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nachrichten g 3336 9.2.2006 22. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
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Brendten-Feier vorverlegt
Das Bundesverteidigungsministe-
rium hält an der Unterstützung des
Kriegsverbrechertreffens der Ge-
birgstruppe der Wehrmacht fest. „Es gibt
keine neuen Erkenntnisse, die die Position
des BMVg in Frage stellen können.“ Mit
diesen Worten eines Sprechers des Streit-
kräfteführungsstabes hat sich der neue
Bundesminister der Verteidigung, Franz
Josef Jung (CDU), der Haltung seines
Vorgängers Peter Struck zum alljährlichen
Treffen der Gebirgstruppe angeschlossen.
In einer Erklärung von Überlebenden
des antifaschistischen Widerstandes und
der NS-Verfolgung, die diese an den Mi-
nister richteten und die dieser nun zurück- Naziaufmarsch auch in Lüneburg am 28. Januar 2006. Kapitän Blaubär und
weisen ließ, wird ausgeführt: „In Nürn- Hein Blöd zeigten deutlich, was sie davon hielten. Bericht S. 5
berg hat das höchste Gericht, das jemals
in der Geschichte tagte, das Nürnberger
Kriegsverbrechertribunal, für alle Zeiten
die Naziorganisationen und ihre Wieder-
Ein guter Tag für Stuttgart!
belebung, die Ehrung von Kriegsverbre-
Neonaziaufmarsch erfolgreich gestoppt
chern und Würdigung von Verbrechen ge- Als großen Erfolg für die demo- schismus widerspreche jeder christlichen
gen die Menschlichkeit verboten. Wäh- kratischen und antifaschisti- Überzeugung. Leni Breymaier, stellver-
rend die Tätigkeit des Nürnberger Tribu- schen Kräfte in Stuttgart, be- tretende Vorsitzende des DGB Baden
nals gewürdigt wurde, werden mit Hilfe wertete die VVN-Bund der Antifaschis- Württemberg bekräftigte die Haltung der
von Regierungs- und höchsten Komman- ten die erfolgreichen Gegenaktionen Gewerkschaften, Faschismus und Neofa-
dostellen in Mittenwald Kriegsverbrecher gegen den Aufmarsch von Neofaschis- schismus entschieden zurückzuweisen.
geehrt. Darunter ist sogar einer, der in ten am Samstag, den 28. Januar. Die Schaffung von sozialer Gerechtigkeit
Nürnberg im Folgeprozess gegen Generä- trage entscheidend dazu bei, den Parolen
le der Südfront verurteilt wurde und der Ca. 2000 Menschen aus Stuttgart und an- der Nazis den Boden zu entziehen.
lange Jahre Ehrenpräsident des Kamera- deren Städten Baden-Württembergs hat- Auf der anschließenden Demonstration
denkreises der Gebirgstruppe war: Gene- ten um 12.30 Uhr an der Kundgebung und zum Schlossplatz legten die Demonstran-
ral Hubert Lanz.“ Demonstration „Weiße Rose gegen brau- ten weiße Rosen an der Gedenktafel für
Ungeachtet auch der Tatsache, dass erst ne Gewalt“ teilgenommen. Zu Beginn rief den von den Nazis ermordeten ehemali-
im Sommer 2005 eine SS-Formation von die Journalistin und Autorin Beate Klars- gen württembergischen Staatsminister
Gebirgspolizisten, die an der Deportation feld aus Paris die Menschen in Deutsch- Eugen Bolz nieder. Am Schlossplatz wur-
und Ermordung der Athener Juden teil- land zu Zivilcourage gegen die faschisti- de dann die Kundgebung des Bündnisses
nahmen, nach Enthüllungen aus dem Ka- schen Ideologen auf, die heute noch ordnungsgemäß beendet. Dennoch zogen
meradenkreis ausgeschlossen werden Auschwitz leugnen und den Rassismus fast alle Demonstranten weiter, um ihren
musste, behauptet die Bundeswehrfüh- der Nazis rechtfertigen. Sie freue sich, Protest auch unmittelbar am Kundge-
rung, es gäbe keine „neuen Erkenntnisse“, dass dank des Engagements vieler Antifa- bungsort der Neofaschisten zum Aus-
und der Kameradenkreis ließ bekannt ge- schistinnen nirgendwo in Deutschland druck zu bringen und sich ihnen in den
ben, er habe keine gerichtlich Verurteilten Nazis unbehindert und ohne Protest auf- Weg zu stellen. Tatsächlich konnte der
in seinen Reihen. Zudem werde man das marschieren können. Werner Pfennig, der Aufmarsch von ca. 200 Neofaschisten
Treffen diesmal nicht zu Pfingsten, son- Vorsitzende der VVN-Bund der Antifa- schon wenige hundert Meter nach Beginn
dern bereits am 27./28. Mai in Mittenwald schisten bezeichnete es als nicht zu über- gegen 14.30 Uhr durch die Blockade der
durchführen. Im Aufruf der Antifaschisten bietenden Skandal, dass ausgerechnet das Bürgerinnen und Bürger gestoppt werden.
