EDITORIAL

FREDI WINKLER

Liebe Israelfreunde
Wie in vielen Teilen der Welt fiel auch in Israel aussergewöhnlich starker Regen, in
höheren Lagen sogar Schnee. Ein solches Wetter ist hier in Israel für diese Jahreszeit
ganz unüblich. Wegen der intensiven Regenfälle rechnet man sogar damit, dass der See
Genezareth wieder seinen normalen Pegel erreicht. Als es im Herbst den Anschein
hatte, dass ein trockener Winter bevorsteht, warnte ein Experte in seiner Langzeitprog-
nose vor einer drohenden, mehrere Jahre andauernden Dürreperiode im ganzen Nahen
Osten. Aber die Naturgewalten erinnern uns Menschen immer wieder daran, dass wir
eben doch nicht alles im Griff haben. Für Israel brachte das ausserordentliche Wetter
einen reichen Segen, um den viele gebetet hatten. Für die nächste Zeit hat Israel
wenigstens eine Sorge weniger.
Dafür stehen aber der Krieg im Irak und seine möglichen Folgen wie drohende
Gewitterwolken am Horizont. Israel hofft mit Amerika, dass Saddam Hussein und sein
▲

«Wenn ihr aber

Menschen verachtendes Regime möglichst schnell und ohne schwere Verluste beseitigt
von Kriegen und werden. Doch auch da ist es ähnlich wie beim Wetter: Der Mensch hat nicht alle
Empörungen Faktoren der Kriegführung in der Hand. So spielt unter anderem auch im Krieg das
hören werdet, so Wetter eine wichtige Rolle.
erschreckt nicht! Nicht nur in Israel ist das Wetter zur Zeit aussergewöhnlich, sondern auch im Irak.
Denn dies muss Dort machen ungewöhnlich starke Sandstürme den Soldaten schwer zu schaffen. Zum
vorher gesche- Teil betrug die Sichtweite nur ein paar Meter. Noch ist nicht abzusehen, für wen diese
hen, aber das Situation von Vorteil ist. Der starke Wind ist jedenfalls für den Einsatz von Giftgasen
Ende ist nicht äusserst ungünstig. Vielleicht verhindert diese Wetterlage sogar den Einsatz biologi-
sogleich da» scher oder chemischer Kampfstoffe oder neutralisieren ihre Wirkung.
In Israel betonte man, dass der Krieg im Irak nicht die Sache der Israelis sei. Von
verschiedenen Seiten wurde Israel und den Juden in Amerika vorgeworfen, dass sie als
Kriegstreiber dahinter stecken würden. Wie wir jedoch wissen, hat der Krieg gegen den
Irak indirekt sehr wohl etwas mit Israel zu tun. Darüber hinaus befindet sich praktisch
die ganze Welt deswegen in Aufruhr, und das ist ein weiterer Beweis dafür, dass an
diesem Krieg etwas anders ist als an den vorherigen. Er wird nämlich im Gebiet des
Flusses Euphrat ausgetragen, und dort sollen nach der biblischen Prophetie entschei-
dende Ereignisse stattfinden (vgl. Offb 9,13-21). Obwohl die meisten Ausleger im
jetzigen Geschehen keinen der endzeitlichen Kriege sehen, so ist man sich doch einig,
dass die ganze Entwicklung immer näher dorthin führt. Dies könnte auch ein verborge-
ner Grund für die starke Opposition gegen den zweiten Golfkrieg sein, obwohl jeder-
mann die Bedrohung, die von Saddam Hussein und seinem Regime ausgeht, anerken-
nen muss. Wie schon so oft ist für uns das Wort des Herrn aus Lukas 21,9 ein Trost:
«Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen hören werdet, so erschreckt nicht! Denn
dies muss vorher geschehen, aber das Ende ist nicht sogleich da.»
Gestärkt in der Gewissheit, dass unser Herr alles im Griff hat, grüsst Sie mit einem
herzlichen Shalom
FREDI WINKLER

3
Inhalt
April 2003
Bilanz des Schreckens: 17 Tote und 30
Verletzte Der Irakkrieg
Es war am und Israel
Mittwochnach- Der zweite
mittag, dem 5. Golfkrieg hat
März, als uns schon im
eine Detonati- Vorfeld bei der
on und an- Bevölkerung in
schliessendes Israel alte
Sirenengeheul Ängste geweckt. Allerdings war sich die militärische Führung
von Polizei und Rettungsfahrzeugen uns ziemlich sicher, dass diesmal die Gefahr nur sehr gering sein und
aufschreckte. Der in einer solchen Situation Israel nicht wie vor 12 Jahren mit Raketen beschossen werden würde
schon fast automatische Griff zum Radio Seite 9
bestätigte unsere böse Ahnung…
Seite 14 EDITORIAL
3 von Fredi Winkler
Arafat tritt ab
Die Palästi- BIBLISCHE BOTSCHAFT
nensische 5 Gottes Bund mit Abram
Autonomiebe-
hörde (PA) hat HINTERGRUNDINFORMATIONEN AUS ISRAEL
einen neuen 9 Der Irakkrieg und Israel
Vorsitzenden.
9 Der Mythos vom jüdischen Sündenbock
Abu Mazen
gehört zur 10 Das Grauen in Zahlen
Elite des 11 Israel muss sparen
Westjordanlandes
Seite 11 11 Arafat tritt ab
12 Mikrochip fixiert Rücken
Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis Stück-
werk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigenverantwortlich 12 Ein ehrgeiziges Projekt
ihre persönliche Sicht dar. 13 «Winzlinge» überlisten den Feind
Initialen der Autoren in dieser Ausgabe:
BH = Brigitte Hahn, FW = Fredi Winkler, ZL = Zwi Lidar 13 Die Hamas im Fadenkreuz
13 Eine Männerbastion fällt
Nachrichten aus Israel
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16 Tödliche Sprengladung
In memoriam: Wim Malgo
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17 Terror durch die Hintertür
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Die «Nachrichten aus Israel» erscheinen auch in französischer, englischer, holländischer, 17 Der Terror als Attraktion
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palästinensischer Christen, Teil 2

4

Gottes Bund
mit Abram
Wenn Gott mit einem Menschen einen Vertrag abschliesst,
dann haftet Er selbst für dessen Einhaltung. Dieses Prinzip
lässt sich im gesamten Verlauf der Heilsgeschichte
beobachten. Warum das so ist, erklärt der Autor am
Beispiel einer bekannten biblischen Persönlichkeit.
SAMUEL RINDLISBACHER
B
evor Gott einen Bund mit Abram
schloss, erlebte dieser Mann et-
was ganz Entscheidendes. Das
wird uns in 1. Mose 14,8-23 berichtet:
«Da zogen aus der König von Sodom, der
König von Gomorra … zu streiten … mit
… dem Könige der Gojim, und mit … dem
König von Sinear … vier Könige gegen
fünf. … Aber die Könige von Sodom und
Gomorra flohen und fielen daselbst, und
was übrig blieb, floh ins Gebirge. Und jene
nahmen alle Habe zu Sodom und Gomor-
ra und alle ihre Nahrung, und machten sich
davon. Sie nahmen auch mit sich Lot …
und seine Habe – denn er wohnte zu So-
dom – und gingen. … Als nun Abram hör-
te, dass der Sohn seines Bruders gefangen
sei, bewaffnete er seine erprobten Knech-
te, dreihundertundachtzehn, die in seinem
Hause geboren waren, und jagte jenen nach
bis gen Dan … und überfiel sie heimlich
bei Nacht mit seinen Knechten und schlug
sie und verfolgte sie bis gen Hoba … Und
er brachte alle Habe wieder; auch … Lot
und dessen Habe, die Frauen und das Volk
brachte er wieder. Als aber Abram von der
Schlacht … zurückkehrte, ging ihm der
König von Sodom entgegen … Aber Mel-
chisedek, der König von Salem, brachte
Brot und Wein herbei. Und er war ein Pries-
ter Gottes, des Allerhöchsten. Und er seg-
nete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram
vom allerhöchsten Gott, dem Besitzer des
Himmels und der Erde. Und gelobt sei
B I B L I S C H E
Gott, der Allerhöchste, der deine Feinde
in deine Hand geliefert hat! Und Abram
gab ihm den Zehnten von allem. Da sprach
der König von Sodom zu Abram: Gib mir
die Seelen, die Habe behalte für dich! Ab-
ram sprach zum König von Sodom: Ich
hebe meine Hand auf zu dem Herrn, dem
allerhöchsten Gott, dem Besitzer des Him-
mels und der Erde, dass ich von allem, was
dein ist, nicht einen Faden noch Schuhrie-
men nehmen will.» Die Gegensätze, die
hier aufeinanderprallen, könnten grös-
ser nicht sein. Auf der einen Seite steht
der König von Sodom als Stellvertreter
für die Welt der Sünde, der Ablehnung
und Rebellion gegen Gott; ihm gegenü-
ber der geheimnisvolle König von Sa-
lem. Über ihn sagt die Bibel: «Er war
ein Priester Gottes, des Allerhöchsten.»
Abram befand sich hier an einem ent-
scheidenden Punkt seines weiteren
geistlichen Lebens. Es galt für ihn, die
Weichen für die Zukunft zu stellen. Um
die Dramatik dieses Geschehens bes-
ser verstehen zu können, sollten wir
bedenken, dass Abram bereits Erfah-
rungen mit Gott gemacht hatte. Er war
dabei, Gott kennen zu lernen, aber ein
Bundesschluss hatte noch nicht statt-
gefunden.
Als der König von Sodom auf ihn zu-
trat, begegnete ihm das, was er von sei-
ner eigenen Kultur her kannte: Sünde,
Unmoral und Auflehnung gegen Gott.
Diese war er im Begriff zu verlassen.
Anders die Begegnung mit Melchise-
dek, dessen Geisteshaltung für ihn et-
B O T S C H A F T
was völlig Neues war. Dennoch merkte
Abram, dass ihn hier ein Bote Gottes
gerufen hatte.
In Abram fand Gott das, was Er Jahr-
hunderte später bei Pilatus vergeblich
suchte. Als Jesus vor Pilatus stand,
stellte dieser Ihm die rhetorische Fra-
ge: «Was ist Wahrheit?» (Joh 18,38), ohne
dabei in Wirklichkeit die Wahrheit ken-
nen lernen zu wollen. Denn zuvor sagte
der Herr Jesus zu ihm: «Ich bin dazu ge-
boren und dazu in die Welt gekommen,
dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe; jeder,
der aus der Wahrheit ist, hört meine Stim-
me» (V 37). Pilatus wurde vor die Ent-
scheidung gestellt. Er entschied sich
gegen Jesus und damit gegen die Wahr-
heit.
Ganz anders Abram. Er war bereit,
der Wahrheit, der Stimme Gottes, zu ge-
horchen. In ihm erfüllte sich das, was
Jesus später sagte: «… der aus der Wahr-
heit ist, hört meine Stimme.» Weil er aus
der Wahrheit war, merkte Abram, dass
Gott zu ihm redete. Und so geschah das,
was ich nun durch ein Bild zu illustrie-
ren versuche. Stellen wir uns eine Hoch-
zeit vor: Die Braut tritt verschleiert an
den Traualtar. Damit bringt sie zum
Ausdruck, dass sie ihrem Bräutigam
noch nicht ganz gehört. Noch sind die
beiden nicht Mann und Frau. Erst nach
dem Gelöbnis und dem Anstecken der
Trauringe darf der Bräutigam den
Schleier entfernen, und nun sieht er
zum ersten Mal in das Gesicht seiner
ihm eben angetrauten, nun ganz gehö-
renden Frau. Ähnlich erging es Abram.
Durch seine Entscheidung für die Wahr-
heit hob Gott den Schleier etwas zur
Seite und liess Abram ein wenig von Sei-
nem Wesen erkennen. Interessant war
die Reaktion Abrams. Melchisedek be-
grüsste ihn mit den Worten: «Gesegnet
sei Abram von Gott, dem Höchsten, der
Himmel und Erde geschaffen hat!» Durch
diesen Gruss des Königs von Salem
hörte Abram zum ersten Mal in seinem
Leben den Namen des Gottes, der ihn
gerufen hatte. Er lernte Ihn als den
Schöpfer des Himmels und der Erde
kennen.
In diesem Moment müssen in Abram
zwei Dinge vorgegangen sein: Einer-
seits war er sicherlich überrascht,
5
B I B L I S C H E B O T S C H A F T
andererseits
erleichtert.
Hatte nicht
Abram seine
Heimat, sei-
ne Freunde
und Familie
verlassen,
mit dem Ziel,
diesen Gott kennen zu lernen? Und nun
war es Melchisedek, der ihm diesen Gott
offenbarte. Als nun der König von Sodom,
der «König der Sünde», auf ihn zutrat, um
ihm ein Angebot zu unterbreiten, antwor-
tete Abram: «Ich hebe meine Hand auf zu
dem Herrn, dem allerhöchsten Gott, dem
Besitzer des Himmels und der Erde, dass
ich von allem, was dein ist, nicht einen Fa-
den noch Schuhriemen nehmen will …»
(1.Mo 14,22-23).
Erst nach dieser Entscheidung Ab-
rams schloss Gott einen Bund mit ihm.
Auch in unserem Leben ist das so. Erst
wenn wir der Wahrheit gehorchen, die
Gott uns offenbart, kann Er uns in tiefe-
re Wahrheiten führen.
Gottes Bund mit Abram war der Be-
ginn eines ganz neuen Zeitabschnitts,
nicht nur für ihn selbst, sondern auch
Gottes Bund mit Abram
ist unumstösslich und
ewig gültig; Er allein hat
sich zu diesem Bund
verpflichtet und wird ihn
auch einhalten!
darüber hinaus. Es verhielt sich wie mit
einem ins Wasser geworfenen Stein, der
immer weitere Kreise zieht.
Wenn wir die Bibel studieren, stellen
wir fest, dass es Gottes grösster Wunsch
ist, sich dem Menschen mitzuteilen und
mit ihm Gemeinschaft zu haben. Gott will
sich dem Menschen offenbaren, um ihm
ewiges Leben zu schenken. Schon im
Paradies wird das deutlich. Dort verhiess
Gott dem in Sünde gefallenen Menschen
einen Erlöser (1.Mo 3,15). Später ver-
6
sprach Gott dem Noah, dass diese Erde Aber die Vögel zerteilte er nicht. Und es fie-
nie mehr durch eine Wasserflut zerstört len Raubvögel über die Opfer her; aber Ab-
werden solle (1.Mo 9,8-11). Und nun griff ram verscheuchte sie. Da nun die Sonne
Gott in das Leben Abrams ein. Durch ihn anfing sich zu neigen, fiel ein tiefer Schlaf
sollte die dem ersten Menschenpaar ge- auf Abram, und siehe, Schrecken und gros-
gebene Verheissung über den Erlöser se Finsternis überfielen ihn. … Als nun die
Wirklichkeit werden,
und zwar durch die
Nachkommen Abrams,
das Volk der Juden, das
in Israel wohnen sollte.
Aus diesem Volk sollte
dann Der kommen, wel-
cher der Schlange den
Kopf zertreten sollte: der
Erlöser.
Gottes Wunsch ist es,
uns Menschen ewiges
Leben zu schenken. Er
hat kein Gefallen am Tod
des Gottlosen (Hes
33,11). Gottes Ziel ist die
Errettung. Um es mit an-
deren Worten auszudrü-
cken: Er will uns das ver- «… und der Herr sprach zu Abram: Bringe mir eine drei-
lorene Paradies zurück- jährige Kuh …» 1.Mo 15,9
bringen. Dieser Gedanke
zieht sich wie ein roter Faden durch die Sonne untergegangen und es finster gewor-
ganze Heilige Schrift hindurch. So lesen den war, siehe, da rauchte ein Ofen, und eine
wir am Schluss der Bibel: «Und ich Feuerfackel fuhr zwischen den Stücken hin.
hörte eine grosse Stimme von dem An dem Tage machte der Herr einen Bund
Thron her, die sprach: Siehe da, die mit Abram und sprach: Deinem Samen habe
Hütte Gottes bei den Menschen! Und ich dieses Land gegeben, vom Fluss Ägyp-
er wird bei ihnen wohnen, und sie tens bis an den grossen Strom, den Euphrat»
werden sein Volk sein, und er selbst, (1.Mo 15,7-12.17-18). Diese Art des Ver-
Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein» tragsabschlusses war zur damaligen Zeit
(Offb 21,3). allgemein üblich. Die oben erwähnten
Tiere wurden geschlachtet und in der
Vertragsabschluss in alter Mitte zerteilt. Danach legte man beide
Zeit Tierhälften auf den Boden, so dass eine
Damit Gott diesem Ziel näher Gasse entstand. Zum Zeichen ihrer ge-
kommen konnte, schloss Er mit genseitigen Übereinkunft gingen nun
Abram einen Bund. Dies geschah beide Vertragsparteien durch diese Gas-
auf folgende Weise: «Und er sprach zu ihm: se hindurch. Damit war der Vertrag oder
Ich bin der Herr, der ich dich von Ur in Bund rechtsgültig. Sollte jedoch eine der
Chaldäa ausgeführt habe, dass ich dir die- beiden Parteien diesen Vertrag brechen,
ses Land erblich zu besitzen gebe. Abram sollte es dem Vertragsbrüchigen genauso
aber sprach: Herr, Herr, wobei soll ich mer- ergehen wie den zerteilten Tieren.
ken, dass ich es erblich besitzen werde? Und Halten wir fest: Alle Vorbereitungen
er sprach zu ihm: Bringe mir eine dreijähri- waren getroffen, die Tiere geschlachtet,
ge Kuh und eine dreijährige Ziege und einen in ihrer Mitte zerteilt und eine Gasse bil-
dreijährigen Widder und eine Turteltaube dend auf den Boden gelegt. Der Vertrags-
und eine junge Taube. Und er brachte sol- unterzeichnung stand nichts mehr im
ches alles und zerteilte es mitten voneinander, Weg. Da geschah etwas Eigenartiges,
und legte einen Teil dem andern gegenüber. denn Abram war ja zugegen: Raubvögel
 B I B L I S C H E B O T S C H A F T

