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vu
2.Jahrg
8
ang
Themen
Pankow Heinersdorf
treten, als die Moscheegeg-
ner_innen in den Reihen
der rassistischen „interes-
floppt
Von sengemeinschaft pankow-
Emanzipative heinersdorfer bürger“
Antifaschistische Gruppe [EAG] (ipahb) - unter ihnen auch
rund 20 Neonazis.
Über 1000 Antifaschist_innen sind am Nachmittag des 15. Novembers unter dem Mot- Die ipahb hatte wegen der geringen Kundgebung am Garbátyplatz fand der rechten Internetseite Politically
to „Kein Kiez für Nazis. Wer wegschaut stimmt zu“ durch Berlin-Pankow gezogen. Teilnehmer_innenzahl von etwa 150 mit etwa 100 Teilnehmer_innen Incorrect (PI) zum Gegenangriff.
Aufgerufen hatte ein breites antifaschistisches Bündnis. Die kraftvolle Manifestati- Menschen die geplante Demonstra- statt. Die Polizei war mit etwa 500 Im Interview mit PI wiederholte
on, die mit umfangreicher internationaler Beteiligung stattfand, war Bestandteil des tion zum Rathaus Pankow kurzer- Beamten im Einsatz. Stadtkewitz seine schon gegenüber
hand abgesagt und so verharrte Kurz zuvor hatte es ordentlichen der extrem rechten Zeitung Junge
„siempre antifascista“-Wochenende, in dessen Rahmen an die von Neonazis ermor- sie mit ihrer Gefolgschaft etwa zwei Knatsch innerhalb der Pankower Freiheit absorbierte Islam-Panikma-
deten Menschen in Europa erinnert wurde. Stunden am Startpunkt, Prenzlau- CDU gegeben, die in der Moscheefra- che und schwafelte einen vermeint-
Von Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - er Promenade Ecke Granitzstraße. ge massiv gespalten ist. Peter Kurth lichen Linksruck in der Gesellschaft
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten [VVN-BdA Berlin-Pankow e.V.] Unter die ipahb-Leute hatten sich als Vorsitzender hatte zunächst im herbei, der angeblich auch die CDU
auch rund 20 organisierte Neonazis Namen seines Kreisverbandes den voll erfaßt habe.
aus Pankow und anderen Bezirken Aufruf der Initiator_innen von „Ein Kleine Randnotiz zum Schluß:
gemischt, darunter Andy Fischer, buntes Band für Vielfalt und Toleranz“ Ein Fünkchen Positives hat die um-
Zum Aktionswochenende gehört schist_innen ebenso ein Anliegen, noch viel zu sicher fühlen können.“ Patrick Kukulies, Mirko Tambach, unterschrieben, zog die Unterstüt- fangreiche Auseinandersetzung
auch ein zweitägiges Festival und gegen den auch in der Gegenwart Die Polizei war mit mehreren Lars Knüpfer, Daniel Steinbrecher, zung nach Absage einer geplanten des Herrn Stadtkewitz mit dem
eine Konferenz am Freitag im Haus tief verwurzelten Antisemitismus Hundertschaften des 2. Bereit- Patrick Fehre, Vicky Seidler, Robert NPD-Mahnwache allerdings wieder Islam dann doch. Auf einmal defi-
der Demokratie und Menschen- Stellung zu beziehen. In Nieder- schaftszuges im Einsatz. Bereits Scheffler und die NPD-Funktionärin zurück. Die Moscheegegner_innen niert ein CDUler die „Grauen Wölfe“
rechte, bei der Vertreter_innen schönhausen verwiesen Redner am Startpunkt setzte sie rund 20 Gesine Hennrich. um den früheren Pankower CDU- zutreffend als „islamisch faschistisch“ -
antifaschistischer Gruppen vorwie- auf den Charakter des Ortsteils als Antifaschist_innen mit fadenschei- Etwas besser sah die Teilneh- Kreisvorsitzenden René Stadtke- unlängst waren diese bei Teilen sei-
gend aus Osteuropa den rund 300 Aktions- und Rückzugsraum für ge- niger Begründung vorrübergehend mer_innenzahl auf Seiten der Ge- witz reagierten nach Presseberich- ner Partei noch ein gern-gesehener
Konferenzteilnehmer_innen über waltbereitete Neonazis. Beendet fest. Zudem befanden sich die De- gendemonstranten aus. Rund 150 ten, denen zufolge die Partei ihre Bündnispartner. Pack schlägt sich,
die Situation in ihren Ländern be- wurde die Veranstaltung am frühen monstrant_innen über den gesamt- Menschen beteiligten sich an der starre Haltung in Sachen Moschee Pack verträgt sich ...
richteten. Abend am S-Bahnhof Heinersdorf. en Zeitraum in einem Wanderkessel Aktion „Ein buntes Band für Vielfalt aufgegeben habe, recht ungehalten Hintergrundbericht in Rosen-Nr. 7 und
Die Demonstration in Pankow Der rassistisch gefärbte Konflikt um der Polizei. Michaela Trutschke kri- und Toleranz“, eine antirassistische und bliesen mit Hilfe der ipahb und auf Seite 26
zog am Nachmittag vom Garbáty- die Moschee war hier ebenfalls ein tisiert die Polizei für ihre Strategie:
platz im Pankower Zentrum in den Thema. „Menschen, die sich gegen Neonazis auf-
Ortsteil Niederschönhausen. Auf Michaela Trutschke vom Demo- lehnen werden kriminalisiert und schika-
dem Weg dorthin solidarisierten bündnis erklärte im Anschluß: „Es niert. Antifaschismus ist aber notwendig
sich die Teilnehmer_innen mit al- ist ein erfreuliches Zeichen, dass sich so und nicht kriminell!“. Im Vorfeld der
ternativen Pankower Jugendeinrich- viele Menschen uns angeschlossen haben. Demo griffen Neonazis anreisende
tungen, wie dem Unabhängigen Ju- Dennoch kann dies nur ein Bestandteil Teilnehmer_innen an, unter ande-
gendzentrum Pankow (JUP e.V.) und kontinuierlicher, antifaschistischer Ar- rem Am Steinberg in Weißensee
dem Kurt-Lade-Klub. 70 Jahre nach beit sein, in dem sich Rechtskonservative und auf dem Hauptbahnhof.
den Pogromen gegen die jüdische wie Moscheegegner_innen in Heinersdorf
Bevölkerung war es den Antifa- und Nazischläger aus Niederschönhausen Infos: kein-kiez-fuer-nazis.de.vu
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 6 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 7
Eilmeldung: Bildungsproteste:
Schulstreik in Berlin Ein Blick nach Italien
In Berlin streikten am Aus Anlass der aktuellen
12. November über 8.000 Bildungsproteste von
Schüler_innen gegen die Schüler_innen in Deutsch-
„miserablen Bedingungen land werfen wir einen Blick
im Bildungswesen“[1]. Wie nach Italien. Seit Oktober
bereits bei den letzten drei diesen Jahres protestiert
Schulstreiks in Berlin hat- dort ein breites Bündnis
te die Schüler_innen-Initi- von Studierenden, Schü-
ative „Bildungsblockaden ler_innen, Dozent_innen
einreißen!“ dazu aufgeru- und Lehrer_innen gegen
fen, den Unterricht zu boy- eine umstrittene Bildungs-
kottieren und stattdessen reform der Mitte-Rechts-
auf die Straße zu gehen. Regierung.
von Antifa Prenzlauer Berg
[1] Aus dem Aufruf
Die Liste der Forderungen ist lang: burg und Erfurt die Schulbehörden Für die Zukunft der Bildungspro- Geplant ist unter anderem die Strei- wieder zum Tragen von Schulu- Auch die Begründung der Reformen
kostenlose Bildung für Alle, bes- besetzt. teste wird es entscheidend sein, ob chung von 87.000 Lehrer_innen- niformen gezwungen und sollen klingen wie in der Bundesrepublik:
sere Ausstattung der Schulen und Bei der Besetzung in Berlin wurde es gelingt, rechten Ideologien eine Stellen sowie 44.500 Jobs in der wegen „schlechtem Benehmen“ sitzen- PISA und Co. hätten gezeigt, dass
kleinere Klassen, Abschaffung des leider eine Ausstellung über die konsequente Absage zu erteilen. Verwaltung und die Schließung bleiben können. Die italienische Italiens Bildungssystem im inter-
12jährigen Abiturs, eine gemein- Enteignung, Verschleppung und Er- Aus linksradikaler Perspektive wer- kleinerer Schulen innerhalb der Bildungsministerin resümiert: „Jetzt nationalen Vergleich nicht mithal-
same Schule für Alle statt sozialer mordung jüdischer Unternehmer im den sich die Proteste darüber hi- nächsten drei Jahre. können wir die italienische Schule re- ten könne. Die Reformen seien auf
Auslese bereits am Ende der sechs- Nationalsozialismus zerstört, die naus daran messen lassen müssen, Damit will die italienische Regie- formieren. Wir kehren zu einem Schul- Grund von Sachzwängen, Ineffizi-
ten Klasse und Ausbildungs- und anlässlich des 70. Jahrestags der ob sie es mit der Forderung einer rung sieben Prozent der aktuellen system zurück, in dem Ernsthaftigkeit, enz und dem drohenden Verlust
Studienplätze für jede und jeden Reichsprogromnacht im Eingangs- freien, selbstbestimmten Bildung jährlichen Ausgaben für die Schu- Fleiß und gutes Benehmen im Vorder- der Konkurrenzfähigkeit leider un-
in dem Beruf bzw. Fach ihrer oder bereich der HU ausgestellt war. Ein für alle Menschen ernst meinen. len einsparen. Gleichzeitig stellen grund stehen.“ vermeidbar.
seiner Wahl. In der ganzen Bun- Mitarbeiter der HU berichtet, dass Die Kritik an der sozialen Selektion die Reformen einen massiven, Auch die Universitäten werden Nachdem die Reformen am 9. Ok-
desrepublik gingen zeitgleich über bei der Zerstörung ein Demonstrant durch das dreigliedrige Schulsy- autoritären Rückschritt hinter die von den Reformen und Kürzungen tober diesen Jahres von der Abge-
hunderttausend Schüler_innen mit „Scheiß Israel“ gerufen hat. In einer stem ist hierfür ein guter Anfang. Bildungsreformen der 1960er Jah- der Regierung nicht verschont. Ein ordnetenkammer (einer der bei-
ähnlichen Forderungen auf die Stra- Erklärung verurteilte die Schüler_ Die Perspektiven migrantischer re dar: Alte Schul- und Verhaltens- erster Schritt zu einer „effizienteren“ den Kammern des italienischen
ße. Vielen Schüler_innen reichte es inneninitiative die Zerstörung aus- und behinderter Jugendlicher sind noten sollen wieder eingeführt Universität sieht vor, dass für zehn Parlaments) abgesegnet wurde,
dabei nicht bloß symbolisch, ihren drücklich und positionierten sich jedoch bisher kaum präsent. werden, die Grundschüler_innen ausscheidende Dozent_innen je- formierte sich ein breites Bünd-
Unmut zu zeigen: In Berlin wurde gegen Antisemitismus und rechte Weitere Informationen zum Schul künftig, statt von vielen Fachlehrer_ weils nur noch zwei neue einge- nis, um die Reformen doch noch
aus der Demonstration heraus die Ideologien. Die Ausstellung wurde streik findet ihr auf der Seite der innen nur noch von einem Einheits- stellt werden. Gleichzeitig wird, wie zu verhindern. Dabei protestierten
Humboldt-Universität (HU) besetzt, inzwischen behelfsmäßig wieder- Schüler_innen-Initiative „Bildungs- lehrer bzw. einer Einheitslehrerin in Deutschland, die Privatisierung Studierende und Schüler_innen
in Hannover die Bannmeile um das hergestellt und ist noch bis zum 13. blockaden einreißen!“: unterrichtet werden. von Forschung und Lehre vorange- gemeinsam mit Dozent_innen,
Rathaus durchbrochen und in Ham- Dezember zu sehen. www.schulaction.org Zudem werden die Schüler_innen trieben. Lehrer_innen sowie Gewerkschaf-
Rosen auf den Weg gestReut . WinteR 2008 . seite 8 Rosen auf den Weg gestReut . WinteR 2008 . seite 9
ter_innen gegen die Reformen. Teilweise Josefine ist 14 Jahre alt, ihr kleiner Bruder Michael zehn. Was sie neben ihrer Geschwi-
weiteten sich die Proteste zu allgemeinen
Protesten gegen den Sozialabbau der Re-
sternschaft noch verbindet: beide sind ALG-II-Empfänger_innen. Ihre Mutter ist al-
gierung bzw. gegen die Mitte-Rechts-Re- leinerziehend und bezieht neben einer „geringfügigen Beschäftigung“ als Verkäuferin
gierung aus. Unterstützt wurden sie dabei noch zusätzlich das sogenannte Arbeitslosengeld-II, allgemein bekannt als Hartz-IV.
von der parlamentarischen Opposition. Arbeitende Arme werden diese Menschen heute genannt. Von Jusos Nordost
Vor allem die Demokratische Partei konn-
te von den Protesten profitieren und ihre
Diese Armut
Umfragewerte verbessern. Es kam zu
Massenprotesten in ganz Italien, an de-
nen hunderttausende Menschen teilnah-
men. Universitäten und Schulen wurden
kotzt uns an
besetzt und die Vorlesungen zum Teil auf
die Straße verlegt.
