EDITORIAL
Liebe Israelfreunde
Die Bibel sagt voraus, dass
gerade wegen der Jerusalem-
Frage der Nahost-Konflikt neu
entbrennen wird. So steht in
Sacharja 12 Vers 2 geschrie-
ben: «Siehe, ich mache Jeru-
salem zum Taumelkelch für
alle Völker ringsum.»
Tzipi Livni, die Nachfolgerin von Ehud Olmert im Vorsitz der Kadima-Partei,
hatte ihren Anhängern eine saubere Politik versprochen. Aber sie musste
nun beim Versuch, eine Regierung zu bilden, erfahren, dass es im Gerangel
um die Macht schwierig ist, an diesem Ideal festzuhalten. Mit dem Vorwurf
gegen die Schas-Partei, sie habe sie mit der Forderung nach finanziellen
Zusagen erpressen wollen, gab Livni das Mandat der Regierungsbildung an
den Präsidenten zurück. Jetzt kommt es in Israel zu Neuwahlen. Im Gegen-
zug beschuldigte die Schas-Partei Livni, sie sei bereit, über Jerusalem zu
verhandeln, und das sei unakzeptabel. Diese Vorwürfe nutzte dann Benjamin
Netanjahu in der Knesset. Er erklärte, auch für seine Likud-Partei kämen
Verhandlungen über eine Teilung Jerusalems nicht infrage.
Daraufhin meinte Achmed Qurei, der Vorsitzende des palästinensischen
Teams im sogenannten «Annapolis-Prozess», dass für die Palästinenser ein
Friedensabkommen ohne Gespräche über Jerusalem ausgeschlossen sei,
weil Jerusalem der Schlüssel zum Frieden sei und bleibe. Deshalb lobte er
Tzipi Livni, die zwar nicht gesagt habe, sie werde Jerusalem aufgeben, aber
weiter über die Jerusalem-Frage verhandeln wolle. Sie sei vertrauenswürdig
und stark genug, um alle Möglichkeiten auszuloten. Auf die Frage, ob der
Friedensprozess auch bei einem Wahlsieg der Likud-Partei weitergehen
würde, antwortete Qurei, dass Politiker vor Wahlen zwar vieles verspre-
chen, etliches davon aber dann doch nicht einhalten, wenn sie erst einmal
an der Macht seien.
Weil die Jerusalem-Frage so brisant ist, wurde dieser Punkt in den so-
genannten Oslo-Abkommen zum letzten Schritt auf dem Weg zum Frieden
erklärt. Man will sich damit erst befassen, wenn alle anderen Probleme
bereits gelöst sind, wohl in der Hoffnung, dass dann beide Seiten zu Kom-
promissen bereit sind. Israel wird zunehmend unter Druck gesetzt, mit den
Palästinensern endlich ein Friedensabkommen zu schliessen. Dieses Wagnis
wird der jüdische Staat jedoch ohne internationale Garantien nicht eingehen.
Deshalb müssten sich zumindest die Vereinigten Staaten und Europa, also
diejenigen NATO-Staaten, die Israel auch am stärksten zu einem Frieden
drängen, vertraglich verpflichten, Israels Sicherheit zu garantieren und bei
einem eventuellen Angriff zu intervenieren.
Die Bibel sagt voraus, dass gerade wegen der Jerusalem-Frage der Kon-
flikt neu entbrennen wird. So steht in Sacharja 12 Vers 2 geschrieben: «Siehe,
ich mache Jerusalem zum Taumelkelch für alle Völker ringsum.» Die Aussage
im folgenden Vers, nach der sich alle Nationen der Erde gegen Jerusalem
versammeln werden, haben Kritiker lange Zeit nicht für möglich gehalten.
Aber die Einmischung von aussen und die zunehmende Internationalisierung
des Konflikts lassen uns schon jetzt ahnen, wie sich dieses Szenario einmal
abspielen wird.
Aus dieser Perspektive gesehen ist es nicht wichtig, wer in Israel an die
Macht kommen wird, zumal das Wort Gottes sagt: «Er (Gott) setzt Könige ab
und setzt Könige ein» (Dan 2,21). Nur eines ist sicher: Gott wird Sein Wort
einlösen. Diese Tatsche lässt auch uns zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Allein das Wort Gottes gibt uns die ersehnte Sicherheit, selbst wenn in dieser
Welt alles unsicher zu sein scheint.
In dieser Zuversicht mit Ihnen verbunden wünsche ich Ihnen für die
Feiertage und den Jahreswechsel Gottes Segen und grüsse Sie mit einem
herzlichen Shalom aus Haifa
Ihr Fredi Winkler
3
I N H A LT D E Z E M B E R 2 0 0 8
Nachrichten aus Israel • 12/2008

Nachrichten aus Israel® Das historische Wahlergebnis der USA.

Schon vor dem Ausgang der amerika-
Schweiz: nischen Präsidentschaftswahl wurde von
Missionswerk Mitternachtsruf
Abteilung Beth-Shalom einer historischen Wahl mit einem ebenso
Ringwiesenstrasse 12a
®
historischen Ergebnis gesprochen. Auch in
CH 8600 Dübendorf
Tel. 0041 (0)44 952 14 17 Israel hatten viele in jener Nacht TV
Fax 0041 (0)44 952 14 19
E-Mail: beth-shalom@mnr.ch
und Radio eingeschaltet. Doch was
Deutschland:
bedeutet die Wahl von Barack Obama für
Mitternachtsruf Zweig Deutschland e.V. Israel? Seite 10
Abteilung Beth-Shalom
Kaltenbrunnenstrasse 7
DE 79807 Lottstetten
Tel. 0049 (0)7745 8001
Der Mann, vor dem sich Nasrallah fürchtet.
Fax 0049 (0)7745 201 Seit dem zweiten Libanonkrieg 2006 hat er
E-Mail: beth-shalom@mnr.ch
kein Tageslicht mehr gesehen. Er lebt in
Zeitschriften Schweiz:
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom sicheren Bunkern unter der Erde, und seine
«Nachrichten aus Israel» Anhänger sehen ihn nur noch auf Monito-
Ringwiesenstrasse 12a, CH 8600 Dübendorf
Tel. 0041 (0)44 952 14 15, Fax 0041 (0)44 952 14 11 ren. Die Rede ist vom Hisbollah-Anführer
E-Mail: nai@mnr.ch Scheich Nasrallah, den die Angst vor einem
Deutschland:
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom
Israeli wortwörtlich in den Untergrund trieb.
«Nachrichten aus Israel» Seite 15
Kaltenbrunnenstrasse 7, DE 79807 Lottstetten
Tel. 0049 (0)7745 8001, Fax 0049 (0)7745 201
E-Mail: nai@mnr.ch
Die «Nachrichten aus Israel» erscheinen auch in
englischer, französischer, holländischer, portugiesischer,
rumänischer, spanischer und ungarischer Sprache. EDITORIAL
Erscheinungsweise monatlich.
3 von Fredi Winkler
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Schweiz CHF 18.–; Deutschland EUR 12.–; Europa und
Mittelmeerländer EUR 18.–; Übersee EUR 24.–. Abonnemen-
te laufen ein Jahr (beginnend jeweils Januar) und werden
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automatisch um ein weiteres Jahr verlängert, wenn sie
nicht einen Monat vor Jahresende gekündigt werden. 5 60 Jahre Israel: Rückblick und Ausblick
Einzahlungen Schweiz:
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YESHUA UND ISRAEL
oder Zürcher Kantonalbank, CH 8330 Pfäffikon ZH
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9 Ein Rabbiner verleumdet messianische Juden
Einzahlungen Deutschland:
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N A U S I S R A E L
Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70, Konto 139220-700
oder Sparkasse Hochrhein, Waldshut, BLZ 684 522 90 10 Ein gutes Ergebnis für Israel?
Konto 06600670
11 Die Wirtschaftslage Israels
Druck: EKM-Nyomda, Palóc utca 2, HU 1135 Budapest
12 Die Grenze des Gazastreifens gleicht einem Schweizer Käse
Israelreisen:
Missionswerk Mitternachtsruf 13 Der Al-Aqsa-Mythos
Abteilung Beth-Shalom-Reisen
Ringwiesenstrasse 12 a, CH 8600 Dübendorf
15 Der Mann, vor dem sich Nasrallah fürchtet
Tel. 0041 (0)44 952 14 18, Fax 0041 (0)44 952 14 19 16 Die veränderte Verteidigungsstrategie der israelischen Armee
E-Mail: reisen@mnr.ch
17 Strategischer Vorteil für den Staat Israel
Gästehaus:
Beth-Shalom, P.O.B. 6208, Hanassi Avenue 110 17 Erfolgsprodukt aus der Wüste
IL 31060 Haifa-Carmel, Israel 18 Erblindetes Auge nach 45 Jahren geheilt
Tel. 00972 4 837 74 81, Fax 00972 4 837 24 43
E-Mail: beth-shalom-israel@mnr.ch 18 Messianische Juden fördern Einwanderung aus Äthiopien
Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis 19 Weitere sensationelle Funde
Stückwerk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigenverant-
wortlich ihre persönliche Sicht dar. 20 Grosse Schwierigkeiten für Israels Wasserhaushalt
Initialen der Autoren und Quellenangaben in dieser 21 Atemaussetzer im Schlaf
Ausgabe: 22 Ende des Bienensterbens in Sicht
ZL = Zwi Lidar; CM = Conno Malgo; AN = Antje Naujoks;
US = Ulrich Sahm

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4
 DIE BIBLISCHE BOTSCHAFT

60 Jahre Israel:
Rückblick und Ausblick
Der diesjährige sechzigste Geburtstag Israels war nicht nur ein Anlass zum Feiern,
sondern auch zu einem Rückblick auf die Entstehungsgeschichte Israels und die Er-
rungenschaften der vergangenen sechs Jahrzehnte sowie zu einem Ausblick auf die
Perspektiven für die Zukunft.
Fredi Winkler

