In ihrer Autobiographie erzählt Elisabeth Rieping über ihre eigene Brustkrebserkrankung, die Brustkrebserkrankungen in
ihrer Familie und sie stellt ihre unterschiedlichen Ansätze zum Thema Brustkrebs zusammen. Sie beschreibt, warum sie sich
einer Radiojodtherapie unterzogen hat. Sie geht in ihrer Arbeit „Brustkrebs als Viruskrankkeit“ möglichen Ursachen auf den
Grund und sie formulierte ihre Kritik an der Chemotherapie bei Brustkrebs. Sie verweist darauf, dass Taxane z.B. bei
vorliegender Epstein-Barr-Virus-Infektion, die sehr verbreitet ist, wenig Aussicht auf Wirksamkeit haben. Sie verweist auf
Zusammenhänge zwischen Schilddrüsenerkrankungen und Brustkrebs und geht auf einzelne Pflanzengifte ein. Außerdem
beschreibt sie ihre Anliegen bei der Arbeit an ihrer Homepage www.erieping.de. Weitere Teile der Autobiographie von
Elisabeth Rieping sind in dem Buch Altgesellen erschienen. Über ihr Leben in den „68ern“ schreibt Elisabeth Rieping
phantasievoll in Strohwaise sucht …. Fortsetzungen dieser hauptsächlich auf ihre Brustkrebserkrankung bezogenen
Autobiographie sind enthalten in ihrem Krebstagebuch und im Neuen Lymphödem. In Die Blaue Blume erklärt sie, welche
Bedeutung die Arbeit an ihrer Homepage und die Beschäftigung mit dem Thema Brustkrebs für sie hatte.
Stichworte: Briefwechsel Dunn, MacMahon, Harald Zur Hausen, Radiojod, Iodine131, Chemotherapie,
Schilddrüsenerkrankungen, Brustkrebs als Viruskrankheit
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"Warum?" konnte ich meine Großmutter nicht mehr fragen. Sie war tot und, wie vermutlich
viele ihrer Geschwister, relativ früh verstorben. Und bis jetzt konnte ich über ihre Familie
soviel finden, wie Dick Cheney, der auch einen ellenlangen väterlichen Stammbaum hat,
während die mütterliche Seite im Dunkeln bleibt.
Von den Eltern meines Vaters habe ich immerhin einen sehr langen Stammbaum und es ist
interessant, dass die Kenntnis der Namen mein Verhalten verändert hat. Denn wenn ich
jetzt so Namen wie Geldmacher oder Vesper höre, dann weiß ich, sie sind vielleicht
weitläufig mit mir verwandt. Andererseits weiß ich auch, was es bedeutet, dass dieser
lange, in das 16. Jahrhundert zurückgehende Stammbaum angefertigt wurde: Es muss sich
jemand für die SS beworben haben. Das ist die wahrscheinlichste Erklärung. Und an solchen
Ein Rieping
Autobiographie von Elisabeth Photo
meiner Eltern in den Vierziger Jahren. Arm in Arm auf 2
einem Schwimm-ausflug mit Freunden. Im Hintergrund die
Trümmerlandschaft, in der ich aufgewach-sen bin, ohne sie zu
kleinen Hinweisen muss ich weiter arbeiten.
Aus vielen
Gesprächen sind mir
auch einige spezielle
in Erinnerung
geblieben, warum
gerade die? Ich weiß
es auch nicht. Aber
eine ist wirklich sehr
auffallend. Ich war
etwa vierzehn, als
ich meine
Großmutter, die von
allem die meiste
Ahnung hatte,
fragte: "War hier
mal ein Krieg?"
Diese Frage muss
man sich mal auf
der Zunge zergehen
lassen. Ich bin in
einer
Trümmerlandschaft
aufgewachsen. Alles zerbombt, uns gegenüber ein Flüchtlingslager. Auf der anderen Seite
die Reste der zerbombten Kivittschule, unter der der große Bunker zum Schutz der
Zivilbevölkerung lag. Warum gerade sie zerbombt wurde, und nicht die Krayer Industrie
rundherum, wird wohl mangels Interesse ein Rätsel bleiben. Immerhin, beim Anblick der
Kivittschule hätte ich ahnen müssen, dass die ganzen kaputten Häuser nicht von selbst
umgefallen waren. Habe ich aber lange nicht. Oder ich konnte es nicht einordnen. Vielleicht
habe ich die zerfallenen Häuser auch für Überbleibsel einer lange vergangen Kultur, eines
irgendwann einmal stattgefundenen Erdbebens usw., gehalten. Ich weiß es nicht.
Aber was mir rückblickend doch sehr auffällt, ist, und das ist im Zusammenhang mit
Aber der Stammbaum ist da und generell wurde er angefertigt, um in die SS aufgenommen
zu werden. Für normale Zwecke wie die Aufnahme ins Gymnasium brauchte man nur die
Taufscheine von Omas und Opas. Das habe ich aber auch erst vor kurzem erfahren von
einem Ehepaar Kolling, das im Pensionsalter begonnen hat, in Archiven nach der eigenen
Familiengeschichte zu stöbern.
Peter Finkelgruen
Peter Finkelgruens Familiengeschichte wäre für viele schockierend, obwohl in seinem Buch
erst die Anfänge zu Tage treten. In den Buch beschreibt er nämlich, wie er dahinter kommt,
dass seine Großmutter nicht nur die Mutter seiner Mutter war, sondern auch eines Sohnes,
der bei der SS gedient hatte. Für Peter Finkelgruen war das erschütternd, weil seine
Großmutter wegen ihres Zusammenlebens mit einem Juden ins KZ gekommen und da mit
Mühe überlebt hatte. Nach dem Krieg galt sie als Verfolgte des Naziregimes und lebte nach
ihrer Ausreise aus der Tschechoslowakei bei den Verwandten ihre Mannes und Enkels in
einem israelischen Kibbuz.
Trotz des engen Zusammenlebens wusste Peter nicht viel über seine Großmutter und ihre
Familie. Nicht ohne Grund.
Mich regte das an, weiter zu suchen. Mit den im Buch enthaltenen Informationen machte ich
weiter und fand bald mehr heraus. Peter Finkelgruens Großmutter Anna Kraft und ihr Bruder
Adam stammten aus dem kleinen Ort Rosenau in Siebenbürgen. Früh verließ Anna das Haus
ihrer Großeltern, in dem sie aufgewachsen war, und zog zu ihrem Bruder, sie heiratete
einen Fotographen namens Bartl. Mit ihm machte sie ein Fotogeschäft in Karlsbad
auf, bekam zwei Kinder, von denen sie nach dem frühen Tod ihres Mannes den Sohn an die
kinderlose Schwester oder Schwägerin des Verstorbenen Ehemanns abgab, diesen Sohn,
der später zur SS ging.
Zum Ende ihres Lebens war Anna Bartl in den Tessin gezogen, wo man im damaligen
Telefonbuch auch schnell Krafts finden konnte und hatte Kontakt zu ihrer Familie
aufgenommen. Heute gibt es sie nicht mehr. Peter Finkelgruen, dem ich meine Ergebnisse
mitgeteilt hatte, hatte nach Bartls gesucht und war so nicht fündig geworden. Ob er
nachdem ich im die Ergebnisse meiner Recherchen mitgeteilt hatte, nach seinen
Verwandten von der Kraftschen Seite aus Siebenbürgen gesucht hat, weiß ich nicht. Nach
dem Krieg findet man einen Adam Kraft Verlag in Augsburg und später in Würzburg.
Hrsg. vom Sudetendeutschen Hilfswerk in Reichenberg, mit Vorwort von K. Henlein. - Höller war Propagandaleiter für das Sudetenland.
