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3 2004

H 11661
Meinerzhagen
Nummer 107
3. Jahrgang 2004

Kontaktblatt
aktiver Christen

fest
und
treu
Mit Ausharren laufen
den vor uns liegenden Wettlauf
Hebräer 12.1
Impressum
fest Heft Nr. 107
und 3. Quartal 04
treu 50-Meter-Lauf bei den Bundes-Jugend-Spielen! Aufgeregt postiere ich mich am Start und warte auf
das Start-Signal. Neben der Laufbahn steht der alte „Nagelschmidts-Vetter“, ein pensionierter
Herausgeber Schuhmacher aus dem Dorf, der ehrenamtlich beim Schulsport assistiert. Am anderen Ende der Bahn
CLV
wartet Herr Gersbacher – ein asthmatischer Rentner von weit in die 70 – mit der Stoppuhr in der Hand.
Christliche Literatur-
Verbreitung e.V. Die beiden betagten Herren wirken auf mich unbarmherzig unbeteiligt. Der eine knallt nur mit dem
Postfach 110 135 Start-Signal. Der andere drückt gnadenlos gewissenhaft die Uhr. Wo bleibt da die Motivation?!
33661 Bielefeld
Wie anders verfolgt der Herr unseren (Lebens-)Lauf. Jesus Christus ist nicht der „Starter und Stopper“
Bankkonto sondern der „Anfänger und Vollender unseres Glaubens“ (Hebräer 12,2). Er schickt uns nicht unbe-
Postbank Hannover teiligt ins Rennen, sondern er, der den Lauf selbst absolviert hat, begleitet uns bis zur Ziellinie – bis zur
Kt.-Nr.: 25 24 309 Vollendung an seinem herrlichen Tag.
BLZ: 250 100 30
Paulus, der glaubensvolle Apostel, ermutigt die Philipper in Kapitel 3,12 mit einer bescheidenen Selbst-
Sonderkonto für einschätzung: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet bin; ich jage ihm aber
Außenmission nach, ob ich es auch ergreifen möge, weil ich auch von Christus Jesus ergriffen bin!“ Wir sind von ihm
Für Lateinamerika,
ergriffen – folglich läuft er mit! Er trägt uns durch! Er bringt uns sicher ins Ziel! Er ist bei uns bis zur Voll-
Rußland, usw.:
endung des Zeitalters! Das Erreichen des Ziels liegt nicht an unserem Wollen, Können oder Laufen,
CLV-Auslandshilfe
sondern an dem sich erbarmenden Gott. (Römer 9,16) Seine Hand – eine Hand, die nicht lässt – hält
Volksbank
Meinerzhagen mich fest! Denn seine Hand ist fest und treu!
Kt.-Nr.: 101 210 3300
Wir wünschen, dass diese Ausgabe von „fest und treu“
BLZ: 45 86 16 17
jeden Leser für die nächste Etappe unseres
Bitte immer den
Verwendungszweck Lebenslaufs ermutigt! Einladung
angeben und bei zu KfG-Konferenzen
Spendenbescheini- Thema:„Gemeindebau“
gungs-Wunsch auf 14.-17. Okt. 2004 „Jüngerschaft im Gemeindebau“
eine vollständige in Rehe / Westerwald, mit Thom Cunningham, USA (alle Referate
Absender-Anschrift in Deutsch) sowie mit Wolfgang Nestvogel und Wolfgang Bühne.
achten. Danke sehr! Infos und Anmeldung: KfG, Postfach 1322, D-36082 Hünfeld,
Fax: (06652) 918189 eMail: service@kfg.org
Erscheinungsweise 29.-31. Oktober 2004 „Biblische Ältestenschaft“
fest erscheint
und vierteljährlich
in Männedorf / Schweiz, mit Alexander Strauch, USA
(Autor des gleichnamigen Buches) Infos und Anmeldung:
treu und kann Heinz Sommer, Bielstr. 27, CH-3252 Worben,
kostenlos bezogen Telefon: (032) 384 68 29; eMail:
werden. hz.sommer@bluewin.ch

Inhalt dieser Ausgabe:


Schriftleiter und
Versandstelle
H. G. Verstehen lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Wolfgang Bühne
Postfach 1126 J. Chambon Geachtet wie die Schlachtschafe – Der franz. Protestantismus . . . 4
58527 Meinerzhagen Gerrit Alberts Die Hand am Pflug ... Watchman Nee und das 21. Jhdt. (Teil 1) . . 6
W. Bühne „Dieser Sommer ist ein besonderer Sommer...“ China-Bericht . . 10
Bestellungen,
Abbestellungen sowie K. Schulz Alexej – gefangen und doch frei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Adressänderungen bitte A. Fett Noch blicken wir durch trübe Spiegel (Gedicht) . . . . . . . . . . . . . . 15
umgehend an folgende
Adresse senden:
W. Bühne Der „Jesus-Tag“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
A. Fett, Schoppen 1 A. Fett Straußen-Eier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
58540 Meinerzhagen; Übersicht Termine 2005 im Freizeithaus Schoppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
e-mail:
AF@clv.de Buchbesprechungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21
H. G.

Verstehen lernen
Wenn auch dem materialistischen Nihilismus fast alle Hörsäle der Welt offen stehen – wenn auch überall
im Wissenschaftsbetrieb Plan und Sinn für den Kosmos mit allem, was dazu gehört, geleugnet wird, so
bleibt doch die Tatsache, dass Gott sehr wohl alles nach seinen Plänen angeordnet hat und auf seine Ziele
hinsteuert.
Der bis heute völlig unbewiesenen These von der Selbstentwicklung durch Zufälle und sich aus ihnen er-
gebenden Notwendigkeiten steht die von Gott geplante und gewollte Schöpfung gegenüber. In dieser
Schöpfung hat alles seinen Plan und seinen Ort, und nur das gegen Gott revoltierende Menschen-
geschlecht bringt Unordnung und Sinnlosigkeit hinein.
Gott hat für alles, was Er tut, ein Ziel, und auf dieses Ziel hin lenkt er alle Geschicke. Da, wo wir als
Handelnde in das Geschehen eingreifen, machen wir es nur richtig, wenn wir diese Ziele, die in Gott sind,
kennen und verfolgen. In seinen Geboten können wir sie erkennen. Das Wort „Gebot“ heißt in der Sprache
des neuen Testaments entole (In-Ziel). Allen Geboten Gottes wohnt also ein Ziel inne, das auf die Ehre des
Schöpfers und auf das Wohl der Geschöpfe gerichtet ist. Weil Gottes Wirken nicht aus irgendeiner Laune
heraus geschieht, sondern von Ewigkeit her einen Sinn hat, können wir es verstehen, soweit es für uns
wichtig ist. Dazu genügt nicht, es im Kopf nachvollziehen zu können. Gott will, dass seine Ziele unser
Handeln, Reden und Denken bestimmen.

Zusammenlassen, was zusammen gehört


Gottes Handeln geschieht weder im luftleeren, noch im rechtsfreien Raum. Es ist immer auf sein vorheri-
ges Handeln bezogen, auf Ordnungen, die er schon früher setzte. Ein biblisches Wort für „verstehen“, das
allein in Matthäus 13 sechsmal vorkommt, heißt wörtlich „zusammenlassen.“ Wir sollen zusammenlassen,
was nach Gottes Plan und Ziel zusammen gehört.
Viele Irrtümer im materiellen, geistigen und geistlichen Bereich kommen daher, dass wir in diesem Sinn
nicht richtig verstanden, nicht zusammen gelassen haben, was zusammen gehört, sondern versuchten,
entweder Dinge zusammen zu bringen, die nicht zusammen gehören, oder wir wollten Dinge auseinander
halten, die zusammen sein sollen.

Darum ist auch für uns Gläubige das Studieren des göttlichen Wortes so wichtig; denn nur dort erfahren
wir, was nach Gottes Plan und Ziel zusammen gehört, und erst wenn wir uns danach richten, haben wir im
biblischen Sinn verstanden.

Hilfsmittel zum richtigen Zusammenfügen


Das dazu nötige Organ ist uns von Gott gegeben. Es ist das Gewissen, das in der Bibelsprache bezeichnen-
derweise „das Zusammenschauende“ heißt.
Unser Herz ist arglistig; aber Gott hat uns durch das Gewissen die Möglichkeit gegeben, dem Selbstbetrug
zu entkommen und zusammen zu schauen, was nach Gottes Willen zusammen gehört – eben durch das
Gewissen. Es überführt uns der Zusammenhänge. Leider besteht die Möglichkeit, dem Gewissen auszuwei-
chen. Dann sind wir geistlich blind!
Auch Christen leiden oft an starker „Sehschwäche“, die allerdings fast immer irgendwann willentlich in
Kauf genommen wurde. Man hat sich entschlossen, dem, was das Gewissen zusammen sah, nicht zu ent-
sprechen. Allerdings kann auch der Zustand des Elternhauses und der Gemeinde solche Sehschwäche der-
maßen fördern, dass den Einzelnen nur noch geringe Schuld trifft. Ein solcher hat kaum erlebt, dass zu-
sammen gelassen wurde, was Gott zusammengefügt hat.
Wie groß ist die Verantwortung der „Sehenden“, ein Leben zu führen, dem man absehen kann: Hier sind
einem Menschen Gottes Zusammenhänge und Ziele wichtig. Hier lässt einer zusammen, was Gott zu-
sammen gelassen haben will. Das heißt: Solch ein Mensch hat wirklich verstanden. ■

3 Nr.107
JOSEPH CHAMBON Geachtet wie die Schlachtschafe
Auszug aus dem Buch: „Der französische Protestantismus“

Heinrich II. wird im Monat Juli des Jahres 1547 Das Parlamentsgericht in Paris erlässt in den drei
von dem 22-jährigen Erzbischof von Reims ge- ersten Jahren der neuen königlichen Herrschaft
salbt, der über ihm ausspricht: 500 Haftbefehle gegen die Protestanten.
»Die Nachwelt soll von dir sagen können: Menschen aller Stände, jeden Alters, vom Kind
Wenn Heinrich II. nicht regiert hätte, wäre bis zum Greis, Frauen jeden Lebensalters, Laien,
die römische Kirche vollends zu Grunde ge- Mönche, Priester werden lebendigen Leibes in
gangen«. Asche verwandelt. Dieses Verfahren wird wäh-
rend der zwanzig Jahre der Regierung Heinrichs
Im selben Jahr wird als Schöpfung der neuen
II. fortgesetzt.
Regierung die »Chambre ardente«, die Scheiter-
Heinrich II. – König von Frankreich haufen-Kammer, in Paris konstituiert. Zwei Jah- Von den evangelischen Glaubenszeugen, die mit
geboren am 28. Februar 1519, re später hält der König seinen feierlichen Ein- dem Leben abgeschlossen haben, wird ein merk-
gestorben am 10. Juli 1559
zug in Paris mit einer Sakraments-Prozession, würdig feierlicher Stil des Sterbens erzeugt. Man
Vater: König Franz I. von Frankreich
einem Festessen und einer Parade von Galgen hat von den »erhabenen Lebensformen des hu-
Mutter: Claude, die ältere Tochter
von König Ludwig XII. und Scheiterhaufen, die zur Erhöhung der Feier- genottischen Menschen« gesprochen. Taine
und Anna de Bretagne lichkeit in den Straßen aufgebaut ist. Unter den spricht von einer »noblesse intérieure«, Milton
Gattin: Katharina de´Medici Todesopfern befindet sich auch jener evangeli- beschreibt den Calvinisten als »chevalier«, Vié-
Mätressen: Diana de Poitiers,
sche Schneider, der vom Bischof von Macon ver- not sieht den Sinn seines Lebens im ritterlichen
F. Duci, J. Fleming
hört worden war und welcher der sich dabei Kampf um die Gewissensfreiheit. An diesen
wichtig tuenden Diana de Poitiers zornig gesagt freundlichen Lobsprüchen, die aber alle den
hatte: Kern der Sache nicht treffen, ist eines richtig,
dass im Ringen und Sterben dieser Evangeli-
»Es ist genug, Madame, dass Sie Frankreich
schen ein eigenes und großes Format sichtbar
unsicher gemacht haben! Unterlassen Sie
wird.
es, Ihr Gift und Ihren Schmutz auch in die
heiligen Dinge Jesu Christi zu mischen!« Eine junge, schöne und vornehme Witwe, Ma-
dame de Graveron, sitzt auf dem Schinder-
Der König betrachtet mit besonderem Wohlge-
karren, der durch die Straßen holpert. Vordem
fallen das qualvolle Sterben dieses Mannes auf
hatte sie sich selbst so wenig getraut, dass sie
dem Scheiterhaufen vom Fenster eines gegen-
Gott täglich bat, ihr das Leiden der Märtyrer zu
überliegenden Hauses. Als er gewahr wird, dass
ersparen.
der Märtyrer ihn, den König, unverwandt durch
die Flammen hindurch fixiert, verlässt er hastig »Ach«, sagte sie, »ich bin so empfindlich,
seinen Beobachtungsposten, noch lange von dem dass ich kaum einen Strahl Sonne aushalte
Erinnerungsbild dieser Augen gepeinigt. – wie soll ich die Gewalttätigkeit der Hen-
ker und die Hitze der Flammen überstehen?«
Jetzt hat sie ihre schwarzen Trauerkleider abge-
tan und ihre feine Sammethaube und anderen
Festschmuck angelegt, um, wie sie sagt, sich
ihrem himmlischen Bräutigam würdig zu berei-
ten, bevor man ihr, die alles freudig an sich ge-
schehen lässt, die Zunge abschneidet, damit sie
nicht auch vor dem Volk den Heiland preise, und
bevor man ihr die Füße und das Gesicht absengt
und sie erdrosselt.
In wundervoller Gestrafftheit und Energie der
Gebärde steht der junge Florent Venot vor dem
„WIDERSTEHE!“ – Inschrift gefangener Hugenotten im „Tour de Constance“ in Aigues-Mortes/Südfrankreich
Präsidenten des Parlamentsgerichts, Lizet, der

