EDITORIAL

FREDI WINKLER

Liebe Israelfreunde
Die Errichtung eines Sicherheitszauns als Abgrenzung zu den Palästinensern im Westjor-
danland nimmt allmählich Gestalt an. Das riesige Bauprojekt hat in Israel zwischen
Befürwortern und Gegnern zu Kontroversen geführt. Die Gegner befürchten zu Recht,
dass damit Tatsachen geschaffen werden, die zur Gründung eines palästinensischen
Staates führen. Interessanterweise ist die Opposition bei den Palästinensern noch viel
grösser, zumal sie durch die Existenz des Zauns zum Handeln gezwungen werden, wenn
sie beim zukünftigen Grenzverlauf ihres Staates mitreden wollen. Bisher haben sie über
die Amerikaner versucht, die weitere Durchführung des Projekts zu stoppen, aber das
will nicht so richtig gelingen. Auch in der israelischen Regierung gibt es eine starke
Opposition gegen den Sicherheitszaun. Doch bis jetzt hat sich Ariel Sharon mit seiner
Haltung durchsetzen können. Die Gegner sehen ihn jedoch als Verräter an, da sie der
Meinung sind, dass das Land nicht mehr geteilt werden darf. Ein Bibeltext aus Joel 4,2
bestärkt sie in ihrer Opposition, denn dort heisst es: «… dann werde ich alle Nationen
▲

«… ich selbst
werde ihm versammeln und sie ins Tal Joschafat hinabführen. Und ich werde dort mit ihnen ins
Gericht gehen wegen meines Volkes und meines Erbteils Israel, das sie unter die
ringsherum eine
Nationen zerstreut haben. Und mein Land haben sie geteilt.» Hier wird zwar von der
feurige Mauer
Zerstreuung des Volkes geredet, aber dieses Ereignis liegt nun bald 2 000 Jahre zurück.
sein, spricht der Deshalb kann man die damalige Teilung des Landes nicht ohne weiteres auf das
Herr, und ich heutige Geschehen beziehen.
werde zur Herr- Der Sicherheitszaun ist letzten Endes eine Notwendigkeit, um Sicherheit und Ruhe
lichkeit in seiner wieder herzustellen. Beides ist dringend erforderlich für die wirtschaftliche Erholung
Mitte sein» Israels, denn mittlerweile ist die Wirtschaftskrise zu einem grossen Problem geworden.
Die israelische Regierung ist deshalb zu Handlungen gezwungen, die sie im Grunde
lieber unterlassen würde. Trotz der entschlossenen Haltung von Sharon, diesen Zaun
entlang der gesamten grünen Linie zu bauen, hat der ägyptische Präsident Mubarak
gesagt, dass der israelische Ministerpräsident der einzige sei, welcher der Region den
Frieden bringen könne. Durch den Bau des Sicherheitszauns gibt Israel nämlich zu
verstehen, dass es bereit ist, sich vom Westjordanland zu trennen. Vielleicht beginnt in
Israel mit der Vollendung des Zauns auch jene Zeit der trügerischen Sicherheit, die nach
Hesekiel 38,8.11 und 14 vor dem Angriff von Gog aus Magog im Land herrschen wird.
Der Sicherheitszaun soll unter anderem auch verhindern, dass Israel von den Palästi-
nensern ausgeplündert wird. Vor der Abriegelung des Westjordanlandes wurde in Israel
alle 20 Minuten ein Auto und vieles andere mehr gestohlen. Raub und Beute wird nach
Hesekiel 38,12 auch eines der Motive für den Überfall auf Israel sein. Trotz der Wirt-
schaftskrise ist im Land eine intensive Bautätigkeit zu beobachten. Dadurch wird Israel
zu einer verlockenden Beute, vor allem im Vergleich zum angrenzenden Palästinenser-
gebiet, das sehr rückständig ist. Die potentiellen Plünderer sitzen also direkt vor der
Haustür. Doch für die Zukunft hat Gott verheissen, dass Er selbst eine feurige Mauer um
Israel her sein wird: «… ich selbst werde ihm ringsherum eine feurige Mauer sein,
spricht der Herr, und ich werde zur Herrlichkeit in seiner Mitte sein» (Sach 2,9).
In Ihm, dem wahren Schutzwall Israels, grüsst Sie mit einem herzlichen Shalom
FREDI WINKLER

3
Inhalt
September 2003

Das Ende
des babylo-
Die Rückkehr des Albtraums nischen
Die Ende Juni von den Terrorgruppen «Hamas» Exils
und «Islami- Die Ent-
scher Jihad» machtung
ausgerufene des iraki-
«Waffenruhe» schen Herrschers Saddam Hussein
(Hudna) hat ermöglichte die Wiederaufnahme eines
am 19. August direkten Kontaktes mit den wenigen
ein abruptes Juden, die noch immer im Irak leben
Ende gefun- Seite 12
den, als sich
ein als ortho-
doxer Jude EDITORIAL
verkleideter
3 von Fredi Winkler
Attentäter in
Jerusalem in BIBLISCHE BOTSCHAFT
einem vollbe-
5 Gibt es Kriege nach Gottes Willen?
setzten Linienbus in die Luft sprengte und bis
jetzt 21 Menschen mit in den Tod riss HINTERGRUNDINFORMATIONEN AUS ISRAEL
Seite 8
8 Die Rückkehr des Albtraums
9 Die Frage nach dem Warum
10 Tastatur erkennt Anwender
Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis Stück-
werk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigenverantwortlich 10 Hilfe aus Israel
ihre persönliche Sicht dar. 11 Syrien, Israel und die USA
Initialen der Autoren und Quellenangaben in dieser Ausgabe:
BH = Brigitte Hahn, CM = Conno Malgo, FW = Fredi Winkler, IN = Israel Nachrichten, 11 «Sieb» verhindert Gehirnschlag
ZL = Zwi Lidar
Titelbild: IGPO 12 Das Ende des babylonischen Exils
13 «Islamisten planen den Genozid»
Nachrichten aus Israel
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18 Sorgen und Nöte der Neueinwanderer
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Solidarität mit Israel

4

Gibt es Kriege
nach Gottes
Willen?
Wenn manche Ausleger die Unterschiede zwischen dem
Alten und Neuen Testament hervorheben wollen, gehen sie
das Risiko ein, zu irren oder in die Irre geführt zu werden,
indem sie behaupten, dass Gott im Alten Testament ein
Gott der Rache und des Krieges ist, Er aber im Neuen
Testament als Gott des Friedens, der Vergebung und der
Gnade erscheint. Mit dieser Behauptung deuten sie
indirekt an, dass der Gott des Alten und der Gott des
Neuen Testaments zwei verschiedene Wesen sind.
AMIR TZARFATI*
I
m Alten Testament wird Gott als ein
Wesen voller Gerechtigkeit, Erbar-
men und Liebe beschrieben, jedoch
auch als ein Gott der Rache und des
Krieges. Manchmal sagt Er Ja zum
Krieg und wird beschrieben als ein Gott,
der selbst streitet im Krieg. Beispiele
dafür finden sich unter anderem in Je-
remia 20,11, Zefania 3,17 oder Psalm
18,35.
* Amir Tzarfati wurde 1972 als Jude in Israel
geboren. In den letzten Jahren seiner Schulzeit
begegnete er Schulkameraden, die an Jesus
glaubten. Im Alter von 18 Jahren nahm er den
Glauben an Jesus als den Messias an. Bis zu
seinem 24. Lebensjahr lebte er in einer
Wohngemeinschaft mit Gläubigen. In dieser
Zeit machte er eine Ausbildung zum Reiselei-
ter in Israel. Heute übt er diesen Beruf aus,
und hat dadurch Kontakt zu Gläubigen aus
der ganzen Welt, insbesondere jedoch aus
dem englischsprachigen Raum. Amir Tzarfati
leistet in der israelischen Armee Militärdienst.
Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
B I B L I S C H E
Manche Ausleger sehen den Krieg
als primitive Vorstufe in der Entwick-
lung der Menschheit. Sie wollen die
christliche Lehre vom Rest der Bibel
trennen. Einige behaupten, dass Jesus
einen neuen Gott oder wenigstens eine
neue Art der Hinwendung Gottes zu
Seinen Geschöpfen vorstellte. Zuvor
habe Gott Seine Gewalt und Macht ge-
zeigt, jetzt offenbare Er aber Seine Lie-
be und Seinen Frieden. Wieder andere
sagen, dass Gott für Sein Volk durch
Wunder und nicht mit dem Schwert
stritt. Das Vertrauen des Volkes Gottes
war auf Gott allein gerichtet und nicht
auf Waffen und Soldaten. Nach dieser
Theorie ist der Mensch nicht die ent-
scheidende Macht, sondern nur Voll-
strecker göttlicher Gerichte.
Auch wenn alle Vertreter der unter-
schiedlichen Sichtweisen den militäri-
schen Faktor herunterspielen, müssen
sie sich dennoch eingestehen, dass die
Menschen wirklich kämpften, auch
wenn es letzten Endes Gott war, der den
Sieg gab. Eine klare moralische Sicht
der Dinge ist uns schon fast verloren
B O T S C H A F T
gegangen. Jeder hat seine eigenen An-
sichten. Dies zeigt sich in der Erziehung
zu Hause, in den Schulen und in der Ge-
setzgebung unserer Parlamente. Begrif-
fe wie Demokratie, Patriotismus, Ehre
und Freiheit sind zu Schimpfwörtern
oder verschwommenen Ausdrücken ge-
worden. Auch das Wort «Krieg» in sei-
ner leider notwenigen Bedeutung hat an
Wert verloren in einer Zeit, in der Be-
griffe wie Gut und Böse, Recht und
Unrecht relativiert und nicht mehr als
absolute Werte angesehen werden.
Im Wort Gottes werden das Böse und
der Tod nicht in einem relativen Verhält-
nis zum Guten und dem Leben gesehen.
Es ist völlig klar, wohin das Eine oder
das Andere führt und auf welcher Seite
sich Gott befindet (vgl. 5.Mo 30,15-20).
Zorn ist nicht etwa unmoralisch, son-
dern eine natürliche Reaktion der Lie-
be. In der heutigen Welt will man uns
weismachen, dass Zorn zu unmorali-
schen Reaktionen führt. So war Zorn
als Reaktion auf die schrecklichen Ge-
schehnisse am 11. September 2001
unter moralischen Gesichtspunkten
eine durchaus richtige Reaktion. Wenn
jemand in einen Autobus steigt und von
einer Explosion getroffen wird, dann
würde man sich selbst belügen, wenn
da nicht ein grosser, ohnmächtiger Zorn
aufkommen würde. Es wird immer
wieder behauptet, man müsse die
Selbstmordattentäter verstehen. In ei-
nem Punkt kann man sie tatsächlich
verstehen: Bei ihnen gibt es keine Ver-
hältnismässigkeit.
Das erste Mal finden wir das Wort
«Krieg» in der Bibel im Bericht über das
Ereignis, als Lot und seine Familie von
den Königen von der Gegend östlich des
Jordans weggeführt werden und Abra-
ham darauf mit einem Kriegszug rea-
giert (vgl. 1.Mo 12). Gott gibt die Fein-
de in die Hände Abrahams und segnet
ihn durch Melchisedek für diesen Sieg.
Die frühe Geschichte Israels ist eine
Kette von Kämpfen und Kriegen. In
Psalm 136 werden diese historischen
Geschehnisse 26 Mal als Gottes Gnade
gepriesen mit den Worten: «… denn sei-
ne Gnade währet ewiglich».
Gott schlug die Ägypter, und durch
Seine Hilfe erlitt Amalek eine vernich-
5
B I B L I S C H E B O T S C H A F T
tende Nieder-
lage. Nach-
dem bei den
Kanaanitern
das Mass ih-
rer Misseta-
ten voll war,
gebrauchte
Gott das
Volk Israel als Gerichtswerkzeug über
diese Volksstämme (vgl. 1. Mo 15,16).
Der göttliche Massstab ist anders als der
menschliche. Gott hat zwar lange Geduld,
aber wenn das Mass voll ist, kommen Sei-
ne Gerichte. Die grösste Sünde der Ka-
naaniter war ihr Götzendienst, der zu se-
xuellen Orgien und sogar zu Menschen-
opfern führte. Dazu wurde eine
ohrenbetäubende Musik mit Trommeln
gemacht, um die erschütternden Schreie
der kindlichen Opfer zu übertönen (vgl.
5.Mo 12,29-31). Vergleichbare Gräuelta-
ten erleben heute eine Rückkehr in die
so genannte kultivierte Menschheit, und
zwar durch die Satanskulte. Deshalb ge-
bot Gott den Israeliten, den Bann an den
Kanaanitern zu vollstrecken, sie aus dem
Land zu vertreiben, ihre Götzenaltäre zu
zerstören und ihr Andenken auszurotten.
Keinesfalls sollten sie einen Bund mit
diesen Menschen schliessen, denn ihre
Taten waren von der Herrschaft Satans
durchdrungen.
Gott gab das Land Kanaan den Israe-
liten nicht, weil sie Sein erwähltes Volk
und deshalb besser waren als die ande-
ren, sondern weil Er durch sie die Kana-
aniter richtete. Der Begriff «auserwählt»
ist problematisch, wenn man dahinter ein
Privileg sehen will. Die Erwählung be-
ruhte allein auf Gottes absolutem Willen.
In 5.Mose 9,4-6 sagt Gott zu Israel, dass
Er ihnen das Land nicht wegen ihrer ei-
genen Gerechtigkeit gebe, sondern we-
gen der Gottlosigkeit der kanaanitischen
Volksstämme. Im Gegenteil – Gott warnt
Israel vor Hochmut und nennt es sogar
häufig ein halsstarriges Volk. Es ist be-
merkenswert, dass Gott Seinem Volk
sogar befiehlt, die Kanaaniter vollstän-
dig aus dem Land zu vertreiben,
ansonsten würden sie ihnen zu Dornen
und Stacheln werden und Gott selbst
würde zur Strafe gegen Israel streiten (4.
Mo 33,55-56).
6
(Bild: PhotoDisc)
Israel erlebte die
wunderbare Hilfe Got-
tes. Der Jordan teilte
sich vor ihnen, die Mau-
ern Jerichos fielen, und
Sonne und Mond stan-
den still, um Israel ei-
nen Vorteil im Kampf zu
geben. Trotzdem muss-
ten die Israeliten selbst
kämpfen. Gott gab Gi-
deon detaillierte An-
weisungen über die
Strategie, mit deren
Hilfe er die Feinde Jesaja 2,4: «Dann werden sie ihre
schlagen konnte. Er Schwerter zu Pflugscharen umschmie-
stärkte seinen Glauben
und gab ihm Mut für den und ihre Speere zu Winzermessern.
den Kampf. Debora und Nicht mehr wird Nation gegen Nation
Barak besiegten mit das Schwert erheben, und sie werden
der Hilfe Gottes Sisera, den Krieg nicht mehr lernen»
den König von Hazor
und sein grosses Heer.
Auch Simson schlug
1 000 Philister durch die Kraft, die Gott che Lösung angeboten werden. Krieg und
ihm gab. David schlug die Philister und Tod sollten nicht die Regel sein, sondern
andere Feinde des Volkes Israel in vie- ein letztes Mittel zum Selbstschutz. Gott
len Schlachten. tadelte sogar diejenigen, die sich vor dem
Diese Beispiele beweisen, dass Gott Kampf drückten. Die Stämme, die im
den Krieg nicht nur nicht ablehnt, son- Ostjordanland siedelten, wurden von
dern ihn sogar gebraucht, um dem Bö- Gottes wegen verpflichtet, mit ihren Brü-
sen zu wehren und um Seine Absichten dern in den Kampf zu ziehen bis das gan-
auszuführen. Auch in Prediger 3,8 steht ze Land erobert wäre. Doch in speziellen
etwas über den Krieg: «Zeit fürs Lieben Fällen erlaubte Gott, dass Einzelne nicht
und Zeit fürs Hassen, Zeit für Krieg und Zeit in den Krieg zogen, aber sie sollten in
für Frieden.» Soll das etwa heissen, dass keiner Weise die Kampfmoral der ande-
Gott den Krieg liebt? Die Antwort ist ein ren schwächen.
klares NEIN! Das Reich Gottes wird uns Man kann mit Sicherheit behaupten,
ganz anders beschrieben, zum Beispiel dass es heute 6 Milliarden Sünder auf
in Jesaja 2,4: «Und er wird richten zwischen dieser Welt gibt. Schreckliche und grau-
den Nationen und für viele Völker Recht same Diktaturen und Regime sind an der
sprechen. Dann werden sie ihre Schwerter Macht, und üben einen Terror aus, wie
zu Pflugscharen umschmieden und ihre es nur durch böse Geister und Dämonen
Speere zu Winzermessern. Nicht mehr wird möglich ist, die nichts anderes wollen als
Nation gegen Nation das Schwert erheben, Zerstörung und Tod. Gott selbst entschei-
und sie werden den Krieg nicht mehr ler- det, wie Er das Böse richten wird und
nen.» Doch bis das Reich Gottes auf die- wann das Mass voll ist. Doch die Bibel
ser Erde aufgerichtet wird, wird es Krie- zeigt uns ganz klar, dass Er dazu auch
ge geben, und dafür gab Gott Anweisun- Menschen gebraucht, obwohl Er das Böse
gen und Gebote in 5. Mose 20. Gott auch ohne menschliche Hilfe vernichten
wollte, dass die Krieger auf Ihn vertrau- könnte – so wie damals in Sodom und
en und nicht auf ihre eigene Kraft, und Gomorra. Doch Gott kann es auch durch
dass sie Ihm die Ehre für den Sieg ge- eine Armee tun oder durch einen Jüng-
ben. Wenn eine Stadt bekriegt werden ling mit einer Steinschleuder. Heute wer-
sollte, dann sollte ihr zuerst eine friedli- den Soldaten oft als «Mörder» bezeich-
 B I B L I S C H E B O T S C H A F T

