4.2 Drei-Klassen-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
4.3 Zwei-Klassen-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
4.4 Zum Begriff der Referentialität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
4.5 Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
8 Generic and episodic copular sentences – kinds, objects and the se-
mantics of the copular verb 159
8.1 Overview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
8.2 Referential and non-referential noun phrases . . . . . . . . . . . 160
8.3 Two meanings for the copular but only one lexical entry . . . . . 162
8.4 Geist on Russian identity sentences . . . . . . . . . . . . . . . . 165
8.5 The copular verb as a predicate maker . . . . . . . . . . . . . . 167
8.6 Nouns denote at two different ontological levels . . . . . . . . . 169
8.7 Examples of object-referring and kind-referring NPs . . . . . . 171
8.8 Kind-level predications and the Moby Dick problem . . . . . . 173
8.9 Predicational sentences . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180
8.10 Identificational sentences . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
8.11 Specificational sentences . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
8.12 Identity sentences . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198
8.13 Conclusions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
1.1 Überblick
Dieses Einleitungskapitel hat den Zweck, einen Überblick über die semanti-
sche(n) Theorie(n) zu geben, auf die ich mich im Rahmen dieser Arbeit als die
“Standardtheorie” der Generizität beziehe. In Auseinandersetzung mit diesen
semantischen Positionen werde ich in den darauf folgenden Kapiteln meine ei-
genen Thesen entwickeln und darstellen.
Als Einstieg in dieses Kapitel dient die offensichtliche Beobachtung, dass,
wenigstens in einem intuitiven Sinn, durch generische Aussagen Regeln zum
Ausdruck gebracht werden (Abschnitt 2). Es stellt bekanntlich eine großes Pro-
blem dar, die Wahrheitsbedingungen solcher Regeln zu formulieren (Abschnitt
3). Die Standardtheorie unterteilt den Phänomenbereich der Generizität in den
Bereich der Prädikatsgenerizität (Abschnitt 4) und in den Bereich der nomi-
nalen Generizität (Abschnitt 5). Bezüglich der nominalen Generizität hat sich
in jüngerer Zeit eine theoretische Position etabliert, die sich “2-way distincti-
on approach” (Zamparelli) nennt, was ich auf deutsch als “2-Domänen Ansatz”
vorstelle (Abschnitt 6).
1.2 Regeln
Nicht selten begegnen einem Sprichwörter wie die Folgenden. Man beachte
die verschiedenen Typen von Nominalphrasen, die in diesen Sätzen jeweils das
Subjekt bilden:
(1) a. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
b. Ein Indianer kennt keinen Schmerz.
c. Die Männer sind alle Verbrecher.
1.2. REGELN 6
nicht objektiv messbar. Deswegen handelt es sich bei den Gesetzen, die die All-
tagswelt regeln, auch nicht um Naturgesetze, sondern um soziale Normen (vgl.
Cohen 2001:196). Dies ist auch der Grund, warum es Ereignisse geben kann,
die den Regeln der Alltagserfahrung widersprechen, ohne dass es sich dabei um
Wunder handeln muss2. Dass sie an der objektiven Welt nicht direkt überprüft
werden können, ist ferner der Grund dafür, dass Sätze, die Alltagsregeln aus-
drücken, ideologisch ge- bzw. missbraucht werden können.
Sprichwörter wie in (1) drücken also Regeln aus, nach denen sich (angeblich)
der Lauf der Alltagserfahrungswelt des Menschen richtet. Charakteristisch f ür
Sprichwörter ist, dass sich die bezeichnete Regel nicht kompositional aus den
Bedeutungen der syntaktischen Konstituenten des betreffenden Satzes ergibt. Es
sind jedoch nicht nur Sprichwörter, die Alltagsregeln kodieren. Auch Sätze, de-
ren Bedeutungen sich sehr wohl durch Dekomposition in wortw örtliche Teilbe-
deutungen rekonstruieren lassen, können Regeln zum Ausdruck bringen. Man
kann dabei grundsätzlich zwei Sorten von Regeln unterscheiden. Die erste Sorte
betrifft solche Regeln, die auf der Basis von tatsächlich beobachtetem Verhalten
induziert werden. Bei diesen Regeln handelt es sich also um statistische Gene-
ralisierungen:
(3) a. Der Koalabär ernährt sich von Eukalyptusblättern.
b. Ein Indianer reitet ohne Sattel.
c. Die guten Anwälte sind teuer.
d. Kinder singen gerne.
Beobachtet man die Lebensweise von Koalabären, so stellt man fest, dass sie
sich ausschließlich von den Blättern des Eukalyptusbaums ernähren. Beobach-
tet man, wie Indianer reiten, so stellt man fest, dass sie dabei in der Regel (sic!)
keinen Sattel benutzen. Überprüft man verschiedene Anwälte in Hinblick dar-
auf, wie erfolgreich sie ihren Beruf ausüben, so stellt man fest, dass auch dort,
wo es um Gerechtigkeit geht, Qualität ihren Preis hat. Beobachtet man das Ver-
halten von Kindern, so stellt man fest, dass auffallend viele Kinder gerne und
häufig singen. Was die Sätze unter (3) ausdrücken sind eben diese festgestellten
Generalisierungen:
(4) a. !(Koalabär(x) ⇒ ernährt-sich-von-Eukalyptus(x))
b. !(Indianer(x) ⇒ reitet-ohne-Sattel(x))
c. !(guter Anwalt(x) ⇒ teuer(x))
d. !(Kind(x) ⇒ singt-gerne(x))
2 Als“Wunder” bezeichne ich hier Ereignisse, die physikalischen Naturgesetzen
zuwiderlaufen.
1.2. REGELN 8
Die zweite Sorte von Regeln sind keine Regeln, die aus dem konkret be-
obachteten Verhalten von Dingen in der Welt abstrahiert werden. Stattdessen
handelt es sich um Regeln, die mit der Schaffung einer neuen Dingkategorie
(einer neuen Züchtung, einer neuen Erfindung, einer neuen fiktionalen Figur,
etc.) “in diese hineingelegt” werden. Die Regeln dieser zweiten Sorte konstitu-
ieren die neue Kategorie und folgen deswegen per definitionem aus dem Wesen
der betreffenden neuen Kategorie:
(5) a. Die 50-Liter-Kuh gibt 50 Liter Milch pro Tag.
b. Eine Meerjunggfrau ist eine Frau mit einem Fischschwanz.
c. Die guten Menschen kommen in den Himmel.
d. Läufer ziehen diagonal.
Als Paradebeispiel kann (5d) gelten (vgl. Carlson 1995, Cohen 2002). Die
beobachtbare Bewegung eines Läufers wird durch eine Regel des Schachspiels
definiert. Es ist diese Regel, die der Satz ausdrückt. Wenn bei statistischen Ge-
neralisierungen gilt “aus dem Verhalten folgt die Regel”, dann gilt bei Defini-
tionen “aus der Regel folgt das Verhalten”. Die durch (5a) ausgedrückte Regel
besagt, dass Milchkühe einer bestimmten neuen, unter ökonomischem Druck
gezüchteten Art in der Laktationszeit bis zu 50 Liter Milch pro Tag geben. Auf-
grund dieser Eigenschaft, die ja der Zweck der Züchtung war, wird diese Milch-
kuhart 50-Liter-Kuh oder auch Turbokuh genannt. Bei (5b) handelt es sich um
eine linguistische Definition. Meerjungfrau ist wie Schimmel oder Junggeselle
ein Nomen, dessen Referenzbereich man sich nicht durch Anschauung des Ver-
haltens von Individuen in der Welt erschließt, sondern dadurch, dass man die
durch (5b) ausgedrückte Regel lernt. Noch nie konnte beobachtet werden, wie
jemand in den Himmel kommt. Deswegen kann es sich auch bei der durch (5c)
ausgedrückten Regel um keine statistische Generalisierung handeln. Stattdessen
haben wir es hier mit einer Regel zu tun, die die christliche Lehre bereithält, um
im Weltbild ihrer Anhänger die Kategorien ‘guter Mensch’ und ‘böser Mensch’
zu etablieren.
(6) a. !(50-Liter-Kuh(x) ⇒ gibt-50-Liter-pro-Tag(x))
b. !(Meerjungfrau(x) ⇒ Frau(x) & hat-Fischwanz(x))
c. !(guter Mensch(x) ⇒ kommt-in-den-Himmel(x))
d. !(Läufer(x) ⇒ zieht-diagonal(x))
Die Beispiele unter (3) bzw. (5) illustrieren zwei verschiedene Sorten von Re-
geln. Während es sich bei den Regeln in (4) um statistische Generalisierungen
handelt, handelt es sich bei den Regeln in (6) um Definitionen. Der Vorschlag,
den ich in dieser Arbeit machen möchte, ist nun folgender:
1.3. DIE STANDARDTHEORIE 9
1.4 Prädikatsgenerizität
Französisch können führt? Nicht zufällig gibt es kein Verb, dass auf solch ein
Ereignis referieren würde:
There is no episodic predicate which is morphologically related to
know French (this would be an episodic verb which denotes events and
which provides evidence that someone knows French), so the sentence
Italians know French is a lexical characterizing sentence. (Krifka et al.
1995:17)
Die Idee ist, dass im Falle lexikalisch-charakterisierender Sätze das Prädikat
von einem Verb (bzw. von einer Verbalphrase) gestellt wird, das seinem Argu-
ment in irgendeiner Weise automatisch eine charakterisierende Eigenschaft zu-
weist, so dass es nie zu einer episodischen Interpretation kommen kann. Chier-
chia (1995) hat sich diesbezüglich die raffinierte Analyse ausgedacht, wonach
die betreffenden stativen Prädikate kraft ihrer lexikalischen Bedeutung ein be-
stimmtes morphologisches Merkmal tragen, welches das Erscheinen des Gene-
rizitätsoperators in ihrer lokalen syntaktischen Umgebung erzwingt, so dass die
resultierenden Verbalphrasen immer nur generisch interpretiert werden können.
Fassen wir zusammen, wie die Standardtheorie das Phänomen der
Prädikatsgenerizität handhabt. Es wird davon ausgegangen, dass Prädikate im
“Normalfall” episodisch denotieren. Generisch interpretierte Prädikationen stel-
len Abweichungen vom Normalfall dar. Verantwortlich für die Abweichung
vom Normalfall ist immer die Anwesenheit eines Generizitätsoperators, zumeist
“GEN” genannt, in der semantischen Struktur. Allerdings gibt es für die Anwe-
senheit von GEN (zumindest im Englischen und Deutschen) keinerlei morpho-
syntaktische Evidenz. Als Quelle von GEN gilt entweder der Kontext (im Falle
von Aktionsverben) oder ein morphologisches Merkmal im Lexikoneintrag (im
Falle von stativen Prädikaten).
Wie wird durch die Annahme von GEN das Problem der Wahrheitsbedin-
gungen generischer Sätze gelöst? Die Antwort lautet: gar nicht. Wieviele engli-
sche Wörter oder Sätze müsste jemand sagen, damit wir ihm zubilligen würden,
dass er Englisch sprechen kann? Diese Frage wird nicht dadurch beantwortet,
dass man einen Generizitätsquantor postuliert. Sie wird erst dann beantwortet,
wenn man angibt, wie dieser Operator quantifiziert. Diese Information bleibt
die Standardtheorie jedoch schuldig, so dass generische Prädikationen für die
Wahrheitsbedingungssemantik nach wie vor ein ungelöstes Rätsel bleiben. Be-
trachten wir hierzu noch ein anderes, viel diskutiertes Beispiel:
(12) Fred raucht.
Der Satz soll generisch im Sinne von Fred ist ein Raucher (englisch: Fred
smokes) verstanden werden. Ich gehe davon aus, dass die generische Verbal-
phrase raucht und die Kopula-Prädikativ Konstruktion ist ein Raucher be-
deutungsidentisch sind. Was sind die Wahrheitsbedingungen von (12)? Wie
1.4. PRÄDIKATSGENERIZITÄT 14
oft muss Fred eine Zigarette rauchen, damit wir ihn als Raucher bezeichnen
würden? Einmal? Zehnmal? Jeden Tag einmal? Jeden Tag eine Schachtel?
Chierchia (1995) gibt die Wahrheitsbedingungen wie folgt an:
(13) e [C(f,
GEN e) ] [ SMOKE(f, e) ]
Quantor Restriktor Nuklearer Skopus
ist, dann hat das nichts damit zu tun, dass Fred eventuell manchmal keine Lust
hat zu rauchen oder dass er, wenn er schläft, nicht rauchen kann. Vielmehr hat
es was mit den subjektiven Kriterien des Sprechers zu tun und diese können
von Sprecher zu Sprecher variieren. Man stelle sich zwei Mütter vor, die ihre
Söhne (die beide Fred heißen) zufällig beim Rauchen erwischen. Für die ei-
ne bricht möglicherweise eine Welt zusammen, weil sie auf der Basis von nur
einem Rauchen-Ereignis das generalisierende Urteil fällt, dass ihr Fred ein Rau-
cher ist. Die andere weiß, dass das fast jeder Jugendliche mal ausprobieren will.
Sie schließt aus der beobachteten Episode nicht, dass ihr Fred ein Raucher wäre.
Mit anderen Worten, die Schwierigkeit, die die Wahrheitsbedingungsseman-
tik mit generischen Prädikationen hat, liegt darin begründet, dass sie sprachliche
Bedeutungen in reale Bedingungen übersetzen will, dass aber die Bedeutungen
generischer Ausdrücke gerade Abstraktionen von konkreten realen Bedingun-
gen sind.
c. Two whales, namely the blue whale and the fin whale, were put
under protection.
d. This whale, namely the blue whale, is nearly extinct.
e. Every whale (from the pygmy whale to the blue whale) is protected
by law.
Für die Standardtheorie stellt diese Verteilung der Formen auf die Funktionen
die englische Variante eines übereinzelsprachlichen Prinzips dar; abhängig von
ihren jeweiligen grammatischen Regeln bilden andere Sprachen andere Muster.
Worin dieses Prinzip besteht beschreibt Krifka (2001) wie folgt. Man beachte,
dass auch hier wieder, wie im Bereich der Prädikatsgenerizität, die nichtgeneri-
sche Verwendung eines Ausdrucks als primär (“basically”) angesehen wird:
[T]ypically, natural languages use expressions that basically apply to
specimens of a kind (common nouns, also called appellativa) also to
refer to the kind itself. [. . . ] Also, natural languages use expressions
that basically apply to specimens of a kind to refer to subkinds. This
re-use of common nouns appears to be widespread in human languages.
But the specific ways how languages make use of common nouns to re-
fer to kinds (or subkinds) depend on general features of their grammar,
and can vary considerably. (Krifka 2001:1-2)
Ein zum Zwecke der Artreferenz benutztes Nomen ist nach Krifka’s Mei-
nung also so was wie ein recyceltes Nomen: eigentlich dem Zweck der Ob-
jektreferenz dienend, können Nomen, wenn sie schon mal da sind, auch als
Mittel zur Artreferenz “wiederbenutzt” (re-use) werden. Natürlich sind es nicht
Nomen, sondern Nominalphrasen, die als referierende Ausdr ücke benutzt wer-
den. Nominalphrasen zeichnen sich durch eine mehr oder weniger komplexe
morphosyntaktische Struktur aus, welche durch die grammatischen Regeln ei-
ner gegebenen Sprache bestimmt ist. Nach Krifka’s Vorstellung ist es nun so,
dass sich die grammatische Form einer Nominalphrase, d.h. die morphosyntak-
tischen Markierungen, die ein Nomen “begleiten”, zu ihrem eigentlichen Zweck
der Objektreferenz herausgebildet haben. Dieser Umstand, dass die Form ei-
ner Nominalphrase einerseits an den Bedingungen der Objektdenotation aus-
gerichtet ist, andererseits jedoch – quasi zweckentfremdet – auch artbezogen
verwendet werden kann, führt dazu, dass sich bestimmte morphosyntaktische
NP-Typen mit bestimmten artreferentiellen Funktionen nicht vertragen. So ist
z.B. die Referenz auf die Art ‘Neandertaler’ mittels der indefiniten NP ein Ne-
andertaler ausgeschlossen und es muss auf eine andere Interpretation, n ämlich
auf die taxonomische Interpretation, ausgewichen werden. Um auf die Art ‘Ne-
andertaler’ zu referieren bleiben nur die definite Singular-NP der Neandertaler
und die Bare Plural-NP Neandertaler.
1.6. NOMINALE GENERIZIT ÄT II: DER 2-DOMÄNEN ANSATZ 18
In jüngerer Zeit wurden vereinzelt Zweifel an diesem Bild laut. Speziell Zampa-
relli (1998) und Dayal (2004) treten für eine “Emanzipierung” der Artdomäne
ein. Ihre Idee ist, dass Nomen grunds ätzlich entweder Mengen von Objekten
oder Mengen von Arten denotieren können. Objektbezug wird nicht länger als
primär betrachtet. Stattdessen stehen die Artdomäne und die Objektdomäne
gleichberechtigt als mögliche semantische Bezugsdomänen für ein Nomen be-
reit. Der Vorteil dieser Sichtweise ist, dass so eine einheitliche semantische Ana-
lyse des definiten Artikels im Englischen möglich wird. Die Standardtheorie ist
gezwungen, eine “normale”, objektbezogene Verwendung des definiten Artikels
von einer “besonderen”, artbezogenen Verwendung zu unterscheiden. Neben
dem normalen definiten Artikel, dessen Bedeutung darin besteht, eine Menge
von Objekten auf ein Element dieser Menge, nämlich das maximale Element,
abzubilden, muss ein homomorpher generischer Artikel angenommen werden 6 .
In Zamparelli’s und Dayal’s System gibt es dagegen nur einen definiten Artikel,
dessen Bedeutung darin besteht, eine Menge von Entitäten – seien es Objek-
te oder Arten – auf ihr maximales Element abzubilden. Eine solche Analyse
setzt voraus, dass ein jedes Nomen das semantische Potential hat, entweder ei-
ne Menge von Objekten oder eine Menge von Arten zu charakterisieren.
Welche Artenmenge denotiert nun ein Nomen? Katz & Zamparelli (2005)
schlagen vor, von den folgenden zwei Annahmen auszugehen:
(i) Nouns can denote (more or less salient) sets of subkinds.
(ii) The set of subkinds includes the superkind.
Akzeptiert man diese Annahmen, dann kann die semantische Komposition
einer generisch verwendeten definiten Singular-NP so verstanden werden, dass
der definite Artikel die durch das Nomen charakterisierte Menge der Unterarten
(die ja die Superart enthält) auf ihr maximales Element, die Superart, abbildet.
Im Ergebnis steht eine definite Nominalphrase, die sich im Einklang mit den
Tatsachen auf die Art-an-sich bezieht:
(18) a. [[tiger]] = {‘tiger’, ‘Caspian tiger’, ‘Sumatra tiger’, ‘Bengali tiger’,
‘Amur tiger’, . . . }
b. [[the tiger]] = ‘tiger’
Diese Analyse erfasst die artreferierenden Verwendungen der Nominalphrase
the tiger in Beispielen wie den folgenden:
6
Einer unter Syntaktikern verbreiteten Meinung nach verfügt der generische defini-
te Artikel über keine eigene lexikalische Bedeutung, sondern fungiert als syntaktisches
Explitivum (vgl. Vergnaud & Zubizarreta 1992; Longobardi 1994).
1.6. NOMINALE GENERIZIT ÄT II: DER 2-DOMÄNEN ANSATZ 19
2.1 Überblick
Was bedeutet es für eine Art zu existieren? Diese Frage ist keine genuin lin-
guistische Frage mehr. Ihre Beantwortung hat jedoch Konsequenzen f ür die Be-
wertung jeder artbasierten Theorie, die sich zum Ziel setzt, semantische Kon-
traste wie in (1) und (2) zu erklären. Deshalb ist es zweckmäßig, wenn ich an
dieser Stelle zumindest kurz darstelle, welchen Art- bzw. Objektbegriff ich mei-
ner Arbeit zugrunde lege.
2.3. KATEGORISIERUNG UND INDIVIDUIERUNG 24
Eine Reihe von psychologischen Studien deutet darauf hin, dass es mindestens
eine Art gibt, die bereits zu einem sehr frühen Entwicklungsstadium eines Men-
schen, im Alter von zwei Monaten, zu seinem kognitiven Rüstzeug gehört3: die
Art ‘Objekt’ (vgl. Carey 1995:127). Es ist die Verfügbarkeit dieser Art, die es
dem Kind ermöglicht, im Fluss der Sinneseindrücke, dem es ausgesetzt ist, Ob-
jekte zu erkennen4. Ein Objekt zu erkennen bedeutet demnach, eine Erschei-
nung als Instanz der Art ‘Objekt’ zu kategorisieren. Das Objektkonzept (=die
Art ‘Objekt’) beinhaltet Wissen über mögliche Objekte. So “weiß” das Kind,
dass die Bewegung eines Objekts entlang eines raumzeitlich kontinuierlichen
Pfades verlaufen muss und dass niemals zwei Objekte gleichzeitig denselben
Raum okkupieren können (Spelke 1990, Spelke et al. 1992)5.
Der Mensch ist demnach zumindest von einem sehr frühen Zeitpunkt sei-
nes Lebens an in der Lage, in der Welt existierende Objekte zu erkennen. Auf
der Basis dieser Fähigkeit lernt er im Laufe der Zeit, die Existenz eines Ob-
jekts durch Raum und Zeit zu verfolgen, d.h. es zu individuieren. Anhaltspunkte
3 Spelke, Carey u.a. vermuten, dass ein solches Objektkonzept angeboren ist. Da der
gegenwärtige Forschungsstand diesen Schluss jedoch nicht erzwingt – es könnte auch
sein, dass das Kind die Art ‘Objekt’ in Interaktion mit seiner Umwelt im Laufe der
ersten zwei Lebensmonate oder gar noch im Mutterleib erlernt (Spelke et al. 1992:627)
–, habe ich hier die schwächere Formulierung gewählt. Linguistisch relevant ist ohnehin
nur die Tatsache, dass die Fähigkeit zur Objekterkennung bereits vorhanden ist noch
bevor die Sprachkompetenz ihren merklichen Ausdruck findet.
4 Ich spreche so, als existierten Objekte in der Welt unabhängig vom menschlichen
Betrachter. Ob das wirklich der Fall ist, darüber mögen die Philosophen diskutieren.
Mein Punkt ist, dass weite Bereiche semantischer Strukturen auf eine Commonsense
Ontologie (vgl. Dölling 1993, Bach 1986) zurückzuführen sind, die die autonome Exi-
stenz von Objekten beinhaltet.
5
Genauer gesagt handelt es sich bei dieser vorab verfügbaren Art um die Art ‘phy-
sikalisches Objekt’ (Xu 1997). Diese Art ist Voraussetzung für die Herausbildung von
basic-level Kategorien. Dazu mehr in Abschnitt 6.
2.4. ARTBASIERTE OBJEKTINDIVIDUIERUNG 27
mentstyp6:
1. Man präsentiert dem Probanden auf einer Bühne zwei Objekte
2. Man stellt einen Schirm auf, der dem Probanden den Blick auf die Objekte
versperrt
3. Auf der vom Probanden aus gesehen linken Seite zeigt sich ein Objekt und
verschwindet wieder hinter dem Schirm
4. Auf der vom Probanden aus gesehen rechten Seite zeigt sich ein Objekt und
verschwindet wieder hinter dem Schirm
5. Die Schritte 3 und 4 wiederholen sich mehrfach
6. Der Schirm wird entfernt
7. 1. Auf der Bühne befindet sich ein Objekt
7. 2. Auf der Bühne befinden sich zwei Objekte
Abbildung 1 illustriert die Schritte 3 bis 4 in zeitlicher Abfolge von oben
nach unten.
•←
→•
Ergebnis 7.1., das Vorfinden von nur einem Objekt, wäre aus Sicht eines Er-
wachsenen eine Überraschung. Ergebnis 7.2., das Vorfinden von zwei Objekten,
wäre dagegen aus Sicht eines Erwachsenen zu erwarten. Daraus, dass das zehn
Monate alte Kind dem Ergebnis 7.1. wesentlich mehr Aufmerksamkeit widmet
(es länger betrachtet) als dem Ergebnis 7.2., kann geschlossen werden, dass sich
seine Erwartungen nach Ablauf der Schritte 1 bis 6 mit denen des Erwachsenen
decken. Offenbar macht es sich dieselben Informationen zu nutze:
6 Für Details zu den einzelnen Experimenten, vgl. Xu 2005; Xu, Carey & Quint
2004).
2.4. ARTBASIERTE OBJEKTINDIVIDUIERUNG 29
Doch selbst als z.B. links ein kleiner buntgefleckter Ball erschien und rechts ein
großer rot glitzernder Ball, zeigten die Kinder keine Anzeichen dafür, dass sie
überrascht gewesen wären, als sie nach dem Entfernen des Schirms nur einen
großen rot glitzernden Ball vorfanden. Genausowenig dann, als links eine Ba-
byschnabeltasse mit Deckel und zwei Henkeln und rechts eine gleichgroße und
gleichfarbige normale Tasse ohne Deckel mit nur einem Henkel erschien.
Bei einem bestimmten Experiment jedoch zeigten 12 Monate alte Kinder
plötzlich erhöhte Aufmerksamkeit, als sie nach dem Entfernen des Schirms auf
der Bühne nur ein Objekt erblicken konnten. Dies geschah z.B., als es sich bei
dem links erscheinenden Objekt um einen Ball und bei dem rechts erscheinen-
den Objekt um eine Tasse handelte, obwohl die Tasse und der Ball in etwa die-
selbe Größe und dieselbe Farbe hatten7 .
Xu, Carey & Quint interpretieren dieses Verhalten dahingehend, dass 12 Mo-
nate alte Kinder ohne Zugriff auf raumzeitliche Evidenz dann auf die Existenz
von zwei verschiedenen Objekten schließen, wenn die Gestaltunterschiede der
wahrgenommenen Objekterscheinungen so sind, dass ein Erwachsener sie in
unterschiedliche basic-level Kategorien einordnen würde:
[T]hey only succeeded in establishing a representation of two distinct
objects when the shape differences were (what for adults) cross-basic-
level-kind differences and failed to do so when the shape differences
were (what for adults) within-basic-kind-level differences. (Xu, Carey
& Quint 2004:180)
In einer älteren Studie hatten Xu & Carey (1996) nachgewiesen, dass 10 Mo-
nate alte Kinder für Artunterschiede nicht sensitiv sind: sie schenken dem Er-
gebnis 6.1. auch dann keine erhöhte Aufmerksamkeit, wenn links und rechts des
Schirms zwei so verschiedene Objekte wie z.B. eine Gummiente und ein Ball
erscheinen. Die Forscherinnen schließen aus all diesen Beobachtungen, dass
Kinder im Alter von ca. 12 Monaten beginnen, basic-level Arten mental zu re-
präsentieren (Xu, Carey & Quint 2004:180). Xu fasst ihr Bild der fr ühkindlichen
kognitiven Entwicklung des Menschen insgesamt wie folgt zusammen:
On the one hand, I am sympathic to the view that human infants are
born with a mechanism – the object based attention system – that carves
up the world into distinct units. On the other hand, I also suggest that
infants’ worldview undergoes fundamental changes: They begin with
a world populated with objects and substances. By the end of the first
year of life, they begin to conceptualize a world populated with sortal
7
“The cup was 8 cm tall and 9 cm at its widest; the ball was 8,5 cm in diameter. The
cup was a sippy cup with two handles. Both the cup and the ball were painted with pink
and yellow stripes” (Xu, Carey & Quint 2004:176)
2.5. SPRACHLICHER INPUT ALS AUSLÖSER? 31
kinds (and perhaps substance kinds as well). In this new world, objects
are thought of not as “qua object” but rather “qua dog” or “qua table”.
(Xu 2005:33)
dienten den Kindern als Hinweis darauf, es mit zwei verschiedenen Objekten
zu tun zu haben. Es zeigte sich also, dass bereits 9 Monate alte Kinder in der
Lage sind, zwei artverschiedene Objekte zu individuieren, sofern sie bei der
Präsentation der Objekte nur verschiedene sprachliche Zeichen hören8.
Aus den Ergebnissen dieser (u.a.) Experimente leitet Xu ihre These ab, wo-
nach sprachliche Referenzakte bei der Herausbildung von Artrepräsentationen
eine ursächliche Rolle spielen. Wie kann man sich das vorstellen? Ich versuche
hier eine ganz einfache Skizze, die, gemessen an kognitionspsychologischen
Maßstäben, natürlich viel zu einfach formuliert ist und viele Fragen offen lässt:
Über das Wissen um die Art ‘Objekt’ verfügt das Kind von Anfang oder zu-
mindest fast von Anfang seines Lebens an. Dies erm öglicht es ihm, Objekte in
seiner Umwelt zu erkennen. Das Wissen um spezifischere Arten (basic-level ca-
tegories, vgl. Rosch et al. 1976) erwirbt das Kind dadurch, dass es feststellt, dass
die Objekte, die es erlebt, häufig von Wörtern, die es hört, begleitet werden. Im
Laufe der Zeit sammelt das Kind gleichsam Paare von gleichzeitig wahrgenom-
menen Objekt- und Wortgestalten. Dabei bemerkt es, dass die Objektgestalten
mit den Wortgestalten nicht willkürlich korreliert sind. Es vergleicht die unter
einer bestimmten Wortgestalt akkumulierte Serie von Objektperzepten mit der
unter einer anderen Wortgestalt akkumulierten Serie und stellt fest, dass die ein-
zelnen Serien nicht nur durch die gemeinsame Wortgestalt zusammengehalten
werden. Vielmehr weisen die Objekterscheinungen in einer Serie untereinander
auch eine gewisse Ähnlichkeit hinsichtlich ihrer Gestalt auf9. So weisen, um
ein triviales Beispiel zu nehmen, alle zusammen mit dem Wort Ball registrierten
Objekte die Eigenschaft auf, (mehr oder weniger) rund zu sein, im Gegensatz
zu den zusammen mit dem Wort Ente registrierten Objekten, die nicht rund,
sondern eben “entenförmig” sind.
Sobald das Kind erkennt, dass die unter einem Wort versammelten Objek-
terscheinungen einander perzeptuell ähnlich sind (relativ zu den unter einem
anderen Wort versammelten Objekterscheinungen), wird die so identifizierte
Ähnlichkeit zum Maßstab für eigene Kategorisierungen. Das Kind entwickelt
die Erwartung, dass das betreffende Wort nur in Verbindung mit einem Ob-
jekt fällt, dessen Gestalt in Hinblick auf seine Eigenschaften den Eigenschaften
der bereits unter dem Wort akkumulierten Objektperzepte “ähnlich genug” ist.
8 Begleiten verschiedene nichtsprachliche akustische Signale die Objekterscheinun-
gen, so stellt sich der Effekt nicht ein. Weder wenn es sich um zwei Geräusche handelt
(z.B. “Look, [Tatütata]” versus “Look, [Klingelgeräusch]”), noch wenn es sich um zwei
emotionale Artikulationen handelt (z.B. [positiv:] “Ah!” versus [negativ:] “Ewy!”), vgl.
Xu 2005:26.
9 “Ähnlichkeit” zwischen den Objekten unter einem Begriff kann als relative “Nähe
im konzeptuellen Raum” beschrieben werden (vgl. Gärdenfors 2000).
2.6. ENTWICKLUNGSPHASEN 33
Das Kind hat also eine Hypothese über mögliche Objekte, die ein bestimmtes
Wort begleiten kann, gebildet. Häufig wird das Kind Erfahrungen machen, die
seine Hypothese bestätigen. Mitunter jedoch wird es mit Wort-Objekt-Paaren
konfrontiert werden, die eine mehr oder weniger starke Adjustierung seiner Hy-
pothese erzwingen. Anders gesagt: das Kind beobachtet, in Bezug auf welche
Objekte ein Wort tatsächlich verwendet worden ist und entwickelt auf der Basis
dieser Daten eine Theorie darüber, in Bezug auf welche Objekte das Wort po-
tentiell verwendet werden kann; es etabliert in Anbetracht einer Serie von z.B.
Balltoken die mentale Repräsentation (=das Konzept10 ) eines Balltyps.
2.6 Entwicklungsphasen
Was sich in den Experimenten zeigt ist gemäß der Interpretation von Xu und
Kollegen, dass das Kind in verschiedenen Stadien seiner Entwicklung über qua-
litativ unterschiedliches Wissen über seine Umwelt verfügt, speziell über den
Zusammenhang von Objektwelt und Sprache. Etwas über die Schlussfolgerun-
gen von Xu hinausgehend (vgl. Fussnote 11) spekuliere ich hier, dass es minde-
stens drei zu unterscheidende Entwicklungsphasen gibt, wobei jede Phase durch
einen anderen “Blick des Kindes” auf den Kontext, in dem ihm ein Objekt be-
gegnet, gekennzeichnet ist.