Ende Oktober legten die Gewerkschaften
mit einem Generalstreik die öffentlichen
Schulen lahm. Josefine kriegt mit ihrem kleinen
Auch italienische Neonazis versuchten, Bruder monatlich 207 €. Was kön-
einen Fuß in die Proteste zu bekommen, nen sie sich davon leisten? Für
diese als von links gesteuert darzustellen ein Fahrrad ist beispielsweise Gerade Kinder und Jugendliche
und ihre menschenverachtenden Positi- 1,00 € im Monat eingeplant, für sind von Armut besonders hart ge-
onen zu verbreiten. Unter anderem for- Sport- und Freizeitveranstaltungen troffen. Doch wird ihnen und ihren
derten sie getrennte Klassen für auslän- 3,76 € (das reicht für zwei Stun- Eltern durch die Gesellschaft eine
dische Schüler_innen und die Räumung den Schwimmbad ohne Pommes). „verschwenderische Lebensweise“, „Sozi-
aller studentischen Freiräume an den Spielraum? Gibt es nicht! Alles ist alschmarotzertum“ oder individuelles Marktprinzipien wie Nützlichkeit
Universitäten. genau ausgerechnet, damit die Versagen vorgeworfen. So erging es und Verwertbarkeit auf Menschen
„Solidargemeinschaft“ bloß nicht ei- auch Josefines Mutter, die als ge- anzuwenden, hat gravierende ge-
Auch mit Besetzungen von Schulen ver-
nen Cent zu viel ausgibt: 4,40€ für lernte Versicherungsfachangestellte sellschaftliche Folgen. So wächst
suchten sich die Neonazis zu profilieren.
Schuhe, 76 Cent für Spielsachen. noch während der Probezeit von ih- zum Beispiel die Abwertung ge-
Ende Oktober führte dies zur Eskalation:
Obwohl Schulkinder einen deutlich rem Chef rausgeschmissen wurde, genüber Langzeitarbeitslosen dra-
Mit Latten und Helmen bewaffnete Nazis
höheren finanziellen Bedarf haben, weil er bemerkte, dass sie schwan- stisch. Nach einer Befragung der
versuchten, sich an die Spitze einer Kund-
ist für Schulmaterialien kein Posten ger war. Der erneute Berufseinstieg Heitmeyer-Studie „Deutsche Zustände
gebung von Student_innen zu prügeln. vorgesehen. erwies sich als schwierig. Sie lande- 2007“ meint etwa knapp die Hälfte,
Die Polizei schritt erst ein, als anwesende Im Februar diesen Jahres sorgte der te in der Arbeitslosen-Falle. Gefan- dass Arbeitslose gar nicht arbeiten
Antifaschist_innen sich zur Wehr setzen. Berliner Finanzsenator Thilo Sarra- gen in der Logik von Arbeitsagentur wollen. Ein Drittel denkt, dass sich
zin für Furore, als er einen Speise- und Job-Center durchläuft sie Um- unsere Gesellschaft „unnütze“ Men-
Zunächst reagierte die Regierung Berlus- plan für Hartz-IV-Empfänger_innen schulungen, psychologische Bera- schen nicht mehr leisten könne. So-
coni auf die Proteste mit der unverhoh- aufstellte. Seine These: Für 3,76€ tungen und Bewerbungstrainings. lidarität? Fehlanzeige! Der Weg zu
lenen Drohung des Einsatzes von Polizei am Tag könne mensch sich „völlig Das über die eigenen Fähigkeiten den Nazis, die Obdachlose brutal
und Militär. Nachdem sich die Proteste gesund“ ernähren. Zwar müsse auf bestimmte Selbstwertgefühl wird zusammenschlagen, weil sie in ih-
ausweiteten und breite Solidarisierungen Alkohol und Zigaretten verzichtet systematisch zerstört. Am Ende des rem Weltbild als „unwert“ betrachtet
erfuhren, musste sie jedoch zurückru- werden, aber durch einen von lan- Kreislaufes ist nicht mehr zwischen werden, liegt da nicht weit.
dern. So verschob sie die Entscheidung ger Hand geplanten Speiseplan, Fremd- und Selbstwahrnehmung zu Und was ist mit Josefine und Micha-
über die Reform der Universität, um den sei dies möglich. Ein Six-Pack Brat- unterscheiden. Jede weitere staat- el. Statistisch gesehen haben die
Protesten den Wind aus den Segeln zu wurst beispielsweise kostet 2,40 €, liche Aktivierungsmaßnahme wird beiden dreimal so niedrige Chan-
nehmen. Im gleichen Atemzug beschloss wovon sich die ganze Woche zeh- als Bestätigung der eigenen Unfä- cen, ein Abitur zu absolvieren, ihre
sie jedoch Ende Oktober die Schulre- ren ließe. Auch wenn der Bratmaxe higkeit verstanden. Nicht also das Gesundheit ist deutlich schlechter,
formen. Thilo von seinen Parteikolleg_in- kapitalistische System sei schuld, als die von Kindern „höherer Schicht“
Die Fortsetzung der Proteste im Novem- nen selbst als Querkopf bezeichnet welches Armut zwangsläufig verur- - ihr weiterer Lebensweg scheint
ber lassen hoffen, dass dieser Versuch wird, bleibt die Aussage bestehen: sacht und diese verwaltet, sondern bereits vorgezeichnet. Mit 18 Jah-
ins Leere läuft. Ob sie sich zu allgemei- „Wer auf der Tasche von Vater Staat der einzelne Mensch selbst. Hinzu ren, das weiß Josefine sicher, will
nen Protesten gegen den Sozialabbau liegt, soll sich nicht auch noch beschwe- kommen die vielfältigen Sankti- sie ausziehen – ihr eigenes Ding
ausweiten oder doch einschlafen, bleibt ren“. Dies wird in der Eckkneipe von onen und Druckmittel der Arbeitsa- machen. Doch als Hartz-IV-Empfän-
abzuwarten. Nichtsdestotrotz zeigen die nebenan leider genauso unwider- genturen und der damit verbundene gerin braucht sie die Genehmigung
Proteste in Italien die Durchschlagkraft sprochen hingenommen, wie in der (nicht nur gefühlte) Ausschluss vom des Amtes. Bis 25 muss sie noch
eines breiten Bündnisses. Chefetage irgendeines Unterneh- gesellschaftlichen Leben. warten.
mens.
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 10 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 11
Finanzkrise - Mach
Christian Wulff und Hans-Werner Sinn darum, immer mehr Gewinn zu ma-
solch relativierende Kommentare. Die chen. Da können Überproduktion
Worte der beiden sind aber nicht nur und ähnliches nicht ausgeschlossen
geschmacklos, sie haben einen ganz werden. Deshalb greift auch eine
an!
Schuldabwehr mit. Mit derlei Gleich- für die Menschen, sondern für die
setzungen werden die Verbrechen Witschaft), ist der Staat dazu gehal-
Die Finanzkrise ist in aller Munde. In diesem kurzen Bei- des deutschen Täter_innenkollektivs ten, sich nicht weiter einzumischen
trag soll es allerdings nicht um die Frage gehen, wie kon- relativiert. und alles vom Markt regeln zu las-
kret „das alles passieren konnte“. Wir wollen stattdes- Uns geht es hier dagegen um die Pro- sen. Wenn allerdings eine wirkliche
blematisierung einer verkürzten Ka- Gefahr für das große Ganze besteht,
sen ein paar Anmerkungen zu Forderungen loswerden, pitalismuskritik - einer Kapitalismus- muss natürlich eingegriffen werden.
die im Zuge der Krise laut geworden sind. Vor allem zu kritik also, die nicht an die Wurzeln Der Staat muss das System am Lau-
vermeintlich linken Lösungsansätzen und Kritikpunk- des Problems geht, sondern konkrete fen halten - der Staat ist eben der
ten. Wer sich durch die Überschrift provoziert fühlt, ist Schuldige sucht und vermeintlich ein- „ideelle Gesamtkapitalist“. Ihm geht es
fache Lösungen anbietet. nicht um die Einzelinteressen (z.B.
genau deswegen eingeladen, weiterzulesen.
Auch viele Linke machen für die aktu- eines Unternehmens), sondern um
Ein Text der Antifaschistischen Schüler_innen Vernetzung [ASV] elle Krise einen entfesselten Finanz- das Gesamtinteresse, um den Erhalt
markt und „maßloses Gewinnstreben“ des Kapitalismus. Insofern können
verantwortlich. Sie vergessen dabei, Ereignisse wie das fast unvorstellbar
dass genau dieses Gewinnstreben der große Rettungspaket der Bundesre-
Grundgedanke des Kapitalismus ist. gierung nur Anlass einer Kritik sein,
Der aktuelle Hass gegen „die Manager“ der Finanzsphäre gleichsetzen, über- Sowohl in der Produktion als auch an nicht aber das Objekt derselben. An-
und „die da oben“ ist nicht zufällig dem rascht dann auch nicht mehr. der Börse geht es um nichts anderes, ders ausgedrückt: Wenn der Staat in
ähnlich, was sonst gemeinhin gegen so Allerdings ist es nötig, sich an dieser Stel- als darum, mehr Geld zu machen. Die der aktuellen Krise Milliarden um Mil-
genannte „Sozialschmarotzer“ vorgebracht le von falschen „Verbündeten“ abzugren- Regeln sind die gleichen und so ist es liarden in Banken und Unternehmen
wird, die nicht arbeiten gehen wollen zen, die in der aktuellen Debatte eine auch nicht verwunderlich, dass eine pumpt, um den totalen Kollaps zu ver-
oder können. Während den „Speku- Parallele zur Verfolgung der Jüdinnen Krise im einen Bereich auch immer hindern, sonst aber immer von leeren
lanten“ vorgeworfen wird, mit „Nichtstun“ und Juden während der Zeit des Natio- Auswirkungen auf den anderen hat. Kassen die Rede ist, so zeigt dies nur,
mehr Geld zu machen, als der normal nalsozialismus sehen (wollen). „Wer in Das heißt auf der einen Seite z.B. sin- dass etwas grundsätzlich falsch läuft.
arbeitende Mensch von der Straße, wird Deutschland Millionen Euro Steuern zahlt, kende Aktienwerte, wenn ein Unter- Da gilt es anzusetzen: Den Kapitalis-
„den Asozialen“ angekreidet, gar nichts gegen den sollte man keine Pogromstimmung nehmen nicht genug Umsatz macht mus also an sich zu hinterfragen und
zu machen und trotzdem Geld zu be- verbreiten.“ Mit diesen Worten bezog sich und auf der anderen eben auch sin- nicht etwa die staatliche Kontrolle
kommen. Was da angeblich fehlt, ist der niedersächsische Ministerpräsident kende Verkaufszahlen etwa bei Opel, des Marktes oder geringere Gehälter
die „Leistung“, ohne die es auch keinen vor wenigen Wochen auf die Finanzkrise wenns in der Finanzsphäre kriselt. Es für Manager zu fordern.
