EDITORIAL

FREDI WINKLER

Liebe Israelfreunde
Die Wahlen in Israel haben für grosse Spannung gesorgt. Trotz schwerer Anschuldigungen
gegen Ariel Sharon und seine beiden Söhne konnte er einen grossen Sieg für sich verbu-
chen. Eine echte Herausforderung ist nun die Bildung einer wirklich stabilen und dauerhaf-
ten Regierung, welche die anstehenden Probleme lösen kann, allen voran den Konflikt mit
den Palästinensern.
Auch die Irak-Krise wartet noch immer auf eine Lösung. Ihr Ausgang wird einen ent-
scheidenden Einfluss auf die Situation in Israel haben. Den Amerikanern wird immer wieder
vorgeworfen, sie hätten sich nur wegen des Erdöls und um ihrer eigenen Vorteile willen in
den Konflikt mit Saddam Hussein eingemischt, als er vor dem ersten Golfkrieg von 1991
Kuwait überfallen hatte. Diese Anschuldigung wird auch gerne von christlicher Seite
erhoben. Dabei wird jedoch vergessen, wie brutal Saddam Hussein und sein Regime jede
Opposition beseitigt hat. Sogar seine eigenen Schwiegersöhne und Enkel liess er kaltblütig
▲

«Wenn doch ermorden.

nur Friede und Das Verführerische an ihm ist, dass er auch scheinbar liebenswürdige Seiten hat – wie
Sicherheit in damals Adolf Hitler, der auch gerne als kinderfreundlicher Onkel posierte. Hier stellt sich die
meinen Tagen Frage: Wie viel Leid und wie viele Millionen Todesopfer hätten vermieden werden können,
bleiben!» wenn man Hitler rechtzeitig gestoppt hätte? Die «Chamberlains» (wie der damalige
britische Premierminister, der mit Hitler ein Friedensabkommen aushandelte) sind offen-
sichtlich noch nicht ausgestorben, die sich mit einem «Peace in our time» (Frieden in
unserer Zeit) zufrieden geben. Unverständlicherweise sind es vor allem die Europäer, die
dieser falschen Friedensliebe huldigen. Diese Einstellung gleicht der Haltung von König
Hiskia, der zwar Grosses mit dem Herrn erlebt und es zu Reichtum und Wohlstand gebracht
hatte, letztendlich aber den Feind als Freund einstufte (2.Kön 20,12-21). Als Gott ihn
deswegen tadelte, sagte er: «Wenn doch nur Friede und Sicherheit in meinen Tagen
bleiben!» (V 19). Hiskia, der die Hilfe und Grösse Gottes auf wunderbare Weise erfahren
hatte, suchte Freundschaft mit dem götzendienerischen König von Babel. Durch dieses
Verhalten brachte er jedoch das Missfallen Gottes über sich und sein Volk; das Ganze
endete schliesslich mit einem schrecklichen Krieg. Auf ähnliche Weise versucht man heute
besonders von christlicher Seite, jedermanns Freund zu sein – allerdings auf Kosten der
Wahrheit, des Wortes Gottes und des Evangeliums. Doch Gott sagt Nein zu einem derarti-
gen Verhalten! An der Geschichte von König Hiskia sehen wir, wie Gott immer wieder
durch einzelne Menschen handelte. Als die Assyrer Jerusalem bedrohten und Hiskia zu Gott
flehte, griff Er ein und errettete Juda.
Ariel Sharon und George Bush haben den Feind und seine bösen Absichten ganz klar
erkannt, so wie damals König Hiskia. Sie brauchen unsere Gebete, um standhaft zu bleiben
gegen diesen listigen Feind und die falschen Freunde, die lediglich zu «Peace in our time»
aufrufen. Hier ist von einem zeitlichen Frieden die Rede; doch viel wichtiger ist es, dass wir
durch die Gnade in Jesus Christus ewigen Frieden mit Gott haben. Dieser Frieden gibt uns
Ruhe, auch wenn es in dieser Welt immer bedrohlicher aussieht.
In diesem Frieden grüsst Sie mit einem herzlichen Shalom
FREDI WINKLER

3
Inhalt
Februar 2003

Der schwarze
Stein von König
Joas Triumphaler
Eine kürzlich Erfolg für
aufgefundene Ariel Sharon
Steintafel hat Die Wahlen in
die archäolo- Israel haben
gische Welt zu einem
in Aufruhr eindeutigen
versetzt und in Sieg für Ariel Sharon und seine Likud-Partei geführt. Sogar
Fachkreisen zu grossen Meinungsver- die grössten Optimisten innerhalb des Likud rechneten nicht
schiedenheiten geführt mit einem derartigen Erfolg
Seite 17 Seite 10

Die Tragödie der Raumfähre Columbia

Ilan Ramon,
der erste EDITORIAL
israelische
3 von Fredi Winkler
Astronaut,
gehörte zu den BIBLISCHE BOTSCHAFT
Elitepiloten
der israeli- 5 Zeichen der nahen Wiederkunft Jesu Christi
schen Luftwaf-
HINTERGRUNDINFORMATIONEN AUS ISRAEL
fe. Er war auch 1981 bei der Bombardierung
des irakischen Atomreaktors dabei. 10 Triumphaler Erfolg für Ariel Sharon
Seite 18 11 Parteienüberblick mit Sitzverteilung

Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis Stück- 12 Gespräch mit Zachi Hanegbi
werk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigenverantwortlich 13 Alarmstufe «Roter Hagel»
ihre persönliche Sicht dar.
14 Israels Abwehrbereitschaft
14 «Flüchtlingshilfe» einmal anders
Nachrichten aus Israel
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16 Ein gutes Wort für die Juden
In memoriam: Wim Malgo
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am siebten Tag

4
 B I B L I S C H E B O T S C H A F T

Zeichen ner Wolke hinweggenommen (vgl. Apg

der nahen
▼ 1,9). Ich denke, dass die Hinwegnahme
in eine andere Dimension erfolgt ist. Aber
sicherlich wird Jesus, wenn er sichtbar

Wieder-
wiederkommt, auch inmitten dieser
sichtbaren Schöpfung erscheinen – und
dann natürlich von nirgendwo anders als
vom Himmel her.
• Jesus wird plötzlich wiederkommen

kunft
(vgl. Mt 24,27). «Denn ihr selbst wisst ge-
nau, dass der Tag des Herrn kommen wird
wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen
werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr –,
dann wird sie das Verderben schnell über-
fallen wie die Wehen eine schwangere Frau,

Jesu Christi und sie werden nicht entfliehen» (1.Thess

5,2f.) Dies ist eine ganz deutliche War-
nung an eine Menschheit, die meint, ihr
Friedensreich selbst aufrichten zu kön-
nen. Gerade weil dieses «Kommen wie ein
Die Eschatologie im evangelikalen Sinne (im Unterschied Dieb» so negativ besetzt ist, verwendet
zu Vertretern einer «liberalen Theologie») geht aus von Jesus dieses Bild für sich selber, um Sein
dem Konsens (Übereinstimmung), der trotz mannigfaltiger überraschendes Erscheinen noch drasti-
scher darzustellen. Dies kommt an fol-
Unterschiede zwischen den einzelnen Systemen (Amillen- gender Stelle zum Ausdruck: «Wenn sie
niarismus, Prämillenniarismus und Postmillenniarismus) also zu euch sagen werden: Siehe, er ist in
der Wüste!, so geht nicht hinaus; siehe er ist
herrscht. Den Konsens zwischen diesen drei Systemen drinnen im Haus!, so glaubt es nicht. Denn
kann man folgendermassen definieren: Jesus Christus wie der Blitz ausgeht vom Osten und leuch-
tet bis zum Westen, so wird auch das Kom-
kommt wieder in Macht und Herrlichkeit! men des Menschensohnes sein» (Mt 24,26f.)
Jesus Christus kommt also in Macht
und Herrlichkeit wieder. Beim ersten Mal
DR. THEOL. LOTHAR GASSMANN Im Gegensatz zur Lehre verschiede- kam Er in Niedrigkeit; beim zweiten Mal
ner Sekten und theologischer Schulen kommt Er in Herrlichkeit. Beim ersten
wird Er sichtbar wiederkommen: «Und sie Mal kam Er, um die Schuldfrage zu lö-

B
ei den evangelikalen Auslegern ist
also Übereinstimmung darüber vor-
handen, dass Jesus wiederkommt;
aber wie Er wiederkommt – das ist um-
stritten, je nach dem, ob man die Bibel-
texte über Seine Rückkehr wörtlich oder
symbolisch deutet.
Die Gewissheit der Wiederkunft
Christi
Fest steht Folgendes: Jesus Christus
kommt wieder als der Menschensohn:
«Und siehe, es kam einer mit den Wolken
des Himmels wie eines Menschen Sohn»
(Dan 7,13). «Und dann wird erscheinen das
Zeichen des Menschensohns am Himmel»
(Mt 24,30). Der «Menschensohn» ist der
Sohn Gottes, der als der Richter auf den
Wolken des Himmels wiederkommt.
werden mich ansehen, den sie durchbohrt
haben» (Sach 12,10). Oder noch deutli-
cher: «Von nun an werdet ihr sehen den
Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft
und kommen auf den Wolken des Himmels»
(Mt 26,64). «… es werden ihn sehen alle
Augen und alle, die ihn durchbohrt haben,
und es werden wehklagen um seinetwillen
alle Geschlechter der Erde» (Offb 1,7). Es
wird ausdrücklich das Sehen, das opti-
sche Wahrnehmen, betont, genauso wie
bei der Auferstehung. Zweierlei wird
deutlich:
• Jesus wird «auf den Wolken des Him-
mels» kommen (Mt 24,30). Dies wird von
manchen symbolisch gedeutet, aber
wenn wir einmal die Himmelfahrt be-
trachten, bemerken wir,: Jesus wurde
zusehends aufgehoben und dann von ei-
sen; beim zweiten Mal kommt Er, um die
Machtfrage zu lösen. Er wird herrschen
über alle seine Feinde. Sie werden sich
alle zu seinen Füssen legen müssen.
Dann werden ihn auch alle Menschen
sehen dürfen und müssen, je nachdem
auf welcher Seite sie gestanden haben.
Jesus kommt nicht allein wieder, son-
dern mit allen seinen Engeln, die ihm die
Treue gehalten haben, die nicht zu Dä-
monen geworden sind: «Und er wird seine
Engel senden mit hellen Posaunen, und sie
werden seine Auserwählten sammeln von
den vier Winden, von einem Ende des Him-
mels bis zum andern» (Mt 24,31).
Die Zeichen vor Jesu Wiederkunft
In Matthäus 24, der bekannten Öl-
berg- oder Endzeitrede, stellen die Jün-

