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nachrichten g 3336 10.2.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
Erneuter Prozess
Bad Oeynhausen/Vlotho. Die
Zeitschrift „Stimme des Gewis-
sens“ des „Collegium Humanum
e.V.“ in Vlotho mobilisiert erneut ihre
Anhänger zu einem Gerichtstermin beim
Amtsgericht in Bad Qeynhausen. Nach-
dem Schriftleiter Ernst Otto Cohrs und
Ursula Haverbeck erst vor kurzem
wegen „Volksverhetzung“ verurteilt wur-
den, steht nun am 22. März um 12 Uhr
ein weiterer Prozess wegen „Volksver-
hetzung“ auf Grund eines Artikels in der
Hauszeitschrift des Vereins an. Organi-
siert sind Cohrs und Haverbeck im „Ver-
ein zur Rehabilitierung der wegen Be-
streitens des Holocaust Verfolgten“
(VRBHV).
Unterdessen hat der selbsternannte
„Nationalanarchist“ Peter Töpfer aus
Berlin ein Komitee „Freiheit für Horst
Mahler“ gegründet. Der war im Januar
ebenfalls wegen „Volksverhetzung“ ver- Protest gegen Naziaufmärsche in Kiel und Leverkusen am 29.1. – Berichte Seite 4 und 5
urteilt worden und soll nun für neun Mo-
nate ins Gefängnis. Das „Komitee“ sam-
melt jetzt Spenden, um Mahler einen Ju-
risten zu finanzieren, der ihn in einem
Keiner will die V-Leute
Revisionsverfahren vertreten soll.
hma ■ abschalten
Allgemeine Skepsis gegenüber neuem NPD-Verbotsverfahren
Helau junge Preußen!
Die anhaltende Debatte über ein NPD-Verbotsantrags, so gern wir alle
Düren. Der „Bund Junges Ost- neues Verbotsverfahren gegen die diese Partei auch in den Orkus schicken
preußen“, der verbandsanerkannte NPD ist überwiegend von Skepsis würden“, mahnte sie. Die Aussicht auf
Nachwuchs der Landsmannschaft geprägt. „Wenn ein erneuter Antrag eine Einleitung des Verfahrens in Karls-
Ostpreußen, mit Sitz in der Hamburger scheitern würde, wäre dies ein Desaster“, ruhe wäre gering.
Parkallee 84-86, berichtet in einer Pres- erklärte der Sprecher des Bundesinnen- In Wahrheit würde ein neues Verbots-
semitteilung, dass das Präsidium des ministeriums, Rainer Lingenthal. Diesen verfahren voraussetzen, dass der Verfas-
Festkomitees Dürener Karneval den BJO Triumph wolle man der NPD nicht gön- sungsschutz seine Leute bei der NPD ab-
offiziell von der Teilnahme am Karne- nen. Ähnlich äußerten sich zahlreiche schaltet. Schily, Beckstein und andere
valsumzug ausgeladen hat. Das Festko- Politiker aller Bundestagsfraktionen wie Innenminister haben jedoch wiederholt
mitee sah sich zu diesem Schritt gezwun- Wolfgang Bosbach (CDU), Günther erklärt, dass sie dazu keinesfalls bereit
gen, nachdem Antifa-Gruppen mit „Kon- Beckstein (CSU), Cornelie Sonntag-Wol- sind.
sequenzen“ gedroht hatten, falls sich die gast (SPD), Volker Beck (Grüne) oder Solange der Verfassungsschutz so tief
als Elche kostümierten BJOler an dem Wolfgang Gerhardt (FDP). in der rechtsextremen Partei drinsteckt
karnevalistischen Sonntagsumzug betei- Der Präsident des Bundesverfassungs- wie bisher, kann man sich den Gang nach
ligen sollten. gerichts, Hans Jürgen Papier, und sein Karlsruhe sparen. Diese Verstrickung von
In Viersen hingegen waren die „Elche“ Stellvertreter Winfried Hassemer hatten Inlandsgeheimdienst und Neonazis war
ausdrücklich eingeladen worden. zuvor darauf hingewiesen, dass es weiter ja der Hauptgrund für das Scheitern des
kun ■ die Chance auf ein NPD-Verbot gebe, da Verbotsantrags. Zudem braucht man für
der erste Prozess nur aus formalen Grün- ein Verbot im zuständigen Senat des
den eingestellt worden sei. Darin sah der Bundesverfassungsgerichts eine Zwei-
Inhalt: innenpolitische Sprecher der SPD- Drittel-Mehrheit, also mindestens 6:2
Deutsche Partei kopflos . . . . . . . . . . . 3 Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, Stimmen. Schon eine Minderheit von
„Netzwerk gegen einen „Wink mit dem Zaunpfahl“. Die drei Richtern kann den Erfolg eines Ver-
Vertreibungen“ gegründet . . . . . . . . . 7 Vorsitzende des Bundestagsinnenaus- fahrens blockieren. Dieses Risiko ist also
FN-Anhänger prügeln Studeten . . . . 10
Rückzug von Marine Le Pen? . . . . . . 10
schusses, Cornelie Sonntag-Wolgast bei Parteiverbotsverfahren höher als bei
Aktionen der Friedensbwegung (SPD), plädierte für die politische und anderen Verfassungsklagen.