Zillich, Heinrich: Siebenbürgen: Ein Bilderbuch. Augsburg, Adam Kraft Vlg. 1955
Ungleich schwieriger ist die Suche nach meinen Verwandten, die sich leider nicht
verlegerisch betätigt haben. Aber mir ist klar, dass da vermutlich auch unangenehme
Geheimnisse warten. Der Vater meiner Mutter war im Dritten Reich Betriebsführer der
Dass ich später angefangen habe, Biologie und Medizin zu studieren, hing weniger mit
meinen Interessenschwerpunkten zusammen, als mit meinen mangelnden
Lateinkenntnissen. Vom Interesse her hätte ich lieber Geschichte und Deutsch studiert. Ins
Auge gefasst hatte ich wegen besserer Berufsaussichten die Pharmazie. Für alles brauchte
man Latein. Ich sah das auch ein und versuchte, Latein zu lernen. Aber es langweilte mich.
Und ich muss zugeben, dass es mir auch heute noch sehr schwer fällt, etwas zu lernen, dass Mama oder
mich nicht interessiert und so begann ich mit dem Studium der Biologie und Medizin, weil Mamma ist
da nichts weiter gefordert wurde. Nur ein Nomenklaturkurs, in dem man lernen konnte, dass das
ein Gynäkologe ein Frauenarzt war. lateinische
Wort für die
Besonders interessant war die Molekularbiologie, der zuliebe ich Zoologie, Botanik und Brust.
Medizin gerne fallen ließ und bei der ich dann sozusagen kleben blieb. Am Interessantesten
war später das Thema, in dass ich mich für die Diplomarbeit einarbeiten musste, die
latenten Virusinfektionen.
Über das Vorkommen von mit Milch übertragenen Krankheiten haben Jane Plant und Maria
Rollinger ganz interessante Bücher geschrieben. Ich habe unter Diäten angefangen, sie zu
besprechen und bin zwar etwas anderer Meinung. Aber lesenswert sind die Bücher
bestimmt.
Schäfer wies dagegen darauf hin, dass seine Eskimos alle stillten und er überhaupt keinen
Brustkrebsgeographie Die
Ich begann, mehr über Brustkrebs nachzulesen, und stellte fest, dass er in vielen Brustkrebse
asiatischen Ländern tatsächlich nicht vorkam. Auch bei den meisten afrikanischen Völkern pidemie
war er unbekannt und bei den nach Amerika ausgewanderten Japanern trat er nur auf, wenn
sie schon in Amerika geboren wurden.
Als ich diese Arbeit las, ich meine von einem Autor namens Dunn, war mir klar, was den in
Amerika geborenen Japanern widerfuhr, wenn sie das Licht der Welt in einem
amerikanischen Krankenhaus erblickten. Sie bekamen ein Fläschchen mit einem
Kuhmilchpräparat. Auch wenn die japanischen Mütter meistens, wie in Japan üblich, lange
stillten, der kurze Krankenhausaufenthalt würde genügen, um eine Flaschenmilchinfektion
zu übertragen. Eine Infektion mit einem latenten Virus, das irgendwann nach Jahrzehnten zu
einer Krankheit führte, den ihre Mütter nicht gehabt hätten. Das Brustkrebsvirus musste ein
Kuhmilchvirus sein.
Das kam mir so einfach, so einleuchtend vor. Ich schrieb Dunn und MacMahon, dem damals
bekanntesten und berühmtesten Brustkrebsepidemiologen einen Brief. Dunn schrieb mir
nach Monaten zurück, dass er im Moment sehr wenig Zeit hatte, weil seine Frau krank wäre.
MacMahon schrieb mir erst nach meinem zweiten Brief zurück, in dem Sinne, es könne doch
nicht sein, das wäre doch entsetzlich. Ob mir klar wäre, was es bedeuten würde, wenn es
stimme. Ich dachte, ich versuche es mit den Virologen, die müssten den Zusammenhang
Und dann kam die Antwort von Bernd Groner, Professor am Georg Speyer Haus in Frankfurt,
aber auf jeden Fall war er damals schon als Experte für Brustkrebsviren bekannt. Es hatte
wesentlich zur Erforschung des Maus-Mammatumorvirus beigetragen und ich dachte, er
muss das doch verstehen. Das ist doch sein Gebiet. Er schrieb mir, ich hatte den Eindruck
wütend, zurück. Es gäbe kein Brustkrebsvirus. Es wäre Jahrzehnte lang danach gesucht
worden und man könnte das Maus-Mammatumorvirus im Menschen nicht finden.
Na ja, das war mir klar. Das Mäusevirus war es ja auch nicht. Wie sollte es in den Menschen
hineinkommen und wieso gerade in reiche und gebildete Frauen, die, wie nicht nur ich
inzwischen herausbekommen hatte, sondern durch die gesamte Brustkrebsliteratur
geisterte, die Hauptbetroffenen dieser Krankheit waren. Ein Mäusevirus hätte doch wirklich
eher arme Leute in Obdachlosensiedlungen und Nissenhütten anstecken müssen.
Mir fiel Ignaz Semmelweiss ein, der herausgefunden hatte, dass das Kindbettfieber oft durch
die Geburtshelfer in den Krankenhäusern übertragen wurde. Er führte das Händewaschen
zwischen den einzelnen Untersuchungen der Schwangeren ein und konnte damit die
Müttersterblichkeit stark senken. Aber er landete in der Irrenanstalt, nicht zuletzt weil er
von seinen Kollegen so angegriffen wurde, dass er schließlich durchdrehte.
Auch Wegener, der die Theorie der Kontinentaldrift gefunden hatte, wurde ja immer so
unsachlich angegriffen und ich ahnte mittlerweile, dass es mir nicht anders ergehen würde.
Ich machte mich auf einen langen Weg gefasst.
Hitzesterilisierung
Mir fiel aber auch selbst ein Gegenargument gegen meine Annahme eines Brustkrebs
verursachenden Kuhmilchvirus ein, das schwerwiegend war. Und das war die
Hitzesterilisierung der Säuglingsmilch. Es war ja allgemein bekannt, wie gefährdet Säuglinge
durch Flaschenmilch waren und das Überleben trotz früh einsetzender künstlicher
Säuglingsernährung war im Grunde erst möglich geworden, seitdem man gelernt hatte,
diese gefährliche Form der Ernährung durch die Hitzebehandlung weniger, aber nicht völlig,
ungefährlich zu machen. Die RNA-Tumorviren der Rinder, und solche hatte ich in Verdacht,
waren aber sehr hitzeempfindlich. Sterilisierung würden sie nicht überleben. Und deshalb
wurde ich auch selbst immer unsicherer, ob meine Annahmen Hand und Fuß hätten.
Ich ließ die Angelegenheit für Jahre liegen und dachte, ich mache etwas anderes. Jahre
später, ich weiß nicht mehr, ob durch einen Zeitungsartikel oder ein anderes Ereignis, kam
ich auf die Lösung des Problems.
DNA Proviren
Das Rinderleukämievirus BLV, auf das sich mein Verdacht immer mehr konzentrierte, war ja
in DNA-Form in der Kuhmilch enthalten, und zwar in den Lymphzellen der Milch. Denn die
Milch enthält, wie das Blut, viele Zellen für die Immunabwehr, die Kuhmilch natürlich
Rinderzellen. Deshalb kann die Flaschenmilch für die Säuglingsernährung auch nicht
wirklich adaptiert werden, wie heute immer behauptet wird.
Dann müsste man ja lebende Blutzellen vom Rind oder von Menschen dazugeben, die in der
Muttermilch enthalten sind. Aber vom Rind? Das geht ja nicht wirklich. Aber in der
Muttermilch sind solche Zellen, die für den Säugling vermutlich eine wichtige Funktion
haben, auf die er mit der Flaschenmilch verzichten muss.
