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Projekt undogmatische Linke www.avanti-projekt.de 23.

August 2004

NEIN zu Sozialabbau und Arbeitszwang: „Reformen müssen sein“, „wir können uns die

Weg mit
‚soziale Hängematte‘ nicht mehr leisten“,
„Deutschland muss im internationalen Wettbe-
werb bestehen“, „die Arbeitskosten in Deutsch-
land sind zu hoch”, „wir müssen flexibler wer-
den” sagen Regierung, CDU/CSU/FDP, Wirt-
schaftsforscher und allen voran die Unterneh-
merInnen. Ist das überhaupt wahr?

Hartz IV !
Alte Lügen
Seit über 15 Jahren sinken die Real-
löhne, sinken die Realrenten, wird bei
Sozialleistungen gespart. Hat das die Ar-
beitslosigkeit gesenkt oder die Wirtschaft
angekurbelt? Nein! Es hat die Profite der
Unternehmen erhöht. Aber entgegen des leeren
Versprechens, „wenn es der Wirtschaft gut geht,
Jeden Montag gehen mehr Menschen auf die Strasse und wehren geht es allen gut“, werden immer weitere Einspa-
rungen verlangt.
sich gegen die Zumutungen von Hartz IV und Agenda 2010: Mehr
Immer mehr Menschen erkennen, dass diese
als 150.000 waren es letzte Woche, heute werden es schon deut- neoliberale Politik für sie nichts anderes bringt, als
lich mehr sein. Das ist nur Auftakt für einen heißen Herbst! eine stetige Verschlechterung der Lebensbedin-
gungen. Und die Zumutungen durch das Hartz
Wenn wir uns jetzt nicht spalten lassen, wenn wir ausdauernd IV-Gesetz scheinen der Tropfen gewesen zu sein,
bleiben und wenn wir den breitem Protest zu tatsächlichem der das Fass zum Überlaufen bringt: Zehntau-
Widerstand weiterentwickeln: Dann wird Hartz IV kippen! sende demonstrieren gegen das Gesetz und ge-
gen die Regierung.
„Arbeitsmarktreform“ nennt die Bundesregie- wird, wenn man sich beim Arbeitsamt z.B. zu Zur Zeit erleben wir den Protest gegen Hartz
rung das Gesetzpaket „Hartz IV“. Hinter der spät meldet, angeordnete Arzttermine nicht wahr- IV. Gelingt der Sprung vom Protest zum massi-
Zusammenlegung von Sozialhilfe und nimmt, bei Bewerbungsgesprächen „unangemes- ven Widerstand, kann es sein, dass die Regierung
Arbeitslosenhilfe zum „Arbeitslosengeld sen gekleidet“ erscheint oder nicht nachweisen ihr Gesetz doch wieder zurückzieht. Wenn
II“ steht folgende Überlegung: Wenn Mil- • die Montagsdemos kein Strohfeuer bleiben,
lionen von Arbeitslosen weniger Geld • die Bewegung sich weiter ausweitet, auch
vom Staat bekommen, wenn die staatli- die Großstädte im Westen Deutschlands
che Hilfe nicht mehr zum Leben reicht, erfasst,
dann sind die Arbeitslosen bereit, jeden, • Aktionen, wie z.B. Blockaden, an den
absolut jeden Job anzunehmen. Es soll kei- Arbeitsämtern stattfinden,
ne Rolle mehr spielen, wie hoch der Stunden- • es womöglich auch zu politischen Streiks
lohn ist, ob jemand für die angebotene Arbeit kommt,
eigentlich überqualifiziert ist, ob diese Arbeit ge- • und die inhaltliche Stoßrichtung der Protest-
sundheitsschädlich ist, durch Schichtdienst das Fa- bewegung, gerade der Gewerkschaften,
milienleben gefährdet usw. schärfer wird,
Folgerichtig bestimmt das Hartz IV-Gesetz auch, kann, dass man es nicht selber zu verantworten könnte der politische Preis für die Regierung und
dass das Arbeitslosengeld II nochmals gekürzt hat, dass man einen Job, auf den man sich be- ihre Auftraggeber aus den Konzernen zu hoch
worben hat, nicht bekommen hat. werden. Dafür ist es nötig, dass insbesondere
Solidarität statt Spaltung die Gewerkschaften inhaltlich eine kompromis-
Hartz IV bedeutet, dass slose Linie fahren.
Hartz IV und die anderen - teilweise schon
1. der Staat Geld spart, zu Lasten derer, die jetzt Es geht nicht darum, „handwerkliche
umgesetzten - Projekte der Agenda 2010 rich-
schon wenig Geld haben. Millionen Menschen Mängel“ des Gesetzes zu beseitigen oder
