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unternehmensinternen Innovationsprozesses
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1. „Open Innovation“ als ergänzende Form zum klassischen
Innovationsmanagement
Innerhalb des steigenden Wettbewerbsdruckes bei den Unternehmen, immer kürzerer Produktlebens-
zyklen und limitierter F+E Ressourcen ist die Generierung von Innovationen essentielle Voraussetzung
eines nachhaltigen Unternehmenserfolges. Ein Trend, der verstärkt insbesondere bei großen multinatio-
nalen Unternehmen festzustellen ist, scheint ein Ausweg aus dem herrschenden Innovationsdilemma zu
sein. Die Öffnung des Innovationsprozesses und die aktive, strategische Nutzung der Außenwelt zur
Vergrößerung des eigenen Innovationspotenzials, auch „Open Innovation“ Ansatz genannt, soll das
bereits bestehende Innovationsmanagement nicht ersetzen, sondern vielmehr um eine Facette erweitern
[Ches06]. Er ist eine Abkehr vom klassischen Innovationsprozess, der sich weitestgehend innerhalb
einer Unternehmung, als „Close Innovation“ abgespielt hat. Der „Open Innovation“ Ansatz beschreibt
den Innovationsprozess vielmehr als einen vielschichtigen und offenen Such- und Lösungsprozess, der
zwischen mehreren Akteuren über Unternehmensgrenzen hinweg abläuft. Es wurde erkannt, dass die
Öffnung des Innovationsprozesses für externen Input und die Auslagerung von Aufgaben an diese
Akteure, die spezielle Kompetenzen und lokales Wissen für ihre möglichen Lösungen nutzen können,
neue Potenziale schaffen können [RP06].
Prozessual betrachtet, können drei mögliche Arten von „Open Innovation“ Ansätzen unterschieden
werden. Der „Inside Out“ - Prozess beschreibt die externe Kommerzialisierung von Innovationen durch
das Investment in neue Geschäftsfelder außerhalb des Unternehmens (z.B. durch Lizenzvergabe). Der
„Outside In“ - Prozess, der nachfolgend ausführlicher betrachtet werden soll, beschreibt die Integration
externen Wissens zur Generierung von Innovationen innerhalb des Unternehmens. Im Rahmen eines
„Coupled Prozesses“ werden mit Hilfe von strategischen Allianzen, Joint Ventures oder Innovations-
netzwerken mit Partnern und Wettbewerbern kooperative Innovationsprozesse beschrieben. Im „Outside
In“ Prozess spiegelt sich die Erkenntnis wider, dass der Ort, an dem Wissen entwickelt wird, nicht
notwendiger Weise mit dem Ort übereinstimmen muss, an dem die Innovation entsteht. In der Vergan-
genheit waren „Outside In“ Prozesse vorwiegend in kleinen und mittelständischen Unternehmen zu
finden. Diese agierten als Entwickler für größere Unternehmen bzw. für nachfolgende Unternehmen der
Wertschöpfungskette. Heute hat die Relevanz der Unternehmensgröße abgenommen und auch
Großunternehmen integrieren diese Prozesse [GE06].
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2. Überblick externer Wissensressourcen
In der letzten Zeit ist in den Unternehmen zunehmend der gewonnene Erkenntnisprozess festzustellen,
dass die limitierten internen F+E Ressourcen perspektivisch nicht ausreichen werden, um auf den
gestiegenen globalen Innovationsdruck ausreichend zu reagieren. Auch der Widerstand am „Not
invented here“ – Syndrom beginnt (wenn auch nur langsam) zu schwinden. Die Potentiale durch die
Einbindung externen Wissens werden wahrgenommen, vielfach auch ausgelöst durch bekannt gewor-
dene Erfolgsgeschichten.
