8
nachrichten g 3336 21.4.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
Inhalt:
Die schlagenden Verbindungen
des Hamburger Waffenrings . . 6
Gedenken in Buchenwald . . . . . 8
Der 8. Mai bleibt der Tag
der Befreiung. . . . . . . . . . . . . . 10
: meldungen, aktionen
nem Flugblatt des „Arbeitskreis für Völ-
kerverständigung“, dessen Vorsitzender
Frühlingsfest in Uelzen Geldstrafe wegen „rassistischer Äuße- Held ist, keinen Tatbestand der „Volks-
Uelzen. Am 1.Mai will das „Freund- rungen und Anstiftungen zum Ras- verhetzung“.
schafts- und Hilfswerk Ost“ (FhwO) ein sismus“ verurteilt worden war, sind der- Der Staatsanwalt hatte hingegen die
„Frühlingsfest“ in der Heide bei Uelzen zeit in etwa 40 bundesdeutschen Städten Verhängung einer Geldstrafe über 7500
durchführen. Eingeladen ist u.a. eine vertreten. Priorate gibt es bislang in Alt- Euro gefordert. Leserbriefe von Held
Volkstanzgruppe aus Poznan, dem frühe- ötting, Berlin, Bonn, Essen, Göffingen, fanden sich in der Vergangenheit nicht
ren Posen. Anmeldungen nimmt der Kleinwallstadt, München, Neustadt, nur im „Ostpreußenblatt“, sondern auch
langjährige Kommunalpolitiker der neo- Rheinhausen, Saarbrücken, Stuttgart, in der „Jungen Freiheit“ und der „Deut-
faschistischen NPD, Klaus Hoffmann Überlingen und Weihungszell. Die Zahl schen Nationalzeitung“ des DVU-Chefs
aus Bad Bevensen entgegen. Der ist Vor- ihrer Kirchen wächst. Neben Veranstal- Gerhard Frey.
sitzender des „Hilfswerks“ und verfügt tungen für Schüler und Studenten gibt es 2003 schrieb Held, der 30 Jahre lang
u.a. über gute Verbindungen zu den eigene Schulen und auch eine „Katholi- Offizier der Bundeswehr war, dort über
„Deutschen Freundeskreisen“ (DFK) in sche Jugendbewegung“ (KJB). Auch der seine Teilnahme am Pfingsttreffen der
Polen. Diese werden intensiv mit Geld Vorgänger des amtierenden Distriktobe- Gebirgsjäger. Im selben Jahr hielt Held
und Sachspenden unterstützt. Auch „ehe- rers der Bruderschaft, Markus Heggen- in Karlstein bei Bad Reichenhall die
malige Wehrmachtsangehörige“ in Polen berger, wurde von der „Jungen Freiheit“ Festrede bei der alljährlichen Gedenk-
gehören dazu. interviewt und referierte beim rechtslibe- feier für 12 französische Freiwillige der
Im vereinseigenen Mitteilungsblatt ralen „Cannstatter Kreis“. Im „Mittei- Waffen-SS, die 1945 dort erschossen
„Der Ostbote“ wurde in der Vergangen- lungsblatt“ der Priesterbruderschaft wird wurden. Unter den Teilnehmern befan-
heit auch schon für das Buch „Der Ver- offen Sympathie für den wegen einer den sich zahlreiche ehemalige SS-Leute.
