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nachrichten g 3336 30.1.2003 19. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
„Aufstand gegen den werde“. Und der Staatssekretär Mappus um 11.00 Uhr, Rathausplatz in Lobe-
demokratischen Anstand“ hatte bei der Gelegenheit auch noch ein- da-Altstadt.“
mal angekündigt, „alles, was legal und le- Aktionsbündnis gegen Rechts Jena ■
Pforzheim. Am 15. Januar sollte in den gitim ist, dafür zu tun, dass diese Ausstel-
Räumen des Kulturhauses Osterfeld in lung in dieser Stadt weder in einem Kul- Müller unter Neonazis
Pforzheim die Ausstellung „Neofa- turhaus, noch in einer Schule, noch in ei-
schismus in der Bundesrepublik“ von ner Kirche stattfinden wird“. alk ■ Österreich. Helmut Müller, „Schriftlei-
VVN-BdA und IG Metall eröffnet wer- ter“ des ,Eckart‘ und Mitarbeiter bei ,Zur
den. Sie war zuvor bereits in zahlreichen Kundgebung und Demonstra- Zeit‘, ist in der aktuellen Ausgabe des
Städten zu sehen gewesen. Die Veranstal- NPD-Organs Deutsche Stimme (DS) neu-
tung in Pforzheim fand aber nicht statt: tion gegen rechte Zentren erlich mit einem Artikel vertreten. Der
Die CDU hatte durch den Staatssekretär Jena. Das Aktionsbündnis gegen Rechts Wiener Publizist widmet sich einmal
in der Landesregierung, Stefan Mappus, Jena ruft für Samstag, 1. Februar 2003 - mehr dem Islam(ismus). Müller warnt sei-
interveniert. Der Geschäftsführer des Kul- Rathausplatz in Lobeda-Altstadt zu einer ne Kameraden, welche „aus berechtigten
turhauses sagte ab und begründete dies Kundgebung und Demonstration auf. Im außenpolitischen Erwägungen im Hin-
laut Pforzheimer Zeitung: „Wir beugen Aufruf heißt es: „Vor siebzig Jahren, am blick auf die Kriegstreiberpolitik der USA
uns als staatlich anerkannte und geförder- 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum den Dialog mit Islamisten suchen“ (DS
te Institution den Forderungen von Herrn Reichskanzler ernannt.... Für uns ist die- 1/2003, S. 18), vor politischer Naivität.
Staatssekretär Stefan Mappus, wir sind er- ser Tag Anlass, aufzurufen zu einer De- Dem will Müller vorbeugen, indem er
pressbar.“ Der CDU schmeckt offensicht- monstration, um den Opfern zu geden- zum wiederholten Male die (nicht mehr
lich nicht, dass in der Ausstellung auf die ken und aktuellem Nationalismus, nur auf den organisierten Rechtsextre-
Grauzone zwischen Konservativen und Rechtsextremismus und Antisemitismus mismus beschränkte) Rede von der an-
Rechtsradikalen hingewiesen wird; außer- entgegenzutreten. ... „Das wichtigste für geblich drohenden Islamisierung Europas
dem empörte sich der Staatssekretär darü- jede Revolution ist ein Netzwerk von anstimmt. Erst das Wissen um die Ziele
ber, dass die VVN-BdA Mitveranstalter Kaderstrukturen, verbunden mit einer des politischen Islam und das Beharren
ist. entsprechenden Logistik (z.B. Immobi- auf dem „nationalen Standpunkt auch in
Viele kritisierten daraufhin diese Hal- lien usw.) und Geldern...", so hat es Stef- bevölkerungspolitischer Hinsicht“ ermög-
tung der CDU und boten an, die Ausstel- fen Hupka, einer der führenden deut- liche das „mühsame Geschäft einer Annä-
lung in kirchlichen oder schulischen Räu- schen Neonazis im Sommer 2002 formu- herung“ (ebenda) von deutsch-österrei-
men zu zeigen. Der Schulleiter der Pforz- liert. In diesem Kontext stehen die zwei chischen Rechtsextremen und Islamisten.