ten sich gegen uns alle!
werden in die Armut getrieben. ein Hartz IV-„light” zu verabschieden.
• Egal, ob wir Arbeit haben oder schon 2. Arbeitslose weiter entrechtet werden. Sie Schluss mit der Politik gegen Arbeitslo-
arbeitslos sind. müssen den Behörden ihr ganzes Leben of- se! Schluss mit dem Sparkurs bei den
• Egal, ob wir einen deutschen Pass haben fen legen und stehen unter Arbeitszwang zu sozial Schwachen!
oder nicht. (Deswegen haben Neonazis allen Bedingungen. Reformen, die diesen Namen verdienen, kön-
auf Montagsdemos nichts zu suchen!) 3. das Lohnniveau weiter sinkt. Denn die Tarif- nen nur eine Umverteilung des Reichtums von
• Egal ob „Ossi“ oder „Wessi“. löhne bekommen verstärkt Konkurrenz durch oben nach unten bedeuten. Eine wirkliche „Ar-
• Egal, ob Mann oder Frau. Billigjobs, die von den Arbeitslosen durch staat- beitsmarktreform“ besteht in der drastischen Ab-
• Egal, ob alt oder jung. lichen Zwang angenommen werden müssen. senkung der Arbeitszeit und deren Verteilung auf
Die Massenarbeitslosigkeit wird da- alle!
Wir müssen uns gemeinsam Hartz IV entge-
durch nicht bekämpft. Bekämpft wer-
genstellen und gemeinsam alle Spaltungsver- Es gibt kein Zurück
den nur die Arbeitslosen und letztlich alle,
suche zurückschlagen. Nur ein solidarischer Noch träumen viele - auch in DGB, PDS und
die für ihre Arbeit ein angemessenes Ge-
Kampf wird zum Erfolg führen! der neuen Linkspartei - von einem Zurück in das
halt bekommen wollen.
>>> weiter auf S. 2 >>>
Sozialstaatsmodell der 70er Jahre. Das aber wird fen ist; Arbeit ist für die große Mehrheit der Men-
es nicht geben. Denn die Agenda 2010, die ge- schen nicht die Chance, sich selbst zu verwirkli- Globaler Kapitalismus:
samte neoliberale Politik der europäischen Re- chen und soziale Beziehungen zu leben. Sie erle- Spirale nach unten
gierungen (ob konservativ oder „sozialdemokra- ben nur die entfremdete Form der Arbeit: den
tisch”), ist kein Zufall, keine vorübergehende Laune Zwang, Geld zu verdienen. Und an diesem Die Globalisierung bzw. der internationale
durchgeknallter PolitikerInnen. Der Kapitalismus Zwang wird der Mensch gemessen. Wer Geld Wettbewerb zwingen zu Veränderungen, be-
braucht sich nicht wie früher in Konkurrenz zu hat, ist erfolgreich und hat sich im Konkurrenz- haupten Regierung und Unternehmer, Arbeit
den sog. „sozialistischen” Staaten als humaneres, kampf zu seinen Mitmenschen durchgesetzt. Die in Deutschland sei zu teuer. Die Löhne sind in
fortschrittlicheres System zu beweisen. Also bla- Prinzipien der konkurrenz-vernichtenden Wirt- Tschechien und Polen tatsächlich niedriger. Die
sen die UnternehmerInnen und ihre politischen schaft werden auf das menschliche Zusammen- polnischen und tschechischen Unternehmer
VertreterInnen zum ungebremsten Klassenkampf. leben übertragen. Wer keine Arbeit hat, ist nicht erpressen „ihre” Arbeitskräfte mit den Löhnen
Und sie sind zu scharfen Konflikten bereit. Das flexibel genug, zu faul, zu anspruchsvoll, jeden- in Weißrussland. Und so geht die Spirale im-
zeigt sich auch im Kamikaze-Verhalten der SPD: falls selbst schuld. Wer sich diesem Zwang zur mer weiter nach unten – wenn man sich über-
Die SPD setzt ihre gesamte bisherige Rolle in entfremdeten Arbeit bewusst oder unbewusst haupt auf die „Löhne-runter-oder-ich-geh-ins-
der Parteienlandschaft aufs Spiel, um die Agenda widersetzt, gilt schnell als Schmarotzer (Kanzler Ausland“-Masche einlässt.
2010 durchzusetzen. Vom drastischen Mitglie- Schröder: „Es gibt kein Recht auf Faulheit”). Wir Denn oft ist es tatsächlich nur eine leere
derschwund, von einem Vertrauensverlust, der sagen NEIN zum Arbeitszwang! Drohung: Denn nicht allein die absolute Höhe