Bereits während der frühen, ersten Phase registriert das Kind Objekterschei-
nungen zusammen mit ihren jeweiligen “Begleiterscheinungen”, zu denen (man
könnte auch von der “Kulisse” sprechen) der Ort der Begegnung mit dem Ob-
jekt, andere in dem Moment existierende, aber weniger wichtige Objekte, be-
gleitendende Gerüche, Geräusche usw. und somit auch begleitende sprachliche
Lautereignisse gehören. Welche Elemente die Kulisse einer Objekterscheinung
ausmachen, das scheint dem Kind in seiner ersten Entwicklungsphase jedoch
noch keiner Regelhaftigkeit zu folgen.
Die zweite Phase beginnt, sobald das Kind eine ganz bestimmte Entdeckung
gemacht hat: während die übrigen Elemente der Kulisse von den wahrnehmba-
ren Eigenschaften einer Objekterscheinung offenbar unabhängig sind, scheint
die Form sprachlicher Lautereignisse, die das Erscheinen eines Objekts beglei-
ten, einer gewissen Regelhaftigkeit zu folgen. Bestimmte Wortgestalten ver-
nimmt das Kind signifikant häufig in Verbindung mit bestimmten Objektgestal-
ten – das kann kein Zufall sein! Das Kind generalisiert, dass es einen Zusam-
menhang zwischen Wortgestalten und Objektgestalten gibt. Diese statistische
Generalisierung markiert den Eintritt in die zweite Entwicklungsphase.
10 “A concept is the accumulated knowledge about a type of thing in the world” (Bar-
salou 2000)
2.6. ENTWICKLUNGSPHASEN 34
kommt: von der Raupe zum Schmetterling, von der Kaulquappe zum Frosch,
etc.). Wie lassen sich nun vor diesem Hintergrund die Ergebnisse der vorge-
stellten kognitionspsychologischen Experimente verstehen?
Sobald das Kind über basic-level Arten verfügt, wird es, wenn es nacheinan-
der mit zwei Erscheinungen konfrontiert wird, die die Kriterien zweier verschie-
dener Arten erfüllen, auf die Existenz von zwei Objekten schließen. Ein Objekt,
das alle Eigenschaften trägt, die z.B. einen Ball ausmachen, ehedem jedoch alle
Eigenschaften trug, die z.B. eine Tasse ausmachen, passt sozusagen nicht ins
Weltbild des Kindes und ruft Verwunderung hervor, die in den beschriebenen
Studien bei der Testgruppe der 12 Monate alten Kinder als längere Hinguck-
zeit messbar wird. Bevor das Kind jedoch Hypothesen über potentielle Tassen,
Bälle, Enten usw. gebildet hat, wird es sich über eine solche Metamorphose
nicht wundern, was das Verhalten der Testgruppe der 10 Monate alten Kinder
erklärt. Und obwohl sie noch über keine Artrepräsentationen verfügen, können
sich auch neun Monate alte Kinder angesichts von Metamorphosen von Art zu
Art verblüfft zeigen, nämlich dann, wenn – wie oben beschrieben – auf ver-
schiedene Objekterscheinungen bei der Präsentation mittels verschiedener No-
men referiert wird. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Kinder in diesem Fall
zwar die Bedeutung des Nomens (=die symbolisierte Art) noch nicht kennen,
wohl aber wissen, dass verschiedene Nomen für verschiedene Arten stehen11 .
wir sehen werden, nicht dabei. Mancher Satz drückt eine Relation zwischen ei-
ner Art und einem Objekt (4c) bzw. zwischen einem Objekt und einer Art aus
(4d).
(25) a. Die Kartoffel liegt auf dem Teller.
b. Die Kartoffel ist mit der Tomate verwandt.
c. Die Kartoffel stammt aus Südamerika.
d. Die Kartoffel da sieht aus wie ein Gesicht.
Kommen wir damit zu der in Abschnitt 2 aufgeworfenen Frage: was heißt es,
wenn behauptet wird, eine bestimmte Art existiere?
(26) Das Schnabeltier existiert.
Die naheliegende Anwort lautet: ein Satz wie (5) drückt die Proposition aus,
dass es in der Welt die Art ‘Schnabeltier’ gibt. Diese Antwort greift jedoch
zu kurz, denn es bleibt unklar, was in diesem Zusammenhang “in der Welt”
bedeuten soll. Wir hatten gesehen, dass die sprachlichen Strukturen zugrun-
deliegende Ontologie systematisch zweigeteilt ist, in eine reale, raumzeitliche
Objektdomäne und in eine abstrakte, konzeptuelle Artdomäne. Wenn man aber
zwischen einer Objektwelt und einer “Artwelt” unterscheiden muss, dann er-
laubt das Lokaladverbial in der Welt grundsätzlich mindestens die folgenden
drei Interpretationen: (i) in der Welt bezieht sich auf die Objektwelt, (ii) in der
Welt bezieht sich auf die Artwelt, (iii) in der Welt bezieht sich auf die Verei-
nigung der Objektwelt und der Artwelt. Möglichkeit (i) scheidet von vornher-
ein aus. Eine Art kann per definitionem nicht in der Objektdomäne existieren.
Möglichkeit (ii) erscheint auf den ersten Blick plausibel, birgt in sich jedoch ein
Problem, das sichtbar wird, sobald es zu negierten Existenzsätzen kommt:
(27) Das Schnabeltier existiert nicht.
Angenommen, (6) drückt im Einklang mit (ii) aus, dass in der Artdomäne kei-
ne Art ‘Schnabeltier’ existiert. Wenn (6) wahr ist, dann kann sich sein Subjekt
nicht auf die Art ‘Schnabeltier’ beziehen, denn die existiert ja nicht. Worauf aber
sonst? Was ist der Redegegenstand, wenn jemand (6) äußert? Mit Möglichkeit
(iii) ist genau dasselbe Problem verbunden: wie kann etwas zum Redegegen-
stand werden, das es nicht gibt?
Um letztere Frage in vernünftiger Weise zu beantworten, muss man die Be-
sonderheit des Existenzprädikats durchschauen. Um es vorwegzunehmen: Was
ein Satz wie (5) ausdrückt ist die Proposition, dass es in der Objektwelt In-
stanzen der Art ‘Schnabeltier’ gibt. Mein Vorschlag besteht also darin, dass
2.8. WIE ARTEN EXISTIEREN. . . 38
ten Individuum semantisch die Eigenschaft zu, Instanzen zu haben. Das Beson-
dere des Existenzprädikats besteht also darin, dass es eine Relation zwischen
Individuen verschiedener ontologischer Ebenen herstellt und genau dies l öst
dann auch das mit negierten Existenzsätzen verbundene Problem: Wer (6) äußert
macht die Eigenschaft-als-Individuum ‘Schnabeltier’ zum Redegegenstand und
behauptet die Nichtexistenz von Objekten in Raum und Zeit (“at some index”),
die diese Schnabeltier-Eigenschaft haben.
Was die Essenz ihres Vorschlags angeht gebe ich McNally recht. Man soll-
te allerdings doch besser davon ausgehen, dass das Existenzpr ädikat nicht
Eigenschaften-als-Individuen, sondern Arten selegiert. Das hat den Vorteil, dass
sich auf einfache Weise erklären lässt, warum die Sätze (8a) und (8b) im Ge-
gensatz zu (8c) inakzeptabel sind:
(29) a. *Rot existiert.
b. *Rauchen existiert.
c. Wale existieren.
Was Satz (6) also ausdrückt ist die Proposition, dass die Art ‘Schnabeltier’
keine Objektinstanzen hat. Wer diesen Satz äußert macht die Art ‘Schnabeltier’
zum Redegegenstand und behauptet die Nichtexistenz von Objekten in Raum
und Zeit, die diese Art instantiieren. Mit Satz (5) demgegenüber wird behauptet,
dass es in der realen Objektwelt Entitäten gibt, die eine Entität der abstrakten
“Artwelt”, nämlich das sortale Konzept ‘Schnabeltier’, instantiieren.
2.8. WIE ARTEN EXISTIEREN. . . 40
Kapitel 3
3.1 Überblick
Carlson (1977) hat auf die Tatsache aufmerksam gemacht, dass es f ür eine
adäquate Beschreibung des referenzsemantischen Verhaltens von sprachlichen
Ausdrücken wie aussterben, weitverbreitet sein, selten sein, zahlreich sein etc.
unverzichtbar ist, eine Artdomäne in die Ontologie aufzunehmen. Ich werde
Carlson in der Annahme folgen, dass Arten ontologische Primitiva darstellen.
Neben einer Objektdomäne existiert in der Ontologie also eine Artdomäne1 .
Zamparelli (1998) und Dayal (2004) teilen diese Ansicht und schlagen vor,
dass jedes Englische Gattungsnomen (common noun) systematisch ambig ist.
Es kann seinen Referenzbereich entweder innerhalb der Domäne der Objekte
oder innerhalb der Domäne der Arten bestimmen. Betrachten wir genauer, wie
sich das Denotat eines Gattungsnomens in den jeweiligen Fällen bestimmt.
Für Objektreferenz wurde argumentiert (Chierchia 1998), dass Referenten
von Singular-NPn singuläre Individuen sein müssen, während Pluralnomen ihr
Denotat innerhalb der Menge der pluralischen Individuen bestimmen. Seien f,
b und s die drei (Hunde-) Objekte Fido, Barky und Spotty. Das Singularnomen
Hund bestimmt relativ zu diesem übersichtlichen Universum sein Denotat im
Bereich der Singularitäten (Atome), im folgenden Schema durch die Zeile 1
repräsentiert:
3. {f,b,s} ...
1. f b s ...
> T _@@
}}} @@
}} @@
}} @
> WO `@@ H
~~~ @@
~~ @@
~ @@
~~
F S B
4. {F,B,S,W} ...
1. F B S W ...
auf der Annahme, dass jede Art die Existenz einer sie realisierenden Instanz enthält:
∀x[KIND(x)→∃y[OBJECT(y)&R(y,x)]] (nach Gatt 2004:207). Gültig ist jedoch nur die
umgekehrte Implikation (vgl. Dölling 1995:79): ∀x[OBJECT(x)→∃y[KIND(y)&R(x,y)]].
Dass Arten ohne Instanzen vorkommen können ist durch die Wahrheit von Sätzen wie
z.B. Quadratische Kreise existieren nicht leicht zu belegen.
3.3. ARTEN ALS TAXONOMISCHE KATEGORIEN 47
VOGEL
FLAMINGO SCHWAN
[FARBE : rosa] [FARBE : weiss]
(35) a. [[Hund]] = H ∈ Dk
b. [[Hund]] = λ X ∈ Dk . HUND(X)
Fassen wir zusammen: Bedingt dadurch, dass Arten in taxonomischen Hier-
archien organisiert sind, besitzen nominale Ausdrücke, die sich auf die Art-
domäne beziehen, eine hybride lexikalisch-semantische Natur. Einerseits ist ein
Artausdruck der Name einer Art (10a), andererseits charakterisiert er eine Men-
ge von Arten, nämlich die Menge aller Subarten der beim Namen genannten Art
plus die beim Namen genannte Art selbst (10b).
Angenommen, ein Englisches oder Deutsches Gattungsnomen ist f ür sich ge-
nommen ein Prädikat9 und charakterisiert als solches eine Menge von Indivi-
duen, entweder Artindividuen oder Objektindividuen. Maßgabe dafür, welche
Individuen durch das Prädikat charakterisiert werden und welche nicht, ist der
deskriptive Gehalt, mit dem das Nomen assoziiert ist, auch “Deskription”, “le-
xikalischer Gehalt”, “Konzept” oder einfach “Beschreibung” genannt:
Wenn Sie nun die Bedeutung des Wortes Hund erklären sollten, würden
Sie wahrscheinlich antworten, dass Hunde eine bestimmte Art von mit-
telgroßen Tieren sind, mit vier Beinen und einem Schwanz, dass sie
meistens als Haustiere gehalten werden, dass sie bellen, beißen können
usw. Mit anderen Worten: Sie würden wahrscheinlich eine allgemeine
Beschreibung von Hunden geben. Das ist eine durchaus angemessene
Antwort: man kann die allgemeine Beschreibung eines Hundes als Er-
klärung der Bedeutung des Wortes Hund ansehen. Im wesentlichen ist
die Bedeutung eines Inhaltswortes eine Beschreibung der Art von En-
titäten, auf die man mit dem Wort referieren kann. (Löbner 2003:24;
eigene Hervorhebung)
Halten wir soweit fest, dass jedes Nomen mit einer Beschreibung einer Art
assoziiert ist. Diese Artbeschreibung trifft auf manche Entitäten zu, auf andere
nicht. Die Entität, auf die die Beschreibung zutrifft, sind die potentiellen Re-
ferenten einer Nominalphrase, die auf der Basis des betreffenden Nomens ge-
bildet werden kann. Häufig spricht man davon, dass die Entitäten, auf die die
9 Ob primär oder abgeleitet, das sei an dieser Stelle offen gelassen. So sind Gat-
tungsnomen z.B. für Dölling (1992) primär Namen von Arten, also Terme, von denen
Prädikate erst noch abgeleitet werden müssen. Chierchia (1998) stellt sich vor, dass ver-
schiedene Sprachen dahingehend variieren, ob ihre Nomen primär Argumente (Terme)
oder Prädikate sind.
3.4. ARTEN UND KONZEPTE 49
beschreibt
−−−−−−→
Konzept ←−−−−− Art/Kategorie
reifiziert
kann genauso wie die Bedeutung eines Adjektivs als “Muster” aufgefasst wer-
den, mittels dessen man bestimmt, ob ein gegebenes Individuum ein Hund ist
oder ob ein gegebenes Individuum geht. Tatsächlich scheint nichts dagegen zu
sprechen, Adjektive, Nomen und Verben semantisch über einen Kamm zu sche-
ren. Die Bedeutung eines Adjektivs, Nomens oder Verbs ist stets (eine Funktion
von Welten in) eine Funktion von Individuen in Wahrheitswerte12 . Typentheo-
retisch gesprochen heißt das, dass Adjektive, (nicht-relationale) Nomen und (in-
transitive) Verben vom semantischen Typ <e,t> (extensional) bzw. <s<e,t>>
(intensional) sind13.
Die beschriebene Konsequenz bleibt nicht ohne Folgen, denn die formalse-
mantische Strategie, Eigenschaften als Funktionen zu modellieren, wird mit ei-
nem sehr fundamentalen Problem konfrontiert, für das Chierchia (1984) und in
der Folge Chierchia und Turner (1988) eine Lösung entwickeln. Ich rekapitu-
liere das Problem hier in aller Kürze mit eigenen Beispielen:
(36) a. Die Bank von England ist sicher.
b. Sicher ist sicher.
Das grammatische Subjekt von (7a) denotiert ein Objektindividuum und ist
somit ein Ausdruck des semantischen Typs <e>. Das grammatische Prädikat
von (7a) denotiert eine Eigenschaft und ist dementsprechend vom semantischen
Typ <e,t>. Unter diesen Annahmen kann das Subjekt die Argumentstelle des
Prädikats saturieren und im Ergebnis steht die Bedeutung des Satzes als Propo-
sition, semantischer Typ <t>. Aber mit was für einem semantischen Typen hat
man es dann bei dem grammatischen Subjekt von (7b) zu tun? Das grammati-
sche Subjekt von (7b) und die grammatischen Prädikate von (7a) und (7b) wer-
den durch denselben Ausdruck gestellt. Nichtsdestoweniger k önnen sie nicht al-
le vom selben semantischen Typ sein. Wenn das Subjekt und das Prädikat in (7b)
beide vom Typ <e,t> wären, dann würde die semantische Komposition nicht
funktionieren. Will man an der Typisierung des grammatischen Prädikats in (7b)
als <e,t> festhalten, dann müsste das Subjekt entweder <e> oder <<e,t>,t>
sein. Will man das Subjekt in (7b) wie das grammatische Prädikat in (7a) als
Ausdruck des Typs <e,t> behandeln, so m üsste das grammatische Prädikat in
(7b) vom semantischen Typ <<e,t>,t> sein. Wie könnte eine Lösung ausse-
hen?
Chierchia und Turner schlagen das einzig Vernünftige vor, nämlich dass das
Subjekt in (7b) vom semantischen Typ <e> ist. Ihre Idee besteht darin, die on-
tologische Domäne der Objektindividuen zu partitionieren. Eine Sorte von Indi-
12 Die Darstellung abstrahiert hier natürlich von mehrstelligen Prädikaten wie relatio-
nalen Nomen, transitiven Verben, etc.; ebenso von referentiellen Situationsargumenten.
13 “e” steht für Individuen, “s” für Welten und “t” für Wahrheitswerte.
3.5. ARTEN UND EIGENSCHAFTEN 52
viduen bilden kanonische Objekte, wozu zum Beispiel der Referent des Subjek-
tausdrucks von (7a) gehört. Eine andere Sorte von Individuen bilden sogenann-
te “Nominalisierte Funktionen”. Der Name ist Programm: Eine nominalisierte
Funktion wird als ein Abbild (image) einer Funktion, also einer Instanz des
Bedeutungstyps <e,t>, aufgefasst. Ein Beispiel f ür ein Individuum der Sorte
Nominalisierte Funktion ist der Referent des Subjektausdrucks von (7b). Die
Idee ist, dass jede Funktion ein Abbild in der Individuendomäne hat. Jeder
Eigenschaft-als-Funktion entspricht also eine Eigenschaft-als-Individuum.
Die Klasse der Ausdrücke des semantischen Typs <e> umfasst folglich (mit
“o” als Index für Objekte und “nf” für Nominalisierte Funktionen) Ausdrücke
des Typs <eo > und Ausdrücke des Typs <enf >. Formal werden zwei Opera-
toren definiert, um zwischen den beiden Eigenschaftsformaten zu vermitteln.
Der Operator “∩”, der Eigenschaften-als-Funktionen auf Eigenschaften-als-
Individuen abbildet, wurde (leider) Nominalisierer (oder down-Operator) ge-
tauft. Sein Pendant “∪ ” heisst entsprechend Prädikativierer (oder up-Operator)
und überführt Eigenschaften-als-Individuen in Eigenschaften-als-Funktionen:
∩
−−−−→
Eigenschaft-als-Funktion ←−−−− Eigenschaft-als-Individuum
∪
Fassen wir zusammen: Satz (7b) stellt prima facie ein Problem für die
(dem Kompositionalitätsprinzip geschuldete) Annahme dar, wonach ein und
derselbe Ausdruck in verschiedenen Aktualisierungen denselben Bedeutungs-
typ in die semantische Komposition einbringen muss. Wenn Eigenschaften-als-
Funktionen jedoch systematisch mit Eigenschaften-als-Individuen (=Nominali-
sierten Funktionen) korreliert sind, dann verflüchtigt sich das Problem. In der
Extension des Prädikats sicher befinden sich nicht nur Objekte wie die Bank von
England, sondern auch Nominalisierte Funktionen wie die Eigenschaft ‘sicher’.
Da im Rahmen der formalen Semantik nicht nur adjektivische Bedeutungen,
sondern auch verbale und nominale Bedeutungen als Eigenschaften aufgefasst
werden, eignet sich Chierchia und Turner’s Vorschlag automatisch auch f ür eine
semantische Analyse der folgenden Subjektausdrücke:
(37) a. Atomkraftwerke sind sicher.
b. Fliegen ist sicher.
Man betrachte zunächst Beispiel (8b). Wenn ein Verb wie flieg- ein Prädikat
(semantischer Typ <e,t>) ist, so kann es via ∩ in einen Term (semantischer Typ
<e>) überführt werden. Dieser denotiert dann die Eigenschaft-als-Individuum
3.6. CHIERCHIA’S (1998) ARTBEGRIFF 53
Eigenschaft
atomische Objekte befinden. Wenn ein Singularnomen in einer Welt mehr als
ein Element charakterisiert, wie etwa Hund relativ zur Welt von Abbildung 1,
dann gibt es kein uniques maximales Individuum und der down-Operator ist
nicht definiert; diese Ausdrücke können folglich nicht als Artterme fungieren.
Wenn ein Singularnomen in einer Welt genau ein (atomisches) Element charak-
terisiert, wie zum Beispiel Himmel relativ zu unserer aktualen Welt, dann gibt
es zwar ein einziges maximales Element, dennoch eignet sich Himmel nicht als
Artterm, weil Arten - per Stipulation - eben nicht mit genau einem Objekt korre-
spondieren dürfen. Auf diese Weise wird in Chierchia’s System dafür Rechnung
getragen, dass bare singulars (im Englischen) keine Artterme sein k önnen.
Krifka (2004) weist diesbezüglich auf das Problem hin, dass eine adäquate
Theorie auch Terme für Arten ohne Instanzen (z.B. ausgestorbene Arten) be-
reithalten muss. In Chierchia’s System ist nicht klar, wieso mit Einermengen
assoziierte Arten ausgeschlossen sind, mit leeren Mengen assoziierte Arten aber
wieder akzeptabel sein sollen.
Fassen wir zusammen: Weil Prädikate wie selten, weitverbreitet, ausgestor-
ben etc. die Aufnahme von Artindividuen in die Ontologie nötig machen, stellt
sich die Frage nach der Natur von Arten. Schnell wird klar, dass der Artbegriff
sehr eng an den Begriff des Konzepts gekoppelt ist. Chierchia (1998) modelliert
Arten direkt als Konzepte15 (man beachte, dass Chierchia den Begriff “Indivi-
duum” im Sinne von Objektindividuum benutzt):
[W]e can model kinds as individual concepts of a certain sort: functions
from worlds (or situations) into pluralities, the sum of all instances of
the kind. (Chierchia 1998:349)
Unabhängig von allen technischen Details unterscheidet sich Chierchia’s Art-
konzeption in einem wesentlichen Punkt von dem Artbegriff, von dem ich in
dieser Arbeit ausgehe. Für Chierchia sind Artterme und Eigennamen vom sel-
ben semantischen Format, d.h. vom selben semantischen Typ (nämlich <s,e>).
Der Unterschied besteht lediglich darin, dass eine Art typischerweise diskon-
tinuierlich im Raum verteilt ist, während der Träger eines Eigennamens ty-
pischerweise ein räumliches Kontinuum darstellt. Sowohl für Arten als auch
für Objektindividuen gilt, dass sie (intensionalisierte) räumlich lokalisierte En-
titäten sind. In dem System, von dem ich ausgehe, ist es aber gerade entschei-
dend, dass sich Arten und Objekte hinsichtlich des Kriteriums der raumzeitli-
chen Lokalisiertheit unterscheiden (vgl. Kapitel 4). Während Objekte raumzeit-
lokalisiert sind, sind Arten eben nicht in Raum und Zeit lokalisierte Entitäten.
15
...wobei “Konzept” hier nicht mentalistisch, sondern mathematisch zu verstehen ist
(s. Löbner 2003:355). Vergleiche in diesem Zusammenhang de Swart (1998): “[A] con-
cept [. . . ] is a function from possible worlds to individuals” (de Swart 1998:213)
3.7. LEXIKALISCHE UND FORMALE SEMANTIK 57
Für mich unterscheiden sich Arten und Objekte dahingehend, ob sie raumzeit-
lich lokalisiert sind. Für Chierchia dahingehend, wie sie raumzeitlich lokalisiert
sind16.
Die Position, Arten als sortale Konzepte anzusehen, für die ich im Kapitel 2
kognitionspsychologische Argumente angeführt hatte, wurde im vorliegenden
Kapitel aus semantischer Sicht diskutiert. Arten stehen als ontologische Basis-
kategorien als potentielle Referenten sprachlicher Ausdrücke zur Verfügung. Es
wurde dafür argumentiert, diese Kategorien der taxonomischen Artdomäne als
reifizierte Konzepte (Typen) aufzufassen. Zum Abschluss des Kapitels möchte
ich noch einmal die Rolle von Arten als “Brückenköpfe” zwischen dem kon-
zeptuellen System und dem grammatischen System herausstellen.
Für einen formalen Semantiker ist die Bedeutung eines Inhaltsworts, z.B. des
Nomens Hund, eine Funktion, die eine Menge von Entitäten relativ zu einer
Situation charakterisiert. Aus Sicht eines lexikalischen Semantikers ist die Be-
deutung eines Inhaltsworts ein mentales Muster (Konzept), von dem Gebrauch
gemacht werden kann, um Entitäten relativ zu Situationen zu charakterisieren.
Als referentielle Theorie ist die formale Semantik an der internen Struktur von
Konzepten nicht interessiert. Für einen formalen Semantiker ist dies keine lin-
guistische Frage, sondern eine psychologische. Ein lexikalischer Semantiker
würde dem widersprechen und sagen, dass, sobald sich ein Konzept in einer
Sprache als Symbol niederschlägt, es die Aufgabe des Linguisten ist, die Natur
dieses Konzepts zu ergründen.
Nun ist es wie diskutiert so, dass Sprecher sich sprachlich nicht nur auf rea-
le, raumzeitliche Entitäten (Objekte) beziehen, sondern ebenso auf abstrakte,
konzeptuelle Entitäten (Arten). Was folgt daraus für die formale Semantik und
für die lexikalische Semantik? Aus formalsemantischer Sicht entspricht die Be-
deutung des artbezogen verwendeten Nomens Hund einer Funktion, die eine
Menge von Arten charakterisiert. Aus lexikalisch-semantischer Sicht sind No-
men Symbole für Arten. Sind diese zwei Ansätze kompatibel? Natürlich sind
sie das. Worin sich die Positionen unterscheiden ist lediglich der jeweilige Un-
tersuchungsgegenstand.
Um das zu sehen nehmen wir die Perspektive eines allgemeinen Naturwissen-
schaftlers ein. Für ihn ist all das Gegenstand der Forschung, was in der Natur
16 Auch für Longobardi unterscheiden sich Arten und Objekte nur dahingehend, wie
sie in einem Raumzeitausschnitt (in einer Situation) jeweils vorkommen: Arten werden
wie bei Chierchia als Mengen einander ähnlicher Objekte aufgefasst: “maximal sets of
entities sharing some properties across all possible worlds” (Longobardi 2005:12).
3.7. LEXIKALISCHE UND FORMALE SEMANTIK 58
existiert. Das beinhaltet, neben vielen anderen Dingen, Menschen, die mitein-
ander und mit ihrer Umwelt interagieren. Bei genauerer Betrachtung stellt sich
heraus, dass Menschen über gewisse kognitive Fähigkeiten verfügen, die ein er-
folgreiches Navigieren in der Welt erst ermöglichen. Dazu gehört nicht zuletzt
die Fähigkeit Objekte zu individuieren. Voraussetzung für Objektindividuierung
ist das Vorhandensein eines Systems von Arten, mit dem sich die reale Objekt-
welt sortieren lässt17. Dieses mental repräsentierte konzeptuelle System18 unter-
scheidet sich mehr oder weniger von Mensch zu Mensch. Wenn unser Naturwis-
senschaftler sich diesen kognitiven Fähigkeiten widmet, ist er ein Psychologe.
Weiter zeigt sich, dass sich, wenn Menschen über sehr lange Zeiträume hinweg
miteinander interagieren, verschiedenste Kommunikationsformen entwickeln.
Darunter eine sehr effektive Kommunikationsform: Sprechen. Wenn unser Na-
turwissenschaftler sich dem Phänomen Sprache zuwendet, ist er ein Linguist.
Wenn er sich dabei auf den Bedeutungsaspekt konzentriert, ist er Semantiker.
Worauf ich aufmerksam machen will ist, dass das konzeptuelle Artsystem
nicht nur die Basis für Objektkategorisierung und Objektindividuierung ist, son-
dern ebenso das Fundament, auf welchem die Strukturen aufbauen, die sich in
einzelnen Sprachen grammatikalisiert haben. So kommt es, dass sich die Ge-
genstandsbereiche der kognitiven Psychologie und der Linguistik im Bereich
der Arten überschneiden. Einerseits sind Arten sortale Konzepte, die eine Teil-
menge des allgemeinen Konzeptsystems ausmachen. Andererseits sind Arten
ontologische Primitiva, also mögliche Referenten sprachlicher Ausdrücke.
Die Aufgabe der kognitiven Psychologie besteht u.a. darin, das Wesen und
die Struktur von Konzepten zu erforschen. Die Aufgabe der lexikalischen Se-
mantik besteht u.a. darin, die Struktur von denjenigen Konzepten zu erforschen,
die sich versprachlicht als Name einer Art (Inhaltswort) im mentalen Lexikon
eines Sprechers niederschlagen. Als ein Ziel der lexikalischen Semantik kann
man sich die Rekonstruktion der Taxonomie der Artdomäne vorstellen. Die Auf-
gabe der referentiellen Semantik besteht darin zu erforschen, wie man sich auf
der Basis eines gegebenen lexikalischen Ausdrucks sprachlich auf ontologische
Entitäten bezieht. Sie beantwortet die Frage, wie ein Inhaltswort morphosyntak-
tisch aufbereitet werden muss, um als referierender Ausdruck benutzt werden
zu können bzw. welche morphosyntaktische Aufbereitung sich für welche Refe-
renzweise eignet. Die formale Semantik kann als sehr weit entwickelte Variante
einer referentiellen Semantik verstanden werden.
17 Genauer muss es heißen, für artbasierte Objektindividuierung (vgl. Kapitel 2).
18 Man beachte: “konzeptuelles System” ist hier nicht im spezifischen Sinne der Zwei-
Ebenen Semantik (also im Gegensatz zu einem semantischen System) gemeint (z.B.
Bierwisch & Schreuder 1992), sondern im allgemeineren Sinne als “außersprachli-
ches Begriffssystem, auf das die Bedeutung sprachlicher Einheiten rekurriert” (Wiese
1999:92).
Kapitel 4
4.1 Überblick
4.2 Drei-Klassen-Systeme
Den Kern von Carlson’s (1977) einflussreicher Semantiktheorie bildet eine sy-
stematische Zweiteilung der Ontologie. Carlson nimmt an, dass jede ontologi-
sche Entität doppelt vorkommt, wobei die eine Variante “a spatially and tem-
1 Dass ich semantische Theorien aus dem russischen Wissenschaftsraum mit solchen
aus dem angloamerikanischen Wissenschaftsraum vergleiche, ist der Tatsache geschul-
det, dass wesentliche Teile dieses Kapitels auf einem Vortrag beruhen, den ich im Rah-
men des Workshops “Formal Semantics in Moscow” (23. April 2005, Moskauer Staatli-
chen Universität MGU) gehalten habe. Ein Hauptziel des Workshops bestand darin “to
help strengthen bridges between “western” and “Russian” approaches to semantics” (B.
Partee).
4.2. DREI-KLASSEN-SYSTEME 61
porally bounded manifestation” (Carlson 1977:115) der anderen ist. Genau die-
se Unterscheidung auf der ontologischen Ebene erm öglicht es Carlson dann
im Weiteren, das unterschiedliche Verhalten von Bare plural Nominalphrasen
auf der sprachlichen Ebene zu erklären. Raumzeitliche Manifestationen wer-
den “Stadien” (stages) genannt und stehen den “Individuen” (individuals) ge-
genüber. Carlson beschreibt ein Individuum als das raumzeitlich ungebundene
“whatever-it-is that ties a series of stages together to make them stages of the
same thing” (Carlson 1977:115). Darüberhinaus sieht Carlson zwei Subtypen
von Individuen vor, nämlich “Objekte” (objects) einerseits und “Arten” (kinds)
andererseits. Abbildung 1 fasst Carlson’s Ontologie zusammen.
Entitäten
[+raumzeitlich] [-raumzeitlich]
Stadien Individuen
Objekte Arten
Abbildung 4.1: Carlson’s Ontologie
Entitäten
individy klassy
[-spatiotemporal]
[+spatiotemporal] [-spatiotemporal]
abstraktnye
konkretnye abstraktnye klassy
instanty individy
Abbildung 4.2: Šmelev’s Ontologie
(c) verfügt:
(40) a. be available, be hungry, be drunk, be dead, run, . . .
b. be altruistic, be intelligent, be a doctor, be a mammal, . . .
c. be widespread, be common, be rare, be extinct, . . .
Die lexikalische Bedeutung eines Stadienprädikats besteht darin, einem Sta-
dium eine Eigenschaft zuzuweisen, die eines Objektprädikats besteht in der Ei-
genschaftszuweisung an ein Objekt und die eines Artprädikats in der Eigen-
schaftszuweisung an eine Art. Damit eine Prädikation gelingen kann ist se-
mantische Kompatibilität erforderlich. Darunter ist zu verstehen, dass eine NP,
die die syntaktische Argumentposition eines Stadienprädikats besetzt, ein Sta-
dium in die semantische Komposition einspeisen muss, dass eine NP, die die
syntaktische Argumentposition eines Objektprädikats besetzt, ein Objekt in die
semantische Komposition einspeisen muss und dass eine NP, die die syntakti-
sche Argumentposition eines Artprädikats besetzt, eine Art in die semantische
Komposition einspeisen muss. Wäre es anders, könnten die Bedeutungen der
jeweiligen Ausdrücke nicht miteinander verrechnet werden.