net. Doch Mord ist ein Töten aus Hass unter die Herrschaft Satans gerieten. ten bis zur Einnahme des Landes Kana-
und berechneter Absicht. Der Soldat je- Gott griff in den Kampf Satans um diese an führte, des Landes, das Gott Abraham
doch tötet mit dem Ziel, Schlimmeres zu Welt ein und gebrauchte dazu sogar Krie- und seinem Samen verheissen hatte, war
verhindern und dem grundlosen Hass und ge. Wir sollen vor dieser Tatsache nicht begleitet von Kriegen. Ähnlich war die
Morden ein Ende zu bereiten. die Augen verschliessen. Pazifismus ist Rückkehr Judas aus der babylonischen
Im Neuen Testament begegnen wir kein Teil der Heiligen Schrift, zumal wir Gefangenschaft unter Nehemia verbun-
nun den Worten und Ausführungen Jesu, nicht in einer Welt leben, die gut und frei den mit einem bewaffneten Kampf gegen
die scheinbar etwas anderes sagen, wie von Bösem ist. Trotzdem sollen wir für die Widersacher. Gott führte den Stamm
etwa in Matthäus 5,36-41 und in Lukas unsere Feinde beten, weil Jesus uns das Juda zurück in sein Land mit dem Ziel,
6,29-30. Die andere Wange hinzuhalten, befohlen hat. Wir sollen aber auch für die durch ihn den verheissenen Erlöser, den
den Feind zu lieben und für ihn zu beten, Obrigkeit beten, der das Schwert der Messias, zu senden. Dieser kam, um die
sind wohl wichtige Gebote Christi für den Rache gegeben ist, um kompromisslos Menschheit von einem viel schreckliche-
einzelnen Gläubigen. Doch die Autorität gegen das Böse zu streiten – falls erfor- ren und endgültigen Tod zu erretten, der
und Vollmacht, einen Krieg zu erklären, derlich auch durch den Krieg, damit die entsetzlicher ist als jeder physische Tod,
liegt nicht in seiner Kompetenz. In
Römer 12,17-19 sagt Paulus uns Ähn-
liches. Wir sollen nicht Böses mit Bö-
sem vergelten und möglichst mit al-
len Menschen in Frieden leben, auch
nicht uns selbst rächen, sondern die
Rache Gott überlassen. Doch in Rö-
mer 13,1-4 zeigt er uns, wem Gott die
Aufgabe übertragen hat, dem Bösen
zu wehren und wenn nötig mit Krieg
dagegen vorzugehen: der Regierung
und der Obrigkeit, «denn sie trägt das
Schwert nicht umsonst, denn sie ist Die-
nerin Gottes, eine Rächerin zur Strafe
für den, der Böses tut» (V 4). Ganz klar
stellt Paulus hier fest, wem Gott die
Vollmacht und den Auftrag zur Rache
gegeben hat. Ausserdem werden die
Kriegshelden des Alten Testaments
auch im Neuen Testament, nämlich in
Hebräer 11,32-34, als Helden des
Glaubens dargestellt, die Gott dien-
ten und Seine Werkzeuge waren –
nicht etwa als Kriegsverbrecher und
als solche, die gegen den Geist Christi Pazifismus ist kein Teil der Heiligen Schrift, zumal wir nicht in einer Welt leben, die gut und frei
stritten. Auch das letzte Buch der von Bösem ist. Bild: Anti-Kriegs Demonstration in Rom (Reuters)

Bibel, die Offenbarung, redet unmiss-

verständlich von gewaltigen Kriegen, die
Gott über diese Erde kommen lassen wird
und in denen ein Grossteil der Mensch-
heit umkommt. Gott wird die Sünde und
das Böse letztendlich richten, auch wenn
Seine Geduld und Langmut scheinbar
ohne Ende ist.
An dieser Stelle ist es wichtig, daran
zu erinnern, dass Gott die Welt und al-
les, was in ihr ist, gut geschaffen hat.
Durch den Ungehorsam des Menschen
gegen Gott kam jedoch der Fluch der
Sünde mit aller Schlechtigkeit auf diese
Erde und zu allen Menschen, die nun
Bösen sich fürchten und sich in Gehor-
sam unterordnen. Mit denen, die Terror
ausüben, darf kein Frieden geschlossen
werden. Die Obrigkeit hat die Pflicht, das
Böse zu bekämpfen und auszurotten.
Dazu hat Gott ihr das Schwert in die Hand
gegeben. Leider gibt es heute Regierun-
gen und Obrigkeiten, die das Schwert
umsonst tragen, indem sie ihren von Gott
gegebenen Auftrag nicht erfüllen. Dazu
kann man nur sagen, dass Gott zu Sei-
ner Zeit auch darüber richten wird.
Der gesamte Weg, den Gott Israel von
der Befreiung aus der Sklaverei in Ägyp-
den Menschen je durch Kriege erleiden
müssen.
Abschliessend wollen wir festhalten,
dass alles, was Gott getan hat, auch
durch Kriege, nur dazu dient, die Men-
schen vor noch Schrecklicherem zu be-
wahren. Gott hasst die Sünde mit einem
ewigen Hass, aber liebt den Sünder mit
ewiger Liebe. Deshalb hat Er Seinen ein-
zigen Sohn gesandt, um für uns den
schrecklichen Tod am Kreuz zu erleiden,
damit Er alle, die an Ihn glauben, vom
ewigen Tod erretten kann. ❏
(Übersetzung: FW )

