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Mai 2010 Band 1, Ausgabe

tamil diaspora
newsletter

“Er verlässt sich darauf, dass
Massenmord schwerer zu ahn-
den ist als eine Ohrfeige. Und
er weiß: Zeit ist in der Politik
Gedächtnisschwund.” Seite 3
“Die Lage in Sri Lanka ist sehr
angespannt und die Situation
der Tamilinnen und Tamilen
ganz offenkundig schlecht. Es
fanden und finden...” Seite 7
“Asian Human Rights Commis-
sion begrüsst mit Vorbehalt
die Initiative für die Ernen-
nung einer Kommission für die
Versöhnung” Seite 9
 SEITE 2
Kein Lichtblick für die Tamilsprechenden
auch ein Jahr nach Kriegsende in Sri Lanka!
- Aus der Sicht eines Gewerkschaftlers: Lathan Suntharalingam, SP-Kantonsrat
und VPOD - Mitglied
Mit kalkuliertem hohem Blutzoll wur-
de der 30-jährige bewaffnete Konflikt
in Sri Lanka unter Einsatz von schwer-
sten und verbotenen Waffen zu Ende
gebracht. Die Heimat der Tamilen,
welche zu 75 % von der LTTE kontrol-
liert worden war, wurde jetzt wieder
durch das singhalesische Militär be-
setzt. Bei dieser unbeschreiblichen
Bluttat kamen allein in den letzten
Wochen des Krieges mehr als 40 000
Tamilsprechende ums Leben.
Die fast 300’000 Überlebenden,
darunter abertausende von Kindern,
ältere Menschen und Verletzte wurden
in Freiluftgefängnissen, anfänglich
ohne jegliche Grundversorgung, in-
terniert. Aus diesen Lagern wurden
zehntausende junge Menschen als
mutmassliche Rebellen gefangen
genommen. Zwei haarsträubende
Videoclips belegen die Exekution
von solchen gefangenen Jugendli-
chen. Die Videoclips erinnern mich an
Bosnien und Srebrenica.
Der Zutritt für Menschenrechts- und
Hilfsorganisationen wurde von An-
fang an strikt verweigert, was bis
heute sozusagen anhält.
Der Konflikt zwischen der seit jahr-
tausenden auf der Insel Sri Lanka an-
sässigen tamilischen Bevölkerung und
den Jahrhunderte später aus dem
ostindischen Orissa eingewanderten
Singhalesen begann als Folge der ver-
stärkten Angriffe gegen die tamilische
Minderheit in der Zeit des auf-
steigenden Neoliberalismus während
der Reagan/Thatcher-Ära. In Sri Lanka
wurde diese Politik durch ihre treuen
Diener wie J.R.Jayewardene (ehe-
maliger Präsident in den 80er Jahren)
vertreten.
Der vom Westen geführte globale
Wirtschaftskrieg wurde von der sri-
lankischen Regierung angesichts der
Machtgelüste der aufstrebenden Re-
gionalmächte wie China und Indien
taktvoll genutzt, um die Vorausset-
zung zu schaffen, trotz Kriegsver-
brechen, Völkerrechts- und Menschen-
rechtsverletzungen, Krieg zu führen
und somit eine ethnische Säuberung
erfolgreich zu intensivieren.
Keine Regierung dieser Welt setzte sich
gegen diesen Staatsterror Sri Lankas ein,
um die brutalen Morde zu verhindern.
Bis heute haben sie auch nichts gegen
die Kriegsverbrechen unternommen. Es
werden praktisch keine Anstrengungen
unternommen, eine Untersuchung ein-
zuleiten oder eine UN-Intervention in
Erwägung zu ziehen.
Die betroffene Bevölkerung und ihre
Exilgemeinde wird mit ihrem Schick-
sal im Stich gelassen. Während und
nach dem Krieg haben die Tamil-
sprechenden eine sehr wichtige Lek-
tion gelernt: Keine Regierung in der
Welt wird ihnen helfen.
Die Regierung proklamierte das Ende
des Krieges in Sri Lanka. Haben die
Tamilsprechenden ihr Selbstbestim-
mungsrecht erlangt? Herrscht die
Meinungs- und Pressefreiheit? Leben
die Tamilsprechenden in Freiheit?
Die srilankische Regierung ist unfähig
zur Lösung der nationalen Frage oder
in irgendeiner Weise das Leben des
Proletariats und der Armen zu ver-
bessern. Diese Regierung, die sing-
halesisch-nationalistische Unterstüt-
zung suchte, propagierte, dass die
singhalesischen Arbeiter irgendwie
von den Angriffen gegen die tamilisch
sprechenden Minderheiten profitieren
würden. Jetzt, nach dem Kriegsende,
greift die gleiche brutale Hand gegen
die singhalesischen und muslimischen
Arbeiter durch. Die Regierung plant
massive Einschnitte in den Leistungen,
obwohl der Internationale Währungs-
fonds (IWF) Sri Lanka im vergangenen
Jahr mit US-$ 2’600’000’000 Darlehen
unterstützt hat.
Trotz den Angriffen auf die Meinungs-
freiheit und andere demokratische
Grundrechte, gibt es immer noch
viele Menschen, die sich erheben,
um gegen das chauvinistische
Regime zu kämpfen. Ich appelliere
an die Arbeitenden, sich uns anzu-
schließen, um den Widerstand wieder
zu stärken. Es ist dringend notwendig,
dass wir Gewerkschaften bauen, um
unsere Rechte einzufordern.
Seit der ersten internationalen Mai-
Demonstration im Jahr 1890 gehen
Millionen von Arbeiterinnen und Ar-
beiter sowie Jugendlichen auf die
Straße, um die rote Fahne des Kamp-
fes hoch zu halten und Solidarität zu
zeigen. Jetzt, 120 Jahre später, gibt es
ein großes Bedürfnis, diese Tradition
fortzusetzen, für eine Welt ohne Krieg
und für Gleichheit zu kämpfen. Be-
gleiten Sie uns in diesem Kampf!

