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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 14.2.2008 24. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

Nach einem verheerenden


Wohnhausbrand in Ludwigsha- Ludwigshafener Polizei prüft
fen mit neun Toten ermittelt die
Polizei auch, ob Brandstiftung die Ur-
sache des Feuers sein könnte. Inzwi-
Hinweise auf Brandstiftung
schen wurde bekannt, dass es bereits Rassistischer Anschlag ist derzeit nicht auszuschließen
2006 einen Brandanschlag auf das
Haus gegeben hat. sammenleben der Türken und Deutschen aus rassistischen Gründen (z.B. wegen ih-
zu bewahren und gegen all jene Bestre- rer Hautfarbe) verübt – zuletzt im Dezem-
Am 4.2. hatten Einsatzkräfte in den frü- bungen Position zu beziehen, die ein Kli- ber vergangenen Jahres. Angesichts der
hen Morgenstunden in dem von zwei tür- ma der Feindschaft zu begründen versu- Häufung rassistischer Taten – im Beson-
kischen Großfamilien bewohnten Haus chen“. Auf der offiziellen Pressekonfe- deren von Brandschlägen in Ludwigsha-
acht Leichen geborgen, darunter auch renz am 5. Februar in der Ludwigshafener fen in den vergangenen 16 Jahren – kann
eine schwangere Frau. Die Men- bei einem Großbrand
schen sind an Rauchgasvergiftung in einem Haus, das
gestorben. Eine Frau erlag am ausschließlich von
Sonntag im Krankenhaus ihren Menschen mit Migra-
Verletzungen. Sie war in Panik aus tionshintergrund be-
dem Fenster gesprungen. wohnt wird, generell
Der Brand in der Berliner Straße ein rassistischer
in Ludwigshafen ist eine schreckli- Brandanschlag nicht
che Katastrophe: Neun Menschen, ausgeschlossen wer-
darunter fünf Kinder fanden den den. Das hat mit Hys-
Tod, sechzig Menschen wurden terie nichts zu tun,
verletzt. Die Überlebenden werden sondern ist eine ein-
auf unabsehbare Zeit traumatisiert fache logische Kon-
bleiben, viele Menschen in Lud- sequenz!
wigshafen und Umgebung sind er- In Ludwigshafen
schüttert. Das furchtbare Ereignis und Umgebung ha-
vom vergangenen Sonntag ist ben sich seit Jahren
Stadtgespräch. Und es gibt die neonazistische Struk-
Aussagen von zwei Mädchen, wo- turen herausgebildet
nach ein Unbekannter einen im Treppen- Feuerwache Nord, an der auch OB Dr. wie das „Aktionsbüro Rhein-Neckar“, so-
haus abgestellten Kinderwagen in Brand Eva Lohse, sowie Vertreter von Polizei wie Zentren für Schulungen und Veran-
gesteckt haben soll. und Feuerwehr anwesend waren, wurde staltungen (z.B. in Kirchheim an der
Das kurzfristig zustande gekommene betont, dass „keine Brandursache auszu- Weinstraße) mit finanzieller und juristi-
„Solidaritätsbündnis Brandopfer Lud- schließen“ sei. Dies ist ein deutlicher Un- scher Absicherung durch die NPD. In
wigshafen“ fordert in einer zurückhaltend terschied zu den über die Medien verbrei- Ludwigshafen lebten schon vor Jahren
formulierten Pressemitteilung die rück- teten Aussagen von Ministerpräsident wichtige Nazikader, die immer wieder
haltlose Aufklärung der Brandursache: Beck, der seit Sonntag verkündet, es gebe versuchten ihre verbrecherische Ideologie
„Wir sind der festen Überzeugung, dass keinerlei Anzeichen für eine fremden- zu verbreiten und auch vor rassistischen
eine lückenlose und zweifelsfreie Klärung feindliche Tat! Zu berücksichtigen aber Taten nicht zurückschreckten.
der Brandursache unbedingt notwendig ist: Angesichts dieses Hintergrundes for-
ist, damit sich eine solch schmerzvolle ◗ Die Ermittlungen über die Brandursache dern wir von der Stadtverwaltung Lud-
Tragödie nicht mehr wiederholt“. Der an- haben noch gar nicht begonnen! – Außer- wigshafen und den zuständigen Behörden
schließende Schlusssatz der Erklärung ist dem muss daran erinnert werden, dass es eine rückhaltlose Aufklärung der Brand-
als eindeutiger Aufruf gegen Rassismus in Ludwigshafen – vor allem in den 90 er ursache. Wir fordern außerdem eine öf-
und für ein friedliches Zusammenleben Jahren – eine zweistellige Zahl (mindes- fentliche Anhörung bei der Stadtverwal-
aller hier lebenden Menschen zu verste- tens 2 Dutzende) von rassistischen Brand- tung in allernächster Zeit darüber, was sie
hen: „Als nicht wegzudenkender Teil der anschlägen gegeben hat: auf Wohnhäuser zu tun gedenkt, um den Nazi-Umtrieben
deutschen Gesellschaft rufen wir alle Zi- und Geschäfte von MigrantInnen und in Ludwigshafen wirksam Einhalt zu ge-
vilgruppen auf, das freundschaftliche Zu- mehrfach auf Unterkünfte von Flüchtlin- bieten. Wir wollen, dass kein Mensch, der
gen. In LU-Oppau hat es sogar auf ein aus einem anderen Land kommt, eine an-
und dasselbe Asylbewerberheim allein dere Muttersprache als Deutsch spricht
Aus dem Inhalt: drei Anschläge gegeben, der letzte im Jah- oder eine nichtweiße Hautfarbe hat, aus-
re 2000, als ein Mädchen schwere lebens- gegrenzt, gedemütigt, angegriffen, ver-
Schwierigkeiten des Gedenkens
gefährliche Brandverletzungen erlitt. folgt oder mit dem Tode bedroht wird!
– Gesichter des Vorurteils –
◗ Eine ganze Reihe dieser Anschläge wur- Wir wollen eine Gesellschaft, in der Nazis
27. Januar in Mannheim . . . . . . . 8
de nie aufgeklärt! Auch wurden immer und Rassisten keinen Platz haben!
wieder sonstige Angriffe auf Menschen Bündnis gegen Abschiebungen Mannheim ■
: meldungen, aktionen
Politische Strategien
GfP-Tagung in Thüringen
gegen die extreme Rechte
begreifen“, so die Ver-
Südthüringen. In einem Hotel im anstalter. Zu den ange- in Parlamenten
„Großraum Südthüringen“ soll vom 11. kündigten Referenten Dr. Sven Schönfelder, Universität Marburg
bis 13. April der diesjährige „Deutsche gehören Frank Lisson, Dr. Sven Schönfelder stellt die gleichnami- der Auseinandersetzung mit dem Rechts-
ge Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung vor, extremismus befragt.
Kongreß“ der neofaschistischen „Ge- Dr. Karlheinz Weiß- die im Dezember 2007 erschienen ist. In Der Fokus der Studie liegt dabei auf den
sellschaft für Freie Publizistik“ (GfP) mann, Martin Licht- acht Kommunen aus vier Bundesländern Fragen, wie die Anwesenheit einer rechts-
(Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, extremen Fraktion die Kommunalpolitik ver-
stattfinden. Als Organisationsleiter des mesz, Dr. Erik Lehnert, Hessen und Rheinland-Pfalz) mit kommuna- ändert hat, welche Strategien im Umgang
Kongresses, der in diesem Jahr unter Dr. Michael Böhm, ler Parlamentspräsenz von NPD und Repu- mit dem Rechtsextremismus entwickelt wur-
blikanern wurden Fraktionsvorsitzende der den und wie sich diese in der Praxis
dem Motto „40 Jahre Volkszerstörung! – Ernst Müller und Dr. SPD und der CDU zu ihren Erfahrungen in bewährt haben.
Das unheilvolle Erbe der 68er“ stattfin- Till Kinzel. Die meisten
den soll, fungiert der NPD-Funktionär der Referenten sind be-
Jürgen Schützinger aus Villingen- reits durch ihre Veröf- Grenzen lokaler Demokratie
Schwenningen. Als Redner werden fentlichungen im „IfS“- Zivilgesellschaftliche Strukturen gegen Nazis im
NPD-Aktivisten, wie z.B. Dr. Rolf Ko- Hausblatt „Sezession“ ländlichen Raum
siek (Ex-MdL), Jürgen Gansel (MdL) oder in der „Jungen Dr. Christian Schmidt, Universität Leipzig
und Benedikt Frings (Köln) erwartet. Freiheit“ bekannt. Unabhängig von Bildung, Alter, Geschlecht Initiativen haben oft einen schweren Stand.
oder sozialem Status trifft man in Deutsch- All dies belegt die im Auftrag der grünen
Auch Jürgen Schwab vom Denkzirkel hma ■ land auf hohe Zustimmung zu rassistischen Bundestagsfraktion erstellte Studie, die Dr.
„Deutsche Akademie“ und der ehemali- und antisemitischen Einstellungen. In ländli- Christian Schmidt vorstellen wird. Sie unter-
chen Regionen, in denen eine Vielfalt von sucht auch die Wirkung der bisherigen
ge Generalmajor Millotat werden als Re- Rechte „Volks- Angeboten häufig fehlt, treten die Erschei- Bundesprogramme gegen Rechts und
nungsformen verstärkt zutage. Wer Kritik an spricht Empfehlungen aus, wie Demokratie-
ferenten angekündigt. Aus der Schweiz
wird der Geschichtsrevisionist Bernhard front“-Angst den örtlichen Behörden übt, gilt schnell
selbst als extrem. Alternative Anti-Nazi-
defizite, das Fehlen zivilgesellschaftlicher
Strukturen behoben werden kann.

Schaub erwartet. Aus Österreich Martin Hamburg. „Steht Samstag, 23. Februar 2008
Pfeiffer, der Chefredakteur der extrem Deutschland vor einer
14.00 Uhr bis 18.00 Uhr
rechten Zeitschrift „Die Aula“. hma ■ linken Volksfront?“, Köln, Bürgerzentrum Alte Feuerwache
fragen „Die Deutschen Melchiorstr. 3, Großes Forum
„AUF“ gegründet Konservativen“ in einer Veranstalter:  Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten
großformatigen Anzei-  kommunalpolitisches forum nrw
Berlin. Etwa 100 Personen haben in ge in der rechten Berli- Antifaschistische Nachrichten c/o GNN-Verlag, Venloer Str. 440, 50825 Köln, Tel. 0221-2116 58

Berlin die neue Kleinpartei „AUF – ner Wochenzeitung


Christen für Deutschland“ aus der Taufe „Junge Freiheit“. Beworben wird zu- mehreren tau-
gehoben. „AUF“ steht dabei für „Arbeit, gleich eine neue Broschüre des emeri- send Beamten
Umwelt und Familie“, so Vorsitzender tierten Anti-Antifa-Experten Prof. Dr. auf einiges vor-
Walter Weiblen gegenüber „idea“. In- Hans-Helmuth Knütter unter dem Titel bereitet sein
haltlich stellt das „AUF“-Programm eine „Erich Honecker „lebt“. Ein Gespenst wird, was in den
Mischung aus den Ansichten der „Le- geht um in Deutschland. Die Nation drif- letzten Jahren
bensschützerin“ Christa Meves und des tet nach links!“, die der Verein mit Sitz in vielleicht noch
rechten Ökologen Herbert Gruhl dar. Mit Hamburg herausgegeben hat. Die mit ei- überraschte. Mit
der neuen Partei soll ein möglichst brei- nem Vorwort des Berliner CDU-Rechts- vielen entschlos-
ter Kreis von Christen angesprochen außen Heinrich Lummer versehene Bro- senen Leuten
werden, um die vorhandenen Kräfte zu schüre wird als „Total-Demaskierung der sollten aber auch
bündeln. Mit diesem Versuch war Weib- gesamten Linken in Deutschland“ ange- im Jahr 2008 die
len im vergangenen Jahr als Chef der priesen. hma ■ Chancen nicht
„Partei Bibeltreuer Christen“ (PBC) ge- schlecht stehen,
scheitert. Weiblen und eine Reihe seiner „Frieden war gestern!“ dass der Neona-
Anhänger verließen daraufhin die Partei. zi-Umzug nicht
Auch einige ehemalige ÖDP-Mitglieder Dresden. In Dresden läuft die Mobili- mehr als eine
schlossen sich der neuen Formation an. sierung gegen die Naziaufmärsche am schlechte Kund-
Der stellvertretende „AUF“-Vorsitzende 13. und 16. Februar 2008 auf Hochtou- gebung wird.
Peter Schneider hofft darauf, das die ren. Während am Abend des 13. Februar Die Mobilisierung läuft auf Hochtou-
neue Partei noch in diesem Jahr eine Mit- mehrere hundert Neonazis der „Freien ren. So konnten an mehreren Orten in
gliederstärke von 3000 erreichen wird. In Kameradschaftsszene“ erwartet werden, Dresden Transparent-Aktionen für Auf-
der Vergangenheit waren bereits mehrere ruft für den 16. Februar die JLO (Junge merksamkeit sorgen. Am Albertplatz in
Parteiprojekte dieser Art gescheitert. Landsmannschaft Ostdeutschland) und der Dresdner Neustadt hing einige Tage
hma ■ die NPD zu einer Großdemonstration mit lang an einem Hochhaus: „16./13. Febru-
mehreren tausend TeilnehmerInnen auf. ar Dresden / Frieden war gestern / Nazi-
„IfS“-Winterakademie Es wird einer der größten Naziaufmär- aufmärsche smashen!“ In der Dresdner
sche Europas werden und wahrschein- Altstadt, direkt neben dem Terassenufer
Schnellroda. Das extrem rechte „Insti- lich der größte deutsche Nazi-Umzug im wurde auf einem Transparent die Frage
tut für Staatspolitik“ (IfS) führt seine „8. Jahr 2008. In der Zeit vom 11. bis zum gestellt: „Diese Stadt hat Nazis satt?“
Winterakademie“ vom 6. bis 9. März auf 17. Februar möchte die Kameradschafts- und darauf die passende Antwort formu-
dem Rittergut Schnellroda in Sachsen- szene Dresdens des weiteren eine Akti- liert: „Dann 13./16.02. Blockieren!“
Anhalt durch. Diesmal geht es um das onswoche durchführen. Zehn Tage vor den Antifa-Aktionen ge-
Thema „Masse“, denn „wer die Masse Auch die Antifa wird aktiv sein! In gen Naziaufmarsch und jede Form von
ignoriert, kann keine Politik betreiben“, diesem Jahr wird es ungleich schwerer Geschichtsrevisionismus finden sich in
heißt es in der Einladung. Daher müssen werden, die Naziaufmärsche zu stoppten, fast allen Dresdner Stadtteilen Plakate
wir „die Gesetze und Mechanismen der da es wahrscheinlich gleich zwei Auf- und so mancher Orts gibt es Graffitis zu
Massengesellschaft kennenlernen und märsche geben wird und die Polizei mit bewundern. alerta 3.2.2008 ■

