EDITORIAL

FREDI WINKLER

Liebe Israelfreunde
Als den Hirten auf den Feldern von Bethlehem die Geburt Jesu verkündet wurde, war
dieses Ereignis vom Lobpreis der Engel begleitet. Sie priesen Gott, weil mit der Ankunft
dieses Kindes der Frieden zu den Menschen kommen sollte. Die Botschaft des damals
zur Welt gekommenen Friedefürsten wird von Paulus in Epheser 6,15 auch als «Evange-
lium des Friedens» bezeichnet. Als Jesus Seine Jünger aussandte, weil sie den Menschen
in Israel Seine Friedensbotschaft bringen sollten, sagte Er, dass über diejenigen, die
diese Botschaft annehmen würden, der göttliche Frieden kommen werde (vgl. Mt
10,13).
Bezeichnenderweise geht in unserer heutigen Welt der zunehmenden Friedlosigkeit
eine verstärkte Ablehnung des Evangeliums voraus. Aber solche Zusammenhänge will
man nicht sehen. Statt dessen hat man wieder einmal Israel zum Sündenbock abgestem-
pelt und als grösstes Hindernis für den Frieden bezeichnet! Nach einer Umfrage in der
▲

«Frieden lasse ich EU sind 59 % der Befragten der Meinung, dass Israel die grösste Bedrohung für den
euch, meinen Weltfrieden darstellt – nicht etwa jene Staaten, die Terroristen Unterschlupf gewähren
Frieden gebe ich oder den Terror finanzieren. Israel wird sogar als gefährlicher eingestuft als die Diktatu-
euch; nicht wie ren, die mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen drohen.
die Welt gibt, Das Volk und das Land, aus dem der Friedefürst gekommen ist und in dem Er Sein
gebe ich euch. ewiges Friedensreich aufrichten wird, gerät in immer grössere Bedrängnis. Aber genauso
Euer Herz werde souverän wie Jesus damals in Niedrigkeit kam und ohne Rücksicht auf die Mächtigen
nicht bestürzt, sei der Welt Seine Botschaft des Friedens brachte, wird Er, wenn die Zeit erfüllt ist, wieder-
kommen, um der Welt den wahren Frieden zu bringen. Damals hatte Israel als Nation
auch nicht furcht-
Seine Botschaft nicht angenommen. Infolgedessen wich der Friede Gottes aus dem Land
sam»
und Volk Israel.
Heute ist in Israel eine immer grösser werdende Offenheit für Jesus und Seine
Botschaft zu beobachten. Demgegenüber verhärtet sich unter den Nationen die ableh-
nende Haltung gegenüber dem Evangelium und Seinen Werten. Dieser Entwicklung
kann nichts anderes folgen als ein Zurückweichen des Friedens unter den Völkern. In
2. Timotheus 4,3-4 hat Paulus unsere Zeit sehr treffend beschrieben: «Denn es wird eine
Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begier-
den sich selbst Lehrer aufhäufen werden, weil es ihnen in den Ohren kitzelt; und sie
werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden.»
Wenn dem wiederkommenden Jesus die Zeit des Zornes Gottes über diese Erde voraus-
geht, verheisst die Schrift dem Volk Israel, dass Gott es bewahren und erretten wird. Für
die Nationen gilt dieses göttliche Versprechen allerdings nicht. Doch bevor Er diese Welt
verliess, hat Jesus uns als Seinen Jüngern einen Frieden von höchster Qualität verheis-
sen, als Er sagte: «Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die
Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam» (Joh
14,27).
Mit vielen Segenswünschen für die Weihnachtszeit und das Neue Jahr grüsse ich alle
unsere Leser in Ihm, Der unser Frieden ist, mit einem herzlichen Shalom
Ihr FREDI WINKLER

3
Inhalt
Dezember 2003

Exklusiv-Interview mit

In eigener Sache Nathan Sharansky:

Antisemitismus – «politically
correct»?
Bitte beachten Sie,
Der neue Antisemitismus in
• dass unsere Abonnementsrechnungen für das Europa gehört heute wieder
Jahr 2004 in diesen Tagen verschickt werden. zum «guten Ton». Nathan
Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie erst nach Sharansky, Minister für
deren Empfang bezahlen. Sie erleichtern uns Diaspora-Angelegenheiten, ist
damit die Arbeit. der Ansicht, dass Antisemitismus neuerdings
• dass unsere Büros zwischen Weihnachten und sogar als «politically correct» betrachtet wird
Neujahr geschlossen sind. Seite 20
• dass das Erscheinungsdatum der «Nachrichten
aus Israel» aus organisatorischen Gründen ge-
ringfügig geändert hat. EDITORIAL
Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Advents- und 3 von Fredi Winkler
Weihnachtszeit!
Ihr Beth-Shalom-Verein BIBLISCHE BOTSCHAFT
5 Jesus ist der Sohn Gottes

Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis Stück- HINTERGRUNDINFORMATIONEN AUS ISRAEL
werk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigenverantwortlich
ihre persönliche Sicht dar. 8 Schuss um die Ecke, ohne sich zu exponieren
Initialen der Autoren und Quellenangaben in dieser Ausgabe: 8 Theodorakis’ Hass auf die Juden
CM = Conno Malgo; ZL = Zwi Lidar
Titelbild: MNR 9 Verhaftung des jüdischen Milliardärs Chodorkowski:
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10 Neue Kampfflugzeuge für die Israelische Luftwaffe
11 Vorsitzender der Konservativen Partei Grossbritanniens
ist Jude
Nachrichten aus Israel
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Deutschland: Mitternachtsruf Zweig Deutschland e.V., Abt. Beth-Shalom, 13 Schockierender Antisemitismus in Europa
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14 Trennzaun rettete bereits Leben!
In memoriam: Wim Malgo
Beth-Shalom – Zeitschriften: 15 Vatikan mischt sich in den Verlauf des Trennzauns ein
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15 800 kg Sprengstoff: Terror in der Türkei
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Die «Nachrichten aus Israel» erscheinen auch in französischer, englischer, holländischer, 16 Bilder sagen mehr als Worte …
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17 Jemenitischer Autor kritisiert Hass auf die USA in
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22 Neues vom Projekt «Dienst an Israel»

4

WIM MALGO (1922–1992)
D
ie Gottessohnschaft Jesu Christi
wird in der Bibel nicht intellektu-
ell bewiesen, sondern sie muss
geglaubt werden. Jesus ist der Christus
(griech.) bzw. der Messias (hebr.), der
Sohn Gottes. Johannes schreibt in seinem
ersten Brief: «Wer ist ein Lügner, wenn nicht
der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist?
Das ist der Antichrist, der den Vater und
den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet,
der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn
bekennt, der hat auch den Vater» (1.Joh
2,22-23).
Der Herr Jesus hat während Seines
Erdenwandels, obwohl Er grosse Wun-
der und Werke tat, nie versucht, Seine
Gottessohnschaft zu beweisen. Vielmehr
forderte Er zum Glauben an dieselbige
auf. Als Jesus
den Blindge-
borenen fand,
den Er zuvor
B I B L I S C H E
sehend gemacht und den die Pharisäer
ausgestossen hatten, fragte Er ihn:
«Glaubst du an den Sohn Gottes? Er ant-
wortete und sprach: Wer ist es, Herr, auf
dass ich an ihn glaube? Und Jesus sprach
zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit
dir redet, der ist es! Er aber sprach: Ich glau-
be, Herr! – und fiel vor ihm nieder» (Joh
9,35-38).
Ein «Glaubensbeweis»
Nach der Auferstehung Jesu Christi
von den Toten gab Gott uns durch den
Apostel Paulus einen «Glaubensbeweis»,
dass Christus Sein Sohn ist: «… und kräf-
tig erwiesen als ein Sohn Gottes nach dem
Geist, der da heiligt, seit der Zeit da Er auf-
erstanden ist von den Toten, Jesus Chris-
tus, unser Herr» (Röm 1,4).
Der Engel Gabriel kündigte, für den
Verstand unfassbar, Maria den Sohn Got-
tes an, indem Er ihr unter anderem sag-
te: «… darum wird auch das Heilige, das
von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt
werden» (Lk 1,35).
Die prophetischen Gestalten des Al-
ten Bundes haben den kommenden Got-
tessohn erahnt, ja nach Ihm Ausschau
gehalten. So zum Beispiel Agur. Er tas-
tete sich im Geist vor, bekannte seine
eigene Unwissenheit (Spr 30,1.3) und
begann zu fragen: «Wie heisst er? Und wie
B O T S C H A F T
heisst sein Sohn? Weisst du das?» (V 4).
Obwohl er nicht mehr weiter sah, kehrte
er trotzdem – inspiriert durch den Heili-
gen Geist – zur Quelle der Gottessohn-
schaft zurück, indem er ausrief: «Alle
Worte Gottes sind durchläutert; er ist ein
Schild denen, die auf ihn trauen» (V 5). Wie
wunderbar ergänzend ist dann die Erfül-
lung, wie sie in Johannes 1,14 beschrie-
ben wird: «… das Wort ward Fleisch und
wohnte unter uns, und wir sahen seine Herr-
lichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebore-
nen Sohnes vom Vater, voller Gnade und
Wahrheit.»
Ist damit die Gottessohnschaft Jesu
erklärt? Keineswegs. Selbst Paulus
musste sich eingestehen, dass er dieses
Geheimnis – Gott im Fleisch – nicht ver-
stehen konnte. Deshalb schrieb er dem
Timotheus: «… kündlich gross ist das gott-
selige Geheimnis: Gott ist offenbart im
Fleisch …» (1.Tim 3,16). Damit gelangen
wir zu folgender Feststellung:
Jesus ist Gottes Sohn und auch
Gott selbst
Diese Wahrheit geht ebenso aus dem
zweiten Brief an die Christen zu Korinth
hervor: «Denn Gott war in Christus und
versöhnte die Welt mit sich sel-
ber und rechnete ihnen ihre Sün-
den nicht zu und hat unter uns
aufgerichtet das Wort von der
5
 B I B L I S C H E B O T S C H A F T
Versöhnung»
(2.Kor 5,19).
Ist aber
der Sohn Got-
tes Gott
selbst, so sind
die diesbe-
züglichen Er-
klärungen der
alten jüdischen Überlieferungen auf-
schlussreich. Zum Beispiel ist es auffal-
lend und interessant, dass die alten Ju-
den den «Engel des Herrn» bei Seinem
jeweiligen Erscheinen nicht als einen
gewöhnlichen Engel, sondern als den ein-
zigen Mittler zwischen Gott und der Welt,
als den Urheber aller Offenbarungen,
ansahen, dem sie den Namen «Metatron»
gaben. Sie nannten Ihn den «Engel Sei-
nes Angesichts» (vgl. Jes 63,9), weil Er
immer Gottes Angesicht erblickt, und sie
sprachen von Ihm als von der höchsten
Offenbarung des unsichtbaren Gottes,
der an Seiner Natur und Majestät teil hat.
Auch nennen sie Ihn die «Schechina».
Eine Talmudstelle sagt: «Der Meta-
tron, der Engel Gottes, ist durch Wesens-
einheit mit dem höchsten Gott verbun-
den», während eine andere Quelle Ihn
«Herrscher über alles Geschaffene»
nennt. Der sehr alte Midrasch, bekannt
als «Otiot de Rabbi Akiba», bringt folgen-
de Erklärung über den «Engel des Herrn»:
«Der Metatron ist der Engel, der Fürst
des Angesichtes, der Fürst des Gesetzes,
der Fürst der Weisheit, der Fürst der
Kraft, der Fürst der Herrlichkeit, der
Fürst des Tempels, der Fürst der Köni-
ge, der Fürst der Herrscher und der Ho-
hen und Erhabenen.» Nach diesen alten
jüdischen Quellen ist also der von ihnen
«Metatron» genannte «Engel des Herrn»
eins mit dem Messias und zugleich mit
Gott. Dies war auch die Ansicht der Ju-
den späterer Zeit. Maleachi 3,1 bestätigt
eine derartige Auslegung: der «Engel des
Bundes» ist der Herr, und der Messias
ist der «Engel Gottes».
Drei Erscheinungen des «Engels des
Herrn»
Zuerst erschien Er der Hagar und er-
zeigte ihr Seine Güte; es war die Zart-
heit Dessen, der da kam, das Verlorene
zu suchen und zu erretten (Lk 19,10). Er
6
fand sie an einer Wasserquelle in der te und gingen in Richtung Sodom weg.
Wüste. Alle ihre Umstände und ihre Trüb- Abraham begleitete sie. «Der Herr aber
sal waren Ihm bekannt. Er fragte sie: sprach bei sich: Sollte ich vor Abraham ver-
«Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her, bergen, was ich tun will?» (V 17). – Dieser
und wo willst du hin?» (1.Mo 16,8). Er of- selbe Herr sprach in jenem Obersaal zu
fenbarte sich als der allwissende Herr, den um Ihn gescharten Jüngern: «Ich nen-
der die Geheimnisse des Lebens kennt, ne euch nicht mehr Sklaven, denn der Skla-
und Er gab Hagar Verheissungen, wie sie ve weiss nicht, was sein Herr tut; euch aber
ein erschaffener Engel niemals hätte ge- habe ich Freunde genannt, weil ich alles was
ben können. Hagar nannte den Namen ich von meinem Vater gehört, euch kundge-
des Herrn, der ihr in En-
gelsgestalt gegenüber-
stand: «Du Gott siehest
mich. Denn sie sprach: Ge-
wiss habe ich hier gesehen
den, der mich hernach ange-
sehen hat» (1.Mo 16,13). Er
hatte ihr Geheimnis ent-
hüllt und ihr die Zukunft
offenbart.
Er war Derselbe, der
viele Jahrhunderte später
als Mensch auf diese Erde
gekommen war, einer an-
deren Frau am Wasser-
brunnen von Samaria be-
gegnete und deren Ge-
heimnisse offenbar
machte. Auch sie schrieb
Ihm Allwissenheit zu, in-
dem sie zu den Leuten in
ihrer Stadt sagte: «Kommt,
seht einen Menschen, der mir
alles gesagt hat, was ich ge-
tan habe, ob er nicht der
Christus sei!» (Joh 4,29).
Etliche Jahre nachdem
der «Engel des Herrn» der
Hagar begegnet war, sass
Abraham bei der Hitze des
Tages am Eingang seines
Zeltes. Als sich ihm auf Jesus Christus begegnete der Frau am Wasserbrunnen von Samaria
einmal drei Fremde näher- und machte all ihre Geheimnisse offenbar; vgl. Joh 4,5-42 (Bild: IGPO)
ten, stand er auf und lief
ihnen entgegen (1.Mo 18,2). Vor einem tan habe» (Joh 15,15). – Als der Herr mit
dieser Drei neigte er sich zur Erde und den zwei Engeln in Richtung Sodom und
nannte ihn «Herr» (V 3). Gewiss wohnte Gomorra ging (1.Mo 18,22), stieg eine
diesem Besucher eine besondere Würde bange Ahnung in Abraham auf. Der Herr
inne, so dass Abraham Ihn sogleich er- stand in menschlicher Gestalt vor ihm,
kannte. Nachdem Abraham seine drei aber er erkannte Ihn in Seiner Herrlich-
Gäste bewirtet hatte, sprach der Herr zu keit als Richter, weshalb er Ihn anfleh-
ihm: «Wahrlich, übers Jahr um diese Zeit te: «Fern sei es von dir, so etwas zu tun, den
komme ich wieder zu dir, siehe, dann hat Gerechten mit dem Ungerechten zu töten,
Sara, deine Frau, einen Sohn» (V 10). – so dass der Ungerechte wäre wie der Ge-
Anschliessend erhoben sich die drei Gäs- rechte; fern sei es von dir! Sollte der Richter