steht allerdings nicht, dass die Opfer des Bundesverfassungsgericht, das über die Angesichts der großen Zahl der Gegende-
Faschismus und jüngere Antifaschisten klaren antifaschistischen Bestimmungen monstranten verzichtete auch die Stuttgar-
nur zu Pfingsten demonstrieren können. des Grundgesetzes zu wachen hätte, den ter Polizei, die zunächst noch begonnen
Ulrich Sander, vvn-bdanrw@freenet.de ■ Nazis ihre Aufmärsche und damit die Ver- hatte, Gegendemonstranten in der Tübin-
breitung ihrer menschenverachtenden ger Straße einzukesseln, auf eine gewalt-
Ideologie erlaube. Harald Hellstern, der same Räumung des Demowegs der Nazis.
Aus dem Inhalt: Vorsitzende der katholischen Verbände in Die friedliche und gewaltfreie Blockade
Petition an den Landtag NRW . . 6 der Diözese Rottenburg Stuttgart, rief be- der großen Zahl von Nazigegnern, hat den
Warten auf den Zug – Gedenken sonders auch Christen und Kirchenge- faschistischen Aufmarsch erfolgreich ge-
an Deportationen . . . . . . . . . . . . . 7 meinden auf, verstärkt über Ideologie und stoppt.
Politik der Neofaschisten aufzuklären. Fa- VVN-BdA-Stuttgart ■
: meldungen, aktionen
den Nazis hochgeehrten „Mutter Ost-
preußens“ Agnes Miegel vor. Im glei-
chen Jahr bewirbt der Buchdienst der
neofaschistischen Zeitschrift „Nation
Deutsches Haus bei „Politische Kaffeetassen“ in und Europa“ eine CD mit dem Titel
Magdeburg Meerbusch „Verlorene Heimat“ auf der Frau Lim-
Magdeburg. Aktivisten der extremen Meerbusch/Borna. Der Meerbuscher mer von Massow deutsche Dichter rezi-
Rechten aus Hessen haben ein Mehrfa- Architekt Dr. Ludwig Limmer hatte im tiert. Eine „historische Einführung“ über
milienhaus mit 7 ha Land in der Nähe vergangenen Jahr für den Verein „Ge- die „Gebiete, die Deutschland und Öster-
von Magdeburg erworben. Dort sollen dächtnisstätte“ ein 10 500 qm umfassen- reich nach zwei Weltkriegen abtreten
künftig „junge deutsche Familien“ mit des Gelände in der Nähe von Borna ge- mußten“, gibt dort Walter Marinovic.
