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was ich berhrte, war der kalte Spiegel gegenber von mir.
Da fiel mir ein, dass ich noch irgendwo unter meinem Bett einen
Kasten mit Schminke haben musste. Kurzentschlossen suchte ich
nach dem Kasten und zog eine Pappschachtel mit ein paar alten
Tuben Schminke daraus hervor. Zuerst nahm ich die schwarze
Farbe und malte mit ihr meine Augenbrauen auf dem Spiegel
nach. Danach griff ich zu der weien Tube und begann vorsichtig
die lige Farbe auf Kinn, Wangen und Nase des Spiegeljungen zu
verstreichen. Ich konnte mich dabei jedoch kaum bewegen.
Schwarz - Wei sah es doch schon ganz ok aus. Ich zog den
Kasten zu mir und suchte die blaue Tube darin. Als ich sie
gefunden hatte, begann ich sofort damit Stirn und Augenlieder
meines Spiegelbildes einzufrben. Fertig.
Ich starrte das bunt gemalte Gesicht an und es starrte zurck. Es
war nur eine verzerrte Darstellung meiner selbst, nichts mehr als
eine mit Schminke auf einen Spiegel gemalte Fratze. So mussten
andere Menschen mich sehen. Sie wussten nicht wie ich wirklich
war, sahen nur eine verzerrte Fratze und dachten gar nicht
darber nach, was sich dahinter wohl verbarg. Ich bewegte mich
ein bisschen, sodass mein richtiges Gesicht hinter der
Schminkmaske zum Vorschein kam. So war ich wirklich, ich war
nicht diese Maske, ich wollte sie nicht sein! Mit einem Mal bildete
sich Wut in mir und wuchs immer weiter an. Ich musste diese
Maske loswerden, damit andere Menschen sehen konnten, wie ich
wirklich war! Ich holte aus und schlug mit aller Kraft in den
Spiegel. Es klirrte laut, das Schminkgesicht zerfiel in tausend
Scherben, sie klapperten als sie auf den Boden trafen. Dann war
es wieder still. Ich bemerkte etwas Warmes an meinem Arm. Es
war Blut, ich hatte mich wohl an den Scherben verletzt. Ich
begann das Blut von den Wunden zu lecken und verschmierte es
mir dabei im ganzen Gesicht, also gab ich den Versuch auf.
Einen letzten Blick auf den Spiegel werfend begann ich mich
anzuziehen. Er war kaputt, ich wrde rger von meinen Eltern
bekommen aber vielleicht wrde ich ihnen ja zeigen knnen wie
ich wirklich war. Zu diesem Zeitpunkt jedoch wollte ich noch nicht
darber nachdenken, ich sammelte meine Sachen zusammen und
verlie das Haus. Fr Nachhilfe war es sowieso zu spt, also
suchte ich meine Leute an unserem Treffpunkt.