tut, ist zu hören, zu sehen,
zurückkehrt. Seid fröhlich und rühmt ja wahrzunehmen. Gott schafft Tat-
miteinander, ihr Trümmer Jerusa- sachen. Er sagt zu seinem Volk, dass
lems; denn der HERR hat sein Volk er da sei und dass sie seinen Namen
getröstet und Jerusalem erlöst. Der kennen sollen (52, 5 - 6).
HERR hat offenbart seinen heiligen
Arm vor den Augen aller Völker, dass
aller Welt Enden sehen das Heil un-
seres Gottes. Weicht, weicht, zieht aus Der Name Gottes
von dort und rührt nichts Unreines
an! Geht weg aus ihrer Mitte, reinigt Der Name Gottes ist im Alten
euch, die ihr des HERRN Geräte Testament sehr wichtig. Er wird uns
tragt! Denn ihr sollt nicht in Eile offenbart in 2. Mose 3, 14: „Gott
ausziehen und in Hast entfliehen; sprach zu Mose: Ich werde sein, der
denn der HERR wird vor euch her- ich sein werde. Und sprach: So sollst
ziehen und der Gott Israels euren Zug du zu den Israeliten sagen: »Ich werde
beschließen“ (Jesaja 52, 1 - 12). sein«, der hat mich zu euch gesandt.“
In diesem Abschnitt werden drei Gott ist immer, der war und der
Geschichtsperioden angesprochen. ist und der sein wird. Im Neuen
Da ist die Rede von Ägypten, wo Testament heißt es: „Jesus Christus
sie eine lange Zeit Sklaven waren. gestern, heute und derselbe auch in
Dann lesen wir von Assur, das das Ewigkeit“ (Hebräer 13, 8). Und am
Nordreich Israel zerstört hatte. Und Anfang des Buches der Offenba-
wir lesen von Babylon, in dessen rung sagt Jesus von sich selbst: „Ich
Gefangenschaft viele Juden waren. bin das A und das O, spricht Gott,
Und nun will der Herr Großes tun. der Herr, der da ist und der da war
Er wird seinen heiligen Arm vor und der da kommt, der Allmächtige“
den Augen aller Heiden offenbaren (Offenbarung 1, 8). Das sind die
und „aller Welt Enden wird sehen drei Zeitdimensionen.
das Heil unseres Gottes.“ Das, was Aber das hebräische Wort sagt
Gott jetzt tut, ist geschichtlich eigentlich noch mehr. Es bedeu-
wahrnehmbar, das sind historische tet: „Ich erweise mich, ich ereigne
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mich, ich bin der lebendige Gott, aber komme zu dir im Namen des
man kann Erfahrungen mit mir HERRN Zebaoth, des Gottes des
machen“. Martin Buber übersetzt Heeres Israels, den du verhöhnt hast”
diesen Namen Gottes mit: „Ich bin (1. Samuel 17, 45).
da.“ Ich bin da für dich, wenn es dir Mit dem Namen des Herrn
gut geht oder wenn es dir schlecht dürfen wir Dämonen gebieten, mit
geht. Ich bin gegenwärtig. Gott seinem Namen kann man auch,
ist gegenwärtig. Er geht mit. Man wenn der Herr es will, Krankheiten
kann sich auf ihn verlassen. heilen. Mit dem Namen des Herrn
Der Name steht in einer Bezie- haben wir eine wunderbare Se-
hung zur Person selbst. So steckt in gensgabe geschenkt bekommen. In
dem Namen Jesus bereits, dass er der Psalm 89, 17 lesen wir: „Sie werden
Retter ist. Der Name in der Bibel ist über deinen Namen täglich fröhlich
wichtig. Er ist nicht nur Schall und sein und in deiner Gerechtigkeit herr-
Rauch. Das wird deutlich am aro- lich sein.“ Und die Apostel sagen:
nitischen Segen. Am Schluss heißt „Und in keinem andern ist das Heil,
es: „Denn ihr sollt meinen Namen auch ist kein andrer Name unter
auf die Israeliten legen, dass ich sie dem Himmel den Menschen gegeben,
segne“ (4. Mose 6, 27). Der Name durch den wir sollen selig werden“
des Herrn wird sozusagen als eine (Apostelgeschichte 4, 12). In Apos-
schützende und wärmende Decke telgeschichte 3 wird der Gelähmte
auf die Gemeinde gelegt. durch den Glauben an den Na-
„Der Name des HERRN ist eine men Jesus geheilt: „Und durch den
feste Burg; der Gerechte läuft dorthin Glauben an seinen Namen hat sein
und wird beschirmt“ (Sprüche Name diesen, den ihr seht und kennt,
18, 10). Der Name des Herrn ist
wie eine Burg, in der ich mich
bergen kann.