stürzten sich auf die Tierkadaver. Abram schläft! Erinnert uns das nicht an den Als der Herr Jesus kurz davor stand,
verscheuchte sie. Als die Sonne unter- Schlaf der Jünger im Garten Gethsema- die Erlösung zu vollbringen und damit die
ging, fiel ein tiefer Schlaf auf ihn. Aber ne? «Und er (Jesus) nahm mit sich Petrus Verheissung einzulösen, schliefen alle
er hatte innerlich keine Ruhe, sondern und die zwei Söhne des Zebedäus und fing Seine Begleiter. Selbst am Kreuz hing Er
wurde von Angst und Schrecken geplagt. an zu trauern und zu zagen. Da sprach Je- allein zwischen zwei Verbrechern (Joh
Anschliessend geschah Folgendes: sus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an 19,18). Das zeigt uns mit aller Deutlich-
«… da rauchte ein Ofen, und eine Feuerfa- den Tod; bleibt hier und wacht mit mir! Und keit, dass die Erlösung allein Gottes
ckel fuhr zwischen den Stücken hin.» Das er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Werk ist. Wir können nichts dazu beitra-
bedeutet: Angesicht und betete und sprach: Mein Va- gen. So ist, wie die Errettung Israels,
ter, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an unsere Erlösung allein Gottes Sache!
Gott allein haftet für den Vertrag mir vorüber; doch nicht wie ich will, son- Nicht umsonst heisst es in Sacharja 4,6
Dass Gott allein («… eine Feuerfa- dern wie du willst! Und
ckel …») zwischen den Stücken der Tier- er kam zu seinen Jün-
kadaver hindurchging, bedeutet: Er ver- gern und fand sie schla-
pflichtete sich, den Bund bzw. Vertrag fend und sprach zu Pet- Diejenigen, die dem Volk und
einseitig einzuhalten. Abram war auf- rus: Könnt ihr denn Land Israel die Verheissungen
grund seines tiefen Schlafs unfähig, nicht eine Stunde mit
seinerseits den Vertragsabschluss zu be- mir wachen? Wachet absprechen,
stätigen. So sehen wir, dass der Bund und betet, dass ihr nicht sollten be-
Gottes mit Abram ein Vertrag ist, der al- in Anfechtung fallt! Der
lein auf den Zusagen Gottes beruht und Geist ist willig; aber denken, dass
deshalb unwiderruflich ist! das Fleisch ist sie damit
Die bei diesem Gottesbund gemachten schwach» (Mt 26,37-
Zusagen umfassen alle an Abram zuvor 41). auch der
gegebenen Verheissungen in Bezug auf Der Herr Jesus be- Gemeinde
das Land, das Volk und den Segen (1.Mo findet sich hier auf
12,1-3). Gerade in unserer Zeit dürfen wir dem Weg, die Erlö- Jesu jegliche
nie vergessen, dass Gott unverbrüchlich sung zu vollbringen, Sicherheit
zu Seinem Bund steht, auch wenn sich aber alle anderen Be-
heute immer mehr Menschen – leider teiligten schlafen! Um streitig ma-
auch viele Christen – von Israel abwen- den Zusammenhang chen, denn
den. Ein Ehepaar, das eine evangelikale zu verstehen, müssen
Gemeinde besucht, erzählte mir: «Unser wir uns in Gedanken als Gläubige
Pastor sagt, dass Israel heute keine bib- in den Garten Eden, sägen sie
lische Bedeutung und Berufung mehr das verlorene Para-
habe. Vielmehr sei es so, dass alle Ver- dies, begeben. Dort sozusagen den Ast ab, auf dem
heissungen auf die Gemeinde Jesu bezie- wurde dem ersten sie sitzen
hungsweise auf die Kirche übergegangen Menschenpaar nach
seien.» Wer so etwas behauptet, straft dem Sündenfall ein
Gottes Bund mit Abram Lügen! Auch der Erlöser versprochen
Apostel Paulus betont den ewig gültigen (1.Mo 3,15). Nachdem Adam und Eva aus über das Land und Volk Israel: «Es soll
Bund Gottes mit Abram: «Denn Gottes dem Paradies ausgeschlossen waren, nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch
Gaben und Berufung können ihn nicht ge- wussten sie, dass sie nie mehr dorthin meinen Geist geschehen, spricht der Herr
reuen» (Röm 11,29). Gottes Bund mit zurückkehren konnten. Ein Engel ver- Zebaoth.»
Abram ist unumstösslich und ewig gül- sperrte ihnen den Weg. Doch die Verheis- Diejenigen, die dem Volk und Land
tig; Er allein hat sich zu diesem Bund sung Gottes blieb bestehen. Israel die Verheissungen absprechen,
verpflichtet und wird ihn auch einhalten! Etwa 2 000 Jahre danach wurde Ab- sollten bedenken, dass sie damit auch der
ram durch einen Bund zugesichert, dass Gemeinde Jesu jegliche Sicherheit strei-
Gott allein wirkt in Jesus Christus der versprochene Erlöser durch ihn kom- tig machen, denn als Gläubige sägen sie
die Erlösung men werde. Als Gott aber diesen Vertrag sozusagen den Ast ab, auf dem sie sit-
Wie wir bereits sahen, fiel Abram in mit Abram schliessen wollte, schlief die- zen. Wie sollte Gott zu Seiner Gemeinde
einen tiefen Schlaf und war somit unfä- ser. Danach vergingen wieder rund 2 000 in unverbrüchlicher Treue stehen, wenn
hig, den Bund mit Gott zu schliessen. Ei- Jahre, bis der lange verheissene und er- Er Seinen unwiderruflichen, mit Abram
genartig – ein Vertrag soll unterzeichnet sehnte Erlöser endlich da war: Jesus geschlossenen Bund plötzlich ungültig
werden, aber eine der beiden Parteien Christus. machen würde?