„mindestens zwei Kindern günstig woh- kauft. Der emeritierte Wiener Professor ist gern
nen und Land für den eigenen Bedarf“ Was ursprünglich als „Begegnungs- gesehener Redner bei verschiedenen
erhalten, wenn sie bereit sind, „unter An- stätte für Rußlanddeutsche“ angepriesen Kreisen der extremen Rechten und auch
leitung Gemüse, Kartoffeln und Obst wurde, entpuppt sich nun als Versuch, bei der neofaschistischen NPD. Schon
selbst anzubauen“. Die „Parteienregie- eine „Gedächtnisstätte“ für die deut- im März 2001 waren die beiden für einen
rungen“ der vergangenen Jahre hätten schen „Opfer des Zweiten Weltkrieges Vortrag unter dem Motto „Es war ein
die „Not in Deutschland“ verursacht, als durch Bomben, Verschleppung, Vertrei- Land.... Verlorene Heimat im deutschen
deren Folge Deutsche immer weniger bung und in Gefangenenlagern“ zu er- Gedicht“ im einschlägig rechten „Neuen
Kinder bekommen würden. „Damit das richten. Limmer selbst gehört dem Ver- Klub“ im „Haus der Heimat“ in Wien an-
deutsche Volk überleben kann, müßten ein seit über einem Jahr an. Mitgegrün- gekündigt worden.
alle Familien mindestens vier Kinder be- det wurde dieser von der – mittlerweile – Aber die Verbindungen der Frau Lim-
kommen“, heißt es in dem Aufruf, der in wegen Volksverhetzung verurteilten Ur- mer von Massow reichen noch weiter.
der aktuellen Ausgabe der „Stimme des sula Haverbeck-Wetzel, die für das ein- 1998/1999 bildete ihr „Institut für
Gewissens“ des „Collegium Humanum“ schlägige rechte „Collegium Humanum“ Sprachgestaltung“ in Zusammenarbeit
in Vlotho abgedruckt wurde. und den geschichtsrevisionistischen mit der Außenstelle Ratibor des „Insti-
Die Akteure suchen nun weitere Un- „Verein zur Rehabilitierung der wegen tuts für Auslandbeziehungen“ (IfA)
terstützer und Adressen von Familien mit Bestreitens des Holocaust Verfolgten“ sechs junge Frauen aus der deutschspra-
Kindern, „deren Väter arbeitslos sind aktiv ist. chigen Minderheit in Polen zu „Rund-
und denen man helfen sollte“. Als Kon- Im Hause Limmer, einer gutbetuchten funksprecherinnen“ aus. Zum Lehrinhalt
taktadresse werden S. & G. Godenau in Meerbuscher Familie, seien in der Ver- gehörte auch die Rezitation von Texten
Gilserberg und als Büroadresse Christa gangenheit „politische Gesprächsrun- deutscher Dichter. Diese Initiative förde-
Gernß aus Kassel angegeben. Siegfried den“ durchgeführt worden, „bei denen re „ganz dezidiert deutsche Schlesier bei
Godenau und Christa Gernß gehörten in u.a. Funktionäre der rechtsextremen der Erhaltung ihrer Sprache und Kultur“
den 90er Jahren dem Vorstand des Ver- „Jungen Landsmannschaft Ostpreußen“ und trage „damit zum Fortleben dieser
eins „Ostpreußenhilfe“ an. Der unter- (JLO) aufgetreten“ seien, weiß die Frak- alten deutschen Provinz“ bei, stellten da-
stützte bislang – wie auch diverse andere tion der „Die Linke.PDS“ im sächsi- mals übereinstimmend Dr. Antje Kleine-
extrem rechte Vereinigungen – Rußland- schen Landtag (8.12.05) zu berichten. wefers von der Adalbertus-Stiftung in
deutsche im Gebiet des ehemaligen Von Veranstaltungen unter dem Namen Krefeld und Erika Kip vom „Westdeut-
Nordostpreußens. Nun sollen künftig „Politische Kaffeetassen“ im Hause schen Rundfunk“ fest, so die „Kulturpo-
„junge deutsche Familien mit Kindern“ Limmer spricht die „TAZ“ in NRW. litische Korrespondenz“ (25.7.99) der
im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen. Über ein Treffen von Mitgliedern der Fa- „Stiftung Ostdeutscher Kulturrat“.