Die folgende Übersicht zeigt die Vielfalt der Quellen für Innovationen. Hauptsächlich geht es jedoch
mehr oder weniger bei allen darum, Netzwerke unter Forschungseinrichtungen und Hochschulen sowie
Kunden und Lieferanten zu spannen und professionell zu nutzen. Die Übersicht ist keineswegs vollstän-
dig, sondern zeigt vielmehr eine Auswahl der Möglichkeiten. Dabei kann primär zwischen geschlossenen
und offenen Netzwerken sowie der aktiven Kundeneinbindung unterschieden werden.
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2.1 Beispiele geschlossener Netzwerke
2.1.1 Bosch
Dem demografischen Wandel folgend, hat die Firma Bosch ein geschlossenes Netzwerk entwickelt, um
wertvolles Fachwissen im Unternehmen zu bewahren. Ältere Know-how Träger, die über Spezialwissen
verfügen und kurz vor der Pensionierung stehen werden aufgefordert, ihr Erfahrungswissen in ein
Formular einzutragen. Sie gelten in diesem Verständnis als externe Wissensressource, sobald sie ihr
Unternehmen verlassen haben. Diese gesammelten Informationen werden in einer Datenbank erfasst,
so dass Bosch weltweit an das vorhandene Spezialwissen ehemaliger Mitarbeitern gelangen und diese
gegebenenfalls temporär in Projekte einbinden kann [LHF05].
Auch das US-Unternehmen The Aerospace Corporation bewahrt das vorhandene Fachwissen. Entwi-
ckelt wurde ein „Retiree Casual Program“, bei dem pensionierte Mitarbeiter auf Projektbasis für bis zu
1000 Stunden im Jahr arbeiten können. Dabei können sie sogar, je nach Aufgabe und Verantwortung,
das gleiche Grundgehalt bekommen wie vor dem Renteneintritt.
Als Procter & Gamble (P&G) an Ihrer Strategie des Vernetzen und Entwickeln arbeitete stellte man fest,
dass die 15 wichtigsten Lieferanten insgesamt über 50.000 F&E Mitarbeiter verfügen. Ausgehend von
dieser Erkenntnis wurde ein abgeschlossenes IT-System aufgebaut, über das P&G mit den Lieferanten
technische Spezifikationen austauschen kann. So können von P&G spezifische Fragen eingestellt und
von Lieferantenseite proaktiv Lösungen entwicklelt werden. Um der Geheimhaltung Rechnung zu tragen,
haben die einzelnen Lieferanten keinen Zugriff auf die Lösungsangebote der anderen Lieferanten.
Seitdem dieses Netzwerk besteht, ist die Anzahl der Innovationsprojekte, die P&G Mitarbeiter gemein-
sam mit Mitarbeitern der Lieferanten durchführen, um 30 Prozent gestiegen. Darüber hinaus werden
durch die geförderte Vernetzung die Beziehungen vertieft und der Ideenaustausch gefördert. Beide
Seiten erhalten einen umfassenden Einblick in die Fähigkeiten der jeweils anderen Seite und dies
erleichtert den Innovationsprozess [HS06].
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2.2 Beispiele offener Netzwerke
Das Internet als Kommunikationsplattform bietet ideale Möglichkeiten zur Etablierung globaler Netzwer-
ke. Zu den derzeit bekanntesten offenen Netzwerken gehören Innocentive, Ninesigma, Yet2.com und
Yourencore.