heimer Hebel-Schule, Thomas Paeffgen Häuser in der Jenaer Innenstadt (Schlei- Die DS-Redaktion fasst in einer Bild-
erklärte, er könne sich vorstellen, die Aus- denstraße) und in Lobeda-Altstadt (Je- unterschrift die diesbezügliche Mehr-
stellung im Unterricht zu zeigen. Er wur- naische Straße): Das Haus in der Schlei- heitsposition in der deutsch-österreichi-
de nun von der Kultusministerin Schavan denstraße gehört Wilhelm Tell, einem schen Rechtsextremisten-Szene zusam-
abgekanzelt. Die erklärte auf dem Neu- der führenden Thüringer REP, dort aktiv men, wenn sie den Islam einerseits als
jahrsempfang der Pforzheimer CDU am ist u.a. auch Peter Dehoust, sattsam be- „innenpolitische Großgefahr“, anderer-
19. Januar, sie habe „kein Verständnis da- kannt seit sei-nem Auftritt bei der rechts- seits aber als „außenpolitische Chance für
für, dass einer Gruppe, die im Verfas- extremen Burschenschaft „Jenensia". antiamerikanische Zusammenarbeit“
sungsschutzbericht vorkomme, ein Forum Wir rufen auf zur Teilnahme an der (ebenda) bezeichnet.
an einer Bildungseinrichtung geboten Demonstration am 1. Februar 2003 Neues von rechts,www.doew.at ■
: antifaschistische nachrichten 3-2003
4
Der Mietvertrag mit der Stadt
Stade lief noch ein paar Jahre,
aber die Geschäfte gingen nicht
Geschichte, die nie vergeht...
mehr gut und so entschloss sich
Gustav W. sein Feinkostgeschäft in un-
Ein alter Stader Kaufmann
mittelbarer Nähe zum Stader Rathaus im tung der jüdischen Landeseinwohner war dere Sorge bei der Kälte. Für uns war die
Sommer 2002 aufzugeben. Der 94-jähri- die Hauptaufgabe der Einsatzkomman- Frage Nummer eins: Holz, Holz besorge,
ge Kaufmann stand noch bis zuletzt rüs- dos, sie sollten aber auch politische damit mer net erfriere.“
tig hinter dem Verkaufstresen. Eine Ge- Kommissare, Kommunisten und Zigeu- Ein abgesagter Vortrag
schäftsübergabe an den Sohn oder die ner ermorden. Dr. Filbert, der erste Leiter
Tochter, die beide im Familienbetrieb des aus etwa 120 - 150 Personen beste- Die Stadt Stade will sich im Mai 2003 an
mit über 100jähriger Tradition beschäf- henden EK 9, unterrichtete Ende Juni den Israelischen Kulturwochen in
tigt waren, hat es nie gegeben. Gustav 1941 die Angehörigen des EK 9 darüber, Niedersachsen beteiligen. Im Programm
W. verbreitete im STADER TAGE- dass alle Juden in den jeweils vom Kom- vorgesehen war auch ein Vortrag über
BLATT noch, sie hätten in Kriegszeiten mando besetzten Gebieten zu erschießen die ehemalige Israelitische Gartenbau-
auch „Bückware“ (heimliche Sonderra- seien. Filbert erklärte später vor Gericht: schule Ahlem in Hannover. Das Gelände
tionen) abgegeben. Jeder Angehörige des Kommandos der im Juni 1942 geschlossenen Garten-
Ein Brief vom Bundeskanzler musste wenigstens einmal an einer Er- bauschule diente als Sammelstelle für
die Deportationen von Juden in die
Stader Bürger arrangierten bei Ge- Vernichtungslager. In den Keller-
schäftsaufgabe einen persönlichen Brief räumen der Gartenbauschule befand
von Bundeskanzler Gerhard Schröder an sich von August 1943 bis April 1945
den alten Kaufmann. Der Brief wurde ein Gestapogefängnis. Der Vortrag
vom Stader Bürgermeister Ott (CDU) wurde aus dem Programm der Kul-
überbracht. Gerhard Schröder wurde bei turwochen genommen, nachdem
einem früheren Besuch in Stade von Stader Lokalpolitikern klar wurde,
Gustav. W. vor seinem Geschäft ange- dass auch die Tätigkeit von Gustav
sprochen. Als Schröder Jahre später er- W. in Ahlem zur Sprache kommen