treibungs-Hoocaust“ geworben. „Ein antisemitischen Rede aus der CDU aus- In einem Brief an das ZDF lobte Held
Buch, welches in jede deutschdenkende geschlossenen Bundestagsabgeordneten 2002 die Nachkriegspolitiker Adenauer
Familie gehört“, heißt es dazu im Kom- Martin Hohmann und den wegen seiner (CDU) und Schumacher (SPD) als „zwei
mentar. hma ■ schwulenfeindlichen Äußerungen kriti- große Deutsche mit Mut und Charakter“,
sierten EU-Parlamentarier Rocco Butti- weil sie „der Waffen-SS Gerechtigkeit
Rechte Brüder glione geäußert. Geworben wird auch für widerfahren lassen“ wollten. In einem
das Hohmann-Buch des „Junge Frei- Brief an den damaligen Bundespräsiden-
Stuttgart. Die Spekulationen um die heit“-Kolumnisten Fritz Schenk. Verbin- ten Johannes Rau, der 2001 auch in der
Wahl des nächsten Papstes reißen nicht dungen von Lefebvre-Anhängern zur ex- neofaschistischen Zeitschrift „Recht und
ab. Für einige Vatikan-Kenner gehört tremen Rechten gibt es auch in Frank- Wahrheit“ abgedruckt wurde, warf er
auch Kardinal Joseph Ratzinger zu den reich und Österreich. hma ■ diesem u.a. vor, sich der „Vergangen-
möglichen Kandidaten. Der gehörte bis- heitsbewältigung“, „der Zementierung
lang dem Kuratorium des rechtskonser- Hetze gegen Partisanen eines einseitigen deutschlandfeindlichen
vativen „Forum Deutscher Katholiken“ Geschichtsbildes“ zu widmen. „Wir
an, in dem u.a. „Vertriebenen“-Funktio- Hamburg/Traunstein. Die März-Aus- Deutsche“, so der Traunsteiner, „wün-
näre, „Paneuropäer“, „Lebensschützer“ gabe der „Preußischen Zeitung. Unab- schen uns einen Repräsen-tanten, der ge-
und Vertreter des rechten Randes der hängige Zeitung für Deutschland“, her- gen Lüge und Falschdarstellung unseres
Union sitzen. 40 bis 50 der etwa 115 ausgegeben vom Bundesvorstand der Geschichtsbildes in unparteiischer Weise
wahlberechtigten Kardinäle werden zu „Landsmannschaft Ostpreußen“, wartet einschreitet“. hma ■
den möglichen Unterstützern einer Kan- mit einem Beitrag des Bundeswehr-
didatur Ratzingers gerechnet. Eine ähn- Oberstleutnants a. D., Walter Held aus
lich hohe Zahl an Kardinälen zählt man Traunstein, auf. Unter der Überschrift
zur Anhängerschaft der einflussreichen „Der Partisan – ein liebenswertes We-
rechten Laienorganisation „Opus Dei“. sen?“ gibt Held seine Meinung zu einem
Mit „einem wirklich konservativen „von Ideologie, Zeitgeist und politischer
Papst“ rechnet Niklaus Pfluger, Kopf des Korrektheit geprägten Thema“ wieder.
deutschen Distrikts der rechtskonservati- Seiner Auffassung nach unterlagen die
ven „Priesterbruderschaft St. Pius X.“, „Freischärler / Partisanen“ in den von
bei der anstehenden Papst-Wahl hinge- den Nazis besetzten Gebieten nicht den
gen nicht. Geäußert hat er dies in einem Kriterien der „Haager Landkriegsord-
Interview mit der rechten Wochenzei- nung“ und waren demnach lediglich
tung „Junge Freiheit“. Zwar schätze man „Verbrecher, Banditen, Gesindel, Maro-
den „Kampf“ des verstorbenen Papstes deure, Meuchelmörder, Terroristen, die
für den „Schutz des ungeborenen Le- außerhalb der Gesetze standen“.