In der Flaschenmilch sind also tote Rinderlymphzellen enthalten, die den DNA-Provirus des
Rinderleukämievirus BLV enthalten können. Und DNA-Proviren gehen durch Hitze nicht
kaputt. Sie reichen für die Übertragung des Virus und seiner Krankheiten, wie lange
nachgewiesen ist, aus und zwar gerade für das Rinderleukämievirus BLV, auf das sich mein
Verdacht bald konzentrierte. Dieses Virus ist als normales Virus nämlich recht instabil, es
Brustkrebskrankheit
Allerdings hatte ich inzwischen ein Vorhaben verfolgt, dass mich in Bezug auf das
Verständnis der Brustkrebserkrankung weiter gebracht hatte. Obwohl Brustkrebs so häufig
ist, kannte ich nämlich niemanden, der Brustkrebs hatte. Das heißt, man muss das anders
Da ich in grauer Vorzeit ja auch mal Medizin studiert hatte, setzte ich mich auf die
Hinterbacken, versuchte flugs die tiefsten Lücken aufzufüllen und meldete mich mit Hilfe
des Buches Staatsexamenswissen auf 1000 Seiten zur Prüfung an.
Ich kam durch. Vermutlich, weil es sich um eine Multiple Choice-Klausur handelte, und weil
ich durch die Molekularbiologie und meine sich allerdings auf die merkwürdigsten
Gegenstände erstreckenden Allgemeinbildung gute Vorraussetzungen hatte.
Wie auch immer, zwischen mir und der ersten Brustkrebspatientin stand nicht mehr viel.
Damals musste man ein Jahr als Arzt im Praktikum arbeiten und ich war natürlich darauf
aus, da etwas über Brustkrebs zu lernen. Zuerst stand die Allgemeinchirurgie an.
Brustoperationen wurden da schon lange nicht mehr gemacht. Die hatten sich bereits seit
einigen Jahren die Gynäkologen gekrallt. Pech für mich. Ich überlegte, wie ich trotzdem in
die Nähe von Brustkrebspatientinnen kommen konnte, denn das war, wie man sich denken
kann, im Grunde das Einzige, was mich interessierte, obwohl, ich die Zeit im Rückblick nicht
missen möchte. Ich war wirklich beeindruckt von der zupackenden Art der Chirurgen. Selten
in meinem Leben habe ich Menschen kennengelernt, die härter, intensiver und
entschlossener handelten und arbeiteten. Und arbeiten mussten.
Die ganze Arbeit, für die der Internist praktisch den ganzen Tag Zeit hat, machten sie
abends, sozusagen nach Feierabend und nebenbei. Also das Lesen der Patientenakten,
Verordnen von Medikamenten und so weiter. Auch die Gynäkologie ist ein chirurgisches
Fach und die Ärzte sind, solange sie am Krankenhaus sind, dauernd am Operieren und es ist
wichtig, sich das vor Augen zu halten. Schon der Rest der Behandlung, abgesehen eben
vom Operieren, läuft nebenbei. Dazu kommt das Diktieren der Arztbriefe, alles nach einem
sowieso schon anstrengenden Arbeitstag, der im Stehen, bei hoher Konzentration und
Belastung verbracht wird. Zum Nachdenken und Forschen hat man da nicht mehr viel Zeit
und wohl auch kaum innere Ruhe.
Solche Leute gehen nicht in chirurgische Fächer. Sie haben da auch nichts zu suchen. Bis
sie nämlich was gemacht haben, wäre der Patient längst verblutet, das Kind im
Geburtskanal erstickt und so weiter. Sie würden im Operationssaal nicht alt werden. Jeder
Chef würde ihnen früher oder später andeuten, dass sie sich etwas anderes suchen sollen,
schon um das Leben der Patienten nicht zu gefährden. Für die Forschung in der Gynäkologie
ist das natürlich nicht gut. Die Chirurgen sind keine Leute, die sich gerne in Bücher über
alles und jenes vergraben. Ich will nicht so weit gehen zu behaupten, dass Auto, Motor und
Sport ihre einzige Lektüre ist. Das stimmt sicher nicht. Es ist nur die Lieblingszeitung. Klare
Zeichnungen, schöne Bilder, nicht soviel Schwafeltext. Scherz beiseite. Den harten Alltag,
den die Chirurgen durchstehen müssen, hätte ich nicht lange durchgehalten. Brauchte ich
auch nicht. Wir PJler wurden eingeteilt, die Anamnesen zu machen, also die Patienten zu
interviewen und die Krankengeschichten aufzuschreiben. Vermutlich ein Horror für jeden
Chirurgen, der wahrscheinlich die ganze Zeit daran denkt, dass man sich auch kürzer fassen
könnte. Für mich jedoch wunderbar.
Ich hatte mich für die Privatstation für Frauen gemeldet, weil ich hoffte, da wenigstens mal
zufällig auf eine Frau zu stoßen, die Brustkrebs hatte. Denn die Patientinnen, die wegen
Brustkrebs operiert werden mussten, die kamen ja in die Gynäkologie. Ich wurde auf
meinen Wunsch hin, der alle wunderte, auch dahin eingeteilt, denn ich war die einzige, die
dahin wollte. Diese Station galt sowieso als Station des Grauens. Privatpatienten gelten ja
als anspruchsvoll, besserwisserisch und so weiter und dann noch Frauen, die sowieso keine
interessanten Krankheiten haben. Schließlich fahren sie nicht mit dem Motorrad vor den
Baum und trinken auch selten genug, um beim Bierholen die Treppe runter zu fallen. So
stand meinem Wunsch nichts entgegen. Auf die Privatstation für Frauen drängte sich
niemand. Da war Platz frei. Die ersten drei Patientinnen, deren Krankengeschichte ich
erheben sollte, hatten eine vergrößerte Schilddrüse, die operiert werden sollte. Alle drei
hatten Brustkrebs.
Einiges!
Es stellte sich nämlich heraus, dass die Brust, wie die Schilddrüse, Jod aus dem Blut
aufnimmt und zwar in der Stillzeit. Das Jod wird von der Brust aus dem Blut aufgenommen
und über die Milch an den Säugling abgegeben. Brust und Schilddrüse der Mutter stehen
also in Konkurrenz. Wenn genug Jod da ist, wie das in Ländern mit Jod reicher Ernährung der
Fall ist, dann ist das kein Problem, denn für die Schilddrüse der Mutter und für die Milch ist
genug Jod da.
Diese Situation haben wir heute. Im Moment wird die Nahrung in einem ganz neuen Ausmaß
jodiert. Jodmangel gibt es in Deutschland eigentlich nicht mehr. Viele, die sich damit
beschäftigen, fürchten jetzt eher die Jodvergiftung. Anders war das in Jodmangelzeiten, die
damals noch herrschten.
Ich begann in der Literatur weiter zu suchen und fand heraus, dass die zunehmenden
Jodmangelsymptome, die sich in allerlei Blutwerten zeigten, tatsächlich kein gutes Zeichen
waren.
Aber die Bekämpfung dieses Symptoms brachte es auch nicht. Durch Jod oder Thyroxingabe Thyroxin ist
konnte man zwar den Jodmangel in den Griff bekommen, aber nicht die das Hormon,
Brustkrebsmetastasen. Die Schilddrüsenvergrößerung war also ein unter Fachleuten nicht das die
unbekanntes Symptom, dessen Beherrschung durch Thyroxin für die Brustkrebsbehandlung Schilddrüse
nichts brachte, obwohl das oft vorgeschlagen und versucht worden war. aus dem Jod
macht. Man
Man hatte aber versucht, dieses Symptom, und zwar nicht die Schilddrüsenvergrößerung, gibt es bei
sondern die Jodspeicherung der Brusttumore, zur Diagnose zu nutzen. Davon waren sogar Jodmangel
Aufnahmen angefertigt worden, auf denen man sehen konnte, Brusttumore speichern Jod. lieber als
Die Entwicklung eines Diagnosesystems hatte man aber bald wieder gelassen, die sich Jod, weil das
entwickelnde Mammographie funktionierte viel besser. besser
funktioniert.