7
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
AUS ISRAEL
TERROR IN JERUSALEM
Die Rückkehr des Albtraums
Die Ende Juni von den Terrorgruppen «Hamas» und «Islamischer Jihad»
ausgerufene «Waffenruhe» (Hudna) hat am 19. August ein abruptes Ende
gefunden, als sich ein als orthodoxer Jude verkleideter Attentäter in Jerusalem
in einem vollbesetzten Linienbus in die Luft sprengte und bis jetzt 21 Men-
schen mit in den Tod riss.
In dem Bus waren zahlrei-
che Familien unterwegs, die
nach dem Abendgebet an
der Westmauer (Klagemau-
er) nach Hause wollten. Des-
halb waren etwa ein Drittel
der Toten und der 130 Ver-
letzten Kinder und Babys.
Ministerpräsident Ariel Sha-
ron und Verteidigungsminis-
ter Shaul Mofaz bezeichne-
ten den Mörder und seine
Auftraggeber als «Tiere».
Die Bilder von blutüber-
strömten Kindern, die von
Helfern aus dem zerstörten
Linienbus geborgen wurden,
beherrschten in Israel die Ta-
gespresse. Noch nie waren
bei einem Selbstmordan-
schlag so viele Kinder und
Säuglinge unter den Toten
und Verletzten. Auch für die
Rettungskräfte war dieser
Terrorakt eine traumatische
Erfahrung. «Wenn man so
ein verletztes Kind behan-
delt, wird alles viel emotio-
naler», sagte ein Sanitäter,
der selbst Vater von zehn
Kindern ist. Als er ein schwer
verletztes, zweijähriges
Mädchen beatmen musste,
sei ihm trotz der drückenden
Hitze «am ganzen Körper
kalt geworden».
Nur wenige Hundert Me-
ter vom Ort des Anschlags
entfernt fand zur gleichen
Zeit ein Kongress des Ret-
tungsdienstes Zaka statt. Die
ultraorthodoxe Freiwilligen-
organisation kümmert sich
bei Terroranschlägen um die
8
Bergung der Leichen. Vertei-
digungsminister Shaul Mo-
faz wünschte den Zaka-Mit-
arbeitern, dass sie nicht
mehr nach derartigen Tragö-
dien zum Einsatz kommen
müssten. Kurz darauf zünde-
te der Attentäter den
Sprengsatz. «Wir flogen
förmlich zum Ort des An-
schlages», berichtete Yehu-
da Meshi-Zahav, der Leiter
der Organisation. «Ich rann-
te sofort zum mittleren Teil
des Busses und sah zu mei-
nem Entsetzen einen Haufen
verstümmelter Leichen. Ich
untersuchte bei allen den
Puls, und plötzlich sah ich ein
drei oder vier Monate altes
Baby, das gesund und unver-
sehrt war. Das war ein klei-
ner Hoffnungsschimmer in
dieser höllischen Finsternis.»
Einer Gruppe von Jugendli-
chen, die die Bar-Mitzwa (jü-
dische «Konfirmation») ei-
nes ihrer Freunde feierte,
blieb das Schlimmste er-
spart. Kurz vor der Explosi-
on wollten die Teenager in
den Bus steigen, aber der
Busfahrer nahm sie nicht
mehr mit, weil der Gelenk-
bus bis auf den letzten Platz
besetzt war. Seiner Weige-
rung verdanken die Jugend-
lichen ihr Leben.
Zu dem Anschlag bekann-
ten sich die Terrorgruppen
Hamas und Islamischer Ji-
had.
Nach der Tragödie in Je-
rusalem kam es bereits zu
Reaktionen von
Seiten Israels und
auch der Palästi-
nenser. In der
Nacht zum 21.
August beschloss
das israelische Si-
cherheitskabinett,
gegen die radika-
len Terrorgruppen wieder
militärisch vorzugehen und
auch gezielte Angriffe auf
deren Anführer durchzufüh-
ren. Wie Ministerpräsident
Sharon und Verteidigungs-
minister Mofaz mitteilten,
werde Israel jedoch auf gross
angelegte Militäraktionen
verzichten und weiterhin
eine diplomatische Lösung
des Konflikts anstreben.
Aber diejenigen, die für den
jüngsten Selbstmordan-
schlag verantwortlich seien,
müssten den Preis dafür be-
zahlen. Ariel Sharon legte
vorerst sämtliche Kontakte
mit den Palästinensern auf
Eis. Auch die Freilassung von
palästinensischen Häftlingen
wurde zunächst gestoppt.
«Entweder sie (die Palästi-
nenser) bekämpfen den Ter-
ror, oder wir tun es – ohne
Kompromisse», sagte der
stellvertretende Ministerprä-
sident und Industrie- und
Handelsminister Ehud Ol-
mert.
Wie ein Vertreter der Pa-
lästinensischen Autonomie-
behörde (PA) mitteilte, wol-
le diese ihren Dialog mit mi-
litanten islamischen Grup-
pen abbrechen und Aktio-
nen gegen die Organisatio-
nen Hamas und Islamischer
Jihad durchführen. Der pa-
lästinensische Ministerpräsi-
dent Abbas ordnete Ermitt-
lungen an und verurteilte
den Anschlag in Jerusalem
als «fürchterliche Tat, die
den Interessen des palästi-
nensischen Volkes nicht
dienlich sein kann.» Der
Nahost-Friedensplan «Road
Map» verpflichtet die PA, die
militanten Organisationen
aufzulösen. Dies lehnte Ab-
bas bislang ab, weil er einen
Bürgerkrieg befürchtete.
Am 21. August wurden
bei einem Raketenangriff
der israelischen Armee in
Gaza-Stadt Ismail Abu
Shanab, einer der rang-
höchsten Funktionäre der
Hamas, und zwei seiner Leib-
wächter getötet. Daraufhin
erklärte die Hamas die «Waf-
fenruhe» (Hudna) offiziell für
beendet. Einen Tag später
feuerten Palästinenser im
Gazastreifen erneut Kassam-
Raketen und Mörsergrana-
ten auf israelische Ziele ab.
In der Nacht vom 23. auf
den 24. August feuerten is-
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

Hamas, Ahmed Abu-Marasouk und Dr. präsident Sharon und Vertei-

Shatiwi, ab. Shati- Muhamed El-Hindi. digungsminister Mofaz. De-
wi und drei weite- Unterdessen setzte die is- ren Tötung solle den Tod von
re Terroristen wur- raelische Armee ihre Razzi- Palästinensern vergelten,
den getötet. Es en in den Autonomiegebie- hiess es in der Erklärung. Es
gab acht Verletzte. ten fort und teilte durch gibt jedoch auch andere Re-
Shatiwi hatte ei- Strassensperren den Gaza- aktionen von Seiten der Pa-
nen Doppelan- streifen in drei Teile. Auch in lästinenser. In Bethlehem
schlag auf Israel die Autonomiestädte Tulka- warnte ein Vertreter der pa-
geplant. Israels rem, Jenin und Nablus rück- lästinensischen Sicherheits-
Generalstabschef ten israelische Soldaten mit behörde die Anführer radi-
Moshe Yaalon Panzern vor, um dort nach kaler Gruppen vor weiteren
sagte: «Vom Terroristen, Sprengstofflabo- Anschlägen auf Israelis: «Wir
kleinsten bis zum ren und Waffen zu suchen. werden keine Angriffe auf
grössten Terroris- Mehrere Palästinenser wur- Israel von unserem Territori-
ten der Hamas, ob den verhaftet, darunter ein um aus dulden», sagte
in Israel oder in Sy- 17-Jähriger, der eine grosse Oberst Madshdi el Attari. In
rien – ihr Leben ist Menge Sprengstoff bei sich einem Telefonat mit dem
nicht mehr sicher.» hatte. Wie ein Militärspre- englischen Aussenminister
Das «Ende der Hudna»: Barbarischer Selbst- Die Hamas drohte cher mitteilte, könnten die Jack Straw forderte Jassir
mordanschlag auf einen vollbesetzten Linienbus mit «schmerzhaf- Operationen in den Städten Arafat von der Europäischen
in Jerusalem (Bild: Reuters)
ter Rache». Kurz bis zu vier Wochen andau- Union ein stärkeres Engage-
darauf gingen sie- ern. ment bei der Umsetzung des
raelische Apache-Hubschrau- ben Kassam-Raketen auf jü- Am 23. August veröffent- Nahost-Quartett-Friedens-
ber in der Nähe des Haupt- dische Orte nahe am Gaza- lichte die Extremistengruppe planes. Die EU solle Be-
quartiers von Arafats Sonder- streifen nieder. Weitere von El-Aksa-Brigaden einen Tö- obachter entsenden, um die
einheit Force-17 in Gaza drei Israel gesuchte Hamas-Terro- tungsaufruf mit den Namen Durchführung des Planes in
Raketen auf den Pkw des risten sind: Muhamed Deif, von 30 hochrangigen Israe- den Palästinensergebieten
Einsatzkommandeurs der Abdelaziz Rantisi, Mussa lis, darunter auch Minister- zu überwachen. BH ❏

EIN KOMMENTAR AUS HAIFA

kam eine Mutter und ihr drei renes Kind beten wollte. In ei-

Die Frage nach dem Monate altes Baby um. Um sie

trauern zwölf Kinder. Die Frau
nem Monat sollte es zur Welt
kommen. Sie hinterlässt ihren
kam aus New York, um hier Ehemann und ihren einjähri-
Warum in Israel an einer Hochzeit
teilzunehmen. Eine junge
gen Sohn Janiv. Dem Repor-
ter versagte fast die Stimme,
Wie Fredi und Beate Winkler aus dem Hotel Beth-Shalom in Mutter aus Zichron Yaakov als er sagte: «Ihr Gebet ➤
Haifa am ersten Tag nach dem Anschlag mitgeteilt haben, bei Haifa wollte ihre El-
waren die Menschen in Israel über dieses erneute Verbre- tern besuchen. Sie und ihr
chen zutiefst erschüttert. Lesen Sie ihren kurzen Kommentar Mann sind verletzt. Ihr
Baby hat schwere Verlet-
über das aktuelle Geschehen.
zungen erlitten, aber ihre
In Jerusalem war es 68 Tage nem öffentlichen Bus in die dreijährige Tochter Tehila
lang ruhig. Jeder glaubte an Luft. Der Linienbus war voll ist tot. Ein Vater aus Ne-
die Bereitschaft der Palästi- besetzt mit religiösen Juden, tanya wollte mit seinen
nenser, den Terror unter Kon- die nach dem Gebet an der Kindern an der Klagemau-
trolle zu bringen bzw. zu stop- Klagemauer nach Hause woll- er beten. Er und sein neun-
pen. Aber am 19. August um ten. Zu beklagen sind bis jetzt jähriger Sohn kehrten
21.10 Uhr wich der Traum 21 Tote und 130 Verletzte – nicht mehr nach Hause
vom Frieden der blutigen unter ihnen Kinder und junge zurück. Die junge Mutter
Wirklichkeit. Ein Selbstmord- Leute. Ganze Familien wur- Lilach ging zur Klagemau-
attentäter sprengte sich in ei- den in den Tod gerissen. So er, weil sie für ihr ungebo-

Beerdigung eines
11 Monate alten 9
Anschlagopfers …
(Bild: Reuters)
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

wurde nicht erhört! Warum?»
Zum ersten Mal wurde ein
Anschlag gegen ultraorthodo-
xe Juden verübt.
Diese Menschen haben
eine besondere Beziehung zur
Wirklichkeit, weil in ihren
Augen alles, was geschieht,
von Gott zugelassen wird. Bei
Tragödien wie dieser suchen
sie deshalb die Schuld zuerst
bei sich selbst. Gestern Abend
trafen sich ultraorthodoxe Ju-
den zu einer grossen Kundge-
bung in Jerusalem. Die Stim-
mung war düster, und die
Redner waren sich einig: «Wir
müssen umkehren zu unse-
rem Gott; wir müssen Busse
tun! Gott wollte uns warnen.»
Es wurde auch der Vers aus
Hiob 1,21 zitiert: «Der Herr hat
gegeben, und der Herr hat ge-
nommen, der Name des Herrn
sei gepriesen!»
Wie wird Israel reagieren?
Dieser Terroranschlag scheint
in den Beziehungen zu den
Palästinensern zu einem Wen-
depunkt zu werden. Im Mo-
ment wartet alles auf den pa-
lästinensischen Premiermi-
nister Abbas. Israel hat jeden
Kontakt abgebrochen und den
Palästinensern mitgeteilt, sie
hätten 24 Stunden Zeit, um
durch Taten zu beweisen,
dass sie entschlossen seien,
energisch gegen den Terror
vorzugehen. Alle Übergänge
zu den Palästinensergebieten
sind gesperrt, alle Strassen-
sperren wieder in Kraft, alle
Wachleute vor Restaurants
und an allen öffentlichen Plät-
zen wurden wieder eingesetzt.
Israel hat alles daran gesetzt,
um den Friedensplan der
Amerikaner zu fördern: Ge-
fangene Terroristen wurden
frei gelassen; die Übergänge
zu Israel wurden für Arbeiter
geöffnet; Städte wurden den
Palästinensern zur Selbstver-
waltung wieder gegeben usw.
Wir als Gläubige wollen
heilige Hände aufheben für
Gottes Bundesvolk und darum
bitten, dass die Menschen in
Israel in der Bibel Führung
und Weisheit suchen. Möge
Gott sie trösten, denn Er sagt
doch: «Ich will euch trösten, wie
einen seine Mutter tröstet; ja, ihr
sollt an Jerusalem getröstet wer-
den» (Jes 66,13). FW ❏
BALD NEUE SICHER-
HEITSSTANDARDS?
Tastatur
erkennt (Bild: MEV)
Anwender
Israelische Studenten haben eine neue Technologie entwi-
ckelt, mit deren Hilfe ein Computerbenutzer durch seine
typische Anschlagweise der Tastatur identifiziert wird.
Die Innovation geht zurück um eine Innovation mit enor-
auf Ido Yariv und Mordechai mem Marktpotential handelt,
Nisanson. Beide studieren denn auf dieser Grundlage
Computerwissenschaften an kann man noch weitere Com-
der Technischen Hochschule puterschutzsysteme entwi-
von Haifa. Die neue Technik ckeln. So könnte das System
verhindert, dass ein nicht be- bei unerlaubtem Zugriff auf
rechtigter Benutzer Zugang Daten auch einen Alarm aus-
zu einem Computer erhält. lösen.
An Arbeitsplätzen mit vielen Nach Angaben der beiden
Beschäftigten und wenigen Erfinder ist ihre Innovation
Computern ruft das System auch noch für ganz andere
automatisch die persönlichen Bereiche interessant –
Daten und Systemeinrichtun- beispielsweise für ein Warn-
gen eines bestimmten Arbeit- system, das ein Auto blo-
nehmers auf, während es die ckiert, wenn ein Fahrer, der
der anderen blockiert. nicht im Wagencomputer re-
Am Technion ist man der gistriert ist, den Anlasser be-
Ansicht, dass es sich hierbei tätigt. ZL ❏