5
B I B L I S C H E B O T S C H A F T
ger Jesu Ihm
am Anfang
zwei oder
vielleicht
sogar drei
Fragen. Es
geht hier um
die Zeichen
Seiner Wie-
derkunft. «Und Jesus ging aus dem Tempel
fort, und seine Jünger traten zu ihm und zeig-
ten ihm die Gebäude des Tempels. Er aber
sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles?
Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht
ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht
zerbrochen werde. Und als er auf dem Öl-
berg sass, traten seine Jünger zu ihm und
sprachen, als sie allein waren: Sage uns,
wann wird das geschehen? und was wird
das Zeichen sein für dein Kommen und für
das Ende der Welt?» (Mt 24,1-3).
Die erste Frage bezieht sich auf die
Zerstörung des Tempels, von der Jesus
gesprochen hat. Die zweite Frage bezieht
sich nicht auf die Zerstörung des Tem-
pels, sondern auf die weitere Zukunft. Es
mag sein, dass diese Ereignisse in der
Naherwartung der Jünger nicht so weit
auseinander lagen, aber es ist genauso
möglich, dass die letztere(n) Frage(n) auf
die weiter entfernte Zukunft bezogen
waren. Denn die Jünger fragen ja: «… was
wird das Zeichen sein …» – sie kennen den
genauen Zeitpunkt also nicht. Somit han-
delt es sich um zwei, vielleicht sogar drei
Fragen: 1. die Frage nach der Tempel-
zerstörung, 2. die Frage nach dem Kom-
men Jesu, und 3. eng damit verbunden
die Frage nach dem Ende des «aion», des
Zeitalters bzw. Weltalters, nach der Voll-
endung des Planes Gottes.
Das Problem ist, dass diese unter-
schiedlichen Fragen und Erwartungen
sowie deren Beantwortung in Matthä-
us 24 (und in den Parallelstellen Mk 13
und Lk 21) einander durchschlingen.
Deshalb gibt es mancherlei Fehldeutun-
gen und verschiedene Interpretationen,
gerade bei jenen Stellen, die sich auf den
Tempel und auf Israel beziehen.
Erste Frage: Die Zerstörung des
Tempels
Wann wird der Jerusalemer Tempel
zerstört werden? Die Antwort steht in
6
Modell: Ritmeyer Archaeological Design; Fotomontage: MNR-Grafik
Lukas 21,20-24: «Wenn ihr aber sehen wer-
det, dass Jerusalem von einem Heer bela-
gert wird, dann erkennt, dass seine Verwüs-
tung nahe herbeigekommen ist. Alsdann, wer
in Judäa ist, der fliehe ins Gebirge, und wer
in der Stadt ist, gehe hinaus, und wer auf
dem Lande ist, komme nicht herein. Denn
das sind die Tage der Vergeltung, dass er-
füllt werde alles, was geschrieben ist. Weh
aber den Schwangeren und den Stillenden
in jenen Tagen! Denn es wird grosse Not
auf Erden sein und Zorn über dies Volk kom- Wenn sich die letzte Jahrwoche (Daniel 9) erst in der
men, und sie werden fallen durch die Schär- Trübsalszeit erfüllt, dann trifft es zu , dass der Tempel
fe des Schwertes und gefangen weggeführt stehen und entweiht werden wird
unter alle Völker, und Jerusalem wird zer-
treten werden von den Heiden, bis die Zei- tägliche Opfer abschaffen und das Gräuel-
ten der Heiden erfüllt sind.» bild der Verwüstung aufstellen.» Ich den-
Dies ist auf die Naherfüllung 70 n.Chr. ke, dass diese Stelle – neben Daniel 9,27
bezogen. Die Belagerung fand übrigens und 12,11 – eine zweifache, wenn nicht
schon 66 n.Chr. statt, als Cestus Gallus gar dreifache Erfüllung hat.
Jerusalem eingeschlossen hatte. Damals Die erste Erfüllung geschah im 2. Jahr-
kam es zum ersten Aufstand gegen die hundert v.Chr. (vor allem 171 v.Chr.), als
Römer, und die Belagerung wurde Antiochus IV. Epiphanes den Tempel ent-
zunächst beendet. Aber 70 n.Chr. nahmen weihte. Darüber wird insbesondere in den
die Heere des Titus die Stadt ein, ent- Apokryphen (1. und 2. Makkabäer) aus-
weihten das Heiligtum und zerstörten führlicher berichtet. Bereits damals wur-
den Tempel. Das hatte Jesus prophetisch de der Tempel verwüstet und der Opfer-
vorausgesehen. dienst verboten. Um den Tempel zu ent-
Die kritische Theologie setzt übrigens weihen, opferte Antiochus auf dem Altar
die Evangelien auf die Zeit nach 70 n.Chr. ein Schwein, das als unreines Tier den
an, weil Prophetie angeblich nicht mög- Tempel verunreinigen und für Juden un-
lich sei. Aber indirekt ist dies ein weite- berührbar machen sollte. Zusätzlich stell-
rer Hinweis darauf, dass Jesus gerade te er ein Standbild eines griechischen
diese Tempelzerstörung meinte und sie Gottes (Zeus) in den Tempel. Es fand also
wirklich vorausgesehen hat. eine doppelte Entweihung statt: Verun-
70 n.Chr. wurde der Tempel niederge- reinigung und Götzendienst.
brannt und von den Siegern stattdessen Die zweite Erfüllung geschah dann
das «Gräuelbild der Verwüstung» (wohl eben 70 n.Chr., als die Römer den Tem-
eine Siegesstatue mit dem römischen pel plünderten und zerstörten. Heute
Gott Jupiter) aufgestellt. Jetzt gehen steht vom Tempelbezirk bekanntlich nur
Matthäus 24 und das Buch Daniel zusam- noch ein Rest der westlichen Umfas-
men. Jesus selbst weist ja in Matthäus sungsmauer.
24,15-18 auf Daniel hin: «Wenn ihr nun Die dritte Erfüllung mag wohl in der
sehen werdet das Gräuelbild der Verwüstung antichristlichen Zeit liegen. In diesem
stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt Punkt gehen allerdings die Meinungen
ist durch den Propheten Daniel (Dan 9, 27; der Ausleger weit auseinander,
11, 31), – wer das liest, der merke auf! –, denn der Tempel kann
alsdann fliehe auf die Berge, wer in Judäa einerseits geistlich als «die Ge-
ist; und wer auf dem Dach ist, der steige meinde» gedeutet werden,
nicht hinunter, etwas aus seinem Hause zu sogar als «jeder einzelne Gläu-
holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre bige», in dem der Heilige Geist
nicht zurück, seinen Mantel zu holen.» In wohnt, der also wiedergeboren
Daniel lesen wir zum Beispiel in Kapitel ist (vgl. 1.Kor 3,17; 6,19; Eph
11,31: «Und seine Heere werden kommen 2,21). Zum anderen ist ein
und Heiligtum und Burg entweihen und das buchstäblich verstandener

Tempel auch nicht auszu-
schliessen, der in Jerusalem
eventuell doch wieder errich-
tet werden könnte. Bei be-
stimmten Gruppierungen un-
ter orthodoxen Juden gibt es
durchaus Bestrebungen in die-
se Richtung.
Daniel 9,27 ist ein ganz ent-
scheidender Vers in der Pro-
phetie: «Er wird aber vielen den
Endzeit bzw. Bund schwer machen eine Wo-
noch einmal che lang. Und in der Mitte der
Woche wird er Schlachtopfer und
Speisopfer abschaffen. Und im
Heiligtum wird stehen ein Gräuelbild, das
Verwüstung anrichtet, bis das Verderben, das
beschlossen ist, sich über die Verwüstung
ergiessen wird.» Diese Prophezeiung wird
oft auf Antiochus IV. Epiphanes gedeu-
tet, aber sie kann nicht darauf beschränkt
werden. Denn ihrer Erfüllung gehen «69
Jahrwochen» voraus (Dan 9,25f.); die letz-
te Jahrwoche ist deshalb meines Er-
achtens so zu interpretieren, dass sie sich
erst in der Endzeit erfüllt, in der Trüb-
salszeit. Falls das zutrifft, wird in dieser
Jahrwoche der Tempel noch einmal ste-
hen und entweiht werden. In dieser Deu-
tung wird der Tempel wörtlich verstan-
den.
Zweite und dritte Frage: Die
Zeichen vor Jesu Wiederkunft
Dem Wiederkommen Jesu und dem
Ende des Zeitalters gehen die «Zeichen
der Zeit» voraus. In Matthäus 24 sind
diese Zeichen ausführlich geschildert.
Meiner Beobachtung nach erfüllt sich
heutzutage nicht nur ein Zeichen, son-
dern es erfüllen sich alle gleichzeitig in
zunehmender Massivität.
Heute findet man zum Beispiel eine
Vielzahl von falschen Christusgestalten,
deren Kommen Jesus in Matthäus 24,5
B I B L I S C H E B O T S C H A F T
angekündigt hatte: «Es werden viele kom- Das hing damit zusammen, dass die Tür-
men unter meinem Namen und sagen: Ich kei Palästina verlor, das Gebiet an die
bin der Christus, und sie werden viele ver- Engländer überging und diese den Juden
führen.» Einige dieser Pseudo-Christus- das Heimatrecht zusicherten. Im Zwei-
se im 20. Jahrhundert waren oder sind: ten Weltkrieg führte der Holocaust zu ei-
Jiddu Krishnamurti; San Myung Mun; Fa- ner Masseneinwanderung nach Israel.
ther Divine, die «fleischgewordene Gott- Damals war die Weltöffentlichkeit nach
heit»; der New-Age-Christus des Bilder: Reuters
«Wassermann-Zeitalters», der
vielleicht am gefährlichsten ist,
weil er von vielen erwartet wird. Zeichen der
Das Erste, wovor Jesus warnt, nahen Wieder-
ist die Verführung, die solche fal-
schen Christusgestalten mit sich kunft Jesu
bringen. Diese Verführung ist Christi:
viel gefährlicher als Kriege, Ka-
tastrophen, Inflation usw., denn «… und es
das betrifft uns nicht nur äusser- werden
lich, sondern innerlich und kann
das Seelenheil des Einzelnen ge- Hungersnöte
fährden. und Erdbeben
Danach erst werden die äus-
seren Gerichte beschrieben: «Ihr da und dort sein …» Mt 24,7
werdet hören von Kriegen und
Kriegsgeschrei; seht zu und er-
schreckt nicht. Denn das muss so
geschehen; aber es ist noch nicht
das Ende da. Denn es wird sich ein
Volk gegen das andere erheben und
ein Königreich gegen das andere;
und es werden Hungersnöte sein
und Erdbeben hier und dort» (Mt
24,6 f.).
Arnold G. Fruchtenbaum
meint zu dieser Stelle, dass die
Wendung «ein Volk gegen das an-
dere» und «ein Königreich gegen
das andere» sich auf einen sehr
grossen, vielleicht sogar globalen Kon- diesem ungeheuren Blutpreis der Juden
flikt bezieht, eine Art Weltkrieg. Fruch- anders gestimmt als heute und ermög-
tenbaum schreibt: «Die Redewendung ist lichte mehrheitlich die Ausrufung des
ein hebräischer Ausdruck für einen Welt- Staates Israel im Jahr 1948.
krieg.» In Matthäus 24,7 spricht Jesus auch
Es ist durchaus möglich, dass hier die von Hungersnöten und Erdbeben. Zwei-
ganze Welt im Aufruhr ist und dies ein fellos steht fest, dass die Zahl der Hun-
Signal sein kann, vor allem, gertoten sowie die Erdbebenhäufigkeit
wenn man es im Zusammen- und -schwere in den letzten Jahrzehnten
hang mit Israel sieht. Im Ers- zugenommen hat, vor allem seit den sech-
ten Weltkrieg (1917) wurde ziger Jahren des 20. Jahrhunderts. In der
die Balfour-Erklärung verab- Offenbarung heisst es, dass am Ende der
schiedet. In ihr wurde nach Weltgeschichte ein noch nie da gewese-
fast 2 000 Jahren den Juden nes Erdbeben geschehen wird (Offb
das Heimatrecht im damali- 16,18). Insofern sehe ich von der Pro-
gen Palästina garantiert. Sie phetie her noch eine Steigerung. Natür-
durften sich dort ansiedeln. lich kann man behaupten, die seismisch-
Im Zweiten Weltkrieg führte der Holocaust zu einer
Masseneinwanderung nach Israel. Bild: Einwanderer 7
mit ihrem Hab und Gut in Haifa

B I B L I S C H E B O T S C H A F T
geologische
Situation las-
se sich mit
einer Ver-
schiebung
der Erdplat-
ten erklären.
Aber das ist
sicherlich
kein Gegensatz zur Prophetie, denn Gott
lässt auch solche Dinge zu.
In Matthäus 24,9 ist die Rede davon,
dass die Gläubigen in Trübsal überant-
wortet und sogar getötet werden. Auch
das ist ein Zeichen dafür, dass auf die
wirklich Gläubigen eine zunehmende Be-
drängnis zukommt. «Dann werden viele ab-
fallen und werden sich untereinander verra-
ten und werden sich untereinander hassen.
Und es werden sich viele falsche Propheten
erheben und werden viele verführen» (Mt
24,10-11) Wir erleben in den letzten Jah-
ren und Jahrzehnten eine Zunahme fal-
scher Prophezeiungen, ob es die Voraus-
sagen der Wachtturm-Gesellschaft, das
Buch Mormon, die Schriften von Jakob
Lorber oder die Bücher von Erich von Dä-
niken sind – stets finden sich Aussagen,
die viele Menschen verführen und vom
rettenden Glauben fernhalten. Umstrit-
ten ist auch die neue «Propheten-Bewe-
gung», die in gewissen charismatischen
Strömungen am Entstehen ist. Es gibt
viele Diskussionen darüber, ob es sich um
echte oder falsche Prophetie handelt. Ich
stehe solchen selbsternannten «Prophe-
ten» sehr kritisch gegenüber. Jedenfalls
müssen wir Prophezeiungen gründlicher
als jemals zuvor prüfen und damit rech-
nen, dass viele falsche Voraussagen auf
Jeder Volksstamm wird mit dem Evangelium
erreicht werden: «Und es wird gepredigt werden
dies Evangelium
vom Reich in der
ganzen Welt zum
Zeugnis für alle
Völker, und dann
wird das Ende
kommen» Mt 24,14
8
▼
Blühende Felder in der
Negev-Wüste
▼ Blühende Mandelbäume
bei Beit Shemesh
uns zukommen. «Seid nüchtern
und wachsam», ermahnt uns Je-
sus Christus immer wieder.
Zu den falschen Propheten
gehört auch Mohammed, der
Begründer des Islam, der eine
ausdrücklich antichristliche Re-
ligion entwickelte, indem er die
Gottessohnschaft Jesu Christi
bestritt. In 1. Johannes 2,22
sind diese und ähnliche Irrleh-
ren vorausgesagt: «Wer ist ein
Lügner, wenn nicht der, der leug-
net, dass Jesus der Christus ist?
Das ist der Antichrist, der den Va-
ter und den Sohn leugnet.»
Ist die islamische Gesell-
schaft geprägt von einem fal-
schen, unbiblischen Gottes- und Erlö-
sungsverständnis mit dem Bemühen um
Selbsterlösung durch eine rigorose Ge-
setzlichkeit, so herrscht im ehemals
christlichen Abendland in der Endzeit die
Gesetzlosigkeit und Dekadenz vor. Die
«anomia» wird überhand nehmen, die Un-
gerechtigkeit, die Loslösung von Gottes
gutem Gesetz (Mt 24,12). Auch das erle-
ben wir ja bis hinein in Kirchen und Kir-
chentage. Als Beispiele für den endzeit-
lichen Glaubensabfall sind zu nennen: die
Förderung von Abtreibung, aktiver Eu-
thanasie, «Homo-Ehe» und Prostitution,
ferner Korruption und Betrug in der Po-
litik und Religionsvermischung (Übertre-
tung des grundlegenden ersten Gebots!)
in Kirchen und Gemeinden.
Interessant ist, dass das «Erkalten der
Liebe» damit zusammenhängt (Mt 24,12).
Wir spüren manchmal auch in unseren
Gemeinden, dass sich ein «frommer Ego-
Hesekiel 36,34-35:
ismus» einschleicht, dass jeder sich
selbst der Nächste ist. Das sollte nicht
so sein. Jesus sagt: «Wer meine Gebote hat
und hält sie, der ist’s, der mich liebt» (Joh
14,21). Und der Apostel Paulus schreibt:
«Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung» (Röm
13,10).
Matthäus 24,13-14 ist wichtig für die
Gläubigen: «Wer aber beharrt bis ans Ende,
der wird selig werden. Und es wird gepre-
digt werden dies Evangelium vom Reich in
der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völ-
ker, und dann wird das Ende kommen.» Das
heisst also, dass nicht nur Gerichtszei-
chen zunehmen, sondern dass auch Mis-
sion und Evangelisation weitergehen wer-
den, dass diese nicht gestoppt werden
können. Jeder Volksstamm wird mit dem
Evangelium erreicht werden. Nach Offen-
barung 7,9 werden Menschen aus allen
Stämmen, Sprachen und Nationen vor
dem Lamm stehen und Ihm zujubeln. Wir
haben auf der Welt über 6 000 Spra-
chen und es existieren inzwischen
Bibelübersetzungen in rund 2 500
Sprachen, zumindest Teilüberset-
zungen. Aber es gibt auch andere
Möglichkeiten: Es wurden von «Gos-
pel Recordings» bereits in ca. 5 000
Sprachen Schallplatten, Kassetten
und CDs besprochen. Viele Men-
schen können mit einer einfachen
Evangeliums-Botschaft per Schall-
platte erreicht werden, die sogar von
Hand bedient werden kann (ohne
Strom – nur mit Hilfe eines Metall-
stiftes auf einer drehbaren Scheibe).
 B I B L I S C H E B O T S C H A F T