Mahinda Rajapakse – Schreibtischtäter und
Leugner des Völkermordes - Prof. Dr. Peter Schalk
Im Juli 2009, als der bewaffnete Kampf
gegen die tamilische Widerstandsbe-
wegung zu Ende war, wurde der Präsi-
dent Sri Lankas, Mahinda Rajapakse,
befragt, wie er sich zu der Anklage
stelle, er habe bei der Beendung des
Krieges Menschenrechte verletzt, was
vielen Zivilisten das Leben gekostet
habe. Daraufhin antwortete er
Folgendes:
Ich weise dies völlig zurück. Es kam keine
Verletzung der Menschenrechte vor.
Wenn das vorgekommen wäre, hätte
ich nicht 2,5 Jahre gebraucht um dies
zu beenden. Ich hätte das in wenigen
Stunden gemacht. Dies ist alles Propa-
ganda.1
Seine Antwort wurde aufgegriffen und
wiederholt von seinen Ministern und
anderen abhängigen Vertretern der
Regierung, inklusive von gezähmten
und bedrohten Journalisten, so dass
diese Antwort heute als endgültige
Wahrheit und endgültiger Standpunkt
der Regierung Sri Lankas erscheint.
Zahlreich sind aber die Widersprüche,
die von angesehenen regierungsun-
abhängigen Organisationen dagegen
vorgebracht wurden und immer noch
werden. Ich nenne hier nur eine, die
mir besonders wichtig erscheint. Es
1 http://warvictims.wordpress.com/2009/07/14/sri-lanka-the-man-who-tamed-the-tamil-tigers
2 http://www.youtube.com/watch?v=pXvM7c0Y-vU
dreht sich um ein in deutscher Sprache
bald neu erscheinendes Buch mit dem
Titel So dass wir nicht vergessen. Mas-
saker von Tamilen. Es ist auf Englisch
schon wohlbekannt mit dem Titel Lest
we forget und wurde von der Organi-
sation NESOHR (North East Secretariat
on Human Rights) kompiliert und 2005
und 2008 und dieses Jahr zum dritten
Mal in erweiterter Form herausgege-
ben. Es gibt zwei Gründe dieses Buch
besonders zu beachten.
1. Das Buch begnügt sich nicht damit
lange Listen mit Verbrechen aufzulis-
ten, sondern gibt auch hintergründige
Information der Massaker an Zivilisten
und vor allem lange Augenzeugen-
berichte. Das Buch ist anschaulich und
damit glaubwürdig.
2. Das Buch hat auch eine historische
Dimension. Es berichtet von Mas-
sa-kern, die bis in die 1950er Jahre
zurückgehen. Damit unterscheidet
sich dieses Buch von vielen anderen,
die nur eine verkürzte Zeitperspektive
geben, indem sie sich an die Ereignisse
von 2008 und 2009 halten und damit
auch ein mögliches falsches Bild ver-
mitteln, als handle es sich bei diesen
Verletzungen um eine zufällige und
einmalige Verwirrung der Regierung.
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Das Buch verdeutlicht, dass die be-
gangenen Verbrechen gegen die
Menschheit und gegen die Kriegsge-
setze im Staatssystem Sri Lankas einge-
baut sind, was für die Zukunft nichts
Gutes bedeutet. Das Buch zeigt zum
Beispiel, dass Hillary Clintons Behaupt-
ung vom 3. Oktober 2009 richtig war,
dass die Regierung Sri Lankas Verge-
waltigungen von Frauen als Waffe im
Krieg (systematisch) verwende.2 Es gab
keinen Grund, ihre Behauptung nach
Protesten der lankesischen Regierung
zu modifizieren. Vergewaltigungen
waren immer ein fester Bestandteil
der lankesischen Kriegführung (aber
es gibt keinen einzigen Fall von Verge-
waltigung seitens der tamilischen
Widerstandsbewegung).
Die Fakten des Völkermordes sind
natürlich auch der lankesischen Re-
gierung bekannt und trotzdem tritt
sie als Massakerleugner auf. Mahinda
Raksapakse war früher Anwalt und hat
die Menschenrechte von Mitgliedern
der JVP gegen die Willkür der damali-
gen UNP-Regierung verteidigt. Er weiß
sehr wohl, dass er nach internatio-
nalem Kriegsrecht ein Verbrecher ist.
Er wird aber in den ihn anbetenden
Medien mit Verweis auf die Verfassung
von 1978 als über dem Gesetz stehend
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betrachtet (was dieser Verfassung von
den Kritikern zum Vorwurf gemacht
wird). Diese Betonung von den Me-
dien, gerade im Endkampf, als stehe
der Präsident über dem Gesetz, ist ge-
wissermaßen ein verstecktes Bekennt-
nis seiner Verbrechen. Seine eigene
Hauptstrategie in der Öffentlichkeit
ist aber doch das blanke Leugnen
dieser. Seine Sturheit in diesem Fall
erscheint besonders den Opfern und
Zeitzeugen nicht nur als irrational und
kindisch-trotzig, sondern auch als tief
verletzend. Diese Leugnung ist aber
eigentlich rational und durchdacht.