Zum Jubiläum verfasste Benny Morris, der in einem seinen Zuhörern: «Allah hat euch für sich und seine Reli-
Kibbuz als Sohn eines israelischen Diplomaten geboren gion als Motor auserwählt, der diese Nation in die Phase
wurde, ein nicht gerade optimistisches Buch. Im Hinblick des Erfolgs und der Sicherheit bringt, um seine Macht zu
auf die Intifada und die aktuelle Auseinandersetzung mit festigen, damit durch die Verkündigung des Islam und durch
den Terrorgruppen Hamas und Hisbollah erklärt er, der militärische Eroberungen die Hauptstadt der Welt (Rom)
Kampf der Palästinenser und der Araber gegen die Er- erobert wird … Ich glaube, dass unsere Kinder oder En-
richtung eines jüdischen Staates sei von Anfang an ein kelkinder die Früchte unseres Dschihad und unserer Opfer
islamisch motivierter Dschihad, also ein heiliger Krieg, ernten werden. Wenn es der Wille Allahs ist, werden die
gewesen und daran habe sich bis heute nichts geändert. Befehlshaber der Eroberung aus euren Reihen kommen. …
Das verdeutlichen auch die Aussagen von Abbas Zaki, dem Heute pflanzen wir diese frohe Botschaft in eure Herzen,
PLO-Botschafter im Libanon. In einem Fernsehinterview und zwar mithilfe der Moscheen, der Koranbücher und
erklärte dieser: «Die PLO ist die einzige legitime Vertreterin der Geschichten über unseren Propheten, seine Gefährten
des palästinensischen Volkes und sie hat ihren Standpunkt und andere grosse Männer. … Damit bereiten wir unsere
nicht um ein Jota verändert. Weil die arabischen Nationen Kinder auf die grosse Mission vor, die Menschheit vor dem
schwach sind und einen Werteverlust erleben und weil Feuer der Hölle und vor dem Abgrund, vor dem sie steht,
Amerika die Macht über die Welt anstrebt, durchläuft die zu retten.»2
PLO verschiedene Phasen, ohne jedoch ihre Strategie zu
ändern. Ich kann Euch sagen, wenn die Ideologie Israels Es war schon immer ein Dschihad. Benny Morris
zusammenbricht und wir mindestens Jerusalem wieder beschreibt in seinem neuen Buch, wie es für die Araber
besitzen, dann wird diese Weltanschauung in ihrer Ge-
samtheit scheitern und wir werden, wenn Allah es will,
die Juden aus ganz Palästina vertreiben.»1
Israel muss solche Aussagen ernst nehmen und sich ent-
sprechend vorsehen. Doch die Aussagen von Yunis al-Astal,
einem klerikalen palästinensischen Parlamentsabgeordne-
ten der Hamas, zeigen, dass die Dschihad-Drohungen nicht
bei Israel Halt machen, sondern der gesamten nichtmuslimi-
schen Welt gelten. In einer vom Fernsehen ausgestrahlten
Freitagspredigt sagte er dem Publikum, dass der Islam bald
Rom, die Hauptstadt der Katholiken und der Kreuzfahrer,
erobern werde, da diese Stadt gegenüber dem Islam eine
erklärte Feindschaft hege: «Sie hat die Brüder (Christen)
von Affen und Schweinen (Juden) in Palästina gesetzt, um
das Wiedererwachen des Islam zu verhindern, so wie es
einst durch Konstantinopel geschehen ist.» Weiter sagte
er: «Rom wird der Vorposten der islamischen Eroberung
werden, die sich über ganz Europa ausbreiten wird. Und
dann wird sie sich nach Nord- und Südamerika und nach
Osteuropa ausweiten» (mit Osteuropa
meinte er offenbar Russland).
In einer Ansprache, die von der Benny Morris: «Wenn eine Gesellschaft dich
zu zerstören droht, zwingt sie dich, diese Ge-
Hamas über den El-Aksa-Fernsehsender sellschaft zu zerstören»
gesendet wurde, erklärte Yunis al-Astal
DIE BIBLISCHE BOTSCHAFT
Nachrichten aus Israel • 12/2008
immer schon um alles oder nichts gegangen ist. Seine The-
se untermauert er mit einem Zitat aus einer Erklärung der
Muslimbruderschaft von 1938. Darin wird bestätigt, dass der
Kampf um Palästina für jeden Muslim eine unumgängliche
Pflicht ist. Haj Amin al-Husseini, der einstige Anführer der
palästinensisch-arabischen Bewegung, erklärte im März
1948 gegenüber einer Zeitung in Jaffa, die Araber hätten
keineswegs die Absicht, dem Teilungsplan der Vereinten
Nationen zuzustimmen, sondern wollten die Zionisten so
Nach Aussage der Muslimbruderschaft von
1938 ist es eine Pflicht für jeden Muslim, um
Palästina zu kämpfen
lange bekämpfen, bis ganz Palästina ein rein arabischer Staat
sei. Wie wir schon feststellten, hat Abbas Zaki, der PLO-
Vertreter im Libanon, versichert, dass sich die Strategie der
PLO nicht einmal um ein Jota geändert habe, nur die Taktik
sei den Umständen angepasst worden.
Die Geschichtsschreiber hätten solche Äusserungen
am liebsten ignoriert oder als verbales Säbelrasseln ab-
getan. Diese Fehleinschätzung teilte Morris zufolge auch
die damalige Führung der Zionisten, unter anderem David
Ben-Gurion. Andernfalls hätten die Zionisten die Araber
aus dem gesamten Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordan
vertrieben. Diese Auffassung begründet Morris so: «Wenn
eine Gesellschaft dich zu zerstören droht, zwingt sie dich,
diese Gesellschaft zu zerstören. Wenn man nur die Wahl hat
zwischen Zerstören oder der eigenen Zerstörung, dann ist es
besser zu zerstören.» Deshalb müsse man sich auch bewusst
machen, dass die Araber ein grosses Stück dieses Planeten
nicht aufgrund ihrer Geschicklichkeit oder Tugendhaftigkeit
für sich erobert hätten, sondern durch eine über mehrere Ge-
nerationen währende Taktik der Eroberungsfeldzüge sowie
der Ermordung und Zwangsbekehrung der Unterworfenen.
Auf diese Weise seien die Araber schliesslich in den Besitz
von 22 Staaten gekommen, während das jüdische Volk nicht
einmal einen einzigen gehabt habe. Morris zufolge überwiegt
die Notwendigkeit eines jüdischen Staates in dieser Region
der Erde die Ungerechtigkeit, die die Palästinenser durch
ihre Vertreibung erlitten hätten.
Man muss jedoch festhalten, dass eine Vertreibung der
Araber von den Zionistischen nie in Erwägung gezogen
wurde, wogegen die Vertreibung der Juden, zumindest
jener, die in der Zeit nach der Balfour-Erklärung ins Land
gekommen waren, von Anfang an ein Hauptanliegen der
palästinensisch-nationalen Bewegung war. Erst dieses Bestre-
6
ben hat die Zionisten auf die Idee gebracht, im Gegenzug
die Araber zu vertreiben. Demnach haben die Palästinenser
die Katastrophe oder «Nakba», wie sie dieses Geschehen auf
Arabisch nennen, selbst über sich gebracht.
Die Phase des Erfolgs und der Sicherheit – ein böser
Plan. Yunis al-Astal spricht von einer Phase des Erfolgs und
der Sicherheit. Was meint er damit? Seiner Auffassung nach
wird ein Zeitraum beginnen, an dessen Ende Jerusalem im
Besitz der Araber ist und die israelische Ideologie zusammen-
brechen wird. Offenbar ist damit eine Phase der Verhandlungen
gemeint. Der Militärstratege Carl von Clausewitz hat einmal
gesagt, dass der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen
Mitteln sei. In der Beziehung zwischen Arabern und Israelis
kann man derzeit eine umgekehrte Entwicklung feststellen.
Eine Phase der Verhandlungen unter «sanftem» internationa-
lem Druck zeichnet sich immer deutlicher ab. Es wird wieder
ernsthaft über Gespräche mit Syrien diskutiert. Deshalb kann
man den Satz von Carl von Clausewitz auch umkehren und
sagen: «Verhandlungen sind eine Fortset-
zung des Krieges mit anderen Mitteln.»
Denken wir nur an die Aussagen von
Abbas Zaki, die belegen, dass sich der
Standpunkt der PLO um kein Jota verän-
dert hat, nur die Taktik ist eine andere
geworden. Dasselbe kann man auch beim extremen Islam in
seiner Gesamtheit feststellen.
In Hesekiel 38,10-11 steht von Gog aus dem Lande Magog
geschrieben: «So spricht der Herr, HERR: Und es wird geschehen
an jenem Tag, da werden Dinge in deinem Herzen aufsteigen,
und du wirst einen bösen Plan schmieden und sagen: Ich will
hinaufziehen gegen ein offenes Land, will über die kommen,
die sich ruhig verhalten, in Sicherheit wohnen – sie alle wohnen
ja ohne Mauern, auch Riegel und Tore haben sie nicht.» Was
hat Yunis al-Astal gesagt? Die Palästinenser wollen mit ihrer
Taktik eine Phase des Erfolgs und der Sicherheit erreichen!
Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um den bösen
Plan, der dann zum Überfall auf das Land Israel führen wird.
Interessanterweise werden in Vers 5 Paras (Persien), Kusch
(Sudan) und Put (Libyen) als Bundesgenossen Gogs erwähnt.
Das sind Länder mit extremen islamischen Regimes und einer
erklärten Feindschaft gegen Israel, allen voran Persien, der
heutige Iran, dessen Präsident offen mit der Zerstörung des
jüdischen Staates droht. Noch nie hat ein Staatsoberhaupt eines
UNO-Mitgliedlandes so unverhohlen und wiederholt zur Ver-
nichtung eines anderen Mitgliedstaates aufgerufen. Es ist schier
unglaublich, dass gegen diesen Mann nichts unternommen
wird. Im Gegenteil, man lädt ihn sogar noch zu Konferenzen
und internationalen Veranstaltungen in westliche Länder ein.
Man nimmt zwar das Unerhörte zur Kenntnis, geht dann aber
scheinbar ungerührt zur Tagesordnung über.
Um diesen bösen Plan zu verwirklichen, benötigen die
Feinde Israels dringend eine «Verschnaufpause», damit sie sich
entsprechend auf den grossen Schlag vorbereiten und Israel ein
Gefühl der Beruhigung und Sicherheit geben können. Dies hat
zur Folge, dass die Wachsamkeit und Verteidigungsbereitschaft
Israels nachlässt. Was hat Abbas Zaki dazu gesagt? Die Paläs-
tinenser warten auf ein Zusammenbrechen der «israelischen
Ideologie»! Wenn wir diese Entwicklung beobachten, sieht
die Perspektive für die Zukunft Israels, aber auch für die der
übrigen Welt, besorgniserregend aus.
 Dieser «böse Plan», der nicht nur Israel gilt, sondern
auch der ganzen westlichen und besonders der christlichen
Welt, wird von den extremen islamischen Klerikern und
ihren Anhängern als «Frohe Botschaft» («Evangelium»)
verkündigt. Die von ihnen geplanten Eroberungsfeldzüge
gegen den Westen werden als Rettungsaktionen für die vor
dem Abgrund der Hölle stehende christliche Welt deklariert
und den «Gläubigen» sozusagen als Sorge um das Seelenheil
der Menschen in den westlichen Ländern und als religiöse
Pflicht verkauft. Für Israel, das im Nahen Osten wie ein
Vorposten der westlichen Welt inmitten islamischer Länder
liegt, sehen die Perspektiven nicht ermutigend aus. Doch
die Bibel zeigt uns einen
anderen, göttlichen Plan für
die Zukunft des jüdischen
Volkes.
Der Plan Gottes für
den Nahen Osten. Durch
den Propheten Hesekiel
redet Gott häufig in der Ich-
Form. Nach Hesekiel 38,
Verse 4 und 16 und Kapitel
39, Verse 1 bis 4 wird Gott
selbst diese Völkerscharen
herumlenken
und auf die Ber-
«Und die Nationen werden erkennen, dass ich
ge Israels führen, der Herr bin, der heilig ist in Israel. Siehe, es
damit sie dort in kommt und wird geschehen, spricht der Herr»
ihr Verderben
laufen sollen. Der
Überfall, als «Endlösung» für
den jüdischen Staat gedacht,
wird dann zur grössten Nie-
derlage für die Feinde Israels
und zum Triumph des allein wahren Gottes. In Hesekiel
38,17 spricht Gott von Gog und seinen Scharen: «Bist du
nicht der, von dem ich in vergangenen Tagen geredet habe
durch meine Knechte die Propheten Israels, die in jenen
Tagen jahrelang weissagten, dass ich dich über sie kommen
lassen würde?» Gott verfolgt mit dem Überfall von Gog auf
das Land Israel eine gewaltige Absicht. Er will sich dadurch
vor aller Welt verherrlichen, so wie Er es selbst in Hesekiel
39,7-8 sagt: «Ich werde meinen heiligen Namen kundtun
mitten in meinem Volk Israel und werde meinen heiligen
Namen nicht mehr entweihen lassen. Und die Nationen
werden erkennen, dass ich der Herr bin, der heilig ist in
Israel. Siehe, es kommt und wird geschehen, spricht der
Herr, HERR. Das ist der Tag, von dem ich geredet habe.»
Das Neue Testament bezeichnet den Ort dieser letzten
Schlacht, in die Gott schliesslich selbst eingreifen wird, als
das Tal von Harmagedon. Dort schenkte Er Seinem Volk
Israel schon in alter Zeit grosse Siege über dessen Feinde.
Ein prägnantes Beispiel ist die Geschichte von Debora und
Barak. Damals war Israel ebenfalls von mächtigen Feinden
umgeben, gegen die es menschlich gesehen keine Chance
hatte. Doch gerade in dieser ausweglos scheinenden Situati-
on gab Gott Seinem Volk einen überragenden Sieg. So wird
uns über diese Schlacht berichtet: «So fiel das ganze Heer
Siseras durch die Schärfe des Schwertes; kein einziger blieb
übrig» (Ri 4,16). Nach diesem gewaltigen Ereignis dichtete
Debora ein wunderschönes Loblied. Darin gab sie Gott die
Ehre für den Sieg.
In demselben Tal geschah der noch unglaublichere Sieg
Gideons gegen die Midianiter und Amalekiter, die Israel
lange Zeit bedrängt hatten. Gideon wurde von Gott durch
einen Engel berufen. Er konnte ein beachtliches Heer von
32 000 Mann aufstellen. Doch Gott hatte etwas anderes
im Sinn. Er wollte Seinem Volk Israel eine unvergessliche
Lektion erteilen. Er sprach zu Gideon: «Zu zahlreich ist
das Volk, das bei dir ist, als dass ich Midian in ihre Hand
geben könnte. Israel soll sich nicht gegen mich rühmen
können und sagen: Meine Hand hat mich gerettet» (Ri
7,2). Deshalb sollte Gideon alle Ängstlichen nach Hause
schicken. Dieses Angebot nahmen 22 000 an, sodass noch
10 000 übrig blieben. Doch für Gott waren es noch immer
zu viele. Aus diesem Grund sollte Gideon diese Männer zu
einer Wasserquelle führen. Dort sollte er dann diejenigen
aussondern, die auf eine besondere Weise trinken würden.
Danach blieben nur noch 300 Mann übrig, durch die der
Herr das riesige Heer der Feinde schlagen wollte. Mensch-
lich gesehen konnte so etwas nicht gelingen. Doch Gott
wollte, dass Sein Name verherrlicht würde. Als die 300
dann das feindliche Heer auf wundersame Weise besieg-
ten, konnten sie nicht behaupten, sie hätten den Sieg aus
eigener Kraft errungen, sondern mussten Gott die Ehre
geben. Diese Ereignisse sind prophetische Schattenbilder
über den zukünftigen endzeitlichen Sieg Gottes, von dem
alle Propheten geredet haben. Interessant ist in diesem
Zusammenhang ein Buch mit dem Titel «Am Anfang war
das Ende». Zunächst mag dieser Buchtitel merkwürdig klin-
gen, aber damit soll ausgesagt werden, dass Gott schon zu
Beginn das Ende kannte. Diese Tatsache macht die Bibel so
einzigartig. Gott offenbart durch Seine Propheten Jahrtau-
sende vorher die Ereignisse, die noch in der Zukunft liegen.
Genau das will Gott uns durch den Propheten Hesekiel in
Kapitel 38,17 sagen. Oftmals reden die Propheten über
Entwicklungen, die in ihrer Zeit aktuell waren, aber sie
projizieren diese Geschehnisse gleichzeitig wie mit einem
7
DIE BIBLISCHE BOTSCHAFT
Nachrichten aus Israel • 12/2008
Scheinwerfer in die Endzeit und geben ihnen damit eine
endzeitliche Brisanz.
Wenn Israel den Sieg erringt, wird dieser nicht seiner
Stärke zu verdanken sein. Man hört zwar immer wieder, dass
Israel die beste Armee der Welt habe, und das mag auch den
Tatsachen entsprechen. Aber Israel ist nur ein kleines Land
mit einer geringen Bevölkerungszahl, und deshalb kann es
sich nur kurze Kriege leisten. Die grössten Siege errang Israel
im kurzen Sechstagekrieg und im Unabhängigkeitskrieg, als
seine Lage menschlich gesehen hoffnungslos war. Als Israel
sich jedoch militärisch stark fühlte (wie z.B. im Jom-Kippur-
Krieg), stand der Sieg bis zuletzt auf dem Spiel.
Gott will, dass Ihm allein die Ehre für die wunderbaren
Siege Seines Volkes gegeben
wird. Das soll vor allem in der
grössten und letzten Schlacht
vor der Rückkehr Jesu in gros-
ser Kraft und Herrlichkeit
geschehen. Dann werden
alle Nationen und auch
Israel von Gottes Macht
überwältigt sein. Wenn der
Sieg Gottes in Jesus Christus
vor allen offenbar geworden
ist, wird sich das Wort aus
Philipper 2,10-11 erfüllen:
«Damit in dem Namen Jesu Wenn der Sieg Gottes in Jesus Christus vor
sich jedes Knie beuge, der allen offenbar geworden ist, wird sich das
Himmlischen, der Irdischen Wort aus Philipper 2,10-11 erfüllen
und der Unterirdischen, und
jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre
Gottes des Vaters.»
Zukunftsaussichten. Man kann nicht behaupten, dass
die Politik der israelischen Regierung von biblischen Aus-
sagen geprägt sei. Vielmehr baut man in Israel, wie in allen
anderen Völkern, auf Entwicklung und Fortschritt. Um dieses
Ziel zu erreichen, braucht man jedoch zunächst einmal Ruhe
und Sicherheit im Land. Darum steht dieses Anliegen in der
Politik auch an erster Stelle. In gewisser Hinsicht hat Israel
dieses Problem verhältnismässig gut in den Griff bekommen.
Der Tourismus hat sich wieder erholt und im ganzen Land
herrscht eine rege Bautätigkeit. Einer Statistik zufolge ist in
Israel im prozentualen Verhältnis zur Bevölkerung in den
letzten zehn Jahren weltweit am meisten investiert worden.
Die Gesamtsumme beläuft sich auf etwa 50 Milliarden Dol-
lar. Das Geld kam hauptsächlich von reichen Juden aus aller
Welt, die einerseits nicht wollen, dass ihre Investitionen durch
Kriege und Unruhen gefährdet werden. Andererseits fordern
diese Investoren aber auch ein Mitspracherecht, wenn es um
das politische Geschehen in Israel geht. Aus dieser Situati-
on erklären sich auch gewisse Korruptionsvorwürfe gegen
die Regierung und einzelne Politiker. Schliesslich fordern
die riesigen Investitionen ihren Tribut und die Geldgeber
verlangen vonseiten der israelischen Regierung ein gewisses
Entgegenkommen.
Als Benny Morris gefragt wurde, wie er die Zukunftsaus-
sichten Israels beurteile, antwortete er: «Ich weiss es nicht,
ich weiss nicht, wie es weitergehen wird. Wenn ich die Welt
um uns herum betrachte, dann habe ich wenig Hoffnung.» Im
Hinblick auf die Friedensinitiativen der israelischen Regierung
8
meinte er: «Ich weiss nicht, ob diese Initiativen eine Chance
haben, da die politische Realität rund um Israel nicht ermu-
tigend ist.» Diese nicht gerade optimistische Sicht illustriert
vielleicht am besten ein Gespräch, das ich einmal mit einem
israelischen Busfahrer hatte. Er begann: «Darf ich dir eine
etwas merkwürdige Frage stellen? Wie siehst du die Zukunft
Israels? Ich fahre mit vielen christlichen Gruppen durch Israel
und höre ihre Gespräche. Das, was sie sagen, macht mich
nicht gerade zuversichtlich, wenn ich an die Zukunft Israels
denke. Die Araber um uns herum sind uns zahlenmässig über-
legen. Eines Tages werden sie uns schlucken. Meinst du nicht,
man sollte lieber auswandern? Aber wohin? Vielleicht nach
Neuseeland? Dort ist es wohl noch am sichersten.» Ich konnte
diesem Busfahrer antworten,
dass es für ihn am besten sei,
in Israel zu bleiben. Die Bibel
erwähne zwar schwere Zei-
ten, die Israel noch erleben
werde, aber davon sei nicht
nur Israel betroffen, sondern
die ganze Welt. Es stehe aber
auch geschrieben, dass Gott
selbst sich aufmachen wer-
de, um für Sein Volk Israel
zu streiten, nicht aber für die
übrigen Nationen (vgl. Sach
14,5). So gesehen sei Israel
das sicherste Land der Welt.
Deshalb könne uns nur die
Bibel für die Zukunft Zuversicht geben.
Für uns als bibelgläubige Christen steht fest, welcher Plan
und welche Vision sich erfüllen wird, nicht die des iranischen
Präsidenten Ahmadinedschad und die der Terrorgruppen Ha-
mas und Hisbollah, sondern die Vision, die Gott in der Bibel
durch Seine Propheten offenbart hat. Am Ende von Hesekiel
39 schreibt der Prophet: «Ich werde meine Herrlichkeit un-
ter den Nationen erweisen; und alle Nationen werden mein
Gericht sehen, das ich gehalten habe, und meine Hand, die
ich an sie gelegt habe. Und das Haus Israel wird erkennen,
dass ich der Herr, ihr Gott bin, von jenem Tag an und in alle
Zukunft» (V 21-22). Im letzten Vers dieses Kapitels steht:
«Ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen,
wenn ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen
habe, spricht der Herr, Herr.»
Wenn es vordergründig auch so scheint, als ob die Men-
schen entscheiden, wie die Zukunft aussehen wird, zeigt uns
ein Blick in das Wort Gottes, dass Gott alles lenkt und einen
Plan für die Zukunft hat, einen Plan für Sein Volk Israel, aber
auch einen Plan für die Nationen, zum Segen für alle. Hinter
Seinen Plänen liegt die Absicht, dass alle Menschen die All-
macht und Grösse Gottes erkennen und Ihm allein die Ehre
geben werden. Dann werden sich auch alle göttlichen Verheis-
sungen für Israel und die ganze Welt buchstäblich erfüllen.
Dann erst wird es wahren Frieden geben, zur Ehre Gottes des
Vaters. Deshalb ist allein die Vision, die das Wort Gottes uns
schenkt, die Grundlage unserer ewigen Hoffnung. 
1
das Interview ist zu finden unter:
www.memritv.org/clip/en/1738
2
die Ansprache ist zu finden unter:
www.memritv.org/clip/en/1739

