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:antifaschistische Nr.

12
nachrichten g 3336 14.6.2007 23. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

Proteste
gegen den
G8-Gipfel –
trotz Ab-
schottung
und Repres-
sionen schon
im Vorfeld
fanden viele
phantasie-
volle Aktio-
www.arbeiterfotografie.com

nen statt.

Eindrücke,
Kommentare
zum Gipfel
Seite 6 - 8

Niederlage der Moscheegegner bei der


Bürgeranhörung – „pro Köln“plant Demo
Köln. So hatten sie sich die Sa- jährigen Publizisten Ralph Giordano, der Rang und Namen haben, schon lange vor
che mit Sicherheit nicht gedacht: aus rassistischen Gründen von den Nazis dem Einlass um 19.00 Uhr, zu sehen und
Die Bürgeranhörung, die am 29. verfolgt wurde und wegen seiner Kritik gaben der stark vertretenen Presse im
Mai in der mehr als 700 Menschen fas- an der nicht erfolgten Aufarbeitung des Vorgefühl ihres Triumphes Interviews.
senden und bis auf den letzten Platz ge- Faschismus in der Bundesrepublik und Manfred Rouhs, Markus Beisicht, Judith
füllten Aula des Gymnasiums Kreuz- den zunehmenden Rechtstendenzen vie- Wolter, Regina Wilden – der größte Teil
gasse stattfand, wurde zu einer Nie- len Menschen als Linker galt, schienen ihrer Ratsfraktion war vertreten und in
derlage für die extrem rechte „Bürger- sie einen Kronzeugen gegen angebliche hohem Maße aggressiv.
bewegung“ pro Köln, die Manfred Islamisierungstendenzen der deutschen Diese, vor Beginn der Veranstaltung
Rouhs und Konsorten lange nicht ver- Gesellschaft gefunden zu haben. offenbar nur mühsam unterdrückte Ag-
gessen werden. Und dabei schien vie- Zwar distanzierte Giordano sich von gressivität, brach sich fast unaufhaltsam
les für einen Triumph der Rechten an den Rechten mit starken Worten (die er Bahn, nachdem der Ehrenfelder Bezirks-
diesem Abend zu sprechen... dann aus juristischen Gründen nicht wie- bürgermeister Josef Wirges die gesetz-
derholen, aber auch nicht zurücknehmen lich vorgeschriebene und rechtlich pein-
Nachdem mit Ausnahme der Ehrenfel- wollte), aber seine Islamphobien waren lich genau geregelte Bürgeranhörung, er-
der CDU alle bürgerlichen und linken nun einmal in der Welt und wurden ent- öffnet hatte. Schon bei den einführenden
Parteien, die Stadtspitze, beide großen sprechend benutzt. Wundern sollte Gior- Worten der Kölner Dezernentin Marlies
Kirchen, die Gewerkschaften und ne- dano diese Tatsache nicht, denn, wie der Bredehorst, die u.a. für Fragen der Inte-
ben vielen anderen gesellschaftlichen Volksmund weiß, bekommt, wer gegen gration von Migrant(inn)en zuständig ist,
Gruppen auch die Kölner Presse sich den Wind pinkelt, nasse Hosen. sprach blanker rassistischer Hass aus ih-
lange Zeit einig darüber waren, den Nach Giordanos Ausfällen durfte von ren wütenden Zwischenrufen. Wirges Er-
Bau der Ehrenfelder Moschee durch guten Bürgern, die sich vehement dage- mahnungen schienen die Rechten in kei-
DITIB zu unterstützen, scherte die gen verwahren würden, Rechte zu sein, ner Weise zu interessieren – sie wollten
„vierte Gewalt“ aus dem Hause M. Du- endlich einmal all das gesagt bzw. als die Anhörung umfunktionieren oder
Mont Schauberg kurz vor der Bürger- Leserbrief geschrieben und veröffent- sprengen – auch gegen den Protest der
anhörung auf einmal aus. Mit dem 84- licht werden, was bisher als Originalton übergroßen Mehrheit der Anwesenden.
pro Köln gegolten hatte. Beste Voraus- Ratsfrau Regina Wilden, deren Exzentri-
setzungen also für die offenen Rassisten, zität allgemein bekannt ist, brachte dann
am 29. Mai in Ehrenfeld zu punkten. das Fass zum Überlaufen: Voller Wut da-
Inhalt: Und so waren denn auch viele von de- rüber, dass sie als Mitglied des Rates
Kriegsverbrecher endlich ihrer nen, die bei pro Köln und der „Anwoh- kein Rederecht hatte, schrie sie so lange
Strafe zuführen . . . . . . . . . . . . . . . 5 nerinitiative“ gegen den geplanten Neu- vor dem Podium herum, bis der Ver-
Frankreich vor den bau der Moschee (deren Sprecherin Vor- sammlungsleiter sie des Saales verwies.
Parlamentswahlen . . . . . . . . . . . . 9 standsmitglied des vom Verfassungs- weiter Seite 3
schutz beobachteten Rouhs-Vereins ist)
: meldungen, aktionen
„Rütli-Feier“ abgesagt
Schweiz/Rütli. Die Rütli-Kommission
hat beschlossen, die für den 1. August
„Kriegserklärung an den den erreichte. Finanziell abgesichert war geplante „Rütli-Feier“ im Rahmen des
Westen“ Treml-Eggert als der Zentralverlag der Nationalfeiertages in diesem Jahr nicht
Schweiz. „Die Muslimfeindschaft ist im NSDAP, Franz Eher Nachf., die bis da- durchzuführen. Die Kommission habe
vergangenen Jahr zum zentralen und po- hin von ihr erschienenen Bücher über- einen zu großen Aufwand befürchtet, um
litisch erfolgreich bewirtschafteten The- nahm und neu auflegte. Für Bürgermeis- Neonazis von der Teilnahme an der Feier
ma der Diskriminierungswilligen in der ter Heinz Petterich von den „Freien abzuhalten, nachdem der Bundesrat in
Schweiz geworden“, schrieben unlängst Wählern“ sind dies alles keine Gründe, Bern es abgelehnt hatte, sich an diesen
die „Gesellschaft Minderheiten in der die gegen eine Ehrung sprechen: „Wir Kosten zu beteiligen. Im vergangenen
Schweiz“ und die „Stiftung gegen Ras- stehen zu unserer Heimatdichterin“. Jahr war es mit rigorosen Bedingungen –
sismus und Antisemitismus“ in der Aus- hma ■ Zutritt nur mit Ticket und Ausweis – und
gabe 2006 ihres alljährlich erscheinen- einem riesigen Polizeiaufgebot gelun-
den Berichts über „Rassismus in der Prozess gegen Bärthel gen, die Neonazis (bis auf wenige Aus-
Schweiz“. Tatsächlich hat die rechte nahmen) von der „Rütli-Feier“ abzuhal-
Hatz gegen Muslime in der Schweiz eine Gera/Ronneburg. Voraussichtlich am 19. ten. Dafür versuchten 150 – 200 Neona-
neue Stufe erreicht. Dort hat sich kürz- und 24.Juli muss sich Christian Bärthel zis die Rede eines SVP-Politikers auf
lich eine landesweite Initiative „Gegen aus Ronneburg vor der Staatsschutzkam- Schloß Lenzburg zu stören und mar-
den Bau von Minaretten“ konstituiert, mer des Landgerichts Gera verantwor- schierten anschließend durch Uster.
die mittels einer Volksabstimmung den ten. Der „nationale Aktivist“ muss sich hma ■
„politisch-religiösen Anspruch des Is- wegen des Vorwurfs der Volksverhet-
lam“ zurückweisen will. Anders als in zung, Verunglimpfung des Staates und „GfP“-Jahreskongress in
Deutschland, wo rassistisch motivierte seiner Symbole sowie Beleidigung ver-
„Anwohner-“ oder „Bürgerinitiativen“ antworten. Bärthel steht u.a. im Ver- der Rhön
gleich den ganzen Moscheebau oder – dacht, im November 2004 eine E-Mail Bayern/Rhön. Unter dem Motto „Ge-
Neubau ablehnen, hat man sich in der an alle Abgeordneten des Bundestages schichte und Justiz im Würgegriff der
Schweiz überwiegend auf ein – nicht un- verschickt zu haben, in der Juden be- Politik“ fand unlängst der Jahreskon-
wesentliches – Bauteil von Moscheen schimpft und verleumdet werden. gress der neofaschistischen „Gesell-
konzentriert, auch wenn man das gleiche hma ■ schaft für freie Publizistik“ in der nord-
damit beabsichtigt. Unterstützt wird das bayrischen Rhön statt. Angeblich „fast
rechte Begehren von einer Mehrzahl der Danube Jung in den Staats- 400 Teilnehmer“ hörten Referate u.a. der
Nationalratsabgeordneten der rechtskon- Rechts-Anwälte Ludwig Bock, Ingmar
servativen Regierungspartei „SVP“ und dienst ? Knop und Björn Clemens. Letzterer war
von der „Eidgenössischen Demokrati- München. Mit einer Anzeige in der Bundesfunktionär der sog. „Republika-
schen Union“ (EDU). Befürworter der „Jungen Freiheit“ für eine Unterschrif- ner“ und bewegt sich nach seinem Partei-
Kampagne ist auch Justizminister Blo- tensammlung will eine „Initiative Akade- austritt in den Kreisen von „Pro Köln“
cher von der SVP. Als einer der Sprecher mische Freiheit“ ein „Berufsverbot für und „Pro NRW“. Weitere Referenten wa-
der Kampagne fungiert der Züricher Sascha Jung stoppen!“. Dem Juristen, ren der ehemalige „Junge Freiheit“-Re-
SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer, dessen Mitglied der „Burschenschaft Danubia“ dakteur Hans-Ulrich Kopp und Prof.
Zeitung „Schweizerzeit“ die Grundlagen in München und einst Kopf des „Hof- Pierre Vial aus Frankreich, einst Mit-
für diese Kampagne lieferte. Nach der geismarer Kreises“ in Leipzig, wurde gründer der neurechten „GRECE“. Dem
Verschärfung des Asylrechts im vergan- nämlich kürzlich die Übernahme in den in Italien inhaftierten NS-Kriegsverbre-
genen Jahr soll nun mit einer Volksab- bayerischen Staatsdienst verweigert. In cher Erich Priebke wurde – in Abwesen-
stimmung erreicht werden, das künftig in einem Appell an den bayerischen Innen- heit – die „Ulrich-Hutten-Medaille“ des
der Bundesverfassung steht: „Der Bau minister Beckstein fordert die Initiative Jahres 2007 verliehen, weil dieser mit
von Minaretten ist verboten“. Allerdings nun den „ungehinderten Zutritt“ des Bur- seiner Autobiographie „Vae victis!“ ei-
muss die Initiative bis zum 1.November schenschafters zum bayerischen Staats- nen wichtigen Beitrag zur „Zeitge-
2008 erst einmal 100 000 Unterschriften dienst und die Streichung der „Burschen- schichtsrevision“ geleistet habe. Neu in
dafür sammeln. hma ■ schaft Danubia“ aus dem „Verfassungs- den ansonsten fast unveränderten Vor-
schutzbericht“. Initiator des Appells ist stand der „GfP“ wurde der Chefredak-
„Burgkunstadt blieb stand- der ehemalige Ministerialdirigent Dr. teur der in Österreich erscheinenden
Hans Merkel aus München. Der ist selbst „Die Aula“, Martin Pfeiffer, gewählt.
haft“ Burschenschafter und CSU-Mitglied und hma ■
Burgkunstadt. „Burgkunstadt blieb stellte in einem Interview mit der „Jun-
standhaft“, jubelt die von Alt-Nazis ge- gen Freiheit“ seine Initiative vor. Zu den Nazis stören Infoveranstal-
gründete Zeitschrift „Nation und Erstunterzeichnern des Appells gehören
Europa“. Trotz kritischer Stimmen führ- u.a. der Publizist Roland Baader, dessen tung
ten Kommunalpolitiker der Stadt Burg- Texte man u.a. in „Criticon“, der „Jun- Zella-Mehlis. „... den Wald vor lauter
kunstadt kürzlich eine Gedenkfeier für gen Freiheit“, „eigentümlich frei“ oder Bäumen nicht?! Nazistrukturen abhol-
die vor 50 Jahren verstorbene Publizistin der „Schweizerzeit“ nachlesen kann, der zen, den rechten Konsens brechen“, so
Kuni Tremel-Eggert durch. Die Roman- CDU-Rechtsaußen Heinrich Lummer lautet das Motto einer Südthüringen-wei-
Schreiberin war schon während der Wei- von den „Die Deutschen Konservativen“, ten Kampagne gegen Nationalismus,
marer Republik von Nazi-Kreisen geför- Prof. Dr. Klaus Motschmann, Inter- Rassismus und Neonazismus. Eine der
dert worden. Als überzeugte Nationalso- viewpartner des „Der Republikaner“, die 12 Veranstaltungen fand am 1.6. im Zel-
zialistin veröffentlichte sie 1934 den Ro- langjährige FPÖ-Aktivistin Barbara Ro- la-Mehliser Bürgerhaus statt.
man „Barb. Der Roman einer deutschen senkranz und der noch im letzten Jahr Das Thema „lokale Nazistrukturen,
Frau“, der als wichtigster Frauenroman vom „Republikaner“-Blatt „Zeit für Pro- rechte Codes und Symboliken“ schien
der Nazi-Zeit eingeschätzt wird und eine test“ interviewte Josef Schüßlburner. den Südthüringer Nazis gar nicht zu
Auflage von mehreren Hunderttausen- hma ■ schmecken. So sammelten sich gegen
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2 : antifaschistische nachrichten 12-2007
Fortsetzung von Seite1
Die junge Frau, die von ihr attackiert ten nicht schnellstens in die Schranken gen rassistischen Beiträge („unser
wurde, stellte sich als Polizistin heraus gewiesen worden. Die meisten der unge- Deutschland“, „die Türken überrollen
und die schrille Regina landete recht un- fähr 60 Bürger(innen), die sich zu Wort uns“) riefen lediglich den Protest der
sanft vor der Tür. Ihren Fraktionsge- meldeten, machten sich Sorgen wegen Mehrheit der Anwesenden hervor und
schäftsführer Wiener des Verkehrs. Sie be- beleidigten die anwesenden Menschen
empörte das so sehr, fürchten, der ohnehin aus der Türkei.
das er sich dazu hinrei- starke Verkehr könne Für pro Köln war dieser Abend eine

Rotee
ßen ließ, Bezirksbür- bei einer Vergröße- politische Katastrophe. Dass sie auf ihrer
germeister Wirges als rung der Moschee Internetseite später das Vorgehen der
Nazi zu bezeichnen, noch mehr zuneh- Saalordner mit dem Terror der SA vergli-

Kart
was ihm nicht nur men. Die Verwal- chen, half da auch nichts mehr – im Ge-
ebenfalls einen Saal- tung, prominent ver- genteil. Wahrscheinlich bringt ihnen die-
verweis einbrachte, treten durch Baude- ser Vergleich noch eine zusätzliche Straf-
sondern auch eine
Strafanzeige nach sich
egen zernent Streitberger,
musste einräumen,
anzeige ein.
Bereits im Vorfeld der Anhörung hat-
zog. Markus Beisicht,
von Beruf Rechtsan-
g für dieses Problem
derzeit noch nach ei-
ten die Rassisten für den 16. Juni einen
Schweigemarsch durch Ehrenfeld ange-
walt, konnte nur ver- ner Lösung zu su- kündigt, der von der Moschee zum Be-