der ganzen Erde nicht Recht üben?» (V 25).
Dank der anhaltenden Fürbitte Abrahams
wurde Lot mit den Seinen vor dem gött-
lichen Gericht über die sündigen Städte
verschont. Als Lot dann in Zoar ankam,
«liess der Herr auf Sodom und Gomorra
Schwefel und Feuer regnen von dem Herrn
aus dem Himmel» (1.Mo 19,24). Der Gott
auf Erden rief dem Gott im Himmel, das
Feuer-Gericht über die verderbten Städ-
te auszuüben. Er ist Derselbe, der den
Juden sagte: «Ich und der Vater sind eins»
(Joh 10,30). Und Er ist auch Derselbe,
der in künftigen Tagen die Welt in Ge-
rechtigkeit richten wird, denn der Vater
richtet niemanden, sondern Er hat das
ganze Gericht Seinem Sohn übergeben
(Joh 5,22).
Der «Engel des Herrn» auf Morija,
in Bethel und am Jabbok
Obwohl Gott Menschenopfer ein Gräu-
el sind (vgl. Jer 32,35), prüfte Er Abra-
ham, ob er willig wäre, Ihm seinen Sohn
Isaak als Brandopfer darzubringen. Als
dieser auf dem Berg Morija schon sein
Messer erhob, um Isaak zu schlachten,
«rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel
her zu und sprach: Abraham, Abraham! Und
er sagte: Hier bin ich! Und er sprach: Stre-
cke deine Hand nicht aus nach dem Jungen,
und tu ihm nichts! Denn nun habe ich er-
kannt, dass du Gott fürchtest, da du deinen
Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorent-
halten hast» (1.Mo 22,11-12). Schon
zuvor, als Abraham dem Isaak auf
dessen Frage antwortete: «Gott wird
sich das Schaf zum Brandopfer ersehen,
mein Sohn» (V 8), wusste der Engel
des Herrn, dass Er selbst, Gottes ein-
ziger Sohn, das Opfer sein sollte, so-
bald Seine Stunde gekommen war.
Mit den Worten: «… nun habe ich er-
kannt, dass du Gott fürchtest …» be-
zeichnet sich der Engel des Herrn
damit als eins mit Gott. Abraham
wusste, dass es der Herr war, denn
er nannte die Stätte «Jahwe jireh»,
was übersetzt heisst «Der Herr wird
ersehen». Als der Engel des Herrn
dem Abraham zum zweiten Mal vom
Himmel her zurief, gab Er ihm Ver-
heissungen, wie kein erschaffener
Engel dies hätte tun können (V 15-
18). Der Sohn Gottes war in Engels-
B I B L I S C H E B O T S C H A F T
gestalt bei diesem Geschehen gegenwä- Wer war der Geheimnisvolle? Die mo-
tig. Er war Derselbe, der während Sei- derne Kritik möchte uns einreden, Ja-
ner Erdentage sprach: «Ehe Abraham war, kob habe infolge seiner tödlichen Angst
bin ich» (Joh 8,58). vor Esau wohl einen bösen Traum ge-
Auch Jakob, Isaaks Sohn, kannte den habt. Aber Jakob wusste, wem er gegen-
Engel des Herrn sehr wohl. Dieser alte über gestanden hatte und nannte die
Patriarch segnete auf seinem Sterbebett Stätte «Pniel»: «… denn ich habe Gott von
die Söhne Josephs mit den Worten: «Der Angesicht zu Angesicht gesehen, und mei-
Gott, vor dessen Angesicht meine Väter, ne Seele ist gerettet worden!» (1.Mo
Abraham und Isaak, gelebt haben, der Gott, 32,31). Das bezeugt auch der Prophet
der mich geweidet hat, seitdem ich bin, bis Hosea: «Er kämpfte mit dem Engel und
zu diesem Tag, der Engel, der mich von al- war überlegen! Er weinte und flehte ihn um
lem Übel erlöst hat, segne die Knaben …» Gnade an. In Bethel fand er ihn, und dort
(1.Mo 48,15-16). Jakob sprach dies in redet er mit ihm. Und der Herr, der Gott
dem Bewusstsein, dass der Engel des der Heerscharen – Jahwe ist sein Name –
Herrn niemand anders war als der Erlö- sprach: Ja, du darfst mit Hilfe deines Got-
ser, der «Heilige Israels», wie er vom Pro- tes zurückkehren!» (Hos 12,5-7). Der En-
pheten Jesaja so oft genannt wird. Er gel des Herrn, der mit Jakob war, ist der-
erschien dem Jakob im Traum als Engel selbe, der den Seinen die Verheissung
des Herrn, der zu ihm sprach: «Ich bin hinterlassen hat: «… siehe, ich bin bei
der Gott von Bethel …» (vgl. 1.Mo 31,13; euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeit-
vgl. V 11 und Kap 28,19). Später offen- alters» (Mt 28,20).
barte sich der Engel des Herrn dem Ja- Meine Frage an Sie ist eine schlichte
kob in ganz wunderbarer Weise. In jener Weitergabe der Frage Jesu an den Blind-
Nacht war Jakob ganz allein an der Furt geborenen, nachdem Er ihn geheilt hat-
des Jabbok, als plötzlich ein Mann mit te: «Glaubst du an den Sohn Gottes?» (Joh
ihm zu ringen begann. Als der Morgen 9,35). Diese schicksalsschwere, ewig-
anbrach, fragte ihn der geheimnisvolle keitsbestimmende Frage erfordert eine
Fremdling: «Was ist dein Name? Er sagte: klare, unzweideutige Antwort, zumal in
Jakob. Da sprach er: Nicht mehr Jakob soll 1. Johannes 5,12 wiederum geschrieben
dein Name heissen, sondern Israel; denn du steht: «Wer den Sohn Gottes hat, der hat
hast mit Gott und mit Menschen gekämpft das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat,
und hast überwältigt» (1.Mo 32,28-29). der hat das Leben nicht.» ❏
Als der Morgen anbrach, fragte ihn der geheimnisvolle Fremdling:
«Was ist dein Name? Er sagte: Jakob. Da sprach er: Nicht mehr Jakob
soll dein Name heissen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit
Menschen gekämpft und hast überwältigt» (1.Mo 32,28-29).
Bild: Sonnenaufgang über dem Jordantal (IGPO)
7
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
AUS ISRAEL
NEUES PATENT
Schuss um die
Ecke, ohne sich zu
exponieren
Israel konnte ein weiteres Patent im Bereich der Waffeninno-
vation erwerben. Eine israelische Firma, mit Niederlassung
in den USA, entwickelte eine einzigartige Waffe. Der Schütze
einer solchen Waffe kann zielgenau um eine Ecke schiessen,
ohne sich dabei selbst in Gefahr zu begeben, da er seine
Deckung nicht verlassen muss.
Das israelische Verteidi- Gefahr möglicherweise be-
gungsministerium sowie steht. Er kann sein Ziel ins
die Israelischen Verteidi- Visier nehmen und vom Hand-
gungsstreitkräfte (IDF) prü- griff aus einen Schuss im vor-
fen derzeit, ob sich eine sol- deren Lauf der Waffe auslö-
che Waffe für Spezialeinheiten sen, ohne dabei seine De-
der Terrorbekämpfung eignet. ckung aufzugeben. Auf diesen
Die israelische Firma «Corner Waffentyp kann auch ein
Shot» entwickelte diese Hand- Schalldämpfer aufgesetzt
feuerwaffe, die sich aus zwei werden. Zudem kann man ihn
miteinander verbundenen Tei- mit verschiedenen Laserdesi-
len zusammensetzt. Der vor- gnatoren ausrüsten. Des Wei-
dere Teil dieser Waffe, aus teren kann man diese Hand-
dem letztlich auch der Schuss feuerwaffe mit Farbmunition
abgefeuert wird, ist beweg- bestücken, sodass sie auch
lich. Dadurch kann der Waf- für Trainingszwecke verwend-
fenlauf im Winkel von 90 Grad bar ist. Die Waffeninnovation
nach rechts oder links ausge- der in den USA niedergelas-
richtet werden. Dank einer senen israelischen Firma wur-
hochmodernen Farbvideoka- de bereits von Polizeieinhei-
mera kann der Schütze, nach- ten und Spezialeinsatzkom-
dem er den Lauf der Waffe im mandos verschiedener Staa-
90-Grad- ten erworben. Auch die
Winkel israelische Armee erwägt den
justiert Erwerb dieser Waffe für Ein-
hat, um heiten, die Spezialaufträge
die Ecke se- ausführen. ZL ❏
hen und feststel-
len, wel-
Mehr Informationen hier:
che http://www.army-technology.com /
contractors/machine_guns/
corner_shot/index.html
(Bild: Web)
8
IMMER BEDENKLICHER
Theodorakis’ Hass
auf die Juden
Miki Theodorakis, der prominente griechische Musiker und
Komponist, äusserte sich in Athen äusserst abfällig über das
jüdische Volk bzw. den Staat Israel.
Wer glaubt, die antisemiti-
schen Vorurteile seien mit
dem Holocaust endgültig von
der Bildfläche verschwunden,
hat sich gewaltig getäuscht.
Viele Jahre lang kamen anti-
semitische Äusserungen
zumeist nur von Randgruppen
und Aussenseitern. Doch die
während der letzten Jahre von
den westlichen Medien betrie-
bene Dehumanisation Israels
scheint auch den Antisemitis-
mus wieder salonfähig zu ma-
chen. Inzwischen äussern
sich sogar namhafte Perso-
nen sowie Führungspersön-
lichkeiten öffentlicher Berei-
che in bedenklicher Art und
Weise.
Dazu ist auch der promi-
nente griechische Musiker
und Komponist Miki Theodo-
rakis zu zählen, der zweifel-
los zu den grossen Künstlern
des 20. Jahrhunderts zählt.
Seine Musik wird in aller Welt
gehört und geschätzt. Zu sei-
nen herausragenden Werken
gehört auch der «Mauthau-
sen»-Liederzyklus, den der
1925 geborene Grieche unter
dem Eindruck des Holocaust
schrieb.
Während einer Pressekon-
ferenz, die er anlässlich der
Vorstellung seines neuen Bu-
ches in der griechischen
Hauptstadt Athen am 4. No-
vember gab, äusserte sich
Theodorakis jedoch äusserst
Miki Theodorakis (Bild: Keystone)
abfällig über das jüdische
Volk und den Staat Israel.
Zuerst wurden seine Äusse-
rungen von den Medien nicht
registriert; einige Tage später
gingen sie dann aber doch
noch um die Welt und sorg-
ten für viel Aufregung. Theo-
dorakis hatte u.a. einen Ver-
gleich zwischen Griechen und
Juden gezogen, wobei er fest-
stellte, die beiden ältesten
Völker im östlichen Mittel-
meer stünden alleine und
ohne verwandte Völker da:
«Beide Völker sind bruderlos.
Sie aber (die Juden) sind fa-
natisch und setzen sich durch.
Heute kann man sagen, dass
dieses kleine Volk sich an der
Wurzel des Bösen, nicht des
Guten, befindet.»
Die politischen Einstellun-
gen des inzwischen 78-jähri-
gen Theodorakis sind
hinlänglich bekannt. Er steht
im politischen Spektrum links
und unterstützt seit Jahren die
Palästinenser. Seine Tochter
ist mit dem Athener PLO-
Sprecher verheiratet, und
immer wieder kursiert das
Gerücht, Theodorakis habe
auf Bitten seines Freundes
Jassir Arafat die palästinen-
sische Hymne verfasst. In der
Vergangenheit organisierte
Theodorakis wiederholt Kon-
zerte zu Gunsten der PLO und
in Griechenland lebender Pa-
lästinenser. ZL ❏
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