EIN MESSIANISCHES PANORAMA AUS JERUSALEM
Ein Rabbiner verleumdet messianische Juden
«Wehe euch Gesetzesgelehrten (hebr.: «Besitzer der Thora»)! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weg-
genommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die hineingehen wollten, habt ihr gehindert» (Lk 11,52).
DR. GERSHON NEREL – TEIL 29
«‹Messianische Juden› sind eine
Bewegung, die entweder auf Ignoranz,
auf Böswilligkeit oder der Absicht, das
jüdische Volk zu zerstören, basiert,
möglicherweise kommen auch alle drei
Komponenten zusammen.» Diese Worte
stammen aus einem Artikel mit der pro-
vokativen Überschrift «Messianisches
Judentum: Gift im Schokoladenbonbon».
Der Autor ist Dr. Chaim Z. Rozwaski,
ein «liberaler» Gemeinderabbiner aus
Berlin (sein Beitrag ist kürzlich erschie-
nen in BEGEGNUNGEN – Zeitschrift
für Kirche und Judentum, Nr. 3, 2008,
S. 24).
Leider enthält der Artikel nicht nur
bösartige Angriffe auf heutige jüdische
Gläubige an Yeshua, sondern auch ver-
zerrte Ansichten über das Christentum
an sich. Natürlich kann man die düsteren
und schmerzlichen Kapitel in der langen
Geschichte der Beziehung zwischen
Kirche und Synagoge nicht leugnen.
Aber man sollte sich dennoch vor einer
einseitigen Schwarzmalerei hüten und
zwischen der Kirchengeschichte und
dem Neuen Testament unterscheiden.
Man sollte auch erkennen, dass Yeshua
selbst die in Seinem Namen begangenen
Gräuel wie Zwangstaufen, Kreuzzüge,
Inquisition und den theologischen
Antisemitismus nicht erlaubt oder gar
gutgeheissen hat. Obwohl sogenannte
Christen Jahrhunderte lang das Judentum
angegriffen und Juden getötet haben, ge-
hören solche Verbrechen weder zur Lehre
Yeshuas noch zur Botschaft des Neuen
Testaments.
Bedauerlicherweise will Rabbiner
Rozwaski nicht wahrhaben, dass die
ersten Jünger Yeshuas und Gemeinden
jüdisch waren und sich im verheissenen
Land Israel entwickelten. Diese ersten
Anhänger des Messias Yeshua waren im
Judentum fest verwurzelt. Ihre Gruppie-
rung war eine unter vielen anderen jü-
dischen «Parteien» wie den Sadduzäern,
den Pharisäern und den Essenern.
YESHUA
Als Rabbiner, der sich als liberal
oder dem Reformjudentum zugehörig
bezeichnet, müsste Rozwaski zuge-
ben, dass das Judentum auch heute
kein monolithischer Block ist, sondern
eher einem bunten Mosaik gleicht. Wie
damals vor 2 000 Jahren in Jerusalem,
in der Zeit des zweiten Tempels, gibt es
auch heute im Judentum unterschiedli-
che Gruppierungen. Es gibt orthodoxe,
liberale, säkulare und auch messiani-
sche Juden.
In seinem Artikel behauptet Rabbi-
ner Rozwaski wiederholt, dass Juden,
die an Yeshua glauben, das Ziel verfol-
gen, das Judentum zu zerstören. Er greift
den Titel seines Beitrags auf, indem er
die Meinung vertritt, messianische Ju-
den seien eine Gefahr für die jüdische
Tradition, weil sie von aussen wirken
wie ein «Schokoladenbonbon», das «am
Anfang süss schmeckt», aber am Ende
«alles Jüdische tötet». Rozwaski bezeich-
net messianische Juden als Missionare,
die sich an «unwissende Juden» wenden
und «sie mit allen möglichen Tricks wie
dem Tragen von Tallit (Gebetsschal) und
dem Singen synagogaler Lobpreisungen
auf Israel zu fangen» versuchen, um sie
zum Glauben an Yeshua als Gottessohn
zu führen. Der Rabbiner vertritt jedoch
seine eigene, vorgefasste Meinung über
Juden, die an Yeshua glauben. Weil
seine Auffassung von Vorurteilen und
Feindseligkeit geprägt ist, will er nicht
wahrhaben, dass viele Texte im Alten
Testament auf Yeshua als den verheis-
senen Erlöser hinweisen.
Zunächst prangert er messianische
Juden in aller Schärfe an. «‹Messiani-
sches Judentum› ist ein fortdauernder
Versuch, Juden durch verführerisches
Reden und Arglist zu gewinnen, es
ist die Fortführung der Schoa (des
Holocaust; Anm. d. Übers.) mit anderen
Mitteln.» Dann folgt eine freundlich
formulierte Einladung an messianische
Juden, zu seiner Form des Judentums
UND ISRAEL
«zurückzukehren». Auf eine patriarcha-
lische Art, als ob er ein Monopol über
das «Judentum» und die Wahrheit habe,
appelliert Rozwaski an seine «Brüder
und Schwestern», die an Yeshua glau-
ben. Er fordert sie zur Rückkehr in seine
jüdische Gemeinde auf, damit sie in der
Gegenwart des «einen und einzigen» Got-
tes Israels mit anderen Juden zusammen
sein können.
Dabei übersieht Rozwaski, dass der
Gott Israels in der Bibel als Pluralität
erscheint und nicht als nur ein einzi-
ges Wesen. Das wird vor allem an den
hebräischen Namen Elohim und Adonai
deutlich. Tatsächlich ist Yeshua identisch
mit JHWH dem Tetragrammaton, der
göttlichen Person, die dem Patriarchen
Abraham von Angesicht zu Angesicht
begegnete (vgl. 1.Mo 18,1.13). Wegen
seiner Intoleranz missachtet Rozwaski
nicht nur diese und andere biblische
Aussagen über den eingeborenen Sohn
Gottes (vgl. Ps 2,7), sondern lässt sie in
seinem Denken gar nicht erst zu.
Wahrscheinlich haben die Redak-
teure der Zeitschrift BEGEGNUNGEN
Rozwaskis Beitrag in die dritte Ausga-
be aufgenommen, um einen «Ausgleich»
zu einer Artikelreihe über messianische
Juden zu schaffen. Aber meiner Meinung
nach trägt dieser Artikel nur dazu bei, die
bereits vorhandene Polarisierung inner-
halb der jüdischen Welt zu verstärken.
Wenn man messianische Juden mit der
Schoa (dem Holocaust) in Verbindung
bringt, ist das nicht nur eine Manipula-
tion der Geschichte, sondern auch ein in-
tellektueller Skandal, weil diese Art der
Verleumdung einfach zu billig ist. An die-
ser Stelle würde ich Rabbiner Rozwaski
mit einer freundlichen Einladung in eine
messianische Gemeinde antworten und
ihn gleichzeitig darum bitten, seine An-
sichten über die messianischen Verheis-
sungen in der Bibel zu überdenken. Er
wäre in jeder messianischen Gemeinde
als Gast herzlich willkommen. 
9
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Nachrichten aus Israel • 12/2008
AUS ISRAEL
DAS HISTORISCHE WAHLERGEBNIS DER USA

Ein gutes Ergebnis für Israel?