Lohn geben darf. Wer so argumentiert, und die Schuldzuweisungen an Mana- gibt einfach keine Produktionssphäre Der Irrglaube, im Kapitalismus ginge
hat allerdings vom Kapitalismus nichts ger und Spekulanten. Er sorgte damit ohne Finanzsphäre und umgedreht. es irgendwie um Gerechtigkeit oder
verstanden und bewegt sich außerdem erneut für Aufregung, denn bereits kurz Ohne das nötige Kapital kann es kei- das eine ließe sich mit dem anderen
in frappierender Nähe zu alten und neu- vorher verglich auch der Präsident des ne Investitionen geben und die Pro- verbinden, muß nachdrücklich zu-
en Nazis, die zwischen „raffendem“ und Münchener Instituts für Wirtschaftsfor- duktion stagniert. rückgewiesen werden. Das ist nicht
„schaffendem“ Kapital unterscheiden und schung die Kritik an Managern mit dem Eine Kritik geht also am Problem vor- so einfach und populistisch wie die
„natürlich“ nur dem „Schaffenden“ eine deutschen Antisemitismus der 1930er bei, wenn sie diese beiden Seiten der Hatz auf vermeintlich Schuldige, aber
Existenzberechtigung zusprechen. Auch Jahre: „Während es nach der Weltwirtschafts- gleichen Medallie zu trennen oder zu dafür hat es auch wirklich Aussicht
sie gingen und gehen mit aller Gewalt krise 1929 in Deutschland die Juden getroffen werten versucht. Obwohl die aktuelle auf Erfolg - im Sinne einer wirklichen
gegen Menschen vor, die der Lohnar- hat, sind es heute die Manager“. Krise natürlich von ihrem Umfang Emanzipation des Menschen jenseits
beit nichts abgewinnen können oder Nur 70 Jahre nach den deutschen Novem- her eine gewisse Besonderheit hat, des Kapitalismus.
schlicht nicht dazu in der Lage sind, berpogromen, bei denen Synagogen, muss auch festgestellt werden, dass
der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt jüdische Wohnhäuser und Geschäfte Krisen ein fester Bestandteil des Ka-
Lesetipps zum Thema Kapitalismuskritik:
standzuhalten. Dutzende Morde an brannten, tausende Jüdinnen und Juden pitalismus sind - sowohl in der Real- „Grundlagen der Kapitalismuskritik“ von junge linke: http://
Obdachlosen in den vergangen Jahren von einem antisemitischen Mob gejagt, ökonomie als auch der Finanzsphäre. www.junge-linke.de/kapital_und_lohnarbeit/grundla-
gen_der_kapitalismuskri.html
sprechen eine deutliche Sprache. Dass verprügelt oder ermordet wurden und Im Kapitalismus geht es eben nicht „Kritik der politischen Ökonomie.“ Eine Einführung von Mi-
solche Argumentationsmuster in der Re- etliche tausend mehr in Konzentrations- um Produktion zur Befriedigung der chael Heinrich. Für 10 Euro in jedem guten Buchladen.
ISBN 3-89657-593-7
gel auch noch „das Finanzjudentum“ mit lager deportiert wurden, erlauben sich Bedürfnisse von Menschen, sondern
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 12 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 13
Nazis im Speckgürtel
Nr3. Oranienburg
Bei Oranienburg denken viele Menschen burg nicht unbekannt. Für viele ist die
in Berlin an das ehemalige KZ Sachsen- Stadt ein Angstraum und eine Hochburg
hausen und somit an die Verbrechen der von Neonazis in Nordbrandenburg.
alten Nazis. Aber auch wenn es um Neo- Von Antifaschistische Gruppe Oranienburg [AGO]
nazis und ihr Treiben geht, ist Oranien- www.antifagruppeoranienburg.blogsport.de
Die NPD in der Mark oder des Bundesvorstandes. In nannten „Freien Kräfte“ gewesen Logo trugen. Dieses bestand aus burger Stützpunkt. Das BfV benennt wie den Freien Kräften aus Berlin
Die am kontinuierlichsten agie- diesem Jahr gründete sich in Bran- ist, war der ehemalige Vorsitzen- einem veränderten Reichsadler und drei JN-Stützpunkte, Oberhavel, und Oberhavel. Begründet wurde
rende Struktur der Neonazis in der denburg auch der „Ring Nationaler de des NPD-Stützpunkts Barnim- dem Gruppennamen. Wegen Ver- Oderland und Lausitz. Viele heuti- die Demo mit Hausdurchsuchun-
Mark ist die Nationaldemokratische Frauen“. Dies geschah auf Einladung Uckermark, Gordon Reinholz. Bei dachts der Wesensverwandtschaft ge JNler stammen aus dem Sturm gen am Morgen.
Partei Deutschlands (NPD). Sie grün- von Lore Lierse. Diese sitzt seit der der MHS-Gründung stand unter zum Nationalsozialismus und des Oranienburg und dem MHS. Ansonsten zeigt die JN „nur“ Akti-
dete im Mai 1999 ihren Kreisver- Kommunalwahl diesen Jahres in der anderem Frank Schwerdt, Mitglied Verstoßes gegen Paragraph 3 des Beim Gründungstreffen des Stütz- vität durch Aufkleber kleben und
band Oberhavel. Gerade die ehe- Gemeinde Mühlenbecker Land, ist des NPD-Bundesvorstands, zur Versammlungsgesetzes (Unifor- punktes Oranienburg waren zwi- Aufhängen von NPD-Plakaten zu
maligen Mitglieder der Nationalen stellvertretende Vorsitzende des KV Seite. Bereits in den 1990er Jahren mierungsverbot), wurden die Woh- schen 30 und 40 Jugendliche an- Wahlkampfzeiten. 2008 hatten
e.V. und der Kameradschaft Oberhavel Oberhavel und Vorstandsmitglied hatte Schwerdt bei einigen Grün- nungen von Mitgliedern durchsucht wesend, die dem Referenten und sie sich allerdings am 8. Mai, dem
„bereicherten“ die NPD mit ihren Kräf- der NPD-Brandenburg. Bei dieser dungen von Neonazigruppierungen und noch am folgenden Abend die Stützpunktleiter Markus Schmidt Tag der Befreiung, etwas „beson-
ten und Erfahrungen. So entstand Veranstaltung referierten Manuela in Oberhavel mitgeholfen. In Ora- Auflösung der Gruppe bekanntge- sowie Sebastian Richter (Mitglied deres“ ausgedacht. So waren nicht
die NPD in Oranienburg, deren Tönhardt (Mitglied der BVV-Lichten- nienburg hinterlegten Mitglieder geben. Bei den Hausdurchsuchun- im JN-Bundesvorstand und Landes- nur Wände mit „Tag der Schande“
erster Vorsitzender Reimer Leibner berg) und Stella Palau (Mitglied des des MHS Kränze für die Opfer der gen wurden Bekleidungsartikel mit vorstand Sachsen) lauschen durf- besprüht, sondern sie hinterlegten
(heute Abgeordneter im Stadtparla- Berliner- und Bundesvorstandes Bombenangriffe der Alliierten und dem Logo, Fahnen mit nationalso- ten. Daher ist davon auszugehen, auch Puppen im gesamten Stadtge-
ment) war. Ein Jahr später gründe- der NPD) vor knapp 30 Zuhörer_in- versuchten, eine Veranstaltung der zialistischen Bezügen und Waffen dass die JN in Oberhavel und Orani- biet, die im Genitalbereich mit roter
ten sich fünf weitere Kreisverbände, nen zu verschiedenen Themen. JungdemokratInnen/Junge Linke (z.B. eine Armbrust) gefunden. enburg knapp 40 Personen zählt. Farbe beschmiert und deren Köpfe
wobei ihr stärkstes Zugpferd der KV Die Brandenburger Kommunalwah- Brandenburg zur Thematik „Märki- Die JN in Brandenburg wird beim Trotz dieser Stärke tritt sie nur spo- zum Teil eingeschlagen waren. An
Oberhavel blieb und ist. Zu diesem len 2008 waren ein großer Erfolg scher Heimatschutz aus antifaschistischer Bundesamt für Verfassungsschutz radisch in Erscheinung. Am auf- ihren Beinen befanden sich Zettel,
Zeitpunkt war der heutige Chef des für die NPD, vor allem in Oberha- Sicht“ anzugreifen. Der MHS löste (BfV) mit einer Mitgliederzahl von fälligsten war noch eine Spontan- auf denen die Vergewaltigungen
NPD-Landesverbandes Berlin, Jörg vel. Vor der Wahl hatte sie einen sich aufgrund des akuten Verbots- 40 Personen geführt. Laut der Web- demonstration am 12. September deutscher Frauen durch Sowjetsol-
Hähnel, noch Chef des Branden- Sitz im Kreistag, nun sind es zwei. drucks im November 2006 selbst site des JN-Bundesvorstandes gibt 2007 mit knapp 80 Personen. Die daten thematisiert wurden. Neben
burger Verbandes. Neben ihm gab Zwei Mandate errang sie außerdem auf. Teile von ihm gingen in die NPD es in Brandenburg nur den Oranien- Demonstranten zählten zur JN so- den Puppen lag dann noch ein Flyer
es eine weitere Politprominenz: im Stadtparlament Oranienburgs und ihre Jugendorganisation Junge
Udo Voigt, der Bundesvorsitzende sowie drei weitere Sitze in anderen Nationaldemokraten (JN) über.
lebte in Hennigsdorf und war daher Gemeinden. Eine weitere bekannte Kamerad-
Mitglied des KV Oberhavels. schaft in Oranienburg war der Sturm
Obwohl die NPD ihren zentralen Eine Jugend rebelliert?! Oranienburg, der sich nach Haus-
Punkt in Oranienburg/Oberhavel Eine Kameradschaft, die bis zu ih- durchsuchungen am 6. Dezember
hat, tritt sie nur sporadisch in Er- rem Verbot im Jahr 2006 über die 2006 auflöste. Er wurde als Inter-
scheinung. Meist sind es Aufkleber Grenzen Brandenburgs hinaus essengemeinschaft gegründet und
oder interne Schulungsabende, bei bekannt und aktiv war, trug den war ein Sammelbecken der jungen
denen 30 bis 50 Personen anwe- Namen „Märkischer Heimatschutz“ Neonazis in Oranienburg. Ein Er-
send sind. Oft referieren NPDler aus (MHS). Chef der Kameradschaft, kennungsmerkmal dieser Gruppe
den Landesparlamenten Sachsens die vor allem in Berlin und Bran- war, dass sie auf Demonstrationen
und Mecklenburg-Vorpommerns denburg führend unter den so ge- Basecaps und T-Shirts mit ihrem
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 14 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 15
Kerle wohnen
Wo die wilden
was eine Polizeistreifen auf die Front und der Hilfsgemeinschaft „starken“ sondern auch zum „höher- heit zu wissen, wo man steht und
Gruppe aufmerksam machte. Nach- Nationaler Gefangener). Auch drei gestellten“ Geschlecht zählen. Dies hingehört. Diese große allgemeine
dem die Personalien aufgenommen Oranienburger Neonazis waren erfolgt allein durch Geburt, für das Verunsicherung, die durch schnel-
wurden, fand am 12. September dabei, wobei es sich vermutlich Privileg müssen sie also weder be- len Wandel und große gesellschaft-
2007 eine Hausdurchsuchungen um die selben handeln dürfte, die sonders erfolgreich, gebildet oder liche Veränderungen ausgelöst
in den Oranienburger Wohnungen bereits bei den vergangenen Haus- vermögend sein. Einher geht es mit wird, wirkt sich unterschiedlich auf
statt. Darunter auch bei Markus durchsuchungen betroffen waren. einem spezifischen Männlichkeits- die Geschlechter aus und scheint
Schmidt (Gründungsmitglied der Fest steht, dass Markus Schmidt er- bild, für das Stärke, Macht, Härte eine ganz besondere Bedrohung
JN-Oranienburg sowie Mitglied der neut besucht wurde. Die Informati- und Durchsetzungsfähigkeit wich- für junge Männer darzustellen. Die
HDJ). Am selben Abend gab es onen, die dabei gefunden wurden, tige Eigenschaften darstellen. Auch Attraktivität von Rechtsextremis-
eine spontane Demonstration mit reichen scheinbar aus, um die HDJ im Rechtsextremismus gilt, dass mus für junge Männer kann neben
knapp 80 Neonazis aus Berlin und demnächst in die Reihe der verbo- Männer heterosexuell sein sollen, der Zustimmung zu Rassismus,
Brandenburg, bei der am Ende ein tenen Naziorganisationen stellen Verantwortung für Ehe und Fami- Antisemitismus und Nationalismus
der JN und der Freien Kräfte mit In- Neonazi in Gewahrsam genommen zu können. lie übernehmen, körperlich stark (u.a.) als Kernelemente des Rechts-
halten, die sich um den Holocaust wurde. sein sollen, Dominanz über Frauen extremismus auch darin bestehen,
und die Kriegsniederlage der Deut- Am 9. Oktober 2008 wurden bun- Support your local Dorfantifa! ausüben, beruflich erfolgreich und dass die Möglichkeit eröffnet wird,
schen drehten. desweit erneut Wohnungen von Seit Mai diesen Jahres gibt es nun aktiv sind und eigene Schwächen „noch Mann sein zu dürfen“.