GROSSPROJEKT AUF DEM BALKAN

Hilfe aus Israel

Nachdem die israelische Gesellschaft «UniFood Israel»
eine Ausschreibung der Vereinten Nationen gewonnen hat,
wird sie die serbische Landwirtschaft wieder aufbauen. Der
Umfang dieses Projekts beläuft sich auf 90 Millionen Euro.
Darüber hinaus wurde der «UniFood Israel» weit rei-
israelische Vertragspartner chende Vollmachten auf al-
von den Vereinten Nationen len Gebieten. So koordiniert
gebeten, ähnliche Projekte in sie Bewässerungspläne, stellt
Kroatien und im Kosovo die dafür benötigten Gerät-
durchzuführen. schaften sowie Saatgut,
Der Vertrag mit einer Lauf- Dünger und Pestizide zur
zeit von fünf Jahren erteilt Verfügung. ZL ❏

(Bild: MEV)

10

NEUE VER-
HANDLUNGEN
MIT SYRIEN IN
SICHT
Syrien,
Israel
und
die
USA
In einer geheimen Bot-
schaft hat der syrische
Präsident Bashar el-Assad sich Israel gegenüber an einer
Wiederaufnahme von Verhandlungen interessiert gezeigt.
Nach Angaben von Nach-
richtendienstexperten in Is-
rael hat Assad seine Haltung
in Bezug auf Israel geändert.
Er habe gar keine andere
Wahl, weil er das Überleben
seines Regimes sichern
müsse. Assad beginne sich
langsam von der alt einge-
sessenen Herrscherriege aus
der Zeit seines Vaters zu lö-
sen.
Dazu gehört auch der seit
vielen Jahren amtierende
Aussenminister Faruk el-
Shara; er gilt als einer der
konservativsten und starr-
sinnigsten Politiker in Syri-
en. Gemeinsam mit anderen
Entscheidungsträgern riet er
dem jungen Assad, sich im
Irak-Krieg gegen die USA zu
stellen. Inzwischen musste
Assad einsehen, dass dieser
Rat falsch war.
Die Vereinigten Staaten
haben Syrien die Parteinah-
me für den Irak nicht verzie-
hen. Von Seiten der USA wird
massiver Druck auf das Land
ausgeübt, damit es nicht
mehr die Terroristen unter-
stützt, sondern sich aktiv für
die Terrorbekämpfung ein-
Der syrische Präsident Bashar
el-Assad (Bild: Reuters)
setzt. So fordern die USA un-
ter anderem, dass Syrien die
im Libanon stationierten
Langstreckenraketen zer-
stört, seine Truppen aus dem
Libanon abzieht, die Büros
zur Koordinierung von Ter-
rorakten schliesst und die
Unterstützung der Hisbollah-
Miliz einstellt. Als erste Re-
aktion hat Syrien bereits ei-
nige seiner im Libanon stati-
onierten Truppen abgezogen.
ZL
Kommentar: Die Bibel sagt
uns wiederholt, dass vom
Norden (Syrien) aus das Un-
glück gegen Israel losbre-
chen wird (vgl. Jer 1,14,
Joel 2, Hes 38 und 39 usw.).
Das war immer so und wird
auch in Zukunft so sein. Is-
rael konnte Syrien noch nie
voll und ganz vertrauen.
Aber dennoch gibt es auch
eine gute Nachricht, denn
nach Jesaja 19,24 kommt die
Zeit, in der Syrien mit Israel
und Ägypten zusammen ein
Segen mitten auf Erden sein
wird. Gott sagt im nächsten
Vers sogar: «Assur, meiner
Hände Werk …» (V 25). CM ❏
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
EINFACH, ABER WIRKUNGSVOLL
«Sieb» verhindert
Gehirnschlag
Die israelische Firma «MindGuard» in der Küstenstadt
Cäsarea hat sich auf die Entwicklung moderner
medizinischer Instrumente spezialisiert. Sie arbeitet
zurzeit an einem «Sieb», das einen Gehirnschlag
verhindern kann.
Das Projekt befindet sich in der letzten Entwicklungs-
phase. Bei den zuständigen Behörden wurden bereits die
Zulassungsverfahren eingeleitet.
Die Idee stammt von Dr. Ofer Yodfat, dem Leiter der
Firma «MindGuard». Seinen Angaben zufolge zählt der
Gehirnschlag weltweit
zu den am weitesten
verbreiteten Todesur-
sachen. Mehr Todes-
fälle gibt es nur durch
Herzerkrankungen
und Krebs. Ein Ge-
hirnschlag führt
meistens nicht zum
Tod des Patienten;
die Sterberate liegt
bei 20 Prozent. In
westlichen Län-
dern gibt es 12,5
Millionen Gehirn-
sc)
schlagpatienten,
toDi
: Pho
und jedes Jahr
(Bild
kommen rund
2,5 Millionen
hinzu.
Das von Dr. Yodfat ent-
wickelte Instrument setzt sich aus
winzigen Metallfäden zusammen, die
eine Art Sieb bilden. Wenn dieses Sieb in Blut-
gefässe eingesetzt wird, können diese nicht mehr
durch Blutgerinnsel oder Fettklumpen verstopft werden.
Das zugrunde liegende Prinzip beruht auf der Hämody-
namik, der Lehre von den physikalischen Grundlagen der
Blutbewegung.
Das in die Blutbahn eingesetzte «Sieb» leitet das mit
Blutgerinnseln oder Fettklumpen durchsetzte Blut so um,
dass es nicht ins Gehirn gelangen kann. Vermarktet wird
diese israelische Erfindung, die bereits in mehreren Län-
dern patentiert wurde, von der Firma «Medtronic», dem
weltweit grössten Konzern für medizinisch-technische In-
strumente. ZL ❏
11
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

«EXODUS» DER LETZTEN JUDEN AUS BAGDAD zurück. Die meisten von ih-
nen flüchteten im Laufe der
Das Ende des babylonischen Jahre, sodass 1970 nur noch
4 000 Juden im Irak lebten.

Exils Daraufhin startete der

Die Entmachtung des irakischen Herrschers Saddam Hussein ermöglichte die Wiederaufnah-
me eines direkten Kontaktes mit den wenigen Juden, die noch immer im Irak leben.
Die jüdische Gemein- sind, wurden mit einer be- den in die Verbannung nach
schaft im Irak zählt zu den sonderen Zeremonie von der Babylon geschickt wurden.
ältesten und ehemals reichs- «Jewish Agency for Israel» Seit diesem Ereignis galt die
ten jüdischen Exilgemein- empfangen. dortige jüdische Gemeinde
den. Im Land an Euphrat und Sie gaben an, keineswegs als Exilgemeinde. Sie übte im
Tigris befinden sich zahlrei- die Letzten zu sein, denn Verlauf der jüdischen Ge-
che historische Bauwerke schon bald würden noch schichte grossen Einfluss
der jüdischen Geschichte, die mehr Juden aus dem Irak ein- aus und wurde zum Zentrum
jedoch in einem erbärmlichen treffen, die nicht in der ira- jüdischer Gelehrsamkeit.
Zustand sind. kischen Hauptstadt, sondern Dort wurde auch der «Baby-
lonische Tal-
mud» ver-
fasst, der
heute noch
das Leben re-
ligiöser Juden
bestimmt.
Auch nach
der Rückkehr
etlicher Juden
ins Land Isra-
el und der Er-
richtung des
zweiten Tem-
pels bestand
die jüdische
Gemeinde in
Babylon wei-
ter. Nach der
Gründung
des Staates
Israel im Jah-
re 1948 wur-
Ezra Levi, einer der sechs heimgeholten Juden aus dem Irak, vor der Klagemauer. Rechts seine den im Irak
Schwester Dalia, die er seit 1952 nicht mehr gesehen hatte (Bild: Keystone) die Juden ver-
folgt. Deshalb
Vergangenen Monat wur- in anderen Regionen des wanderten insgesamt
den im Rahmen einer drama- Landes leben. Wenn auch sie 137 000 irakische Juden zu
tischen Aktion, der man den nach Israel kommen, wird Beginn der 1950er-Jahre
nicht weniger spektakulären das «babylonische Exil» end- nach Israel ein – mit Hilfe
Namen «Hilfe aus Zion» gab, gültig beendet sein. des israelischen Geheim-
die letzten sechs Juden aus Die jüdische Exilgemein- dienstes Mossad und der Je-
Bagdad nach Israel geholt. de entstand vor rund 2 700 wish Agency.
Die Neueinwanderer, die Jahren, als nach der Zerstö- Damals blieben jedoch
ausnahmslos im Greisenalter rung des ersten Tempels Ju- rund 10 000 Juden im Irak
Mossad erneut eine geheime
Rettungsaktion, die zusam-
men mit dem damaligen Kur-
denführer durchgeführt wur-
de.
Seit dem Regime von Sad-
dam Hussein leben nur noch
einige Hundert Juden im
Irak. Ihnen wurden relativ
grosse Freiheiten zugestan-
den. Vor etwa fünf Jahren
wurde in Bagdad sogar die
grosse Synagoge auf Staats-
kosten restauriert. Dennoch
führten die wenigen im Irak
verbliebenen Juden ein Leben
in ständiger Angst und gros-
ser Armut. ZL
Kommentar: Im Irak lag
wahrscheinlich das Paradies,
in dem Adam und Eva vor
dem Sündenfall lebten. Vom
Irak aus erteilte König Kores
seinen Befehl, dass die ge-
fangenen Israeliten heim-
kehren und den Tempel wie-
deraufbauen durften. Aber
vom Irak ging auch stets die
schlimmste Feindschaft ge-
gen Israel aus. Man lese nur
einmal Psalm 137. Selbst bis
in unsere Zeit kommt unbän-
diger Hass gegenüber Israel
aus dem Irak. So ging vom
Irak einerseits grosser Segen
und andererseits ein grosser
Fluch aus.
Dies zeigt uns unter ande-
rem, dass wir uns nie auf ver-
gangenen Segnungen «ausru-
hen» dürfen. Was einmal sehr
gut war, kann auch sehr
schlecht werden. Christus ist
auch heute dort, wo Seine
Kinder Ihm gehorsam sind
und nicht etwa dort, wo ir-
gendwann einmal ein «gros-
ser Mann Gottes» gelebt hat.
CM ❏

12
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

GESPRÄCH MIT YEHUDA BAUER Welt zu bekämp-

fen. Das können
«Islamisten planen aber nur Mos-
lems, nicht wir.