Nr.107 4
Abb.: Sandstein-Relief in Berlin: Einwandernde Hugenotten nach dem Edikt von Potsdam. Kurfürst Friedrich Wilhelm empfängt die Hugenotten.

ihn für Monate in den Kerker geworfen hatte, Aber der eigentliche Sterbensstil der französi- „Singet dem
um ihn zu zermürben. Als diese Maßnahme schen Protestanten ist der „singende Tod“. Die HERRN, denn der
erfolglos ist, hat man den Gefangenen in ein fünf Theologiestudenten von Lyon singen auf dem vergossenen
Sonderverlies gebracht. In diesem Loch, in dem ihrem Arme-Sünder-Karren Psalm 9:
man weder sitzen noch liegen konnte, und wo Blut nachforscht,
niemand länger als 14 Tage aushielt, ohne irr- »De tout mon cœur t’exalteray, Seigneur…« hat ihrer gedacht;
sinnig zu werden, soll der Widerstand Venots Im Jahre 1555 wird bei Nevers ein Tischler Filleul er hat das Schreien
gebrochen werden. Der junge Hugenotte be- und ein Mann aus Sancerre namens Léveillé ver- der Elenden nicht
steht die Probe und sagt Lizet ins Gesicht: brannt: Sie singen den 6. Psalm und den Lob- vergessen. Sei mir
»Sie nehmen wohl an, dass Sie durch die gesang des Simeon: gnädig, HERR! Sieh
Länge der Marter meinen Geist schwächen »Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht nach an mein Elend von
können. Aber Sie vergeuden nur Ihre Zeit deinem Wort in Frieden; denn meine Augen seiten meiner
damit! Denn ich hoffe, dass Gott mir die haben dein Heil gesehen...« Hasser, indem du
Gnade geben wird, bis zum Ende durchzu-
halten und Seinen Heiligen Namen durch Ein Franziskaner Rabec wird in Angers vor der mich emporhebst
meinen Tod zu preisen.« Kirche St. Maurice hingerichtet. Man hat ihm aus den Toren des
die Zunge verstümmelt, um ihn am Singen zu Todes!“ Ps 9,12-14
Die Haltung Venots vor seinem Verscheiden er- hindern, und ihn zunächst zur Verlängerung sei-
innert an das Wort des alten gläubigen Kera- ner Qual mit Schwefel bestrichen und über dem
mikers Palissy, dass bei den Hugenotten Feuer in die Höhe gezogen. Dennoch singt er
»schon die Kinder so erzogen werden, dass allen verständlich den Psalm: »Les gens entrés
es in ihrem jungen Leben keine kindische sont en ton héritage«, bis er in den Flammen
Geste mehr gibt, sondern eine wahrhaft erstickt.
männliche Festigkeit.« Der Gesang der Zeugen Christi in Rauch-
Derselbe Palissy wird später in Paris verhaftet, schwaden und Feuer geht seinen Weg und
weil er weder abgeschworen noch das Land ver- dringt bis zum Hof, wo sogar der König die
lassen hat. Psalmen-Melodien vor sich hin summt. Ihr
Klang wandert zum Louvre und über die Seine
Er wird mit der Todesstrafe bedroht und schließ- zur »Schreiberwiese«, zum »Pré aux Clercs«,
lich als Neunzigjähriger in die Bastille eingeker- und berührt die Studenten, die sich drüben „Nun, Herr, ent-
kert. Der damalige König Heinrich III. – es ist im belustigen, und die Adligen, die sich im Grünen lässt du deinen
Jahre 1588 – besucht den berühmten Künstler ergehen. Knecht nach
und sagt zu ihm:
Am 13. Mai 1558 erheben sich dort plötzlich wie deinem Wort in
»Mein Lieber, wenn Sie sich in Sachen der Wogen eines flutenden Meeres die Glaubens- Frieden; denn
Religion nicht anpassen, muss ich Sie leider psalmen der Protestanten. Hunderte, Tausende meine Augen
in feindlicher Hand lassen!« heben an zu singen. Der Gesang schwillt tosend haben dein Heil
Der alte Mann antwortet: an und braust fort von Tag zu Tag. Der König
von Navarra, der in Paris zu Besuch ist, stimmt
gesehen, das du
»Sire, Sie haben nun wiederholt gesagt, mit ein. Es ist wie eine Explosion! Dreitausend, bereitet hast im
dass ich Ihnen Mitleid einflöße. Aber ich viertausend Menschen singen über Paris hinweg Angesicht aller
habe Mitleid mit Ihnen, denn Sie haben die Genfer Glaubenslieder, der Raserei des fas- Nationen. Lk 2,29-31
nicht wie ein König gesprochen. Weder Sie, sungslosen Königs ins Gesicht.
noch die, unter deren Zwang Sie stehen (die Aus dem „Lobgesang
Unterdessen nimmt der evangelische Glaube des Simeon“
Liga), werden etwas über mich vermögen,
denn ich verstehe zu sterben.« allenthalben zu und durchdringt das ganze
Land. Überall finden private oder geheime Ver-
Wenn die anderweitige Überlieferung von de sammlungen statt. Man wechselt die Orte der
l’Estoile zutrifft, versucht darauf der Gouver- Zusammenkünfte, um den Nachstellungen zu
Aus: J: Chambon: Der fran-
neur der Bastille, Bussy, vergebens, Palissy durch entgehen. Wenn eine führende Persönlichkeit zösische Protestantismus –
den Anblick eines Scheiterhaufens zu erschre- verhaftet wird, tritt ein Ersatzmann an ihre sein Weg bis zur französi-
cken, bevor der ungebrochene Greis im Kerker Stelle. Allenthalben bekennt sich der Adel in un- schen Revolution; CLV
stirbt. begreiflichem Ausmaß zur Reformation. ■ (s. Buchbesprechungen)

5 Nr.107
GERRIT ALBERTS

Die Hand am Pflug ...


Watchman Nee
und das 21.Jahrhundert
– Teil 1 –

AUS DEM L EBEN WATCHMANN N EES


Watchman wurde 1903 in der Provinzhaupt-
Während meiner Studentenzeit las ich mit großem Interesse stadt Futschou geboren. Wie viele bekannte
die Bücher von Watchman Nee und seine Biografie von Angus Diener Gottes profitierte auch er von dem
Kinnear, doch in letzter Zeit haben vor allem zwei Aspekte Glauben und der Hingabe seiner Vorfahren. Sein
meine Aufmerksamkeit erneut auf diesen Mann gelenkt : Großvater war einer der ersten chinesischen
Pastoren. 1919 kam Watchman Nee zum Glau-
• Je mehr sich China für westliche Besucher
ben – und zwar unter dem Eindruck seiner Mut-
öffnet, um so größer wird das Erstaunen über
ter, einer willenstarken und begabten, aber auch
die Hauskirchenbewegung in diesem Land.
herben Person. Während einer Evangelisation
Als nach einem Vierteljahrhundert grausamer hatte die ehemalige Sklavin sich erneut dem
Christenverfolgung durch die Kommunisten eine Herrn Jesus ausgeliefert und bekannte in der
amerikanische Delegation in den 70er Jahren Folge ihrem Sohn, ihn unberechtigt geschlagen
des letzten Jahrhunderts das Land besuchte, war zu haben. Angesichts der Lehre von Konfuzius,
ihr Urteil: „In China gibt es keinen einzigen dass Eltern immer Recht haben, war dies ein
Christen mehr.“ 1 Seit Mitte bis Ende desselben unerhörter Vorgang. Niemals hatte Watchman
Jahrzehnts sprechen westliche Besucher jedoch von chinesischen Eltern gehört, die einen sol-
Von Außen- mit wachsender Begeisterung über eine intakte chen Gesichtsverlust hingenommen hätten. Das
stehenden Hauskirchenbewegung. In den 80er Jahren des Verhalten seiner Mutter öffnete ihn für das
wurden die letzten Jahrhunderts beliefen sich die Schät- Evangelium und er gelobte, Gott ganz und aus-
Gemeinden zungen auf 30 Mio Christen, spätere Taxierun- schließlich zu dienen.3
als Little-Flock gen gingen von 50 Mio und mehr aus. Heute
spricht man von 60 bis 90 Mio Christen in China
(Kleine Herde)-
– eine gewaltige Zahl, wenn man bedenkt, dass
Gemeinden die meisten Autoritäten von weniger als eine
bezeichnet. Million evangelikaler Christen bei der kommu-
nistischen Machtergreifung 1949 ausgehen.2
Zweifellos war Watchman Nee einer der geist-
lichen Väter dieser Hauskirchenbewegung und
die Erweckung ist u. a. eine Ernte der Saat, die er
ausgestreut hat. Angesichts dieser Entwicklung
muss man ihn als einen der einflussreichsten
Gottesmänner des letzten Jahrhunderts ansehen.
Der junge Mao spricht zu einer Menge Bauern
• Watchman Nee hatte eine kaum zu
überbietende Wertschätzung für die
Etwa um diese Zeit – nämlich im Jahr 1920 –
(Literatur der) „Brüderbewegung“.
wurde die Kommunistische Partei Chinas ge-
Ihre geistliche Entwicklung verfolgte er aller- gründet und Mao tse-tung als Anhänger ge-
dings mit großer Skepsis . Angesichts der Diskus- wonnen.
sion über „150 Jahre Brüderbewegung in Deutsch-
land“ und der Frage, ob dies mehr ein Grund Watchman Nees Dienst
zum Feiern oder zum Trauern ist, erscheint es
In den frühen 1920er Jahren beteiligte sich Nee
angebracht, Watchmans Einschätzung der Stär-
an planmäßiger Evangelisation mit der Stadt
ken und Schwächen für eine Standortbestim-
Futschou als geografischem Zentrum. Mit einem
mung zu benutzen.
kleinen Team ging er in unerreichte Gegenden.

Nr.107 6
Gemeinden wurden gegründet, indem eine klei- Der Zweite Weltkrieg
ne Gruppe von Neubekehrten sich in den Häu-
1936 begann der Krieg zwischen Japan und
sern traf. Später, wenn die Schar wuchs, wurde
China. Die wirtschaftlichen Verhältnisse ver-
ein öffentliches Gebäude gesucht. Von da an
schlechterten sich. Im Übrigen weigerte sich
gab es Versammlungen sowohl in den Häusern
Watchman, für einen Sieg Chinas zu beten.
als auch in öffentlichen Gebäuden. Stets wurde
eine einheimische Leiterschaft für diese Grup- „Wir bitten weder für einen chinesischen noch Ich wagte
pen ausgebildet. für einen japanischen Sieg, sondern was immer nicht, auch nur
zum Vorteil für die Sache des Herrn ist“, ein wenig von
Unter körperlicher Schwachheit sagte er in einer Predigt während des Krieges.4
meinem Geld
In den späten 1920er Jahren wurde sein Dienst In dieser Zeit (1942) übernahm er die Ge- oder eine
durch eine zweijährige Erkrankung an Tuberku- schäftsführung einer Chemie-Firma seines Bru- Stunde meiner
lose unterbrochen. Auch durch tiefe Nieder- ders. Er begründete diesen Schritt mit der Tat-
geschlagenheit ging er in dieser Zeit. Gott half sache, dass viele Leiter der KLEINEN H ERDE an
Zeit oder gei-
ihm u. a. durch seine Heirat mit Charity Chang, Geldmangel litten und er – wie Paulus – die- stige oder kör-
die Literatur studiert hatte und ihm z. B. in sei- jenigen materiell unterstützen konnte, „die mit perliche Kraft
nem schriftlichen Dienst und bei Übersetzungen ihm waren“. Über diese Frage kam es zum Zer- zu verschwen-
unterstützte. würfnis mit Mitarbeitern in Shanghai, so dass den, denn sie
W. Nee sogar zeitweise unter Gemeindezucht gehörten nicht
Später wurde Shanghai die Basis seiner Mis-
gestellt wurde. Im Jahr 1947 wurde dieser Bruch
sionstätigkeit. In Shanghai selber entstand eine mir, sondern
geheilt und er konnte sowohl in der Gemeinde
große Versammlung mit 6.000 bis 7.000 Besu- ihm (Gott).
in Shanghai predigen als auch seine Gemeinde-
chern. Sein Schwerpunkt blieb weiterhin die
gründungs-Arbeit fortsetzen.
Gründung von Hauskirchen, die zu Hunderten in
ganz China entstanden. Diese Gemeinden hat-
ten keine ordinierten Pastoren, sondern wurden
Unter kommunistischer Zwangsherrschaft
von Ältesten geleitet. Sie akzentuierten das Bi- 1949 ergriffen die Kommunisten unter Mao die
belstudium, die Nachbarschafts-Evangelisation Macht in China. 1956 wurde Watchman verhaf-
und die Jüngerschaft. Das Abendmahl, Singen und tet und in einem Schauprozess vor 2.500 Leuten
Beten hatten ebenfalls einen wichtigen Platz im zu 15 Jahren Haft verurteilt. Weil die Umerzie-
Gemeindeleben. hungsmaßnahmen der Kommunisten bei ihm
scheiterten, wurde seine Haft auf 20 Jahre ver-
Das Gemeindeverständnis war strikt anti-deno-
längert. Ihm wurden Spionage, ein liederlicher,
minationalistisch, d. h. die Gläubigen verstan-
zügelloser Lebenswandel und Diebstahl von Ge-
den sich nicht als eine Denomination neben vie-
meindevermögen vorgeworfen. Ein weiterer
len, sondern wollten auf der Grundlage der Ein-
Punkt der Anklage lautete, er habe durch das
heit des Leibes als erlöste Christen zusammen- Mao tse-tung im Alter
Predigen von der Endzeit die Arbeiter demorali-
kommen und jedes Kind Gottes als dazugehörig
siert. Einzelheiten über die Haftbedingungen
ansehen und aufnehmen. Von Außenstehenden
sind kaum bekannt.
wurden die Gemeinden nach einem von W. Nee
herausgegebenen Liederbuch namens LIEDER FÜR Wenige Tage vor oder nach seiner Haftent-
DIE KLEINE H ERDE als „L ITTLE -F LOCK “ (Kleine Her- lassung, am 1. Juni 1972, rief der Herr Jesus ihn
de)-Gemeinden bezeichnet. zu sich in seine ewige Herrlichkeit. In seinem
letzten Brief aus der Haft schrieb er an seine
Ausländische Kontakte Schwägerin: „In meiner Krankheit bleibt mein
Herz doch von Freude erfüllt.“ 5
In dieser Zeit machte Watchman eine Reise nach
England, besuchte die Keswick-Konferenz und
hatte Kontakt mit Versammlungen der Raven- EINIGE DER WESENSZÜGE VON W. NEE
/Taylor-Gruppierung, einem sehr exklusiven
Zweig der „Brüderbewegung“, der ins Sekten-
Hingabe
hafte abglitt und von Irrlehren durchdrungen Rückblickend auf seine Bekehrung sagte Nee
wurde. Bereits vorher hatte es in China Kontakte später: „Gott verlangte von mir deshalb, dass
zwischen Repräsentanten dieser Gruppierung ich von da an alle meine Fähigkeiten als einem
und den Geschwistern um Watchman Nee ge- anderen gehörig betrachtete. Ich wagte nicht,
geben. Eine Annäherung beider Strömungen auch nur ein wenig von meinem Geld oder eine
scheiterte an der Frage der Exklusivität: Konkret Stunde meiner Zeit oder geistige oder körperli-
verlangte die Raven/Taylor-Gruppe, dass W. Nee che Kraft zu verschwenden, denn sie gehörten
nur in Gemeinden innerhalb der Gruppierung nicht mir, sondern ihm. Es war etwas Großes,
am Abendmahl teilnahm. als ich diese Entdeckung machte.“ 6