HDJ-Mitgliedern durchsucht, al- wieder eine Antifagruppe in Orani- ohne die Hilfe anderer überwinden In rechtsextremen Szenen gibt es
„Pfadfinder“ mit brauner Tradition lein in Oberhavel betraf dies acht enburg - uns! Wir hoffen, die Jugend können. Dieses Männlichkeitsbild immer noch „echte Kerle“ und die
In den Medien ist derzeit die „Hei- Objekte. Darunter die Domizile auf unsere Seite ziehen zu können, kann als hegemonial beschrieben dazu gehörenden „richtigen Frauen“.
mattreue deutsche Jugend“ (HDJ) sehr von Naziprominenten wie Wolf- damit den Neonazis nicht die Stadt werden und ist gesamtgesellschaft- Diese Bilder finden sich unter ande-
präsent und es ist wohl demnächst gehört. Wir wollen eine alternative, lich weit verbreitet. Hegemoniale rem auch in rechtsextremer Musik
ram Nahrat (letzter Bundesführer
mit ihrem Verbot zu rechnen. Auch Männlichkeit im Zusammenhang und rechtsextremen Erlebniswelten
der Wiking-Jugend, heute Mitglied solidarische und antifaschistische
mit Rechtsextremismus bedeutet, wieder. Das sind Bereiche, die be-
in Oranienburg und Oberhavel HDJ, NPD, Deutsches Rechtsbüro, Jugendkultur aufbauen und vertei-
dass alle weißen „deutschen“ Jungen, sondere Attraktivität für Jugendliche
ist sie aktiv. Am 9. Juni 2007 mar- Berliner Kulturgemeinschaft Preu- digen. Kein Platz für Nazis - Nicht in
unabhängig von realen Möglich- besitzen. Typisch für diesen erleb-
schierten drei Oranienburger Neo- ßen und der Notgemeinschaft für Oranienburg, nicht in Brandenburg,
keiten und anderen gesellschaft- nisorientierten Rechtsextremismus
nazis zusammen mit „Kameraden“ Volkstum und Kultur e.V.), Holle Nirgendwo!!!
Rechtsextremismus wird in der Re- lichen Bedingungen (wie soziale sind Aktivitäten wie Aufmärsche,
der inzwischen verbotenen Berliner Böhm (Chefin der „Mädels“ in der
gel immer noch als männliches Phä- Herkunft, Bildungsstand, sexuelle Spontandemonstrationen oder die
nomen wahrgenommen. Auch wenn Orientierung, etc.) Macht über an- Androhung und Ausübung von kör-
das Bild vom „Stiefelnazi“ mit Sprin- dere ausüben können. Aus diesem perlicher Gewalt. Hierbei handelt
gerstiefeln so nicht mehr zutrifft, Konzept lässt sich zum einen der es sich um „normal männliche“ Akti-
sind die Assoziationen nicht ganz Überlegenheitsanspruch von Män- vitäten, die zu dem beschriebenen
unberechtigt: Rechtsextremistische nern über Frauen erklären, zum hegemonialen Männlichkeitsbild
Empfehlung:
Gewalt wird fast ausschließlich anderen werden die Beziehungen passen.
von (jungen) Männern begangen, von Männern untereinander gere- Bei dem Beharren auf dem hege-
rechtsextreme Jugendszenen sind gelt. Männer, die nicht dem zuvor monialen Männlichkeitsideal des
von offenem Chauvinismus und beschriebenen Männlichkeitsideal Rechtsextremismus scheint ne-
„Nazis in Pankow“
von der Zurschaustellung aggres- entsprechen (bzw. entsprechen bensächlich, dass andere wichtige
siver Männlichkeit geprägt. Auch wollen) werden als nicht gleichwer- Eigenschaften von Männern ge-
wenn Männer und Frauen gleicher- tig gesetzt: Männer nicht-deutscher leugnet werden und ein eindimen-
maßen rechtsextremen Inhalten Herkunft, jüdische oder schwarze sionales Bild gezeichnet wird, das
zustimmen, weisen mediale Bilder Männer, homosexuelle Männer – es so in der Realität nicht gibt. Ein
Seit einer Weile existiert im Internet eine neue Seite, werden können, ist es wichtig zu wissen, mit wem mensch es zu von gewaltbereiten jungen Neona- oder solche, die dafür gehalten rechtsextremes Männlichkeitsideal
die sich schwerpunktmäßig mit der Neonaziszene in tun hat. Einen Beitrag dazu soll diese Seite leisten.“ zis auf ein grundsätzliches Problem werden. von Stärke und Härte hat auch Kehr-
Pankow auseinandersetzt: hin: Rechtsextremismus scheint Innerhalb der von den Nazis kon- seiten: Sexismus geht auf Kosten
Im Vorfeld der Antifa-Demo in Pankow wurden zudem Attraktivität für (junge) Männer zu struierten rassistischen „Volksge- von Frauen, Rechtsextremismus
„Hier erhaltet ihr die wichtigsten Infos über die Akteure der im Bezirk mehrere tausend Flugblätter „Nazis in Pan- besitzen. Nun stellt sich natürlich meinschaft“ haben Jungen ihren auf Kosten beider Geschlechter und
kow“ verteilt, die die Anwohner_innen über die lokalen die Frage, warum das so ist, was festen, „angestammten“ Platz. In auch (junge) Männer müssen ei-
Pankower Neonaziszene, ihre Treffpunkte und ihre Aktionen.
Akteure aufklärten. den Rechtsextremismus gerade für einer Zeit, die geprägt ist durch nen sehr hohen Preis dafür zahlen,
Warum das Ganze? Weil mensch natürlich nur einen Gegner
(junge) Männer interessant macht? zunehmende Erweiterung von Le- wenn sie alles, was in der Szene als
bekämpfen kann, den mensch kennt.
Ein wichtiger Hinweis ist, dass Jun- bensstilen und Geschlechterrol- „unmännlich“ wahrgenommen wird,
(...) Die Seite findet ihr unter:
gen und jungen Männern innerhalb lenmodellen, verschafft es auch nicht zulassen oder zeigen können.
Damit die Neonazis in Pankow wirkungsvoll zurückgedrängt www.nazis-in-pankow.de.vu
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 16 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 17
Vom Teufelsglauben
Verhältnissen zu formulieren, wird
der tatsächliche Zusammenhang
von gesellschaftlicher Ungerechtig-
keit, Ausbeutung, und Herrschaft
zur Verschwörung
personalisiert, und dies obwohl
jeder_jedem klar sein sollte, dass
in einem System wie dem Kapitalis-
mus Unterdrückung keine Namen
und Adressen hat.
Es ist einfacher, das Böse zu per-
Verschwörungstheorien vereinfachen und verfälschen sonalisieren, als zu versuchen,
Probleme und komplexe Zusammenhänge. komplexe Zusammenhänge aus
Von Antifaschistische Schüler_innen-Vernetzung Pankow [ASV] Wirtschaft, Staat, Politik etc. zu
verstehen, zu durchschauen und
zu analysieren. Verschwörungsthe-
orien sind nichts als falsche Erklä-
rungen der Wirklichkeit, welche oft
aus einer Unfähigkeit, gesellschaft-
liche, politische und wirtschaftliche
Strukturen zu durchschauen, resul-
tieren. Anstatt gegen das Schlechte
als Ganzes vorzugehen, wird ein
Sündenbock gesucht, womit nicht
Die Terroranschläge vom 11. Sep- Während menschliches Leid und der Verschwörer_innen sind die ansatzweise die eigentlichen Ursa-
tember 2001, bei denen über 3000 unerklärliches Übel und Unrecht wichtigsten oder einzigen Ursachen chen der Probleme bekämpft wer-
Menschen ermordet wurden, stel- früher oft auf einen unergründ- des zu erklärenden Phänomens den. Verschwörungstheorien sind
len den wichtigsten Wendepunkt lichen, göttlichen Willen geschoben und alle Personen, die an den Er- kein Ausweg aus diesen Lebens-
der weltpolitischen Lage in unserer wurde, wird solches heutzutage in klärungen zweifeln, sind entweder verhältnissen! Sie verschleiern den
Zeit dar. Wie fast alle Ereignisse den Taten vermeintlicher Verschwö- getäuscht, erpresst oder Mitwis- Blick auf das Falsche und tragen so
von politischer und historischer Be- rer gesehen und so das Böse als sende und somit böse. mittels falscher Kriesenlösungen zu
deutung, führte auch 9/11 zu einer überpersonale, weltbeherrschende Verschwörungstheorien vereinfa- ihrer Existenz bei.
Vielzahl von Verschwörungstheo- und strippenziehende Macht in chen und verfälschen Probleme
rien, die häufig, anstatt des islami- Form von wenigen Personen, die in und komplexe Zusammenhänge.
stischen Terrornetzwerkes Al Qaida, kleinen Personengruppen agieren. Strukturen der Wirklichkeit werden
einen Komplott der US-Regierung Nach solchen Verschwörungstheo- verschleiert und die ganze Wech-
und ihrer Geheimdienste für die An- retiker_innen wollen die Verschwö- selwirkung zwischen Geselllschaft,
schläge verantwortlich machen. rer_innen mittels verborgener Ma- Wirtschaft und Staat verblendet.
In der pseudowissenschaftlichen chenschaften und konspirativer Der Lauf der Geschichte ist so dar-
Dokumentation „Loose Change“, die Unterwanderung eine neue Welt- gestellt, als sei er durch das zielge-
vor allem im Internet kursiert und ordnung schaffen. richtete und konspirative Handeln
sich in allen politischen Spektren An der Grundstruktur von Ver- weniger Personen beeinflussbar.
schwörungs
sollte eigentlich angenommen wer- können und außerdem über au- ner“ keine unwiderlegten Beweise punkt in Sibirien Kinder mit außersinnlicher Wahr-
den, dass durch die Aufklärung und ßerordentliche Geheimhaltungs- gibt, wird nicht als Fehlen einer Ver- nehmung ausgebildet. Die Kinder können allein
die Emanzipation von religiösen mechanismen verfügen, weshalb schwörung gesehen, sondern gera- mit ihren Gedanken Menschen an jedem belie-
Gottesglauben eine deutliche Ab- außer den Verschwörungstheoreti- de als Beweis dieser und der Macht bigen Ort auf der Welt töten.
theorien:
nahme solcher falschen Welterklä- ker_innen und den Verschwörer_in- ihrer Verschwörer, was das Böse 3. Das AIDS-Virus (HIV) wurde in CIA-Labors entwi-
rungsmuster zu verzeichnen sei. nen niemand die Pläne und Motive nur umso mächtiger erscheinen ckelt, um in den USA „Afroamerikaner_innen“ und
Doch dies ist nicht der Fall. kennen kann. Die Machenschaften lässt. Anstatt zu versuchen, fort- Minderheiten wie Homosexuelle auszurotten.