SHARON IN RUSSLAND

Verhaftung des jüdischen

Milliardärs Chodorkowski:
Antisemitismus?
Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon äusserte sich während seines Moskau-
Besuches im vergangenen Monat gegenüber dem russischen Präsidenten Vladimir
Putin besorgt über das Verhalten russischer Behörden hinsichtlich Geschäftsmännern
jüdischer Herkunft. Konkret bezog er sich dabei auf den jüdisch-russischen Milliardär
Michail Chodorkowski, der Vorsitzender des Direktoriums der Ölfirma «Yukos» war.
Chodorkowski wurde we- sich Sharon in seiner Positi- Behauptungen auf und
gen des Verdachtes massiver on zwar um das Schicksal jü- bringe unbegründete
Steuerhinterziehung verhaf- discher Menschen kümmern Anschuldigungen vor.
tet. Als Folge seiner Verhaf- und sich für sie einsetzen; Sharon hörte sich Pu-
tung kam es zu drastischen andererseits wollte er unter tins Antwort an und Milliardär Michail Chodorkowski (Bild: Reuters)
Kurseinbrüchen an der Mos- keinen Umständen den Ein- wandte sich anschlies-
kauer Börse. Westliche Wirt- druck erwecken, sich in die send an die Journalisten des such bot, und versuchte, «sein
schaftsexperten kritisierten innenpolitischen Angelegen- Landes. Er verlas eine zuvor jüdisches Image» aufzubes-
seine Festnahme als Angriff heiten Russlands einmischen verfasste Pressemitteilung, in sern. Aus diesem Grund hat-
der russischen Behörden auf zu wollen. Putin erging es der es hiess, Putins Antwort te er auch die Tagesordnung
einen erfolgreichen Wirt- ebenfalls nicht viel anders, zu diesem Thema habe ihn zu- des Besuches geändert und
schaftszweig des Landes. Ei- denn auch er bewegte sich auf frieden gestellt. die Diskussion über die aktu-
nige Experten sehen darin sehr dünnem Eis. Aus russi- Während der Zusammen- elle politische Lage im Nahen
sogar den gezielten Versuch, scher Sicht ist Israel nämlich kunft im Kreml stellte Sharon Osten auf einen späteren Zeit-
das Land erneut in eine Wirt- ein wichtiges Land, da es gute seine Delegationsmitglieder punkt verlegt. Er wollte erst
schaftskrise zu stürzen, um Beziehungen zu Washington und somit auch Zippi Livneh nach dem Darlegen seiner
eine Rückkehr der Kommu- unterhält. Die Russen sind vor. Dabei unterliess es Sha- Pläne, auch in Moskau ein Ho-
nisten an die Macht vorzube- darüber hinaus sogar der An- ron nicht, Livneh hervorzuhe- locaust-Museum einzurich-
reiten. sicht, dass die israelische und ben und als jene Ministerin ten, über die «Roadmap», die
Chodorkowskis Verhaftung die US-amerikanische Aus- seiner Regierungskoalition zu iranische Bedrohung und
erregte in Israel grosses Auf- senpolitik bis ins kleinste präsentieren, die für die Ein- Russlands Standpunkte re-
sehen, da eine grosse Gemein- Detail aufeinander abge- wanderung und Integration den. Aus russischer Sicht
de von Geschäftsleuten im stimmt werden und Israel in der russischen Juden in Isra- handelt es sich gerade im Hin-
Land lebt, die aus Russland den USA einen enormen Ein- el zuständig ist. «Ihr klaut uns blick auf das Gedenken des
stammt. Aufgrund Chodor- fluss hat. Vor diesem Hinter- die wenigen Juden, die uns Holocaust um eine völlig neue
kowskis Verhaftung flüchtete grund war es Putin äusserst noch geblieben sind», konter- politische Linie. Denn in der
Leonid Nevzlin, ein weiterer wichtig, wegen seiner Mass- te Putin kampflustig. «Was ehemaligen UdSSR hatte man
«Yukos»-Firmenpartner und nahmen gegen die «jüdischen haben Sie eigentlich für Ab- die gezielte Verfolgung und
Milliardär, nach Israel. Nevz- Finanzgötter» nicht als Anti- sichten? Schicken Sie die versuchte Vernichtung des
lin fürchtete, ebenfalls verhaf- semit hingestellt zu werden. vielleicht eine so schöne Mi- jüdischen Volkes während des
tet zu werden. In Israel wur- In seiner Antwort auf Sharons nisterin hierher, damit sie Zweiten Weltkrieges bisher
de er aufgrund seiner jüdi- Äusserungen unterstrich er auch die letzten Juden in Ver- ignoriert. Man konzentrierte
schen Abstammung sofort als deshalb auch, dass es in Russ- suchung führt, mein Land zu sich vielmehr auf die Erinne-
Einwanderer registriert, so- land keine antisemitisch mo- verlassen?» Alle um den run- rung an die «Mutter aller Krie-
dass er sogleich die Staatsbür- tivierte Politik gebe. Er beton- den Tisch in Putins Amtssitz ge», d.h. an die Folgen für das
gerschaft beantragen konnte. te, das Chodorkowskis Ver- begannen zu lachen, auch Zip- russische Volk. Zudem ist die
Sharon war sehr vorsich- haftung nichts mit seiner Her- pi Livneh. russische Erinnerungskultur
tig, als er während der Unter- kunft oder seinem Glauben zu Ohne Zweifel nutzte Putin an den Zweiten Weltkrieg fast
redung mit Putin dieses The- tun habe. Wer etwas anderes die günstige Gelegenheit, die ausschliesslich von der Dar-
ma ansprach. Einerseits muss sage, so Putin, stelle falsche sich ihm durch Sharons Be- stellung des Kampfes der ➤

9
 Jakarta
(Bild: Web)

HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

➤ sozialistisch-kommunisti- ISRAELIS IN INDONESIEN

schen Ideologie mit dem Na-
zismus geprägt.
Diese Kehrtwende Mos-
kaus und der Wunsch, Israel
durch das Gedenken an den
Holocaust entgegenzukom-
men, stach insbesondere vor
den Ereignissen der letzten
Zeit ins Auge, denn weltweit
nimmt der Antisemitismus
und die Anfeindung gegenü-
ber Israel wieder zu. Mei-
nungsumfragen zeigen ein-
deutig, dass gegenüber Juden
und Israel eine grosse Ableh-
nung besteht. Auf diese Ent-
wicklungen weisen nicht nur
Meinungsumfragen hin, son-
dern auch antisemitische Äus-
serungen wie beispielsweise
die des malaysischen Präsi-
denten auf einer Konferenz
der islamischen Staaten.
Sharon verliess Moskau
sichtlich zufrieden und mit
dem Eindruck, einen Erfolg
für sein Land verbuchen zu
können. ZL ❏
Niederlassung der
Israelischen Luftfahrt-Industrie
in islamischem Land
Die Israelische Luftfahrtindustrie hat eine Niederlassung in Jakarta, der Hauptstadt Indonesi-
ens, des weltweit grössten muslimischen Staates, eröffnet. Die Niederlassung ist die erste
Zweigstelle dieses israelischen Industriezweiges, die in einem muslimischen Land eingerich-
tet wird. Dieser Schritt wurde im Rahmen eines Kooperationsabkommens zwischen der
Israelischen Luftfahrtindustrie und der nationalen Luftfahrtgesellschaft Indonesiens, Garuda,
unternommen.
Laut diesem Abkommen sie befürchtete das Ausbleiben unterhält, prosperieren die
werden die beiden Firmen potenzieller Kunden, wenn Handelsbeziehungen. ZL ❏
Flugzeuge des Typs Boeing diese die Flugzeuge nach Is-
737 umbauen, sodass die Pas- rael bringen müssten. Die Is- Kommentar: Diese Mel-
sagierflugzeuge als Fracht- raelische Luftfahrtindustrie dung ist für uns als Beth-
transporter genutzt werden war diesem Ansinnen nicht ab- Shalom bzw. Missionswerk
können. Die Israelische Luft- geneigt, denn auf diese Weise Mitternachtsruf insofern be-
fahrtindustrie gilt auf dem kann sie ein Standbein in Asi- merkenswert, als dass im
Gebiet des Flugzeugumbaus en aufbauen. In Indonesien November, also praktisch
als weltweit führend. Die in- leben gegenwärtig 234 Millio- gleichzeitig, der erste «Mitter-
donesische Firma bestand da- nen Menschen, von denen 90 nachtsruf» in Indonesisch er-
rauf, dass das Abkommen in Prozent Muslime sind. Obwohl schienen ist und wir somit
Asien umgesetzt wird und die Israel keine diplomatischen ebenfalls mit Indonesien in
Arbeiten dort erfolgen, denn Beziehungen mit Indonesien Kontakt traten. CM ❏

LUFTÜBERLEGENHEIT ISRAELS MASSIV GESTÄRKT

Neue Kampfflugzeuge für

die Israelische Luftwaffe
Im Verlauf der kommenden vier Jahre wird die Israelische Luftwaffe 102 Kampf-
flugzeuge des modifizierten Typs «F-16I» erhalten. Der Erwerb dieser Flugzeuge
ist der grösste Ankauf von Kampfmitteln in der Geschichte der Israelischen
Verteidigungsstreitkräfte (IDF). Diese Kampfflugzeuge bedeuten eine enorme
und zugleich zukunftsorientierte Umstrukturierung der Israelischen Luftwaffe.

Der Kampfjet wird von der griffstechnologie als auch be- Systeme an
Firma «Lockheed and Martin» züglich der elektronischen Bord umfas-
angefertigt und ist auf israe- Kampfmittel das weltweit mo- sen zudem «F-16I»-Kampfflugzeug: Modernste Angriffstechnologie
lische Bedürfnisse massge- dernste Kampfflugzeug. Mit Geräte zur und elektronische Kampfmittel (Bild: Keystone)

schneidert. In der Pilotenkan- diesem Jet können per Auto- Störung

zel sind zwei Sitze, sodass
auch der zusätzliche Pilot die
Waffensysteme bedienen
kann. Der «F-16I»-Jet ist so-
wohl im Hinblick auf die An-
pilot Flüge in extrem niedri-
ger Höhe durchgeführt wer-
den, weshalb Radaranlagen
das Flugzeug nicht erfasst
können. Die elektronischen
feindlicher Radaranlagen so- hören Hightech-Geräte zur
wie einen Bordradar, mit dem Zielanpeilung und -markie-
eine vom Wetter unabhängige rung zur Ausstattung des
Erfassung von Zielen am Bo- Kampfjets. Die IDF gaben die
den möglich wird. Ferner ge- Installation von zusätzlichen