den Genozid» Es gibt Millionen

von ihnen, die ver-
stehen, dass der
Yehuda Bauer (77) ist emeritierter Professor an der Hebräi- radikale Islamis-
schen Universität in Jerusalem. Der Historiker arbeitet am mus sie entweder
Internationalen Institut für Holocaustforschung (Internatio- überzeugen oder
nal Institute for Holocaust Research) an der Gedenkstätte aber buchstäblich
Yad Vashem, deren Leiter er bis zum Jahr 2000 war, und ist vernichten will.
Mitglied der israelischen Akademie der Wissenschaften. Für Die Bereit-
unsere Leser veröffentlichen wir eine leicht gekürzte Fas- schaft zum Kämp-
sung des in der Tageszeitung «Die Welt» erschienenen fen setzt a ber
doch ein Erken-
Interviews.
nen der Gefahr vo-
DIE WELT: Herr Bauer, Sie – genauso, wie der National- raus.
vermuten hinter Anschlägen sozialismus oder der Kommu- Man muss Alli-
wie jüngst in Jakarta eine Ide- nismus politische Religionen anzen errichten,
ologie, die Sie «radikaler Is- waren oder sind. Deswegen mit den nicht-ra- Yehuda Bauer, emeritierter Professor an der
lamismus» nennen. Was ver- sage ich: Der Islamismus ist dikalen Moslems. Hebräischen Universität in Jerusalem
(Bild: Keystone)
stehen Sie unter dem Begriff? eine Mutation des Islam, so Gegen die richtet
YEHUDA BAUER: Radika- wie das radikale Christentum sich der radikale Islamismus Ich glaube, im Westen ver-
ler Islamismus ist eine religi- oder das ultraorthodoxe Ju- zunächst. Zweitens richtet er steht man das nicht. Die USA
öse Entwicklung, die nach der dentum Mutationen der jewei- sich gegen alle islamischen versuchen, das Problem mit
Weltherrschaft strebt und die ligen anderen Glaubensbe- Staaten, drittens gegen den Waffen zu bekämpfen. Das
eine Ideologie des Genozids kenntnisse sind. Nationalismus. Es ist ein Irr- funktioniert nicht. Man kann
(Völkermords; d. Red.) ver- Besteht aber nicht die Ge- tum zu behaupten, dass der eine Ideologie nicht mit mili-
folgt. fahr, bei Anschlägen, wie zum radikale Islam einen arabi- tärischen Mitteln allein be-
Wie lässt sich zwischen den Beispiel in Jakarta, voreilig zu schen Nationalismus unter- kämpfen. Man muss vielmehr
Begriffen «Islamismus», «isla- verallgemeinern, also eine Ide- stützt. ideologisch dagegen angehen.
mischer Fundamentalismus» ologie vorauszusetzen, wo Welche Ziele haben die ra- Letztlich trägt auch die west-
und «radikaler Islamismus» lediglich Einzelne am Werk dikalen Islamisten noch? liche Welt ihre Schuld an die-
differenzieren? waren? Im Anschluss an die Ab- ser Mutation.
Fundamentalismus ist eine Nein. Es ist doch ganz klar, schaffung der existierenden Inwiefern?
Einstellung, die in allen Reli- dass das dieselbe Organisati- arabischen Staaten wollen sie Weil der westliche Imperi-
gionen vorkommt: Christen- on war. Man kann Tausende vor allem eines: alle Juden er- alismus die Möglichkeit einer
tum, Judentum, Buddhismus Kilometer entfernt sein und schlagen. Das steht schwarz Entwicklung hin zu einer ka-
und so weiter. Den Begriff sofort erkennen, dass es sich auf weiss geschrieben und pitalistischen, demokrati-
prägte ein englischer Priester um dieselben Waffen, Einstel- wird beispielsweise im Inter- schen Gesellschaft, die auf
Mitte des 19. Jahrhunderts, lungen und Ziele handelte. Ob net verbreitet. Natürlich rich- Individualismus beruht, ei-
der die Protestanten in Ame- die Organisation nun Jemaah tet sich diese Ideologie dann gentlich zunichte gemacht hat,
rika zu überzeugen versuch- Islamiyah heisst oder anders, gegen Amerika und den Wes- indem er sich mit den Auto-
te, dass man die heiligen ist völlig unwichtig, denn die ten überhaupt. Vor einigen kratien und dem konservati-
Schriften wörtlich auslegen Ideologie bleibt dieselbe. Wochen erst hat einer dieser ven, religiösen Establishment
und das Leben danach aus- Wie lässt sich der radikale Leute im Internet erklärt, identifiziert hat – zu seinen
richten soll. … So wird auch Islamismus bekämpfen? man müsse zunächst einmal Gunsten natürlich. Es müsste
heute der Fundamentalismus Die Mehrheit der 1,2 Milli- vier Millionen Amerikaner er- nun eine gross angelegte, wirt-
verstanden, allerdings nicht arden Moslems in der Welt ist schlagen – und fügte explizit schaftliche Kampagne geben,
nur im Islam. Der radikale Is- nicht radikal eingestellt, denn hinzu, zwei Millionen davon die sich an die Konsumenten
lamismus ist auch fundamen- der Islam ist eine grosse, uni- sollten Kinder sein. wendet, nicht an die korrup-
talistisch, aber das ist nicht versalistische Religion. Des- Hat die westliche Welt die- ten Regierungen, um die
die Hauptsache dabei. Er ist wegen ist es möglich, den ra- se Gefahr noch nicht ausrei- fürchterliche Armut und Ver-
eine Religion, die Politik ist dikalen Islamismus in der chend erkannt? zweiflung anzusprechen. ➤

13
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

Wer kann einen solchen
Plan initiieren? Die USA?
Initiieren muss ihn
zunächst einmal eine akade-
mische Intelligenz: Moslems
und andere mit politischem
Einfluss – die berühmten
«Think-Tanks», die Regierun-
gen beeinflussen können.
Über das Problem muss sehr
pragmatisch – nicht idealis-
tisch! – diskutiert werden,
damit verstanden wird, dass
wir einer ungeheuren Gefahr
gegenüber stehen, die man
mit cleveren Mitteln bekämp-
fen muss: Mittels Erziehung
und Ideologie zum Beispiel.
Das müssten Moslems selbst
tun, in ihrem eigenen Inter-
esse. …
Wann und wo entstand der
radikale Islamismus?
Um 1950 herum, haupt-
sächlich durch einen Ideolo-
gen namens Sajjid Qutb. Der
wurde 1966 vom Abdel-Nas-
ser-Regime erhängt, weil er
gegen den arabischen Natio-
nalismus ankämpfte. 17 Jah-
re vor der Eroberung des
Der radikale Islamismus NACH DEN UNBEMANNTEN FLUGZEUGEN:
ist demnach ägyptischer Her-
kunft?
Natürlich. Die meisten der
Unbemannte Schiffe
Ideologen sind Ägypter, wie Israelische Ingenieure und Wissenschaftler, die für die
zum Beispiel der Stellvertre-
israelische Behörde «Rafel» (Entwicklung von Kampf-
ter von Osama bin Laden, ein
mitteln) tätig sind, arbeiten seit anderthalb Jahren an
Kinderarzt namens Ajman al-
Sawahiri, der Ideologe von El der Entwicklung eines unbemannten Schiffes.
Kaida. Ihren Angaben zufolge soll es sich um ein Kampfschiff
Welche Rolle spielt Sau- handeln, das die Kriegführung zu Wasser revolutionieren
di-Arabien? wird. Die ersten Testfahrten werden im kommenden
Saudi-Arabien ist eine fun- Herbst durchgeführt. Die Innovation soll die bemannten
damentalistische Diktatur, Patrouillenboote der israelischen Marine ablösen. Dadurch
die auf einer radikalen, pu- werden die erheblichen Kosten für die acht bis zehn Mann
ristischen Ideologie des Is- starke Besatzung pro Schiff eingespart.
lam aus dem 18. Jahrhun-
dert, dem Wahhabismus, ba-
siert. … Aber die 5 000 Mit-
glieder der königlichen
Familie leben nicht gerade
puritanisch. Die Korruption
und die Missbräuche haben
dazu geführt, dass die einzi-
ge Alternative zu dieser Dik-
tatur die Islamisten sind. Da
ist der Westen natürlich in
einer unangenehmen Lage,
denn diese Alternative ist
eben nicht sehr schön. Patrouillenboot der israelischen Marine: Bald Ablösung durch
Ist das Netzwerk der radi- unbemannte Schiffe? (Bild: IGPO)

kalen Is-
lamisten Die unbemannten, mit Kampfstationen ausgerüsteten
ta tsäch- Schiffe sind ferngesteuert und ähnlich wie unbemannte
lich schon Flugzeuge mit einem Ortungs- und Sonarsystem ausge-
weltweit stattet. Diese Aufklärungssysteme sollen den an Land be-
verbrei- findlichen Kontrollstationen genaue Bilder aus dem über-
tet? wachten Gebiet liefern. So soll es sogar möglich sein, die
Ja, Augenfarbe des Kapitäns auf einem georteten Schiff zu
sogar in erkennen. ZL
Amerika.
Von den Kommentar: Nicht nur auf medizinischem Gebiet wer-
18 Millio- den in Israel grosse Erfindungen gemacht, sondern auch
nen Mos- in militärischer Hinsicht, wie dieser Bericht einmal mehr
lems in zeigt. Dies geht auch aus anderen Meldungen hervor. Was
Europa immer man den Juden in die Hand gab, das taten sie
Die meisten der radikal-islamistischen Ideologen sind ist zwar meistens besser als andere. So war es auch im Mittelalter,
Ägypter, wie zum Beispiel der Stellvertreter von Osama nur eine als man den Juden verbot, den damals angesehenen Be-
bin Laden. Bild: Blick auf Kairo mit Nil (Bild: IGPO) ganz klei- ruf des Landwirts auszuüben. Ihnen waren bis auf weni-
ne Min- ge Ausnahmen die meisten Berufe verschlossen. Sie «durf-
Westjordanlandes hatte Qutb derheit radikal-islamistisch ten» beispielsweise das verachtete Gewerbe des Geld-
ein Büchlein mit einer radi- eingestellt, aber das genügt. verleihers ausüben. Aber siehe da: Die Juden machten
kalen, den Genozid fordern- Man darf marginale Erschei- etwas daraus, und plötzlich war man wieder neidisch auf
den, Einstellung zu den Ju- nungen nicht ignorieren. sie. Diese Entwicklungen haben sich bis in unsere heutige
den geschrieben. BH ❏ Zeit hinein fortgesetzt. CM ❏

14
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

BALD WIEDER ISRAELISCHER BOTSCHAFTER IN WIEN Kommentar: In jedem Land

gab und gibt es Freunde Is-
Tauwetter zwischen Österreich raels. Darüber hinaus kann
man in einem weltweit anti-

und Israel
Die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und
Österreich normalisieren sich wieder. Schon bald soll ein
israelischer Botschafter nach Wien zurückkehren.

Seit Februar 2000 war es Bestreben Österreichs, die

wegen der Regierungsbeteili-
gung der rechtskonservativen
Partei Jörg Haiders zu diver-
sen Krisen gekommen.
Schliesslich berief Israel sei-
nen Botschafter ab und be-
liess in der diplomatischen
Vertretung nur noch wenig
Personal. Des Weiteren unter-
band Israel alle offiziellen Be-
ziehungen zur damaligen ös-
Opfer der NS-Herrschaft zu
entschädigen. Offizielle Quel-
len in Israel bestätigten erst
kürzlich, dass «sich die gegen-
wärtige österreichische Re-
gierung mehr als alle voran-
gegangenen für eine Ausein-
andersetzung mit der Vergan-
genheit einsetzt.»
Auch auf bilateraler Ebene Der österreichische Bundeskanzler Wolfang Schüssel in Yad Vashem;
strebt Österreich eine Ent- Aufnahme aus dem Jahr 1997, damals noch Aussenminister (Bild: IGPO)

terreichischen Regierung. schädigung Israels an, und

Die Normalisierung der
diplomatischen Beziehungen
zwischen beiden Staaten ist
auf veränderte politische Kon-
stellationen in Österreich zu-
rückzuführen, vor allem auf
den drastischen Niedergang
der Partei von Jörg Haider, die
nicht mehr in der Regierungs-
koalition vertreten ist. Eine
wichtige Rolle spielt auch das
zwar nicht nur wegen der Ge-
schichte des Landes während
des Zweiten Weltkriegs, son-
dern wegen der politischen
Veränderungen innerhalb der
letzten Jahre. Im israelischen
Aussenministerium hiess es
dazu: «Österreich befindet
sich auf einem sehr pro-isra-
elischen Kurs, vor allem im
Vergleich zu anderen europä-
ischen Staaten.» Diese Hal-
tung der österreichischen Re-
gierungskoalition trat zum
Beispiel während der UN-
Menschenrechtskonferenz im
südafrikanischen Durban zu
Tage. Österreich hatte sich
inmitten vieler antiisraeli-
scher Angriffe auf die Seite
des jüdischen Staates ge-
stellt. ZL
semitisch geprägten Klima
immer wieder beobachten,
wie sich bestimmte Länder
auf die Seite Israels stellen.
Gerade von Österreich hätte
man das nicht unbedingt er-
wartet. Aber wir werden hier
einmal mehr an das Wort Jesu
erinnert: «… die Letzten wer-
den die Ersten sein» (Mt
19,30). CM ❏