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 18 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 19
stierenden Kapitalismus. Rohstoffe und mehr so wichtig. Die Bundeswehr will APB: Die Schüler_innen, die die-
mensch bisweilen
wirtschaftliche Großmacht, die militä- derzeit höchstens zu 90 Prozent besetzt Frank: Wir lehnen die Wehrpflicht
risch – noch – Nachholbedarf hat. werden, und der Geburtenknick wird ab, auch der Zivildienst beruht nur
Die Verteilungskämpfe werden zuneh- das Problem verschärfen. auf staatlichem Zwang. Unser Tip:
men, auch die inneren imperialistischen Deswegen versuchen die Militärwer- Maximal ein Drittel der jungen Män-
superlegalistisch“
Konkurrenzen. Da gilt es „vorzubeu- ber_innen auf Ausbildungsmessen, in ner werden wirklich einberufen. Also:
gen“. Deswegen wird die Bundeswehr Schulen usw. junge Frauen und Männer Musterung verzögern, den Antrag auf
weltweit postiert – und übrigens auch von sich zu überzeugen. Wir empfehlen Kriegsdienstverweigerung nicht voreilig
fürs Inland fitgemacht. den kreativen Umgang damit: Manche stellen, sondern zurückhalten, als tak-
„Beratungsstunden“ sind durch heftiges tisches Reservemittel. Bei Detailfragen
APB: Nicht nur an Universitäten und Nachfragen des Publikums schon ge- empfehlen wir www.kampagne.de.
Ein Interview mit Frank Brendle von der Deutschen Frie- in Arbeitsämtern wirbt die Bundes- platzt, auch Sahnetorten kamen zum
densgesellschaft - Vereinigete KriegsdienstgegnerInnen wehr für sich. Auch an Schulen gibt Einsatz. Und nicht vergessen: Wer sich APB: Am 31. Juli 2007 wurden drei
(DFG-VK Berlin). Von Antifa Prenzlauer Berg [ABP] es immer wieder Veranstaltungen verpflichtet, stimmt automatisch seiner Personen verhaftet, nachdem sie
sowie Infobusse und -stände der Auslandsverwendung zu! versucht haben sollen, Bundes-
Armee. Welches Ziel verfolgt sie wehrfahrzeuge anzuzünden. Ihnen
dort und wie können Schüler_in- sowie vier weiteren wurde die „Mit-
nen dagegen vorgehen? gliedschaft in einer terroristischen
Frank: Die Wehrpflicht ist heute als Vereinigung“ vorgeworfen. Warum
Rekrutierungsmittel nicht unterstützt ihr die Angeklagten u.a.
mit einer Solidaritätserklärung?
Frank: Ist doch klar – ihnen wird
APB: Hallo Frank, stell dich doch Wir versuchen, zwei Dinge mitei- rung zu engagieren? entschiedener, tatkräftiger Antimili-
bitte kurz vor und sag, was du be- nander zu vereinbaren: grundsätzliche Frank: Kaum irgendwo wirkt Gewalt tarismus vorgeworfen. In anderen
ruflich und politisch so machst. inhaltliche Kritik am Militarismus und so nackt und blutig, wie im Militär und Ländern gehört es selbstverständ-
Frank: Ich bin Landesgeschäftsführer der die Aktion auf der Straße. Dazu machen durch das Militär. Wir sehen das Militär lich zur Breite der Bewegung,
Deutschen Friedensgesellschaft – Verei- wir Veranstaltungen, die sich mit kon- aber weniger moralisch als „böse Sache“, dass Leute Militärflugzeuge ka-
nigte KriegsdienstgegnerInnen in Berlin kreten deutschen (Wirtschafts-)Interessen sondern interessieren uns für seine Funk- puttmachen, mit Hämmern auf
und Redakteur der Vereinszeitschrift in diversen Kriegsregionen befassen, aber tion. Mindestens genau so schlimm, wie Radareinrichtungen hauen, in
(„ZivilCourage“). Durchs Schreiben auch grundsätzliche Fragen aufwerfen, militärische Gewalt, ist ja die Gewalt Depots einbrechen usw. In der
verdiene ich auch mein Geld: Als freier etwa die Art und Weise, wie zivile Hilfs durch wirtschaftliche Macht. BRD ist mensch bisweilen noch
Journalist für linke Medien. organisationen sich leider viel zu häufig Grundlage des Kapitalismus ist die Aus- superlegalistisch.
mit dem Militär einlassen. beutung eines Großteils der Menschheit, Umso mehr hat es mich ge-
APB: Der Landesverband Berlin- Ein anderer Schwerpunkt ist Militär- egal wieviele Menschen deswegen verhun- freut, dass unser Antrag an den
Brandenburg der DFG-VK kooperiert tradition: Trotz aller Modernisierungen gern. Diese kapitalistische Gewalt – wie DFG-VK-Bundeskongress, sich
ja eng mit dem Büro für antimilita- ist die Wehrmacht in der Traditionspflege auch die patriarchale Gewalt – beruht solidarisch mit den Angeklag-
ristische Maßnahmen (BamM). Seit anscheinend immer noch unerlässlich. auf Wirtschaftsmacht, aber sie stützt sich ten zu verhalten, angenom-
wann gibt es euch und was sind Das, was wir uns dazu erarbeiten, stellen letztlich aufs Militär. Deswegen beto- men wurde. Und von wegen
eure Arbeitsschwerpunkte? wir in Veranstaltungen vor, und mög- nen wir in unserer antimilitaristischen „Terrorismus“ – da sitzt die
Frank: Die DFG-VK ist ein Uralt-Ver- lichst folgt eine Aktion draus. An den Arbeit immer die grundsätzliche Herr- Bundeswehr aber so was von
ein, den gibt es schon seit 1892. Gründe- GelöbNIX-Demos beteiligen wir uns re- schaftskritik. im Glashaus; deutsche Tor-
rin war Bertha von Suttner, eine gutbür- gelmäßig. Du weißt ja: Immer am 20. nados sind es ja schließlich,
gerliche Pazifistin. Heute versammelt die Juli marschiert die Bundeswehr zum „öf- APB: Die Bundeswehr beteiligt sich die in Afghanistan den Nato-
DFG-VK eine relativ breite Palette von fentlichen Gelöbnis“ auf, seit diesem Jahr ja seit geraumer Zeit wieder an Aus- Bombern die Zielkoordinaten
eher bürgerlichen Friedensbewegten und am Reichstag. Wenn das Militär in die landseinsätzen und betitelt diese zuweisen, wodurch jede Woche
radikaleren Antimilitarist_innen. Wir Öffentlichkeit geht – bitte! Dann kriegt als Friedensmissionen. Welche Auf- Dutzende von Zivilist_innen
zählen uns zu den letzteren. es aber auch unseren öffentlichen Protest fassung habt ihr zu den Einsätzen? zerfetzt werden.
In Berlin haben wir die DFG-VK 1999 ab! Frank: Das lässt sich in den offiziellen
reorganisiert, der unmittelbare Anlass Strategiepapieren nachlesen: Es geht APB: Vielen Dank fürs Ge-
war der Nato-Krieg gegen Jugoslawien, APB: Warum findest du es wichtig, darum, die „Grundlage unseres Wohl- spräch!
bei dem die BRD mitmachte. dich gegen Krieg und Militarisie- standes“ abzusichern, d. h. den real exi-
Armeezeug fängt manchmal Feuer - So ist das nunmal
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 20 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 21
Verfolgung der
Sinti und Roma im
Nationalsozialismus
Sogenannte Zigeuner_innen waren eine der Hauptopfer- Diesen Artikel haben wir mit freundlicher Genehmi-
gung der Herausgeber_innen der Broschüre „Kein
gruppen des deutschen Faschismus: Rund 500.000 wur- Vergessen - 70. Jahrestag der Errichtung des Zwangslagers für
Sinti und Roma in Berlin-Marzahn“ entnommen und ge-
den während des Naziterrors bestialisch ermordet. ringfügig redaktionell bearbeitet. Download:
www.kein-verstecken.de/keinvergessen heft.pdf
Während der Zeit des Nationalsozi- tete Rassenideologie der Nazis, die des „Reichsbürgergesetzes“ und dieses „Instituts“, formulierten Vom 13. Juni bis August 1938 wur- Sinti und Roma ein schicksalhafter
alismus waren die Sinti und Roma Aufteilung in „Herrenmenschen“ des „Blutschutzgesetzes“ verloren 1938 im „Anthropologischen Anzei- den in einer Sonderaktion zahlreiche Tag: Der Beginn der ersten großen
eine der Hauptopfergruppen der und „Untermenschen“. Das erklärte die Sinti und Roma zusammen mit ger“ als Zielvorstellung: „So wie der Sinti und Roma nach den Kriterien Massendeportation von Familien-
nationalsozialistischen Rassen- Ziel wurde „Ausmerzen“ oder „Rei- den jüdischen Bürger_innen ihre nationalsozialistische Staat die Ju- männlich, erwachsen und ledig in weisen in die Ghettos, sowie in die
politik und somit von einem ge- nigung des Volkskörpers“ genannt deutsche Staatsbürgerschaft, Ehen denfrage gelöst hat, so wird er auch die Konzentrationslager Dachau so- Arbeits- und Konzentrationslager
zielten Völkermord betroffen. Rund und bedeutete am Ende nichts zwischen Sinti oder Roma mit so ge- die Zigeunerfrage grundsätzlich re- wie Buchenwald und später auch in den besetzten polnischen Ge-
500.000 Sinti und Roma brachten anderes als die Vernichtung vor nannten „Ariern“ wurden verboten. geln müssen.“ nach Mauthausen deportiert. Im bieten. In Polen wurden Sinti und
die Nazis während ihrer Herrschaft allem aller Jüd_innen sowie Sinti 1937 und 1938 erfoltgen die ersten Die in den Hetzkampagnen der gleichen Jahr wurden die Sinti und Roma von der SS unter unmensch-
um. Einzig und allein aus „Gründen und Roma. Vom gerade geborenen Berufsverbote für Selbstständige NS-Presse verbreiteten Verleum- Roma festgesetzt und damit vor lichen Bedingungen als Arbeitsskla-
der Rasse“ wurden sie im gesamt- Säugling bis zu den alten Men- und Beamte. dungen wurden von Nazi-Wissen- allem diejenigen, die berufsmäßig ven eingesetzt: In Steinbrüchen, im
en europäischen Machtbereich der schen. Keine_r sollte entkommen. Neben der Lohnsteuer wurde schaftlern zu „rassenbiologischen auf das Reisen angewiesen waren, Straßenbau und in der Rüstungsin-
Nationalsozialisten ausgegrenzt, Bereits 1931 hatte eine Stelle der SS eine „Rassensondersteuer“ ein- Erkenntnissen“ hochgestapelt. Im in die Arbeitslosigkeit gestürzt. dustrie. Andere kamen direkt in die
entwürdigt, entrechtet, verfolgt und in München mit der Erfassung der geführt, da „Zigeuner“ - laut der Grunde aber betrieb das Berliner Im Oktober 1938 übernahm Konzentrationslager. Viele Sinti und
ermordet. Die besonderen Merk- „Juden und Zigeuner“, der beiden Parteikanzlei der NSDAP - „gewisse „Institut für Rassenhygiene“ nichts Himmler die „Zigeunerpolizeistel- Roma wurden zunächst östlich von
male dieser Verbrechen sind die so genannten „außeneuropäischen rassische Ähnlichkeit mit den Ju- anderes als eine systematische le“ in München samt Personal und Krakau (Kraków) in die Konzentra-
ideologischen Vorbereitungen, die Fremdrassen“, begonnen. den aufweisen“. Die Nationalsozi- Ausgrenzung und Erfassung, auf Akten und überführte sie in das tionslager Mnichov und Kattowitz
systematische Organisation, die Gleich 1933 verlangte das „Ras- alisten standen allerdings bei den deren Grundlage die Nazis über Reichskriminalpolizeiamt in Berlin. (Katowice) gesperrt und von dort
totale Erfassung, die bürokratische sen und Siedlungsamt“ der SS katholischen und evangelischen 500.000 Sinti und Roma bestia- Sie erhielt dort die neue Bezeich- aus zur Zwangsarbeit in weitere La-
Planung, sowie die fabrikmäßige in Berlin, dass „Zigeuner und Zi- Sinti und Roma, die nicht von den lisch ermordeten. Die sogenannten nung „Reichzentrale zur Bekämp- ger deportiert, oder kamen direkt in
Vernichtung. geunermischlinge“ in der Regel Weimarer Behörden als „Zigeuner“ „Rassengutachten“, unterzeich- fung des Zigeunerwesens“. Am die Ghettos von Warschau und Ra-
Der Holocaust war eben kein unfruchtbar gemacht werden. Die erfasst waren, zunächst einmal vor net von Ritter, Würth u.a., waren 8. Dezember 1938 erging Himmlers dom. Einige der Gefangenen kamen
blindes Wüten, kein hasserfüllter „Nürnberger Gesetze“ des Jahres der „Frage der Rassendiagnose“. Urteile, die den Ausschlag für die „Grunderlass“ zur „Regelung der jedoch nicht einmal so weit. Viele
Exzess, kein Pogrom, sondern po- 1935 stellten Sinti und Roma in der Deshalb wurde im November 1936 Deportation in die Konzentrations- Zigeunerfrage aus dem Wesen der wurden Opfer durch Massener-
litisches Programm. Er wurde kalt- gesetzlichen Verfolgung mit den im Reichsgesundheitsamt in Berlin lager und damit oft für den Tod Rasse heraus“. Am 27. April 1940 schießungen und mußten ihr Grab
blütig und kontrolliert vollzogen. Jüd_innen gleich. Und schon am das „Institut für Rassenhygiene“ gaben. Die sogenannte „Evakuie- folgte eine weitere Anordnung des zuvor selbst ausheben, andere
Die Entwürdigung, Verleumdung, 3. Januar 1936 wies der Minister unter der Leitung des Tübinger Kin- rung“ in Konzentrationslager oder Reichsführers der SS: Die erste De- wurden im Vergasungswagen - ein
Beraubung und Deportation der Op- des Inneren, Frick, in einer vertrau- der- und Nervenarztes Dr. Robert die Zwangssterilisation empfahlen portation von kompletten Sinti-und- abgedichteter Bus, in den Abgase
fer fand in der Öffentlichkeit statt. lichen Mitteilung an alle Ämter die Ritter eingerichtet. Dr. Adolf Würth, sie ausdrücklich. Auftraggeber war Roma-Familien in das so genannte eingelassen wurden - getötet.