7 Nr.107
Der Eifer für Christus brachte ihn verschiedent- Er selbst lehnte es ab, jemals Geld für seine
lich an den Rand des physischen Zusam- geistlichen Dienste zu verlangen und lehrte
menbruchs. Er lebte in selbstgewählter Armut. auch seine Mitarbeiter, Menschen gegenüber
In den 1940-er Jahren hatte er für sich selbst weder durch Worte noch sonstwie ihre materiel-
die Regel: „Gewinne wenigstens einen Menschen len Bedürfnisse zu signalisieren, sondern sie
am Tag für den Herrn.“ 7 allein vor Gott auszubreiten. 11
Einem Mitarbeiter, der durch eine schwere
Begabung und Studieneifer
Glaubensprüfung ging, sagte er den erschüt-
ternden Satz: „Wir müssen unsere Hand am Leute, die Watchman kannten, haben ihn als
Pflug lassen, während wir unsere Tränen ab- einen eifrigen Schüler und Kenner der Heiligen
wischen – das ist Christentum!“ 8 Schrift bezeichnet. Kinnear sagt über Nees Pre-
digten, dass er ihn niemals irgendwelche No-
Wir müssen unsere Hand am Pflug lassen, tizen benutzen sah, denn er konnte sich an na-
hezu alles, was er gelesen hatte, erinnern und es
während wir unsere Tränen abwischen – wiedergeben.12 Charles Barlow, ein Geschäfts-
mann aus der „Brüderbewegung“ in England,
das ist Christentum! schrieb über die Geschwister in Schanghai:

W ATCHMAN N EE „Einige dieser lieben Brüder sind sehr gewissen-


haft und dürsten nach der Wahrheit. Watch-
man Nee ist zweifellos der herausragende
Mann unter ihnen. ... Er ist erst 28, aber er hat
eine gute Bildung und bemerkenswerte Fähig-
keiten. Er ist ein harter Arbeiter und liest viel.“ 13
Nee bemerkte einmal: „Ich schätze, dass ich das
Neue Testament einmal im Monat durchlese.“ 14

Demut
Watchman hatte das Prinzip, sich bei persön-
lichen Anfeindungen nicht zu rechtfertigen. Als
er von einem Mitchristen der Veruntreuung von
„Gewinne Geldern verdächtigt wurde, wehrte er sich nicht
Kompromisslosigkeit
und meinte: „Wenn ich bewiese, dass ich Recht
wenigstens W. Nee machte den westlichen Missionskirchen habe, würde ich damit beweisen, dass mein
einen Men- den Vorwurf der Halbherzigkeit und der Kom- Bruder im Unrecht ist. Aber was für einen Vor-
schen am promissbereitschaft, indem sie sich belasteten teil hätte ich davon, wenn mein Bruder ins Un-
Tag für den mit menschlichen Traditionen hinsichtlich der recht gesetzt würde?“ 15
Herrn.“ Taufe, der Anbetung und der Ordination. Er ver-
Während der Gemeinde-Auseinandersetzungen
urteilte die Teilung in Geistliche und Laien und
in Shanghai in den 1940er Jahren hielt ihm
behauptete über die mit ihm in Verbindung ste-
jemand am Telefon lautstark und ausdauernd
henden Gemeinden: „Wer wirklich ganz in Über-
seine angeblichen Fehler vor. Watchman hörte
einstimmung mit der Wahrheit des Herrn leben
einfach zu und warf hin und wieder ein „Ja“ und
will, wird erkennen, dass wirkliche Freiheit in
„Danke“ ein. Seine Frau beklagte sich, dass er
unserer Mitte ist.“ 9
nicht seine Unschuld erklärt habe. „Wenn je-
Ein anderer Aspekt seiner Gradlinigkeit bestand mand Ni To-scheng (Nees chinesischer Name)
in seiner Ablehnung des damals sehr populären bis in den Himmel erhebt, ist er immer noch Ni
chinesischen Nationalismus. Wie oben erwähnt, To-scheng. Und wenn jemand ihn in die Hölle
weigerte er sich z. B., für den Sieg der Chinesen verdammt, bleibt er immer noch Ni To-scheng“,
im Krieg gegen Japan zu beten. 1950 kehrte er entgegnete Watchman.16
von Hongkong aus in das von den Kommunisten
beherrschte Shanghai zurück, trotz der War- Watchman Nees Einfluss
nung von Witness Lee, der nach Taiwan zog. auf die Hauskirchenbewegung
„Aber Bruder“, protestierte Watchman, „es hat Es ist schwierig zu sagen, wie umfangreich die
so lange gedauert, die Gemeinde dort aufzu- Bewegung der „Kleinen Herde“ zum Zeitpunkt
bauen. Kann ich sie jetzt verlassen? Blieben die der kommunistischen Machtübernahme war. Ein
Apostel nicht unter den gleichen Bedingungen Grund liegt darin, dass Nee es für fleischlich
in Jerusalem?“ 10 hielt, Mitglieder zu zählen. Es gab keine formel-

Nr.107 8
le Mitgliedschaft und keine Mitgliederlisten in
den Gemeinden der K LEINEN H ERDE , weil die Ge- Anmerkungen
schwister davon ausgingen, dass die Zugehö- 1 idea spektrum vom 27. 07. 04, S. 21
rigkeit zur Gemeinde Gottes von Gott bestimmt 2 siehe dazu McCallum, Dennis: Watchman Nee and the
wird und nicht von Menschen. House Church Movement in China - A Research Paper,
in http://www.xenos.org/essays/nee1.htm,
Cliff gibt an, dass es 1949 70.000 Christen in 3 Kinnear, Angus: Watchman Nee, ein Leben gegen den
500 Gemeinden der K LEINEN H ERDE gab.17 Strom, Wuppertal, 1974, S. 30
Die kirchliche Zeitung ECUMENICAL P RESS S ERVICE 4 McDallum, S. 11
kam zu der Feststellung, dass allein in der Pro- 5 www.watchmannee.org Auf dieser Homepage wird der
Brief auf den Todestag datiert, bei Kinnear allerdings
vinz Chekiang 39.000 Christen in 362 LITTLE auf den 22. 04. 1972
FLOCK-Gemeinden zusammenkamen. Dies wür- 6 Kinnear, S. 32
de bedeuten, dass die Gemeinden der K LEINEN 7 Kinnear, S. 120
H ERDE die damals größte Gruppe unter den 8 Kinnear, S. 123
Protestanten in China waren, der sich in ganz
China 150.000 bis 300.000 Gläubige verbunden
9 Cliff, N.H.: Watchman Nee - Church Planter and Es ist offen-
Preacher of Holiness, Evangelical Review of Theology,
fühlten.18 Auch Cheung kommt zu dem Ergebnis, Vol. 8 No. 2 (Oct. 1984), S. 290, zitiert in McCallum, S. 10 sichtlich dass
dass die K LEINE H ERDE 1956 die größte christli- 10 Knnear, S. 144 Gott in den
che Gruppe in China war.19 11 McCallum weist darauf hin, dass die Kompromisslosig- letzten Jahren
keit von Nee gleichzeitig eine seiner größten Stärken,
Niemand hat bislang eine Schätzung gewagt, aber auch seiner Schwächen war, indem er auf Details
der Freiheit in
wie viele Millionen Christen, die sich heute in den seiner Überzeugungen mit einer Akribie beharrte, als China gewirkt
Hauskirchen treffen, direkt aus der KLEINEN HERDE wenn es um Grundlagen der Ethik ginge. McCallum, S. 11 hat, um ein
hervorgegangen sind. McCallum behauptet: 12 Kinnear, S. 140
Netzwerk von
13 zitiert in McCallum, S. 12
„Zwei Dinge sind klar: Es gibt viele Hauskirchen, 14 Kinnear, S. 85
Hauskirchen
die sich direkt von den Gemeinden der K LEINEN 15 Kinnear, S. 121 zu bilden,
H ERDE ableiten, und es gibt viele andere 16 Kinnear, S. 127 das in idealer
Gruppen, die in substantiellem Ausmaß ihr 17 Cliff, S. 291, zitiert in McCallum, S. 14 Weise geeignet
Überleben der Lehre und der Praxis der K LEINEN
H ERDE verdanken.“ 20
18 Zitiert in McCallum, S. 14 war, in den
19 James Mo-Oi Cheung: The Ecclesiologiy of the
„LITTLE FLOCK“, S. 14, zitiert in McCallum, S.14
schrecklichen
Die Gemeinden der K LEINEN H ERDE hatten den
20 McCallum, S. 14. Umständen
Vorteil, dass sie bereits vor der kommunistischen
Machtergreifung nicht am Tropf der westlichen 21 McCallum, S. 15 der letzten 35
Missionen hingen. Sie waren nicht abhängig von Jahre zu über-
Kirchengebäuden, ordinierten Kirchenfunktio- leben und zu
nären, angestellten Mitarbeitern und einer Kir- wachsen.
chenhierarchie. Hinsichtlich des Ortes und der
Zeit ihrer Zusammenkünfte waren sie sehr flexi-
bel. Diese Eigenschaften haben zu ihrem Über-
leben und zu ihrer Ausbreitung in der Zeit der
kommunistischen Verfolgung beigetragen. Mc-
Callum fasst den Einfluss der K LEINEN H ERDE auf
die gegenwärtigen Hauskirchen so zusammen:
„Es ist offensichtlich für den Autor, dass Gott in
den letzten Jahren der Freiheit in China gewirkt
hat, um ein Netzwerk von Hauskirchen zu bil-
den, das in idealer Weise geeignet war, in den
schrecklichen Umständen der letzten fünfund-
dreißig Jahre zu überleben und zu wachsen.“ 21

(Dieser Artikel wird fortgesetzt)

9 Nr.107
W OLFGANG B ÜHNE

„Dieser Sommer
ist ein besonderer Sommer...“
NEUES AUS CHINA

China rückt immer mehr in das Interesse Freizeiten und Seminare finden statt, um junge
der Öffentlichkeit. Ob Politik, Sport oder Christen in Gottes Wort zu befestigen und man
blickt auch nach vorne: Ein Bruder hat sein Haus
Wirtschaft – überall sieht man Fortschritt zur Verfügung gestellt, damit dort Christen für die
„Die nächsten und beispielloses Wachstum. geplanten evangelistischen Einsätze anlässlich
zwei Jahre sind der Olympiade 2008 in Peking und der Weltaus-
entscheidend für Auch die Christen in aller Welt interessie- stellung im Jahr 2010 geschult werden können.
China, wenn wir ren sich vermehrt für China. Die Berichte
„Die nächsten zwei Jahre sind entscheidend für
diese Zeit nut- von den enorm wachsenden Hauskirchen, China, wenn wir diese Zeit nutzen, wird man
zen, wird man die Treue und Hingabe der Geschwister das Evangelium in diesem Land nicht mehr auf-
das Evangelium trotz aller Einschränkungen und der ge- halten können“, sagte uns ein Mediziner, der
in diesem Land legentlichen Repressalien beschämen und unter Studenten arbeitet und sie für die kom-
menden Aufgaben vorbereitet.
nicht mehr auf- ermutigen – besonders angesichts der
halten können“ Dürre im eigenen Leben und Land. Inzwischen sind auch die ersten Missionare nach
Jordanien, Tatschikistan und in andere muslimi-
Was die äußeren Umstände der Christen in sche Länder ausgesandt worden. Offiziell sind
China betrifft, scheint das Land tatsächlich an sie in diesen Ländern als Geschäftsleute unter-
einem Wendepunkt angekommen zu sein. wegs, aber ihr Anliegen ist es vor allem, das
„Dieser Sommer ist ein besonderer Sommer!“, Evangelium zu verbreiten.
äußerte uns gegenüber einer der Führer der
Untergrund-Kirchen, „wir haben Freiheiten wie 728 meist junge Christen getauft!
noch nie in den vergangenen Jahren!“ Wir staunten nicht wenig, als wir Bilder sahen
Und dann hörten wir Berichte von Einsätzen und einen Bericht hörten von einer Taufe in der
und Aktionen, die noch vor Jahren undenkbar Nähe von Peking, wo am 07.08.2004 in einem
schienen. abgelegenen See 728 Christen getauft wurden.
Der 91-jährige Allen Yuan So hatte z.B. ein Hauskirchen-Leiter in einer Die Taufe fand unter der Leitung des 91 Jahre
Großstadt ein Kino gemietet, davor ein Schild alten Bruders Allen Yuan statt, der 21 Jahre um
auf die Straße gestellt mit der Aufschrift: „Wer des Glaubens willen im Gefängnis verbracht hat.
von Jesus Christus hören will ist herzlich einge- Diese Taufe dauerte von 8 Uhr morgens bis etwa
laden!“ Das Kino war jeden Abend rappelvoll 16 Uhr nachmittags und fand unter den Augen
und es gab keinerlei Störungen von Seiten der zahlreicher Nichtchristen und auch einiger Si-
Behörden. cherheitsbeamten in Zivil statt, denen dann eine
evangelistische Broschüre in die Hand gegeben
wurde.
Bruder Yuan, den wir im September dieses Jah-
res besuchen konnten, gehört zu den landesweit
bekannten Führern der Hauskirchen. Als junger
Christ ist er von Wang Ming-tao getauft worden
und wurde 1958 verhaftet, weil er sich nicht der
„Drei-Selbst-Kirche“ anschließen wollte. Die Jah-
re von 1958-1979 verbrachte er im Gefängnis –
ohne Bibel, ohne in dieser langen Zeit auch nur
mit einem Christen Gemeinschaft haben zu
können und ohne einen einzigen Besuch seiner
Frau, die weit vom Gefängnis entfernt für die
Taufe in China – über 700 Geschwister bekennen sich öffentlich zu ihrem Herrn Jesus Kinder sorgen musste.