Schon vor dem Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahl wurde von einer historischen Wahl mit
einem ebenso historischen Ergebnis gesprochen. Auch in Israel hatten viele in jener Nacht TV und Radio
eingeschaltet. Doch was bedeutet die Wahl von Barack Obama für Israel?

Barack Hussein Obama, 1961 auf Wunden der Sklaverei zu kämpfen hat. Das der viele Israelis umtreibt, folgendermas-
Hawaii geboren, Sohn einer weissen Ame- mag genauso zu seiner Wahl beigetragen sen auf den Punkt: «Amerika musste sich
rikanerin und eines aus Kenia stammenden haben, wie der Wunsch der Wähler, nach entscheiden, ob es mit dem Patrioten
Afro-Amerikaners, verbrachte einen Teil acht Jahren Republikaner eine andere und Kriegshelden McCain weiter jene
feindlichen Kräfte
bekämpfen will, die
die gesamte freie,
zivilisierte Welt
bedrohen; oder ob
es gar den unerfah-
renen Obama damit
beauftragt, den
Krieg im Irak ge-
schlagen zu geben
und ohne jedwede
Vorbedingungen
einen Dialog mit
irren Amokläufern
aufzunehmen,
die uns zukünftig
mit Atomwaffen
bedrohen werden.»
Scharfe Worte.
Doch stimmen sie
wirklich oder ist
es pure Schwarz-
Weiss-Malerei?
Nach den Wah-
len verlieh Aus-
senministerin Tzipi

Es wird sich noch zeigen, wie der designierte

US-Präsident Barack Obama zu Israel steht

Livni mit ihrer an

seiner Kindheit mit Mutter und Stiefvater
im muslimischen Indonesien. Später stu-
dierte er an renommierten Universitäten in
den USA. 1992 stieg er in die Landespolitik
ein, seit Januar 2005 ist er US-Senator. Nun
wurde er zum 44. Präsidenten der Verei-
nigten Staaten von Amerika gewählt, zum
Mann an der Spitze des mächtigsten Lan-
des der Welt.
Der Demokrat konnte sich bei den
Wahlen Anfang November gegen seinen
republikanischen Gegenkandidaten John
McCain mit einem haushohen Vorsprung
durchsetzen. Obama ist der erste Afro-
Amerikaner an der Spitze dieses Landes,
dessen Gesellschaft noch immer mit den
Regierung an der Macht haben zu wollen.
Dabei spielte aber auch eine wichtige Rolle,
dass Obama es verstand, die Herzen der
Menschen anzusprechen, sodass seine
Wahlkampagne regelrecht zur Volksbe-
wegung wurde. Zu seinen Wählern in den
USA gehörte auch die grosse Mehrheit
der Juden des Landes. 78 Prozent der
jüdischen Wählerstimmen in den USA
gingen an Obama.
In Israel wären die Wahlen anders aus-
gefallen, denn laut einer Meinungsumfrage
hätten 46 Prozent der Israelis für McCain
und nur 34 Prozent für Obama gestimmt.
Naomi Ragen, eine Kommentatorin der
Haaretz, brachte einen Gedankengang,
Obama gerichteten
Gratulation der israelischen Erwartung
Ausdruck, dass die unerschütterlichen,
besonderen und engen Beziehungen zwi-
schen beiden Ländern unverändert beste-
hen bleiben mögen. Bei McCain bedankte
sie sich für die «langjährige Freundschaft
und die gute Kooperation». Tatsächlich ist
die Führungsspitze in Israel der Ansicht,
dass Obama Israel wohlgesonnen ist und
nichts an der amerikanischen Linie be-
züglich Jerusalems Status ändern wird.
Trotzdem sandte das israelische Aussen-
ministerium schon Wochen vor der Wahl
dringende Botschaften nach Washington
D.C., um die USA dazu zu bewegen, den
Dialog mit dem Iran keinesfalls ohne

10
Vorbedingungen aufzunehmen. Am Tag
nach der Wahl wurde im Aussenministe-
rium ein «Kriegsrat» einberufen, um die
neue Situation zu begutachten. Ferner
versuchten die Experten zu ergründen,
welche Richtung Obama im Hinblick auf
den Nahen Osten einschlagen könnte.
Schon vor einigen Monaten berich-
teten wir über Äusserungen, die Obama
während des Wahlkampfs über Israel
und andere für das Land relevante The-
men machte. Während des Wahlkampfs
wurde deutlich, dass Israel nicht ganz
oben auf seiner Agenda steht. Einer der
frühen politischen Berater Obamas aber,
der amerikanische Jude Abner Mikva,
der unter anderem unter Bill Clinton
in der Politik tätig war, bescheinigte
ihm eine «jiddische Seele». Er betonte,
dass Obama seinen privaten Wohnsitz
gleich neben der grössten und ältesten
Synagoge Chicagos habe und entspre-
chende Kontakte pflege. Zudem gehöre
ein Rabbiner zum Verwandtenkreis,
nämlich ein Cousin ersten Grades der
Ehefrau Michelle.
Ferner hat Obama unter seinen Bera-
tern auch Israel nahe stehende US-Juden
wie beispielsweise sein Chefstratege David
Axelrod. Überdies wurde Rahm Emanuel
von Obama zum Stabschef im Weissen
Haus berufen. Emanuel ist der Sohn eines
in Jerusalem geborenen Kinderarztes, der
während der britischen Mandatszeit einer
radikal-zionistischen Gruppe angehörte, die
für die Gründung eines jüdischen Staates
kämpfte. Andere halten jedoch dagegen,
dass Obama freundschaftliche Beziehungen
zu fragwürdigen Personen wie Tony Rezko
unterhalte, einem korrupten syrisch-ameri-
kanischen Geschäftsmann.
Man glaubt allerdings, dass gewisse
Richtungen in der US-Administration trotz
bevorstehender Wechsel fest vorgezeichnet
sind, wie die grundsätzlichen Weichen des
Friedensprozesses und die Haltung zu terro-
ristischen Vereinigungen. Noch vor einigen
Wochen teilte das amerikanische Aussenmi-
nisterium Israel mit: «Es wird nicht erwar-
tet, dass der zukünftige Präsident, welcher
der Kandidaten auch immer gewählt werden
wird, bedeutsame Veränderungen in der Po-
litik gegenüber Israel vornehmen wird.» Es
wird sich zeigen, ob sich dies auch wirklich
bewahrheiten wird. AN
Kommentar: Ausser Israel wünschten
sich fast alle Länder Obama als neuen
Präsidenten der USA. Der Spiegel nennt
ihn sogar «Weltpräsident Obama». Könnte
das Charisma und die Ausstrahlung dieses
Mannes nicht ein Hinweis darauf sein, wie
auch der Antichrist die ganze Welt in seinen
Bann ziehen wird? Als Obama vor einiger
Zeit in Berlin war, kamen 200 000 Schaulus-
tige, um ihn zu hören und ihm zuzujubeln.
In Deutschland gibt es keinen Politiker, der
auch nur annähernd 20 000 Personen auf
die Beine bringen würde. Dass Israel lieber
McCain gehabt hätte, ist verständlich, denn
dieser zeigte grösseres Verständnis für die
Sicherheitsbelange des jüdischen Staates.
Wie es mit den Beziehungen der USA zu Is-
rael weitergeht, wird sich nun zeigen. Wird
Obama die aussenpolitische Linie der USA
fortsetzen oder sich von Israel abwenden?
Was auch immer geschieht, Gott wird mit
Seinem Volk zum Ziel kommen! CM 

EINE OASE INMITTEN DER UNRUHEN DER FINANZKRISE

Die Wirtschaftslage Israels

Überall redet man von der Finanzkrise, und allerorten herrscht Sorge. Wie steht es jedoch um den israelischen
Finanzmarkt und die Wirtschaft des Landes?
Wenn der israelische Rundfunk eine nur sporadisch und
«Abwertung des US-Dollar» oder eine lediglich vorüberge-
«Aufwertung des Euro» meldet, dann ist hend erreichte.
der Schekel als Leitwährung gemeint. Zwar hört man
Das klingt wie Überheblichkeit. Doch wer auch in Israel
sein Geld vor einem Jahr in Schekel umge- besorgte Stimmen
tauscht hätte, der hätte im Gegensatz zu über eine bevorste-
einem gegenwärtigen Umtausch wesent- hende Rezession,
lich mehr Geld in der Tasche gehabt. Der doch bisher konn-
Euro stand vor wenigen Monaten noch bei te der Präsident
5,60 Schekel pro Euro, inzwischen wird er der Nationalbank,
mit 4,80 Schekel gehandelt (ein Wertver- Stanley Fischer,
lust von rund 17 %). Der US-Dollar wurde die Bürger des
mit über 4,70 Schekel gehandelt, sank Landes einigermas-
im Verhältnis zur israelischen Währung sen überzeugend
im letzten Jahr um ganze 30 Prozent und beruhigen und
dümpelt heute bei etwa 3,50 Schekel.
Die Israelis haben Glück gehabt. Der
Wer sein Geld vor einem Jahr in Schekel um-
weltweiten Achterbahnfahrt der Börsen getauscht hätte, der hätte im Gegensatz zu
schauten sie relativ gelassen zu. Denn als einem gegenwärtigen Umtausch wesentlich
sich die Finanzkrise entwickelte, hatte Is- mehr Geld in der Tasche gehabt
raels eigene Börse in der Allenby-Strasse
in Tel Aviv wegen der jüdischen Feiertage Panikverkäufe
meistens geschlossen. Die zahlreichen jü- von Wertpapieren
dischen Feiertage sorgten dafür, dass der verhindern: Die
Sturm an den Weltmärkten die Ufer Israels Wirtschaft sei sta-