2 :antifaschistische nachrichten 3-2008


Die beiden Landtagswahlen am Zu den Ergebnisse der Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen:
28. Januar brachten mit hohen
Verlusten für die CDU (in Hessen
12 Prozent und in Niedersachsen 5,8
Großmäuliger Wahlkampf –
Prozent), Stimmengewinnen für SPD
und FDP in Hessen und dem Einzug der
Linkspartei in die Landtage neue Er-
schwaches Abschneiden
schütterungen im bundesdeutschen Par- (jeweils 2,4%) der Fall. Auch in Gebie- weiter zur Verfügung stehen, „Wenn die
teiensystem. Der ausländerfeindliche ten mit höherer Arbeitslosigkeit wie Wil- Basis dies wünscht“. Zum Ende der Er-
und rassistische Wahlkampf von Minis- helmshaven oder Delmenhorst kam die klärung betont er ausdrücklich, dass wei-
terpräsident Roland Koch wurde abge- NPD noch über 2 Prozent. Den größten ter mit den Freinen Kräften zusammen-
straft. Enttäuschend fielen auch aus ihrer Zuspruch erlangte die NPD, wo kommu- gearbeitet werden müsse:
Sicht die Wahlergebnisse für die Parteien nal seit langem verankerte Kandidaten „Der nationale Widerstand sollte auch
der extremen Rechten aus. wie Friedrich Preuss in Helmstedt (1548 nach dieser Niederlage nicht ruhen und
In Hessen blieb die NPD mit 0,9 Pro- Direktstimmen), Michael Hahn in der an dem Aufbau einer Gegenöffentlichkeit
zent der Stimmen (absolut: 23.972) noch Stadt Lauterberg (5,24%) oder Doris arbeiten. Dazu sollte möglichst bald eine
unter der Grenze der Wahlkampfkosten- Zutt im Wetteraukreis antraten. Spitzen- der Wahlzeitung entsprechende Publika-
erstattung. Ihre Konkurrenz rechtsaußen, kandidat Andreas Molaus Stimmenanteil tion erstellt und verteilt werden, das
die Republikaner, verloren gegenüber von 2,4 Prozent in Wolfenbüttel entspre- Weltnetz muß weiter ausgebaut werden,
2003 noch einmal 0,3 Prozent Stimmen, chen 868 Stimmen. die Volksinitiative zur Trennung von
liegen aber mit genau einem Prozent Die Hessische NPD schweigt bisher deutschen und ausländischen Schülern
noch an der Grenze der Wahlkampfkos- zum Wahlausgang. Der niedersächsische weitergeführt werden usw. Aus meiner
tenerstattung. Spitzenkandidat Molau räumt die Nie- Sicht wird dies, auch im Hinblick auf die
Auch in Niedersachsen, wo die Repu- derlage selbst ein, kann aber keine in- Kommunalwahl, nur im Schulterschluß
blikaner nicht mehr antraten, konnte sich haltlichen Fehler erkennen: „Diese Nie- zwischen Partei und freien Kräften mög-
die NPD nach einem von der Bundeszen- derlage lag zweifellos nicht an denjeni- lich sein.“
trale und anderen Landesverbänden kräf- gen, die einen aufopferungsvollen Wahl- Angesichts der Wahlergebnisse
tig unterstützten und großmäuligen kampf geführt haben. Auch die Themen- flammt jetzt vermutlich in der NPD er-
Wahlkampf nur um 0.2 Prozentpunkte auswahl und das Programmatische halte neut eine Diskussion auf, bei den nächs-
steigern (52.817 Stimmen = 1,5 %)‚ was ich im Nachhinein für richtig. Wenn ten Wahlen, vor allem zum Landtag in
gegenüber der Bundestagswahl 2005 ei- überhaupt, hat die Übertragung gefehlt – Thüringen 2009, den Solidarpakt mit der
nen Verlust von 7000 Stimmen bedeutet. das Medium und das nötige »Kleingeld«, DVU aufzukündigen. Allein rechnet man
Die meisten Stimmen in Hessen konn- selbst diese Gegenöffentlichkeit herzu- sich größere Chancen in diesem Bundes-
te die NPD in den Wahlkreisen Wetterau stellen. … Wir haben, und dies sei nicht land aus, weil hier seit Jahren die DVU
II (3,0 %)‚ Hersfeld (2,2%) und Wetterau aus Selbstgefälligkeit gesagt, gegen ein kaum noch wirksam ist, während die
III (2,0 %) einfahren. In Niedersachsen »System« gekämpft, das von der Regie- NPD kontinuierlich Einfluss und Mit-
war das in den Kreisen Helmstedt rungsbank aus den Wahlkampf der NPD glieder gewinnt.
(3,6%), Verden (2,7%), Osterode (2,6%), erfolgreich gestört hat.“ Als „Überzeu- Quelle: Newsletter des AK Antifa-
Celle, Nienburg-Nord (jeweils 2,5%), gungstäter“ könnten ihn 1,5 % nicht schismus Die LINKE. und Website der
Bergen, Wolfenbüttel-Süd / Salzgitter schrecken, so Molau weiter. Er werde NPD Niedersachsen ■

Aufruf zur Demonstration Heute, 75 Jahre später, marschieren Neofaschistischer Anschlag


„Geh denken!“ wieder die Anhänger dieser tödlichen auf die Gedenkstätte in der
Dresden. Wie schon in den vergangenen Ideologie, drängen in die Parlamente, er- Wenzelnbergschlucht
Jahren ruft auch das Bündnis „Dresden greifen die Worte und die Plätze, und
für Demokratie“, zu dem neben der Stadt machen kein Geheimnis daraus, dass sie Leverkusen/Solingen. Wie erst jetzt
Dresden die Kirchen, der DGB, VVN- wieder genau so handeln würden wie da- bekannt wurde, haben Neonazis die Ge-
BdA, Die LINKE und viele andere gehö- mals. denkstätte in der Wenzelnbergschlucht
ren, zu einer Demonstration auf. Im Auf- Die Abschaffung der Demokratie und verwüstet. Die Polizei spricht von „Van-
ruf heißt es: „Vor 75 Jahren ging in die Demontage der Bürger- und Men- dalismus“. Sie schließt – wie üblich – ein
Deutschland die Demokratie unter. Mit schenrechte ist ihr erklärtes Ziel. gezieltes neonazistisches Verbrechen an
der Ernennung Hitlers zum Reichskanz- Das lassen wir uns nicht gefallen, der Totenruhe der von den Faschisten am
ler, der Auflösung des Reichstags, der nicht in diesem Jahr und nie wieder. 13. April 1945 ermordeten 71 Menschen,
Verhaftung politischer Gegner und der Deshalb gehen wir auf unsere Straßen, an die das Mahnmal erinnert, aus.
Zerschlagung der Gewerkschaften und Plätze und Brücken und zeigen, dass eine Das Mahnmal am Wenzelnberg wurde
anderer freier Vereinigungen hatte sich starke Demokratie der Grundpfeiler un- in den vergangenen Jahrzehnten aber be-
die Macht der Nationalsozialisten unter seres Zusammenlebens ist! reits mehrfach geschändet.
den Augen und mit Hilfe der Deutschen Kommen Sie zur Demonstration „Geh Sowohl die VVN-BdA Wuppertal-So-
bereits im März 1933 etabliert. Denken – Aus der Geschichte lernen – lingen, als auch die Kulturvereinigung
Der Reichtagsbrand, die Bücherver- für Demokratie, Toleranz und Weltoffen- Leverkusen e.V. fordern die schnelle
brennungen, die Abschaffung der Bür- heit“! Aufklärung und die Bestrafung der Tä-
ger-und Menschenrechte und die syste- Am Samstag, 16. Februar 2008, 14.30 ter! Die Stadt Leverkusen, die am 27.
matische Ausgrenzung, Verfolgung und Uhr am Goldenen Reiter mit Zwischen- April die jährliche Gedenkfeier ausrich-
Ermordung der jüdischen Bürgerinnen kundgebungen. tet, müsse bis dahin alle Schäden beseiti-
und Bürger Deutschlands und Europas www.dresden-fuer-demokratie.de gen und eine würdevolle Gedenkveran-
waren der Anfang einer Entwicklung, die http://www.aktion-zivilcourage.de/ staltung sicherstellen, heißt es in einem
mit dem Tod von Millionen Menschen Info_Aufruf_zur_Demonstration_ Schreiben an die Stadt.
im zweiten Weltkrieg endete. Geh_Denken.427d2376/ ■ nach PM Kulturvereinigung Leverkusen ■

: antifaschistische nachrichten 3-2008 3


Internationales Jugend- Onlineversand betreibt man bereits. Ein
namentlich nicht genanntes Mitglied des
workcamp Bergen-Belsen Salzburger Landesvorstandes wird als
vom13. - 22.3.08 „Referent für freie Kräfte“ vorgestellt.
Niedersachsen. Zum Internationalen Bei den so genannten „Freien Kräften“
Jugendworkcamp laden christliche und handelt es sich in der Regel um Personen
gewerkschaftliche Jugendverbände. 60 oder Gruppen, die in der neonazistischen
Jugendliche aus 10 Ländern gestalten Szene aktiv sind. Die Tatsache, dass die
den 7 km langen Häftlingsweg zwi- Salzburger NVP im Vorstand einen eige-
schen Bahnrampe und ehem. Lager- nen Referenten für die „freien Kräfte“
eingang als Erinnerungsweg, sie pfle- installiert hat, könnte ein Hinweis darauf
gen bauliche Reste des ehem. Kriegs- sein, dass man in dieser Szene zumindest
gefangenenlagers und KZ, sprechen einen Ansprech- und Bündnispartner
mit Verfolgten des Faschismus und sieht. Damit stellt sich aber letztendlich
heute von Asylpolitik und Neonazis auch die Frage nach einer ideologischen
Betroffenen. Die Umgebung von Ber- Nähe zu dieser Szene.
gen-Belsen mit dem größten, bereits Für die Nähe zum (Neo)Nazismus
von den Nazis angelegten, Truppen- spricht auch das NVP-Smbol, ein Zahn-
übungsplatz und die zunehmende Aus- rad. Als Umrahmung des Hakenkreuzes
breitung von NeoNazis wird ebenso fand dieses bereits als Symbol der Deut-
Thema sein wie Zwangsarbeit, Aus- schen Arbeitsfront Verwendung. Mit der
grenzung und Militarismus. Inschrift FAP war es das Parteizeichen
Die Teilnahme kostet Euro 70,- . fassungsschutz Auflagen erteilt. So durf- der 1995 verbotenen Freiheitlichen
Darin enthalten sind alle Kosten für ten die genannten Symbole nicht auf den Deutschen Arbeiterpartei, heute verwen-
Unterkunft, Verpflegung, Aktivitäten Flyern abgebildet werden. Auch das den es auch die Hammer-Skins und die
und Programm. Die Woche ist als Bil- Motto sollte geändert werden, es sei zu Nationaldemokratische Partei Deutsch-
dungsurlaub anerkannt. Eine offizielle provokant der rechten Szene gegenüber. lands (NPD). Diese neonazistische Partei
Schulbe-freiung ist möglich. In Nie- Obwohl die Auflagen erfüllt wurden, hat übrigens ebenfalls in ihrem Vorstand
dersachsen sind dann Ferien. folgten so viele weitere, dass die Organi- Kader, die für die „Verbindung zu freien
satoren sich entschlossen, in Überein- Kräften“ und „Koordination freier Kräf-
Bitte schnell anmelden! Information stimmung mit dem GSH, das Konzert te“ verantwortlich sind.
und Anmeldung bei: nicht stattfinden zu lassen, da das Ziel, Neues von ganz rechts Januar 2008
DGB-Gewerkschaftsjugend Nieder- die Öffentlichkeit Pinnebergs zu errei- www.doew.at ■
sachsen-Bremen, H-D Charly Braun, chen, nicht mehr zu realisieren war.
Otto-Brenner-Str. 7, 30159 Hannover Mit einer lautstarken Demonstration Öffnung der Pflegeversiche-
T. 0511-1260161, Fax 0511-1260157 wollen wir am 1. März auf diese Zustän-
de aufmerksam machen: Antifaschisti- rung für Überlebende der
sche Demonstration 1.3.2008, 11.00 Uhr Shoah und der KZs
Pinneberger Kamerad- Bhf. Pinneberg ■ Frankfurt. Eine Öffnung der deutschen
schaft stilllegen Pflegeversicherung für alle Überlebenden
NVP-Ausweitung der Shoah und der NS-Konzentrationsla-
Pinneberg. Schon seit einiger Zeit wer- ger hat die Lagergemeinschaft Auschwitz
den die Pinneberger Innenstadt, sowie Österreich. Die Nationale Volkspartei – Freundeskreis der Auschwitzer (LGA)
die umliegenden S-Bahnhöfe Pinneberg, (NVP) scheint ihre Versuche zu intensi- gefordert. In einem Brief des Vereins an
Halstenbek und Krupunder wieder stark vieren, in ganz Österreich aktiv zu wer- Bundesfinanzminister Peer Steinbrück
von Neonazis frequentiert. Sie verbrin- den. Bereits im November 2007 erfolgte zum Gedenktag für die Opfer des Natio-
gen dort ihre Freizeit, betrinken sich und die Hinterlegung der Satzung der NVP nalsozialismus am 27. Januar 2008 heißt
belästigen Menschen, die nicht in ihr beim Innenministerium. Im Januar 2008 es: „Die Sicherung eines menschenwürdi-
Weltbild passen. Wiederholt wurden sollen die Parteistatuten veröffentlicht gen Lebensabends der Überlebenden des
Flugblätter verteilt, Parolen geschmiert und ein Bundestreffen der NVP durchge- Nazi-Terrors bleibt die dauernde Ver-
und Aufkleber mit rechtsradikalem In- führt werden. Im Mai soll dann die kon- pflichtung aller Deutschen und ihrer Re-
halt angebracht. stituierende Sitzung mit einer anschlie- gierung. Die Lebenslage vieler Überle-
Doch nicht nur durch Aufkleber und ßenden Pressekonferenz über die Bühne bender des Holocausts und der NS-Kon-
Teilnahme an NPD-Aufmärschen ma- gehen. zentrationslager ist von Armut, Hilflosig-
chen die Pinneberger Neonazis auf sich Die Hauptaktivitäten der NVP dürften keit und Resignation gekennzeichnet. Das
aufmerksam: Wiederholt ist es bereits zu sich derzeit auf Salzburg, Kärnten und weiß unsere Lagergemeinschaft aus unse-
körperlichen Auseinandersetzungen mit Wien konzentrieren. Während bei den ren regelmäßigen Kontakten mit den
Antifaschisten gekommen, bei denen anderen Bundesländern nur eine E-mail- Überlebenden in Israel, den Ländern Mit-
sich auch eine gute Vernetzung mit Adresse als Kontaktmöglichkeit angege- tel- und Osteuropas sowie den Vereinigten
Elmshorner, Uetersener und Hamburger ben wird, ist die NVP in den drei ge- Staaten“. Hier müsse schnell und unmit-
Rechtsradikalen offenbarte. nannten schon mit eigenen, zum Teil telbar geholfen werden. Eine Öffnung der
Um diesen Zuständen entgegenzuwir- auch namentlich angeführten Landesvor- deutschen Pflegeversicherung für die
ken, wollten AktivistInnen ein Konzert ständen (in Wien auch mit einigen Be- Überlebenden könne kurzfristig und sach-
im Geschwister-Scholl-Haus (GSH) in zirksvorständen) vertreten. gerecht Abhilfe schaffen. Die Lagerge-
Pinneberg unter dem Motto „Reagieren Laut Homepage plant die NVP auch meinschaft fordert das Bundesfinanzmi-
statt tolerieren – Kein Fußbreit dem Fa- den Aufbau einer Nationalen Akademie nisterium und die Bundesregierung auf,
schismus!“ organisieren. Aufgrund von zur Schulung von Kadern und Sympathi- diesen Vorschlag kurzfristig zu prüfen und
Symbolen wie einem durchgestrichenen santen. Auch eine Nationale Jugend Ös- mit den Organisationen der Überlebenden
oder zerschlagenen Hakenkreuz wurden terreichs soll vor der Etablierung stehen. in Verhandlungen einzutreten. In einer
dem GSH von der Polizei und dem Ver- Einen als „NVP-Laden“ bezeichneten weiteren Passage des Briefes bittet die La-