neut ins Stader Rathaus kam (jetzt Minis- würde. „Stadt will keinen Eklat um
terpräsident von Niedersachsen) fragte er SS-Mann“ titelte die Lokalzeitung
den Stadtdirektor, ob denn der nette alte im November 2002 reißerisch den
Herr von nebenan noch dort sei. Er war, Meinungsbeitrag (!) einer Journalis-
und Gerhard Schröder besuchte ihn. tin. Im Meinungsbeitrag wurde der
Ein Stader SS-Scharführer Vorsitzende der Deutsch-Israeli-
schen Gesellschaft AG Stade dafür
Gustav W. ist 1933 in die Allgemeine SS Abtransport von Juden, Warschau 1943 verantwortlich gemacht, dass der
eingetreten. Im März 1940 wurde er zur Vortrag über die israelitische Gar-
Waffen-SS in Krakau eingezogen und tenbauschule aus dem Programm
versah dann bis September 1940 „Wach- schießung teilnehmen. Es gab keinen, der Kulturwoche genommen wurde. Die
dienst“ in Warschau. Nach einem kurzen der sich ausschließen konnte. Gustav W. Journalistin berief sich auf Insiderinfor-
Aufenthalt in Stade besuchte er Lehrgän- gehörte dem Polizeireferat des EK 9 an. mationen, über die Tätigkeit von Gustav
ge und trat im Januar 1941 seinen Dienst Das Referat hatte die Aufgabe, die Juden W. gab es nur einen vagen Hinweis im
bei der Geheimen Staatspolizei (Gesta- den jeweiligen Erschießungskommandos Zeitungsartikel.
po) in Hildesheim an. Im Mai 1941 er- zu überstellen, die Opfer der Erschießun- Schweigen in Stade
folgte eine erneute Schulung und er wur- gen zu registrieren und weiterzumelden.
de dem Polizeireferat des Einsatzkom- Die Gestapobeamten aus dem Polizeire- Die Stader Kommunalpolitiker, von de-
mandos 9 (EK 9) zugeteilt. Etwa No- ferat, unter ihnen Gustav. W., wurden im nen einige sehr genaue Informationen
vember 1942 wurde Gustav W. zur Ge- August 1941 als Schützen bei einer Mas- über den Stader Kaufmann hatten, hüllen
stapo Hannover abkommandiert. Bei senerschießung von Juden herangezo- sich in Schweigen. Das Arrangieren des
Kriegsende war er in der Gestapostelle gen. Bis zum 26. Oktober 1941 wurden Briefes von Bundeskanzler Schröder an
Hannover-Ahlem. Im April 1945, weni- vom EK 9 insgesamt 11.449 Juden er- den „ehrbaren“ Kaufmann ist vielen
ge Tage vor Kriegsende, beteiligte er schossen. In den Prozessen gegen die peinlich. Das STADER TAGEBLATT
sich freiwillig an der Massenerschießung Kommandierenden des EK 9 mussten in brachte nach dem verschleiernden Mei-
von 154 Zwangsarbeitern auf dem Seel- den sechziger Jahren Angehörige des nungsbeitrag keine weiteren Artikel über
horster Friedhof in Hannover. Gustav W. Mordkommandos aussagen. DER TA- die vielen Aspekte des Skandals. Einen
wurde 1947 für diese Morde zu 13 Jah- GESSPIEGEL aus Berlin berichtete am Leserbrief, der Angaben über die Tätig-
ren Gefängnis verurteilt. Am 13. August 24. April 1966: Ein anderer Zeuge, da- keit von Gustav W. beim EK 9 enthielt,
1950 wurde er wegen guter Führung be- nach befragt, auf welche Weise kleine veröffentlichte die Zeitung nicht ...da er
gnadigt. Kinder erschossen worden seien, er- schwere Anschuldigungen gegen einen
Mordkommando EK 9 widerte: „Na, wie die Katz.“ Der Richter Stader Kaufmann enthält, die nicht nach-
starrte ihn an und ersuchte nach einigen vollziehbar sind. Eine Veröffentlichung
Die Einsatzkommandos wurden im Mai Sekunden des Schweigens um nähere Er- könnte den Tatbestand einer üblen Nach-
1941, kurz vor Beginn des Krieges gegen läuterung. In ruhigen Ton sprach der rede enthalten, den wir presserechtlich
die Sowjetunion, aufgestellt. Politisch Zeuge weiter: „Na sie wurden mit der ei- nicht verantworten können.