10

Treibstofftanks in Auftrag.
Das Treibstoffvolumen dieses
Jets wurde um 50 Prozent ge-
steigert, um die Flugstrecke
um mehrere Hundert Kilome-
ter bzw. die Gesamtflugzeit zu
verlängern.
Die Übergabezeremonie des
ersten «F-16I»-Kampfflugzeu-
ges erfolgte Mitte November
auf dem Betriebsgelände der
Firma «Lockheed and Martin»
im US-amerikanischen Bun-
desstaat Texas unter Anwe-
senheit des israelischen Ver-
teidigungsministers Sha’ul
Mofaz und leitenden Kom-
mandeuren der Israelischen
Luftwaffe. Dieses Flugzeug
des neuen IDF-Geschwaders
wird in wenigen Wochen in
Israel eintreffen und soll «Tso-
fa» (Sturm) getauft werden.
Die anderen Flugzeuge wer-
den im Verlauf der kommen-
den vier Jahre nach und nach
überführt. Pro Monat sollen
ein bis zwei Jets auf einem Di-
rektflug über dem Atlantik
nach Israel gebracht werden.
Der Kaufvertrag über
die Flugzeuge beläuft
sich auf eine Summe
von 4,3 Milliarden US-
Dollar und wird mittels
der Israel gewährten
US-Militärsubventio-
nen finanziert. Militär-
experten interpretier-
ten den Erwerb der
Kampfjets als eine
enorm teure, aber auch
wichtige Investition,
denn dank dieses mo-
dernen Kampfflugzeu-
ges wird Israel äus-
serst schlagkräftig sein
und zudem über eine
grössere Luftwaffe ver-
fügen als z.B. Deutschland und
Grossbritannien. ZL ❏
Weitere technische Details zu die-
sem Kampfjet finden Sie unter:
www.lockheedmartin.com
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
TROTZ ANTISEMITISMUS MÖGLICH …
Vorsitzender der Konservativen
Partei Grossbritanniens ist Jude
Wer hätte das gedacht? Der neue Vorsitzende der Konser-
vativen Partei Grossbritanniens hat ultraorthodoxe Ver-
wandte in Israel, die den Familiennamen Hecht führen und
in einem der ultraorthodoxen Stadtviertel Jerusalems leben.
Wäre der neue Tory-Vorsit- ten wird, macht aus seiner
zende in Israel geboren wor- Zugehörigkeit zum Juden-
den, hätte er vermutlich Mi- tum kein Hehl. Obwohl er
chael Hecht geheissen. Seinen mit einer Christin, dem
Vater hatte es aus der rumäni- ehemaligen Mannequin
schen Region Transsylvanien Sandra Paul verheiratet
fortgezogen und über einige ist, betonte Howard in In-
Wegstationen schliesslich terviews immer wieder,
nach England, statt nach Is- dass ihn die Werte seiner
rael verschlagen. Nachdem er jüdischen Religion «im Le- Michael Howard (Bild: Reuters)
und seine Ehefrau sich in ben sehr nachhaltig beein-
Grossbritannien niedergelas- flusst haben und auch und entweder als ein Apart-
sen hatten, änderten sie ihren weiterhin anleiten». Zum jüdi- heidland oder als ein nazisti-
Familiennamen, und somit schen Neujahrsfest und zu scher Staat hingestellt. Laut
heisst der kürzlich gewählte Yom Kippur geht er in die Lon- einer Umfrage der Europäi-
Vorsitzende der britischen doner Reform-Synagoge. Auch schen Union, die weltweit sehr
Konservativen nun Michael ist der britischen Öffentlich- viel Aufsehen erregte, bezeich-
Howard. Der gebürtige Wali- keit hinlänglich bekannt, dass nen zwei Drittel aller befrag-
ser wurde von seinen Eltern etliche Verwandte der Familie ten Briten Israel als den
auf die besten Schulen ge- Howard/Hecht während des «Staat, der die grösste Gefahr
schickt und genoss eine durch Holocaust ermordet wurden. für die globale Stabilität und
und durch britische Erziehung. Howard verkörpert das Pa- den Weltfrieden bedeutet» (sie-
In dem inzwischen 62 Jahre radebeispiel eines ambivalen- he Beiträge auf S. 3 u. 13).
alten Politiker sehen die eng- ten Juden, der in der Diaspora Darüber hinaus tauchen seit
lischen Inselbewohner einen lebt und somit immer mit dop- einiger Zeit in der britischen
Briten. Mit ihm wurde seit lan- pelten Loyalitätsfragen kon- Presse immer wieder Berich-
gem wieder ein Jude zum Vor- frontiert ist. Vor dem Hinter- te auf, wonach persönliche
sitzenden einer der grossen grund des erstarkenden Anti- Freundschaften zwischen Ju-
Parteien des Landes gewählt. semitismus in ganz Europa er- den und Nichtjuden zerbro-
Vor Howard fiel dem Politiker staunt Howards Wahl zum chen sind, weil die nichtjüdi-
und Schriftsteller Lord Benja- Parteivorsitzenden umso mehr sche Seite meint: «Juden kön-
min Disraeli* diese Ehre zu. Er und wirft einige Fragen auf. nen alles und sind zu allem
amtierte im 19. Jahrhundert Erst im Mai dieses Jahres imstande», und zudem sei die
als Vorsitzender der Konserva- hatte der dienstälteste Unter- Gründung des Staates Israel
tiven und wurde nach Lord hausabgeordnete, das Labour- «ein fataler Fehler» gewesen.
Derbys Rücktritt im Jahre Parteimitglied Tom Dalyell, ZL ❏
1868 sogar britischer Premier- behauptet, dass sich der briti-
minister. sche Premier Tony Blair und
* Weiterführende Infos Lord
Howard, der aufgrund sei- US-Präsident George W. Bush Benjamin Disraeli:
ner Wahl zum Tory-Vorsitzen- von einer «Clique jüdischer Be- www.nationmaster.com/
den bei den Premierminister- rater leiten lassen». Israel wird encyclopedia/Benjamin-Disraeli
wahlen in rund zweieinhalb in England immer wieder als oder: www.geschichte.2me.net/
Jahren gegen Tony Blair antre- Staat in Misskredit gebracht bio/cethegus/d/disraeli.html
11
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
BEKANNTER SCHWEIZER PUBLIZIST BEZIEHT Wir würden nichts derglei-
STELLUNG GEGEN DEN TERROR chen tun. Und wir hätten
Recht. Wir würden Schutz for-
Oder wir? dern um jeden Preis. Und wir
hätten Recht. Schliesslich,
wenn kein Ende des Terrors
Der Terror kommt näher. nenser von ihren arabischen abzusehen wäre, würden wir
Für unsere Grosseltern lag die Brüdern bewusst in Elend und eine Mauer bauen. Und wir
Türkei «irgendwo dort Armut gehalten. Das Ziel ist hätten Recht.
hinten». Doch «hinten in der die Züchtung von Hass gegen So wären wir. So sind wir.
Türkei», wo der Völkermord Israel durch immer neue jun- Aber noch leben wir im Ge-
an den Armeniern verübt wur- ge Menschen, die keine sinn- fühl, der islamistische Terror
de – das gibt es nicht mehr. volle Zukunft vor sich sehen. sei weit weg, sei auf keinen
Istanbul ist gleich nebenan, Schon die Kinder des palästi- Fall für uns bestimmt, die wir
nur zweieinhalb Flugstunden nensischen Volkes werden uns doch so neutral verhalten
entfernt. So schnell also wä- scharf gemacht wie Kampf- im Konflikt arabische Welt ge-
hunde. gen Israel; die wir mit unse-
Gleichzeitig ren Banken doch so ge-
Was wäre los in der Schweiz, wenn schwelgen die schäftstüchtig mithelfen, den
arabischen Öl- perversen Reichtum der ara-
eine Busfahrt, oder ein Restaurant-
potentaten in bischen Potentaten zu meh-
besuch, oder sonst eine Alltäglich- Reichtum und ren.
keit unseres privaten Lebens durch Überfluss. Die Doch das ist die grosse
Selbstmordattentäter bedroht Verbesserung Täuschung: Der islamistische
des sozialen Lo- Terror zielt, wie absurd auch
wäre? Würden wir dem Mörder-
ses der Palästi- immer das in unseren Ohren
pack gute Gründe attestieren? nenser wäre für klingen mag, auf die Islami-
sie ein Leichtes. sierung der Welt – durch De-
Doch sie finan- stabilisierung der demokrati-
ren Terroristen in der zieren über ihre dekadente schen Welt. Der kulturell-re-
Schweiz. Wären? Hoffentlich Prinzenbrut lieber mit Aber- ligiöse Humus, auf welchem
müssen wir nicht bald schon millionen Dollar Terrororgani- dieser Wahn wuchert, ist die
sagen: waren! sationen, die sich die Vernich- Lehre des Islam. Der islamis-
Vielleicht hat die Nähe des tung Israels auf die Fahne ge- tische Extremismus mit sei-
Schreckens heilsame Wir- schrieben haben. Und deshalb nem Terror ist die faule Frucht
kung, zum Beispiel was unse- kann es tödlich sein, in Haifa vom mächtigen Baum.
re Haltung gegenüber Israel im Restaurant zu sitzen oder Dem arabischen Islam
betrifft: Der Terror, der die in Tel Aviv einen Bus zu be- ist Israel unerträglich: Ein de-
kleine und einzige Demokra- steigen. Für Kinder ist der mokratischer Staat, ein
tie im arabischen Raum all- Schulbus schon ein Risiko. Rechtsstaat, ein Staat mit ei-
täglich trifft, gilt bei uns in Was wäre los in der ner offenen Gesellschaft –
weiten Kreisen als verständ- Schweiz, wenn eine Busfahrt, mitten im religiösen Mittelal-
liche Reaktion auf die militä- oder ein Restaurantbesuch, ter! Dieser Staat muss weg!
rischen Interventionen der is- oder sonst eine Alltäglichkeit Er lässt sich nun allerdings
raelischen Armee in den pa- unseres privaten Lebens nicht wegbomben. Er lässt
lästinensischen Territorien: durch Selbstmordattentäter sich auch nicht militärisch
Wenn nur Israel Ruhe gäbe, bedroht wäre? Würden wir vernichten. Israel ist gerüstet.
wäre auch bald der Terror zu dem Mörderpack gute Grün- Israel ist zu allem entschlos-
Ende! So lautet die gängige de attestieren? Würden wir sen. Deshalb soll der Terror
Meinung. eine Minute lang darüber überall in der Welt – und
Diese Argumentation an nachdenken, ob nicht letztlich immer mit dem Vernichtungs-
Stammtischen und bei Cham- wir Schweizer durch unseren ziel Israel – uns Demokraten
pagner-Talks ist die Umkeh- herausfordernden Reichtum mürbe machen: Das traurige
rung aller Fakten: Seit Jahr- die eigentlich Schuldigen am Schicksal der Palästinenser
zehnten werden die Palästi- Terror sein könnten? soll uns in Zorn versetzen ge-
12
gen Israel. Die Bilder der pa-
lästinensischen Kinder, die
Steine gegen israelische Pan-
zer werfen, soll uns überzeu-
gen, dass Israel der brutale
Goliath ist, die Palästinenser
dagegen der gepeinigte David.
Die freie Welt soll irgendwann
und möglichst bald das Exis-
tenzrecht Israels relativieren,
schliesslich den Sinn dieses
Staates in Frage stellen. Um
endlich Ruhe zu haben vor
dem islamistischen Terror.
Das ist die Strategie. Sie ero-
bert gerade unsere Köpfe.
Publizisten und Politi-
ker, Bürgerinnen und Bürger,
die Israel so gerne moralisch
den Prozess machen, müssten
häufiger in Haifa ein Restau-
rant besuchen oder in Tel Aviv
den Bus besteigen. Auch
könnten sie jetzt gerade einen
längeren Aufenthalt in Istan-
bul buchen, um in dieser wun-
dervollen Stadt ausgiebig zu
flanieren. Das Gefühl, das sie
dabei beschleichen dürfte,
würde ihren Sinn für die Wirk-
lichkeit wecken.
Ist Israel tabu? Die israeli-
sche Politik ist nicht einmal
in Israel tabu. Es fliegen die
Fetzen für und gegen Sharon.
Die Demokratie funktioniert.
Unter schwierigsten Verhält-
nissen, nämlich unter der täg-
lichen Bedrohung durch Ter-
ror, durch Selbstmordattenta-
te, denen nur Verzweiflung
folgt, aber kein wirksamer
Schutz. Diesen Schutz gibt es
nicht, es sei denn – vielleicht
– durch eine Mauer. Sie ist das
Mahnmal der Verzweiflung.
WIE SOLL SICH die Tür-
kei wehren? Wie soll sich
demnächst vielleicht Deutsch-
land wehren? Oder Frank-
reich? Oder Italien? Oder
wir? ❏
Frank A. Meyer,
SonntagsBlick, 23. November 2003