Aber immerhin kannte ich jetzt den Grund für die Schilddrüsenvergrößerung speziell bei
Brustkrebspatientinnen. Die Brustkrebszellen nahmen Jod auf und das konnte nicht mehr
heraus, denn der natürliche Ausgangsweg, die Milch, stand ja nicht offen. Stattdessen blieb
das Jod im Tumor und fehlte in der Schilddrüse, die vergeblich gegen die Jodspeicherung der
Brustkrebszellen anarbeitete und dabei immer größer wurde. Eigentlich eine uninteressante
Sache das Ganze. Ich sprach mit einigen über meine Beobachtung, bekam aber den Tipp,
doch besser für mein Examen zu lernen. Wie wahr! Aber ich konnte es nicht lassen. Das
Thema hatte mich schon gepackt.
Ich dachte, es könnte auch bedeuten, dass das Radiojod nicht nur die Schilddrüse, sondern
auch kleine noch unerkannte Brustkrebstumoren abgetötet hatte. Aber dann dachte ich
nach und erinnerte mein weniges Wissen aus dem
Staatsexamenswissen auf 1000 Seiten. Da gab es nämlich einen Jod speichernden Tumor,
das differenzierte Schilddrüsenkarzinom, das Jod speichert. Der Tumor wird operiert, die
Schilddrüse herausgenommen. Und den Metastasen von diesem Jod speichernden Karzinom
bietet man statt normalem, radioaktiven Jod131 an. Das nehmen die Zellen genauso gerne
auf wie normales Jod auf. Sie können es gar nicht unterscheiden und damit werden
verbliebene Krebszellen, Metastasen, dann abgetötet.
Patienten mit diesem Jod speichernden Schilddrüsenkarzinom haben eine fast normale
Lebenserwartung und das kann man von uns Brustkrebspatientinnen leider nicht sagen.
Aber vielleicht könnten sie sie haben, wenn man die gleiche Möglichkeit nutzen würde. Ich
war ganz berauscht von meiner Idee. Heute hätte man nicht mehr darauf kommen können,
weil durch die Jodierung der Lebensmittel kein Jodmangel mehr besteht und eine Frau auch
keine Jodmangelzustände mehr entwickeln würde.
Das heißt nicht, dass die Metastasen kein Jod mehr speichern. Das tun sie sehr wohl.
Ungefähr 80% der Metastasen speichern Jod und das bedeutet, dass ein sehr großer Teil der
Frauen für eine solche Behandlung theoretisch in Frage kämen. Aber das würde nicht zu
einer Schilddrüsenvergrößerung führen und so könnte man heute diesen Prozess nicht mehr
mit unbewaffnetem Auge beobachten, wie ich damals. Abgesehen davon kann man die
Aber so weit war ich damals noch nicht. Man konnte und musste neben Chirurgie und
Innerer Medizin noch ein Wahlfach nehmen, und ich wählte mit meinen neuen
Erkenntnissen die Nuklearmedizin, weil da die Behandlung der Schilddrüsenkarzinome
gemacht wird. Auch da war es kein Problem, dahin zu kommen, denn besonders die
Behandlung der Schilddrüsenkarzinome gilt nicht gerade als brennend interessantes Gebiet.
Für mich war es das aber schon und ich begann die Literatur zusammenzustellen und ein
Paper daraus zu machen
Ich versuchte sogar, zu berechnen, mit welcher Radioaktivitätsaufnahme man rechnen
könnte. Denn das ist bei der Sache das Problem, es muss genug sein, um die Tumorzellen
abzutöten. Nach den Monaten in der Nuklearmedizin war ich so weit und hatte eine
Übersicht zusammengestellt, in englischer Sprache, und ich habe sie heute noch. Sie hieß:
Arguments for a Therapy of Breast Cancer with Iodine131
Auf Deutsch: Argumente für eine Behandlung des Brustkrebs mit radioaktiven Jod 131.
Leider ist es mir nicht gelungen, die Zeichnung zur Berechnung der Radiojodaufnahme
einzuscannen, und ich habe sie auch etwas geändert, aber nur ein Kleinigkeit. Aber das ist
so ungefähr das, was ich damals zusammengesucht hatte.
Weiter
Und die Beschäftigung mit der realen Medizin hatte noch etwas anderes bewirkt. Die
ärztliche Tätigkeit begann mich zu interessieren. Ich ärgerte mich, dass ich dieses Studium
nie ernsthaft betrieben hatte und mich deshalb nicht in der Lage fühlte, als Ärztin zu
arbeiten. Denn es ist natürlich ein Unterschied, sich durch ein Examen zu schlängeln oder
echte Menschen zu behandeln. Aber ich war verlockt, an der Idee mit der
Chemotherapie
Zum Beispiel blieb mir nicht verborgen, dass die Chemotherapie, die mich ja sehr
interessierte, noch keine richtige Behandlung, sondern ein Problem war. Auch in die
Chemoabteilung hatte außer mir keine gerne hin gewollt. Ich war die einzige, die sich für
dieses traurige Kapitel interessierte, bei dem man nicht viel Erfolge erwarten konnte. Und
mir fiel schnell auf, dass die Oberärzte der Abteilungen viel weniger von der "Behandlung"
erwarteten, als die dort noch frischen Assistenzärzte.
Obwohl ich damals noch nicht dahinter gekommen bin, dass gerade bei Brustkrebs mit
Metastasen die Erfolge äußerst sporadisch waren, fiel mir die Skepsis der erfahreneren
Ärzte doch auf. Aber ich konnte mir noch keinen richtigen Reim darauf machen. Und dann
kam noch etwas anderes dazu. Denn ich hätte ja, bei ernsthaftem Willen, mein Lücken
Ich wollte nämlich jetzt noch, wenn auch sehr spät, wenigstens ein Kind bekommen. Mir war
klar, dass ich aus Altersgründen damit nicht länger warten konnte. Man kann aber nicht
gleichzeitig in der Nuklearmedizin arbeiten und dann auch noch in der Radiojodbehandlung,
und gleichzeitig schwanger werden. Denn das ist viel zu gefährlich für das Kind. Traurig,
aber ich hoffte, im Sinne der Brustkrebspatientinnen, dass wenigstens jemand anders diese
Arbeit in Angriff nehmen würde. Es hatte ja zwei Arbeitsgruppen gegeben, die an der
Jodaufnahme der Brusttumoren zu Diagnosezwecken gearbeitet hatten. Diese funktionierte
nicht, weil die Mammographie viel genauer war und die gutartigen Tumore der Brust auch
sehr gut speichern und man will ja gerade gut- und bösartige Tumore unterscheiden. Das
geht mit Jodaufnahmen nicht.
Deshalb ist die Methode für die Diagnose nicht geeignet. Wohl aber für die Behandlung.
Ich dachte, vielleicht kann ich den Leuten, die an der Nutzung der Jodaufnahme für
diagnostische Zwecke arbeiten, [??] Kontakt aufnehmen. Eine Arbeitsgruppe war in Essen
und eine in New York gewesen. Von dem Typ in Essen bekam ich ohne Weiteres die
Telefonnummer heraus. Aber er reagierte so, wie vermutlich mein Vater reagiert hätte,
wenn man ihm eine Tätigkeit in einer Nussnougatfabrik angeboten hätte. Er winkte ab. Er
hatte kein Interesse mehr an dem Thema.
In New York
In New York gab es noch zwei Leute, die an dem Thema gearbeitet hatten. Ich war froh,
dass ich das Papier gleich in englischer Sprache geschrieben hatte und machte mich auf die
Reise nach New York. Am Albert Einstein College und auf einer Insel vor New York traf ich
tatsächlich noch auf die beiden, die daran gearbeitet hatten, und die auf meinen Plan erst
ungläubig und dann interessiert reagiert haben. Es war eine ältere Ärztin, die in einem
großen Krankenhaus auf einer Art Insel vor New York arbeitete, aber vielleicht keine
Forschungsinteressen mehr hatte und ein junger Arzt mit einer Kippa.