zuverlässige Beamte des Sicherheits- nen Hand am Genick gepackt und mit So schützt man heute in Stade einen
dienstes, der Gestapo, der Ordnungs- der anderen erschossen.“ Ein hessischer NS-Täter und stellt den Vorsitzenden der
und Kriminalpolizei wurden in Polizei- Banksekretär, der beim EK 9 im Polizei- Deutsch-Israelischen Gesellschaft ins
schulen zusammengezogen, um sie dort referat war, behauptete, er hätte von Ju- Abseits.
für die vorgesehenen Aufgaben ideolo- denerschießungen nie etwas gewusst, nie Michael Quelle,
gisch und militärisch zu schulen. Die Tö- etwas gehört. „Wir hatten auch ganz an- VVN-BdA Kreisvereinigung Stade ■
Drohende Todesstrafe für Singh Bhullars Vorbringen als konstru- minalamtes am 13. Januar 2003 in
den aus Deutschland abge- iert und als insgesamt unglaubhaft. Herr Mannheim den kurdischen Politiker Ali
Singh Bhullar wurde am 18. Januar 1995 S. festgenommen.
schobenen indischen Staats- nach Neu Delhi zurückgewiesen. Dort Ihm wird vorgeworfen, von April
bürger Professor Davinder wurde er noch am Flughafen polizeilich 2001 bis Februar 2002 die „PKK-Region
Pal Singh Bhullar verhört und anschließend in Haft genom- Berlin geleitet zu haben“. Aus diesem
men. Grunde verdächtigt ihn der Generalbun-
Berlin. PRO ASYL hat in einem drin- Erst im Oktober 1997 stellte das Ver- desanwalt (GBA) der Mitgliedschaft in
genden Appell die Bundesregierung, den waltungsgericht Frankfurt Abschie- einer „kriminellen“ Vereinigung (§ 129
Bundespräsidenten Johannes Rau und bungshindernisse aufgrund einer indivi- StGB). Ali S. soll laut GBA „die Struktu-
die Vorsitzende des Menschenrechtsaus- duell-konkreten Foltergefahr wegen sei- ren, das hierarchische Kadersystem, die
schusses Christa Nickels aufgefordert, ner Religionszuge-
alle politischen und diplomatischen Initi- hörigkeit und mög-
ativen zu ergreifen, um die drohende To- licher Todesstrafe
desstrafe von Professor Davinder Pal für Herrn Singh
Singh Bhullar abzuwenden. Bhullar fest.
Dem indischen Staatsbürger droht Nach 6jähriger
nach seiner Zurückweisung aus Deutsch- Haft wurde Profes-
land die Hinrichtung in Indien. Nach sor Singh Bhullar
Kenntnis von PRO ASYL ist dies der er- im August 2001 in
ste Fall, in dem einem Flüchtling, der Indien wegen an-
wegen einer fehlerhaften Asylentschei- geblicher Beteili-
dung von Deutschland zurückgewiesen gung an einem
wurde, die Todesstrafe droht. Auf drama- Bombenanschlag
tische Weise zeigt der Fall des Herrn zum Tode verur-
Singh Bhullar die strukturellen Mängel teilt. Auch die Re-
des bundesdeutschen Flughafenverfah- vision beim Supre-
rens. Entscheidungen über Leben und me Court of India
Tod können nicht in Schnellverfahren hatte keinen Er-
unter haftähnlichen Bedingungen gefällt folg. Im März 2002
werden. bestätigten zwei
Kurzbeschreibung des Falls: der drei Richter das
Professor Davinder Pal Singh Bhullar, Todesurteil. Der Vorsitzende Richter des personelle Identität der Führungsfunktio-
indischer Staatsbürger und Angehöriger Supreme Court plädierte jedoch in einem näre der PKK und deren Arbeitsberei-
der Glaubensgemeinschaft der Sikh, Minderheitenvotum auf Freispruch, da er che“ beibehalten haben.