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werden an eine anonyme Firma abgetreten [Schm05]. Zudem erkennt das deutsche Finanzamt die
Prämie nicht als Wissenschaftspreis an und partizipiert davon. Darüber hinaus bleiben die Lösungssu-
chenden weitestgehend von der weiteren Verwendung ihrer Gedanken und Ideen im Unklaren und eine
eigene Patentanmeldung erscheint u.U. lukrativer. Jedoch muss man aber auch bedenken, dass
insbesondere die findigen Köpfe aus China oder Indien gar keine anderen Möglichkeit haben, ihre Ideen
an westliche Firmen heranzutragen [SAPP06]. Eine in der Vergangenheit durchgeführte Evaluierung der
Erfolgsquote von Innocentive zeigt, das dieses offene Prinzip hocheffizient ist. Untersuchungen haben
ergeben, dass mehr als die Hälfte aller Probleme schnell gelöst wurden, obwohl in vielen Fällen die
interne F&E Abteilung an der Lösung zunächst gescheitert war. Der offene Innovationsprozess erlaubt
die effiziente Wiederverwertung vorhandenen Wissens. Viele der Gewinner hatten bereits in einer
anderen Domäne eine Lösung für ein ähnliches Problem und konnten diese Lösung auf die angefragte
Domäne übertragen. Hiermit wird ein wesentliches Problem klassischer Problemlösung im Unternehmen
überwunden. Klassischerweise kann nämlich ein Unternehmen nur in den Bereichen nach Lösungen
suchen, die es kennt bzw. nur solche Lösungen finden, die im Kompetenzbereich seiner Entwickler
liegen. Innocentive überwindet diese Schranken lokaler Suche. Primär Lebenserfahrung und Nischen-
wissen machen die Innocentive-Teilnehmer so besonders bei den zu lösenden Fragestellungen.
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ganzen Welt besteht. Jeder kann einen Lösungsvorschlag an Ninesigma senden, der dann an das
Auftraggebende Unternehmen weitergeleitet wird. Wenn ein Vorschlag dem Unternehmen zusagt, stellt
Ninesigma den Kontakt her [HS06]. Die knappen Breviers werden an 5.000 bis 15.000 Wissenschaftler
geschickt und sind für vier Wochen aktiv geschaltet. Die Antworten kommen oft sehr schnell, manchmal
nur ein halbes Dutzend, manchmal mehr als 100 Lösungsvorschläge. Insgesamt spricht ninesigma von
einer Rücklaufquote von etwa 30% der ausgeschriebenen Calls. Die Kosten für ein sogenanntes RFP
(Request for Proposal) Paket, bestehend aus 10 konkreten Problembeschreibungen liegt bei 150.000
US-Dollar. Jahresgebühren wie bei Innocentive fallen nicht an. Die Bilanz eines Jahres bei P&G brachte
rund 10.000 Ideen, die durch diese „Connect+Develop-Initiativen“ hereingekommen sind. Rund 500
davon führten zu konkreten technischen Verbesserungen, etwa 100 zu neuen Produkten. Ninesigma hat
bereits von über einer Million Forschern die Namen, Verbindungen, Fachgebiete und E-Mail-Adressen
gesammelt [Hen06].
Seit Ende 2006 hat ninesigma in Heidelberg ein erstes Vertriebsbüro in Europa eröffnet. Damit wird das
weltweites Netzwerk erweitert, um der steigenden Nachfrage nach Dienstleistungen im Bereich
„Managed Innovation“ nachzukommen. Damit sich der Zeitbedarf von der Produktidee bis zur Marktreife
verkürzt, bedienen sich internationale Unternehmen zunehmend dem Service von Ninesigma, der den
Zugriff auf die globalen verfügbaren Innovationen vereinfacht.
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Bei Yet2.com sind heute vor allem promovierte Natur- oder Ingenieurwissenschaftler beschäftigt. Sie
helfen rund 50 Kunden, darunter DuPont, Bayer, P&G, Agfa oder Siemens, bei der Suche und dem
Verkauf von sogenannten „Technologie-Paketen“. Das Wissen sollte jedoch schneller fließen. Ange-
sichts der rund 90.000 bei Yet2.com angemeldeten Wissenschaftler und Ingenieure und ca. 40.000
gelisteten Unternehmen, ist die Zahl der erfolgreichen Transfers vergleichsweise winzig. Im Jahr 2005
vermittelte Yet2.com zehn neue Produkte und Erfindungen, im Jahr 2006 sollte es doppelt so viele
werden. Der Gesamtwert der Deals im Jahr 2005 wird inklusive aller Lizenzzahlungen auf 70 Millionen
Dollar geschätzt [Jahn07].