An die Begegnung erinnere ich mich noch heute. Ich wollte dem jungen, schmalen Mann zur
Begrüßung die Hand geben. Daraufhin wurde er rot und machte einen Satz zurück. Ich mit
Am Albert Einstein College wird die Behandlung heute gemacht. Ich begann eine
Korrespondenz und merkte, dass sie da gar nicht mehr wissen, dass ich sie auf Idee
gebracht habe. In Deutschland hat es auch jemand versucht, aber wie? Darauf will ich hier
als erstes eingehen, denn dieser Versuch hätte mich beinahe das Leben gekostet.
Obwohl ich die Radiojodtherapie als eigenes Projekt zu den Akten gelegt hatte, hatte ich
mich nämlich weiter mit Brustkrebs befasst. Den letzten Teil des PJ hatte ich in der
Abteilung für Chemotherapie verbracht und kannte die Problematik, wenn auch nur in ihren
Anfängen. In Bezug auf Brustkrebs war ich ja nicht ganz so unbeleckt wie die meisten
Anfänger und mir fiel sofort auf, dass die erfahreneren Ärzte, fiel weniger von dieser
Behandlung hielten als die Anfänger. Wenn sie ihre Tätigkeit dort begannen, waren sie
ähnlich dran wie die Patienten, die auch alle in diese Klinik drängten. Sie hielten
Chemotherapie für eine Behandlung. Das ist sie aber für Brustkrebs mit Metastasen nicht.
Und auch in der vor sozusagen vorbeugenden, adjuvanten Form, wo sie eine gewisse
Wirkung hat, muss man sich die Art und Weise, wie diese Behandlung funktioniert, genauer
ansehen. Dann ist man nämlich von vielen Illusionen geheilt.
s. auch Die Erfolge der Chemotherapie gegen frühen Brustkrebs
Jedenfalls war mir der Ernst der Lage klar und ich dachte sofort an die Radiojodbehandlung.
Meinem behandelndem Arzt war die Aussichtslosigkeit meiner Situation auch klar. Und als
Auch der sehr jung wirkende Oberarzt, der sein Brot mit meinem
Knochenszintigramm verdienen musste, war total entsetzt über mein Ansinnen, dieses
Knochenszintigramm statt mit Technetium mit Jod131 zu machen. Dann hätte man ja sehen
können, ob der Tumor, der da ja noch nicht entfernt war, Jod aufnahm. Er klärte mich auf,
dass es sich bei Jod131 um einen gefährlichen, radioaktiven Stoff handeln würde.
Als Frau mit Hautmetastasen würde ich mir um Spätschäden keine Gedanken mehr machen
müssen, versuchte ich ihm zu erklären. Für mich wäre doch sozusagen gar nichts mehr
gefährlich, außer dem direkten Sprung vor ein fahrendes Auto oder ähnliche drastisch,
lebensverkürzende Taten.
Aber das beeindruckte ihn nicht. Auch er verwies auf den Kollegen, der daran forschte und
nun gar nicht weiterkäme. "Aber warum forschte er daran, wenn er die Sache für
aussichtslos hält? Warum? Man forscht doch nicht an etwas, was man es für aussichtslos
hält?", fragte ich schließlich schon ziemlich entnervt
Die Antwort machte mich kurze Zeit sprachlos. "Also das ist so. Wenn man weiter kommen
will, dann muss man forschen. Sie kriegen sonst gar keine Stelle an einer Universität! Wir
stehen da ganz fürchterlich unter Druck." So sieht es aus.
Ich habe mich erst aufgeregt und zwar maßlos. Aber dann wurde mir klar, wahrscheinlich ist
es wirklich so. Wer Arzt wird, um kranke Menschen zu behandeln, muss dann forschen, um
eine Stelle zu kriegen, was vielleicht ein Horror für manche ist. So wie es für mich eine
Stelle als Unfallchirurg wäre. Dann werden die Menschen, die gerne behandeln würden, zu
einer Doktorarbeit verdonnert, die sie nicht interessiert und dann machen sie damit oder
mit anderen Themen weiter, die sie auch nicht interessiert, weil sie das müssen, um
weiterzukommen. Man fragt sich, was dabei herauskommen soll. Aber einen
Verbesserungsvorschlag habe ich auch nicht.
---
Diese Ergebnisse hatten also gar nichts damit zu tun, dass die Jodaufnahme in
Brustkrebszellen nicht funktioniert. Er hatte aber noch etwas anderes ausprobiert, was ich
damals nicht gefunden habe. Und zwar hatte man bei Frauen mit Brustkrebs die
Jodaufnahme in die Tumoren gemessen. Das kann man, indem man einfach eine ganz
kleine Menge an radioaktivem Jod nimmt, und guckt, wo sie sich ansammelt. Das kann man
machen, auch um die nötige Dosis zu berechnen. Man ist dann wohl zu dem Schluss
gekommen, dass die Dosis nicht ausreichte. Es war bei einem Vortrag in Heidelberg. Ich
habe dann gleich gefragt, ob sie denn in der Zeit die Antihormonbehandlung ausgesetzt
haben. Denn ohne weibliche Hormone funktioniert es ja nicht. Dabei stellte sich heraus,
dass die Hormonsituation gar nicht beachtet worden war und auch keine hormonelle
Dann funktioniert die Radiojodbehandlung aber nicht. Man muss die Jodaufnahme hormonell
stimulieren und die Schilddrüse ausschalten. Das hat man sich nicht getraut, wie er mir
sagte, um die Patientinnen nicht durch so ein Experiment zu gefährden. Ein
verantwortungsvoller Standpunkt, dem ich meine Hochachtung zollen muss. Trotzdem hat
er hier zu einer verpassten Chance für alle Brustkrebspatientinnen geführt. Und ich frage
mich, wenn er das veröffentlicht hatte, warum hat ihm das keiner gesagt? Vielleicht weil
man sich nicht gegenseitig kritisieren will, um sich keine Feinde am DKFZ zu machen? Ich
weiß es nicht, aber ich fand es schade, wenn auch verständlich. Vielleicht hat er es auch
nicht veröffentlicht, was auch so eine Unsitte ist. Denn auch an ungünstigen Ergebnissen
und deren Diskussion kann man viel lernen, wenn sie ans Licht der Öffentlichkeit dringen.
Wie auch immer, mir hätten diese ungünstigen Vorerfahrungen beinahe die Chance
genommen. Meine einzige Chance. Außer der Haut waren auch Lymphknoten befallen. Es
sah schlecht aus. Um Zeit zu gewinnen, machte ich aus reiner Verzweiflung die
Chemo. Operieren konnte man ja nicht mehr, weil der ganze linke Oberkörper befallen war,
sogar der linke Arm, wie ich an der auch nach Abschluss der Chemo verbliebenden Rötung
sehen konnte, die insofern gar nichts gebracht hatte. Nur meine Haare hatten das Ganze
nicht verkraftet. Aber ich hatte meine Zeit genutzt. Ich fand heraus, dass an vielen Stellen
an dieser Sache gearbeitet wurde, abgesehen vom Albert Einstein Kolleg in New York, aber
nur von Wissenschaftlern und Ärzten, die an Forschung interessiert waren, nicht von
behandelnden Ärzten. Diese forschten an Zellen, Zell-Linien, an Mäusen, Ratten und so
weiter. Aber sie hatten keine Klinik, in der mit den Mengen an radioaktivem Jod gearbeitet
werden durfte, die für die Radiojodbehandlung nötig ist.
Sie hatten aber mittlerweile das Enzym gefunden, das für die Jodaufnahme in Zellen nötig
ist. Sie hatten herausgefunden, dass fast 80% aller Brustkrebse Jod aufnehmen und so
weiter. Kurz und gut, die Sache stand inzwischen auf soliden, wissenschaftlichen Beinen. Ich
kopierte mir ein paar Arbeiten und suchte mir aus dem Internet alle möglichen
Nuklearmedizinischen Kliniken zusammen und arbeitete gleichzeitig ein Art
Behandlungsschema aus.