stellte am 17. Dezember 1994 am Frank- Professor Singh Bhullars „Geständnis“ Obgleich die PKK vor vier Jahren den
furter Flughafen einen Asylantrag. Aus als nicht ausreichend untermauert sah. bewaffneten Kampf eingestellt hat und
Angst, die deutschen Behörden könnten Zudem widerrief Herr Singh Bhullar sein seither zahlreiche einseitige Initiativen
die indischen Behörden informieren, gab „Geständnis“, das nach eigenen Angaben und Angebote zur friedlichen Lösung der
er zunächst eine falsche Identität an. Am unter Folter von ihm erpresst worden Kurden-Frage ergriffen hat, übernimmt
21. Dezember 1994 wurde der Asylan- war. Im Rahmen eines Berufungsverfah- die Bundesregierung die Behauptungen
trag im Rahmen des Flughafenverfah- rens sprachen sich am 17. Dezember der türkischen Regierung, es handele
rens vom Bundesamt für die Anerken- 2002 dennoch erneut zwei der drei Rich- sich beim KADEK um eine Nachfolge-
nung ausländischer Flüchtlinge als „of- ter für die Todesstrafe für Herrn Singh organisation der PKK. Diese hat sich im
fensichtlich unbegründet“ abgelehnt. Am Bhullar aus. Damit steht nun einer Voll- April 2002 aufgelöst. Gegründet wurde
28. Dezember 1994 erreichte den Pro- streckung des Todesurteils – rechtlich – der „Kongress für Demokratie und Frie-
zessbevollmächtigten eine schriftliche nichts mehr entgegen. den in Kurdistan“ (KADEK) mit völlig
Erklärung von Herrn Singh Bhullar, in PRO ASYL fürchtet um das Leben veränderten Strukturen und Aufgaben.
der er seine wahre Identität preisgab und von Herrn Singh Bhullar, der aufgrund Um die Türkei zur Teilnahme an ihrem
seine Verfolgungsgeschichte detailliert von Mängeln im Asylverfahren von Feldzug gegen den Irak zu bewegen, hat
darstellte. Darin gab er u.a. an, aufgrund deutschen Behörden der möglichen Ge- die US-Regierung dem NATO-Land
seiner führenden Rolle in der Khalistan- fahr der Todesstrafe in Indien ausgesetzt Millionen Dollar zur Investition in die
Liberation-Force (KLF) und in der Sikh worden ist. PRO ASYL appelliert an die Modernisierung von in Kurdistan befind-
Student Federation (SSF) seit 1983 deutsche Bundesregierung und den lichen militärischen Stützpunkten ange-
mehrmals inhaftiert, misshandelt und ge- Bundespräsidenten, sich gegenüber dem boten. Von dort sollen Angriffe gegen
foltert worden zu sein. Nachdem er er- indischen Präsidenten dafür einzusetzen, den Irak geflogen und US-amerikanische
fahren hatte, dass sein Vater und sein On- dass von einer Vollstreckung des Todes- Soldaten stationiert werden. Die Türkei
kel offensichtlich von der Polizei ermor- urteils bei Professor Singh Bhullar abge- wiederum hat im Gegenzug die USA um
det worden sind, floh er 1994 schließlich sehen wird. die Aufnahme des KADEK auf ihre
nach Deutschland. gez. Karl Kopp, Europareferent Pro „Terrorliste“ gebeten, was auch prompt
Die von Professor Singh Bhullars Asyl, 20. Januar 2003 ■ geschehen ist.
