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nachrichten g 3336 14.6.2007 23. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
Proteste
gegen den
G8-Gipfel –
trotz Ab-
schottung
und Repres-
sionen schon
im Vorfeld
fanden viele
phantasie-
volle Aktio-
www.arbeiterfotografie.com
nen statt.
Eindrücke,
Kommentare
zum Gipfel
Seite 6 - 8
Rotee
ßen ließ, Bezirksbür- bei einer Vergröße- politische Katastrophe. Dass sie auf ihrer
germeister Wirges als rung der Moschee Internetseite später das Vorgehen der
Nazi zu bezeichnen, noch mehr zuneh- Saalordner mit dem Terror der SA vergli-
Kart
was ihm nicht nur men. Die Verwal- chen, half da auch nichts mehr – im Ge-
ebenfalls einen Saal- tung, prominent ver- genteil. Wahrscheinlich bringt ihnen die-
verweis einbrachte, treten durch Baude- ser Vergleich noch eine zusätzliche Straf-
sondern auch eine
Strafanzeige nach sich
egen zernent Streitberger,
musste einräumen,
anzeige ein.
Bereits im Vorfeld der Anhörung hat-
zog. Markus Beisicht,
von Beruf Rechtsan-
g für dieses Problem
derzeit noch nach ei-
ten die Rassisten für den 16. Juni einen
Schweigemarsch durch Ehrenfeld ange-
walt, konnte nur ver- ner Lösung zu su- kündigt, der von der Moschee zum Be-
Rassismus
zweifelt dasitzen – um chen. Überraschend zirksrathaus führen sollte. Wie aus gut
das schlimmste zu ver- viele Anwesende lob- unterrichteten Kreisen verlautet, wird die
hindern, war es zu ten den Entwurf des Provokation weder am geplanten Ort be-
spät. Architekten, der in ginnen noch enden. Allerdings wird die
Nachdem Wirges Kundgebung und Demonstration der Tat ein architek- Sache dadurch nicht besser. Um gegen
auf diese Weise bewie- Samstag, 16. Juni 2007, tonischer Glanzpunkt die geplante Provokation zu protestieren,
ab 11 Uhr, Neptunplatz, Köln Ehrenfeld
sen hatte, dass es kei- im baulich nicht allzu findet am 16.6. ab 11.00 Uhr auf dem
nen Sinn hat, die Ras- verwöhnten Ehren- Neptunplatz eine antifaschistische Kund-
sisten zu ignorieren, sondern dass man feld zu werden verspricht. Beeindru- gebung statt, zu der ein breites Bündnis
sie bekämpfen muss, um Erfolg zu ha- ckend war ein Beitrag eines jungen Man- von Organisationen und Einzelpersonen
ben, blieben diese während der Anhö- nes, der, in Deutschland geboren und aufruft. Mit dieser Veranstaltung, der
rung verhältnismäßig zahm. Pogrom- zeitweise in Istanbul aufgewachsen, da- sich eine Demonstration zum Mahnmal
stimmung unter ihnen kam nur noch sel- rauf hinwies, endlich bekämen Muslime an der Bartholomäus-Schink-Straße an-
ten auf, z.B. als eine junge Frau mit ein würdiges Gotteshaus und müssten schließen wird, soll den Rechten gezeigt
Kopftuch und deutschem Pass berichtete, nicht mehr in Hinterhöfen und alten Fa- werden, dass sie mit ihrer rassistischen
sie sei Deutsche. „Niemals!“ tobte der brikhallen beten. Dem Bauherrn DITIB Hetze in Ehrenfeld unerwünscht sind. Ob
verbliebene pro Köln-Rest. In diesem empfahl er, die Moschee möglichst zu eine solche Kundgebung ausreichen
Moment konnte man fühlen, wie der öffnen – Angst hätten die Menschen vor wird, ihnen das deutlich zu machen, darf
Abend verlaufen wäre, wären die Rech- dem, was ihnen unbekannt sei. Die weni- allerdings bezweifelt werden. tri ■
Berlin. Nach dem Verbot der für den 2. Juni angekündigten NPD-De- Schwerin unterwegs waren, versammelten sich in Oranienburg. In Wit-
monstration in Schwerin zum G8-Gipfel haben am Wochenende Neo- tenberge kamen 200 Rechte zusammen, die ursprünglich ebenfalls
nazis in mehreren norddeutschen Städten unangemeldet demonstriert. nach Schwerin unterwegs waren. Ungenehmigte Demonstrationen von
Unter anderem gelang es hunderten Rechtsextremen, am Sonnabend- Rechtsextremen gab es auch in Lauenburg (Schleswig-Holstein) und Lü-
vormittag, durch das Brandenburger Tor in Berlin zu ziehen. Sie hielten neburg (Niedersachsen). NPD-Generalsekretär, Peter Marx kündigte
NPD-Fahnen und ein Transparent mit der Aufschrift „Deutschland den weitere Proteste an. Nach seinen Worten waren rund 2 500 Anhänger
Deutschen“ hoch. Wachschüt- seiner Partei an 16 verschie-
zer an der Baustelle der neuen
US-Botschaft alarmierten die
Neonazis marschierten durchs denen Aktionen beteiligt.
Die NPD feiert auf ihren In-
Polizei. Angerückte Beamte
wurden von den Demonstran-
Brandenburger Tor ternet-Seite ihren Überra-
schungscoup. Zusätzlich zu
ten zur Seite geschoben. Die Neonazis, unter anderem aus Bayern und den „150 Nationalisten“ am Brandenburger Tor hätten 70 Mitstreiter
Thüringen, waren mit Bussen nach Schwerin unterwegs, als sie auf hal- vor dem Reichstag demonstriert. Mit dieser spontanen Aktion habe man
ber Strecke die Nachricht vom gerichtlichen Demoverbot in Schwerin er- dem Innensenator gezeigt, was Versammlungsrecht sei. Körting hält
hielten. Sie entschlossen sich daraufhin, zu einer Änderung der Reise- nicht zuletzt deshalb weiterhin an seiner Forderung nach einem Verbot
route und der unangemeldeten Demo. Als bereits zwei Gruppen Rechts- der Partei fest.
extremer durch das Tor gezogen waren, hatte die Polizei rund 250 Be- Das Brandenburger Tor ist seit langem Zielpunkt für rechtsextreme De-
amte zusammen und konnte eine dritte Gruppe stoppen. Dabei kam es monstrationen. Dort hatten die Nationalsozialisten schon am 30.Januar
zu Rangeleien mit den Demonstranten. 13 NPD-Anhänger wurden fest- 1933 zur Machtergreifung der NSDAP Fackelzüge veranstaltet.
genommen. Die NPD versucht immer wieder, dort zu marschieren. Innensenator Kör-
Zu mehreren Demonstrationen von NPD-Anhängern kam es am Sonn- ting und seiner Versammlungsbehörde war es zuletzt aber immer gelun-
abend auch in Brandenburg. Nachdem der Eilantrag zu einer Kundge- gen, die Rechtsextremen vom Tor fernzuhalten und ihnen andere Orte
bung in der Stadt Brandenburg/Havel gescheitert war, liefen am Sonn- anzubieten.
abend in Potsdam rund 60 Angehörige der rechten Szene vom Haupt- Auszüge aus einem Bericht der
bahnhof Richtung Innenstadt. Rund 80 Personen, die mit Bussen nach Berliner Zeitung vom 4.6.2007 ■