7
 B I B L I S C H E B O T S C H A F T

Der Feind
will die
Zusagen
Gottes
zunichte
machen
Als Ab-
ram die ge-
schlachteten
Tiere zerteilte und ihre Hälften auf den
Boden legte, lesen wir: «Und es fielen
Raubvögel über die Opfer her; aber Abram
verscheuchte sie» (1.Mo 15,11).
Der Bund, den Gott mit Abram
schliessen wollte, sollte verhindert wer-
den. Die sich auf die Tierkadaver stür-
zenden Raubvögel widerspiegeln zum ei-
nen die notvolle Geschichte der Juden.
Immer wieder wird ihnen das Existenz-
recht abgesprochen. Damals geschah es
durch die Inquisition in Spanien, dann
zur Zarenzeit in Russland, später insze-
nierte Nazi-Deutschland den Holocaust,
und heute wollen 22 arabische Staaten
die Juden bzw. Israelis am liebsten ins
Meer treiben. Hinter diesen Bestrebun-
gen steht der Feind Gottes. Er versucht,
die Erfüllung der Verheissung Gottes an
Abram zu verhindern.
Reuters
gestellt, ausgelacht, verspottet und ge-
hasst. Auf dieser Erde sind wir Fremd-
linge und haben keine bleibende Stätte
(Hebr 13,14). Auch die Spötter sind wie
Raubvögel, welche die Erfüllung der Ver-
heissungen Gottes an Abram und –
durch seinen Samen, Jesus Christus –
an der Gemeinde Jesu unmöglich ma-
chen wollen.
Nachdem Abram in tiefen Schlaf ge-
fallen war, überfielen ihn «Schrecken und
grosse Finsternis» (1.Mo 15,12). Ist nicht
die Geschichte Israels wie auch der Ge-
meinde Jesu voller Angst und Schrecken,
voller Antisemitismus und Christenver-
folgung? In Israel vergeht heute kein
Tag ohne Angst vor einem Terroran-
schlag. In Indonesien, im Sudan, in Chi-
na, Nordkorea und den islamischen Län-
dern sterben täglich Christen um ihres
Glaubens willen. Wissend um alle Angst
und Not ruft der Herr Jesus den Seinen
zu: «In der Welt habt ihr Trübsal; aber seid
getrost, ich habe die Welt überwunden!»
(Joh 16,33). Es erfüllt sich das, was Ab-
ram beim Bundesschluss erlebte, näm-
lich «Schrecken und grosse Finsternis».
Prophetisch sind dies die Schatten des
Kampfes zwischen den höllischen Mäch-
ten und den Ver-
heissungen Gottes.
Herr wird über die ganze Erde König wer-
den. An jenem Tage wird nur ein Herr sein
und sein Name nur einer. Das ganze Land
von Geba bis Rimmon, südlich von Jerusa-
lem, wird in eine Ebene verwandelt werden.
Jerusalem aber wird erhöht sein und an sei-
ner Stätte bewohnt werden, vom Tore Ben-
jamin bis an die Stelle des ersten Tors, bis
an das Ecktor, und vom Turm Hananeel bis
zu den Keltern des Königs. Und sie werden
darin wohnen; und es wird kein Bannfluch
mehr sein, und Jerusalem wird sicher woh-
nen» (Sach 12,10; 14,9-11).
Auch für alle wiedergeborenen Chris-
ten, die im Samen Abrahams gesegnet
sind, wird sich das erfüllen, was in Rö-
mer 8,31-39 geschrieben steht: «Was sol-
len wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns,
wer mag wider uns sein? Welcher sogar sei-
nes eigenen Sohnes nicht verschont, son-
dern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie
sollte er uns mit ihm nicht auch alles schen-
ken? Wer will gegen die Auserwählten Got-
tes Anklage erheben? Gott, der sie recht-
fertigt? Wer will verdammen? Christus, der
gestorben ist, ja vielmehr, der auch aufer-
weckt ist, der auch zur Rechten Gottes ist,
der uns auch vertritt? Wer will uns schei-
den von der Liebe Christi? Trübsal oder
Angst oder Verfolgung oder Hunger oder
Blösse oder Gefahr oder Schwert? Wie ge-

schrieben steht: ‹Um deinetwillen werden

Gottes Bund mit wir getötet den ganzen Tag, wir sind ge-
Abram kann achtet wie Schlachtschafe!› Aber in dem
nicht gebrochen allen überwinden wir weit durch den, der
werden uns geliebt hat! Denn ich bin überzeugt,
Es wird der Tag dass weder Tod noch Leben, weder Engel
kommen, an dem noch Fürstentümer noch Gewalten, weder
eintrifft, was Gott Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder
durch den Prophe- Hohes noch Tiefes, noch irgendein anderes
ten Sacharja ge- Geschöpf uns zu scheiden vermag von der
weissagt hat: «Aber Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, uns-
über das Haus David rem Herrn!»
und über die Einwoh- Gott steht zu Seinem Wort an Abram
ner von Jerusalem und damit auch zu Israel und zu den
will ich ausgiessen Gliedern der Gemeinde Jesu, die durch
den Geist der Gnade den Samen Abrams, Jesus Christus, ge-
Heute wollen 22 arabische Staaten die Juden bzw. Israelis am und des Gebets, und segnet sind! Schliessen möchte ich mit
liebsten ins Meer treiben. Bild: Antiisraelische Demonstration in sie werden auf mich dem Wort aus 4. Mose 23,19: «Gott ist
Jordanien sehen, den sie durch- nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein
stochen haben, und Menschenkind, dass ihn etwas gereue. Soll-
Die Szene mit den Raubvögeln spie- sie werden um ihn klagen, wie man klagt te er etwas sagen und nicht tun? Sollte er
gelt aber auch die Geschichte der Ge- um ein einziges Kind, und sie werden etwas reden und es nicht halten?» Das gilt,
meinde Jesu wider. Wiedergeborene bitterlich über ihn weinen, wie man bitterlich lieber Leser, liebe Leserin, auch für Ihr
Christen wurden und werden in Frage weint über einen Erstgeborenen. … Und der Leben! ❏

8
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS
AUSISRAEL
ISRAEL

ANGST UND HOFFUNG
Der Irakkrieg und
Israel
Der zweite Golfkrieg hat schon im Vorfeld bei der Bevölke-
rung in Israel alte Ängste geweckt. Allerdings war sich die
militärische Führung ziemlich sicher, dass diesmal die Gefahr
nur sehr gering sein und Israel nicht wie vor 12 Jahren mit
Raketen beschossen werden würde.
Die Amerikaner machten die
Absicherung des Westiraks
zur Priorität in ihrer Strate-
gie, weil sie gewährleisten
wollten, dass von dort aus
keine Raketen auf Israel ab-
geschossen werden können.
Doch niemand konnte mit Si-
cherheit diese Möglichkeit
ausschliessen. Deshalb muss-
te man sich in Israel trotzdem
auf alle Eventualitäten vorbe-
reiten. Aber gleichzeitig tat
man alles, damit das tägliche
Leben wie gewohnt weiterlau-
fen konnte.
Mittlerweile ist die israeli-
sche Regierung gezwungen,
ein Notstandsbudget zu er-
stellen, denn die wirtschaftli-
che Lage im Land wird immer
prekärer. Vieles hängt auch
vom Ausgang des Krieges im
Irak ab, denn dadurch wird
die weitere Entwicklung im
Nahen Osten entscheidend
beeinflusst. Israel hofft auf
eine amerikanische Finanzhil-
fe von 1-2 Milliarden Dollar
und auf die Genehmigung ei-
ner Anleihe von mindestens 8
Milliarden Dollar. Darüber hi-
naus soll nach dem Irakkrieg
eine ernsthafte Lösung des
Palästinenserprob-
lems angestrebt
werden. Wegen der
finanziellen Abhän-
gigkeit Israels von
Amerika werden die
USA einen nicht zu
unterschätzenden
Einfluss auch auf
diese Entwicklung
haben. Schon jetzt
steht fest, dass der
Krieg gegen den
Irak ein Wende-
punkt in der Ge-
schichte des Nahen
Reuters Ostens und damit
auch Israels sein
wird. Vieles deutet ferner da-
rauf hin, dass der Krieg sogar
entscheidend sein wird für
den weiteren Verlauf der Welt-
geschichte und uns mit Si-
cherheit einen Schritt näher
bringen wird zu den endzeit-
lichen Ereignissen, von denen
die Bibel redet.
Doch über all diesen Über-
legungen steht der allmächti-
ge Gott, dessen wachsames
Auge insbesondere auf dem
Land und Volk Israel ruht.
Diese Gewissheit gibt uns
auch in dieser bedrohlichen
Zeit eine lebendige Hoffnung,
denn wir dürfen wissen, dass
Gott unsere Gebete erhört.
FW ❏

IN KRISENZEITEN BLÜHT DER ANTISEMITISMUS tauchten immer wieder ge-

fälschte Dokumente auf, in
Der Mythos vom jüdischen denen «Beweise» über eine
«jüdische Weltherrschaft»

Sündenbock standen. Ein bekanntes Bei-

spiel ist das Werk «Protokol-
le der Weisen von Zion». Da-
Aus der jüdischen Geschichte kennt man dieses Phänomen bereits: In schlechten Zeiten gegen hört man in jüngster
suchten die Menschen einen «Sündenbock», und oft waren das die Juden. Im Hinblick auf Zeit immer wieder Behauptun-
den am 20. März begonnenen Golfkrieg scheint sich die Geschichte zu wiederholen. gen, dass nur Israel am Sturz
des irakischen Diktators Sad-
In den letzten Wochen vor Krieg am Persischen Golf zu antisemitischen «Verschwö- dam Hussein interessiert sei
Ausbruch des Krieges mehr- treiben versuchen». Solche rungstheorie», kommen vor und «Juden die USA und die
ten sich die Anschuldigungen, Äusserungen, die nichts ande- allem aus europäischen Staa- übrige freie Welt blenden». Im
dass «Juden die USA in einen res sind als Neuauflagen der ten. Im Laufe der Geschichte nächsten Schritt werden Ju-