rationen haben mit weiten Zerstreuung die Rede, wie auch

der Wiederkunft an anderen Stellen, gerade auch an den
Jesu gerechnet, Stellen, wo es heisst «am Ende der Tage»
aber erst im 20. (Hes). So kann man davon ausgehen,
Jahrhundert hat dass dies auch eine endzeitliche Prophe-
sich das entschei- tie darstellt.
dende Zeichen, das Es ist auch die Rede davon, dass das
dieser vorausgeht, unfruchtbare Land am Ende der Zeit
erfüllt: die Wieder- wieder blühen wird. In Hesekiel 36,34-
entstehung des 35 lesen wir: «Das verwüstete Land soll
Staates Israel. Das wieder gepflügt werden, nachdem es verheert
heutige Israel ist war vor den Augen aller, die vorüberzogen.
sicherlich kein per- Und man wird sagen: Dies Land war ver-
fekter Staat, aber heert, und jetzt ist’s wie der Garten Eden …»
«Das verwüstete Land soll wieder gepflügt werden, nachdem es verheert war sein Vorhanden- Wer schon in Israel war, wird sehen, wie
vor den Augen aller, die vorüberzogen. Und man wird sagen: Dies Land war sein bildet dennoch – durchaus mit Hilfe menschlich-techni-
verheert, und jetzt ist’s wie der Garten Eden …» die Voraussetzung scher Mittel – diese Verheissungen zur
für die Erfüllung Erfüllung gebracht werden. Die Wüste
Der «Feigenbaum» Israel vieler endzeitlicher Prophezeiungen. wird weithin bewässert und bepflanzt;
Das entscheidende Zeichen der Zeit Die Heimkehr Israels wird schon im man kann sogar einzelne Bäume oder
wird meines Erachtens symbolisch ange- Alten Testament vorausgesagt, etwa in ganze Wälder spenden. Die Einöde blüht
deutet: «An dem Feigenbaum lernt ein Hesekiel 36–39. Man kann diese Kapi- wieder. Dadurch verändert und verbes-
Gleichnis: wenn seine Zweige jetzt saftig wer- tel nicht nur rein zeitgeschichtlich auf die sert sich zusehends das Klima in Israel.
den und Blätter treiben, so wisst ihr, dass Heimkehr der Juden aus dem babyloni- Man muss wissen, dass die Araber und
der Sommer nahe ist. Ebenso auch: wenn schen Exil im 6. Jahrhundert vor Chris- Osmanen, die Jahrhunderte lang das
ihr das alles seht, so wisst, dass er nahe vor tus beziehen, denn mehrmals findet sich Land besetzt hatten, kein Interesse dar-
der Tür ist» (Mt 24,32-33). Diesen Fei- der ausdrückliche Hinweis: «In den letz- an hatten, Bäume zu pflanzen, sondern
genbaum deuten viele Ausleger auf Isra- ten Tagen» wird es geschehen (Hes 37,24- diese sogar abholzten. Dadurch ist das
el. Nathanael zum Beispiel sei ein «rech- 28; 38,8.16). ehemals fruchtbare Land zur Wüste ge-
ter Israelit», der «unter dem Feigenbaum» Dass die Juden wieder gesammelt wer- worden.
sitzt, sagt Jesus (Joh 1,47-48). Wir fin- den, ist auch schon in Jesaja 11,11-12 Wir können folgende massgebliche
den auch im Alten Testament Hinweise angedeutet, und zwar wird auch da deut- Zeichen der Zeit vor Jesu Wiederkunft
auf einen Zusammenhang zwischen Is- lich, dass ihre Zerstreuung weltweit sein zusammenfassen: Glaubensabfall, das
rael und dem Feigenbaum (1.Kön 5,5; Mi wird – das war während des babyloni- Erkalten der Liebe, Kriege und Kriegs-
4,4; Sach 3,10). schen Exils noch nicht der Fall: «Und der geschrei, das Auftreten von Zeichen in
Wenn der Feigenbaum wieder treiben Herr wird zu der Zeit zum zweiten Mal sei- der Natur (z. B. Erdbeben, Hungersnöte
wird, dann wird sich auch die Gerichts- ne Hand ausstrecken, dass er den Rest sei- und Seuchen), Christenverfolgungen («es
und Missionszeit entfalten. Ich gehe nes Volks loskaufe, der übrig geblieben ist werden euch viele der Bedrängnis preisge-
davon aus, dass wir seit 1948, seit der in Assur, Ägypten, Patros, Kusch, Elam, ben»; Mt 24,9), die Evangelisation als
Staatsgründung Isra- Schinar, Hamat positives Zeichen, die Rückkehr der Ju-
els, in diesem Endsta- und auf den In- den in das Heilige Land, aber auch eine
dium leben, dem «End- seln des Meeres. zunehmende Welteinheitsgesellschaft, -
stadium der Endzeit», Und er wird ein wirtschaft und -religion bis hin zur Mög-
wenn man so will. In Zeichen aufrich- lichkeit einer Weltdiktatur, die sich im
einem weiteren Sinn ten unter den Erscheinen des Antichristen zuspitzen
hat die Endzeit mit Völkern und zu- wird. ❏
etwa 33 n.Chr. mit der sammenbringen
Himmelfahrt Jesu die Verjagten Is- Vertiefende Literatur:
bereits begonnen, aber raels und die Zer- • Lothar Gassmann/Norbert Lieth/Roger Liebi:
im engeren Sinne fing Was uns die Zukunft bringt, Verlag Mitter-
streuten Judas
nachtsruf 2002
sie mit der Heimkehr sammeln von den • Lothar Gassmann: Was kommen wird,
der Juden nach Paläs- vier Enden der Eschatologie im 3. Jahrtausend, Verlag für
tina an, mit der Staats- Erde.» Hier ist Reformatorische Erneuerung, Wuppertal 2002
gründung Israels im also von einer (erhältlich bei: Lothar Gassmann, Am Waldsaum
Jahr 1948. Alle Gene- grossen, welt- 39, D-75175 Pforzheim, Fax 07231-66529)

Alle Generationen haben mit der Wiederkunft Jesu

gerechnet, aber erst im 20. Jahrhundert hat sich das 9
entscheidende Zeichen, das dieser vorausgeht, erfüllt:
die Wiederentstehung des Staates Israel.
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
AUS ISRAEL

DIE WAHLEN IN ISRAEL

Triumphaler Erfolg
für Ariel Sharon
Die Wahlen in Israel haben zu einem eindeutigen Sieg für
Ariel Sharon und seine Likud-Partei geführt. Sogar die
grössten Optimisten innerhalb des Likud rechneten nicht mit
einem derartigen Erfolg.

Die Partei konnte die Zahl ih- sieht sich als Zentrumspartei
rer Mandate von vorher 19 auf und wird wahrscheinlich in
38 verdop- der neuen Regierung einer der Strahlende Gesichter: Verteidigungsminister Shaul Mofaz gratuliert Mi-
peln. Ein wichtigsten Koalitionspartner nisterpräsident Ariel Sharon zu dessen Glanzresultat. Im Bild links:
weiterer sein. Ehud Olmert, Bürgermeister von Jerusalm
grosser Ge- In seiner Siegesrede
winner die- schlug Sharon versöhnliche nah, dem Bürgermeister von partei, wo diese seit der
ser Wahlen Töne an. Er forderte alle zio- Haifa, die grösste Einbusse in Staatsgründung den Bürger-
ist die nistischen Parteien, die seine ihrer Geschichte hinnehmen. meister stellt, hat sie Verlus-
Shinui-Par- Politik teilen können, auf, der Sie verlor sieben Mandate und te hinnehmen müssen.
tei («Verän- neuen Regierung (geplant ist wird nicht mehr mit 26, son- Das Geheimnis des Wahl-
derung»), wieder eine nationale Ein- dern nur noch mit 19 Sitzen sieges von Ariel Sharon war
welche die heitsregierung) beizutreten. im Parlament vertreten sein. wohl sein Festhalten an einer
Zahl ihrer Weiterhin soll die zionistisch-nationa-
Sitze im Lösung des Kon- len Einheitsregie-
Parlament fliktes mit den Pa- rung unter Aus-
beinahe ver- lästinensern ein schluss der extrem
Ariel Sharon dreifachen wichtiger Bestand- linken und der ex-
konnte, teil seiner Politik trem rechten Partei-
nämlich von 6 auf 15. Bei den sein. Sogar seine en um so dem paläs-
letzten Wahlen trat diese Par- Opponenten in der tinensischen Terror
tei zum ersten Mal an und ge- eigenen Partei äus- Paroli zu bieten, denn
wann auf Anhieb 6 Mandate. sersten sich über schliesslich haben
Die Tatsache, dass sie dieses diesen Punkt kon- sich die Terrorgrup-
Mal wieder einen beeindru- zilianter als zuvor. pen geschworen, den
ckenden Erfolg für sich ver- Der geplante Pa- zionistischen Staat
buchen konnte, zeigt lästinenserstaat Ausgelassene Siegesfeier bei den Anhängern Israel zu vernichten.
vielleicht am klarsten, dass soll jedoch so kon- Sharons in Tel Aviv Die Israelis haben
die Menschen in Israel eine zipiert sein, dass er durch diese Wahlen
Veränderung wollen. Die in Zukunft nicht zur Gefahr Miznahs Wahlslogan lautete: bewiesen, dass der Terror sie
Shinui-Partei tritt für gleiche für Israel werden kann; das «Kein Beitritt in eine zukünf- nicht in
Rechte und Pflichten für alle bedeutet jedoch wesentliche tige Versagerregierung unter die Knie
ein und kämpft insbesondere Einschränkungen für den neu- Sharon!» Die Wähler sahen zwingen
gegen die Privilegien jener re- en Staat. dies jedoch anders und be- k o n n t e ,
ligiösen Gruppie- Die Ar- straften letztendlich die Ar- s o n d e r n
rungen, die zwar beitspartei – beitspartei dafür, dass sie mit- sie statt
keinen Militär- e h e m a l i g e ten in einer nationalen Krise d e s s e n
dienst leisten Gründerpartei die Regierung verliess und v e r e i n t
wollen, vom des Staates dadurch unnötige Neuwahlen hat gegen
Staat aber finan- Israel – muss- herbeiführte, die nun für sie die exis-
zielle Unterstüt- te unter der selbst zur grossen Niederlage tentielle
zung beanspru- Führung von wurden! Sogar in Haifa, einer B e d r o -
chen. Shinui Amram Miz- der Hochburgen der Arbeits- hung ei-

Josef «Tommy» Lapid

Staatspräsident Moshe Katzav
10 bei der Stimmabgabe
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

