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Textbearbeitung zum jüdisch-christliche

Menschenverständnis
(Genesis 1, 27 – 30, Psalm 8, Psalm 104)

I. Der Text ist deutlich zweigeteilt. In welchem inhaltlichen Verhältnis stehen die beiden
Hälften zueinander? Wie würde der zweite Teil isoliert wirken?

Stark getrennt vom Rest des Psalms sticht Vers 3 heraus, der als Verstärkung der im übrigen Psalm
thematisierten Sonderstellung des Menschens in der Schöpfung, die verherrlicht und gelobt wird, wirkt. So
handelt es sich bei Vers 3 möglicherweise um einen Regulierungsmechanismus innerhalb der menschlichen
Rasse, die unschuldigen, unbefangenen und vor allem unverdorbenen „Kinder und Säuglinge“ dienen als
Werkzeug oder Medium Gottes, „Feind[e] und Rachgierige[n]“ zu bekämpfen, indem sie sozusagen die
„gesunde Saat des kranken Walds“ sind.
Im übrigen Psalm ist hauptsächlich vom Verhältnis zwischen Gott, Mensch und restlicher Schöpfung die
Rede, wobei der Mensch nur „wenig niedriger […] als Gott“ (Vers 6) gestellt ist, jedoch der „Herr […] über“
Gottes „Werk“ (Vers 7) ist, ihm also eine besondere Aufgabe innerhalb der Schöpfung innewohnt: Isoliert
betrachtet, also mit Fokus auf das Verhältnis zwischen Mensch und Natur als übrige Schöpfung, gibt es zwei
mögliche Deutungen der „Herrenrolle“ des Menschen, die des Herrschers und Ausbeuters sowie die des
Leiters und Begleiters, für ersteres spricht der Umstand, dass ihm alles untergeordnet ist, und zwar „unter
seine[n] Füße[n]“ (Vers 7), er kann es also wortwörtlich „mit Füßen treten“. Allerdings steht dem entgegen,
dass der Mensch von „Ehre und Herrlichkeit“ gekenntzeichnet ist, weshalb der „gekrönt[e]“ (Vers 6) Mensch
eine aktive Rolle geprägt von Fürsorge, Rücksichtnahme und Verantwortungsbewusstsein übernehmen muss,
um die gesamte Schöpfung vor Bedrohung zu bewahren, somit scheint zweitere wahrscheinlicher.

II. Wie unterscheidet sich die Rede vom Menschen, die Sie hier vorfinden, von der in Ps
104? Welcher inhaltliche Akzent kommt hier hinzu?

Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Darstellungen des Menschen ist, dass ihm in Psalm 8 eine
besondere Aufgabe, Beachtung und Aufmerksamkeit zuteil wird, während er in Psalm 104 als
gleichberechtigt neben der Schöpfung auftritt, was schon am Anteil der Verse, in denen er thematisiert wird,
ersichtlich wird, während er in Psalm 104 lediglich in einigen Zeilen erwähnt wird, ist in Psalm 8 nur dann
nicht von ihm die Rede, wenn dargestellt wird, was ihm alles Untertan ist. Zusätzlich dazu trägt er in Psalm 8
die Bürde oder Ehre der Verantwortung für (oder unwahrscheinlichen Verfügungsgewalt über) die übrigen
Geschöpfe, außerdem ist er, in starkem Kontrast zu Psalm 104 nur „wenig niedriger gemacht als Gott“ (Ps 8,
6).
Ein weiterer Aspekt, der noch auffällt, ist, dass in Psalm 104 Gott der direkte Herr über Leben und Tod ist,
wohingegen er in Psalm 8 auch indirekt, durch den Menschen wirken kann, zudem ist nicht mehr explizit
von „Gottlosen“ (Ps 104, 35), die vergehen sollen, die Rede, sondern von weiter gefassten „Feind“en (Ps 8,
3).

III.Vergleichen Sie die Aussagen von Ps 8 mit Gen 1, 27-30!

Verglichen mit Gen 1, 27-30 weist Psalm 8 Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. Gemeinsamkeiten
bestehen vor allem darin, dass der Mensch in beiden Passagen eine spezielle Pflicht bzw. Aufgabe besitzt, die
Interpretationen des Ge- bzw. Missbrauchs dieser verlaufen analog, wobei in Gen 1, 27-30 die Herrschaft
über die Tierwelt sehr viel unwahrscheinlicher scheint, explizit ist ihm nur „die Erde […] Unterten“(Gen 1,
28), desweiteren wird er „zum Bilde Gottes“ (Gen 1, 27), also nur „wenig niedriger gemacht als Gott“.
Unterschiede bestehen darin, dass es eine Unterscheidung des Menschen in „Mann und Weib“ (Gen 1, 27)
sowie eine Trennung der Nahrung für Mensch und Tier gibt, wobei der Mensch angehalten wird Ackerbau,
Obst- und Gemüseanbau zu betreiben und die Tierwelt ihren Hunger an „grüne[m] Kraut“ (Gen 1, 30), also
Gräsern etc. zu stillen, darüber werden in Psalm 8 keine Aussagen getroffen, genausowenig wie über den
Fortpflanzungsauftrag. („mehret euch“ Gen 1, 28)

Tobias Hundhammer K12

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