4 :antifaschistische nachrichten 3-2008


gergemeinschaft Bundesfinanzminister
Steinbrück, die Kommunikationspolitik Der Gewerkschafter und Anti-
zu Wiedergutmachungsfragen grundle-
gend zu ändern:
„Leider hat sich das BMF angewöhnt,
faschist Werner Pfennig ist tot
Zahlen zur Entschädigung von NS-Un- VVN-BdA nimmt Abschied von ihrem Vorsitzenden
recht an die Bevölkerung fast ausschließ- Am 29. Januar 2008 verstarb nach Aktionen gegen Rassismus, Intoleranz
lich als kumulierte Summe seit 1945 zu kurzer schwerer Krankheit im Al- und Neofaschismus. „Wir müssen jetzt
kommunizieren. Das geschieht bei keiner ter von 70 Jahren der Vorsitzende aktiv handeln in einem breiten demokrati-
anderen Position öffentlicher Haushalte. der Vereinigung der Verfolgten des Nazi- schen Bündnis, damit wir zu einer demo-
... Kommunizieren Sie Beträge zur Ent- regimes – Bund der Antifaschistinnen und kratischen Lebens- und Arbeitsform in
schädigung wie alle anderen Zahlen Ihres Antifaschisten (VVN-BdA) Werner Pfen- unserem Land kommen.“
Bundeshaushalts auch: als jährliche Aus- nig. 1995 ging Werner Pfennig in den Ruhe-
gaben, wenn nötig im mehrjährigen Ver- Seine erste politische stand. Diesen nutzte er
gleich. Dann würde deutlich, dass wegen Prägung erhielt er bereits – neben vielfältigen eh-
der hohen Sterberate der NS-Verfolgten als Kind, als er die Schre- renamtlichen Aufgaben
die Ausgaben für Entschädigungsrenten cken der Nazizeit in sei- in seiner Gewerkschaft
jährlich sinken – also selbst bei einem nem familiären Umfeld – für ein stärkeres En-
Einfrieren der entsprechenden Haushalts- erlebte. Seine lebenslan- gagement in der VVN-
positionen erweiterte Leistungen finan- ge eindeutige Haltung BdA. Seit dieser Zeit
zierbar werden.“ gegen Faschismus und übernahm Werner
Lagergemeinschaft Auschwitz – Krieg wurde durch diese Pfennig in Baden-
Freundeskreis der Auschwitzer (LGA) Erfahrungen begründet. Württemberg und auf
Lothar Evers ■ Auf seinem Weg in den Bundesebene politi-
Beruf nach dem Krieg sche Verantwortung für
Polens Nichtbeteiligung am begleiteten ihn auch gute die Arbeit der Organi-
politische Lehrmeister. sation. Als gewählter
Zentrum gegen Vertreibungen Mit Beginn seiner Lehre Landessprecher und als
entlarvt einseitiges Konzept als Schriftsetzer wurde er Bundessprecher war er
Berlin. „Dass die polnische Regierung schon als Sechzehnjähri- auf zahlreichen Veran-
sich nicht an dem geplanten Zentrum ge- ger Mitglied in der IG staltungen, auf Kund-
gen Vertreibungen beteiligen will, ist ent- Druck und Papier, einer Gewerkschaft, gebungen und Demonstrationen, in Fach-
larvend für das einseitige Gedenkstätten- die konsequent für eine antifaschistische gesprächen und Podien als profilierter An-
konzept der Bundesregierung“, meint Orientierung, für eine soziale und politi- tifaschist präsent. Ungezählt sind seine
Ulla Jelpke. Die Vertreter der Bundesre- sche Alternative zur Adenauer-Adminis- Auftritte bei Aktionen gegen Naziaufmär-
gierung seien offensichtlich nicht bereit tration eintrat. sche, in den Protesten der Friedensbewe-
gewesen, auf die Bedenken der polni- Als politisch bewusster Gewerkschafter gung gegen die Militarisierung der Bun-
schen Seite ernsthaft einzugehen. wirkte er in der außerparlamentarischen desrepublik und ihrer Außenpo-
„Dass ausgerechnet die Präsidentin des Opposition und der 68er Bewegung mit. litik.
Bundes der Vertriebenen, Erika Stein- Der Leitspruch „Wissen ist Macht“ galt In diesen Jahren unterstützte er den
bach, dieses Ergebnis als Zeichen für eine für ihn auch in der Gewerkschaft, wenn es komplizierten Prozess der Vereinigung
Normalisierung der deutsch-polnischen darum ging, Antworten auf die politischen der antifaschistischen Verbände in Ost
Verhältnisse wertet, bestätigt diese Ver- Herausforderungen der Zeit zu geben. und West. Als es nach dem Einigungskon-
mutung und ist Besorgnis erregend. Nor- Und so folgte er Anfang der 70er Jahre gress darum ging, zwei gleichberechtigte
malisierung heißt für Steinbach offenbar, dem Ruf an die gewerkschaftliche Bil- Vorsitzende zu wählen, stellte sich Werner
die eigene revanchistische Agenda ohne dungsstätte in Springen und in die Hans- Pfennig als Vertreter der alten VVN-BdA
Rücksicht auf deren Empfindungen der Böckler-Stiftung, bevor er Mitarbeiter im zur Verfügung.
östlichen Nachbarn durchziehen zu kön- Hauptvorstand der IG Druck und Papier Im vergangenen Jahr nutzte er seine Er-
nen. DIE LINKE wird von der Bundesre- wurde. fahrungen und Kontakte, um die Kampa-
gierung genaue Informationen über die Große Anerkennung erwarb er sich bei gne „NoNPD“ zu einer gesellschaftlichen
für die polnische Seite offenbar unan- seinen Kollegen und in der Gewerkschaft Debatte und Auseinandersetzung zu ma-
nehmbaren Bedingungen der Beteiligung als gewählter Landesbezirksvorsitzender chen. Er hatte großen Anteil daran, dass
an einem Vertriebenenzentrum erfragen. der IG DruPa in Baden-Württemberg und das ehrgeizige Ziel von 100.000 Unter-
Wir wollen auch Auskunft darüber, wie später im geschäftsführenden Hauptvor- schriften im November 2007 weit über-
viele öffentliche Mittel für das Projekt stand der IG Medien. Er verband tarifli- troffen werden konnte. Wir werden seine
vorgesehen sind. che Auseinandersetzungen überzeugend politisch klaren, von Erfahrungen getra-
Flucht und Vertreibung gehören zu den mit gesellschaftspolitischen Fragen. Und genen, empathischen aber auch streitba-
schrecklichen Gewalterfahrungen des 20. immer wieder ergriff er in aller Klarheit ren Beiträge für unsere gemeinsame anti-
Jahrhunderts und sind auch heute noch Partei für Frieden und die antifaschisti- faschistische Arbeit vermissen.
allgegenwärtig. An sie zu erinnern ist sche Sache. Wir werden ihn nicht vergessen.
wichtig und richtig. Ich befürchte aber, In einer fulminanten Rede auf dem 15. Dr. Ulrich Schneider, Bundessprecher
dass ohne die Beteiligung der polnischen ordentlichen Bundeskongress des DGB der VVN-BdA (www.vvn-bda.de) ■
Regierung die Darstellung des Bundes der im Juni 1994 prangerte er Fremdenfeind-
Vertriebenen die Ausstellung dominieren lichkeit und die Diskriminierung von aus- Die Trauerfeier fand am 5. Februar auf
wird. Diese Geschichtspolitik will den ländischen Mitbürgern an. Er erinnerte an dem Stuttgarter Pragfriedhof statt. Statt
Eindruck erwecken, der Krieg und seine den Brandanschlag in Solingen und kriti- Kranz und Blumenspenden wurde um
Folgen hätten vor allem Deutsche zu Op- sierte die Reaktion der Bundesregierung, Spenden für den VVN – Bund der Anti-
fern gemacht. Eine solche Darstellung das Asylrecht abzuschaffen, statt politisch faschisten Baden- Württemberg auf das
verhöhnt die Opfer des deutschen Fa- gegen Rassismus vorzugehen. Er rief auf Konto 2119748, BLZ 600 501 01
schismus.“ Ulla Jelpke, MdB ■ zu betrieblichen und gesellschaftlichen (BW Bank) gebeten.

: antifaschistische nachrichten 3-2008 5


Nicolas Sarkozys Integrations-
kraft bröckelt auf der Rechten
ab. Die Wähler des Front Natio-
Zu viel Glamour und
nal scheinen sich vom französischen
Präsidenten abzuwenden. Unter ande-
ren. Wohin wird es sie in naher Zukunft
zu wenig Führer
ziehen? die Bunte am 3. Januar dieses Jahres ver- hend, und nicht die Lohnabhängigen
öffentlichte. Und der SPIEGEL übertitelte selbst.
Stößt das „Modell Sarkozy“ an seine Ende Januar seine Seite Eins zum selben Ansonsten ist aber eine der stärksten
Grenzen? Hat das Publikum von der Show Thema: „Die Erotik der Macht: Staatsaffä- Abkehrbewegungen gegenüber Sarkozy
schon wieder die Nase voll? Zum allerers- re Sarkozy/Bruni“. Den Hintergrund der auch in der Altersgruppe der 50 bis 64-
ten Mal seit seinem Amtsantritt vor acht Schlagzeile ziert eine Fotomontage, auf Jährigen, auch bei eher Gutsituierten unter
Monaten ist der französische Präsident Ni- der man den Staatspräsidenten Nicolas ihnen, zu verzeichnen. Also bei den Ange-
colas Sarkozy in den Umfragen nicht nur Sarkozy und das frühere Fotomodel Carla hörigen einer traditionell eher als konser-
gesunken (bis auf 41 % Sympathiewerte, Bruni eng aneinander angeschmiegt sieht vativ geltenden Gruppe. Bei ihnen eckt
bei 55 % negativen Stimmen, Anfang Feb- – vor der Kulisse startender Militärflug- Sarkozy mit seinem Stil eines ungehobel-
ruar), sondern auch hinter seinen Premier- zeuge am Nationalfeiertag, die blau-weiß- ten Neureichen zunehmend an. Die „Über-
minister François Fillon zurückgefallen - rote Kondensstreifen hinter sich her zie- belichtung“ (surexposition) seines Privat-
einen eher blassen Politiker, dem Präsident hen. Letztere sollen die Macht des Staats- lebens trugen hierzu ebenso bei wie seine
Sarkozy bislang kaum Platz für eigenstän- oberhaupts, der an jedem 14. Juli die Mili- Manieren eines Parvenüs. Auch unter den
dige Auftritte gelassen hat. Obwohl Fillon tärparade auf den Champs-Elysées ab- Wählern der extremen Rechten, bei denen
eine direkte politische Verantwortung für nimmt, symbolisieren. Im Blattinneren der angekündigte – und durchgeführte –
viele der sozialen Einschnitte der letzten geht das Hamburger Nachrichtenmagazin rauhe Umgang mit unerwünschten Ein-
Jahre trägt, etwa als damaliger Arbeits- der Frage nach, „wie die Vermählung von wanderern Sarkozy und seiner Regie-
und Sozialminister für die heftig umstritte- Sex und Politik auf die Spitze getrieben rungsmannschaft anfänglich viel Sympa-
ne „Rentenreform“ vom Frühsommer wird“. thie eintrug, hat Nicolas Sarkozy aus ähn-
2003, wird dies durch die öffentliche Mei- Das Ganze hatte den Anschein, als kön- lichen Gründen viel Terrain eingebüßt: zu
nung im Augenblick kaum wahrgenom- ne es ewig so weitergehen: Glamour und viel Glamour und zu wenig Führer.
men. François Fillon blieb monatelang im Sex Appeal würden den Präsidenten stets Ursprünglich hatte Sarkozy im Wahl-
Schatten von Nicolas Sarkozy, konnte sich im Rampenlicht der Öffentlichkeit halten, kampf immer wieder „das Frankreich, das
dabei aber auch weniger „abnutzen“, zu- ohne dass man über seine Politik reden früh aufsteht, hart arbeitet und nicht unnö-
mindest in jüngster Zeit. müsse. Andere Spitzenpolitiker und Mit- tig protestiert“ gelobt und seine Verspre-
Dass es so kommen würde, und so glieder des Kabinetts von François Fillon chungen an dieses Publikum gerichtet –
schnell, hatten viele Beobachter nicht un- taten es ihm nach, wie die Justizministerin während er zugleich in seinem letzten
bedingt für möglich gehalten. Noch kein Rachida Dati – über sie spricht man seit Wahlkampfmeeting im Frühjahr 2007 ver-
Präsident schien derart omnipräsent zu Monaten in vielen Medien eher im Zu- sprach, „das Erbe des Mai 68 endgültig zu
sein wie Nicolas Sarkozy, hatte einen der- sammenhang mit ihren Dior-Abendklei- liquidieren“. Das kam bei den rechtsextre-
art breiten Raum auf allen Kanälen einge- dern und ihren Auftritten bei Partys der men Wählern an. Statt weiterhin die harte
nommen, derart intensiv alle Bereiche des Schickeria denn aufgrund der Inhalte ihrer, Arbeit zu loben, praktiziert Sarkozy jetzt
öffentlichen Lebens besetzt. Und nicht nur autoritären, Justizpolitik. Doch dann kam aber das Angebertum dessen, der es ge-
mit seiner Politik, denn Sarkozys Privatle- der jähe Absturz: Den Französinnen und schafft hat und sich persönlich auf der Ge-
ben wurde wie das eines Popstars ausge- Franzosen wurde es zu viel. winnerseite angekommen sieht. Das sorgt
breitet. Seit Ende November machte nicht Anziehungskraft auf konservative in denselben Kreisen für Enttäuschung
nur die Tagespresse, sondern auch die Kreise erodiert und Verbitterung.
Mehrheit der Klatschblätter und der Re- Die Zahlen, die durch die liberale Pari-
genbogenzeitschriften – vom Typus Paris Der Einbruch der Popularitätswerte Nico- ser Abendzeitung Le Monde am 7. Febru-
Match, Gala oder Voici – ihre Titelseiten las Sarkozys resultiert zum Teil aus einem ar 2008 publiziert wurden, sprechen eine
mit dem hektischen und übernervösen Sympathieverlust bei Bevölkerungsgrup- klare Sprache: Im Monat seiner Wahl spra-
Staatschef auf. „Welche Frau für Sarko- pen, von denen man eine Abwendung von chen 88 Prozent der Wähler des Front Na-
zy?“ sorgte sich etwa Gala in der letzten dem konservativen Politiker vielleicht am tional dem neuen „starken Mann“ an der
Novemberwoche, nachdem Sarkozy einen wenigsten erwartet hatte. Zwar hat Sarko- Spitze Frankreichs ihr Vertrauen aus. Im
Monat zuvor von seiner zweiten Ehefrau zy auch in den sozialen „Unterklassen “ Hochsommer vergangenen Jahres, nach
Cécilia geschieden worden war. und in der Arbeiterschaft an Zustimmung den ersten Eskapaden Nicolas Sarkozys in
Seitdem Nicolas Sarkozy Mitte Dezem- eingebüßt, denn im Januar 2007 hatte er Nobelrestaurants und auf Luxusyachten
ber 2007 durch einen gemeinsamen Aus- seine Kandidatur u.a. mit der Ankündi- unmittelbar nach seiner Wahl, waren es
flug in den Disneypark südöstlich von Pa- gung „Ich werde der Präsident der Kauf- noch 65 Prozent, ähnlich viele wie im na-
ris seine neue Liaison mit der Sängerin kraft sein“ präsentiert – und in diesen so- tionalen Durchschnitt (zwei Prozentpunkt
Carla Bruni, einem ehemaligen Manne- zialen Milieus hatte man sich von ihm vor darunter). Inzwischen sind es nur noch 43
quin, enthüllte, gibt es in der Yellow Press allem erhofft, am Ende des Monats mehr Prozent unter ihnen, d.h. je nach Umfrage
nun kein Halten mehr: Sarkozy hier, Bruni Geld in der Tasche zu haben. zwei Prozentpunkte mehr oder fünf Pro-
da. Und falls gerade einmal eine kurze Pau- In der Praxis blieb davon nur die Anfor- zent weniger als im nationalen Durch-
se bei den Titelbildern mit Nicolas Sarkozy derung übrig, länger zu arbeiten und mehr schnitt. Auch wenn dies nicht bedeutet,
eingelegt wird, dann ist seine Ex-Gattin Überstunden zu schieben. Worauf sich dass die organisierte extreme Rechte bei
Cécilia Sarkozy auf selbigen präsent. viele Lohnempfänger sogar gerne ein- kommenden Wahlen so schnell wieder
Der Politiker als Popstar: Auch deut- lassen wollten, die sich aber nunmehr ent- Tritt fassen wird, denn auch der Front Na-
sche Medien lassen sich von dem Phäno- täuscht zeigen, weil es gar nicht so viele tional – ähnlich wie die Linke – wurde
men anstecken und geben sich völlig Überstunden abzuleisten gibt, wie sie durch die zeitweilige Hegemonie des von
plemplem. „Oh là là: In Paris regiert die sich aus finanziellen Gründen erhofft Sarkozy geschmiedeten und angeführten
Liebe“ lautete etwa der Aufmacher der hätten: Überstunden ordnet immer noch politischen Blocks destabilisiert und des-
Story über Sarkozy und Carla Bruni, den der Betrieb an, von seinem Bedarf ausge- orientiert. Bernhard Schmid, Paris ■