Nr.107 10
Ein chinesischer te „Drei-Selbst-Kirche“ zu besuchen und am
Evangelist Abend eine Haus- oder Untergrundkirche. Der
mit deutschem äußere Unterschied war zunächst beeindru-
Namen ckend: Die „offizielle“ Kirche traf sich in einem
alten, sehr schönen und großen Gebäude, das
Ein große Freude war es, bis zum letzten Platz mit etwa 1.000 Besuchern
Bruder Siegfried Koll besetzt war. Draußen im Vorhof saßen und stan-
kennen zu lernen. Als den noch einmal ca. 400 Leute, die der Übertra-
Kind wurde er von dem gung zuhörten und auf der Straße vor dem
bekannten deutschen Kirchengebäude stand eine lange Menschen-
Missionar Koll und sei- schlange, die auf den zweiten „Gottesdienst“ an
Siegfried
ner Frau adoptiert, kam zum Glauben und war diesem Vormittag wartete. Die Predigt wurde Koll musste
nach der kommunistischen Machtübernahme von einer Frau gehalten, in der Form ziemlich 20 Jahre
nicht bereit, seine deutschen Adoptiv-Eltern als steril und monoton, inhaltlich ein soziales ohne Bibel
Spione und Staatsfeinde zu denunzieren. Die „Evangelium“ – Steine statt Brot!
Folge: 20 Jahre Arbeitslager! Auch er musste
und ohne Ge-
zwei Jahrzehnte ohne Bibel und ohne Gemein- Beim Anblick dieser Menschenmenge wurde ich meinschaft
schaft mit Christen auskommen. an die Empfindungen unseres Herrn erinnert: auskommen.

Die Hauskirche mit Bruder Siegfried Koll hat über 300 Glieder Der europäisch-sakrale Innenraum einer „Drei-Selbst-Kirche“

Als dieser fröhliche und mit seinen 79 Jahren „Er sah eine große Volksmenge und wurde
immer noch sehr aktive Evangelist uns diese innerlich bewegt über sie, denn sie waren wie
Geschichte erzählte, fragten wir ihn, ob er denn Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mk 6,34).
in dieser langen Zeit nicht Zweifel an Gottes
Liebe bekommen habe. Mit großem Nachdruck
sagte er: „Nicht einen Tag! Ich hatte viele Bibel-
verse im Gedächtnis und konnte jeden Tag Ge-
meinschaft mit dem Herrn haben!“ Und dann
stimmte er im Speisesaal des Hotels in Peking in
deutscher Sprache das Lied an: „Nein, niemals
allein; nein, niemals allein, so hat der Herr uns
verheißen, niemals lässt er uns allein ...!“
Dieser eifrige alte Bruder leitet heute eine Haus-
kirche, die innerhalb von 7 Jahren auf über 300
Geschwister gewachsen ist. Darüber hinaus ist Hunderte Gottesdienst-Besucher finden nur draußen Platz
er in weiten Teilen des Landes unterwegs, um
das Evangelium zu verkündigen und den Ge- Aber immerhin wurden im Bücherraum dieser
schwistern in den Hauskirchen den Heilsplan Kirche jede Menge Bibeln angeboten und ver-
Gottes zu erklären: „Dazu benötige ich eine Wo- kauft und es war offensichtlich, dass hier be-
che, am liebsten mit je zwei Stunden am Vor- sonders viele junge Leute zugriffen.
und Nachmittag, sowie am Abend.“
Hauskirche im Hotel
„Wie Schafe ohne Hirten...“ Ganz anders erlebten wir die Abendversamm-
Am Sonntagvormittag hatten wir in Peking die lung einer „Untergrundkirche“. Weil die Gemein-
Möglichkeit eine offizielle, staatlich kontrollier- de so stark gewachsen war, das sie nicht mehr in

11 Nr.107
ein Wohnzimmer passte, hatte man in einem Brüder Wege von 50 bis 70 km zu Fuß zurück-
Hotel einen Saal gemietet, wo etwa 120 Leute legen, um an einer dreitägigen Bibelunterwei-
Platz finden. Von 19 bis 20 Uhr, während der sung teilzunehmen.
Saal sich bis zum letzten Platz füllte, wurde laut
und fröhlich gesungen. Danach gab es eine Ge- „Ein Buch pro Titel reicht!“
betszeit und dann folgte die engagierte, 75
Wie auf unseren bisherigen Reisen hatten wir
minütige Predigt eines Hauskirchen-Leiters über
auch dieses Mal unsere Koffer voll mit geist-
das Thema „Gebet“ in der Apostelgeschichte.
licher Literatur in chinesischer Sprache. Wir
Etwa um 21.30 Uhr ging man dann wieder aus- staunten nicht schlecht, als man uns beim Aus-
einander. Probleme mit der Polizei oder irgend- packen der Bücher erklärte: „In Zukunft braucht
welchen Behörden hat es bisher in dieser Ge- ihr immer nur einen Titel pro Buch mitzubrin-
meinde nicht gegeben. gen, den Rest erledigen wir selbst!“
Vor vielen Jahren Stolz zeigten sie uns dann die Kopien von den
standen wir auf Büchern, die wir beim letzten Besuch mitge-
einem der Hügel bracht hatten – den Kommentar von W. Mac-
Donald zum AT und NT in chinesischer Sprache.
von Hong Kong.
Dieses Werk von immerhin weit über 2.000
Von da aus schau- Seiten hatten sie auf einem eigenen Kopierer
ten wir hinüber 500 mal kopiert und dann eingebunden, ohne
auf das damals das ein großer Unterschied zum Original zu
geschlossene Rot- sehen war. „Von diesen Exemplaren geben wir
China. Wir riefen einige an umliegende Hauskirchen, welche diese
Kopien wiederum vervielfältigen werden.“ Die-
zum Herrn um Unsere Geschwister singen hingebungsvoll im Stehen ses „Schneeball-System“ funktioniert bestens.
offene Türen und
ich glaube, der Herr Dass Chinesen findige, fleißige und unbe-
Erweckung im Norden Chinas schwerte „Raubkopierer“ aller möglichen Wirt-
ist dabei, diese Ge-
Während wir bei unseren Besuchen bisher vor schaftsgüter sind, war uns bekannt. Dass aber
bete zu erhören.“ allem den Süd-Osten Chinas kennen gelernt unsere Geschwister ungeachtet aller Urheber-
William MacDonald haben, wo die Industrie boomt und ein relativer rechte freimütig Bücher vervielfältigen, war uns
Wohlstand zu erkennen ist, lernten wir nun neu. William MacDonald jedenfalls, dem wir
einen Evangelisten kennen, der jährlich zwei Mo- diese Geschichte mitteilten, hatte seine helle
nate lang die Heilong-Jiang-Provinz im Norden Freude an dem Eifer und Interesse der chinesi-
Chinas an der sibirischen Grenze besucht (die schen Christen und erzählte: „Vor vielen Jahren
frühere Mandschurei), dort evangelisiert und die stand ich mit M. Browne auf einem der Hügel
Gemeinden aufsucht. von Hong Kong. Von da aus schauten wir hin-
über über die vielen Enten-Teiche auf das
In der Umgebung von Jia Mu Shi City leben etwa damals geschlossene Rot-China. Wir riefen zum
4 bis 6 Millionen Menschen – zum Teil in größ-
Herrn um offene Türen in China und ich glaube,
ter Armut. Es gibt in dieser Gegend kaum Indus-
der Herr ist dabei, diese Gebete zu erhören.“
trie, der Boden ist nicht fruchtbar und so hinkt
man etwa 150 Jahre hinter der allgemeinen Ent- Inzwischen wurde und wird in China eine große
wicklung her. Das Einkommen der meisten Fami- Menge guter und wichtiger Bücher gedruckt
Die Verbrei- lien beträgt dort oft nur etwa 50 Euro pro Jahr! und durch ein Verteiler-Netz im ganzen Land
tung ungeneh- kostenlos an die Hausversammlungen verteilt. Die
migter Litera- Viele der Familien können sich pro Tag nur zwei
Verbreitung von Literatur usw., die ohne staatli-
Mahlzeiten leisten und die bestehen oft nur aus
tur ist immer che Genehmigung gedruckt wird, ist immer
trockenem Brot. Vor 10 Jahren gab es dort kaum
noch mit gro- noch mit großen Gefahren verbunden. Zur Zeit
Gemeinden, aber in den letzten Jahren sind et-
sitzen mehrere Brüder langjährige und grausa-
ßen Gefahren wa 100.000 Menschen zum Glauben gekommen,
me Gefängnisstrafen ab, weil sie bei der Ver-
verbunden! die sich nun in Hausversammlungen treffen.
breitung illegaler christlicher Literatur erwischt
Interessant ist, dass viele dieser Geschwister und gefoltert wurden. Bitte betet dafür, dass der
unmittelbar nach ihrer Bekehrung eine Heilung Druck und die Verteilung ohne Störungen ver-
von Krankheiten erfahren haben, ohne das be- läuft und das der Herr diese Literatur benutzt,
sonders dafür gebetet oder gar „Heilungsver- um die vielen – meist jungen Geschwister – im
sammlungen“ abgehalten wurden. Selbst buddh- Wort Gottes zu befestigen, die Hingabe an den
istische Priester sind dort zum Glauben ge- Herrn zu stärken und sie zu ermutigen, weiter-
kommen und unter den Christen besteht ein so hin das Evangelium im diesem großen Land
großer Hunger nach Gottes Wort, dass manche furchtlos zu verkündigen. ■

Nr.107 12
KORNELIUS SCHULZ

Alexej – gefangen und doch frei


Mitte Juli konnten Anna und Kornelius Schulz eine Reise nach Russland unternehmen,
um nach dem Wohlergehen der Geschwister in Dserzinzk zu sehen und Alexej – dessen
Geschichte wir vor einiger Zeit in „fest+treu“ berichtet haben, im Gefängnis zu besuchen.