Rassismus
zweifelt dasitzen – um chen. Überraschend zirksrathaus führen sollte. Wie aus gut
das schlimmste zu ver- viele Anwesende lob- unterrichteten Kreisen verlautet, wird die
hindern, war es zu ten den Entwurf des Provokation weder am geplanten Ort be-
spät. Architekten, der in ginnen noch enden. Allerdings wird die
Nachdem Wirges Kundgebung und Demonstration der Tat ein architek- Sache dadurch nicht besser. Um gegen
auf diese Weise bewie- Samstag, 16. Juni 2007, tonischer Glanzpunkt die geplante Provokation zu protestieren,
ab 11 Uhr, Neptunplatz, Köln Ehrenfeld
sen hatte, dass es kei- im baulich nicht allzu findet am 16.6. ab 11.00 Uhr auf dem
nen Sinn hat, die Ras- verwöhnten Ehren- Neptunplatz eine antifaschistische Kund-
sisten zu ignorieren, sondern dass man feld zu werden verspricht. Beeindru- gebung statt, zu der ein breites Bündnis
sie bekämpfen muss, um Erfolg zu ha- ckend war ein Beitrag eines jungen Man- von Organisationen und Einzelpersonen
ben, blieben diese während der Anhö- nes, der, in Deutschland geboren und aufruft. Mit dieser Veranstaltung, der
rung verhältnismäßig zahm. Pogrom- zeitweise in Istanbul aufgewachsen, da- sich eine Demonstration zum Mahnmal
stimmung unter ihnen kam nur noch sel- rauf hinwies, endlich bekämen Muslime an der Bartholomäus-Schink-Straße an-
ten auf, z.B. als eine junge Frau mit ein würdiges Gotteshaus und müssten schließen wird, soll den Rechten gezeigt
Kopftuch und deutschem Pass berichtete, nicht mehr in Hinterhöfen und alten Fa- werden, dass sie mit ihrer rassistischen
sie sei Deutsche. „Niemals!“ tobte der brikhallen beten. Dem Bauherrn DITIB Hetze in Ehrenfeld unerwünscht sind. Ob
verbliebene pro Köln-Rest. In diesem empfahl er, die Moschee möglichst zu eine solche Kundgebung ausreichen
Moment konnte man fühlen, wie der öffnen – Angst hätten die Menschen vor wird, ihnen das deutlich zu machen, darf
Abend verlaufen wäre, wären die Rech- dem, was ihnen unbekannt sei. Die weni- allerdings bezweifelt werden. tri ■

FPÖ-Chef Strache ebenfalls CDU macht reaktionäre


Redner bei Demonstration Wende
am 16. Juni Die Kölner CDU will nach neuster Pres-
seberichterstattung den Bau des Gemein-
Für die am 16. Juni geplante Demonstra- de- und Kulturzentrums von Ditib an der
tion erwartet „Pro Köln“ nicht nur An- Venloer Straße wegen der „orientali-
hänger des Vlaams Belang aus dem be- schen Anmutung und der geplanten Mi-
nachbarten Belgien (siehe AN 11-07), naretthöhe nun doch ablehnen.
jetzt hat auch der Vorsitzende der Frei- „Dabei sind die geplanten Minarette
heitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Stra- gerade mal ein Drittel so hoch wie der
che, laut Ankündigung der Veranstalter Kölner Dom. Das Grundrecht auf Religi-
als Gastredner für die Abschlusskundge- onsfreiheit sollte die C-Partei lieber nicht
bung zugesagt! antasten und Architekten aus dem christ-
Die Wiener Parteigremien der FPÖ, lichen Abendland nicht vorschreiben,
die mit 20 Abgeordneten im österrei- wie ein islamisches Kulturzentrum mit
chischen Parlament vertreten ist, hätten Moschee auszusehen hat. Der CDU-De-
in den letzten Tagen intensiv über Mög- magoge Uckermann hat sein Ziel er-
lichkeiten zur Unterstützung des Kölner reicht und pro Köln wird nach der Nie-
Protestes gegen die Großmoschee berat- derlage mit dem Bürgerbegehren wieder
schlagt, heißt es auf der Website. Dabei Aufwind bekommen.“ schreibt der Frak-
sei man zum Ergebnis gekommen, „daß tionsvorsitzende von die Linke.Köln,
Neben der Kundgebung eines breiten dieser politische Kampf stellvertretend Jörg Detjen.
Bündnisses unter Federführung des DGB für die Islamisierungsproblematik in Die Bürgereinwände sollten jetzt zü-
um 11 Uhr auf dem Neptunplatz, beginnt ganz Westeuropa steht“, wird der Wiener gig zusammengefasst werden und die
bereits um 10 Uhr, ab Hans-Böcklerplatz FPÖ-Landesgeschäftsführer Hans-Jörg Verkehrsplanung aktualisiert werden.
eine antifaschistische Demonstration, zu Jenewein zitiert. Deswegen hätte FPÖ- Die CDU mache einen kapitalen Fehler,
der autnome AntifaschistInnen aufrufen. Chef Strache, der zugleich Fraktionsvor- den die Wähler nicht honorieren würden,
Die „Schüler gegen Rechts“ und der sitzender der Freiheitlichen im österrei- sondern bestärkt „das Original miefiger,
AStA der Uni Köln führen eine Kundge- chischen Nationalrat ist, spontan seine kleingeistiger und nationalistischer Into-
bung an der Franz-Geuer-Straße in Eh- Teilnahme zugesagt. HC Strache werde leranz wählen.“
renfeld durch, zeitgleich um 11 Uhr. dabei auch als Gastredner fungieren. ■ PM Fraktion Die Linke.Köln, 5.6.2007 ■

: antifaschistische nachrichten 12-2007 3


18.30 Uhr etwa 20-25 von ihnen auf dem
Parkplatz vorm Schwimmbad und mach-
ten sich auf den Weg zur antifaschisti-
schen Veranstaltung. Gegen 19 Uhr dran-
gen die Neonazis auf den Innenhof des
Bürgerhauses, beschimpften die Anwe-
senden und fotografierten die Teilnehme-
rInnen. AntifaschistInnen drängten die
Neonazis aus dem Innenhof bis vors Bür-
gerhaus. Nach einiger Zeit trafen auch
die Polizei ein. Diese stellte die Persona-
lien der StörerInnen fest und gestattete
den Rechten eine Kundgebung vorm
Bürgerhaus. Mit zwei Transparenten und
zwei Fahnen verweilten sie noch bis
etwa 20 Uhr vorm Bürgerhaus und ver-
schwanden dann.
Die Veranstaltung der Kampagne ver-
lief ohne weitere Störungen mit 50-60
Teilnehmern. Die hohe Teilnehmerzahl Auf dem Markt der Möglichkeiten während des Evangelischen Kirchentages
zeigt, dass sich in Zella-Mehlis durchaus vom 6. - 9. Juni in Köln war die VVN-BdA mit einem Infostand zur Kampagne
Menschen mit dem Problem beschäfti- für ein NPD-Verbot vertreten. Ca. 2500 Menschen, darunter viele Jugendliche,
gen wollen. Nichtsdestotrotz bleibt Zel- unterschrieben den Aufruf „NPD-Verbot jetzt!“
la-Mehlis einer der vielen Südthüringer
Orte, an denen Neonazis immer offensi- DGB fordert Verbot der HDJ schleiern. Auch die staatliche Parteienfi-
ver und selbstbewusster auftreten, ein Niedersachsen. Anlässlich eines Zeltla- nanzierung soll auf den Prüfstand ge-
Ort an dem Neonazis sich längst ins gers der Heimattreuen Deutschen Jugend stellt werden – der NPD bringt sie Mil-
Stadtbild integriert haben und auf städti- (HDJ) im niedersächsischen Eschede am lionen ein.
schen Festen und öffentlichen Feierlich- Pfingstwochenende fordert der Deutsche Wie die Financial Times berichtet, be-
keiten eine feste Größe sind. Gewerkschaftsbund (DGB) Innenminis- schloss die Innenministerkonferenz ei-
Weitere Infos zur Kampagne auf ter Uwe Schünemann auf, sich für das nen Strategie-Katalog zu entwickeln.
http://www.agst.antifa.net ■ Verbot der bundesweiten neonazisti- Mögliche Maßnahmen sollen bis zur
schen Jugendorganisation einzusetzen. nächsten Innenministerkonferenz im De-
Jürgen Peters (IG Metall) DGB-Landesvorsitzender Hartmut Tölle zember vorliegen. Zuvor hatte eine Ar-
sagte: „Es ist alarmierend, dass Neonazis beitsgruppe Erkenntnisse über die Fi-
zum NPD-Verbot unbehelligt ihr braunes Gedankengut an nanzquellen rechtsextremistischer Kreise
Berlin. Der Vorsitzende der IG Metall, Jugendliche weitergeben können. Zwi- zusammentragen.
Jürgen Peters, fordert das Verbot und die schen der HDJ und der 1994 verbotenen Die NPD verzeichne durch ihre
konsequente Auflösung der NPD mit- Wiking-Jugend bestehen deutliche per- Wahlerfolge in den vergangenen Jahren
samt ihren Gliederungen, Neben- und sonelle Kontinuitäten. Die Innenminister einen deutlichen Anstieg der Mittel aus
Nachfolgeorganisationen. Die NPD wol- sollten daher ein Verbot der Organisation der staatlichen Parteienfinanzierung,
le die demokratische Staatsform der anstreben.“ hieß es in einem im Mai veröffentlichten
Bundesrepublik Deutschland beseitigen Ein Treffen der HDJ in Hessen war Bericht der Arbeitsgruppe. Demzufolge
und eine Diktatur errichten. Am durch frühzeitiges Einschreiten der Poli- erhielt die Partei für 2006 insgesamt
31.5.2007 schrieb er der VVN-BdA: zei verhindert worden, die Vereinigung mehr als 1,3 Mio. Euro, 2004 war es mit
„Bereits im ersten Verbotsverfahren wich deshalb mit ihren 200 Teilnehmern 666.000 Euro noch deutlich weniger.
gegen die NPD wurde belegt, dass die nach Niedersachsen aus. In Eschede Ebenso hätten sich ihre Einnahmen
NPD die demokratische Staatsform der wurden die Teilnehmer zwar von der Po- durch steigende Mitgliederzahlen erhöht,
Bundesrepublik Deutschland beseitigen lizei kontrolliert, konnten aber ungehin- stellte die Arbeitsgruppe fest. Insgesamt
und eine Diktatur errichten will. Unver- dert tagen. Hartmut Tölle forderte den habe die Partei 2005 mehr als 1,5 Mio.
hohlen führt sie die Traditionslinie des Innenminister deshalb auf, die Genehmi- Euro Spendengelder eingeworben. Aller-
Nationalsozialismus fort. gungsbehörden vor Ort durch Schulun- dings seien die NPD sowie andere
Menschenverachtend tritt sie als ras- gen und Aufklärung besser auf das Auf- rechtsextreme Parteien wie die Republi-
sistische, antisemitische und fremden- treten der Neonazis vorzubereiten: „Vor- kaner in einer schwierigen finanziellen
feindliche Partei auf, dabei arbeitet sie fälle wie das Zeltlager in Eschede oder Lage, denn Schulden und Abgaben
systematisch mit gewaltbereiten Neona- beim Landesparteitag der NPD in Herz- machten ihnen zu schaffen.
zis zusammen. berg zeigen, dass vor Ort in den Kommu- Eine Forderung der Gruppe war, die
Es kann nicht hingenommen werden, nen oft das nötige Wissen oder die erfor- Geldgeber der NPD öffentlich zu brand-
dass die NPD öffentliche Gelder aus der derliche Sensibilität fehlt. Versammlun- marken. Ziel müsse sein, zu einem ge-
Wahlkampfkostenerstattung erhält und gen von Neonazis könnten durch die ört- meinsamen staatlichen Handeln zu kom-
den grundgesetzlichen Schutz einer poli- lichen Genehmigungsbehörden oft früh- men, das zu einer „weit gehenden Tro-
tischen Partei genießt. zeitig verhindert werden.“ Quelle: ckenlegung der Finanzquellen“ führe,
Fakt ist, ein neues Verbotsverfahren ist www.niedersachsen.dgb.de/presse/ ■ sagte der Berliner Innenminister Körting
juristisch möglich und nötig! (SPD). Der schleswig-holsteinische In-
Das Verbot und die konsequente Auf- Innenminister wollen rechte nenminister Ralf Stegner (SPD) sagte, es
lösung der NPD mitsamt ihren Gliede- gehe darum, den Rechtsextremisten das
rungen, Neben- und Nachfolgeorganisa- Finanzquellen austrocknen Wasser abzugraben. Diejenigen, die ih-
tionen ist ein wesentlicher Schritt im Berlin. Rechtsextremistische Parteien nen Geld verschafften, sollten dies in Zu-
Kampf gegen Rechtsextremismus und und Organisationen sollen es künftig kunft nicht mehr unerkannt tun können.
zur Festigung der Demokratie.“ ■ schwerer haben, ihre Geldquellen zu ver- Quelle: Financial Times 1.6.07 ■

4 : antifaschistische nachrichten 12-2007


Eine große Gruppe von VVN- VVN-BdA bei Protesten gegen Kriegsverbrecher in Bayern dabei:
BdA-Mitgliedern aus Nordrhein-
Westfalen, Bayern und Baden- Die in Italien verurteilten
Württemberg ist zu Pfingsten nach Bay-
ern gereist, um an den Gedenkveranstal- Kriegsverbrecher sollen endlich
tungen für die Opfer der Wehrmachtsge-
birgstruppe in Mittenwald und an den ihrer Strafe zugeführt werden
Aktionen für die Bestrafung der Täter
und die Entschädigung der Opfer sowie am 24. September 1943 auf Kephallonia tiz angezeigt) und sie sich jedes Jahr zu
gegen die aktuellen Kriegseinsätze der das Kommando gegeben, den italieni- Pfingsten im bayerischen Mittenwald
Gebirgstruppe teilzunehmen. Während schen General Antonio Gandin und min- unter dem Schutz von Bundeswehr und
die Staatsanwaltschaft Dortmund durch destens zwölf seiner Offiziere zu erschie- Polizei treffen, hat die deutsche Justiz
den Leiter der Zentralstelle für die Bear- ßen, darunter auch de Negri. Scheungra- ein weiteres Kapitel der Straflosigkeit
beitung von NS-Massenverbrechen, ben wurde in Italien verurteilt, Mülhau- für NS-Mörder geschrieben.
Herrn Ulrich Maaß, bestätigte, dass die ser in München außer Verfolgung ge- Während des militaristischen, die
inzwischen in Italien verurteilten Kriegs- setzt, nachdem in Dortmund gegen ihn Wehrmacht und den „Krieg am Hindu-
verbrecher in Deutschland ihre Strafe ab- die Beweise zusammengetragen worden kusch“ verherrlichenden Gottesdienstes
sitzen könnten, verbot die bayerische waren. auf dem Hohen Brendten – auf dem Ver-
Justiz und Polizei den Demonstranten, Die Protestaktionen und Gedenkver- treter der Bundes- und Landesregierung
sogar die Namen der Täter zu nennen, anstaltungen zu Pfingsten in Mittenwald, sprachen – kam es zu einer weiteren
vor deren Häusern in Dillingen und Otto- sind von den Behörden wieder stark be- überraschenden verwandtschaftlichen
brunn sie aufgezogen waren. Begebenheit: Ein Neffe des
Bei den anschließenden Veranstaltun- Josef Scheungraber trug ein
gen in Mittenwald ging es dieses Jahr um Schild mit folgender Auf-
den Protest gegen den 50. Jahrestag der schrift:
Kriegsverbrecherehrung am nahen Berg „Mein Onkel Sepp
Hohen Brendten und auch um ein Klage- Josef S. aus Ottobrunn ist
erzwingungsverfahren wegen des Wehr- wegen eines Massakers von
machtsmassakers im September 1943 Falzano (Tötung von 13 Zi-
auf der griechischen Insel Kephallonia. vilisten) zu lebenslänglicher
Die Massenexekution durch Mitglieder Haft in Italien seit September
des Gebirgsjägerregiments 98 der 1. Ge- 2006 verurteilt. (SZ vom
birgsdivision gilt als eines der schwers- 30.9.06).
ten Kriegsverbrechen der Hitler-Trup- Die deutsche Justiz hat
pen. Über 4.000 unbewaffnete italieni- diesen Mord an Zivilisten nie
sche Kriegsgefangene waren damals er- bearbeitet. Es gab keine Ver-
mordet worden. Ihre Namen wurden in urteilung. Es gab keine Ver-
Transparent mit den Namen der Ermordeten von Kephallonia
einer Gedenkveranstaltung auf einem handlung. Er wurde weder
Platz in Mittenwald verlesen. Auch die verurteilt, noch freigespro-
Namen der Opfer aus anderen Opferge- hindert worden. Nur sehr weit entfernt chen. Folglich ist Onkel Sepp ein lebens-
meinden in Griechenland und Italien vom Hohen Brendten konnten die Anti- länglicher Freigänger.“
wurden verlesen. Ihre Mörder blieben in faschistinnen und Antifaschisten agieren. Heinrich Schwarzmayr, Dipl.Ing. aus
Deutschland unbehelligt. Ihr Demonstrationszug wurde von Hun- Ottobrunn trug dieses Schild auf der
Nachdem inzwischen mehrere Kriegs- derten Polizisten (die Ortspresse schrieb Kundgebung und Demonstration gegen
verbrecher aus der NS-Gebirgstruppe in später: Auf jeden Demonstranten kam das Kriegsverbrechertreffen am Hohen
Italien zu lebenslänglichen Zuchthaus- ein Polizist) in einen wandelnden Kessel Brendten zu Pfingsten 2007 in Mitten-
strafen verurteilt wurden (Liste siehe un- verwandelt. In einem Zelt am Bahnhof wald trug.) Anschließend nahm er in
ten), setzen sich die Gruppe „Angreifba- konnten die Teilnehmer des Protestes je- Mittenwald an der Demonstration dafür
re Traditionspflege“ und die VVN-BdA doch weitgehend ungestört ein Zeitzeu- teil, dass Leute wie Josef Scheungraber
verstärkt dafür ein, dass diese Personen, gengespräch erleben. Dabei sprachen und Otmar Mühlhauser ihre Strafe absit-
die in Deutschland Straffreiheit genos- Marcella di Negri, Tochter des von Ot- zen und dass die Täter bestraft und die
sen, entweder nach Italien ausgeliefert mar Mühlhauser ermordeten Haupt- Opfer entschädigt werden.
werden oder in Deutschland verhaftet manns Cap. Francesco De Negri sowie Scheungraber hat übrigens auf dem
und ihrer Strafe zugeführt, bzw. vor Ge- ihr Bruder und ein österreichisch-tsche- Hohen Brendten an dem sogenannten
richt gestellt werden. Wie die zuständige chischer Ex-Partisan. Frau De Negri be- Gottesdienst der Militaristen teilgenom-
Zentralstelle für die Bearbeitung von richtete: Die Einstellung des Verfahrens men, er lauschte den Reden u.a. von
NS-Massenverbrechen in Dortmund der gegen den Gebirgsjäger Otmar Mühlhau- Staatssekretär Christian Schmidt (CSU)
VVN-BdA durch Oberstaatsanwalt Ul- ser wegen seiner Beteiligung an den aus Berlin. Das Bild des verurteilten
rich Maaß mitteilte, ist es möglich, in Massakern an 4000 entwaffneten kriegs- Kriegsverbrechers ist in einem Großfoto
Deutschland die Strafen zu verbüßen, die gefangenen italienischen Soldaten auf auf der Titelseite des „Garmisch Parten-
in Italien verhängt wurden. Besonders Kephallonia ist in der italienischen Öf- kirchner Tagblattes“ am Tag nach Pfings-
geht es um die Fälle Othmar Mühlhauser fentlichkeit mit großer Empörung aufge- ten zu sehen. Trotz der Hinweise seines
aus Dillingen an der Donau und Josef nommen worden. Bis heute warten die Neffen Heinrich Schwarzmayr und der
Scheungraber in Ottobrunn bei Mün- Angehörigen der Ermordeten der Divi- VVN-BdA sowie Angreifbare Traditi-
chen. Der ehemalige Kompanieführer im sione Acqui auf die Verurteilung der onspflege kam es nicht zur Festnahme
Gebirgspionierbataillon 818 Scheungra- Mörder in Deutschland. Obwohl die des Täters; die anwesende Staatsanwäl-
ber ist für die grausame Ermordung von Mörder aus den Gebirgsjägereinheiten tin hatte mit ihren Maßnahmen gegen
mindestens 13 Menschen im Juni 1944 namentlich bekannt sind (rund 200 mut- Demonstranten zu tun, die auf dem Ho-
in dem toskanischen Dorf Falzano bei maßliche Täter haben VVN-BdA und hen Brendten ihre Schilder „Keine Ver-
Arezzo verantwortlich. Mühlhauser hatte Angreifbare Traditionspflege bei der Jus- jährung für Mord“ und „Faschismus ist