«ZAUN DES ANSTOSSES» ZWISCHEN ISRAEL UND DEN PALÄSTINENSERN

lichen 900 Kilometer verlau-

Echte oder falsche Sicherheit fen in Windungen um die ver-

streuten jüdischen Siedlun-
gen in Judäa und Samaria.
Im August wurde die erste Phase eines Bauprojekts abgeschlossen, durch das zwischen Manche Israelis lehnen den
Israel und den Gebieten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) eine Trennung Bau dieses Zauns ab. Siedler,
geschaffen werden soll. Der auch in Israel umstrittene Sicherheitszaun kostet im Endausbau die in entlegenen Regionen
mehrere Milliarden Shekel. ausserhalb des abgegrenzten
Gebiets wohnen, sträuben
Das von den Israelis als rund 300 Stützpfeiler, 2 500 lung eines einzigen Kilome- sich ebenfalls dagegen. Aus
Schutzzaun und von den Pa- Quadratmeter Maschendraht ters kostet rund 10 Millionen ihrer Sicht wird hier eine
lästinensern als Mauer be- sowie 12 000 Meter Stachel- Shekel. künftige Grenze gezogen und
zeichnete Bauwerk soll vor al- draht. Zudem werden pro Ki- In der ersten Phase wurde dadurch ein Rückzug Israels
lem ein Eindringen von Terro- lometer 40 elektronische Sen- zwischen Jenin und der Sied- manifestiert. Viele andere Is-
risten nach Israel sowie An- sorenstationen installiert, die lung Elkana ein Streckenab- raelis sehen den Zaun als
schläge im Land verhindern. mit einem Kontrollzentrum schnitt von 145 Kilometern Trennung zwischen zwei Völ-
Auf jeden Kilometer kommen gekoppelt sind. Die Fertigstel- Länge fertig gestellt. Die rest- kern. Ihrer Meinung nach ➤

15
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
«Zaun des Anstosses» zwischen Israel und den Palästinensern bei Kalkilya (Bild: Reuters)
wird dadurch die Isolierung sieht den Zaun als Hindernis den Bau des Schutzzauns se Massnahme Israels grös-
der Palästinenser vorange- für einen künftigen Palästi- zeitweise eingestellt. Zu- ser. CM ❏
trieben und eine echte Völ- nenserstaat, denn auch aus
kerverständigung sowie ein ihrer Perspektive handelt es
zukünftiger Frieden er- sich um eine Grenzziehung,
schwert. durch die politische Fakten
Auch die Palästinenser geschaffen werden. Aus die-
sind gegen das Bauprojekt. sem Grund wollen die USA
Einerseits wird für sie ihre Finanzhilfe für Israel um
dadurch eine nicht in gegen- die Summe verringern, die für
seitigem Einvernehmen aus- den Bau des Zauns ausgege-
gehandelte Grenze gezogen. ben wird.
Andererseits werden einige Die israelische Regierung
palästinensische Dörfer und und auch die Armee weisen
die dort lebenden Bauern von die Argumente der Gegner zu-
ihren Feldern und Ländereien rück. Aus Regierungskreisen
abgeschnitten. Ausserdem verlautet, dass der Zaun kei-
sind sie der Auffassung, dass ne Grenze markiere und
der Zaun das Leben der ge- zudem keinerlei politische
samten palästinensischen Auswirkungen habe, sondern
Bevölkerung verändern wird. er solle lediglich ein Hinder-
Deshalb vergleichen sie das nis für Terroristen und Selbst-
Bauprojekt mit der einstigen mordattentäter sein. Die Ar-
Berliner Mauer. mee-Leitung räumt zwar ein,
Aus ähnlichen Gründen dass die Sicherheit, die israe-
wie die Palästinenser sperren lischen Bürgern durch diesen
sich auch die Amerikaner ge- Zaun gegeben werden soll,
gen das Projekt. Der ehema- hier und da zu Lasten der Pa-
lige Präsident Bill Clinton lästinenser gehe, vor allem
sprach sich bereits mehrmals dann, wenn palästinensische
öffentlich gegen die Errich- Bauern keinen direkten Zu-
tung einer solchen Trennwand gang mehr zu ihren Feldern
aus. Auch er nahm das Wort haben werden. Man arbeite je-
«Mauer» in den Mund. Die doch an der Lösung solcher
amerikanische Regierung Probleme. So sollen am Zaun
16
mehrere Übergänge nächst will man auf höchster
für landwirtschaftli- Ebene verhandeln, um die je-
che Fahrzeuge ein- weiligen Positionen zu klären.
gerichtet werden. ZL
Ausserdem seien
fünf Übergänge für Kommentar: Sicher ist dieser
Lastwagen geplant, Sicherheitszaun keine ideale
die landwirtschaftli- Lösung. Aber was soll Israel
che Produkte beför- im Augenblick denn sonst
dern. tun, um seine Bürger zu
Der politische schützen? Diejenigen, die Is-
und diplomatische rael wegen des Zauns heftig
Kampf um dieses is- kritisieren, können keine Al-
raelische Baupro- ternative anbieten. Hier stellt
jekt hat jedoch erst sich die Frage, was passieren
begonnen. Vor Re- würde, wenn in unseren euro-
daktionsschluss hat päischen Ländern die Bevöl-
Israel den Forde- kerung so terrorisiert würde
rungen der USA wie in Israel. Vielleicht wäre
nachgegeben und dann das Verständnis für die-
ISRAELISCHE EXPORTE IN ARABISCHE LÄNDER
Mangos aus Israel
Mangos sind sehr beliebt bei den Bürgern arabischer
Staaten. Experten haben festgestellt, dass in Syrien
und Saudi-Arabien eine
ungewöhnlich hohe Nachfra-
ge nach diesen Früchten
besteht.
Auch in Israel isst man Man-
gos gerne, doch die Nachfrage
hält sich in Grenzen. Da Israel
grosse Mengen dieser Früchte
produziert, ist ein Grossteil für
den Export bestimmt. In diesem Ariel Sharon überzeugt sich von
Jahr wird ein beispielloser Re- der Qualität israelischer Mangos
(Bild: IGPO)
kord von 50 000 Tonnen
erwartet.Da die Ernte in diesem Jahr sehr gut ausfiel, er-
höhte der Landwirtschaftsminister Israel Katz das Export-
volumen für die Früchte und gestattete, dass Mangos über
die Grenzübergänge nach Jordanien ausgeführt werden
dürfen. Die Früchte gelangen auf diesem Weg auch nach
Saudi-Arabien und Kuwait. Diese Exporte werden jedoch
verschleiert. In Jordanien werden die Kisten mit israeli-
scher Aufschrift umgepackt, damit an der Verpackung
nicht zu erkennen ist, dass die begehrten Früchte aus Is-
rael stammen. ZL ❏

Anlass zu heftiger Kritik: Freilassung von 334 palästinensischen Gefangenen als Gegenleistung zur «Hudna». Bilder aus dem Armee-Gefängnis in Ketziot
334 PALÄSTINENSISCHE GEFANGENE SIND FREI
Der steinige Weg zum «Frieden»
Der Staat Israel hat eine der wichtigsten Vereinbarungen des «Hudna»-Abkommens mit den
Palästinensern erfüllt und insgesamt 334 palästinensische Gefangene freigelassen.
Dieser Teil der Vereinba-
rungen wurde bereits heftig
kritisiert. Nicht zum ersten
Mal lässt Israel palästinensi-
sche Gefangene frei. In der
Vergangenheit hat es unter
ihnen immer wieder Personen
gegeben, die sich nicht an die
Bedingungen ihrer Haftent-
lassung hielten und erneut
Terrorakte planten oder be-
gingen. Viele Israelis kamen
ums Leben, weil einst inhaf-
tierte Terroristen erneut An-
schläge verübten oder andere
Palästinenser in israelischen
Gefängnissen in die Geheim-
nisse der Bombenherstellung
eingeweiht wurden.
Das ist auch in Israel all-
gemein bekannt. Deshalb
führte die Freilassung paläs-
tinensischer Häftlinge unter
Israelis zu einer hitzigen Dis-
kussion. Einige gingen auf die
Strasse und warfen der Regie-
rung vor, das israelische Volk
zu betrügen und bewusst ei-
ner grossen Gefahr auszuset-
zen. «Die Freilassungen ma-
chen uns Angst. Hier werden
Palästinenser auf freien Fuss
gesetzt, die unsere Kinder auf
dem Gewissen haben. Sie wer-
den sich auf der anderen Sei-
te der Strassensperre aus dem
Staub machen, um sich spä-
ter wieder als Terroristen und
Selbstmordattentäter unter
uns zu mischen», sagte She-
mi Avitan, dessen Sohn bei ei-
nem Selbstmordanschlag im
Juni 2000 ums Leben kam.
Die israelische Regierung,
der Geheimdienst «Shabak»
und die Armee waren sich des
Risikos bewusst. Sie haben
sich dennoch dazu bereit er-
klärt, weil sonst das «Hudna»-
Abkommen überhaupt nicht
zu Stande gekommen wäre.
Wenn Israel die Freilassung
der Häftlinge nicht veranlasst
hätte, wäre das für die Paläs-
tinenser ein Bruch der Verein-
barungen und eine Aufkündi-
gung der Feuerpause von Sei-
ten Israels gewesen.
Dennoch waren auch die
Palästinenser unzufrieden.
Sie wollten mehr Häftlinge zu
einem früheren Zeitpunkt in
Freiheit sehen. Ausserdem be-
mängelten sie, dass die meis-
ten ohnehin kurz vor ihrer re-
gulären Haftentlassung stan-
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
(IGPO)
können, wenn auch unsere
Brüder frei sind, die mehrjäh-
rige oder lebenslange Haft-
strafen absitzen müssen.» ZL
Kommentar: Gibt es ein fried-
liebenderes Volk als Israel?
den. Die palästinensische Öf- Die Israelis lassen «potenziel-
fentlichkeit bezichtigte Israel le Wiederholungstäter» frei,
der Augenwischerei. Vor die- um endlich einer Friedenslö-
sem Hintergrund wurden so- sung näher zu kommen. Mö-
wohl die Freigelassenen als gen immer mehr Israelis er-
auch ihre Familien aufgefor- kennen, dass der wahre Frie-
dert, Demonstrationen und den nur durch Jesus Christus
Freudenfeste zu unterlassen. kommen kann. Das gehört
Offiziell sagte einer der paläs- auch zum Verkündigungsauf-
tinensischen Ex-Gefangenen: trag der an Jesus gläubigen
«Wir werden uns erst freuen Juden in Israel. CM ❏
SICHERHEITSVORKEHRUNGEN FÜR OLYMPIA 2004
Israelische Sicher-
heitsberater in Athen
Die griechische Regierung hat Israel bei der Vorbereitung
der Olympiade 2004 an den Sicherheitsmassnahmen
beteiligt.
Israelische Fachleute sind hauptsächlich für die Verhinde-
rung eventueller Terroranschläge zuständig. Von der israeli-
schen Regierung wurde ein Sicherheitsteam zusammenge-
stellt, dem Experten aus verschiedenen Fachgebieten ange-
hören. Die Leitung dieses israelischen Sicherheitsteams wur-
de David Zori, dem Kommandanten der israelischen
Grenzpolizei, und seinem Stellvertreter übertragen. Beide Of-
fiziere gehören einem internationalen Team an, das nach Ab-
sprache mit der griechischen Regierung vom Internationalen
Olympischen Komitee ins Leben gerufen wurde und den Grie-
chen bei der Planung und Durchführung spezieller Sicher-
heitsmassnahmen helfen soll. ZL ❏
17

HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
VOM PUTZMANN ZUR MEDIZINISCHEN FACHKRAFT
Sorgen und Nöte der Neuein-
wanderer
Die Bewohner eines Hochhauses in Herzlia hatten sich bereits an den Anblick gewöhnt: Im
Treppenhaus und in den Fluren trafen sie einen Mann mit silbergrauem Haar, der jeden
Tag mit Besen, Eimer und Wischtuch sauber machte.
Nur wenige sprachen mit
ihm, und kaum einer kannte
seinen Namen. Wer den Mann
ansprach, erfuhr, dass er Igor
Wassilenko heisst und vor
etwa acht Jahren von Russ-
land nach Israel eingewandert
war. Mehr gab er nicht preis,
denn er schämte sich. Der 59
Jahre alte Igor ist von Beruf
Arzt und leitete in einem gros-
sen Krankenhaus 20 Jahre
lang die Abteilung für Kinder-
heilkunde.
Doch als seine Geschichte
bekannt wurde, änderte sich
sein Schicksal. Es war an ei-
nem heissen Tag im August.
Igor war gerade dabei, den
– 1.6 %
ÜBERBORDENDE INFLATION WELTWEIT
Niedrigste Infla-
tionsrate in Israel
Israel ist in diesem Jahr das Land mit der weltweit niedrigs-
ten Inflationsrate.
Der Lebenshaltungsindex
ist im Juli 2003 gegenüber dem
Juli vorigen Jahres sogar um
1,6 % zurückgegangen. Das
bedeutet eine negative Inflati-
on gegenüber dem Vorjahr
oder einen Rückgang der Prei-
se. Nur wenige andere Länder
veröffentlichten einen ähnli-
chen Index. In Saudi-Arabien
zum Beispiel sind die Preise
um 1,2 % gesunken, in Taiwan
um 1,0 %, in Japan um 0,4 %
18
Fussboden zu reinigen, als er
plötzlich aus einer der Woh-
nungen einen Schrei hörte.
Als er die Wohnung betrat,
sah er, wie eine Frau sich über
einen Säugling beugte. Das
Kleinkind war dem Ersti-
ckungstod nahe, doch Igor
wusste als Arzt, was zu tun
war. Innerhalb weniger Minu-
ten erlangte das Baby das
Bewusstsein und atmete
wieder. Igor wurde in diesen
Minuten zum Helden. Sein
Bild und seine Lebensge-
schichte erschienen in der
Presse. Bald schon hatte er
mehrere Stellenangebote.
Inzwischen hat er den Putz-
und in Singapur um 0,3 %.
Die Inflation in der Schweiz
betrug im letzten Jahr 0 %.
Alle anderen Länder der Welt
hatten im Vorjahr einen Preis-
anstieg und somit eine Infla-
tion zu verzeichnen. Mit 7,3 %
hatte Argentinien von Juli
2002 bis Juli 2003 die höchs-
te Inflationsrate. Die restli-
chen Länder hatten eine Infla-
tion von 2 bis 3 %.
Auch aus einem anderen
eimer wieder
gegen einen
weissen Kittel einge-
tauscht. Nach seiner Einwan-
derung hatte Igor wegen
Sprachproblemen die erfor-
derlichen Prüfungen zur Ap-
probation nicht bestanden.
Deshalb darf er auch jetzt
nicht als Arzt arbeiten und
keinen direkten Umgang mit
Patienten haben. Dennoch
wird er bis zu seinem Ruhe-
stand wieder in der Medizin
tätig sein.
Dieses Beispiel veran-
schaulicht die Probleme, mit
denen Neueinwanderer häufig
konfrontiert werden. Igor ist
Grund hebt sich Israel von an-
deren Ländern ab: Der Leit-
zinssatz, der von der Zentral-
bank – der Bank of Israel –
festgesetzt wird, beträgt 7 %
und ist somit der höchste der
Welt unter den Ländern, de-
ren Pro-Kopf-Einkommen
mehr als 10 000 Dollar jähr-
lich beträgt. In Japan beträgt
dieser Leitzinssatz fast Null,
in der Schweiz nur 0,25 %, in
den USA 1,0 %. Die Europäi-
sche Zentralbank hat einen
Zinssatz von 2,0 % festgelegt.
Mit einem Zinssatz von 4,75 %
kommt Australien Israel am
nächsten. In Israel sind Bank-
kredite zwar sehr teuer, aber
andererseits lohnt es sich für
Ausländer, ihr Geld mit einer
hohen Verzinsung hier anzule-
isc)
(Bild: PhotoD
kein Einzelfall. Seit Be-
ginn der Alijah aus den
Staaten der ehemaligen
Sowjetunion kamen
insgesamt 16 000 Ärzte
nach Israel. Ledig-
lich 9 577 be-
standen die er-
forderlichen Prü-
fungen der Ärzte-
kammer. Sie dür-
fen als niederge-
lassene Mediziner prakti-
zieren. Etwa 6 500 Ärzte wa-
ren gezwungen, sich nach an-
deren Arbeitsmöglichkeiten
umzusehen. Ausserdem ka-
men aus Russland Tausende
Ingenieure, Wissenschaftler
und Künstler, die ebenfalls
nicht in ihren Berufen arbei-
ten können. Die Bemühungen,
diese Menschen in die israe-
lische Gesellschaft zu inte-
grieren, müssen weitergehen,
damit es nicht wie bei Igor
eines glücklichen Zufalls be-
darf, um Neueinwanderer in
ihren erlernten Berufen unter-
zubringen. ZL ❏
gen. Die Kombination von ne-
gativer Inflation und hohem
Zinssatz schafft eine anhalten-
de Blockierung der Wirt-
schaft, die im Westen nicht ih-
resgleichen hat. Wirtschafts-
fachleute fordern daher laut-
stark eine Herabsetzung des
Zinssatzes, um die Wirtschaft
des Landes wieder anzukur-
beln. IN
Kommentar: Israel ist auf
vielen Gebieten einzigartig,
denn es ist Gottes Volk, ob das
die Welt wahrhaben will oder
nicht. Israel brachte den Mes-
sias, den Welterlöser, hervor.
Deshalb hasst die Welt Israel.
Es kommt aber der Tag, an
dem das alle einsehen müssen.
CM ❏
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

(Bild: IGPO)
DIE SUCHE IM IRAK GEHT WEITER DOKUMENTE VON ALBERT
EINSTEIN IM INTERNET
«Es gibt sie, und wir Das Ver-
werden sie finden!» mächtnis
Die Nachrichtendienstabteilung der israelischen Armee hält
an ihrer Aussage aus der Zeit vor dem Irak-Krieg fest: In der
irakischen Wüste lagern Massenvernichtungswaffen aus der
eines
Zeit des ehemaligen Diktators Saddam Hussein. Genies
Bereits vor dem Irak-Krieg scheinlich, dass die Iraker ei- Die Hebräische Universität in Jerusalem und das Technologi-
wusste man in Israel, dass die nen guten Teil ihres Kriegs- sche Institut von Kalifornien haben erst kürzlich eine
Iraker umfangreiche Pläne materials nach Syrien ge- Website ins Internet gestellt – mit 43 000 Dokumenten,
über den Einsatz von Kampf- schafft haben. Artikeln und Fotos aus dem Albert-Einstein-Archiv der
flugzeugen und Bomben aus Ein hochrangiger Vertreter Jüdischen National- und Universitätsbibliothek.
sowjetischer Herstellung aus- des israelischen Sicherheits-
gearbeitet hatten. Mit den dienstes sagte dazu: «Die Waf- Für Prof. Hanoch Gut- lich der Einweihungszeremo-
Flugzeugen sollten in Israel fen und Kampfstoffe sind vor- freund, der bis vor einigen nie schrieb Einstein eine Ab-
Kamikaze-Flüge durchgeführt handen. Sie sind an einem un- Jahren als Rektor und später handlung mit dem Titel «Die
als Präsident der Hebräischen Aufgaben unserer Universi-
Universität amtierte und als tät». Er schrieb unter ande-
Physiker die Lehren Einsteins rem: «Die Universität ist eine
an seine Studenten weiter- Stätte, an der sich die Univer-
gibt, hat dieses Projekt einen salität des menschlichen Geis-
hohen kulturellen Stellen- tes offenbart. Ich möchte an
wert. «Es handelt sich um ein diesem Geburtstag unserer
unschätzbares Kulturerbe. Universität den Wunsch aus-
Dank der Präsentation im In- sprechen (…) dass Lehrer
ternet kann der Schatz, den und Studenten stets im Be-
diese einzigartige Persönlich- wusstsein arbeiten, dass sie
keit der Menschheit hinterlas- ihrem Volk am besten dienen,
sen hat, jetzt auch von einer wenn sie es mit der Mensch-
breiteren Öffentlichkeit einge- heit und mit den höchsten
Israelische Sicherheitsexperten: «Die Waffen und Kampfstoffe sind vorhanden, sehen werden.» menschlichen Werten (…)
sie sind an einem unbekannten Ort versteckt.» Bild: Entschärfte Raketen und Die Beziehungen zwischen verbinden. Dann wird unsere
ein Kampfflugzeug russischer Bauart westlich von Bagdad (Reuters) Albert Einstein und der Heb- Universität sich bald zu einem
räischen Universität Jerusa- grossen geistigen Zentrum
werden – mit chemischen oder bekannten Ort versteckt. Die lem begannen 1919, also zu entwickeln, das die ganze
biologischen Kampfstoffen an Kampfstoffe werden vermut- einem Zeitpunkt, als das Ge- Menschheit mit Respekt er-
Bord. lich nicht fachgerecht gela- nie gerade seine Relativitäts- füllen wird.» Einstein wurde
Bisher wurden im Irak je- gert und können deshalb nicht theorie veröffentlichte. Im sel- in das erste Kuratorium der
doch keine Massenvernich- mehr eingesetzt werden. Aber ben Jahr schloss Einstein sich Hebräischen Universität beru-
tungswaffen gefunden. Für dennoch: Es gibt sie, und wir der zionistischen Bewegung fen und war Vorsitzender des
die israelischen Experten ist werden sie finden! Wir müs- an. Er setzte sich damals für ersten Akademischen Rates.
das jedoch kein schlüssiger sen nur ein bisschen Geduld die Errichtung einer jüdischen Im Jahr 1950 vermachte
Beweis. Sie erwähnen auch, haben.» ZL Hochschule in Eretz Israel Einstein der Hebräischen Uni-
dass die Amerikaner erst ein. So kümmerte er sich um versität seinen gesamten Be-
kürzlich mehrere Dutzend Kommentar: Wenn Israel so die Beschaffung von Geldern, sitz. Die Übergabe erfolgte
MIG-21-Kampfflugzeuge fan- etwas sagt, dann scheint es die für den Aufbau einer sol- 1980. In einem speziellen Ar-
den, welche die Iraker in den wirklich zu stimmen, denn der chen Einrichtung erforderlich chiv wird sein Material aufge-
Wüstengebieten ihres Landes israelische Geheimdienst ge- waren. Am 1. April 1925 wur- arbeitet. Die Internetseite
versteckt hatten. Aus der hört zu den zuverlässigsten de die Hebräische Universität www.alberteinstein.info ge-
Sicht der Israelis ist es wahr- und besten der Welt. CM ❏ Jerusalem gegründet. Anläss- währt jedem Besucher ➤

19
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

EIN RELIKT AUS DEM SECHSTAGEKRIEG

Wem gehörte der

Helm?
Diesen Monat trafen jüdische Neueinwanderer aus dem Irak
in Israel ein (lesen Sie auch unseren Bericht auf Seite 12)
Doch die israelische Presse beschäftigte noch ein anderes
Thema: Die Überführung eines Helmes, der anscheinend
einem israelischen Piloten gehört hat.

Das Flugzeug des Piloten formierten die Iraker umge-

war während des Sechstage- hend. Von acht israelischen
krieges von den Irakern abge- Flugzeugen, die Angriffe ge-
schossen worden. In dem gen irakische Militärflugplät-
Auf der Internetseite www.alberteinstein.info können die deutschsprachigen Helm mit hebräischer Auf- ze flogen, wurden drei abge-
Handschriften und Manuskripte eingesehen werden, darunter auch die berühm- schrift sind noch immer schossen. Zwei Piloten wur-
ten Dokumente zu Einsteins Relativitätstheorie (Bild: Web)
getrocknete Blutflecken zu den getötet. Der Helm eines
sehen. Im Irak wurde das Gefallenen wurde offenbar
einen einfachen und benutzer- blick in Einsteins Privatle- Fundstück in der Gedenkstät- von den Irakern gefunden und
freundlichen Zugang. Es kön- ben. «Es ist aufregend, diese te für unbekannte Soldaten als Museumsstück ausge-
nen unter anderem die Dokumente einzusehen. Man ausgestellt – als «Beweis- stellt.
deutschsprachigen Hand- hat die Schriftstücke eines 26 stück für den heldenhaften Nach dem Ende der Dikta-
schriften und Manuskripte Jahre jungen Mannes aus Kampf» des Iraks gegen den tur von Saddam Hussein wur-
eingesehen werden, darunter dem Jahr 1905 vor sich. Er jüdischen
auch die berühmten Doku- hat niemals eine Universität Staat.
mente zu Einsteins Relativi- besucht, und dennoch ver- Nach Ein-
tätstheorie. dient jede einzelne Abhand- schätzungen
Laut Prof. Gutfreund kön- lung einen Nobelpreis. In vie- der israeli-
ne jeder Besucher dieses In- lerlei Hinsicht war Einstein schen Luft-
ein ausserge- streitkräfte
wöhnlicher handelt es sich
Mensch.» ZL um den Helm
des Piloten ei-
Kommentar: nes Kampfflug-
Vielleicht war zeugs vom Typ
der Jude Ein- Mirage, das am
stein einer der dritten Tag der
grössten Wis- Kampfhandlun-
senschaftler, gen in Richtung
die je gelebt Irak gestartet
haben. Das Ju- war, um dort
dentum hat vie- Militärflugplät-
le geistige ze zu bombar- Mirage Kampfflugzeuge der Israelischen Luftwaffe aus
Grössen her- dieren. Israel dem Jahre 1967. Von acht Flugzeugen, die Angriffe
vorgebracht, wandte 1967 gegen irakische Militärflugplätze flogen, wurden drei
aber noch viel diese Taktik abgeschossen (Bild: IGPO)
Die wohl berühmteste Formel von Albert Einstein: grösser als alle an, um einen
Energie gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit im Quadrat ist der Jude Je- Luftangriff des Iraks zu ver- de der Helm an Israel zurück-
(Bild: MNR)
sus Christus, hindern. Doch der Präventiv- gegeben. Zurzeit wird eine
ternetarchivs eine interessan- der der ganzen Welt die Erlö- schlag wurde damals von jor- DNA-Analyse durchgeführt,
te Persönlichkeit entdecken. sung und das ewige Leben an- danischen Radarstationen um festzustellen, wer der Be-
Man erhalte auch einen Ein- bietet! CM ❏ aufgedeckt. Die Jordanier in- sitzer war. ZL ❏