Nach einem guten Flug kamen wir am Freitag, nach draußen getragen. Der Mutter und ihrem
dem 16. Juli, in Niznij Nowgorod an. Wir ver- Lebensgefährten blieb nichts anderes übrig, als
brachten den Samstag und den Sonntag in der in den Speicher des Hochhauses zu ziehen.
Gemeinde in Dserzinsk. Die Geschwister atmeten
auf, als sie uns sahen und sagten: „Jetzt ist es Chaos und Elend
wie früher, als ihr noch hier wart!“ Diese zwei
So überwinterte die Familie auf dem eiskalten
Tage gingen schnell vorbei und schon war es
Dachboden. Aber den Bewohnern des Hauses
Montag und Schenja und ich saßen im Zug nach
wurde es mit der Zeit zu viel, das Chaos und Elend
Moskau, um von dort aus mit dem Flugzeug
anzusehen und schließlich mussten sie auch das
nach Kemerovo zu fliegen und unseren Bruder
Dach räumen. Der neue Wohnort war der Keller
im Gefängnis zu besuchen.
desselben Hauses. In diesem Rattenloch dauerte
es nicht lange und die Oma, die einzige Stütze
Traurige Familien-Verhältnisse von Alexej und Olja, starb vor Kummer und Schmerz.
In Kemerovo empfingen uns Alexejs Schwester
Die Mutter stieß alle Kinder von sich, ein behin-
Olja und seine Großtante mit ihrem Mann. Mit
derter Bruder kam ins Behinderten-Heim, Olja
dem Auto fuhren wir dann zu Olja in das Stu-
ins Internat, Alexej landete im Gefängnis und Alexej beim Haft-Beginn
dentenheim, wo sie sich mit einem anderen
die anderen Kinder wurden sonst wo verteilt.
Mädchen ein Zimmer teilt. Wir konnten uns mit
Die Oma mit ihrer Enkelin Olja waren die einzi-
Olja über viele Dinge unterhalten. Schenja hatte
gen, die sich um Alexej gekümmert hatten.
sie schon vor zwei Jahren kennen gelernt. Olja
ist 17 Jahre alt und muss sich seit einigen Jahren Mit dem Tod der Oma war die einzige menschli- In diesem
alleine durchs Leben schlagen. che Stütze von Alexej weggenommen! Er konn- Rattenloch
te nicht von ihr Abschied nehmen. Seine Mutter dauerte es
Ihre Mutter hat sechs Kinder - aber von ver-
schiedenen Männern. Da sie alkoholabhängig und
hat Alexej bisher noch nicht einmal im Ge- nicht lange
fängnis besucht. und Alexejs
selten nüchtern war, hatten Gauner ein leichtes
Spiel, an ihre Eigentumswohnung zu kommen. Als Olja uns geschildert hatte, durch welches Oma – seine
Im Rausch wurde ihr ein Tausch ihrer Wohnung Elend sie gegangen ist, war ich so betroffen, einzige Stüt-
gegen ein Haus (Bruchbude) und einige tausend dass ich nicht mehr wusste, was ich fragen oder ze – starb vor
Rubel - die nur ein paar hundert Euro entspre- sagen sollte. Als sie uns bewirtet hatte, fragte
Kummer und
chen - angeboten. Sie ließ sich darauf ein und ich sie, ob sie an Gott glaubt. Sie sagte: „Ja,
unterschrieb den Tauschvertrag. eigentlich schon.“ Dann versuchte ich ihr zu er- Schmerz.
klären, dass der Vater im Himmel sie nicht ent-
Sie bekam tatsächlich das Geld und wollte in ihr täuschen wird, wie es ihre Mutter und ihr irdi-
„neues“ Haus einziehen, weil die neuen Besitzer scher Vater getan haben. Auf meine Frage hin,
schon bald ihre Wohnung haben wollten. Die ob sie eine Bibel habe, antwortete sie: „Nein ich
Mutter wurde nüchtern, nachdem sie mit Ent- habe keine, aber ich kenne einen Vers aus ihr!“
setzen feststellte, dass sie nicht der einzige Be- Dann zitierte sie auswendig Johannes 3,16:
sitzer dieser Bruchbude war, denn es gab schon
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass
mehrere „Besitzer“. Als sie sich den Vertrag genau
er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass
ansah, musste sie feststellen, dass sie ein Haus
jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren ge-
erworben hatte, welches es nie gegeben hat.
he, sondern ewiges Leben habe.“
Als sie sich dann weigerte, ihre eigene Wohnung
Als ich meine Begeisterung zeigte und sagte: „Du
zu räumen, kamen einige starke Männer und
hast den goldenen Vers aus der Bibel aufgesagt!“,
trugen alles Hab und Gut aus der Wohnung
unterbrach sie mich und nannte noch einen Vers:
nach draußen. Danach wurde die Mutter mit
den Kindern rausgeschmissen und zum guten „Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt
Schluss wurde die kranke Oma in ihrem Bett sein Leben für die Schafe“ (Johannes 10,11).

13 Nr.107
Dann sagte sie: „Mein Bruder Alexej hat sie mir Vorzeitige Entlassung?
beigebracht.“ Ich schenkte ihr meine Taschen-
Es ist Alexejs Wunsch und Gebet, dass er nach
bibel und sie versprach, darin zu lesen.
Zweidrittel seiner Haftzeit frei werden kann. Im
Am Nachmittag machten wir einen riesigen Ein- Mai 2005 wäre diese Zeit um – dann hat er fünf
kauf – zur großen Verwunderung von Olja und Jahre und fünf Monate abgebüßt: für ein Ver-
dem Verkäufer. Am Abend durften wir zu Alexej gehen, das er nie begangen hat! Aber es gibt
ins Gefängnis, um mit ihm für drei Tage in eine Gründe, dass er vielleicht nicht freigelassen wird:
Besucher-Zelle eingesperrt zu werden, die wir
Da er Schreiner ist und sehr gewissenhaft arbei-
nicht verlassen durften und in der wir uns mit
tet und ein gutes Zeugnis hat, kann es sein, dass
den Lebensmitteln, die wir eingekauft hatten,
sie ihn nicht freilassen werden, sondern künst-
selbst versorgen mussten. Was übrig blieb, durfte
liche Gründe erfinden, um ihn zu halten. Z. B.
Alexej anschließend mit in seine Zelle nehmen.
könnte bemängelt werden, dass er den oberen
Knopf am Hemd nicht zuhatte. Das reicht schon
Drei Tage Gast im Knast aus, um zu sagen, dass er gegen die Gesetze des
Als die Gefängnis-Behörde uns mit unserem Gefängnisses verstoßen hat.
Großeinkauf empfing, wunderten sie sich nicht
Alexej ist in einer Zelle, die er mit zwei anderen
wenig, als sie erfuhren, dass wir von Niznij Now-
Gefangenen teilt. Sie verstehen sich ganz gut. Er
gorod gekommen waren. Noch mehr verschlug
geht jeden Tag arbeiten und abends besucht er
es ihnen die Sprache, als sie hörten, dass ich aus
die Schule. Das macht er, damit er nicht den
Deutschland angereist war. Die Dame sagte nur
ganzen Tag in dem Gefängnis-Milieu verbringen
noch: „Das müssen gute Freunde sein!“
muss. Er meint auch, dass die Zeit so schneller
„Ihr zwar Wenige Minuten, nachdem wir eingeschleust vorbeigeht.
hattet Böses wurden, kam Alexej in Begleitung eines Auf-
Am Anfang war es für ihn sehr schwer. Denn
gegen mich sehers. Am Ende des langen Flures blieb er ste-
jeder neue Gefangene wird zuerst gedemütigt,
hen, um die Formalitäten zu erledigen. Ich wink-
im Sinn; Gott te ihm kurz zu und er sah mich. Die Freude war
wenn er ins Gefängnis kommt. So war es auch
aber hatte im mit ihm. Als er die Gemeinschafts-Dusche be-
unbeschreiblich groß! In mir kam der Gedanke
Sinn, es gut nutzte und sich gerade eingeseift hatte, über-
auf: „Alexej, was machst du hier? Du gehörst
fielen ihn mehrere Mitgefangene und schlugen
zu machen.“ nicht hierher!“ Und schon kam er auf mich zu.
einfach drauf los. Da seine Augen voller Seife
Es war sehr aufregend. Mit großer Mühe ver-
1. Mose 50,20 suchte er seine Tränen zu unterdrücken. Mir
waren, konnte er nicht erkennen, wer es war.
Eine Beschwerde im Gefängnis hätte nichts ge-
ging es nicht anders und so fielen wir uns mit
bracht, sondern die Lage nur noch verschlech-
feuchten Augen in die Arme.
tert. Als er am nächsten Tag seinen Oberkörper
Nach der Begrüßung setzten wir uns auf die im Spiegel sah, erschrak er vor sich selber. So
Bettkante und schauten uns an. Keiner wusste, etwas hatte er bis dahin auch noch nicht gese-
was er jetzt sagen sollte. So saßen wir eine Weile hen: Er war mit schwarzen, gelben und blauen
sprachlos da, bis endlich einer von uns zu reden Flecken übersät.
anfing. Drei Tage lang waren wir nun zu dritt in
Alexej lebt auf den Tag der Freiheit hin – aber er
einem Zimmer mit zwei Betten und einer ver-
rechnet nicht unbedingt mit einer frühzeitigen
stopften Toilette eingesperrt. Wir unterhielten
Entlassung. Er liest viel in der Bibel und in guter
uns von morgens bis in die Nacht hinein. Selbst
geistlicher Literatur. Besonders die Bücher von
hier verging die Zeit im Nu!
William MacDonald trösten ihn sehr. Er hat –
Alexej überraschte uns mit einer Neuigkeit. Er wie Joseph in Ägypten – seine Situation aus
erzählte uns den Werdegang jenes verhängnis- Gottes Hand angenommen und nutzt die Um-
vollen Abends, an dem er von seinen Freunden stände, um seinen Mitgefangenen das Evange-
Abschied genommen hatte und der dann zu sei- lium zu bezeugen und vorzuleben. Alexej sagt es
ner Verhaftung führte. Die junge Frau, die an- ähnlich wie Joseph:
geblich vergewaltigt worden war, hatte schon
„Ihr zwar hattet Böses gegen mich im Sinn;
eine Beziehung mit ihrem Freund. Als ihre Mut-
Gott aber hatte im Sinn, es gut zu machen.“
ter das erfuhr wurde sie so böse, dass sie die
(1. Mose 50,20)
Tochter zwang, eine Anzeige wegen Vergewalti-
gung zu erstatten. Sie tat das auch, aber damit Bitte betet für ihn, dass er durch Gottes Gnade
es nicht nur einen traf, gab sie eine Gruppen- bald freikommen darf und auch den Rest seiner
Vergewaltigung an. So kann man sogar davon Haftzeit mit Gottes Hilfe ohne inneren und
ausgehen, dass es an jenem Abend überhaupt äußeren Schaden übersteht und weiter ein hel-
keine Gewalt gegeben hat – und Alexej muss les Licht in seiner dunklen Umgebung ist. ■
dafür acht Jahre absitzen!

Nr.107 14
NOCH BLICKEN WIR DURCH TRÜBE SPIEGEL...

VOR- Noch blicken wir durch trübe Spiegel.


ANKÜNDIGUNG:
Noch buchstabieren wir sein Wort.
13. Nov. 2004 • Haupttagung
des Bibelbundes Schweiz Doch nimmt das Lamm das letzte Siegel
in Weinfelden, TG., Schweiz Thema: vor unsern Augen noch nicht fort.
• Wie verkündigen wir das Evangelium?
• Was ist das Evangelium? Noch müssen Weizenkörner sterben.
Noch wird kein Unkraut abgemäht.
Doch während Felder sich verfärben
wird weiter Samen ausgesät.

Noch fehlen unserem Bild die Farben.


Aufgeschnappt Noch späh’n wir nach dem Morgenstern.
Noch steh’n die Felder ohne Garben.
Neulich wurde das Ergebnis einer Meinungs- Noch warten wir auf unsern Herrn.
umfrage veröffentlicht, die von der UNO in
Auftrag gegeben worden war. Die Frage an Noch schaut die Braut durch einen Schleier.
alle Parlamente der Mitgliedsländer lautete:
Noch scheint ihr Bräutigam weit fort.
„Sagen Sie bitte ehrlich Ihre Meinung zur Noch steht sie aus – die Hochzeitsfeier.
Lebensmittel-Knappheit im Rest der Welt.“ Noch steht der Herr in seinem Wort.

Das Ergebnis der Umfrage war bestürzend: Noch sind wir in uns selbst gefangen.
Die Europäer verstanden nicht recht, was Noch bleiben Fragen ungelöst.
das Wort „Knappheit“ zu bedeuten habe. Noch prägt uns Lauheit statt Verlangen.
Noch sind Erlöste nicht erlöst.
Die Afrikaner konnten sich unter dem Be-
griff „Lebensmittel“ nur wenig vorstellen.
Noch tragen wir die alten Narben.
Die Amerikaner fragten nach, was unter Noch trocknen unsre Tränen nicht.
„dem Rest der Welt“ zu verstehen sei. Doch bald trägt er uns wie die Garben
voll Erntefreude in sein Licht.
Die Chinesen baten etwas verwundert um
eine Erläuterung des Begriffs „Meinung“.

Und im Italienischen Parlament diskutiert


man zur Stunde noch die Bedeutung des
Begriffs „ehrlich“.

EINLADUNG zu
den 9. SAARLAND-BIBELTAGEN
T E R M I N : 23.-24. Oktober 2004
T H E M A : Erfüllender Dienst für Jesus
- Begleitung von Neubekehrten im geistl. Wachstum
- Persönliche und gemeinsame Evangelisation
R E F E R E N T : Andreas Lindner, Piding Bald holt er heim, die er versiegelt,
Anmeldung: Axel Schneider
die er mit seinem Blut bezahlt,
06853/3556
in denen er sich widerspiegelt
in Herrlichkeit: „Herr, komme bald!“
WOLFGANG BÜHNE