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2.3 Virtuelle Kundenintegration
Der zunehmende Wettbewerbsdruck zwingt die Unternehmen dazu, noch stärker die Bedürfnisse ihrer
aktuellen und potenziellen Kunden kennenzulernen, um Produkte mit einem einzigartigen Kundenwert
anbieten zu können. Daher ist eine frühe Einbindung der Kunden in den Produktentwicklungsprozess
sinnvoll. Die virtuelle Integration (VI) stellt eine internetgestützte Variante traditioneller Formen der
Einbindung dar. Z.B. werden Kunden hiernach virtuell mittels spezifischer internetbasierter Methoden an
Entwicklungsaufgaben im Innovationsprozess beteiligt [BS04]. Im Rahmen dieser virtuellen Entwick-
lungskooperation können Bedürfnisse, Anwendungswissen, Problemlösungskompetenz und Kreativität
der Kunden in den Innovationsprozess zielorientiert einfließen. Methoden der virtuellen Integration
können z.B. Online-Fragebögen und Internetforen sein. VI ist geeignet zur Verringerung des klassischen
Innovations-Zielkonflikts zwischen time-to-market, Entwicklungskosten und Produktqualität und erhöht
somit die Wahrscheinlichkeit eines Innovationserfolges [FvB98].
Ohne dass BMW dafür Werbung macht, erhält der Autobauer pro Jahr mehr als 1.000 innovative Ideen
von Kunden über die virtuelle Innovationsagentur „Customer Innovation Lab“. Das BMW Customer
Innovation Lab zielt auf die Erschließung der Öffentlichkeit als eine bisher kaum genutzte Innovations-
quelle ab. Die Aufgabe besteht darin Trends, Ideen und Bedürfnisse der Kunden, in Bezug auf
Telematik-Dienste, Online-Dienste und Fahrassistenz-Systeme zu identifizieren. Hat eine Idee weiterfüh-
rendes Potenzial wird die Person in den Prozess eingebunden. Hiermit steht ein völlig neuer Kommuni-
kationskanal für visionäre Ideen zur Verfügung. Gleichzeitig vermittelt BMW auf diese innovative Art
Kundennähe und schafft außerdem einen Link zu den Innovationsprozessen der F&E des Unterneh-
mens [BMW07]. BMW sucht auch den Kontakt zu innovativen kleinen und mittelständischen Unterneh-
men über die Virtuelle Innovations-Agentur (VIA). Die VIA ist die Plattform, um Innovationen in die Welt
der BMW Group einfließen zu lassen. Bei Einreichung einer Idee über die Virtuelle Innovationsagentur
werden konkrete Angaben vom Kunden verlangt:
• Informationen darüber, wie die Innovation geschützt ist (z.B. Patentnummer, Patentanmeldung,
sonstiger Schutz)
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• eine kritische Einschätzung der Stärken und Schwächen der Neuerung (z.B. Kosten bzw. Einspa-
rungspotenzial, Wettbewerbssituation, Risiken, Markteinschätzung)
Der Lohn für die Arbeit können Prämien zwischen 500 und 60.000 EUR sein. Allerdings schaffen es nur
zwei bis drei Einreichungen pro Jahr, umgesetzt zu werden, was durchaus kritisch zu betrachten ist
[BMWGr07].
Diese generelle Öffnung in Richtung „Open Innovation“ macht sich sogar im Hightech-Bereich bemerk-
bar. So stammt das Fertigungsverfahren für die Mittelkonsole beim aktuellen BMW M3 von einem
„normalen“ BMW-Kunden [VDI07].