9
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
den beschuldigt, die für die
amerikanische Regierung tä-
tig sind. Diese arbeiten angeb-
lich mit anderen Juden zusam-
men, die grossen Einfluss im
amerikanischen Wirtschafts-
leben haben. Ferner würden
diese jüdischen Regierungs-
vertreter ausschliesslich die
Interessen ihrer «zionisti-
schen Glaubensgenossen in
Israel» verfolgen. Es fielen
auch Namen einiger Personen
jüdischer Abstammung; er-
wähnt wurden unter anderem
der stellvertretende Verteidi-
gungsminister Paul Wolfowitz
und Richard Pearl, der Vorsit-
zende des Pentagon-Beirates.
Dieser Personenkreis habe
«die Fäden in der Hand», und
es wäre sein Ziel gewesen, um
jeden Preis einen Krieg anzu-
zetteln, der nur im Interesse
Israels sei.
Derartige Äusserungen
sind mittlerweile nicht nur in
Europa, sondern auch in den
Reuters
Antisemitische Behauptung: Nur die Juden seien am Sturz Saddam Husseins
interessiert … Bild: brennender Palast von Saddam in Bagdad
USA zu hören. Zu den antise-
mitisch Motivierten gehören
jene, die bereits in der Vergan-
genheit wegen ihrer antiisrae-
lischen Haltung auffielen, wie
10
Paul Wolfowitz, stellvertreten-
der US-Verteidigungsminister
der Politiker und ehemalige
Präsidentschaftskandidat Pat
Buchanan. Seine Äusserungen
wurden von Journalisten auf-
gegriffen, die ebenfalls wegen
ihrer antiisraelischen Einstel-
lung bekannt sind. Diesem
Personenkreis hat sich der
Kongressabgeordnete Jim Mo-
ran angeschlossen. Der Demo-
krat aus dem Bundesstaat Vir-
ginia hielt kürzlich eine Rede
auf einer Protestkundgebung
von Kriegsgegnern. Er sagte
Reuters
unter anderem: «Die
Mitglieder der jüdi-
schen Gemeinschaft
haben einen derart
grossen Einfluss, dass
sie sogar die Richtung,
die unser Land ein-
schlägt, bestimmen
können.» Er fügte hin-
zu, dass sich die USA
ohne diesen «jüdischen
Einfluss» niemals für
ein militärisches Ein-
greifen am Persischen
Golf entschieden hät-
ten. Solche Hetzreden
bewirkten heftige Re-
aktionen. Nicht nur Ju-
den, sondern auch
Nichtjuden protestierten dage-
gen, aber diese Proteste brach-
ten einige Antisemiten erst
recht auf die Barrikaden. Jim
Moran wies die Anschuldi-
gung, er sei ein Antisemit, ent-
schieden zurück. Zum «Be-
weis» erwähnte er, dass eine
seiner Töchter zum Judentum
übergetreten und er selbst
mit einer Jüdin verheiratet
sei. Doch diese vermeintli-
chen Beweise nützten ihm
nichts. Er musste von sei-
nem Amt an der Spitze der
demokratischen Partei zu-
rücktreten.
In Israel wurden die
Anschuldigungen «gegen
die Juden und die Zionis-
ten» ebenfalls heftig zu-
rückgewiesen. Natürlich
habe Israel ein berechtig-
tes Interesse an den Vor-
gängen im Irak, denn
schliesslich handele es
sich um einen Nachbar-
staat, der nie verschwie-
gen habe, dass Israel ihm
ein Dorn im Auge sei. Es
zeige sich jedoch bisher
klar, dass Israel sich aus ei-
nem Krieg herausgehalten
habe, denn ein zweiter Golf-
krieg sei ein Krieg der Ameri-
kaner. ZL ❏
EIN ANSTIEG UM 100
PROZENT
Das
Grauen
in
Zahlen
Im Jahr 2002 stieg die Zahl
der bei Terroranschlägen
verletzten oder getöteten
Opfer im Vergleich zum
Vorjahr um 100 Prozent an.
Diese Zahlen sowie weitere
Statistiken präsentierte Shlomo
Aharonishky, der Oberbefehls-
haber der israelischen Polizei.
Im Verlauf des Jahres 2002 wur-
den insgesamt 1 781 Anschlä-
ge verübt. Dabei kamen 2 300
Personen zu Schaden; es gab
456 Todesopfer. Innerhalb der
grünen Grenze, das heisst im is-
raelischen Kernland ohne Ju-
däa, Samaria und dem Gaza-
streifen,
kam es zu
227 An-
schlägen,
bei denen
261 Men-
schen er-
mordet
wurden.
Zum Ver-
gleich:
2001 wur-
den 1 525
Terroran- Polizeichef Shlomo
Aharonishky
schläge
verübt;
dabei starben 208 Menschen.
Nach Angaben der israelischen
Polizei konnten in Israel im ver-
gangenen Jahr etwa 45 An-
schläge verhindert und 236
Sprengsätze rechtzeitig ent-
schärft werden. Im Jahr 2002
starben 21 Polizisten im Dienst;
70 wurden verletzt. ZL ❏
 Von Finanzminister Silvan
Shalom (links) schweres Amt
übernommen: Benjamin
Netanjahu
DRAMATISCHER
ANSTIEG DER STAATS-
VERSCHULDUNG
Israel muss sparen
Israel steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Der Minus-
stand der Staatskonten wächst und erreicht bedrohliche
Ausmasse.
Noch immer müssen für mi-
litärische Sicherheitsmass-
nahmen enorme Summen aus-
gegeben werden, die durch
den Krieg gegen den Irak
noch weiter ansteigen.
Zugleich gehen die staatli-
chen Einnahmen immer mehr
zurück, denn alle Wirtschafts-
zweige machen eine schwere
Flaute durch. Diese negative
Entwicklung zeichnete sich in
Abu Mazen, neuer Vorsitzender der PA
Jassir Arafat hat ihm den
Weg freigegeben und seinen
Platz als Vorsitzender der PA
geräumt. Er wird weiterhin
den Ehrenvorsitz führen, aber
keine Befugnisse mehr haben.
In den Vereinigten Staaten, in
Europa und in Israel setzt
man grosse Hoffnungen auf
Abu Mazen. Man hofft, mit
ihm «ins Geschäft» zu kom-
men, pragmatische Lösungen
für den in der Region schwe-
lenden Konflikt auszuhandeln
sowie eine dauerhafte und
friedliche israelisch-palästi-
nensische Koexistenz zu errei-
chen. Die Berufung von Abu
Mazen ist vor allem auf die
diplomatischen Bemühungen
den letzten Monaten immer
drastischer ab. Allein im Ja-
nuar und Februar 2003 stieg
die Staatsverschuldung um
5,4 Milliarden Shekel. Über-
tragen auf das ganze Jahr ist
das ein Anstieg von rund 30
Milliarden Shekel – fast 15
Milliarden Shekel mehr, als
man für das Jahr 2003 geplant
hatte. Eine Auswirkung ist
besonders schmerzlich: Isra-
els internationale Kreditwür-
digkeit nimmt Schaden.
MACHTWECHSEL AN DER SPITZE
Arafat tritt ab
Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) hat einen
neuen Vorsitzenden. Abu Mazen gehört zur Elite des
Westjordanlandes.
der USA zurückzuführen, in
die sich letztlich auch die Eu-
ropäische Union einschaltete.
Man gab Jassir Arafat zu ver-
stehen, dass es für ihn an der
Zeit ist, von der politischen
Bühne abzutreten.
Trotz des massiven
Drucks, den die USA und die
EU auf Arafat ausübten, woll-
te er an seiner Machtposition
festhalten. Schliesslich muss-
te er dennoch einlenken. Für
die israelische Armee ist die
Ernennung Abu Mazens eine
weitere Auswirkung der letz-
ten Militäraktionen. Den Pa-
lästinensern ist offenbar be-
wusst geworden, dass man
mit Gewalt keine politischen
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Die israelische Regierung
ist nunmehr zu drastischen
Einsparungen gezwungen.
Der neue Finanzminister Ben-
jamin Netanjahu legte bereits
einen Plan vor, der in der Ge-
schichte des Staates Israel
einmalig ist. Zunächst will Ne-
tanjahu im gesamten öffentli-
chen Sektor den Rotstift an-
setzen. Zum einen sollen die
Gehälter der Angestellten in
öffentlichen Einrichtungen
um 21 Prozent gekürzt wer-
den. Zum anderen wurde das
Pensionsalter von 65 auf 67
Jahre angehoben und die Pen-
sionen um zwei Prozent ge-
kürzt. Darüber hinaus soll der
gesamte öffentliche Sektor
Ziele erreicht. Durch den
Machtwechsel an der Spitze
der PA wurde Arafat nicht nur
seines Amtes enthoben, son-
dern zu einer Symbolfigur de-
gradiert. Führende Vertreter
der israelischen Armee sind
der Ansicht, es werde unter
Abu Mazen zu einem starken
Rückgang der Gewalt von Sei-
ten der Palästinenser kom-
men. Man erhofft sich eine
Wiederaufnahme der Verhand-
lungen.
Der Inlandsgeheimdienst
«Shabak» ist da anderer Mei-
nung. Seit dem Abschluss der
Oslo-Abkommen gehen jedoch
die Ansichten des «Shabak»
und der Armee in Bezug auf
AUS ISRAEL
umstrukturiert werden.
Andere Massnahmen be-
treffen alle Bevölkerungs-
schichten, denn fast alle
staatlichen Aufwendungen
wie Arbeitslosengeld, Sozial-
hilfe und Kindergeld werden
gekürzt. Sollte Netanjahu es
tatsächlich schaffen, die Wirt-
schaft seines Landes aus der
Krise herauszuführen, dann
wird er nach Prognosen von
Experten weiter als Politiker
Karriere machen. Wenn er je-
doch scheitert, wird seine po-
litische Laufbahn wohl zu
Ende sein. Zufrieden mit der
wirtschaftlichen Lage sind
momentan nur die Importeu-
re ausländischer Zigaretten,
denn ihr Wirtschaftszweig ist
der einzige, der einen Umsatz-
anstieg zu verzeichnen hat.
ZL ❏
das Verhalten der Palästinen-
ser immer wieder ausei-
nander. Armeekreise sind
davon überzeugt, dass eine
unnachgiebige Politik der
«harten Hand» der richtige
Weg sei. Demnach sollen die
Palästinenser am eigenen
Leib erfahren, dass Terror und
Gewalt zu nichts führen. Für
die Leitung des Shabak ist
eine Lösung des Konflikts
eher greifbar, wenn man bei
der Führung der Palästinen-
ser ein gewisses Verständnis
für die gesamte Situation
weckt. Gewalt und Gegenge-
walt seien nicht das richtige
Mittel, um den Konflikt zwi-
schen Israelis und Palästinen-
sern zu beenden. Im Shabak
ist man jedoch nicht so recht
davon überzeugt, dass durch
die Ernennung von Abu Ma-
zen der Einfluss Arafats ge-
ringer wird. Man befürchtet,
dass Arafat die Politik der PA
sozusagen durch die Hintertür
weiter bestimmen wird. ZL ❏
11
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
Hightech in der Medizin: Mikrochip
EINE MEDIZINISCHE INNOVATION AUS ISRAEL
Mikrochip fixiert
Rücken
Dank der israelischen Erfindung eines winzigen Mikrochips
aus Titan kann ein neuartiges Operationsverfahren zur
Fixierung von Rückgratwirbeln durchgeführt werden.
Der Mikrochip wird zwi-
schen die Wirbel eingeführt
und dort zu seiner vollen
Grösse von bis zu zwei Zen-
timetern entfaltet. Das funk-
tioniert ähnlich wie bei einem
Regenschirm. Der Mikro-
chip, der sich mit «Zähnen»
festhakt, soll in zwei Fällen
zum Einsatz kommen: bei ei-
ner Fehlhaltung der Wirbel-
säule oder bei einer Instabi-
lität der Wirbel.
Dr. Reuven Gepstein, der
Leiter der orthopädischen
Abteilung im Meir-Kranken-
haus von Kfar Saba, hat den
Chip erfunden. Er erklärte,
dass man den Chip wegen
seiner winzigen Grösse (fünf
Millimeter) mit einem einfa-
chen Eingriff unter örtlicher
Betäubung an Ort und Stelle
12
bringen könne. Bisher konn-
te eine Fehlhaltung der Wir-
belsäule nur mit umfangrei-
chen Operationen behoben
werden. Bei diesen riskanten
Eingriffen muss die zu be-
handelnde Körperregion
weiträumig geöffnet werden.
Die Patienten haben einen
langen Krankenhausaufent-
halt und eine ebenfalls lang-
wierige Rehabilitation vor
sich.
Bisher wurden bereits 800
Patienten mit dem Mikrochip
behandelt. Das Verfahren
wird in Europa von Spezialis-
ten angewendet, die sich am
Meir-Krankenhaus ausbilden
liessen und bereits erste Er-
fahrungen mit der israeli-
schen Erfindung sammeln
konnten. ZL ❏
FÜR JEDEN PATIENTEN DAS RICHTIGE MEDIKAMENT
Ein ehrgeiziges
Projekt
Derzeit wird in Israel eine bedeutende Forschungsstudie
durchgeführt, deren Ergebnisse von enormer Tragweite sein
könnten.
Einem Patienten verschrie-
bene Medikamente sollen
künftig aufgrund seiner gene-
tischen Anlagen ausgewählt
werden. Vorerst untersuchen
die Wissenschaftler lediglich
die Auswirkungen und Mög-
lichkeiten eines solchen An-
satzes bei weit verbreiteten
Skleroseformen. Wenn sich
eine solche Methode als effek-
tiv erweist, könnte man die
Forschungsergebnisse auch
auf andere Medikamente und
deren Anwendung übertra-
gen. Die Studie ist ein Ge-
meinschaftsprojekt des Weiz-
mann-Instituts für Wissen-
schaften, des israelischen
Pharmakonzerns «Teva» (Na-
tur) und des Rapaport-Insti-
tuts am Technion in Haifa.
«Teva» vertreibt zur Zeit eines
der meistverwendeten Medi-
kamente zur Behandlung von
Sklerose. Dr. Ariel Miller vom
Technion in Haifa sagte, dass
alle derzeit bekannten Medi-
kamente nach dem Motto
«Ausprobieren – Erfolg und
Irrtum» eingesetzt werden.
Dem Patienten wird ein Arz-
neimittel verabreicht. Erst
anhand des Reaktionsbildes
beschliesst der behandelnde
Arzt, ob die Therapie fortge-
setzt oder vielleicht ein ande-
res Medikament ausprobiert
wird. Bekommt einem Patien-
ten ein Präparat nicht oder ist
die Dosierung falsch, kommt
es zu unerwünschten Neben-
wirkungen oder gar einer Be-
einträchtigung des Gesund-
heitszustandes.
Ein Ziel der Forschungs-
studie ist es, anhand der ge-
netischen Daten eines jeden
Patienten die richtigen Medi-
kamente auszuwählen und
deren Dosierung vor «einem
Versuch am Objekt» zu be-
stimmen. Derzeit tragen die
Wissenschaftler die geneti-
schen Daten Tausender Pati-
enten zusammen, die an Skle-
rose leiden und mit dem vom
Pharmakonzern «Teva» pro-
duzierten Medikament behan-
delt werden. Diese Daten
werden mit den Angaben zum
Krankheitsverlauf nach Ein-
nahme des Präparates vergli-
chen. Anhand der Daten-
sammlung lässt sich bestim-
men, wie Patienten mit be-
stimmten genetischen Anla-
gen reagieren. In Zukunft
könnten sich Patienten vor
der Verordnung dieser Arznei
einem Gentest unterziehen.
Die Ärzte könnten dann noch
vor Einnahme des Medika-
mentes voraussagen, ob und
wie der Patient darauf an-
sprechen wird.
Die israelischen Wissen-
schaftler arbeiten auch mit
ausländischen Forschern zu-
sammen, und zwar im Rah-
men eines internationalen
Projekts. Dieser innovative
Forschungsansatz wird in
Fachkreisen «Pharmakogene-
tik» genannt. Die beteiligten
Forscher hoffen, nach dem
Abschluss ihrer Studie auch
Rückschlüsse auf andere me-
dikamentöse Behandlungen
ziehen zu können. ZL ❏
 Modell einer Drohne der NASA

HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

gestartet werden und benötigt ERSTE FRAU ALS

für die Landung kein Fahrge- TRUPPEN-BEFEHLS-
stell. Die Bilder, die es an die HABER
Bodenkontrolle sendet, kön-
nen auf dem Bildschirm eines
Laptops oder eines PDA (klei-
Eine
nes elektronisches Notizbuch)
dargestellt werden. For- Männer-
NEUES PROJEKT DER LUFTFAHRTINDUSTRIE
schung und Entwicklung des
Projekts befinden sich jedoch bastion
noch im Anfangsstadium.
In der Fachliteratur der fällt
«Winzlinge» über- letzten Jahre gibt es bereits
Spekulationen über den Ein- Zum ersten Mal in der
listen den Feind satz von Kleinsttechnologien
wie zum Beispiel der Nano-
Geschichte der israelischen
Armee ist eine Frau zum
technologie bei der Entwick- Truppenbefehlshaber
Der israelische Luftfahrtkonzern Israel Aircraft Industries Ltd. lung winziger Flugzeuge, die
(IAI) entwickelt ein winziges, nur 100 Gramm schweres ernannt worden. Oberstleut-
im Verlauf von Kampfhand-
Flugzeug mit Tragflächen in Kreditkartengrösse. Die «Droh- nant Shoshana Kachlon
lungen Echtzeitbilder liefern
ne» kann mit Kameras und Kommunikationstechnik ausge- können. Diese «Winzlinge» diente in den letzten Jahren
stattet werden, um Bilder von Kriegsschauplätzen direkt an können von feindlichen Trup- als Leiterin einer Kaserne für
die Befehlszentralen zu senden. pen oder über Radar nicht Soldatinnen.
entdeckt werden. Auch für Ihre Ernennung ist die Ver-
Die Firma IAI ist weltweit Der Prototyp der winzigen den Häuserkampf sind sie ge- wirklichung eines Zieles, das
führend unter den Herstellern «Drohne» ist bereits getestet eignet, weil sie unentdeckt sich der Generalstab der Armee
unbemannter Flugkörper. worden. Ihre Flughöhe betrug durch geöffnete Fenster flie- bereits vor einiger Zeit gesetzt
Weitere Projekte des Unter- mehrere hundert Meter, die gen und präzise Bilder aus hat: Einerseits soll die Beför-
nehmens sind unbemannte Flugdauer etwa 20 Minuten. dem Inneren übermitteln derung von Frauen in höhere
Hubschrauber und Kampfjets. Das Flugzeug kann von Hand können. BH ❏
Reuters

