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Februar 2016
Verurteilung eines Staatsanwalts wegen Rechtsbeugung in Tateinheit
mit Strafvereitelung im Amt zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem
Jahr und vier Monaten
Die 2. Groe Strafkammer des Landgerichts Freiburg hat mit Urteil vom heutigen Tag einen
55 Jahre alten Staatsanwalt wegen Rechtsbeugung in Tateinheit mit Strafvereitelung im Amt
in sechs Fllen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten zur Bewhrung verurteilt.
In der am 19. November 2015 begonnenen und insgesamt zwlf Tage dauernden Hauptverhandlung hat die Groe Strafkammer festgestellt, dass sich der seit Jahren bei der Staatsanwaltschaft Freiburg ttige und seit Juli 2012 vom Dienst suspendierte Staatsanwalt in
sechs Fllen der Rechtsbeugung in Tateinheit mit Strafvereitelung im Amt schuldig gemacht
hat. Hinsichtlich eines weiteren angeklagten Falles wurde das Verfahren im Hinblick auf die
verbliebenen Vorwrfe gem 154 Abs. 2 StPO eingestellt.
Nach Auffassung der Kammer konnte dem Angeklagten in den genannten sechs Fllen jeweils ein Versto gegen den Beschleunigungsgrundsatz und die Pflicht zur zeitnahen Anklageerhebung nachgewiesen werden, da er die entsprechenden Verfahren nicht entsprechend
seiner Pflicht bearbeitet hatte. Im Hinblick auf die Zeitrume der Nichtbearbeitung wurde
durch das Gericht festgehalten, dass es sich bei jedem der Flle um besonders gravierende
Verste gehandelt hatte. Der Angeklagte hatte demnach die betreffenden Verfahren nur
zum Schein erledigt, um insoweit keiner behrdlichen Kontrolle mehr zu unterliegen, den
Abschluss dieser Verfahren jedoch unterlassen. Das Gericht konnte nicht feststellen, dass
der Angeklagte infolge einer Arbeitsberlastung nicht in der Lage gewesen wre, die Verfahren sachgem und zeitnah zu erledigen. Ebenso wenig lie sich fr die Groe Strafkammer
feststellen, dass der Angeklagte die Verfahren etwa aus den Augen verloren htte, diese
gleichsam versehentlich liegen geblieben oder ihm durchgerutscht wren.
Die Kammer hat fr die Taten Einzelstrafen von sechs Monaten bis zu einem Jahr und einem
Monat verhngt und hieraus die oben erwhnte Gesamtfreiheitsstrafe gebildet. In zwei Fllen, in denen aufgrund der langen Zeit der Nichtbearbeitung Strafverfolgungsverjhrung eingetreten war, wurden die hchsten Einzelstrafen von einem Jahr bzw. einem Jahr und einem
Monat verhngt.