20

VON DER TENDENZ ZU EINER «MESSIANISCHEN
GLOBALISIERUNG»
Messianische Juden
aus Amerika zeigen
ihre Solidarität mit
Israel
DR. GERSHON NEREL
«An den Wassern zu Babel sas-
sen wir und weinten, wenn wir
an Zion gedachten … Als der
Herr die Gefangenen Zions zu-
rückführte, waren wir wie Träu-
mende. Da wurde unser Mund
voll Lachen und unsre Zunge
voll Jubel. Da sagte man unter
den Nationen: ‹Der Herr hat
Grosses an ihnen getan.›
Der Herr hat Grosses an
uns getan. Wir waren fröh-
lich!» (Ps 137,1; 126,1-3).
Vom 26. bis zum 28. Juni
2003 fand in Israel die Jah-
reskonferenz der «Union of
Messianic Jewish Congregati-
ons» (Union messianisch-jüdi-
scher Gemeinden oder UMJC)
statt, und zwar unter dem
Motto «Kulanu K’echad»
(hebr.: «Wir alle als Einheit»).
Das Ziel dieser Veranstaltung
bestand darin, die Gläubigen
in Israel mit der messianisch-
jüdischen Bewegung in Ame-
rika zusammenzubringen,
weil sie eins sind in ihrem
Messias Jeshuah. Die ameri-
kanischen Veranstalter woll-
ten ihre Solidarität nicht nur
gegenüber ihren israelischen
Geschwistern zeigen, sondern
auch gegenüber dem ganzen
Staat Israel. Als jüdische
Gläubige wollten die messia-
nischen Juden aus den USA
zum Ausdruck bringen, dass
sie alle Israelis lieben und
sich mit ihnen identifizieren,
vor allem nach drei Jahren des
blutigen Terrors von Seiten
der Palästinenser. Die
UMJC brachte etwa
300 Besucher
mit; des-
halb
bezeich-
nete die
israelische
Presse diese Veranstaltung
als das bisher grösste touris-
tische Ereignis des Jahres
2003. Weil der Fremdenver-
kehr in Israel durch die Inti-
fada der Palästinenser dras-
tische Einbussen erlitten hat,
konnten die Israelis diese ein-
zigartige Zusammenkunft
nicht einfach ignorieren.
Die Eröffnungsfeier der
Konferenz fand am Donners-
tagabend, dem 26. Juni, im
Moshav Yad Hashmonah
statt, einem messianischen
Dorf in der Nähe von Jerusa-
lem. Nach einem feierlichen
Empfang und einem gemein-
samen Essen wurde im Bibli-
schen Garten des Moshav ein
abwechslungsreiches Pro-
gramm arrangiert. Die Ame-
rikaner luden die Leiter mes-
sianischer Gemeinden aus Is-
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
EIN BLICK AUS JERUSALEM: ISRAEL UNDISRAEL
rael zu dieser Eröffnungsver-
anstaltung ein, bei der alle
Teilnehmer hebräische Lieder
sangen und den Abend ge-
meinsam verbrachten. Im Na-
men von Yad Hashmonah be-
grüsste ich die Gäste und er-
zählte ihnen von der Ge-
schichte und dem geistlichen
Dienst dieses Ortes. In mei-
nem Grusswort betonte ich,
dass das Neue Testament ge-
nau wie das Alte voller Mitz-
vot (hebr. Gebo-
te) ist.
Jeshuah
selbst gab Seinen wahren Jün-
gern eine Vielzahl von Gebo-
ten. Eines davon lautet:
«… seid klug wie die Schlangen
und ohne Falsch wie die Tauben»
(Mt 10,16). Juden bewundern
Weisheit, aber die wahre He-
rausforderung besteht darin,
geistliche Weisheit zu haben,
indem man erkennt, dass die
Endzeit vor der Tür steht und
dass Gott bereits dabei ist,
Seinen Plan, den wir in der
Bibel finden, zu erfüllen. Die-
ser Plan strebt dem Höhe-
punkt entgegen – der baldigen
Rückkehr des Messias. In
meinen Schlussworten er-
wähnte ich, dass der Moshav
Yad Hashmonah mit etwa 100
Mitgliedern zwar klein ist,
aber eine grosse Wirkung hat
auf Hunderte, ja Tausende,
die diesen Ort besuchen.
In den nächsten beiden Ta-
gen, am Freitag und am Shab-
S E R I E
AUS
JESHUAH
bat, fand die Konferenz im
zwischen Jerusalem und Beth-
lehem gelegenen Kibbuz Ra-
mat Rachel statt. Alle israeli-
schen Gläubigen waren zu
parallel verlaufenden Semina-
ren eingeladen. Ein Seminar-
thema lautete «Pioniere der
messianischen Bewegung in
Israel». Veteranen wie Me-
nachem und Haya Ben-
hayim und Victor
Smadja spra-
(Bild: Reuters)
chen über ihre Er-
fahrungen im Land.
David Stern sprach
über die «Zukunft des messi-
anischen Judaismus», und in
meinem Seminar befasste ich
mich mit einer vergleichenden
Methode bei der «Analyse
über Konzepte des hebräisch-
jüdischen Christentums, des
‹messianischen Judaismus›
und des ‹palästinensischen
Christentums› im Hinblick auf
die Herausbildung von Iden-
titäten im israelischen Kon-
text». Wenn wir im letzten
Jahrhundert die Entstehung
einer kollektiven Identität un-
ter jüdischen Gläubigen an
Jeshuah beobachten konnten,
haben wir es dabei jedoch
nicht mit einem monolithi-
schen oder einheitlichen Phä-
nomen zu tun. Seit dem 19.
Jahrhundert ist die kollektive
Identität jüdischer Gläubiger
an Jeshuah nicht nur in pro-
testantischen (oder, wie man-
che sagen, evangelikalen)
Kreisen zu finden, sondern
auch in der katholischen Welt.
Deshalb haben die gebräuch-
21
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
S E R I E
AUS
EIN ISRAEL
BLICK AUS JERUSALEM: ISRAEL UND JESHUAH

lichen Begriffe unterschied- lisierung» kann jedoch die Abschliessend erwähnte wurden. De facto ist bei ihnen
liche Bedeutungen in unter- Existenz einzelner Gruppie- ich die zunehmende Polarisie- jedoch die Herausbildung und
schiedlichen Umfeldern. So rungen innerhalb der jüdi- rung zwischen den messiani- Aufrechterhaltung gegen-
muss man beispielsweise schen Gläubigen an Jeshuah schen Juden und den palästi- sätzlicher Identitäten zu be-
eine Unterscheidung vorneh- ausser Acht lassen. Inner- nensischen Christen, und obachten. Obwohl sie sich pa-
men zwischen manchen Be- halb einer facettenreichen zwar in Theologie sowie Kir- radoxerweise auf gemeinsa-
chen- bzw. Ge- me biblische Wurzeln beru-
meindelehre. fen, geht die Mehrheit
Der Antizionis- heutiger jüdischer und arabi-
mus und Anti- scher Gläubiger an Jeshuah
semitismus im von ihrer Geschichte her ge-
palästinensi- trennte Wege. Diese Entwick-
schen Christen- lung spiegelt sich wider in
tum entwickelt ihrer jeweiligen Bibelausle-
sich innerhalb gung, ihrem Nationalismus
der traditionel- und ihrer Kirchen- bzw. Ge-
len bzw. histori- meindelehre. Obwohl beide
schen Kirchen, Gruppen sich in ihrer Hoff-
während jüdi- nung auf Erlösung auf
sche Gläubige Jeshuah und Sein Evangelium
an Jeshuah ih- stützen, beschreiten sie dabei
ren biblischen zwei unterschiedliche Wege,
Zionismus und die sich nur dann harmonisie-
ihre Identifizie- ren lassen, wenn sie sich an
rung mit Israel die wörtliche Bedeutung der
innerhalb ihrer Heiligen Schrift halten.
Die Eröffnungsfeier der Konferenz fand im Moshav Yad Hashmonah statt … nach einem eigenen, unab- Einige Themen der Konfe-
gemeinsamen Essen wurde im Biblischen Garten des Moshav ein abwechslungsreiches Pro- hängigen Grup- renz in Jerusalem werden in
gramm arrangiert Bild: Beth-Shalom Reiseteilnehmer im Biblischen Garten (Bild: MNR) pierungen her- einem Buch behandelt, das
ausbilden. Die voraussichtlich Anfang No-
zeichnungen, da diese ver- «Road Map» von Organisati- beiden modernen Bewegun- vember 2003 beim Verlag
schiedene theologische Rich- onsformen mit jeweils eige- gen messianischer Juden Zondervan in den USA er-
tungen widerspiegeln. Mit nen Bezeichnungen gibt es einerseits und palästinensi- scheinen wird, und zwar un-
anderen Worten: Es gibt zwar eine gemeinsame Richtung: scher Christen andererseits ter dem Titel How Jewish is
eine allumfassende messia- Jüdische Gläubige an Jeshuah entsprangen grob formuliert Christianity? Two Views on the
nische Bewegung, aber de wollen eine jüdische Identi- den verschiedenen Zweigen Messianic Movement (dt.: Wie
facto existieren darin unter- tät aufrecht erhalten und eine der grossen christlichen Kir- jüdisch ist das Christentum?
schiedliche Gruppierungen, Assimilation innerhalb chen, der protestantischen Zwei Sichtweisen über die
mit Namen wie «hebräische christlicher Kirchen und Ge- und der katholischen glei- messianische Bewegung).
Christen» (und hebräisches meinden vermeiden. Deshalb chermassen. Ihr Wachstum Die Internet-Nutzer unter un-
Christentum), «messianische führen jüdische Gläubige an und die Herausbildung ihrer seren Lesern können sich auf
Juden» (und messianischer Jeshuah ihren eigenen «Unab- jeweiligen Identität ist jedoch der folgenden Website infor-
Judaismus), «Judenchristen» hängigkeitskrieg», weil sie vollkommen unsymmetrisch mieren: http://www.
(und Judenchristentum) so- sowohl von der Kirche als und abhängig von der Ent- zondervanchurchsource.com
wie «hebräische Katholiken» auch der Synagoge unabhän- wicklung in ihren jeweiligen ❏
(und hebräischer Katholizis- gig sein wollen. Ich wies Gemeinden, Kirchen, Natio-
mus). auch darauf hin, dass messi- nalitäten und Kulturen. So- m
In meiner Präsentation er- anische Juden an ihrer eige- wohl jüdische als auch arabi- ta
wähnte ich auch, dass eine nen «Unabhängigkeitserklä- sche Gläubige an Jeshuah be-
he
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Tendenz zu einer «messiani- rung» schreiben, indem sie haupten jedoch, die authen-
schen Globalisierung» zu be- ihre eigene theologische und tischen Nachkommen Ab- er
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obachten ist, mit dem Ziel, institutionelle Identität her- rahams zu sein und somit die
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Strukturen für eine weltwei- ausbilden – ob sie nun in der Erben der einzigartigen bib-
te, vereinte Bewegung zu fin- Golah, der jüdischen Diaspo- lischen Verheissungen, die Au
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den. Keine derartige «Globa- ra, oder im Staat Israel leben. dem Patriarchen gegeben
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