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Nachrichten aus Israel • 12/2008
bil. Bei den israelischen Banken gäbe es
keinerlei Engpässe, wenngleich auch sie
Verluste aufgrund der US-Investmentbank-
pleiten einstecken mussten.
Keine einzige israelische Bank ist zu-
sammengebrochen, steckt in Schwierigkei-
ten oder musste nationalisiert werden. In
israelischen Zeitungen hiess es, dass auch
im israelischen Finanzministerium über ein
Sicherheitsnetz nachgedacht werde, wie es
in der ganzen westlichen Welt inzwischen
gespannt sei. Obgleich kein Zusammen-
bruch einer israelischen Bank in Sicht sei,
wolle der Staat die privaten Sparkonten
versichern, um eine Vertrauenskrise zwi-
schen den Kunden und ihren Banken gar
nicht erst aufkommen zu lassen.
Der Verbraucherindex für Tomaten
und Gurken ist im vergangenen Monat
zwar angestiegen, aber billigere Kleidung
und vor allem ein Sinken der noch in US-
Dollar festgelegten Mieten verhindert
ein Ansteigen der Inflation. In den ver-
gangenen sechs Jahren bewegte sich die
jährliche Teuerung in Israel um 1 Prozent.
SCHLUPFLÖCHER STOPFEN
Die Grenze des Gazastreifens gleicht einem
Schweizer Käse
Die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten gleicht einem Schweizer Käse: Überall wurden Tunnel
gegraben, durch die Menschen und Waffen geschleust werden. Jetzt arbeiten US-Militärs in Zivil daran,
dieses Netzwerk aufzuspüren und zu zerstören.
Bei einem Besuch in Ägypten, der bereits vor mehr als einem hal-
ben Jahr stattfand, hatte Israels Verteidigungsminister Ehud Barak das
Thema der Schmuggeltunnel vorgebracht und gegen die ägyptische
AUS ISRAEL
Der Internationale Währungsfonds veröf-
fentlichte kürzlich seine Prognosen für
das Jahr 2009. Während das Wachstum
in der Welt bei 2,8 Prozent liegen solle,
werde Israel mit etwa fünf Prozent eine
der höchsten Wachstumsraten unter den
westlichen Ländern haben.
Eine Vielzahl von Gründen wird für
Israels wirtschaftliche Stabilität während
der gegenwärtigen Finanzkrise angegeben.
Das Ende der Intifada hat nach sechs
schweren Jahren den Tourismus wieder
deutlich angekurbelt. Für 2008 erwartet
das Tourismusministerium Rekordzahlen.
Mit seinen Patenten und Firmenneugrün-
dungen konkurriert Israel auch erfolgreich
mit dem amerikanischen Silicon Valley. Ein
weiterer Grund für die wirtschaftliche Sta-
bilität ist nach Meinung von Experten die
seit einigen Jahren umgesetzte, äusserst
konservative Haushaltspolitik der Re-
gierung. Viele soziale Vergünstigungen,
darunter das Kindergeld für das erste und
zweite Kind, wurden schon unter Minis-
terpräsident Benjamin Netanyahu (1999)
Politik des Stillschweigens protestiert. Seine Beschwerde wurde ernst
genommen, sodass in den nachfolgenden Monaten die Bahn für die
Arbeit amerikanischer Militärspezialisten vor Ort frei wurde.
Hamas-Kämpfer im Gazastreifen
abgeschafft. Die staatlichen Subventionen
der Universitäten wurden so stark gekürzt,
dass die akademischen Institutionen sich
um 30 Jahre zurückgeworfen fühlen und ein
Abwandern ihrer besten Köpfe ins Ausland
befürchten. Sogar in Israels vorbildlichen
Krankenhäusern rechnet man schon bald
mit einem akuten Mangel an Ärzten, weil
nicht mehr genug Nachwuchs ausgebildet
wird. US
Kommentar: Ist es nicht ein Reden
des lebendigen Gottes, dass Israel besser
als alle westlichen Länder durch die Fi-
nanzkrise hindurchgekommen ist? Keine
einzige israelische Bank ist zu Schaden
gekommen. Fast wird man an die zehn
Plagen erinnert: Ägypten wurde durch die
Plagen gerichtet, die Kinder Israels blieben
verschont (2.Mo 8,18-19; 9,4.7.26; 10,23;
12,23). Werden wir hier nicht auch an die
Zukunft Israels erinnert, wenn der Satan
Israel verfolgen wird und Gott den Überrest
Israels durch die grosse Trübsal hindurch
bewahrt? (vgl. Offb 12,6.13-17). CM 
Die Amerikaner, die hochmoderne Techno-
logie zum Aufspüren dieser Schmuggeltunnel
einsetzen, konnten innerhalb eines Monats
bereits 42 Tunnel entdecken, die von der
Hamas zum Men-
schen- und Waffen-
schmuggel angelegt
worden waren. Über
die amerikanische Ausrüstung wird nichts
öffentlich bekannt gegeben. Hingegen ist be-
kannt, dass die Tunnel mittels konventioneller
Mittel, wie beispielsweise Sprengungen, un-
brauchbar gemacht werden.
Trotz dieses Erfolgs sind die leitenden
Sicherheitskräfte in Israel mit der Situation
noch nicht zufrieden, denn das Tunnel-
netzwerk ist weit umfangreicher als bisher
angenommen. Zudem hat die Hamas ihre
Tätigkeiten keineswegs eingestellt. Sie ver-
 sucht immer wieder, ägyptische Privatfirmen anzuwerben, die solche
Schmuggelwege anlegen. Dazu sagte ein israelischer Militärange-
höriger: «Die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten hat
unzählige unterirdische Schlupflöcher. Sie gleicht einem Schweizer
Käse.» Weiter sprach der namentlich nicht genannte Offizier von
einem Netzwerk zwischen 600 und 800 Tunneln. Diese würden zu-
meist in einer Tiefe von 20 Metern verlaufen und sich über mehrere
Kilometer Wegstrecke ausdehnen. Durch diese Tunnel würden nicht
nur Menschen geschleust und Waffen geschmuggelt, sondern auch
Lebensmittel und Vieh. Bekannt ist auch, dass in solchen Tunneln
teilweise Gas- und Benzinleitungen verlegt sind. Abgesehen vom
unverfrorenen Waffenschmuggel setzte das Einschmuggeln eines
Löwen für den Zoo von Gaza diesen Aktivitäten die Krone auf, so der
israelische Experte.
Im Gazastreifen sind über den Tunnelausgängen oftmals Zelte zu
finden. Dort verlegen Techniker Lichtleitungen und arbeiten an der
Luftversorgung sowie an Pumpen, um den Bauschutt aus neuen
Tunneln zu beseitigen. Auf der ägyptischen Seite stehen Wächter, die
wissen, wie man die Polizisten zu bestechen hat, damit diese beide
Augen zudrücken.
Israelischen Sicherheitskräften ist bekannt, dass zwischen den
Städten Gaza (im Norden des Gazastreifens) und Rafah (direkt an der
ägyptischen Grenze) ebenfalls ein unterirdisches Netzwerk entstanden
ist, wo Operationsstützpunkte und Bunker integriert wurden. Darüber
hinaus wurden in diesem Tunnelsystem auch zahlreiche Waffen- und
Sprengstofflager eingerichtet.
Der israelische Generalstab hegt keinerlei Zweifel, dass diese Akti-
vitäten der Hamas Vorbereitung auf eine Wiederaufnahme des Kampfes
gegen Israel sind. Auch glaubt man, dass diese Hamas-Aktivitäten auf
eine neue Ausrichtung des Kampfes hindeuten, bei der sich die islami-
schen Extremisten im Gazastreifen am Kampf gegen die US-Streitkräfte
in Vietnam und gegen die Russen in Tschetschenien orientieren. ZL
In der Nacht vor Redaktionsschluss wurde dann in den israeli-
schen Medien vermeldet, dass Einheiten der israelischen Armee
einige hundert Meter innerhalb des Gazastreifens aktiv wurden, weil
man auf israelischer Seite einen Tunnelausgang entdeckt hatte, der
offensichtlich zur Entführung von israelischen Soldaten genutzt werden
sollte. Es kam zu heftigen Gefechten mit bewaffneten Hamas-Kämpfern.
Während der Kämpfe explodierte ein von Zivilisten bewohntes Wohn-
haus und wurde vollständig zerstört. Anscheinend waren dort grosse
Mengen Waffen und Sprengstoff gelagert. Das erklärt auch, weshalb
die Hamas-Kämpfer die israelischen Soldaten unbedingt daran hindern
wollten, zu diesem Haus vorzudringen. Seitdem intensivierte die Ha-
mas wieder den Raketenbeschuss des westlichen Negev, sodass die
Atempause der Waffenruhe für Israel längst wieder der Vergangenheit
angehört. AN
Kommentar: Israel muss sich im Süden vorsehen. Vor Jahren hat
es sich aus diesem Gebiet zurückgezogen – das hat gar nichts ge-
bracht. Die Lage wurde nur noch schlimmer und komplizierter. Genau
so wird es Israel ergehen, wenn es sich auch aus anderen Gebieten
des verheissenen Landes zurückzieht. Rückzug, um den Feind zu
beschwichtigen, bringt über kurz oder lang nichts. Das gilt auch für
unser Glaubensleben.
Zwischen den alttestamentlichen Philistern und heutigen Paläs-
tinensern gibt es bemerkenswerte Parallelen: Die Philister lebten
ungefähr im selben Gebiet wie die Palästinenser der Hamas heute.
Die fünf Philisterstädte waren Gaza, Ashdod, Ashkelon, Ekron und Gat.
Von diesen Städten zogen die Philister oft zum Krieg gegen Israel aus.
Es gibt nichts Neues unter der Sonne. CM 

EIN BLICK AUF VERGANGENHEIT UND GEGENWART

Der Al-Aqsa-Mythos
Dr. Mordechai Kedar lehrt an der Bar-Ilan-Universität. Er veröffentlichte einen Artikel in der Tageszeitung
Yediot Acharonot, der von der israelischen Botschaft in Berlin in Deutsch im Internet verbreitet wurde. Hier
die Wiedergabe einer gekürzten Version.

Als Mohammed den Islam gründete, über christlich-byzantinischen Kirchen

führte er nur ein Minimum von Innovati-
onen ein. Er verwendete die geheiligten
Figuren, historischen Geschichten und
heiligen Stätten des Judentums, des
Christentums und sogar des Heidentums,
indem er sie islamisierte. So war gemäss
des Islam Abraham der erste Muslim, und
Jesus und Johannes waren Propheten (...).
Viele biblische Geschichten (im Islam als
«Legenden» bezeichnet, Anm. AN), die den
heidnischen Arabern vor Aufkommen des
Islam vertraut waren, durchliefen eine
Islamisierung (...), die sowohl an Orten
als auch Personen vorgenommen wurde:
Mekka und die Kabah waren heilige Stät-
ten der vorislamischen heidnischen Araber.
Die Umayyad-Moschee in Damaskus und
die Grosse Moschee in Istanbul wurden
errichtet (...).
Auch Jerusalem hat eine Islamisierung
durchlaufen: Zuerst versuchte Mohammed,
die Juden nahe Medina zum Beitritt zu sei-
ner Gemeinde zu überzeugen und führte
zu deren Überre-
dung den jüdischen
Brauch der Ausrich- Die Umayyad-Moschee in Damaskus
tung des Gebetes in
Richtung Jerusalem ein. Als der Versuch
scheiterte, wandte er sich gegen die Ju-
den, tötete viele von ihnen und richtete die
Gebetsrichtung südwärts aus, gen Mekka.
Mohammeds Preisgabe Jerusalems erklärt
die Tatsache, dass die Stadt kein einziges
Mal im Koran erwähnt wird. (...)
50 Jahre nach Mohammeds Tod ent-
deckte der Islam Jerusalem neu. Im Jahr
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Nachrichten aus Israel • 12/2008
AUS ISRAEL
682 rebellierte Abd Allah Ibn al-Zubayr Islam zu schaffen, erfanden die Kalifen der Dschihad-Botschaften und rufen dazu auf,
gegen die Umayyaden in Damaskus, er- Umayyaden-Dynastie viele «Traditionen», den Krieg zwischen Israel und den Pa-
oberte Mekka und blockierte den Pilgern die den Wert Jerusalems hochhielten (...). lästinensern in einen religiös-islamischen
den Zugang zur Stadt. Der Umayyaden- So wurde al-Aqsa nach Jerusalem «trans- Krieg zwischen Juden und Muslimen zu
Kalif benötigte eine alternative Pilger- portiert». Es sei betont, dass sich auch verwandeln. Das Christentum ist für sie
stätte und entschied sich für Jerusalem, Saladin den al-Aqsa-Mythos (...) zu eigen nicht besser als das Judentum, da beide
das damals unter seiner Kontrolle stand. machte, um die muslimischen Krieger im ihr Recht auf die Herrschaft über Jerusa-
Seine Wahl unterstrich er mit einem Vers 12. Jahrhundert gegen die Kreuzfahrer lem «verspielt» hätten. Nur der Islam hat
aus dem Koran (17,1), in dem von einer anzustacheln. das Recht dazu.
«entfernten» Moschee die Rede ist, von der
aus Mohammed einen nächtlichen Ritt auf
seinem magischen Pferd unternahm und
mit dem Engel Gabriel in den siebten
Himmel aufstieg. Auf seinem Weg traf er
die Propheten anderer Religionen, die die
Wächter des Himmels sind. So versucht der
Islam, sich gegenüber anderen, älteren Re-
ligionen zu legitimieren, indem er ein Sze-
nario schafft, in dem die vorigen Propheten
Mohammeds Meisterschaft zustimmen und
ihn dadurch zum
«Siegel der Prophe-
Dass der Name Jerusalem im ganzen Koran
ten» machen. überhaupt nicht genannt wird, zwingt die is-
Es ist nicht lamischen Vertreter, ein Lügengebäude in
verwunderlich, Szene zu setzen
dass dieser Bericht
einer Anzahl von Grundsätzen des Islam
zuwiderläuft. Wie kann ein lebender Mann
aus Fleisch und Blut in den Himmel aufstei-
gen? (...) Orthodoxe muslimische Denker
kamen zu dem Schluss, dass die nächtliche
Reise ein Traum Mohammeds war. Reise Ein anderes Ziel der Islamisierung Da die Heiligkeit Jerusalems für den
und Aufstieg ermöglichen es dem Islam Jerusalems ist die Unterminierung der Islam seit eh und je nicht mehr als eine
jedoch, gegenüber der Bibel noch «eins Legitimität der älteren Religionen, Ju- politisch motivierte Heiligkeit gewesen ist,
draufzusetzen»: Moses stieg «nur» den dentum und Christentum, gewesen, die würde sich jeder muslimische Führer, der
Berg Sinai hinauf und kam dem Himmel Jerusalem als heilige Stadt betrachten. sie aufgeben sollte, ein Todesurteil einhan-
lediglich nahe, während Mohammed den Der Islam wird als die einzig legitime deln. Müssen Judentum und Christentum
ganzen Weg hinaufstieg, und das noch aus Religion präsentiert, die die anderen auf die Mythen eingehen, die in den islami-
Jerusalem selbst. beiden ersetzen soll (...). Der Islam be- schen Texten erwähnt (...) wurden, lange
Worin liegen die Schwierigkeiten mit trachtet Judentum und Christentum als nachdem sich Jerusalem als das antike,
dem Glauben, dass die Al-Aqsa-Moschee Verrat an Allah; er hat stets alles getan, wahre Zentrum dieser beiden Religionen,
der islamischen Überlieferung in Jerusa- um beide aus Jerusalem zu vertreiben. Es die dem Islam vorangingen, herausgebildet
lem liegt? Erst einmal glaubten die Leute ist interessant zu sehen, dass diese Ver- hat? Soll Israel seine Hauptstadt aufge-
von Mekka, die Mohammed gut kannten, treibung rückwirkend ist: Die islamischen ben, nur weil einige Muslime entschieden
diese Geschichte nicht. (...) Die zweite Sprecher des palästinensischen Radios haben, die politischen Probleme der Umay-
Schwierigkeit liegt darin, dass die islami- behaupten durchgehend, dass die Juden yaden wieder aufzubereiten, Jahrhunderte
sche Überlieferung uns erzählt, dass die nie einen Tempel auf dem Tempelberg nachdem der Vorhang über ihre Rolle in der
Al-Aqsa-Moschee nahe Mekka liegt. Dies gehabt hätten und bestimmt nicht zwei Geschichte gefallen ist? Gekürzt von AN
wurde in einem Buch des muslimischen (wo hat dann Jesus gepredigt?).
Historikers und Geografen al-Waqidi Yasser Arafat, ein säkularer Mann, Kommentar: Wer den Werdegang der
eindeutig festgestellt. Ihm zufolge gab es tat genau das, was die Kalifen der islamischen Religion und ihre Hintergrün-
zwei Gebetsorte in al-Gi’irranah, einem Umayyaden-Dynastie vor 1 300 Jahren de etwas studiert, muss feststellen, wie
Dorf zwischen Mekka und Ta’if, einer war getan haben: Er ordnete die Heiligkeit unglaublich verlogen die Verfechter dieser
die «nähere Moschee» und der andere die Jerusalems für seine politischen Ziele Religion vorgehen. Dass der Name Jeru-
«entferntere Moschee», wo Mohammed an. Er habe die Kontrolle über Jerusalem salem im ganzen Koran überhaupt nicht
betete, wenn er die Stadt verliess. Diese nicht den Juden übertragen dürfen, da sie genannt wird, zwingt die islamischen
Beschreibung, die von einer Reihe von laut des Islam unrein sind und der Zorn Vertreter, ein Lügengebäude in Szene zu
Autoritäten unterstützt wurde, war der is- Allahs auf ihnen ruht. Mehr als das, die setzen, das bei einer genaueren Prüfung
lamischen Propaganda des 7. Jahrhundert Juden seien diejenigen, die die heiligen wie ein Kartenhaus zusammenstürzt. Das
nicht «genehm». Um eine Basis für das Be- Schriften verzerrten (...). Die palästi- Land Israel und die Stadt Jerusalem gehö-
wusstsein der «Heiligkeit» Jerusalems im nensischen Medien sind heute voll von ren ausschliesslich den Juden! CM 