KURZBESCHREIBUNG DER WICHTIGSTEN POLITISCHEN PARTEIEN

Parteienüberblick mit
Knesseth-Sitzverteilung
• Likud (bisher 19, neu 38 Sitze): Säkulare Partei, Mitte-Rechts, zionistisch, geleitet vom
amtierenden Premierminister Ariel Sharon; die Stammwählerschaft des nationalbewuss-
ten Lagers ist gegen Palästinenserstaat, aber Vertrauen in Sharon, künftige Verhandlun-
gen zu führen; befürwortet freie Marktwirtschaft.
• Avoda/Arbeitspartei (bisher 24, neu 19 Sitze): sozialistische, Mitte-Links-Partei,
geleitet vom Bürgermeister Haifas, Amram Mitzna; nach Befürwortung der Osloer-Verträ-
ge jetzt für einseitige Trennung von den Palästinensern ohne Bedingungen und Abbau
der Siedlungen; Wirtschaftspolitik sozialistisch.
• Shinui (bisher 6, neu 15 Sitze): extrem säkular, geleitet von Josef «Tommy» Lapid;
fordert ein Ende der überproportionalen finanziellen Unterstützung der Ultra-Orthodo-
xen, will Brücke zwischen Likud-Falken und Tauben der Arbeiterpartei sein.
• Shass (bisher 17, neu 11 Sitze): Ultra-Orthodoxe Partei der ori-
entalischen Juden, geleitet von Eli Jishai; bezeichnet sich selbst
als Verteidiger der armen, diskriminierten Juden des Na-
hen Ostens, harte Linie gegenüber den Palästinensern.
• Nationale Union (bisher 7, neu 7 Sitze): Kom- Andere
binierte Partei aus in Israel geborenen und aus Russ- 18
land eingewanderten Vertretern am rechten Rand
des politischen Spektrums; gegen Palästinenser-
Mafdal
6 LIKUD
38 Sitze
Reuters

staat und Israels Abzug aus den umstrittenen Ge- Meretz

6
bieten.
• Meretz (bisher 10, neu 6 Sitze): Linksgerichte-
Nat. Union
Ein enttäuschter Amram Mitznah 7
äussert sich zur Wahlschlappe te Partei von Jossi Sarid; sehr «friedensbewegt»,
befürwortet Rückzug auf die Grenzen vor 1967. Shass Arbeits-
• Mafdal/Nationalreligiöse Partei (bisher 11 partei
nes terroristischen Palästi-
nenserstaates. Terror kann
5, neu 6 Sitze): religiös-zionistische Partei, geleitet von Shinui 19
Effi Eitam; unterstützt Siedlungen und Beibehaltung des 15
und darf niemals ein legitimes
religiösen Status-quo.
Mittel zur Durchsetzung na-
• Vereinigte Torah-Judaismus-Partei (bisher 5, neu
tionaler Interessen sein. Da-
5 Sitze): Ultra-orthodoxe Partei der aus Osteuropa eingewanderten
rum muss der Terror auch von
Juden, Vorsitzender Meir Porush; bevorzugt strenge und rein religiöse Kontrolle bestimmter Mi-
der internationalen Staaten-
nisterien und Regierungsfunktionen.
gemeinschaft klar und deut-
• Israel b’Alija (bisher 4, neu 2 Sitze): Einwandererpartei unter Natan Scharansky; für demo-
lich verurteilt werden. Dies ist
kratischen jüdischen Staat, wendet sich jetzt auch an englischsprachige Wähler, fordert Demokra-
in dieser eindeutigen Form
tisierung der palästinensischen/arabischen Bevölkerung.
vor allem von europäischer
• Am Echad/Ein Volk (bisher 2, neu 3 Sitze): Gewerkschaftspartei, Vorsitzender: Amir Pe-
Seite bis heute nicht gesche-
retz; für Sozialismus und Rechte der Arbeiter.
hen.
• Hadasch (bisher 3, neu 3 Sitze): Arabische Partei, Vorsitzender Mohammed Barakeh; unter-
Wir können jetzt nur hof-
stützt Palästinenserstaat, Gleichberechtigung der arabischen Minderheit.
fen und beten, dass Ariel Sha-
• Balad (bisher 2, neu 3 Sitze): Arabische nationalbewusste Partei, geleitet von Azmi Bishara; für
ron eine stabile Regierung bil-
palästinensischen Nationalismus, kulturelle Autonomie israelischer Araber.
den kann, damit wieder Ruhe
• Vereinigte Arabische Liste (bisher 2, neu 2 Sitze): Arabische nationalbewusste Partei,
und Ordnung im Land einkeh-
geleitet von Abdulmalik Dehamshe; unterstützt Palästinenserstaat und verstärkte Finanzierung
ren. Damit ist aber nicht ge-
des arabischen Sektors.
sagt, dass Israel in Zukunft
• Herut (keine Sitze): Partei am rechten Rand; für Auswanderung der Palästinenser aus den um-
nicht noch grosse Probleme
strittenen Gebieten.
haben wird – mit den Palästi-
• Ale Jarok/Grünes Blatt (keine Sitze): Neue linksradikale Partei, Vorsitzender Boaz Wachtel;
nensern, aber auch mit dem
für Legalisierung von Marihuana und Prostitution, sehr «friedensbewegt». JB ❏
gesamten Islam! FW ❏

11
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

KLARE WORTE derlich, dass sich die

Arbeiterpartei der Re-
Gespräch mit gierung anschliesst,
damit die nächste isra-

Zachi Hanegbi elische Regierung eine

breite Basis hat.
ZWI LIDAR: Im
Zwi Lidar, unser Korrespondent in Jerusalem, hat mit Zachi Wahlkampf der Arbei-
Hanegbi ein ausführliches Gespräch geführt. Hanegbi gehört terpartei wurde die
zur zweiten Generation prominenter Politiker im rechten Notwendigkeit erneu-
Parteienspektrum Israels. ter Verhandlungen mit
den Palästinensern so-
Entsprechend der im Likud liste für die Knesseth errang wie der Gründung ei-
gebräuchlichen Terminolo- er den ersten Platz (Sharon nes Palästinenserstaa- Zachi Hanegbi
gie wurde ihm der Titel und Netanjahu waren wegen tes hervorgehoben.
«Prinz» verliehen. Seine Mut-ihrer Parteiämter bei der Wahl Können Sie mit Mitgliedern dürfen, sowie eine uneinge-
ter Ge’ula Cohen ist eine dernicht angetreten). Wegen sei- dieser Partei auf der Regie- schränkte Offenlegung des
namhaftesten Frauen in der ner Popularität wird Hanegbi rungsbank sitzen? Haushalts. Dadurch soll ver-
israelischen Politik. In den wohl auch weiterhin hohe Derzeit ist ein Palästinen- hindert werden, dass die zur
1940er-Jahren wurde sie be- Regierungsämter bekleiden. serstaat lediglich ein Diskus- Verfügung gestellten Gelder
kannt als politisch rechtsge- ZACHI HANEGBI: Den sionsthema. Die meisten Mi- zweckentfremdet und für die
richtete Radiomoderatorin, grossen Sieg, den wir bei die- nister und Knesseth-Abgeord- Unterstützung von Terrorak-
die gegen die britische Man- sen Wahlen errungen haben, neten sprechen sich dagegen ten genutzt werden.
datsmacht kämpfte. Später müssen wir für eine grosse aus. Die Leser der Zeitschrift
ging sie in die Politik und Koalition nutzen ... Wir befin- Aber Ministerpräsident «Beth-Shalom – Nachrichten
wurde Knesseth-Abgeordne- den uns in einer sehr kriti- Ariel Sharon hat doch von der aus Israel» sind grosse Freun-
te. Die aussergewöhnlich ak- schen Phase. Schon bald wird Gründung eines solchen Staa- de Israels. Was würden Sie
tive Parlamentarierin trat en-
die neue Regierung schwer- tes gesprochen. von ihnen in diesen Tagen er-
gagiert für ein «Gross-Israel»
wiegende Entscheidungen Ja, aber unter sehr konkre- warten?
ein. treffen müssen. Das könnte ten Bedingungen. So hat er Israel befindet sich in einer
Zachi Hanegbi ist der le- wegen der absehbaren militä- die Auflösung von Siedlungen der schwierigsten Phasen seit
bende Beweis dafür, dass der rischen Auseinandersetzung in Judäa, Samaria und im Ga- der Gründung des Staates.
mit dem Irak sogar zastreifen zurückgewiesen Die gewaltsamen Übergriffe
schon Mitte Februar und sich gegen eine Teilung auf unser Land während der
auf uns zukommen. Jerusalems ausgesprochen. letzten beiden Jahre sind bei-
Zachi Hanegbi: Während dieser Zeit Er will auch nicht auf be- spiellos. Und dennoch haben
«Israel befindet sich in könnte es auch zu stimmte Forderungen der Pa- wir uns nicht aus dem Gleich-
Zusammenstössen lästinenser eingehen, wie zum gewicht bringen und zu ir-
einer der schwierigsten an der nördlichen Beispiel das so genannte gendwelchen Experimenten
Phasen seit der Grün- Landesgrenze Isra- Rückkehrrecht, nach dem es hinreissen lassen. Einer unse-
els kommen, denn vielen Tausend Palästinen- rer grössten Erfolge ist zwei-
dung des Staates» die Hisbollah-Miliz sern ermöglicht werden soll, fellos die enorme Solidarität
im Südlibanon wird sich in unserem kleinen Land unserer christlichen Freunde
immer einflussrei- anzusiedeln. Darüber hinaus in aller Welt. Diese Solidari-
Apfel manchmal wirklich cher. Ferner sind Schwierig- hat er von den Palästinensern tät muss auf einer sehr prak-
nicht weit vom Stamm fällt. keiten mit den Palästinensern gefordert, die «Bush-Vision» tischen Ebene zum Ausdruck
In der letzten Regierung un- zu erwarten, denn diese sehen zu erfüllen, das heisst die kommen: Man sollte nach Is-
ter Ariel Sharon war er als sich als Partner des Irak. Aus- Ablösung Arafats, den Aufbau rael reisen, aber man sollte
Umweltminister sehr erfolg- serdem ist sogar eine direkte einer neuen, umstrukturierten sich auch wirtschaftlich und
reich. Unter Benjamin Netan- Konfrontation zwischen Isra- Autonomiebehörde nach weit- kulturell engagieren. Das al-
jahu war Hanegbi Justizminis- el und dem Irak möglich, reichenden Reformen auch im les sollten unsere Freunde
ter. Im Likud geniesst er ho- wenn Saddam Hussein unser juristischen Bereich, die Ge- tun, denen der jüdische Staat
hes Ansehen. Bei den inner- Land mit Raketen angreifen währleistung der Meinungs- und seine Zukunft am Herzen
parteilichen Vorwahlen zur sollte. Angesichts dieser Tat- freiheit und des Rechts, sich liegen – auch die Mitglieder
Aufstellung der Kandidaten- sachen ist es dringend erfor- ungehindert organisieren zu des Beth-Shalom-Vereins. ❏