ZWEI TOP-TERRORISTEN GETÖTET

Nach einem kurzen Feuer-
gefecht kam der mit einer
Kalaschnikow bewaffnete Ter-
rorist ums Leben. Nach Anga-
ben aus Armeekreisen gingen
mehrere Terroranschläge auf
jüdische Siedlungen mit
insgesamt 26 Todesopfern auf
sein Konto. Ebenfalls am 18.
März wurde bei einem Zusam-
menstoss mit israelischen Sol-
Die Hamas im
Fadenkreuz
Fünf Jahre lang war es dem Hamas-Terroristen Nasser Asida
gelungen, sich versteckt zu halten. Am 18. März war es
soweit: Eine Eliteeinheit der israelischen Armee spürte ihn
auf.
daten in der Nähe von Bethle- anschlägen auf die Linienbus- Weibliche Soldaten: Dienst in
hem ein weiterer Hamas-Top- se in Haifa und Jerusalem. kämpfenden Einheiten
Terrorist getötet. Wie sich Insgesamt starben bei den von
später herausstellte, war Ali ihm geplanten Terrorakten Ränge ermöglicht werden, und
Alian der von der israelischen mehr als 50 Israelis. Wie aus andererseits sollen weibliche
Armee meist gesuchte Terro- Sicherheitskreisen verlautet, Soldaten nicht mehr aus kämp-
rist im Westjordanland. Alian soll Alian vor seinem Tod von fenden Einheiten ausgeschlos-
war offenbar der führende der Terrororganisation Hamas sen sein. Darum wurden wich-
Stratege bei mehreren schlim- den Auftrag erhalten haben, in tige Kurse für die Ausbildung
men Terroranschlägen, wie Hebron eine Infrastruktur des von Offizieren nun auch für
zum Beispiel den Selbstmord- Terrors aufzubauen. BH ❏ Frauen geöffnet. ZL ❏

13
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
BERICHT VON FREDI WINKLER: BOMBENANSCHLAG AUF LINIENBUS IN HAIFA
Bilanz des Schreckens:
17 Tote und 30 Verletzte
Es war am Mittwochnachmittag, dem 5. März, als uns eine Detonation und anschliessendes
Sirenengeheul von Polizei und Rettungsfahrzeugen aufschreckte. Der in einer solchen
Situation schon fast automatische Griff zum Radio bestätigte unsere böse Ahnung …
Ein Linienbus wurde durch
einen Selbstmordattentäter
etwa 2 km von unserem Gäs-
tehaus Beth-Shalom entfernt
in die Luft gesprengt. Zur glei-
chen Zeit fand hier der wö-
chentliche Bibelklub für Kin-
der statt, der von unserer
Tochter Sarah geleitet wird.
Von Eltern und Freunden ka-
men Telefonate mit der be-
sorgten Frage, ob die Kinder
wohlbehalten angekommen
wären. Mit grosser Erleichte-
rung und Dankbarkeit stellten
wir fest, dass keines von ih-
nen fehlte. Niemand wusste
zu der Zeit, dass die Eltern
von zwei Jungen, die auch im
Bibelklub waren, ihre älteste
Tochter vermissten; diese fuhr
normalerweise um diese Zeit
mit dem besagten Bus nach
Hause. Als die Eltern ihre
Tochter Abigail nirgends fin-
den konnten, ahnten sie
Schreckliches: Das Mädchen
befand sich wahrscheinlich in
dem von einer Bombe zerfetz-
ten Bus. Ihre schlimme Vor-
ahnung bestätigte sich, als sie
ihre Tochter in einem der um-
liegenden Krankenhäuser
identifizieren mussten. Philip
und Heidi Litle kamen vor 14
Jahren aus den USA nach Is-
rael, um hier im Auftrag ihrer
Baptisten-Gemeinde tätig zu
sein. Wir können uns sehr gut
vorstellen, welche Fragen sie
sich jetzt stellen. Aber auch
wir wissen keine Antwort da-
rauf. Die jüngere Schwester
von Abigail fühlte sich am
14
gemeinsam mit der Lehrer-
schaft zugegen, aber auch vie-
le Freunde, Nachbarn und Be-
kannte, welche die Litles im
Laufe der Jahre kennen ge-
lernt hatten. Im Ganzen wa-
ren etwa 1 500 Menschen zur
Beerdigung gekommen. Offi-
zielle Besucher waren der
amerikanische Botschafter
Dan Kerzer, Giora Fischer, der
Morgen in der Schule nicht Das Begräbnis von Abigail Bürgermeister von Haifa, und
gut und ging deshalb früher Litle hinterliess bei vielen jü- der Knessethabgeordnete Ju-
als geplant nach Hause. Ihre dischen Teilnehmern einen val Steinitz, der Vorsitzende
beiden jüngeren Brüder waren nachhaltigen Eindruck. Ver- der Knessethkommission für
im Bibelklub und deshalb treter von messianischen Ge- auswärtige Angelegenheiten
nicht in dem Bus; dafür sind meinden aus dem ganzen und Verteidigung. Seine
die Eltern dem Herrn dankbar. Land waren anwesend, um Gruss- und Abschiedsworte
Für die Litles war ihr Zeug- ihre Anteilnahme zu bekun- waren besonders bewegend.
nis über Jesus als Messias Is- den. Besonders viele Gemein- Es folgt der volle Wortlaut
raels zum Lebensinhalt ge- demitglieder kamen jedoch seiner Trauerrede:
worden, doch sie
Reuters
konnten nicht
ahnen, dass es
auch durch den
tragischen Tod
eines ihrer Kin-
der verbreitet
werden sollte.
Wiederholt wur-
de im Radio und
im Fernsehen er-
wähnt, dass
auch eine Schü-
lerin aus einer
christlich-ameri-
kanischen Fami-
lie, die wegen ih-
res Glaubens
und ihrer Liebe
zu Israel ins
Land gekommen
war, ums Leben
gekommen ist.
In den Medien «Dein Sarg ist bedeckt mit den Flaggen der USA und Israels, den Fahnen der grössten
wurde ebenfalls und stärksten Demokratie und der kleinsten, aber mutigsten in dieser Welt …»
bekannt gege-
ben, dass die Beerdigung auf von der Elias-Gemeinde und «Abigail, ich bin im Namen des
dem Friedhof der messiani- der Bethesda-Gemeinde in Staates und der Knesseth Is-
schen Gemeinden stattfinden Haifa, denn diese werden auch raels hier, um dir Shalom zu
sollte. Diese Meldung er- von der Familie Litle besucht. sagen. Du warst eine wahre
staunte die meisten Israelis, Zudem waren Kinder aus der Freundin Israels und des jü-
denn dadurch wurde ihnen Schule von Abigail, die noch dischen Volkes. Gott gab uns
klar, dass es auch Juden gibt, zwei ihrer Schulkameraden die freie Wahl zu entscheiden,
die an Jesus glauben. als Opfer zu beklagen hatten, wie wir unser Leben führen
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

wollen. Ich hörte gestern, wie ten mehr als alle Fahnen bei LETZTE WORTE EINES TERROROPFERS
du als sieben Monate altes diplomatischen Feiern, näm-
Kind mit deinen Eltern hierher lich eine tiefe Freundschaft
kamst und wie du dich später und Schicksalsgemeinschaft.
«Vati, ich hab’ dich
selbst entschlossen hast, hier Abigail, wir sagen dir hiermit
zu leben. Du wolltest dem Shalom und versichern der lieb»
Volk Israel die Hand reichen ganzen hier versammelten
auf seinem Weg zur Erlösung. Trauergemeinde, dass wir ver- Jeden Tag rief der 13 Jahre alte Yuval Mendelevitch aus
Du bist als christliches Mäd- suchen werden, euch zur Sei- Haifa seinen Vater an, um ihm zu sagen, wie sein Schultag
chen in eine gläubige Familie te zu stehen, und zwar in dem war und um welche Uhrzeit er nach Hause kommen würde.
geboren, hast dich aber spä- Masse, in dem ihr zu uns Am 5. März brach das Gespräch ab, als sich in einem
ter selbst aus freier Wahl per- steht.» Linienbus ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte.
sönlich entschieden, ein Le- Die anderen Redner, unter Yuval war unter den Todesopfern.
ben des Glaubens zu leben – ihnen Pastor Shmuel Aweida,
ein Leben, das einen Sinn hat. liessen in ihren Ansprachen «Ganz plötzlich, wie aus Yuval für das Purimfest ange-
Ich möchte hier sagen, dass die lebendige Hoffnung in Je- dem Nichts, sagte er: ‹Vati, ich fertigt hat. Seine Klassenka-
Abigail den Beginn einer neu- sus, dem Messias, hell auf- hab’ dich lieb.› Dann war die meraden erzählen, dass er die-
en Epoche symbolisiert, einer leuchten. Dennoch müssen Leitung tot», sagte sein Vater se Bastelarbeit beendet hat,
Epoche der Freundschaft und wir sagen, dass die Wege des Yossi Mendelevitch dem isra- bevor er in den Bus gestiegen
Schicksalsgemeinschaft, ei- Herrn unerforschlich sind, elischen Armeerundfunk. ist. Die Schüler haben zur Er-
ner Freundschaft trotz der Un- wie es in Römer 11,33 steht: «Jetzt weiss ich, dass das sei- innerung an ihre getöteten
terschiede im Glauben und in «O Tiefe des Reichtums, sowohl ne letzten Worte waren.» Yu- Freunde brennende Kerzen,
den Ansichten, einer Freund- der Weisheit als auch der Er- val besuchte die renommierte Fotos und Zeitungsartikel auf-
schaft von Christen, die uns kenntnis Gottes! Wie uner- Reali-Schule in Haifa. Er und gestellt. Trotz der hohen
nach 2 000 Jahren die Reuters
Schülerzahl von 3 200
Hand reichen auf unse- waren die Schüler eine
rem schweren Weg zu- eingeschworene Gemein-
rück ins Land unserer schaft, sagt Rektor Ron
Väter, so wie es die Kitrey: «Wir sind wie eine
Propheten vorausge- grosse Familie, und ent-
sagt hatten. Und du, sprechend gross ist unser
Abigail, bist von denen Schmerz.» Seit dem Aus-
ermordet worden, die bruch der Intifada im Sep-
diese Tatsache nicht tember 2000 sind insge-
anerkennen wollen. samt sechs seiner Schüler
Dein Sarg ist bedeckt bei palästinensischen Ter-
mit den Flaggen der roranschlägen ums Leben
USA und Israels, den gekommen.
Fahnen der grössten Yossi Mendelevitch ver-
und stärksten Demo- «Ganz plötzlich, wie aus dem Nichts, sagte er: ‹Vati, ich hab’ dich lieb.› Dann gleicht seine Reaktion auf
kratie und der kleins- war die Leitung tot …» Bild: Bus Nr. 37 in Haifa den Tod seines Sohnes mit
ten, aber mutigsten in «einem dunklen Fleck, der
dieser Welt. Auf deinem Sarg forschlich sind seine Gerichte zwei seiner Mitschüler star- sich langsam im Bewusstsein
sah ich ein Kreuz, auf dem und unaufspürbar seine Wege!» ben in der Explosion, die den ausbreitet». Als er vom Foren-
nun die Flagge mit dem Da- Anschliessend an die Beerdi- Bus Nr. 37 nur wenige Meter sischen Institut in Tel Aviv zur
vidstern liegt. Das symboli- gung von Abigail fand auf vom Schulgebäude entfernt Identifizierung seines Sohnes
siert für mich die Hoffnung, demselben Friedhof eine wei- zerfetzte. Zu den Opfern ge- vorgeladen wurde, bat man
die du und deine Familie ver- tere Beisetzung statt, und hörte auch Yuvals Klassenka- ihn um Röntgenbilder von Yu-
körpern, nämlich die Hoff- zwar von einem 20 Jahre al- meradin Abigail Litle (Lesen vals Gebiss. Der Vater sollte
nung auf eine neue und muti- ten Sohn von Neueinwande- Sie dazu den nebenstehenden nicht sehen, was die Bombe
ge Freundschaft zwischen rern aus Russland; der junge Bericht von Fredi Winkler; d. von seinem Jungen übrig ge-
uns, zwischen Christen und Mann war nach dem An- Red.). lassen hat. «Ich will Yuval so
Juden. Und die beiden Flaggen schlag auf den Bus seinen An der Wand im Flur der in Erinnerung behalten, wie er
auf deinem Sarg, die amerika- schweren Verletzungen er- Reali-Schule hängt ein gros- war», sagte er. «Als ganzen
nische und die unsere, bedeu- legen. FW ❏ ser, bunter Papierlöwe, den Menschen.» BH ❏