An die Gründung eines Vereins werde milie Limmer, darunter Gisela Limmer Im Eva-Kleinewefers-Haus in Nette-
gedacht, und „wenn alles klappt, sollen von Massow, im Hause des Solinger tal-Leutherheide, dem langjährigen Ta-
weitere Objekte folgen“. Godenau ge- Bauunternehmers Günter Kissel im Au- gungshaus der von dem 2001 verstorbe-
hörte in der Vergangenheit der revanchis- gust 2003, an dem neben Ursula Haver- nen Unternehmer und Alt-Nazi Paul
tischen „Gemeinschaft Deutscher Osten beck-Wetzel auch der vorbestrafte Neo- Kleinewefers inspirierten Krefelder Stif-
e.V“ (GDO) an, die sich als „staatstra- nazi Horst Mahler und der ehemalige tung, trat Gisela Limmer von Massow im
gender Zusammenschluß volks- und NS-Jagdflieger Hajo Herrmann, gern ge- November 2004 auf einer Veranstaltung
reichs-treuer Deutscher“ bezeichnet und sehener Referent bei der neofaschisti- unter dem Titel „Dichter beten – Lesung
die 1992 die „Ostpreußenhilfe“ aus der schen NPD und heute Anwalt des Verein mit Orgelmusik“ auf. Auch in der Ju-
Taufe hob. Zu Beginn mit dabei: der „Gedächtnisstätte“, teilgenommen hat- gendbildungsarbeit ist Frau Limmer von
1982 wegen Bildung einer terroristi- ten, schrieb die antifaschistische NRW- Massow in der Region nicht unbekannt.
schen Vereinigung zu 13 Jahren verur- Zeitung „LOTTA“ (15/2004). So fand 1994 im „Zeughaus“ der Stadt
teilte Neonazi Manfred Roeder. 1992 Gute Verbindungen unterhält die Fa- Neuss erstmalig ein von ihr ins Leben
wurde ein Text von Godenau über einen milie Limmer aber auch zu „Vertriebe- gerufener Jugendwettbewerb für gespro-
Besuch im „von den Russen besetzten nen“-Verbänden. chene Versdichtung statt, an dem 120
und verwalteten Teil Ostpreußens“ in der Im November 1999 zählten Gisela Kinder, Jugendliche und junge Erwach-
Zeitschrift „Die Bauernschaft“ des Alt- Limmer von Massow und Dr. L. Limmer sene aus zahlreichen Schulen teilnah-
Nazis Thies Christophersen abgedruckt. zu den Unterzeichnern eines Aufrufes men. Auch hier standen Texte von Dich-
Auch Büroleiterin Christa Gernß ist in der „Sudetendeutschen Landsmann- tern aus der „verlorenen Heimat“, aus
rechten Kreisen nicht unbekannt. 1997 schaft“ Düsseldorf gegen die sogenann- Pommern, Ostpreußen und Schlesien, im
gehörte sie dem Gründungsvorstand der ten „Benesch-Dekrete“, der in der BDV- Vordergrund. hma ■
Partei „Ab jetzt – Bündnis Für Deutsch- Zeitung „Deutsche Umschau“ ganzseitig
land“ an, die von Anhängern der revan- als Anzeige veröffentlicht wurde. Im „Wollt Ihr keine Demo hier –
chistischen Kleinpartei „Bund für Ge- Juni 2002 trug die aus Pommern stam-
samtdeutschland“ und dem Siegburger mende Sprachpädagogin Gisela Limmer setzt die Nazis vor die Tür!“
Helmut Fleck, zuvor beim extrem rech- von Massow auf dem „Deutschlandtref- und: „Auch wenn Sie’s nicht vermuten –
ten „Aufbruch 94“, gegründet wurde. fen“ der Landsmannschaft Ostpreußen wir sind die Guten!“ – das waren zwei
hma ■ „Gedichte und Balladen“ der schon von Beispiele von vielen Sprechchören, die
am 28.1. durch den Butzbacher Stadtteil ten“ detailliert geschildert und aus ver- tiert. Darauf verständigten sich in einem
Hoch-Weisel hallten. Eine Demonstrati- schiedenen Blickwinkeln in die größeren ersten Treffen rund zwei Dutzend Vertre-
on von etwa 350 Antifaschistinnen und historischen und politischen Zusammen- ter antifaschistischer Organisationen,
Antifaschisten zog durch den kleinen hänge eingeordnet. Zwei Zwischenkund- Gewerkschafter und Einzelpersonen.