Rechtsanwalt eingelegten Rechtsmittel Die Bundesregierung und mithin die
gegen die Entscheidung – darunter auch Erneut kurdischer Politiker Strafverfolgungsbehörden haben sich of-
zwei Verfassungsbeschwerden – sowie fenbar entschieden: Statt eines Dialoges
mehrere Anträge auf Abänderung der verhaftet mit der kurdischen Bewegung und statt
Entscheidungen blieben ohne Erfolg. Köln. Aufgrund eines Haftbefehls des einer gemeinsamen Suche nach fried-
Mit seinem Beschluss vom 5. Januar Ermittlungsrichters beim Bundesge- lichen Lösungswegen im Kurdistan-
1995 wertete das VG Frankfurt Herrn richtshof haben Beamte des Bundeskri- Konflikt setzt sie weiter auf eine Politik
Vorbemerkung
Seit Anfang der neunziger Jahre
des letzten Jahrhunderts sind unter
Kein Land – Nirgendwo?
den Zehntausenden von Flüchtlingen aus Rückkehrmöglichkeiten von Romaflüchtlingen in die Bundesrepublik Jugosla-
den Nachfolgestaaten der ehemaligen wien – Ergebnisse einer Recherche-Reise nach Belgrad im Dezember 2002
Sozialistischen Föderativen Republik Ju- Karin Hopfmann, Flüchtlingspolitische Sprecherin der
goslawien (SFRJ) zahlreiche Angehörige PDS- Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin
der Roma. Eine erste Flüchtlingswelle
kam im Zusammenhang mit dem Bür- Im Falle der Romaflüchtlinge ist die auch für die Roma in Jugoslawien zu
gerkrieg seit 1991, eine zweite 1999 Androhung einer zwangsweisen Rück- hoffen, zumal sich mit dem neuen Gesetz
während der Zuspitzung der Ausein- führung (sprich Abschiebung, im Engli- zur Förderung von Minderheiten etwas
andersetzungen im Kosovo und durch schen deportation) auch mit Blick auf die zu bewegen scheint. In der gegenwärti-
die NATO-Angriffe auf Serbien und Ko- Verfolgungsgeschichte während der Na- gen Situation hat die große Mehrheit der
sovo. zidiktatur und die Ermordung von annä- Roma und ihre Kinder keine Chance auf
Es wird geschätzt, dass sich zur Zeit hernd 500 000 Roma in ganz Europa, die Akzeptanz und Integration. Am schwer-
ca. 60 000 Romaflüchtlinge aus Serbien ebenso wie jüdische Menschen Opfer sten von Benachteiligung betroffen sind
und Montenegro sowie dem Kosovo in des Holocaust wurden, im besonderen Zehntausende von Romaflüchtlingen aus
der Bundesrepublik aufhalten. Maße unverständlich und politisch inak- dem Kosovo, sogenannte IDP´s (Internal
Ebenso wie die besonders prekäre Si- zeptabel. Allerdings findet diese Argu- Displaced Persons).
tuation der Roma in Bosnien-Herzego- mentation unter bundesdeutschen Politi- Mein Aufenthalt in Belgrad in der Zeit
wina bei der Rückführungspolitik seit kerInnen kein Gehör. Die Konferenz der vom 3. bis 7. Dezember 2002 diente der
1996 keine Berücksichtigung fand, ist Innenminister der Länder lehnte Anfang Recherche der tatsächlichen Situation
nach der Erneuerung des Rückübernah- Dezember 2002 selbst eine kleinteilige der Roma in Serbien und Kosovo aus der
meabkommens zwischen den Innenmi- Lösung für langjährig in der Bundesre- Sicht internationaler und nationaler Or-
nisterien der Bundesrepublik Deutsch- publik Deutschland lebende Romafami- ganisationen, darunter auch eigenständig
land und der Bundesrepublik Jugoslawi- lien aus Jugoslawien ab. arbeitender Romaorganisationen, und
en keine Rücksichtnahme auf die Le- Solange keine Akzeptanz für eine be- staatlicher Institutionen und einer Orts-
bensbedingungen der Roma in Jugosla- sondere politische Verantwortung gegen- besichtigung in einer der zahlreichen Ro-
wien erkennbar. über Romaflüchtlingen aus Südosteur- masiedlungen am Rande von Belgrad.