15
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

ANSCHLAG AUF EL-KAIDA-MANN IM LIBANON

Tödliche Spreng-
ladung
Anfang März ist im Libanon bei der Detonation eines mit
Sprengstoff beladenen Autos Abu Mohammed al-Masri ums
Leben gekommen. Der Getötete wurde von Israel mehrfach
als der lokale Befehlshaber der internationalen Terrororgani-
sation El Kaida bezeichnet.
Al-Masri war in den frühen ma bin Laden. Später siedel-
Morgenstunden mit dem Auto te al-Masri in den Libanon
unterwegs. Er befand sich ge- über. Dort war er für die Pla-
rade im palästinensischen nung und Durchführung einer
Reihe von Anschlä-
Keystone
gen auf amerikani-
sche und israeli-
sche Ziele verant-
wortlich. Im Juli
2002 fiel sein
Name bei einer Sit-
zung der Vereinten
Nationen. Der da-
malige israelische
UNO-Botschafter
Yehuda Lankry
hatte ihn als An-
führer der El Kaida
im Libanon be-
Anschlag auf El-Kaida-Mann Abu Mohammed al-Masri zeichnet.
Aus gut unter-
Flüchtlingslager Ein Hilweh richteten Kreisen im Libanon
am Stadtrand von Sidon, als verlautet, dass der israelische
ein Auto, an dem er gerade Geheimdienst Mossad hinter
vorbeifuhr, explodierte. In den der Ermordung al-Masris ste-
Trümmern wurden Überreste cken soll. Das Signal, das die
einer Fernzündung gefunden. Sprengladung explodieren
Der 39-jährige al-Masri hatte liess, sei von einem israeli-
in den 1980er-Jahren an der schen Kampfflugzeug, das zu
Seite muslimischer Guerillas diesem Zeitpunkt über dem
gegen die sowjetische Besat- Tatort kreiste, ausgesendet
zung Afghanistans gekämpft. worden. Aus dem Büro des is-
Damals kam auch der Kon- raelischen Ministerpräsiden-
takt mit der Terrororganisa- ten wurde keine Stellungnah-
tion El Kaida zustande. Es me zu diesem Zwischenfall
f o l g t e veröffentlicht. Bekannt ist
eine ra- nur, dass Meir Dagan, der
sche Kar- neue Chef des Mossad bei sei-
riere in nem Amtsantritt die Anwei-
der Orga- sung erhielt, Pläne für Ge-
nisation heimdienstoperationen im
von Osa- Ausland auszuarbeiten. ZL ❏
DIE ANZIEHUNGSKRAFT DES JUDENTUMS
Thora und Talmud in
Afrika
Wer das Hügelland in Ost-Uganda besucht, kann eine
überraschende Entdeckung machen.
Es gibt dort fünf jüdische Sy-
nagogen. Drei von ihnen sind
zwar nur in einfachen Lehm-
hütten untergebracht, aber
dennoch haben sie alle Merk-
male einer jüdischen Gebets-
stätte. Die Synagogen werden
von einem Stamm unterhal-
ten, der sich «Ebaudaya»
nennt. Überträgt man diesen
Namen ins Deutsche, dann
heisst er soviel wie «Mutter
des Juden». Der Stamm der
Ebaudaya zählt rund 600 Per-
sonen. Die Männer tragen die
Kippa, die traditionelle Kopf-
bedeckung eines religiösen Ju-
den, die ihre Frauen für sie an-
fertigen. Sie halten die Geset-
ze der Thora ein und trennen
zwischen fleischigen und mil-
chigen Speisen. Da sie nicht
kosher schlachten können,
verzichten viele Angehörige
des Stammes ganz auf
Fleisch. Viele Jahre lang op-
ferten sie zum Pessach-Fest
ein Lamm. Damit hörten sie
jedoch vor geraumer Zeit auf,
als ihnen ein jüdischer Besu-
cher mitteilte, dass dieser
Brauch nach der Zerstörung
des Tempels aufgegeben wur-
de.
Die Angehörigen des Stam-
mes führen ihre Geschichte
nicht auf die antiken jüdi-
schen Stämme zurück. Sie be-
zeichnen sich vielmehr als
«moderne Juden». Im Jahre
1919 lernte der damalige
Stammeshäuptling durch
Kontakte zu jüdischen Rei-
senden und Händlern das Ju-
dentum kennen und konver-
tierte. Im Laufe der Jahre tra-
fen immer mehr Touristen ein,
darunter auch zahlreiche ame-
rikanische Juden. Sie be-
schlossen, sich dieser kleinen
Gemeinde anzunehmen und
sie in den Vorschriften des
jüdischen Glaubens zu unter-
weisen. Eine Gruppe konser-
vativer Rabbiner sorgte für
den Übertritt aller Stammes-
mitglieder zum Judentum.
Dafür wurde in einem Mais-
feld sogar ein Becken ange-
legt, das die Rabbiner zur
Mikweh, zum rituellen Tauch-
bad, erklärten.
Heute haben die Angehöri-
gen des Ebaudaya-Stammes
zwei Probleme: Einerseits will
sie das ultraorthodoxe Estab-
lishment in Israel nicht als
Juden anerkennen. Anderer-
seits leben im Stamm mehr
Mädchen als Jungen, so dass
zahlreiche Eheschliessungen
ausserhalb der Glaubensge-
meinschaft stattfinden. Bei
der Lösung dieses zweiten
Problems sind die Stammes-
ältesten jedoch sehr erfinde-
risch. Schon früh suchen sie
für die Mädchen des Stammes
Bräutigame, und zwar in den
USA. ZL ❏

Mossad-Chef Meir Dagan

16
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

IRANISCHES MINISTERIUM FÜR TERRORAKTE GEGEN ISRAEL
Terror durch die Hintertür
Hochrangige Vertreter von Sicherheitskreisen in Israel zeigen sich besorgt über den Einfluss,
der vom Iran aus auf palästinensische Terroristen ausgeübt wird. Sie sprechen von einem
«Terror durch die Hintertür», in unmittelbarer Nähe zu Israel – in den palästinensischen
Autonomiegebieten
In Teheran sei eigens für die-
se Zielsetzungen ein Ministe-
rium eingerichtet worden, mit
der Aufgabe, Terrorakte ge-
gen Israel zu fördern und Ter-
roristen zu rekrutieren. Es
würden Ausbildungen durch-
geführt, Hilfestellung beim
Eindringen auf israelisches
Hoheitsgebiet gegeben und
Terrorzellen aufgebaut, die
auch für die Weiterleitung fi-
nanzieller Mittel verantwort-
lich sein sollen. Aufgrund
nachrichtendienstlicher Er-
kenntnisse wollen die Iraner
ihre Aktionen weiter ausdeh-
nen. Es sei ihnen sogar gelun-
gen, in der palästinensischen
Fatah-Organisation Fuss zu
fassen. Bisher beschränkte
sich der Einfluss der Iraner
auf extremistische Terror-
gruppen wie Hamas und Isla-
mischer Jihad. Da derzeit je-
Besondere «Attraktion»: nächtliche
Patrouillen an Sicherheitszäunen …
doch die Palästinensische Au-
tonomiebehörde (PA) ausei-
nander zu brechen droht und
die ausländischen Geldquel-
len langsam versiegen, su-
chen weitere Terrororganisa-
tionen von sich aus die Nähe
zum Iran. Allmählich werden
die Iraner zu den wichtigsten
Förderern des Terrors gegen
Israel. Diese Bestrebungen
haben bereits konkrete Aus-
wirkungen: Während der letz-
ten Monate fanden einige Ter-
roranschläge in Israel statt,
die vorwiegend von Mitglie-
dern der Fatah verübt wurden.
Aus israelischer Sicht sind
diese palästinensischen Ter-
roristen «Entsandte des
Irans». Zudem ist es nach
Angaben der israelischen Si-
cherheits- und Nachrichten-
dienste in den letzten Wochen
vermehrt zu Einschleusungs-
versuchen durch iranische
ABENTEUERURLAUB «MADE IN ISRAEL»
garden beizutreten. Nach ei-
ner entsprechenden Ausbil-
dung werden diese Personen
wieder in die Autonomiegebie-
te gebracht, um Terror gegen
Israel zu verüben. Seit Wo-
chen wird in den israelischen
Sicherheits- und Nachrichten-
diensten über Möglichkeiten
Agenten gekommen. Bei sol- nachgedacht, wie diese Akti-
chen «Gelegenheiten» werden onen unterbunden werden
auch Waffen und grosse Geld- können. Neben der internen
summen geschmug-
gelt. Diese Aktionen
haben nur ein einziges
Ziel: mehr Terroran-
schläge in Israel.
Die israelischen Be-
hörden zeigten zudem
eine weitere Taktik
auf: Iranische Agenten
des Landes kümmern
sich intensiv um Ver-
letzte, die bei Zusam-
menstössen mit der is-
raelischen Armee zu Aktiv vom Iran unterstützt: Terrorgruppe Hamas
Schaden kommen. Vie-
le von ihnen werden zur me- Diskussion will Israel die ge-
dizinischen Versorgung in den sammelten Informationen den
Iran gebracht, und zwar zuständigen Behörden in den
lediglich Verletzte mit Hei- USA vorlegen und auch die
lungschancen. Nach ihrer Ge- entsprechenden Institutionen
nesung werden diese überre- der Europäischen Union auf
det, den «Al-Kuds»-Brigaden dieses Problem aufmerksam
der iranischen Revolutions- machen. ZL ❏

Der Terror als Attraktion

Zwei Israelis aus Judäa und
Samaria kamen auf diese
Idee. Sie beschlossen, den
Spiess umzudrehen. Wegen
der Intifada meiden viele Tou-
risten diese Region. Warum
soll man die gefährliche Lage
dort nicht abenteuerlustigen
Der Erlebnistourismus ist einer der wenigen Zweige des Fremdenverkehrs, der noch
immer boomt. Vielerorts werden aussergewöhnliche Attraktionen angeboten. Aber noch
an keinem Ort der Welt wurde abenteuerlustigen Touristen ein Urlaub offeriert, in dem
sie den Terror hautnah erleben können. So etwas hat nur Israel zu bieten!
Urlaubern als Attraktion an- auch Nahkampfübungen. Be- Abenteuertouristen teilneh-
bieten? Gesagt, getan – die suche in abgelegenen Siedlun- men. «Wer auf solche Patrouil-
beiden Initiatoren offerieren gen stehen ebenso auf dem len geht, der weiss, dass in
eine ganz besondere Reise für Programm wie ein Hub- diese Siedlung bereits Terro-
extrem wagemutige Touris- schrauberflug über Hebron risten eindrangen und ein blu-
ten. Um sechs Uhr morgens und Gaza-Stadt. Auch an tiger Kampf stattfand. Es ist
ist Wecken. Es findet ein mi- nächtlichen Patrouillen an Si- ein unvergessliches Erlebnis»,
litärisches Training statt, cherheitszäunen sollen die erläutert Jay Greenwald, ein

