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drittens als bärtiger Mann (Zagreus, dessen Mutter die Persephone, Tochter der Demeter ist). Dieser
Dionysos Zagreus, auch der Ältere genannt, wird zerrissen. Der 2. Dionysos, der jüngere genannt, ist
zweimal geboren: Seine Mutter Semele trägt ihn 6 Monate und Zeus hüllt ihn in kühlenden Efeu, als
sie verbrennt. Zeus trägt ihn dann das letzte Drittel der Zeit in der Lende (also im Unterleib).
Apoll bringt den Göttern die Freude, Dionysos den Menschen. Er zieht in den Osten und verbreitet
Kultur. D.h. er bringt in die leibliche Welt eine göttliche Kraft. Damit entsteht Freude, die
gemeinschaftlich erlebt wird und die Menschen verbindet. Die Freude, die Apoll bringt, ist dagegen
individuell erlebbar. Im Geistigen sind die Menschen individuell. Daher kommt die Gefahr der
Ideologiebildung, wenn man eine geistige Gemeinschaft sein möchte, so dass dionysische
Rauschbegeisterung hineinwirkt.
Apollo wird in den Mythen immer als unglücklicher Liebhaber dargestellt. Er erreicht nicht, wonach er
sich sehnt. So geht es zunächst auch Faust mit der Helena. Darin drückt sich das Traumhafte,
Scheinhafte des Apollinischen aus. Dieses wird - vom dionysischen Standpunkt aus - als unglücklich
erlebt.
Hinweis auf Rilkes Sonette an Orpheus: "Wolle die Wandlung .."
Die Sehnsucht geht nach der Gestalt, nach der Wirklichkeit. Doch man bekommt nur das Symbol und
die Sehnsucht wird nie gestillt, es ist keine Dauer darin. Das charakterisiert die Sinnes-Nervensphäre.
Nur indem ich selbst werde, was ich liebe, kann die Sehnsucht gestillt werden.
Dionysos ist der Gott des Genusses, doch das Göttliche leidet im Genuss.
Nietzsche hat eine Erfahrung von dem Paradox, dass die Lust erlitten werden muss.
"O Mensch, gib acht ..."
Die Qualitäten des Apollinischen und Dionysischen bedingen sich gegenseitig. Sie werden durch
Christus verbunden. Von der Jordantaufe bis zum Abendmahl zieht Christus mit den Jüngern herum.
Im Abendmahl haben wir das Bild der Sonne. Das kann man als Übergang vom Dionysischen zum
Apollinischen sehen.
Das Christentum wurde vorbereitet durch die untergründige Strömung des Orpheus.
Die Mutter des Dionysos Iakchos ist Demeter (d.h. die Materia, die Erde) selbst, nicht mehr die
Tochter Persephone. Er ist als kleines Kind dargestellt, somit als Zukunft.
Das einseitige Dionysische hat wie das einseitig Apollinische keine kulturelle Wirksamkeit. Das sehen
wir bei Schiller und Goethe. Sie haben jeweils beide Seiten in sich. Jedoch lebt in Goethe ein
dionysischen Geist in einer apollinischen Seele; in Schiller ein apollinischer Geist in einer
dionysischen Seele. (Wird im Gespräch näher ausgeführt)
Im Mittleren Menschen begegnen sich beide Kräfte so, dass wir das Dionysische in den Emotionen
haben ("Bauchgefühl"), das Apollinische aber in den Empfindungen die von der Sinneswelt angeregt
werden. Beides muss so in den Austausch kommen, dass diese Empfindungen durch die
Dionysischen Kräfte lebendig werden und die Emotionen durch die Apollinischen Kräfte einen
Rhythmus finden.
Sprachlich haben wir im Satz das Apollinische. Wir können ihn umstellen - er bleibt immer ein Ganzes,
ein Panorama, ein Geflecht von Beziehungen.
Im Wort dagegen lebt das Dionysische. Ich lebe im Wort, mit dem ich anfange, darin. Da bin ich
körperlich darin, nehme den Leib mit.
Satzbögen und Wortimpulse stehen sich als Apollinisches und Dionysischen gegenüber.
In der „Allgemeinen Menschenkunde“ (GA 293) hat man im zweiten Vortrag das Vorstellungsleben als
Spiegel des Vorgeburtlichen, den Willen als Keim des Nachtodlichen. Da findet man das Apollinische
und Dionysische. Sie sind nicht mit Luzifer und Ahriman gleichzusetzen.
Als er aber Goethe geistig-apollinisch gegenübertrat und die Urpflanze als Idee ansah, zerbrach daran
fast die Beziehung. Erst als er sein Geistiges zurücknahm, konnte die Beziehung gedeihen.
Das Apollinische ist aber nicht abstrakt. Schiller beschrieb die Geschichte (z.B. des 30-jährigen
Krieges) sehr konkret. Der Apolliniker hat den Zusammenhang und braucht deshalb kein Schema. Er
findet aber das Symptomatische.
Goethe lebte sehr zurückgezogen. Aber er konnte auf Hölderlin so wirken, dass dieser zum Dichter
wurde. Hölderlin schrieb zunächst sehr lange Hymnen im Stile Schillers, in denen die Themen
aneinandergereiht folgten. Auf Goethes Rat schrieb er dann kurze Gedichte über ein Thema. Später
schrieb er wieder große Hymnen. Der Rat Goethes half ihm zur apollinischen Durchformung.
Doch für die dionysische Geistigkeit Goethes wäre es nie möglich, sich wie Schiller auf die Idee des
Form- und Stoff- und Spieltriebes festzulegen. Er schrieb stattdessen sein Märchen mit der Fülle der
Gestalten.
Die unterschiedliche Seelenart kann man sich auch verdeutlichen, wenn man sich vorstellt, man
würde Schiller zum Minister machen, statt ihn die Studenten begeistern zu lassen.
In der Wandlung, die im griechischen Drama geschieht, in der Erkenntnis, die errungen werden muss,
lebt Dionysos.
Der Zug Dionysos hatte so etwas wie eine Wiederholung im Zug Alexanders.
Der Christus zog nach der Jordantaufe drei Jahre herum. Die Jüngerschar war nicht genau
abgegrenzt. Das ist eine dionysische Bewegung.