Sie ist ein Spiel und Experiment. Er
und seine Regierung spielen und ex-
perimentieren auf Zeit: Er weiß, dass je
länger die Zeit vergeht bis eine Unter-
suchung stattfindet, desto schwieriger
es wird, Beweise gegen ihn zu sam-
meln. Deshalb verweigert er auch den
Zugang in Sri Lanka von einer unab-
hängigen Untersuchungskommission,
auch auf Drängen der Vereinten Natio-
nen. Was würde die Welt sagen, wenn
man sogar mehrere Lidice oder Mylai
in Sri Lanka entdecken würde? Diese
Regierung wiederholt eine Strategie,
die schon viele andere Kriegsverbre-
cher vor ihr appliziert haben, manch-
mal erfolgreich, allen voran die
deutschen Holocaustleugner und
die türkischen, khmerischen und
rwandischen Leug-ner des Völker-
mordes. Herta Müller hat dieses
Leugnen auch bei Saddam Hussein
gefunden und hat auch die Ratio-
nalität hinter diesem Benehmen
identifiziert. Sie schrieb 1991 sehr
3 Herta Müller, Eine warme Kartoffel ist ein warmes Bett, 1991, S.45
4 Siehe The Genocide Studies Reader, 2009, S. 518-519
Spenden-
konto
treffend über Saddam Hussein, was
ich heute über Mahinda Rajapakse
sagen will: „Er verlässt sich darauf, dass
Massenmord schwerer zu ahnden ist als
eine Ohrfeige. Und er weiß: Zeit ist in der
Politik Gedächtnisschwund.“3
Eine Leugnung des Völkermordes ist
nicht nur unmoralisch, weil sie eine
unwahre wörtliche Formulierung
aufstellt, sondern auch weil sie eine
Tat ist, die den Völkermord fortsetzt
und ein Teil von ihm ist. Sie feiert die
Zerstörung des Lebens, wiederholt
die Erniedrigung der Opfer und Über-
lebenden, greift die Identität des ge-
opferten Volkes an, schämt sich nicht,
das Bewusstsein der Menschen durch
diktatorische Glaubenssätze zu do-
minieren, und „mordet“ bildlich gese-
hen, die historische Wahrheit und das
kollektive Gedächtnis.4
Die Motive des Leugners mögen ver-
schieden sein. Im Falle des Präsidenten
Sri Lankas ist es natürlich die Befürch-
tung, vor ein internationales Gericht
gestellt zu werden mit der Folge einer
Wende für die Stellung Sri Lankas in der
Weltgemeinschaft der Staaten. Eine
Verurteilung würde natürlich finan-
zielle, territoriale und politische Wie-
dergutmachungsansprüche seitens
der Tamilsprechenden aktualisieren.
Eine Schuld muss bezahlt werden. Um
dies zu verhindern hat der Präsident
um sich eine Schar von Intellektuellen
gedungen, die jede Anklage im Keim
ersticken sollen. Auch die Medien
sind gleichgeschaltet, oder besser,
Deutschland
Tamil Diaspora e.V.
Sparkasse Bochum
BLZ: 430 500 01
Konto-Nr.: 33422262
die meisten haben sich gleichschalten
lassen. Die wenigen Oppositionellen
sind entweder ermordet worden oder
schmachten in Gefängnissen dahin.
Die Verfremdung der Tamil-
sprechenden gegenüber dem Staat Sri
Lanka wird durch die Leugnung jedes
Verbrechens der Regierung vertieft.
In der EU ist die Holocaustleugnung
kriminalisiert, aber die Leugnung des
langsamen und intendierten Völker-
mordes an den Tamilsprechenden
leider noch nicht. Es sind diese Leug-
nungen seitens der lankesischen
Regierung und der Botschaften Sri
Lankas in der Welt, die die Hoffnung
auf einen Dialog unmöglich machen.
Deutschland hat in Berlin einen Kriegs-
verbrecher, Jagat Dias, als stellvertre-
tenden Botschafter Sri Lankas, der von
seiner Immunität als Diplomat pro-
fitiert. Diese Person sollte vor ein inter-
nationales Gericht gestellt werden.
Von Versöhnung oder Dialog kann
nicht die Rede sein mit Personen,
die keinerlei Anzeichen der Schuld
und der Reue aufzeigen. Sie hoffen
darauf, dass die Welt vergisst. Eines ist
klar: Die Zeit des Verzeihens und des
Dialogs ist nicht gegeben. Besonders
kirchliche Akteure sollten behutsam
mit diesem Wort „Verzeihen“ um-
gehen. Es ist intimitätskränkend, noch
eine Forderung an die Opfer zu stellen.
Die Opfer wollen Gerechtigkeit durch
Enthüllung der Lügen und Heuchelei
- und vor allem durch Wiedergut-
machung.
Schweiz
Swiss Tamil Diaspora
Postfinance
Konto-Nr: 85-301590-7

Wahlenthaltung in Sri Lanka: Anzeichen
kommender Klassenkämpfe - K. Ratnayake, 21. April 2010
Die bemerkenswert niedrige Beteili-
gung an den Wahlen in Sri Lanka rief
in den herrschenden Klassen Colom-
bos Bestürzung hervor, da sie die weit
verbreitete und tiefe Feindschaft der
Bevölkerung gegen das gesamte poli-
tische Establishment auf drastische
Weise veranschaulicht. Kaum mehr als
die Hälfte der registrierten Wähler -
nur 52 Prozent - kreuzten die Wahlzet-
tel an; zwölf Prozentpunkte weniger
als beim letzten Tiefpunkt von 1989.
Im vom Krieg zerrütteten nördlichen
Distrikt Jaffna beteiligten sich nur
23 Prozent an den Wahlen.
In Colombo wird jetzt jede Anstren-
gung unternommen die verbreitete
Entfremdung vom politischen Be-
trieb wegzureden. Nach anfänglichen
Anschuldigungen an die Adresse
der Oppositionsparteien, den Wahl-
kampf nicht energisch genug geführt
zu haben, erklärte Verkehrsminister
Dulles Alahapperuma am letzten
Samstag, die niedrige Wahlbeteili-
gung sei ein Beweis dafür, dass es sich
um “eine normale Situation in einem
Land mit politischer und sozialer
Stabilität” handle, und bezog sich da-
bei auf ähnliche Zahlen aus britischen
und US-amerikanischen Wahlen.
Abgesehen von der Tatsache, dass
die politischen und sozialen Bezie-
hungen im Vereinigten Königreich
nicht so stabil sind, wie Alahappe-
ruma vorgaukelt, sind die Resultate in
Sri Lanka weit entfernt von Normali-
tät - 2004 beteiligten sich 76 Prozent
der Bevölkerung an den Wahlen. Die
Regierung hat wenig Grund für über-
schwängliche Siegesfeiern, da nur ein
Drittel der registrierten Wähler ihre
Stimme für sie abgegeben haben. Der
Ausgang für die Oppositionsparteien
- die United National Party (UNP), die
Janatha Vimukthi Peramuna (JVP) und
die Tamilische Nationale Allianz (Tamil
National Alliance, TNA) - war noch ver-
heerender.