Der „Einheits-Zug“ nimmt Fahrt auf


EINDRÜCKE VOM „J E S U S -T A G “ A M 11. SEPTEMBER IN BERLIN

Im „Ökumenischen Jahr 2003“ gab es weniger als erwartet und etwa 30.000
drei Großereignisse, die von führenden weniger als beim Jesus-Marsch vor 10
Evangelikalen entweder veranstaltet Jahren. Möglicherweise lag das am reg-
oder mitverantwortet bzw. unter- nerischen Wetter, vielleicht aber auch
stützt wurden: daran, dass viele Charismatiker eine
eindeutige, kämpferisch-charismati-
• Das „Jahr der Bibel“
sche Prägung des Tages vermissten oder
• „ProChrist“
einfach an der Tatsache, dass die vielen
vom 16.3. - 23.3. in Essen
Großveranstaltungen der letzten Jahre zu
• Der erste „Ökumenische Kirchentag“
Dieser einer gewissen Ermüdungserscheinung ge-
vom 28.5. - 1.6. in Berlin.
Tag hat führt haben.
Auch in diesem Jahr wurden bisher drei seine Ur-
Trotzdem war Pfarrer Axel Nehlsen, der
Großveranstaltungen durchgeführt, die sprünge im
Vorsitzende des Trägervereins des „Jesus-
mit ähnlicher Zielsetzung die „Einheit Vatikan und
Tages“, mit der Veranstaltung „sehr zu-
der Christen“ öffentlich demonstrieren wurde vor allem
frieden“, vor allem auch deshalb, weil
sollten: von katholischen Kommunitäten mit teil-
„extrem charismatische“ und „extrem
weise stark marianischer Ausprägung und
• „EINS - Impulstour 2004“ der Deut- pietistische Gruppen“ fehlten. 3)
von charismatischen Gruppen aus dem
schen Ev. Allianz vom 24.4. - 3.7.2004
katholischen, evangelischen und evange- Diese Aussage erstaunt, weil im Unter-
• „Europa-Tag Stuttgart“ 8. Mai 2004 - likalen Lager gestaltet. Hauptredner waren stützerkreis des „Jesus-Tages“ einige Män-
eine Veranstaltung „Christlicher Ge- Ulrich Parzany (CVJM), Romano Prodi ner sind, die dem extremen Flügel der
meinschaften und Bewegungen“ (EU-Präsident), Chiara Lubich (Fokolar- Charismatischen Bewegung zuzuordnen
unter dem Motto „Miteinander für Bewegung) und Andrea Riccardi (Ge- sind (so z.B. Peter Wenz, Berthold Becker)
Europa“ meinschaft Sant Egidio). und im Programmheft extreme Charis-
matiker zu Wort kommen oder vorge-
• „Jesus-Tag Berlin“ am 11. September Der „Jesus-Tag“ in Berlin hatte mehr ei-
stellt werden (u.a. Walter Heidenreich,
2004 unter dem Motto „Feiern.Beten. ne charismatisch-evangelikale Prägung,
Benny Hinn, Robert Schuller, Reinhard
Handeln.“ bzw. „Ganz Berlin soll Jesus obwohl auch katholische Repräsentan-
Bonnke, Gerri Keller). Wie „extrem cha-
sehen“. ten und Gruppen dabei waren und der
rismatisch“ muss man sein, wenn diese
Kardinal von Berlin, Georg Sterzinsky,
Personen als ausgewogene oder gemä-
Bei der „EINS - Impulstour“ ging es vor neben dem evangelischen Bischof Wolf-
ßigte Charismatiker gelten?
allem darum, „offensiv die Evangelische gang Huber, Peter Strauch (Vorsitzender
Allianz auch jenen nahe zu bringen, die der Deutschen Ev. Allianz) Siegfried
sie vielleicht bisher noch nicht entdeckt Großmann (Präsident der Vereinigung Die Zielsetzung des „Jesus-Tages“
haben“, wobei die Vermutung nahe liegt, Evangelischer Freikirchen) und Klaus
Einige Zitate aus dem Programm-Heft
dass dabei vor allem an bisher abwarten- Wowereit (Bürgermeister der Stadt
machen die Zielsetzung dieser Veran-
de oder skeptisch eingestellte evangeli- Berlin) mit Grußworten das Programm-
staltung deutlich:
kale Gruppen oder Gemeinden gedacht Heft zum „Jesus-Tag“ einleitete.
wurde. Die Evangelische Allianz versteht • „Der Jesus-Tag ist ein Zeichen der
Der Leitungskreis des „Jesus-Tages“
sich als die „von Gott beglaubigte und Einheit von Christen. Beten Sie, dass
bestand aus Vertretern von „Campus für
beauftragte Plattform, die Einheit in un- das Entdecken der Einheit wie ein
Christus“, „Jugend mit einer Mission“,
serem Land zu leben und in einem wei- `positiver Virus` in unser Land geht.“
der Baptisten (EFG), der Freien Gemein-
ten Horizont zu gestalten“ 1).
den (FEG), der katholischen und evange- • „Das Miteinander der Jesus-Tag-Teil-
Der „Europa-Tag Stuttgart“ hatte dage- lischen Kirche, der Pfingstgemeinden nehmer soll fröhlich und von gegen-
gen einen mehr ökumenisch-politischen und der Evangelischen Allianz. seitiger Wertschätzung geprägt sein.“
Charakter. Dort trafen sich „etwa 100
Auch der „Unterstützerkreis“ des „Jesus-Ta- • „Die Einheit der Christen soll - prak-
Bewegungen, Gemeinschaften, Kommu-
ges“ spiegelt die „Einheit in der Vielfalt“ tisch gelebt - ein Zeugnis für die Kraft
nitäten und Werke der evangelischen
wieder: Hartmut Bährend, Ulrich Eggers, der Erlösung Jesu in unserer Gesell-
und katholischen Kirche sowie Freikir-
Ingolf Ellßel, Ulrich Parzany, Friedhold schaft sein.“
chen“, denen es darum ging „Europa eine
Vogel, Keith Warrington, Peter Wenz,
christliche Seele zu geben“ und neue Im- • „Der Jesus-Tag ist ganz sicher ein In-
Roland Werner, Berthold Becker u. a.
pulse für die Ökumene zu vermitteln, um strument Gottes, um Versöhnung, Hei-
ein „glaubwürdiges Zeugnis der Christen Etwa 30 - 40.000 Leute zogen am 11. lung und Einheit innerhalb des Leibes
heute“ zu sein „für eine neue Evangeli- September „betend und singend“ durch Christi freizusetzen ...“ (Walter Heiden-
sierung unseres Kontinents“ 2). die Stadt – also 10 - 20.000 Teilnehmer reich).

Nr.107 16
Es geht also - neben dem evangelisti- „Begeisterte Jugendliche – • Veränderte Haltung zur Ökumene
schen Anliegen - vor allem um eine De- matte Botschaft“ • Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit
monstration der Einheit der Christen, in
Mit diesen Worten überschrieb der idea- Pfingstlern, Charismatikern,
welcher die teilweise großen dogmati-
Mitarbeiter Karsten Huhn seine erstaun- Katholiken usw.
schen Unterschiede nicht stören. Einheit
lich kritische Reportage über den Jesus-
also auf Kosten der Wahrheit! • Eine leicht aufgeweichte Haltung zur
Tag:
Autorität und wörtlichen Inspiration
Möglichst keine „Bußrufe und „Als Enttäuschung erweist sich an die- der Bibel
Gerichtsworte“ sem Tag die Verkündigung ... Die An-
• Eine Tendenz zur Gleichstellung der
sprachen erinnern an manche Bundes-
Während die Vorläufer der Jesus-Tage - Geschlechter in allen Bereichen des
präsidentenrede: Man nickt, weil alles
die „Jesus-Märsche“ - eindeutig extrem- Gemeindelebens. Motto: „Nicht das
irgendwie stimmt, aber das Gesagte
charismatisch mit dem offenen Bekennt- Geschlecht, sondern die Begabung
bleibt merkwürdig kraftlos... Es waren
nis zur „Geistlichen Kriegsführung“ durch- entscheidet!“
Predigten mit angezogener Handbrem-
geführt wurden, um Berlin und Deutsch-
se... Trauriger Tiefpunkt ist der Auftritt • Vernachlässigung biblischer Lehre und
land von „territorialen Dämonen“ zu be-
von Mareike Herda (Mitarbeiterin bei biblischer Absonderung
freien, tritt man inzwischen gemäßigter
´Jugend mit einer Mission´) bei der
und weniger aggressiv auf. Hier wird der • Menschliche Bedürfnisse treten immer
Abendveranstaltung. ´Ich will euch ein
Einfluss der Zusammenarbeit mit evan- mehr in den Vordergrund
bisschen einheizen´ sagt sie zu Beginn
gelikalen Persönlichkeiten deutlich, die
ihres Beitrags. Dann blubbert, schreit • Tendenz zu mehr Unterhaltung statt
den „Jesus-Märschen“ früher kritisch
und hampelt sie über die Bühne. Nur Unterweisung
oder ablehnend gegenüber gestanden
welche Botschaft Herda weitergeben
haben, inzwischen aber zur Mitarbeit • Immer mehr wird das Gefühl und
will, daran kann man sich nach ihrem
bereit sind. immer weniger das Gewissen ange-
Schock-Auftritt kaum erinnern ...“ 5).
sprochen
Das spiegelt sich auch in den Ratschlä-
• Oberflächliche evangelistische Ver-
gen wieder, die zur Gestaltung des Jesus- „Es geht weiter!“ kündigung
Tages gegeben wurden:
„Ganz bewusst hat sich der Jesus-Tag
Ganz sicher kann der souveräne Gott
• „Bußrufe und Gerichtsworte wirken ... schon im Vorfeld in eine Reihe mit ande-
auch einen „Jesus-Tag“ benutzen, um
eher sektiererisch ... Finden Sie dement- ren christlichen Großprojekten gestellt,
Menschen anzusprechen und zu retten
sprechend positive, motivierende Formu- die Ähnliches wollen: Einheit der Chris-
oder Christen zu ermutigen.
lierungen an Stelle von provozierenden ten, Gebet für das Land, evangelistische
oder primär abgrenzenden Inhalten“ Impulse ...“ Ohne Zweifel waren viele Christen in
Berlin dabei, die aufrichtig und mit ei-
• „Es gibt unter uns nicht nur verschie- Dieser Satz auf der letzten Seite des Pro-
nem brennenden Herzen für Evangeli-
dene Gewohnheiten, sondern auch un- gramm-Heftes zum Jesus-Tag leitet die
sation mitmarschiert sind, ohne die Hin-
terschiedliche Erkenntnisse, die sich z.B. anschließenden Hinweise auf Initiativen
tergründe, die Zielsetzungen und die Fol-
auf das unvermittelte Aussprechen von und zukünftige Großveranstaltungen ein
gen dieser und ähnlicher Veranstaltun-
spontanen Worten oder auf spontane wie „Calling all nations“ mit Noel Richards
gen zu kennen oder zu durchschauen.
Segnungshandlungen beziehen. Herzlich am 25.10.2005 im Berliner Oympiasta-
bitten wir darum, niemand mit solchen dion und „ProChrist“ 2006, der „Koalition Für diese Geschwister sollten wir beten
oder ähnlichen Praktiken zu vereinnah- für Evangelisation unter der Leitung von und uns alle Mühe geben, ihnen die Ge-
men ... Wer zu mitreißenden Liedern Ulrich Parzany“. fahren dieser Einheitsbestrebungen und
tanzt, freut sich auf seine Weise an Koalitionen bewusst zu machen, die zu
Die Einheits-Euphorie der Evangelikalen
unserem gemeinsamen Herrn. Wer aber einem biblischen Substanz-Verlust füh-
und Charismatiker geht also ungebremst
in ruhiger Haltung verharrt, ist nicht ren werden.
weiter, auch wenn man sich Mühe gibt,
verklemmt oder emotional blockiert,
gemäßigt aufzutreten um auch für kon- Glaubwürdig werden wir allerdings für
sondern bereichert die Versammlung
servative und kritische Evangelikale ein- diese Geschwister nur dann sein, wenn in
damit“ 4).
ladend zu sein. unserem persönlichen Leben und im
Gemeindeleben eine echte und tiefe
Die „Gebetsstationen“ Liebe und Hingabe zu Jesus Christus zu
Der 3,2 km lange Marsch durch die Ber-
Die praktischen Auswirkungen erkennen ist, eine große Wertschätzung
liner Innenstadt machte an sechs mar- Die praktischen Auswirkungen dieser der Bibel als oberste Autorität uns prägt,
kanten Punkten halt, um dort für ent- Großveranstaltungen zeigen sich meiner echte Liebe zu allen Geschwistern deut-
sprechende Anliegen (Politik, Bildung, Beobachtung und Erfahrung nach in fol- lich wird und der Missionsbefehl unseres
Kunst usw.) zu beten. Auch hier wird die genden Veränderungen, die in vielen Ge- Herrn uns Beine macht.
ökumenische Zielsetzung des Tages meinden, zumindest im Ansatz, sichtbar
deutlich, wenn bei der Gebetsstation 3 werden:
am Bebelplatz angesichts der katholi- Quellenangaben:
• Öffnung zur Pfingst- und
schen Bischofskirche und des evangeli- 1. www.impulstour.de
Charismatischen Bewegung 2. www.miteinander-wie-sonst.de
schen Doms „für die Einheit der Christen
3. idea 38, S. 6
und die Erneuerung der Kirchen“ gebetet • Veränderte Haltung zur Kath. Kirche 4. Alle Zitate aus dem Programm-Heft zum Jesus-Tag
wurde. und katholischen Irrlehren 5. Idea 38, S. 30-31