Auch Audi versuchte mit dem Virtual Lab „Open Innovation“ Ansätze zu nutzen, allerdings zielte man
hier eher auf die Entwicklung von Infotainment-Systemen und die Gewinnung von Information zu den
Erwartungen der Kunden, deren Vorlieben und der Identifikation von potenziellen Trends ab. 2001 und
2004 beteiligten sich insgesamt rund 1,6 Millionen Verbraucher, wobei Audi als Schlussbilanz 219
Service-Ideen und 728 Visionen zum Auto der Zukunft verzeichnen konnte [Trend07]. Betrachtet man
diese Zahlen kritisch, stellt man fest, dass nicht mal 1% der Ideen konkret zu verwertbaren Ideen geführt
hat.
2.3.2 Innovationswettbewerbe
Ideenwettbewerbe können ebenfalls dazu dienen, auf externe Wissensressourcen zugreifen zu können.
Dabei unterscheidet man einmalige Ideenwettbewerbe von permanent offenen Plattformen. Steht man
vor einem einmaligen Problem, kann man dieses neben den intern laufenden Prozessen auch extern
über Ideenwettbewerbe ausschreiben lassen. Anreiz für die Teilnehmer ist dann immer eine ausgeschüt-
tete Prämie für die beste Idee. Zum Beispiel schrieb der FC Bayern einen Innovationswettbewerb aus,
um neue Ideen für den Namen des neuen Maskottchens von den Fans zu bekommen [RePi06].
Nachfolgend beispielhaft aufgeführte Unternehmen betreiben auch permanent offene Plattformen.
2.3.2.1 Salomon
Das Unternehmen Salomon z.B. lässt jährlich einen Ideenwettbewerb über die Plattform
http://www.artworkcontest.com/ laufen und gelangt dadurch an eine Vielzahl von Ideen für neue
Snowboard Designs.
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2.3.2.2 Peugeot
2.3.2.3 Electrolux
Seit 2003 nutzt auch Electrolux mit dem „Electrolux Design Lab“ die Fähigkeiten des internationalen
Designernachwuchses. Ein internationaler Wettbewerb, bei dem Studenten ihre Ideen zum Haushalt der
Zukunft und Entwürfe zu innovativen Geräten einreichen können. 2006 beteiligten sich mehr als 3000
Studenten aus 88 Ländern. Die 12 besten bewerteten Jung-Designer erhalten die Möglichkeit auf eine
Teilnahme an verschiedenen Workshops und Modellbaukursen in der Konzernzentrale, Stockholm.
Außerdem werden Geld- und andere Sachpreise vergeben. Electrolux fördert auf diesem Wege den
internationalen Designernachwuchs und schafft zugleich die Möglichkeit für die „Jungen“ kreative Ideen
nicht nur theoretisch zu entwickeln, sondern diese auch praktisch umzusetzen. Im Hinblick auf Innovati-
onsmanagement ist es aber viel wichtiger herauszustellen, dass den Entwicklern und Designern von
Electrolux zahlreiche Ideen kostengünstig vorgelegt werden. Gleichwohl bekommen die unternehmens-
eigenen Mitarbeiter, allesamt Experten wenn es um technische Innovationen und modernes Design
geht, Anregungen für die eigene Entwicklung neuer Produkte [OpIn07].