Die Sunday Times, die sich als unab-
hängige Stimme darstellt, widmete
dem Problem ihr Editorial vom letz-
ten Wochenende. Es beklagte die Tat-
sache, dass “die Stimme des Volkes...
kaum zu hören war” und dass “das
Mandat des Volkes, das die Regierung
für sich beansprucht... ein streitiger
Punkt bleibt.” Das Editorial kritisierte
die Erklärungen der Oppositionspar-
teien - rücksichtsloses Vorgehen der
Regierung bei völliger Kontrolle über
den Staatsapparat - und betonte kor-
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rekt, dass solche “Missstände nichts
Neues sind”. Ihre eigene Erklärung
war denkbar einfach: “Ermattung der
Wähler und Apathie haben schließlich
ihren Preis gefordert.” Mit anderen
Worten: Die Wähler sind nach einem
ermüdenden Wahlmarathon von
Provinz-, Präsidentschafts- und Parla-
mentswahlen in den letzten Monaten
die wahren Schuldigen.
Der Sunday Leader, der sich etwas kri-
tisch mit der autokratischen Herrschaft
von Mahinda Rajapakse auseinander-
setzt, sieht nur noch schwarz. In seinem
Editorial vom letzten Wochenende un-
ter dem Titel “Die Demokratie ist tot”,
erklärte er, dass die Herrschaft “nur
einer Partei, oder präziser, einer Fami-
lie” letztlich den Sieg errungen hat.
“Und die Einwohner des Landes haben
nur die Wahl: entweder sie demon-
strieren der herrschenden Familie
gegenüber Loyalität, Gehorsam und
Dankbarkeit oder sie riskieren Ver-
haftung, Tod oder noch schlimmer:
die völlige Bedeutungslosigkeit der
Machtlosen”. Unter der Hand schob
die Zeitung ebenfalls die Schuld auf
die Wähler ab. Sie schrieb: “Die Demo-
kratie wird sich nur dann erholen,
wenn sie erneut in Verstand und Herz
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der Leute Einzug findet.” Indirekt heißt
dies, das normale Volk ist Schuld am
“Tod der Demokratie”, da es gestattete,
dass ihm seine demokratischen Ideale
genommen wurden.
Alle diese verdrehten Rationalisierun-
gen - die selbstdienerischen Erklärun-
gen von Regierung und Opposition wie
auch der schwarze Pessimismus der
blutleeren Vertreter des srilankischen
Liberalismus - dienen dem Zweck,
den eigentlichen Inhalt der Ereignisse
zu verschleiern. Es stimmt nicht, dass
die Wähler “müde” sind oder ihnen
demokratisches Feingefühl abgeht; sie
haben schlicht und ergreifend keinen
Glauben daran, dass ihre Bedürfnisse
von einer der kapitalistischen Partei-
en und den beschränkten Mechanis-
men von Parlamentswahlen wahr-
genommen werden. Viele gaben ihrer
Enttäuschung, ihrem Widerwillen und
ihrer Verärgerung Ausdruck, indem sie
sich der Stimme enthielten.
Die Tiefe dieser Feindschaft dem poli-
tischen Establishment gegenüber
ist das Ergebnis von Jahrzehnten
des Bürgerkrieges und beständiger
Angriffe auf die Lebensverhältnisse
durch alle Regierungen. Die Unterstüt-
zung der beiden etablierten Partei-
en des Kapitalismus in Sri Lanka - die
UNP und die Sri Lanka Freedom Party
(SLFP) Rajapakses - schwand mit
den jahrelangen Kämpfen gegen die
separatistischen Befreiungstiger von
Tamil Eelam (Liberation Tigers of Tamil
Eelam, LTTE) und wegen ihren markt-
wirtschaftlichen Programmen, die im-
mer größere soziale Ungleichheit und
Härten zur Folge hatten. In den 1990er
Jahren wandten sich viele aus Protest
der singhalesisch-chauvinistischen
JVP zu, doch ihre Pose als Alternative
brach zusammen, als sie 2004 der
SLFP-Regierung beitrat.
Während viele den von Rajapakse
neu entfachten Krieg verurteilten,
gab es die weitverbreitete Hoffnung,
dass die Niederwerfung der LTTE im
Mai letzten Jahres zu verbesserten
Lebensbedingungen und einer Mil-
derung der Polizeistaatsmaßnahmen
führen werde. Die Versprechungen
Rajapakses für “Frieden und Wohl-
stand” erwiesen sich rasch als falsch.
Die soziale Ungleichheit hat sich
Quelle: http://www.wsws.org/de/2010/apr2010/sril-a21.shtml
weiter verschärft, nun leben fünfzehn
Prozent der Bevölkerung unterhalb
der offiziellen Armutsgrenze. Da die
Wirtschaft sich in einer Krise befindet,
verkündete Rajapakse einen neuen
“Wirtschaftskrieg”, hält den Ausnah-
mezustand weiterhin aufrecht und
unterdrückt diejenigen Teile der Arbei-
terklasse, die um einen besseren Lohn
kämpfen. Die Oppositionsparteien, die
den Krieg unterstützten, haben keine
prinzipiellen Einwände gegen die pro-
kapitalistische Agenda Rajapakses.
Für die tamilische Minderheit auf der
Insel brachte das Ende des Krieges
nur noch mehr Elend mit sich. Mehr
als 250.000 Zivilisten wurden zusam-
mengetrieben und in vom Militär
bewachte Internierungslager ver-
schleppt, in denen sich immer noch
an die 80.000 Menschen befinden. Im
Norden und Osten der Insel wurde
eine dauerhafte militärische Besat-
zung eingerichtet. Die TNA, die das
Sprachrohr der LTTE war, integriert
sich nun in das politische Establish-
ment Colombos. Die extrem nied-
rige Wahlbeteiligung in Jaffna ist ein
Fingerzeig für die Abscheu, die die
Leute für die TNA empfinden. Bei den
Präsidentschaftswahlen im Januar un-
terstützte sie den Kandidaten der Op-
position, General Sarath Fonseka, der
für den brutalen Krieg und den Tod
tausender tamilischer Zivilisten ver-
antwortlich war.