bens“ und dessen „Verdienste“ im Als „tumber Deutscher“ sei er daher
„Kampf gegen den Kommunismus“, der Meinung gewesen, dass der „durch-
aber für „überwunden“ hält man diesen weg anständig kämpfende Frontsoldat“
noch längst nicht. Auch die „Freimau- sich dagegen „mit harten Repressalien
rer“, gegen die die katholische Kirche habe wehren dürfen“. „Unappetitlich, ja
schon ab 1738 mit Kirchenstrafen vor- geradezu pervers“ werde es, wenn sich
ging, werden ins Visier genommen. „Der den heutigen Siegesfeiern der Alliierten
„Gedanke der Freimaurerei“, so Pfluger, des Zweiten Weltkrieges auch ehemalige
der bereit sei, „für den Zusammenschluß Partisanen hinzugesellten. Unter Otto
der Welt die Wahrheit des Glaubens auf- Schily sei eine „nationalmasochistische
zugeben“, sei „kein christlicher Gedan- Einstellung“ „Regierungsnorm“. Im
ke“. Die Anhänger des 1988 exkommu- März wurde der 70jährige Held vom Vor-
nizierten Traditionalisten, Erzbischof wurf der „Volksverhetzung“ freigespro-
München, 2. April 2005
Marcel Lefebvre, der 1991 zu einer chen. Ein Traunsteiner Richter sah in ei-
Um den Verlust der deutschen Jahren dafür zu sorgen, dass rechts der Syndikus der Universität verantworten.
Ostgebiete“ zu betrauern kommen Union kein Platz für eine Partei bleibt. 1961 gründete die Germania zusammen
am 22. April in Hamburg mehrere Deshalb gab er auch schon zweimal Inter- mit anderen Burschenschaften das inner-
hundert schlagende Verbindungsbrüder zu views in der völkischen JF, wo er u.a. be- verbandliche Rechts-Kartell Burschen-
einem sogenannten „Feierlichen Fest- hauptete, der Aufstand der Anständigen schaftliche Gemeinschaft. (siehe AIB Nr.
kommers“ zusammen. Als Kommers be- sei verantwortlich für die Zunahme neofa- 65 ) Die Wiederbelebung der völkischen
zeichnet der verbindungsstudentische schistischer Straftaten. Ideologie wird in offen NS-apologetischer
Sprachgebrauch eine festliche und reprä- Es ist also zu erwarten, dass sich am 22. Weise von der Germania gerechtfertigt.
sentative Form der Zusammenkunft, typi- April mehrere hundert Personen aus der Sie sei nötig, da „die totale Niederlage
scherweise anlässlich von Stiftungsfesten, Grauzone zwischen rechtem Rand der Deutschlands im Jahre 1945 (...) auch die
Stadt- oder Universitätsjubiläen. Union, Vertriebenen
Die Veranstaltung in den Mozartsälen und der extremen
ist deplatziert! Erst recht, da die Veranstal- Rechten in Hamburg
tung am Ort der Deportation von tausen- treffen werden. Ein
den von HamburgerInnen jüdischen Glau- Grund, den Hambur-
bens stattfindet. Doch voraussichtlich war ger Waffenring mal
das von den Veranstaltern noch nicht ein- genauer zu betrach-
mal als Provokation gedacht, spricht aller- ten.
dings für das jeglicher Verantwortung und Der Hamburger
jeglicher Zweifel „befreite“ Deutschland- Waffenring wurde
bildes dieser Kreise. 1951 als Zusammen-
Wie feiert man in waffenstudentischen schluss der schlagen-
Kreisen den achten Mai? Richtig, gar den Vorort-Verbin-
nicht. Denn für den Großteil der schlagen- dungen aus der
den Verbindungen ist dieses Datum nicht Deutschen Bur-
der Tag der Befreiung vom Faschismus, schenschaft (DB),
sondern verbunden mit dem Untergang dem Coburger Con-
des Deutschen Reiches, Schmach und Er- vent der Landsmann-
niedrigung, dem Verbot ihrer Verbände schaften und Turner-
zumindest in der DDR, und einem Bedeu- schaften (CC) und
tungsverlust bis heute. Hinzu kommt der dem Corps Irminsul
Verlust der ehemaligen deutschen Ostge- aus dem Weinheimer
biete, welche von vielen Korporationen Senioren-Convent
bis heute nicht als völkerrechtliche Tatsa- (WSC) gegründet. Diese treffen sich re- weltanschaulichen und politischen Ziel-
che und Konsequenz des mörderischen gelmäßig wechselnd auf ihren Häusern, und Wertvorstellungen, die früher selbst-
deutschen Vernichtungskrieges in Osteu- schlagen Pro-Patria-Mensuren, und ver- verständlich waren, völlig in Frage“ stel-
ropa akzeptiert wird. So ist es nur folge- anstalten auch größere Zusammenkünfte, le.