12
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

VORBEREITUNGEN AUF EINEN ZWEITEN GOLFKRIEG nicht die untrennbare Verbin-

Alarmstufe «Roter Hagel»
Israel unternimmt alles, um seine Bevölkerung vor Krieg und Terror zu schützen.
In den letzten Wochen sta-
peln sich in allen Supermärk-
ten des Landes Millionen Mi-
neralwasserflaschen. Auch
diese Massnahme entspricht
den offiziellen Anweisungen,
wie man sich auf einen zwei-
ten Golfkrieg vorbereiten soll.
Mitte Januar wurde ein
grosses Manöver durchge-
Angriff mit chemischen Kampfstoffen:
Spezialtruppen üben den Ernstfall …
führt. Dabei wurden auch die
von den USA im Land statio-
nierten Patriot-Abwehrrake-
ten sowie zwei weitere aus
deutscher Produktion getes-
tet. An dieser Übung nahmen
mehrere Hundert amerikani-
sche Soldaten teil, zur Vorbe-
reitung auf eine Zusammenar-
beit mit israelischen Truppen.
Zugleich markierte das Manö-
ver eine neue Phase der aktu-
ellen Entwicklungen im Na-
hen Osten, denn Israel befin-
det sich inzwischen in erhöh-
ter Alarmbereitschaft. Diese
Alarmstufe trägt den Namen
«Roter Hagel».
Der Staat Israel bereitet
sich auf das extremste An-
griffsszenario vor, das denk-
bar ist. Man rechnet vor allem
mit einem Angriff mit chemi-
schen oder biologischen
Kampfstoffen, auch in Form
eines Terroranschlags auf Zi-
vilisten. Letzteres bereitet vor
allem den israelischen Sicher-
heitskräften Kopfzerbrechen,
denn eine solche Möglichkeit
besteht auch ohne einen An-
griff der USA auf den Irak.
Diese Annahmen basieren
auf Informationen über Akti-
onen des militärischen Armes
der Hamas-Bewegung, die vor
allem im Laufe des letzten
Jahres zusammengetragen
wurden. Es liegen eindeu-
tige Hinweise vor, dass
diese Terrororganisation
Anschläge mit chemi-
schen und biologischen
Kampfstoffen plant. Vor
allem die Festnahme von
Walid al-Ara, einem Ha-
mas-Aktivisten in Gaza, er-
möglichte detailliertere
Erkenntnisse. Der Compu-
terfachmann wurde von Salah
Shehada, dem Leiter des mi-
litärischen Armes der Hamas,
gebeten, im Internet Informa-
tionen über Terroranschläge
mit biologischen Kampfstof-
fen zu sammeln. Al-Ara mach-
te sich zwar an die Arbeit,
doch er konnte seinem Auf-
traggeber die Ergebnisse
nicht mehr vorlegen, weil She-
hada von einer Spezialeinheit
der israelischen Armee getö-
tet wurde.
Eine wichtige Rolle bei den
Vorbereitungen Israels auf ei-
nen Angriff mit biologischen
oder chemischen Kampfstof-
fen spielen Kampf- und Reak-
tionsstrategien und deren Ein-
übung durch entsprechende
Einheiten der israelischen Ar-
mee. Darüber hinaus haben
das Ministerium für Planung
und die Abteilung der israeli-
schen Streitkräfte für zivile
Verteidigung spezielle Anwei-
sungen an die Bevölkerung
herausgegeben. So solle man
mindestens zwölf Liter Trink-
wasser pro Kopf in Reserve
halten. Das Wasser müsse in
geschlossenen Flaschen oder
anderen verschliessbaren Be-
hältern aufbewahrt werden.
Efi Etam, der für diesen Be-
reich zuständige Minister, er-
wähnte, dass diese Vorräte
eine «eiserne Reserve» seien
– für den Fall einer Umwelt-
verseuchung durch biologi-
sche oder chemische Kampf-
stoffe. ZL
Kommentar: Was muss Isra-
el nicht alles durchmachen?
Gibt es ein Volk auf dieser
Erde, das mehr Leid ertragen
muss als das jüdische? Was
wurde diesem Volk in den letz-
ten 2 000 Jahren nicht alles
angetan? Auch nachdem es
seit 1948 wieder einen eige-
nen Staat hat, leidet das jüdi-
sche Volk weiter – es wurde
bereits fünf Mal von einer ara-
bischen Übermacht angegrif-
fen. In den letzten Jahren kam
noch die Intifada dazu. Und
als ob das noch nicht genug
wäre, muss sich Israel jetzt
noch auf einen möglichen
Krieg mit höchst gefährlichen
Vernichtungswaffen vorberei-
ten.
Wenn wir in der Schrift
vom leidenden Gottesknecht
lesen, ist in erster Linie von
unserem Herrn Jesus Christus
die Rede. Aber auch Israel
wird in der Bibel immer
wieder als Knecht Gottes be-
zeichnet, der viel leiden muss
(vgl. Jes 40,2; 41,8; 43,10;
44,1-2 usw.). Kommt hier
dung zwischen Israel und sei-
nem grössten Sohn und Bru-
der Jesus Christus zum Aus-
druck? Es bestehen folgende
Parallelen zwischen Christus
und Israel:
1. Sowohl Christus als auch
Israel werden in der Schrift
als «Sohn» bezeichnet (vgl. Jer
31,9; Hos 11,1; Ps 2,7; Joh
1,34 usw.).
2. Sowohl Christus als auch
Israel werden in der Bibel
«Knecht» genannt (vgl. z.B.
Jes 41,8; 42,1).
3. Christus lebte wie Israel in
Ägypten und kam von dort ins
Land Israel (vgl. 2.Mo 13,3ff.;
Mt 2,19ff.).
4. Christus und Israel haben
das gleiche irdische Vater-
land: Eretz Israel (vgl. Jos
11,23; Mt 2,23 usw.).
5. Sowohl Christus als auch
die Israeliten waren bzw. sind
Juden (vgl. Joh 4,22).
6. Sowohl Christus als auch
viele andere Juden lasen und
lesen in den Synagogen die
Thora bzw. den Tenach (vgl.
Lk 4,17ff.; Neh 8,3; 13,1 usw.).
7. Christus wurde verworfen
und getötet – die Juden wur-
den und werden verworfen
und getötet (vgl. Phil 2,6ff.;
Jes 53,3; 54,11; Mt 24,9).
Die Verbindung Israels zu
seinem grössten Bruder und
Erlöser Jesus Christus garan-
tiert uns auch die letztendli-
che Errettung des jüdischen
Vo l k e s ,
wenn sich
Christus
wieder
mit Sei-
nen Brü-
dern ver-
einen und
sie aus al-
ler Not er-
l ö s e n
wird!
CM ❏

Vorbereitungen auf einen Angriff mit biologi-

schen oder chemischen Kampfstoffen … Bild: 13
Reinigungsanlage für verseuchte Schutzanzüge
 Keystone
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

WEITERER ERFOLGREICHER TEST DES «CHETZ»-

RAKETENABWEHRSYSTEMS

Israels Abwehr-
bereitschaft
Das neue Jahr hat für die meisten Israelis nicht gerade
verheissungsvoll begonnen.

Die Wirtschaft steckt nicht nur in einer Krise, sondern steht

vor dem Zusammenbruch. Es kam zu schlimmen Terroranschlä-
gen und zu Politskandalen wegen Schmiergeldaffären, weil sich Entlarvt: Missbrauch von Krankenwagen als Munitionstransporter
immer mehr kriminelle Elemente Zugang zu Regierungskrei- für Terrororganisationen. Bild: UN-Ambulanz in Bethlehem
sen verschaffen wollen. Streiks beeinträchtigten das öffentli-
che Leben im Land; und dann ist da auch noch der drohende EIN EINDEUTIGER MISSBRAUCH HUMANITÄRER HILFE
Krieg am Persischen Golf.
Dennoch gab es für die Israelis in den ersten Tagen des
Januars 2003 auch einige Lichtblicke. Ein Beispiel ist ein «Flüchtlingshilfe»
besonders erfolgreicher Test des in
Israel entwickelten «Chetz»-Rake-
tenabwehrsystems. Es wurden
einmal anders
insgesamt vier Raketen in einem Ab- Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNWRA (United Nations Relief
stand von nur einer Minute abge- and Works Agency) ist auch unter den Palästinensern in
schossen. Dadurch sollte getestet Judäa und Samaria sowie im Gazastreifen tätig.
werden, wie das «Chetz»-Raketenab-
wehrsystem auf ballistische Rake- Die Organisation versorgt von der israelischen Armee
ten reagiert, die kurz nacheinander die dortige Bevölkerung mit vor etwa sechs Monaten ge-
in seinen Einzugsbereich gelangen. Lebensmitteln und unterhält fasst. Bei Verhören hat er zu-
Ausserdem sollte die Reaktion des Einrichtungen für Gesund- gegeben, in einem Kranken-
Systems auf schwierige Flugbahnen heitswesen, Wohlfahrt und wagen Munition für Terroror-
erprobt werden. Bildung. Ein bisher geheim ganisationen transportiert zu
Der Versuch erfolgte im Rahmen gehaltener Bericht der israe- haben. Demnach nutzen die
des «Choma» (Mauer) genannten na- lischen Sicherheitsbehörden Terrorgruppen gezielt die re-
tionalen Verteidigungsplans des weist jedoch darauf hin, dass lative Bewegungsfreiheit, wel-
Erfolgreicher Test des Rake- Staates Israel. Nach Angaben hoch- die UNWRA den Palästinen- che die UNWRA in den Auto-
tenabwehrsystems «Chetz» rangiger Vertreter der israelischen sern noch auf einem weiteren nomiegebieten geniesst.
Armee ist dies die Reaktion Israels Gebiet hilft, nämlich bei Ter- Allah Hassan, ein Mitglied
auf eine neue Generation von Interkontinentalraketen mit ei- rorakten. der Tanzim-Organisation der
ner Reichweite von Tausenden Kilometern und einer hohen Ge- In diesem Bericht werden Fatah, wurde vor zirka zehn
schwindigkeit. Sie können mit mehreren Sprengköpfen bestückt Palästinenser zitiert, die von Monaten verhaftet. Er berich-
werden, die bei einem Angriff getrennte Flugbahnen einschla- der israelischen Armee im tete, dass in Nablus in einer
gen. Bei dem erfolgreichen Test waren auch Beobachter aus Laufe des vergangenen Jahres Schule der UNWRA Muniti-
den Vereinigten Staaten anwesend. Mitgebracht hatten sie ei- verhaftet und verhört wurden. onslager eingerichtet wurden.
nen Katalog über die ihrer Meinung nach wichtigsten Fähig- Ihren Aussagen zufolge bedie- Ferner nutzte seine Organisa-
keiten des israelischen Raketenabwehrsystems. «Chetz» ent- nen sich Terroristen der tion diese Schule als militäri-
sprach allen diesen Anforderungen. Die Amerikaner gaben Dienstleistungen sowie der sches Trainingslager. Nach
sogar zu, dass das israelische System ihren eigenen Entwick- Einrichtungen der UNWRA Angaben von Nahar Nasral-
lungen weit voraus sei. und nutzen sogar die Fahrzeu- lah, einem weiteren von der is-
Dieser technologische Erfolg Israels wurde auch vom ame- ge der Hilfsorganisation. Ei- raelischen Armee inhaftierten
rikanischen Kongress gewürdigt. Gegen Ende des Jahres 2002 ner der Häftlinge ist Daniel Palästinenser, habe er wieder-
genehmigte dieser eine Sonderzahlung in Höhe von 70 Millio- Nisal, der als Fahrer eines holt ein Fahrzeug der UNWRA
nen US-Dollar, die zur Ankurbelung der Produktion von «Chetz» Krankenwagens bei der UNW- benutzt, um Terroristen zu
verwendet werden soll. ZL ❏ RA angestellt war. Er wurde Anschlägen zu fahren. ZL ❏

14
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
Reuters

NORDKOREAS ATOMGESCHÄFTE MIT hung für den Staat Is-

ARABISCHEN STAATEN rael». Ein weiterer po-
tentieller Käufer der
Bedrohung aus nordkoreanischen
Technologie ist Syri-

Asien en. In einer Studie des

israelischen Militär-
nachrichtendienstes
Israelische Sicherheitskreise sind über den Austritt
wird berichtet, dass
Nordkoreas aus dem Atomwaffensperrvertrag besorgt, Syrien bereits Interes-
vor allem wegen der möglichen Folgen für die Sicher- se an den von Nordko-
heit des Staates Israel. rea entwickelten Mit-
telstreckenraketen
So befürchtet man in Isra- dem Land seine Erfah- gezeigt hat. Diese Bo-
el, dass Nordkorea seine rungen im Bereich der den-Boden-Raketen
Atomtechnologie an andere Atomindustrie weiter- haben eine Reichwei-
Länder verkaufen will. Ein po- gegeben. Israelische te von 1 300 Kilome-
tentieller Käufer ist Experten gehen davon tern. Offenbar verfü-
beispielsweise der Iran. aus, dass die Unterstüt- gen die Syrer bereits
Bereits in der Vergangenheit zung der Nordkoreaner über 500 Raketen un-
hat Nordkorea dem Iran bei entscheidend dazu bei- terschiedlicher Typen,
der Entwicklung tragen wird, den Ent- darunter auch Skud-
von Mittel- wicklungsprozess der Raketen mit einer
streckenra- iranischen Raketen zu Reichweite zwischen
keten ge- beschleunigen. Glei- Nordkoreanische Scud B-Rakete (rechts), die mit 300 und 700 Kilome-
holfen ches gilt für das Atom- einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden kann tern, die zusammen
und waffenprogramm des mit der erforderlichen
Iran. Bereits in weniger als gen können. Nach Angaben is- Technologie bereits vor gerau-
fünf Jahren wird der Iran über raelischer Experten liegt da- mer Zeit von Nordkorea erwor-
ein atomares Potential verfü- rin «eine unermessliche Bedro- ben wurden. ZL ❏

EIN ISRAELISCHER SPORTLER AUF DEM SIEGERTREPPCHEN

Weltmeister im Windsurfen
Gal Friedman (27), ein Israeli aus dem Dorf Carcum, hat sich in der olympi-
schen Disziplin Windsurfen den Weltmeistertitel geholt.