17
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
Neueinwanderer aus den
USA, der zur Zeit in der jüdi-
schen Siedlung Neve Daniel
lebt.
Zumindest in einer Sied-
lung bieten die Initiatoren eine
detailgetreue Rekonstruktion
eines dort geschehenen Ter-
roranschlags. Doch der Höhe-
punkt des Erlebnisurlaubs ist
ein Überraschungsangriff auf
die Urlauber. Am fünften Tag
ihrer Reise werden sie von ver-
meintlichen Terroristen über-
fallen. Dabei müssen sich die
Touristen ihrer Haut wehren.
Ihr Verhalten wird von Reise-
begleitern analysiert und be-
notet. So ein Abenteuerurlaub
soll fünf Tage dauern und
5 500 US-Dollar kosten. Mitt-
lerweile hat
sich sogar
schon die ers-
te Reisegrup-
pe zusam-
mengefun-
den. Nach der
Ausschrei-
bung dieses
Angebots tra-
fen bei den
Veranstaltern
spontan 22
Anmeldungen
«Wer auf solche Pa-
trouillen geht, der
ein. «Sie wer-
den auf ihre
weiss, dass in dieser Kosten kom-
Siedlung bereits ein men, denn sie
blutiger Kampf statt- werden vor
fand …» Bild: An-
Angst schwit-
schlag in Kirjat Arba zen. Wir wer-
den sie am ei-
genen Leib spüren lassen, was
palästinensischer Terror be-
deutet», sagte Yehoshua Miz-
rahi. Er ist in Judäa und Sa-
maria zuständig für die Koor-
dination mit der israelischen
Armee, die ein Auge auf die
Abenteuerurlauber werfen
wird, «denn sie sollen sehr gut
geschützt werden, damit ih-
nen bloss nichts passiert.»
ZL ❏
18
«EXPANDIERENDER» NAGEL FÜR KNOCHENBRÜCHE
Ein medizinischer Meilenstein
Israelische Orthopäden und Hightech-Experten haben gemeinsam einen
«expandierenden» Nagel entwickelt. Diese Innovation ist ein weiterer
Meilenstein bei der Behandlung von Knochenbrüchen.
Viele Brüche werden heute bei einer einfachen Operation schliess-
«genagelt». Dabei werden in den Knochenmarkskanal lich an den
Fremdkörper wie Drähte, Plat- eingeführt. Dort dehnt er sich Knochen
ten und Nägel verwendet. Auf so lange aus, bis er Halt fin- anpasst.
diese Weise soll dem Knochen det. Durch dieses Verfahren Die In-
einerseits Halt und anderer- sind weniger Eingriffe in den novation
seits die richtige Ausrichtung Knochen erforderlich, und das wurde von
beim Zusammenwachsen ge- Risiko, dass weitere Verlet- der ortho-
geben werden. Bei der Veran- zungen auftreten, wird mini- pädischen Ichilov-Krankenhaus
kerung von Nägeln im Kno- miert. Weil der neue Nagel Abteilung
chenmarkskanal müssen zum besser sitzt, muss er nicht des Ichilov-Krankenhauses in
einen der Kanal ausgefräst noch zusätzlich fixiert wer- Zusammenarbeit mit der High-
und zum anderen Bohrungen den. Die Innovation besteht tech-Firma «Disc-O-Tech» ent-
vorgenommen werden, damit aus einer schmalen Metallröh- wickelt. Vor etwa einem Jahr
die verwendeten Standardnä- re, in die vier lange Metallstä- war die Entwicklungsphase
gel im Knochen Halt finden. be eingebaut sind. Der Aus- abgeschlossen. Der «expandie-
Dieses Verfahren ist zwar ef- dehnungsprozess erfolgt mit rende» Nagel kommt bereits
fektiv, vergrössert jedoch das Hilfe einer flüssigen Lösung weltweit zum Einsatz. Ausge-
Komplikationsrisiko. und einer Art Pumpe, so dass zeichnet wurde die Erfindung
Der neuartige, «expandie- die Metallstäbe sich nach dem mit dem jährlichen Preis der
rende» Nagel aus medizini- inneren Druck richten bzw. amerikanischen Akademie für
schem (rostfreiem) Stahl wird ausdehnen und der Nagel sich Orthopädie. ZL ❏
ZEIT KANN LEBEN RETTEN oberfläche freigesetzte Ener-
gie auf die Exosphäre trifft, ist
Präzise Prognosen eine drastische Veränderung
zu beobachten, die jedoch nur
Prof. Nathan Blauenstein aus Be’er Sheva hat ein Verfahren mit Hilfe des Radars sichtbar
gemacht werden kann. Prof.
entwickelt, mit dem er Naturereignisse wie Erdbeben und
Blauenstein behauptet, er
Vulkanausbrüche einige Tage vorher voraussagen kann.
könne ein Erdbeben bis zu 70
Wenn eine solche Progno- dessen Hilfe die Radiowellen Stunden vorher prognostizie-
se präzise genug ist, könnte der von der Erdoberfläche frei- ren. Ausserdem könne man
die Bevölkerung rechtzeitig gegebenen Energie erfasst anhand der Daten das Epizen-
evakuiert und somit unzähli- werden. Diese Energie steigt trum des Bebens auf einen
gen Menschen das Leben ge- nach oben und beeinflusst die Umkreis von zehn Kilometern
rettet werden. Ausserdem Exosphäre, die obere Schicht genau bestimmen. Die bisher
würden dadurch die Folge- der Erdatmosphäre, in einer eingesetzten Erdbebenbe-
schäden solcher Naturkata- Höhe von 400 Kilometern. obachtungsinstrumente er-
strophen erheblich einge- Wenn jedoch die von der Erd- möglichen lediglich eine Vor-
schränkt. Nach Anga- warnzeit von 20 Sekun-
ben von Prof. Blauen- den. Prof. Blauenstein
stein basiert sein hat sein Verfahren
Verfahren auf einem bereits in den USA pa-
russischen Radar, mit tentieren lassen. ZL ❏

25 000 BESCHNEIDUNGEN IN DREI JAHRZEHNTEN
Ein «religiöser»
Weltrekord
Prof. Shlomo Walfish vom Soroka-Krankenhaus in Be’er
Sheva hält einen Weltrekord der besonderen Art. Bis Mitte
März dieses Jahres hat er insgesamt 25 000 Beschneidun-
gen durchgeführt.
Der Spezialist für Dickdarm-
erkrankungen machte in den
1970er-Jahren seine ersten Er-
fahrungen mit Beschneidun-
gen. Damals kamen viele Neu-
einwanderer aus der UdSSR
nach Israel. Die meisten von
ihnen waren nicht beschnit-
ten, weil solche religiös moti-
vierten Eingriffe in der dama-
Prof. Shlomo Walfish: «Ich sehe in der Beschneidung die Erfüllung
eines religiösen Gebots»
ligen Sowjetunion verboten
waren. Auch in den 1990er-
Jahren führte Prof. Walfish
weitere Beschneidungen
durch, denn die osteuropäi-
schen Juden, die mit dieser
Einwanderungswelle nach Is-
rael kamen, waren ebenfalls
unbeschnitten. Damals wur-
den etwa 60 Beschneidungen
pro Tag vorgenommen. «Wir
haben rund um die Uhr gear-
beitet», erklärte er, «und den-
noch war jede Beschneidung
für mich ein aufregendes Er-
eignis. Ich sehe darin die Er-
füllung eines religiösen Ge-
bots.»
Schon seit vielen Jahren ar-
beitet Prof. Walfish mit einem
medizinischen Team zusam-
men. Zu seinen Mitarbeitern
zählen ein Anästhesist, zwei
Krankenschwestern, ein Ver-
treter des örtlichen Rabbinats
und ein freiwilliger Helfer, der
Russisch spricht. Seine
25 000ste Beschneidung führ-
te der Arzt an einem 29 Jahre
alten Russen durch, der zur
selben jüdischen Gemeinde
gehört wie er. ZL ❏
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Der Gründer des israelischen Nachrichten- und Geheim-
dienstes, in den 1950er-Jahren einer der einflussreichsten
Männer im Staat Israel, ist im Alter von 91 Jahren nach
langer Krankheit gestorben.
Der 1912 geborene Isser
Harel leitete elf Jahre lang
beide israelische Spionage-
dienste – den Inlandsgeheim-
dienst Shabak und den inter-
nationalen Mossad. Während
dieser Zeit wurde er weltweit
bekannt. Vor allem mit einer
Affäre aus dem Jahre 1956 er-
langte er Weltruf. Er präsen-
tierte der amerikanischen Re-
gierung die Abschrift einer ge-
heimen Rede des damaligen
sowjetischen KP-Chefs
Chruschtschow vor dem 20.
Kongress der kommunisti-
schen Partei. Darin erwähnte
er die schweren Verbrechen,
die in seinem Land während
der Diktatur Stalins verübt
worden waren. Chruscht-
schow berichtete nicht nur
erstmals über diese Verbre-
chen, sondern er verurteilte
sie auch.
Wenig später machte Isser
Harel erneut Schlagzeilen,
als er mit seinen Mossad-
Agenten den NS-Kriegsver-
brecher Adolf Eichmann aus-
findig machte und ihn unge-
hindert von Argentinien nach
Israel entführte. Harel leite-
te diese spektakuläre Opera-
tion persönlich. In seinem
Buch «Das Haus in der Gari-
baldi-Strasse», schildert er
eindrucksvoll alle Vorgänge
AUS ISRAEL
MOSSAD-GRÜNDER
UND EICHMANN-JÄGER
Isser
Harel
gestor-
ben
um Eichmanns Entführung.
Das Werk wurde in viele
Sprachen übersetzt.
Harel, der wegen seiner
Körpergrösse auch der «klei-
ne Isser» genannt wurde, war
in Israel umstritten. Einer-
seits wurde er bewundert,
weil er den israelischen Ge-
heimdienst in eine schlagkräf-
tige Waffe des jungen jüdi-
schen Staates verwandelte.
Andererseits wurden ihm ein
zu rigider Führungsstil und
«inquisitorische» Methoden
vorgeworfen.
Anfang der 1960er-Jahre
ordnete er eine Einschüchte-
rungskampagne gegen deut-
sche Wissenschaftler an,
darunter viele ehemalige Na-
zis, die an einem ägyptischen
Projekt zum Bau von Raketen
und anderen Waffen mitarbei-
teten. Einige erhielten Brief-
bomben, andere standen auf
der Todesliste des Mossad.
Nach einem heftigen Streit
mit dem damaligen Minister-
präsidenten David Ben Gurion
über die historische Aussöh-
nung mit Deutschland trat
Harel als Mossad-Chef zu-
rück. Von 1969 bis 1973 war
er Parlamentsabgeordneter.
Danach widmete er sich
hauptsächlich der Schriftstel-
lerei. ZL/BH ❏
19
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
S E R I E
AUS
EIN ISRAEL
BLICK AUS JERUSALEM: ISRAEL UND JESHUAH
KEIN RESPEKT VOR HEILIGEN STÄTTEN
Josefsgrab voll-
ständig zerstört
Das in der Nähe von Nablus (Shechem) gelegene Grab
Josefs wurde vor etwa zwei Jahren von der israelischen
Armee aufgegeben. Jetzt haben Palästinenser diese jüdische
Gebetsstätte vollständig zerstört.
Das Grab liegt mitten in ei-
nem palästinensischen
Flüchtlingslager und befindet
sich deshalb ausschliesslich
unter palästinensischer Ober-
hoheit. Noch vor wenigen Jah-
ren unterhielten gläubige Ju-
den hier eine Jeshiva (Talmud-
schule). Wegen ihres proble-
matischen Standortes stand
die Schule zunächst unter
dem Schutz der israelischen
Armee. Sie wurde dann jedoch
wegen der Lebensgefahr für
die Studenten geschlossen.
Die israelische Armee errich-
tete dort anschliessend einen
Aussenposten und bewachte
kleinere Gruppen gläubiger
Juden, in diesem beten woll-
ten.
Als es im Oktober 2000 zu
den gewalttätigen Auseinan-
dersetzungen mit den Paläs-
tinensern kam, wurde auch
das Josefsgrab zum Schau-
platz schwerer Kämpfe. Die
Armeeleitung entschied, den
Ort aufzugeben und den Be-
such jüdischer Beter zu unter-
sagen. Nach dem Abzug der
Soldaten übernahmen Paläs-
tinenser das Gebäude und er-
20
KIRCHLICHE «ERSATZTHEOLOGIE» IN PALÄSTINEN-
SISCHEM GEWAND
Antizionismus in
▼
der «Elektro-
Teil 2
nischen Kirche»
palästinensischer
klärten es zur muslimischen
Pilgerstätte. Durch Umbauten
wurden alle Erinnerungen an
Christen
die jüdische Vergangenheit
DR. GERSHON NEREL diesem Zusammenhang und
ausgelöscht.
mit Hilfe einer entsprechenden
Später übten die israeli-
«Und die Nationen, die rings um Bildersprache Ariel Sharon als
schen Behörden Druck auf die
euch her übrig bleiben, werden der moderne, mordlustige Kö-
Palästinensische Autonomie-
erkennen, dass ich, der Herr, das nig Herodes dargestellt, wie er
behörde (PA) aus; die Verän-
Niedergerissene aufbaue, das die Schwachen und «Unschul-
derungen sollten rückgängig
Verwüstete bepflanze. Ich, der digen» von Bethlehem brutal
gemacht und das Grab restau-
Herr, habe geredet, ich werde es umbringt. Die Antwort von
riert werden. Tatsächlich wur-
auch tun (Hes 36,36). Dieser Monty an Bischof Riah strotzt
den entsprechende Massnah-
Beitrag ist eine Fortsetzung vor extremen Formulierungen
men eingeleitet, aber
meines Vortrags anlässlich wie: «Die Welt schweigt ange-
inzwischen stellte sich
der internationalen Konferenz sichts der faschistischen Ba-
heraus, dass einige Palästi-
über «Antisemitismus und taillone Israels … Euer Gna-
nenser erneut in die Stätte
Vorurteile in den zeitgenössi- den, Sie leben als Augenzeuge
eindrangen, um dort zu beten.
schen Medien» an der Hebräi- im heutigen Israelischen Reich.»
Diese Entdeckung machten
schen Universität in Jerusa- Die verleumderische Gleich-
religiöse Juden, die trotz des
lem (der erste Teil wurde in setzung des Zionismus mit
Verbotes und der zahlreichen
der Märzausgabe dieser Zeit- dem Nazismus ist zwar die
Strassensperren dorthin ge-
schrift veröffentlicht; d. Red.). Meinung von Bischof Riah,
langten. Sie fanden das Ge-
aber niemand kann ihm vor-
bäude sowie das Grab in ei-
Sensationsgier in den werfen, er habe eine derart gif-
nem schlimmen Zustand vor.
Medien tige, antijüdische Propaganda
Die steinerne Grabplatte ist
Indem sie andere als von sich gegeben – denn
vollständig zertrümmert. Die
Sprachrohre benutzen, bringen schliesslich «war es ja der an-
israelische Armee bestätigte
palästinensische Geistliche dere Geistliche aus Amerika,
diesen Bericht, fügte aber hin-
ihre negativen Übertreibungen der das gesagt hat.» In ande-
zu, dass nach dem Abzug der
und extremen Ansichten über ren provokativen Bemerkun-
Soldaten alle Interventionen
den Zionismus und Israel zum gen wird der israelische Minis-
bei der PA ohne Wirkung ge-
Ausdruck, ohne sich dabei terpräsident Ariel Sharon
blieben seien. ZL ❏
selbst äussern zu müssen. So gleichgesetzt mit dem ägypti-
zitierte der anglikanische Bi- schen Pharao und dem Nero
schof Riah Abu-El Assal in ei- des 21. Jahrhunderts, «der
ner «Weihnachtsbotschaft zum davon lebt, dass er brennende
Advent 2000» einen ausführli- Städte sieht».
chen Schriftwechsel mit Vater
Monty, einem Kollegen aus Die Entjudaisierung der
dem amerikanischen Bundes- Bibel als Marketing-
staat Arkansas. Darin wird die Taktik
Weihnachtsgeschichte poli- In Bezug auf den biblischen
tisch umgedeutet. So wird in Kanon leugnen die Palästi-
Zerstörung des Josefsgrab
in Nablus