Grundlage war die in Universitäts- Anwendung des „Blutschutzge- ebenso Eva Justin und Sophie der Reichsführer der SS, Heinrich Generalgouvernement. Als Sklavenarbeiter_innen waren
schriften wie Schulbüchern verbrei- setzes“ an. Durch die Anwendung Erhardt, ein führendes Mitglied Himmler. Der 16. Mai 1940 war für viele Sinti und Roma Opfer des Vernich-
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 22 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 23
tungsprogramms in SS-Unterneh- hilfe der Bevölkerung machte die ausprobiert, an denen zahlreiche
heute in Europa
Benz, AEG und BMW ausgebeutet, war ein gesondertes „Zigeunerlager“ durchzuführen. Für die Luftwaffe
sondern auch in den kleinen Zulie- in Auschwitz-Birkenau. wurde die Meerwassertrinkbarkeit
ferbetrieben der Rüstungsindustrie. Hunderte Soldaten, die nicht an Menschen getestet. In Auschwitz
Die Arbeitsbedingungen in den einmal wussten, dass sie als „Zi- holte sich Lagerarzt Dr. Mengele
einzelnen Betrieben waren ähnlich geunermischling“ galten, wurden Zwillingskinder aus den „Zigeuner-
grausam und unmenschlich, wie in vom Frontdienst herausgeholt und baracken“. Verschiedene Sterilisa- Bürgerkriegsähnliche Szenen spielten sich am 17. No-
den Konzentrationslagern selbst. mussten ihre Uniform ausziehen. tionsexperimente mit Injektionen
vember in Litvinov-Janov im tschechischen Erzgebirge
Sklavenarbeit von täglich 12 bis 15 Die Sterblichkeitsrate im „Zigeuner- und Röntgenstrahlen wurden in
Stunden bei völlig unzureichender lager“ war enorm hoch. Von 23.000 mehreren Konzentrationslagern ab. Hunderte Neonazis stürmten nach einem Aufmarsch
und mangelhafter Ernährung war Menschen (von Februar 1943 bis vorgenommen. Viele Männer und unter Beifall vieler Schaulustiger eine Roma-Siedlung.
die Regel. Sie führte nach wenigen zum Juli 1944 registriert) starben Frauen fanden dabei den Tod. Nur mit Mühe konnte die Polizei den Mob nach stunden-
Wochen zu Unterernährung, Krank- rund 13.000 an Unterernährung, Anfang August 1944 wurde langen Straßenschlachten abwehren.
heit, Entkräftung und somit zum si- Seuchen und Misshandlungen. So das „Zigeunerlager“ in Auschwitz-
cheren Tod. Hinzu kamen Tausende wurden Frischlinge auf Strohsäcken Birkenau aufgelöst. Von den laut
Von Antifa Prenzlauer Berg
von Sklavenabeiter_innen, die von abgelegt, bevor ihnen ihre Registrie- Lagerführung einst rund 21.000
der SS bei der Arbeit misshandelt, rungsnummer in den Oberschenkel Häftlingen lebten noch ca. 4000. Dieses extreme Beispiel illustriert, selten zu Räumung und Vertreibung Durch das angeheizte Klima wur-
erschlagen und erschossen wurden. tätowiert wurde. Diejenigen, die noch als arbeitsfä- dass Sinti und Roma in Europa nach kommt. Oft werden die Räumungen den schnell Rufe nach einer Lösung
Neben Sammel- und Arbeitsla- Außer dem Programm „Vernich- hig galten, wurden in andere Lager wie vor Anfeindungen und Diskri- nur kurz vorher angekündigt, so, des „Zigeuner-Problems“ laut. Folge
gern sahen die Nazis für viele Roma tung durch Arbeit“, den Geiseler- verschleppt. Die 2897 Alten, Frauen minierung ausgesetzt sind. Jedoch dass den Betroffenen die Obdach- waren Massenabschiebungen, Son-
und Sinti auch die Deportation schießungen, den Massenmorden und Kinder blieben zurück und wur- sind dafür nicht nur ein paar verein- losigkeit droht. Aber eine wirkliche dergesetze zur Erfassung aller Sinti
in Vernichtungslager vor. Am 16. durch Einsatzgruppen hinter der den in der Nacht vom 2. zum 3. Au- zelte Wirrköpfe verantwortlich. Mo- Alternative zu den Siedlungen gibt und Roma in speziellen Karteien
Dezember 1942 befahl Himmler, Front, dem Tod im Lager und der gust 1944 vergast. Als sich in den tor dieser Entwicklung sind meist es für die Betroffenen meist nicht, sowie die Deportierung in spezi-
„Zigeunermischlinge“, „Rom-Zigeuner“ Vergasung von Kranken und von letzten Kriegsmonaten die Sowjets Medien und Politik. Auch bekannte da sie in fast allen Lebensbereichen elle Lager. Diese liegen nicht selten
und Angehörige „zigeunischer Sippen Menschen, die wegen ihrer besti- der Front näherten, wurden Zwangs- Persönlichkeiten wie der Partei- benachteiligt werden. Dies umfasst in direkter Nähe zu Mülldeponien
balkanischer Herkunft“ in Konzentra- alischen Zurichtung von den Nazis arbeiter_innen wieder „deutschge- vorsitzende der Christdemokraten auch den Zugang zu Bildung. In Ru- oder anderen gesundheitsschäd-
tionslager einzuweisen. Im März für nicht abeitsfähig erklärt wurden, macht“ und als „Kanonenfutter“ an in der Tschechischen Republik, Jiri mänien gibt es zum Beispiel sepa- lichen Orten.
1943 erfolgte der eindeutige Be- hatte das Völkermordprogramm die Front geschickt. Zu dieser Zeit Cunek, fallen immer wieder durch rate Klassen für Kinder aus Roma- Doch so schlimm die Situation
fehl, dass eine Einweisung ohne noch eine weitere bestialische Va- waren die noch bewegungsfähigen menschenverachtende Äußerungen Familien. Aber auch der Zugang in Italien auch sein mag, es sollte
Rücksicht auf den „Mischlingsgrad“ riante: die Menschenversuche der deutschen Soldaten schon längst über Sinti und Roma auf. Er warf als zu medizinischer Versorgung oder nicht aus den Augen gelassen wer-
zu erfolgen habe. Im Reichsgebiet KZ-Ärzte. Im Dienste verschiedener auf dem Rückzug. Einzig die Sinti Bürgermeister der Stadt Wesetin zum Arbeitsmarkt wird meist stark den, dass auch in Deutschland
begann daraufhin das „Große Auf- Arzneimittelfirmen wurden riskante und Roma sowie Jüd_innen sollten 230 Sinti und Roma aus ihren Woh- eingeschränkt. Sinti und Roma mit Anfeindungen
räumen“, die Endlösung. Unter Mit- neue Medikamente und Impfstoffe nun das Dritte Reich noch sichern. nungen und deportierte sie in Con- Wer jedoch denkt, solche Ver- zu leben haben. In einer Umfrage
tainer. Anschließend begründete er hältnisse herrschen nur in Osteuro- antworteten knapp 80 Prozent al-
diese Maßnahme im tschechischen pa, irrt. Besonders in Italien ist die ler Befragter, sie seien auch schon
Fernsehen mit den Worten: „Ich ent- Situation in letzter Zeit untragbar häufiger von Diskriminierung be-
ferne doch nur ein Geschwür; das ma- geworden. Im Mai diesen Jahres troffen gewesen (2). Und auch als
chen die Ärzte doch auch.“ griffen etwa hundert Personen mit Anfang der 1990er Jahre das ras-
Doch auch in anderen Ländern Schlagstöcken und Molotowcock- sistische Klima seinen Höhepunkt
ist die Situation mehr als problema- tails eine Roma-Siedlung in Nea- fand, waren unter den Betroffenen
tisch. Viele der mehr als zehn Millio- pel an und setzten sie in Brand. Sinti und Roma. Es gab Brandan-
nen Sinti und Roma in Europa müs- 800 Menschen mussten daraufhin schläge, gewalttätige Übergriffe
sen in Slums leben, die sich meist fliehen. Der Innenminister recht- und Zwangsräumungen. Wir sollten
vor den Toren der Städte befinden. fertigte derartige Vorkommnisse: dafür eintreten, dass es nie wieder
In Rumänien verfügen zum Beispiel „Angriffe auf Einwanderer durch Bür- soweit kommt und die rassistische
nur 70 Prozent der Roma-Haushalte gerwehren geschehen eben, wenn Zi- Hetze gegen Sinti und Roma ein
über eine direkte Wasserversor- geuner Babys stehlen oder wenn Roma Ende nimmt.
gung (1). Doch selbst um diese Un- sexuelle Gewalt begehen.“ Diverse wei-
terkünfte müssen viele Bewohner_ tere Politiker_innen stellten Roma
innen bangen. Ihre Siedlungen sind durch Äußerungen pauschal in eine [1] Amnesty Report 2008, Rumänien
der Politik und Anwohner_innen kriminelle Ecke und trugen zu An- [2] Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Ok-
ein Dorn im Auge, so dass es nicht feindungen bei. tober 2006
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 24 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 25
Rassismus erkennen
und überwinden „Vor Gericht landet ein Flüchtling, wenn sie oder er ohne eine
Genehmigung außerhalb ihres oder seines gemeldeten Land-
kreises polizeilich kontrolliert wird. Zur Folge hat dies eine
Am 6. Dezember 2008 jährt sich der Todestag von Ama- hohe Geldbuße oder einen Gefängnisaufenthalt von bis zu zwei
deu Antonio zum 18. Mal. Aus diesem Anlass veranstal- Jahren.“
tet die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“ erneut
eine antirassistische Demonstration in Eberswalde.