Die elementare Feindseligkeit, welche
die Wählerschaft in ihrer Rekordwahl-
enthaltung ausdrückte, ist ein Zeichen
für kommende scharfe Klassenkämpfe.
Wie ihre Kollegen in Griechenland, Eu-
ropa und weltweit, sehen sich die Ar-
beiter Sri Lankas neuen Angriffen auf
ihre Lebensbedingungen ausgesetzt,
da das Finanzkapital die arbeitende
Bevölkerung für die Weltwirtschafts-
krise zahlen lässt. Der erste Punkt auf
der Agenda der Regierung wird die
Umsetzung der Forderung des IWF
nach Sparmaßnahmen sein, die das
Haushaltsdefizit im nächsten Jahr um
die Hälfte reduzieren sollen.
Die Socialist Equality Party (SEP) führte
ihren Wahlkampf in dem Bewusstsein,
dass die Arbeiterklasse es nicht zulas-
sen wird, dass die Bürden das Kapita-
lismus auf ihren Schultern abgeladen
werden und dass sie darum kämpfen
wird, ihre Klasseninteressen zu vertei-
digen. Weit davon entfernt unpoli-
tisch, apathisch oder ermüdet zu sein,
kann die Arbeiterklasse Sri Lankas
eine lange Geschichte von politischen
Kämpfen vorweisen - angefangen mit
den Generalstreiks der 1940er Jahre
und dem Hartal (Protesttag) von 1953,
der die kapitalistische Herrschaft auf
der Insel bis in ihre Grundfesten er-
schütterte. Es mangelt den Arbeitern
nicht am Willen, ihre grundlegenden
Rechte zu verteidigen. Sie stoßen
vielmehr auf Hindernisse, die ihnen
von den alten verräterischen Führun-
gen in den Weg gelegt werden.
Insofern die hohe Wahlenthaltung die
Einsicht widerspiegelt, dass keine der
existierenden Parteien die Interessen
der arbeitenden Bevölkerung vertritt,
ist das vorliegende Ergebnis nur zu be-
grüßen. Doch Entfremdung, Wut und
Zorn an und für sich sind nicht ausrei-
chend. Die Regierung organisiert eine
neue brutale Offensive auf dem Gebiet
der Wirtschaft und wird nicht zögern,
jede verfügbare Maßnahme zu er-
greifen, um mit jedweder Opposition
fertig zu werden. Dementsprechend
muss sich die Arbeiterklasse - vor allem
politisch - darauf vorbereiten. Arbeiter
können nur dann für ihre Klasseninte-
ressen kämpfen, wenn sie einen voll-
ständigen und bewussten Bruch mit
den Parteien, Gewerkschaften und Ex-
Radikalen vollziehen, die ihr Schicksal
mit dem des Kapitalismus, der letzt-
lichen Ursache für Wirtschaftskrisen
und soziale Misere, verknüpfen.
Die Gefahr, die der Arbeiterklasse
droht, besteht darin, dass ihre Ableh-
nung der politischen Elite noch keinen
Ausdruck im Aufbau einer politischen
Partei gefunden hat, die ihre Inte-
ressen vertritt. Nur wenige Wähler,
die bewusstesten Vertreter der Arbei-
terklasse, gaben ihre Stimme der SEP,
der einzigen Partei die für ein sozialis-
tisches und internationales Programm
kämpft. Der Aufbau der SEP in den
kommenden Klassenkämpfen ist jetzt
der dringlichste Schritt. Wir rufen Ar-
beiter und Jugendliche auf, die nach
Wegen suchen, sich der Ausbeutung
durch den Kapitalismus zu erwehren,
unser Programm zu studieren und un-
serer Partei beizutreten.

Interview mit Herr Mario Fehr
1. Wie ist die Lage in Sri Lanka
zurzeit?
Die Lage in Sri Lanka ist sehr an-
gespannt und die Situation der
Tamilinnen und Tamilen ganz of-
fenkundig schlecht. Es fanden und
finden zahlreiche Menschenrechtsver-
letzungen statt, was nicht akzeptiert
werden darf.
2. Was unternimmt Ihre Partei oder
Sie als Mitglied der Aussenpoli-
tischen Kommission gegen die Men-
schenrechtsverletzung in Sri Lanka?
Die Aussenpolitische Kommission ist
mit mehreren Vorstössen im Natio-
nalrat dafür eingetreten, dass sich
die Schweiz noch stärker in Sri Lanka
engagiert. Die SP hat dabei alle Bemü-
hungen unterstützt, mehr Hilfe für
die vom Krieg geschundene Zivilbe-
völkerung zu leisten.
3. Wie ist die Rolle der Schweiz in
dieser Frage?
Die Schweiz soll humanitär helfen,
sich für die Einhaltung der Menschen-
rechte einsetzen und darüber hinaus
bereit sein, eine vermittelnde Rolle
bei der Konfliktbewältigung zu über-
nehmen.
4. Internvertriebene (IDP) sind
weiterhin interniert und leben un-
ter schlechten Lebensbedingungen.
Wie engagieren Sie sich in dieser
Frage?
Das IKRK übernimmt hier eine ganz
wichtige Rolle, indem es die Lager
besuchen und so ganz konkrete Hilfe
für die Internierten leisten kann. Die
Schweiz unterstützt das IKRK.
- SP Schweiz
5. Über zehntausend mutmassli-
che LTTE-Kämpfer, darunter viele
Minderjährige, werden unter mise-
rablen Bedingungen festgehalten.
In der letzten Zeit wurden viele
Videoclips und Fotos über die Folter
der Gefangenen und Exekutions-
video veröffentlicht. Wie sind Ihre
und die Haltung der Schweiz?
Wir sind dezidiert gegen jede Art von
Folter und dies ist auch die Position
der Schweiz.