im Februar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 gesellschaftliche Auseinandersetzung. Ulla Jelpke,
„Hände weg von einer Neuauflage des junge welt 1.2.2005 ■
: meldungen, aktionen
Bücher, in denen es von antisemitischen
Verschwörungstheorien nur so wimmelt.
Nach der Befreiung vom Faschismus re-
Keine Ehrung für Volksver- weiterhin ein anthroposophischer Arzt, organisierten sich die Ludendorff-An-
hetzer Thomas Meister, der früher in Köln lebte hänger wieder und traten ab 1951 wieder
Düsseldorf. Nach massiven Protesten und jetzt in Kassel praktiziert sowie der öffentlich auf. 1961 wurde der BfG als
sagte Düsseldorfs Oberbürgermeister Jo- aus der Gegend um Oldenburg in Nieder- „verfassungsfeindlich“ verboten. Ein
achim Erwin (CDU) eine Veranstaltung sachsen kommende Verschwörungstheo- bayerisches Gericht hob 1977 das Verbot
ab, auf der der Stadtrat der Düsseldorfer retiker Werner Altnickel. Altnickel wur- wegen „Verfahrensfehlern“ wieder auf.
„Republikaner“, Jürgen Krüger, als de 1997 der Deutsche Solarpreis verlie- Der BfG führt Veranstaltungen und Ta-
„sichtbarer Ausdruck des Dankes für die hen. Nach Eigenangaben ist er seit 20 gungen durch, organisiert Jugendtreffen
langjährige Mitarbeit in zwei Bezirks- Jahren bei Greenpeace. Jean Crement ■ und Sonnenwendfeiern und gibt die Zeit-
vertretungen“ eine Ehrennadel ausge- schrift „Mensch und Maß“ heraus.
händigt werden sollte. Der bei den Stadt- Ludendorffer in Dorfmark hma ■
werken beschäftigte Krüger war wenige
Tage zuvor wegen „Volksverhetzung“ zu Fallingbostel. Die Anhänger des Kampf „ums Überleben“
einer Geldstrafe über 2000 Euro verur- „Bund für Gotterkenntnis“ (Ludendorff
teilt worden. Krüger hatte in der Bezirks- e.V.) (BfG) führen aus Anlass des 140. Bonn. Der „Verband deutscher Solda-
vertretung Stadtmitte geäußert: „Wenn Geburtstages des Generals Erich Luden- ten“ (VdS) kämpft „ums Überleben“, so
das so weiter geht, haben wir irgend- dorff vom 25. bis 28. März eine „Osterta- der VdS-Ehrenvorsitzende Dr. Jürgen
wann mehr Mahn- und Gedenkstätten in gung“ in Fallingbostel-Dorfmark durch. Schreiber, Generalmajor a.D., in einem
Deutschland als ermordete Juden“. Geht Geplant sind neben Vorträgen u.a. zum Aufruf in der Dezember-Ausgabe der
es nach CDU und FDP soll die Vergabe Thema „Multikulturelle Gesellschaft – Verbandszeitschrift „Soldat im Volk“.
städtischer Ehrenauszeichnungen künftig Bereicherung oder Gefährdung?“ auch Nun komme „es darauf an, den uns
vom „Verfassungsschutz“ abhängen. zwei „Volkstumsabende“, die im Hotel feindlich Gesonnenen die Stirn zu bie-
Die wollen in einem Antragsentwurf „Deutsches Haus“ und in der „Post“ ten“. „Nichts wäre falscher als die Mei-
künftig keine Ehrenauszeichnungen stattfinden sollen. Anmeldungen zu die- nung, durch Abspaltungen und Ver-
mehr an Personen vergeben, „die einer ser Tagung nimmt ein Wolfgang Ratz aus bands-separatismus etwas retten zu kön-
vom Verfassungsschutz beobachteten Walsrode entgegen, der in der Vergan- nen“, so Schreiber, dessen Bücher u.a.