14
 WER STEUERT ISRAELS «LANGEN ARM»?
Der Mann, vor dem sich Nasrallah fürchtet
Seit dem zweiten Libanonkrieg 2006 hat er kein Tageslicht mehr gesehen. Er lebt in sicheren Bunkern un-
ter der Erde, und seine Anhänger sehen ihn nur noch auf Monitoren. Die Rede ist vom Hisbollah-Anführer
Scheich Nasrallah, den die Angst vor einem Israeli wortwörtlich in den Untergrund trieb.
Nur wenige Menschen bekommen ihn persönlich zu Gesicht.
Scheich Hasan Nasrallah, Demagoge der libanesischen Hisbollah-
Miliz, hat sich verkrochen und führt ein Leben im Untergrund. Er
hat Angst und weiss selber nur zu gut, vor wem. Der Direktor des
israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, Meir Dagan, hat
höchstpersönlich verkündet, dass Nasrallah eine Zielscheibe des
Mossad sei. Nasrallah weiss sehr wohl, dass Dagan, seit er sein
Amt vor sechs Jahren angetreten hat, nur wenig in der Öffentlichkeit
gesagt hat; doch wenn er sich äusserte, dann nur mit Worten, die er
wirklich meinte.
Dagan ist ein Meister seines Fachs und eine etwas widersprüch-
liche Persönlichkeit. Er raucht Pfeife, malt, hört ausschliesslich
klassische Musik und ist Vegetarier. Dieser Mann, der sich gerne
den Anstrich eines Bohemen gibt, tritt jedoch vollkommen anders in
Erscheinung, wenn er über Geheimdienstoperationen redet. «Er ist
ein Praktiker, der sein Handwerk bestens versteht und sich von nichts
aufhalten lässt», sagte einer seiner Agenten. Dagan galt schon früher
als ein Mann, «der vor nichts Halt machte». Er gehörte zu jener Gruppe
israelischer Militärs unter Befehl von Ariel Sharon, die nach 1971 im
Gazastreifen aktiv waren. Ihre damalige operative Arbeit führte dazu,
dass alle terroristische Aktivitäten für längere Zeit vollkommen zum
Erliegen kamen. Dagan gehörte zu einer Einheit, deren Mitglieder sich
als Araber verkleideten und zu Geheimdienstaktionen gegen Terro-
risten auszogen. Er erhielt damals eine hohe Auszeichnung, weil er
sich auf einen palästinensischen Terroristen gestürzt und ihm eine
Handgranate entrissen hatte.
Seine Zielstrebigkeit und seine Unnachgiebigkeit machten ihn
letztlich zum Direktor des Mossad. «Die Leistungen des Mossad in den
letzten Jahren übertreffen alle Erwartungen», sagte dazu erst kürzlich
ein Minister der israelischen Regierung. Von israelischer Seite werden
dazu zwar keine
konkreten Angaben
gemacht, dennoch
weisen ausländi-
sche Quellen auf
einige Aktionen hin,
die dem Mossad
zugeschrieben
werden: Im Februar
2008 wurde der
Hisbollah-Aktivist
Meir Dagan: «Nasrallah ist eine Zielscheibe
des Mossad»
Imad Mughniyah in
Damaskus ermordet;
es wurde über mys-
teriöse Explosionen
in syrischen Chemie-
werken berichtet; in
der Nähe der irani-
schen Hauptstadt
Teheran ging eine Bombe hoch, als ein Konvoi der Iranischen Revolu-
tionsgarde mit einer Waffenlieferung für die Hisbollah-Miliz passierte;
im Lauf der vergangenen Jahre wurde immer wieder über «technische
Probleme» berichtet, die dem iranischen Atomforschungsprogramm
Rückschläge bescherten; der iranische General Ali Reza Asgari, ver-
antwortlicher Verbindungsoffizier für die Hisbollah, setzte sich in den
Westen ab; ein syrischer General, der die Beziehungen mit der Hisbollah
koordinierte, wurde ermordet; ein iranischer Geschäftsmann, der mit
hochmoderner Kommunikationselektronik handelt, wurde in seinem
eigenen Land gefangen genommen, weil man ihm Spionage zugunsten
Israels vorwirft. Diese Liste liesse sich mit dem israelischen Luftangriff
auf einen syrischen Atommeiler im September 2007 abschliessen …
Ministerpräsident Ehud Olmert hielt ebenfalls nicht mit Lob zurück.
«In den letzten sechs Jahren leistete unser Auslandsgeheimdienst unter
der Leitung von Dagan hervorragende Arbeit.» Olmert weiss, wovon er
redet, denn der Mossad untersteht dem direkten Befehl der Regierung.
Auch in Zeiten der Ruhe verbringt ein israelischer Ministerpräsident
mindestens ein Viertel seiner Zeit damit, die Operationen des Geheim-
dienstes zu genehmigen, zu kontrollieren und zu revidieren. Aufgrund
Dagans Erfolge verlängerte Olmert erst kürzlich dessen Amtszeit als
Mossad-Direktor um ein weiteres Jahr. Dagan wird bestimmt nicht
untätig herumsitzen. ZL 
15
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 12/2008
AUS ISRAEL
ISRAELISCHE ARMEE SETZT NEUE KAMPFDOKTRIN GEGEN HISBOLLAH UM

Die veränderte Verteidigungsstrategie der

israelischen Armee
Einige Interviews, die in den israelischen Medien veröffentlicht wurden, vervollständigten das Bild bezüglich
einer neuen Kampfdoktrin der israelischen Armee, die schon in mehreren wissenschaftlichen Artikeln angedeu-
tet wurde.

In einem Interview definierte der Militärstützpunkte verwandelt haben. In der vom Institut für Studien zur nationalen
Armeebefehlshaber des nördlichen unzähligen Häusern werden Waffen ge- Sicherheit (INSS) der Tel-Aviv-Universität
Landabschnitts, Generalmajor Gadi lagert und auf zahlreichen Grundstücken herausgegeben wurde, dass die einzige
Eisenkot, Israels
neue Kampfdoktrin
mit folgenden zwei
Worten: «Dahiye-
Doktrin». Dahiye
ist das schiitische
Wohnviertel der
libanesischen
Hauptstadt Beirut.
Weil sich dort das
Hauptquartier der
Hisbollah-Miliz
befindet, flogen
israelische Piloten
während des zwei-

Israel wird in der nächsten Kampfrunde seine

Schlagkraft nicht mehr nur auf ein einziges
Stadtviertel beschränken. «Gegen jedes Dorf»,
aus dem auf Israel geschossen wird, will Isra-
el unproportionale Macht walten lassen

ten Libanonkriegs
gerade über diesem
Quartier besonders viele Angriffe. Laut
Eisenkot wird Israel bei der nächsten
Kampfrunde diese zerstörerische Schlag-
kraft nicht mehr nur auf ein einziges Stadt-
viertel beschränken. «Gegen jedes Dorf, aus
dem auf Israel geschossen wird, werden wir
eine unproportionale Macht walten lassen.
Obwohl dort Zivilisten leben, so bedeuten
eben ihre freiwillige Kooperation und ihre
Handlangerdienste für uns, nicht mit unse-
rer Schlagkraft zurückzuhalten. Auch wenn
sie von den Terroristen als menschliche
Schutzschilde missbraucht werden, werden
wir darauf nicht noch einmal Rücksicht neh-
men. Aus unserer Sicht ist ein solches Dorf
im Fall des Beschusses unseres Landes ein
militärischer Stützpunkt.» Und er fügte hin-
zu: «Das ist kein Schubladenplan, sondern
ein bereits von allen zuständigen Seiten
abgesegneter operativer Einsatzplan.»
Die Hisbollah-Miliz soll die insgesamt
160 schiitischen Wohnorte im Süden des
Libanon in nichts anderes als vollwertige
Raketenabschussrampen und Raketen
unterschiedlichen Typs versteckt. Unter
diesen Häusern wurden nicht selten Ver-
bindungstunnel angelegt, die teilweise
auch zu Luftschutzräumen ausgebaut sind.
Es steht schon jetzt ohne Zweifel fest, dass
die Hisbollah-Miliz noch mehr als im Krieg
vom Sommer 2006 aus der Mitte einer Zivil-
bevölkerung heraus aktiv werden will. Und
wie Eisenkot schon jetzt bekannt gab, wird
Israel dieses Mal keine Rücksicht nehmen.
«Wir werden nicht noch einmal jede Rake-
tenabschussrampe separat aufspüren, das
wäre absoluter Unsinn. Wenn Tausende von
Raketen auf eine solche Weise versprengt
gelagert und lanciert werden, dann kann
man nicht versuchen, eine nach der an-
deren auszuschalten. Deshalb werden wir
beim nächsten Mal mit massiven, flächen-
deckenden Schlägen reagieren.» Ähnlich
äusserten sich zwei israelische Militärs
im Ruhestand. Brigadegeneral der Reserve
Gabriel Siboni schreibt in einem Artikel,
Möglichkeit, die Israel auf Raketenangriffe
aus dem Libanon, aus Syrien und aus dem
Gazastreifen habe, «eine überproportionale
Reaktion mitten ins Herz der feindlichen
Aktivitäten» sei. Das Zerstören von Rake-
tenabschussrampen hält er dabei für eine
zweitrangige Zielsetzung. Israel müsse «im
Falle eines Angriffs sofort, umfassend und
ohne jegliche Proportion reagieren».
Dem stimmt Giora Eiland zu, der früher
in der Planungsabteilung des israelischen
Generalstabs tätig war. Er erläuterte seine
Ansicht ebenfalls in einer INSS-Publikation.
Darin kommt er zum Schluss, dass Israel im
letzten Libanonkrieg «gegen den falschen
Feind gekämpft» habe. Er ist, ebenso
wie viele andere israelische Exper-
ten, der Ansicht, dass das beim
nächsten Mal keinesfalls geschehen
dürfe. 
Homepage des Institute for National Security
Studies: www.inss.org.il

16
 MODERNE KAMPFFLUGZEUGE AUS DEN USA WERDEN NACH ISRAEL GELIEFERT

Strategischer Vorteil für den Staat Israel

Vor kurzem kaufte Israel in den USA 75 neuartige F-35-Kampfjets. Sie sollen den israelischen Luftstreit-
kräften ab 2014 zur Verfügung stehen. Es ist der erste Auslandsverkauf dieses hochmodernen Kampfjets,
den die USA genehmigten.

Der F-35-Kampfjet gilt als das modernste

Kampfflugzeug der Welt. Bisher wurde nur
den NATO-Streitkräften zugesichert, in den
Besitz dieses Kampfjets zu kommen. Durch
den von den USA genehmigten Verkauf
an Israel kann sich die israelische Armee
eines zukünftigen strategischen Vorteils
gegenüber den Armeen feindlich gesinnter
Staaten sicher sein.
In der Pressemitteilung des Pentagon
hiess es Anfang Oktober 2008 unter anderem,
dass Israel im ersten Schritt 25 Flugzeuge be-
kommen werde. In der nachfolgenden Pha-
se könne das Land
nochmals zwischen Die F-35 ist zur Zeit das modernste
25 bis maximal 50 Kampfflugzeug
F-35-Kampfjets
erwerben. Die Kaufsumme für insgesamt
75 Flugzeuge beläuft sich auf etwas über 15
Milliarden US-Dollar (ca. 12 Milliarden Euro). Diese Summe soll zum dere ist unter anderem, dass der Jet über Tarnkappenfähigkeiten
grössten Teil aus dem Fonds für Militärhilfe beglichen werden, die die verfügt, solange keine Waffen an Aussenpositionen mitgeführt
Vereinigten Staaten Israel im vergangenen Jahr zusprachen. werden. Gerade diese Eigenschaft könnte für israelische Missio-
Die Aufstockung der israelischen Flugzeugflotte um hochmoderne nen von ausschlaggebender Erfolgsrelevanz sein. Laut Angaben
Kampfjets dieses Typs hat eine enorme strategische Bedeutung für der produzierenden Firma Lockheed Martin vermag die F-35 sogar
den Staat Israel. Die F-35 ist ein Mehrzweckangriffs- und Kampfflug- die modernsten Radarsysteme zu täuschen. Über solche modernen
zeug, das verschiedene Lücken gegenüber den bisher verbreiteten Radarsysteme verfügt beispielsweise Russland. Experten vermuten,
Kampfjets schliessen soll, die nicht mehr «auf dem Höhepunkt des dass die Russen dieses Radarsystem kurz über lang an den Iran
gegenwärtig erreichten technologischen Niveaus» sind. Das Beson- verkaufen werden. ZL 

OLIVENÖLE AUS DEM NEGEV ZÄHLEN ZU DEN BESTEN DER WELT

Erfolgsprodukt aus der Wüste

Mit dem Slogan: «Biblische Tradition, moderne Produkti-
onsmethoden und bester Geschmack», wirbt die Firma
Halutza Olive Oil auf ihrer Homepage. Wie der 6.
Platz eines internationalen Wettbewerbs zeig-
te, scheint diese Werbung zu halten, was sie
verspricht.