Ein Beitrag der Antifaschistischen Aktion Bernau
1 5
Mitgliedern öffentlich, wie zu Zeiten der Sache für Stadtkewitz sofort klar: Schönhauser Allee, Karl Hennig
Der BVV-Verordnete Dieter
Michehl (CDU) warf im August 2006
dem antirassistischen Heinersdorf-
nationalsozialistischen Pogrome, verle-
sen wurden.“ Ob anschließend vom
aufgehetzten antifaschistischen
Kurz vor einer ipahb-Demons-
tration erhielt diese einen Brief
vom Pankower Ordnungsamt, das
7 Heinersdorf in Angst: Nach-
dem im Dorf Antifaplakate auf-
Die Antifa war‘s. Nicht unpassend -
schließlich stand eine Antifa-Demo
in Heinersdorf vor der Tür - hetzte
der sich positiv zum Moscheebau
äußerte, hatte bereits vorher sei-
nen Austritt aus der Partei erklärt.
Mob Heinersdorfer Geschäfte ge- tauchten, auf denen ein erhängter die CDU und die ipahb gezielt ge- Auch René Stadtkewitz, der im ge-
Bündnis wegen eines Plakates vor, die Entfernung von wild-geklebten
plündert, das ipahb-Büro und die Gartenzwerg zu sehen war - eine gen deren Organisator_innen. Un- samten Konflikt stets die Rolle des
Heinersdorfer Bürger_innen „wie Demonstrationsplakaten in Rech-
Dorfkirche in Brand gesteckt oder Metapher auf die dummdeutsche abhängig davon, dass bis heute die Scharfmachers in CDU und ipahb
damals die Neger in der Sklaverei“ ver- nung stellte. Die ipahb schickte
Heinersdorfer_innen abtranspor- Schrebergarten-Mentalität -, zogen Brandstifter_innen nicht gefasst einnahm, musste letztendlich sei-
kaufen zu wollen. Auf dem Plakat daraufhin einen ihrer zahlreichen
tiert wurden, darüber schweigt sich sich die Heinersdorfer_innen be- wurden, teilte die Polizei stets auf nen Posten räumen. Sein Nachfol-
war eine schwarze Frau abgebildet. Fotografen in die Höhle des Löwen
Herr Swietlik aus. reitwillig diesen Schuh an und war- Nachfrage mit, dass sie von einer ger Peter Kurth versucht seitdem,
Die Assoziationskette soll ihm erst- (zum S-/U-Bhf. Pankow), um dort
fen den Plakat-Macher_innen vor, Beziehungstat ausgeht, den_die das Moschee-Thema im Pankower
mal jemand nachmachen. die zahlreichen „linken Plakate“ zu
die Heiersdorfer_innen erhängen Brandstifter_in also im persön- Verband nicht mehr zum zentralen
fotografieren und so zu zeigen,
4 zu wollen. Bekanntlich blieb es bei lichen Umfeld des damaligen CDU- Thema werden zu lassen - gegen
dass die doch viel schlimmer seien.
Vorsitzenden suche. den energischen Widerstand sei-
2 „Das Kalifat, das hier bald die Er fand 1 (in Worten „ein“) Antifa- aufgehängten Plakaten und Trans-
parenten. Eine Schande sowas. nes Vorgängers.
In einem ersten, anonym Macht übernehmen will“, „die Russen, Plakat, dazu eins von „solid“ und
die uns alle Häuser wegkaufen“, „und zwei der „JungdemokratInnen“. Damit
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publiziertem Flugblatt zur Heiners-
dorfer Moschee wurden ein paar diese pakistanischen Gesichter. Sowas der Webbeitrag nicht ganz so trist
Abschließend:
wirklich komische Argumente auf-
geführt, wieso ein solches Gebäude
abzulehnen sei. Das mit Abstand
will man hier bei uns nicht haben“: Die
ipahb wurde nicht müde, diese ver-
hetzten Kommentare, die Teilneh-
aussah, wurden noch Aufkleber,
ein Yoga-Plakat und ein Auftrags-
graffiti abgelichtet. Schlimm, wie
8 Dass die zahlreichen Neonazis
auf ipahb-Demos zum öffentlichen
Die Moschee wurde be-
kanntermaßen gebaut. Auch Klagen
gegen die Baufirma halfen da nicht. Bei der letzten Kundgebung der
Zeit also für die ipahb, ihre Mi- ipahb hatten wir wieder viel zu la-
Überzeugendste war, dass die Mo- mer_innen ihrer Demonstrationen das da alles verkommt. Problem für die Außendarstellung
schung aus Rassismus und Stand- chen (siehe Seite 5). Trotz Mobilie-
scheekuppel den Mobilfunkemp- in die anwesenden Presse-Mikro- der Bürger_innen-Ini werden kön-
ortnationalismus anders zu kanali- rung auf bundesweit bekannten In-
fang in Heinersdorf verschlechtern fone diktierten, von sich zu weisen. nen - die unorganisierten Rassist_
ternetseiten, kamen letztlich nur ca.
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Dass sie ähnliche Inhalte verbreite- innen wurden weiter hofiert - führte sieren. Als geeignetes Ziel erschien
würde. Nein, dafür - also für mehr 150 Menschen, davon ca. 30 Neo-
te, wurde unter anderem an einer spätestens mit der ipahb-Demo im da das „Weißenseer Blumenfest“ 2008
Telefonanschlüsse - waren „wir“ Parallel zu den regelmäßigen nazis. So entschied sich die ipahb
Karikatur deutlich, die sich auf der Juli 2007 dazu, dass dem Demo- und es entstand eines der legen-
(„sind das Volk“) ja erst vor 20 Jahren Demonstrationen gegen den Mo- dann auch, nicht ihre Demonstrati-
ipahb-Internetseite befand. Darge- motto der Zusatz „gegen Fremden- dären ipahb-Videos. Das Events sei
auf die Straße gegangen. Das darf scheebau veränderte sich auch onsstrecke zu laufen, sondern am
stellt waren Pankower Politiker, die feindlichkeit und Rechtsextremismus“ auch nicht mehr das, was es einmal
man sich, Gott behüte, nicht von das Klima in Heinersdorf. Nicht Startpunkt stehenzubleiben. Die
in Form eines Trojanischen Pferdes gegeben wurde. Dies führte zu der war, trauerte die quietschleben-
denen kaputtmachen lassen. nur bekennende Muslimas, auch NPD sagte ihre eigene Kundgebung
dem Islam das Tor des Heinerdorf- skurillen Situation, dass auf einer dige Stimme aus dem Off. Die Blu-
offen auftretende Aktivist_innen sogar ab. Die Moschee ist gebaut,
men seien Würstchen- und Billig-
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schen Wehrdorfes öffneten. Nein, der Initiative „Heinersdorf öffne dich“, Demonstration „gegen Rechtsextremis-
Krams-Ständen gewichen und zum die Rassist_innen wohnen immer
das sei keine Verleumdung, es ist die sich kritisch zur ipahb positio- mus“ bis zu 300 Neonazis von REP,
Der ipahb-Vorsitzende Joachim Beweis war CDU-Stadtkewitz als noch drumherum, aber wenigstens
Presse- und Kunstfreiheit, so die nierten, wurden von ihren Nachbarn NPD und Freien Kameradschaften
Swietlik gab anlässlich der Antifa- rasender Reporter im Dienste der manifestieren sie ihren Rassismus
ipahb. gemobbt. Für böse Kommentare mitliefen.
Demo im August 2006 zu Protokoll, ipahb unterwegs. Gefilmt wurden nicht mehr öffentlich. Ein kleiner,
dass „die so genannte ANTIFA johlend reichte es schon aus, NICHT an den wenn natürlich auch völlig unzurei-
migrantische Standbetreiber, einen
und grölend durch Heinersdorf zog und ipahb-Demos teilzunehmen. Als chender Fortschritt.
denunzierten die Reporter als ver-
die persönlichen Meldedaten von ipahb dann im März 2007 ein Bauwagen
meintlichen „Schwarzarbeiter“.
auf dem Moscheegelände in Brand
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 28 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 29
Weiterführende Infos: www.asvantifa.blogsport.de. Dort gibt es einen ausführlichen Text zur aktuellen Situation des Parks. Gemeinsam sind wir stark - ASV: Stell dich und deine Initiative Sportanlage nicht klappen, müssen wir kaum jemand nimmt das so richtig
Retten wir den Mellowpark! Linke Freiräume erkämpfen und verteidigen. Mellowpark: Friedrichshagener Str. 10 (Köpenick). mellowpark.de
„Hände weg vom Mellowpark“ erst- weiter kämpfen. wahr.
mal vor. Und wie fing das eigentlich Ich meine, wir bleiben einfach da. Wer
Interview
alles an? ASV:Funktioniert die Zusammen- will uns da runterschmeißen, uns den
Ivo: Ich bin Ivo Arndt, Mitglied des Kö- arbeit mit dem Bezirk so schlecht, Strom abstellen oder den Park räumen
penicker Freizeitvereins all eins e.V. und gibt es keine Unterstützung von de- lassen? Wir reden hier von Kindern und
Teil der Initiative „Hände weg vom Mel- ren Seite? Jugendlichen, die sich diesen Park erobert
Ist der Park schon dicht? Wird lowpark“. Im Grunde bin ich stinksauer Ivo: Also erst mal erfahren wir einige haben. Denen gehört der Mellowpark.
auf unsere gewählten Volksvertreter_in- Unterstützung aus politischen Kreisen, Und ich hoffe, dass sie sich diesen auch
der Mellowpark in Köpenick nen, so viel Blindheit und Dummheit dort gibt es sehr engagierte Leute, die nicht mehr nehmen lassen.
am 31.12.2008 besetzt? Gibt es macht mir Angst und lässt mich schwer sich mit vollem Herzblut für die Sache
ein neues Gelände? Und was an unserem System zweifeln. Anfangs einsetzten. Was das Bezirksamt angeht, ASV: Was sind eure Pläne für das
kann ich machen, wenn ich hab ich Leute gesucht, die zusammen kann ich nur lachen oder weinen. Bis nächste Jahr, nach der offiziellen
mit mir stänkern wollen. Das haben auf wenige Ausnahmen kannst du die Kündigung?
den Park unterstützen möch- wir dann auch gemacht, so gut wir eben komplette Bande in den Skat drücken. Ivo: Im nächsten Jahr ziehen wir auf die
te? Fragen über Fragen, die konnten: Mit Unterschriftenlisten, Brie- Wenn wir uns auf die verlassen wür- Paul-Zobel-Sportanlage.
sich in diesen Wochen viele fen, drohenden Bürger_innenbegehren, den, dann wären wir nicht mal bis zum
Jugendliche stellen. Wir wol- Demos und unbequemen Fragen vor 31.12.2008 gekommen. Ich frage mich ASV: Was haltet ihr von Zusammen-
der Bezirksverordnetenversammlung ernsthaft, wofür die Ihr Geld bekommen. arbeit mit bedrohten, alternativen
len über die aktuelle Situati- Treptow-Köpenick (BVV). Wirklichen Das Jugendamt angeführt von Herrn Wohnprojekten?
on aufklären, und haben uns Erfolg haben wir bis jetzt jedoch noch Retzlaff... nee, das geht jetzt zu weit. Ivo: In diese Richtung haben wir im
mit einem Vertreter der Ini- nicht erreicht. Der Mellowpark ist zum Moment wenig Kontakte und keine Vor-
tiative „Hände weg vom Mel- 31.12.2008 gekündigt. Für das Gelän- ASV: Gibt es Unterstützung von au- stellung, was da laufen könnte.
de, auf dem sich der Mellowpark derzei- ßen, z.B. von Anwohner_innen und
lowpark“ getroffen und ihm tig befindet, gibt es weder Zukunftspläne, Besucher_innen? ASV: Aber was denkst du über die
alle unsere Fragen gestellt. Investor_innen oder sonstiges und auch Ivo: Wir bekommen eine ganze Menge Zukunft linker, alternativer Freiräu-
Von Antifaschistische Schüler_in- auf dem Nachbargrundstück herrscht Zuspruch und Unterstützung von außen, me in Berlin?
nen-Vernetzung Pankow [ASV] noch gähnende Leere. Der Käufer des jedoch ist es unglaublich schwierig, das Ivo: Immer mehr Freiräume in Berlin
Nachbargrundstücks hat sich hier noch alles zu koordinieren. Eigentlich waren verschwinden, und das Angebot wird
nicht einmal blicken lassen. Also eigent- wir vor der Kündigung schon permanent kleiner. Unser lieber Bürgermeister steht
lich gibt es keinen Grund, uns zu diesem unterbesetzt. Aber jetzt? Mensch glaubt nun mal auf Hochkultur und nicht auf
Zeitpunkt, wo keine Lösung vorliegt, zu kaum, wieviel Arbeit so ein Kampf Subkultur.
kündigen. Was hier in Köpenick gerade macht. Termine, Konzepte, Meetings
vor die Hunde geht und achtlos zerstört usw. Das alles neben dem täglichen Pro- ASV: Wie kann mensch euch unter-
wird, fällt mir schwer zu beschreiben. gramm. Mensch darf an dieser Stelle stützen oder helfen?