Partei / Gruppierung“ angehören. Damit genheit schon BfG-Jugendtreffen organi- von den extrem rechten Verlagen „Druf-
hätte man missliebige Linke gleich mit siert hatte. fel“ und „Vowinckel“ herausgegeben
in den Sack gepackt. Dabei wäre es ein Erich Ludendorff (1865-1937) nahm wurden. In der Tat scheint es im VdS
leichtes, jemandem eine Auszeichnung 1923 am gescheiterten Hitler-Putsch in nach dem ausgesprochenen Kontaktver-
mit einer Stadtratsmehrheit von 75% München teil. 1925 kandidierte er für die bot des Bundesverteidigungsministeri-
wieder abzuerkennen, wenn dieser sich NSDAP für das Amt des Reichspräsiden- ums wegen eines abgedruckten Artikels
unwürdig verhalten hat. Denn diese ten. Ab 1930 leitete er die deutschgläubi- eines Neonazis aus den USA im Ver-
Möglichkeit lässt die derzeitige „Satzung ge Religionsgemeinschaft „Deutsch- bandsorgan heftig zu kriseln. Der Lan-
über Ehrenauszeichnungen“ durchaus volk“, die später in „Bund für deutsche desverband Bremen hat sich aufgelöst
zu. hma ■ Gotterkenntnis (L)“ umbenannt wurde und der Landesvorstand in Nordrhein-
und von Hitler als Religionsgemein- Westfalen hat beschlossen, „den Bezug
Seminar des „Collegium schaft anerkannt wurde. Ludendorffs von „Soldat im Volk“ ab 1. Januar 2005
Frau Mathilde veröffentlichte zahlreiche für seinen Bereich einzustellen“. Nun
Humanum“ bieten die Bundesgeschäftsstelle des
Vlotho. Rund vierzig Perso- VdS und der Bundesvorsitzende Max
nen haben am Wochenende 28.- Klaar, zugleich Stiftungsrat der „Tradi-
30. Januar an einem Seminar tionsgemein-schaft Potsdamer Glocken-
zur „Entstehung und Bedeu- spiel“, allen bisherigen Beziehern in
tung des Christentums in NRW an, die Zeitschrift separat zu abon-
Mitteleuropa“ teilgenommen. nieren, damit der VdS nicht „noch mehr
Neben Horst Mahler (mit dem NPD – braunes Sammelbecken Schaden durch die momentane zeitgeisti-
originellen Titel: „Hat das für zerstrittene Rechte? ge Strömung hinnehmen muß“. Insge-
Christentum Macht über die heim scheint man in der VdS-Spitze
Germanen errungen, weil diese Nazis sehen Chance sich zu etablieren noch Hoffnung auf ein Ende der Eiszeit
so dumm sind, oder liegt im – Was ist zu tun! zu haben. So sei es dem VdS-Bundesvor-
Christentum eine Wahrheit, die sitzenden gelungen, „auf dem Wege der
Diskussion mit:
erst die Germanen begriffen ha- „leisen Diplomatie“ wenigstens „einen
ben?“) und dem ehemaligen Prof. Wolfgang Dreßen kleinen Hoffnungsschimmer in Richtung
Leiter der Arbeitsstelle
Schweizer Waldorf-Lehrer Neonazismus an der der Aufhebung des Kontaktverbotes zu
Bernhard Schaub („Das Chris- Fachhochschule Düsseldorf erreichen“, verlautete es von einer
tentum ist dadurch geadelt, dass Dr. Volker Külow Bundesvorstandssitzung im November
die Deutschen es erfasst ha- Mitglied des Sächsischen vergangenen Jahres. Autoren der Dezem-
Landtages und
ben“) war wiederum auch der Kulturpolitischer Sprecher ber-Ausgabe des „Soldat im Volk“ sind
frühere Vorsitzende der Natio- der PDS-Fraktion u.a. Generalmajor a.D. Gerd Schultze-
nalistischen Front, Meinolf Rhonhof, Referent u.a. bei diversen Bur-
Schönborn, anwesend und schenschaften und der „Deutschen Par-
spielte eine aktive Rolle. Ge- Samstag 19. Februar 2005 um 14.00 Uhr tei“ und Götz Eberbach, auch Autor in
meinsam mit einem „Kamera- Köln, Bürgerzentrum Alte Feuerwache der neofaschistischen Zeitschrift „Nation
den“ vertrieb er bei der Veran- Melchiorstr. 3, Kleines Forum und Europa“. Abgedruckt werden auch
Veranstalter: Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten
staltung Produkte seines „Z- in Zusammenarbeit mit dem Förderverein wieder einige Texte aus der „Jungen
Versandes“. Erwähnungswert Infos: Tel. 0221-21 16 58 Freiheit“. hma ■
Während Horst Teltschik, der Pressekonferenz des Aktionsbündnisses gegen die NATO-Sicherheitskonferenz
Veranstalter der sogenannten
41. Münchner Sicherheitskon-
ferenz vom 11. bis 13. Februar, mit
„Friedenswatte“
„höchster politischer Prominenz“ für durch Dialog“ und UN-Generalsekretär fahr wieder ins Bewusstsein der Bürger zu
das Treffen der Kriegsstrategen wirbt, Kofi Annan soll mit einer Friedensplaket- tragen und ein Diskussionsklima über
bereitet die Antikriegsbewegung sich te ausgezeichnet werden. Trotz dieser ge- Wege zum Frieden zu schaffen, warb We-
auf Proteste vor. änderten Außendarstellung gehe es um cker für eine von pazifistischen Gruppen
die Planung derzeitiger und zukünftiger organisierte Friedenskonferenz am 11.