2.3.2.4 Lego
Auch das Unternehmen Lego bedient sich auf einer grafisch kinderfreundlichen Website eindeutiger
„Open Innovation“ Instrumente. Der Spielzeughersteller lädt Kinder und andere vom Lego-Bauen
Begeisterte dazu ein, eigene Modelle zu entwerfen. Die erste Version des „Lego Digital Designer“ wurde
bereits 2003 online gestellt. 2005 designten tausende von Lego-Begeisterte virtuelle Modelle. Im
September 2006 konnte Lego dann den 1-millionsten Download des “Lego Digital Designer” verzeich-
nen. Hat der Nutzer von „Lego Digital Designer“ den Bau seines individuellen Modells abgeschlossen,
kann er die Pläne zum Model uploaden und für andere Nutzer freigeben, damit sich diese davon
inspirieren lassen können. Grundsätzlich haben alle upgeloadeten Modelle die Chance, in den Lego-
Modell-Katalog aufgenommen zu werden. Das besondere ist jedoch, dass Lego jetzt auch Modelle
verkauft, die von Kunden entworfen wurden. In der Galerie können Kunden jetzt also auch das Modell
eines anderen Users bestellen bzw. sich über dessen Preis informieren. Das Unternehmen bietet seinen
Kunden vergleichsweise günstig eine Plattform, von der diese selbst auch einen Nutzen haben, und
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erhält im Gegenzug Ideen, die unternehmensintern nur sehr teuer zu bekommen wären. Gleichzeitig
übernimmt der Kunde die Entwicklung potenzieller Produkte mittels der bereitgestellten Software für die
Erstellung von Bauplänen. Durch die Klicks in der Galerie erhält Lego einen relativ aussagekräftigen
Eindruck von Markttrends, Bedürfnissen und den Vorlieben der Kunden. Lego stärkt damit die Bezie-
hung zu seinen Kunden, die sich ohnehin schon im Internet auf Community-Sites wie Lugnet treffen, um
Modelle, Bauteile zu entwickeln und um Informationen zur Marke auszutauschen [OpIn07].
Eine Schlüsselrolle bei der Transformation in Richtung kreative Wirtschaft spielen derzeit Designagentu-
ren wie Ideo und Frog Design, beide im kalifornischen Silicon Valley beheimatet, eine immer größere
Rolle. Ideo, in dessen Kundendatei sich Firmen wie Mercedes, BASF, Lufthansa und General Electrics
gespeichert sind, nähert sich neuen Märkten intuitiv. So galt Ideo auch als der entscheidende Horchpos-
ten, der zur Entwicklung des iDrive bei BMW beigetragen hat. Diese Form der Generierung externen
Wissens wird zunehmend bedeutsamer, denn in diesen Firmen erforschen Psychologen und Ethnologen
gezielt nach dem alltäglichen Verhalten von Kunden und entwickeln ein Gespür für unausgesprochene
Wünsche und Bedürfnisse.
Heute stellen Designer den Kunden an den Beginn des Innovationsprozesses und nicht wie früher an
das Ende und werden dadurch immer interessanter für die Industrie [Bi06].
In über 900 Filialen bietet Tchibo seinen Kunden neben Kaffee ein aktuelles Angebot an Gebrauchsarti-
keln. „Jede Woche eine neue Welt“ lautet das Motto und dies verlangt stets neue Ideen, um den Kunden
zu überraschen. Tchibo versucht u.a. durch den Bewerbungsprozess auf externes Wissen zuzugreifen.
Die Lösung einer Fallstudie ist die Voraussetzung zur Teilnahme an einem Bewerbungsprozess für eine
Traineestelle. Hierdurch bekommt Tchibo durch ein einfaches Verfahren hunderte von Ideen für
mögliche Shopkonzepte.
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3. Fazit
Open Innovation hat mittlerweile viele Anhänger gefunden. Konzerne wie BMW, P&G, Audi, IBM, Philips
und Lego lassen sich von Außenstehenden inspirieren. Andere Unternehmen dagegen zögern aufgrund
von Ängsten, die sich auf zwei Schwerpunkte fokussieren. Erstens fürchten die Firmen, dass jemand
eine Lösung findet und sie selbst patentieren lässt, anstatt sie z.B. einzusenden. Diese Gefahr wird aber
deutlich überschätzt. So nutzt z.B. auch das amerikanische Militär ninesigma und auf Innocentive
werden meist nur Teilprobleme veröffentlicht. Zweitens leiden viele Konzernforscher noch immer am
„Not invented here“- Syndrom.
Dennoch, die Finanzen und der steigende Kostendruck zwingen die Unternehmen alternative Wege zum
klassischen Innovationsprozess zu gehen, um langfristig innovativ zu bleiben.