Friedman hatte bei dem
Wettkampf, der an der Küste
vor Thailand stattfand, schon
von Anfang an die Nase vorn.
Durch seinen Sieg ist er der
zweite Israeli, der in einer
olympischen Disziplin
Weltmeister wurde.
Bereits vor acht Jahren er-
rang Boris Folk diesen Ti-
tel im Luftschiessen.
Während des Wettkamp-
fes in Thailand wurde wiederholt vor An-
schlägen gewarnt – sowohl gegen isra-
elische Touristen als auch die Sportler.
Die Organisatoren legten Gal Friedman
mehrmals nahe, vom Segel seines Surf-
brettes und von seinem Schwimmanzug
die israelische Flagge zu entfernen.
Friedman weigerte sich jedoch. Er be-
tonte, er sei Israeli und als solcher wol-
le er beim Wettkampf antreten, weil er
es nicht nötig habe, sich zu verstecken.
ZL ❏

15
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

GEGEN DEN STROM DES ANTISEMITISMUS Der Titel der Artikelreihe
lautete: «Wahrheit und Sage:
Ein gutes Wort für Antisemitismus, die Protokol-
le und der jüdische Holo-
en sowie den «gelben Fleck»
berichtet. Er bezieht sich
dabei auch auf die vielschich-
tigen Auswirkungen für das

die Juden caust». Darin werden der An-

Die ägyptische Hauptstadt Kairo ist in den letzten Jahren zu
einem wichtigen Zentrum des «neuen Antisemitismus»
geworden.
Die an der islamischen Uni-
versität der Stadt tätigen
Prediger sowie Karikaturis-
ten und Redakteure von Zei-
tungen und Zeitschriften ha-
ben auf primitivste und bös-
artigste Weise gegen Juden
agitiert. Zudem galt ihre hef-
tige Kritik jedem, der sich für
einen wahren Frieden zwi-
schen Ägypten und Israel ein-
gesetzt hat. Sie haben sogar
diejenigen angegriffen, die
sich vorsichtig für den Fort-
bestand des «kalten Friedens»
zwischen den beiden Ländern
aussprechen.
Mit der kürzlich ausge-
strahlten TV-Serie «Ritter
ohne Pferd» hat die antisemi-
tische Propaganda in Ägypten
ihren vorläufigen Höhepunkt
erreicht. In dieser Sendereihe
wurde der Mythos aus den
«Protokollen der Weisen von
Zion» über die «Weltherr-
schaft» der Juden wiederbe-
lebt. Die israelische Regie-
rung protestierte wiederholt
und nachhaltig gegen die
Fernsehserie. Die ägyptischen
Behörden erhielten auch Be-
schwerden von jüdischen Or-
ganisationen und sogar von
der amerikanischen Regie-
rung. Doch dieser Pro-
test zeigte
keine Wir-
kung. Die
Serie wurde
während des
letzten Fas-
tenmonats Ra-
madan ausgestrahlt und we-
gen der hohen Einschaltquo-
ten zu einem durchschlagen-
den Erfolg. Doch jetzt ist
wenigstens eine Gegenstim-
me zu vernehmen. Die ange-
sehene ägyptische Wochen-
zeitschrift «Al Ahram» hat in
ihren letzten Ausgaben drei
Artikel von Mohammed al Bas
veröffentlicht. Der Autor ist
zum Berater des ägyptischen
Präsidenten in Sachen Anti-
semitismusbekämpfung er-
nannt worden.
tisemitismus und seine Ver-
fechter auf das Schärfste an-
gegriffen und die Behauptung
einer «jüdischen Weltpluto-
kratie» widerlegt. Zudem ging
al Bas auf die vermeintlichen
Ritualmordvorwürfe gegen
Juden ein. Es sei völliger Un-
sinn, dass Juden das Blut von
Muslimen und Christen
zum Backen
ihrer
Pessach-Mazzoth
verwenden. Jeder, der diese
Behauptung vorbringe, dis-
qualifiziere sich selbst auf bil-
ligste Art und Weise.
In den insgesamt 25 000
Wörtern umfassenden Arti-
keln werden auch jene ägyp-
tischen Karikaturisten ange-
griffen, die Juden vornehmlich
mit langen Nasen und dickem
Bauch darstellen. Al Bas ver-
sucht, der grossen Leser-
schaft dieser Zeitschrift den
Holocaust zu erklären, indem
er über die Konzentrations-
und Vernichtungslager, die
Gaskammern und Krematori-
jüdische Volk und fordert die
Ägypter auf, diesem «schmut-
zigen Phänomen» Einhalt zu
gebieten, den Holocaust nicht
weiter zu leugnen oder Juden
zu unterstellen, dass sie die-
se Tragödie zu ihrem Vorteil
«ausschlachten». «Wir müssen
lernen, die Juden als unsere
Zeitgenossen und die Israelis
als eine Gesellschaft unter
vielen anderen zu sehen –
nicht mehr, aber auch nicht
weniger.» Die Artikelserie
schliesst mit einer Bezug-
nahme auf den wiederent-
flammten Konflikt im Nahen
Osten, die Angst vor dem Un-
bekannten und vor dem Frem-
den. Al Bas fordert seine Le-
ser auf, «sich für ein gemein-
sames Leben und eine Koexis-
tenz zu engagieren».
In Israel wurde die Veröf-
fentlichung der Artikel be-
grüsst, vor allem die Tatsa-
che, dass in der ägyptischen
Presse endlich die Wahrheit
über dieses Thema zu lesen
ist. Leider muss man auch 24
Jahre nach der Unterzeich-
nung eines Friedensabkom-
mens zwischen Israel und
Ägypten den Ägyptern noch
immer erklären, dass auch Ju-
den Menschen sind. ZL ❏

EINE INNOVATION AUS ISRAEL

Durchleuchtete Schuhe wurde erstmals ein extre-

mistischer Muslim festge-
Eine israelische Erfindung soll es den Passagieren von Fluglinien nommen, weil er versucht
künftig ersparen, bei Sicherheitskontrollen die Schuhe ausziehen zu hatte, in seinen Schuhen
müssen. eine Sprengladung durch
eine Flughafenkontrolle zu
Nach Angaben von Avi Metallgegenstände orten, Flugzeugentführern zur Be- schmuggeln.
Kostlitz, einem Sicher- die in Schuhen versteckt drohung der Menschen an Die israelische Innovati-
heitsberater, könne das Ge- seien – einem beliebten Ver- Bord benutzt werden kön- on wird schon bald weltweit
rät namens «Shape Shoe» steck für Objekte, die von nen. Vor etwa einem Jahr zum Einsatz kommen. ZL ❏

16

WIRD DIE EXISTENZ DES ERSTEN TEMPELS DURCH
DIE ARCHÄOLOGIE BESTÄTIGT?
Der schwarze Stein
von König Joas
Eine kürzlich aufgefundene Steintafel hat die archäologische
Welt in Aufruhr versetzt und in Fachkreisen zu grossen
Meinungsverschiedenheiten geführt.
Einige Experten schreiben
sie König Joas von Juda zu,
der im 9. Jahrhundert v. Chr.
in Jerusalem herrschte. Auf
der schwarz gefärbten Stein-
tafel stehen zehn Zeilen in alt-
hebräischer bzw. phönizischer
Schrift, die in Ich-Form über
die von König Joas in Auftrag
gegebenen Renovierungsar-
beiten am salomonischen
Tempel berichten. Der Wort-
laut dieser Inschrift ist fast
deckungsgleich mit dem Bi-
belabschnitt aus 2. Könige
12,6.11-17.
Es werden die Anweisun-
gen beschrieben, die König
Joas zur umfassenden und
glanzvollen Renovierung des
ersten Tempels erliess. Er
liess die Hohepriester für das
Projekt Spenden sammeln,
mit denen die Arbeiter ent-
lohnt und der «Ankauf von
Holz und Bruchsteinen» be-
zahlt wurde.
Mit der Untersuchung der
Steintafel wurden zunächst
namhafte Wissenschaftler
des Geologischen Instituts in
Jerusalem beauftragt. Der
Geochemiker Dr. Shimon Illa-
ni und der Geologe Dr. Am-
non Rosenfeld gingen zusam-
men mit dem technischen Lei-
ter ihres Instituts an die Ar-
beit. Sie untersuchten den
Stein mit einem Elektronen-
mikroskop, bestimmten sein
Alter und seine Herkunft. Mit
Hilfe der weit verbreiteten Ra-
diokarbon-Methode wurde
das Alter des Steines ermit-
telt. Bisher ist der genaue
Fundort nicht bekannt, aber
vermutlich wurde die Tafel auf
dem Tempelberg in Jerusalem
gefunden.
Die Schriftzeichen gleichen
denen auf Fundstücken vom
Tel Dan. Abgesehen von den
Schmutzspuren in den Ritzen
der Buchstaben, durch die
ebenfalls eine genaue Alters-
bestimmung möglich war,
wurden auf der Oberfläche des
geschwärzten Steins winzige
Goldspuren entdeckt. Die
Wissenschaftler gehen davon
aus, dass sowohl die Färbung
als auch die feinen Goldtrop-
fen auf einen Brand schlies-
sen lassen. Deshalb könnte
diese Steintafel tatsächlich
aus der Zeit des salomoni-
schen Tempels stammen, der
im Jahr 586 v. Chr. von den Ba-
byloniern zerstört wurde.
Vermutlich wurde das
Fundstück bei illegalen Gra-
bungen auf dem Tempelberg
von Palästinensern entdeckt.
Sicher ist bisher nur, dass die
Tafel von einem Händler an ei-
nen israelischen Sammler ver-
kauft wurde, der sie dann zur
Überprüfung der Authentizi-
tät an Experten übergab. Ei-
nige Archäologen halten sie
für eine Fälschung, weil ein
Textteil («und er untersuchte
den Tempel») einem modernen
Ausdruck entspreche, der
nicht mit der Sprache der Bi-
bel übereinstimme. Ausser-
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
dem gewinne man beim ge-
nauen Betrachten der Stein-
tafel den Eindruck, dass
zunächst der Stein bearbeitet
und erst danach die Textzeile
eingesetzt wurde.
Die Meinungsverschieden-
heiten unter den Wissen-
schaftlern haben gerade erst
begonnen und werden wohl
auch weiterhin viel Aufsehen
erregen. Dr. Gabi Barkai gilt
als einer der namhaftesten is-
raelischen Archäologen. Er
führte aus, dass dieser Fund
(wenn der Stein wirklich echt
ist) eine grosse Sensation sei.
Er selbst sei von der Authen-
tizität der Steintafel über-
zeugt und halte sie durchaus
für die wichtigste archäologi-
sche Entdeckung in Israel
und in Jerusalem. Mit die-
sem Fund werde zum ers-
ten Mal ein biblischer Be-
richt durch eine ausserbib-
lische Quelle bestätigt.
Ausserdem sei diese Ent-
deckung ein Beweis für
die Existenz des ersten
Tempels in Jerusalem,
denn bisher wissen wir
darüber nur aus der Bi-
bel. ZL
Kommentar: Es ist
ganz klar, dass die Bi-
bel Recht hat. Alles,
was darin geschrieben
steht, von der ersten bis zur
letzten Seite, ist wahr. Ob die
Steintafel ein «Beweis» für
die Existenz des ersten Tem-
pels ist, muss sich noch be-
stätigen. Bisher fehlten sol-
che archäologischen «Bewei-
se» für die Zeit des ersten
Tempels, und auch deshalb
bezweifelten Bibelkritiker die
Authentizität dieses Teiles
der Bibel. Es ist aber nur eine
Frage der Zeit, bis bei Aus-
grabungen oder Forschungen
in Israel handfeste Hinweise
über die Existenz des ersten
AUS ISRAEL
Tempels gefunden werden.
In diesem Sinne wird klar,
dass durch die Wiedererste-
hung Israels und die archäo-
logischen Funde im Land die
Bibelkritiker schliesslich
zum Schweigen gebracht
werden. Wir denken hier
auch an die Funde in Qum-
ran. So etwas ist nicht nur
den Bibelkritikern unange-
nehm, sondern noch viel
mehr den Muslimen, welche
die Existenz eines Tempels in
Jerusalem leugnen. Ironi-
scherweise kam die Tafel
wahrscheinlich bei illegalen
Arbeiten der Muslime zum
Vo r s c h e i n .
Wieder einmal erweist es
sich, dass Gott die Feinde be-
nutzt, damit Sein Wille aus-
geführt wird.
Wer diese Tatsachen objek-
tiv betrachtet, muss zur Er-
kenntnis kommen, dass die
Bibel wahr ist und es deshalb
nur einen Weg zur Erlösung
des Menschen gibt, nämlich
der Glaube an Jesus Christus:
«Und ist in keinem andern Heil,
ist auch kein anderer Name un-
ter dem Himmel den Menschen
gegeben, darin wir sollen selig
werden» (Apg 4,12). CM ❏
17

HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
ISRAEL TRAUERT UM SEINEN ERSTEN ASTRONAUTEN
Die Tragödie der Raumfähre Columbia
Ilan Ramon, der erste israelische Astronaut, gehörte zu den Elitepiloten der israelischen Luftwaffe. Er war auch 1981 bei der
Bombardierung des irakischen Atomreaktors dabei.
In seiner gesamten Karri-
ere von der Schulzeit bis zu
seiner Tätigkeit als Pilot wa-
ren seine Leistungen stets he-
rausragend. Wohl auch aus
diesem Grund wurde er als
erster israelischer Astronaut
ausgewählt. In Israel wurde
sein Weg ins All mit Stolz und
Freude verfolgt. Ilan Ramon
L E S E Leserforum
R F
DEM SCHWARMGEIST VERFALLEN
Kippa und Tallit für
wiedergeborene
Christen?
Eine Leserin aus der französischsprachigen Schweiz liess uns
folgende Zeilen zukommen:
Ich liebe Israel von jung auf.
Die Wichtigkeit dieses klei-
nen Landes realisiere ich im
geistlichen Sinn. Ich verfolge
die Prophetie mit grossem
Interesse.
18
Keystone
sorgte bei den Menschen im
Land kurze Zeit für Ablen-
kung von ihren Sorgen und
Problemen. Er war auch ein
Symbol für die wissenschaft-
lichen Erfolge der jungen Na-
tion und in gewisser Weise
auch für eine grosse Zukunft.
Für Ilan Ramon war die Beto-
nung seiner jüdischen Identi-
O R U M
Ein guter Bekannter von
mir, gläubig, seit einigen Jah-
ren bekehrt, hat Israel auch
sehr lieb. Vor seiner Bekeh-
rung war er sehr götzendiene-
risch. Jetzt hat dieser Mann
eine Passion für Israel.
Wie er mir selber sagte,
bekennt er sich öffentlich
mit dem Davidstern; Me-
norah, Schofar und israe-
lische Fahne hat er in sei-
ner Wohnung. Wenn er für
ein bis zwei Monate in Is-
rael verweilt, trägt er die
ganze Zeit über eine Kip-
pa, wie ein wahrer Jude. Er
trägt auch diesen Stoff
(ich weiss nicht wie man
ihn nennt), den die Leute
tät wichtig. Obwohl er kein
religiöser Jude war, nahm er
als symbolische Handlung ein
Mikrofiche der Bibel mit, ei-
nen Shabbatkelch, um auch
an Bord der Raumfähre den
Shabbatsegen sprechen zu
können, eine Thorarolle aus
Bergen-Belsen sowie die
Zeichnung eines kleinen Jun-
tragen, wenn sie vor der Kla-
gemauer beten. Und dieser
Mann ist nicht Jude, sondern
Christ aus den Nationen.
Frage an Sie, die Sie und
Ihre Familie oft in Israel ver-
weilen: Dürfen Christen ein-
fach so jüdische Gegenstände
und Bekleidungen gebrau-
chen? Mich persönlich stört
dieses Betragen. Ich wäre
froh und dankbar für Ihre Mei-
nung darüber. CdB
Die Fragestellerin erhielt
von uns folgende Antwort:
Liebe Frau B.
Man kann auch in Bezug
auf Israel einem Schwarm-
geist verfallen, und dies ist
leider offenbar bei ihrem Be-
kannten der Fall. Wir sollen
Israel von ganzem Herzen lie-
ben, jawohl! Aber Israel ist
Israel, Gottes altes Bundes-
volk, und wir, die wir aus den
Nationen stammen und zum
Glauben an den Herrn Jesus
Christus kamen, sind errette-
te Heiden!
Als Ausdruck der Verbun-
denheit mit Israel haben vie-
gen, der im Konzentrationsla-
ger umgekommen war. Als
Nachkomme von Holocaust-
überlebenden bedeuteten ihm
diese Symbole sehr viel. Als
Ilan Ramon vom All aus mit
Premierminister Sharon
sprach, sagte er den denkwür-
digen Satz: «Ich denke, es ist
sehr wichtig, unsere histori-
le von uns allerlei Souvenirs
aus diesem Land, und das ist
ganz sicher nicht verkehrt.
Aber wir glauben nicht, dass
es richtig ist, wenn ein Nicht-
jude Kippa (Kopfbedeckung)
und Tallit (Gebetsmantel)
trägt, denn es handelt sich
dabei um kultische Gegenstän-
de. Mit anderen Worten: Der
Träger bezeugt damit, dass er
alttestamentlichen Glaubens
ist. Das trifft für einen Mann,
der die Erlösung durch Jesus
Christus angenommen und
Vergebung seiner Sünden
empfangen hat, nicht zu. Je-
mand hat hinsichtlich unseres
Verhältnisses mit Israel
einmal treffend gesagt: «Der
Glaube Jesu einigt uns, der
Glaube an Jesus trennt uns.»
Es kommt daher einer Ver-
leugnung des Herrn Jesus
gleich, wenn ein wiedergebo-
rener Christ Kippa und Tallit
trägt. Das ist jenem Bruder
wahrscheinlich nicht be-
wusst. Bitte erklären Sie es
ihm! – Wir grüssen Sie herz-
lich und wünschen Ihnen des
Herrn Segen. ❏

schen Traditionen zu bewah-
ren, und ich meine damit auch
die religiösen Traditionen.»
Am zweiten Tag im All
wurde Ilan Ramon von den
Klängen eines Liedes ge-
weckt, das seine Frau Rona
für ihn ausgesucht hatte.
Nach dem tragischen Ende
seiner Weltraummission er-
halten die Worte des Liedes
eine fast schicksalhafte Be-
deutung. Der deutsche Text
lautet etwa wie folgt:
Wirst du meine Stimme
hören, der du fern bist von
mir? Wirst du meine Stimme
hören dort, wo du nun bist?
Eine Stimme ruft laut wei-
nend mit Tränen. Der Zeit ent-
hoben gebietet sie Segen.
Weit ist das Universum mit
unzählbaren Wegen. Man
trifft sich kurz und scheidet
für immer. Der Mensch be-
gehrt, doch seine Füsse ver-
sagen. Er kann nicht finden,
was er verloren.
Mein letzter Tag ist
vielleicht schon nah. Schon
naht der Tag der Abschieds-
tränen. Ich warte auf dich, bis
mein Leben erlischt – so wie
Rahel wartete auf den, den sie
liebte.
Rona Ramon suchte dieses
Lied nicht etwa aus, weil sie
eine dunkle Vorahnung hatte,
sondern weil es ihr gefiel. Als
sie vor dem Flug gefragt wur-
de, ob sie nicht Angst hätte,
dass etwas passieren könnte,
verneinte sie entschieden.
Tatsächlich waren Ausflüge
ins All schon zur Routine ge-
worden. Es war ja der 28.
Flug der Raumfähre «Colum-
bia». Ausgerechnet jetzt ist
zum ersten Mal ein solches
Raumschiff beim Wiederein-
tritt in die Erdatmosphäre ex-
plodiert. Als 1986 die ameri-
kanische Raumfahrt einen
WELT AM SONNTAG: Herr
Kishon, kennen Sie einen pa-
lästinensischen Witz?
EPHRAIM KISHON: Im
arabischen Humor geht es in
der Regel darum, dass Sharon
wieder eins auf den Kopf be-
kommen hat.
Was halten Sie von der Po-
litik Ariel Sharons?
schweren Rückschlag erlitt,
weil die «Challenger» beim
Start explodierte, war
bezeichnenderweise die ers-
te jüdische Astronautin mit
an Bord. Judith Resnik war
zwar Bürgerin der Vereinig-
ten Staaten, aber sie war
auch Jüdin. Ein Israeli mein-
te, Gott wolle vielleicht nicht,
dass Juden ins Weltall vors-
tossen.
Bei der offiziellen Be-
kanntmachung der Katastro-
phe zitierte Präsident George
Bush die bewegenden Worte
aus Jesaja 40,26: «Hebet eure
Augen in die Höhe und seht!
Wer hat dies geschaffen? Er
führt ihr Heer vollzählig heraus
und ruft sie alle mit Namen;
seine Macht und starke Kraft ist
so gross, dass nicht eins von
ihnen fehlt.» Er sagte, dass
Gott auch die Namen der ums
Leben gekommenen Astro-
nauten kenne. Für ihre siche-
re Rückkehr auf die Erde
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
I N T E R V I E W
AUS ISRAEL
WELTBEKANNTER AUTOR BEZIEHT STELLUNG
Interview zum
Nahostkonflikt mit
Ephraim Kishon
Das folgende Interview ist in der «Welt am Sonntag»
erschienen. Der Inhalt ist unserer Meinung nach so wert-
voll, dass wir es hier in gekürzter Form für unsere Leser
wiedergeben.
60 Prozent von uns haben Sharon kann keine festge-
Sharon gewählt, weil die bit- legte Strategie haben. Die
ter enttäuschte israelische ganze Welt sagt ihm, was wir
Bevölkerung begriffen hat, nicht tun sollen, aber niemand
dass die Palästinenser nicht erklärt uns, was wir um Got-
in friedlicher Nachbarschaft tes Willen tun sollen. Sitzen
leben, sondern uns vernichten und warten, dass auch meine
wollen. kleine Enkeltochter auf der
Zweifeln Sie nicht an Sha- Strasse zerfetzt wird?
▼
rons Strategie? Weiter auf Seite 20
könnten wir jetzt nicht mehr eigentlich für eine andere,
beten, wohl aber, und das eine bessere Aufgabe be-
stimmt bedenklich, dass sie stimmt hat, nämlich ein Volk
sicher «nach Hause» kämen. zu sein, das den Menschen
Die Menschen haben für den Weg zu Gott weisen soll?
die Suche nach dem «Weg» ins Das Wissen um diesen Weg
Universum astronomische ist tatsächlich mehr wert
Summen ausgegeben, nur um als alle bisherigen Erkennt-
dann festzustellen, das es un- nisse der Weltraumfor-
endlich und für die Menschen schung. FW ❏
unfassbar ist. Der Keystone
Weg ins sichere
Vaterhaus, den
Gott in Jesus
Christus angebo-
ten hat, verliert
für die Mensch-
heit jedoch
immer mehr an
Bedeutung. Woll-
te Gott vielleicht
durch die Tragö-
dien um die
Raumfähren
«Challenger» und
«Columbia» den
Juden klarma-
chen, dass Er sie
Ilan Ramon
19
 IHINTERGRUNDINFORMATIONEN
N T E R V I E W
AUS ISRAEL
Ephraim Kishon:
«Arafat müsste den Oscar
bekommen als grösster
Aber es geschieht doch un- Shimon Peres hat Sharons Tages Präsi- Schauspieler. Er hat es
bestreitbar auch von israeli- Politik jedoch massiv kriti- dent eines un- meisterlich verstanden,
scher Seite aus Unrecht. siert. abhängigen
Ich bestreite es. Welches Peres ist ein unglaublich Staates zu sein. auf der Welle des welt-
Land in der Welt würde es hin- intelligenter Mann, aber er ist Ein riesiger Irr- weiten Antisemitismus zu
nehmen, dass täglich feige ein Gefangener der geschei- tum! Nichts
Morde an seinen Zivilisten terten Oslo-Vereinbarungen. fürchtet Arafat reiten»
verübt werden, dass man von Er muss unbedingt beweisen, mehr als einen
seiner Grossmutter oder ei- dass er Recht hatte. Ich habe Palästinenser-
nem Freund plötzlich nur noch schon vor einigen Jahren ge- staat. Wenn er Präsident ist, Es ist der einzige Ort in
eine Hand auf der Strasse fin- schrieben, dass Rabin und womit kann er dann das ge- der Welt, wo ich kein Jude
det? Israel wird in den feind- Peres betrogen wurden und quälte Volk beschäftigen? Mit bin. Es bedeutet für mich, zu
unsere «Frie- der desolaten Wirtschaftsla- Hause zu sein. Und «zu Hau-
denspartner» ge, mit der Korruption? Es se» bedeutet, dass der tod-
die jetzige Ter- gibt keinen Frieden mit ernste Polizist, der mir einen
rorwelle schon Arafat, weil er keinen wollen Strafzettel verpasst, irgend-
in Kindergärten kann. Das wäre sein Ende. wie mein Bruder ist.
über Generatio- Unabhängig von der Person Ein Wort zu den deutsch-
nen vorbereitet Arafats – sind Sie für einen israelischen Beziehungen. Die
haben. eigenen Palästinenserstaat? Kritik des FDP-Politikers Jür-
Aber der Ter- Ja, als eingeschworener gen Möllemann an Israel hat
ror nimmt zu Anhänger von Rabin war ich kürzlich eine Antisemitismus-
statt ab. Wäre schon immer dafür. Mein Debatte ausgelöst.
es nicht sinnvol- Wunschtraum ist eine Art ös- Möllemann ist ein
ler, statt auf mi- terreichisch-ungarische Mon- schlecht kalkulierender Op-
litärisches Vor- archie für Israel und die Pa- portunist, nichts weiter. Viel
gehen auf Frie- lästinenser, die – in ihre mehr hat mich schockiert,
densverhand- schrecklichen Flüchtlingsla- dass der Exminister Norbert
Wenn palästinensische Terroristen israelische Schulkinder lungen zu ger deportiert – im Grunde ge- Blüm, der wie ich den «Orden
ermorden, ruft dies die gleiche Empörung hervor, als setzen? nommen die Opfer ihrer grau- wider den tierischen Ernst»
wenn wir einen der brutalsten Mörder, einen Hamas- Aber genau samen arabischen Brüder trägt, noch viel antisemiti-
Führer, töten … Bild: Israelischer Soldat mit einem durch das haben wir sind. Unser Know-how und ihr scher als Möllemann ist. Er
Terroristen schwer verletzten Kind getan. In Camp Arbeitseifer zusammen, das hat erklärt, dass Israel «einen
David 2000. würde uns zum blühendsten hemmungslosen Vernich-
lichen Weltmedien derart dis- Das Resultat war, dass Arafat Ort im Nahen Osten machen. tungskrieg» gegen die «fried-
kriminiert, dass, wenn paläs- zurückgegangen ist und die Aber dazu muss eine neue lichen» Palästinenser führt,
tinensische Terroristen israe- bewaffnete Intifada begonnen palästinensische Generation während bei uns regelmässig
lische Schulkinder ermorden, hat. Was können wir mehr vor- kommen, die sagt: Schluss Dutzende Bürger abge-
dies die gleiche Empörung schlagen als die Rückgabe mit der Hass-Propaganda und schlachtet werden. Das ist
hervorruft, als wenn wir einen von 94 Prozent des Territori- mit dem Blutvergiessen! purer Antisemitismus. Ich
der brutalsten Mörder, einen ums? Was kann Israel für das habe dem Aachener Karne-
Hamas-Führer, töten. Kein Friede mit Arafat Entstehen einer solchen Gene- valsverein einen Brief ge-
Aber dabei sind auch Kin- also? ration tun? schrieben: Wenn sie meinen
der ums Leben gekommen. Arafat müsste den Oscar Wir sind schon dabei. Und Ritterbruder nicht verurtei-
Es war doch nicht unser bekommen als grösster es gibt auch auf der anderen len, oder er sich nicht öffent-
Ziel, Kinder umzubringen. Es Schauspieler. Er hat es meis- Seite positive Zeichen. In der lich entschuldigt, trete ich
ist insofern kein Zufall, als terlich verstanden, auf der Tageszeitung «Haaretz» haben aus dem Ritterorden aus.
sich die Terroristenführer Welle des weltweiten Antise- palästinensische Professoren Was hat man Ihnen geant-
gern mit Frauen und Kindern mitismus zu reiten. Auch er gerade eine Annonce veröf- wortet?
umgeben. Der entscheidende hat offensichtlich entdeckt, fentlicht, in der sie ihr Beileid Dass sie sich nicht mit Po-
Unterschied ist jedoch: Ganz dass der Nationalsozialismus für die Opfer des Universitäts- litik beschäftigen. Aber das
Israel hat es betrauert, die nicht ideologisch, sondern nur anschlags zum Ausdruck ist keine Frage der Politik.
Regierung und die Armee ha- militärisch besiegt wurde. Die bringen. Das ist eine Frage der Moral.
ben sich öffentlich entschul- ganze Welt glaubt, dass Was bedeutet Israel für Sie Aber Kritik an Israel muss
digt. Arafat dafür kämpft, eines persönlich? doch erlaubt sein?