Aber eines ist sicher: Berlin braucht mehr nicht vergessen, dass der Mellowpark ge- Ivo: Besucht den Park, erzählt es weiter,
solcher Orte wie den Mellowpark. zwungen ist, Geld zu verdienen. Vom Be- packt es an. Seid kreativ und lasst nicht
zirk kriegen wir keinen Pfennig für das locker.
ASV: Wie steht es denn im Moment Projekt. Die derzeitige Situation ist auch
um den Mellowpark? nicht gerade rosig. Wie sollen so Spon- ASV: Gibt es irgendwelche Termine,
Ivo: All unsere Bemühungen drehen sor_innen und Partner_innen überzeugt auf die du hinweisen möchtest?
sich derzeitig um diese Paul-Zobel- werden, derzeit in den Mellowpark zu Ivo: Am 06.12.2008 öffnet das Berliner
Sportanlage an der Wuhlheide. Die BVV investieren? Lange halten wir das nicht Abgeordnetenhaus im Rahmen des „Ju-
Treptow-Köpenick hat auch schon mehr- mehr durch ... gendforums“ seine Türen wieder für die
fach Beschlüsse gefasst, die uns einen Teil Jugend. Thema diesmal: „Wem gehört
dieses Geländes nutzbar machen sollten. ASV: Am Anfang hast du erzählt, die Stadt“. Wie passend für uns, wir wer-
Aber das sind alles Blasen. Es mag in was schon alles für Aktionen (Un- den auf jeden Fall dort sein.
diesem Gremium aufrichtige und enga- terschriftenlisten, Demos...) liefen.
gierte Bürger_innen geben, für mich ist Hat das etwas gebracht? ASV: Was willst du den Leuten noch
das aber alles große Scheiße. Es würde Ivo: An Aktionen haben wir alle Klassi- sagen?
ewig dauern, euch die Sachverhalte in ker durch, leider waren es oft Perlen vor Ivo: Die Leberschaden-Crew hat es in ei-
allen Einzelheiten darzubieten, darum die Säue. nem Song treffend formuliert „Ich will‘s
versuche ich es auch gar nicht erst. Der mein Kindern nicht erzählen, ich will‘s
Bezirk ist weder willens uns zu helfen, ASV: Was ist genau für den näher- ihnen zeigen“
noch hätte er in Bezug auf die Paul-Zo- rückenden Kündigungstermin ge- ASV: Danke für das Interview, Ivo.
bel-Sportanlage die Macht dazu. Berlin plant? Wir wünschen euch weiterhin viel
ist gefragt! Sollte es mit der Paul-Zobel- Ivo: Die Kündigung ist so nah, aber Glück und Erfolg.
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 30 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 31
Pankow * Normal *
Wahn nun mal teilt, wird diesen Fraktion im Abgeordnetenhaus,
nicht erkennen oder gar ernsthaft Raed Saleh, betonte er einleitend:
skandalisieren. „Du bist Unternehmer und voll in der
So wie auch Ralf Hillenberg, der Gesellschaft angekommen“. Alternativ:
Feindseelig
als Vorsitzender des Petitionsaus- Du bist ein guter Ausländer, du bist
schusses für solcherlei „Unsinn“ Deutschland. Der Rest passt ein-
nun mal keine Zeit hat. Sein Ziel ist fach nicht in den Mikrokosmos der
Volksnähe und die Anerkennung Pankower Volksgemeinschaft.
der „Wahrheit“. Als eine ipahb-Frau
zum Mikro griff und die „Rassismus-
Keule“ der „Multi-Kulti-Gutmenschen“
anprangerte, antwortete er: „Sie
Rechte Sozialdemokrat_innen diskutierten am 18. November bei einer Veranstaltung sprechen mir aus dem Herzen“. Wäre
in Pankow über „Integration“. Da fühlt sich natürlich auch die „interessengemein- aber Ralf Hillenberg auch einer der-
schaft pankow-heinersdorfer bürger“ (ipahb) eingeladen. Die Rosen-Redaktion hat jenigen 37 Prozent gewesen, die
auch mal vorbeigeschaut. Zur Feindaufklärung... meinen, dass Migrant_innen nur
nach Deutschland kämen, um „un-
seren Sozialstaat“ auszunutzen. Nein,
als erfahrener Politiker weiß er sich
auszudrücken. Über den integrati-
Es ist ein verregneter Dienstag onsexperte genüsslich fest. Aber ein Autor der Studie, stellt ernüch-
abend und so versammeln sich trotz mittlerweile 18 Jahren Re-Edu- tert fest, dass ausländer_innen-
trotz großer Anzeigenschalte nur cation, scheint „der Ausländer“ beim feindliche Ressentiments in allen
40 Besucher_innen im deutlich Zonen-Ralf noch nicht wirklich an- Diskussionen wie selbstverständ-
zu großen ehemaligen Beetsaal gekommen zu sein: „Multi-Kulti ist lich geäußert wurden, „auch bei
des Jüdischen Waisenhauses zur noch immer nicht mein Wunschtraum“. Personen, die in der ersten Studie nicht
Veranstaltung „Integration ist keine Buschkowsky ergänzte mit einem durch rechtsextreme Einstellungen auf-
Einbahnstraße“. Organisiert wurde Bericht aus Nord-Neukölln: „Aus gefallen waren.“ Neu ist der Trend zu
die Veranstaltung von den beiden dem Kontext einer deutschen Hauptstadt sogenannten „kulturalistischen Ar-
Pankower SPD-Abgeordneten Ralf sei dieser Stadtteil nicht mehr tragbar.“ gumentationsmustern“, bei denen
Hillenberg aus Karow-Buch und In Pankow, so der Heinz weiter, sei Migrant_innen, denen eine kultu-
Torsten Hilse aus Niederschön es noch einigermaßen „akzeptabel“ relle Nähe zur Mehrheitsgesellschaft
hausen. Es überraschte nicht, und „befriedet“. Komplettiert wurde zugeschrieben wird, von denen
dass, angelockt durch den Stargast der Bericht vom Saubermann Heinz unterschieden werden, die (ver-
Heinz Buschkowsky (Bürgermei- durch die Tiergartener Amtsrichte- meintlich) nicht zur herrschenden,
ster Neukölln, SPD), neben dem rin Kirsten Heisig, die von „Ali“ und gesellschaftlichen Norm passen.
üblichen SPD-Gruselkabinett auch „Mohammed“ berichtetete, die auf Exemplarisches Beispiel dieser Ent-
eine Handvoll Vertreter_innen der harmlose Deutsche einschlagen wicklung: der Moscheebau-Konflikt
rassistischen ipahb auftauchten, würden, „während der Vater im Tee- in Pankow-Heinersdorf. „Die gehören
darunter ihr Vorsitzender Joachim haus sitzt“. hier einfach nicht her“, schallte es
Swietlik. Gestört hat die Teilnahme Ethnisieren wolle sie die Pro- aus dem Chor der Heinersdorfer
der Heinersdorfer Kleingeister nie- bleme aber nicht. Ein Witz? Nein Bürger_innenschaft. Wer meinte,
manden, warum auch? die Realität! die Studie sorge in der sogenann-
Ralf Hillenberg, der durch sei- Im Juni diesen Jahres veröffentli- ten „Mitte der Gesellschaft“ für einen
nen peinlichen Wahlkampfsong im chte die SPD-nahe Friedrich-Ebert- Eklat, wurde enttäuscht. Einen Tag
Jahr 1998 allgemein für Gelächter Stiftung die Studie „Ein Blick in die nach Veröffentlichung der Untersu-
sorgte, machte schnell klar, wer Mitte“, in der sie ihre Ergebnisse chung gewann die deutsche Fuß-
hier die Sprache des Volkes spricht: über den Rassismus der Mitte der ballnationalmannschaft „im Wunder
„Ick als Ossi musste mich an den Kon- Gesellschaft aus der Vorgängerstu- von Basel“ gegen Portugal und die
takt mit Migrant_innen erst gewöhnen“, die „Vom Rand zur Mitte“ gar noch unangenehmen Ergebnisse der
stellt der selbsternannte Integrati- korrigieren musste. Oliver Deckert, Studie wichen dem „fröhlichem und
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 32 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 33
APB: Was denkt ihr über Nazis? Was für Rubriken würdet ihr euch wünschen?
Beatsteaks: Man kann nur eine einzige Welche Themen fandet ihr am Interes-
Meinung über Nazis haben. Nämlich kei-
santesten?
ne gute. Unterschiede sollte man nur in der , Sexismus...)
(Rechtsextremismus, Antisemitismus, Schulpolitik
Art des Umgangs machen. Es gibt Leute, Gibt es weitere Themen, über die ihr mehr
die es über diskutieren lösen wollen, die
den Neonazis da draussen mit Toleranz
erfahren wollt?
entgegentreten und über Aufklärung an sie Wie hat euch die Idee mit dem Heft-
herankommen wollen. Andere wollen das Schwerpunkt gefallen?
(Fussball und Rassismus, 9.November...)
Problem „Faschisten“ ausschließlich mit
Gewalt lösen und fackeln nicht lange. Hat euch mal ein Artikel zu Diskussionen mit
Ich find alle Wege vertretbar, es ist nur Freund_innen/Familie angeregt? Welcher?
wichtig, dass man das Problem nicht Gab es von Seiten eurer Schule Reaktionen?
ignoriert. Das ist das schlimmste. Mund
auf oder auch mal auf die Fresse. Alles
Sind die Artikel verständlich geschrieben?
besser, als das Maul halten und weggu-
cken. Gebt diese Seite einfach ausgefüllt werktags im Büro line-Formular auf der Homepage rosen-web.de.vu. Wenn
der Berliner Straße 30 (nahe U-Bhf. Pankow) zu Händen ihr Bock habt, selbst Texte und Kommentare in der „Rosen
APB: Was wolltet ihr schon immer Jusos-Nordost ab oder schickt eure Antworten an die auf den Weg gestreut“ zu veröffentlichen, schreibt einfach
Mal loswerden? Mail-Adresse einer am Heft mitwirkenden Gruppe (siehe an eine der beteiligten Gruppen. Wir werden versuchen,
Beatsteaks: Siehe letzte Antwort. S. 35). Außerdem findet ihr den Fragebogen auch als On- eure Text an passender Stelle zu veröffentlichen.
Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 34 Rosen auf den Weg gestreut . Winter 2008 . Seite 35
Viele Menschen werden Opfer ras- PARTY Zur Eröffnung wird ab 19 Uhr der Kastanienallee 85 Mühlenstraße 24
www.cafe-morgenrot.de Mobile Beratung gegen
sistischer, antisemitischer oder DickeDostoDisco-Weinachtsspecial Film “The true lies in Rostock” ge- cafe-kollektiv@web.de Maxim (Weißensee) Rechtsextremismus
rechter Angriffe und stehen dann mit ver. Djans. Musik von A bis Z zeigt. Charlottenburgerstraße 117 www.mbr-berlin.de
Freiheit in Ketten
Erich Mühsam
Ich sah der Menschen Angstgehetz;
ich hört der Sklaven Frongekeuch.
Da rief ich laut: Brecht das Gesetz!
Zersprengt den Staat! Habt Mut zu euch!