nenser jede Kontinuität zwi-
schen dem biblischen Israel,
dem Land Israel und dem heu-
tigen jüdischen Volk. Die in
der Bibel erwähnte Erwäh-
lung sowie der Bund Gottes
mit Israel seien beendet, weil
die christliche Kirche den
Platz Israels eingenommen
habe. Diese Sichtweise ist die
alte, kirchliche «Ersatztheolo-
gie» in palästinensischem Ge-
wand. Bestätigt wird sie heu-
te durch die Auffassung, dass
die Araber im Gegensatz zu
den jüdischen Neuankömmlin-
gen im Land Israel keine Ein-
Bischof Riah Abu-El Assal stellt Ariel
Sharon als den modernen, mordlustigen
König Herodes dar, wie er die Schwachen
und «Unschuldigen» von Bethlehem
brutal umbringt
wanderer sind. Darüber hi-
naus werden in einigen mo-
dernen, christlich-arabischen
Ausgaben von Bibelteilen wie
zum Beispiel den Psalmen, die
Wörter «Zion» und «Israel»
einfach weggelassen. Andere
wieder lehnen das gesamte
Alte Testament ab.
Wenn palästinensische
Christen die Geschichte um-
schreiben, verwässern sie auch
den jüdischen Charakter von
Bibeltexten, indem sie zum
Beispiel für den Begriff «Land
Israel» die Ausdrücke «Land
Palästina» oder «Heiliges
Land» einsetzen, immer ver-
bunden mit dem Hinweis: «Wir
haben nichts gegen die Ju-
den.» Gleichermassen propa-
gieren sie den Mythos von «Je-
sus, dem ersten Palästinen-
ser», um ihren Anspruch auf
das Land Israel zu festigen. Im
Medienmarketing der Paläs-
tinenser nimmt deshalb das
arabische Christentum die
Stelle der biblisch-jüdischen
Christen ein, und die jüdi-
sche Identität des Neuen
Testaments wird null und
nichtig gemacht. Wenn sie
wegen dieser Geschichts-
fälschung kritisiert wer-
den, verwenden palästi-
nensische Kreise gerne
das Argument eines «Ei-
gentümerwechsels» der
«Mutterkirche in Jerusa-
lem». Jede Verbindung zwi-
schen den heutigen mes-
sianischen Juden und der
authentischen und mass-
geblichen «Kirche der Be-
schneidung» wird geleug-
net. Paradoxerweise wird
innerhalb dieser «christli-
chen Ersatztheologie»
aber auch versucht, die na-
tionalen Ursprünge der
Palästinenser unter den in
der Bibel erwähnten heid-
nischen Kanaanitern zu fin-
den. Ein Vertreter dieser
Richtung ist der katholische
Theologe Labib Kobti.
Vernetzung der
arabischen Welt: Islam
und Christentum
Palästinensische Christen
und Muslime vernetzen sich
auf einzigartige Weise, und
zwar sowohl im Hinblick auf
die Verständigung untereinan-
der als auch in Bezug auf eine
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
EIN BLICK AUS JERUSALEM: ISRAEL UNDISRAEL
Bischof Riah
setzt Ariel
Sharon
gleich mit
dem ägypti-
schen Pha-
rao und
dem Nero
des 21. Jahr-
hunderts,
«der davon lebt, dass er bren-
nende Städte sieht»
gemeinsame Vorgehensweise.
So sagt zum Beispiel Mitri
Raheb: «So wie arabische
Christen ein untrennbarer
Bestandteil der arabisch-isla-
mischen Welt sind, sind sie
ein integraler Teil der christ-
lichen Welt.» Sonderbarer-
weise behauptet Raheb: «Auch
der Islam ist eng verflochten
mit dem jüdisch-christlichen
Kontext, sowohl in theologi-
scher als auch in historischer
Hinsicht.» Die nationale Soli-
darität der Araber untereinan-
der sowie der Panarabismus
sind bedeutende Faktoren im
Beziehungsgeflecht der paläs-
tinensischen Christen und
Muslime. Diese ideologische
Basis führt häufig zu einer
Identifizierung mit der musli-
mischen Gesellschaft und zu
einer heftigen Kritik an pro-
israelisch eingestellten west-
lichen Kirchen sowie projü-
disch eingestellten evangeli-
kalen Kreisen. In diesem
Weltbild haben moderne jüdi-
sche Christen keinen Platz.
So forderte kürzlich der
griechisch-orthodoxe Archi-
mandrit Atallah Hanna eine
S E R I E
AUS
JESHUAH
gemeinsame islamisch-christ-
liche Aktion zur Vereitelung
des geplanten Krieges gegen
den Irak. Dabei vergass er
nicht, die Selbstmordattentä-
ter beifällig als «arabische
Helden» zu bezeichnen.
Wieder andere, wie zum Bei-
spiel der Methodistenpastor
Alex Awad, sehen sich selbst
als «Verteidiger des Islam»,
indem sie westlich-christliche
«Klischees» über Muslime kri-
tisieren – mit dem Hinweis auf
die Kreuzfahrer des Mittelal-
ters … Ironischerweise «ver-
kaufen» palästinensische
Christen den Islam einem
weltweiten Publikum. Gleich-
zeitig wird die christlich-ara-
bische «Ersatztheologie» zu ei-
nem notwendigen oder
zumindest sehr nützlichen
Werkzeug für die islamische
Lehre vom Austausch des Ju-
dentums gegen den Koran.
Zusammenfassung
Das Internet ermöglicht einen
leichteren Zugang zur isolier-
ten Einzelperson vor der
«Bildschirm-Kanzel», weil der
Internetnutzer «allein in der
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HINTERGRUNDINFORMATIONEN
S E R I E
AUS
EIN ISRAEL
BLICK AUS JERUSALEM: ISRAEL UND JESHUAH
Masse» und von der Diskus-
sion innerhalb einer Gruppe
abgeschnitten ist. Sowohl in-
nerhalb der Ökumene als auch
in Befreiungsbewegungen
zeigt man sich gegenüber an-
tizionistischer und antiisrae-
lischer Propaganda äusserst
aufnahmebereit. Wie die His-
torikerin Bat Yeor (s. dazu im
Internet unter http://
www.nationalreview.com/
comment/commen-
yeor080202.asp) feststellt,
Der Vatikan schweigt, anstatt Antizionismus und Antijudaismus aufs
Schärfste zu verurteilen. Bild: Ehud Barak und Papst Johannes Paul II
weckt die «Internet-Arena»
des 21. Jahrhunderts nicht
nur Vergleiche mit den «Mär-
tyrer-Spektakeln» der Antike,
sondern sie lässt auch eine
neue «Hasskultur» entstehen.
Darüber hinaus werden Inter-
netnutzer zu Reaktionen auf-
gefordert, die ihren Ausdruck
finden in Leserbriefen, antiis-
VORANZEIGE: Beth-Shalom-HERBSTreisen
Reise 1 • 13.10.03 – 23.10.03 • Galiläa, Jerusalem
Reise 2 • 27.11.03 – 07.12.03 • Eilat, Galiläa, Jerusalem
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raelischen Demonstrationen
und «Solidaritätsbesuchen»
auf palästinensischen Inter-
netseiten. Diese Entwicklung
hat für die Palästinenser auch
eine finanzielle Seite, denn sie
beeinflusst das Spendenver-
halten oder den Tourismus.
Man kann zwar fälschlicher-
weise davon ausgehen, dass
es sich bei der Internet-Kirche
lediglich um eine «virtuelle»
Gemeinschaft handle und sie
deshalb auch nur eine «abs-
trakte» Gefahr darstelle, aber
sie ist zweifellos auch so et-
was wie ein geistlicher
«Marktplatz», auf dem täglich
die öffentliche Meinung beein-
flusst und geformt wird.
Noch eine Anmerkung zu
den «Wellen» der Intifada: Die
heutige Intifada ist nicht die
zweite im Land. Bereits in den
1920er- und 1930er-Jahren dazu, den heutigen Antisemi-
gab es ähnliche Wellen. Zu un- tismus unter Arabern weiter
terstreichen wäre, dass die anzuheizen.
Kollaboration zwischen Mus- Wie verhalten sich die offi-
limen und Christen unter pa- ziellen Vertreter des Christen-
lästinensischen Arabern in tums angesichts dieser Ent-
Eretz Israel kein neues Phä- wicklung? Der Vatikan, der
nomen ist. Die Zusammenar- Erzbischof von Canterbury
beit zwischen arabischen und der Lutherische Weltbund
Muslimen und arabischen schweigen über dieses Phäno-
Christen kann bis auf die men, anstatt diese Form des
1920er- und 1930er-Jahre zu- Antizionismus und Antijuda-
rückverfolgt werden. Als ismus aufs Schärfste zu ver-
1921 während der arabischen urteilen. Ihr wichtigstes Argu-
Unruhen in Jaffa die ment, sie seien besorgt um
jüdischen Einwoh- «die Interessen der Christen
ner der Stadt terro- in islamischen Ländern»,
risiert wurden, scheint aber nicht zu genügen,
schrieb zum Beispiel wenn es darum geht, die An-
ein englischer Missi- griffe gerade dieser Christen
onar in einem seiner auf Israel einfach zu ignorie-
Berichte nach Lon- ren!
don: «Die Araber von Zur Information für die In-
Jaffa, die sich als ternet-Nutzer unter unseren
Christen bezeich- Lesern: Die gesamte Konfe-
nen, haben sich mit renz wurde im Internet live
den Muslimen zu- übertragen. Es ist geplant, die
sammengetan, um Vorträge auf der Website der
jüdisches Blut zu Hebräischen Universität zu
vergiessen …» belassen unter http://sicsa.
Heute verkaufen huji.ac.il ❏
die palästinensi-
schen «Internet-Mis-
1
sionare» das alte, Im Jahr 144 n. Chr. grün-
kirchliche «Evange- dete Marcion seine eigene Kir-
lium» von der Erset- che. Er verwarf das Alte Tes-
zung Israels in ei- tament, weil es seiner Mei-
nem neuen, elektro- nung nach einen zürnenden,
nischen Gewand. Wirklich gerechten, letztlich «bösen»
neuartig ist nur die Vereini- Gott verkünde, der mit dem
gung von Christen und Musli- neutestamentlichen Gott der
men auf theologischem Boden. Liebe nichts gemein habe.
Die bizarre Kombination aus Diese Zurückweisung des Al-
einer Wiederbelebung der un- ten Testaments wurde für ihn
biblischen Lehren des frühen zum Antrieb, auch das
Antijudaisten Marcion1 und der Neue Testament von
islamischen Theologie einer allen Judaismen zu m
«Ersetzung» Israels dient «reinigen». ta
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