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nachrichten g 3336 22.9.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
Anfang des Jahres wird das Sortiment von Bauwagenplätzen und „Bambule“
nun mit neuer Rune vertrieben, die der aus. Besonders bemerkenswert ist das
Verfassungsschutz als „unbedenklich“ Angebot der „Ultras St. Pauli“ an Flücht-
bezeichnet. Die Rednerin von Avanti - linge auf dem Aufnahmelagerschiff
Projekt undogmatische Linke erklärte in „Bibi Altona“. Bei Heimspielen laden
Ruf- und Sichtweite zu dem Laden in der die Ultras, die sich an der proletarischen
Talstraße 17 das strategische Vorhaben italienischen Fankultur orientieren und
von Kleidungsmarken wie Thor Steinar jede Kooperation mit der Polizei ableh-
damit, „vom traditionellen Skinheadlook nen, eine Gruppe von bis zu zehn Flücht-
rer Nähe zur Reeperbahn. Neben der wegzukommen und das ramponierte lingen zum gemeinsamen Besuch des
Heilsarmee, umgeben von schwulen Image der Naziszene aufzubessern.“ Spiels ein und setzen der gesellschaftli-
Bars und diversen Kneipen hat sich seit Das, was diese Marken so gefährlich ma- chen Isolation und Langeweile in den
Mai dieses Jahres ein kleines Ladenge- che, sei ihre starke Codierung, weshalb Unterkünften gelebte Solidarität entge-
schäft mit dem Namen „elite-style“ fest- die Klamotten für Außenstehende nur gen. Ganz toll auch die Initiative „U16“,
gesetzt. Der Naziladen, der Anfang Sep- schwer als Nazimarken zu erkennen die beim Auswärtsspiel gegen die Ama-
tember nach dem obersten germanischen sind. In der Stadienordnung des FC. St. teure von Hertha mit den unter 16-Jähri-
Kriegsgott und der „schönen“ Anführe- Pauli wird übrigens das Tragen von Thor gen (ohne Tabak und Alkohol) bereits
rin der Walküren in „Odin & Freya“ um- Steinar wie auch sexistische, rassistische um 6.15 Uhr in Hamburg losfahren, um
benannt wurde, verkauft Produkte rund und andere diskriminierenden Äußerun- das Holocaust-Mahnmal in Berlin zu be-
um die nordische Mythologie und ge- gen mit einem Stadionverbot geahndet. suchen.
waltverherrlichende Marken wie „Pro Von der Kritik an seinem Laden und Im November letzten Jahres weihte
Violence“ und „Sportfrei“. dessen Sortiment unbeeindruckt zeigen der FC St. Pauli, Fanclubs und die VVN-
In der rechten Hooliganszene, als auch sich die beiden Inhaber von „Odin & BdA eine Gedenktafel für die Opfer der
unter Neonazis besonders beliebt ist al- Freyer“. Deshalb, so Roger Hasenbein, Nazidiktatur im Millerntorstadion ein. In
lerdings die Marke „Thor Steinar“, wel- der Sprecher der Fanprojekte beim FC der Pressemitteilung hieß es, man wolle
che das Rechtsrockmagazin „RockNord“ St. Pauli, ist die Demonstration als Auf- mit dieser Aktion den Opfern der Nazi-
als „Bekleidungsartikel mit patriotischer takt und Signal zu verstehen, dass das diktatur gedenken, aber auch aktuell ein
Auslegung“ und „nordischer Attitüde“ „Bündnis gegen Naziläden“ weiter ge- deutliches Zeichen gegen Rassismus und
beschreibt. Im November 2004 erklärte fragt bleibt, bis der Laden für den rech- Diskriminierung setzen. „Der FC St.
das Landgericht Neuruppin das Tragen ten Lifestyle dicht macht. Eine gute Aus- Pauli und seine Fans engagieren sich seit
des Logos von Thor Steinar zu einem gangsbasis dafür liefert die Unterstüt- Ende der 80er Jahre gegen Rassismus
Straftatbestand, weil es in der Kombina- zung der Demonstration durch 200 na- und Diskriminierung im Fußball. Als
tion zweier Runen dem von der Füh- mentlich genannte Unterstützer, vor- einziger Verein in Deutschland hat der
rungsakademie der Hitlerjugend im Na- nehmlich Fangruppen und Gewerbetrei- FC St. Pauli eine dauerhafte Bande im
tionalsozialismus getragenen Symbol bende auf St. Pauli. Stadion mit dem Text ,Faschismus ist
zum Verwechseln ähnlich sieht. Daraus Nach den Zeiten der Hafenstraßensoli- keine Meinung sondern ein Verbrechen‘
resultierte eine bundesweite Beschlag- darität Anfang der 80er Jahre war es in installiert und sich am Fonds für die Ent-
nahmung des Warenbestandes. Nachdem den 90er Jahren um die linken Fanpro- schädigung der NS-Zwangsarbeiter be-
die Marke derart eingeführt ist, funktio- jekte vergleichsweise ruhig geworden. teiligt. Mit Errichtung der Gedenktafel
niert das Zurschaustellen rassistischer Seit geraumer Zeit aber ist wieder eine ist der FC St. Pauli wieder einmal der
und faschistischer Identität und Zugehö- stärkere Politisierung zu beobachten. erste Verein, der öffentlich und in seinem
rigkeit inzwischen auch ohne die sicht- Diese drückt sich in Demonstrationen Stadion den Verfolgten und Opfern der
bare Anlehnung an NS-Symbolik. Seit zur dritten Halbzeit zur Unterstützung Nazizeit gedenkt. Wolfram Siede ■