richtig, dass die im Hamburger Waffen- wie z.b. den Interkoporations-Workshops Vor diesem ideologischen Hintergrund
ring zusammengeschlossenen Verbindun- zur Elitebildung und Nachwuchsrekrutie- orientierte sich die Germania Anfang der
gen statt des achten Mai’s zwei Wochen rung unter dem Motto „Können ist gut – 70er Jahre an der NPD und es gab perso-
zuvor am 22. April einen „Feierlichen Kennen ist besser“. Gemeinsam ist den nelle Überschneidungen zu dem damali-
Festkommers – 750 Jahre Stadt Königs- Waffenstudenten eine patriarchalische, gen Hoffnungsträger der extremen Rech-
berg“ feiern wollen. Dass man hier revan- männerbündische Ideologie, die Frauen in ten. Mit dem Scheitern der NPD auf
chistischen Konzeptionen anhängt, wird den eigenen Reihen, sowie eine emanzi- Bundesebene wurde erst wieder Ende der
schon durch die bewusste Ignoranz des patorische Politik ablehnt; ein Hang zur 80er Jahre mit den Republikanern eine
heutigen Kaliningrad im Titel deutlich, Exklusivität, gepaart mit Elitedünkel und Partei attraktiv für die Verbindungsstu-
die „Preußische Allgemeine Zeitung“ als Protektionismus der eigenen Klientel; und denten. In den 90er Jahren wandte sich
Co-Veranstalter steht für entsprechende sehr häufig ein völkisches Nationenver- die Germania stärker der sog. Neuen
Inhalte. Sie hieß bis vor wenigen Jahren ständnis mit großdeutschen Ansprüchen Rechten zu. Der Hamburger Leserkreis
noch „Das Ostpreußenblatt“, wird von der und der Ablehnung von Nichtdeutschen der JF, der sog. Hamburger Kreis (HK)
aus öffentlichen Mitteln bezuschussten bis hin zum Rassismus – die Grenzen zur traf sich regelmäßig im Germanenhaus
Landsmannschaft Ostpreußen (LO) her- extremen Rechten sind bei einigen von ih- und lud namhafte Referenten der extre-
ausgegeben, und besitzt starke inhaltliche nen fließend: men Rechten zu Schulungen ein. Insbe-
und personelle Überschneidungen hin- ■ Burschenschaft Germania Hamburg sondere die radikale Entwicklung des
sichtlich der AutorInnen mit der rechtsex- (DB) Hamburger Leserkreises und seine Beob-
tremistischen Jungen Freiheit (JF). achtung durch den Hamburger Verfas-
Für rechte Inhalte wird auch der Fest- Die Germanen haben eine lange neofa- sungsschutz (VS) führte dazu, dass sich
redner des Königsberg-Kommerses, Jörg schistische Tradition und vertreten selbst die JF von ihrer braunen Subkultur for-
Schönbohm, Innenminister und stellver- in ihrem bundesweiten Dachverband eine mell trennte. Neben der nicht zu unter-
tretender Ministerpräsident von Branden- rechts-außen Position. Schon 1958 muss- schätzenden Ideologiebildung für neofa-
burg, sorgen. Der ehemalige General ge- te sich ein Mitglied dieser Burschenschaft schistische Kreise in Hamburg, gab es bei
hört dem Stahlhelm-Flügel der CDU an für eine nationalistisch-großdeutsche und der Germania in den 90er Jahren auch ei-
und versucht mit rechter Propaganda seit geschichtsrevisionistische Rede vor dem nen militant-neonazistischen Flügel.