In einer IBM-Studie (Global CEO Study 2006) legten 765 CEOs ihre Ansichten zum Thema Innovationen
dar. Sie beschrieben eine Vielzahl von Vorteilen, die sie durch die Zusammenarbeit und Bildung von
Partnerschaften und Netzwerken erreicht hatten, sowohl vorhersehbare als auch unerwartete. Kosten-
senkungen wurden eindeutig am häufigsten genannt, doch dies war nur ein Punkt von vielen. Sieht man
sich die weiteren Vorteile auf der Liste an, stellt man fest, dass die meisten davon Treiber für Umsatz-
wachstum sind [IBM06].
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Kostensenkungen
Höhere Qualität /
Kundenzufriedenheit
Zugang zu Know-how / Produkten
Umsatzwachstum
0 1 2 3 4 5
Final ist festgehalten, dass die große Diskrepanz zwischen der Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit
unternehmensexternen Wissensressourcen und der Fähigkeit zur Zusammenarbeit ein wesentliches
Innovationshindernis darstellt. Hier muss oftmals ein Kulturwandel in den Unternehmen stattfinden. Und
da so viele Ideen von außen kommen, müssen die Führungskräfte der Stärkung der Kooperationsfähig-
keit an den Außengrenzen ihres Unternehmens besondere Aufmerksamkeit widmen.
Literatur
[RP06] Reichwald, R., Piller, F., Interaktive Wertschöpfung, Wiesbaden, 2006, S.95
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[GE06] Gassmann, O., Enkel, E., Open Innovation, in: Zeitschrift Führung und
Organisation, 3/2006, (75.Jg.), S.132-138
[LHF05] Lesser, E., Hausmann, C., Feuerpeil, S., Die Herausforderung des
demografischen Wandels, IBM Business Consulting Service, 2005, S.6
[HS06] Husten, L., Sakkab, N., Wie P&G zu neuer Kreativität fand, in: Harvard
Business Manager, 08/2006, S.20 ff.
[Schm05] Schmundt, H., Ideenbörse für Tüftler, in: Der Spiegel, Nr.5, 2005, S.142
[Uehl07] Uehlecke, J., Tausche Zeit gegen Geld, in: Die Zeit, 01/2007, S 46 ff.
[VDI05] VDI Nachrichten, Kunde König greift dem Ingenieur unter die Arme,
http://www.vdi-nachrichten.de, 2005
[Hen06] Henry, A., Die Ideenfabrik, in: Wirtschaftswoche 23.10.2006 Nr. 43, S.88-98
[Jahn07] Jahn, T., McKinsey, Marktplatz für Ideen, in: McK Wissen 15, S.82-87, 2007
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[BMWGr07] BMWGroup, Virtuelle Innovationsagentur, http://www.bmwgroup.com, 2007)
[RePi06] Reichwald, R., Piller, F., Interaktive Wertschöpfung, Wiesbaden, 2006, S.174
Autor
Dipl.-Ing. Steffen Pietzonka ist seit 2005 Leiter Innovationsmanagement im Geschäftsbereich Licht der
Firma Hella KGaA Hueck & Co. In dieser Funktion ist er zuständig für das Aufspüren von Kunden- und
Technologietrends, der Analyse von Licht- und Elektronikthemen sowie der dahinter stehenden Ge-
schäftsstrategie, der Erarbeitung der Roadmap für die strategischen TopThemen sowie das Controlling
der Vorentwicklungsprojekte im Rahmen eines Multiprojektmanagements. Zuvor war er seit 1998 als
Projektmanager im Hella R&D Bereich tätig und dort zuständig für die Erarbeitung von Fahrzeug-
Beleuchtungskonzepten sowie lichttechnischen Technologie- Vorentwicklungen. Herr Pietzonka
studierte bis 1992 Lichttechnik an der Technischen Universität Ilmenau. Anschließend war zuerst als
Planungsingenieur und später als Leiter Projektierung / Angebotswesen bei der Firma Licht Concept
GmbH tätig.
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