Ich hatte ja ein wenig Ahnung von der Radiojodbehandlung, weil ich damals an einigen
teilgenommen und mich auch mit Fachleuten darüber unterhalten hatte. Und mir war
dadurch und durch das, was ich gelesen hatte, klar, dass das Wichtigste für den Erfolg der
Das ist auch bei der Behandlung des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms das Problem
und wird dort durch die Entfernung der Schilddrüse und durch hormonelle Stimulation
erreicht. Mir war klar, dass ich die Schilddrüse auch herausnehmen lassen musste. Wenn
man die Schilddrüse belässt, schnappt sie das Jod weg und für die Brustkrebszellen bleibt
nicht viel übrig.
Und die Brustkrebszellen müssen auch hormonell stimuliert werden. Und zwar anders als
die Schilddrüse, für die es andere Hormone gibt, durch Stillhormone. Das ist schon vor
langer Zeit und gut untersucht worden.
Zusätzlich kann man noch ein Vitamin A ähnliches Präparat nehmen. Und zu dem habe ich
mich dann auch noch entschlossen. Ich machte mir also selbst einen Behandlungsplan, ein
Anschreiben für die Ärzte mit eigener Klinik und dann sofort Termine.
Diesmal hatte ich Glück. Sofort dem ersten Arzt war klar, dass ich in meiner Situation keine
Spätschäden mehr befürchten müsste. Ich denke, er war einfach älter und erfahrener und
wusste, dass die Chemotherapie in der Praxis nicht so viel bringt, wie man sich erhofft,
wenn ohne langjährige Erfahrungen durch diese Studienergebnisse geblendet wird.
Auch war mir ja das zarte inflammatorische Karzinom in meiner Haut erhalten geblieben. Es
hatte sich allerdings während der Chemo nicht weiter entwickelt und sogar das war ja schon
ein Erfolg im Vergleich zu den Zeiten vor der Chemo, als die Lebenserwartung in dieser
Situation bei Wochen bis Monaten gelegen hatte. Ich hatte durch die Chemo immerhin
sechs Monate überlebt.
Mir war also klar, ich musste ich mir die Schilddrüse herausnehmen lassen, um Erfolg mit
der Radiojodbehandlung zu haben. Bei meiner Diagnose war das auch kein Problem. Ich
hatte mich als Kollegin vorgestellt. Und deshalb sprach auch der Chirurg recht offen und
meinte, das kann man bei Ihnen als terminalen Heilversuch vertreten. Auch er war der
Ansicht, dass ich auf mögliche Spätschäden keine Rücksicht nehmen müsste, da ich meine
Lebenserwartung nur durch einen Sprung aus dem Fenster noch verkürzen konnte.
Außerdem gibt es in der Praxis kaum Spätschäden der Radiojodbehandlung. Auch die
Schilddrüsenentfernung geht meistens gut. Gefahren liegen in der irrtümlichen
Durchtrennung des Recurrens Nerven. Den sieht man schlecht und da muss der Chirurg
Dann gibt es noch zwei kleine Körperchen, die mit der Kalziumregulation zu tun haben.
Auch die sollten bei der Operation nicht drauf gehen. Darüber hatte ich mich ja schon
informiert. Es klappte alles wunderbar. Sofort nach der Schilddrüsenentfernung machte ich
die nuklearmedizinische Behandlung und schon wenige Wochen nach der ersten
Radiojodbehandlung, bei der man eigentlich erst mal nur die Reste der Schilddrüse
ausschalten will, war die Rötung verschwunden.
Es blieb nur auf der Szintigraphie ein winziger Punkt in der Nähe des früheren Tumors, der
vielleicht ein befallener Lymphkoten hätte sein können. Deshalb habe ich das Ganze dann
noch zweimal wiederholt. Aber meine Hautmetastasen sind seitdem, also seit mehr als vier
Jahren, verschwunden, und sie haben sich auch nicht mehr gemeldet.
Natürlich verfolge ich die Radiojodbehandlung, auch wie sie von anderen gemacht wird, in
der Literatur. Und wie ich das so mitbekommen habe, macht es bis jetzt keiner so, wie ich
es durchgezogen habe. Also mit Entfernung der Schilddrüse und hormoneller Stimulation
durch Stillhormone und der Vitamin A ähnlichen Retinoidsäure. Was dabei rauskommen
kann, weiß ich nicht. Ich vermute, nicht viel. Nach allem was ich weiß und auch von
Nuklearmedizinern gehört habe, ist die Radiojodbehandlung ohne diese Maßnahmen nicht
erfolgversprechend. Dadurch wird eine wichtige Chance verschenkt. Ich habe damals lange
gebraucht, um die als leicht geltende Radiojodbehandlung zu verstehen. Und mir ist es
gelungen, alles herauszufinden und zusammenzustellen, weil ich vieles andere weggelassen
habe.
Vielleicht ist das nicht möglich, wenn man die ganze Zeit an vielen anderen Sachen arbeiten
und die Forschung nebenbei machen muss. Oft wird Leuten, die sich für Forschung
interessieren, das regelrecht vorgeworfen. Sie sollen ihre Arbeit, das heißt die
Patientenversorgung und an der Uni die Ausbildung der Studenten machen. Und die
Forschung wird als das störende Hobby karrieresüchtiger Ehrgeizlinge gesehen. Unter so
einem Druck zu arbeiten, ist schwer.
Und sonst …
Mich hat die ganze Behandlung natürlich sehr mitgenommen. Die Chemo hatte eine sehr
Ich konnte irgendwie gar nicht mehr laufen, weil ich so kraftlos war und trieb mich erst nur
im Bett und dann am Computer herum. Nach und nach fing ich an, meine Internetseite
aufzubauen. Dazu musste ich Frontpage lernen, was leichter war, als ich gedacht hatte,
aber leider nur im Rückblick. Währenddessen blieb ich dauernd irgendwo hängen. Aber da
ich nicht viel anders machen konnte, habe ich dann trotzdem weitergearbeitet.
Eigentlich wollte ich nur die Radiojodbehandlung darstellen und meine alte Theorie, dass
der epidemische Brustkrebs bei den Frauen auftritt, die schon als Säugling mit Kuhmilch
und den darin enthaltenen Viren in Kontakt gekommen sind. Aber nach und nach habe ich
dann viele Fragen aus dem Netz und auch andere, die mir im Zusammenhang mit
Brustkrebs auffielen, aufgegriffen.
Das war für mich sehr anregend und hat mich mit ganz verschiedenen Aspekten der
Krankheit und ihrer Behandlung vertraut gemacht. Von: "Woher kommen die tränenden
Augen bei der Chemo?" bis "Wieso haben Frauen mit Brustkrebs so viele
Autoimmunerkrankungen von Hashimoto bis zur Psoriasis und Arthritis?". Zuletzt wurde ich
von katziTatzi auf die Bücher von Jane Plant und Maria Rollinger aufmerksam gemacht.
Ich hatte aber mal versucht, herauszufinden, ob Jane Plant noch lebt. Damals konnte ich sie
im Internet nicht finden und dachte, na ja. Außerdem hatte ich eine Freundin, die schon
lange vor mir Brustkrebs bekommen hatte und darüber völlig in Panik geraten war. Sie hatte
dann eine Therapeutin in Hawaii aufgesucht, die mit Rückführungen arbeitete und so ihren
Brustkrebs bekämpft. Mir kam das sehr merkwürdig vor und nach einigen Jahren bat ich sie,
Dort stand, dass mehrere Tumore hatten gefunden werden können, und das hatte sie so in
Panik versetzt. Denn viele Menschen meinen, ein Tumor wäre Krebs. Tumor ist aber ein
gelehrtes Wort für Knubbel. Also nichts prinzipiell Bösartiges. Es kann sich dann um ein
Lipom, also einen Fettknubbel, handeln oder um ein Fibroadenom, also einen gemischten
Knubbel aus Drüsen und Bindegewebe, der auch nicht tragisch ist. Und es kann auch Krebs
sein. Aber was es wirklich ist, kann man aus der Röntgenuntersuchung nicht sehen. Dazu
braucht man eine Gewebeprobe und die war gar nicht gemacht worden. Im weiteren,
schwer zu lesenden Text, vermutete der Röntgenarzt, dass es sich bei ihr vermutlich um
mehrere gutartige Fibroadenome handeln würde. Das hatte sie aber gar nicht mehr
mitbekommen und auch nicht abklären lassen. Stattdessen hatte sie ihre Stelle gekündigt,
war mit ihren Ersparnissen nach Hawaii und hatte ein neues Leben angefangen. Vielleicht
ein Leben, das besser zu ihr passte, aber das hatte wahrscheinlich nichts damit zu tun, dass
ihre Krankheit zum Stillstand gekommen war. Es wäre vermutlich auch so gut gegangen.