Der Name des Herrn gleicht
einer Angriffs- und Schutzwaffe. So
kommt David mit dem Namen des
Herrn und stellt sich dem Riesen
Goliath: „David aber sprach zu
dem Philister: Du kommst zu mir
mit Schwert, Lanze und Spieß, ich
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stark gemacht; und der Glaube, der der mitgeht und der heimbringt.
durch ihn gewirkt ist, hat diesem die Er ist ein Gott, der sieht, der eine
Gesundheit gegeben vor euer aller Hagar in der Wüste sieht und sie da-
Augen“ (Apostelgeschichte 3, 16). durch rettet. Er sieht nicht mit dem
„Darum hat ihn auch Gott erhöht Auge des „big brother“, dem spio-
und hat ihm den Namen gegeben, der nierenden, dem Polizeiauge, sondern
über alle Namen ist, dass in dem Na-
men Jesu sich beugen sollen aller derer
Knie, die im Himmel und auf Erden
und unter der Erde sind, und alle
Zungen bekennen sollen, dass Jesus
Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes,
des Vaters“ (Philipper 2, 9 - 11).
Gott trägt
Im Namen Gottes ist Er, Gott
selber, anwesend, Er ist voll Dyna-
mik, voller Kraft und Energie. Im
Kontext von Jesaja 52 sind die Juden mit dem Auge des guten Hirten, das
hoffnungslos gefangen. Aber Gott Auge des Vaters. Er ist ein Gott, der
möchte, dass sie erkennen sollen, da ist. Ich bin da. Ich gehe mit. Ich
wer er ist und was er kann, ihn als antworte dir, spreche mit dir und
den lebendigen Gott erkennen. stehe in Gemeinschaft mit dir.
Sie sollen ihn erfahren, dass er mit Unser Gott ist ein tragender
ihnen mitgehen möchte, der hingeht Gott, er nimmt mich auf seine
und sie abholt. Die Vorstellung in Schulter. Das Wort für tragen wird
Vers 8 ist, dass Gott nach Babylon auch für die Sündenvergebung
geht, sein gefangenes Volk löst und gebraucht. Denn die schwerste
mit den Erlösten aus Babylon nach Last des Lebens ist noch immer
Zion kommt. Er führt sie heim. meine Sünde. Und die kann ich
Und so ist er ein abholender Gott, nicht selber tragen. Die kann ich
ein Gott, der uns entgegenkommt, nur abladen. Und das bei Jesus. Im
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Alten Testament wird ein „Sünden- sagen, dass das ganze Leben so
bock“ damit beladen. Die Sünde schwer sei, so dass sie es nicht allein
wird auf ihn durch Handauflegung schaffen, die sind ihm angenehm.
bekannt und damit wird er beladen. Wir dürfen zu ihm kommen und
Die Sünde der Gemeinde wird ihm ihm sagen, dass wir es nicht schaf-
aufgehalst. Und dann wird er in die fen. Er trägt mit. Er trägt mich.
Wüste geschickt, in das Land der Gott sagt uns: „Das was mein
Abgeschnittenheit. Und in gleicher Name einschließt, dass sollst du
Weise hat unser Herr Jesus Christus erfahren. Ich bin da. Ich hole dich
unsere Sünde an seinem Leib hi- ab, begleite dich und trage dich. Du
naufgetragen an das Holz. Er ist das bist nie allein“.
Lamm Gottes, das die Sünden der
Welt trägt. Ein tragender Gott.
Darüber hinaus trägt er auch
die Last meiner Krankheit, meiner Gott geht voran
Schmerzen, die Last des Altwer-
dens, die Last meiner Depressionen. „Denn ihr sollt nicht in Eile auszie-
Er trägt alles, was ich als Last emp- hen und in Hast entfliehen; denn der
finde und was mich in den Boden HERR wird vor euch herziehen und
drücken will. Dieser Gott, der sagt, der Gott Israels euren Zug beschlie-
dass er da ist, der trägt deine Last, ßen“ (Jesaja 52, 12). Gott geht
er trägt dich mit deiner Last. voran, er zeigt den Weg. Die zweite
„Er wird seine Herde weiden wie und dritte Generation der depor-
ein Hirte. Er wird die Lämmer in tierten Juden damals kannten den
seinen Arm sammeln und im Bausch Weg durch die Wüste nicht mehr
seines Gewandes tragen und die zurück von Babylon nach Jerusa-
Mutterschafe führen” (Jesaja 40, 11). lem. Der Herr wollte führen. Damit
Unser Gott ist ein wunderbarer, ist Gott die Vorhut der Heimkehrer.
tragender, mitfühlender Gott. Er wollte den Weg zeigen.
Diejenigen, deren Lasten zu schwer Wie dankbar sind wir, wenn uns
sind, als dass sie sie alleine tragen jemand den Weg zeigen kann, wenn
könnten, die sind Gott angenehm. wir in einer fremden Stadt nicht
Er mag nicht die hemdsärmeligen mehr weiter wissen. Und so will der
Kraftprotze, die alles im Griff Herr uns den Weg durch die Wüste
haben, die alles allein können. Die zeigen, indem er uns sein Wort gibt.
ortsetzung auf Seite 33
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„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte ‚Gnädige Frau, darf ich Sie fragen:
und ein Licht auf meinem Wege” Wo geht es hier zum Kurfürs-
(Psalm 119, 105). tendamm?’ Daraufhin sagte der
Der Rat erfahrener Brüder und Steppke: „Dat is mir viel zu ville,
Schwestern ist ebenso hilfreich, und da verlof ick mir lieber.’“ So macht
auch die Leitung des Geistes. Das Gott es eben nicht. Er zeigt eindeu-
Problem ist unser Herz, das immer tig den Weg. Und wenn ich falsch
wieder den Irrweg gehen will. Aber gelaufen bin, dann war es meine ei-
Er ist bereit, uns zu führen und zu gene Entscheidung, meine Sturheit
lenken, wenn wir nur wollen. und Bockigkeit. Er geht voran und
In Berlin nennt man einen etwa macht auch die Bahn.
10 Jahre alten Jungen Steppke. „Denn dazu seid ihr berufen, da
So ein Steppke fragte einmal eine auch Christus gelitten hat für euch
vornehme Dame nach dem Kur- und euch ein Vorbild hinterlassen,
fürstendamm. Die Dame antwortet dass ihr sollt nachfolgen seinen Fuß-
dem Jungen: „Solltest du dich noch tapfen“ (1. Petrus 2, 21). Gott zeigt
einmal unterstehen, mich nach dem nicht nur den Weg, sondern hat
Kurfürstendamm zu fragen, dann auch Bahnen gemacht. Im Süd-
nimmst du zuerst die Hände aus schwarzwald kann man hier und
den Taschen, putzt dir die Nase, da Schilder lesen, auf denen steht:
nimmst die Mütze vom Kopf, „Gut gespurte Loipe für weniger
machst einen Diener und sagst: Geübte.“ Das klingt zunächst nach
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DCTB-Intern
Lass den Staub los! Du bist nicht wisst, dass ihr nicht mit vergäng-
mehr gefangen. Lebe das, was du lichem Silber oder Gold erlöst seid
bist! Du bist stark und frei, weil von eurem nichtigen Wandel nach
der Herr dich losmacht. Und das der Väter Weise, sondern mit dem
nicht durch eigene Werke, durch teuren Blut Christi als eines unschul-
bestimmte Vorleistungen, sondern digen und unbefleckten Lammes“ (1.
umsonst durch das Blut Jesu Chris- Petrus 1, 18 - 19). Ich bin frei und
ti. Nicht durch Silber oder Gold. er macht alles gut.
Sondern ganz umsonst: „Denn ihr
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