Das Olivenöl namens Halutza wird in Ramat Hane-

gev produziert. Bei einem internationalen Wettbewerb
belegte dieses israelische Olivenöl den 6. Platz. Der
Wettbewerb wurde im spanischen Madrid vom Interna-
tionen Rat für Olivenöl (International Olive Oil Council,
IOOC) ausgerichtet. Rund 100 Olivenölhersteller traten
dabei gegeneinander an. Halutza gilt als eines der Wunder,
das die moderne israelische Landwirtschaft in der Negev-Wüs-

17
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 12/2008
te hervorbrachte. In den 1970er Jahren
wurde in der Region von Ramat Hanegev
ein unterirdisches Wasserreservoir ent-
deckt. Dabei handelte es sich allerdings
nicht um Süsswasser, sondern um Wasser
mit einem Salzgehalt, den einige Pflanzen
gerade noch tolerieren können. Daraufhin
begannen umfangreiche landwirtschaftli-
che Studien, die erstaunliche Ergebnisse
erbrachten. Es zeigte sich nämlich, dass
die Früchte vieler Pflanzen aufgrund
jenes salzigen Grundwassers süsser als
üblich sind. So entwickelte sich vor Ort
1963 IM KAMPF DAS LINKE AUGENLICHT VERLOREN, 2008 ERFOLGREICH OPERIERT
Erblindetes Auge nach 45 Jahren
geheilt
Für den Patienten grenzt es an ein Wunder. Im Alter von 78 Jahren
kann er endlich wieder auf seinem verletzten Auge sehen. Ein ehema-
liger Scharfschütze wurde 1963 im Kampf verwundet und war seit 45
Jahren auf dem linken Auge blind.
Eine komplizierte Augenoperation zweier
israelischer Ärzte, die sich einfach nicht mit
den gegebenen Tatsachen abfinden wollten,
gab einem 78-Jährigen, der seit fast einem
halben Jahrhundert auf einem Auge blind
war, seine Sehkraft zurück. Der Patient hatte
in den vergangenen
Jahrzehnten zahl-
lose Spezialisten
aufgesucht, doch
keiner hielt es für
möglich, sein linkes
Auge wiederherzu-
stellen.
Dr. Daniel Bris-
ko leitet die Klinik
für Augenchirurgie
des Meir Medizinischen Zentrums in Kfar
Saba. Dort ist auch Prof. Ehud Assia tätig,
Leiter der Klinik für Augenheilkunde. Zudem
sind beide an der Ein-Tal-Privatklinik für
Augenheilkunde tätig. Als der Patient bei
ihnen vorstellig wurde, litt er unter einer
schwerwiegenden Verformung des Augen-
lids, weshalb es beständig zu Tränenbildung
und zu Augeninfektionen kam. Im linken
blinden Auge hatte sich ein Katarakt entwi-
ckelt. Wegen der Verletzung, die eine Narbe
hinterliess, war die Linse zur Seite gerutscht.
Da der Patient seit einigen Jahren halbsei-
tig gelähmt ist, nahm inzwischen auch
noch die Sehkraft seines unverletzten
Auges ab.
18
AUS ISRAEL
bald ein landwirtschaftliches Zentrum.
Zunächst wurden Tomaten und Melonen
angebaut. Erst 1995 entschieden sich die
Landwirte dazu, es auch mit dem Anbau
von Olivenbäumen zu versuchen. Es stellte
sich heraus, dass dessen Blätter wegen der
klimatischen Bedingungen und des salz-
haltigen Wassers relativ trocken sind,
und dass die Früchte einen ganz be-
sonderen Geschmack haben. Experten
bestimmen den Geschmack des hier
gewonnenen Olivenöls als «wohlschme-
ckend bitter».
Dr. Brisko operierte das Augenlid, wäh-
rend Dr. Assia die vom Katarakt befallene
Linse ersetzte und diese wieder im Zentrum
fixierte. Schon am Tag nach der Operation
konnte der inzwischen 78-jährige Patient
wieder Dinge erkennen, die er seit 45 Jah-
ren nicht mehr mit
diesem Auge ge-
sehen hatte. Nach
einer Woche war
seine Sehkraft auf
dem 1963 im Kampf
verletzten Auge zur
Hälfte wiederher-
gestellt.
Dazu führten
die beiden Ärzte
aus, dass sie nicht zum ersten Mal einem
Patienten das Sehvermögen zurückgegeben
hätten, der schon seit mehreren Jahrzehn-
ten teilweise oder vollständig erblindet war.
Sie betonten, dass dabei sehr wichtig sei,
dass alle inneren Augenorgane einwandfrei
funktionierten, ansonsten sei so etwas näm-
lich nicht möglich.
Der betagte Patient, der sich schon damit
abgefunden hatte, vollständig zu erblinden,
war überglücklich: «Ich danke ihnen sowohl
für ihre Hartnäckigkeit als auch für ihr Fach-
wissen. Dank dieser beiden Ärzte werde ich
nicht vollständig erblinden und kann wieder
eine Welt sehen, von der ich bereits ausge-
schlossen war.» AN 
Halutza wurde bereits von der Israeli-
schen Vereinigung der Olivenölproduzen-
ten mit hervorragenden Noten bewertet.
Schon seit drei Jahren in Folge zählen
die Experten es zu einem der besten Oli-
venöle des Landes. Zweimal wurde es mit
dem Gütesiegel «Bestes Olivenöl Israels»
ausgezeichnet. Halutza stammt von der
Olivenernte eines Hains in der Region des
Kibbuz Revivim. ZL 
Mehr dazu unter: www.halutza.co.il/English/
what-is-olive-oil.htm
HOFFNUNG UND STREITPUNKT
ZUGLEICH
Messianische
Juden fördern
Einwanderung
aus Äthiopien
Die Messianic Jewish Alliance
of America (MJAA) setzt sich in
Äthiopien im Rahmen der «Opera-
tion Hoffnung» für das Wohl von
Menschen ein, die als Falashmura
bekannt sind, äthiopische Juden,
die vor mehr als 100 Jahren zum
Christentum übertraten. Rund um
diese Operation entstand nun in
Israel ein gewisser Unmut.
«Operation Hoffnung» ist vor allem
in entlegenen äthiopischen Dörfern tätig.
Laut Auskunft des Generalsekretärs der
Messianic Jewish Alliance of America
(MJAA) will man für das Wohlergehen
von 50 000 bis 70 000 messianischen
Juden in Äthiopien sorgen, die von allen
Seiten vernachlässigt und diskriminiert
werden. MJAA ist es dabei auch wichtig,
diesen Menschen die Einwanderung nach
Israel in Aussicht zu stellen.
Doch gerade das ist ein Aspekt, der
zum Streitpunkt zu werden droht. In
Äthiopien lebende Juden waren über Jahr-
hunderte Verfolgungen ausgesetzt. Für die
Jahrtausende alte jüdische Gemeinschaft
brach ab dem 17. Jahrhundert eine schwere
Periode der Unterdrückung an, denn ihre
Glieder wurden entweder als Sklaven ver-
kauft oder gezwungen, zum Christentum
überzutreten. Ihre Ländereien wurden
konfisziert, ihre Schriften und heiligen
Bücher verbrannt. Jede Form der Ausübung von diesen Aktivitäten und ging sofort kreten Einwanderungsgesuchen. Zugleich
der jüdischen Religion wurde damals in in die Offensive. Zum einen sei es Sache betonte man, dass jedoch keinesfalls mit
Äthiopien verboten. Viele flohen in entle- des Staates Israel zu entscheiden, wer mehr jüdischen Einwanderern aus Äthio-
gene Bergregionen, pien zu rechnen sei. Auch andere Stellen
um ihren jüdischen zeigten sich verärgert über die «falschen
Glauben bewahren Hoffnungen, die diesen Menschen seitens
zu können. Dieser messianischer Juden gemacht werden».
Juden nahm sich Der Generalsekretär der MJAA, Joel
der Staat Israel fast Chernoff, sagte gegenüber der Jerusalem
unmittelbar nach Post darauf in einem Interview: «Wir arbei-
seiner Gründung ten nicht gegen die israelische Regierung.
1948 an. Aufgrund Die Menschen, die wir betreuen, werden
politischer Unruhen von den äthiopischen Behörden und ihren
in Äthiopien ent- Nachbarn als Juden behandelt und als sol-
schied dann 1977 che diskriminiert und verfolgt. Wir haben
der israelische einfach die Pflicht, uns für sie sowohl
Ministerpräsident in Äthiopien als auch in Israel einzuset-
Menachem Begin, zen.» AN
die Einwanderung
äthiopischer Juden Kommentar: Es ist eine traurige Tat-
nach Israel zu sache, dass Juden, die an Jesus glauben, in
fördern. Die israeli- Israel oft keinen leichten Stand haben. Die
schen Rettungsak- Blindheit Israels für
tionen «Operation Israelischer Soldat mit äthiopischer den Messias, von
Moses» (1984) Abstammung der der Apostel Pau-
und «Operation lus spricht, kommt
Salomon» (1991) im Zusammenhang mit den Geschehnissen
erregten weltweit um die «christlichen» Juden aus Äthiopien
Aufsehen. Heute einmal mehr voll zum Ausdruck. Es muss
leben fast 100 000 unser Gebetsanliegen sein, dass auch diese
Juden aus Äthiopi- Juden nach Israel einwandern dürfen. Möge
en in Israel. Laut Gott die israelischen Behörden so leiten. Es
israelischer Angaben befinden sich in ins Land einwandern dürfe. Zum anderen ist ein Trost, dass diese Blindheit Israels
diesem afrikanischen Land noch 18 000 griff man die Wohlfahrtsarbeit im Kreis von zeitlich genau begrenzt ist, denn es steht
sogenannte Falashmura, also zum Chris- Personen an, die nach Rabbiner Menachem geschrieben: «Israel ist zum Teil Verstockung
tentum konvertierte Juden. Waldman (Mitglied des Öffentlichen Rats widerfahren, bis die Vollzahl der Heiden ein-
Nicht nur die so unterschiedlichen der äthiopischen Juden in Israel) «unter gegangen ist; und so wird ganz Israel gerettet
Zahlen der MJAA und der israelischen keinen Umständen zur Gemeinschaft der werden» (Röm 11,25-26). Mit andern Wor-
Behörden sind ein Streitpunkt. Die isra- Falashmura gehören». Da Israel erst kürz- ten: Wenn der letzte erwählte Heide zur
elischen Regierungsinstitutionen zeigten lich die Einwanderung von Äthiopiern mit Wiedergeburt gelangt ist, wird die Blindheit
sich ob einer Anfrage der Jerusalem Post jüdischen Wurzeln entgegen ursprünglicher Israels aufgehoben. CM 
zur «Operation Hoffnung» der MJAA er- Planungen eingestellt hat, drängte der Rat
staunt. Man wusste anscheinend nichts auf eine neuerliche Prüfung von 3 000 kon- Homepage der MJAA: www.mjaa.org

NEUESTE ARCHÄOLOGISCHE ENTDECKUNGEN IN JERUSALEM

Weitere sensationelle Funde

Im Sommer und Herbst führen die Archäologen in Israel viele Ausgrabungen durch. Erneut kam es zu Ent-
deckungen von enormer Bedeutung, denn sie belegen Geschichten der Bibel.
Die Entdeckungen beziehen sich auf unterschiedliche Perioden.
Als besonders aufregend bezeichneten die Archäologen jene Entde-
ckungen, die in die Periode um 1 000 v.Chr. in die Zeit von König David
zu datieren sind. In Jerusalem entdeckte die Archäologin Dr. Eilat
Mazar einen etwa 50 Meter langen Tunnel. Sie geht davon aus, dass
dieser Schacht zum unterirdischen Wasserversorgungssystem der
Stadt gehörte. Eine Datierung war möglich, weil man Öllampen fand.
In der Schicht unter der über dem Tunnel liegenden Davidstadt gruben
die Archäologen zudem Wohnhäuser aus, die ebenfalls aus dieser Zeit
stammen. Dr. Mazar präsentierte nach Bekanntgabe ihrer Entdeckung
eine «revolutionäre» These: Sie glaubt, dass dieser Schacht eben
jener Tunnel ist, durch den König David mit seinen Kämpfern in die
Jebusiter-Stadt eindrang (2.Sam 5,8), die er nachfolgend zur Haupt-
stadt seines Königreichs erklärte. Bisher galt der schon vor über 100
Jahren entdeckte Warren-Schaft als der Tunnel, durch den König
David Jerusalem eroberte.