Ort, in dem seit etwa einem Jahr eine der gebungen fanden in jeweils nur 25 Me- Auch der Ehrenfelder Bezirksbürger-
aktivsten Nazi-Kameradschaften Hes- tern Abstand zum „Nationalen Zentrum“ meister nahm daran teil. Die Versamm-
sens, die „Freien Nationalisten Rhein- der Butzbacher Nazis statt. lung beschloss, das Bündnis „Köln stellt
Main“ ihr Zentrum in der Langgase 16 Die Demonstration verlief ohne jegli- sich quer“ neu zu formieren und mög-
aufgeschlagen haben. Gegen sie ermittelt chen Zwischenfall, sieht man von dem lichst viele Menschen in Ehrenfeld und
derzeit die Staatsanwaltschaft wegen des Versuch zweier jugendlicher Hoch-Wei- Porz gegen den Naziaufmarsch zu mobi-
Verdachts der Bildung einer kriminellen seler ab, den Zug mit dem Hitlergruß zu lisieren, der unter der Losung „Multikul-
Vereinigung. provozieren, was ihnen aber nicht ge- tur abschaffen! Moscheebau stoppen!“
An der Demonstration beteiligten sich lang. Ihre Personalien wurden von der stattfinden soll. Unterstützt wird die Ak-
Landrat Rolf Gnadl (SPD), mehrere Polizei festgestellt. Es herrschte eine au- tion vor allem von Kameradschaften aus
Kreistagsabgeordnete der Grünen, der ßerordentlich gute Stimmung - entschie- NRW, aber auch aus Holland und Berlin,
Vorsitzende der DGB-Region Wetterau, den, kämpferisch, fröhlich. sowie der NPD Köln. Das geht aus An-
Arno Enzmann, eine vielköpfige Delega- Die Kundgebung endete mit der An- kündigungen auf der Website des Akti-
tion der Butzbacher SPD, Menschen aus kündigung, Aktionen dieser und anderer onsbüros Westdeutschland hervor.
einer großen Zahl unterschiedlicher anti- Art solange fortzusetzen, bis das „Natio- Außer den Protestaktionen soll am 20.
faschistischer Initiativen in Hessen (da- nale Zentrum“ in Butzbach Hoch-Weisel Februar in Ehrenfeld eine Informations-
runter auch die Anti-Nazi-Koordination ein für alle Mal dicht gemacht ist – wo- veranstaltung zum Thema Neonazismus
Frankfurt), eine ganze Zahl Butzbacher rauf sich jede/r ganz sicher verlassen stattfinden, ebenfalls in Porz am 2.3..
Bürgerinnen und Bürger und auch einige kann! Auch dort werden Protestaktionen ge-
Familien aus Hoch-Weisel. Eine Vertre- Pressemitteilung Anti-Nazi- plant. Ein Aufruf ist in Vorbereitung, mit
terin der IG Metall Frankfurt verlas unter Koordination Frankfurt, 28.1.06 ■ dem in der Öffentlichkeit zur Teilnahme
anderem ein Grußwort des Vorsitzenden an den Veranstaltungen und zu Spenden
des DGB Mittelhessen, Ernst Richter. Neonazis stoppen! zur Deckung der Kosten geworben wer-
Vermißt wurde Bürgermeister Oswin den soll. Auf ihrer Sitzung am 30.1. ver-
Veith (CDU), der sich noch vorgestern in Köln. Mit einer Kundgebung auf dem abschiedete die Bezirksvertretung Eh-
der „Wetterauer Zeitung“ einen friedli- Neptunplatz und einer Mahnwache in renfeld eine Protestresolution gegen den
chen Verlauf der heutigen Demonstration der Bartholomäus-Schink-Straße wird Naziaufmarsch. Infos unter: www.koeln-
gewünscht hatte. am 4. März in Köln-Ehrenfeld gegen stelltsichquer.de.vu
In einer Reihe von Redebeiträgen wur- eine neuerliche Provokation der neona- Bündnis Köln stellt sich quer
de das Treiben der „Freien Nationalis- zistischen „Kameradschaften“ protes- email: koelnstelltsichquer@yahoo.de ■
Im Wortlaut:
gefordert“ seien „unter engen gesetzli- mit ihren Ur-
Petition an den Landtag chen Voraussetzungen möglich.“ teilen gegen
von Nordrhein-Westfalen Wir richten an Sie die folgende Petiti- die Neonazis
on: Verbieten Sie die nordrhein-westfä- gewandt.
Unsere Vereinigung, die VVN- lischen „freien“ nazistischen Kamerad- Ihre Recht-
BdA/Bund der Antifaschisten, die in schaften, denn es liegen verbotsfähige sprechung
Düsseldorf 1946 von den überlebenden Strukturen im Sinne des Vereinsgesetzes sollte endlich
Opfern des Faschismus und von Wider- und des Grundgesetzes vor. Außerdem in NRW vol-
standskämpferinnen und -kämpfern ge- wird gegen das Verbot von Nachfolgeor- le Gültigkeit
gründet wurde, stellt immer wieder und ganisationen laufend verstoßen. erhalten.
nun erst recht im Zusammenhang mit Wir möchten daran erinnern: Diese 2. Nach-
neuen Naziaufmärschen in NRW die Kameradschaften üben Gewalt, Mord dem die
Frage, warum völkerrechtlich geächtete und Terror gegen Ausländer und Antifa- SPD-Land-
und verbotene Organisationen und ihre schisten aus, und am Ostermontag 2005 tagsfraktion
Nachfolger überhaupt das Demonstrati- kam es in Dortmund erneut zu einer von NRW ein gesetzliches Verbot von
onsrecht in Anspruch nehmen dürfen. Mordtat eines Täters aus den Reihen der Versammlungen und Aufzügen von
Denn nicht nur die Bestimmungen von Kameradschaften. Dennoch unterblieb Rechtsextremen an Gedenkstätten in
1945/46 sowie das Grundgesetz Artikel bisher ein Vorgehen – oder wenigstens Nordrhein-Westfalen initiiert hat, bitten
139, sondern auch die Organisationsver- ein Demonstrationsverbot – gegen diese wir darum, im ganzen Land das Verbot
bote gegen Neonazis aus den 90er Jah- Organisationen seitens der Behörden. von NS-Aufmärschenzu verfügen. In
ren sind einzuhalten und gegen die Wir bitten Sie, in Ihrer Parlamentsar- Berlin wurde am 8. Mai per Gesetz wie
„freien Kameradschaften“ u.ä. anzu- beit mit uns auch für folgendes einzutre- auch per Bürgerprotest verhindert, dass
wenden, meinen wir. Deshalb schrieben ten: Neonazis in die Nähe von Holocaust-
wir wiederholt an die verantwortliche 1. Durchsetzung des Prinzips „Eine denkmal und Brandenburger Tor kamen.
Landesregierung. rechtsextremistische Ideologie lässt sich Wir meinen: Es geht nicht nur darum,
Ministerpräsident und Innenminister auch nicht mit den Mitteln des Demons- den Nazis und der NPD das Branden-
der neuen Regierung in Düsseldorf lie- trationsrechts legitimieren“, (Beschluss burger Tor zu verschließen, es geht auch
ßen uns nun u.a. wissen: des höchsten Gerichts von Nordrhein- darum, ihnen überall Tür und Tor zu
„Für Ihre Ermutigungen im demokra- Westfalen, OVG NRW, Az 5 B B versperren, an jedem Ort, auch in NRW.
tischen Bestreben, die Lehren aus der 585/01). Damit wird zur Wiederherstel- 3. Beendigung der Verfolgung von
Zeit des Nationalsozialismus zu beher- lung des Verfassungsprinzips des Arti- Antifaschisten und Demokraten, denen
zigen und den Rechtsextremismus zu kels 139 GG beigetragen, das die „Störung“ von Naziaufmärschen vorge-
bekämpfen, danke ich Ihnen.“ Weiter 1945/46 geschaffenen Bestimmungen worfen wird, während doch solche Pro-
hieß es: zur Zerschlagung von NS-Organisatio- teste nach den Aufrufen zum „Aufstand
„Vereinsverbotsverfahren gegen poli- nen auch für das Heute verbindlich re- der Anständigen“ dringend geboten wa-
tische Gruppierungen, wie von Ihnen gelt. Höchste NRW-Richter haben sich ren.