6 : antifaschistische nachrichten 3-2008


Köln. In einer sehr bewegenden
Veranstaltung wurde am 27. Ja-
nuar anlässlich des Jahrestages
Erinnern – Eine Brücke
der Befreiung von Auschwitz durch die
Rote Armee den Opfern des National-
sozialismus gedacht.
in die Zukunft
Anschließend fand ein Mahngang Holocaust ermutigend zu sehen, dass es
Diese Gedenkveranstaltung hat inzwi- statt, dem sich viele der Besucherinnen auch mehr als 60 Jahre nach der Befrei-
schen einen festen Platz unter den antifa- und Besucher der Gedenkveranstaltung ung von Auschwitz noch so viele Men-
schistischen Aktivitäten in Köln einge- anschlossen. Dieser führte an verschie- schen gibt, die nicht daran denken, einen
nommen und so war die Antoniterkirche denen Orten vorbei, die einmal prägend Schlussstrich unter die Shoah zu ziehen
wieder einmal sehr gut besucht. Dieses oder exemplarisch für jüdisches Leben in und die sich einig sind, dass es auch heu-
Jahr stand Jüdisches Leben in Köln im Köln waren, so beispielsweise ehemalige te noch gilt, Antisemitismus und Rassis-
Mittelpunkt des Gedenkens. Hierbei jüdische Geschäfte, die von den Nazis mus den Kampf anzusagen.
wurde großer Wert darauf gelegt, sich „arisiert“ wurden, wie etwa der heutige Benjamin Wernigk ■
nicht auf die Zeit zwischen 1933 und Kaufhof, aber auch Häuser, in denen jü-
1945 zu beschränken, sondern die Zeit
davor und danach genauso zu thematisie-
ren.
Auch 2008 gelang es wieder, Zeitzeu-
gen zu gewinnen. Im Zentrum standen

dische Familien wohnten. An viele von Der Mahngang führte auch in die Pfeilstraße,
ihnen erinnern heute die Stolpersteine. wo durch Spenden des DGB, der VVN und
Auch die Stelle der ehemaligen Synago- von Einzelpersonen neue Stolpersteine verlegt
ge an der Glockengasse, von der 60 Jahre worden waren. Im Haus Pfeilstr. 13 befand
sich Bäckerei und Wohnung der Familie Men-
nach ihrer Zerstörung nur noch eine Ge- del. Die Familie umfasste das Ehepaar Sieg-
denktafel zeugt, wurde vom Mahngang bert und Hanna Mendel geb. Salomon, die
besucht. Dort wurde ein Kranz niederge- Kinder Ernst, Helga, Ruth und Sonja sowie die
legt. Schließlich kam der Zug an der Jav- Mutter von Hanna Mendel und eine weitere
vier Mitwirkende, die zwar aus ganz un- ne an, wo sich der Löwenbrunnen als Verwandte. Vermutlich 1941 wurde die Fami-
terschiedlichen Generationen kamen, die Mahnmal für die deportierten Kinder aus lie in das Ghettohaus Cäcilienstr. 18-22
aber doch alle durch ein gemeinsames Köln befindet. Da schlossen sich viele zwangseingewiesen und von dort am 20. Juli
Schicksal verbunden waren: Den Antise- den dort stattfindenden Aktivitäten im vom Bahnhof Deutz-Tief nach Minsk depor-
tiert. Die jüngste Tochter Sonja war zu diesem
mitismus in Deutschland, der seinen Rahmen des Gedenktages an. Zeitpunkt 5 Jahre alt. Keines der Familienmit-
schrecklichen Gipfel im Holocaust fand Es ist für engagierte AntifaschistInnen glieder überlebte die Deportation. Fotos: pb
und auch nach 1945 für viele Jüdinnen und sicherlich auch für Überlebende des
und Juden bitterer Alltag war.
Und so konnten Hannelore Hausmann, Kein Platz und keine Stimme für die DVU
Adriana Stern, Günther Ginzel und Jo- Am Sonntag dem 17. Februar 2008 will die neofaschistische Deutsche Volksunion von Ger-
hannes Epp ihre Geschichten erzählen, hard Frey in der Messehalle B1 eine Großveranstaltung anlässlich der Bürgerschaftswahl mit
sehr tragische Geschichten, aber auch er- mehreren hundert Nazis abhalten. Wir rufen alle AntifaschistInnen dazu auf diese Provokation
mutigende Geschichten von Menschen, mitten in Hamburg zu verhindern.
die das Grauen überlebten und niemals Momentan überschwemmt die DVU die Straßen mit ihren Plakaten und die Briefkästen mit ih-
aufgaben. rer braunen Propaganda. Im Gegensatz zur NPD tritt die DVU im bürgerlichen Tarnmantel auf
Die Berichte wurden chronologisch in und vermeidet radikale Parolen. Sie kandidiert jedoch in enger Absprache, dem sog. „Deutsch-
verschiedene Etappen unterteilt, begon- landpakt“, mit der NPD. Der Spitzenkandidat der DVU Matthias Faust war Anfang 2007 noch
in der NPD, betont immer wieder die Gemeinsamkeiten mit den Nationaldemokraten und ist
nen mit den Anfängen des Nationalsozia-
ein Vertrauter des notorischen Neonazis Christian Worch. Auf den Wahlplakaten, welche die
lismus über die Reichspogromnacht Straßen säumen, ist die NPD mit eigenem Emblem versehen. Als Wahlhelfer wurden NPD-Mit-
1938 bis zu der Zeit danach, als keiner glieder aus anderen Bundesländern angeworben. (...) Diese Propaganda wird nicht nur der
mehr etwas von den Schicksalen der Mil- DVU nützen, sondern auch der bundesweit im Aufwind befindlichen NPD. Darüber hinaus wird
lionen von Jüdinnen und Juden wissen die DVU-Propaganda ganz allgemein zur Stärkung von rassistischen Einstellungen in der Be-
wollte. völkerung beitragen. Dies gilt es zu verhindern! (…)
Dazu gab es als visuelle Untermalung Wir fordern: Keine neofaschistische Großveranstaltung in Hamburg! Keine Stimme für die
Photos, die mit einem Beamer auf eine DVU, und alle anderen Parteien der extremen Rechten am Wahltag. Sorgen wir dafür, dass für
Leinwand projiziert wurden. Zwischen Nazis kein Platz ist – weder in den Parlamenten noch im Stadtteil oder Betrieb.
den einzelnen Blöcken sangMark Rosen- Antifaschistische Kundgebung 17. Februar ab 13 Uhr, Karolinenstr./Rentzelstr.
thal von der Oper Bonn.

: antifaschistische nachrichten 3-2008 7


Schwierigkeiten des Gedenkens –
Gesichter des Vorurteils
Wir dokumentieren Auszüge skala‘ der in Deutschland lebenden Min- zum Beispiel aus der Hautfarbe, der
aus der Rede des Vorsitzenden derheiten und Ausländern. Ähnliche Er- Staatsangehörigkeit oder Volkszugehörig-
des Landesverbandes Deutscher kenntnisse sind ebenfalls im „Allensba- keit Rückschlüsse auf jemandes Charak-
Sinti und Roma Baden-Württemberg cher Jahrbuch der Demoskopie“ nachzu- ter, obwohl wir ihn gar nicht kennen?
Daniel Strauß zum Gedenktag für die lesen. Oder gelingt es uns, jeden Menschen we-
Opfer des Nationalsozialismus am 27. • So möchten 22 % der Deutschen kei- gen seiner individuellen Eigenschaften zu
Januar in Mannheim. Sie weist nicht ne jüdischen Nachbarn haben, während schätzen? Der heutige Gedenktag, die Be-
nur auf die immer noch große Verbrei- dies 68 % bei Zigeunern, 47 % bei Ara- freiung des Konzentrationslagers Ausch-
tung antiziganischer Vorurteile hin, bern, 39 % bei Polen, 37 % bei Afrika- witz durch die Rote Armee taggenau vor
sondern Daniel Strauß zieht aus den Er- nern, 36 % bei Türken und 32 % bei Viet- 63 Jahren, gibt uns erneut dazu Gelegen-
fahrungen der Diskriminierung durch namesen so sehen. heit.
die Mehrheitsgesellschaft allgemeine • Und während 8 % der Deutschen sa- In einem Bericht der UNESCO heißt
Schlüsse, wie Vorurteilen zu begegnen gen, dass die Juden ,sich auf eine Weise es: „Bildung könne eine Ausschlag ge-
ist; Vorurteilen, die die Grundlage für verhalten, die in unserem Land Feindse- bende Bedeutung im Kampf gegen neue
Diskriminierung und Herabsetzung ligkeit weckt‘, sagen dies 40 % über Zi- Formen des Rassismus, der Diskriminie-
von Minderheiten darstellen. geuner, 22 % über Tür-
ken, 20 % über Polen
„Wer selbst noch nicht Opfer von Vorur- und 18 % über Araber.
teilen wurde, kann sich wahrscheinlich Nun stellt sich uns die
nur schwierig vorstellen, wie traumatisch Frage: Können Vorurteile
dies sein kann. Wer einer nationalen, eth- irgendwie aufgebrochen
nischen oder religiösen Minderheit ange- werden?
hört, wird oft ausgegrenzt, muss feindseli- Kleinere Kinder ken-
ge Blicke ertragen oder sich abfällige Be- nen keine Vorurteile. Im
merkungen anhören. Vielleicht hat er be- Gegenteil: Wie viele Pä-
ruflich kaum Chancen und kann nur Ar- dagogen beschreiben,
beit verrichten, für die sich andere zu fein spielen sie oft gern mit
sind. Womöglich hat er auch Schwierig- Kindern anderer Kultu-
keiten, eine passende Wohnung zu finden ren. Im Alter von 10 oder
oder seine Kinder fühlen sich in der Schu- 11 Jahren verändert sich
le isoliert und unerwünscht. Vorurteile diese allgemeine Hal-
sind der Anfang einer Spirale, die unter tung allzu oft. Häufig
bestimmten Bedingungen zu Hass, Ge- lehnen sie dann Kinder Büro des Verbandes der Sinti und Roma in Mannheim
walt, Pogromen und Völkermord führt. anderer Herkunft, Kultur
Die Geschichtsbücher sind voll von Be- oder Religion ab. In den sie prägenden rung und der Ausgrenzung sein.“ Die
richten, die diese Spirale der Gewalt auf- Jahren nehmen sie Standpunkte ein, die Schule ist Prüfstein und Ort konkreter An-
zeigen. Massaker, „ethnische Säuberun- sie womöglich ein Leben lang nicht mehr erkennungsverhältnisse zwischen Mehr-
gen“ und Genozid inmitten Europas fin- ablegen. heit und Minderheit. Demnach liegt ein
den ihre Grundlage in Vorurteilen. Wie geschieht das? Das Kind über- Schlüssel für erfolgreiche Bildungslauf-
Ist das Feuer des Vorurteils einmal ent- nimmt erst von den Eltern und später von bahnen von Sinti und Roma – wie anders-
facht, kann es nach Jahrhunderten immer Freunden, Verwandten oder Lehrern nega- wo auch – in deren sozioökonomischer
noch schwellen. In der ersten Hälfte des tive Einstellungen, die in deren Worten Integration. Gelingt dies, dann liegen in
20. Jahrhunderts brachte Adolf Hitler des- oder Taten zum Ausdruck kommen. Familien erfolgreiche Bildungsabschlüsse
halb den Antisemitismus und Antiziganis- Nachbarn, Presse, Rundfunk und Fernse- vor und bei den Kindern steigen entspre-
mus erneut zum Auflodern. Um Deutsch- hen tun dann ein Übriges. Wenn das Kind chend die Bildungsziele und -qualifikatio-
land zu „beschützen“, überwachte Rudolf erwachsen ist, weiß es zwar vielleicht im- nen. Tatsächlich ist es allerdings so, dass
Höß, Kommandant des Konzentrationsla- mer noch nicht viel oder überhaupt nichts die größte Hürde einer erfolgreichen Be-
gers Auschwitz die Ermordung von rund über die Personen, die es ablehnt, hält sie schulung und Ausbildung darin zu liegen
zwei Millionen Menschen; Juden. Sinti aber dennoch für unterlegen und nicht scheint, dass institutionelle Verfahren und
und Roma, Jehovas Zeugen, politische vertrauenswürdig. Möglicherweise ent- antiziganistische Problemwahrnehmun-
Gefangene und viele andere. steht sogar ein Hassgefühl. gen sich in den gesellschaftlichen Einrich-
„Nie wieder Auschwitz“ lautet ein poli- Menschen lassen sich oft nicht davon tungen widerfinden.
tischer Ausruf! Inwieweit ist es uns gelun- abbringen, Tausende, ja sogar Millionen (...) Ein weiteres Werkzeug im Kampf
gen diesen Ausruf real werden zu lassen? Menschen in ein Klischee zu zwängen gegen Vorurteile sind internationale Ab-
(...) Zwar führen Vorurteile in den meis- und allen die gleichen schlechten Eigen- kommen: Im September 1997 hat die
ten Fällen nicht zu Mord, aber sie wirken schaften zu unterstellen. Negative Erfah- Bundesrepublik die Rahmenkonvention
stets trennend und schüren Groll. Trotz al- rungen jeglicher Art – und seien sie auch des Europarates ratifiziert und sich damit
ler Globalisierung scheinen Rassismus nur mit einer Einzelperson gemacht wor- verpflichtet, die Angehörigen der nationa-
und Rassendiskriminierung laut einem den – verstärken ihre Vorurteile. Gute Er- len Minderheiten vor Diskriminierung zu
aktuellen Bericht der UNESCO „in den fahrungen werden dagegen meist als Aus- schützen, ihre Sprache und Kultur zu be-
meisten Teilen der Welt an Boden zu ge- nahme von der Regel abgetan. wahren und ihre Teilnahme am wirt-
winnen“. Wie sieht es in unserem Land Vorurteile überwinden schaftlichen, kulturellen und sozialen Le-
aus? Das EMNID-Institut bietet mit sei- ben zu fördern. Wie stellt sich für den Eu-
ner 1994 erschienenen Studie einen um- Stellen wir bei uns selbst einen Hang zur roparat die gesellschaftliche Situation der
fassenden Einblick in die ,Beliebtheits- Voreingenommenheit fest? Ziehen wir Deutschen Sinti und Roma dar? Der Bera-