: antifaschistische nachrichten 12-2007 5


keine Meinung, sondern ein Verbrechen“
den Teilnehmern des Kriegsverbrecher- 80 000 zeigen Bush, Merkel,
treffens entgegenhielten. Die acht De-
monstranten wurden festgenommen, ih-
rer Schilder beraubt und stundenlang
Putin & Co. die Rote Karte
entwürdigend eingesperrt. Drei Stunden lang demonstrierten Recht auf Nahrung eröffnet. Einer Rede,
Die VVN-BdA hat nunmehr den Vor- 80 000 Menschen in Rostock gegen die an inhaltlicher Schärfe kaum zu über-
gang u.a. um den Mörder von Falzano den G 8-Gipfel und seine neolibera- bieten war.
und den Täter von Kephallonia dem zu- le Agenda. Die bunte, kämpferische De- Jean Ziegler geißelte den Hunger in der
ständigen Oberstaatsanwalt Ulrich Maaß monstration verlief – in zwei Zügen vom Welt, das tagtägliche massenhafte (Kin-
zur Kenntnis gebracht. Hauptbahnhof bzw. dem Schutower Kreuz der)sterben – in einer Welt von enormen
Zugleich wurde die zuständige Zen- – bis zur Abschlusskundgebung im Stadt- aktuellen und potenziellen Reichtum: „Es
tralstelle für die Bearbeitung von NS- hafen ohne Zwischenfälle. Erst dort kam wäre heute möglich, das Doppelte der heu-
Massenverbrechen in Dortmund an fol- es zwischen der Polizei und Demonstra- tigen Bevölkerung auf dem Planeten zu er-
gende Fälle erinnert, die in Italien zu tengruppen zu Scharmützeln, die bis in nähren“.
Verurteilungen führten: die Nacht andauerten. Auf beiden Seiten Dass es anders läuft, ist weder naturge-
In La Spezia wurden 2006 wegen gab es Verletzte. Noch um Mitternacht geben, noch unabwendbar. „Es ist die
des Massakers in St. Anna di Stazze- kreisten Hubschrauber über der Stadt. mörderische Logik der kapitalistischen
ma zu lebenslanger Haft verurteilt: Die – zweifelsohne
links geprägte – De-
● Werner Bruss, Unteroffizier, Jg. 1920 monstration umfasste
(Wohnort unklar, [gerüchteweise wohn- TeilnehmerInnen aus
haft in oder bei Hamburg]) allen Alterskategorien
● Alfred Mathias Concina, (meist ohne und hatte eine enorme
,Mathias,), Unterscharführer, Jg. 1919, politische Breite: von
(wohnt laut ital. Presse in Rechenberg- Jugendgruppen aus
Bienenmühle) B e r l i n - K r e u z b e rg ,
● Ludwig Göring, (teilweise als ,Goring, Frauen- und Umwelt-
benannt), SS-Rottenführer, Jg. 1923, initiativen über Ge-
wohnt in Baden-Württemberg, zwischen werkschaften (Ver.di –
Pforzheim und Karlsruhe (dt. Presse) ein Streikführer berich-
● Karl Gropler, SS-Unterscharführer, Jg. tete über den aktuellen
1923, Wollin/Brandenburg Arbeitskampf bei Tele-
● Georg Rauch, Unterleutnant, Jg. 1921, com; IG Metall) bis hin
(Wohnort unklar) zu Attacis und politi-
● Horst Richter, Unterscharführer, Jg. schen Organisationen
1921, Krefeld bzw. Parteien (Links- www.arbeiterfotografie.com
● Heinrich Schendel, Unteroffizier, Jg. partei). Profitmaximierung, die das Elend ge-
1922, (Wohnort unklar) Mit Witz und Phantasie wurden die biert“. Und die G-8 Vertreter in „ihrem Lö-
● Gerhard Sommer, (teilweise auch als „Großen dieser Welt“ aufs Korn genom- wenkäfig in Heiligendamm“ (eine Anspie-
,Gerard, benannt), SS-Untersturmführer, men. Ein viel belachtes Transparent laute- lung auf den 12 Millionen Euro teuren
Jg. 1921, wohnt in Hamburg-Volksdorf, te: „Wir grüßen das Zentralkomitee des Stacheldrahtzaun, hinter dem Bush, Mer-
Seniorenwohnheim der Cura AG Kapitalismus: Osama W. Bush & Gas Pu- kel, Putin & Co. tagten) sind die Exekuto-
● Alfred Schöneberg, (teilweise auch als tin“. ren dieser Logik. Für „drei Viertel der
,Schoneberg, bzw. ,Schönenberg, be- Der internationale Charakter der Demo Menschheit ist die Globalisierung nichts
nannt), SS-Unterscharführer, Jg. 1921, zeigte sich sowohl hinsichtlich der Teil- als organisierter Terror“. An Weltbank und
wohnte in Düsseldorf, inzwischen ver- nehmerInnen als auch der RednerInnen. WTO kann nicht reformerisch herumge-
storben Besonders beeindruckend das Statement flickt werden, diese „mörderischen Söld-
● Ludwig Heinrich Sonntag, (auch als der brasilianischen Befreiungstheologin nerbanden“ können nur „ersatzlos gestri-
,Heinz Ludwig Sonntag, benannt, oder Nancy Cardoso. Sie optierte für eine „Kir- chen“ werden.
ohne ,Heinrich,), SS-Unterscharführer, che von unten, Seite an Seite mit fort- Jean Ziegler blieb jedoch nicht bei der –
Jg. 1924, Dortmund, inzwischen verstor- schrittlichen Bewegungen im Ringen für schrecklichen – Bestandsaufnahme ste-
ben eine andere Welt“ und – mehrmals Brecht hen. „Es gibt Hoffnung, eine andere Welt
Wegen Falzano di Cortona wurden zitierend – „für ein Ende der kapitalisti- ist sehr wohl möglich“. Er erinnerte an den
zu lebenslänglich verurteilt: schen Barberei und einen gemeinsamen, Canto General von Pablo Neruda: auch
Kontinente übergreifenden Kampf für eine wenn die Herrschenden „alle Blumen ab-
● Josef Scheungraber, Ottobrunn (siehe sozialistische Zukunft“. Auch aus Öster- schneiden. Den Frühling könnt ihr uns
oben) reich kamen Demo-TeilnehmerInnen: sie nicht nehmen“.
● Herbert Stommel (Wohnort unbekannt) entrollten ein Riesen-Transparent („Gegen Die weltweite globalisierungskritische
Wegen Massakers in Branzolino-San Sozial- und Bildungsabbau. Für ein sozia- Bewegung verfügt über eine klare Analyse
Tome (bei Forli) zu lebenslänglich verur- les Europa“) und riefen Losungen wie der neoliberalen Misere und sie hat eine
teilt: Heinrich Nordhorn (wohnte in Gre- „Keine Macht für G 8“ und „Hoch die in- Vision von einer anderen ,besseren Welt,.
ven, mittlerweile unbekannt verzogen) ternationale Solidarität“. Jetzt gilt es gemeinsam, brüderlich und
Wegen Kephallonia wurde bisher kein Jean Ziegler eröffnet Alternativ- schwesterlich, über die nächsten takti-
Täter verurteilt, in Deutschland wurde gipfel mit zündender Rede schen Schritte zu beraten und kollektiv zu
die Strafverfolgung abgebrochen. handeln.
Ulrich Sander Der Alternativgipfel zum G8-Treffen der Positive Resonanz
Vereinigung der Verfolgten des Nazi- „Macher der Welt“ wurde in der Rostocker
regimes Bund der Antifaschistinnen und Nikolaikirche mit einer Rede Jean Zieg- Die Proteste gegen den G8-Gipfel in Hei-
Antifaschisten (VVN-BdA) NRW ■ lers, UN-Sonderberichterstatter für das ligendamm haben eine überwiegend posi-

6 : antifaschistische nachrichten 12-2007


Das Szenario der Gewalt bei der
ersten großen Anti-G8-Demonstra-
tion in Rostock am 2. Juni war pro-
Gewaltverhältnisse
grammiert. Seit Wochen wurde die Öffent- Rostock und die Folgen von Peter Strutynski
lichkeit darauf vorbereitet, dass „gewalt-
bereite Chaoten“ aus dem „linksradikalen Es gibt mindestens zwei Gründe dafür, sich „sicherer“ und vor allem preisgünsti-
Spektrum“ in die Stadt und in die Camps dass die Gewalt in Rostock nach dem ger z.B. auf einem Flugzeugträger unter-
rund um Rostock und Heiligendamm ein- Muster einer self fulfilling prophecy auch bringen), sondern auch wegen des immer
fallen würden. Innenminister Schäuble ge- eintraf. Erstens musste der gigantische Po- dünner werdenden politischen Ertrags.
bührt das zweifelhafte Verdienst, Gewalt lizeieinsatz – 30.000 Sicherheitskräfte, die Wenn Franz Müntefering öffentlich darü-
herbeigeredet zu haben, die dann tatsäch- einen vielfachen Millionenbetrag ver- ber sinniert, ob solche Gipfel überhaupt
lich auch stattfand. Die Medien, insbeson- schlangen – gegenüber der Steuer zahlen- noch „zeitgemäß“ sind (ob sie jemals
dere auch regionale Blätter in Mecklen- den Öffentlichkeit legitimiert werden. „zeitgemäß“ waren, fragt er natürlich
burg-Vorpommern warnten die Bevölke- Wäre nichts passiert, hätte man sich den nicht, wahrscheinlich aus Pietät gegenüber
rung vor Auseinandersetzungen zwischen ganzen Aufwand auch sparen können. Da Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der
Polizei und Demonstranten. Die Organisa- man sich den Aufwand aber leistete – weil die Gipfel vor 30 Jahren quasi „erfunden“
toren des Widerstands hatten dieser kon- der Sicherheitsstaat für „alle Fälle“ gerüs- hatte) und wenn die ZEIT in ihrer Ausgabe
zertierten Propaganda – die es nicht bei tet sein müsse – musste etwas passieren. vom 31. Mai 2007 „Scheinheiligendamm“
Worten beließ, sondern mit einer großan- Zweitens sollte mit allen Mitteln die in- zum Aufmacher macht, ist die fundamen-
gelegten Razzia Anfang Mai bereits einen haltliche Auseinandersetzung um die tale Kritik am Gipfel sozusagen in der
Vorgeschmack auf das verfügbare Reser- Agenda des G8-Gipfels vermieden wer- Mitte der Gesellschaft angekommen. Der
voir staatlicher Repression gab – relativ den, weil die Gipfelverantwortlichen dabei Aufwand lohnt nicht (mehr), die führen-
wenig entgegenzusetzen. Globalisierungs- keine gute Figur machen würden. Ob Kli- den Staatsmänner mit Dame Merkel tra-
kritiker, Friedensbewegung und andere so- makatastrophe oder Afrikapolitik: Die gen nichts zur Lösung der globalen Pro-
ziale Bewegungen befanden sich in einem Herrschenden hatten außer guten Worten bleme bei, sondern sind selbst Teil des
Dilemma: Einerseits war ihnen die von der nichts anzubieten, was der Menschheit Problems. Walden Bello hat das auf der
politischen Klasse aufgezwungene Ge- insbesondere in der Dritten Welt von Nut- Kundgebung in Rostock auf den Punkt ge-
waltdiskussion überhaupt nicht recht, zen wäre. Steinwürfe gegen Polizisten bracht, als er sich dagegen wandte, von
lenkte sie doch von den guten Inhalten des sind ja nicht nur kein Ersatz für die be- den G8 nicht nur Worte, sondern auch Ta-
Protestes ab. Auf der anderen Seite sorgte gründeten Alternativen der Gipfelgegner, ten zu verlangen. Nein, sagte er, die G8
dieser Diskurs wenigstens dafür, das zuvor sie entlasten auch die herrschende Politik, selbst müssten „aus dem Weg gehen“, um
nur sehr zäh ins Bewusstsein der Öffent- ihre schlechten Argumente und Strategien alternativen Entwicklungsmöglichkeiten
lichkeit gedrungene Thema „Heiligen- zu begründen. Wo Steine fliegen, hört jeg- Platz zu machen.
damm“ zu einem „Dauerbrenner“ in den liche Diskussion auf. Dies ist allerdings nur in einem – ver-
täglichen Nachrichten der Medien zu ma- Dennoch hatte die von oben angezettel- mutlich langwierigen – politischen Pro-
chen. Gewünscht hätte man sich viel lieber te Gewaltdiskussion noch einen anderen, zess durchzusetzen. Und es erscheint frag-
eine inhaltliche Skandalierung des G8- von den Urhebern nicht einkalkulierten lich, ob sich jüngere Protestler, die sich in
Gipfels, doch die war ausgeblieben. Effekt. Die erwartete Aufrüstung bei den irgendeiner Weise dem „Schwarzen
Sicherheitsvorkehrungen geriet plötzlich Block“ zugehörig fühlen, mit einer sol-
in einen so eklatanten Widerspruch zu chen Perspektive zufrieden geben. Man-
dem zu erwartenden politischen Ertrag des che von ihnen streben den sofortigen Er-
Fortsetzung von Seite 6 Gipfels, dass die veröffentlichte Meinung folg an, die punktuelle Auseinanderset-
zunehmend den ganzen Sinn der Veran- zung mit den Repräsentanten der Staats-
tive Resonanz gefunden – nicht nur in den staltung in Frage zu stellen begann. Und macht und den Hauptverantwortlichen für
(internationalen) Medien. Offen wird der zwar in zwei Richtungen: Einmal fürchte- die ungerechten Gewaltverhältnisse in der
Flop des massiv sich aufrüstenden Staates ten die liberal gesonnenen Medien – hierin Welt. Und da sich der Gipfel selbst phy-
thematisiert. Vor den Augen der Weltöf- unterstützt von sensibilisierten Intellektu- sisch nicht verhindern lässt, richtet sich die
fentlichkeit haben zuletzt an die 10 000 ellen – um einen weiteren Abbau ohnehin Wut dieser Globalisierungsgegner auf die
GlobalisierungskritikerInnen mit ihren schon vielfältig durchlöcherter und zer- „Handlanger“ der Mächtigen, auf den Po-
Blockaden den Herrschenden ein zauster demokratischer Rechte wie Mei- lizeiapparat. Das ist die eine Seite. Auf der
Schnippchen geschlagen und die Hohlheit nungsfreiheit, Demonstrationsfreiheit und anderen Seite der Barrikade steht eine Po-
ihrer Machtansprüche gezeigt: kämpfe- das Recht auf informationelle Selbstbe- lizeiarmee, deren einzelne Teile in sehr un-
risch, aber gewaltfrei.Der neoliberale Ka- stimmung. Als Bundeskanzlerin Merkel in terschiedlicher Weise, aber immer auch
pitalismus und sein geistloser Knüppel ihrer Funktion als EU-Ratspräsidentin unter dem Einfluss der Gewaltdiskussion
vermögen eben nicht alles ! beim EU-Russland-Gipfel in der Wolgast- auf Rostock und die anderen Events rund
Und all das vor dem Hintergrund , dass adt Samara am 17. Mai den russischen um Heiligendamm vorbereitet werden.
beim offiziellen Gipfel außer unverbindli- Präsidenten Putin dazu aufforderte, seine Presseberichte und meine eigene Wahr-
chen Sprechblasen („über die Folgen Gegner vor Ort demonstrieren zu lassen, nehmung in Rostock lassen den Schluss
des Klimawandels soll in Zukunft ernst- konterte der gelassen und völlig korrekt, zu, dass es in Deutschland höchst unter-
haft nachgedacht werden“) und einigen Fi- dass er sich angesichts der massiven Ein- schiedliche Demonstrationsreaktions-
nanzzusagen für Afrika, die bereits in der schränkungen des Demonstrationsrechts „Kulturen“ auf Seiten der Polizei gibt. So
Vergangenheit nicht eingehalten wurden, in und um Heiligendamm keine Belehrun- gibt es Berichte darüber, dass sich z.B. die
nichts Substantielles herausgekommen ist. gen in Sachen Demokratie gefallen lassen für ihre besondere Härte bekannte 21. Ein-
Jetzt gilt es den „Schwung von Heili- müsse. Zum anderen entwickelte sich satzhundertschaft aus Berlin „so sehr her-
gendamm“ in konkrete Aktionen umzuset- überraschender Weise eine Kritik am Gip- vortat, dass andere Polizeiführer entsetzt
zen: in Deutschland, in Österreich, in fel-Event, die über Heiligendamm hinaus intervenierten“ (Neues Deutschland,
Europa, weltweit. solche Mammutkonferenzen grundsätz- 4.06.07). Lange Anfahrtswege, Kasernie-
GEHEN WIR ES GEMEINSAM AN ! lich in Frage stellen. Und dies nicht nur rung und so manche verbale oder gesti-
Hermann Dworczak (Aktivist im wegen der hohen Kosten und der falsch sche Schmähung von Seiten einiger Pro-
Austrian Social Forum / ASF) ■ gewählten Örtlichkeiten (die G8 ließen testierer mögen ein übriges tun, um die