Eine Flüchtlingspolitik, die sich an opa erkennbar ist, bleibt nur der Versuch, Nur nach einer Kenntnisnahme der rea-
den Menschenrechten und Grundsätzen auf die prekäre Situation der Roma als len Lebensbedingungen kann die Frage
der Humanität orientiert, kann allerdings Randgruppe der Gesellschaften in Osteu- beantwortet werden, ob es verantwortbar
keine Politik der „Entsorgung“ von Men- ropa, die gesellschaftlich und staatlich ist, Flüchtlinge zurück zu schicken.
schen in ihr Herkunftsland sein, die das akzeptierten Formen ihrer Diskriminie- 1. Die Flüchtlingssituation in der Bun-
Vorhandensein menschenwürdiger Le- rung und die sozialen Folgen zu verwei- desrepublik Jugoslawien / Zahlen
bensverhältnisse nicht prüft, die Verant- sen, um ein Bleiberecht aus humanitären
wortung dafür dem Herkunftsland über- Gründen einzufordern. Eine solche hu- Nach unterschiedlichen Angaben der Ge-
lässt, ohne nach dessen Realitäten und manitäre Regelung würde für Tausende sprächspartnerInnen beträgt die Gesamt-
Möglichkeiten zu fragen und zudem junge Menschen eine neue Lebensper- zahl der Flüchtlinge in der BR Jugosla-
Druck und unmittelbaren Zwang auf die spektive bedeuten und den ewigen Kreis- wien zwischen 650.000 und 700.000. Sie
Flüchtlinge in der Frage der Rückkehr lauf von Benachteiligung und Desinte- stammen aus Kroatien und Bosnien-
ausübt bis hin zur zwangsweisen Ab- gration in die Mehrheitsgesellschaft end- Herzegowina (450.000), Slowenien (4 -
schiebung. lich aufbrechen. Für die Zukunft ist das 5.000) und dem Kosovo (230.000, dar-
Gäbe es ein Copyright auf po- Bisher stieß das „Zentrum gegen Ver-
litische Projekte, dann stünde treibungen“ vor allem in der Tschechi-
dem Deutschen Polen-Institut schen Republik und in Polen auf Wider- Historiker an der Universität Warszawa,
eine Klage wegen Verletzung stand; die deutschen „Vertriebenen“, die hat in Polen maßgeblich zu einer Debat-
des Urheberrechts ins Haus. es bisher maßgeblich gefördert haben, te beigetragen, die zur Neubewertung
sind dort trotz fortgesetzter Bemühun- der Umsiedlung der Deutschen führen
Anfang Dezember führte das Darmstäd- gen der deutschen auswärtigen Kultur- sollte; er hat erst kürzlich das Verdienst-
ter Institut – eine Mittlerorganisation der politik um eine Neubewertung der Um- kreuz I. Klasse des Verdienstordens der
deutschen Außenpolitik – ein wissen- siedlung recht unbeliebt und wecken Bundesrepublik Deutschland erhalten.
schaftliches Kolloquium durch, das der Ängste vor deutschem Revanchismus. Dieter Bingen schließlich, fast 20 Jahre
genaueren Konzeption eines Lieblings- lang beim „Bundesinstitut für internatio-
vorhabens der deutschen „Vertriebenen“ Die Organisatoren des Darmstädter nale und ostwissenschaftliche Fragen“
diente: Des „Europäischen Zentrums ge- Kolloquiums haben daraus die Konse- tätig, verfügt über beste Kontakte in
gen Vertreibungen“. Das Kolloquium quenzen gezogen: Sie ließen BdV und außenpolitisch bedeutsame Kreise in Po-
fand unter Beteiligung internationaler Landsmannschaften außen vor. Der Er- len und ist Direktor des Deutschen Po-
Prominenz statt – und ohne die deut- folg gab ihnen recht: Wissenschaftlerin- len-Instituts in Darmstadt.