Insofern war ich auch bei Jane Plant skeptisch. Ich vermutete eine ähnliche Geschichte. Jane
Plant wurde zwar schon in der Besprechung als Wissenschaftlerin vorgestellt worden, aber
ich war trotzdem misstrauisch. Auch Wissenschaftler, wenn sie keine Ärzte sind, kennen oft
nicht den Unterschied zwischen Tumor und Krebs. Und ich wollte als erstes wissen, ob Jane
Plant einen Tumor oder Krebs gehabt hatte. Oder war sie vielleicht schon tot? Ich hatte
schließlich schon viele Jahre nichts von ihr gehört.
Ich nahm mir vor, dem nachzugehen, um es dann zu veröffentlichen, damit sich die ohnehin
Brustkrebs kranken Frauen nicht noch unnötig mit so einer einschneidenden Diät quälen
mussten. Denn auf Milchprodukte zu verzichten, ist in unserer Gesellschaft sehr schwer und
sogar teuer. Und für mich zum Beispiel wäre es eine einschneidende Veränderung meines
Lebens.
Deshalb war ich sehr an der Klärung der Frage, ob der Verzicht auf Milchprodukte bei
Brustkrebs vorteilhaft sein kann, interessiert. Einige Frauen im Forum beschäftigten sich mit
Diäten, aber ich hielt mich da herraus, weil ich keine Ahnung davon. hatte. Aber als sich auf
eine Frage dort, von mir oder sonst wem, ob Jane Plant noch lebte, katziTatzi mit der
Ich bestellte mir ihr altes Buch "Dein Leben in deiner Hand" und nach der Lektüre hatte ich
an ihrem Brustkrebs keine Zweifel mehr. Sie hatte die ganz Tortur der üblichen
Brustkrebsbehandlung außer der Antihormonbehandlung hinter sich gebracht, unter
anderem mehrere Chemos, als sie eine dicke Metastase in der linken Schlüsselbeingrube
entdeckte. Was sie selber nicht wusste, aber jeder Onkologe, also Krebswissenschaftler,
war, dass der Befall der Schlusselbeingrube früher als Hinweis, jede belastende Behandlung
abzubrechen, gedeutet wurde, da dem Patienten nicht mehr geholfen werden kann. Da sie
um Offenheit gebeten hatte, wurde ihr auch gesagt, dass sie auch mit Chemo wohl nur noch
mit wenigen Lebensmonaten rechnen konnte.
In dieser Situation begann sie mit ihrer milchfreien Diät und ist heute noch am Leben und
der Tumor in der Schlüsselbeingrube und die anderen Metastasen sollen verschwunden
sein. Ich will nicht leugnen, dass mir das nach wie vor schwer fällt, zu glauben. Aber ich
konnte in dem, was Jane Plant beschrieb, keinen Fehler finden. Wie Jane Plant ist mir auch
bekannt, dass Brustkrebs nur in Ländern mit Milchernährung von Bedeutung ist. Ich bin
immer davon ausgegangen, dass besonders die Ansteckung mit dem Rinderleukämie-Virus
aus der Milch später zu Brustkrebs führen kann. Man kann dieses Virus im genetischen
Material von Brustkrebszellen auch nachweisen. Wenn so eine Infektion die
Brustkrebsursache ist, ist eine nach dem Ausbruch der Krankheit einsetzende Diät natürlich
sinnlos.
Jane Plant machte dagegen auf die in der Milch vorhandenen Hormone und
Wachstumsfaktoren aufmerksam. Zum Beispiel auf die Östrogene, den Insulin ähnlichen
Wachstumsfaktor und das Prolaktin. Das überzeugte mich nicht. Denn an und für sich muss
man davon ausgehen, dass zwar nicht das Östrogen, wohl aber der Insulinähnliche
Wachstumsfaktor und das Prolaktin Proteinhormone sind, die im Magen-Darmtrakt abgebaut
werden. Aber, so meinte Plant, sie sind ja vermutlich in der Milch, damit sie den Säugling,
und zwar hier das Kalb, erreichen. Es könnte also sein, dass sie gegen den üblichen Abbau
im Magen-Darm -Raum geschützt sind. Diese offene Frage machte mich nachdenklich.
Ich fragte mich, können Hormone, die das Wachstum von Kälbern anregen sollen, die
Brustdrüsenzellen der Frau zur Zellteilung anregen? Für unmöglich hielt ich es nicht.
Allerdings kamen mir die Östrogene in der Milch schon problematisch vor.
Insofern halte ich das, was im Moment mit den Igeln gemacht wird, nicht für besonders
sinnvoll.
Der Igel als Kuscheltier
Relativ ungefährlich sind Viren eben nur für die Tiere, mit denen sie schon lange
zusammenleben, so dass sich Gast und der unfreiwillige Gastgeber aufeinander eingestellt
haben. Dabei sollte man im Auge haben, dass es für das Virus auch nicht von Vorteil ist,
seinen Wirt zu ermorden.
So ist das seit langem auf und in uns herumschmarotzende, menschliche Warzenvirus für
uns nicht sehr gefährlich. Bei Hamstern, die neu mit diesem Virus Bekanntschaft machen
und die nicht darauf eingestellt sind, macht es dagegen gefährlichen Krebs. So wie das
Rinderleukämie-Virus BLV im Rind nur manchmal Leukämie verursacht.
Die meisten Rinder werden nach einer anfänglichen Erkrankung damit fertig. Brustkrebs
entwickeln sie überhaupt nicht, obwohl ihre Brustdrüsenzellen auch transformiert und zur
Deshalb haben die Tierärzte, die mit Kühen arbeiten, vermutlich nicht viel Ahnung von
Gesäugekarzinomen, wie man den Brustkrebs bei Tieren nennt. Die Kühe kriegen ja keine.
Und deshalb ahnen die auf Haustiere der Landwirtschaft spezialisierten Tierärzte vielleicht
nicht, wie problematisch es sein könnte, den Menschen mit Milchprodukten von
schwangeren Kühen zu versorgen. Denn bei der Herstellung der Milchprodukte aus der
Milch von schwangren Kühen handelt es sich leider wohl nicht um eine unbegründete
Horrormeldung.
Maria Rollinger beschreibt in ihrem Buch genau diese Problematik. Und so muss man sagen,
dass, auch wenn Jane Plant hauptsächlich andere Hormone und Wachstumsfaktoren der
Milch im Auge hatte, besonders die in der Schwangerschaft produzierten Hormone der Kühe
einen unheilvollen Einfluss auf die Zellteilung von Brustkrebszellen haben könnten, nicht
unmöglich ist. Man merkt ja selbst, dass die Brust in der Schwangerschaft größer wird. Oft
ist es das erste Zeichen einer Schwangerschaft
Vielleicht hat nicht jede Brustkrebszelle die nötigen Kontaktmoleküle für diese Hormone.