Ein Kennzeichen von Carlson’s System besteht darin, dass es keine Aus-
drücke gibt, die von Hause aus (d.h. kraft ihrer lexikalischen Bedeutung) auf
Stadien referieren würden. Stattdessen werden Stadienterme immer mittels ko-
verter semantischer Operationen abgeleitet, die Objektterme oder Artterme in
Stadienterme überführen. Speziell schlägt Carlson zwei solche koverten Ope-
ratoren vor, R und R’. R überführt die NP-Denotation eines Objektterms im-
mer dann von einem raumzeitlich nicht-lokalisierten Objekt in eine konkrete
raumzeitliche Manifestation des Objekts, wenn der Objektterm im Arguments-
lot eines Stadienprädikats erscheint. In ähnlicher Weise bildet R’ eine Art auf
konkrete raumzeitliche Manifestationen der Art ab, wenn ein Artterm im Argu-
mentslot eines Stadienprädikats erscheint.
4.2. DREI-KLASSEN-SYSTEME 63
Beispiel (2) illustriert die semantische Komposition der Sätze Bill is running
und Dogs are running nach Carlson. F ür Carlson ist ein Eigenname wie Bill der
Name des Objekts Bill und der Bare plural dogs ist der Name der Art DOG (xs
steht für eine auf Stadien beschränkte Variable):
(41) a. [[ Bill is running ]] = [λ xs .RUN(xs )](R(Bill))
b. [[ Dogs are running ]] = [λ x s .RUN(xs )](R’(DOG))
Wie in (2) zu sehen, besteht ein weiteres Kennzeichen von Carlson’s Theo-
rie darin, dass (dynamische) Verben lexikalisch als Stadienprädikate aufge-
fasst werden. Aus dieser Annahme folgt, dass die generische Verwendung ei-
nes Verbs wie z.B. run oder smoke eine Operation erforderlich macht, die
seine primär stadienbezogene Bedeutung in eine individuenbezogene Bedeu-
tung überführt. Erst damit erfüllt das verbale Prädikat die semantische Vor-
aussetzung, um mit einem Individuenterm (Objektterm oder Artterm) kom-
ponieren zu können. Diese Aufgabe wird von einem koverten Operator “G”
erfüllt, vgl. (3a,b). Neben G setzt Carlson darüberhinaus einen zweiten Opera-
tor G’ an. G’ überführt lexikalisch objektbezogene Prädikate (wie beispielhaft
in (1b) angegeben) in artbezogene Prädikate, was ihre Komposition mit Artter-
men gewährleistet, vgl. (3c):
(42) a. [[ Bill smokes ]] = G([λ xs .SMOKE(xs )])(Bill)
b. [[ Sailors smoke ]] = G([λ xs .SMOKE(xs )])(SAILOR)
c. [[Dogs are four-legged]] =G’([λ xo.FOUR-LEGGED(xo )])(DOGS)
Šmelev vertritt in bezug auf die lexikalische Basisbedeutung eines Prädikats
eine etwas andere Position als Carlson. Ein (dynamisches) Verb wie kurit’
wird als semantisch unterspezifiziert hinsichtlich dessen betrachtet, ob es ei-
ner abstrakten Entität eine Eigenschaft zuweist (was zu einer generischen In-
terpretation führt) oder einer raumzeitlichen Manifestation von ihr (was zu ei-
ner episodischen Interpretation führt). Erst die Einbettung in einen sprachli-
chen Kontext entscheidet darüber, welche Interpretation aktualisiert wird (cf.
Šmelev 1996:48). Andere Prädikate sind nach Šmelev’s Meinung jedoch im Le-
xikon auf eine der drei vorausgesagten Bedeutungskategorien festgeschrieben.
(4) zeigt entsprechende Beispiele für russische Prädikate. Nach Šmelev wei-
sen die Prädikate in (a) konkreten Instanzen (aka Stadien), die in (b) abstrakten
Individuen (aka Objekten) und die in (c) abstrakten Klassen (aka Arten) eine
Eigenschaft zu:
(43) a. (byt’) pjanym, bolen, rad, (byt’) v razdraženii, . . .
b. (byt’) pjanicej, bol’noj, umnyj, ljubit’ Ivana, . . .
c. (byt’) redkost’ju, vymeret’, polučit’ bol’šoe rasprostranenie, . . .
4.3. ZWEI-KLASSEN-SYSTEME 64
Croft (1986) kritisiert Carlson’s System dahingehend, dass es zwei (von Carl-
son selbst bemerkte) “Asymmetrien” enthält, für die Carlson eine Erklärung
schuldig bleibt. Die erste betrifft das erwähnte Fehlen von Stadientermen im
Englischen. Während es Objektterme (Bill, this car over there, my uncle) und
Artterme (dogs, the computer (as such), Hippopotamus Amphibius) gibt, exi-
stieren Stadienterme nur “virtuell” in dem Sinne, dass sie stets aus der seman-
tischen Verrechnung eines Objekt- oder Artterms im Argumentslot eines Sta-
dienprädikats resultieren2. Die zweite Asymmetrie betrifft die Tatsache, dass
objektbezogene Prädikate ohne Ausnahme eine artbezogene Verwendung er-
lauben. Mit Carlson’s Worten: “whatever may be meaningfully predicated of an
object may also be meaningfully said of a kind” (Carlson 1977:248). Gemäß
den ontologischen Grundannahmen von Carlson’s Theorie w ären lexikalische
Prädikate zu erwarten, die auf Objektbezug spezialisiert sind. Tatsächlich lässt
sich empirisch jedoch kein einziges derartiges exklusives object-level Prädikat
nachweisen. Erst durch die ad hoc Postulierung des Operators G’ gelingt es
Carlson, objektbezogene Prädikate im Englischen, so wie sie von seinem drei-
geteilten System vorausgesagt werden, “nachzuweisen”:
“[T]here appear to be no specifically object-level predicates in the lan-
guage. In actuality, there are many, but every one of them may be app-
lied to a kind via the G’ operator” (Carlson 1977:280).
Wenn faktisch jedes Objektprädikat als Artprädikat fungieren kann, stellt
sich die Frage, warum die Grammatik überhaupt einen solchen unrestringier-
ten koverten Operator wie G’ bereitstellt. Croft vermutet “too many levels” in
Carlson’s Theorie und skizziert ein System, das auf nur zwei Sorten von En-
titäten (“closed-classes” versus “open-classes”) basiert und entsprechend auch
nur zwei Prädikatsklassen erwarten lässt.
4.3 Zwei-Klassen-Systeme
Wenngleich Bulygina (1982) nicht besonders explizit ist in bezug auf die Struk-
tur der vorausgesetzten ontologischen Domäne, so kann ihr Ansatz dennoch
als ein Zwei-Klassen-System ähnlich dem von Croft eingeforderten verstan-
den werden. Bei Bulygina werden zwei Prädikatsklassen unterschieden. Die
eine umfasst solche Prädikate, welche jeweils einer Entität eine akzidentelle
Eigenschaft zuweisen, die andere umfasst solche Prädikate, welche jeweils ei-
2
Carlson könnte versuchen, diese lexikalische Lücke dadurch zu erklären, dass es in
der Natur lexikalischer Bedeutungen liegt, kontextunabhängig, d.h. lösgelöst von spezi-
fischen Bedingungen einer konkreten raumzeitlichen Lokation, zu sein.
4.3. ZWEI-KLASSEN-SYSTEME 65
charakterisierend episodisch
[-zeitlich lokalisiert] [+zeitlich lokalisiert]
Qualitäten
Erscheinungen
Šmelev’s “abstraktnye individy”). Für Krifka et al. hingegen sind Objekte raum-
zeitliche Manifestationen von jenen abstrakten Entitäten, die sie Arten bzw.
Konzepte nennen. Mit anderen Worten, während Carlson Stadien als Token und
Individuen (Objekte und Arten) als Typen ansieht, betrachten Krifka et al. Ob-
jekte als Token und Arten als Typen – und verzichten gänzlich auf Stadien.
Abbildung 4 fasst Krifka’s ontologische Annahmen zusammen.
Entitäten
[+raumzeitlich] [-raumzeitlich]
[+wohletabliert] [-wohletabliert]
Arten
Abbildung 4.4: Krifka’s Ontologie
bei Bulygina auf der Idee, dass Prädikate mit oder ohne Raumzeitbezug daher-
kommen können. Nur wenn ein Prädikat auf eine konkrete raumzeitliche Lo-
kation bezogen wird, wird die betreffende Eigenschaftszuweisung akzidentell
verstanden. Wenn nicht, muss die Eigenschaftszuweisung essentiell interpre-
tiert werden. (5) zeigt die Bedeutungsrepräsentation des Satzes Bill is running
nach Kratzer (“l” ist eine Variable über raumzeitliche Lokationen):
(44) [[ Bill is running ]] = ∃l.RUN(Bill,l)
Sowohl Bulygina (1982) als auch Kratzer (1989/1995) gehen von
einer lexikalischen Klassifikation natürlichsprachlicher Prädikate in
(raum)zeitlokalisierte und nicht-(raum)zeitlokalisierte Prädikate aus. Im Ge-
gensatz dazu werde ich vorschlagen (Kapitel 6), sämtliche Prädikate lexikalisch
als nicht-raumzeitlokalisiert anzusehen.
Das beschließt unseren kurzen Vergleich ontologischer und lexikalischer
Klassifikationen, wie sie von verschiedenen Semantikern des angloamerikani-
schen und des russischen Wissenschaftsraums vertreten werden. Bevor ich zur
Zusammenfassung der Ergebnisse komme, sei noch auf einen wichtigen termi-
nologischen Aspekt hingewiesen.
Das Attribut “referentiell” wird von den hier diskutierten “westlichen” und
russischen Linguisten in unterschiedlicher Weise verwendet: Während erste-
re sowohl Objektterme (nicht-generische NPs) als auch Artterme (generische
NPs) als referentiell kennzeichnen, verdienen für letztere nur Objektterme das
Attribut “referentiell” – Artterme werden als nichtreferentiell kategorisiert.
Diese terminologische Uneinigkeit durchzieht die einschlägige Literatur, was
natürlich die Gefahr von Missverständnissen birgt. Man beachte jedoch, dass
es mitnichten so ist, dass sich die Praxis, ausschließlich Objektterme als refe-
rentiell zu bezeichnen, nur auf den russischen Wissenschaftsraum beschr änken
würde4, vergleiche z.B. Givón:
In the terms used here, referentiality is a semantic property of nomi-
nals. It involves, roughly, the speaker’s intent to ‘refer to’ or ‘mean’
a nominal expression to have non-empty references – i.e. to ‘exist’ –
within a particular universe of discourse. Conversely, if a nominal is
‘non-referential’ or ‘generic’, the speaker does not have a commitment
to its existence within the relevant universe of discourse. Rather, in the
4 So dass wir endlich auch die mehr Schaden als Nutzen bringende Konstruktion eines
“westlichen Forschers” ad acta legen können.
4.5. SCHLUSS 70
latter case the speaker is engaged in discussing the genus or its proper-
ties, but does not commit him/herself to the existence of any specific
individual member of that genus. (Givón 1978:293-294)
Wir sehen, auch für Givón ist ein Ausdruck, der sich auf eine Art (“genus”)
bezieht, kein referentieller Ausdruck. Wenn Givón hier davon spricht, dass Re-
ferenten im Diskursuniversum “existieren”, dann meint er damit, dass das Dis-
kursuniversum mindestens eine Objektinstanz der betreffenden Art (“member
of that genus”) enthält. Ein nominaler Ausdruck ist in diesem Sinne “referen-
tiell”, wenn seine Interpretation die Existenz von Objekten enthält. Das heißt,
nur object-level Nominalphrasen gelten als referentiell.
An anderer Stelle (Givón 1978:323) ist auch davon die Rede, dass sich nicht-
referentielle (generische) nominale Ausdrücke auf ein “Typenuniversum” und
referentielle nominale Ausdrücke auf ein “Tokenuniversum” beziehen. Dies ent-
spricht wiederum genau der Position, die ich, Krifka (1995) folgend, in dieser
Arbeit vertrete: die Entitätendomäne ist partitioniert in eine Artdomäne (=Ty-
penuniversum) und eine Objektdomäne (=Tokenuniversum).
Weil es mir gerechtfertigt zu sein scheint, immer dann von einem “referen-
tiell” verwendeten Ausdruck zu sprechen, wenn sich dieser Ausdruck auf eine
Entität bezieht, sei es nun ein Typ oder ein Token, werde ich weiterhin der termi-
nologischen Konvention folgen, wonach auch Artterme referentielle Ausdrücke
sind.
4.5 Schluss
anbieten kann, außer dass er eine formale “Lösung” der semantischen Diskrepanz leistet,
müssen Sortenverschieber als ad hoc Lösungen gelten.
Kapitel 5
5.1 Übersicht
Das Thema dieses Kapitels ist die Semantik der indefiniten Nominalphrase.
Speziell geht es um die Frage nach dem semantischen Potential generischer
indefiniter NPn. Nach standardtheoretischer Auffassung kann mittels einer in-
definiten NP wie ein Wal prinzipiell nicht auf die Art ‘Wal’ referiert werden.
Diese Position werde ich, einem Vorschlag von Dayal (2004) folgend, als zu
kategorisch zurückweisen. Wir werden sehen, dass indefinite NPn sehr wohl
das semantische Potential für nicht-taxonomische Artreferenz haben, dass es
allerdings sehr häufig vorkommt, dass diese Referenzweise aus pragmatischen
Gründen blockiert ist.
Carlson (1977) hat eine Klasse von Prädikaten idenitifiziert, deren Argumentslot
für Artterme reserviert ist. Bei manchen ist es das Subjekt, das lexikalisch auf
Arten festgelegt ist (be extinct, die out, be widespread, etc.), bei anderen das
direkte Objekt (invent, exterminate, etc.). Krifka et al. (1995:10) benutzen diese
Carlsonschen Artprädikate als Testumgebungen, um zu bestimmen, ob eine NP
das Potential für Artreferenz hat oder nicht.
(46) a. The lion will become extinct soon.
b. Lions will become extinct soon.
c. A lion will become extinct soon.
Ihre Beobachtung: Während mittels der definiten NP in (1a) und mittels der
Bare Plural-NP in (1b) Referenz auf die Art ‘Löwe’ möglich ist, kann mittels
5.2. UNTERARTREFERENZ UND DER KÜRBISCRUSHER 74
der indefiniten NP in (1c) nicht auf die Art ‘Löwe’ referiert werden. Stattdessen
muss (1c) so verstanden werden, dass eine Unterart der Art ‘L öwe’ bald aus-
stirbt. Dasselbe Muster zeigt sich auch, wenn NPn im Objektslot von Prädikaten
wie invent oder exterminate erscheinen. (2b) kann offenbar nur so verstanden
werden, dass Babbage eine Unterart der Art ‘Computer’ erfunden hat (z.B. ein
spezielles Computermodell):
(47) a. Babbage invented the computer.
b. Babbage invented a computer.
Dayal (2004:396) zweifelt an der Zwangsläufigkeit der Schlussfolgerung,
dass indefinite NPn nicht auf die beim Namen genannte Art referieren können.
Als Gegenevidenz präsentiert sie ein Beispiel von Bart Geurts:
(48) Fred invented a pumpkin crusher.
Worauf bezieht sich in diesem Beispiel die NP a pumpkin crusher?
Eine Möglichkeit ist zweifellos, dass sie sich auf eine Unterart der Art
‘Kürbiscrusher’ bezieht (z.B. auf die Art ‘hydraulischer K ürbiscrusher’). Das
Besondere an (3) ist jedoch, dass sich a pumpkin crusher auch auf die Art
‘Kürbiscrusher’ selbst beziehen kann. Dies widerspricht der von Krifka et al.
(1995) vertretenen Regel, welche ich hier in abstrakter Form als zweiteilige “K-
Regel” formuliere:
K1: Eine NP der Form a N kann artbezogen interpretiert so verstanden werden,
dass sie sich auf eine Unterart von ‘N’ bezieht.
K2: Sie kann nicht so verstanden werden, dass sie sich auf die Art ‘N’ selbst
bezieht.
Das Beispiel (3) steht offenbar im Widerspruch zur zweiten K-Regel (=K2):
Wenn als N der Ausdruck pumpkin crusher erscheint, dann sollte sich a pumpkin
crusher nicht auf die Art ‘Kürbiscrusher’ beziehen können. Doch das kann es
offensichtlich. Dayal (2004) weist deswegen die Gültigkeit einer Regel wie K2
zurück. Was sie stattdessen vorschlägt formuliere ich als dreiteilige “D-Regel”:
D1: Sowohl NPn der Form the N als auch NPn der Form a N können sich auf
die Art ‘N’ beziehen.
D2: NPn der Form the N beziehen sich auf diskurs-alte (“familiar”) Arten.
D3: NPn der Form a N beziehen sich auf diskurs-neue (“novel”) Arten.
Wer hat Recht, Krifka und Kollegen oder Dayal? Welche Regel ist angemes-
sen, die K-Regel oder die D-Regel?
5.3. INDEFINITE NPN IN CARLSONSCHEN OBJEKTPR ÄDIKATIONEN 75
Generische indefinite NPn treten nicht nur als Argumente von Carlsonschen
Artprädikaten auf. Bevor wir uns Carlsonschen Artprädikationen mit indefiniten
Argument-NPn zuwenden, soll in diesem Abschnitt deswegen kurz auf generi-
sche indefinite Subjekt-NPn von Carlsonschen Objektprädikaten eingegangen
werden.
Weil sich Prädikate wie die in (4) mit einem objektreferierenden Eigennamen
verbinden, werden sie von Carlson (1977) als “object-level” Prädikate klassifi-
ziert1 :
(49) a. Moby Dick ist intelligent.
b. Moby Dick hat Flossen.
c. Moby Dick ist ein Säugetier.
Carlsonsche Objektprädikate können wie folgt definiert werden:
Wie erklärt man die generische Interpretation der Subjekte in (5) bis (7)?
In Carlson’s (1977) System folgt die Generizität aus den ontologischen Kate-
gorien, die seiner semantischen Theorie zugrunde liegen: Objekte bilden ge-
meinsam mit den Arten die ontologische Klasse der Individuen, die als abstrak-
te Entitäten den raumzeitlich gebundenen Stadien gegenüberstehen2. Abstrakte
Entitäten sind per definitionem generische Entitäten (=Individuen). Nur mit Sta-
dienprädikationen können Aussagen über nichtgenerische Entitäten (=Stadien
von Individuen) gemacht werden.
Krifka et al. (1995) folgen Carlson darin, Prädikate wie die unter (4) als
Prädikate anzusehen, deren Argumentslot für Objekte reserviert ist3 . Allerdings
treffen sie andere ontologische Grundannahmen als Carlson. Sie verzichten auf
Stadien und sehen stattdessen Objekte als partikuläre, raumzeitliche Entitäten
an. Diesen “realen Objekten” stehen als “abstrakte Konzepte” die Arten ge-
genüber (vgl. Krifka 1995). Weil nun Objekte bei Krifka et al. keine abstrakten
Entitäten mehr sind, entfällt die Möglichkeit, die Generizität der Subjekte in
(5) bis (7) auf Eigenschaftszuweisungen an abstrakte Entitäten (d.h. auf Carl-
sonsche Individuenprädikationen) zurückzuführen. Eine alternative Erklärung
muss her.
Für Krifka et al. (1995) resultiert die Generizität der Sätze daraus, dass die
auf die syntaktischen Konstituenten des jeweiligen Satzes verteilten semanti-
schen Komponenten eingebettet in eine dreigeteilte Quantifikationsstruktur in-
terpretiert werden, wobei der beteiligte Quantor der Generizitätsoperator GEN
ist. Betrachten wir ein Beispiel: Eine semantische Repräsentation von (7a) im
Sinne der Standardtheorie4 könnte etwa wie in (8) aussehen, wobei “x” eine Va-
riable über Objekte und “s” eine Variable über Situationen (hier: Zustände) ist
(vgl. Chierchia 1995)5:
Demnach wäre der Satz wahr, wenn in allen Situationen, die die Erfolgs-
2
Vgl. die Diskussion in Kapitel 2.
3 Krifka et al. (1995:10) zählen ein Prädikat wie ist ein Säugetier allerdings im Ge-
gensatz zu Carlson zu einer besonderen gemischten Prädikatsklasse. Mitglieder dieser
Klasse werden zwar auch “Artprädikate” genannt, haben aber die Besonderheit, dass
sie auch Objektterme als Argumente zulassen. Ich werde auf diese Mischlingsklasse in
Abschnitt 9 noch zurückkommen.
4 Damit meine ich die Theorie(n) zur Generizität, wie sie in Carlson & Pelletier
(1995), speziell Krifka et al. (1995), präsentiert werden.
5 Vergleiche die Diskussion im Einleitungskapitel.
5.4. INDEFINITE NPN IN CARLSONSCHEN ARTPR ÄDIKATIONEN 77
Aber zurück zu Sätzen wie (11) und der Frage, warum in diesen Fällen Re-
ferenz auf die beim Namen genannte Art ausgeschlossen ist. Es sind zwei Al-
ternativen im Angebot. Krifka et al. (1995) bieten eine semantische Erklärung
an: Referenz auf die beim Namen genannte Art ist ausgeschlossen, weil eine
indefinite NP nicht über das semantische Potential verfügt, die beim Namen ge-
nannte Art zu bezeichnen. Zu den Regeln der Syntax-Semantik-Abbildung im
Englischen und Deutschen gehört ganz einfach auch die K-Regel. Dayal (2004)
bietet eine pragmatische Erklärung an: Referenz auf die beim Namen genannte
Art mittels einer indefiniten NP ist möglich, sofern die bezeichnete Art die Neu-
heitsbedingung (novelty condition) erfüllt. In Beispielen wie (11) ist das nicht
gegeben, deshalb muss auf eine andere Interpretation – die Unterart-Lesart –
ausgewichen werden. In einem Beispiel wie (3) dagegen ist die Neuheitsbedin-
gung erfüllt und die Art ‘Kürbiscrusher’ kann mittels der indefiniten NP pro-
blemlos in den Diskurs eingeführt werden.
Zusammenfassung: Mit Prädikaten wie ist vom Aussterben bedroht, die Carl-
son (1977) als kind-level Prädikationen behandelt, müssen indefinite Singular-
NPn “taxonomisch”, d.h. unterartreferierend, verstanden werden. Transformiert
man diese Prädikate in nominale Prädikate (ist vom Aussterben bedroht → ist
ein vom Aussterben bedrohtes Tier), so ist Referenz auf die beim Namen ge-
nannte Art allerdings möglich.
7 Oder sie gehören zu der seltsamen Klasse von Artprädikaten, die Eigenschaften
denotieren, die gleichzeitig über Objekte prädiziert werden können (vgl. Fussnote 3).
8 (13a) ist akzeptabel, wenn man selten so versteht, dass es individuelle Eigenschaf-
ten von Lora sind, die sie zu einer Seltenheit machen, d.h. wenn Lora sich durch Eigen-
schaften auszeichnet, die für Papageien ihrer möglicherweise gar nicht so seltenen Art
ungewöhnlich sind.
5.5. ZWEI ARTEN VON ARTPRÄDIKATEN 79
Führen wir uns noch einmal vor Augen, was es zu erklären gilt: Wieso ist (14a)
(mit intendierter Referenz auf die Art ‘Trullala’ selbst) nicht sprachgerecht,
(14b) aber sehr wohl?
(59) a. *Ein Trullala ist ausgestorben.
b. Fred hat heute ein Trullala erfunden.
Man könnte auf die Idee kommen, dass vielleicht die satzinitiale Position
in (14a) aus irgendeinem Grund mit einem indefiniten Artterm unverträglich ist.
Wie (15) jedoch zeigt, muss diese These sogleich wieder fallengelassen werden:
(60) Ein Trullala ist erfunden worden.
Versuchen wir lieber, den von Dayal (2004) vorgeschlagenen Weg zu gehen.
Ausgangspunkt war die Überlegung, dass die Verwendung des indefiniten Arti-
kels an die Bedingung geknüpft ist, dass der durch die Nominalphrase bezeich-
nete Referent als neu in den Diskurs einführt wird. Im Falle einer objektbezoge-
nen Interpretation der indefiniten NP gilt dies für den Objektreferenten, im Falle
einer artbezogenen Interpretation entsprechend für den Artreferenten. Dass man
(1c), (11a) und (14a) (in ihrer nicht-taxonomischen Lesart) zur ückweist, sollte
demnach darauf zurückzuführen sein, dass es sich bei dem jeweiligen Argu-
mentslot der Artprädikate will become extinct soon, ist vom Aussterben bedroht
und ist ausgestorben um eine syntaktische Position handelt, die die von einer
indefiniten NP eingeforderte Neuheitsbedingung nicht erfüllen kann. Im Gegen-
satz dazu steht der Realisierung des Arguments eines Prädikats wie ist erfunden
worden durch eine indefinite NP nichts im Wege. Warum?
Es gibt keine erschöpfende Liste der Prädikate, die die Klasse der Carlson-
schen Artprädikate bilden. Zwar besteht Einigkeit, dass man eine solche lexi-
kalische Klasse isolieren muss. Welche konkreten Beispiele jedoch als Carlson-
sche Artprädikat gelten und welche nicht, das steht zur Diskussion. Als Parade-
beispiel für ein Artprädikat gilt (be) extinct inklusive aller seiner Varianten: is
extinct, has died out, will become extinct soon, is in danger of extinction, etc.
Gerade diese Beispiele werden dann auch immer wieder benutzt, wenn es zu be-
stimmen gilt, ob eine Nominalphrase artbezogen interpretiert werden kann oder
nicht. Andere Prädikate, die Carlson (1977) als Artprädikate aufführt, sind um-
strittener. So wird z.B. vorgeschlagen, (be) common und (be) numerous nicht als
Artprädikate, sondern als Frequenzprädikate zu behandeln (vgl. Katz & Zam-
parelli 2005). Auch Krifka (p.c.) gelangt angesichts der Tatsache, dass ein Satz
wie ein weisser Elefant ist selten völlig akzeptabel ist, zu der Überzeugung, dass
selten sein besser aus der Klasse der Artprädikate auszuklammern ist.
5.5. ZWEI ARTEN VON ARTPRÄDIKATEN 80
Die Sätze unter (16) zeigen Artprädikationen, die im Einklang mit der K-
Regel keine Referenz auf die durch das Kopfnomen benannte Art zulassen.
Die Beurteilungen (Stern) beziehen sich also weder auf die in allen Beispielen
mögliche unterartreferierende Lesart, noch auf die teilweise mögliche objektre-
ferierende Lesart:
(61) a. *Ein Universalgelehrter ist heutzutage so gut wie ausgestorben.
b. *Ein Blauwal ist vom Aussterben bedroht.
c. *Ein arktischer Grauwal wurde ausgerottet.
d. *Ein Feldhase steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
e. *Eine Mähnenrobbe wurde auf den GaLApagosinseln entdeckt. 9
f. *Ein Wolf wird größer, je weiter man nach Norden fährt.
g. *Ein H5N1-Virus grassiert jetzt auch in Europa.
Die Sätze unter (17) zeigen ebenfalls Artprädikationen mit indefiniten
Subjekt-NPn. In diesen Fällen ist Bezug auf die durch das Kopfnomen benann-
te Art jedoch möglich (die in Klammern angegebenen Ergänzungen verhindern
ein Ausweichen auf die objektreferierende Interpretation):
(62) a. Ein Kürbiscrusher ist erfunden worden.
b. Ein Trabbi begegnet einem in Leipzig noch relativ häufig.
c. Eine Schiege ist (an zwei Orten gleichzeitig) gezüchtet worden.
d. Ein Royal Flush ist selten.
e. Eine indefinite NP kommt im Maori in zwei Varianten vor.
f. Ein Knurrhahn wird Knurrhahn genannt, weil er immer knurrt.
g. Eine Schachfigur ist entweder schwarz oder weiss.
h. Ein H5N1-Virus hat sich (an zwei Orten gleichzeitig) entwickelt.
i. Ein Schnuller geht von Zeit zu Zeit unwiederbringlich verloren.
Was die Beispiele unter (17) zeigen ist, dass die K-Regel eine zu starke theo-
retische Generalisierung ist. Sie muss entsprechend qualifiziert werden:
Es ist nicht so, dass Carlsonsche Artprädikate generell indefinite Artar-
gumente (in nicht-taxonomischer Lesart) ausschließen. Vielmehr ist es
so, dass es innerhalb der Klasse der Carlsonschen Artpr ädikate eine
Reihe von Prädikaten gibt, die in ihrer lexikalischen Bedeutung eine
Komponente tragen, die indefinite Artreferenz (in nicht-taxonomischer
Lesart) ausschließt. Zu letzteren gehört das Paradebeispiel aussterben.
9
Die intendierte Lesart ist jene, in der mit “Entdeckung” die erstmalige Entdeckung
der Spezies Mähnenrobbe überhaupt gemeint ist und der Ort dieser Entdeckung, die
Galapagosinseln, bei der Äußerung fokussiert ist.
5.6. ERFINDEN VERSUS AUSSTERBEN 81
Die Idee ist, dass besagte lexikalische Komponente die Bekanntheit (familia-
rity) des Artreferenten erforderlich macht, so dass indefinite NPn als Argumente
ausgeschlossen werden, weil der indefinite Artikel ja mit einer Neuheitsbedin-
gung assoziiert ist (z.B. Heim 1983). Das wäre dann eine Erklärung im Sinne
der D-Regel (s.o.). Die Frage lautet also: Was ist das für eine “lexikalische Kom-
ponente”?
Fassen wir zusammen: Es gibt offenbar Artprädikate, die indefinite
Argument-NPn mit nicht-taxonomischer Referenz zulassen. Dieses Referenz-
verhalten auszuschließen kann deswegen kein kategoriales Merkmal von Art-
prädikaten sein, wie es die K-Regel unterstellt.
Wir können die Artprädikate, die in (16) erscheinen, provisorisch unter dem Be-
griff der “Aussterben-Klasse” zusammenfassen und die in (17) demgegen über
als “Erfinden-Prädikate” bezeichnen. Allerdings sollen zwei Prädikationen aus
(17) aus der Erfinden-Klasse ausgeklammert werden, nämlich (18a) und (18b):
(63) a. Ein Knurrhahn wird Knurrhahn genannt, weil er immer knurrt.
b. Eine Schachfigur ist entweder schwarz oder weiss.
Der Grund für diese Sonderbehandlung ist, dass die Sätze in (18) nicht die
Existenz von Objektinstanzen enthalten. Satz (18a) ist selbst dann wahr, wenn
Knurrhähne ausgestorben sein sollten, und auch (18b) stellt nicht die Wahrheits-
bedingung, dass in der realen Welt tatsächlich Schachfiguren existieren. Die Re-
de ist vielmehr von potentiellen Knurrhähnen und Schachfiguren. Für alle ande-
ren Sätze in (17) dagegen gilt: Wenn sie wahr sind, dann müssen Kürbiscrusher,
Trabbis, H5N1-Viren etc. real existieren oder real existiert haben. Hier ist die
Rede also von aktualen Individuen.
Aussterben- und Erfinden-Prädikate haben gemeinsam, dass sie episodisch
sind. “Episodisch” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Wahrheits-
bedingungen dieser Prädikationen, im Gegensatz zu denen der Prädikationen
in (18), auch Bedingungen der realen (“aktualen”) Welt umfassen m üssen.
Aussterben- und Erfinden-Prädikate unterscheiden sich dahingehend, dass nur
die Beispiele der Aussterben-Klasse die K-Regel bestätigen, während die Bei-
spiele der Erfinden-Klasse sie widerlegen. Wer an der K-Regel festhalten will,
der müsste zeigen, dass die Prädikate der Erfinden-Klasse gar keine Art-
prädikate sind. Betrachten wir die einzelnen Erfinden-Prädikate einmal genauer:
(64) a. X ist erfunden worden.
b. X ist gezüchtet worden.