: antifaschistische nachrichten 12-2007 7


Nerven der Beamten bis aufs äußerste an- le Ähnlichkeit des Verhaltens gewaltberei- Nationen verankerten strikten Gewaltver-
zuspannen und deren Gewalteinsatzbereit- ter „Protestierer“ und gewaltbereiter „Ord- bots (Art. 2,4), die internationale Rechts-
schaft zu erhöhen. nungskräfte“ hinzuweisen. Zwischen ih- ordnung schwer beschädigt. Alle acht Gip-
Eine einseitige Schuldzuweisung für die nen besteht ein psychisch-mentaler sym- felstaaten führen illegale Kriege, sei,s im
eingetretene Situation in Rostock an die biotischer Zusammenhang, der sich – bei- Rahmen der NATO in Afghanistan und im
Adresse des „schwarzen Blocks“ halte ich nahe gesetzmäßig – in einer Spirale der Persischen Golf sowie vor der ostafrikani-
aus diesen Gründen für verkürzt. Völlig Gewalt entlädt, wenn die äußeren Rah- schen Küste (im Rahmen von „Enduring
verfehlt war auch die an den Tenor der ers- menbedingungen es zulassen. Unnötig zu Freedom“), sei,s im Rahmen der „Koaliti-
ten Medienberichte sich anschließende Er- sagen, wessen politische Geschäfte hierbei on der Willigen“ im Irak, sei,s im Rahmen
klärung aus der Demonstrationsleitung, erledigt werden. eines inneren Konflikts in Tschetschenien
wonach die Polizei an der Entstehung der Unnötig auch zu sagen, dass eine an po- (Russland).
Gewaltsituation keine Schuld trage. Viel- litischer Aufklärung interessierte globali- Deutschland macht da keine Ausnahme.
mehr hätte sie sich an die vereinbarte De- sierungskritische und Friedensbewegung Zwar hatte die Bundesregierung 2003 den
eskalationsstrategie gehalten. Dem steht jegliche Gewalt bei Demonstrationen völkerrechtswidrigen Krieg gegen Irak ab-
doch eine Reihe von Fragen gegenüber, strikt ablehnen muss. Sie ist darauf nicht gelehnt (ihn aber gleichwohl indirekt un-
die im weiteren Verlauf der Untersuchun- angewiesen, weil sie die besseren Argu- terstützt). Sie war aber bereits 1999 am il-
gen zu überprüfen wären. In welche Grup- mente hat. Wir wollen aber darüber nicht legalen Angriffskrieg gegen das damalige
pen des schwarzen Blocks waren verdeckt den Maßstab aus den Augen verlieren, der Jugoslawien beteiligt gewesen und ist es
arbeitende Polizisten eingeschleust wor- etwa so lauten könnte: Was sind ein paar heute an der Operation Enduring Free-
den? Liegen der Polizei Erkenntnisse vor, Dutzend Steinewerfer gegen die militäri- dom. Berlin betreibt mit Nachdruck so-
ob sich im schwarzen Block auch einge- sche Gewalt, die täglich in Irak oder Af- wohl die Transformation der Bundeswehr
schleuste rechtsradikale Gruppen befan- ghanistan, in Palästina oder in Somalia, in von einer Verteidigungsarmee in eine In-
den? Welche Strategie verfolgten sie dort? Kolumbien oder in Sri Lanka, in Tsche- terventionsarmee als auch die Militarisie-
Wie konnte es passieren, dass ein verwais- tschenien oder in Pakistan angewandt rung der Europäischen Außen- und Sicher-
tes Polizeiauto auf dem Kundgebungsplatz wird? Was ist die ohnmächtige und hilflo- heitspolitik (z.B. Aufbau von Battle-
„zurück gelassen“ wurde? (Manche Beob- se Gewalt der Pflastersteine gegen die groups, Aufrüstungsgebot in der bisher ge-
achter sahen in dem tätlichen Angriff auf strukturelle Ungerechtigkeit und Gewalt, scheiterten EU-Verfassung). Und wir kön-
dieses Auto den entscheidenden Auslöser an der täglich Tausende Menschen in der nen sicher sein, dass die Befürworter eines
für das Eingreifen der Polizei.) Wozu Dritten Welt krepieren? Diese bittere strammen Rechtskurses Rostock zum An-
kreiste ein Polizeihubschrauber immer Wahrheit des täglichen Massenmordes an lass nehmen werden, via Grundgesetzän-
wieder für längere Zeiten direkt über dem unschuldigen Kindern, Jugendlichen, derung den Einsatz der Bundeswehr im In-
Kundgebungsplatz und erzwang auf diese Frauen, Kranken, Arbeitslosen und ande- nern möglich zu machen.
Weise die wiederholte Unterbrechung der ren Opfern der neoliberalen Globalisie- Den eifernden Ordnungspolitikern aller
Kundgebung? Warum war das vereinzelte rung sollten die Proteste zum G8-Gipfel Couleur, die jetzt auf der Woge der Ge-
Abschießen von Feuerwerkskörpern – bei zum Ausdruck bringen. waltverurteilung daher kommen, muss der
der Auftaktkundgebung am Bahnhof noch Die spezielle Kritik der Friedensbewe- Spiegel vorgehalten werden, der die wah-
geduldet – am Rande der Schlusskundge- gung richtete sich vor allem gegen den of- ren Gewaltverhältnisse wieder ins richtige
bung Anlass für polizeiliche Übergriffe? fenkundigen Grundkonsens der beteiligten Licht rückt. Die Demonstration in Rostock
Um nicht missverstanden zu werden: Großmächte, Krieg und die Androhung hat das zunächst vorbildlich getan. An die-
Hier soll nun keineswegs der Versuch ge- von Krieg als Mittel der Politik zu akzep- sem Erfolg gilt es anzuknüpfen.
macht werden, den Spieß einfach umzu- tieren. Damit wird nach einer langen Peri- Peter Strutynski ■
drehen und die Randalierer aus dem ode der – zumindest verbalen – Anerken- Friedensratschlag Kassel
schwarzen Block zu entschuldigen. Mir nung der Prinzipien des Völkerrechts, ins- www.uni-kassel.de/fb5/frieden/the-
geht es vielmehr darum, auf die strukturel- besondere des in der Charta der Vereinten men/Globalisierung/g8-2007/gewalt.html

Berlin. Nach dem Verbot der für den 2. Juni angekündigten NPD-De- Schwerin unterwegs waren, versammelten sich in Oranienburg. In Wit-
monstration in Schwerin zum G8-Gipfel haben am Wochenende Neo- tenberge kamen 200 Rechte zusammen, die ursprünglich ebenfalls
nazis in mehreren norddeutschen Städten unangemeldet demonstriert. nach Schwerin unterwegs waren. Ungenehmigte Demonstrationen von
Unter anderem gelang es hunderten Rechtsextremen, am Sonnabend- Rechtsextremen gab es auch in Lauenburg (Schleswig-Holstein) und Lü-
vormittag, durch das Brandenburger Tor in Berlin zu ziehen. Sie hielten neburg (Niedersachsen). NPD-Generalsekretär, Peter Marx kündigte
NPD-Fahnen und ein Transparent mit der Aufschrift „Deutschland den weitere Proteste an. Nach seinen Worten waren rund 2 500 Anhänger
Deutschen“ hoch. Wachschüt- seiner Partei an 16 verschie-
zer an der Baustelle der neuen
US-Botschaft alarmierten die
Neonazis marschierten durchs denen Aktionen beteiligt.
Die NPD feiert auf ihren In-
Polizei. Angerückte Beamte
wurden von den Demonstran-
Brandenburger Tor ternet-Seite ihren Überra-
schungscoup. Zusätzlich zu
ten zur Seite geschoben. Die Neonazis, unter anderem aus Bayern und den „150 Nationalisten“ am Brandenburger Tor hätten 70 Mitstreiter
Thüringen, waren mit Bussen nach Schwerin unterwegs, als sie auf hal- vor dem Reichstag demonstriert. Mit dieser spontanen Aktion habe man
ber Strecke die Nachricht vom gerichtlichen Demoverbot in Schwerin er- dem Innensenator gezeigt, was Versammlungsrecht sei. Körting hält
hielten. Sie entschlossen sich daraufhin, zu einer Änderung der Reise- nicht zuletzt deshalb weiterhin an seiner Forderung nach einem Verbot
route und der unangemeldeten Demo. Als bereits zwei Gruppen Rechts- der Partei fest.
extremer durch das Tor gezogen waren, hatte die Polizei rund 250 Be- Das Brandenburger Tor ist seit langem Zielpunkt für rechtsextreme De-
amte zusammen und konnte eine dritte Gruppe stoppen. Dabei kam es monstrationen. Dort hatten die Nationalsozialisten schon am 30.Januar
zu Rangeleien mit den Demonstranten. 13 NPD-Anhänger wurden fest- 1933 zur Machtergreifung der NSDAP Fackelzüge veranstaltet.
genommen. Die NPD versucht immer wieder, dort zu marschieren. Innensenator Kör-
Zu mehreren Demonstrationen von NPD-Anhängern kam es am Sonn- ting und seiner Versammlungsbehörde war es zuletzt aber immer gelun-
abend auch in Brandenburg. Nachdem der Eilantrag zu einer Kundge- gen, die Rechtsextremen vom Tor fernzuhalten und ihnen andere Orte
bung in der Stadt Brandenburg/Havel gescheitert war, liefen am Sonn- anzubieten.
abend in Potsdam rund 60 Angehörige der rechten Szene vom Haupt- Auszüge aus einem Bericht der
bahnhof Richtung Innenstadt. Rund 80 Personen, die mit Bussen nach Berliner Zeitung vom 4.6.2007 ■

8 : antifaschistische nachrichten 12-2007


Das kann man kein ,Déjà vu‘ nen- Erster Durchgang der Parlamentswahlen in Frankreich:
nen, sondern nur als ,Jamais vu‘
(Nie gesehen) bezeichnen. Also als
nie dagewesenes Ereignis. Tatsächlich hat
Gemein! Sarkozy schluckt Wähler-
die französische extreme Rechte, seit-
dem sie in den Jahren 1983/84 ihr bis da-
reservoir der extremen Rechten
hin gefristetes Dasein in Form von Split- ter den vormaligen WählerInnen Jean-Ma- und Mai anstellen konnte. Ähnlich wie bei
tergruppen und Null-Komma-Parteien rie Le Pens die Rede. Im Augenblick ist es der Präsidentschaftswahl, kündigen auch
verlassen konnte, noch nie so schlecht bei noch zu früh, um diese Angaben näher zu dieses Mal genau zwei Drittel der verblie-
einer Wahl abgeschnitten. Keine 5 Pro- überprüfen bzw. mit anderen Zahlen abzu- benen FN-Wähler aus dem ersten Wahl-
zent und keine Million Stimmen für den gleichen. gang an, in der zweiten Runde (Stichwahl)
Front National (FN) und den Mouvement Hingegen dürfte unzweideutig festste- für das Lager Nicolas Sarkozys zu stim-
National-Républicain (MNR) zusammen- hen, dass es einen massenhaften Anschluss men.
genommen: Das ist die, aus ihrer Sicht: früherer FN-Wähler/innen an die konserva-
bittere, Ernte der beiden rechtsextremen tive UMP gegeben hat, wie bereits bei der Allein Marine Le Pen schwimmt oben
Parteien beim ersten Durchgang der fran- jüngsten Präsidentschaftswahl. Darauf deu- Als einzige Bewerberin des Front National
zösischen Parlamentswahl vom Sonntag. tet das Gesamtbild der Wählerströme hin: konnte die Cheftochter Marine Le Pen in
Die UMP hat massiv hinzugewonnen, aber ihrem Wahlkreis Hénin-Beaumont, im frü-
Dazu im Vergleich ein kurzer Rückblick: die Linksparteien haben ihren Stimmenan- heren Bergbaurevier Pas-de-Calais in der
Seit 1984, in jenem Jahr erhielt der FN teil ihrerseits weitgehend konstant halten Nähe der belgischen Grenze, die magische
knapp 11 Prozent bei den Europaparla- können. Die Sozialdemokratie schnitt mir Hürde überspringen, die die Teilnehmer am
mentswahlen und erlebte damit seinen ers- rund 29 Prozent (inklusive Verbündete) et- ersten Wahlgang von den in die zweite
ten landesweiten Durchbruch, was höher ab als bei Runde einziehenden Bewerbern trennt.
lag sie frankreichweit stets über der letzten Parlaments- Dazu sind 12,5 Prozent erforderlich, nicht
oder zumindest in der Nähe der wahl im Juni 2002. der abgegebenen gültigen Stimmen (wie
Zehn-Prozent-Marke. Selbst Die KP schnitt mit 4,8 man in deutschen Medien oft fälschlich
kurz nach der verheerenden Par- Prozent genau gleich liest), sondern der in die Wählerlisten ein-
teispaltung zwischen Le Pen- ab wie vor fünf Jahren getragenen Wahlberechtigten. Das bedeu-
und Mégret-Anhängern vom – vom Stimmenanteil tet, dass, je nach Wahlbeteiligung, 15 oder
Jahreswechsel 1998/99 erhielten her, dagegen droht ihr, 18 Prozent oder auch mehr der abgegebe-
sie zusammen noch immer lan- dass sie (mangels Ab- nen Stimmen im ersten Durchgang erfor-
desweit 9 Prozent der Stimmen. kommen mit der Sozi- derlich sein können. Die Wahlenthaltung
Bei den frankreichweit am sel- aldemokratie über die war frankreichweit an diesem Sonntag au-
ben Tag stattfindenden Kommu- Aufteilung der Wahl- ßerordentlich hoch (39 Prozent), so dass die
nalwahlen im März 2001 lag die kreise vor dem ersten Hürde – in Prozentergebnissen gemessen –
gespaltene extreme Rechte lan- Wahlgang) wesentlich dieses Mal etwas höher lag. Aber mit Aus-
im
desweit schon wieder knapp demnächst stein Verlag ! weniger Abgeordnete nahme von Marine Le Pen kam, nach den
oberhalb der 10 Prozent. Pahl-Rugen mitnehmen wird als ersten verfügbaren Angaben, ohnehin keine
Und nun das! 4,3 Prozent (laut beim letzten Mal und Kandidatin und kein Kandidat des FN auch
dem vorläufigen Ergebnis in der Nacht vom ihr Fraktionsstatus verloren geht. Die au- nur in ihre Nähe.
Sonntag zum Montag) der Stimmen wur- ßerparlamentarische radikale Linke schnitt Die Cheftochter hatte sich jenen Wahl-
den im nationalen Durchschnitt für die ihrerseits mit 3,7 Prozent um ein gutes hal- kreis (in der industriellen Krisenzone in der
Kandidatinnen und Kandidaten des FN ab- bes Prozent höher ab als bei der letzten Par- Nähe von Lens) ausgesucht, wo der FN an-
gegeben, weitere 0,4 Prozent für jene des lamantswahl. Der starke Zuwachs des kon- ders als fast überall sonst noch eine echte
MNR. servativen Blocks (die UMP gewinnt knapp gesellschaftliche Verankerung vor Ort auf-
42 Prozent, und mit verbündeten kleineren weist, konkrete soziale Probleme aufgreift
Massenphänomen: Überlaufen zur UMP Rechtsparteien – darunter die Villiers-An- und im Alltag sofort auf neu auftauchende
Wohin die ,lieben‘ Wähler entschwunden hänger, vgl. unten – zusammen 45 Prozent Ereignisse zu reagieren vermag. Diese
sind, danach braucht man nicht zwei mal zu der Stimmen) erklärt sich also mitnichten Zone bildet in gewisser Weise das „soziale
fragen: Sofern sie sich nicht der Stimme aus einem Rückgang der Linkskräfte. Laboratorium“ des FN. Andernorts ist er
enthielten (wie unzählige andere Franzö- Auch die geographische Verteilung der dazu aber überhaupt nicht mehr in der
sinnen und Franzosen, da nach der Präsi- Stimmenflüsse deutet darauf hin, dass es ei- Lage. In „ihrem“ Wahlkreis erhielt Marine
dentschaftswahl der Ausgang der Parla- nen massiven Zustrom von Stimmen aus Le Pen 24,5 Prozent der Stimmen und liegt
mentswahl ohnehin klar schien), gingen sie dem früheren Reservoir des FN hin zur damit um rund 4 Prozent hinter dem best-
massiv zum konservativen Block über, der konservativen UMP gegeben hat. Die ex- platzierten Bewerber, aus den Reihen der
von Nicolas Sarkozy angeführt wird. Nach treme Rechte erlitt massive Einbrüche in französischen Sozialdemokratie. Gegen ihn
ersten Zahlen vom Wahlabend, die zu- ihren früheren Hochburgen Elsass und kann sie nun in der zweiten Runde antreten.
nächst auf dem öffentlich-rechtlichen Sen- PACA (Provence-Alpes-Côte d,Azur), da- Aussichten darauf, in der Stichwahl am fol-
der ,France 2‘ bekannt gegeben wurden, neben auch in der Nachbarregion Langue- genden Sonntag den Parlamentssitz zu er-
sollen 41 Prozent der WählerInnen des doc-Roussillon (um Montpellier). In den obern, hat auch sie im Prinzip keine.
Kandidaten Jean-Marie Le Pen bei der Par- letzteren beiden Fällen konnte der FN dort Dem MNR unter Bruno Mégret wurde
lamentswahl für Bewerber der extremen bislang vor allem fest auf eine Wähler- erneut der Kopf tief unter die Wasserober-
Rechten gestimmt haben. 36 Prozent hinge- schaft von ehemaligen Algerienfranzosen fläche gedrückt. Mégret persönlich erhält
gen für solche der bürgerlich-konservativen bauen, eine Art „Vertriebenenmilieu“. In in Vitrolles, wo seine Gattin Catherine Mé-
Rechten, weitere 10 Prozent sollen die denselben Regionen erfährt die UMP nun- gret von Februar 1997 bis Oktober 2002
Stimmenthaltung gewählt haben. Aller- mehr massive Zuwächse. Etwas besser hält noch als Bürgermeisterin amtierte, nur 2,03
dings wirft diese Rechnung ein mathemati- sich der FN hingegen in abgestiegenen In- Prozent der Stimmen. Man muss jedoch
sches Problem auf, da demnach zwei Fünf- dustrieregionen wie vor allem dem Nord- hinzufügen, dass der FN, der definitiv keine
tel der Wähler Le Pens vom 22. April dieses Pas-de-Calais, wo ihm ein Einbruch in die Rücksicht auf den ehemaligen „Verräter“
Jahres (das waren 3,8 Millionen) noch im- frühere Arbeiterwählerschaft gelungen ist. aus seinen Reihen nehmen mochte (trotz
mer für die extreme Rechte gestimmt hät- Dort ist die „Versuchung“ ehemaliger FN- offiziell zelebrierter „Aussöhnung“ zwi-
ten – das wären aber mehr als die knapp Wähler, jetzt für das Sarkozy-Lager zu schen Le Pen und Mégret am 20. Dezem-
eine Million Stimmen, die seine Kandida- stimmen, wesentlich geringer. Das bestätigt ber 2006, und Wahlaufruf des Letztgenann-
ten dieses Mal erhielten. Im weiteren Ver- die Analyse, die man nach den französi- ten zugunsten Jean-Marie Le Pens bei der
lauf des Wahlabends war dann auf ,France schen Präsidentschaftswahlen vom April Präsidentschaftswahl), einen eigenen Kan-
2, hingegen von 30 Prozent Enthaltung un- didaten gegen Bruno Mégret aufgeboten

: antifaschistische nachrichten 12-2007 9


hatte. Letzterer erhält in Vitrolles 7,4 Pro- ten neben Varaut aufgestellt hatte, sondern werden, mit einem „verschlankten Appa-
zent. Alles in allem bleibt dies jedoch ein explizit zur Wahl Varauts aufrief. Au?er rat“. Aber auch, zusätzlich, auf der Ebene
geringes Ergebnis, berücksichtigt man, ihm trat noch ein anderer Kandidat aus den der Doktrin. Dort möchten die „Moderni-
dass die extreme Rechte insgesamt in Vit- Reihen der bürgerlichen Rechten auf, Jean- sierer“ nun der Eigendynamik der ,aus dem
rolles im Juni 2002 noch über 31 Prozent Christophe Lagarde, der Bürgermeister von historischen Vorlauf der extremen Rechten
der Stimmen erzielen konnte: 18,6 Prozent Drancy, der aber durch die christdemokra- und ihrer Geschichte erklärbaren‘ Strö-
für Mégret und 13,25 % für den damaligen tisch-liberale frühere UDF (jetzt umbe- mungen bzw. „politischen Familien“ und
FN-Kandidaten. nannt in MoDem, Mouvement Démocrate) „Sensibilitäten“ aufräumen. Tatsächlich
unterstützt wurde und somit nicht dem Re- führen Strömungen wie die katholischen
Rechtskatholiken im Bunde mit der gierungslager angehört. Fundamentalisten einerseits und die (ras-
bürgerlichen Rechten senbiologisch argumentierenden) Neuhei-
Die Rechtskatholiken des ,Mouvement Geld, Geld, Geld... den anderseits, deren Doktrin sich in ihren
pour la France‘ (MPF, Bewegung für Die nähere Zukunft der extremen Rechten Kernelementen gegenseitig ausschließen,
Frankreich) unter ihrem Grafen Philippe de wird belegen müssen, wie sie nun mit der ein starkes Eigenleben. Sie haben eigene
Villiers sind bei diesem Fünf-Prozent-Ge- neuen Situation umgehen kann. Garantiert Strukturen inner- bzw. außerhalb des FN,
samtergebnis für die extreme Rechte noch ist ihr schon jetzt, dass ihre finanziellen eigene Publikationsorgane... Die „Moder-
nicht berücksichtigt. Sie erhielten ihrerseits Möglichkeiten zurückgehen WERDEN, da nisierer“ möchten damit Schluss machen,
im frankreichweiten Durchschnitt 1,2 Pro- die staatliche Parteienfinanzierung in die Strömungen in einer – verschlankten
zent für ihre Kandidaten. Aber ihre Situati- Frankreich von den jeweiligen Ergebnissen und effizienter gestalteten – einheitlichen
on bildet insofern einen Sonderfall, als ihr der politischen Parteien bei den Parla- Parteistruktur auflösen und die Doktrin auf
Durchschnittsergebnis durch lokale Son- mentswahlen abhängt: Jede dort erhaltene einige Grundsätze, die einen Common
dersituationen verzerrt wird: In drei Fällen Stimme trägt ihnen 1,63 Euro pro Jahr (bis Sens abgeben können, reduzieren. Ferner
hat der konservativ-liberale Bürgerblock zur nächsten Parlamentswahl) ein. Auf die- möchte Aliot, dessen Ankündigung in ,Le
nämlich keine Gegenkandidaten gegen die ser Grundlage erhielt der FN bislang rund Monde‘ vom 31. Mai zitiert wird, mit jenen
Nationalkonservativen aufgestellt. D.h. die 4,6 Millionen Euro pro Jahr an staatlicher Schluss machen, die „unter der Fahne des
Regierungspartei UMP hat, innerhalb der Parteienfinanzierung. Bereits vor dem FN“ einen „Kampf gegen die jüdische Lob-
politischen Rechten, diese Wahlkreise der Wahlsonntag hatten hohe FN-Funktionäre, by führen“ möchten. Anders ausgedrückt,
Villiers-Partei „überlassen“. Und zwar dort, die in fast allen Zeitungen zitiert wurden, er möchte mit offen ausgesprochenem An-
wo es um die beiden bisherigen Abgeord- im “Off“ eine Halbierung dieses Geldzu- tisemitismus Schluss machen, der laut sei-
neten der Villiéristen in der Pariser Natio- flusses für die nahe Zukunft prognostiziert. nen Worten „nur Probleme bringt“. Hinge-
nalversammlung ging, die beide aus der Das war fast realistisch. Nun wird es aller- gen möchte die Gegenseite, gemäß einem
westfranzösischen Vendée kommen, sowie dings künftig noch ein bisschen weniger als Konzept, das jüngst in der Monatszeit-
im Wahlkreis des Rechtsanwalts Alexandre die Hälfte des jährliches Zuschusses geben. schrift ,Le Choc du mois‘ präsentiert wor-
Varaut im Département Seine-Saint-Denis Nicht ausgeschlossen wird vor diesem den ist, ein „Epinay von Rechts“ anstreben.
(nördliche Pariser Trabantenstadtzone). Hintergrund auch der Verkauf des Parteisit- Unter Anspielung auf den Kongress von
Das Département Vendée, dessen Be- zes in Saint-Cloud, einem Nobelvorort Epinay-sur-Seine im Juni 1971, auf dem
zirksregierung niemand anders als Philippe westlich von Paris. Le Pen hatte im Vorfeld unterschiedliche Organisationen der zer-
de Villiers persönlich vorsitzt, ist ein franzö- der Parlamentswahl bereits bitter angekün- splitterten franzôsischen Sozialdemokratie
sischer Bezirk mit ausgeprägt rechter Poli- digt: „Politik kann man man auch in einer in einem einheitlichen Dachverband – aus
tiktradition. Hier fand 1793/94 der Aufstand ,Chambre de bonne, (Dienstmädchenzim- dem der heutige Parti Socialiste (PS) wurde
„für Gott und König“ gegen die junge Re- mer, Mansardenwohnung) betreiben.“ – zusammengeführt wurden, streben sie
publik stand, der zwar von konterrevolutio- Nicht alle Mitarbeiter am Parteisitz dürften also nach einer Föderation unterschiedli-
nären Adeligen angeführt wurde, aber eine sich allerdings mit dieser Vision anfreunden cher Strömungen. Diese soll auch auf bis-
Massenbasis unter den örtlichen Bauern können..., zumal einigen von ihnen nun her außerhalb des FN stehende Fraktionen,
hatte, die verarmt waren und sich durch die vielleicht die Entlassung drohen dürfte. wie die „Identitaires“ (militante Stiefelfa-
(in der bürgerlichen Republik aufsteigende) Aber auch politische Konsequenzen schisten, die eigene Listen zur jüngsten
Bourgeoisie ökonomisch bedroht fühlten. werden anstehen. Bislang stehen sich zwei Parlamentswahl präsentierten) oder auch
Die Niederschlagung der Vendée-Revolte Visionen von der politisch-ideologischen die Villiers-Anhänger, ausgedehnt werden.
wird in den Reihen eines Teils der konserva- und doktrinären Zukunft des FN gegen- Auch ist von der Einrichtung einer kolle-
tiven Rechten, aber stärker noch der extre- über: Auf der einen Seite finden sich die gialen Parteiführung an der Spitze die
men Rechten – etwa auf dem katholischen „Modernisierer“ rund um Marine Le Pen Rede.
Flügel des Front National – heute noch als und den seit 2005 amtierenden Generalse- Das wird Jean-Marie Le Pen nicht
„Genozid“ angeprangert. Philippe de Vil- kretär Louis Aliot (einen Mittdreißiger), schmecken, der bereits erklärt hat, schon
liers hat 1977, als junger Chef der Bezirks- auf der anderer Seite die „Traditionalisten“ wieder als Kandidat für seine eigene Nach-
regierung, ein sommerliches Freiluftspekta- rund um den derzeitigen Generalbeauftrag- folge auf dem nächsten Parteikongress (am
kel zum Andenken an den (konterrevolutio- ten oder ,Délégué général‘ der Partei, Bru- 17./18. November 2007 in Bordeaux) an-
nären, aber von ihm natürlich nicht so be- no Gollnisch. In den Reihen der Letzteren treten zu wollen. Dies könnte wohl kurz-
zeichneten) Aufstand in der Vendée und sei- hat sich, stärker noch als Gollnisch, der im fristig das offene Ausbrechen des Strö-
ne Niederschlagung einrichten lassen: das Oktober 2005 geschasste Ex-Generalsekre- mungskriegs verhindern, wenngleich die
„Spectacle du Puy du Fou“. tär und 2Beauftragte für soziale Fragen“ aus Sicht der Partei wirklich notwendige
Im Wahlkreis Bobigny und Drancy, in der rechtsextremen Partei, Carl Lang (er er- Erneuerung an ihrer Spitze damit noch län-
der nördlichen Pariser Banlieue (Verwal- hielt als Kandidat in Maubeuge, an der bel- ger ausbleiben wird. Ferner wird das offe-
tungsbezirk Seine-Saint-Denis), hat die Vil- gischen Grenze, 11,3 Prozent), profiliert. ne Messerwetzen aber wohl auch deswegen
liers-Partei den Rechtsanwalt Alexandre Erstere streben eine Umwälzung der vorläufig ausbleiben, weil beide Lager nun
Varaut als Kandidaten aufgestellt. Dieser bisherigen Funktionsweise des Front Na- das Gewicht der Niederlage tragen: Marine
Aktivist des katholischen Laienverbands tional an. Sowohl auf der Ebene der Struk- Le Pen und ihre Leute waren für den Rück-
Opus Dei ist zugleich auch der Sohn von turen – dort soll die bisherige Doppelstruk- gang bei der Präsidentschaftswahl verant-
Jean-Marc Varaut, des Anwalts eines ge- tur, mit „Generalsekretär“ auf der einen wortlich gemacht worden, aber nun hatte
wissen Maurice Papon in seinem Mammut- Seite und „Generalbeauftragtem“ auf der Gollnisch den Parlamentswahlkampf orga-
prozess von 1997/98 wegen „Beihilfe zu anderen (die sich gegenseitig kontrollieren nisiert. Ihr persönliches Ergebnis im Wahl-
Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ – und in Schach halten sollen, damit es keine kreis Pas-de-Calais dürfte die Cheftochter
Judendeportationen aus dem Raum Bour- aufstrebende „Nummer Zwei“ gibt und die sogar eher gegen Kritik schützen und ihre
deaux in den Jahren 1942 bis 44. Der Soh- alleinige Allmacht des Chefs gewahrt Position seit Sonntag eher gestärkt denn ge-
nemann hatte nun auch die Unterstützung bleibt) aufgebrochen werden. Stattdessen schwächt haben.
von Nicolas Sarkozys UMP, die in 2sei- sollen klassische Parteistrukturen, wie sie Bernhard Schmid (Paris) ■
nem“ Wahlkreis keinen eigenen Kandida- auch anderswo bestehen, übernommen

10 : antifaschistische nachrichten 12-2007


: ausländer- und asylpolitik
rechte für die Situation von Migrantin-
nen und Migranten unabhängig von de-
ren Aufenthaltsstatus und in der Beto-
Aufenthaltsrecht: Fallen Nötig aber nicht hinreichend: nung von Informations- und Kooperati-
Alte und Kranke aus dem Studie zur Wirkung berufs- onspflichten der Herkunfts-, Transit- und
Raster? bezogener Sprachkurse Zielstaaten liegt. Daneben ist aus Sicht
der Studie auch die Einrichtung eines
Berlin. Für Ausländer, die bis zum 1. In einem Kurzbericht (Ausgabe 3/ 2007) Überwachungsverfahrens für die Men-
Juli 2007 mindestens acht Jahre in untersucht das Institut für Arbeitsmarkt- schenrechte von Migrantinnen und Mi-
Deutschland gelebt haben, wird eine dau- und Berufsforschung (IAB) die Wirkung granten ein wichtiges Instrument.
erhafte Aufenthaltserlaubnis künftig an von berufsbezogenen Deutschkursen auf Gleichzeitig verweist die Studie auf Lü-
einen festen Arbeitsplatz geknüpft. Bis die Arbeitsmarktintegration von Migran- cken bei der Gewährleistung der durch
Ende 2009 müssen die Betroffenen einen tinnen und Migranten, die arbeitslos die allgemeinen Menschenrechtsabkom-
solchen vorweisen. Ausnahmen - etwa für sind. Seit 2004 fördert die Bundesagen- men garantierten Rechte in der Praxis.
Alte und Kranke - soll es dabei nicht ge- tur für Arbeit (BA) berufsbezogene Das gilt etwa bei der Durchsetzung der
ben. Diesen humanitären Aspekt disku- Sprachkurse aus Mitteln des Europäi- Rechte in der Arbeit für Irreguläre oder
tierten die Sachverständigen am Diens- schen Sozialfonds (ESF). Diese ESF- deren Zugang zur Gesundheitsversor-
tagnachmittag im dritten Teil der Anhö- BA-Sprachkurse dauern in Vollzeit drei gung.
rung des Innenausschusses zum EU- und in Teilzeit bis zu sechs Monaten. In Download unter: http://www.institut-
Richtlinienumsetzungsgesetz (16/ 5065), den Jahren 2004 und 2005 haben rund fuer-menschenrechte.de/sl.php?id=178
welches das Aufenthalts- und Asylrecht 34.000 Menschen an den Kursen teilge- Quelle: Forum Migration Juni 2007 -
neu regelt. Professor Kay Hailbronner nommen. Die Daten über den Verbleib 1.6.2007 ■
(Universität Konstanz) sah keinen Platz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
für Ermessensspielraum im Gesetz. Die sind zunächst einmal unbefriedigend, Amnesty International
Sicherung des Lebensunterhalts sei klar wenn man zum Beispiel vergleicht, dass
durch die Erwerbstätigkeit festgelegt. sechs Monate nach einer Weiterbildung „extrem besorgt“ über
Deswegen plädierte Dr. Gottfried Köfner nur 37 Prozent der Menschen mit Migra- Abschiebungen nach Kosovo
(Regionalvertreter des hohen Flüchtlings- tionshintergrund sozialversicherungs- In einem umfangreichen Report warnt
kommissars der Vereinten Nationen, pflichtig beschäftigt sind und rund 40 Amnesty International (AI) vor Abschie-
UNHCR) für die Notwendigkeit einer Prozent arbeitslos. Die Studie kommt in bungen von Angehörigen ethnischer
Öffnungsklausel für humanitäre Fälle: diesem Zusammenhang zu der Bewer- Minderheiten in den Kosovo. Die Men-
„Nicht jeder kann finanziell für sich sor- tung: „Die vergleichsweise unbefriedi- schenrechtsorganisation zeigt sich „ex-
gen. Alte, Kranke, Traumatisierte oder genden Ergebnisse der Teilnahme an ei- trem besorgt“ darüber, dass einige euro-
Behinderte sind dazu nicht in der Lage“, nem reinen Sprachkurs scheinen dafür zu päische Staaten derzeit Vorbereitungen
machte er deutlich. Köfner befürchtet, sprechen, dass nicht die Sprachdefizite für Abschiebungen in den Kosovo tref-
dass nun eine neue Gruppe von Auslän- oder der Migrantenstatus an sich, son- fen, obwohl die politischen Auseinander-
dern entstehen könnte, die zwar keine dern die geringe Qualifikation das ent- setzungen um die Statusfrage nach Ein-
Aufenthaltserlaubnis mehr besitzt, aber scheidende Hemmnis für einen berufli- schätzung von AI in neue Gewalt mün-
trotzdem nicht ausgewiesen werden chen Wiedereinstieg darstellen. Die be- den können.
kann. Dies werde einer Lösung im Sinne rufsbezogenen Sprachkurse dürfen des- „Bis heute haben weder die UNMIK
der Nachhaltigkeit nicht gerecht. Kathari- halb jedoch nicht mit einem Misserfolg (UN-Übergangsverwaltung) noch die
na Wegner (Diakonisches Werk der Evan- gleichgesetzt werden. Vielmehr könnten derzeitigen PISG (Provisorischen Selbst-
gelischen Kirche) ergänzte: „Wer eine sie vermutlich in vielen Fällen als Vorbe- verwaltungsorgane) eine sichere Umge-
humanitäre Lösung anstrebt, muss auch reitung auf eine anschließende Qualifi- bung für die Rückkehr der Minderheiten-
die Einwanderung in das Sozialsystem zierung nützlich sein.“ gruppen in Sicherheit und Würde ge-
zulassen.“ Sie kritisierte die ihrer Mei- Quelle: Forum Migration Juni 2007 - schaffen“, erklärt AI. Nach Schätzungen
nung nach zu kurzen Fristen, da auch 1.6.2007 ■ von AI sind nach Juli 1999 über 235.000
Ausländer, die noch nicht acht Jahre in Serben, Roma und Mitglieder anderer
Deutschland verbracht haben, bereits voll Ein Plädoyer für die Ratifi- ethnischer Minderheiten aus Kosovo ge-
in den Arbeitsmarkt integriert seien. Mit flohen. Nur etwa sechs Prozent sind seit-
der Stichtagsregelung zum 1. Juli 2007 zierung der UN-Wander- her zurückgekehrt.
fielen sie jedoch aus dem Raster. Nach arbeitnehmerkonvention Im Namen von 158 intern vertriebenen
Meinung von Klaus Dienelt (Bundesver- Mit einer Studie zur UN-Wanderarbeit- Roma hat die Anwältin Dianne Post be-
waltungsgericht) und Stefan Kessler (Je- nehmerkonvention will das Deutsche In- reits im Februar 2006 eine Schadenser-
suiten-Flüchtlingsdienst) wird mit der stitut für Menschenrechte eine Diskussi- satzklage gegen die UN erhoben. Seit der
neuen Regelung auch eine alte Lücke ge- on über dieses internationale Überein- Zerstörung der Roma Siedlung in Süd-
schlossen, denn Ausländer könnten jetzt, kommen neu beleben. Mitrovica im Juli 1999 lebten die Ver-
trotz auslaufender Arbeitsgenehmigung, Die Wanderarbeitnehmerkonvention triebenen in Flüchtlingslagern, welche
weiter ihrer Tätigkeit nachgehen. Dies wurde 1990 abgeschlossen. Erst 2003 er- auf stark verseuchtem Boden gebaut
brächte eine Verbesserung, unterstrich reichte sie die nötige Zahl an Ratifizie- wurden. Die Lager bestanden unter der
Kessler. Dennoch betonte auch er die rungen, damit sie in Kraft treten konnte. Aufsicht der UN bis April 2006 – trotz
Problematik alter und kranker Menschen. Bis heute haben sie gerade 34 Staaten – der bekannten und dokumentierten extre-
Rechtsanwalt Reinhard Marx kritisierte meist Herkunftsländer von Migrantinnen men Gesundheitsgefährdungen durch
die starren Regelsätze. Aus seiner Erfah- und Migranten – unterzeichnet. Ziellän- giftige Bleiverseuchung. Dianne Post
rung wisse er, dass viele Familien bereits der wie Deutschland und auch die ande- sucht nach Unterstützung, da die UN bis
mit weniger Geld auskommen, ohne auf ren Staaten der Europäischen Union sind Ende Mai 2007 noch nicht auf die Klage
Sozialleistungen zurückzugreifen. der Konvention nicht beigetreten. geantwortet hat. Der vollständige Bericht
Quelle: Büro JRS Die Studie kommt zu dem Schluss, kann im Bereich “Dokumente” herunter
stefan.kessler@jrs.net / flucht@nds- dass der Wert der Konvention in der Prä- geladen werden (4. Juni 2007):
fluerat.org - 6.06.07 ■ zisierung der allgemeinen Menschen- www.roma-kosovoinfo.com ■

: antifaschistische nachrichten 12-2007 11


Palermo. Unglaubliches spielt
sich von Freitag, 25.5. bis Sonn-
tag 27.5. ca. 60 Meilen vor der li-
Flüchtlingsabwehr bis
byschen Küste ab: 27 Flüchtlinge erlei-
den am Freitag Nachmittag (25.5.2007)
Schiffbruch auf hoher See und können
zum Exzess Foto: B. Geiger aus "Ende einer Rettungsfahrt", Verlag Ralf Liebe
sich mit der Hilfe eines maltesischen sind, nicht mehr da ist. Niemand weiß,
Schiffes an die Seile eines Thunfisch- welches Schicksal die Flüchtlinge ereilt
fangbeckens retten. An die stählernen hat.
Seile geklammert müssen sie mehr als 24 Die „Orione“ rettet die 27 Männer im
Stunden auf ihre Rettung warten, obwohl Laufe des Sonntags und bringt sie nach
der Schiffbruch von dem maltesischen Lampedusa, wo sie sich derzeit mit wei-
Fischerboot „Budafel“ gemeldet wird. teren 77 angelandeten Flüchtlingen im
Der Reeder der „Budafel“ lässt jedoch dortigen geschlossenen Aufnahmezen-
nicht zu, dass sein Kapitän die Flüchtlin- trum befinden.
ge an Bord nimmt, da er angeblich be- Kompetenzgerangel und Staatsraison
sorgt um seine empfindliche Ware ist und können Flüchtlinge das Leben kosten schieben, ein Glücksspiel. Schaut man
die „Budafel“ keinen Platz für 27 Men- genau hin, so der Menschenrechtsaktivist
schen habe. Es ist jedoch zu vermuten, Hier werden wertvolle Stunden mit Fulvio Vassallo Paleologo aus Palermo,
dass der noch nicht lange zurück liegen- Schreibtischdiskussionen vergeben, sind auch die FRONTEX-Einsätze
de Fall des spanischen Fischerbootes während Menschen die unglaubliche HERA II und III vor der afrikanischen
„Francisco Catalina“ den Reeder Charles Kraft aufbringen müssen, auf hoher See Küste nur mäßig erfolgreich – kaum ist
Azzopardi zögern lässt: das Boot lag mit in kaltem Wasser um ihr Überleben zu ein Boot aufgebracht geht auch hier, wie
51 Flüchtlingen an Bord eine gute Wo- kämpfen. Ohne das Einschreiten des zu Jahresbeginn, das Gerangel los, wo
che vor Malta fest, da der Staat sich wei- UNHCR, der als Erster von dem Schiff- man die Flüchtlinge denn nun hinbringt.
gerte, die Flüchtlinge aufzunehmen. In bruch erfuhr, wäre auch diese Geschichte Allemal deutlich wird mit den Anlan-
Malta sind in den letzten Tagen viele mit Sicherheit verschwiegen worden. dungen der letzten Wochen wieder, dass
Flüchtlingsboote angekommen, so dass Laura Boldrini (UNHCR) kommentiert europäische Missionen wie FRONTEX
sich die maltesischen Behörden nicht in den Fall mit Bitterkeit: „Lebensrettung ihr Ziel nicht erreichen, denn die Men-
der Lage sehen, nun auch diese 27 Män- braucht gemeinsame Aktionen und ge- schen fliehen trotzdem. Statt Flucht zu
ner aus Kamerun, Ghana und Nigeria meinsame Verantwortlichkeiten aller verhindern, macht FRONTEX die Wege
aufzunehmen. Die Gewässer, in denen Mittelmeeranrainerstaaten!“ Doch die nur noch gefährlicher, denn es werden
sich das Fangbecken befindet, gehören Effekte der bisherigen Europapolitik neue, längere Routen gesucht. So sind
allerdings zum libyschen Überwa- werden auch an diesem Fall wieder mehr die Boote nun nicht mehr nur im Kanal
chungsraum. Während die 27 Männer als deutlich: man hat gemeinsame Regu- von Sizilien unterwegs, sondern es
von Helikoptern aus beobachtet werden larien wie DUBLIN II geschaffen, doch scheint sich eine neue Route nach Sardi-
und ein Arzt sich vor Ort ein Bild macht, Mitgliedstaaten wie Malta zeigen deut- nien zu eröffnen, und auch die alten Bal-
versucht die maltesische Regierung Kon- lich, dass sie nicht gewillt sind, die Last kanrouten werden wieder aktiviert, so
takt zu Tripolis aufzunehmen, doch Li- dieser Verordnung zu tragen, die ihnen gab es im April mehrere Anlandungen an
byen reagiert nicht. La Valletta negiert die Aufnahme und den Verbleib von der italienischen Adriaküste.
die erste Meldung der italienischen Flüchtlingen aufzwingt. Damit zeigt sich Wie sich im Fall der maltesischen
Nachrichtenagentur ANSA zu dem Vor- einmal mehr: DUBLIN II ist hinfällig. „Budafel“ zeigt, wird auch die Angst bei
fall, doch schließlich müssen die Malte- Gleiches kann man von den Einsätzen potentiellen Rettern immer wieder neu
ser einräumen, dass sich die 27 Männer der europäischen Grenzschutzagentur geschürt: Was passiert, wenn man
tatsächlich seit rund 24 Stunden im Was- FRONTEX sagen: In den Regularien Flüchtlinge an Bord nimmt und sie nir-
ser befinden und bitten andere Länder liegt das Hauptaugenmerk auf der „Soli- gendwo absetzen kann? Wenn das Schiff
der Europäischen Union um Hilfe. Malta darität“ aller Staaten in der gemeinsamen gegebenenfalls konfisziert wird? Der
stellt jedoch sofort klar: sie nehmen die Bekämfung der irregulären Migration, Fall der CAP ANAMUR im Jahre 2004
Schiffbrüchigen keinesfalls auf. doch Malta weigert sich, solidarisch zu hat mehr als deutlich gemacht, welche
Das italienische Marineschiff „Orio- sein und spielt nicht mit, wenn es ge- Folgen eine Rettung haben kann – das
ne“ und ein Flugzeug der italienischen zwungen ist, Flüchtlinge zu retten oder Schiff ist verloren, der Prozess gegen
Luftwaffe befinden sich in der Nähe der gar aufzunehmen. Hätte Libyen, ein Kapitän und damaligen Komiteeleiter
nun endlich durchgegebene Koordinaten, Land, dass nicht einmal die Genfer läuft immer noch.
da sie von der libyschen Regierung die Flüchtlingskonvention unterzeichnet hat, Seerechtskonventionen, die zur Ret-
Erlaubnis für die Überfliegung des liby- auf die Anfrage Maltas reagiert, dann tung von Schiffbrüchigen verpflichten,
schen Luftraum für die Suche nach ei- hätten sich alle beteiligten EU-Staaten zählen immer weniger im Handel mit der
nem seit dem 21.5. verschwundenen die Hände gerieben und die Männer ohne Abschottungspolitik. Für alle Beteiligten
Flüchtlingsboot in dieser Gegend erhal- Federlesen nach Libyen gebracht – das entsteht ein unlösbarer Konflikt, der auf
ten hatten. Erste Vermutungen legen wäre das Ziel eines FRONTEX-Einsat- dem Rücken derer ausgetragen wird, die
nahe, dass es sich bei den 27 Schiffbrü- zes gewesen. Doch im Gegensatz zur sich aus den unterschiedlichsten Grün-
chigen vielleicht um die Vermissten han- spanischen Rückübernahmepolitik mit den auf die gefährliche Reise über das
delt, was sich jedoch nicht bewahrheitet. Marokko, Senegal und anderen Staaten Meer einlassen müssen.
Der Fall des in Italien als „Gespenster- funktioniert das mit Libyen nur dann, Derzeit liegt ein weiterer spanischer
schiff“ bezeichneten verschwundenen wenn Ghaddafi will. Es gibt zwischen Schlepper mit 26 schiffbrüchigen Flücht-
Bootes ist ebenso skandalös wie der jet- Italien und Libyen weiterhin nur Polizei- lingen an Bord vor Malta. Auch diese
zige: das Boot wurde am 21.5. gesichtet, abkommen, aber keine offiziellen zur Flüchtlinge will niemand. Fraglich, ob
Männer, Frauen und Kinder an Bord, Rückübernahme von Flüchtlingen. Also die nächsten Schiffbrüchigen überhaupt
doch niemand kann sich zu einer schnel- bleiben Einsätze im Sinne der Grenz- gesehen werden.
len Rettung entschließen, so dass das schutzagentur mit dem Ziel, Flüchtlinge Judith Gleize, Flüchtlingsrat Bran-
Boot, als dann endlich Einheiten vor Ort sofort nach der Abfahrt wieder zurückzu- denburg / Pro Asyl ■

12 : antifaschistische nachrichten 12-2007


Proteste gegen Verschärfun-
gen im Zuwanderungsrecht Karawane-Tour beendet
Berlin. Am 21. Mai 2007 protestierten Mit der Teilnahme an der Großde- zungen in der Türkei und der BRD abge-
während der Anhörung im Bundestag 500 monstration gegen den G-8-Gipfel halten. Yüksel Koc von der Föderation
Menschen gegen die Verschärfungen des in Heiligendamm am vergangenen kurdischer Vereine in Deutschland ging
Zuwanderungsrechts. In einer Pressemit- Samstag und dem Migrationstag im Rah- scharf mit der türkischen Regierung we-
teilung der Linksfraktion (Ulla Jelpke) men des Gegengipfels am vergangenen gen ihrer Vertreibungspolitik gegen die
heißt es zur Anhörung des Innenausschus- Montag ging die Karawane für die Rech- kurdische Bevölkerung ins Gericht. Au-
ses: „Die Sachverständigen haben deut- te von Flüchtlingen, Migrantinnen und ßerdem bezichtigte er die Bundesregie-
lich gemacht, dass die Umsetzung der Migranten nach einer zweiwöchigen Tour rung der Kollaboration, wegen der wirt-
Richtlinien im Flüchtlingsschutz ungenü- durch die Bundesrepublik zu Ende. Die schaftlichen und militärischen Hilfe, den
gend und lückenhaft ist … Die Anforde- Karawane machte u.a. Station in Ham- Abschiebungen in die Türkei und der ge-
rungen der Genfer Flüchtlingskonvention burg-Wilhelmsburg, wo ein Stadtteilfest planten Finanzierung des Hasankeyf-
werden unterlaufen, der Zugang zu organisiert worden war. Staudammes. Für ein ehrgeiziges Projekt
Flüchtlingsschutz und subsidiärem Schutz „Wir wollten die Aktionen rund um den der türkischen Regierung soll dort für ei-
weiter erschwert.“ G-8-Gipfel nutzen, um Flüchtlingen eine nen Staudamm die etwa 10.000 Jahre alte
Die Regelung zum Bleiberecht für Stimme zu geben“, erläutert Ralf Lorenzo Stadt Hasankeyf überflutet werden. Abge-
langjährig geduldete Flüchtlinge sei zwar von der Karawane Hamburg. „Wir wollten sehen von den unschätzbaren archäologi-
im Grundsatz begrüßt worden, es habe den Zusammenhang zwischen der Zerstö- schen Vorkommen, die dort noch verbor-
aber auch deutliche Kritik gegeben: die rung der Herkunftsländer der Flüchtlinge gen sind, würden etwa 70.000 Menschen
Bleiberechtsregelung stelle viel zu hohe und der Politik der G-8-Staaten sichtbar vertrieben. „Zu Flüchtlingen gemacht, die
Anforderungen, eine langfristige Lösung machen. Außerdem war es unser Anliegen, in Slums zu leben gezwungen sein wer-
des Problems der Kettenduldungen werde die Öffentlichkeit auf die menschenfeind- den“, wie Koc sagte.
nicht erreicht. Die Aktionen für ein Blei- liche Lager- und Abschiebepolitik in unse- Die Karawane besuchte Flüchtlingsun-
berecht gehen weiter: Am Do 14. Juni rem Land aufmerksam machen.“ Vor neun terkünfte in vielen Orten und fand dabei
findet um 16.30 Uhr eine Kundgebung Jahren, im Wahlkampf 1998, setzten sich Bedingungen vor, die manchem die Trä-
vor dem Bundesinnenministerium, Alt Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten nen in die Augen trieben: Menschen auf
Moabit 101, U-Bahn Turmstraße engstem Raum zusammengepfercht, un-
anlässlich der für diesen Tag gegen geachtet der unterschiedlichen Nationen
Mittag vorgesehenen endgültigen und daraus eventuell entstehenden Kon-
Beschlussfassung (2. und 3. Le- flikten, mangelnde sanitäre Einrichtung,
sung) im Deutschen Bundestag katastrophale hygienische Bedingungen
über die Verschärfungen des Zu- und völlig unzureichende medizinische
wanderungsgesetzes. Voraussicht- Versorgung. Das Lager Freibessingen bei
lich am 6. Juli 07 soll dann auch der Jena beispielsweise liegt weit vom Orts-
Bundesrat die geplanten Gesetzes- kern und etwa 25 km vom nächsten Kran-
verschärfungen bestätigen. kenhaus entfernt. Die Kinder dort werden
www.bleiberechtsbuero.de ■ Empfang der Karawane in Bremen mit Bussen zur Schule gebracht, die früh
morgens um sechs starten.
Regina Kiwanuka droht zum ersten Mal als Karawane in Bewe- In dem Abschiebelager in Bramsche
gung. Drei Wochen zog sie durch ver- wurde von einer schwangeren Flüchtlings-
Abschiebung schiedene Städte der BRD, um den Forde- frau erzählt, die ihr Kind verlor, weil die
Regina Kiwanuka ist eine engagierte Exil- rungen von Flüchtlingen Gewicht zu ver- zuständigen Behörden ihr Zusatzmedika-
Menschenrechtsaktivistin und politischer leihen. „Wir haben keine Wahl, aber eine mente wegen ihres starken Bleimangels
Flüchtling in Deutschland. Sie ist Verfas- Stimme“, war das Motto. verwehrten. Anwälte stellten inzwischen
serin von wichtigen Berichten und Arti- Die Wahlen 1998 bescherten uns die Strafantrag gegen die Sachbearbeiter. „Ich
keln über die Kämpfe von Flüchtlingen rotgrüne Bundesregierung, damit den Ju- war tief erschüttert“, sagte Fereydoun Gi-
und MigrantInnen der Schwarzafrikani- goslawien- Krieg, Rüstungsexporte in vor- lani, Vorsitzender der Sozialistischen Par-
schen Gemeinschaft. Die ugandische her ungeahnter Höhe, und die Asylpolitik tei Iran (SPI), die die Tour aktiv unterstütz-
Menschenrechtsaktivistin ist außerdem gipfelte schließlich in Schilys berühmten te. „Ich habe meine Lebensgefährtin ange-
Mitglied der internationalen Delegation Otto-Katalog. Um dagegen zu protestie- rufen und gesagt, ich möchte nur noch
zur Beobachtung des Gerichtsverfahrens ren, wurde im Vorfeld der Wahlen 2002 er- heulen.“
für Oury Jalloh in Dessau. Jetzt hat Regina neut eine Karawane organisiert. Diesmal Höhepunkt der Tour war die Teilnahme
Kiwanuka die Aufforderung bekommen, dauerte der Protestzug fünf Wochen und an der Anti-G-8-Demosntratoin in Ros-
am 7. Juni 2007 das Land zu verlassen. machte u. a. bei der Roma-Karawane auf tock am vergangenen Samstag. Dort ge-
Nachdem sie Uganda verlassen musste, den Rheinwiesen in Düsseldorf Station, lang es den Karawane-Aktivisten durch
weil sie dort ihre Stimme erhoben hat, ge- eine Protestaktion gegen die Massenab- entschlossenen Protest, die Grünen-Vorsit-
schieht ihr dasselbe wieder in Deutsch- schiebungen in das vom Krieg zerstörte zende Claudia Roth nebst ihren Bodygards
land. Ihr Asylverfahren war von Beginn an Jugoslawien. zu vertreiben, die sich vor die Spitze des
gegen sie gerichtet, weil sie auch sich hier In diesem Jahr startete die Karawane in Zuges setzen wollte. „Die Grünen und na-
für ihre Schwestern und Brüder eingesetzt Neuburg in Bayern, um irakische Flücht- mentlich Claudia Roth sind mitverant-
hat. In Deutschland wird kein Schutz vor linge in ihrem Kampf gegen die Abschie- wortlich für Krieg und Zerstörung sowie
Verfolgung durch die vom Westen subven- bung in ihr Herkunftsland zu unterstützen. die unmenschlichen Bedingungen, unter
tionierten Diktatoren gegeben, und noch Anlässlich der drohenden Abschiebung denen Flüchtlinge hier zu leben gezwun-
weniger, wenn Menschen ihre Stimme er- des kurdischen Künstlers und Aktivisten gen sind“, so Lorenzo. „Wir können nicht
heben, die ihnen hier wie dort erstickt und der Karawane Hamburg, Engin Celik, der zwei Wochen lang dagegen protestieren,
genommen wird. offiziell in Schleswig-Holstein registriert um dann Seite an Seite mit Claudia Roth
THE_VOICE_goettingen@gmx.de, ist, wurde in der Innenstadt von Kiel ein zu demonstrieren. Das wäre doch absurd.“
www.thevoiceforum.org ■ Tribunal gegen die Menschenrechtsverlet- Birgit Gärtner ■

: antifaschistische nachrichten 12-2007 13


: neuerscheinungen, ankündigungen
Gero Klevenow: Politische Das Buch ist über verschie-
Erziehung im Musikunter- dene Zentralen für politi-
richt? Zum Umgang mit sche Bildung bestellbar
Erlebniswelt Rechts- rechtsextremer Musik in der oder beim Verlag
extremismus. gymnasialen Mittelstufe http://www.wochenschau-
Ralf Langner: Rechtsextre- verlag.de.
Aktionen und Erscheinungs- mismus im Internet - eine Ge-
formen des Rechtsextremis- fahr für die Jugend?
mus sind heute weder altba- Tim Neuhaus: Erlebniswelt
cken noch ewiggestrig – eine Rechtsextremismus - Was ver-
Szene im modernen Gewand bindet den Rechtsextremis-
fordert die politische Bildung mus mit meiner Lebenswelt?
heraus. Jugendliche sind die Beate Quakernack: Rassismus
Zielgruppe Nummer eins: heute
Websites als interaktives Me- Felicitas Serwe: „Dass Ausch-
dium zur Ansprache, kosten- witz nicht noch einmal sei“ -
lose Musik-CDs als Köder, Aufklärung in der Erziehung
ein breites Bekleidungssorti- Internet - der Rechtsextremis- nach Auschwitz
ment als Ausdruck eines mus als Erlebniswelt Sekundarstufe II
rechtsextremistischen Life- Claus Homm: Fremdenfeind- Sonja Bähren: Nazideutsch-
styles, Konzerte, Demonstra- liche und rechtsextreme Ori- land – ein Zeitzeuge berichtet.
tionen und Sonnenwendfeiern entierungen unter Hagener Lesung von Ralph Giordano
als Events mit Unterhaltungs- Schülerinnen und Schülern mit Expertenbefragung und
wert - all dies steht für eine Diskussion Kirche zwischen
neue Qualität rechtsextremis- 2. Facetten der Erlebniswelt Wendel Hennen: Rechtsextre- Zustimmung, Anpas-
tischer Propaganda. Feindbil- Rechtsextremismus - am Bei- mismus im Internet. Eine
der und Identitätsangebote spiel des Rechtsextremismus WebQuest für einen Ge- sung und Widerstand
sind in dieser Erlebniswelt im Internet schichte-Zusatzkurs in der Die neueste Ausgabe der seit
allgegenwärtig. Gerade an Ju- Thomas Günter: Das Internet Jahrgangsstufe 13 1976 vom Studienkreis Deut-
gendliche richtet die Szene - kein rechtsfreier Raum Daniela Steinkuhle: Reflexion scher Widerstand 1933-1945
ihre wichtigsten Werbebot- Thomas Pfeiffer: Uraltes über Sprache. Sprache in der herausgegebenen Fachzeit-
schaften: „Kameradschaft“ Denken in High-Tech-Me- Politik – Sprache im Rechts- schrift informationen widmet
und Zusammenhalt in unsi- dien. Rechtsextremisten ent- extremismus sich schwerpunktmäßig dem
cheren Zeiten. Gleichzeitig decken den Computer Markus Wolf: Jüdisches Le- Thema „Kirche zwischen Zu-
nehmen Tarnungstendenzen Michael Wörner-Schappert: ben: gestern & heute stimmung, Anpassung und
zu: Aktivisten hüllen men- Was macht Hassseiten attrak- Außerschulische politische Widerstand“. Matthias Benad
schenverachtende Vorstellun- tiv? Fallbeispiel: Musik als Bildung und Hans-Walter Schmuhl be-
gen in Andeutungen und ver- virtuelle Propagandawaffe Stefan Glaser: Netz ohne Na- leuchten die Bodelschwingh-
bannen einschlägige Symbole zis. Tagesworkshop mit me- schen Anstalten Bethel zur
zugunsten unverdächtiger 3. Das Thema Rechtsextre- thodischen Elementen der Zu- Zeit des Nationalsozialismus.
Codes in die Schublade. mismus in der Bildungsarbeit kunftswerkstatt Die Verbindungen des Kon-
Der Band und die beglei- – Ansätze und Erfahrungen Wendel Hennen: Rechtsextre- zentrationslagers Kuhlen zur
tende CD-ROM gehen den Stefan Glaser: Dem Hass die mismus im Internet – Erschei- Inneren Mission werden von
Strategien nach, die hinter der Stirn bieten. Medienpädago- nungsformen und Gegenmaß- Harald Jenner dokumentiert.
Erlebniswelt stehen, und ana- gische Ansätze zur Auseinan- nahmen. Tagesseminar Das KZ Dachau als zentrales
lysieren vor allem Musik und dersetzung mit dem Rechts- Thomas Pfeiffer: Im Zeichen Priesterlager wird von Moni-
Websites der Szene. Zugleich extremismus im Internet der Schwarzen Sonne – Sym- ka Lücking vorgestellt. Die-
werden Methoden und päda- Klaus-Peter Hufer: „Nicht bole und Mythen des Rechts- trich Bonhoeffer, Martin
gogische Ansätze vorgestellt, flüchten, sondern standhal- extremismus. Dreitägiges Se- Niemöller und die Bekennen-
mit denen in der Bildungsar- ten“ - Rechtsextreme Störun- minar de Kirche stehen im Mittel-
beit mit Jugendlichen der kri- gen und Reaktionsmöglich- Thomas Pfeiffer: Wir im Re- punkt der Beiträge von Martin
tische Blick auf den Rechts- keiten in Veranstaltungen der vier: für Demokratie – gegen Stöhr und Dirk Krüger. Dem
extremismus geschärft wer- politischen Bildung Rechtsextremismus. Jugend- Thema Kriegsdienstverweige-
den kann. 15 Projektskizzen kongress rung von religiösen Minoritä-
aus der schulischen und au- 4. Projekte für die Praxis ten widmet sich Detlef Garbe
ßerschulischen Praxis liefern Sekundarstufe I Im Anhang finden sich Mate- und die aktuelle Sonderaus-
Anregungen und machen Volker Bußmann: Motive Ju- rialien-Tipps, Surf-Tipps und stellung „Lila Winkel in Ra-
Mut, Elemente zu erproben, gendlicher, einer rechtsextre- Ansprechpartner(innen) zum vensbrück“ zur Haftgruppe
sie mit eigenen Ideen zu mistischen Gruppe beizutre- Thema Rechtsextremismus, der Zeugen Jehovas wird von
kombinieren und bestehende ten. Unterrichtsstunde inner- Fremdenfeindlichkeit Johannes Wrobel vorgestellt.
Ansätze fortzuentwickeln. halb der Reihe: Gewaltbereit- Ausschnitte aus der Biogra-
Aus dem Inhalt: schaft und Gewalttätigkeit in Stefan Glaser/Thomas phie von Joseph C. Rossaint,
der Gruppe der Skinheads - Pfeiffer (Hg.): Erlebniswelt der 1937 im Berliner Katholi-
1. Einführung, Hintergrund Formen, Motive und Auswir- Rechtsextremismus. Men- kenprozess zu 11 Jahren Haft
Thomas Grumke: Rechtsex- kungen im Prozess rechtsex- schenverachtung mit Unter- verurteilt wurde und 1967 ei-
tremimus in Deutschland. Be- tremistischer Beeinflussung haltungswert, Schwal- ner der Mitgründer des Studi-
griff - Ideologie - Struktur Eva Hoffmann: Learning in bach/Ts. (Wochenschau enkreis Deutscher Widerstand
Thomas Pfeiffer: Menschen- Tolerance - ein Präventions- Verlag), 2007. ISBN: 978-3- 1933-1945 war, durchziehen
verachtung mit Unterhal- konzept gegen Rechtsextre- 89974359-3. Erscheinungs- das Heft als gestaltendes Ele-
tungswert. Musik, Symbolik, mismus datum ist der 30.5.2007. ment. Erinnert wird in der ak-

14 antifaschistische nachrichten 12-2007


tuellen Ausgabe der „informationen“ da- den mit einer globalisierten Wirtschaft Menschenrechte und
rüber hinaus auch an Gertrud Grüne- und einer neoliberalen Politik dominiert Völkerrecht
wald, die im März ihren 90. Geburtstag in den Konflikten um den Erhalt von Ar-
feiern konnte und an den Ende letzten beitsplätzen häufig ein „Standortnationa- Das neue Jahrbuch des Komitee für
Jahres verstorbenen Widerstandskämp- lismus“. Grundrechte und Demokratie 2007
fer Peter Gingold. Der Schwerpunkt der LOTTA-Ausgabe Den Schwerpunkt dieses Jahrbuchs hat
#27 stellt die Gewerkschaften einerseits die Redaktion den Fragen gewidmet, wie
Das Heft kann erworben werden als Akteur gegen die extreme Rechte dar, sich die Triade der Rechte, von denen
beim Studienkreis Deutscher Wider- andererseits werden Anknüpfungspunkte üblicherweise die Rede ist, zueinander
stand 1933-1945, Rossertstr. 9, für die extreme Rechte thematisiert. Darü- verhalten, in welcher Weise und wie die-
60323 Frankfurt, Tel.: 069-721575. ber hinaus werden die Positionen der ex- se miteinander verbundenen unterschied-
kontakt@studienkreis-widerstand- tremen Rechten zu Gewerkschaften unter lichen Rechte den Frieden im Inneren
1933-1945.de die Lupe genommen. und den der gegeneinander abgegrenzten
Anders als in Deutschland, gab es in Nationalstaaten zu gewähren oder zu-
Frankreich relevante Versuche der Rech- mindest in Gang zu setzen vermögen.
ten, eigene Gewerkschaften aufzubauen. Das neue Jahrbuch des Komitees, erst-
Diesen Versuch zeichnet der Artikel „So- mals im Verlag Westfälisches Dampfboot
ziale Offensive“ nach. Abgerundet wird erschienen, verhandelt diese Beziehun-
der Schwerpunkt durch einen Artikel zur gen zwischen den Menschenrechten,
Geschichte der Zerschlagung der Gewerk- dem nationalen Recht und dem Völker-
schaften im Nationalsozialismus. recht in einer kritisch differenzierten
Sichtweise.
Erhältlich ist LOTTA für 2,50 Euro in gut- Norman Paech zeichnet beispielswei-
sortierten Buchläden, für 3,50 Euro als se in seinem Beitrag „Die großen Mächte
Einzelexemplar per Post sowie für 13 und das Völkerrecht“ nach, wie die völ-
Euro als Viererjahresabo.Näheres so- kerrechtlichen Prinzipien (Souveränität,
wie Rabatte für WeiterverkäuferInnen Gleichheit der Staaten, Interventions-
siehe www.free.de/lotta. Email: lotta- und Gewaltverbot) unter politischen
redaktion@no-log.org Druck geraten und aufzuweichen dro-
hen. Ob das Primat des Völkerrechts als
Ausstellung zu den Friedensrecht vor allen einzelstaatlichen
Vor wenigen Tagen ist die Nr. 27 der Wehrmachtsjustiz-Opfer Machtinteressen auch weiterhin Geltung
„LOTTA - antifaschistische Zeitung aus haben werde, hinge schließlich auch vom
NRW“ erschienen. Schwerpunkt der 60- Nach zweijähriger intensiver Archiv- und bürgerrechtlichen Engagement für das-
seitigen Ausgabe ist das Thema „Gewerk- Forschungsarbeit wird die Stiftung Denkmal selbe ab.
schaften und die extreme Rechte. Stand- für die ermordeten Juden Europas am 22. In die gleiche Kerbe schlägt Wolfgang
ortlogik oder internationale Solidarität?“ Juni 2007 die Wanderausstellung „Was da- Kaleck in seinem lesenswerten Aufsatz
Über den Abdruck der angehängten Wer- mals Recht war ... – Soldaten und Zivilisten „Zur Legalität von Angriffskriegen nach
beanzeige in Euren/Ihren Publikationen vor Gerichten der Wehrmach“« erstmals der deutschem Recht“. In der Friedenbewe-
Öffentlichkeit präsentieren. Die Ausstellung
würden wir uns sehr freuen. erinnert an etwa 30.000 Soldaten und Zivi- gung werde der Kampf um das Recht
Gewerkschaften zählen zu den größten listen unterschiedlicher Nationen, die durch wenig ernsthaft geführt, zumal wenn die
zivilgesellschaftlichen Akteuren in Unrechtsurteile der deutschen Wehrmacht- Rechtsprechung entmutigend der Domi-
Deutschland. Traditionell in der politi- gerichte ihr Leben verloren. nanz des Politischen folge. Kaleck hält
schen Linken beheimatet, engagieren sie Nach der Auftaktpräsentation in der St. Jo- dagegen, dass der Kampf um das Recht
sich seit ihrer Neugründung in der Bun- hannes-Evangelist-Kirche (Auguststraße 90, aufgenommen und mit allen Mitteln ge-
desrepublik gegen die extreme Rechte. In 10117 Berlin-Mitte) wird die Ausstellung führt werden müsse.
auch in anderen Städten gezeigt werden,
den letzten Jahren haben allerdings Unter- Martin Kutscha hingegen untersucht,
darunter Köln, München und Freiburg.
suchungen gezeigt, dass rechte Einstel- wie im neuen „Weißbuch zur bundes-
lungsmuster auch unter Gewerkschafts- Hier mehr: http://hsozkult.geschichte. deutschen Sicherheitspolitik“ der Boden
mitgliedern weit verbreitet sind. Verbun- hu-berlin.de/termine/id=7361 des UN-Gewaltverbot aufgelockert wird,
in dem wirtschaftspolitische Zielvorstel-
lungen (freier Welthandel) als Legitima-
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. tion für kriegerische Interventionen he-
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de rangezogen werden. Dem widerspreche
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach schon das Friedensstaatsgebot des
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, Grundgesetzes. Für alle friedensbewegt
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, und gerechtigkeitsempfindsam Geblie-
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart, Tel.
0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. benen, die an den komplexen Zusam-
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. menhang der Rechtstriade interessiert
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind sind, bietet sich eine anregende und er-
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. kenntnisgewinnende Lektüre. Kurz: ein
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- empfehlenswerter Band. Sonja Tesch ■
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. Komitee für Grundrechte und Demo-
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie Bun-
tenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemeinschaf-
kratie (Hrsg.), Jahrbuch 2007:
ten); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., Leip- Menschenrechte und Völkerrecht.
zig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke (MdB); Marion Bentin, Edith Berg- 254 Seiten, zahlreiche Abbildungen
mann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–
Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereinigung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in
Verlag Westfälisches Dampfboot
der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard ISBN: 978-3-89691-654-9
Strasdeit; Volkmar Wölk. Preis: 19,90 Euro

: antifaschistische nachrichten 12-2007 15


: aus der faschistischen Presse
onsfreiheit in Frage gestellt wird: Zu prü-
fen sei, „ob die im Grundgesetz verankerte
Peter Scholl-Latour gegen wäre das ein Signal an alle Islamisten, dass Religionsfreiheit gegenüber der ,Politreli-
Afghanistan-Einsatz Deutschland sich zum Papiertiger erklärt – gion‘ Islam anwendbar sei. Zudem wird
und eine offene Aufforderung, mit Folge- der Beitritt der Türkei zur Europäischen
Junge Freiheit Nr. 22/07 vom 25. Mai 2007 angriffen (per Bomben, Entführungen Union und die Einbeziehung der Bevölke-
Unter der Überschrift „Bis die nächsten usw.) die rheinisch-berlinische Republik rung bei Moscheebauprojekten gefordert.
Deutschen sterben“ polemisiert Peter so lange vor sich her zu treiben, bis diese Auch ein Verbot des Baus von Minaretten
Scholl-Latour gegen den Einsatz der Bun- mit dem Rücken zum Abgrund steht. Wie ,als Ausdruck des politischen Islam‘ ge-
deswehr in Afghanistan – nicht wegen des also antworten … Etwa durch Gesetze, die hört zu den Forderungen.“ In den laufen-
Todes von drei Bundeswehrsoldaten. Der die zügige Ausweisung aller Hassprediger den Auseinandersetzungen um Moschee-
Bundeswehrverband hat eine „neue Strate- und islamistischen Aktivisten ermöglichen Bauten findet sich ein gefährliches Bünd-
gie“ für Afghanistan gefordert – Scholl- und ihren Propaganda-Lautsprechern den nis zusammen, das Errungenschaften der
Latour dazu: „Aber auch eine ,neue Strate- Strom abdrehen. Auch hier gelten die Aufklärung zugunsten einer harten Ableh-
gie‘ würde nichts an der Tatsache ändern, Lerngesetze: Die Feinde der europäischen nung des Islam über Bord wirft, und in
dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist. Kultur, des Christentums, der Aufklärung, dem sich rassistisch Motivierte mit denen
Wann begreifen wir, dass … die Afghanen der Demokratie wiederholen alles, was ih- zusammenfinden, die das christliche
uns als Besatzer sehen und US-Luftangrif- nen Erfolg einträgt. Sie unterlassen irgend- Abendland erhalten wollen. uld ■
fe mit zivilen Opfern, eventuell unterstützt wann das, was ihnen nur heiße Ohren und
durch deutsche Aufklärer, die ohnehin be- verbrannte Vorderpfoten beschert.“ Der Freiheitliche in NPD-Organ
stehende Feindseligkeit der Bevölkerung tiefgehende Anti-Islamismus treibt men-
in Hass umwandeln? Was tun wir eigent- schenverachtende Blüten – durch den Deutsche Stimme, Mai 2007
lich, wenn es im Land einmal zu einem Kriegseinsatz in Afghanistan werden weit Die neonazistische ,Deutsche Stimme‘
umfassenden Aufstand der Stämme mehr als „verbrannte Vorderpfoten“ ge- (Mai 2007, S. 21) freut sich über „klare
kommt, wie ihn die Russen erlebt haben? schaffen – Menschen sterben und werden Worte aus Österreich“. Sie stammen von
Während in den USA bereits offen über ei- verstümmelt, aber das scheint dem Blatt ja Wolfgang Caspart, dem Vorsitzenden des
nen Abzug aus dem Irak diskutiert wird, nur recht zu sein – solange es Muslime Freiheitlichen Akademikerverbandes Salz-
versuchen hierzulande Politiker die end- sind. burg. In seiner – laut ,Deutscher Stimme‘
lich aufkeimende Debatte über den Sinn – „brillante[n] Analyse“ macht Caspart
des Afghanistan-Einsatzes abzuwürgen. Anti-Islamische Konferenz einschlägige Vorschläge zur Lösung der
Vermutlich wird das Thema leider erneut „Ausländerfrage“. Dem Argument, wo-
versanden – bis die nächsten Deutschen Junge Freiheit Nr. 24/07 vom 8. Juni 2007 nach angesichts des Geburtenrückganges
sterben.“ Wäre der Krieg zu gewinnen – Das Blatt berichtet, der Islam-Gegner Udo in Europa nur durch Zuwanderung eine
was dann? Dann sollte er geführt werden? Ulfkotte habe am ersten Juni-Wochenende Wirtschaftskrise abgewandt werden kön-
Das scheint Scholl-Latours Auffassung zu das „1. Deutsche Islamkritiker-Treffen“ ne, entgegnet der freiheitliche Akademiker
sein. teilgenommen: Zweck sei die „Bündelung allen Ernstes mit der Feststellung, dass
der diversen islamkritischen Kräfte, deren „Mitteleuropa [...] schon mal wesentlich
Gegner des Rückzugs aus Spektrum von links bis rechts, vom christ- weniger Einwohner [hatte]“. Caspart
lichen Fundamentalismus bis zu humanis- glaubt auch die Gründe für die sozialen
Afghanistan tischen Atheisten mit Abstufungen in viel- und ökonomischen Verwüstungen in Afri-
Junge Freiheit Nr. 23/07 vom 1. Juni 2007 fältigen Zwischentönen reicht“. Einlader ka zu kennen: „Wir können nichts dafür,
Rolf Stolz, ehemals Mitbegründer der war „der islamisierungskritische Bundes- dass die Farbigen die Weißen hinausge-
Grünen Partei, heute häufiger Autor im verband der Bürgerbewegungen (BDB). worfen haben und nun nicht mehr zurecht-
Blatt, wendet sich gegen einen Abzug der Teilgenommen haben 96 Delegierte von kommen.“ Heute laufe Europa Gefahr, sei-
Bundeswehr aus Afghanistan: „Unser Di- Bürgerinitiativen gegen lokale Moschee- ne „Intelligenz im ,brain train‘ [sic!] nach
lemma: ,Unsere‘ Regierung hat ohne Not bauprojekte, aber auch Einzelkämpfer. Übersee“ abzugeben „und als Ersatz dafür
ausgerechnet in Afghanistan militärisch Ulfkotte dachte auf der Konferenz über die den Auswurf der Welt“ zu erhalten.
interveniert, obwohl man um die Risiken Gründung einer islamkritischen Partei Neben Caspart wird auch Detlef Wim-
wusste. Zöge man sich nun nach den ers- nach, die Konferenz beschloss einen Ap- mer, Bezirksparteiobmann der FPÖ Linz
ten begrenzten Terroranschlägen zurück, pell, in dem die Einschränkung der Religi- und RFJ-Landesobmann, zustimmend zi-
tiert: „Integration im Sinn der Vermi-
schung der Kulturen lehnen wir klar ab.“
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
Gleichzeitig weiß Wimmer aber, wie mit
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise: den „anpassungsunwilligen Zuwanderern“
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro 14-täglich umzugehen ist: „Möglichst rasche Rück-
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
führung in ihre Heimat. In Österreich ha-
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
ben solche Menschen nichts verloren!“
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
Daneben berichtet die DS über die „Ge-
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro). sinnungshaft“, in welcher sich Führungs-
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten
kader des neonazistischen Bundes freier
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) Jugend (BfJ) seit Mitte März befinden,
und eine Hausdurchsuchung bei Ludwig
Name: Adresse: Reinthaler (Dokumentationszentrum des
Welser Widerstandes). Die NPD-Landtag-
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts fraktionen in Sachsen und Mecklenburg-
Vorpommern hätten zur Unterstützung der
Unterschrift oberösterreichischen Kameraden eine
Spendensammlung initiiert.
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507
Neues von ganz Rechts Mai 2007
www.doew.at ■

16 : antifaschistische nachrichten 12-2007

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