8 :antifaschistische nachrichten 3-2008


tende Ausschuss stellt für Deutschland Der Bericht des Beratenden Ausschusses mord an den Sinti und Roma ist aus dem
2003 und 2004 auszugsweise fest: des Europarats, wie auch die aktuelle gleichen Motiv des Rassenwahns, mit
• dass insbesondere die Roma/Sinti Auseinandersetzung um das geplante dem gleichen Vorsatz und dem gleichen
fortlaufend in allen öffentlichen Berei- Mahnmal für Sinti und Roma zeigen uns Willen zur planmäßigen und endgültigen
chen wie z.B. in Wohnungs-, Arbeits- und eindringlich, welchen Stellenwert die ge- Vernichtung durchgeführt worden wie der
Bildungsangelegenheiten Diskriminie- sellschaftliche Integration unserer Min- an den Juden. Sie wurden im gesamten
rungen ausgesetzt sind. Eine Möglichkeit derheit derzeit hat. Einflussbereich der Nationalsozialisten
der Behebung wäre unter anderem die Auch 63 Jahre nach der Befreiung gibt systematisch und familienweise vom
verbesserte Aufklärung der Mehrheitsbe- es kein nationales Mahnmal, das an die Kleinkind bis zum Greis ermordet.“
völkerung. Ermordung von hunderttausenden Sinti Mehr als 1500 Überlebende des Völ-
• dass es auch innerhalb der Medien und Roma während des NS-Regimes erin- kermords und weitere 210 prominente
vorkommt, dass insbesondere Sinti und nert. ... Gedenken beinhaltet die persönli- Persönlichkeiten, Wissenschaftler und
Roma ethnisch gekennzeichnet werden. che Erinnerung sowie die Ehrung und Historiker fordern als Unterzeichner des
• dass es noch Anstrengungen bedarf, Würdigung der Opfer. Der frühere Bun- Appells des Zentralrates vom 2. August
um die effektive Teilnahme der Minder- despräsident Roman Herzog tat dies 2000 die Errichtung des Denkmals mit
heit der Sinti und Roma am wirtschaftli- durch die Proklamation des heutigen Ge- dem Herzog-Zitat als dessen zentrale
chen, gesellschaftlichen und kulturellen denktages für alle NS-Verfolgten, in Be- Aussage. Um Vorurteile bekämpfen zu
Leben zu ermöglichen. Es müssen wirk- zug auf die Verfolgung der Sinti und können, muss man ihnen ein Gesicht ge-
same Maßnahmen getroffen werden, die Roma sagte er anlässlich der Eröffnung ben. Man muss sie kenntlich machen, be-
die tatsächliche Gleichheit zwischen Min- unseres Dokumentation- und Kulturzen- werten und dazu Stellung beziehen.“
derheit und Mehrheit gewährleisten. trums in Heidelberg 1997: „Der Völker- aus Kommunalinfo Mannheim 3-08 ■

Der„Zug der Erinnerung“ hielt am


28.01.2008 um 17.19 Uhr in Apol-
da. Unter dem Motto „Der Opfer
Der Zug der Erinnerung
gedenken – die Zukunft gestalten“ be-
grüßten 200 Bürgerinnen und Bürger der
Stadt und des Kreises den einfahrenden
hielt in Apolda
Zug. Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand Begleitprogramm. Los ging es am Freitag nen Spottpreis zu verkaufen. Drei jüdi-
hielt die Eröffnungsrede, gefolgt von ei- mit einem Konzert. Auch der Stadtrund- sche Wohnhäuser waren die letzten Sta-
nem Redebeitrag der Antifaschistischen gang am nächsten Tag verlief ohne Störun- tionen des Rundganges – darunter auch
Gruppe Apolda (AGAP), dem BürgerIn- gen. Geschehnisse in Weimar ließen je- das Haus der Familie Prager, dem sich ein
nenbündnis gegen Rechtsextremismus doch zunächst Schlimmeres erwarten. Zir- Verein mit dem Ziel des Andenkens ange-
Weimarer Land, dem Aktionskommitee ka 20 RechtsextremistInnen störten dort nommen hat.
„11.000 Kinder“ Weimar und der päda- am 25. den Vortrag des Historikers Jonny Eine Lesung in der Stadtbibliothek
gogischen Begleiterin des Zuges Anne Thimm, der über die unrühmliche Vergan- schloss sich dem Rundgang an. Ilka Loh-
Berghoff. Letztere dankte vor allem der genheit der Stadt Weimar und ihrer Be- mann las aus dem „Tagebuch der Anne
AGAP für ihr Engagement in der Orga- wohnerInnen berichtete. Der Historiker Frank“ und Victors Klemperers „Lingua
nisation des Zuges in Apolda. Beklem- Peter Franz führte in Apolda eine Gruppe Tertii Imperi – LTI“. Eindrucksvoll ver-
mend wirkte ein Hakenkreuz im Hinter- von 50 Menschen durch die nationalsozia- mitteln diese Werke den Verfall jedweden
grund der RednerInnen. Vor knapp einem listische Vergangenheit der Stadt. Der Humanismus im „Dritten Reich“. Die
Jahr besprühten Rechtsextreme die Trep- Rundgang begann am Startpunkt der De- Propagandasprache des „Reiches“ machte
pe. Die Symbole wurden zwar sofort portationen – dem Apoldaer Bahnhof. Von aus einer Sprache der Literatur und Philo-
übermalt, doch verblasst die Farbe zuse- hier wurden Apoldaer Juden in drei De- sophie ein billiges Instrument des Hasses
hends. Der Schandfleck aber bleibt der portationswellen in die Gettos und Kon- – die Auswirkungen bekamen auch Ju-
Stadt – wie ein unheilvolles Symbol – er- zentrationslager nach Osten verschleppt, gendliche wie Anne Frank zu spüren. Sie
halten. wo sie dem Vernichtsungswahn der Nazis wurde im Alter von 16 Jahren im KZ
Schnell füllte sich der Bahnsteig vor zum Opfer fielen. „Bergen Belsen“ von den Nazis ermordet.
dem Zug. 400 Menschen waren es, die in Am ehemaligen „Götzewerk“ erfuhren Am Abend führten die TeilnehmerIn-
knapp vier Stunden die Ausstellung be- die ZuhörerInnen etwas über das Schick- nen des „Auschwitz-Projekts“ der Part-
sichtigten. Leider machten es die Um- sal der vielen hundert ZwangsarbeiterIn- nerschulen Mühlheim, Apolda und Os-
stände notwendig, dass ein für die bishe- nen in Rüstungsbetrieben der Stadt – ins- wiecim-Raisko das Ergebnis ihrer dies-
rige Strecke des Zuges unnötig großes gesamt gab es drei Rüstungswerke in jährigen Arbeit vor. Bereits seit Jahren ist
Polizeiaufgebot die Interessierten Apolda. Der Weg führte die Gruppe wei- diese Art des Gedenkens fester Bestand-
schützte. Nachdem im Jahre 2006 die ter in die Fußgängerzone. Zwei jüdische teil des kulturellen Lebens in Apolda. Je-
Ausstellung „11.000 Kinder“ von zirka Kaufhäuser gab es in Apolda, ihre Besit- des Jahr fahren Schülerinnen und Schüler
25 vermummten Nazis angegriffen wur- zer wurden im Zuge der Ereignisse im des Gymansiums der Stadt nach Oswie-
de, sollten ähnliche Bilder an diesem Tag „Dritten Reich“ zum Verkauf gezwungen. cim in die Gedenkstätte Auschwitz, um
ausbleiben. [2] Die AnhängerInnen des Der Wert ihrer Besitztümer wurde ihnen dem Vergessen entgegenzutreten –
nationalistischen Systems ließen sich jedoch nicht ausgezahlt. Die NSDAP ver- „Mensch erinnere, was in Auschwitz dir
dennoch blicken. Immer wieder fuhren langte hohe Summen von den Juden – geschah“.
vollbesetzte Fahrzeuge mit Rechtsextre- nicht zuletzt, um ihre den Krieg vorberei- Die Entwicklung in Apolda
men am Bahnhof vorbei und machten ih- tende Rüstung zu finanzieren. Auch das
rem Unmut über die Ausstellung Luft. ehemalige jüdische Kaufhaus „Sax und Die aktuellen Ereignisse bieten Grund zur
Das Begleitprogramm in Apolda Berlowitz“ in der Weimarer Schillerstraße Sorge. Wenige Tage nach der Ankunft des
wurde auf diese Weise enteignet. Die Be- Zuges am 2. Februar, zog der alljährliche
Auf den Zug aufmerksam machte – ähn- sitzer sperrte man so lange in ein KZ, bis Faschingsumzug durch die Stadt. Wie in
lich wie in Weimar – ein umfangreiches sie bereit waren, ihr Unternehmen für ei- den Vorjahren kam es dort wieder zu Stö-

: antifaschistische nachrichten 3-2008 9


Der Blick ins rechte Lager rungen durch Rechtsextreme. Aufkleber, doch der psychologische Effekt bleibt – es kann je-
Schlägereien, extrem rechte derzeit wieder geschehen. Betroffen war auch ein vietnamesi-
Antworten, Widersprüche und
Perspektiven
Parolen und der Eklat 2007 – sches Geschäft. Dass die Geschäfte von MigrantInnen nicht si-
eine Straßenschlacht zwischen cher sind, belegen die mehrmaligen Sachbeschädigungen an ei-
Nazis und Polizei - sorgten für nem Döner-Imbis in der Bachstraße. [4]
landesweites Aufsehen. In die- Verhindert werden konnte offenbar am 26.01.2008 – am Tage
sem Jahr liefen drei Nazis in- des Stadtrundganges – eine rechtsextreme Veranstaltung. In ei-
mitten des bunten Zuges, sie ner Apoldaer Gastwirtschaft – dem Feldschlößchen – sollte ver-
trugen dabei ein Transparent, mutlich eine illegale Veranstaltung begangen werden. Am Abend
worauf sie für die „nationale waren zahlreiche kleine Gruppen von Nazis zu sehen, die zum
Sache“ warben. Auf dem Veranstaltungsort liefen. Die Polizei war schneller – die Feier-
Markt versammelten sich – wie lichkeit blieb den Bewohnern der Stadt erspart.
in den Jahren zuvor – dutzende Doch gibt es auch Positives zu vermelden: Ein Bürgerbündnis
Nazis, um den Tag auf ihre gegen Rechtsextremismus hat sich gegründet, am 8. Mai gab es
Weise zu feiern. Von einer „na- eine Demonstration mit 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern
tionalbefreiten Zone“ inmitten zum „Tag der Befreiung vom Faschismus“ und ein Verein be-
des eigentlich fröhlichen Tages schäftigt sich mit dem Erhalt des Prager-Hauses sowie dem
11. Antifaschistische zu sprechen, ist sicher nicht Kampf gegen den noch immer latent vorhandenen Antisemitis-
Sozialkonferenz übertrieben. Ein konsequenter mus.“ Antifaschistische Gruppe Apolda [AGAP] ■
Ausschluss Rechtsextremer
von Seiten der Faschingsverei- [1] Gewalt und Terror-Neonazis in Apolda -
Samstag, 16. Februar 2008
www.de.indymedia.org/2007/03/170304.shtml, AustauschschülerInnen von Na-
ver.di-Höfe Hannover ne scheint die einzige Möglich- zis attackiert - www.agap.antifa.net/index.phpoption=com_content&task=
Rotation – Veranstaltungsbereich keit, derartigen Bilder entge- view&id=188&Itemid=41
Goseriede 10 . 30159 Hannover
genzuwirken. [3] In der Nacht [2] Gewaltaufruf der Apoldaer Nazis zum Gedenktag der Novemberpogrome -
zum 2. Februar zogen zudem Nazis entlang der Umzugsroute http://www.agap.antifa.net/index.php?option=com_content&task=view&id=71&It
durch die Stadt und klebten unzählige Propagandaaufkleber an emid=41 [3] Buntes Faschingstreiben vom braunen Ungeist gestört -
http://www.agap.antifa.net/index.php?option=com_content&task=view&id=75&It
Schilder und Scheiben. Wieder traf es eine gegen Rechtsextre- emid=41 [4] Vierter Anschlag auf Geschäft von Apoldaer Antifaschistin –
mismus engagierte Unternehmerin, der bereits sechs Mal die http://www.agap.antifa.net/index.php?option=com_content&task=view&id=84&It
Fenster mit Steinen zerstört wurden. Diesmal waren es zwar nur emid=41

Drei rechtsradikale Polizisten vom Dienst suspendiert


Amiens/Frankreich. Wie Mitte vergan- zudem positiv auf die rassistische ‚White der „Autonomie“ gegenüber Letzteren
gener Woche bekannt wurde, hat die fran- Power‘-Bewegung bezogen haben. Insge- (wie der FN sie verfocht) entscheiden
zösische Innenministerin Michèle Aliot- samt waren fünf Personen an dem Aufzug konnte. Der überwiegende Teil der Kader
Marie drei Polizisten im nordfranzösi- beteiligt, neben den drei Polizisten in Zi- dieser Partei wurde in den frühen 80er
schen Amiens vom Dienst suspendiert. In vil – die von Gästen erkannt worden wa- Jahren durch die Konservativen aufgeso-
der Nacht vom Freitag, den 1. zum 2. Feb- ren – befanden sich auch ein 40jähriger gen.
ruar hatten sie in einer Bar in ihrer Stadt Metzger sowie ein 41jähriger Fleisch- Zudem sollen alle drei der rechtextre-
rechtsradikale Parolen gegrölt und waren großhändler mit am Tisch. Die Polizeibe- men Polizeigewerkschaft Fédération pro-
vom Wirt hinaus komplimentiert worden, amten waren Gästen als solche aufgefal- fessionnelle indépendante de la police
nachdem Gäste sich beschwert hatten und len, da sie sich schon des öfteren in der (FPIP, „Unabhängiger Berufsverband der
aggressiv zu werden drohten. Allem An- Bar aufgehalten haben sollen, wo sie min- Polizei“) angehört oder ihr nahe gestan-
schein nach besteht zumindest teilweise destens einmal bei einer vorausgegange- den haben. Einer von ihnen soll bei der
ein organisierter rechtsextremer Hinter- nen Provokation ihre Dienstausweise ge- FPIP auch Funktionär gewesen sein. Bei
grund. Alle drei gehörten den Brigades zückt hätten. ihr handelt es sich um eine seit 1973 exis-
anti-criminalité (BAC) an, einer militari- Wie die Regionalzeitung ‚Le Courrier tierende rechtsextreme Gewerkschaft, die
sierten Sonderheit der Polizei, die für die Picard‘ bekannt gab, soll der älteste der in den 90er Jahren teilweise in Konkur-
Bekämpfung von Kriminalität insbeson- drei Polizisten – der 39jährige, den Rang renz zur FN-eigenen Polizistengewerk-
dere in den Sozialghettos der französi- eines Brigadenchefs bekleidet – bereits an schaft ‚FN Police‘ geriet. Doch der FN
schen Trabantenstädte zuständig ist. Wahlkämpfen des Front National (FN) Police wurde im Anschluss durch die Ge-
Die drei Polizeibeamten im Alter von teilgenommen haben. Ferner sei seine richte verboten bzw. darf sich nicht länger
39, 37 und 30 Jahren befanden sich nach Ehefrau Regionalparlamentarierin der als Gewerkschaftsorganisation bezeich-
Dienstschluss in Zivil, als sie gegen 23.30 rechtsextremen Partei für die Picardie. nen. Bei den Personalratswahlen der fran-
Uhr die gut gefüllte Bar ‚My Goodness‘ Hingegen berichtet die sozialdemokrati- zösischen Polizei im Dezember 1995, die
betraten. Dort stießen sie ‚Sieg Heil‘-Rufe sche Pariser Tageszeitung ‚Libération’ den Höhepunkt des offenen rechtsextre-
(auf Deutsch wie im Original) aus, sangen vom Samstag (9. Februar), dass „laut ei- men Einflusses markiert, hatten FPIP und
Nazi- oder ähnliche Lieder und klopften ner anderen Quelle“ ein anderer der drei ‚FN Police’ zusammen 13 Prozent der
zudem antisemitische Sprüche: „Tod den Beamten mit einer Frau verheiratet sei, Stimmen erhalten, mit leichtem Überge-
Juden“, „Man müsste die Verbrennungs- die früher dem Parti des forces nouvelles wicht zugunsten der Erstgenannten.
öfen wieder anwerfen“. Einer der drei soll (PFN, „Partei der neuen Kräfte“) angehört Am Donnerstag und Freitag vergange-
zudem noch rassistische Auslassungen habe. Bei letzterem handelt es sich um ner Woche (7./8. Februar) wurden die fünf
hinzugefügt haben: „Und wenn es mich eine rechtsextreme Partei, die im Laufe an den verbalen Ausfällen beteiligten Per-
meine Karriere kosten würde, ich werde der 1970er Jahre in Konkurrenz zum FN sonen im Polizeigewahrsam vernommen.
nicht zulassen, dass mein Land von ‚bou- stand – und zeitweise stärker war als die- Am Freitag wurde ein Strafverfahren ge-
gnoules‘ (Anm.: rassistisches Sprichwort ser selbst –, danach aber marginalisiert gen sie eingeleitet, die Betroffenen wur-
für Araber, ähnlich wie ‚Kanaken0145 im wurde, da sie sich nicht zwischen einer den bis zum Prozess auf freien Fuß ge-
Deutschen) und Negern kolonisiert wird.“ Strategie des Bündnisses mit konservati- setzt. Unterdessen läuft ein dienstrechtli-
Zumindest zwei der Polizisten sollen sich ven Kräften und einer anderen Strategie ches Verfahren gegen sie. bhs ■