17 Nr.107
ANDREAS FETT

Straußen-Eier
NACHLÄSSIGKEIT ODER VER ANT WORTUNG

Auf einem Spielplatz an der Ostsee stromert der Schwingen? Denn sie überlässt ihre Eier der
7jährige Lukas allein herum. Unsere Kinder spie- Erde und lässt sie auf dem Staub warm wer-
len mit ihm. Plötzlich stürzt er von einem Klet- den. Und sie vergisst, dass ein Fuß sie zer-
tergerüst und weint schrecklich. Wir fragen ihn: drücken und das Wild des Feldes sie zertre-
ten kann. Sie behandelt ihre Jungen hart,
„Wo sind denn deine Eltern?“
als gehörten sie ihr nicht. War ihre Mühe
Lukas antwortet knapp: „Ich habe keinen Papa – umsonst, es erschüttert sie nicht. Denn Gott
und meine Mama ist Segeln. Wenn sie wieder- ließ sie die Weisheit vergessen und gab ihr
kommt, holt sie mich hier ab!“ keinen Anteil an der Einsicht.“ (Hi 39,13-18)
Wir sind sprachlos. Der kleine Knirps ist ganz auf Britta ist sehr berührt. Es entwickelt sich eine
sich gestellt?! Wie kann man nur so unbeküm- tiefe Unterhaltung mit ihr über die Vaterschaft
mert sein Kind alleinlassen? Gottes. In den kommenden Tagen treffen wir sie
öfter und setzen die Gespräche fort.
Später lernen wir im Strandkorb nebenan Britta
kennen. Sie ist alleinerziehend. Ihr Ex-Mann ist
Arzt und kümmert sich kaum noch um seine bei-
Wo ist der Vater?
den Jungs. Aber heute will ihr Papa sie im Ur- Hiob kam sich damals wohl auch wie ein aus-
laub besuchen kommen! Frederik und Alexander gestoßenes oder aus dem Nest gefallenes, sich
freuen sich riesig. Kurz darauf der ernüchternde selbst überlassenes Ei vor. Er saß ratlos im Staub
Anruf: „Es ist was dazwischen gekommen...“ Die wie ein vernachlässigtes Straußen-Küken. In
beiden Burschen sind tief enttäuscht. Später Kapitel 30,29 seufzt er:
flüstert Britta uns zu: „Das war eine glatte Lüge.
Ich bin ein Bruder geworden den Schakalen
So geht das jedesmal. Die Jungs sind ihm egal!“
und ein Gefährte den Straußen-Hennen.
In meiner Bibellese bin ich gerade auf den letz-
Hiobs Name bedeutet: „WO IST DER VATER?“
ten Seiten vom Buch Hiob angelangt. Im Verlauf
Er fragt sich: „Wo ist Gott, mein Schöpfer, der
des Gesprächs lese ich Britta mit klopfendem
Lobgesänge gibt in der Nacht?“ (Hi 35,10) „Wo
Herzen einen Abschnitt aus dem 39. Kapitel vor:
bleibt Gott? Hat er mich vergessen? Kümmert
„Munter schwingt sich „Munter schwingt sich der Flügel der er sich nicht um mich. Kümmert es ihn nicht,
er Flügel der STRAUßEN- Straußen-Henne – doch sind es treue dass ich umkomme?“ (Mk 4,38)
HENNE – doch sind es
treue Schwingen? Denn DER STRAUß DER ADLER
sie überlässt ihre Eier Nest auf der Erde Horst in der Höhe
„Erhebt sich auf deinen
der Erde und läßt sie auf Befehl der ADLER so
Gelege im warmen Sand Nest auf schroffem Fels hoch und baut in
em Staub warm werden.
Und sie vergisst, dass überlassen (passiv) bauen (aktiv) der Höhe sein Nest?
ein Fuß sie zerdrücken Den Fels bewohnt er
Die Brut ist ausgeliefert Die Brut ist unantastbar und horstet dort auf
und das Wild des Feldes
sie zertreten kann. Sie NACHLÄSSIGKEIT VERANTWORTUNG der Felsenzacke und
behandelt ihre Jungen der Bergfeste. Von
Die Straußenhenne vergisst Der Adler blickt in die Ferne dort aus erspäht er
hart, als gehörten sie
ihr nicht. War ihre Mühe Kurzsichtigkeit Weitsicht Nahrung, in die Ferne
umsonst, es erschüttert blicken seine Augen.“
HÄRTE MILDE
sie nicht.“ Hiob 39,13-17 Hiob 39, 27-30
ohne Verstand göttlicher Verstand

Seine Flügel sind nur Zierde Seine Flügel tragen/hüten

Nr.107 18
Naturkunde-Unterricht für Hiob In grausamer Gesellschaft
Wenn man das Buch Hiob zusammenhängend Mir scheint, dass auch unser Volk gesellschaft-
liest, ist man erschüttert. Erst nach 37 Kapiteln lich auf das gedankenlose Niveau der Straußen-
spricht Gott direkt zu dem Geprüften. Was für Hennen herabgesunken ist:
eine Geduldsprobe!
„Sollen sich meinetwegen Staat und Straße
Und dann gibt Gott keineswegs eine Erklärung um meinen Nachwuchs kümmern...“
für das schreckliche Leid Hiobs. Statt einer Ant-
Die geschilderten Erlebnisse an der Ostsee zei- Unser Volk ist
wort stellt der Schöpfer nun selbst viele Fragen.
gen keine Ausnahme. Die meisten Väter verbrin- gesellschaftlich
Es zeigt sich, dass Hiob Gott auf tausend auch
gen mehr Zeit mit ihren Hobbies als mit ihren
nicht eines antworten kann. (Hi 9,3) Aber durch
Kindern. Ganztagsschulen, Internate, Kinderta-
auf das gedanken-
den eindrucksvollen „Naturkunde-Unterricht“ lose Niveau der
gesstätten und Horte übernehmen immer mehr
und die dutzenden Fragen zur Schöpfung zeigt Straußen-Hennen
den Erziehungsauftrag der Eltern. Der Trend ist
Gott seine unergründliche Erhabenheit.
längst an der Bevölkerungs-Statistik ablesbar: herabgesunken.
Beachtlicher Weise erwähnt Gott den fürsorg- Kinder sind teuer und lästig – also hat man bes-
lichen Adler als letztes Beispiel aus der Tierwelt. ser keine!
Gott verdeutlicht: Nein, Hiob. Du bist kein Strau- Und noch eine merkwürdige Beobachtung: Bei
ßenei! Du bist keinen Moment unbeachtet ge- all seiner Grausamkeit wird der Strauß trotzdem
blieben. Ich habe dich keinen Augenblick allein als sehr ausgelassen geschildert:
gelassen. Ich bin keineswegs wie der Strauß. Ich
Fröhlich schwingt sich der Flügel der Strau-
wache über dir wie der Adler, dessen Blick nichts
ßin... (V. 13) Zur Zeit, wenn sie sich in die
entgeht! (5. Mose 32,10+11)
Höhe peitscht, lacht sie ... (V. 18)
Naturkunde-Unterricht für uns So beobachten wir es auch um uns her: Der
Spaß ist das Wichtigste. Hauptsache, mir geht es
Kurz nach den Begegnungen am Ostsee-Strand
gut! Fun statt Familie!
stoßen wir an unserem Urlaubsort zufällig auf
eine Straußenfarm! Interessant wie Gott die
Dinge fügt... Begeistert besuchen wir als Familie
Gottes Fürsorge
die Freilaufgehege. Während der kurzen Füh- Vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und
rung sehen wir alle Details des Bibelabschnitts das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass
aus Hiob 39 bestätigt. der Herr voll innigen Mitgefühls und barm-
herzig ist. (Jak 5,11)
Der Strauß hat prächtige Federn; sie sind be-
gehrte Schmuckstücke. Aber die Haupt-Funk- Unser Gott verfährt mit seinen Kindern nicht
tion der Flügel scheint ein fröhliches Flattern zu wie ein erbarmungsloser Strauß. Der Herr Jesus
sein. Er kann zwar mit 65 km/h fliehen aber gibt uns zu bedenken:
nicht fliegen. Statt die Brut zu beschirmen, be-
„Um wieviel vorzüglicher seid ihr als die
flügeln seine Schwingen nur die kopflose Flucht.
Vögel!“ (Lk 12,24b) Aber auch:
Seine Fittiche sind nicht „treu“, wie der Text sagt.
Wie oft habe ich deine Kinder versammeln
„Rührei“ rührt ihn nicht wollen wie eine Henne ihre Brut unter die
Flügel, und ihr habt
Ein Strauß legt 12-15 Eier! Oft teilen sich meh-
nicht gewollt!
rere Straußenhennen ein Nest. Wird es darin zu
(Lk 13,34) ■
eng, legen sie die Eier gedankenlos in den Sand.
Die überzähligen Eier bleiben dann unbeachtet
liegen und werden oft beim Verlassen des Nestes
von den mächtigen Straußenkrallen zertreten.
So geraten die ungeschützten Kleinen häufig
„unter die Räder“ – ein grausames Schicksal!
„Selbst Schakale reichen die Brust, säugen
ihre Jungen. Doch die Tochter meines Vol-
kes ist grausam geworden wie die Strauße
in der Wüste.“ (Klagelieder 4,3)
Der gedankenlose Strauß scheint zu signalisieren:
„Sollen sich meinetwegen Sand und Sonne
um meinen Nachwuchs kümmern...“

19 Nr.107
Termine 2005
IM FREIZEITHAUS SCHOPPEN
ICHTIGES DOKUMENT • AUSREISSEN • EINTRAGEN • VORMERKEN • ABHEFTEN • AUFHÄNGEN • BEACHTEN •

EINLADUNGEN UND KOMM-UND-SIEH- JAHRESSCHLUSS-FREIZEIT MÄDCHEN-FREIZEITEN


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BUCHBESPRECHUNGEN
Wilfried Plock Gottes mit dem Wesen und den Zielen des Heiligen Geistes in
Übereinstimmung sein muss:
Toolbox
Gemeindebau (DVD) „Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass Prediger nur
dann zu Recht mit der Kraft des Heiligen Geistes rechnen
Betanien, € 19,50
können, wenn sie sich entschieden mit dem Ziel des Heiligen
Geistes identifizieren ... Jesus Christus durch das Werkzeug
Veränderte Zeiten erfordern angepasste Werk-
der Schriften des Alten und Neuen Testamentes, die beide auf
zeuge. Wilfried Plock, Leiter der „Konferenz für
ihn hinweisen, zu verherrlichen“ (S. 69).
Gemeindegründung“ (KfG), hat hier einen kom-
pletten „Werkzeugkasten“ (englisch: Toolbox) vorgelegt, nämlich „Wer sich ohne aktive Abhängigkeit von der Vitalität des
eine DVD, die mehr als 4 Gigabyte Daten zum Bereich Gemeinde- Geistes Gottes am Verkündigungsdienst versucht, missachtet
bau enthält: leichtfertig unsere biblische Anthropologie“ (S. 14).
165 Audio-Vorträge im MP3-Format, ergänzt durch 375 Text-Ma- „Das Kreuz Christi gibt nicht nur die Substanz unserer Predigt
nuskripte und zum großen Teil mit passend gestalteten Folien- vor, sondern bestimmt auch den Stil, mit dem wir sie vortra-
texten für den Tageslichtprojektor u. a. zu fast allen MP3-Vorträ- gen“ ( S. 92).
gen. Durch eine geschickte Menüführung sind die Audio-Dateien
Viele hilfreiche und anregende Zitate von Puritanern, Reforma-
mit den Word- bzw. pdf-Manuskripten verlinkt.
toren und Verkündigern wie Spurgeon, Lloyd-Jones usw. unter-
Weiterhin finden sich auf der DVD 15 PowerPoint-Präsentationen streichen und vertiefen das leidenschaftliche Anliegen des Autors.
sowie ein gutes Dutzend Bücher im pdf-Format wie z.B. „Die
Auch wenn ich nicht nachvollziehen kann, warum Azuro ausge-
lebendige Gemeinde“ (John MacArthur), „Der Heilige Geist“ (Bene-
rechnet Karl Barth häufig zitiert und er das „Amt“ eines Pastors in
dikt Peters) oder „Gott ist nicht pragmatisch“ (Wilfried Plock). Das
der Gemeinde vom NT her anders versteht als es das NT meiner
neue Medium kann sowohl auf PCs als auch auf Mac-Computern
Überzeugung nach lehrt, empfehle ich dieses Buch doch mit Nach-
genutzt werden.
druck, weil es uns auf folgenschwere Schwachpunkte im Leben
Da man den Autor mit gutem Gewissen als einen Praktiker des und Dienst aufmerksam macht. Denn wir, die wir viel darüber zu
Gemeindebaus bezeichnen kann, ist die Toolbox nicht nur mit the- sagen haben, was der Heilige Geist nicht tut, müssen doch bekla-
ologischen, sondern auch mit praktischen „Werkzeugen“ zum Auf- gen, dass unsere Predigten oft nicht von der Anwesenheit und
bau neutestamentlicher Gemeinden gefüllt. Der Nutzer findet Aus- Kraft des Heiligen Geistes geprägt sind.
arbeitungen zu den Bereichen Evangelisation, Unterscheidungs- Wolfgang Bühne
lehre, Ehe-Familie-Kindererziehung, Wachstum im Glauben (Bibel-
arbeiten und Predigten, z.B. eine fortlaufende Römerbrief-Aus- Malcom Steer
legung sowie Seminare über die Heilsgeschichte und das Reich
Gottes), Gemeindebau (z.B. ein kompletter Bibel-Grundkurs, ein
Mit Muslimen
Seminar für Gemeindegründung, ein Seminar über Hauskreis- über Christus reden
Arbeit, Praktische Leitlinien) und Seelsorge. CLV, Tb., 64 S., € 1,90
Wertvolle Hilfsmittel für „Arbeiter“, denen Gemeindebau am Her-
Wer eine kurze Einführung in die grundlegenden
zen liegt.
Lehren und Praktiken des Islam und eine Anleitung zu missiona-
Hans-Werner Deppe
risch motivierten Kontakten haben möchte, der sollte zu diesem
Buch greifen. Der Autor hat neun Jahre im Iran gelebt und dort
Arturo Azurdia
viele Erfahrungen sammeln können, wie man mit Muslimen über
In der Kraft des Geistes den Glauben an Jesus Christus ins Gespräch kommt.
Verkündigung mit Vollmacht Er zeigt die großen Unterschiede zwischen dem Islam und dem
3L Verlag, Pb., 220 S., € 11,20 Christentum auf und gibt eine Menge praktischer Tipps, die man
beachten sollte, um Missverständnisse und Fehler im Umgang mit
Der Autor - im deutschsprachigen Raum bisher un- Muslimen zu vermeiden. Weiter macht Steer deutlich, welche Ver-
bekannt - ist Pastor einer „Christ Community Church“ (einer Ge- haltensweisen bei uns nötig sind, um in den Augen von Muslimen
meinde, die zu den sog. „Reformed-Calvinisten“ gehört) und schreibt glaubwürdig zu sein und wie wichtig es ist, diesen Menschen mit
als Prediger zu Predigern über ein Thema, das jedem Verkündiger Achtung und echter Liebe zu begegnen.
des Wortes Gottes schlaflose Nächte bereiten müsste: Die Ur-
Da der Islam weltweit sehr stark wächst und immer mehr Men-
sachen der Kraftlosigkeit vieler Predigten bibeltreuer Verkündiger.
schen aus islamischen Ländern nach Europa kommen haben wir
Azuro ist davon überzeugt, dass das gepredigte Wort nur dann das die gute Möglichkeit, ihnen das Evangelium zu bezeugen, das sie
Leben der Zuhörer verändert, wenn das Predigen durch den Hei- möglicherweise in ihrem Heimatland niemals hören würden.
ligen Geist geschieht und er macht deutlich, wie das Leben des
Wolfgang Bühne
Predigers, seine Motive, die Zielsetzung und die Predigt des Wortes
Wolf Delling Joseph Chambon
Der sexte Sinn Der französische Protestantismus
Ein Lebensbericht Sein Weg bis zur Französischen Revolution
Brunnen, Tb., 80 S., € 5,95 CLV, Pb., 224 S., € 9,90

Dieser unter einem Pseudonym geschriebene Le- In diesem Werk des bekannten Kirchenhistorikers
bensbericht ist das schonungslos offene Bekenntnis Joseph Chambon - welches 1938, zur Zeit des Kir-
eines Pastors, der immer tiefer in die Porno-Sucht geriet, durch die chenkampfes der „Bekennenden Kirche“ gegen die Nazi-Ideologie,
seine Ehe und sein Dienst fast zerbrachen. erstmals in deutscher Sprache erschien - wird eine erschütternde
Zeitepoche aufgearbeitet.
Die Gefahr von Internet und Fernsehen, die Verschmutzung der
Gedankenwelt, das Elend und die Folgen der Selbstbefriedigung im In den vergangenen Jahrhunderten waren - wie dieses Buch zeigt
Leben des Autors werden ebenso offen bekannt, wie die Heuchelei - Protestanten bereit, für ihre Glaubensüberzeugungen Gefängnis,
und das Versteckspiel vor dem Ehepartner und anderen nahe ste- Galeeren, Galgen oder den Tod auf dem Scheiterhaufen in Kauf zu
henden Freunden. nehmen.
Auch wenn mir der Weg des Autors zu einem christlichen Psycho- Die für uns heute fast unglaubliche und oft freudige Leidensbe-
therapeuten (S. 40) fragwürdig scheint und noch mehr sein Ent- reitschaft beschämt und ermutigt zugleich, denn in unserer post-
schluss sich „selbst fröhlich zu lieben“ (S. 78), empfehle ich dieses modernen Zeit scheinen die meisten Evangelikalen keine absolu-
Buch wegen seiner erschütternden und hilfreichen Offenheit allen, ten, ausschließlichen und verbindlichen biblischen Überzeugungen
die in sexuelle Gebundenheiten verstrickt sind oder seelsorgerlich mehr zu haben, die es wert sind, mit ganzem Einsatz bekannt und
an Betroffenen arbeiten. verteidigt zu werden.
Die zerstörerischen Folgen sexueller Verunreinigung, die Unfähig- Die Glaubenstreue der Hugenotten in dieser schweren Zeit wird
keit, sich aus eigener Willenskraft aus diesem Sumpf zu ziehen und eindrücklich vermittelt, aber auch ihre Anfechtungen, Irrwege und
der - oft sehr lange - Weg des Zerbruchs, der Wiederherstellung Niederlagen, wenn sie versuchten, mit menschlichen Methoden
mit allen Rückfällen wird in einer Offenheit beschrieben, die und Waffen ihren Glauben zu verteidigen.
Warnung und Hilfe zugleich ist.
Ein Stück hochinteressanter, dramatischer und aufrüttelnder Kir-
Wolfgang Bühne
chengeschichte - Herausforderung, Warnung und Ermutigung zu-
gleich. (Siehe auch den Buchauszug auf S. 4 -5 in diesem Heft)
John Piper
Dein Leben ist einmalig - Wolfgang Bühne
vergeude es nicht! Benedikt Peters
CLV, Pb., 220 S., € 6,90
Das Buch der Psalmen
„Und was ist mit Ihnen? Hat Sie der Zauber der Si- Teil 1: Psalm 1-41
cherheit unfähig gemacht, Risiken für die Sache Got- CV, gb., 532 S., € 17,90
tes einzugehen? Oder hat Sie die Kraft des Heiligen Geistes befreit
von der Illusion ägyptischer Sicherheit und Bequemlichkeit?“ (S. 97) Wer die Auslegungen des Autors zu den Büchern
Prediger und Hiob kennt, wird sich über diese wert-
„Warum fragen uns die Menschen nicht nach unserer Hoffnung?
volle Neuerscheinung freuen.
Wahrscheinlich deshalb, weil wir unsere Hoffnung anscheinend in
dieselben Dinge setzen wie sie. Sie haben nicht den Eindruck, dass In diesem ersten Band über die Psalmen - weitere werden folgen -
wir auf der Straße von Golgatha gehen, aufopfernde Liebe zeigen wird jeder Vers sprachlich erklärt und ausgelegt, wobei B. Peters
und anderen dienen, ohne dafür den Lohn in diesem Leben zu er- die Belehrung und Erbauung des Lesers im Auge hat. Der Autor ist
warten“ (S. 120). davon überzeugt, dass wir mit den Psalmen das persönlichste Buch
der Bibel vor uns haben.
Diese Zitate machen deutlich, dass John Piper in diesem Buch den
Leser herausfordert, alle Lebensbereiche auf ihren Ewigkeitswert „In diesem Buch treten wir mit dem Leser in die stille
abzuklopfen. Aber das überaus Ermutigende an diesem Buch ist, Kammer, wo er seine Empfindungen vor seinem Gott
dass er die Herrlichkeit Christi und die Freude ihm zu dienen und ausbreitet; wir nehmen Teil an seiner Freude und an sei-
ein Leben allein zu Gottes Ehre mit solch glühenden Worten vor- ner Traurigkeit, an seinen Ängsten und seinen Gewiss-
stellt, dass einem die Armut eines angespassten, gut-bürgerlich- heiten...“ (S. 10).
christlichen Lebens beschämend bewusst wird. Und so wird beim
Am Ende jeder Psalm-Betrachtung werden zahlreiche Zitate und
Lesen der Wunsch wach, unser kurzes, vergängliches Leben mit
Aussprüche von Kirchenvätern, Reformatoren, Erweckungspredi-
Dankbarkeit und Freude ungeteilt dem Herrn hinzugeben.
gern und anderen Auslegern angefügt, die sehr interessant und
Das Buch wird aufgelockert und bereichert durch viele Zitate, anregend sind und unter der Rubrik „Sprachliche Anmerkungen“
eigene Erfahrungen und Beispiele von risikobereiter Hingabe aus werden Wörter und Redewendungen behandelt für solche, die
der Welt- und Kirchengeschichte, wobei allerdings einige Storys Grundkenntnisse der hebräischen Sprache haben.
von amerikanischen Patrioten des letzten Weltkrieges für uns
Somit ist diese Auslegung eine sehr wertvolle Hilfe zum Verständ-
deutsche Leser nicht so leicht nachvollziehbar sind.
nis der Psalmen in ihrer praktisch-erbaulich und heilsgeschicht-
Ein Buch, das ich sowohl jungen, wie auch gereiften Christen sehr lich-prophetischen Bedeutung.
warm empfehle! Wolfgang Bühne
Wolfgang Bühne
Diet Eman/ James Schaap von „Mutterleib an mit Heiligem Geist erfüllt“ sein würde, eine
Rechtfertigung für die Säuglingstaufe sieht (S. 29).
Liebe, die den Hass besiegt
Aber davon abgesehen wird man mit viel Gewinn und Freude die-
Brockhaus, Pb., 384 S., € 12,90
sen erwecklichen Kommentar lesen, der zu einem Christus hinge-
gebenen Leben ermutigen möchte.
Es ist gut, dass Bücher neu aufgelegt werden die
Wolfgang Bühne
verhindern, dass die schrecklichen Gräuel in Verges-
senheit geraten oder verdrängt werden, die wir Deut-
Wolfgang Nestvogel
schen unter Adolf Hitler und seinem Regime vor allem an den Ju-
den, aber auch an unseren europäischen Nachbarn verübt haben. Evangelisation & Postmoderne
In diesem autobiographischen Buch berichtet Diet Eman von den Wie Wahrheit den Pluralismus angreift
Einsätzen, Opfern, Bewahrungen aber auch Niederlagen der hol- CLV, Pb., 128 S., € 5,90
ländischen Widerstandsbewegung, die während der deutschen Be-
satzung Tausende von Juden versteckt, ernährt und mit falschen Engagiert und fundiert zeigt der Autor in diesem
Pässen versorgt hat. aktuellen Buch, wie die Inhalte und die Verkündi-
gung der heutigen Evangelisations-Praxis durch das postmoderne
Es ist ein bewegendes Zeugnis dafür, wie Christen oft über Jahre
Denken beeinflusst und verändert wurden.
hinweg unter Lebensgefahr ihre Wohnungen und letzten Lebens-
mittel mit zehn oder zwanzig versteckten Juden oder verfolgten Er macht deutlich, welche biblischen Aussagen in der heutigen Zeit
Holländern geteilt haben – oft ohne einen Dank dafür zu erhalten. ansprechend, aber „unverdünnt“ gepredigt werden müssen, um
oberflächliche oder unechte Bekehrungen zu vermeiden.
Die Autorin - eine von den Nazis gesuchte Schlüsselperson der
Widerstandsbewegung - schildert ihre Glaubenserfahrungen, aber Im ersten Teil des Buches wird auf die „doppelte Bringschuld“ hin-
auch sehr ehrlich ihre Versuchungen, Niederlagen und ihre oft sehr gewiesen, die wir unseren Zeitgenossen schuldig sind: Wir müssen
menschlichen Tricks und Methoden, die Nazis zu hintergehen, um a) mit ihnen in Kontakt kommen und b) ihnen das Evangelium ver-
Juden und Christen vor dem KZ oder dem Hungertod zu retten. ständlich und unverkürzt vermitteln. „Bevor der Nichtchrist – etwa
zum Abschluss einer Veranstaltung – zur Umkehr gerufen wird,
Sie selbst wird verhaftet, bringt Monate im Gefängnis und in dem
muss er gründlich über die Bedingungen und das Ziel dieses Schrit-
KZ zu, wo auch Corrie und Betsy ten Boom gefangen waren. Ihr
tes informiert worden sein. Deshalb hat die evangelistische Predigt
Verlobter Hein, ebenfalls ein aktiver Untergrundkämpfer, stirbt
an jedem Abend das ganze Evangelium auszurichten“ (Seite 6).
kurz vor Kriegsende im KZ Dachau.
Im zweiten Teil zeigt der Autor wichtige Aspekte der Postmoderne:
Dieser sehr spannende, erschütternde Lebensbericht enthält zahl-
das Wahrheitsverständnis, der Lebensstil (Erlebnisorientierung und
reiche Briefe und Tagebuch-Eintragungen aus dieser Zeit. Es ist ein
Individualismus) und die Auswirkungen der Postmoderne bei den
beeindruckendes Zeugnis von der Glaubenstreue, dem Mut, aber
Evangelikalen, was besonders in der Vernachlässigung der bibli-
auch den Zweifeln und Anfechtungen junger, hingegebener Chris-
schen Lehre deutlich wird.
ten, die ihr Leben, ihre Zeit und ihren materiellen Besitz hingaben,
weil sie als Christen Überzeugungen und Prinzipien hatten, die Im dritten Teil, unter der Überschrift „ProChrist - ein evangelisti-
ihnen wichtiger waren als ihr eigenes Leben. sches Projekt im Spannungsfeld der Postmoderne“, macht Wolf-
Wolfgang Bühne gang Nestvogel am Beispiel von „ProChrist“ deutlich, welche Fol-
J.C. Ryle gen die subtile „Ent-Theologisierung der Evangelisation“ hat: Alte
lehrmäßige Grenzen fallen und es kann mit dem Beifall der ACK,
Lukas – Band 1 der EKD, charismatischer Gemeinden und katholischer Gruppen
3L-Verlag, gb., 288 S., € 12,95 (siehe „Europatag in Stuttgart“) evangelisiert werden.
Das letzte Kapitel behandelt das Thema „Evangelisation unter den
J.C. Ryle war ein Zeitgenosse Spurgeons und als
Bedingungen der Postmoderne“ und macht deutlich, dass man als
Theologe einer der wenigen bibeltreuen Mahner
Evangelist die Postmoderne mit ihrem Irrationalismus nicht zum
innerhalb der anglikanischen Kirche seiner Zeit. Er
„Bundesgenossen“ der Evangelisation machen kann und das es in
kämpfte in einer puritanischen Gesinnung für die Wahrheit des
unserer Zeit der religiösen Toleranz und Ablehnung jeder absolu-
Evangeliums und war als Prediger und Autor vieler Kommentare
ten Wahrheit um so mehr darum geht, die Zuhörer mit ewig und
und apologetischer Bücher bekannt.
allein gültigen Wahrheiten der Bibel bekannt zu machen, die im
In diesem ersten Band über das Lukas-Evangelium legt der Autor Gegensatz zur allgemeinen Religiösität und Spiritualität stehen.
die ersten sieben Kapitel Daher erfordert „Evangelisation Konfrontation sowohl in welt-
anschaulicher als auch in persönlicher Hinsicht“.
Vers für Vers leicht verständlich, sehr erbaulich und praktisch aus.
In den anschließenden „Erklärenden Ergänzungen“ geht Ryle noch Ein aktuelles und wichtiges Buch, das alle heraufordert, die In-
einmal auf jeden Vers des Textabschnittes ein, um auf Besonder- halte, die Form und den Rahmen der eigenen evangelistischen
heiten und Wortbedeutungen aufmerksam zu machen. An man- Arbeit angesichts der postmodernen Denk- und Lebensweise an
chen Stellen wird leider die anglikanische Prägung des Autors Hand der Bibel zu überprüfen und neu auszurichten.
deutlich, wenn er z.B. in der Verheißung, dass Johannes der Täufer Wolfgang Bühne

Diese Bücher können in jeder Christlichen Buchhandlung oder bei folgender Adresse bestellt werden:
Christliche Buchhandlung Wolfgang Bühne, Eisenweg 2, D-58540 Meinerzhagen, Tel.: 02354-709585
Wolfgang Bühne • Postfach 11 26 • D-58540 Meinerzhagen
PVSt. • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt! • VKZ H 11661

„Wer da weiß Gutes zu tun JAK 4,17


und tut es nicht, dem ist es Sünde!“

AUCH DIE VERMISSTE TAT


IST EINE MISSETAT!

Gott
vergibt nur Sünden –
keine Entschuldigungen!

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