Erstmals werden Bundeskanzler Gerhard Kriege, so Pflüger, der in diesem Zu- Februar und die Großdemonstration am
Schröder, Bundespräsident Horst Köhler sammenhang insbesondere an die jüng- folgenden Tag. Obwohl der Münchner
sowie der Generalsekretär der Vereinten sten Drohungen der US-Regierung gegen Oberbürgermeister Christian Ude die
Nationen Kofi Annan an der Tagung von den Iran erinnerte. städtische Unterstützung für die Friedens-
Verteidigungsministern, hochrangigen Die Proteste des Aktionsbündnisses konferenz davon abhängig machte, dass
Militärs und Rüstungslobbyisten teilneh- richteten sich ausdrücklich nicht gegen die DKP als Mitveranstalter sowie ein
men, hatte Teltschik angekündigt. Die UN-Generalsekretär Kofi Annan, erklärte Satz, der die Angriffskriege der Bundesre-
Gegner der Konferenz können dagegen Demo-Organisator Claus Schreer. Ver- gierung thematisierte, aus dem Aufruf ge-
auf die stolze Zahl von über 60 Organisa- schiedene Friedensorganisationen fordern strichen wurde, sieht Wecker in Ude
tionen von anarchistischen und kommu- Annan allerdings dazu auf, seine Zusage „durchaus einen Verbündeten“.
nistischen Gruppen über die PDS bis zu für die Teilnahme an der Konferenz zu- „Einmütig“ habe der Vorstand des Ver-
Pax Christi und dem Verdi-Bezirk Mün- rückzuziehen. „Im Ergebnis würde Ihre di-Bezirks München die Teilnahme der
chen verweisen, die sich im Aktionsbünd- Teilnahme an dieser Konferenz, sowohl Gewerkschaft an den Protesten gegen die
nis gegen die NATO-Sicherheitskonfe- von den Veranstaltern als auch in der Öf- Sicherheitskonferenz beschlossen, berich-
renz zusammengeschlossen haben. fentlichkeit, als Billigung der militär- und tete der stellvertretende Münchner Verdi-
Inzwischen bestimmten die Kritiker die machtpolitischen Ziele der NATO inter- Vorsitzende Ernst Antoni. Hochrüstung
Agenda der Sicherheitskonferenz, mut- pretiert werden“, heißt es in einem offe- und Kriege nach außen seien die andere
maßte der parteilose Abgeordnete der eu- nen Brief des Bündnisses „München ge- Seite der Medaille von Sozialabbau im In-
ropäischen Linksfraktion Tobias Pflüger gen Krieg“. land, so Antoni. Schließlich habe Bundes-
auf einer Pressekonferenz des Bündnisses Nach dem Abklingen der Proteste ge- verteidigungsminister Struck selber er-
am Montag 24. Januar in München. Telt- gen den Irak-Krieg käme man sich heute klärt, die Agenda 2010 würde auch dem
schik sei durch die Proteste der Friedens- als Kriegsgegner wieder wie ein „Außen- Verteidigungshaushalt mehr Raum geben.
bewegung in den vergangenen Jahren ge- seiter“ vor, beklagte sich Liedermacher Als Erfolg der Antikriegsbewegung be-
zwungen worden, die Kriegskonferenz in Konstantin Wecker, der bereits in den letz- zeichnete Pflüger die Ankündigung Do-
„Friedenswatte“ zu verhüllen. So steht ten Jahren gegen die Sicherheitskonferenz nald Rumsfelds, nicht wie in den Vorjah-
das Treffen unter dem Motto „Frieden auf die Straße ging. Es gelte die Kriegsge- ren an der Sicherheitskonferenz teilzu-