10 :antifaschistische nachrichten 3-2008


: ausländer- und asylpolitik
ihnen üben ihre Religion in den Mo-
scheevereinen aus. Die Stadtverwaltung
spricht von 28 „Standorten“, wo die Mo-
Krank und ohne Papiere? sie oft in Gebieten fest, wo sie keine Per- scheevereine – meist in Industriegebieten
Dresden. Schätzungen zufolge leben in spektive haben. Wer den Umzug doch in ehemaligen Produktionshallen und in
Deutschland zwischen 500.000 und eine wagt, macht sich strafbar und riskiert, industriell geprägten Stadtteilen, wo vie-
Million Menschen ohne gültige Aufent- jegliche staatliche Unterstützung zu ver- le Menschen mit Migrationshintergrund
haltserlaubnis. Viele haben nur einge- lieren. leben – ihre Gebetsräume haben.
schränkten Zugang zur Gesundheitsver- Zumindest für anerkannte Flüchtlinge Das ist so in Zuffenhausen und Bad
sorgung und könnten im Krankheitsfalle könnte sich die Situation nun verbessern. Cannstatt und in einigen Innenstadtbezir-
zwar einen Krankenschein vom Sozial- Das Bundesverwaltungsgericht Leipzig ken. Der einzige Stadtteil mit sehr ho-
amt bekommen, würden damit aber eine erklärte diese Praxis in der vergangenen hem Anteil an Migranten bzw. an Musli-
Abschiebung riskieren. Woche für rechtswidrig. Es wies darauf men ohne Gebetsraum ist der Hallschlag.
Die Menschenrechtsinitiative „Medi- hin, dass Wohnsitzauflagen, die das Ziel Man sollte eigentlich davon ausgehen,
netz“ vermittelt anonym und kostenlos verfolgen, öffentliche Fürsorgelasten zu dass die Religionsausübung der Muslime
medizinische Hilfe für Flüchtlinge und verteilen, mit dem Völker- und Europa- unter dem gleichen Schutz des Grundge-
Migranten ohne Aufenthaltsstatus. recht nicht vereinbar seien. Die Genfer setzes steht wie die der anderen Religio-
In einem Telefonat oder bei einer Flüchtlingskonvention (GFK) garantiere nen. Aber in der Realität wird mit den
Sprechstunde wird abgesprochen, durch grundsätzlich Freizügigkeit und schreibe Muslimen nicht gleichberechtigt umge-
welchen Facharzt die Behandlung am die Gleichbehandlung von Flüchtlingen gangen.
Besten begonnen werden sollte. Danach und Inländern in Fragen der Sozialleis- „Interkulturelle Öffnung und Qualifi-
erfolgt die Vermittlung an einen der mit tungen vor. zierung der Stuttgarter Moscheevereine“
Medinetz zusammen arbeitenden Ärzte. Geklagt hatten zwei Tschetschenen, – so lautet der Titel einer Beschlussvorla-
Persönliche Daten werden dabei nicht die im Jahr 2004 in Deutschland als ge, die im Internationalen Ausschuss am
gesammelt. Flüchtlinge anerkannt worden waren. 30. Januar behandelt wurde und die am
Medinetz gibt es auch in anderen deut- Weil sie Sozialhilfe erhielten, beschränk- 12. Februar im Verwaltungsausschuss
schen Städten. Medinetz Dresden wurde te die zuständige Ausländerbehörde beschlossen werden soll. Ob damit ein
von Medizinstudenten der IPPNW ins Trier-Saarburg ihr Aufenthaltsrecht auf Angebot der Stadtgesellschaft an die
Leben gerufen und besteht aus Studen- das Land Rheinland-Pfalz. Das mutet ge- Muslime zur gleichberechtigten Teilnah-
ten, Ärzten und Hebammen. radezu großzügig an, wenn man die Vor- me am gesellschaftlichen kommunalen
http://www.aktion- gaben in anderen Bundesländern be- Leben gemacht wird oder ob es sich eher
zivilcourage.de/Info_Krank_und_ trachtet: Dort ist es zum Teil üblich, die um einen Angriff der Stadtverwaltung
ohne_Papiere.427d2341/ ■ Flüchtlinge auf einen Landkreis oder so- bzw. des Gemeinderats auf die Moschee-
gar eine einzelne Gemeinde festzulegen. vereine handelt, geht aus dem Text der
Wohnortzwang ist rechts- Das Bundesverwaltungsgericht ist Beschlussvorlage nicht klar hervor. Das
nicht das erste, das die Regelung bean- fängt schon beim o.g. Titel des Papiers
widrig standet, aber die Entscheidung von Leip- an. Man stelle sich vor, die Stadt würde
Leipzig. Anerkannte Flüchtlinge dürfen zig bindet nun automatisch alle Bundes- ein Papier machen mit dem Titel „Inter-
ihren Wohnort frei wählen, auch wenn länder. Das Urteil ist im Wortlaut noch kulturelle Öffnung und Qualifizierung
sie Sozialhilfe bekommen. Das Bundes- nicht veröffentlicht. Georg Classen vom der Stuttgarter Sowieso-Kirchengemein-
verwaltungsgericht räumt jetzt in einem Flüchtlingsrat Berlin zögert daher mit ei- den“. Das gäbe einen heftigen Aufschrei
Urteil mit dieser diskriminierenden Pra- ner Bewertung. Er fürchtet ein Hintertür- und Widerstand. Im Internationalen Aus-
xis der Bundesländer auf. chen. In der Pressemitteilung des Ge- schuss war in der Diskussion dagegen
Das hartnäckige Engagement von richts heißt es nämlich auch, dass die sogar die Rede von „Aufbrechen der Mo-
Flüchtlingsorganisationen hat immerhin Freizügigkeit unter bestimmten Umstän- scheevereine“.
bewirkt, dass viele wissen, was unter Re- den eingeschränkt werden könne, etwa Als Projektziele werden genannt:
sidenzpflicht für Asylbewerber zu verste- »aus integrationspolitischen Gründen«. „1. Interkulturelle Öffnung der Stutt-
hen ist: Sie dürfen den ihnen zugewiese- Classen erinnert daran, dass die Wohn- garter islamischen Gemeinden und stär-
nen Bezirk nicht verlassen. sitzauflagen weit mehr Menschen tref- kere Einbindung ihrer Mitglieder in die
Weniger bekannt ist, dass auch Men- fen, als den Kreis der nach der GFK an- kommunale Integrationsarbeit durch ge-
schen, deren Fluchtgründe offiziell aner- erkannten Flüchtlinge. Zum Beispiel meinsamen Qualifizierung von aktiven
kannt wurden, von Ausländerbehörden Menschen, die aus humanitären Gründen Jugendlichen und Heranwachsenden aus
mit Wohnsitzbeschränkungen diskrimi- ein Bleiberecht haben. Für sie wendet mehreren Moscheevereinen.
niert werden. Nämlich dann, wenn sie sich wohl erstmal nichts zum Besseren. 2. Aufbau eines Stuttgarter Islamfo-
auf Sozialleistungen angewiesen sind. Der Flüchtlingsexperte lehnt Wohnsitz- rums…
Solche Auflagen stehen in keinem Ge- auflagen vollständig ab: »Sie sind ein In- 3. Aufbau einer dialogbegleitenden
setz, sondern gehen zurück auf eine Ver- tegrationshindernis.« Fachgruppe aus muslimischen Jugendli-
einbarung der Bundesländer, die damit Quelle: http://www.neues-deutsch- chen und einer interkulturell agierenden
angeblich die Kosten anteilig verteilen land.de/artikel/122710.html, 22.01.2008 ‚Task-Force‘-Gruppe, die …vermittelnd
wollen. Nicht nur das UNHCR macht The VOICE Forum Göttingen ■ eingreift.
seit Jahren Druck, diese Ausgrenzung zu 4. Erstellung eines Anwenderhand-
beenden – zuletzt in einer Stellungnahme Ausgestreckte Hand oder buchs zum Aufbau lokaler Islamforen
im Juli 2007. und zur Einbindung von Moscheeverei-
Ein kleiner Eintrag im Pass oder Rei- Drohung? nen in lokale Netzwerkstrukturen …“
seausweis verbietet den Betroffenen de Stuttgart. Auf knapp 50.000 Men- Das hört sich nicht nach gleichberech-
facto, in einen anderen Ort umzuziehen, schen schätzt die Stadtverwaltung die tigtem, respektvollem Umgang an, son-
zum Beispiel in eine Gegend, wo sie bes- Anzahl der Muslime in Stuttgart. Die dern vermittelt den Eindruck, da solle
sere Chancen auf Arbeit erhoffen können meisten davon (22.000) sind türkischer nachdrücklich auf die Moscheevereine
oder um in der Nähe von Eltern und Herkunft. Sicher sind nicht alle von ih- eingewirkt werden und es sollten Werk-
Freunden zu wohnen. Statt dessen sitzen nen stark religiös geprägt. Aber viele von zeuge („Anwenderhandbuch“) entwi-

: antifaschistische nachrichten 3-2008 11


ckelt werden, wie das klappen kann. Der schließenden Sitzung des Verwaltungs- - Gemeinsame und abgestimmte Aktio-
weitere Inhalt der Beschlussvorlage be- ausschusses Klarstellungen bzw. Korrek- nen zwischen AktivistInnen des Nordens
stärkt diesen Eindruck. turen vorzulegen. ulk ■ und des Südens, um eine Synergie zu er-
Als „Indikatoren“ werden genannt: reichen.
Von den 28 Moscheevereinen sollen vier Sozialforum in Marokko: Bericht vom maghrebinischen Sozialfo-
bis fünf angesprochen werden und etwa rum vom 25.-27.1.08 in Bouznika/
20 Jugendliche von ihnen an dem Quali- Proteste gegen Razzien Marokko, u.a. zu Migration,
fizierungsprogramm teilnehmen. Marokko. Migration war eins der wich- conni, Quelle indymedia ■
Zu den Projektinhalten wird u.a. ge- tigen Themen auf dem Maghrebinischen
sagt: Ein „Stuttgarter Islamforum“ soll Sozialforum in Marokko.An dem Forum Kommission für Quoten-
als von den Muslimen aktiv gestaltetes vom 25.-27.1.08 in Bouznika/Marokko
Arbeitsgremium zum Themenbereich Is- nahmen statt der erwarteten 700 über Einwanderung eingesetzt
lam und Integration ab 2009 drei bis vier 1400 Menschen teil, darunter sehr viele Frankreich. Nunmehr ist es amtlich:
Mal im Jahr tagen. Aufgabe dieses Gre- marokkanische Jugendliche und über Die französische Regierung möchte hin
miums soll die „Erarbeitung des Selbst- 100 AktivistInnen aus anderen Ländern. zu einer Quoteneinwanderung kommen
verständnisses als islamische Gemeinde Es gab Proteste gegen erneute Razzien und dafür entsprechend das Gesetz, und
in Stuttgart“ sein. Und dieses Selbstver- gegen MigrantInnen, die am 25./26.1. notfalls die Verfassung, anpassen. Dies
ständnis soll dann in die Integrations- (ausgerechnet am vom Weltsozialforum bedeutet, dass künftig jährlich vorab
maßnahmen der Stadt eingebracht wer- beschlossenen Aktionstag, auf den sich festgelegt werden, wie viele Einwande-
den. Damit soll dann eine „nachhaltige das Forum bezog) in Rabat stattfanden. rer, aus welchen Berufsgruppen und aus
Beteiligungsstruktur der Muslime am Am Workshop zu Migration nahmen welchen geographischen Herkunftsre-
kommunalen Geschehen implementiert“ über 300 AktivistInnen und Interessierte gionen (im Sinne von Weltregionen) in
werden. teil. Zu den aktuellen Razzien in Marok- den kommenden zwölf Monaten nach
Zu Recht wies in der Diskussion des ko und ihren Hintergründen siehe auch: Frankreich kommen dürfen. Auch wenn
Internationalen Ausschusses Stadträtin http://no-racism.net/article/2428 dies zumindest im Hinblick auf das Asyl-
Metke (CDU) darauf hin, dass es nicht In der Abschlusserklärung der Ver- recht offiziell dementiert wird (es hande-
Aufgabe der Stadt sein kann, in die reli- sammlung der MigrantInnen auf dem le sich „um Zuwanderungs- und nicht
giösen Strukturen oder Diskussionen der Forum heißt es: um Asylquoten“, so der zuständige Mi-
Muslime einzugreifen. Richtig sei aber Wir, Flüchtlinge, Asylsuchende, Mi- nister Hortefeux), zeichnet sich doch ab,
der Versuch, sie in die Integrationsarbeit grantInnen und AkteurInnen von Unter- dass das Geltendmachen von individuel-
einzubeziehen. stützerorganisationen aus Europa, Ame- len Grundrechten wie des Rechts auf Fa-
Stadträtin Hackl (SPD) schlug vor, rika und Afrika, haben unsere Versamm- milienzusammenführung oder auf Asyl
statt Islamforum den Begriff Islamdialog lung der MigrantInnen am Rand des ma- dadurch erschwert wird. Jedenfalls so-
zu wählen, damit das gemeinsame Ge- rokkanischen Sozilaforums am 27. Janu- fern es zur „Quote“ in Widerspruch ge-
spräch betont wird und nicht der Ein- ar in Bouznika abgehalten. rät.
druck der Einmischung in religiöse Fra- Nach Austausch, Analysen und Teilen Am Donnerstag, den 7. Februar hat
gen entsteht. von Erfahrungen haben wir, die Teilneh- der französische Minister für „Integrati-
Stadträtin Küstler (Die Linke) wies merInnen dieser Versammlung, Folgen- on, Zuwanderung und nationale Identi-
darauf hin, dass die Absicht der besseren des beschlossen: tät“ Brice Hortefeux nun die Einrichtung
Einbeziehung der Muslime sehr zu un- 1. Verurteilen wir die Praktiken der Fest- einer Kommission bekannt gegeben, die
terstützen sei, aber die Wortwahl und nahme, Inhaftierung, Rückschiebung ganz offiziell über dieses Thema „nach-
Handlungsansätze des Papiers problema- und Ausbeutung von MigrantInnen, denken“ soll. Ihre Aufgabe besteht darin,
tisch sind. Gleichberechtigter und res- Flüchtlingen und Asylsuchenden. „die Wege des Wünschbaren und des
pektvoller Umgang beinhalte, dass alle 2. Lehnen wir die Politik und die Ab- Möglichen“ zu erkunden, so Hortefeux
Moscheevereine zum Gespräch eingela- kommen zwischen den Ländern des Nor- anlässlich der feierlichen Amtsführung
den werden. Eine Erarbeitung eines dens und des Südens über Migration ab. der Mitglieder der Kommission. „Es
Selbstverständnisses als islamische Ge- 3. Fordern wir: wird nicht unbedingt von Ihnen verlangt,
meinde in Stuttgart könne nur von den - Bewegungsfreiheit und Niederlas- ein Projekt für eine Verfassungsänderung
Muslimen selbst erfolgen und nicht von sungsfreiheit überall und für alle. vorzulegen, aber es ist Ihnen auch nicht
außen aufgedrängt werden. Es gibt eben - Die Respektierung und Anwendung der verwehrt/verboten“ fügte der Minister an
im Islam keine kirchliche Hierarchie, im internationalen und regionalen Konven- die Adresse der 13 Kommissionsmitglie-
Übrigen haben auch die evangelischen tionen und Verträge über Migration. der hinzu.
Christen keine allumfassende Kirche wie - Die Legalisierung aller sans papiers. Die Kommission steht unter dem Vor-
die katholische. 4. Beschließen wir: sitz des früheren Verfassungsgerichtsprä-
Wenn die Stadt nur mit einem Teil der - Die Erarbeitung einer internationalen sidenten Pierre Mazeaud, eines langjäh-
muslimischen Gemeinden zusammenar- Plattform von MigrantInnen, Flüchtlin- rigen Begleiters des ehemaligen Präsi-
beite und zwanzig junge Leute herausge- gen und Asylsuchenden. denten Jacques Chirac. Zu ihren promi-
griffen werden, ohne dass die Gemein- - Die Zustimmung der MigrantInnen, nentesten sonstigen Mitgliedern zählt der
den und Vorstände einbezogen und ein- Flüchtlinge und Asylsuchenden zu inter- Demograph (Bevölkerungswissenschaft-
verstanden sind, könnte das zu Zwistig- nationalen Tagen, insbesondere dem 8. ler) Hervé Le Bras. Ihren Abschlussbe-
keiten in und zwischen den Moscheever- März, dem 20. Juni, dem 10. Dezember richt soll die Kommission bis Ende Mai
einen führen. und dem 18. Dezember, für große Mobi- dieses Jahres vorlegen. Ihr offizieller Ti-
Deshalb sei eine Überarbeitung und lisationen zu Fragen der Migration und tel lautet „Kommission für den verfas-
große Behutsamkeit im Umgang mit den des Asylrechts. sungsrechtlichen Rahmen der neuen Ein-
Muslimen angebracht. Weitere Mitglie- (Anmerkung: nach Herausgabe der Er- wanderungspolitik“, auch wenn sie in
der des Internationalen Ausschusses äu- klärung wurde bemerkt, dass hier der Medien und Politik bereits weithin auf
ßerten sich ähnlich. 7.10., der Jahrestag der Ereignisse von den Namen „Mazeaud-Kommission zu
Gari Pavcovic, der Leiter der OB- Ceuta und Melilla, der inzwischen ein in- den Einwanderungsquoten“ getauft wor-
Stabsstelle für Migration, versprach die ternationaler Mobilisierungstag ist, ver- den ist.
Hinweise aufzugreifen und in der be- gessen wurde) BhS, Paris ■