5.6. ERFINDEN VERSUS AUSSTERBEN 82
d. ‘Instanzen der Art X übertragen sich zur Zeit in Europa auf immer
mehr Lebewesen’
e. ‘die Instanzen der Art X im Norden sind größer als die Instanzen
der Art X im Süden’ (stark vereinfacht)
f. ‘Instanzen der Art X wurden erstmals auf den Galapagosinseln re-
gistriert’
Was die Paraphrasen sichtbar machen sollen ist, dass die Information über
die Existenz von Objektinstanzen der (durch das Nomen) genannten Art nur in
(19) Teil der jeweils zugewiesenen Eigenschaft ist; nur Erfinden-Prädikate ent-
halten die semantische Komponente ‘es existieren Instanzen der Art X’ als Teil
ihrer lexikalischen Bedeutung. Die durch ein Aussterben-Prädikat zugewiesene
Eigenschaft betrifft zwar ebenfalls Instanzen der genannten Art, doch ist die In-
formation darüber, dass es Instanzen der Art X gibt, nicht Teil der assertierten
Eigenschaft. Dass es Instanzen der Art X gibt, wird vom Sprecher als eine dem
Hörer bekannte Tatsache vorausgesetzt.
Zusammenfassung: Mit Erfinden-Prädikaten wird die Existenz von Instan-
zen der Art, über die eine Aussage gemacht wird, assertiert, während mit
Aussterben-Prädikaten die Existenz von Instanzen der Art, über die eine Aussa-
ge gemacht wird, präsupponiert wird. Die Interpretation von Prädikationen wie
in (18) ist dagegen unabhängig von der Existenz von Instanzen der bezeichneten
Art.
objektreferierende als auch für artreferierende NPn gelten. In der vorletzten Zei-
le der Tabelle ist der “Präsuppositionskonflikt” notiert, zu dem eine indefini-
te NP im Subjektslot eines Aussterben-Prädikats führen muss. Dass die durch
den Argumentausdruck des Aussterben-Prädikats bezeichnete Art bekannt sein
muss steht nämlich im Konflikt damit, dass die durch eine indefinite NP be-
zeichnete Art neu sein muss.
Ausdruck lexikalische Beschränkung
X ist ausgestorben X muss bekannt sein
der X X muss bekannt sein
ein X X muss neu sein
X-pl keine Beschränkung
der X ist ausgestorben okay
ein X ist ausgestorben Präsuppositionskonflikt
X-pl sind ausgestorben okay
Instanz einer Unterart automatisch auch eine Instanz der Oberart ist. Wenn sich
ein Blauwal in (23) also z.B. auf die Art ‘Zwergblauwal’ bezieht, dann kann die
Bedingung des Artprädikats, dass Instanzen der Art ‘Blauwal’ existieren, erfüllt
sein, obwohl die Art ‘Zwergblauwal’ dem Hörer unbekannt ist, was wiederum
die Verwendung des indefiniten Artikels legitimiert.
Fassen wir zusammen: Weil die Artdomäne taxonomisch organisiert ist, lässt
sich für einen Satz wie (23) eine Interpretation finden, obwohl sich hier die
durch die indefinite NP und das Aussterben-Prädikat eingebrachten Bedingun-
gen scheinbar gegenseitig ausschließen. Weicht man nämlich auf eine Unter-
art der durch das Kopfnomen der indefiniten NP benannten Art aus, so kann
die Präsupposition des Prädikats (es muss bekannt sein, dass Instanzen der Art
‘Blauwal’ existieren) und die des Arguments (der Referent der indefiniten NP
muss hörer-neu sein) gleichzeitig erfüllt sein.
5.8 Wohletabliertheit
Wofür ich argumentiere ist also, dass man mit einer indefiniten NP grundsätzlich
sehr wohl auf die Art referieren kann, die vom Kopfnomen der NP beim Namen
genannt wird. Der (falsche) Eindruck, dass indefinite NPn artbezogen nur unter-
artreferierend vorkommen können, entsteht, weil indefinite NPn tatsächlich sehr
häufig nur unterartreferierend vorkommen. In vielen Fällen ist die Möglichkeit
der (nicht-taxonomischen) Artreferenz blockiert. Der Grund ist die mit dem
indefiniten Artikel assoziierte Neuheitsbedingung. Diese steht beispielswei-
se einer (nicht-taxonomischen) Interpretation als Argument eines Aussterben-
Prädikats im Wege. Es bleibt nur ein Ausweichen auf die taxonomische Inter-
pretation. Wie wir gesehen hatten kann sich eine indefinite NP jedoch als Argu-
ment eines Erfinden-Prädikats ohne weiteres auf die “oberste Art” beziehen.
Nun ist es aber so, dass wir auch im Slot von Erfinden-Prädikaten mitunter
Unterartreferenz registrieren: Während (24a) sich auf die durch das Kopfnomen
benannte Art ‘Kürbiscrusher’ bezieht, bezieht sich (24b) auf eine Unterart der
durch das Kopfnomen benannten Art ‘Computer’. (24b) wird normalerweise so
verstanden, dass Fred ein neues Computermodell erfunden hat (vgl. (2)):
(69) a. Fred hat einen Kürbiscrusher erfunden.
b. Fred hat einen Computer erfunden.
Diese Beobachtung widerspricht meiner Analyse nur vordergündig. Der ent-
scheidende Unterschied zwischen den Beispielen ist, dass die Art, auf die das
direkte Objekt in (24b) Bezug nimmt im Gegensatz zu der in (24a) im Welt-
wissen des durchschnittlichen Sprechers des Deutschen wohletabliert (“well-
established in the background knowledge of speaker and hearer” (Krifka 1995))
5.9. ZUSAMMENFASSUNG 88
5.9 Zusammenfassung
Zum Abschluss dieses Kapitels sei noch einmal die Bedeutung der K-Regel f ür
die Art und Weise, wie die Standardtheorie die syntaktische Kategorie inde-
finiter Nominalphrasen in generischer Verwendung erklärt, herausgestellt. Wir
12
Krifka (1995) bezeichnet nur wohletablierte Kategorien als Arten. Ich weiche an
dieser Stelle terminologisch von ihm ab, da ich auch ad hoc Kategorien als Arten
bezeichne.
5.9. ZUSAMMENFASSUNG 89
hatten gesehen, dass die Standardtheorie (Krifka et al. 1995) ganz verschiedene
Sorten von generischen indefiniten NPn unterscheidet. Mit welcher Sorte man
es zu tun hat, hängt von den Eigenschaften des Prädikatsausdrucks ab, als des-
sen Argument die jeweilige indefinite NP erscheint.
Als Subjekt eines Carlsonschen Objektprädikats wird eine für sich betrachtet
objektdenotierende indefinite NP generisch verstanden, wenn sie eingebettet in
eine (durch einen koverten Operator induzierte) generalisierte Quantifikations-
struktur interpretiert wird:
(70) Ein Hund hat vier Beine.
Als Subjekt eines Frequenzprädikats wird ebenfalls eine für sich betrachtet
objektdenotierende indefinite NP deswegen generisch interpretiert, weil sie im
syntaktischen Kontext eines “Multiplizierers”, nämlich des Frequenzprädikats,
erscheint:
(71) Ein weisser Elefant ist selten.
Als Subjekt eines Carlsonschen Artprädikats wie aussterben wird eine inde-
finite NP nicht objektbezogen, sondern artbezogen interpretiert, referiert aber
gemäß der K-Regel auf eine Unterart. Hier wird die Quelle der Generizität al-
so darin gesehen, dass die indefinite NP nicht innerhalb der “gewöhnlichen”
Objektdomäne, sondern innerhalb der Artdomäne denotiert:
(72) Ein Blauwal ist vom Aussterben bedroht.
Schließlich unterscheiden Krifka et al. (1995) noch einen besonderen
Prädikatstyp (vgl. Fussnote 3):
With some other predicates, such as be a mammal, be domesticated,
and be protected by law, the kind-referring interpretation of the subject
is not the only one; indeed, a proper name referring to a particular ani-
mal can also be used as subject with these. Yet when a general term is
used as subject NP, the kind-referring interpretation has at least priority
over the object-referring interpretation. We call predicates which favor
a kind-referring interpretation of an argument kind predicates. (Krifka
et al. 1995:10)
Prädikate dieses Typs sind sowohl mit Objekttermen als auch mit Arttermen
kompatibel. Das Zitat suggeriert, dass ihre Verbindung mit einem artreferieren-
den Ausdruck natürlicher ist als ihre Verbindung mit einem objektreferierenden
Ausdruck. Wenn ich es richtig verstehe, ist es nun so: Erscheint ein Artterm im
Slot dieser Prädikate, wird er artreferierend verstanden, ohne dass Unterartrefe-
renz erzwungen wäre:
5.9. ZUSAMMENFASSUNG 90
6.1 Übersicht
Als Subjekt eines Frequenzprädikats wird ebenfalls eine für sich betrachtet
objektdenotierende indefinite NP deswegen generisch interpretiert, weil sie im
syntaktischen Kontext eines “Multiplizierers”, nämlich des Frequenzprädikats,
erscheint:
(75) Ein weisser Elefant ist selten.
Als Subjekt eines Carlsonschen Artprädikats wie aussterben wird eine inde-
finite NP nicht objektbezogen, sondern artbezogen interpretiert, referiert aber
gemäß der K-Regel1 auf eine Unterart. Hier wird die Quelle der Generizität
also darin gesehen, dass die indefinite NP nicht innerhalb der “gewöhnlichen”
Objektdomäne, sondern innerhalb der Artdomäne denotiert:
(76) Ein Blauwal ist vom Aussterben bedroht.
Schließlich unterscheiden Krifka et al. (1995) noch einen besonderen
Prädikatstyp:
With some other predicates, such as be a mammal, be domesticated,
and be protected by law, the kind-referring interpretation of the subject
is not the only one; indeed, a proper name referring to a particular ani-
mal can also be used as subject with these. Yet when a general term is
used as subject NP, the kind-referring interpretation has at least priority
over the object-referring interpretation. We call predicates which favor
a kind-referring interpretation of an argument kind predicates.
(Krifka et al. 1995:10)
Prädikate dieses Typs sind sowohl mit Objekttermen als auch mit Arttermen
kompatibel. Das Zitat suggeriert, dass ihre Verbindung mit einem artreferieren-
den Ausdruck natürlicher ist als ihre Verbindung mit einem objektreferierenden
Ausdruck. Erscheint eine indefinite NP im Slot dieser Prädikate, wird sie artre-
ferierend verstanden, ohne dass Unterartreferenz erzwungen wäre:
(77) Ein Wellensittich ist ein Vogel.
Das Bild, das sich aus diesen standardtheoretischen Annahmen ergibt, wirft
einige Fragen auf. Wie überzeugend ist es, vier verschiedene Quellen für aus in-
tuitiver Sicht ein- und dieselbe generische Interpretation verantwortlich zu ma-
chen? Was ist das für ein seltsamer Prädikatstyp, in dessen Slot sowohl Artterme
als auch Objektterme erscheinen können? Warum ist, wenn ein solches Misch-
prädikat wie in (4) als Artprädikat fungiert, keine Unterartreferenz erzwungen?
Noch deutlicher wird dieses Problem, wenn man den Status des Prädikats des-
ambiguiert, wie in (5):
1 D.i. die Regel, wonach indefinite NPn artbezogen nur taxonomisch interpretiert wer-
den können, vgl. Kapitel 5.
6.3. IM LEXIKON STEHEN NUR GENERISCHE PR ÄDIKATE 94
auf das Croft (1986) aufmerksam macht. Croft weist darauf hin, dass ausnahms-
los jedes Prädikat, dessen lexikalische Bedeutung Carlson als Eigenschaftszu-
weisung an ein Objekt analysiert, auch zum Zwecke der Eigenschaftszuweisung
an eine Art verwendet werden kann. Carlson selbst ist sich dessen sehr wohl
bewusst und formuliert es so: “whatever may be meaningfully predicated of an
object may also be meaningfully said of a kind” (Carlson 1977:248). Angesichts
dieser Beobachtung, dass restlos alle Carlsonschen Objektprädikate als Carlson-
sche Artprädikate fungieren können, kommen Zweifel an der Nützlichkeit von
Carlson’s Entscheidung auf, Prädikate wie vier Beine haben, intelligent sein
etc. lexikalisch als Objektprädikate zu klassifizieren und dann eine grammati-
sche (Generalisierungs-) Operation zu postulieren, die Objektprädikate in Art-
prädikate überführt (vgl. Kapitel 4).
Tatsache ist also: Alles, was sinnvoll über ein Objekt gesagt werden kann,
kann sinnvoll über eine Art gesagt werden. Aber nicht alles, was sinnvoll über
eine Art gesagt werden kann, kann sinnvoll über ein Objekt gesagt werden.
Beispielsweise kann nicht sinnvoll über ein Objekt gesagt werden, es sei am
Aussterben. Angesichts dieser Situation trifft Carlson die folgenden Annahmen:
Dies sind die Grundannahmen hinter der Prädikatsklassifikation, für die ich
argumentieren werde. Man beachte: Dadurch, dass alle lexikalischen Prädikate
Artprädikate sind, sind in einem generischen Bedeutungsformat abgespeichert.
Ich werde nun versuchen, diese alternative Sichtweise zu motivieren.
6.4. DIE STELLVERTRETER-LESART 96
Beginnen wir damit, dass wir uns noch einmal sorgfältig die Daten vor Augen
führen. Das erste, was wir festhalten können, ist, dass sich Carlsonsche Objekt-
prädikate (6) genau wie Krifka et al.’s Mischprädikate (7) sowohl mit Artter-
men, als auch mit Objekttermen verbinden. Man beachte, dass es sich stets um
generische Sätze handelt:
(79) a. Fido hat vier Beine.
b. Ein Pudel hat vier Beine.
c. Fido ist intelligent.
d. Ein Pudel ist intelligent.
(80) a. Fido ist ein Hund.
b. Ein Pudel ist ein Hund.
Prädikate, die Carlson als Stadienprädikate analysiert, kommen syntaktisch
ebenfalls mit Objekttermen oder Arttermen vor. Auch sie haben zwar nicht nur,
aber auch eine generische Interpretation:
(81) a. Fido bellt.
b. Ein Pudel bellt.
Ich werde Stadienprädikate zunächst, bis zu Abschnitt 7, aus der Diskussion
ausklammern. Im Gegensatz dazu lassen sich Carlsonsche Artprädikate, auf den
ersten Blick zumindest, nur mit Arttermen verbinden:
(82) a. Der Pottwal ist vom Aussterben bedroht.
b. *Moby Dick ist vom Aussterben bedroht.
c. Ein Wellensittich ist eine Vogelart.
d. *Hansi ist eine Vogelart.
e. Im Watt lebt in großer Zahl ein bis zu einem Zentimeter dicker und
bis zu 30 Zentimeter langer Ringelwurm.
f. *Im Watt lebt in großer Zahl ein ein Zentimeter dicker und 30 Zen-
timeter langer Ringelwurm, den ich gestern gesehen habe.
g. Der Hirschkäfer bevölkert den Kelsterbacher Wald.
h. *Der Hirschkäfer Harry bevölkert den Kelsterbacher Wald.
i. Die Colaflasche gibt es in verschiedenen Größen.
j. *Die Colaflasche, die ich mir gekauft habe, gibt es in verschiedenen
Größen.
6.4. DIE STELLVERTRETER-LESART 97
war es nach dem Start des Films im Mai 2003 zu einem regelrech-
ten Boom gekommen. Roland Melisch bittet um Vorsicht. “Der Han-
del mit Meerwasserfischen ist problematisch. Sie stammen meistens aus
der Wildnis. Manche Arten werden sogar als bedroht eingestuft. Vertret-
bar ist allenfalls der Kauf von Meerwasserfischen, deren Herkunft nach
den Kriterien des Marine Aquarium Council (MAC) zertifiziert ist.” So
kannst du sicher sein, dass Nemo nicht ausstirbt.
Nemo, der Held aus dem Film “Findet Nemo”, ist kein Prototyp einer neu
geschaffenen Art. Er hat seinen Status als Symbol für eine ganze Art vielmehr
durch seine “Medienpräsenz” erlangt. Weil Nemo ein Symbol für die Art ‘Ane-
monenfisch’ geworden ist, referiert der Name Nemo hier nicht nur auf das Ob-
jektindividuum Nemo, sondern auch auf die Art ‘Anemonenfisch’.
Schaut man sich weiter um, so zeigt sich, dass der Gebrauch von Objektter-
men in Stellvertreterfunktion für eine Art nicht nur auf Eigennamen beschränkt
ist. Bei entsprechender kontextueller Einbettung können auch objektreferieren-
de deskriptive NPn in dieser Weise gebraucht werden. Prädestiniert für diesen
Fall sind beispielsweise Zoo-Kontexte, denn ein Zoo ist im Wesentlichen genau
das: eine Sammlung von Objektindividuen als Stellvertreter für Arten. Machen
wir also einen kurzen Rundgang im Zoo:
(86) a. [vor dem Löwengehege:] Look kids, this is the lion. [Krifka et al. 1995]
b. [vor dem Tigergehege:] Der Tiger, den ihr hier seht, ist vom Aus-
sterben bedroht.
c. [in der Vogelhalle, auf ein Exemplar zeigend:] Dieser Vogel wurde
von Darwin auf den Galapagosinseln entdeckt.
d. [angesichts des Schnabeltiers:] Unglaublich, aber wahr: dieses ko-
mische Tier dort ist tatsächlich eine Säugetierart.
Die Stellvertreter-Lesart kann sich immer dann einstellen, wenn ein Objekt-
term im Argumentslot eines Artprädikats erscheint und der Referent des Ob-
jektterms aus irgendeinem Grund den semiotischen Status eines Symbols für
eine Art innehat. Dann nämlich kann der Objektterm als Artterm fungieren: Re-
ferenz auf die Art wird über den Umweg der Referenz auf den Stellvertreter der
Art hergestellt.
Die Objektindividuen Dolly und Eliza haben den Status eines Artsymbols
dadurch erlangt, dass sie die ersten (und einzigen?) Exemplare einer neuen Art
sind. Hinzu kommt, dass diese neue Art von ausreichender gesellschaftlicher
Bedeutung ist, um in das gemeinsame Wissen der Sprechergemeinschaft ein-
zugehen. Darin unterscheiden sie sich von Fido aus (11b), der zum Leidwesen
meines Nachbarn niemals wirklich bekannt geworden ist. Ich habe die mit Fido
geschaffene neue Art, für die Fido als Prototyp ein Symbol ist, deswegen durch
6.4. DIE STELLVERTRETER-LESART 99
die Ergänzung einen Roboterhund, der ihm täglich die Zeitung holt explizit ge-
macht. In Zoo-Kontexten weisen üblicherweise Schilder am Gehege bzw. Käfig
darauf hin, welche Art die ausgestellten Exemplare jeweils stellvertreten.
Man kann die berechtigte Frage stellen, warum denn dann die Beispiele (10)
gesternt und somit als uninterpretierbar angesehen werden. Warum sollte es in
diesen Fällen nicht möglich sein, dass die betreffende Arteigenschaft einer Art
zugewiesen wird, die über den Umweg der Referenz auf ihren Stellvertreter,
Fritz Walter bzw. King Kong, bezeichnet wird? Tatsächlich ist dieser Einwand
berechtigt. Die Sätze in (10) sind aus pragmatischen Gründen zurückzuweisen,
semantisch sind sie jedoch sehr wohl interpretierbar. Dazu müsste man sich
aber Fritz Walter als Stellvertreter für eine Art vorstellen, etwa als Stellvertreter
für die Art ‘Fussballprofi, der nicht nur ans Geld denkt’. In ähnlicher Weise
müsste King Kong der Repräsentant einer Art sein, die von der betreffenden
Armee ausgerottet worden ist. Dann hätte man es mit Interpretationen analog
zu Beispiel (12) zu tun.
Nun, wo wir unsere Sinne für die Stellvertreter-Interpretation geschärft ha-
ben, müssen nicht nur die Beispiele aus (10), sondern auch die Beispiele aus (8)
neu beuteilt werden. Die Sätze in (14) sind alle interpretierbar, wenngleich sie
unsere Imaginationskraft mitunter stark fordern. Wir m üssen uns nämlich Wel-
ten vorstellen, in denen die Objekte Fritz Walter, King Kong, Moby Dick, etc.
Symbole für Arten sind:
(87) a. # Fritz Walter ist ausgestorben.
b. # Die Armee hat King Kong ausgerottet.
c. # Moby Dick ist vom Aussterben bedroht.
d. # Hansi ist eine Vogelart.
e. # Im Watt lebt in großer Zahl ein Ringelwurm, den ich gestern ge-
sehen habe.
f. # Der Hirschkäfer Harry bevölkert den Kelsterbacher Wald.
g. # Die Colaflasche, die ich mir gekauft habe, gibt es in verschiedenen
Grössen.
Die Stellvertreter-Lesart zeigt zweierlei: Erstens, auch Carlsonsche Art-
prädikate können syntaktisch mit Objekttermen verbunden werden. Zweitens,
diese Möglichkeit widerspricht nicht der Feststellung von Krifka et al. (1995),
dass nur Arten aussterben können, erfunden werden können, usw. Im Gegenteil:
Weil bei der Stellvertreter-Interpretation Objektterme als Artterme gebraucht
werden, bestätigt sich diese Diagnose.
In diesem Abschnitt wurde nicht zuletzt anhand der Klasse der Carlsonschen
Artprädikate die Stellvertreter-Interpretation eingeführt. Wir werden die Dis-
kussion Carlsonscher Artprädikate an dieser Stelle unterbrechen und uns statt-
dessen zunächst einmal, vor dem Hintergrund der Stellvertreter-Interpretation,
6.5. KATEGORISIERENDE AUSSAGEN ALS STELLVERTRETER-INTERPRETATIONEN 100
Die Stellvertreter-Interpretation lässt sich wie folgt beschreiben: (i) Ein Ob-
jektterm erscheint im Argumentslot eines Artprädikats. (ii) Dadurch, dass das
Objekt, auf das der Objektterm referiert, als Repräsentant einer Art fungiert,
bezieht sich der Objektterm, sozusagen indirekt, auch auf eine Art, der das Art-
prädikat seine Eigenschaft zuweisen kann. In diesem Abschnitt möchte ich auf
die Ähnlichkeit hinweisen, die die oben präsentierten Stellvertreter-Lesarten mit
Beispielen wie (15) haben. Diese werden in der Literatur häufig auch als “kate-
gorisierende Aussagen” bezeichnet.
(88) a. Chomsky ist ein Anarchist.
b. Dieser Vogel ist ein Storch.
c. Ich bin ein Berliner.
Mit der Äußerung von (15a) wird zum Ausdruck gebracht, dass das Objek-
tindividuum Noam Chomsky eine Instanz der Art ‘Anarchist’ ist. Der kommu-
nikative Zweck dieser Sätze besteht also darin, den Hörer über eine Kategori-
sierung des betreffenden Objektindividuums zu informieren. Bei den Sätzen in
(15) wird die Art, als deren Instanz der Subjektreferent ausgewiesen wird, durch
den indefiniten Artikel als hörer-neu markiert. Das heißt, dass der Hörer die be-
treffende Art als nicht bereits im Common Ground etablierte Art zu verstehen
hat. Kategorisierende Sätze begegnen einem jedoch auch mit definiten Artikeln:
(89) a. Look kids, this is the lion. [=(13a)]
b. Nur Muhammed ist der Auserw ählte.
c. Hello Mister! – Ich bin nicht der Mister, ich bin der Melker.
Wie gesehen drückt Satz (16a) für Krifka et al. (1995) eine Stellvertreter-
Interpretation aus. Handelt es sich bei den übrigen Sätzen in (16) dann ebenfalls
um Stellvertreter-Interpretationen? Wenn ja, wie sind dann die kategorisieren-
den Sätze in (15) zu beurteilen? Bedeutet ein Objekt als Instanz einer Art zu
klassifizieren nicht fast dasselbe wie ein Objekt als Repräsentanten einer Art
vorzustellen? Was sind die Unterschiede, was die Gemeinsamkeiten?
Das Gemeinsame ist, dass sowohl in (15) als auch in (16) Objekte als Instan-
zen von Arten ausgewiesen werden. Der erste Unterschied besteht darin, dass
es offenbar nur in (15) noch andere Objekte geben kann, die ebenfalls Instanzen
der betreffenden Art sind, vergleiche:
6.5. KATEGORISIERENDE AUSSAGEN ALS STELLVERTRETER-INTERPRETATIONEN 101
(92) Muhammed Ali ist der Boxer, John McEnroe ist der Tennisspieler und
Robby Nash ist der Windsurfer.
Wenn Sätze wie in (16), mit artbezogen interpretierter definiter NP,
Stellvertreter-Lesarten aktualisieren, was spricht dann dagegen auch katego-
risierende Aussagen wie in (15) als Stellvertreter-Interpretationen anzusehen?
Der einzige Unterschied ist, dass die Objekte in (15) neue Arten repräsentieren,
während die in (16) für bekannte Arten stehen.
Ziehen wir eine Zwischenbilanz. Einerseits: Nur Arten können erfunden wer-
den, aussterben etc. Deswegen können sich Carlsonsche Artprädikate prinzipiell
nur mit Arttermen verbinden. Die systematische Ausnahme von dieser Regel be-
trifft Objektterme in Stellvertreterfunktion. Wenn Objekte als Stellvertreter für
Arten verstanden werden, können auch Objektterme in der Argumentposition
eines Prädikats wie ist ausgestorben oder ist erfunden worden erscheinen. Denn
dann referiert der Objektterm nicht nur auf ein Objekt, sondern gleichzeitig auch
auf eine Art. Andererseits: Prädikate wie ist ein Löwe oder ist der Löwe können
sich mit Arttermen verbinden. Dies führt zu Aussagen über Arten, von denen be-
hauptet wird, sie trügen die Arteigenschaften, ein Löwe zu sein bzw. der Löwe
zu sein. Diese Prädikate können sich jedoch auch mit einem Objektterm verbin-
den. Dann ergibt sich eine Aussage über ein Objekt. Von diesem Objekt wird
behauptet, es sei eine Instanz der Art ‘Löwe’. Wenn die Postkopula-NP als de-
finit markiert ist, muss die Art ‘Löwe’ als im Common Ground vorausgesetzte
Kategorie verstanden werden. Wenn die Postkopula-NP hingegen als indefinit
markiert ist, wird die Art ‘Löwe’ als neu eingeführte Kategorie präsentiert.
Möglicherweise überdehne ich den Wortsinn von “Stellvertreter” etwas,
wenn ich nun vorschlage, dass auch kategorisierende Sätze mit indefiniten
Postkopula-NPn Stellvertreter-Interpretationen ausdrücken. Wofür ich argu-
mentiere ist folgendes: Stellvertreter-Interpretationen im engeren Sinne stellen
sich ein, wenn das bezeichnete Objekt unabhängig von der Äußerung in der rea-
len Welt für Sprecher und Hörer den Status eines Symbols für eine Art innehat.
Beispiele sind z.B. Dolly als Stellvertreter für Klonschafe, Nemo als Stellvertre-
ter für Anemonenfische oder auch Bin Laden als Stellvertreter für islamistische
Terroristen.
Stellvertreter-Interpretationen im weiteren Sinne ergeben sich, wenn der
Hörer durch die Äußerung darüber informiert wird, dass das bezeichnete Ob-
jekt eine bestimmte Art repräsentiert. Hier hat man es mit kategorisierenden
Aussagen zu tun. Die Kategorie, als deren Vertreter in der realen Welt ein Ob-
jekt ausgewiesen wird4 , kann als bekannt oder neu präsentiert werden. Mit an-
4
Vergleiche in diesem Zusammenhang das Verhältnis von “specimen” und “species”
im folgenden Zitat: “In biology, specimen is an individual animal or plant or a microor-
ganism that is used as a representative to study the properties of the whole population of
6.6. KEIN ARTBEZUG OHNE OBJEKTBEZUG 104
deren Worten, Instanzen sind per se nichts anderes als die sich manifestierenden
Stellvertreter von Arten in der realen Welt.
Zusammenfassung: Solange wir unseren Blick auf Eigenschaftszuweisungen
an Arten beschränken, d.h. auf generische Prädikationen, stellen wir keinen
prinzipiellen Unterschied zwischen Carlsonschen Artprädikaten und allen an-
deren Prädikaten fest. Alle Prädikate können mit Arttermen kombiniert werden,
um der durch den Artterm denotierten Art eine Eigenschaft zuzuweisen. Au-
ßerdem können alle Prädikate mit Objekttermen kombiniert werden. Die Art-
eigenschaft wird dann der Art zugewiesen, die durch das Objekt repräsentiert
wird, auf welches der Objektterm referiert. Wie ich im folgenden Abschnitt ar-
gumentieren werde, ist im Falle kategorisierender Sätze die Art, die das Objekt
vor der Äußerung repräsentiert, unterspezifiziert. Der Zweck dieser Äußerungen
besteht ja gerade darin, eine Art zu spezifizieren (Kategorisierung).
Sätze wie die unter (20) werden von mir als Artprädikationen analysiert. Der
Weg für eine solche Analyse wurde dadurch frei, dass ich in Kapitel 5 (mei-
ner Meinung nach) nachweisen konnte, dass indefinite NPn sich entgegen ei-
ner weitverbreiteten Meinung sehr wohl auf die durch das Kopfnomen der NP
beim Namen genannte Art beziehen können. Demnach verbindet sich in diesen
Sätzen jeweils ein Artterm mit einem Artprädikat:
(93) a. Ein Pudel hat vier Beine.
b. Ein Pudel ist intelligent.
c. Ein Pudel ist ein Hund.
Im Ergebnis steht stets ein Satz, der geäußert werden kann, um einer Art
(dem Referenten der Subjekt-NP, der in diesem Fall den Redegegenstand dar-
stellt) eine Arteigenschaft zuzuweisen. Man beachte, dass gemäß dieser Analyse
mit diesen Sätzen nicht über Objekte gesprochen wird. Oder, anders gesagt, mit
der Analyse einher geht die Vorhersage, dass diese Sätze keine Wahrheitsbedin-
gungen an die reale Objektwelt stellen. Dies ist ein wünschenswertes Ergebnis,
denn es erklärt jene Eigentümlichkeit generischer Prädikationen, die der wahr-
heitskonditionalen Semantik so große Probleme bereitet: die Existenz von “Aus-
nahmen”, d.i. von Objektindividuen, die die bezeichnete Prädikatseigenschaft
nicht tragen (vgl. Krifka et al. 1995, Cohen 2002). Im Extremfall geht das so-
weit, dass diese Sätze selbst dann wahr sind, wenn sämtliche Objektindividuen
die durch das Prädikat bezeichnete Eigenschaft nicht tragen. So ist z.B. (20a)
that species” (Wikipedia).
6.6. KEIN ARTBEZUG OHNE OBJEKTBEZUG 105
auch dann wahr, wenn zufällig alle real existierenden Pudel (=alle Pudelobjek-
te) jeweils ein Bein verloren haben (vgl. Krifka et al. 1995:44).
In Bezug auf Sätze wie die unter (21) behaupte ich nun, dass es sich hier um
Artprädikationen handelt, obwohl der Subjektausdruck von einem Objektterm
gestellt wird:
(94) a. Fido ist ein Hund.
b. Fido hat vier Beine.
c. Fido ist intelligent.
Hier verbindet sich ein Objektterm, in diesem Fall ein Eigenname, mit ei-
nem Artprädikat. Die Funktion dieser Sätze besteht darin, den Referenten des
Objektterms als Instanz einer Art zu kategorisieren, die durch das Prädikat be-
schrieben wird. Damit stellt sich aber sofort die Frage nach der semantischen
Komposition: wie kann eine Arteigenschaft an ein Objekt zugewiesen werden?
Meine Analyse dieser Sätze läuft offenbar in einen Widerspruch. Einerseits ist
der Redegegenstand ein Objekt. Mit den Sätzen werden also Aussagen über Ob-
jekte gemacht. Andererseits erfolgt die Eigenschaftszuweisung an eine Art. Mit
den Sätzen werden also Aussagen über Arten gemacht. Wie soll das zusammen-
gehen?
Man könnte einfach von einer systematischen Mehrdeutigkeit der Kopula
ausgehen, die Instanz-von-Relation zwischen einem Objekt und einer Art als
eine der Kopulabedeutungen ansehen und dann annehmen, dass die spezifische
Kopula in (21a) eben gerade diese Bedeutung aktualisiert (vgl. die Diskussion
in Dölling 1997). Eine solche Analyse kann jedoch Sätze wie (21b) nicht er-
fassen5. Abgesehen davon möchte ich an der Idee festhalten, dass das Prädikat
ist ein Hund – also inklusive der Kopula – ein Artprädikat ist. Denn nur dann
kann es eine einheitliche Semantik für die formal identischen Prädikate in (20c)
und (21a) geben, was aus theoretischer Sicht zweifellos wünschenswert ist. Ich
muss also einen anderen Weg einschlagen und bin zu der scheinbar zweifelhaf-
ten Annahme gezwungen, dass der Eigenname sich in geheimnisvoller Weise
auf eine Art bezieht, der das (Art-)Prädikat dann seine Eigenschaft zuweisen
kann.
