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nachrichten g 3336 21.9.2006 22. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
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Berlin. Auch im Juli wurden bundes-
weit wieder viele rechtsextreme Straf-
taten registriert: 1048, darunter 50 Ge-
walttaten. Das geht aus der Antwort der
Bundesregierung auf die monatliche
Anfrage der Abgeordneten Petra Pau
hervor. „Die ausgewiesenen Zahlen er- Dortmund, 2.9.06
innern daran: Rechtsextremismus, Ras-
sismus und Antisemitismus kennen we-
der ein parlamentarisches Sommerloch, „Es ist eingetreten, wovor Antifa-
noch scheren sie sich um haushaltspoli-
tische Finessen. Sie grassieren perma- schisten seit langem gewarnt hatten“
nent, bundesweit. Die Fälle rechtsex- 6 Sitze im Schweriner Landtag für die NPD, auch in fünf Berliner Bezirks-
trem motivierter Straf- und Gewalttaten verordnetenversammlungen sitzen jetzt Neonazis
nehmen zu und zugleich entlässt die
große Bundes-Koaltiion kompetente Schockiert von dem Wahlergebnis die Ergebnisse teilweise deutlich höher, in
Initiativen dagegen – Initiativen für De- der NPD in Mecklenburg-Vor- sieben Gemeinden Mecklenburgs wurde
mokratie und Toleranz – ins Nichts. pommern versammelten sich in die NPD stärkste Partei: in Postlow (38,2
Das ist widersinnig,“ so Petra Pau. Greifswald am Wahlabend Menschen %), Blesewitz (32,2 %), Bargischow (31,6
Zwar fördert das Bundesfamilienmi- spontan zu einer Demonstration. „Eine %), Neuenkirchen (30,15 %), Groß
nisterium weiter jährlich mit 19 Millio- Nazipartei im Landtag. Das ist eine nicht Krams (26,3 %), Wilhelmsburg (27,4 %)
nen Euro die Arbeit gegen Fremden- zu ertragende Meldung gewesen. Da müs- und Pulow (21,5 %). Aber auch in Klein-
feindlichkeit und Rechtsextremismus, sen wir ja wohl was tun!“ So einer der und Mittelstädten wie Anklam (15,6 %)
krempelt aber die bestehende Struktur Teilnehmer. Allerdings – wer die Hoch- und Ueckermünde (18,2 %) liegen die Er-
um und löst die bisherige Anlaufstelle rechnungen der letzten Wochen verfolgt gebnisse über dem Landesdurchschnitt.
für Projekte gegen Rechts auf. Stattdes- hatte, konnte nicht völlig überrascht sein. Die Zahlen zeigen, die NPD hat sich re-
sen wird ein neues Programm „Jugend Die Vorhersagen für das Abschneiden der gional etablieren können. Das sind nicht
für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ NPD lagen bei 6 bis 7 Prozent, 7,3 Pro- „nur“ Proteststimmen, die die allgemeine
aufgelegt. zent und 6 Sitze im Landtag, so nun das Wahlverdrossenheit zeigen, sondern hier
„Betroffen sind davon u.a. Projekte Endergebnis. 59.674 Wählerinnen und auf Ortsebene kennt man sich und weiß
wie die „Mobile Beratung gegen Wähler haben die neofaschistische Partei ziemlich genau, wen man da wählt. Vor
Rechtsextremismus“ oder die „Bera- gewählt, schwerpunktmäßig männliche allem für die Jungen ist Rechtsaußensein
tung für Opfer rechtsextremer Gewalt“. Erst- und Jungwähler, wie es laut ARD- ein Stück Lebenskultur geworden.
Sie werden virtuell gesichert, real aber Wahlanalyse am Sonntagabend hieß. Auch Berlin kann nicht wirklich er-
zerschlagen. Eine gefährliche Täu- Dabei sind die 7,3 % landesweit nur die leichtert sein. Zwar reichten der NPD die
schung.“ heißt es in der Pressemittei- Spitze des Eisbergs. Auf Ortsebene liegen 2,6 % zwar nicht zum Einzug ins Abge-
lung der Abgeordneten.
Die Projekte müssen nun Mitarbei-
tern kündigen, die eingearbeitet sind
und eigentlich dringend gebraucht wer-
den, weil sie nicht wissen, ob ihre Ar-
beit weiter finanziert wird. Denn das
neue Programm setzt andere Schwer-
punkte: Die Mittel sollen vor allem an
lokale Aktionen gehen, für die jeweils
die Kommunen Anträge an den Bund
stellen müssen.
Quelle: PM Petra Pau,
FR v. 13.9.06 ■