12 :antifaschistische nachrichten 3-2008


Hildesheim. Etwa 200 Menschen
beteiligten sich am 9.2.2008 an der
Demonstration aus Anlass des drit-
Willkür beenden!
ten Jahrestages der Abschiebung von Ga- Wiedereinreise für Gazale Salame und ihre Kinder –
zale Salame für ihre Rückkehr zu ihrer ein überfälliger Akt der Humanität
Familie nach Dingelbe im Landkreis Hil-
desheim. Hoffnungen der Landesregie-
rung und der hiesigen Ausländerbehörde,
die Kritik und der Widerstand gegen die
unmenschliche und rassistische Abschie-
bepolitik würde nachlassen und in Resig-
nation münden, haben sich nicht erfüllt.
Im Gegenteil. Die Ablehnungsfront ge-
gen das Auseinanderreissen von hier in-
tegrierten Familien und Abschiebungen
und staatlichen Rassismus generell
nimmt zu.
Es sprachen Vertreter der evangeli-
schen Kirche, Pastor Gerjet Harms und

dern das Recht dem Le- kleinen Kindern zwecks Familien-Zu-


ben. Im Aufruf hieß es: sammenführung aus der Türkei zu ihrem
„Wir fordern die Be- Mann und den beiden älteren Töchtern
hörden dazu auf, alle nach Deutschland zurückkehren kann.
ihnen zu Gebote ste- Weiterhin fordern wir von den zuständi-
henden Mittel einzuset- gen Behörden, Ahmed Siala die 2001
zen, dass die im Liba- entzogene Aufenthaltserlaubnis zu ver-
non geborene GAZA- längern und damit den rechtmäßigen
LE SALAME zusam- Aufenthalt der Familie in Deutschland
men mit ihren beiden wiederherzustellen.“ raj ■

„Gazale und Ahmed sind bei uns zuhause!“


Gazale Salame wurde, im dritten
der Superintendent des evangelischen Monat schwanger, zusammen mit der anderthalbjäh-
Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt, rigen Tochter Schams am 10. Februar 2005 in die
Helmut Aßmann, der Geschäftsführer Türkei abgeschoben, während ihr Mann Ahmed Siala
des Niedersächsischen Flüchtlingsrats, die beiden älteren Töchter in die Schule brachte. Seit-
Kai Weber, der eine Grußadresse einer her ist die Familie zwangsweise getrennt. Gazale lebt
Bundeskonferenz der Flüchtlingsräte zur Zeit mit den beiden jüngeren Kindern in einer
übermittelte, die örtliche Asylbewerber- Vorstadtsiedlung in Izmir. Sie leidet laut Aussage der
Gutschein-Umtauschinitiative, Lore Au- behandelnden Ärzte unter schweren Depressionen.
erbach Ex-MdL (SPD), Filiz Polat MdL Die beiden älteren Töchter, die ohne ihre Mutter le-
(Bündnis 90/DIE GRÜNEN). Für DIE ben müssen, sind traumatisiert und müssen psycholo-
LINKE verlas Michael Ohse vom Lan- gisch betreut werden.
desvorstand ein Grußwort der neuen Ahmed Siala und seine Frau Gazale Salame haben
Landtagsfraktion, welches Unterstüt- in Deutschland die Schule durchlaufen. Sie sprechen
zung gegen die Abschiebepolitik zusagt. fließend deutsch und wären längst eingebürgert, wenn die Ausländerbehörde ihnen
Am Vortag der Demonstration ist Ga- nicht die Aufenthaltserlaubnis entzogen hätte. Die beiden älteren Kinder gehen hier
zale Salame in Izmir nach einem Zusam- zur Schule. Der Familienvater hat eine Arbeitsstelle als Geschäftsführer eines
menbruch in ein Krankenhaus eingelie- Schlachtbetriebs und kann seine Familie mit seinen Einkünften ernähren.
fert worden. Hier in Hildesheim ist An- Ahmed Siala und Gazale Salame sind im Alter von sechs bzw. sieben Jahren mit
dreas Vasterling, Sprecher der Initiative ihren Eltern als arabischsprachige Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Libanon geflo-
Menschen für Menschen , Solidarität & hen und in Deutschland aufgewachsen. Man wirft ihnen vor, dass ihre Eltern bei der
Bleiberecht jetzt bereits seit dem 2.1. Einreise nicht gesagt haben, dass ihre Vorfahren möglicherweise aus der Türkei
2008 im Hungerstreik, um die Öffent- stammen und dass sie als Flüchtlinge mit einem Anspruch auf die türkische Staats-
lichkeit wach zu rütteln und die Regie- bürgerschaft im Jahre 1990, also vor 18 Jahren, zu Unrecht ein Bleiberecht erhalten
rung zur Umkehr zu bewegen. haben. Wie immer der Fall ausländerrechtlich zu bewerten ist - eine rechtskräftige
Pastor Harms zitierte während der Entscheidung im Verfahren Ahmed Siala steht immer noch aus - für uns steht im
Demonstration Art. 6 GG: Vordergrund, dass Ahmed Siala und Gazale Salame unschuldige, minderjährige
„Ehe und Familie stehen unter dem Kinder waren, als sie mit ihren Familien nach Deutschland flohen, und fast ihr gan-
besonderen Schutz der staatlichen Ord- zes Leben in Deutschland verbracht haben.
nung.“ Der Landessuperintendent stellte Eine Abschiebung der beiden nach zwanzigjährigem Aufenthalt ist unverhältnis-
in Bezug auf die negativen Urteile des mäßig und unmenschlich, der Verweis auf die Möglichkeit eines gemeinsamen Le-
Oberverwaltungsgerichts fest: Das Le- bens in der Türkei eine inakzeptable Forderung. (Quelle: Aufruf)
ben müsse nicht dem Recht dienen, son-

: antifaschistische nachrichten 3-2008 13


: neuerscheinungen
bewusst nicht geglättet,
um die verschiedenen Spendenkampagne
Ansätze der AutorIn- Noch ist das Spendenziel von
sehen und die Tragödie der ir- nen erkennbar bleiben 2000 Euro nicht erreicht. Bis jetzt
regulären Migranten im Mit- zu lassen. wurden ca. 1500 Euro gespendet.
telmeer nicht weiter zu dul- „Der Sammelband Vielen Dank! Jede kleine Spende
den. Denn die zahllosen Opfer hat aufgrund des um- hilft, das Erscheinen zu sichern.
und ihre Geschichte zu ver- fassenden Wissens und Spendenkonto: GNN-Verlag,
gessen und sich mit dieser der analytischen Tiefe Postbank Köln, BLZ 370 100 50,
brutalen „Normalität“ abzufin- der individuellen Bei- Kto.Nr. 10419507
den, hieße, sie erneut sterben träge alles, um ein dau-
zu lassen. Das Buch hat in Ita- erhaftes und hilfreiches Nach- ses Problem in den Blick.
lien bereits innerhalb kürzester schlagewerk für alle Akteure Den objektiven Veränderun-
Zeit für großes Aufsehen ge- im Kampf gegen die neofa- gen in der Arbeitswelt und
sorgt. schistische Partei zu sein“. politischen Interessen der ge-
aus monitor nr. 33, rund- sellschaftlichen Eliten an ei-
Gabriele del Grande: Ma- brief des apabiz e.v. ■ ner Popularisierung extrem
Die Tragödie der irre- madous Fahrt in den Tod. rechter Einstellungen wird
gulären Migranten Die Tragödie der irregulä- Fabian Virchow/Christian ebenso Rechnung getragen
ren Migranten im Mittel- Dornbusch: 88 Fragen und wie den subjektiven Reaktio-
im Mittelmeer meer. Ca. 216 S., kart., ca. Antworten zur NPD, Wo- nen auf die Umbrüche in der
„Tausende und Abertausende 14,90 Euro, ISBN 978-3- chenschau Verlag, 335 S., Arbeitswelt.
von Toten, eine unbestimmte 86059-510-7, Loeper Litera- kartoniert, ISBN 978-3- Das Buch untersucht die
Anzahl von Vermissten, über turverlag 89974365-4, 24,80 Euro Situation in Deutschland, Ös-
die man nie mehr etwas erfah- terreich und der Schweiz.
ren wird.“ So charakterisiert Neue Broschüre über Prof. Dr. Christoph Butter-
Fulvio Vassallo Paleologo, wegge lehrt Politikwissen-
Professor an der Universität die NPD schaft an der Universität zu
von Palermo, die „Nebenwir- Eine neue Broschüre der Ini- Köln.
kungen“ eines von Europa tiative Nazis in den Parlamen- Prof. Dr. Gudrun Hentges
einseitig gegen Migranten er- ten (NiP) gibt einen Einstieg in lehrt Politikwissenschaft am
klärten Krieges, der die irregu- die Ideologie der NPD. Auf 40 Fachbereich Sozial- und Kul-
läre Migration stoppen und die Seiten werden die Kernberei- turwissenschaften der Hoch-
Einreisemöglichkeiten - auch che des politischen Pro- schule Fulda
für Asylsuchende - beenden gramms der Partei analysiert.
soll. Die namenlosen Opfer Die Broschüre soll zivilgesell- Christoph Butterwegge,
dieser europäischen Abschot- schaftlichen Akteuren oder Gudrun Hentges (Hrsg.):
tungspolitik sind meist allen- auch Bezirksverordneten in Barbara Budrich Verlag
falls noch eine Randnotiz in der inhaltlichen Auseinander- 2008. 308 Seiten. Kart.
unseren Zeitungen wert. setzung mit der NPD helfen. 24,90 Euro (D), 25,60 Euro
Der mutige italienische 88 Fragen und Ant- Sie kann kostenlos herunterge- (A), 44,70 SFr
Journalist Gabriele del Grande worten zur NPD laden oder als Printausgabe ISBN 978-3-86649-071-0
ist der Spur dieser „Namenlo- Unter diesem Titel ist ein bestellt werden:
sen“ gefolgt. In eindrucksvol- Sammelband erschienen, der nip-berlin©gmx.de Rechtsextremismus
len, äußerst präzisen und sowohl über die NPD infor- www.nip-berlin.de
spannend zu lesenden Repor- mieren als auch zeigen will, und Antisemitismus
tagen geht er ihrer Geschichte was man gegen sie tun kann. Rechtspopulismus, in Mittel-, Ost- und
und ihren Geschichten nach. Unterteilt in 12 Kapitel, wie Südosteuropa
In detektivischer Kleinarbeit beispielsweise Weltanschau- Arbeitswelt und
fügt er einen Puzzlestein an ung, Strategie, Führungsperso- Armut Dokumentation zum
den anderen. Monatelang folg- nal, Infrastruktur oder eben Befunde aus Deutschland, n-ost-Stipendienprogramm
te er ihren Routen entlang des „Der NPD entgegentreten“, Österreich und der Schweiz erschienen
Mittelmeers, von der Türkei verdeutlichen 45 VertreterIn- Der Aufstieg der extremen In Russland werden Hetzjag-
zum Maghreb und von dort nen aus Wissenschaft, Journa- Rechten in vielen europäi- den auf Kaukasier veranstaltet
bis zum Senegal. Wer waren lismus und Praxis, was aktuel- schen Ländern des letzten und fühlen sich afrikanische
diese Menschen, die Schiff- ler Stand der Auseinanderset- Jahrzehnts hat die Forschung Studenten bedroht. In Ungarn
brüchen zum Opfer fielen, zung ist. Die LeserInnen kön- vor neue Herausforderungen werden mitten in Budapest 56
aber auch der Hitze der Saha- nen sich leicht an den Kapi- gestellt. „Gardisten“ unter der rot-
ra, Lastwagenunfällen, dem teln sowie an den eindeutigen Weit verbreitet ist die „Mo- weiß-gestreiften Arpad-Fahne
Schnee und der Kälte, den Mi- Fragestellungen orientieren: dernisierungsverlierer“-The- der rechtsextremen Pfeil-
nenfeldern und den Schüssen „Wie versucht die NPD Ju- se, wonach insbesondere von kreuzler vereidigt und veran-
der Polizei? Aus welcher Si- gendliche anzusprechen?“, Nachteilen des ökonomischen stalten Demonstrationszüge
tuation kamen sie? Warum „Wie ist das Verhältnis der und sozialen Wandel betroffe- durch Roma-Siedlungen. Ru-
brachen sie nach Europa auf NPD zur Gewalt?“, „Wer fi- ne Personen für rechtspopu- mänische und bulgarische Ab-
und ließen ihr bisheriges Le- nanziert die NPD?“, um nur listische oder -extreme Slo- geordnete verhelfen nach dem
ben hinter sich? drei Beispiele zu nennen. Ana- gans anfällig sind. Bislang EU-Beitritt dieser Länder den
Gabriele del Grandes Buch lytische und sprachliche Un- mangelte es an empirischen rechtsextremen Parteien im
ist ein Epitaph für die Opfer. terschiede wurden von den Untersuchungen, diese These EU-Parlament erstmals –
Es ist aber gleichzeitig ein Ap- Herausgebern Christian Dorn- zu bestätigen oder zu widerle- wenn auch nur kurzzeitig –
pell an uns alle, endlich hinzu- busch und Fabian Virchow, gen. Dieses Buch nimmt die- zur Fraktionsstärke. Dies alles