Meinungsumfragen in den Ländern der EU haben ein katastrophales Bild hinsichtlich der
Haltung Europas gegenüber Israel an den Tag gebracht. Der Schock in Israel sitzt tief. Für
viele Israelis scheint ein Alptraum Wirklichkeit zu werden.
Selbstverständlich hören
auch Israelis am liebsten,
dass man sie mag und
schätzt. Diesbezüglich sind
sie sogar feinfühliger und
empfindlicher als Menschen
vieler anderer Nationen. Als
ein Volk, das auf eine lange
Geschichte der Verfolgung,
der Diskriminierung und des
Hasses zurückblickt, ist es
den Israelis heutzutage sehr
wichtig, akzeptiert zu werden.
Israelis möchten, dass man
sie, ihre Lage und ihre Stand-
punkte versteht und sie nicht
ein weiteres Mal ins histori-
sche Abseits verbannt. Vor
diesem Hintergrund darf es
nicht verwundern, dass die
Anfang November veröffent-
lichten Ergebnisse einer Mei-
nungsumfrage der Europäi-
schen Union, laut denen die
Europäer mehrheitlich Israel
für die eigentliche Bedrohung
des Weltfriedens halten, in
Israel Erstaunen und auch
Wut auslösten. Israel und sei-
ne Bürger sind zutiefst ge-
kränkt. Dieses Gefühl wurde
zusätzlich verstärkt, als be-
kannt wurde, welche anderen
Staaten Israel als «Bedrohung
des Weltfriedens» auf der
«Rangliste» folgen: Iran, Nord-
korea, Afghanistan und Irak.
Über das Gefühl der tiefen
Kränkung und Verletzung half
auch der Fakt nicht hinweg,
dass die Europäer auch die
Vereinigten Staaten in diese
wenig ehrenwerte Liste aufge-
nommen haben.
WIE REAGIERTEN DIE ISRAELIS AUF DIE EU-UMFRAGE?
Schockierender Anti-
semitismus in Europa
Die erste, instinktive Reak-
tion der Israelis war zunächst
Ungläubigkeit. Niemand woll-
te die Ergebnisse akzeptieren.
«Das kann nicht angehen»,
«Da muss ein Fehler vorlie-
gen», «Wie kann es sein, dass
wir ein grösseres Risiko als
Iran und Nordkorea darstellen
sollen?». Israelis fragten sich
auch, wieso die Europäer Sy-
rien nicht erwähnten, einen
Staat, der Terroristen unter-
stützt und ihnen Unterschlupf
gewährt, sowie allen wichti-
gen Terrororganisationen er-
laubt, in der syrischen Lan-
deshauptstadt Niederlassun-
gen zu unterhalten?
Einige wiesen z.B. auch
darauf hin, dass die Palästi-
nensische Autonomiebehörde
in der von der EU vorgegeben
Staaten-Liste überhaupt nicht
aufgeführt war. Diese Liste,
die den befragten Europäern
in willkürlicher Reihenfolge
vorgelesen wurde, umfasste
u.a.: Iran, Syrien, Afghanis-
tan, Pakistan, Somalia, Liby-
en, Saudi-Arabien, Nordkorea,
China, Indien, die USA und die
EU. Auf Israels Kritik hatten
die europäischen Verantwort-
lichen schnell eine Antwort:
Bei der Palästinensischen Au-
tonomiebehörde handle es
sich nicht um einen Staat,
weshalb diese Institution
selbstverständlich nicht in die
Liste aufgenommen worden
sei. Die Antwort der zustän-
digen Demoskopen lässt
allerdings die Tatsache ausser
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Acht, dass auch die EU kein
Staat ist …
Einer der israelischen Po-
litiker, die sich öffentlich zu
den Meinungsumfrageergeb-
nissen äusserten, war Nathan
Sharansky, der gegenwärtig
als Minister für Diaspora-An-
gelegenheiten amtiert. Er
fand sehr treffende Worte:
«Genau wie damals auch. Da
hat sich nichts geändert. Frü-
her haben sie Juden als für
alles schuldig hingestellt. Wir
waren immer der Sünden-
bock. In der westlichen Welt,
die sich selbst für aufgeklärt
hält, muss nun eben Israel
den Kopf hinhalten.» Darüber
hinaus meinte Sharansky:
«Die Europäische Union soll-
te sich nachhaltig dafür ein-
setzen, dass die Dämonisie-
rung Israels aufhört, damit
Europa nicht vollends einige
Jahre in seiner Geschichte
zurückfällt.»
Die Meinungsumfrage und
ihre Ergebnisse kann man je-
doch auch von einem anderen
Blickwinkel her betrachten,
der ebenfalls eine klare Argu-
mentationslinie aufweist und
eine starke Anbindung an die
Realität hat. Die ansonsten so
involvierten Europäer sollten
einmal nach Afrika blicken.
Wer die Augen nicht ver-
schliesst, kommt nicht umhin,
schreckliche Dinge wahrzu-
nehmen. Im afrikanischen
Kongo kamen durch gewalt-
tätige Konfrontationen rivali-
sierender Stämme in den letz-
AUS ISRAEL
ten Jahren rund drei Millionen
Menschen ums Leben. Auch
in Ruanda kam es zu grausa-
men Massakern, bei denen
Tausende Menschen ihr Le-
ben liessen oder für immer zu
Invaliden wurden.
Doch die Kriege und Mas-
saker in Afrika, die aller Welt
hinlänglich bekannt sind, ha-
ben keinen Terrorismus aus-
gelöst, der über die Grenzen
dieser Länder hinausgeht. Die
in Afrika miteinander verfein-
deten Menschen haben keine
Flugzeuge von Drittstaaten
gekidnappt, keine ausländi-
schen Botschaften in die Luft
gesprengt und keine Bomben
gelegt, die unbeteiligte Zivilis-
ten anderer Nationen getötet
haben. Die Geschichte des is-
raelisch-palästinensischen
Konfliktes ist das Gegenteil
davon: Die Palästinenser tru-
gen den Terror in die Welt und
machten ihren Kampf zu ei-
nem Problem und zu einer Be-
drohung für die gesamte
Menschheit.
Terror ist nur schwer und
mühsam zu bekämpfen. Noch
schwerer fällt es, Nichtbetrof-
fenen die grausamen Terror-
akte und die Motive von At-
tentätern zu erklären. Diese
Erfahrung machten die USA
im Zuge der Anschläge in ih-
rem Land und der nachfolgen-
den Jagd auf den Terroristen
Bin Laden ebenfalls. Folglich
ist es für alle, die nicht direkt
involviert sind, wesentlich
leichter und auch bequemer,
nicht die Übeltäter als Verant-
wortliche anzuprangern, son-
dern diejenigen, die etwas da-
gegen unternehmen, wie Isra-
el und die Vereinigten Staaten
von Amerika. ZL ❏
Interessante Informationen aus
erster Hand auf der Homepage des
israelischen Aussenministeriums:
www.mfa.gov.il/mfa/home.asp
13
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

HIER STEHT ISRAEL GANZ ALLEIN chen, um einige entlegene is-
raelische Siedlungen den-
Trennzaun rettete noch in das israelische Gebiet
einzubeziehen.
«grüne Grenze». Bei den An-
schlägen, die sie in Israel ver-
übten, kamen 89 Israelis ums
Leben, weitere 475 Personen

bereits Leben! Da der Zaun teilweise

bereits besteht, konnten die
wurden verletzt. In der Zeit
zwischen dem 1. Januar und
israelischen Behörden schon dem 15. November 2003
Die Arbeiten an dem Zaun, der eine Trennung zwischen erste Daten sammeln, die wurden «nur» acht Selbst-
palästinensischen und israelischen Gebieten schaffen soll, durchaus überraschend sind. mordattentäter aus dieser
laufen auf Hochtouren. Durch diese Arbeit haben die So zeigen diese Erkenntnis- Region registriert. Durch die-
Meinungsverschiedenheiten im In- und Ausland jedoch se zweifelsfrei, dass der se Selbstmordanschläge ist
keineswegs abgenommen. Israel ist somit auch weiterhin Trennzaun das Leben zahllo- der Tod von 51 Israelis zu
an der diplomatischen Front aktiv. ser israelischer Zivilisten ge- beklagen, während 255 Isra-
rettet hat. Obwohl diese Er- elis Verletzungen erlitten. Mit
In Europa und in den USA Zaunes und die Beweggrün- kenntnisse von den israeli- anderen Worten: Der Trenn-
ist man von der Errichtung de für punktuelle Abwei- schen Sicherheitskreisen un- zaun hat Dutzenden von
dieser physischen Barriere chungen gegenüber dem ter Ausschluss der Menschen das Leben geret-
nicht begeistert und sieht Grenzverlauf bis zum Sechs- Öffentlichkeit – und somit tet und mehrere Hundert vor
darin keinen Zaun, sondern Tage-Krieg vom Juni 1967 zu selbstverständlich auch der schwerwiegenden Schäden
eine Mauer. Europäer wie erklären. Presse – erörtert wurden, si- an Körper und Seele be-
Amerikaner glauben nicht, Israel ist sehr darum be- ckerten dennoch einige De- wahrt.
dass die israelische Massnah- müht, seine Entscheidungen tails durch. Der innerisraeli- Zudem wurden von den is-
me tatsächlich ein Hindernis verständlich zu machen und sche Nachrichtendienst raelischen Sicherheitsbehör-
für Terroristen darstellt. Sie zu begründen, da sich die «Shabak» stellte z.B. eine den weitere Attentäter ge-
sehen im Bau des Zauns viel- USA nicht nur gegen den Statistik der Selbstmordan- fasst, die bereits auf dem
mehr eine Trennung der Zi- Zaunbau ausgesprochen, schläge zusammen, die aus Weg zu einem Selbstmord-
vilbevölkerung beider Kon- sondern für den Fall der Aus- der Samaria-Region kom- anschlag waren. Die Verhö-
fliktparteien und erachten führung des Plans sogar mende Terroristen verübten. re dieser Personen ergaben
ihn als feste Grenzziehung, schon mit Sanktionen ge- Dabei wurde eine Zeitspan- weitere interessante Infor-
die Israel auf Eigeninitiative droht haben. Sie kündigten ne, in der der Zaun in dieser mationen: Die meisten be-
umsetzt und die ausschliess- an, die US-Subventionen zu Region noch nicht bestand, richteten von ihren vergebli-
lich auf Kosten der Palästi- kürzen, die Israel für militäri- mit einer Periode verglichen, chen Versuchen, den Zaun zu
nenser geht. sche Zwecke erhält. Die Zu- in der die Bauarbeiten schon überwinden. Schliesslich tra-
Im Verlauf des letzten Mo- wendungen sollen um jene abgeschlossen waren. Zwi- ten sie alle unter erhöhtem
nats reisten mehrere nam- Summe vermindert werden, schen dem 1. April und dem Entdeckungsrisiko den Weg
hafte israelische Politiker, die Israel in die Errichtung 31. Dezember 2002 über- nach Süden an – dorthin,
unter ihnen Verteidigungsmi- jener Zaunabschnitte inves- querten insgesamt 17 aus «wo es noch keinen Zaun
nister Sha’ul Mofaz und tiert, die vom Verlauf der dieser Region stammende gibt».
Finanzminister Benjamin «grünen Grenze» abwei- Selbstmordattentäter die Die zuständigen israeli-
Netanyahu, nach schen Behörden sind derzeit
Washington. Sie Zweifelsfreie Erkenntnisse: Der Trennzaun hat das Leben zahlloser mit der Zusammenstellung
wollten dort ein israelischer Zivilisten gerettet (Bild: IGPO) solcher Informationen be-
weiteres Mal um schäftigt, um sie einherge-
Verständnis für die hend mit entsprechenden Er-
Standpunkte ihres läuterungen der Öffentlich-
Staates werben keit vorzulegen und dadurch
und den Amerika- die Beweggründe für die
nern die Bedeu- Schutzmassnahme besser
tung dieser Mass- darlegen zu können. ZL ❏
nahme erläutern.
Zudem liegt es Hier können Sie sich eine Video-
Sharons Regierung präsentation des israelischen Aus-
daran, den Ameri- senministeriums zu diesem Thema
kanern den ge- ansehen: www.mfa.gov.il/mfa/
nauen Verlauf des fence.html

14
 Vatikan: Sorge um katholische
Stätten betreffend Verlauf des
Trennzauns (Bild: MEV)
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

ROM: LIEBER UNTER ISRAEL ALS UNTER DEN PALÄSTINENSERN LEBEN

Vatikan mischt sich in den

Verlauf des Trennzauns ein
In das diplomatische Ringen um den Verlauf des Trennzauns mischt sich neuerdings auch der
Vatikan ein – allerdings aus ganz persönlichen Beweggründen.

Der Vatikan möchte Israel
dazu bewegen, einige Lände-
reien dem israelischen Gebiet
anzuschliessen. Dabei handelt
es sich um Grund und Boden,
der unter katholischer Ober-
aufsicht steht oder dem Vati-
kan gehört, auf dem christli-
che Institutionen angesiedelt
sind.
Israel soll somit zu Guns-
ten der römisch-katholischen
Kirche für einen Zaunverlauf
sorgen, der in gewissen Ab-
schnitten vom Grenzverlauf
bis 1967 abweicht. Die israe-
lische Presse berichtete von
einer Eingabe, die Pietro Sam-
bi, Botschafter des Heiligen
Stuhls in Israel, vorlegte. Er
wandte sich im Namen des
Vatikans an das israelische
Aussenministerium sowie an
Oberst Danny Tirza, der für
den Zaunbau im Auftrag des
Verteidigungsministeriums
zuständig ist. Sambi bat, den
Zaun an bestimmten Punkten
– vor allem jedoch in der Re-
gion Jerusalem –, jeweils um
einige Hundert Meter nach
Osten zu verlegen, sodass
dem Vatikan unterstehende
Institutionen, Klöster und hei-
lige Stätten unter israelische
Aufsicht fallen.
Tatsächlich verlegte Israel
den Zaun beim Kloster Cremi-
san, südlich von Jerusalem,
um einige Hundert Meter nach
Osten, damit sich auch die
Ländereien des Klosters auf
israelischer Seite befinden.
Der Zaun in der Nähe der St.-
Lazarus-Stätte, im palästinen-
sischen Dorf Al-Azarijeh
(Bethanien) nördlich von Jeru-
salem hingegen wurde nach
Westen gerückt. Dadurch fällt
diese katholische Stätte voll-
ständig unter palästinensi-
sche Oberaufsicht. Zugleich
wurde zwischen Israel und
dem Vatikan vereinbart, an
diesem Ort einen Übergang
einzurichten, damit das Vati-
kan-Personal sowie Pilger
auch von israelischem Ho-
heitsgebiet aus ungehindert
dorthin gelangen können. Fer-
ner wurde vereinbart, dass
Israel für den Fall der Enteig-
nung von Ländereien dem Va-
tikan Entschädigungen zahlen
wird. Dem Vatikan wurde
darüber hinaus explizit versi-
chert, dass die israelische Ar-
mee grösstmögliche Anstren-
gungen unternehmen wird, um
den Verlust der römisch-ka-
tholischen Kirche so minimal
wie möglich zu halten. ZL ❏

MOSSAD LAGEN 40 WARNUNGEN VOR gewiesen. Er meinte, dass
das internationale Terror-
800 kg Sprengstoff: netzwerk von Osama Bin La-
den Anschläge auf Synago-
aller Welt und geht erneut
vom Islamischen Jihad des
Osama Bin Laden aus. Sein
Terrornetzwerk ist zweifellos

Terror in der Türkei gen und andere jüdische Ein-

richtungen plane. Am 13.
in der Lage, problemlos ein
Attentat auf eine der Jüdi-
April 2002 wurde dann
Der Doppelanschlag, der sich am Shabbat, den 15. Novem- ein Anschlag auf eine Sy-
ber, im Stadtzentrum des türkischen Istanbul ereignete, ist nagoge auf der tunesi-
für die Leiter der israelischen Nachrichtendienste ein wahr- schen Insel Djerba ver-
gewordener Alptraum. Dem Mossad lagen schon einige übt, bei dem 16 Men-
Monate lang Indikationen vor, dass islamische Terrororgani- schen, zumeist Deutsche,
sationen – mit grösster Wahrscheinlichkeit El Kaida jüdische ums Leben kamen. Nur
Ziele ins Visier nehmen wollen. wenige Tage nach dem
Attentat sagte dieser
Die Informationen des habe jedoch ausgerechnet auf Mossad-Beamte, dessen
Mossad deuteten auf einen die Jüdische Gemeinde Istan- Name der Öffentlichkeit
Anschlag in Europa hin. Meir bul als Ziel hingewiesen, füg- natürlich nicht preisgege-
Dagan, der Leiter des te er hinzu. ben wird: «Wir versuchen,
Mossad, bestätigte während Bereits im April 2002, also dem nächsten Anschlag
eines sehr seltenen Auftrittes vor rund anderthalb Jahren, rechtzeitig auf die Spur
in der Knesset zwei Tage nach hatte der für die Antisemitis- zu kommen. Laut unserer
dem Doppelanschlag, dass mus-Abteilung verantwortli- Quellen richtet sich die-
dem Mossad insgesamt 40 che Mossad-Beamte auf ein- se Bedrohung gegen die
Warnungen vorlagen. Nichts gegangene Warnungen hin- jüdische Gemeinschaft in