6. Beim Besuch des Dalai Lama in
Zürich sah man SP-Politiker wie
Mario Fehr, Pascale Bruderer und
Corinne Mauch, was heisst, dass sich
Ihre Partei für die Rechte des tibeti-
schen Volkes einsetzt. Man sieht aber
selten SP-Politiker in kurdischen
oder tamilischen Veranstaltungen.
Was meinen Sie zu den Vorwürfen?
Sie sind nicht zutreffend. Es gibt immer
wieder Besuche von SP-Politikern bei
kurdischen oder tamilischen Veran-
staltungen. Wir engagieren uns, wenn
Menschenrechte verletzt werden.
7. Hat die SP versäumt, klare Haltung
über die Zukunft der Tamilen in Sri
Lanka zu nehmen?
Nein. Die SP positionierte sich ganz
klar mit einer Parteitags-Resolution, die
sich für eine aktive Friedenspolitik der
Schweiz und mehr humanitäre Hilfe in
Sri Lanka aussprach. Dieselbe Haltung
vertritt die SP konsequent mit parla-
mentarischen Vorstössen und öffentli-
chen Stellungnahmen. Wir haben alle
Bemühungen für ein stärkeres Engage-
ment der Schweiz in Sri Lanka stets mit
Überzeugung unterstützt.
SEITE 7
8. Welche politischen Lösungsan-
sätze sehen Sie für Sri Lanka?
Einen föderalen Staatsaufbau mit
weitgehender Autonomie für die
tamilische Bevölkerung. Wichtig ist
allerdings, dass die Details dieses
Staatsaufbaus in fairen und direkten
Verhandlungen zwischen Tamilen und
Singhalesen zustande kommen.
9. Wie sieht Ihrer Meinung nach
eine Mediation für die Tamilen zur
Verarbeitung der Kriegsverbrechen
und der ethnischen Säuberung aus?
Eine Mediation und Aufklärung aller
Verbrechen gegen die Menschlichkeit
ist unabdingbar notwendig. Die De-
tails der Verarbeitung müssen die
beiden Parteien vereinbaren. Die
Schweiz kann sich als Mediator
anbieten.
10. Mittlerweile engagieren sich
einige Mitglieder der tamilischen
Diaspora in der SP, sie haben
sogar Mandate auf kommunaler
Ebene. Wie arbeiten Sie oder
Ihre Partei mit diesen Menschen
zusammen in Bezug auf die
Konflikte?
Wir sind sehr erfreut darüber, dass
Mitglieder der tamilischen Diaspora
in der SP mitarbeiten. Sie sind hoch-
willkommen in der SP. Wir haben sie
auch schon in die SP-Fraktion in der
Bundesversammlung eingeladen.
Wir sind interessiert und neugierig,
noch mehr über ihr Heimatland zu
erfahren. Und selbstverständlich
sind wir bereit, uns für eine Verbesse-
rung der Situation auf Sri Lanka zu
engagieren.
SEITE 8

Asian Human Rights Commission begrüsst
mit Vorbehalt die Initiative für die Ernen-
nung einer Kommission für die Versöhnung
- Lathan Suntharalingam, SP-Kantonsrat und VPOD - Mitglied
Die Asian Human Rights Commission
(AHRC) begrüsst die Ankündigung der
srilankischen Regierung, eine Kommis-
sion zu ernennen, um Verletzungen
international anerkannter Normen in
den letzten Phasen des Konflikts auf-
zuklären und Personen sowie Grup-
pen zu ermitteln, die für solche Hand-
lungen verantwortlich sind. Die AHCR
meldet allerdings auch Vorbehalte an.
Diese Ankündigung der Regierung
erfolgte allerdings nicht aus eigenem
Willen. Vielmehr stand dahinter die
Drohung der Europäischen Union,
jene Handelsprivilegien aufzukündi-
gen, die es Sri Lanka erlauben, in den
EU-Raum exportieren zu können. Die
Einhaltung der Menschenrechte ist
dafür ein zentrales Kriterium. Bislang
hat die Regierung jedoch die Ernen-
nung einer Kommission zur Unter-
suchung der Menschenrechtsverlet-
zungen immer abgelehnt.
Obwohl noch nicht voraussehbar ist,
wie die Kommission zusammenge-
setzt sein und wie sie konkret vorge-
hen wird, darf diese Entwicklung
grundsätzlich positiv gewertet werden.
Die Regierung lässt im Internet
(www.news.lk) verbreiten, es sei
ein Anliegen des Präsidenten, dass
rechtsstaatliche Verhältnisse herge-
stellt würden. Ziel sei es, dass eine
multiethnische Gesellschaft entstehe,
geprägt vom Geist der Freundschaft
und der Zusammenarbeit. Aus der
jüngsten Geschichte sollten jene
Lehren gezogen werden, die eine
Wiederholung dieser fürchterlichen
Tragödie verunmöglichen.
Weiter heisst es auf der Homepage
der Regierung, dass auch Beratun-
gen darüber stattfinden müssen, wie
die Opfer des Bürgerkrieges und ihre
Angehörigen entschädigt werden.
Die Kommission werde zudem die
Strukturen in Institutionen und Ver-
waltungen analysieren, um Diskrimi-
nierungen zu beseitigen und auch so
den Wiederaufbau des Landes nach-
haltig zu gestalten und umzusetzen.
Im Zentrum aller Bestrebungen stehe
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der Wille zur Versöhnung mit allen eth-
nischen Gruppierungen.
Was diese Verlautbarungen wirklich
wert sind, zeigt sich allerdings daran,
dass weiterhin zehntausende Tamilen
in Haft sind – ohne juristische Hilfe
und unter absolut menschenunwür-
digen Verhältnissen; dass also nach
wie vor elementarste Menschen-
rechte mit Füssen getreten werden.
Die Regierung macht auch keinerlei
Anstalten, dies zu ändern, sondern
sie verlängert im Gegenteil immer
wieder ihre Notstandsmassnahmen.