14 antifaschistische nachrichten 3-2008


sind bedrückende Nachrichten aus dem ten im Kosovo zur Überwindung von Gedenkstättenpolitik in
Jahr 2007. Spannungen leistet. Einige n-ost-Stipen- NRW
Inzwischen gehören rechtsradikale Be- diaten beleuchten jüdisches Leben im
wegungen fast überall in Europa zur östlichen Europa vor dem Hintergrund !SEARCHLIGHT geht in die
traurigen politischen Normalität. „Wäh- eines wieder auflodernden Antisemitis- 2. Runde!
rend die Strukturen in Deutschland und mus. Andere behandeln die Diskriminie- In Nordrhein-Westfalen existieren mehr als 20
Westeuropa relativ gut erforscht sind, ist rung von Flüchtlingen und Minderheiten Gedenkstätten, Lern- und Erinnerungsorte, die
über die Ursachen des im östlichen an Europas Grenzen. Mehrere Recher- an historisch „authentischen“ Schauplätzen
Europa aufflackernden Rechtsextremis- chen nehmen zudem couragierte Gegen- eine wissenschaftliche, pädagogische oder
mus zu wenig bekannt“, erklärt Christian initiativen gegen Rechtsradikalismus und emotionale Beschäftigung mit unterschiedli-
Mihr, Vorstandsmitglied des in Berlin an- Antisemitismus in den Blick. chen Aspekten des Nationalsozialismus er-
möglichen sollen. Die Einrichtung von Gedenk-
sässigen Netzwerks für Osteuropa-Be- Ergänzt wird die Dokumentation stätten ging in zahlreichen Fällen auf das be-
richterstattung n-ost e.V. „Daher hat n- durch einen Beitrag von Anton Maeger- harrliche Engagement von NS-Opferverbän-
ost im Jahr 2007 erstmals 20 Recherche- le, einem der bekanntesten deutschen den und gesellschaftskritischen Geschichtsini-
und zehn Fotostipendien vergeben.“ Rechtsextremismus-Experten. Das Netz- tiativen zurück, die sich dem vielfach herbeige-
Die besten Beiträge der Stipendiaten werk Recherche hat Maegerle erst vor sehnten Schlussstrich unter die Vergangenheit
wurden nun in einer mehr als 100 Seiten kurzem mit dem Leuchtturm-Preis für widersetzten. Seit den 1990er Jahren sind je-
starken, reich bebilderten Dokumentati- besondere publizistische Leistungen aus- doch in der Erinnerungskultur der Bundesrepu-
on zusammengefasst, die jetzt veröffent- gezeichnet. In seinem Beitrag gibt er ei- blik deutliche Umbrüche zu erkennen. Zum ei-
licht wurde und bei n-ost angefordert nen Überblick über die Entwicklungen in nen zeichnen sich Konturen eines hegemonia-
werden kann. fünf ost- und mitteleuropäischen Län- len Geschichtsbildes ab, das die Zeit des Na-
Gefördert wurde das n-ost-Recher- dern und deckt Verbindungen von osteu- tionalsozialismus nicht mehr ausklammert, son-
chestipendienprogramm von der Stiftung ropäischen und deutschen Neonazis auf. dern als erfolgreich „bewältigt“ in eine neue
„Erinnerung, Verantwortung und Zu- Komplettiert wird die n-ost-Recherche- integrationsfähige deutsche Basiserzählung in-
tegriert. Zum anderen haben neue deutsche
kunft“. Diese fördert unter anderem in- stipendien-Dokumentation durch ein Li-
Opferdiskurse um Bombenkrieg, Flucht und
ternationale Projekte, die das Handeln teraturverzeichnis zum Thema. Vertreibung an Bedeutung gewonnen. Zu fra-
für Demokratie und Menschenrechte Dem n-ost e.V. mit Sitz in Berlin ge- gen ist in diesem Zusammenhang, welche ge-
stärken. Mit der Förderung der Recher- hören mehr als 200 Journalisten aus 20 schichtspolitischen Funktionen NS-Gedenkstät-
chestipendien wollte die Stiftung interes- europäischen Ländern an. Der Verein ten in Zukunft wahrnehmen werden.
sierte Journalisten dazu anregen, das setzt sich seit 2002 für eine bessere Be- Referent: Günter Born, Historiker Donners-
Thema Rechtsextremismus und Antise- richterstattung aus und über Mittel- und tag, 6. März 2008, 20.00 Uhr, Aula der
mitismus in mittel- und osteuropäischen Osteuropa in deutschsprachigen Medien ESG, Breul 43, Münster
Staaten aus verschiedenen Perspektiven ein. n-ost-Mitglieder engagieren sich für
zu beleuchten: Ursachen und Ausprägun- eine Stärkung der Medienfreiheit und ge- Zugesehen – mitgemacht –
gen standen ebenso im Fokus des Inte- gen Einschränkungen der journalisti-
resses wie das Engagement dagegen. schen Recherche – als Voraussetzung ei- profitiert?
Wie Kölns Wirtschaft, Verwaltung und
Medienpartner des Projektes waren die ner demokratischen Entwicklung.
Presse die Nationalsozialisten unterstützt
Jüdische Allgemeine und die europäische Die Dokumentation „Rechtsextremis- haben. 24. Februar 2008, 14.00 bis
Online-Zeitung Café Babel. Insgesamt mus und Antisemitismus in Mittel-, Ost- 17.00 Uhr, Filmforum NRW im Museum
waren 80 Rechercheexposés deutscher, und Südosteuropa“ kann gegen einen mit Ludwig, Köln
österreichischer, schweizerischer und 1,45 Euro frankierten Rückumschlag Täter im Hintergrund. Die Kölner Wirtschafts-
osteuropäischer Journalisten eingereicht beim n-ost e.V., Schillerstraße 57, 10627 elite im Nationalsozialismus. Werner Rüge-
worden, aus denen eine internationale Berlin, bestellt werden. Zudem ist die mer (Autor, Vors. von Business Crime Control)
Jury die Stipendiaten auswählte. gesamte Dokumentation als PDF-Datei Organisiert von den Spitzen der Verwaltung.
Die Artikel der nun vorgelegten Doku- kostenlos über die Internet-Seite www.n- Die Arisierung als gutes Geschäft für gute
mentation reichen vom nationalistischen ost.de/Recherchestipendien erhältlich. Bürger. Wolfgang Dreßen (Professor für Poli-
Populismus der bulgarischen Partei Ata- Netzwerk für Osteuropa-Bericht- tikwissenschaft an der Fachhochschule Düssel-
ka über die schwierige Situation Homo- erstattung n-ost e.V. dorf, Arbeitsstelle Neonazismus)
sexueller in Rumänien bis hin zum Bei- Schillerstraße 57, 10627 Berlin Schrieb die «Kölnische Zeitung» (StadtAnzei-
trag, den ein zweisprachiger Kindergar- n-ost@n-ost.de ■ ger) Hitler an die Macht? Das Verhältnis des
Verlegers Kurt Neven DuMont und seiner Zei-
tungsredakteure zur NSDAP vor 1933.
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über: Vanja Budde (Journalistin und Historikerin)
GNN-Verlag, Venloer Str. 440, 50825 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. «Kölnische Zeitung» an die Front, «Kölnische
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de Volkszeitung» verboten. Die Kölner Presse in
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Venloer Str. 440, 50825 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach Krieg und Faschismus (1933 -1945).
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, Albrecht Kieser (Journalist)
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, Böse Taten – keine Täter? Seit Frühjahr 2006
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart, Tel.
0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln.
will Alfred Neven DuMont bei Gericht durch-
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. setzen, dass der Vorteil, den die damalige
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Venloer Str. 440, 50825 Köln. Sonderbestellungen sind Verlegerfamilie aus dem Kauf jüdischer
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. Grundstücke gezogen hat, nicht als «Arisie-
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein-
rungsprofit» charakterisiert werden darf.
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung Eberhard Reinecke (Rechtsanwalt)
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. Nazizeit und Judenverfolgung in Köln. Histo-
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie Bun- rische Filmszenen aus WDR-Dokumentationen
tenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemeinschaf- Moderation: Heinrich Pachl.
ten); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., Leip- Es laden ein: «Allerweltsgeschichten» Köln. Business
zig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke (MdB); Marion Bentin, Edith Berg- Crime Control (BCC). Verein EL-De-Haus e.V. FilmIni-
mann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–
Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereinigung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in
tiativ Köln, Geschichtswerkstatt Köln-Brück. Jugend-
der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard club Courage. Rheinisches JournalistInnenbüro.
Strasdeit; Volkmar Wölk. VVN-BdA Köln. Filme in Kooperation mit dem WDR

: antifaschistische nachrichten 3-2008 15


: aus der faschistischen Presse wohlfeilen Aufklärungs- und Emanzipati-
onsrhetorik ist letztlich nichts als ein jäm-
merlicher Charakter-Bodensatz aus Egois-
Washingtons Plan: Deutsche kein ,normaler‘ Krieg“. Dem könnten De-
mus, Bindungsunfähigkeit und Hedonis-
mokrat(inn)en zustimmen: Es endete der
sollen aussterben! Versuch der Nazis, Europa zu versklaven, mus, das sicherste Rezept, um jede Gesell-
Nation & Europa Februar 2008 die europäischen Juden zu ermorden und schaft dauerhaft kaputt zu machen. Nichts
„Nation & Europa“, deren Februarausgabe Osteuropa zu kolonialisieren – nicht zuletzt anderes war beabsichtigt. Niemand braucht
gerade erschienen ist, gilt gemeinhin als durch Ausrottung größter Teile der slawi- sich darüber zu wundern, daß das Volk der
Theorieorgan der deutschen Rechten und schen Bevölkerung. Einen „normalen Selbstverwirklicher und Urlaubsweltmeis-
genießt aus diesem Grund auch in antifa- Krieg“ – sofern es einen solchen überhaupt ter keine Kinder mehr bekommen will und
schistischen Kreisen einen gewissen Ruf. je gegeben hat oder geben kann –, kann nichts dabei findet, daß es von Millionen
Wie die Zeitschrift dazu kommt, bleibt bei man das in der Tat nicht nennen. Aber das Ausländern langsam, aber sicher aus dem
der Lektüre der meisten Ausgaben unklar. meint Richter natürlich nicht: „Es endete eigenen Land herausgeboren wird“.
Zumeist wird rechter Stehsatz der langwei- nur der bewaffnete Konflikt, während der Hardcore-Geschichtsrevisionismus bie-
ligeren Art geboten, von Theorie oder auch psychologische Krieg zur Destabilisierung, tet der Publizist WERNER BRÄUNIN-
nur geistiger Anstrengung bei den De-Souveränisierung und Entnationalisie- GER im N&E-Interview an: Unter dem Ti-
Autor(inn)en ist da wenig zu merken. Die rung der Besiegten ,mit unvermindertem tel „Hitler und die Folgen“ bewältigt er die
Rubrik Leserbriefe beweist allerdings, dass Einsatz fortgeführt wurde“. Es kam den nicht leichte Aufgabe, einerseits die Politik
die N&E-Leser(innen) offenbar auch mit US-Amerikanern, so Richter, „auf die psy- der Nazis zu rechtfertigen, andererseits
der angebotenen, eher kargen geistigen Kost chische Unterwerfung der Besiegten, auf aber vor einer NS-Nostalgie in der Propa-
zufrieden sind. Hin und wieder allerdings ihre mentale Entkernung, auf die Änderung ganda der Neonazis als nicht zielführend zu
finden sich Beiträge, die aus dem braunen ihres kollektiven Charakters“ an. „Es ging warnen. Beginnen wir mit Bräuningers
Alltagsunsinn vonRassismus, Antisemitis- bei alledem nicht nur um den Austausch der Rechtfertigungsversuchen: „Es begann mit
mus, Antikommunismus und Demokratie- vormaligen Funktionseliten der Deut- diesem Tag (dem 30. Januar 1933 – tri)
feindlichkeit herausragen. Nicht dass sie schen“, der, wie Richter natürlich weiß, ja aber vor allem der Jahre andauernde Pro-
den genannten Prämissen widersprächen, in der Bundesrepublik gerade nicht stattge- zess, die zerrissene Gesellschaft zur ,Volks-
im Gegenteil. Doch sie ermöglichen einen funden hat. „Sondern parallel dazu sollte gemeinschaft‘ radikal umzuformieren....
tieferen Einblick in das rechte Denken und der Volkscharakter der Unterworfenen ver- Dem Nationalsozialismus gelang es inner-
das macht sie interessant. Die vorliegende ändert werden“. Verantwortlich für diese halb des Volkes äußerst erfolgreich, Kon-
Ausgabe bietet gleich zwei solcher Beispie- Politik macht Richter, es überrascht kaum, sens zu schaffen und die Klassen zu versöh-
le, beide zu historischen Themen. die Juden: „In der Freud-Nachfolge hatte nen....Vieles, was uns heute selbstverständ-
KARL RICHTER nimmt die derzeit fast sich unter – aus Deutschland emigrierten – lich erscheint, ist fraglos auf die sozial-re-
alle Medien beherrschende 40. Wiederkehr Psychologen in den USA die Lehre vom volutionären Impulse der NSDAP zurück-
der Jugendrevolte 1968 zum Anlass sich ,autoritären Charakter‘ verbreitet, als deren zuführen: der Gedanke der Chancengleich-
über „Die 68er und ihr Werk“ Gedanken zu maßgeblicher Propagandist sich der satt- heit, die Garantie von Mindestlöhnen, der
machen. Sein Grund dafür: „Denn ohne sam bekannte Theodor W. Adorno hervor- Breitentourismus für die arbeitenden Mas-
Wirken und Einfluß der 68er wäre die Bun- tat. In der zweiten Kriegshälfte hatte sich sen, Gesundheitsfürsorge und Schutz für
desrepublik und wären die Deutschen heute der American Jewish Congress, eine der Mutter und Kind, die Begabtenförderung
nicht das, was sie sind: fremdbestimmt, einflußreichsten Lobbys in den USA, die und die Installierung eines gerechten
rückgratlos, linksliberal bis zum Erbrechen, Theorie vom ,autoritären Charakter‘ zuei- Schulsystems...“.
ein Volk ohne Visionen und Überlebenswil- gen gemacht und 1944 eine Tagung einbe- Trotz all dieser „Errungenschaften“ des
len“. Soweit Richters Sicht der Symptome rufen, die die neue Prpagandathese ,wissen- Hitlerfaschismus warnt Bräuninger seine
der von ihm angenommenen „Krankheit“. schaftlich‘ unterfüttern sollte“. Gesinnungsgenossen davor, in ihrer Propa-
Es folgt die Krankengeschichte: „Akteure Richters Fazit: „...erübrigt sich jede wei- ganda zu stark auf NS-Nostalgie zu setzen
und Ideen der 68er-Welle fielen nicht vom tere Frage, wie es zur ,Zäsur‘ von 1968 – allerdings aus rein taktischen Erwägun-
Himmel. Man muß sich die Vorgeschichte kommen konnte. Sie war nichts anderes als gen: „Natürlich ist es gerade auch innerhalb
vergegenwärtigen. Vorgearbeitet hatte – in eine Folge- und Fernwirkung der amerika- des nationalorientierten Spektrums sinnvoll
großem Stil, geplant in eigens dafür einge- nischen Psycho-Politik“. Und der Erfolg? und wichtig, sich auf der Höhe des aktuel-
richteten Stäben der US-Armee für psycho- „Hieß es ehedem ,Du bist nichts, dein Volk len Standes der Forschung über das Dritte
logische Kriegsführung – die Umerziehung ist alles‘, so gilt heute und auf allen Kanä- Reich zu befinden. Jedoch habe ich kein
durch die westlichen Besatzer“. len das umgekehrte Extrem: ,Du bist alles, Verständnis dafür, wenn etwa in Parteizei-
„Am 8. Mai 1945 endete mit der bedin- dein Volk ist nichts.‘ Die Quintessenz der tungen gebetsmühlenartig immer wieder
gungslosen Kapitulation der Wehrmacht Artikel erscheinen wie ,Hauptsturmführer
Reichenbach: Tigerpanzer voran!‘ oder
,Pfundskerl: Ritterkreuzträger Steineck‘.
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt) Wem ist damit gedient? Solches gehört in
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro militärhistorische Zeitschriften, nicht aber
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro Erscheinungsweise: in die politische Debatte des Jahres 2008.
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro 14-täglich Kann man sich vorstellen, dass etwa in
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro Goebbels’ Berliner Kampfblatt ,Der An-
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro griff‘ 1932 immer wieder die Sedan-
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell schlacht von 1870 nachempfunden worden
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro). wäre? Nein, der Nationalsozialismus war
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten zwar eine Bewegung, welche sich ganz be-
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) wusst in die großen Traditionslinien preu-
ßisch-deutscher Geschichte stellte, aber
Name: Adresse: man betrieb keine rückwärtsgewandten
Restaurationsbestrebungen etwa der Mo-
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts narchie, und man kostümierte sich auch
nicht im wilhelminischen Stil, sondern fand
Unterschrift zu eigenen Formen und eigenem Aus-
GNN-Verlag, Venloer Str. 440, 50825 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
druck“. Wo braun drin ist, soll also nicht
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507
immer braun draufstehen – der Inhalt aber
bleibt! tri ■

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