Instanbul: Tödlicher Anschlag auf

die Synagoge «Neve Schalom» 15
(Bild: IGPO)
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
schen Gemeinden irgendwo
in der Welt zu verüben.»
Heute wissen wir, dass die-
se «Prophezeiung» nichts an-
deres als eine genaue Analy-
se der uns zukünftig erwar-
tenden Realität war. Der uns
durch Warnungen angekün-
digte Anschlag ereignete sich
in Istanbul mit einer Explosi-
onskraft von insgesamt 800
Kilogramm Sprengstoff. Es
waren zwei so genannte Höl-
lenautos präpariert worden,
die die Fahrer zeitgleich in die
Luft jagten. Einer der Wagen
explodierte vor der Synagoge
«Neve Schalom», der zweite
detonierte vor dem jüdischen
Gotteshaus «Beit Israel».
Durch diesen Doppelanschlag
im Namen des islamischen
Fundamentalismus und des
Judenhasses verloren 23 Men-
schen ihr Leben. Mehr als 300
Personen wurden verletzt.
Auch hier liegt ein be-
stimmtes Muster zugrunde:
Es wurden grosse Sprengla-
dungen verwendet, man inves-
tierte viel Zeit und Geld in die
Planung und in die Umset-
BILDER SAGEN MEHR ALS WORTE …
Beratschlagung von PA-
Ministerpräsident Ahmed
Kurei und Hamas-Gründer
Scheich Yassin über eine
Hudna-Feuerpause mit
Israel. Das Fernziel ist in der
Bildmitte deutlich zu erken-
nen … Ganz Israel soll offen-
sichtlich den Palästinensern
gehören, vom Mittelmeer
bis zum Jordan…!
16
zung, wählte mit enormer
Professionalität ein Dop-
pelziel und führte die An-
schläge tatsächlich minu-
ziös parallel aus. Dieses
Muster liess den Mossad-
Angehörigen nicht den ge-
ringsten Zweifel: Die ex- Ort des Grauens: Sichtlich bewegt legt israels Aussenminister Silvan Shalom
tremistische Organisation vor der zerstörten Synagoge Blumen nieder (Bild: IGPO)
«Front der Soldaten des is-
lamischen Grossen Ostens» der Anschläge Fetzen von tür- Orte der Welt zusätzliche Mit-
(Islami Büyük Doðu Akýn- kischen und pakistanischen arbeiter entsenden. Dennoch
cýlar-Cephe, IBDA-C), die sich Reisepässen. Einer der Brü- ist zu bezweifeln, dass zukünf-
mit einem Anruf bei Nachrich- der, so weiss man inzwischen, tig Anschläge durch eine sol-
tenagentur Anadolu zum Dop- wurde u.a. in Afghanistan von che Massnahme vereitelt wer-
pelanschlag bekannte, mag der El-Kaida ausgebildet. den können. In den westlichen
für die Ausführung verant- Ausserdem ist inzwischen be- Staaten Europas leben gegen-
wortlich sein, doch steckt kannt, dass einer der Brüder wärtig rund 20 Millionen Mus-
ohne Zweifel El-Kaida sechs Mal in den Iran reiste lime. Beim Mossad spricht
dahinter. und im Umgang mit Bomben man von einer «Expansion des
Diese erste Vermutung des ausgebildet wurde. Die israe- Jihad» der Muslime nach Eu-
Mossad, nur wenige Stunden lischen Spionageexperten ropa. Viele der in Europa le-
nach dem Doppelanschlag, sind von diesen ersten Ermitt- benden Muslime sind gebildet
sollte in den nachfolgenden lungsergebnissen nicht im Ge- und mit der europäisch-west-
Tagen bestätigt werden. Die ringsten überrascht. lichen Kultur vertraut. Sie
türkischen Behörden ermittel- In Israel blickt man in die sind ein Ziel der Mobilisie-
ten umfassend und mit Erfolg. Zukunft, und der Ausblick ist rungsmassnahmen dieser Ex-
Die Anschläge wurden von recht düster. Der Mossad wird tremisten, denn diese Musli-
zwei Brüdern ausgeführt, de- seinen Mitarbeiterstab in me eignen sich hervorragend
ren Identität die Türken Istanbul aufstocken. Vermut- für den Schmuggel von Kampf-
Stück für Stück rekonstruie- lich wird der israelische Nach- mitteln und für die Durchfüh-
ren. Man fand an den Orten richtendienst auch an andere rung von Attentaten. ZL ❏
(Bild: Reuters, 19.11.2003)

EINMAL EINE ANDERE ARABISCHE STIMME
Jemenitischer Autor kritisiert
Hass auf die USA in arabischen
Medien
Die Aussage von Abd Al-Bari Atwan, Chefredakteur der in London erschei-
nenden Tageszeitung Al-Quds Al-Arabi, der die USA für den Hass, der
ihnen in der arabischen Welt entgegengebracht wird, selbst verantwort-
lich macht, hat in der arabischen Presse eine Debatte entfacht.
Munir Al-Marawi, ein jeme-
nitischer Journalist und Ko-
lumnist für die ebenfalls in
London herausgegebene Ta-
geszeitung Al-Sharq Al-Aw-
sat, hat verschiedene Artikel
veröffentlicht, die sich mit den
Vorwürfen Atwans ausei-
nander setzen. So veröffent-
lichte Al-Marawi in der ku-
waitischen Tageszeitung Al-
Siyassa einen bemerkenswer-
ten Artikel unter dem Titel:
«Falsche Erklärungen für den
wachsenden arabischen Hass
auf Amerika», aus dem wir
einige Punkte zitieren.
Zunächst weist Al-Marawi auf
die zwei Gesichter von Abd Al-
Bari Atwan hin, führt dann
einige Behauptungen Atwans
an und kontert:
«Der Abd Al-Bari Atwan, der
bei CNN auftritt, ist ein ganz
anderer als der Abd Al-Bari
Atwan, der über den Sender
Al-Jazeera spricht oder in Al-
Quds Al-Arabi schreibt. Bei
CNN sprach Atwan ernsthaft,
beherrscht und legte eine ra-
tional begründete und ausge-
wogene Meinung an den Tag.
Das steht im totalen Gegen-
satz zu seinen wutschäumen-
den Auftritten bei Al-Jazzera
und in der Al-Quds Al-Arabi,
wo er die Emotionen vieler
Zuschauer und Leser in Wal-
lung bringt.
Abd Al-Bari Atwan ist also
Teil des Problems ... Unser
Problem ist, dass wir nicht
allein Amerika hassen – viel-
mehr sind unsere eigenen
Gesellschaften hasserfüllte
Gesellschaften. Wir werden
dazu erzogen, uns gegensei-
tig zu hassen, noch bevor wir
andere hassen. So hasst der
Jordanier den Palästinenser,
der Jemenit den Saudi und der
Sudanese den Ägypter ... wie
der Algerier den Marokkaner
und der Tunesier den Libyer
und so weiter und so fort.
Darüber hinaus sind unsere
Gesellschaften auch noch ge-
scheiterte Gesellschaften.
Tatsache ist, dass Israel
demokratischer ist als jeder
arabische Staat, und dass die
Palästinenser mit israelischer
Staatsbürgerschaft weitaus
weniger zu leiden haben als
die Araber in den einzelnen
arabischen Staaten ...
Atwan behauptet, die USA
hätten die weltweit grösste
Erfahrung … darin, Zerstö-
rung zu verbreiten und auf der
anderen Seite wären sie die
grössten Versager, wenn es
um die Verbreitung von Wohl-
stand und Frieden gehe. Kein
Land, in dem die USA inter-
venierten, so Atwan, das sie
nicht zerrüttet hinterlassen
hätten – siehe Somalia, Af-
ghanistan und jetzt den Irak.
Es sei auch kein Zufall, so
Atwan, dass all diese Staaten
islamisch seien.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
‹Feind› (Israel) stehe. … (Kre-
dite in Milliardenhöhe) wür-
den es dem ‹hebräischen
Staat› ermöglichen Hamas-
Führer zu ermorden, die West-
bank erneut zu besetzen, die
A b e r,
Herr At-
wan, die
Geschich-
te lehrt
uns doch
vielmehr, «… wenn die USA Sharon nicht Einhalt geboten hätte, hätte die-
dass es ser Arafat und die korrupte Regierung an seiner Seite längst aus-
niemals gewiesen …». Bild (v.l.n.r.): Powell, Bush und Sharon (IGPO)
ein Land
gab, wo die USA intervenier- rassistische Mauer zu errich-
ten, das nicht wieder aufge- ten und palästinensische Häu-
baut wurde. … Warum brin- ser zu zerstören.
gen Sie nicht einen Beweis «Aber mein Lieber, wenn
aus der Zeit nach dem Zwei- die USA Sharon nicht Einhalt
ten Weltkrieg, wie Japan, geboten hätte, hätte dieser
Deutschland und Frankreich? Arafat und die korrupte Re-
... Japan und Deutschland ha- gierung an seiner Seite längst
ben sich nicht über die ameri- ausgewiesen … Und wenn
kanische Besetzung beklagt, nicht die Selbstmordattenta-
weil sie begriffen, dass die te und (andere) idiotische Ver-
Anwesenheit der Amerikaner haltensweisen wären, dann
letztlich den Interessen ihrer hätten die USA den Palästi-
Bevölkerungen diente. ... (Für nensern ihre Wünsche schon
Afghanistan) reicht es aus zu erfüllt, auch wenn dies Israel
sagen, dass dort mit den Tali- nicht gepasst hätte. Ein An-
ban das schlimmste theokra- ruf von Powell bei Sharon
tische Regime der menschli- kann erreichen, was sieben
chen Geschichte von der Kar- arabische Armeen nie ver-
te ausradiert wurde und (im möchten. Aber wir fordern zu
Irak) wurde uns der Dolch des viel, wenn wir von den USA
schrecklichsten arabischen erwarten, dass sie Palästina
Regimes unseres Zeitalters für uns befreien und Israel ins
von der Kehle genommen. Meer werfen. Solange wir
Dem Irak steht jetzt viel un- nicht tief in uns die Existenz
spektakuläre Arbeit bevor; von Israel akzeptiert haben,
und bald schon werden die werden wir weiterhin einem
Resultate zu sehen sein ... Trugbild nachjagen.» ❏
Atwan sagt auch, dass die
USA der einzige Staat seien, The Middle East Media Research
der ganz und gar hinter dem Institute, 14.11.2003
17
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
EINE JÜDISCHE STIMME
Lieber Täter als Opfer
Hendrik Broder schreibt im Spiegel* über den Antisemitismus und geht dabei auch auf die
Affäre um den CDU-Abgeordneten Hohmann ein (Auszüge):
«… Kürzlich ist das neue
Buch von Paul Spiegel er-
schienen: ‹Was ist koscher?
Jüdischer Glaube – jüdisches
Leben› … Spiegel ist der Mei-
nung, Vorurteile seien eine
Folge unzureichenden Wis-
sens, man müsse diesem Man-
gel nur fleissig abhelfen, um
Vorurteile zu beseitigen
Er kennt wohl auch nicht
die vielen Bücher, die im Lau-
fe der letzten 50 Jahre ge-
schrieben wurden, in denen
sich Juden an Nichtjuden wen-
den, um ihnen zu erklären,
wie das Judentum funktioniert
und wie die Juden sind. Dass
es nicht nur kleine Juden mit
dunklen Augen und krummen
Nasen gibt (Spiegel in ‹Bild›:
‹So werden wir seit Jahrhun-
derten von Antisemiten darge-
stellt›), sondern auch blonde
und grosse. Spiegels Buch ist
ordentlich geschrieben, und
es steht nichts Falsches drin.
Es ist nur vollkommen über-
flüssig – wie alle Bücher, die
mit Vorurteilen aufräumen
wollen.
Es ist nämlich ein Vorur-
teil, anzunehmen, dass Vorur-
teile mit Informationen be-
kämpft werden können. Wäre
es so, dürfte es keine Vorur-
teile mehr geben – nicht in der
Informationsgesellschaft, in
der jeder Mann und jede Frau
jederzeit jede Information ab-
rufen kann.
Was den Antisemitismus
angeht, verhält es sich sogar
umgekehrt. Viele Antisemiten
wissen über Juden Bescheid,
sie können mühelos die lange
Reihe jüdischer ‹Asphaltlite-
raten› und Nobelpreisträger
18
aufsagen, sie wissen, wer
Halb- und wer Vierteljude war,
wer einen Juden oder eine Jü-
din geheiratet hat und wer
zum Christentum konvertiert
ist, um dem Judentum und
dem Judenhass zugleich zu
entkommen.
Ruft man den Namen ‹Ein-
stein› in die Menge, denkt ein
normaler Mensch an die Re-
lativitätstheorie oder das
gleichnamige Caféhaus in Ber-
lin, nur der Antisemit assozi-
iert sofort ‹Jude!›. Sagt man
‹Jaffa›, fällt ihm nicht der
Orangensaft, sondern die ‹zi-
onistische Besatzung Palästi-
nas› ein – und wenn der Anti-
semit ‹Hollywood› hört, dann
muss er gleich kotzen, weil im
Filmgeschäft (es stimmt ja
wirklich) Juden eine grosse
Rolle spielen.
Nur in einem Punkt liegt
der Antisemit mit seinem
‹Wissen› vollkommen
daneben: Er ist überzeugt,
dass Juden besonders intelli-
gent sind, intelligenter als
Nichtjuden. Sie sind es nicht.
Wären sie es, hätten sie
längst damit aufgehört, sich
den Nichtjuden gegenüber zu
erklären und zu rechtfertigen.
Vieles spricht sogar dafür,
dass Juden als Kollektiv düm-
mer sind als Nichtjuden, weil
sie nicht begreifen können
oder wollen, dass sie mit ih-
ren didaktischen Nettigkeiten
gegen den Furor (= Wut,
Red.) der Antisemiten nichts
auszurichten vermögen. Im
Gegenteil, sie reizen die Anti-
semiten umso stärker, je mehr
sie sich Mühe geben, sie zu
besänftigen. Dazu gehört
Jürgen W. Möllemanns NRW-
Flyer gesorgt hat.
Hohmann ist ein Schnell-
merker. Nur 86 Jahre nach der
russischen Revolution ist ihm
aufgefallen, dass Juden unter
den Bolschewiken überreprä-
auch, dass Juden sich gern als sentiert waren. Er hat ein ob-
Opfer darstellen. Was histo- skures Buch gelesen, aus dem
risch richtig ist, aber in der er ausgiebig Namen und Zah-
Gegenwart zu völlig
absurden Verrenkun-
gen führt…
Ein Opfer zu sein ist
gefährlich; darauf zu
bestehen, dass man
ein Opfer bleiben will,
noch gefährlicher.
Immer wieder um
Hilfe zu bitten und an
das Verständnis der
Mitmenschen zu appel-
lieren führt nur dazu,
dass die Adressaten
solcher Appelle ir-
gendwann genervt re-
agieren. Als Opfer
steht man nicht nur
dumm da, man riskiert
auch sein Leben. Als
Täter dagegen hat man
nicht nur mehr Spass,
sondern auch eine bes-
sere Lebenserwartung.
Mahatma Gandhi
und Martin Luther
King, zwei Apostel der
Gewaltlosigkeit, wur-
den ermordet. Idi
Amin, Pol Pot und Aja- Sagt man «Jaffa», fällt dem Antisemiten nicht
tollah Chomeini star- der Orangensaft ein, sondern die «zionistische
ben eines natürlichen Besatzung Palästinas» … (Bild: MEV)
Todes im fortgeschrit-
tenen Alter. Leni Riefenstahl len zitiert. Mehr hat er nicht
ebenso. Während die meisten anzubieten.
der Zigeuner, die sie sich für Wenn er im selben Tempo
einen ihrer Filme ‹ausgelie- weitermacht, wird er in 40 bis
hen› hatten, das Kriegsende 50 Jahren entdecken, dass
nicht erlebten. Juden auch in anderen Diszi-
Womit wir bei dem hessi- plinen verhältnismässig oft
schen CDU-Abgeordneten vorkommen – bei den Revolu-
Martin Hohmann wären, der tionären und den Reaktionä-
mit seiner Bemerkung, die ren, bei den Kapitalisten, den
Juden seien ein ‹Tätervolk›, Kommunisten und den Kom-
für den grössten Skandal seit ponisten; sogar unter den Ar-
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL

men in Osteuropa nahmen sie Konstruktionen, die so falsch EIN KOMMENTAR VON CONNO MALGO
vor 1939 eine führende Stel- sind, dass nicht einmal das
lung ein.
Hohmann kämpft seit lan-
Gegenteil wahr ist. Man
schämt sich, die Binsenweis-
Zum Thema
gem um einen Platz an der
Sonne, aber erst jetzt hat er
heit auszusprechen, dass es
kein ‹Tätervolk› gibt. Aber: Es «Antisemitismus»
die Bekanntheit erreicht, um gibt Opferkollektive, die Ju-
die er sich so lange vergeblich den, die Zigeuner, die Arme- In mehreren Beiträgen berichten wir in dieser Ausgabe über
bemühte. Er ist eben kein nier, die Palästinenser. Und es den in den letzten Monaten stark wachsenden Antisemitis-
Opfer, er ist ein Täter, wenn gibt den Wunsch der Juden, mus, insbesondere in Europa.
auch kein besonders nicht mehr Opfer sein zu wol-
intelligenter. Nie käme len. 2000 Jahre lang Prügel- Als wiedergeborene Christen wissen wir, dass es sich im
er auf den Gedanken, knabe zu sein ist mehr als Grunde genommen um den abgrundtiefen Hass Satans gegen
die Georgier als ein genug. das jüdische Volk handelt, der im Hass auf den grössten Sohn
‹Tätervolk› zu bezeich- Sollen sie also beschlies- Israels, Jesus Christus, wurzelt. Dass Israel heute wieder eine
nen, obwohl Stalin ein sen: ‹Wir sind von jetzt an die Nation im eigenen Land ist, läuft den Interessen Satans – Je-
Georgier war und vie- Täter, und wir sind es gern. sus nennt ihn den Fürsten dieser Welt – diametral entgegen.
le Freunde und Ver- Wer sich mit uns anlegt, der Denn Jesus wird nirgendwo anders als in Israel und somit in
wandte in wichtige Po- wird seiner Tage nicht mehr einem jüdischen Staat wiederkommen, denn Er wird Sein Kö-
sitionen brachte. froh›? Sollen sie sich auffüh- nigreich unter Seinen Brüdern aufrichten. So lehrt es uns die
Dass die Isländer ren wie die Koreaner, die mit Bibel ganz klar. Der Teufel weiss, dass dies sein Ende bedeu-
derzeit in der Literatur, ihrem Atompotenzial drohen, ten wird. Deshalb lässt er nichts unversucht, um die Juden
in der Musik, im Fisch- um ernst genommen zu wer- doch noch irgendwie zu beseitigen bzw. ins Meer zu werfen.
fang und auch im Ban- den? Schon möglich, dass ein Dass er dazu besonders das gottlose Europa gebraucht, ist
kengeschäft viel stär- solcher Beschluss viele Anti- auch nicht von ungefähr. Denn das vereinigte Europa wird im
ker vertreten sind als semiten beeindrucken und bevorstehenden antichristlichen Reich eine Schlüsselrolle spie-
es ihrem minimalen Leute wie Hohmann sprach- len: Dann wird Europa unter Führung des personifizierten Teu-
Anteil an der europäi- los machen würde. Aber das fels bzw. des Antichristen in noch viel stärkerem Masse gegen
schen Bevölkerung wichtigste Problem, der Kon- Israel zu Felde ziehen. So ist die neue Bewegung des Antise-
entspricht – auch das flikt mit den Palästinensern, mitismus in ganz Europa für den Teufel eine Art «Generalpro-
stört ihn nicht. Nur ein wäre damit nicht gelöst. Denn be» für den zukünftigen weltweiten Feldzug gegen die Juden.
paar jüdische Bolsche- auch die Palästinenser sind Der Hass und Kampf Satans gegen das jüdische Volk zieht
wiken machen aus den ihre Opferrolle leid und wol- sich nicht nur wie ein roter Faden durch die ganze Bibel, son-
Juden ein ‹Tätervolk›. len als Täter anerkannt wer- dern auch durch die letzten 2 000 Jahre.
Es ist eine ‹Tatsache›, den, egal um welchen Preis. Als Beispiele seien hier genannt:
die er ‹nicht als Vor- Die Juden in der Diaspora Die Ägypter, die Israel verfolgten, und im Roten Meer er-
wurf, sondern nur als haben noch weniger Möglich- tranken.
Feststellung› verstan- keiten, aus der historischen Bileam, der den Moabitern den Rat gab, Israel zur Hurerei
den wissen möchte. Rolle der Opfer herauszutre- zu verführen. Auf diese Weise sollte sich Israel mit anderen
So paraphrasiert er ten. Für den Anfang wäre Völkern vermischen und später in der Völkerwelt aufgehen.
einen Tatbestand, der schon viel erreicht, wenn sie Der schreckliche Antisemit Haman, der an einem Tag alle
noch simpler ist als sein Ge- aufhören würden, sich zu er- Juden vernichten wollte.
mütszustand: Je unschuldiger klären und zu entschuldigen, Das Römische Reich, das Israel eliminieren wollte und Je-
die Deutschen im Laufe ihrer den ‹Anti-Anti› fortzuschrei- rusalem einen anderen Namen gab. Das gleiche Römische Reich
Geschichte werden, desto ben, nur um die Antisemiten wird auch in der Zukunft noch einmal versuchen, Israel auszu-
schuldiger werden die Juden zu besänftigen. Ein wenig Ag- rotten. Von diesem letzten grossen Kampf Satans unter der
– vorgestern als Bolschewi- gression statt höflicher Re- Führung des Antichristen gegen Israel, das als Frau darge-
ken in Russland, heute als Zi- gression wäre das richtige stellt wird, berichtet Offenbarung 12, vergleiche auch Offenba-
onisten in Palästina. Es fin- Mittel. Keine Ideallösung, rung 16,13-16. Aber schon im Alten Testament, in Sacharja 12
det ein historischer Lasten- aber besser und überzeugen- und 14, lesen wir davon. Der Herr sei gepriesen, dass Er dann
ausgleich statt, bei dem die der als jede Antwort auf die zugunsten Seines Volkes eingreifen wird!
Deutschen nur gewinnen, die Frage: ‹Was ist kosher?›» ❏ Ausserbiblische Beispiele für den jahrhundertealten Hass
Juden nur verlieren können. gegen Israel sind: die Inquisition der katholischen Kirche, die
Hohmanns Gerede vom *DER SPIEGEL, Nr. 46/2003, Judenverfolgungen im dunklen Mittelalter und nicht zuletzt
‹Tätervolk› gehört zu jenen 10.11.2003 durch Adolf Hitler, der die gleichen Gedanken hatte wie ➤

19
 HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
➤ der erwähnte Haman.
Aber niemandem ist es gelun-
gen, Israel auszurotten, weil
Gott Seine Hand über Seinem
alten Bundesvolk gehalten
hat.
Gerade wir als Christen des
Neuen Bundes haben den hei-
ligen Auftrag, in dieser immer
dunkler werdenden Zeit nicht
nur für das jüdische Volk zu
beten, sondern unseren Mund
zugunsten Israels aufzutun
und nicht zu schweigen. Wir
wissen nicht, wie lange wir
das noch tun können bzw. wie
lange wir noch auf Erden sein
werden. Vergessen wir
niemals die Worte Jesu: «Was
ihr einem dieser meiner gerings-
ten Brüder getan habt, das habt
ihr mir getan» (Mt 25,40).
CM ❏
ISRAEL KANN
NIEMALS UN-
TERGEHEN, WEIL
GOTT SELBST
HINTER DIESEM
VOLK STEHT!
DEUTSCHE WISSENSCHAFTLER: «EU HAT EINE STUDIE ÜBER ANTISEMITISMUS BE-
GRABEN, WEIL SIE SICH VOR KONFLIKTEN MIT MUSLIMEN FÜRCHTET»
EU: Angst vor der Wahrheit?
Ein deutscher Soziologe, der eine umfassende Studie über die Ursachen des Antisemitismus
in Europa geleitet hat, hat die Europäische Union ihrer «überhöhten political correctness»
beschuldigt.
Die EU hatte die Studie in
Auftrag gegeben und dann aus
Furcht, sie könnte einen Kon-
flikt lostreten, wieder «begra-
ben», erklärte Prof. Werner
Bergman, der an der Erarbei-
tung der Studie beteiligt war.
Die Europäische Stelle zur Be-
obachtung von Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit EUMC
hat den Bericht zurückgezo-
20
(Bild: IGPO)
Sharansky sass viele Jahre
als «Gefangener Zions» in
sowjetrussischen Gefängnis-
sen. Heute ist er der offizielle
Sprecher des Staates Israel in
Sachen Antisemitismus. Er
steht u.a. dem «Israelischen
Forum zur Bekämpfung des
Antisemitismus» vor. Hier
werden alle Daten zusammen-
getragen, die offizielle Stellen
und professionelle Institute
zu diesem Themenkreis ver-
zeichnen, das sind das israe-
lische Aussenministerium, die
Jewish Agency, die Organisa-
tion «Nativ», die sich für jüdi-
sche Einwanderung einsetzt,
sowie die diversen Nachrich-
tendienste des Staates Israel.
gen, nachdem sich herausge-
stellt hatte, dass Muslime und
pro-palästinensische Gruppen
hinter den meisten antisemi-
tischen Vorfällen stehen, be-
richtete die Financial Times
(London) in der vergangenen
Woche. Die EU behauptete,
die Studie sei durch eine anti-
muslimische Tendenz verdor-
ben und bediene sich unsach-
INTERVIEW MIT NATHAN SHARANSKY
Antisemitismus –
«politically correct»?
Der neue Antisemitismus in Europa gehört heute wieder
zum «guten Ton». Nathan Sharansky, Minister für
Diaspora-Angelegenheiten, ist der Ansicht, dass Anti-
semitismus neuerdings sogar als «politically correct»
betrachtet wird.
Minister Sharansky gab
«NaI» kurz vor einem Besuch
in der Türkei und inmitten
hektischer letzter Sitzungen
vor der Abreise ein Interview.
Er fuhr nach Istanbul, um bei
den Hinterbliebenen der Op-
fer der Terroranschläge auf
die Synagogen Beileidsbesu-
che zu machen.
NACHRICHTEN AUS IS-
RAEL: In aller Welt, ins-
besondere jedoch in Europa,
wird behauptet, dass kein An-
stieg des Antisemitismus zu
beobachten sei. Vielmehr wür-
de es sich um eine verstärkte
politische Kritik an Israel han-
deln, d.h. es handele sich nicht
um einen Hass gegen Juden,
gemäßer wissenschaftlicher
Methoden. Der Entscheidung
der EUMC sei ein Streit zwi-
schen dem Auftraggeber und
den Verfassern über die Defi-
nition von Antisemitismus vo-
rausgegangen. Dabei sei es zu
antiisraelischen Angriffen ge-
kommen, teilte die Zeitung
weiter mit. Prof. Wolfgang
Benz, der die Studie gemein-
sondern um einen Hass gegen
Israel.
NATHAN SHARANSKY:
Ich kenne diese Behauptung
nur zu gut. Doch es ist nicht
gerade sehr überzeugend, zu
behaupten, der Hass richte
sich nicht mehr gegen Juden,
sondern gegen den Staat Is-
rael. Der Staat Israel ist ein
jüdischer Staat, der Staat der
Juden. Man bekommt z.B. zu
hören, dass Israel sofort aus
allen Gebieten abziehen sol-
le und ein palästinensischer
Staat ausgerufen werden
müsse. Auf den ersten Blick
mag man meinen, es handle
sich um eine legitime, wie-
wohl recht naiv-simple ➤
sam mit Bergman durchführ-
te, bezeichnete die Begrün-
dung der EUMC «absolut lä-
cherlich. Aus unserer Sicht
grenzt das an Verleumdung»,
so Benz. Die EUMC hatte die
Studie in Auftrag gegeben,
nachdem antisemitische Über-
griffe Anfang 2002 stark zu-
nahmen. Ihre erhellenden Er-
gebnisse treten gerade einmal
eine Woche nach dem Atten-
tat auf eine jüdische Schule
bei Paris und nach den beiden
Selbstmordattentaten auf
zwei Synagogen in Istanbul
zutage. ❏
Newsletter der Botschaft des
Staates Israel, Berlin, 25.11.03