Und sie selber will bestimmen, welche
Sri Lankaner in der Kommission mitwir-
ken werden. Auch daran zeigt sich, wie
unabhängig dieses Gremiun arbeiten
wird und wie ernst seine Arbeitser-
gebnisse zu nehmen sein werden.
Es besteht also kein Grund, allzu opti-
mistisch zu sein. Trotzdem begrüsste
die AHRC die nun angekündigten
Absichten als kleine, aber nur erste
Schritte in eine bessere Zukunft aller
Menschen in Sri Lanka.
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Transnationale Regierung von Tamil Eelam
Das Konzept von der transnatio-
nalen Regierung hat seit mehr als zwei
Jahrzehnten die Aufmerksamkeit der
Sozialwissenschaftler, Juristen und an-
deren Wissenschaftler auf sich gezogen.
Die Modelle der transnationalen Re-
gierungsführung haben bei Institutio-
nen wie EU und NAFTA an Bedeutung
gewonnen. Allerdings ist das Modell
der transnationalen Regierungsführung
einzigartig und konzeptionell ver-
schieden von den früheren Regierungs-
formen. Die transnationale Regierung
von Tamil Eelam wird zum ersten Mal
von einem souveränen Volk gegrün-
det, welches für seine Unabhängigkeit
gekämpft hat. Während die internatio-
nale Gemeinschaft gegen den Willen
der Tamilen der srilankischen Regierung
erfolgreich Beihilfe geleistet hat für ihre
Militärangriffe, werden die Tamilen
ihre Vision auf dem demokratisch-poli-
tischen Weg mittels Bildung der trans-
nationalen Regierung artikulieren.
Die transnationale Regierung wird
vom Volk gebildet und erhalten. Sie
stützt sich auf die Ausübung der
demokratischen politischen Rechte
wie die Vereinigungsfreiheit und die
Freiheit der Meinungsäusserung. Zu-
dem stützt sie sich auf das Recht, den
Handel, das Recht der humanitären
Hilfe zu den Bedürftigen und andere
soziale Bindungen mit Menschen
in einem anderen Staat zu erhalten.
Das sind Rechte, die alle liberalen
Demokratien befürworten. Aufgrund
der vielfältigen Eigenschaften der Re-
gionen, in denen die transnationale
Regierung tätig sein soll, muss sie sich
genau wie eine Regierung organi-
sieren. Daher ist hier der Gebrauch des
Begriffs Regierung angemessen. Ihre
Bildung wird keine Gesetze der Gast-
geberländer der tamilischen Diaspora
verletzen. Die Aktivitäten der tran-
snationalen Regierung sind immer
gewaltfrei und nicht darauf ausge-
legt, die Gesetze des Aufnahmelandes
der Diaspora zu missachten. Die ver-
schiedenen tamilischen Organisa-
tionen dienen als Säule der transna-
tionalen Regierung. Diese Regierung
wird die Unterstützung der inter-
nationalen Gemeinschaft erwarten
und sie wird versuchen auf
der Grundlage von Nation, Heimat
und Selbstbestimmungsrecht eine
politische Lösung für die tamilische
Nationalfrage zu finden. Sie wird sich
mittels politische und diplomatische
Kanäle engagieren. Darüber hinaus
wird diese Regierung versuchen mit
politischen und rechtlichen Mitteln
nachzuweisen, dass die Tamilen somit
einem regelrechten Völkermord un-
terzogen worden sind und sie wird
eine politische Lösung als Sanierungs-
massnahme fordern.
www.govtamileelam.org

Der Tag wird kommen, an dem der Traum
auch für die Tamilen Realität wird - Anna Annor
Schweizertamilen machen
sich fit für den politischen
Widerstand
Am 24. und 25. April 2010 versam-
melten sich die im schweizweiten
Wahlgang vom 28. März gewählten
Personen zur zweitägigen Gründungs-
versammlung des Swiss Council of
Eelam Tamils in Bern.
Die Sitzung war mit Spannung erwar-
tet worden. Einen Volksrat der Tamilen
hat es bis anhin noch nie gegeben, auch
nicht in der Schweiz. Mit diesem Un-
terfangen wird weltweit Neuland be-
treten – Erfahrungen müssen gesam-
melt werden, Wissen muss erworben
werden. Die wenigsten Mitglieder
waren schon in öffentlichen Ämtern
tätig. So wurde die angebotene Un-
terstützung während den nächsten 6
Monaten durch das Beratungskomitee
einstimmig willkommen geheissen –
es amtet sozusagen als Geburtshelfer
zur Errichtung basisdemokratischer
Strukturen. Diesem Komitee – alles
junge Tamilen mit klaren Zielen vor
Augen – gebührt grosser Dank für
seinen Einsatz. Sie haben mit Hingabe
in kurzer Zeit eine gesunde Grundlage
geschaffen, auf der weiter gebaut wer-
den kann.
Schweigeminute und Organi-
sation des Rates
Als erste Handlung öffnete die Sitzung
mit einer Schweigeminute im Geden-
ken an die Kriegsopfer in Sri Lanka und
weltweit.
Die erste Amtsperiode des Volksrates
wird von einer Frau präsidiert, die ihren
Einstand mit Bravour leistete: Frau
Tharsika Pakeerathan. Sie wird unter-
stützt vom Vizepräsidenten Kuruparan
Kurusamy. Mit 8 gewählten Frauen
ist der Frauenanteil im Rat (mehr als
20 %) für schweizerische Verhältnisse
hoch und das Durchschnittsalter sehr
jung.
Weitere Ämter, die verteilt wurden
sind die Mediensprecher – eine Person
für jede Sprache (tamilisch, deutsch,
französisch und italienisch), die Rech-
nungsrevisoren und die Ratssekretärin.
Sodann wurden 6 Kommissionen bzw.
Arbeitsbereiche gebildet: Auswärtige
und inländische Angelegenheiten,
Sport, Soziales/Kultur, Finanzwesen
und Jugend. Alle Ratsmitglieder wur-
den entsprechend ihren Interessens-
gebieten für die entsprechende Kom-
mission vorgeschlagen und zur Wahl
gestellt. Ein Mitglied der jeweiligen
Kommission übernimmt die Koordina-
tionsaufgabe.