Genau wie es Brustkrebs mit und ohne Östrogenrezeptoren gibt, könnte das auch für
andere Hormone und Wachstumsfaktoren der Fall sein. Deshalb könnte es sein, dass der
eine Brutkrebs auf die Milchhormone angewiesen ist und ohne sie nicht mehr weiter wächst
und der andere nicht. Aber wenn man in aussichtsloser Situation ist, wie Jane Plant damals,
oder keine Probleme mit der Ernährungsumstellung hat, kann eine Frau es schon
versuchen. Für gefährlich halte ich es nicht. Es könnte eher einen Versuch wert sein.
Jedenfalls denke ich nicht nur deshalb heute nicht mehr, dass die Ernährung keinen Einfluss
auf die Brustkrebsentwicklung hat. Vielleicht sind ja auch die Östrogene in der Milch ein
Problem. Das ist schwer einzuschätzen. Aber wenn man sich überlegt, was viele Frauen mit
Es könnte wichtig sein, zu wissen, in welchen Milchprodukten die Hormone landen, wenn
aus Milch das Milchprodukt wird. Landen sie im Käse, in der Butter oder im Fruchtjoghurt
oder mit dem Milchzucker in der fettarmen Leberwurst? Denn auch die ist oft eine
Art Milchprodukt, was man beim ersten Gedanken gar nicht vermutet wird, und kann
Milchzucker enthalten, wie auch sehr viele Fertiggerichte. Welches von diesen
"Milchprodukten" wegen des Hormon und Wachstumsfaktorgehaltes besonders
problematisch ist, könnte eine beantwortenswerte Frage sein.
Ich weiß es nicht und ich weiß auch nicht, ob es überhaupt jemand weiß. Aber vielleicht
sollte man es wissen. Besonders wenn man Brust- oder Prostatakrebs hat, wie so viele von
uns. Und dann gibt es noch zwei weitere Argumente, über die ich im Zusammenhang mit
den Hormonen in der modernen Milch nachdenke.
Ohne die hormonelle Stimulierung würde eine zufällig entstandene Krebszelle sich vielleicht
so selten teilen, dass im Laufe des normalen Lebens das Zellwachstum so langsam abläuft,
dass es keine gesundheitlichen Probleme verursacht. Solche Probleme könnten auch die
Hormone aus der Milch von schwangeren Kühen bewirken, indem sie die selten
entstehenden Krebszellen der Brustdrüse zum Wachstum anregen, so dass man den
Das heißt, wenn man im Jahr 1900 mit einer solchen Mutation geboren wurde, kam der
Brustkrebs weit seltener zum Ausbruch als bei einer 1950 geborenen Amerikanerin. Was
hatte sich inzwischen geändert?
Ein Faktor könnte das Ausmaß und die Art und Weise der Milchproduktion sein. Die vielen
Hormone, die durch Zucht und Injektionen, durch das Melken von schwangeren Kühen in
großem Ausmaß heute in den Milchprodukten sind, könnten eine Rolle spielen und zwar
gerade in Amerika, das neben Israel stolz auf die größte Milchleistung pro Kuh weltweit
ist. Zwei Länder, deren Frauen sehr unter der grassierenden Brustkrebsepidemie leiden.
Milchprodukte aus der Ernährung zu verbannen, ist aber wirklich nicht einfach. Und ich weiß
wirklich nicht, ob ich das schaffen könnte. Für mich ist es ja auch nicht wegen der
Brustkrebsmetastasen ein Problem, sie sind ja weg. Aber ich habe Befürchtungen, eine
Linsentrübung zu entwickeln. Meine Mutter und meine Tante bekamen als sie alt wurden,
eine Linsentrübung und bei mir merkte ich sofort nach Tamoxifen-Einnahme ein
Schlechterwerden der Augen. Da die Linsentrübung eine typische, wenn auch seltene
Nebenwirkung von Tamoxifen ist, habe ich das Medikament sofort erschreckt abgesetzt.
Meine Mutter hat allerdings nie Tamoxifen bekommen. Und bei meiner Tante weiß ich
darüber nichts. Jedenfalls war ich ganz interessiert, als ich in Maria Rollingers Buch über
einen möglichen Zusammenhang zwischen dem massiven Zusatz von Milchzucker zu alle
möglichen Lebensmitteln und Linsentrübung las, wie außerdem, dass Milchprodukte
mittlerweile 37% unserer Nahrungsmittel stellen. Abgesehen vom Hormongehalt, könnte in
dieser Beziehung auch der Milchzucker eine Rolle spielen. Und zwar nicht der Milchzucker
direkt, sondern sein Abbauprodukt, die Galaktose.
Milchzucker besteht aus zwei Einzelzuckern, der Glukose und der Galaktose (Galactose). Die
Galaktose ist sehr giftig für den Menschen und deshalb haben wir Menschen in der Regel
Enzyme, die sie sofort in die ganz ähnliche, aber ungiftige Glukose umbauen. Dann ist das
Problem aus der Welt geschafft. Es gibt wenige Menschen, die das nicht können. Sie
bekommen eine Galaktosevergiftung und entwickeln durch diese Galaktosevergiftung
Störungen des Nervensystems bis zum völligen Verlust des Verstandes, eine Linsentrübung
und einiges mehr. Deshalb wird jeder Säugling getestet. Und wenn er die Galaktose nicht
abbauen kann, muss er eine Diät einhalten.
Die allermeisten Menschen können aber Galaktose, die ja auch im Milchzucker der
Muttermilch vorkommt, gut abbauen. Aber auch in diesen Mengen, wie sie heute in der
Nahrung des Erwachsenen vorkommen? Wie Rollinger meint, ist es sehr neu für den
Menschen, sich zu 37% von Milchprodukten zu ernähren.
Milch war früher so teuer, dass sie selten auf den Tisch kam. Heute sind die aus ihr
hergestellten Produkte eine ganz wichtige Lebensgrundlange. Aber es ist die Frage, ob wir
von unserer Enzymausstattung her darauf ausgerichtet sind, die heute üblichen Mengen an
Milchzucker und Galaktose zu verarbeiten. Oder haben so viele alte Menschen
Linsentrübungen, weil sie Galaktose zwar abbauen können, aber nicht in den Mengen, wie
sie heute anfällt? Möglich ist das. Und ich versuche gerade, herauszufinden, ob etwas
darüber bekannt ist. Denn ich möchte dem gerne aus dem Weg gehen.
Allerdings ist es sehr schwer für mich, meine Essgewohnheiten zu verändern. Ich habe
Ich glaube zwar immer noch, dass das Rinderleukämie-Virus weniger für Erwachsene wie
mich, als für Säuglinge gefährlich ist. Aber ich frage mich, warum wir so viel Geld ausgeben,
um unsere Rinder leukosefrei zu bekommen und dann amerikanische Milchprodukte
importieren.
Wenn man sich zum Beispiel als Säugling mit etwas infiziert, dann reagiert der Körper oft
nicht mit einer so ausgeprägten Immunantwort, weil ja er erst lernen muss, Eigenes und
Fremdes zu unterscheiden. Es ist vermutlich einer der vielen wichtigen Aspekte der
Muttermilch, dass der Säugling lernt, was Mensch [Eigenes] ist. Stattdessen lernt er durch
die künstliche Säuglingsnahrung, dass Kuhproteine samt der enthaltenen Kuhviren das
Eigene sind. Ein Irrtum, der Folgen hat, die vielleicht noch nicht gar nicht alle bekant sind.
Denn in Bezug auf mache Krankheiten wird erst jetzt untersucht,
welche späten Erkrankungen mit der künstlichen Säuglingsernährung in Zusammenhang
stehen könnten. Und da erlebt man wirklich Überraschungen, sogar ich als jemand, der sich
Ich habe hier zwei neuere Untersuchungen zu dem Thema aufgeführt, an denen am meisten
erstaunt, dass sie erst heute, über hundert Jahre nachdem mit der Flaschenernährung im
großen Stil angefangen wurde, gemacht werden, s. dazu
http://www.erieping.de/flaschenkinder.htm
Jedenfalls konnte in den frühen Untersuchungen zur Infektion des Menschen mit dem
Rinderleukämie-Virus nichts gefunden werden. