Dies ist und bleibt der Kern uns sogar einreden, dass ange-
der guten Nachricht: „Also hat sichts der Schuld der Geschichte
Gott die Welt geliebt, dass er seinen und zeitgemäßer neuer „Erkennt-
eingeborenen Sohn gab, damit alle, nisse“ es mit der Mission nicht
die an ihn glauben, nicht verloren mehr so ernst zu nehmen sei.
werden, sondern das ewige Leben Aber christliche Mission ist und
haben“ (Johannes 3,16). Dies gilt bleibt begründet im Wesen der
es unwiderruflich allen Menschen Selbstoffenbarung Gottes. Jesus
in Wort und Tat immer neu und selbst ist und bleibt der Gesandte
verständlich zu verkündigen. Dabei Gottes, der uns als seine Nachfol-
sind auch Muslime nicht ausge- ger hineinnimmt in seine Mission,
schlossen, denn es führt kein Weg sprich seine Sendung: „Wie der
des Heils an Jesus Christus, dem Vater mich gesandt hat, so sende
gekreuzigten und auferstandenen ich euch“ (Johannes 20,21). Jesus
Herrn, vorbei. Wir mögen schlaue Christus ist daher in Person das
oder faule Ausreden finden und Evangelium, Gottes Frohbotschaft
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glaube ich eigentlich nicht wirk- „Bin ich etwa ein Fehler, sollte
lich. Die Weltmission ist daher ich nicht Christ sein? Die Väter
nicht etwas Zusätzliches, sondern der Mission mögen wohl Fehler
der eigentliche Prüfstein, ob die gemacht haben, wir aber halten
Kirche auch wirklich an das uns daran nicht auf, denn sie
Evangelium glaubt.“ haben uns das Evangelium als
eine von Angst befreiende Kraft
In der Mission geht es daher
gebracht. Wir sind glücklich und
weder um ein „Abrechnen“ mit
dankbar, Christen zu sein. Jede
Andersgläubigen noch um das
Generation ist neu gesandt, das
Freilegen ihrer Schwachstellen,
Evangelium aller Welt zu ver-
sondern um das schlichte Zeugnis
kündigen. Die Frage aber steht
Christi gegenüber Menschen, die
im Raum, ob wir auch durch
nach Gottes Ebenbild geschaffen
die Söhne der Väter Christen
sind. Weil dies so ist, darf keinem
geworden wären? Sorgt dafür,
Menschen das Evangelium vorent-
dass ihr Christen bleibt und eu-
halten werden. Die christliche Mis-
ren Glauben einladend lebt und
sion ist zentralstes Wesensmerkmal
verkündigt.“
christlicher Existenz. Wer versu-
chen würde, sie angesichts anderer
oder widersprüchlicher „Heilsan-
gebote“ aufzugeben, würde sein
Christsein zur Disposition stellen. Mission zu Hause
Daher kann das „Ob“ der Mission Wir sind also in jeder Generation
nicht zur Disposition stehen; über neu berufen, uns dem Anspruch
das „Wie“ der Mission und über des ganzen Evangeliums in unserer
die Fragen des Verhältnisses von Zeit zu stellen und den Auftrag
Evangelium und Kultur hingegen zur Mission, gerade auch vor der
kann es Meinungsverschieden- eigenen Haustür, wahrzunehmen.
heiten geben, da sind wir oft Kin- Mission aber geschieht heute von
der jeweils unserer eigenen Zeit. überall nach überall. Auch die
Ein afrikanischer Bischof wurde erwachenden Weltreligionen kon-
auf die „Fehler“ in der Mission frontieren uns mit ihrem Anspruch.
angesprochen. Er stand entrüstet Der vom Islam herkommende
auf und sagte: Widerspruch gegen den christ-
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Minarett
einer Moschee
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Der Islam ist für jeden einzel- Glaubenssystem, das dem christ-
nen Christen und für die Kirche lichen Glauben durch und durch
und Gesellschaft insgesamt eine entgegensteht. Eigentlich ist der
enorme geistliche, theologische Islam im tiefsten Grunde nicht nur
und missionarische, aber zugleich eine Religion.
auch eine ideologisch-politische Der klassische Islam ist zugleich
Herausforderung. Dabei gilt es, auf eine Ideologie und ein gesellschafts-
eine notwendige Unterscheidung politisches System, auch wenn es
zu achten, nämlich den Muslimen viele unterschiedliche regionale und
als Mitmenschen das Evangelium kulturelle Ausprägungen gibt. In al-
nahe zu bringen und dabei gleich- ler Liebe zu den Muslimen als Mit-
zeitig den Islam als Religionssystem menschen müssen wir uns auch im
kritisch zu verstehen. Wir müssen Blick auf die Religion ein geistliches
auf der einen Seite lernen, den Urteilsvermögen bewahren. Es geht
einzelnen Muslim zuerst als einen dabei weder um ein „Feindbild
Mitmenschen wahrzunehmen, Islam,“ noch um ein „Wunschbild
dem die Liebe Gottes in Jesus Islam“, sondern um das Ernstneh-
Christus ebenso gilt wie uns. men des real existierenden Islam in
Christus ist für alle Menschen Geschichte und Gegenwart. Wir
gestorben, nicht nur für die stehen hier im angebrochenen 21.
Christen. Sein Tod am Kreuz Jahrhundert als Kirche und Ge-
schließt die ganze Welt meinde Jesu Christi, besonders auch
ein. Es gilt daher zu diffe- in der westlichen Christenheit, vor
renzieren zwischen den einer ähnlichen komplexen Heraus-
glaubenden Menschen als forderung wie die frühe Kirche im
Mitmenschen und der damaligen multireligiösen
Religion des und gnostischen Milieu der
Islam als Antike.
einem
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