20

Kritik ist erlaubt. Aber ich
bin der einseitigen Verurtei-
lung von Israel in Europa
ebenso müde wie die Ameri-
kaner. Ich sage ganz klar: Wer
heute den winzig kleinen, ums
Überleben kämpfenden jüdi-
schen Staat verurteilt, ist ein
Antisemit.
Was bedeutet es für Sie,
gerade in Deutschland so po-
pulär zu sein?
Ich bin ein Überlebender
des Holocaust. Da ist es für
mich eine besondere Genug-
tuung, dass die Enkel meiner
Henker meine ursprünglich
Hebräisch geschriebenen
Werke so lieben. Ich habe die-
se jungen Menschen auch
gern.
Sie sind ein israelischer
Patriot. Verstehen Sie die jun-
gen Deutschen, die sagen, sie
wollen «stolz» auf ihre Heimat
sein?
Ich habe immer gesagt,
dass ich Mitleid mit Leuten
habe, die nicht stolz auf ihr
eigenes Volk sind. Die Deut-
schen können allerdings stolz
darauf sein, wie ihr Land de-
mokratisch wieder aufgebaut
wurde. Lediglich für die Ver-
gangenheit müssen sie sich
schämen. Dennoch: Es gibt
keine kollektive Verantwor-
tung, nur eine kollektive
Schande. Was die Väter und
Grossväter der Deutschen ge-
tan haben, geht wahrhaftig
über alle moralischen und
menschlichen Begriffe hinaus.
Auch für uns ist es eine kol-
lektive Schande, dass beim
gerechtfertigten Angriff auf
den Hamas-Führer auch Kin-
der ums Leben kamen. Das
darf nicht mehr vorkommen.
Diese Gewissensbisse erwar-
te ich auch von meinen deut-
schen Freunden. ❏
Das Gespräch führte
Miriam Hollstein
WONACH RICHTEN SICH JÜDISCHE GLÄUBIGE
AN JESHUAH?
Die Beschneidung
des Fleisches und
der Shabbat am
siebten Tag
DR. GERSHON NEREL
«Wer auf sein Fleisch sät, der
wird von dem Fleisch das Ver-
derben ernten; wer aber auf den
Geist sät, der wird von dem
Geist das ewige Leben ernten»
(Gal 6,8).
«Das aber ist mein Bund, den
ihr halten sollt zwischen mir und
euch und deinem Geschlecht
nach dir: Alles, was männlich ist
unter euch, soll beschnitten wer-
den» (1.Mo 17,10). Dieses
Gebot, das Abraham und über
Isaak seinen Nachkommen
für immer gegeben wurde, ist
ein Ausdruck der einzigarti-
gen Beziehung Gottes zu Is-
rael. Auch Jeshuah wurde am
achten Tag beschnitten (vgl.
Lk 2,21). Heute ist die Be-
schneidung noch immer so-
wohl ein religiöses als auch
ein nationales Kennzeichen
für die Juden, die ewigen Er-
ben der göttlichen Verheissun-
gen durch Isaak und Jakob.
Die nationalen und territoria-
len Verheissungen an die Heb-
räer erfolgten mehrere Jahr-
hunderte vor der Übergabe der
Thora an Moses auf dem Berg
Sinai. Auch in unserer Zeit
werden diese Verheissungen
für Israel noch immer im Akt
der Beschneidung symbolisch
verkörpert. Gleichzeitig muss
jedoch deutlich hervorgeho-
ben werden, dass die Be-
schneidung keine Vorausset-
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
EIN BLICK AUS JERUSALEM: ISRAEL UNDISRAEL
zung für die Erlösung ist,
denn Rechtfertigung und Er-
lösung kommen allein durch
den Glauben an Jeshuah und
durch Seine Gnade zustande.
Dieses Prinzip gilt sowohl für
Juden als auch für Nichtjuden
(vgl. Röm 4,3-17; 10,4-10).
Dennoch ist die Beschnei-
dung als nationales Symbol
für den ursprünglichen Bund
zwischen Gott und Israel nach
wie vor ein einzigartiges
Kennzeichen für das gesamte
jüdische Volk, auch für jüdi-
sche Gläubige an Jeshuah.
Bedauerlicherweise wollten in
der frühen Kirchengeschichte
die Verfechter eines streng am
jüdischen Gesetz orientierten
Glaubens auch den Nichtju-
den die Beschneidung auf-
zwingen, mit der Begründung,
dieser Akt sei heilsnotwendig
(vgl. Apg 15,1). Aber dieses
Problem wurde bereits im ers-
ten Jahrhundert nach Christus
vom «Apostelkonzil» in Jeru-
salem gelöst. Schon damals
wurde verdeutlicht, dass die
Beschneidung des Fleisches
mit der Erlösung nichts zu tun
hat (vgl. Apg 15,24ff.).
Im Gegensatz dazu verlan-
gen, wie in zurückliegenden
Epochen der Kirchenge-
schichte, viele christliche Kir-
chen von jüdischen «Konver-
titen» die Abschaffung der
Beschneidung, ohne sich um
ein Verständnis für deren bib-
lischen Hintergrund zu bemü-
S E R I E
AUS
JESHUAH
hen. Manche jüdische Gläubi-
ge aus der älteren Generation
erinnern sich noch daran, wie
die Kirchen sie öffentlich dis-
kreditierten, als sie ihre eige-
nen Söhne beschneiden lies-
sen. Vor der Gründung des
Staates Israel im Jahr 1948
mussten jüdische Gläubige an
Jeshuah deswegen sogar mit
einem Kirchenausschluss
rechnen. In Israel können jü-
dische Gläubige heutzutage
problemlos die Dienste profes-
sioneller und für die Ausü-
bung dieses Berufs bevoll-
mächtigter Beschneidungs-
spezialisten (hebr.: Mohalim)
für die Beschneidung (hebr.:
Brit Mila) ihrer Söhne in An-
spruch nehmen. In manchen
Fällen, wenn die Eltern des
Auch in unserer Zeit werden
Verheissungen für Israel noch
immer im Akt der Beschneidung
symbolisch verkörpert
Säuglings dem Mohel von ih-
rem Glauben an Jeshuah er-
zählen, wird sich dieser wei-
gern, bei der Zeremonie den
traditionellen Segen zu spre-
chen. Dennoch wird er die Be-
schneidung durchführen, weil
er eine gute Tat (hebr. Mitz-
va) vollbringen will und weil
er für diesen Dienst schliess-
lich bezahlt wird. Heute wird
21
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
S E R I E
AUS
EIN ISRAEL
BLICK AUS JERUSALEM: ISRAEL UND JESHUAH
die Brit Mila unter jüdischen Gläubigen
an Jeshuah sowohl in Israel als auch in
der Diaspora fast uneingeschränkt ak-
zeptiert, weil es sich dabei um eine sym-
bolische Handlung mit nationalem Cha-
rakter handelt und weil sie als solche an
keiner Stelle im Neuen Testament für
ungültig erklärt wurde.
Auch der Mondkalender mit seinen
Fest- und Ruhetagen, wie er in 3. Mose
23 zusammenfassend dargestellt ist,
wurde nirgends in der Bibel abgeschafft.
Deshalb hat er auch für heutige jüdische
Gläubige an Jeshuah nichts von seiner
Gültigkeit verloren. Obwohl jüdische
Gläubige sich an den biblischen Kalen-
der mit seinen besonderen Tagen halten,
legen sie gros-
sen Wert auf
die Unterschei-
dung zwischen
den Lehren ih-
res Rabbis
(Meisters) aus
dem Neuen Tes-
tament einer-
seits und den
Erfindungen
des rabbini-
schen Juden-
tums ander-
erseits. Einzig
und allein die
Richtlinien
Jeshuahs soll-
Auch der Mondkalender mit sei- ten auch für die
nen Fest- und Ruhetagen, wie er Einhaltung des
in 3. Mose 23 zusammenfas- Shabbat be-
send dargestellt ist, wurde rücksichtigt
nirgends in der Bibel abge- werden, denn
schafft … Bild: Laubhüttenfest «der Sohn des
Menschen ist
Herr des Sabbats» (Mt 12,8). So ist im
Staat Israel für jüdische Gläubige an
Jeshuah natürlich der Shabbat (Samstag)
und nicht der Sonntag der Tag der Ruhe
und der Anbetung. In manchen Gemein-
den findet der allwöchentliche Gottes-
dienst am Freitagabend statt. Auch
Jeshuah hielt den Shabbat. Aber Seine
Kritik galt Seinen Zeitgenossen, den
Schriftgelehrten und Pharisäern. Des-
halb erklärte Er ihnen immer wieder, wie
der Shabbat wirklich gehalten werden
sollte. Diese Korrektur wäre auch erfor-
22
derlich im heutigen rabbinischen Juden-
tum mit seinen Einschränkungen im Hin-
blick auf die Einhaltung des Shabbat.
Weil zum Beispiel der «Sabbat um des
Menschen willen geschaffen worden ist und
nicht der Mensch um des Sabbats willen»
(vgl. Mk 2,27), können jüdische Gläubi-
ge an Jeshuah am Shabbat durchaus mit
dem Auto zu einer Bibelstunde oder zum
Gottesdienst fahren. In ähnlicher Weise
ist es «erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun»
(Mt 12,12). Deshalb ist nichts dagegen
einzuwenden, wenn jüdische Gläubige
sich am Shabbat des Feuers oder der
Elektrizität bedienen. Gleiches trifft auch
auf die diskrete Verwendung von Geld zu,
wenn die Notwendigkeit dazu besteht.
Jüdische Gläubige an Jeshuah sind je-
doch nicht gebunden an traditionelle
Bräuche wie zum Beispiel das Anzünden
von Kerzen am Freitagabend und die Ze-
remonie der Havdalah (hebr.: Trennung)
in Verbindung mit einem speziellen Ge-
bet am Ende des Shabbat. Für die Segens-
sprüche über den Shabbat-Kerzen oder
über den Besamim, den Gewürzen für die
Havdalah, gibt es keinerlei biblische
Grundlagen, obwohl in der rabbinischen
Tradition diese Gebete und Segenssprü-
che so behandelt werden, als seien sie von
Gott eingesetzt worden. Auch wenn beim
Anzünden der Kerzen gemäss der Halacha
(des jüdischen Religionsgesetzes) ein
Segen gesprochen wird, hat Gott dennoch
nicht befohlen, solche Zeremonien durch-
zuführen. Der wichtigste Punkt bei der
Beachtung des Shabbat ist das Abstand-
nehmen von Alltagspflichten zugunsten
der Anbetung Gottes. Dieser heilige Tag
soll dem Herrn gehören, indem man sich
bewusst Zeit nimmt für das eigene geist-
liche Wachstum und die Erbauung. So-
wohl die Beschneidung des Fleisches
als auch die Beachtung des Shab-
bat haben für jüdische Gläubige
an Jeshuah auch heute noch
ihre Gültigkeit, obwohl
der «Schlüssel» für die t am
n
Beurteilung ihres
hei
geistlichen Le-
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bens beim
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