Die Sachgeschäfte betrafen die Wahl
des Logos des Swiss Council of Eelam
Tamils und dessen Webadresse, was
Anlass zu engagierten Diskussionen
gab.
Der Vorstand und alle Ratsmitglieder
sind für eine Amtsdauer von zwei
Jahren gewählt. Anfangs 2012 werden
die Erneuerungswahlen stattfinden.
Frauen, Kinder und Zukunft
des Volkes
Der zweite Sitzungstag bot mit den
Vorträgen von Frau Deivendran zum
Thema Frauen in der tamilischen Ge-
sellschaft und von der neu gewählten
Präsidentin, Frau Pakeerathan, über
die Unterstützung von Kindern in der
Diaspora Einblicke in die manchmal
schwierigen Lebensumstände fern
der Heimat. Diese Schwierigkeiten
haben verschiedene Ursachen so-
wohl in der tamilischen als auch in der
schweizerischen Gesellschaft. Jeden-
falls wird allen ein Lernprozess abver-
langt: Das Gute aus beiden Kulturen
behalten und übernehmen, während
das was behindert, zurückgelassen
wird. Insbesondere die Kinder be-
dürfen der besonderen Aufmerk-
samkeit und Unterstützung – sie sind
die Zukunft des Volkes! Oft leben sie
im Spagat zwischen der tamilischen
und der schweizerischen Kultur zwei
Leben: eines zu Hause und das andere
ausser Hause.
Ein weiterer interessanter Vortrag
wurde von Louis Kuhn gehalten. Er
ist als ehemaliger Ombudsmann des
Kantons Baselland heute als Entwick-
lungshelfer und Menschenrechtsex-
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perte im aktiven Ruhestand vor allem
in Südamerika tätig, wo er sich auch
mit dem Minderheitenschutz und der
Autonomie indigener Volksgruppen
befasst.
Sein Thema war die Citizen Diplo-
macy mit dem Hinweis, dass der Politik
drei Mittel zur Verfügung stehen: Die
Gewalt(androhung) in der Hand des
Staates in den Schranken von Verfass-
ung und Gesetz, die Justiz und der
Dialog bzw. die Überzeugungsarbeit.
Das Völkerrecht garantiert den Minder-
heitenschutz und eine relative Auto-
nomie von ganzen Volksgruppen: ILO
Art. 169, UNO-Menschenrechtskon-
vention Art. 27, UNO-Erklärung der
indigenen Völker, Art. 1, 11, 12, 15, 31,
43. Sri Lanka hat diese Dokumente
ratifiziert. Sie gelten also auch für die
tamilische Bevölkerung.
Louis Kuhn empfiehlt, sich bezüglich
Tamil Eelam ausschliesslich auf den
Weg des Rechts und der Überzeu-
gungsarbeit bzw. des Dialogs zu
konzentrieren und die völkerrecht-
liche Situation betreffend Minder-
heitenschutz und Autonomie auf
wissenschaftlicher Ebene vertieft zu
analysieren.
„Nächstes Jahr in …“
Mit dieser zweitägigen Sitzung hat
der Volksrat die ersten kleinen Schritte
in eine neue Zukunft unternom-
men. Als „Ausländerin“ ist es für mich
eine grosse Ehre und noch viel mehr
Verpflichtung und Verantwortung,
bei dieser für das tamilische Volk
wichtigen Arbeit einen kleinen Beitrag
leisten zu dürfen. Es bleibt noch viel –
sehr viel zu tun.
Der Weg wird nicht immer einfach
sein. Es wird engagierte, vielleicht
auch harte Diskussionen geben, Mei-
nungsverschiedenheiten werden zur
Sprache kommen. Denn der Weg zum
Ziel muss gesucht werden.
In der Diaspora wünschten sich die
Juden 2000 Jahre lang ein Wiederse-
hen „Nächstes Jahr in Jerusalem“. Lasst
uns wünschen „Nächstes Jahr in Jaffna,
oder in Batticaloa – Muthur – Trinco-
malee – … “. Der Tag wird kommen, an
dem der Traum auch für die Tamilen
Realität wird.
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Tamil Diaspora in Deutschland und in Tamil Diaspora strebt eine Zukunft

der Schweiz ist eine unabhängige, ge-
Über unsere meinnützige Wohlfahrtsorganisation
mit Sitz und zugelassen in Deutsch-
an, in der Gerechtigkeit herrscht und
in der allen Einwohnern Sri Lankas die
Menschenrechte nach den international

Organisation land und in der Schweiz, um Gerech-

tigkeit, Gleichheit und Menschenrech-
te für die tamilische Gemeinschaft in
Sri Lanka zu fördern und zu schützen.
vereinbarten Grundsätzen zuteil werden.
Tamil Diaspora glaubt auch, dass zahlrei-
che Gemeinschaften rund um die Welt
von dieser Arbeit profitieren werden.

Wie Sie uns unterstützen können

Zusammen werben Freiwillige Spenden

Treten Sie unserer Kampagne bei und
unterstützen sie, um internationales Be-
wusstsein für die Verwirklichung unserer
Missionen und Vision zu schaffen. Tamil
Diaspora möchte auch andere Kampag-
nen unterstützen, die unserer Vision
entsprechen.
Tamil Diaspora sucht Freiwillige, die an Tamil Diaspora wird zurzeit von freiwilli-
unseren Projekten für die Befürwortung gen Spenden ihrer Wohltäter unterstützt.
von Gerechtigkeit, Frieden und Stärkung Ihre großzügige Hilfe kann uns helfen,
anderer Gemeinschaften mitwirken weitere Projekte im Zusammenhang mit
möchten. unseren Zielen und Visionen zu imple-
mentieren.

Tamil Diaspora e.V. Swiss Tamil Diaspora VR-Nr. 3965 / Amtsgericht Bochum
Postfach 250225 Postfach 1511 Email: info@tamildiaspora.org
44740 Bochum 8021 Zürich Web: www.tamildiaspora.org