➤ Kritik mit politischer
Stossrichtung. Doch dann
hört man das Gerede über
den «Trennzaun». Uns wird
vorgeworfen, eine «Berliner
Mauer» zu bauen. Das ist
bereits eine ganz andere An-
gelegenheit. Ich war dort –
eingeschlossen hinter dieser
Mauer, verschwunden hinter
dem Eisernen Vorhang des
Kalten Krieges. Ich habe am
eigenen Leib erfahren, was
das heisst. Bei diesem Ver-
gleich läuft es mir deshalb
kalt den Rücken herunter.
Das ist keine legitime Kritik.
Das ist Antisemitismus in ei-
nem neuen Gewand.
Ein «neuer Antisemitis-
mus»? Wo genau stellen Sie
diesen fest?
Es gibt drei Parameter, um
festzustellen, wo legitime Kri-
tik endet und Antisemitismus
beginnt.
Der erste Parameter be-
zieht sich auf Verleumdung,
so wie einst die Ritualmord-
vorwürfe gegen Juden vorge-
bracht wurden. Ein Beispiel
dafür ist die Berichterstat-
tung über die Ereignisse in
Jenin. In den Medien hiess es,
dass Israel 5 000 Palästinen-
ser ermordet habe. Sie seien
mit Panzern überfahren wor-
den. Später war dann von 500
Palästinensern die Rede …
Im Grunde war klar, dass das
alles nicht der Wahrheit ent-
sprach. Man wusste, dass
sich die Zahl der toten Paläs-
tinenser auf 54 belief und 23
israelische Soldaten ums Le-
ben gekommen waren. Die
Zahl der Toten war gerade
deshalb so niedrig, weil Isra-
el keine Panzer eingesetzt
hatte. Dennoch wurden diese
Behauptungen verbreitet und
gingen um die Welt. Auch heu-
te noch werden Filme darüber
gezeigt. In diesem Zusam-
menhang muss man auch eine
TV-Serie der Hisbollah-Miliz
erwähnen. Da wird gezeigt,
wie Juden jemanden schreck-
lich foltern und schliesslich
grausam ermorden. Die Folte-
rungen sollen in der Knesset
– im israelischen Parlament
– stattgefunden haben!!! Das
ist die primitivste, vulgärste
und schrecklichste Form der
Ritualmordverleumdung.
Der zweite Parameter
steht mit der Negierung des
Existenzrechtes im Zusam-
menhang. Bereits Lenin und
nachfolgend Stalin behaupte-
ten, die Juden seien keine
Nation. Dies nahmen sie als
Rechtfertigung für die
Schliessung jüdischer Schu-
len sowie die Unterdrückung
der jüdischen Identität.
Inzwischen hört man ähnliche
Argumente. Kürzlich war ich
in den USA und besuchte u.a.
einige Universitäten. Dort
musste ich mir anhören, was
ich auch aus Europa kenne:
Ich hörte von Intellektuellen
keine Kritik an Israel und kei-
ne Forderungen, welche Poli-
tik Israel zu verfolgen habe,
sondern Angriffe auf die Exis-
tenz des Staates Israel! Es
wurde gefragt, wer denn
überhaupt einen solchen
Staat, einen «unnatürlich ge-
schaffenen» Staat mitten im
Nahen Osten brauche! Das ist
der moderne Antisemitismus.
Der dritte Parameter be-
zieht sich auf einen Doppel-
standard. Den Juden gegenü-
ber gab es immer einen Dop-
pelstandard. So gab es in
Russland unter den Zaren be-
sondere Gesetze für Juden.
Auch unter den Nazis war das
so. In vielen Ländern gab es
solche Gesetze. Heute richtet
sich das gegen Israel. Der
Genfer Menschenrechtsorga-
nisation, die seit vielen Jah-
ren besteht, gehören 150
Staaten an. In der ganzen
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
Welt, in Afrika und in
Asien, werden Milli-
onen von Menschen
ermordet. Massaker
werden verübt, und
Menschen erniedrigt
und ausgebeutet.
Doch nur ein einziger
Staat wurde von die-
ser Organisation auf
einer einberufenen Doppelstandard: Dem Dachverband des Internationa-
Sonderkonferenz of- len Roten Kreuzes gehören 130 Rettungs- und Ber-
fiziell gerügt und kri- gungsorganisationen an. Nur einer Organisation wurde
tisiert – Israel. Ein und wird die Mitgliedschaft verweigert … (Bild: IGPO)
weiteres Beispiel ist
das Internationale Rote Grunde genommen zu einem
Kreuz. Diesem Dachverband Angriff bereit … nur: Die Se-
gehören 130 Rettungs- und rie haben sie dann nicht in der
Bergungsorganisationen an. Art und Weise angegriffen,
Nur einer Organisation wur- wie sie sich auf einen Angriff
de und wird die Mitglied- gegen den Staat Israel vorbe-
schaft verweigert … Es las- reitet hatten. Ich habe ihnen
sen sich noch unzählige wei- vorgehalten, dass sie in ihren
tere Beispiele für diesen Dop- Ländern gute Gesetze haben,
pelstandard anführen. um zum Beispiel Fremden-
Zwischen legitimer Kritik und hass, üble Nachrede und Ver-
diesem Doppelstandard be- leumdung zu ahnden. Ich habe
steht keinerlei Zusammen- ihnen vorgeschlagen, diese
hang. Wir hier in Israel wis- Gesetze einzusetzen und an-
sen nur zu gut, dass niemand zuwenden. Schliesslich leben
so viel Kritik an Israel übt wie in ihren Staaten viele Musli-
die Israelis selbst … me, die Arabisch sprechen
Was kann sich Israel erhof- und sich solche TV-Sendun-
fen oder vielleicht sogar ein- gen ansehen. Sie haben mir
fordern, damit das aufhört? zumindest versprochen, sich
Fairness und die Anwen- der Sache anzunehmen.
dung von Gesetzen in jedem Ich hoffe, dass das etwas
Staat und an jedem Ort. Für bewirken wird. Wir müssen
den gestrigen Abend hatte ich die freie Welt wachrütteln und
eine Zusammenkunft mit zunächst den Führungskräf-
mehreren ausländischen Bot- ten klar machen: Jetzt sind es
schaftern anberaumt, um ih- die Juden, aber im Grunde
nen eine Folge der TV-Serie richtet sich das auch gegen
der Hisbollah-Miliz vorzufüh- euch. Sie müssen verstehen,
ren – jene Folge, in der Juden dass es sich gegen sie alle
in der Knesseth morden. Die richtet. Der Antisemitismus
Botschafter waren schockiert. richtet sich gegen Juden, ist
Sie konnten nicht fassen, wie jedoch eine grosse Gefahr für
vulgär und verleumderisch die die gesamte freie Welt.
Folge aufgemacht war; wie Ju- Herr Minister Sharansky,
den als «Ausgeburt des Bö- wir bedanken uns für das Ge-
sen» dargestellt werden. Sie spräch. ❏
waren mit vorgefassten Mei-
nungen zu der Zusammen- Das Interview führte unser Korres-
kunft gekommen und im pondent in Israel, Zwi Lidar
21
S O F O R T H I L F E F Ü R
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
AUS ISRAEL
RENOVIERUNGSARBEITEN IM GÄSTEHAUS
BETH-SHALOM IN HAIFA
Neues vom Projekt
«Dienst an Israel»
Anfang November haben
wir mit den ersten Arbeiten
begonnen. Zunächst werden
die neuen Wasserleitungen
und die Kabel für die TV-An-
schlüsse verlegt. Gerade für
unsere israelischen Gäste
zählten die fehlenden Fernse-
her auf den Zimmern auch zu
den Gründen, warum sie nicht
mehr in unser Gästehaus ka-
men. In diesem Land, in dem
ständig etwas geschieht, wol-
len die Leute informiert sein,
besonders wenn Kinder oder
Enkel in der Armee dienen.
Auch Gäste aus dem Ausland
hören die Nachrichten lieber
in ihrer Landessprache. Es ist
für uns ein wichtiges Anlie-
gen, das Haus an heutige An-
sprüche anzupassen, damit es
ein beliebter Treffpunkt bleibt
und weiterhin gut besetzt ist,
denn schliesslich sollen die
laufenden Kosten durch den
Gästebetrieb gedeckt werden.
Verschiedene christliche
Gästehäuser mussten in letz-
ter Zeit ihren Betrieb einstel-
len, weil sie nicht mehr kos-
22
I S R A E L
tendeckend gearbeitet haben
und auch die Steuern nicht
mehr bezahlen können, zumal
der Staat kaum noch eine
Steuerbefreiung wegen Ge-
meinnützigkeit gewährt. Eini-
ge dieser Einrichtungen müs-
sen ihre Immobilien sogar ver-
kaufen. Doch die wachsenden
Gemeinden hier im Land sind
mehr denn je auf solche Häu-
ser angewiesen, zumal es vor
allem in grösseren Städten
sehr schwierig ist, Lokalitä-
ten für Versammlungen und
Veranstaltungen zu finden.
Darum ist es von entscheid-
endender Bedeutung, ein so
zentral gelegenes Haus wie
Beth-Shalom für die Gemein-
den in Israel zu erhalten. Zur
Zeit halten etliche christliche
Gruppen ihre wöchentlichen
Versammlungen bei uns ab.
Wir wollen die Erneuerun-
gen so kostengünstig wie
möglich durchführen, und so
machen wir nach Möglichkeit
die meisten Arbeiten selbst.
Unser Sohn Nathanal
ist mit seiner Frau Re-
becca und ihrem klei-
nen Sohn Jan für vier
Monate nach Haifa ge-
kommen, um bei der
Renovierung zu helfen.
Thomas Huber, der
Sohn eines unserer Renovationsarbeiten im Gästehaus
Mitarbeiter in der Beth-Shalom (v.l.n.r.): Nathanael Winkler,
Schweiz, wird eben- Tony Khoury, Ariel Winkler (Bild: MNR)
falls für ein paar Mo-
nate hierher kommen und uns bitte telefonisch direkt im
seine Arbeitskraft zur Verfü- Gästehaus Beth-Shalom. Die
gung stellen. Trotz dieser Ei- Telefonnummer lautet: 00972
genleistung ist der finanziel- 4 837 74 81. Oder schicken
le Aufwand hoch. Wir sind Sie uns eine E-Mail an:
dennoch zuversichtlich, schon info@beth-shalom.co.il
in diesem Winter die wichtigs- Wir werden Sie in den
ten Arbeiten erledigen zu kön- nächsten Ausgaben dieser
nen. Zeitschrift über den weiteren
Liebe Leser und Leser- Verlauf unseres Projekts in-
innen, es ist unser Wunsch formieren. In unserem Herrn,
und Gebet, dass der Herr Ih- der ein reicher Vergelter ist,
nen für dieses wichtige Pro- grüssen Sie alle mit einem
jekt eine Last aufs Herz legt. herzlichen Shalom
Wir sind Ihnen für jede Form Ihr Fredi Winkler und das
der Unterstützung dankbar. Renovierungsteam
Wenn jemand von Ihnen hand-
werklich begabt ist und uns
für zwei bis drei Monate hel- Wenn Sie dieses wichtige Pro-
jekt finanziell unterstützen
fen möchte, um hier in Israel möchten, tragen Sie bitte auf
etwas für den Herrn zu tun, dem beiliegenden Zahlschein
dann würden wir uns sehr im Verwendungszweck den
darüber freuen. Haben Sie In- Vermerk «DIENST FÜR ISRAEL»
teresse? Dann melden Sie sich ein. ❏
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