schen „Vertriebenen“. nen und Wissenschaftler aus elf Staaten
(darunter Polen, die Tschechische Repu- Das Deutsche Polen-Institut wiede-
Das „Zentrum gegen Vertreibung“ blik, Jugoslawien, Israel und die Türkei) rum, in dem das von der Robert-Bosch-
ohne direkte Beteiligung des BdV und nahmen an der Tagung teil; es bestand Stiftung finanziell geförderte Kollo-
der einzelnen Landsmannschaften zu „breiter Konsens“, dass ein „Zentrum quium über Konzepte für das „Europäi-
planen, ist ein geschickter Schachzug gegen Vertreibungen“ mit „gesamteuro- sche Zentrum gegen Vertreibungen“
der deutschen Außenpolitik. Das Pro- päischer“ Ausrichtung errichtet werden stattfand, steht in gemeinsamer Träger-
jekt soll, so hat es der Bundestag Anfang solle. schaft der Stadt Darmstadt, der Bundes-
Juli festgelegt, die Ächtung von „Ver- länder und des Bundes. In seinem Kura-
treibungen“ auf europäischer Ebene Welche Bedeutung das „Zentrum ge- torium stellt ein Vertreter des Auswärti-
durchsetzen; damit würden alle Umsied- gen Vertreibungen“ in der deutschen gen Amtes die direkte Verbindung nach
lungen, die in Europa im 20. Jahrhun- Außenpolitik inzwischen innehat, lässt Berlin her, neben ihm ist mit Karl Kaiser
dert stattgefunden haben, pauschal zum ein Blick auf die drei Organisatoren des eine der einflussreichsten Persönlichkei-
„Unrecht“ erklärt. Dies ermöglicht es, Kolloquiums erahnen, die allesamt eine ten der „Deutschen Gesellschaft für
einer großen Anzahl von Menschen in wichtige Rolle im Umfeld des Auswärti- Auswärtige Politik“ involviert. Dem
ganz Europa (deutsche Schätzungen ge- gen Amtes und seiner Vorfeldorganisa- Gremium, das insbesondere die pro-
hen von 80 Millionen „Vertreibungsop- tionen spielen. Stefan Troebst, zur Zeit grammatischen Grundlinien festlegt, ge-
fern“ aus) Hoffnungen auf Entschädi- Professor in Leipzig, ist durch zahlrei- hören neben Vertretern großer Bankge-
gungen in der einen oder anderen Form che außenpolitische Expertisen für die sellschaften verschiedene Bundestagsab-
zu machen und sie vor einen Karren zu deutsche Regierung bekannt geworden; geordnete an.
spannen, der vor allem ein Ziel hat: Der er war Gründungsdirektor des „Europäi-
Umsiedlung der Deutschen aus Osteuro- schen Zentrums für Minderheitenfra- Das „Zentrum gegen Vertreibungen“
pa ihre rechtliche Grundlage abzuerken- gen“ in Flensburg, das subversiver Tä- ist vom „Vertriebenen“-Vorhaben zum
nen und deutsche Ansprüche gegenüber tigkeiten auf dem Balkan beschuldigt offiziellen Projekt der Berliner Außen-
fremden Staaten aufzufrischen. worden ist. Wlodzimierz Borodziej, politik geworden. Der Bundestagsbe-
schluss im vergangenen Sommer war
der Startschuss, jetzt wird konzipiert.
Die Einrichtung dürfte – da sie Umsied-
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über: lungen europaweit thematisiert – euro-
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. paweit Unruhe stiften und deutsche
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Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. Jahr 1945 berufen können; Ungarn
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind könnte Ansprüche stellen, die letztlich
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. auf Gebietsverluste von 1919 zurückge-
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- hen.
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung Auch wenn die deutschen „Vertriebe-
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. nen“ zur Zeit nicht alles mitmachen dür-
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie fen: Profitieren werden sie vom Ergeb-
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., nis allemal.
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke; Jochen Koeniger (Arbeitsgrup- Jörg Kronauer ■
pe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der
Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereini-
gung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di
Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk.