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JAHRBUCH
FÜR
NUMISMATIK UND GELDGESCHICHTE
Herausgegeben von der
Bayerischen Numismatischen Gesellschaft
15 Jahrgang
965
1965 VERLAG MICHAEL LASSLEBEN KALLMÜNZ OPF
 
ANDREAS ALFÖLD'
Zur römischen Münzprägung im zweiten punischen riege
(Tafel 5-11)
Durch das dreibändige Werk von Rudi Thomsen, Early Roman Coi-
nage (Kopenhagen 1957-1961) sind wir nunmehr in der glücklichen Lage, die ganze weitverzweigte Literatur über die römische Prägung der punischen Kriege ohne Mühe erfassen zu können. Auch sind die Resultate der Forschung in Thomsen's Werk verarbeitet und auf den
heutigen Stand unseres Wissens gebracht worden. Dadurch wurde je-
doch nicht nur eine Forschungsperiode abgeschlossen, sondern auch zum Anfang einer neuen der Grund gelegt.
Wenn wir auf der bisher gewonnenen Grundlage weiterbauen wol-
len, müssen wir vor allem wieder zu den Münzen selbst greifen. Nach
den ersten Tastversuchen von Baron d'Ailly, Count De Salis, M. v.
Bahrfeldt, H. Mattingly u. a. m. hat man nämlich die frühe Denarprä-
gung niemals aufgrund einer ausgedehnten Materialsammlung neu ge-sichtet, und niemals nach den heutigen Erfordernissen der Archäologie und Stilgeschichte so reichlich abgebildet, daß die Zusammengehörig-
keit der Stilgruppen wirklich begründet und für jedermann verständ-lich gemacht worden wäre. Unter „Stil darf man freilich nicht sub-
jektive ästhetische Eindrücke und Urteile verstehen, sondern eine Be-urteilung der nstlerhandschrift und der Werkstatt-Tradition, wie es
die Paläographie mit durchgreifendem Erfolg herausgearbeitet hat.
Wenn wir Tausende und abermals Tausende von frühen Denaren sam-
meln und abbilden, werden dieselben gesetzmäßigen Umgestaltungen
sichtbar werden, die es den Paläographen möglich machten, durch de-ren organische Verkettung und geographische Isolierung Epochen und Kunstbezirke, Werkstätten und genaue Datierungen festzulegen.
In Ermangelung dieser „paläographischen Methode konnte es ge-schehen, daß man die meisten Buchstaben-Zeichen der frühen Denare
mit Sondermünzstätten identifizierte, und die miteinander verklammer-
ten Nominale derselben Emissionen getrennt verzeichnete, weil sie
bald anonym sind, bald wieder Sonderzeichen aufweisen. Auch auf eine Fehlerquelle anderer Art muß schon jetzt hingewiesen
werden. Man versuchte, die Denarchronologie — bewußt und unbe-
wußt — unter der Voraussetzung einer normalen Jahresprägung zu er-
rechnen; dies ist m. E. der Ausgangspunkt der kurzen Chronologie.
Denn von der Gracchenzeit ausgehend, wo man einen mehr sicheren Boden unter den Füßen zu haben beginnt, hat man nach rückwärts so
wenige Emissionen konstatiert, daß diese, jährlich gerechnet, wirklich
nicht sehr weit zurückreichen würden. In Wirklichkeit beginnt jedoch
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