19
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 12/2008
AUS ISRAEL

Dass König David kein Mythos ist, sondern tatsächlich existierte, zen Steinsiegel dargestellten Bogenschützen wird in althebräischen
scheint eine weitere israelische Ausgrabung zu beweisen, die von Schriftzeichen der Name Hagab zugeordnet, der im biblischen Buch
der Presse des Landes als «grosse Sensation» bezeichnet wurde. Esra 2,46 erwähnt ist. Das Besondere an diesem Fund aus dem 7.
Die Inschrift wurde vorchristlichen Jahrhundert ist eine typisch
im Tal von Elah ent- assyrische Darstellung auf dem Siegel, das
deckt, wo laut der den barfüssigen
Bibel König David Bogenschützen
Dr. Eilat Mazar glaubt, dass der entdeckte
gegen Goliath ge- Schacht eben jener Tunnel ist, durch den Kö- im Profil und mit
kämpft hat. Es ist nig David mit seinen Kämpfern in die Jebusi- einem Haarband
die älteste bisher ter-Stadt eindrang zeigt. Es ist das ers-
entdeckte heb- te bisher entdeckte
räische Inschrift. Siegel in assyrischem Stil mit hebräischer
Entdeckt wurde Namensinschrift.
die fünfzeilige heb- Eine weitere archäologische Entdeckung
räische Inschrift der diesjährigen Ausgrabungssaison datiert
auf einer 15 mal 15 in die Lebzeit Jesu. In der Nähe von Jerusa-
Zentimeter grossen lem fand man Fragmente eines Sarkophags
Tonscherbe. Sie mit der hebräischen Aufschrift: «Sohn des
kam bei Grabun- Hohepriesters». Das Kalksteinfragment wird
gen unter Leitung in die Jahre zwischen 30 bis 70 n.Chr. datiert.
von Prof. Yosef Die Israelische Antikenbehörde geht davon
Garfinkel von der aus, dass der Sohn dieses Hohepriesters
Hebräischen Uni- noch während der Amtszeit seines Vaters
versität Jerusalem verstarb. Da es damals viele Hohepriester
in der Elah-Festung gab – darunter auch Kaiphas, der Jesus ver-
zutage. Eine genaue hörte und dem römischen Statthalter Pontius
Datierung ist dank Pilatus übergab –, könne man jedoch nicht
Olivenkernen möglich, die in unmittelbarer Nähe gefunden wurden. näher bestimmen, um welche Familie es sich handle. AN
Die Carbon-14-Methode bestätigte, dass die Tonscherbe rund 3 000
Jahre alt ist und somit aus der Zeit von König David stammt. Weitere Kommentar: Fast sieht es danach aus, als ob jeden Monat neue
Funde belegen, dass die antike Ansiedlung eine rein jüdische Stadt archäologische Beweise für die Wahrheit der Bibel auftauchen! Gott
war. «Das ist eindeutig, weil die Menschen dort koscher gegessen ha- hat das Zepter in der Hand und Er lässt die Welt durch Israel bzw. die
ben», führte Prof. Garfinkel im israelischen Rundfunk aus. «Wir haben dortigen Ausgrabungen wissen, dass Sein Wort wahr ist. Die Fakten
keinerlei Schweineknochen gefunden, wie sie in den Philisterstädten sind dabei so erdrückend, dass auch der grösste Atheist Mühe haben
unweit des Fundorts üblich sind. Obgleich in dieser Region auch an- wird, diese zu leugnen. Obwohl der grösste Teil des Volkes Israel
dere antike jüdische Städte entdeckt wurden, kommt Prof. Garfinkel selber nicht an Jesus glaubt, verkündet dieses Volk doch durch die
zum Schluss, «dass diese Festung aufgrund der Chronologie und der zahlreichen Entdeckungen unter der Oberfläche der Erde, dass Jesus
Geografie der einzige Ort ist, wo sich Mythologie, Bibel und Historie, Christus nach Israel gekommen ist, um die Welt zu retten. CM 
Historiografie und Archäologie des Königs David treffen.»
Ein weiteres Fundstück aus der Zeit des zweiten Tempels wird Weitere Informationen zu den Aktivitäten israelischer Archäologen:
ebenso als «bedeutend» bezeichnet. Denn dem auf einem schwar- www.antiquities.org.il/home_eng

DER SEE GENEZARETH

Grosse Schwierigkeiten für Israels Wasserhaushalt

Nach den hohen jüdischen Feiertagen im Herbst spricht man in den Synagogen ein besonderes Gebet. Es wird
dafür gebetet, dass Gott das Land mit Regen segnen möge. Obwohl es in diesem Jahr in Israel besonders früh
regnete, ist der Wasserhaushalt in grossen Schwierigkeiten.

Zur allseitigen Freude regnete es in
diesem Jahr in Israel besonders früh. So-
gar Jerusalem, wo in den letzten Jahren
sehr wenig Regen fiel, wurde bereits im
Oktober mit einer erstaunlichen Menge
Niederschlag gesegnet. Auch über dem
See Genezareth regnete es. Doch selbst
wenn es ein gutes Regenjahr für das
Land werden sollte, so ist die Situation
doch alarmierend. Nicht umsonst darf
man landesweit seit Anfang November
ein halbes Jahr lang keinen privaten
Garten und keine öffentliche Parkanlage
mehr bewässern. Im Fernsehen laufen
Spots, die die Bürger mit nachhaltigen
Botschaften dazu anhalten, den Wasser-
verbrauch drastisch einzuschränken.
Der Grund: Alle Frischwasserreservoi-
re, seien sie über- oder unterirdisch,
sind erschöpft, und selbst ein gutes Re-
genjahr kann sie nicht mehr auffüllen,
sodass ohne eine entscheidende Ver-
änderung langfristig die Versalzung
droht.

20
 Gegenwärtig befindet sich der Was-
serstand des Sees Genezareth bei einer
mehr abgeschöpft werden. Ansonsten
würde eine ökologische Katastrophe
See Genezareth
Sommerperiode um weitere zwei Meter
zurückgegangen.
Im Herbst 2008 zeigten sich dann
tatsächlich die ersten Anzeichen einer
bedrohlichen Situation des ökologischen
Gleichgewichts, denn an vielen Stellen des
Sees Genezareth blühen nun giftige Blaual-
gen. Die zuständigen Behörden sind zwar der
Ansicht, dass die Wasserqualität bisher noch
nicht darunter leidet. Sollte die Algenblüte
jedoch noch mehr zunehmen, dann stünde
das Land vor einer
möglichen Katastro-
phe. Somit kann man
nur hoffen, dass die
Gebete erhört werden, und dem Land dieses
Jahr viel Regen beschert wird. ZL

Kommentar: Trotz zahlreicher Erfindun-

Marke von 214,25 Metern. Sinkt diese
Marke des wichtigsten Süsswasserreser-
voirs des Landes weiter, darf kein Wasser
drohen. Im April 2008 belief sich der
Wasserstand auf 212,5 Meter. Er ist also
im Verlauf des letzten halben Jahres der
gen Israels auf dem Gebiet der Wasserversor-
gung und ihrer Aufbereitung wird klar, dass
Israel in puncto Wasser vom Himmel total
von Gott abhängig ist. Nur der Herr kann
genug Regen schenken. Lassen Sie uns mit
Israel beten, dass der Herr die Schleusen
des Himmels über Israel öffnet und der
Pegelstand des Sees Genezareth wieder
ansteigt. CM 

WENIGER GEFÄHRLICH ALS GEDACHT?

Atemaussetzer im Schlaf
Bislang geht die Medizin davon aus, dass Menschen, die unter Atemaussetzern während des Schlafs leiden,
ein wesentlich höheres Sterberisiko haben. Doch eine Studie des Technion Haifa brachte erstaunliche Ergeb-
nisse zutage.
Wer unter Atemaussetzern im Schlaf
leidet, gilt bei Medizinern als ein Patient
in denkbar schlechter gesundheitlicher
Verfassung. Unter Schlafapnoe leiden vor-
wiegend Menschen, die einen zu hohen
Blutdruck haben und übergewichtig sind.
Sie sind Risikopatienten für Herzerkran-
kungen und vor allem für Herzinfarkte.
Eine Studie, die am israelischen Technion
durchgeführt wurde, deutet jedoch darauf
hin, dass gerade Patienten, die unter sol-
chen Atemaussetzern leiden, wesentlich
weniger gefährdet sind, als ähnlich kranke
Menschen, die nicht unter dem Syndrom
leiden. Die israelischen Forscher sammel-
ten über fast fünf Jahre lang Daten. Die
Studie wurde von Prof. Lavie Peretz von
der Fakultät für Medizin der Technischen
Hochschule in Haifa geleitet.
Die Wissenschaftler untersuchten die
Sterberate von 611 Menschen, die unter
Schlafapnoe litten. Sie verglichen die
Langzeitdaten mit denen einer Gruppe
von Personen, die nicht darunter litten. Schutzmechanismen widmen. Sie wollen
Ein anderes wichtiges Kriterium war die herausfinden, wie der Körper solche
gleiche Altersstufe sowie eine ähnliche Schutzmechanismen entwickelt und wie
gesundheitliche Verfassung der Personen sie ablaufen. So sollen Möglichkeiten ge-
beider Testgruppen. Die Wissenschaftler funden werden, auch das Leben von Risi-
kamen zu einem eindeutigen Ergebnis: Die kopatienten zu verlängern, die nicht unter
Testgruppe der Schlafapnoe-Patienten wies Atemaussetzern im Schlaf leiden. ZL 
ein Drittel weniger Sterbefälle auf.
Prof. Peretz hat dafür eine einfache Er-
klärung: Anscheinend entwickelt der Kör-
per von Personen, die unter Schlafapnoe
leiden, gerade deswegen Mechanismen,
die ein Sterben im Schlaf verhindern.
Letztendlich sind es diese Schutzmecha-
nismen, die diesen
Risikopatienten Wer im Schlaf Atemaussetzer hat, soll nach
ein längeres Leben der Studie des Technion länger leben
bescheren, was so-
mit die bisherige Annahme der modernen
Medizin widerlegt.
In der nächsten Phase ihrer Studien
werden sich die israelischen Wissen-
schaftler intensiv der Erforschung dieser

21
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 12/2008
AUS ISRAEL
ISRAELISCHE WISSENSCHAFTLER VERZEICHNEN GROSSEN ERFOLG

Ende des Bienensterbens in Sicht

Die ersten Berichte über das mysteriöse Bienensterben gingen im Herbst 2006 durch die Presse. In unserer
Ausgabe von November 2007 konnten wir einen Durchbruch bei der Erforschung der Ursache dank der Arbeit
israelischer Wissenschaftler vermelden. Jetzt haben israelische Experten weitere gute Nachrichten.

Die erst 2007 gegründete israeli-
sche Firma Beeologics scheint ein Mittel
gefunden zu haben, das dem weltweiten
Bienensterben ein Ende machen könnte.
Dem Bienensterben fielen weltweit
Millionen von Bienenvölkern zum Opfer.
In den USA starb 2006 quasi über Nacht
ein Viertel der 2,4 Millionen Bienenvöl-
ker. Die Zahlen in Europa beliefen sich
auf ähnliche Grössenordnungen. Doch
das war erst der Anfang der Krise. 2007
ging das Bienensterben weiter, sodass in
vielen Ländern inzwischen Honigmangel
herrscht. Darüber hinaus sind die Wis-
senschaftler wegen der Langzeitimplika-
tionen besorgt, denn Bienen spielen bei
der Bestäubung von Obst- und Gemüse-
pflanzen eine extrem wichtige Rolle. Da
im Winter 2007/2008 erneut rund 40 Pro-
zent der Nutzbienenvölker starben, wurde
allseits klar, dass schnell etwas gesche-
hen muss, bevor es zu schwerwiegenden
Engpässen in der landwirtschaftlichen
Produktion kommt.
In unserer Ausgabe von November
2007 berichteten wir, dass ein israeli-
scher Wissenschaftler bereits 2004 das
Israeli-Acute-Paralysis-Virus (IAP-Virus)
entdeckte und es 2007 mit der Erschei-
nung der Collony Collaps Disorder (CCD)
in Zusammenhang brachte. Obwohl
festgestellt werden konnte, dass alle ge-
storbenen Bienenvölker vom IAP-Virus
befallen waren, können bis heute weitere
Faktoren, die eventuell eine Rolle spielen,
nicht ausgeschlossen werden. Dabei könn-
te es sich beispielsweise um Milbenbefall,
Schädigungen aufgrund von Pestiziden
oder einen Nahrungsmangel handeln.
Obgleich der proklamierte Durch-
bruch von Beeologics keine Antwort
auf die offene Frage weiterer Faktoren
präsentiert, scheint dennoch der richtige
Ansatz gefunden, um dem Bienensterben
ein Ende zu bereiten. Dazu erklärte Nitzan
Paldi, Mitbegründer von Beeologics und
Experte für Bienenbestäubung, gegenüber
dem israelischen Wissenschaftsportal Is-
rael 21c: «Wenn man verfolgt, wie sich
diese Krankheit ausbreitet, so kommt
man nicht umhin, die Ähnlichkeiten mit
einer Grippeseuche zu entdecken. Diese
hochgradig ansteckende Erkrankung
beginnt im Herbst und erreicht im Laufe
des Winters den Höhepunkt. Zugleich
fördern unzweifelhaft gewisse Umstände
die Ausbreitung.»
In diesen Wochen wird das von Beeolo-
gics entwickelte Mittel namens Remebee
an annähernd 100 000 Bienenvölkern ge-
testet. Wie Paldi weiter ausführte, setzten
die Wissenschaftler bei ihrer Entwicklung
von Remebee auf einen Mechanismus, der
RNA-Interferenz genannt wird. Die isra-
elischen Wissenschaftler haben diesen
Mechanismus freilich nicht erfunden,
erprobten ihn aber erfolgreich in Zusam-
menhang mit dem IAP-Virus sowie ande-
ren Viren, die Bienen befallen können.
Die Bienen, die bisher dieses Remebee
mit der Nahrung aufnahmen, wirkten
gesünder und gestärkter und zeigten zu-
gleich eine grössere Aktivität. Ausserdem,
so betonten die Wissenschaftler, handle es
sich um ein nicht-toxisches Verfahren, das
weder für die Bienen schädlich sei, noch
Auswirkungen auf den Honig habe und
somit auch für Menschen keine Gefahr
berge. AN 
Homepage von Beeologics: www.beeologics.com