zu herben Wahlniederlagen führt, von der Dis- Denn wenn wir nicht mehr das Recht haben, des Lohns ist entscheidend, sondern die Pro-
kussion um eine neue Linkspartei zeigt sich die einen Job abzulehnen, ist die Willkür der Unter- duktivität der Arbeit. Und die ist in der BRD
SPD-Führung bislang nur wenig beeindruckt. nehmerInnen grenzenlos: Dann können sie die immer weiter gestiegen.
Während in den 70er Jahren ein Grummeln Arbeitszeit, die Bezahlung usw. diktieren, ohne
bei den Gewerkschaften reichte, um Verbesse- befürchten zu müssen, keine Arbeitskräfte mehr Die lohnabhägig Beschäftigten er-
rungen durchzusetzen, sind heute Erdbeben nö- zu finden. wirtschaften pro Stunde das Doppel-
tig, um Verschlechterungen abzuwehren. Und es te als noch 1989 (die Gehälter – au-
Logische Konsequenz ßer in den Vorstandsetagen – sind aber
gibt keine Garantie, dass Erfolge langen Bestand
haben... Die Marktwirtschaft hat sich als unfähig erwie- nicht entsprechend erhöht worden).
Wer denkt, dass sich der Kapitalismus „zäh- sen, den gesellschaftlichen Reichtum gerecht zu
men” lässt, verkennt die wirklichen Machtverhält- verteilen und den technischen Fortschritt zu Gun- unsere Bedürfnisse nicht mehr leisten
nisse und hat aus den vergangen 20 Jahren nichts sten aller zu nutzen. Die Krisen der Wirtschaft kann, dann können wir uns den Kapita-
gelernt. Auch in der bürgerlichen Demokratie und drohen, alle sozialen Errungenschaften der letz- lismus nicht mehr leisten!
ihrem Rechtsstaat liegt die tatsächliche Herrschaft ten Jahrzehnte zu vernichten. Die gesamte Agen- An Stelle des Kapitalismus muss des-
bei den wirtschaftlich Mächtigen. Der Staat sorgt da 2010 (eine Politik, die in ähnlicher Form über- halb eine Gesellschaft treten, in der die
für optimale Kapitalverwertung und den Fortbe- all auf der Welt praktiziert wird) ist daher nur eine Produktionsmittel allen gehören sind und
stand der herrschenden Eigentumsinteressen. logische Konsequenz der Krise der Marktwirt- in der Produktion und Verteilung demo-
Das bedeutete vor 30 Jahren auch Zugeständ- schaft. Wenn sich aber der Kapitalismus kratisch organisiert werden.
nisse an die Bevölkerung. Der so erkaufte „so-
ziale Frieden” erbrachte profitable Standort-Vor-
teile.
Heutzutage sieht es ganz anders aus: Durch
Beteiligt euch an den
Steuerumverteilungen und Privatisierungen wer-
den zusätzliche Geschenke an die Unternehme-
rInnen gemacht. Militärische Aufrüstung soll die
Montagsdemonstrationen!
Rohstoff- und Absatzmärkte nach außen sichern Der Widerstand geht weiter - bis die Agenda kippt!
oder erobern. Und durch Aufrüstung im Inneren
(Verschärfung der Sicherheitsgesetze, Ausbau der 20.10.2004: Landesweite Demonstration in Kiel gegen Agenda
Polizei- und Überwachungsapparate) wird dem 2010 und Hartz IV
erwarteten Widerstand begegnet. 6.11.2004: Bundesweite Großdemonstration in Nürnberg
Eine andere Welt ist nötig zur Bundesagentur für Arbeit unter dem Motto „Gemeinsam gegen
Die herrschende Politik und ihre Medien ver- Sozialraub, Agenda 2010 und Hartz IV! Eine andere Welt ist möglich
kaufen uns die derzeitigen Zustände als alterna- und nötig!“ Avanti ruft auf zur Beteiligung am antikapitalistischen Block.
tivlos: Die (Markt-)Wirtschaft als nicht kontrol-
lierbare, willkürliche Macht, der alles unterwor- Aktuelle Informationen unter www.avanti-projekt.de

„Unsere Überzeugung war und ist, dass diese Gesellschaft


revolutionär verändert werden muss und dass die hierfür
notwendige gesellschaftliche Gegenmacht nicht allein aus
spontanen Bewegungen bestehen kann, sondern die Beteiligung
revolutionärer Organisationen braucht.“
(aus dem AVANTI-Grundsatzpapier, 16.5.2004)

KIEL: c/o Ini-Zentrum, Schweffelstr. 6, 24118 Kiel, kiel@avanti-projekt.de


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