Ich löse das beschriebene Problem der semantischen Komposition von Ob-
jekttermen mit Artprädikaten dadurch, dass ich in Rechnung stelle, dass jede
Referenz auf ein Objekt automatisch mit der Referenz auf eine (oftmals) un-
terspezifizierte Art einhergeht. Wenn der Sprecher einen Objektterm benutzt,
um die Aufmerksamkeit des Hörers auf ein bestimmtes Objekt zu lenken, und
wenn dieser Referenzakt gelingt, dann müssen Sprecher und Hörer das bezeich-
nete Objekt in irgendeiner Weise kategorisiert haben. Man kann sich nicht auf
5 Ebensowenig generische Sätze wie Fido bellt, die ich, um es vorwegzunehmen, auch
als Artprädikationen analysieren werde (vgl. Abschnitt 6).
6.6. KEIN ARTBEZUG OHNE OBJEKTBEZUG 106
ein Objekt beziehen ohne eine bestimmte Perspektive auf dieses Objekt einzu-
nehmen, d.h. ohne es zu kategorisieren (Tomasello 1999:118). D ölling (1992)
formuliert das so:
Arten [scheinen] in konzeptueller und damit in ontologischer Hinsicht
das Primat gegenüber ihren Realisierungen zu haben. Denn offensicht-
lich setzt die kognitive Identifizierung eines gewöhnlichen Objekts
stets einen Rückgriff auf die betreffende Art voraus, während eine
Aussage über letztere möglich ist, ohne daß man sich dabei zugleich
auf Instanzen der Exemplare dieser Art bezieht. (Dölling 1992:31; ei-
gene Hervorhebung)
Folglich ist der Bezug eines Eigennamens auf eine Art in keinster Weise
geheimnisvoll, sondern vielmehr eine Selbstverständlichkeit (“offensichtlich”),
die direkt aus den (nichtlinguistischen) Hintergrundannahmen folgt, die meiner
Analyse zugrundliegen (vgl. Kapitel 2) und jeder Analyse zugrundeliegen soll-
ten. Ich fasse die in dieser Arbeit vorausgesetzten Hintergrundannahmen hier
noch einmal in aller Kürze zusammen:
Der Mensch ist ein (mobiles) Objektindividuum in einer Welt voller ande-
rer Objekte. Um erfolgreich durch diese Objektwelt zu navigieren, muss der
Mensch u.a. die Fähigkeit besitzen, Objekte zu erkennen. Ein Objekt zu er-
kennen bedeutet trivialerweise, dass der Mensch eine Erscheinung als Objekt
erkennt. Und dies bedeutet nichts anderes als eine Erscheinung als Objekt zu
kategorisieren, was wiederum die Verfügbarkeit einer entsprechenden Katego-
rie, des Objektkonzepts, voraussetzt. Das heißt, jedes erkannte Objekt – ob man
ihm einen Namen gibt oder nicht – muss notwendigerweise die Instanz eines
sortalen Konzepts (=einer Art) sein, und sei es der allgemeinsten Art ‘Objekt’.
Die Art ‘Objekt’ ist die Oberart eines enormen konzeptuellen Systems von Ar-
ten (der Artdomäne), die der Mensch im Laufe seines Lebens als konzeptuelles
Wissen akkumuliert, um die Objektwelt, in der er real existiert, zu sortieren.
Sprachlich, so stellt sich heraus, kann der Mensch sich entweder auf die kon-
kreten Objekte der realen Welt (inklusive sich selbst) beziehen oder aber auf die
abstrakten Konzepte (Arten), mittels derer er die Objektwelt sortiert.
Akzeptiert man dieses Bild als Tatsache, so verpflichtet man sich zu einer be-
stimmten Annahme: Weil das Wissen um eine Art Voraussetzung für das Wissen
um ein Objekt ist, muss sprachlicher Objektbezug immer automatisch mit Art-
bezug einhergehen. Diesen Umstand diskutiere ich unter dem Namen “duale
Referenz”. Ich vertrete damit eine sog. sortalistische Position (vgl. Blok, New-
man & Rips 2005).
Vor dem Hintergrund der dualen Referenz von Objekttermen löst sich der
Widerspruch auf, mit dem meine Analyse der Sätze (21) scheinbar konfrontiert
ist. Die Subjekt-NPn dieser Sätze sind objektreferierende Ausdrücke. Sie bezie-
6.6. KEIN ARTBEZUG OHNE OBJEKTBEZUG 107
hen sich jeweils auf ein reales Objekt, in diesem Fall stets auf dasselbe, nämlich
Fido. Aber, weil gemäß dem Prinzip der dualen Referenz jeder Objektbezug
mit Artbezug einhergehen muss, beziehen sich diese Subjekt-NPn gleichzeitig
jeweils auch auf eine Art, nämlich auf diejenige Art, als die das bezeichnete
Objekt in der jeweiligen Äußerungssituation kategorisiert (perspektiviert) wird.
Dies ist im allgemeinstmöglichen Fall die Art ‘Objekt’, Welt- und/oder Kontext-
wissen kann diese “zugrundeliegende Art” (Macnamara et al. 1994) jedoch spe-
zifischer machen (in Bezug auf Fido z.B. ‘Hund’ oder ‘Nachbarshund’). Diese
doppelte Referenz – zum einen auf das Objekt, zum anderen auf die zugrun-
deliegende Art – bringt es nun mit sich, dass in (21a) zwar ein Objekt, Fido,
zum Redegegenstand gemacht wird, sich die Prädikation aber nichtsdestotrotz
auf eine Art beziehen kann.
Die berechtigte Frage ist nun: welche Art genau liegt dem Objektreferenten
des Eigennamens in (21a) zugrunde? Nähern wir uns der Beantwortung dieser
Frage dadurch, dass wir uns nochmals vor Augen f ühren, was der Satz zum Aus-
druck bringt, nämlich dass Fido eine Objektinstanz der Art ‘Hund’ ist. Was die
Artprädikation in (21a) leistet, so lautet mein Vorschlag, ist eine Spezifikation
der dem Objekt Fido zugrundeliegenden Art X auf die Art ‘Hund’. Mit ande-
ren Worten, der pragmatische Sinn einer solchen Äußerung besteht darin, die
Art, als deren Instanz ein Objekt (hier: Fido) dem Hörer bekannt ist, näher zu
spezifizieren, wobei “näher spezifizieren” die Ersetzung der Art X durch eine
Unterart von X bedeutet. Deswegen ist eine Äußerung von (21a) auch nur dann
informativ, wenn dem Hörer Fido bis zum Äußerungszeitpunkt lediglich als In-
dividuum, Tier oder Haustier (o.ä.) bekannt ist, nicht jedoch bereits als Hund
(und erst recht nicht, spezifischer, als Pudel oder Zwergpudel).
Es ist ohne weiteres möglich, den Analysevorschlag, den ich soeben f ür
ein nominales Prädikat wie ist ein Hund unterbreitet habe, auf adjektivische
Prädikate wie ist intelligent oder komplexe Prädikate wie hat vier Beine zu
übertragen. Das Prädikat ist ein Hund in (21a) wurde als Artprädikat betrachtet,
welches die dem Objektreferenten des Eigennamens Fido zugrundeliegende Art
für den Hörer spezifischer macht. Gehen wir von ‘Tier’ als die zugrundeliegen-
de Art aus, so ergibt sich für den Informationsstand des Hörers: aus “Fido als
Tier” wird durch die mit (21a) gelieferte Neuinformation “Fido als Hund”. Das-
selbe lässt sich nun für die Prädikate in (21b) und (21c) sagen. Auch hier wird
die zugrundeliegende Art durch die jeweilige Prädikation näher spezifiziert: aus
“Fido als Tier” wird “Fido als intelligentes Tier” bzw. “Fido als Tier, das vier
Beine hat”. Das heißt, auch mit adjektivischen oder komplexen Prädikaten zielt
der Sprecher in diesen Fällen darauf ab, innerhalb des konzeptuellen Wissens
des Hörers die Ersetzung der einem bekannten Objekt zugrundeliegenden Art
X durch eine Unterart von X zu bewirken – schließlich sind ‘intelligentes Tier’
und ‘Tier, das vier Beine hat’ Unterarten der Art ‘Tier’.
6.7. CARLSONSCHE STADIENPRÄDIKATE 108
selten in generischer Verwendung begegnen. Tatsache ist aber auch, dass die
generische Verwendung nicht unmöglich ist:
(98) a. Alte Menschen sind müde.
b. Nur die Sitze eines Eisbergs ist sichtbar.
c. [Erfahrungen eines Tierpflegers:] Junge Wölfe sind hungrig.
d. [Rossi’s Chef sagt:] Rossi, merken Sie sich ein f ür allemal: Ein gu-
ter Mitarbeiter ist verfügbar, wann immer und wo immer seine Ar-
beitskraft gebraucht wird.
Bei den Beispielen (24e) und (24f) wird der Nukleus des Prädikats von ei-
nem indexikalischen Ausdruck gebildet. Dass indexikalische Ausdrücke raum-
zeitlich interpretiert werden, ist keine Überraschung, denn indexikalische Zei-
chen sind schließlich gerade so definiert, dass ihre Interpretation auf Aspekte
der realen Äußerungssituation Bezug nimmt. Da indexikalische Ausdrücke eine
semantische Sonderbehandlung erfordern, stellen die Beispiele meine Analyse
nicht in Frage.
Dass (24g) und (24h) raumzeitlich lokalisiert verstanden werden (m üssen),
möchte ich dadurch erklären, dass die Postkopula-Ausdrücke hier morphologi-
sche Ableitungen (Partizipien) von den raumzeitlich lokalisierten Verben plat-
zen und erröten sind. Demnach handelt es sich bei diesen Prädikaten also nicht
um lexikalische Basisprädikate und somit stellen auch diese Beispiele kein Pro-
blem für meine These dar, wonach alle lexikalischen Prädikate als Artprädikate
aufzufassen sind.
Dass bestimmte Prädikate wie müde oder hungrig überwiegend in episodi-
scher Verwendung vorkommen, schließt nicht aus, dass sie im mentalen Lexi-
kon als Artprädikate verzeichnet sind. Mit welcher Frequenz einem ein Prädikat
in generischer oder episodischer Verwendung begegnet ist eine pragmatische
Frage. Für das Sprachsystem ist nicht entscheidend, wie oft eine Form in einer
bestimmten Bedeutung vorkommt, sondern ob eine Form in einer bestimmten
Bedeutung vorkommt.
Zusammenfassung: Anstatt davon auszugehen, dass bestimmte Prädikate le-
xikalisch als episodische Prädikate registriert sind, die unter Umständen ge-
nerisch gebraucht werden können, schlage ich den umgekehrten Weg vor
und reinterpretiere Carlsonsche Stadienprädikate als Artprädikate, die unter
Umständen episodisch gebraucht werden können. Darin gleichen sie allen ande-
ren Prädikaten, außer den Carlsonschen Artprädikaten (zu denen später mehr).
Anstatt wie Carlson von einer Generalisierungsoperation auszugehen, die Sta-
dienprädikate in Individuenprädikate überführt, gehe ich von einer Lokalisie-
rungsoperation aus, die Artprädikate in Objektprädikate überführt (s. Kapitel
7). Außerdem wurde angemerkt, dass viele Prädikate, die Carlson als Stadi-
enprädikate behandelt, tatsächlich eine lexikalische Klasse für sich bilden, die
6.8. RAUMZEITLICHE LOKALISIERBARKEIT 112
sich dadurch auszeichnet, dass ihr potentieller Raumzeitbezug stets mit Bezug
auf ein (Davidsonsches) Ereignis einhergeht.
Von Carlsonschen Artprädikaten einmal abgesehen, können wir jetzt also
festhalten: Jedes Prädikat ist primär ein Artprädikat und kann dementsprechend
verwendet werden, um einer Entität, sei es eine Art (26) oder ein Objekt (27),
eine generische Eigenschaft zuzuweisen.
(99) a. Hunde sind nach meinen Erfahrungen nicht besonders intelligent.
b. Die Demokratie ist eine Herrschaftsform.
c. Anfänger eröffnen gerne mit E2-E4.
(100) a. Der Hund Rico ist intelligent9 .
b. Die Ukraine ist eine Demokratie, Russland nicht so richtig.
c. Kasparov eröffnet gerne mit E2-E4.
(29) zeigt ein Beispiel, in dem, wenn der Satz ohne Kontext präsentiert wird,
die generische Prädikatslesart in etwa gleichwahrscheinlich ist wie die episodi-
sche:
(102) Hinnerk ist ein Taxifahrer.
In der generischen, artbezogenen Lesart wird behauptet, Hinnerk sei haupt-
beruflich ein Taxifahrer (er sei eine Instanz der Art ‘Taxifahrer’). Taxifahrer
zu sein ist ein Teil von Hinnerk’s “Identität”. In der raumzeitlich lokalisierten,
objektbezogenen Lesart wird dagegen behauptet, dass Hinnerk zur Zeit als Taxi-
fahrer arbeitet, ohne dass diese Tätigkeit Ausdruck seiner “Identität” sein muss.
Vielleicht ist Hinnerk hauptberuflich Privatdetektiv, kann seinen eigentlichen
Beruf aber aufgrund der schlechten Auftragslage zur Zeit nicht aus üben. Im
ersten Fall wird ein Taxifahrer sein als “essentielle” oder “definierende” Eigen-
schaft von Hinnerk verstanden, im zweiten Fall als “akzidentelle” oder “tem-
poräre” Eigenschaft. In vielen Sprachen werden diese zwei Lesarten strukturell
desambiguiert, z.B. in der Zeitstufe Präsens im Neuhebräischen (s. Kapitel 9)
und in den Zeitstufen Vergangenheit und Zukunft im Russischen (z.B. Geist
2004).
Prädikate, die von einem Kopula-Adjektiv-Syntagma gebildet werden, lassen
sich besser oder schlechter raumzeitlich lokalisieren:
(103) a. Hans war am Mittwoch wütend.
b. Hans war am Mittwoch intelligent.10
c. Der Himmel ist zur Zeit blau.
d. Der Eimer ist zur Zeit blau.
Während (30a) und (30c) ohne Weiteres akzeptabel sind, bed ürfen (30b)
und (30d) erheblicher kontextueller Unterstützung. Wir müssen uns untypische
Situationen überlegen, in dem Sinne, dass sie den Erwartungen zuwiderlau-
fen, die wir aufgrund unseres konzeptuellen Wissens in Bezug auf Intelligenz
oder Eimer haben. (30b) zwingt uns, uns vorzustellen, dass Hans’ intellektuel-
le Fähigkeiten, für gewöhnlich auf niedrigem oder durchschnittlichen Niveau,
für den Zeitraum eines Tages ausnahmsweise ein sehr hohes Niveau innehat-
ten. Solche kurzfristigen Schwankungen widersprechen aber unseren Vorstel-
lungen, weil wir wissen, dass das ein Anheben des Intelligenzniveaus eines
Menschen normalerweise, wenn überhaupt möglich, eine langfristige Sache ist.
(30d) zwingt uns, uns vorzustellen, dass ein Eimer von Zeit zu Zeit seine Far-
be wechselt. Diese Vorstellung läuft unserem Weltwissen zuwider, weil ein Ei-
mer typischerweise ein reiner Gebrauchsgegenstand ist, dessen äußeres Erschei-
nungsbild völlig unwichtig ist.
10 Beispiel nach Chierchia 1995.
6.9. DIE LEXIKALISCHE BESONDERHEIT CARLSONSCHER ARTPR ÄDIKATE 114
Besonderheit besteht, d.h. worin sie sich von “normalen” Artprädikaten unter-
scheiden.
Krifka et al. (1995) hatten bemerkt, dass nur Arten erfunden werden, ausster-
ben, ausgerottet werden etc. Deswegen können sich Carlsonsche Artprädikate,
außer in der Stellvertreter-Lesart, nicht mit Objekttermen verbinden. Aus mei-
ner Sicht heißt das, dass Carlsonsche Artprädikate sich, im Gegensatz zu allen
anderen (“normalen”) Artprädikaten, nicht raumzeitlich lokalisieren lassen. Die
Frage ist nun, warum?
Ich habe mich den lexikalisch-semantischen Besonderheiten Carlsonscher
Artprädikate bereits in Kapitel 5 gewidmet. Wiederholen wir an dieser Stelle
noch einmal die erzielten Ergebnisse: Mit der durch ein normales Artprädikat
bezeichneten Eigenschaft wird eine Aussage über eine Art gemacht, speziell
über diejenige Art, die der betreffende Argumentausdruck denotiert. Norma-
le Artprädikate weisen also sozusagen reine Arteigenschaften zu. Im Gegensatz
dazu sind Carlsonsche Artprädikate dadurch gekennzeichnet, dass mit der zuge-
wiesenen Arteigenschaft eine Aussage über Instanzen der (durch den Argument-
ausdruck denotierten) Art einhergeht. Carlsonsche Artprädikate weisen also in
diesem Sinne keine reinen Arteigenschaften zu. Das hat Konsequenzen für die
Wahrheitsbedingungen.
Die Wahrheit oder Falschheit einer normalen Artprädikation entscheidet sich
nämlich ausschließlich an den Bedingungen, die in der Artdomäne herrschen11.
Korrespondieren die mit einer normalen Artprädikation behaupteten Bedin-
gungen mit den tatsächlich geltenden Verhältnissen der Artdomäne, so ist der
betreffende Satz wahr. Demgegenüber stellen Carlsonsche Artprädikationen
Wahrheitsbedingungen nicht nur an die Artdomäne, sondern auch an die Ob-
jektdomäne – zur Überprüfung der Wahrheit oder Falschheit einer Carlsonschen
Artprädikation müssen immer sowohl die herrschenden Verhältnisse in der Art-
domäne als auch die herrschenden Verhältnisse in der Objektdomäne in Rech-
nung gestellt werden. Sehen wir uns dazu Beispiele an:
Unter welchen Bedingungen ist dieser Satz, der eine normale Artprädikation
darstellt, wahr? Der Satz ist wahr zum Zeitpunkt t0 genau dann, wenn zum Zeit-
punkt t0 die folgenden Bedingungen erfüllt sind:
(iii) Die Art ‘Dodo’ ist eine Unterart der Art ‘Vogel’12.
Wie man sieht, betrifft jede der drei Wahrheitsbedingungen (i) bis (iii)
Verhältnisse, die zum Zeitpunkt t0 in der Artdomäne herrschen. Deswegen ist
die Wahrheit oder Falschheit einer normalen Artprädikation wie (33) gänzlich
unberührt davon, welche Verhältnisse zum Zeitpunkt t0 in der Objektdomäne
(=in der realen Welt) herrschen. Und deswegen ist der Satz auch zum heutigen
Zeitpunkt in der aktualen Welt wahr, obwohl heute kein einziger Dodo mehr
real existiert. Wenden wir uns damit einer Carlsonschen Artprädikation zu:
(107) Der Dodo ist ausgestorben.
Dieser Satz kann zum Zeitpunkt t0 nur dann wahr sein, wenn zum Zeitpunkt
t0 die folgenden Bedingungen erfüllt sind13:
(i) In der Artdomäne existiert die Art ‘Dodo’.
(ii) In der Objektdomäne existieren keine Objektinstanzen der Art ‘Dodo’.
(iii) In der Objektdomäne haben zu einem Zeitpunkt vor t0 Objektinstanzen der
Art ‘Dodo’ existiert.
Wie die Bedingungen (ii) und (iii) zeigen, werden in diesem Fall sehr wohl
auch an die Objektdomäne Wahrheitsbedingungen gestellt14 .
Warum lassen sich Carlsonsche Artprädikate also nicht raumzeitlich lokali-
sieren? Die Antwort ist ein wenig originell: Carlsonsche Artprädikate können
deswegen nicht raumzeitlich lokalisiert werden, weil sie bereits raumzeitlich
lokalisiert sind! In ihrer lexikalischen Semantik enthalten Carlsonsche Art-
prädikate eine Existenzbehauptung bzw. Existenzpräsupposition bezüglich Ob-
jektinstanzen der Art, die durch jenen Ausdruck in die semantische Kompositi-
on eingespeist wird, der die Argumentposition des Prädikats besetzt.
Es kann nicht schaden, diesen Vorschlag mit der klassischen Analyse Carl-
sonscher Artprädikate zu kontrastieren. (35a) zeigt eine Carlsonsche Semantik
für are extinct, (35b) eine für dodos und (35c) eine für die Kombination dieser
zwei Ausdrücke15:
12 Was äquivalent ist mit: ‘Dodo’ ist ein Element der artbezogen bestimmten Extension
des Prädikats Vogel und ‘Dodo’ ist nicht identisch mit der Art ‘Vogel’.
13 Ich behaupte nicht, dass diese drei Bedingungen die Wahrheitsbedingungen von
(34) ausschöpfen würden.
14 Bedingung (iii) impliziert, dass die Art ‘Dodo’ bereits zu einem Zeitpunkt vor t in
0
der Artdomäne existiert haben muss. Dies ist der Grund, weshalb man keine indefiniten
NPn benutzen kann, um auf die Art ‘Dodo’ zu referieren – es sei denn, in taxonomischer
Lesart (vgl. Kapitel 5).
15 Der Index “k” signalisiert den Artbezug einer Variable. Für Objektbezug wird der
Index “o” benutzt.
6.9. DIE LEXIKALISCHE BESONDERHEIT CARLSONSCHER ARTPR ÄDIKATE 117
Wenn ich sage, dass Carlsonsche Artprädikate bereits von Hause aus raum-
zeitlich lokalisiert sind, dann wird damit nicht gesagt, dass Carlsonsche Art-
prädikate verkappte Objektprädikate wären. Wie (36a) zeigt, sind sie Art-
prädikate, allerdings mit der Besonderheit, dass die von ihnen zugewiesene Ei-
genschaft die Existenz (bzw. im Falle von be extinct die vormalige Existenz)
von realen Objekten, die die Art instantiieren, beinhaltet. In dieser Hinsicht un-
terscheiden sie sich von den normalen reinen Artprädikaten, vergleiche17 :
Man beachte, dass nach diesem Vorschlag alle Prädikate, außer Carlsonschen
Artprädikaten, zu sowas wie den “Mischprädikaten” von Krifka et al. (1995)
werden. Den reinen Artprädikaten gegenüber stehen die Existenzprädikate,
bei denen es sich ebenfalls um Artprädikate handelt, allerdings um solche, die
einer Art eine Eigenschaft zuweisen, die nicht die Art direkt, sondern Instanzen
der Art betrifft. Den prototypischen Fall stellt das klassische Existenzprädikat
existieren dar. Dieses weist einer Art die Eigenschaft zu, in der realen Welt
Instanzen zu haben. Die Carlsonschen Artprädikate sind ebenfalls Existenz-
prädikate. Während mittels existieren die reine Existenz von Instanzen einer
Art behauptet wird, wird mittels Carlsonscher Artprädikate darüber hinaus eine
Aussage über den Modus der Existenz von Instanzen einer Art gemacht.
reine Artprädikate “Carlsonsche Stadienprädikate”
(pot. Objektprädikate) “Carlsonsche Objektprädikate”
Prädikate existieren
Existenzprädikate “Carlsonsche Artprädikate”
Zum Abschluss soll nun noch gezeigt werden, wie sehr viel einfacher die se-
mantische Analyse generisch verwendeter indefiniter Nominalphrasen wird,
wenn man die in diesem Kapitel vorgestellte Prädikatsklassifikation zugrunde
legt. Ich hatte im Abschnitt 2 dargestellt, wie verschieden generische indefinite
NPn in der modernen Semantiktheorie analysiert werden. Nehmen wir uns die
Beispiele also noch einmal vor:
6.11. GENERISCHE INDEFINITE NPN 120
6.12 Zusammenfassung
7.1 Übersicht
Die Grundidee, die ich in dieser Dissertation verfolge, besteht darin, dass die
Artdomäne die grundlegende (=lexikalische) semantische Bezugsdomäne ist,
relativ zu der Inhaltswörter (Nomen, Verben, Adjektive) ihre Bedeutungen be-
stimmen. Der semantische Bezug auf Elemente der raumzeitlichen Objekt-
domäne setzt bestimmte externe (=grammatische) Prozesse der Bedeutungsan-
reicherung voraus.
In diesem Kapitel soll ein Argument für eine solche “artbasierte” grammati-
sche Architektur unterbreitet werden. Speziell soll die bekannte Tatsache, dass
Bare plural NPn normalerweise nur opaque Lesarten aktualisieren, wie folgt er-
klärt werden: Die kovert operierende Bedeutungsverschiebung, die aus einem
prädikativen Bare plural Nomen eine referierende Bare plural NP macht, muss,
weil sie kovert ist, zum frühstmöglichen Zeitpunkt der Derivation applizieren.
Bei einer artbasierten Architektur folgt daraus, dass der resultierende referie-
rende Ausdruck sich auf eine Art bezieht. Daraus wiederum folgt, dass die In-
terpretation der NP keine Existenz von Objektinstanzen der Art impliziert, was
ja gerade ein Kennzeichen der opaquen Lesart ist.
Ich gehe von der nicht besonders ungew öhnlichen Prämisse aus, wonach
ein Nomen lexikalisch als Prädikat anzusehen ist, welches mit einem Deter-
minierer kombiniert werden muss, um einen referierenden Ausdruck zu bilden.
Neu ist aber mein Vorschlag, dass ein Nomen im Lexikon als Artprädikat regi-
striert ist. Die Applikation eines Determinierers (ich werde diesbezüglich von
“Instantiierern” sprechen) auf der Artebene führt zu einem Artterm. Die se-
mantische Komposition einer artreferierenden NP wird in Abschnitt 2 im Rah-
7.2. DIE ROLLE OVERTER ARTIKEL 124
del’, ‘streunender Hund’ und was es sonst noch so f ür Hundearten gibt.
Bei näherer Hinsicht erscheint es allerdings problematisch, ein deutsches No-
men wie Hund als den Namen einer Art anzusehen. Wenn Hund der Name der
Art ‘Hund’ wäre, dann sollte der folgende Satz sprachgerecht sein, was er aber
nicht ist:
(118) *Hund stammt vom Wolf ab.
Um den intendierten Sachverhalt auszudrücken, muss eine der folgenden Va-
rianten gewählt werden:
(119) a. Der Hund stammt vom Wolf ab.
b. Ein Hund stammt vom Wolf ab.
c. Die Hunde stammen vom Wolf ab.
d. Hunde stammen vom Wolf ab.
Warum ist Beispiel (1) ausgeschlossen? Im Prinzip sind zwei Erklärungen
denkbar. Wenn man an der Vorstellung festhalten will, dass Individualnomina
im Lexikon als Artnamen verzeichnet sind, muss man die Ungrammatikalität
von (1) als rein syntaktisches Phänomen ansehen. So schreibt etwa Dölling1 :
Soweit ein Individualnomen explizit als Bezeichnung einer Art ver-
wendet werden soll, erfordert dies in der Regel seine Überführung in
die NP-Kategorie dadurch, daß es entweder mit einem definiten Arti-
kel versehen oder in die Pluralform transformiert wird. Da aber beide
Operationen aus unterschiedlichen Gründen zu keinen Veränderungen
auf der semantischen Ebene führen, läßt sich ihre Notwendigkeit of-
fenbar ausschließlich auf syntaktische Bedingungen begr ünden, die in
den fraglichen Sprachen [Englisch und Deutsch, OMR] für Individual-
nomina gelten. (Dölling 1992:60)
Die zweite Möglichkeit besteht darin, anzunehmen, dass Nomen keine Na-
men von Arten sind, sondern Symbole für Arten (z.B. Foley 1997). Demnach
wären Individualnomina im konzeptuellen System Symbole für Arten, im lin-
guistischen Lexikon jedoch eindeutig als (Art-)Prädikate registriert. Geht man
von dieser Annahme aus, so bietet sich die folgende weitverbreitete Erklärung
für das Datum in (1) an: Das Subjekt eines Deklarativsatzes muss von einem re-
ferierenden Ausdruck gebildet werden2 . Lexikalische Nomen sind aber von sich
1 Man beachte, dass Dölling eine durch den indefiniten Artikel eingeleitete NP nicht
als Artterm auffasst. Der Grund ist, dass Dölling der Standardtheorie in der Annahme
folgt, dass indefinite NPn nicht artreferieren, sondern lediglich subartreferieren können.
Gegen diese Position wende ich mich in Kapitel 5.
2 . . . oder von einem generalisierten Quantor, aber von dieser Möglichkeit sehe ich
hier und im Folgenden ab.
7.2. DIE ROLLE OVERTER ARTIKEL 126
dog(X)
(122) [N Hunde]
dog(X)
plural(X)
3 Eigennamen fallen also nicht unter diese Regel!
4 Ich folge hier Farkas & de Swart (2003) in der Praxis, morphologische Pluralisie-
rung als zusätzliche Prädikation zu modellieren.
7.2. DIE ROLLE OVERTER ARTIKEL 128
Erst durch die syntaktische Verknüpfung dieser Nomen mit einem Artikel
zu einer NP werden diese Bedeutungen – wie Farkas & de Swart es nennen –
“instantiiert”. Technisch gesehen beinhaltet Instantiierung die Ersetzung eines
thematischen Arguments X durch einen Referenzmarker (=Diskursreferenten)
U. Beachtenswert ist, dass die Elemente, die im Sinne von Farkas & de Swart
eine Instantiierung bewirken, exakt die semantische Rolle der Elemente spielen,
die Padučeva Aktualisatoren nennt.
Farkas & de Swart betrachten den indefiniten Artikel als den einfachsten aller
möglichen Instantiierer, da sein semantischer Beitrag in nichts weiterem als der
Ersetzung von X (bzw. Y, Z, . . . ) durch U (bzw. V, W, . . . ) besteht. Zu beachten
ist nun, dass der indefinite Artikel einer lexikalischen Beschränkung hinsicht-
lich seiner Anwendbarkeit unterliegt: Die Semantik des indefiniten Artikels ist
nur für solche Nomen definiert, deren Extension ausschließlich atomische Ele-
mente umfasst. Mit anderen Worten, der indefinite Artikel verbindet sich nur
mit solchen Nomen, deren Numeruswert Singular ist5.
Der Bedeutungsbeitrag des indefiniten Artikels überführt die semantische Re-
präsentation unter (4) in die der indefiniten NP ein Hund unter (6):
(123) [NP ein Hund]
U
dog(U)
...
dog(U)
Der definite Artikel verbindet sich, anders als der indefinite, problemlos mit
Singular- und Pluralnomen:
(125) [NP die Hunde]
...U ...
...
dog(U)
plural(U)
Wie nun aber, wenn Referenz auf eine Pluralität intendiert ist, die nicht als
bekannt vorausgesetzt präsentiert werden soll? Dieser Referenzbereich wird
von den beiden lexikalisch verfügbaren “Instantiierern”, dem definiten Artikel
und dem indefiniten Artikel, nicht erfasst. Die Derivation von in entsprechen-
der Weise referierenden Ausdrücken muss zwangsläufig kovert erfolgen. Damit
stellt sich die Frage nach dem theoretischen Status des “Nullartikels” im Deut-
schen und Englischen, vgl. das Subjekt in (2d). Doch bevor ich mich auf das
7.3. BILDUNG KOMPLEXER PRÄDIKATE 130
schwierige Feld der Bare plurals begebe, möchte ich zunächst den Prozess der
Prädikatsmodifikation diskutieren. Unter Prädikatsmodifikation verstehe ich die
syntaktische Verbindung von zwei oder mehr Prädikaten zu einem komplexen
Prädikat vor der Applikation des (overten oder koverten) Artikels.
TIER
SCHWEIN HUND
dass zwischen Do und Dk die Relationen R(p,S), R(f,G) und R(b,B) gelten6 :
Piggy ist ein Exemplar der Art ‘Schwein’, Fido ist ein Exemplar der Art ‘guter
Hund’ und Bello ein Exemplar der Art ‘böser Hund’.
Unter diesen Voraussetzungen denotiert das Nomen Hund relativ zu Do die
Menge {g,b}. Das modifizierte Nomen guter Hund denotiert lediglich die Men-
ge {g}. Die Anreicherung der mit Hund assoziierten Information um die mit gut
assoziierte Information führt zur Restriktion der Extension. Bello erfüllt zwar
die mit der Deskription des Nomens Hund gegebenen Bedingungen, aber nicht
mehr die Bedingungen, die mit dem modifizierten Nomen guter Hund verbun-
den sind. Wie verhält es sich nun mit Artprädikaten?
Relativ zu Dk denotiert Hund die Menge {H, B, G}. Der Ausdruck böser
Hund hingegen charakterisiert die einelementige Menge {B}. Wie wir sehen
gilt das aus dem Bereich der Objekte bekannte Zusammenspiel von Intensi-
on und Extension auch im Bereich der Arten. Spezifizierung des Konzepts zieht
die potentielle Restringierung der Individuenmenge, die unter das Konzept fällt,
nach sich. Im Falle der Artreferenz lässt sich dieser Zusammenhang wie folgt
beschreiben: Durch die Modifikation eines N zu einem N* wird von dem taxo-
nomischen Baum, dessen Superkategorie N ist, alles “weggeschnitten” bis auf
jene Teilstruktur, deren Superkategorie man den Namen N* geben könnte7.
Theoretisch kann die Modifikation eines Prädikats beliebig oft iteriert wer-
den, doch für die praktischen Zwecke der Kommunikation sollte der fortschrei-
tenden Spezifikation des deskriptiven Gehalts irgendwann ein Ende gesetzt
6
“[L]et R be the realization relation which relates kinds to their specimens [. . . ]. Thus
a formula R(x,k) states that the object x belongs to the kind k” (Krifka et al. 1995:66).
Auf der Basis der Prinzipien unter (3) und (4) in Kapitel 3 folgt, dass auch die folgenden
Relationen gelten: R(f,H), R(f,T), R(p,T), R(b,H), R(b,T).
7 Ich kennzeichne modifizierte Ausdrücke mit dem *. Wenn X die syntaktische Kate-
gorie eines lexikalischen Basisprädikats a ist, dann steht X* für einen Ausdruck b, der
zur selben syntaktischen Kategorie wie a gehört, im Unterschied zu a aber semantisch
modifiziert wurde. Der * ist also streng genommen kein syntaktisches Diakritikum.
7.3. BILDUNG KOMPLEXER PRÄDIKATE 132
werden. Schliesslich ist die Deskription nur Mittel zum Zweck: Der Sprecher
wählt eine bestimmte Deskription, um den Hörer in die Lage zu versetzen,
ein bestimmtes Individuum als Redegegenstand zu identifizieren, wobei die-
ses Individuum, der Referent, ein Objekt oder eine Art sein kann. Irgendwann
muss dem Hörer signalisiert werden, dass genügend Informationen über po-
tentielle Referenten vorliegen, um den oder die tatsächlichen Referenten im
Äusserungskontext identifizieren zu können. Dem semantischen Schritt von ei-
nem Prädikat, das eine Menge von Individuen charakterisiert, zu einem Term,
der auf eine Menge von Individuen referiert, entspricht auf syntaktischer Seite
der Schritt von N bzw. N* zu NP8 . In semantischen Typen gesprochen: Mit der
Projektion von N zu NP wird ein Ausdruck des semantischen Typs <e,t> in
einen Ausdruck des semantischen Typs <e> überführt.
Artikelsprachen wie das Deutsche oder Englische verfügen wie gesagt über
lexikalisierte Funktoren, die Prädikate auf Terme abbilden, nämlich den defi-
niten und den indefiniten Artikel9 . In funktionaler Hinsicht kann man die Ar-
tikel als sprachliche Signale verstehen, die anzeigen, dass die Derivation ei-
nes möglicherweise komplexen Prädikats auf der Grundlage eines lexikalischen
Basisprädikats abgeschlossen ist und dass die resultierende Deskription nun be-
nutzt werden soll, um im gegebenen äusserungskontext einen Referenten zu
identifizieren. Die Anwendung der Artikelsemantik beschliesst die nominale
Projektion sozusagen, so dass im Ergebnis ein Term, eine sogenannte deskripti-
ve NP, steht.
Fassen wir noch einmal die wesentlichen Punkte zusammen, von denen
ich im folgenden ausgehen werde. Erstens, lexikalische Basisausdr ücke (In-
haltswörter) sind Prädikate (semantischer Typ <e,t>). In Bezug auf Nomen
kann ihr syntaktischer Status als N kategorisiert werden. N-Ausdrücke sind
Prädikate. Zweitens, referierende Ausdrücke werden auf der Grundlage eines
lexikalischen Basisausdrucks durch die Anwendung eines argumentmachen-
den Funktors (semantischer Typ <<e,t>,e>) abgeleitet. Der syntaktische Sta-
tus eines derart abgeleiteten referentiellen Ausdrucks kann als NP kategori-
siert werden. NP-Ausdrücke sind Terme. Mit den Artikeln verfügt das Engli-
sche/Deutsche, drittens, über jeweils zwei lexikalisierte termbildende Funkti-
onswörter. Durch die Anwendung eines Artikels wird die Derivation eines refe-
rentiellen Ausdrucks abgeschlossen. Bevor ein Artikel die Derivation einer NP
abschliesst, kann der zugrundeliegende N-Ausdruck durch andere Inhaltsw örter,
8 ...bzw. von NP zu DP.
9 Unter der Annahme, dass der definite Artikel als Iota-Operator und der indefinite
Artikel als choice function zu repräsentieren sind, sind somit beide Artikel vom seman-
tischen Typ <<e,t>,e>. Das ist natürlich nicht der einzige in der Literatur diskutier-
te Vorschlag. Alternativ wird z.B. der indefinite Artikel oftmals als (Existenz-)Quantor
behandelt.
7.4. INTERNE UND EXTERNE MODIFIKATION 133
der Hund
b. NP
Det N*
der Loc N
0/ Hund
7.4. INTERNE UND EXTERNE MODIFIKATION 134
Det N* Det
externer N* externer
Modifikator Modifikator
Loc N* Loc
interner N interner
Modifikator Modifikator
Modifikation vor dem Schritt der raumzeitlichen Lokalisierung kann “in-
terne Modifikation” genannt werden, Modifikation danach nenne ich entspre-
chend “externe Modifikation”. Diese Terminologie ist von Maienborn (2001)
übernommen, die zwei verschiedene syntaktische Strukturpositionen für die
Modifikation von Verbbedeutungen durch lokale Adverbiale nachweist10 . Zur
Illustration vergleiche den folgenden Satz:
(129) Paula schlief auf dem Bauch.
Satz (12) erlaubt zwei verschiedene Lesarten je nach Interpretation des Lo-
kaladverbials auf dem Bauch. Bei ereignisinterner Modifikation wird die durch
die PP ausgedrückte lokale Relation in die Beschreibung des Schlafenereig-
nisses integriert; das Relatum (landmark) Bauch wird als Paula’s Bauch ver-
standen und der Satz schildert eine Situation, in der Paula bäuchlings schläft.
10 Maienbornidentifiziert daneben noch eine dritte syntaktische Position, die von rah-
mensetzenden Adverbialen, die uns an dieser Stelle aber nicht interessieren soll.
7.4. INTERNE UND EXTERNE MODIFIKATION 135
Det N*
ein Loc N*
0/ A N
böser Hund
Präpositionalphrasen, die als Modifizierer eines Nomens fungieren, verhalten
sich interessanterweise ganz analog zu Präpositionalphrasen, die Verben modi-
fizieren:
(131) a. das Kind auf dem Bauch
b. die Mäuse in den Gummistiefeln
c. der Kopfjäger mit den zwei Köpfen
Die Phrasen unter (14) haben jeweils eine “wortwörtliche” Lesart, wo-
nach sich ein Kind innerhalb der auf-Region eines Bauches befindet, sich ei-
ne gewisse Zahl von Mäusen innerhalb der in-Region von mindestens zwei
7.5. ATTRIBUTIVE ADJEKTIVE 136
miteinander verrechnet werden. Ich erinnere daran, dass Typen/Arten von mir
als reifizierte Konzepte, d.h. als mentale Kategorien, konzipiert werden (s. Ka-
pitel 3). Die Modifikation eines typendenotierenden Ausdrucks führt zu einem
komplexen syntaktischen Ausdruck, der ebenfalls f ür einen Typen steht, d.h. zu
einer komplexen Bezeichnung für eine Kategorie/Klasse.
Betrachten wir ein eigenes Beispiel. Satz (18a) kann durchaus Sinn ergeben,
während Satz (18b) einen Widerspruch enthält:
Der Grund ist, dass talking monkey eine komplexe Artbezeichnung darstellt,
die herangezogen wird, um auf ein Objekt im gegebenen Kontext zu referieren.
Wenn diese Artbezeichnung via raumzeitlicher Lokalisierung zu einem Objekt-
prädikat wird, dann charakterisiert es die Menge aller Objekte im gegebenen
Äusserungskontext, die erstens Affen sind und von denen, zweitens, erwartet
wird, dass sie sprechen.
(136) NP
Det N*
the Loc N*
A N
talking monkey
In Gegensatz dazu stellt in monkey talking nur das Nomen allein eine
Artbezeichnung dar. Via raumzeitlicher Lokalisierung wird es zu einem Ob-
jektprädikat. Das Adjektiv modifiziert nun dieses Objektprädikat, d.h. es
appliziert auf der Token-Ebene, so dass Nomen und Adjektiv gemeinsam ein
komplexes Objektprädikat bilden. Das komplexe Objektprädikat charakterisiert
die Menge aller Objekte im gegebenen Äusserungskontext, die erstens Affen
sind und zweitens sprechen. Mit einem Referenten, der diese Bedingungen
erfüllt, ist die Prädikation in (18b) nicht verträglich.
7.5. ATTRIBUTIVE ADJEKTIVE 138
(137) NP
Det N*
the N* A
Loc N talking
monkey
Die Annahme, dass attributive Adjektive immer Typen/Arten modifizieren,
könnte helfen ein Problem zu überwinden, mit dem sich die formale Semantik
konfrontiert sieht. Modifikation wird im formalsemantischen Rahmen als In-
tersektion modelliert. Der Ausdruck pinker Elefant denotiert entsprechend die
Menge aller Objekte, die sowohl zur Menge aller Objekte, die das Adjektiv pink
denotiert, gehört, als auch zur Menge aller Objekte, die das Nomen Elefant de-
notiert (s. Heim & Kratzer (1998)):
(138) a. [[pink]] = λ x ∈ Do . PINK(x)
b. [[Elefant]] = λ x ∈ Do. ELEFANT(x)
c. [[pinker Elefant]] = λ x ∈ Do . PINK(x) & ELEFANT(x)
Das Problem besteht darin, dass die Interpretation eines Adjektivs häufig sen-
sitiv für die spezifische Wahl des Nomens ist, das es modifiziert. Vergleiche in
diesem Zusammenhang Partee (1995)’s “head primacy principle”:
In a modifier-head structure, the head is interpreted relative to the con-
text of the whole constituent, and the modifier is interpreted relative to
the local context created from the former context by the interpetation
of the head (Partee 1995:334)
Mit Bezug auf (22a) gestaltet sich das Problem wie folgt: Unter der formalse-
mantischen Intersektionsanalyse würde sich auch die grösste Maus im Denotat
von kleine Maus wiederfinden, da sie (i) zum Denotat von Maus und (ii) zum
Denotat von klein gehört. Letzteres resultiert daraus, dass auch die grösste Maus
als klein gilt, etwa im Verhältnis zu Elefanten.
(139) a. kleine Maus
b. rotes Haar
In Hinblick auf (22b) ist die Problematik ein wenig anders gelagert. Die Inter-
sektionsanalyse sagt entgegen den Tatsachen voraus, dass das Denotat von rotes
7.5. ATTRIBUTIVE ADJEKTIVE 139
Haar leer ist, weil rote Haare im wörtlichen Sinne gar nicht rot sind (zum Deno-
tat von rot gehören), sondern zum Denotat von orange geh ören (s. Gärdenfors
(2000))11.
Wenn nun, wie hier angenommen, ein attributives Adjektiv immer als Art-
prädikat fungiert, dann verlieren die für die formalsemantische Praxis proble-
matischen Fälle ihre Brisanz. Das Adjektiv klein charakterisiert nicht länger die
Menge aller Objekte, die die Bedingung erfüllen, klein zu sein, sondern viel-
mehr die Menge aller Arten, die als klein gelten. Welche Arten gelten aber als
klein? Die Antwort ist einfach. Von jeder beliebigen Art ‘X’ können zwei Un-
terarten ‘kleines X’ und ‘nichtkleines X’ gebildet werden derart, dass erstere
unter das Prädikat klein fällt und letztere nicht. Die Extension von klein um-
fasst somit: {X∈ Dk | KLEIN(X)}. Dazu gehören ad hoc Kategorien (s. Barsalou
(1983)) wie ‘kleiner Elefant’, ‘kleine Maus’, ‘kleine Stadt’ etc., aber auch insti-
tutionalisierte Kategorien wie ‘kleiner Finger’, ‘kleiner Bruder’, ‘kleines Bier’
etc12 .
SÄUGETIER
ELEFANT MAUS
en, denn üblicherweise wird eben nicht jeder Instanz einer NP (bzw. DP) Ar-
gumentstatus zugesprochen. Stattdessen werden bestimmte NP-Vorkommen als
prädikative Verwendungen behandelt. Eine solche prädikative NP wird als ei-
genschaftsdenotierend analysiert, d.h. als vom semantischen Typ <e,t> 14 .
So gilt eine Postkopula-NP wie in Hans ist ein Arzt gemeinhin als prädikativ
(z.B. Partee 1987, Heim & Kratzer 1998, s.a. Kapitel 8). Direkte Objekte wie
in John ate an apple werden in ihrer sog. schwachen Lesart als “semantisch in-
korporierte” Prädikate ebenfalls eigenschaftsdenotierend analysiert (Van Geen-
hoven 1998). Es wurde vorgeschlagen, dass NPn, die den Pivot einer Existenz-
konstruktion bilden (wie in there is a fly in my soup), Eigenschaften denotieren
(McNally 1998). Kallulli (2005) behauptet, dass existentielle Bare plurals wie
in dogs are barking vom semantischen Typ <e,t> sind. Gegen all diese Ana-
lysen halte ich meine Hypothese, die an dieser Stelle noch einmal wiederholt
sei:
NP-H YPOTHESE Eine NP (bzw. DP) ist immer ein Argument. Sie
referiert entweder auf ein Objekt (oder eine Menge von Objekten) oder
sie referiert auf eine Art (oder eine Menge von Arten).
Im Rahmen der Diskursrepräsentationstheorie formuliert, nimmt diese Hy-
pothese folgende Gestalt an:
NP-H YPOTHESE (DRT-Version) Eine NP (bzw. DP) führt immer
einen Referenzmarker in den Diskurs ein – entweder einen, der für ein
Objekt steht oder einen, der für eine Art steht. Der Referenzmarker
kann entweder neu oder mit einem bereits im vorigen Diskurs etablier-
ten Referenzmarker koindiziert sein.
An dieser Stelle sei daran erinnert, dass – wie in Kapitel 3 dargelegt – Ei-
genschaften und Arten informationsidentisch sind und in einem systematischen
Zusammenhang stehen. Jeder Eigenschaft entspricht eine Art:
To any natural property, like the property of being a dog, there cor-
responds a kind, viz. the dog-kind. Conversely, any natural kind will
have a corresponding property (the property of belonging to that kind)
(Chierchia 1998:348)
Vor diesem Hintergrund erscheint mein Vorschlag, sog. nicht-referentielle
bzw. prädikative NPn als sehr wohl referentiell, nämlich artreferentiell, anzu-
sehen weitaus weniger revolutionär als es vielleicht auf den ersten Blick den
Anschein hat. Eine Instanz der Art Arzt zu sein bedeutet eben immer auch die
Eigenschaft zu haben, ein Arzt zu sein. Wenn ich also vorschlage, “prädikative
14 Bzw. als <s,<e,t>> in der intensionalen Variante.
7.7. DER NULLARTIKEL 142
NPn” nicht als semantischer Typ <e,t> zu kategorisieren, sondern als seman-
tischer Typ <ek>, dann ändert sich in Bezug auf den Informationsgehalt ei-
ner solchen NP nichts. Was sich durch meine alternative semantische Analyse
ändert ist, dass sich nunmehr die Möglichkeit eröffnet, von einem sehr einfa-
chen Verhältnis von Form und Inhalt (Syntax-Semantik-Abbildung) auszuge-
hen, nämlich von einem Isomorphismus: die semantische Funktion der syntak-
tischen Kategorie NP besteht darin, einen Referenzmarker in den Diskurs ein-
zuführen.
Syntaktische Kategorie Semantischer Typ
NP <e>
Bei der Diskussion von Bare nominals im Englischen oder Deutschen muss
sorgfältig zwischen zwei verschiedenen syntaktischen Ebenen unterschieden
werden. Als pluralische N-Ausdrücke sind Bare plurals Prädikate, die funk-
tional Mengen charakterisieren. Als NP-Ausdrücke dagegen sind Bare plurals
(gemäß der im vorigen Abschnitt motivierten Hypothese) Argumentausdrücke.
Diese Sichtweise impliziert, dass ein koverter Funktor dafür verantwortlich sein
muss, aus der durch das Bare plural Nomen charakterisierten Extension ein Ele-
ment als Referenten der Bare plural Nominalphrase auszuwählen.
Heißt das, ich nehme für das Englische und Deutsche jeweils einen Nullarti-
kel an? Ja und Nein. Ja insofern, als dass ich annehme, dass auf semantischer
Seite ein koverter Operator für die Transformation eines N-Prädikats in ein NP-
Argument verantwortlich ist. Nein, weil dieser koverte Operator im Gegensatz
zu den overten Artikeln kein lexikalisches Element ist. Stattdessen sehe ich den
koverten Operator als Type shifter (u.a. Partee 1987, Dölling 1992 Chierchia
1998) an, den die Grammatik im Bedarfsfall zur Verfügung stellt. Dieser Type
shifter ist vom selben semantischen Typ wie die Artikel, also <<e,t>,e>. Was
aber ist hier mit “Bedarfsfall” gemeint?
Wie bereits erwähnt gehe ich davon aus, dass die Syntax klar definierte Ar-
gumentpositionen ausweist. Solche sind z.B. die Subjektposition oder die Ob-
jektposition eines auf der Basis eines (in)transitiven Verbs gebildeten Satzes,
die Positionen vor und nach der Kopula (s. Kapitel 8) oder die Position nach
einer Präposition. Argumentpositionen müssen von referierenden Ausdr ücken,
d.h. von Ausdrücken des semantischen Typs <e>, gefüllt werden. Erscheint
7.7. DER NULLARTIKEL 143
• NPn sind immer vom semantischen Typ <e>, wobei “e” sowohl für “eo”
(Objektindividuen) als auch für “ek ” (Artindividuen) stehen kann
• syntaktische Argumentpositionen sind für NPn reserviert; erscheinen
<e,t>-Ausdrücke in syntaktischer Argumentposition, so werden sie zu
<e>-Ausdrücken typenverschoben
• die lexikalischen Artikel (a, the) sind Funktionswörter, die sich mit
<e,t>-Ausdrücken zu <e>-Ausdrücken verbinden. Ihre Verfügbarkeit
blockiert die Anwendung einer koverten Typenverschiebung
Aus der unterschiedlichen Natur von overten Artikeln als lexikalische Wesen
und dem koverten Artikel als grammatisches Wesen lassen sich wichtige Unter-
schiede in ihrer Wirkungsweise ableiten. Bekanntlich zeichnen sich Bare plural
NPn gegenüber NPn mit overtem Artikel durch eine Reihe von Besonderheiten
aus. Am wichtigsten ist in diesem Zusammenhang wahrscheinlich die Beobach-
tung, dass Bare plurals in der Regel engen Skopus haben (Carlson 1977, Chier-
chia 1998). Sei hier zur Erinnerung einmal mehr ein klassisches Beispiel zitiert:
(143) a. Miles wants to meet policemen
b. Miles wants to meet a policeman
Die Bare plural NP in (26a) erlaubt nur die nichtspezifische Interpretati-
on, wonach Miles irgendwelche Polizisten treffen möchte. Die indefinite NP
in (26b) hingegen erlaubt auch die spezifische Interpretation, wonach es einen
Polizisten gibt und Miles genau den treffen möchte. Die nichtspezifische Inter-
pretation wird auch “opaque” Lesart genannt, die spezifische Interpretation wird
auch “transparente” Lesart genannt.
Prinzipiell wäre es möglich, sich in der Struktur einer Bare NP einen lexi-
kalischen Nullartikel, der wie die overten Artikel Art- und Objektprädikate in
Art- und Objektterme überführt, vorzustellen. Unter dieser Annahme wäre es
allerdings völlig rätselhaft, warum mit overten bzw. koverten Artikeln gebildete
NPn – wie in (26) – ein jeweils unterschiedliches linguistisches Verhalten an
den Tag legen (vgl. Krifka 2004).
Ich werde nun darlegen, wie die in dieser Arbeit vorgeschlagene Architek-
tur der Grammatik die linguistischen Unterschiede zwischen Phrasen mit over-
tem (lexikalischem) Artikel und Phrasen mit kovertem (grammatischem) Arti-
kel erklärt. Mit “vorgeschlagene Architektur der Grammatik” ist der Vorschlag
gemeint, die Artdomäne als die für sprachliche Strukturbildung primäre onto-
logische Ebene anzusehen, so dass objektbezogene sprachliche Strukturen not-
wendigerweise als von artbezogenen Strukturen abgeleitet betrachtet werden
7.8. RAUMZEITLICHE LOKALISIERUNG UND FR ÜHSTMÖGLICHE ANWENDUNG 145
müssen. Der für die Nominalgrammatik relevante Aspekt dieses Vorschlags sei
hier noch einmal deutlich gemacht:
Gattungsnamen sind lexikalisch als Artprädikate zu behandeln. Ein no-
minaler Ausdruck kann nur dann eine Menge von Instanzen (=Ob-
jekten) denotieren, wenn satzinterne und/oder satzexterne Informatio-
nen seinen Referenzbereich von der Artdomäne in die Objektdomäne
überführen (raumzeitliche Lokalisierung).
Um die Unterschiede in der syntaktischen Derivation einer artreferierenden
NP und einer objektreferierenden NP zu verstehen, vergleiche folgende Bei-
spiele. Das artreferierende Subjekt in (27a) wird gemäß (28a) abgeleitet, das
objektreferierende Subjekt in (27b) gemäß (28b):
(144) a. Der Hund ist der beste Freund des Menschen.
b. Der Hund sitzt auf meinem Platz.
(145) a. NP
Det N
der Hund
b. NP
Det N*
der Loc N
Hund
(28) illustriert, wie man es sich vorstellen kann, dass der overte Artikel
(hier: der) entweder vor oder nach dem Schritt der raumzeitlichen Lokalisie-
rung applizieren kann, um die NP-Derivation zu beschließen. Ein lexikalischer,
overter Artikel kann sowohl über Artenmengen als auch über Instanzenmen-
gen operieren. Der syntaktischen Struktur in (28a) entspricht die semantische
Repräsentation in (7). Die Struktur in (28b) beinhaltet demgegenüber einen
zusätzlichen syntaktischen Schritt, der mit einem zusätzlichen semantischen
Schritt korrespondiert, vgl. (29b):
(146) a. [N Hund]
dog(X)
7.8. RAUMZEITLICHE LOKALISIERUNG UND FR ÜHSTMÖGLICHE ANWENDUNG 146
↓ raumzeitliche Lokalisierung
dog(X)
loc(x,X)
↓ overte Instantiierung
...
dog(U)
loc(u,U)
Ein overter Artikel (hier: der) kann also ohne Weiteres sowohl thematische
Artargumente als auch thematische Objektargumente instantiieren. Man beach-
te: Wird ein thematisches Objektargument instantiiert, so wird immer auch ein
thematisches Artargument instantiiert. Technisch gesehen geht mit der semanti-
schen Verarbeitung eines Artikels also die Konstruktionsanweisung einher, alle
in der DRS vorhandenen x’e (bzw. X’e) durch u’s (bzw. U’s) zu ersetzen.
Anders ist die Situation im Falle koverter Instantiierung. Ich nehme an,
dass der Type shifter, den ich auch als grammatischen Nullartikel bezeichnet
habe, stets zum “frühstmöglichen Zeitpunkt” der Derivation zur Anwendung
kommt17. Die wichtigste Konsequenz dieser Forderung nach frühstmöglicher
Anwendung ist, dass der grammatische Nullartikel im Gegensatz zu seinen le-
17 Ich kann nicht genau sagen, warum das so ist, möchte aber spekulieren, dass die
Forderung nach frühstmöglicher Anwendung ökonomische Gründe hat. Die Gramma-
tik sollte koverte Type shifter nur dann einsetzen, wenn es wirklich unumgänglich ist,
d.h. wenn eine semantische Diskrepanz (mismatch) repariert werden muss. Wenn die
Grammatik einen Type shifter einsetzt, dann sollte der nur soviel “verdeckte” Arbeit
leisten, wie unumgänglich ist, um die semantische Diskrepanz zu beheben. Die Forde-
rung nach frühstmöglicher Anwendung stellt sicher, dass möglichst wenig unsichtbare
Bedeutungsverschiebungen passieren.
7.9. EXISTENTIELL INTERPRETIERTE BARE PLURAL NPN 147
xikalisierten overten Pendants in jedem Fall ans Werk tritt, bevor ko(n)textuelle
Faktoren den Referenzbereich von der Artdomäne zur Objektdomäne verschie-
ben können, d.h. vor einer möglichen raumzeitlichen Lokalisierung. Daraus er-
gibt sich, dass der grammatische Nullartikel in der Regel immer über Arten
operiert; Bare plural NPn sind im Einklang mit Carlson (1977) immer Artter-
me.
(30) zeigt die Derivation einer artreferierenden Bare plural NP wie zum Bei-
spiel in Hunde stammen vom Wolf ab:
(147) a. [N Hunde]
dog(X)
plural(X)
↓ koverte Instantiierung
Die Voraussage ist also, dass Bare nominals im Allgemeinen und – bezo-
gen auf die Situation im Englischen/Deutschen – Bare plurals im Speziellen
grundsätzlich artreferierende Nominalphrasen sind.
Doch bekanntlich wird nicht jeder Bare plural im Englischen (oder Deutschen)
generisch interpretiert. Oftmals bezieht sich ein Bare plural nicht auf eine Art,
sondern auf raumzeitliche Manifestationen der Art. Diese Lesart, existentielle
Lesart genannt, wird von Carlson so analysiert, dass in diesem Fall die Exi-
stenz von Stadien der Art behauptet wird. Verzichtet man in seiner Ontologie
auf Stadien und setzt stattdessen Objekte als raumzeitlich lokalisierte Entitäten
an (s. Kapitel 4), so ergibt sich, dass mit existentiellen Bare plural NPn eine
Existenzbehauptung in Bezug auf Objekte einhergeht. Objektreferierende Bare
plural NPn ergeben sich entsprechend immer dann, wenn ein Bare plural Art-
term als syntaktisches Argument eines Objektprädikats erscheint. Das aus dieser
7.9. EXISTENTIELL INTERPRETIERTE BARE PLURAL NPN 148
UeE
rat(U)
plural(U)
--------
reached Australia(E)
in 1770(e)
loc(e,E)
theme(e,x)
ergeben sich genau in solchen Fällen, in denen das Bare plural Nomen von Aus-
drücken modifiziert wird, deren Interpretation Objektreferenz voraussetzt (z.B.
Deiktika). Bei Anwesenheit solcherart token-restringierender Modifikatoren18
kann der Nullartikel nämlich “frühstmöglich” erst nach der Modifikation, d.h.
nach dem Umschalten von Artreferenz auf Objektreferenz, angewendet werden.
Als Konsequenz daraus ergeben sich Bare plural NPn mit dem Potential, weiten
Skopus zu haben (Carlson 1977, Chierchia 1998):
(152) Betty is looking for books she lost yesterday. [Carlson 1977:317]
(153) a. [N books]
book(X)
plural(X)
↓ externe Modifikation
book(X)
plural(X)
she lost yesterday(x)
loc(x,X)
↓ koverte Instantiierung
u,U
book(U)
plural(U)
she lost yesterday(u)
loc(u,U)
Warum also lassen bestimmte Bare NPn wie z.B. parts of that machine, boys
sitting here oder books she lost yesterday transparente Interpretationen zu? Weil
es sich hierbei um komplexe Syntagmen handelt, in deren semantischer Kompo-
sition ein deiktisches Element verrechnet wird, was eine raumzeitlich lokalisier-
te (=objektbezogene) Interpretation erzwingt, was wiederum dazu führt, dass
durch den Prozess der koverten Instantiierung u.a. ein Objektreferenzmarker in
den Diskurs eingeführt wird. Und wenn in der semantischen Repräsentation ei-
nes Satzes ein Objektreferenzmarker erscheint, dann muss in jeder Situation, in
der dieser Satz wahrheitsgemäß geäußert werden kann, notwendigerweise auch
ein Objektindividuum existieren, für das dieser Referenzmarker steht. Zum Bei-
spiel eine Pluralität von Büchern, die Betty gestern verloren hat. Enthält die Se-
mantik eines Satzes diese Bedeutungskomponente, so wird der Satz transparent
interpretiert: es gibt Bücher, die Betty gestern verloren hat, und genau diese
Bücher sucht Betty.
Das ist jedoch nicht die einzige Interpretationsmöglichkeit für (35). Der Satz
hat auch eine opaque Lesart. Demnach sucht Betty nicht nach den spezifischen
Büchertoken, die sie gestern verloren hat, sondern nach irgendwelchen Token
des Typs ‘Buch, das Betty gestern verloren hat’. Diese Lesart ist pragmatisch
sehr markiert, aber nicht unmöglich: Wenn Betty aus irgendeinem Grund den
Verdacht hat, dass sie gestern Bücher verloren hat, ohne sich jedoch 100% sicher
zu sein und ohne zu wissen, welche Bücher und wieviele, und wenn sie sich
unter diesen Umständen auf die Suche macht, dann eignet sich (35) sehr wohl,
um diesen Sachverhalt zu beschreiben19.
Aber widerspricht sich das nicht? Wie kann eine opaque Interpretation zu-
stande kommen, wenn doch, wie oben argumentiert, der Relativsatz she lost ye-
sterday raumzeitliche Lokalisierung bewirkt und dadurch zwingend zur transpa-
renten Interpretation führt? Ich muss zugeben, dass mir die Antwort, die ich jetzt
darauf geben werde, etwas gewollt erscheint. Ich denke, im Falle der opaquen
Interpretation unterliegt die entscheidende Konstituente books she lost yesterday
19 FürCarlson (1977:320) ist es ein konzeptuelles Problem, ob man ein Nominalsyn-
tagma, welches für ihn stets eine Menge von Objekten charakterisiert, als Artbezeich-
nung benutzen kann. Vergleiche dazu die Diskussion von Chierchia’s Ansatz in Ab-
schnitt 11.
7.11. CHIERCHIA’S UND KRIFKA’S ERKL ÄRUNGEN 152
Natürlich bin ich nicht der erste, der eine Lösung für dieses Problem vorschlägt.
An dieser Stelle seien nun zwei prominente Lösungsvorschläge diskutiert.
Für Chierchia (1998) werden Artterme von Prädikaten mittels des down-
Operators ∩ abgeleitet (s. Kapitel 3). Dieser ist jedoch nur für solche Prädikate
definiert, die Mengen von Objekten charakterisieren, welche ein “sufficiently
regular behavior” an den Tag legen:
[K]inds are generally seen as regularities that occur in nature. [. . . ]
What counts as kind is not set by grammar, but by the shared know-
ledge of a community of speakers. It thus varies, to a certain degree,
with the context, and remains somewhat vague. Lexical nouns identify
kinds. Complex nouns may or may not. (Chierchia 1998:348)
“Complex nouns” wie parts of that machine oder books she lost yesterday
bezeichnen für Chierchia nun gerade solche Eigenschaften, die im Unterschied
7.11. CHIERCHIA’S UND KRIFKA’S ERKL ÄRUNGEN 153
ner wissenschaftlichen Einrichtung und sucht Probanten für ein Experiment zur
Zwillingsforschung. Nach Chierchia müsste, entgegen der Intuition, die trans-
parente Lesart von (38) mindestens ebenso gut m öglich sein wie die opaque
Lesart. Schließlich zeichnen sich alleinerziehende Väter mit Zwillingen für die
Sprechergemeinschaft normalerweise nicht durch ein besonders regelhaftes Ver-
halten aus. Doch die bevorzugte Interpretation ist die opaque.
Mein System sagt dagegen voraus, dass, bei Abwesenheit eines deiktischen
Elements innerhalb des Modifizierers, auch komplexe Bare plural Prädikate die
Voraussetzungen erfüllen, um in Argumentpositionen als Artterme benutzt zu
werden. Und zwar selbst dann, wenn schwerlich von regelhaftem Verhalten die
Rede sein kann.
(156) Der Detektiv sucht kurzsichtige Ernte-23-Raucher mit Schuhgr össe 46
und außergewöhnlichen Computerkenntnissen
Krifka (2004) bietet eine andere Erklärung für das abweichende linguisti-
sche Verhalten von Bare plural NPn wie parts of that machine etc. an. Seine
Erklärung basiert auf dem Prinzip der lexikalischen Blockade, wonach eine se-
mantische Operation dann nicht kovert zur Anwendung kommen kann, wenn
ein lexikalisiertes Funktionswort zur Verfügung steht, das eben diese semanti-
sche Operation beinhaltet. Für Krifka ist die Verfügbarkeit von some im Eng-
lischen der Grund dafür, warum Bare plural NPn wie policemen, boys, books
etc. in Kontexten des Typs [Betty is looking for ] keine spezifische Bedeu-
tung aktualisieren können, während Bare plural NPn wie parts of that machine,
boys sitting here, books she lost yesterday etc. das k önnen. Den Unterschied
zwischen den zwei Klassen von nominalen Ausdrücken beschreibt Krifka so,
dass eine Bare plural NP wie parts of that machine sich im Gegensatz zu einer
Bare plural NP wie policemen auf eine finite, fixierte Individuenmenge bezieht.
Krifka beobachtet, dass sich some mit einem Nominal, das eine offene Men-
ge charakterisiert, zu einem referierenden Ausdruck verbindet (Krifka schlägt
vor, die Semantik von some als Choice function zu analysieren), dass jedoch die
Verbindung von some mit einem Nominal, das eine finite Menge charakterisiert,
zu einer partitiv interpretierten Quantifikationsstruktur führt. So impliziert z.B.
(40b), dass Betty nicht nach allen Büchern, die sie gestern verloren hat, sucht.
(157) a. Betty is looking for some books.
b. Betty is looking for some books she lost yesterday.
Sei nun ein Type shifter definiert, der eine Choice function denotiert. Die Ap-
plikation dieses koverten Operators wäre nur in jenen Fällen von some blockiert,
in denen ein Bare plural in Argumentposition erscheint, der sich auf eine offe-
ne Menge bezieht. Auf Bare plurals, die sich auf finite Mengen beziehen, kann
der Type shifter dagegen ohne Weiteres angewendet werden, da some in diesen
Fällen ja keine blockierende Wirkung hat.
7.12. ZUSAMMENFASSUNG 155
7.12 Zusammenfassung
8.1 Overview
Depending on the kind of expressions appearing before and after the copular
verb, English copular sentences actualise very different interpretations. Since
Higgins (1979) it is common practice to distinguish between predicational sen-
tences (Peter is a teacher), identity sentences (Cicero is Tully), identificational
sentences (That woman is the Mayor of Cambridge) and specificational sen-
tences (The winner is Mary). This (more or less intuitive) classification serves
as the starting point for Geist (2004) to develop a theory of the semantics of
copular sentences which can generate the different types of copular sentences.
8.2. REFERENTIAL AND NON-REFERENTIAL NOUN PHRASES 161
b. *Peter ist Praktikant, der ja seit drei Wochen bei uns arbeitet.
P. is practitioner who yes since 3 weeks at us works
‘Peter is a trainee, who has been working with us for 3 weeks now.’
Geist classifies referential noun phrases as “DPs” (semantic type <e>), and
non-referential noun phrases, like those appearing in the postcopular position
of a predicational sentence, as “NPs” (semantic type <e,t>). This has a well-
known consequence to which I would like to draw attention. In theory, whenever
an article (determiner) attaches to a noun, a predicate expression of semantic
type <e,t> turns into a referential expression of semantic type <e>. This yields
a regular DP. However, in the postcopular position of a predicational sentence
like Peter is a teacher one encounters expressions that, for theoretical semantic
reasons, must be “NPs” although, on syntactic grounds, they qualify for regular
“DPs”. To cope with this situation, one is forced to assume that in these cases,
the overt determiner is “semantically vacuous” (Heim & Kratzer 1998:61) or,
as Geist (2004:31-32) puts it, “semantically idle”.
8.3 Two meanings for the copular but only one lexical entry
is a teacher
λ x.TEACHER(x)
<e,t>
is a teacher
λ Pλ x.P(x) λ y.TEACHER(y)
<<e,t>,<e,t>> <e,t>
is Tully
λ yλ x.x=y tully
<e,<e,t>> <e>
is Tully
λ u.u=tully
<e,t>
is Tully
λ Pλ P(u) λ x.x=tully
<<e,t>,<e,t>> <e,t>
ident Tully
λ yλ x.x=y tully
<e,<e,t>> <e>
Geist’s (2004) own proposal is quite neat: she manages to adopt a Russellian
view without committing herself to the existence of two homomorphous copular
verbs, and she achieves this by making use of Partee’s ident operator. Geist
assumes that there is one lexical entry, the copular of predication, and there are
grammatical means to derive the copula of identity from this lexical entry. Thus,
she derives the predicate of a predicational sentence along the lines of Russell
(figure 8.1). How does she derive the predicate of an identity sentence?
Like Partee, Geist makes use of the ident operator. Unlike in Partee’s system,
however, ident applies not to the postcopular element but to the copular itself.
This has the welcome consequence that it is the copula which is predicted to be
the surface constituent carrying the identifying semantic component (and not,
as on Partee’s approach, the postcopular NP). However, in order to achieve her
goal, Geist has to pay a certain price. Her proposal faces the problem that the
semantic composition of the copula of predication and the ident operator cannot
proceed via functional application. Geist is forced to resort to another mode of
composition, namely to functional composition; compare figure 8.4 (next page).
Geist presents two main pieces of evidence in support of her analysis. The first
relates to the fact that the copular verb is obligatory in English examples like
(5b). This is predicted because, if the copular is the exponent of the identity re-
lation, it cannot be dispensed with in identificational contexts. The second piece
of evidence is similar. If dropping the copular leads to the loss of the identity
relation, dropping the copular is expected to be impossible in identificational
contexts – unless another element steps into the breach, taking over the function
of expressing the identity relation. According to Geist, Russian grammaticised
exactly this compensation strategy. In Russian, the copular verb is systematical-
ly absent in present tense contexts. However, in present tense identity sentences,
8.4. GEIST ON RUSSIAN IDENTITY SENTENCES 165
is Tully
λ x.x=tully
<e,t>
is Tully
λ yλ x.x=y tully
<e,<e,t>> <e>
is ident
λ Pλ x.P(x) λ yλ u.u=y
<<e,t>,<e,t>> <e,<e,t>>
a pronominal element, ėto, appears as the exponent of the identity relation. The-
refore, the Russian data can be counted as evidence in favour of Geist’s theory.
surfaces and can therefore itself serve as the target for ident. But if it can, why
should ėto appear at all?
(7) Volgograd – (ėto) ran’še byl Stalingrad
V. Pron formerly was S.
‘In former times, Volgograd was Stalingrad.’
There is still a second empirical fact that seems to weaken Geist’s approach,
at least at first sight. The pronominal element ėto shows up not only in identi-
ty sentences, but also in sentences expressing an “exemplar-of-relation” (Geist
2004:71). It is implausible that ėto functions as an exponent of the identity rela-
tion in these cases:
(8) Ėto čto za životnoe? – Ėto lev.
Pron what for animal Pron lion
‘What kind of animal is this? – This is a lion.’
A closer look reveals, however, that the datum in (8) is not a real problem for
Geist. Note that Geist does not claim that ėto was always and only the exponent
of the identity relation. On the contrary, Geist considers ėto to be basically a pure
(demonstrative) pronoun. As such, it has the status of an argument expression,
which agrees with its antecedent with respect to number and gender. According
to Geist (2004:45), the antecedent may be an object, an event or a property. Geist
proposes that it is this pronominal argument-ėto, from which the (non-agreeing)
identity predicate ėto derives. The operator responsible for this derivation is
once again ident, compare figure 8.5.
predicate-ėto
λ y.y=[ι x.Pj (x)]
<e,t>
argument-ėto ident
ι x.Pj (x) λ uλ y.y=u
<e> <e,<e,t>>
To recapitulate: Geist agrees with Russell that the copular of a predicational sen-
tence is semantically different from the copular of an identity sentence. Partee’s
attempt to arrive at a single copular verb by typeshifting the postcopular NP is
rejected. Unlike Russell, Geist does not act on the assumption that there are two
lexical copular verbs. Rather, she treats one copular (the copular of predication)
as the lexical basis from which, by means of the type shifter ident, the other
copular (the copular of identity) is derived.
Although this is certainly a possibility to solve the copular problem, I would
like to draw attention to an alternative, which was not even mentioned by Geist:
Why not taking the copular of identity to be the only one lexical copular?
of object types (kinds) DK , another one by the domain of event types (Akti-
onsarten) DE . Object types (elements of DK ) and event types (elements of DE )
contrast with entity correlates of properties proper (elements of DP – (DK ∪
DE )) in one important respect: only object types and event types are sortals.
Unlike non-sortal concepts, a sortal concept involves not only a criterion of
application (from which it can be told whether a given object carries the respec-
tive property), but also a criterion of identity (from which it can be told whether
a given object instantiates the respective property)2. The feature of being asso-
ciated with a sortal description is responsible for the fact that elements of DK
and elements of DE (can) have correlates in the spatiotemporal domain of object
tokens Do and in the spatiotemporal domain of event tokens De , respectively. In
other words, only entity correlates of properties that have the conceptual status
of sortals (types) can have spatiotemporal realisations (tokens).
Thus, there is reason to view kinds as forming a subset of the set of entity
correlates of properties. Krifka (1995) proposes to treat kinds as concepts. The-
refore, it seems justified to reinterpret entity correlates of properties as concepts
(cf. Mueller-Reichau 2004).
concepts/properties
[+criterion of application]
kinds Aktionsarten
Abbildung 8.7: sortal and non-sortal concepts
Concepts in the sense of Krifka (1995) are entities. That is to say concepts are
potential referents of NPs. According to Krifka, the kind domain forms part of
the domain of concepts. We cannot dispense with a kind domain in the ontology
if we want to adequately capture the meaning of predicates like be widespread,
2A detailed discussion of the difference between the criterion of application and the
criterion of identity can be found in Baker (2003:101).
8.6. NOUNS DENOTE AT TWO DIFFERENT ONTOLOGICAL LEVELS 170
be extinct, be rare, invent etc. (cf. Carlson 1977). This has been discussed at
length in this dissertation. Let me nevertheless repeat the basic facts.
According to Krifka et al. (1995), noun phrases may refer to kinds in basically
two ways. In the case of ordinary “non-taxonomic” reference, the NP linguisti-
cally functions like the name of a kind: the NP directly refers to the kind named
by the head noun of the NP. Krifka et al. (1995:65) assume that in English, only
definite singular NPs and bare plural NPs can be used in this way (9a). On the
other hand, NPs can also refer to subkinds of the kind named by the head noun
of the respective NP. Krifka et al. refer to this as the “taxonomic reading”. They
assume that overtly quantified NPs (9b) as well as indefinite singular NPs (9c)
can actualise this interpretation:
(9) a. {The panda / Pandas } will become extinct soon.
b. One whale, namely the blue whale, is nearly extinct.
c. The dolphin is a whale.
Kinds are organised in taxonomic hierarchies. Krifka et al. (1995) define a rela-
tion T(x,y), which says that x is a subkind of y 3. The referent of a noun phrase
can generally be determined either within the object domain or within the kind
domain. There is a systematic relation R which mediates between these two
domains: R(x,y) means that x is an object realising the kind y. Instead of “rea-
lising”, one can also speak of x instantiating y, or x exemplifying y, or that
x is a token of the type y. With respect to the distinction between sortals and
non-sortals established above, we can now say that sortal concepts are those en-
tity correlates of properties which are suited to fill the second argument of the
realisation relation R4 .
Dayal (2004) opposes to the conclusion that only definite singulars and bare
plurals can refer directly to the kind (named by the head noun). She presents
(10a) to exemplify that indefinite singulars need not refer to subkinds, but can
also refer to the superkind. The only requirement is that the kind is being pre-
sented as a novel discourse entity (cf. chapter 5). I add (10b) which points to the
same fact:
(10) a. This morning Fred invented a pumpkin crusher.
b. A four-leafed clover is rare, but a three-leafed clover is widespread.
Dayal concludes that every morphosyntactic NP-type in English is semantically
capable of either referring to objects or (non-taxonomically) referring to kinds.
3 Also, Krifka (1995) defines a relation S(x,y), which says that x is a subconcept of y,
whereby the following holds: ∀ x,y [T(x,y) → S(x,y)].
4 This implies that R relates not only objects to kinds, but also particular events to
Aktionsarten (this is more than the realisation relation was initially defined for).
8.7. EXAMPLES OF OBJECT-REFERRING AND KIND-REFERRING NPS 171
the whale
ι x.WHALE(x)
<eo >
the whale
λ Pι x.P(x) λ x.WHALE(x)
<<e,t>,e> <eo ,t>
the whale
λ Pι x.P(x) λ x.WHALE(x)
<<e,t>,e> <ek ,t>
the whales
λ Pι x.P(x) λ x.WHALES(x)
<<e,t>,e> <eo ,t>
What does sentence (16) express? Presumably, it expresses the proposition ac-
cording to which the kind ‘whale’ belongs to the set of subkinds of the kind
‘mammal’.
(16) A whale is a mammal
Given this, (16) would be true relative to any situation in which the tree in figure
8.11 (next page) constituted a partial structure of the taxonomic kind domain.
What does sentence (17) express? Intuitively speaking, it expresses that the
object individual Moby Dick is an instance of the kind ‘whale’.
(17) Moby Dick is a whale.
8.8. KIND-LEVEL PREDICATIONS AND THE MOBY DICK PROBLEM 174
MAMMAL
WHALE
It is tempting to identify the semantic contribution of the copular in (16) with the
subkind-of relation T and the semantic contribution of the copular in (17) with
the instance-of relation R. However, this would lead to a not very appealing
ambiguity of the copular verb7. We are looking for a compositional analysis
for (16) and (17) that maintains a uniform semantics for the copular, that can
derive the subkind-of interpretation of (16), and that can derive the instance-of
interpretation of (17).
(18) A blue whale is a whale.
For ease of comparison, I will discuss (18) instead of (16). By hypothesis, the
two instances of is a whale in (17) and (18) are not only formally, but also se-
mantically equivalent. What could be the common meaning? One syntactically
combines with an object term, the other combines with a kind term. Given this,
how can they be semantically equivalent?8
The basic assumption is that a singular noun like whale is listed in the le-
xicon as a kind-level predicate. Its extension includes, among other kinds, the
elements ‘whale’, ‘blue whale’, ‘dolphin’, ‘sword whale’, ‘beluga’. (19) shows
the semantic representation of whale in terms of predicate logic. Capitals signal
that a variable is kind-level, small letters signal that a variable is object-level
(thus, the information “∈Dk” is, strictly speaking, redundant):
(19) [[ whale ]] = λ X∈Dk . WHALE(X)
In this dissertation, I choose discourse representation theory (DRT) to represent
linguistic meanings. Specifically, I adopt Farkas & de Swart’s (2003) revisi-
7 Compare the discussion in Dölling (1997), who presents arguments against this
solution.
8 This question has been answered in some detail in chapter 6, section 6. Here, I will
only repeat the basic line of argumentation.
8.8. KIND-LEVEL PREDICATIONS AND THE MOBY DICK PROBLEM 175
on of Kamp & Reyle’s (1993) original DRT version. Whereas Kamp & Reyle
represent arguments always as discourse referents, Farkas & de Swart draw a di-
stinction between “thematic arguments” (symbolised by x,y,z,. . . ) and discourse
referents (symbolised by u,v,w,. . . ). Thematic arguments are conceived of as ar-
guments that do not appear in the universe of the DRS; the universe of a DRS is
reserved for discourse referents. Farkas & de Swart’s innovation is that a lexical
predicate introduces its condition into the condition set of the DRS under con-
struction without introducing an argument into the universe of the DRS. That is
to say, lexical predicates introduce thematic arguments.
The semantic function of an article is to cause a thematic argument to become
a discourse referent. If an article attaches to a nominal predicate, the thematic
argument x introduced by the nominal will be replaced by a discourse referent
u. Being a discourse referent, u has to be included into the universe of the DRS.
Farkas & de Swart refer to this process as “D-instantiation”. The indefinite ar-
ticle is treated by them as the unmarked determiner element. Its semantic impact
is pure D-instantiation. Other determiners (including the definite article) impose
additional interpretive conditions on the discourse referent they install.
Farkas & de Swart’s formalism does not distinguish between kind-level and
object-level arguments. Therefore, I suggest a modification. Let capital letters
symbolise kind arguments, with X,Y,Z, . . . standing for thematic kind argu-
ments, and U,V,W, . . . standing for kind (discourse) referents 9. Let small letters
symbolise thematic object arguments (x,y,z, . . . ) and object (discourse) referents
(u,v,w, . . . ), respectively.
Given all this, the nominal predicate whale induces the representation (20a),
and the combination with the indefinite article yields (20b):
(20) a. [N whale]
whale(X)
↓ D-instantiation
9 Be careful not to get confused: in Kamp & Reyle (1993), capitals are used to signal
plural reference.
8.8. KIND-LEVEL PREDICATIONS AND THE MOBY DICK PROBLEM 176
Please note that the condition “whale(U)” does not imply that the discourse
referent U stands for the kind ‘whale’. Rather, U can stand for any kind which
satisfies the description associated with whale, be it the superkind ‘whale’, or a
subkind like ‘blue whale’, ‘dolphin’ etc.
Thus, by means of the NP a whale the speaker refers to a whale kind. What
happens if this NP is following the copular verb? Here is where the predicate
maker-hypothesis of section 5 comes into play. According to this hypothesis,
the copular verb selects for an entity-referring expression to form a predicate
characterising the set of all entities identical to the input entity. If (20b) appears
in the argument slot of the copular, the input entity will be the one represented
by U.
(21) a. [NP a whale]
U
whale(U)
The sentence (18) is true in all situations (models) into which the DRS (23b)
is embeddable. These are all those situations in which there is the kind ‘blue
whale’ and in which this kind is identical to a kind satisfying the description
associated with whale. In other words, the sentence is true in all situations in
which the taxonomic domain is structured in such a way that the kind ‘blue
whale’ forms a subkind of the kind ‘whale’, as exemplified in figure 8.12.
MAMMAL
WHALE
BLUE WHALE
The proposed analysis can likewise account for identity sentences like the ones
in (24). I take this to be self-evident. The two NPs in (24c) refer to one and the
same (kind) entity:
(24) a. A blue whale is a blue whale.
b. A rose is a rose.
c. A department of defense is a war department.
Let us turn to (17). The problem here is that the subject expression Moby Dick
is object-referring. How can its meaning compose with the meaning of the kind-
level predicate (21b)? My solution to the Moby Dick problem rests on assump-
tions that I argued for in chapter 6 of this dissertation. Here, I repeat only the
gist of it.
Formal semanticists adopt a very abstract perspective onto the empirical facts
to be accounted for. This is necessary to make mathematical tools (in particular
set theory) available for the description of linguistic meanings. Only at a very
abstract level of representation, entities of very different ontological sorts can be
treated on a par as elements describable in set theoretical terms. Unfortunately,
in the case of kinds and objects, essential differences tend to become blurred by
abstracting away from the real nature of things. This is because the difference
between kinds (types) and objects (tokens) lies at the heart of cognition.
The domain of objects is the domain (real world) we live in; the domain of
kinds, by contrast, is the domain that we mentally represent (or construct) in
order to sort the real world we live in. This difference has strong implications.
Whereas objects exist in the common sense of existence, namely in the sense of
existence in space and time, kinds “only” exist in some metaphorical sense of
existence, namely in the sense of existence in the mind. Representing linguistic
meanings as sets made up of entities of various ontological sorts and taking
the overall set of these entities to be the “world” (model), we are in danger of
tracing over the different modes of existence of objects and kinds. Specifically,
we are in danger of tracing over the fact that, cognitively, objects can only be
accessed via kinds.
The purpose of sorting the world of objects into kinds is not to make lingui-
stic life easier, but rather to make it possible at all. By means of categorisation,
a conceptual level of symbolic representation is established without which lan-
guage (and not only language) would be unthinkable. Language is the symbolic
system that enables us to communicate with each other about the real world (of
objects) we live in. Therefore, to talk about real objects, we have to start off
from the conceptual kind domain.
This way of looking at things holds the key to solve the Moby Dick problem.
In this dissertation, I formulate it as the dual-reference-hypothesis. Here it is
again in the DRT version:
8.8. KIND-LEVEL PREDICATIONS AND THE MOBY DICK PROBLEM 179
Thus, I assume that a proper name does not only introduce an object discourse
referent v into the discourse, but also a kind discourse referent V. For which kind
exactly V is standing is semantically underspecified, and must be determined by
pragmatics. What is known about this kind is only that the bearer of the name
must be an instance of it; the semantics allows for a wide range of values for V.
The Moby Dick problem can now easily be solved. Given that (25) is the
semantic representation of Moby Dick, the kind-level predicate is a whale can
assign its property to the kind symbolised by the kind discourse referent V.
In terms of Farkas & de Swart’s extended DRT-version, we can say that the
kind discourse referent V a-instantiates the thematic kind argument X of the
predicate:
(26) a. [VP is a whale]
U
whale(U)
=(X,U)
↓ A-instantiation
8.9. PREDICATIONAL SENTENCES 180
Let us now turn to the class of copular sentences that Geist (2004), in the traditi-
on of Higgins, calls predicational sentences. The following is a simple example
from German. It has the same kind of morphosyntactic structure as has the Mo-
by Dick sentence (17):
(27) Peter ist ein Geiger.
P. is a violinist
‘Peter is a violinist.’
Figure 8.13 (next page) shows the standard analysis for this sentence, based
on the copular of predication. I demonstrate how the sentence is analysed on
the alternative account which makes use of the copular of identity. Figure 8.14
shows the respective semantic composition of the kind-level predicate ist ein
Geiger involving the copular of identity, spelled out in terms of predicate lo-
gic. As above, capital letters X,Y,Z,. . . represent kind-level variables and small
letters x,y,z,. . . represent object-level variables. The indefinite article is semanti-
cally conceived as a choice function10. For ease of exposition, the article and the
copular in figure 8.14 are both represented as kind-level expressions. It would
be more appropriate, however, to leave the German articles and the German
copular semantically underspecified with respect to kind-level/object-level di-
stinction. Instead of being of the semantic type <<ek>,<ek ,t>>, the copular
10 Ifollow Chung & Ladusaw (2004) in conception and representation of the choice
function.
8.9. PREDICATIONAL SENTENCES 181
would be of the semantic type <<e>,<e,t>>. And instead of being of the se-
mantic type <<ek ,t>,ek>, the indefinite article would be of the semantic type
<<e,t>,e>11.
ein Geiger
choice function λ Z.VIOLINIST(Z)
<<ek ,t>,ek> <ek,t>
11
The Spanish copular ser is of the semantic type <<ek >,<ek ,t>>, in contrast to the
second Spanish copular, estar, which is of the semantic type <<eo>,<eo ,t>>. But this
is a different story.
8.9. PREDICATIONAL SENTENCES 182
In terms of DRT, the semantics of ist ein Geiger is derived as in (28), in analogy
to (21):
(28) a. [N Geiger]
violinist(X)
↓ D-instantiation
Its semantic composition with the meaning of the proper name Peter likewise
proceeds in analogy to the Moby Dick case:
(29) a. [VP ist ein Geiger]
U
violinist(U)
=(X,U)
↓ A-instantiation
violinist(X)
↓ spatiotemporal localisation
8.9. PREDICATIONAL SENTENCES 185
b. [N Geiger]
violinist(X)
loc(x,X)
↓ D-instantiation
Summing up, we saw that the German sentence Peter ist ein Geiger allows for
two interpretations. Under the first interpretation, the truth or falsity of the sen-
tence depends on the perceivable conditions holding in the actual world of ob-
jects (which particular instrument Peter is playing; more abstractly put, which
role he is actually performing). Under the second interpretation, the truth or fal-
sity of the sentence depends on the relations holding within the kind taxonomy
(as what kind of musician Peter is categorised by us; which role we expect him
to perform).
8.9. PREDICATIONAL SENTENCES 186
Of a particular person (like Peter), the predicate ist ein Geiger may be (i) true
as a kind-level predicate and true as an object-level predicate, (ii) true as a kind-
level predicate and false as an object-level predicate, (iii) false as a kind-level
predicate and true as an object-level predicate, (iv) false as a kind-level predicate
and false as an object-level predicate. In the case of (i), Peter will do what we
expect him to do (playing the violin). In the case of (ii), the conditions holding in
the object domain do not map the conditions holding in the kind domain. Peter
is not doing what we expect him to do (playing the violin), but something else
(playing the trumpet, sleeping, . . . ). In the case of (iii), we would not expect
Peter to play the violin but, to our surprise, this is exactly what he is doing.
Finally, in the case of (iv), we would not expect Peter to play the violin and,
indeed, he is not doing so.
As noted above, the distinction between kind-level and object-level predica-
tions manifests itself in the grammar of German with respect to the selection
of question words. Apart from that, it is reflected in the form of the pronoun
which is chosen to anaphorically pick up the referent of a left dislocated subject
(Altmann 1981):
(35) a. Peter, der ist ein Geiger.
P. Pron.MASC is a violinist
‘Peter is a violinist.’
b. Peter, das ist ein Geiger.
P. Pron.NEUT is a violinist
‘Peter is a violinist.’
Whereas (35a) allows for both interpretations, (35b) is restricted to the kind-
level interpretation. This is evidenced by the following example:
(36) Sieh doch nur! Peter, {*das/ der} ist heute ein Geiger.
Look! P. Pron.NEUT Pron.MASC is today a violinist
‘Look! Peter is a violinist today.’
In German and English, the contrast between kind-level and object-level pre-
dications manifests itself indirectly as a “covert grammatical category” (Bach
1994); in other languages it is directly expressed by overt grammatical means.
Russian is a well-known case in point: in non-present tense contexts, instrumen-
tal case on the postcopular NP signals that the predication is object-level.
(37) a. Puškin byl velikij poėt.
P. was famous.NOM poet.NOM
‘Pushkin was a great poet’
8.10. IDENTIFICATIONAL SENTENCES 187
Geist observes that sentence (38a) is two-way ambiguous. On the one hand,
it can be used to acquaint the hearer with Walter Scott; on the other hand, it
can be used to inform the hearer, who is already acquainted with Walter Scott,
about (more) properties of Walter Scott. The latter reading can be called the
“biography reading”:
Als Antwort auf die Frage Wer ist Walter Scott? wird der Autor von
“Waverley” referentiell interpretiert und entspricht syntaktisch einer
DP. In einem biographischen Kontext oder als Reaktion auf die Auffor-
derung Erzähl mir mehr über Walter Scott, würde die Nominalgruppe
der Autor von “Waverley” [...] einen anderen grammatischen Status ha-
ben. In diesem Fall würde der Autor von “Waverley” eine Eigenschaft
bezeichnen (Geist 2004:67)
As an answer to the question Who is Walter Scott? the expression the
author of “Waverley” will be interpreted referentially, syntactically
corresponding to a DP. In the context of a biography or as a reacti-
on to the request Tell me more about Walter Scott, the NP the author of
“Waverley” [...] would have a different grammatical status. In this case,
the author of “Waverley” would denote a property (own translation)
8.10. IDENTIFICATIONAL SENTENCES 188
The possibility that there are two or more authors of “Waverley” is ruled out
under the object-level interpretation (41). Not so under the kind-level interpre-
tation (40). Understood as a predicational sentence, (38a) could be continued
by, for example, . . . , and his wife, too without leading to a contradiction14 .
(45) a. Karl Krause, {? das/ der} ist ein Liebhaber von Auguste.
K.K. Pron.NEUT Pron.MASC is a lover of A.
‘Karl Krause is a lover of Auguste’
b. Ein Liebhaber von Auguste, {das/ ? der} ist Karl Krause.
a lover of A. Pron.NEUT Pron.MASC is K.K.
‘A lover of Auguste is Karl Krause’
The assumption of a new category “IdentDP” has the drawback that it extends
the range of possible noun phrase interpretations. In addition to Partee’s (1987)
predicative, referential and quantificational noun phrases, we would have to cal-
culate with IdentDPs. The less meaning formats we need in association with a
single form, the better from a theoretical point of view (ideally, one form cor-
responds to one semantic type). Therefore, I want to propose an alternative to
Geist’s solution that does without postulating a new syntactic category for an
article-noun syntagm. I will explain the peculiarity of the precopular NP of a
specificational sentence exclusively by general, linguistically well-established
principles17.
The first “general principle” is the assumption that a referential expression, li-
ke the definite NP the murderer, can determine its referent either in the object
domain or in the kind domain (Carlson 1977, Krifka et al. 1995, Dayal 2004).
17
It seems to me that Geist’s idea of a covert type shifter which maps (referential)
DPs, when they appear in syntactic predicate position, onto (non-referential) IdentDPs
faces a conceptual problem, too. Geist’s operator is automatically activated whenever a
certain kind of expression appears in a predicative position. Syntactically, this expression
must be a syntagm of an overt article and a nominal, i.e. a DP. Semantically, it must be a
referential (or existentially quantified) expression. Geist must include the semantic con-
dition in order to prevent the operator from automatically applying to expressions like
a doctor in predicational sentences like Mary is a doctor. Thus, Geist subscribes to the
common view that the postcopular NP of a predicational sentence is a predicate, in spite
of the overt determiner. According to this view, an overt article can be “semantically
vacuous” (Heim & Kratzer 1998) or “semantically idle” (Geist 2004:32) under special,
well-defined circumstances. The problem is that these “special circumstances” are ex-
actly the circumstances for which Geist’s type shifter is defined. As a consequence, there
are two possibilities how an article-noun syntagm can be interpreted in <e,t>-position.
Either, the predicative position causes the article to be semantically vacuous; what looks
like a DP is in reality an NP. Or, the article is not vacuous but displays its ordinary mea-
ning, creating a regular DP in predicative position. Now, the predicative position causes
Geist’s type shifter to appear which in turn transforms the DP into a predicative IdentDP.
Importantly, the type shifter can only apply if the predicative position does not cause the
article to be semantically vacuous beforehand. The question is: What can prevent this
from happening?
8.11. SPECIFICATIONAL SENTENCES 192
The second “general principle” can only be understood against the background
of the first: if a kind-referring expression appears in the argument slot of an
object-level predication, instances (objects) of the kind will be inferred. I take
this semantic effect, which Chierchia (1998) calls “derived kind predication”,
to be crucial for the understanding of specificational sentences; specifically, for
understanding the special referential-semantic character of the precopular NP.
By referring to the rule of derived kind predication (DKP-rule), Chierchia
manages to explain why a sentence like (46a) entails the existence of (at least)
one particular potato (“potato-object”) in the 18th century, even though the sub-
ject NP the potato by itself does not refer to a particular potato. The other ex-
amples in (46) can be explained by the same token (cf. Krifka et al. 1995:12):
(46) a. The potato reached Europe in the 18th century.
b. Man set foot on the Moon in 1969.
c. The rat was reaching Australia in 1770.
Why should the DKP-mechanism be restricted to definite subjects of verbal pre-
dicates? I claim that it can participate in copular sentences too. A specificational
sentence is a copular sentence in which the (definite) precopular NP is a kind
term and in which the copular verb together with the postcopular NP forms an
object-level predicate. The speaker utters a specificational sentence in order to
provide the hearer with information inform about a certain kind. In particular,
the speaker specifies who (or what) it is that instantiates the kind18 :
(47) a. The language of good science is bad English.
b. The lead actress in that movie is Ingrid Bergman.
c. Today, the duty nurse is Rina.
d. Der Gewinner ist Peter.
the winner is P.
‘The winner is Peter.’
If the precopular NP introduces only a kind referent into the discourse, the use
of the pronoun (s)he in a question tag will be impossible because the use of
(s)he in a question tag is generally restricted to object reference:
(48) a. ? The
Neanderthal has died out, hasn’t he?
b. ? The
Neanderthal lived from about 130,000 to 30,000 years ago,
didn’t he?
c. The Neanderthal has died out. He lived from about 130,000 to
30,000 years ago.
18 Thiskind-based analysis of specificational sentences is presented in more detail in
Mueller-Reichau (2007).
8.11. SPECIFICATIONAL SENTENCES 193
d. The Neanderthal has died out. They lived from about 130,000 to
30,000 years ago.
As (48c) shows, the English pronoun (s)he can refer to a kind. In a question tag,
however, it cannot (49a-b)19.
To sum up so far, I propose to analyse the precopular NP of a specificational
sentence as a referential expression. Its peculiarity is explained by the assumpti-
on that it refers not to an entity of the ontological sort object, but to an entity of
the ontological sort kind. This is contra to Mikkelsen and Geist, who both ana-
lyse the precopular NP of a specificational sentence as a predicative expression.
Whereas for them, the NP the murderer in the murderer is Raskolnikov is of the
semantic type <e,t>, for me, it is of the semantic type <e>, more precisely:
<ek>.
I take it to be an advantage of my analysis that, with respect to noun phrases,
it amounts to a very simple relationship between the syntactic form and the se-
mantic content. We can state the following simple rule (cf. chapter 7, section 6):
The syntactic category NP corresponds to the semantic type <e>. Sometimes,
an NP is of semantic type <eo>; sometimes, it is of the semantic type <ek >.
At any rate, the semantic function of an NP is always to introduce a reference
marker into the discourse.
Mikkelsen (2005b:9) points to a drawback of her own theory. How can a non-
referential expression provide the topic of the utterance? It is another advantage
of my analysis that it does not face this problem: the topic of a specificational
sentence is a kind.
However, my proposal faces a problem, too. Remember that, as pointed out
by Geist, the precopular NP of a specificational sentence carries an existence
presupposition. I cannot account for that. Under the assumption that the NP the
murderer in The murderer is Raskolnikov is a kind term, the murderer cannot
semantically entail the existence of objects, let alone presuppose it. To defend
my thesis, I have to demonstrate that, upon interpreting the precopular NP of
a specificational sentence, the existence of objects is not presupposed. Geist
(2004:57-58) uses the classic negation test to prove the presence of an existence
presupposition, applying it to the following example:
I completely agree with Geist that the truth or falsity of (49) presupposes the
truth of the sentence We have a new colleague. However, I deny that (49) is (in
the more neutral context) understood as a specificational sentence. Structurally,
(49) is ambiguous. Depending on whether the precopular NP is interpreted at the
kind-level or at the object-level, we do or we do not deal with a specificational
sentence. With respect to (49), the preferred interpretation is not specificational,
but identificational.
(50) We had invited our new neighbour for dinner.
{He/It} was a young man with sporty looks. [Bache & Davidsen-Nielsen 1997:406]
Example (50) illustrates that both, the pronoun he and the pronoun it, can be
used to anaphorically refer to the referent of the expression our new neighbour.
Given that he is used if the referent of our new neighbour is an object and it if
it is a kind, the sentence (51) turns out to have two readings:
(51) Our new neighbour was a young man with sporty looks.
On the one hand, our new neighbour can refer to an object. This object will be
asserted to be identical to the object referred to by the postcopular NP a young
man with sporty looks. In this identificational reading, the precopular definite
description could be replaced by the pronoun he. On the other hand, our new
neighbour can refer to a kind, and this kind will be asserted to be instantiated
by the object referred to by the postcopular NP. In this specificational reading,
the precopular definite description cannot be replaced by the pronoun he. Be-
cause only in the case of the identificational interpretation our new neighbour
is an object-level expression, only in this case it is associated with an existence
presupposition.
Mikkelsen points out that it is not impossible to use the pronoun (s)he in the
question tag of an apparent specificational sentence:
(52) a. The lead actress in that movie is Ingrid Bergman, isn’t {it/she}.
b. The tallest girl in the class is Molly, isn’t {it/she}.
However, Mikkelsen considers the examples with she in the tag not to be speci-
ficational sentences:
A natural interpretation of these facts, is that The lead actress in that
movie is Ingrid Bergman is ambiguous between an equative reading
(forced by she) and a specificational reading (forced by it). (Mikkelsen
2002:150)
[W]ithout the tag (52b) is ambiguous between a specificational reading
and an equative reading (due to the possibility of either a predicative or
referential interpetation of the definite description). The specificational
8.11. SPECIFICATIONAL SENTENCES 195
(56) a. [N winner]
winner(X)
↓ D-instantiation
The derivation in (57) shows the composition of the object predicate is Peter.
Remember that a proper name introduces three things into the DRS: an object
discourse referent which represents the bearer of the name, a kind discourse
referent which is semantically underspecified, and a condition which says that
the object referent must be an instance of the kind referent:
(57) a. [NP Peter]
vV
Peter=v
loc(v,V)
↓ application of the copular
b. [VP is Peter]
vV
Peter=v
loc(v,V)
=(x,v)
The step from (57a) to (57b) represents the semantic computation of the copular.
The copular verb contributes a relation of identity holding among two objects.
Its composition with the postcopular NP Peter yields the (episodic) object level
predicate is Peter. This predicate denotes the set of all objects identical to Peter.
According to my analysis of specificationals, the argument position of the
object-level predicate is occupied by a kind-level NP. In (58) we see the resulting
mismatch: As the kind term the winner does not provide an object discourse
8.12. IDENTITY SENTENCES 198
The required object discourse referent can be inferred, however, because the
constellation arrived at in (58) is exactly the constellation for which Chierchia’s
DKP-rule is defined. The application of the DKP-rule brings about the instan-
tiation of the thematic object argument of the predicate is Peter.
(59) [S The winner is Peter]
UuvV
winner(U)
definite(U)
loc(u,U)
Peter=v
loc(v,V)
=(u,v)
Please note that the definiteness condition does not relate to the inferred object
discourse referent u, but only to the initially established kind discourse referent
U.
A classic identity sentence is made up of two proper names flanking the copular
verb:
(60) a. Cicero is Tullius.
b. Superman is Clark Kent.
8.12. IDENTITY SENTENCES 199
If the copular is flanked by two object terms, the resulting sentence will express
the identity of the two object referents. One might want to think of the following
semantic derivation:
(63) a. [NP Clark Kent]
vV
Clark Kent=v
loc(v,V)
↓ application of the copular
↓ A-instantiation
There is, however, a problem with this analysis. The problem relates to the fact
that there are two notions of object identity. On the one hand, two names can
be used to refer to one and the same object in all possible situations; on the
other hand, two names can be used to refer to one and the same object in some
situations (maybe in only one situation), but not in others. Let us call the former
“generic identity” and the latter “episodic identity” for the time being. All of
the examples in (60) express generic identity statements (in the more neutral
reading). (64) shows examples of episodic identity statements:
(64) a. At the fancy ball, John is Tarzan and Mary is Jane.
b. Yesterday, you were Winnetou, today, I am Winnetou.
c. For the time being, this orange box is my table.
In these cases, the validity of the stated identity is relativised to a particular
spatiotemporal location. The problem is that it seems plausible to represent the
meanings of (64) in the way we represented the meaning of Superman is Clark
Kent in (63). Accordingly, Mary is Jane will be true if the object, to which we
may refer by means of the name Mary, is identical to the object, to which we
may refer by means of the name Jane. The fancy ball is the situation into which
this DRS is embeddable. Outside of the fancy ball, (65) will be false:
(65) a. [S Mary is Jane]
vVuU
Mary=v
loc(v,V)
Jane=u
loc(u,U)
=(u,v)
8.12. IDENTITY SENTENCES 202
This episodic reading contrasts with the generic reading according to which Pe-
ter is the real Santa Claus. The generic reading will result if the copular identifies
the two kind discourse referents which, by virtue of the principle of dual refe-
rence (see above), are introduced by the proper names Peter and Santa Claus:
(68) a. [NP Santa Claus]
vV
Santa Claus=v
loc(v,V)
↓ application of the copular
8.13 Conclusions
This chapter was dedicated to the semantics of English and German copular
sentences. I started off from the unusual assumption that the copular is always
the copular of identity. The use of the copular varies with respect to whether it
is realised at the kind-level, leading to a generic reading, or at the object-level,
leading to an episodic reading.
In a generic copular sentence, the copular and its complement form a kind-
level predicate. If the precopular NP is a kind term, the result will be a defini-
tional statement, as in the following examples:
(69) a. The Blue Whale (Balaenoptera musculus) is a marine mammal be-
longing to the suborder of baleen whales.
b. A class is a set if it is a member of a class. (Quine)
The precopular NP of a generic copular sentence can also be formed by an object
term. This amounts to categorising statements in which the object referent is
claimed to be an instance of the kind denoted by the postcopular expression.
The kind can be presented as a novel entity or as a familiar entity:
(70) a. Noam Chomsky is a convinced anarchist.
b. Noam Chomsky is the author of “Perspectives on Power”.
In an episodic copular sentence, the copular and its complement form an object-
level predicate. If the precopular NP is a kind term, the sentence will express a
specificational statement:
(71) a. The greatest is Muhammad Ali.
b. The lead actress is Ingrid Bergman, isn’t it.
If, by contrast, the precopular NP is formed by an object term, the result will be
an episodic identity sentence expressing a role-identificational statement:
(72) a. Jonny Weissmüller is Tarzan (in this film).
b. At the time of the G8 summit, this city was a fortress.
Classic identity statements are generic statements. Due to the dual reference of
object terms, the predicate can be kind-level even though the postcopular ele-
ment is a proper name. (73b) nicely shows that it cannot be two objects which
are being identified in classic identity sentences: although there was no Mu-
hammed Ali at the time of the real Cassius Clay, the sentence expresses a true
statement:
(73) a. Clark Kent is Superman.
8.13. CONCLUSIONS 205
episodic SPECIFICATIONAL
(object-level) ROLE - IDENTIFICATIONAL
Copular sentence DEFINITIONAL
generic CATEGORISING
(kind-level) “ CLASSIC ” IDENTITY
9.1 Overview
Unlike the speaker of German or English, a speaker of Spanish has two opti-
ons to realise a copular sentence. She can either choose the copular verb ser or
the copular verb estar. Even from a superficial look it is evident that the con-
ditions of use of these two forms must have something to do with Carlson’s
(1977) stage-level/individual-level distinction: intuitively speaking, ser is used
to express essential or permanent properties, whereas estar is used to express
accidental or temporary properties. For many languages, which likewise con-
trast essential and accidental nonverbal predications, a similar story can be told.
Consequently, a number of linguists tried to make use of the Carlsonian theory
in order to explain the manifestation of the contrast in one language or the other.
Greenberg (1994) applied the stage-level/individual-level theory to Modern He-
brew, Geist (1999) applied it to Russian, Finch (2001) to Bangla, Maienborn
(2003) to Spanisch and Ramchand (1996) to Scottish Gaelic. They all came to
conclude that the Carlsonian theory is not able to correctly cover the whole data
set. Greenberg’s words are representative:
[A]lthough I have established the basic connection between the He-
brew data and the stage/individual level distinction, applying Carlson’s
original analysis and characterization of this distinction to the Hebrew
data still encounters serious problems. This is because this theory can-
not account for the whole range of data in Hebrew nominal sentences
(Greenberg 1994:88)
Let us familiarise with the situation in Modern Hebrew to see what went wrong.
In present tense, Modern Hebrew has two copular predicative constructions. In
the construction which is referred to as “-Pron” in the literature, the subject
expression and the predicate expression appear juxtaposed to each other. In the
construction which is referred to as “+Pron”, a pronominal element shows up
in between of subject and predicate. The pronoun agrees with the subject with
respect to number and gender1:
(1) a. ha-Samayim kxulim. [Greenberg 1994]
the-sky.pl blue
1
The inventory of forms includes: hu (masculine, singular); hi (feminine, singular);
hem (masculine, plural); hen (feminine, plural); ze (impersonal). For ease of exposition,
I will uniformly gloss every instance of this pronominal element as “Pron”.
9.2. THE GENERAL SITUATION 209
So far we note that +Pron sentences are used to make generic statements, whe-
reas -Pron sentences are used to make episodic statements. The challenge is to
identify what precisely governs the distribution of the two constructions.
Not for every -Pron sentence, there is +Pron counterpart, and not for every
+Pron sentence, there is a -Pron counterpart. The following sentences, for ex-
ample, can only be realised as +Pron constructions:
(4) a. *le-Saker lo musari. [Greenberg 1994]
to-lie neg moral
‘Lying is immoral’
b. le-Saker ze lo musari.
to-lie Pron neg moral
‘Lying is immoral’
(5) a. *Stayim ve-‘od Stayim ‘arba. [Greenberg 1998]
two and two four
‘Two and two equals four’
b. Stayim ve-‘od Stayim hem ‘arba.
two and two Pron four
‘Two and two equals four’
(6) a. *Saxor Zeva.
black colour
‘Black is a colour’
b. Saxor ze Zeva.
black Pron colour
‘Black is a colour’
The examples (7) to (9) likewise can only be +Pron:
(7) a. *balSanim xaxamim. [Greenberg 1994]
linguist.pl smart.pl
‘Linguists are smart’
b. balSanim hem xaxamim.
linguist.pl Pron smart.pl
‘Linguists are smart’
9.3. THE DISTRIBUTION OF THE TWO CONSTRUCTIONS 211
of English translations of Hebrew sentences which allow for both, +Pron and
-Pron. All of these examples are taken from Greenberg:
(13) a. Rabbits’ eyes are red.
Sailors are intelligent.
A wolf is dangerous.
Plants are green.
Ravens are black.
b. Sara’s eyes are red.
These sailors are intelligent.
The wolf is dangerous.
These plants are green.
My ravens are black.
This pattern repeats itself for sentences with quantified subjects. Only by mo-
difying the subject expressions in a certain way, as in (15), -Pron becomes pos-
sible:
(14) a. ?? kol
yalda ‘amica. [Greenberg 2002]
every girl brave
‘Every girl is brave’
b. kol yalda hi ‘amica.
every girl Pron brave
‘Every girl is brave’
(15) a. kol yalda ba-kita Seli ‘amica. [Greenberg 2002]
every girl in-class mine brave
‘Every girl in my class is brave’
b. kol yalda ba-kita Seli hi ‘amica.
every girl in-class mine Pron brave
‘Every girl in my class is brave’
Greenberg (2002) uses the terminology “actual” versus “potential” to describe
the regularity behind the distribution of Pron:
[A] sentence like Every girl in my class is brave can either assert that
it happens to be the case that every actual girl in my class is brave (a
nongeneric statement), or every actual and potential girl in my class
is brave (a generic statement), maybe due to some requirement saying
that only brave girls are accepted to this class. This optionality of the
generic reading [. . . ] is what leads to the optionality of Pron in the
Hebrew version of this sentence (Greenberg 2002:274)
9.3. THE DISTRIBUTION OF THE TWO CONSTRUCTIONS 213
Accordingly, for +Pron sentences it suffices that the subject expression refers
to potential ravens, linguists, sailors, etc. -Pron sentences, by contrast, imply
the existence of real (actual) ravens, linguists, sailors, etc. Greenberg points
out that only the truth of a +Pron sentence entails the truth of a counterfactual
like If I were a girl in this class, I would be brave. Thus, we note that Hebrew
bare nominals cannot refer to actual entities, but “only” to potential entities.
Reference to actual entities requires a certain operation on the meaning of the
bare nominal. It must be “anchored” in the actual world, so to speak.
Anchoring the meaning of a bare nominal can be achieved by means of in-
dexicals, e.g. by means of demonstratives (these sailors). If a local adverbial
contains an indexical expression, it will likewise have the capacity to anchor a
nominal in the actual world (linguists in this university). Furthermore, a nominal
can be anchored by being related to a proper name (Sara’s eyes) or to a pronoun
of first or second person (my ravens). Also, the presence of an ordinary definite
article suffices to make -Pron possible:
(16) a. ha-ze‘ev mesukan. [Greenberg 2002]
the-wolf dangerous
‘The wolf is dangerous’
b. ha-ze‘ev hu mesukan.
the-wolf Pron dangerous
‘The wolf is dangerous’
Besides obligatory +Pron examples and examples allowing for both +Pron and -
Pron, there are also obligatory -Pron examples. +Pron is ruled out in those cases
where the validity of the predication is limited to a particular time due to the
presence of an overt temporal adverbial:
(17) a. ha-xoref ‘arox ha-Sana. [Greenberg 1994]
the-winter long the-year
‘The winter is long this year’
b. ?? ha-xoref hu ‘arox ha-Sana.
the-winter Pron long the-year
‘The winter is long this year’
This fits the picture, of course. By means of the temporal adverbial, the state of
being long is anchored in the actual world. Accordingly, the predication relates
to some actual referent, namely to the particular winter that there is at the time of
the utterance. The generic +Pron variant is impossible. In the examples (18) and
(19), there is no temporal adverbial that could be made responsible for ancho-
ring the predication in the actual world. Nevertheless, out of the blue, -Pron is
9.4. GREENBERG’S (2002) ANALYSIS 214
First of all, it must be noted that Greenberg does not assume that every +Pron
sentences is a generic sentence. She believes that, under specific syntactic cir-
cumstances, the pronominal element Pron can appear independently of generi-
city. This is supposed to the case in identity sentences.
This rests on the theoretical assumption that two general types of copular
sentences must be distinguished: predicational copular sentences and identifi-
cational copular sentences. Greenberg (2002:293) assumes that, whereas the
9.4. GREENBERG’S (2002) ANALYSIS 215
former allow for both +Pron and -Pron, the latter must always be +Pron. This is
illustrated by the following example:
(20) a. *Dani mar Cohen. [Greenberg 2002]
D. Mr Cohen
‘Dani is Mr Cohen’
b. Dani hu mar Cohen.
D. Pron Mr Cohen
‘Dani is Mr Cohen’
For Greenberg, the obligatory presence of Pron in identity sentences has purely
syntactic reasons. In predicational sentences, by contrast, the presence of Pron
is no syntactic necessity. As a consequence, the presence or absence of Pron can
be used to signal a meaning contrast: +Pron predicational sentences are generic,
while -Pron predicational sentences are episodic. I will come back to the case
of identity sentences. At this point, let us recall how current genericity theories
attempt to capture the meaning of generic sentences2.
Generally speaking, generic sentences express regularities. According to
Carlson (1995), two kinds of genericity theories can be distinguished. In “rules-
and-regulation” approaches, it is assumed that generic sentences downright de-
note rules: The truth or falsity of a generic sentence relative to a particular
world/situation depends on whether or not the world/situation harbours the ru-
le described by the sentence3 It can be assumed, for example, that the sen-
tence Bishops move diagonally is true if, in the world under debate, there is
a rule (here: of chess) determining that bishops have to move diagonally. In
“generalisation-over-instances” or “inductive” approaches, by contrast, generic
statements are considered to be the result of generalising over particular, obser-
vable events occurring in the world under debate. Thus, in this conception, rules
do not exist per se, but result from generalisations. The generalising nature of
a generic sentence is modeled as a quantification structure. As commonly as-
sumed for quantification structures, a generic sentence is supposed to translate
as a tri-partite quantification structure. First, a set of relevant entities is filtered
out of the world/situation under debate, forming the “domain of quantificati-
on”. Which particular condition an entity must fulfill to belong to the domain of
quantification is noted in the “restrictor”. Secondly, there is a quantifier which
determines, on the basis of the domain of quantification, a certain quantum of
2 Compare chapter 1.
3
The kind-based approach advocated in this dissertation is a rule-and-regulation ap-
proach in the sense that rules exist in the speaker’s mind in the form of taxonomic rela-
tions among kinds.
9.4. GREENBERG’S (2002) ANALYSIS 216
Identity sentences, however, cannot be derived from small clauses, for the sim-
ple reason that, in identity sentences, it is two argument expressions which are
related toward each other. Therefore, the surface structure of identity sentences
must be generated along different lines than the surface structure of predicatio-
nal +Pron sentences is generated. The identity at the syntactic surface is only by
chance. With respect to identity sentences, Greenberg assumes (still following
Rothstein 1995) that Pron does not select for a small clause, but for an NP, and
that the second NP, the subject, is base-generated in the specifier position of IP:
(24) [IP Dani [I’ hu[NP mar Cohen] ] ]
This analysis leaves a fact unexplained, which is pointed out by Greenberg her-
self, namely the fact that predicational copular sentences like This animal is a
zebra semantically resemble identity sentences like Dani is Mr Cohen. Accor-
ding to Greenberg’s (2002) analysis, This animal is a zebra expresses that, in all
worlds accessible from the actual world, every contextually relevant event, in
which this animal is involved, is an event in which this animal is a zebra. There
is a strong intuition which suggests a similar understanding for Dani is Mr Co-
hen: in all worlds accessible from the actual world, every contextually relevant
event, in which Dani is involved, is an event in which Dani is Mr Cohen.
The identity relationship or the property of being identical to oneself,
seems to be one which is true not only in the actual world, but in all
possible, close enough worlds as well. In other words, being Mr. Cohen
seems to strongly ‘define’ the identity of Danny (Greenberg 2002:293)
Therefore, identity sentences like (20b) could easily be subsumed under Green-
berg’s analysis of generic copular sentences. Nevertheless, Greenberg wants to
exclude identity sentences from her analysis. The reason are not identity sen-
tences of the type Dani is Mr Cohen, but rather identity sentences of the follo-
wing type:
(25) a. *ha-yom ha-‘axot ha-toranit Rina [Greenberg 2002]
the-day the-nurse the-duty R.
‘Today, the duty nurse is Rina’
b. ha-yom ha-‘axot ha-toranit hi Rina
the-day the-nurse the-duty Pron R.
‘Today, the duty nurse is Rina’
Examples like (25) demonstrate that the presence of Pron is not necessarily tied
to predicate genericity: “Identity sentences [. . . ] are +Pron even when they are
clearly nongeneric” (Greenberg 2002:293). One arrives at the following pic-
ture: In the overwhelming majority of cases , +Pron sentences are associated
9.5. THE PROBLEM OF KIND-LEVEL PREDICATES 219
with generic meanings. There are, however, examples like (25), which repre-
sent exceptions to this rule.
Greenberg concludes from this that there are basically two sources of Pron.
In some case, Pron shows up as an expression of genericity; in other cases,
Pron shows up for purely syntactic reasons. The “other cases” are identified
by Greenberg as identificational sentences. In section 6, I argue we need not
resort to two independent sources of Pron. (25) is a specificational sentence (cf.
chapter 8). Specificational sentences are special in that their subject is formed by
a kind term; the referent of this kind term functions as the topic of the utterance.
This feature is responsible for the fact that sentences like (25) must be realised
as +Pron. As kinds are generic, sentences like (25) turn out to be exceptions
which support the rule.
In (20), we saw that identity sentences are realised as +Pron. However, as
Greenberg (1994:67-68) points out, identity sentences may also be -Pron, na-
mely under the “role-reading”. When the referent of the subject noun phrase
(NP) is asserted to play the role of the referent of the second NP (for example,
in the context of a particular theater performance), Pron turns out to be no lon-
ger obligatory. Thus, certain identity sentences are realised along the lines of
the -Pron construction. They express accidental property assignments:
(26) a. ha-yom dani ben gurion ve-roni moSe Saret. [Greenberg 1994]
the-day D. Ben Guryon and-R. MoSe Saret
‘Today, Dani is Ben Gurion and Roni is MoSe Saret’
b. ha-yom dani hu ben gurion ve-roni hu moSe Saret.
the-day D. Pron Ben Guryon and-R. Pron MoSe Saret
“Today, Dani is Ben Gurion and Roni is MoSe Saret’
In this section, I introduced Greenberg’s (2002) analysis according to which
+Pron sentences either express modalised universal quantifications, or are iden-
tity sentences. I discussed some of the consequences that follow from this ap-
proach. There is no problem in assuming that every predicate carries an event
argument. It is unfortunate, however, that the presence of Pron in identity sen-
tences is explained in syntactic terms, although most identity sentence may well
be viewed as modalised universal quantifications. Such identity sentences would
have, so to speak, a double reason for realising Pron. A real problem arises with
respect to Carlsonian kind-level predicates.
Greenberg (2002) is well aware of the fact that there are many predicational
+Pron sentences that, prima facie, are not covered by her approach. Specifically,
9.5. THE PROBLEM OF KIND-LEVEL PREDICATES 220
[E]ven the ‘kind generic’ cases [. . . ] seem to express some kind of defi-
nitional, nonaccidental statements, namely statements which are taken
to be true in general, in other sets of circumstances (i.e. in other worlds)
besides the actual one. (Greenberg 2002:281-282)
Step 2: To demonstrate that not every kind-level predication has this definitional
character, Greenberg presents the following sentences. These sentences describe
accidental states-of-affairs even though their subjects refer to kinds (cf. Krifka
et al. 1995:12):
(28) a. Rats reached Australia in 1876.
b. Man set foot on the moon in 1969.
Step 3: Greenberg concludes that the meaning component responsible for the
definitional character of an utterance cannot be contained in kind-level predica-
tes. This leads her to claim the following:
My claim is that the sentences in (29) express, not merely that a certain
property is true of a kind in the actual world, but that this is some sort
of necessity. In other words the predication holds in other worlds as
well and specifically, in all worlds where the language is interpreted as
in our world. (Greenberg 2002:282)
(29) a. Blue whales are rare creatures.
b. Football is a popular game.
c. Smoking is a dangerous habit.
Greenberg believes that the sentences in (28) express pure kind-level predica-
tions, while those in (29) express modalised kind-level predications. Sentence
(29a) should not be analysed in the traditional Carlsonian way (30a), but better
in the way of (30b):
(30) a. RARE CREATURE (BLUE WHALE)
b. ∀w’[R(w’,w)][RARE CREATURE (BLUE WHALE) in w’]
In general, modalised kind-level predications can be paraphrased as follows
(with respect to (29a) insert “RARE CREATURE” for Q and “BLUE WHALE”
for P):
In all worlds accessible from our world (w.r.t. the way the language is
interpreted, what we know etc.) the property Q is true of the kind P.
(Greenberg 2002:282)
This way Greenberg manages to make one meaning component responsible for
the overt realisation of Pron in predicational sentences, namely the presence of
a universal modalised generic operator.
9.5. THE PROBLEM OF KIND-LEVEL PREDICATES 222
The situation in (31) is a little different. In this example, the bare nominal
drorim ‘aforim by itself contributes a kind referent to the semantics of the sen-
tence, and the predicate nedirim by itself contributes a kind-level property. Ho-
wever, these expressions are interpreted under the impact of the adverbials kan
and ba-zman ha-‘axaron. The adverbials embed the core (kind-level) predicati-
on into an episodic frame, so to speak. As a result, the actual predication will be
object-level. The impact of the local and temporal adverbials can be observed
with respect to (33) where the subject is formed by an object term. Dropping
the adverbials renders the sentence odd6:
If I was right, the sentences (28) and (31) would not be kind-level predications.
As a consequence, Greenberg’s distinction between modalised (definitional) and
non-modalised (non-definitional) kind-level predications would be a non-starter.
I claim:
Rejecting Greenberg’s proposal, I still have to solve the problem that Greenberg
attempted to solve by “intensionalising” Carlsonian kind-level predications. We
are still confronted with two different semantic explanations for the presence
of Pron in generic predicational copular sentences. In some cases, the presence
of Pron in syntax is explained by the presence of a modalised quantificational
structure in semantics. In other cases, the presence of Pron is explained as a
reflex of kind generics. Whereas Greenberg wanted to extend the quantificatio-
nal generic approach to cover also the cases of kind generics, I propose, in line
with the general results presented in this dissertation, to extend kind generic ap-
proach to cover the cases of apparent quantificational generics. As a welcome
consequence, the sentences Blue whales are mammals and Blue whales are rare
mammals fall into a single class of sentences. What is more, we can come with a
uniform explanation for why they both must be translated into Modern Hebrew
as +Pron.
6 Unless (33b) is interpreted in the representative object reading (cf. chapter 6). In
this case, it would mean that bands like the Rolling Stones are rare.
9.6. MY ALTERNATIVE: A KIND-BASED ANALYSIS 224
As noted above, Greenberg observes that +Pron sentences always express essen-
tial, definitional predications. This holds also for identity sentences like (20).
In contrast, -Pron sentences always express accidental predications. The only
exception are sentences like (25). I propose that this can be explained by the
assumption that the presence of Pron signals that the topic of the utterance is a
kind. My proposal can be summarised as follows:
• Essential property assignments are kind-level predications, accidental pro-
perty assignments are object-level predications.
• In kind-level predications, the property is assigned to a kind which is se-
mantically contributed by the subject-NP. Either the kind is directly con-
tributed by a kind-referring subject, or it is indirectly contributed by an
object-referring subject. In the latter case, the object referent functions as
a representative of the kind (cf. chapter 6). In any event, the topic of the
utterance which is expressed by the respective (+Pron) sentence will be a
kind.
• In object-level predications, the property is assigned to an object which
is contributed by the subject-NP. Usually, the object is contributed by an
object-referring subject, and this object will be the topic of the utterance.
There is, however, also the possibility that the required object referent is
inferred (via the DKP-rule) on the basis of the kind contributed by a kind-
referring subject. This is the case of specificational copular sentences. Even
though the predication relates to an object, the topic of the utterance is a
kind in this case (cf. Mikkelsen 2004).
Let me demonstrate how this approach overcomes the problems that arise in
connection with Greenberg’s analysis. Remember: For Greenberg, sentences li-
ke Blue whales are rare animals and sentences like Blue whales are animals
have entirely different semantic structures. While the former are kind-level pre-
dications, the latter are generalised object-level predications. The generic in-
terpretation of the former is due to the fact that they express statements about
kinds. The generic interpretation of the latter is due to the generic quantifier. In
contrast to that, I consider both cases to be kind-level predications.
My approach rests on two theoretical assumptions which are not self evident.
These assumption concern object-referring arguments of kind-level predicates
and the lexical semantic format of nouns, verbs and adjectives:
• Every object-referring expression automatically also refers to some kind,
of which the object referent is an instance. Whenever an object-referring
9.6. MY ALTERNATIVE: A KIND-BASED ANALYSIS 225
The -Pron sentence (36a) expresses that the object named Dani belongs to the
object extension of ‘acbani. The +Pron sentence (36b) expresses that the kind
underlying the object Dani (i.e. the kind ‘object called “Dani”’, if we followed
Geurts suggestion) belongs to the kind extension of ‘acbani. This leads to the
accidental or, respectively, essential interpretations as indicated in the translati-
ons of (36).
+Pron identity sentences like (20b) express that the kind underlying the bea-
rer of the name Dani (whichever kind this happens to be) is identical to the kind
underlying the bearer of the name Mr Cohen. Accordingly, there can be no kind
which is instantiated by Dani by not also by Mr Cohen (and vice versa). There-
fore, the expressions Dani and Mr Cohen must be two rigid designators for one
and the same designation. In contrast to that, -Pron identity sentences like (26a)
express that the bearer of the name Dani is identical to the bearer of the name
Ben Gurion. This does not rule out the possibility that there are kinds instan-
tiated by Dani but not by Ben Gurion (and the other way around). The asserted
identity relation is valid only relative to a particular spatiotemporal location, e.g.
relative to a particular theater performance.
Let us now turn to the examples (17) to (19). Here is, once again, (17):
(37) a. ha-xoref ‘arox ha-Sana. [Greenberg 1994]
the-winter long the-year
‘The winter is long this year’
b. ?? ha-xoref hu ‘arox ha-Sana.
the-winter Pron long the-year
‘The winter is long this year’
Obviously, the +Pron version is hardly accepted because of the presence of the
temporal adverbial ha-Sana. The following explanation suggests itself: the se-
mantic impact of the temporal adverbial brings it about that the initial kind-level
predicate ‘arox functions as an object-level predicate. As object-level predicati-
ons are used to express statements about objects, the topic of the utterance will
be an object. Therefore, the -Pron option has to be chosen.
When the predicative adjective is “stage-level”, meaning ‘tired’ (18) or ‘hun-
gry’ (19) and the like, -Pron is the preferred option even though there is no overt
(spatio)temporal adverbial. The fact that +Pron is (almost) rejected is, I believe,
a pragmatic effect. Semantically, hungry is a kind-level predicate just like, for
instance, intelligent. Being lexical kind-level predicates, both hungry and intel-
ligent can be used either as kind-level predicates or, given an episodic frame,
as object-level predicates. However, whereas hungry is frequently used as an
object-level predicate, intelligent is rarely used this way. As the frequency of
usage is what feeds our intuition about a linguistic expression, we are inclined
9.7. CONCLUSIONS 229
9.7 Conclusions
In this chapter, I presented a semantic analysis for the two copular construc-
tions available in Modern Hebrew present tense contexts. I proposed that the
+Pron construction is chosen to signal that the topic of the utterance is a kind.
If the speaker wants to make a statement about an object, by contrast, she has to
choose the -Pron construction. The analysis is based on the ontological distinc-
tion between kinds and objects. As kind-level predications amount to statements
about kinds, they are +Pron. In contrast, object-level predications are -Pron be-
cause they amount to statements about objects. The systematic exception to this
rule is specificational sentences: even though the predication targets at an ob-
ject, the statement is about a kind. Specificational sentences represent the only
cases of non-generic +Pron sentences.
This analysis will only be possible if we accept the premise that an object
term does not only refer to an object, but at the same time to a kind underlying
the object. Only this enables us to discover that categorising sentences like This
bird is a raven or Dani is (an) intelligent (person) as well as identity sentences
like Dani is Mr Cohen are actually statements about kinds.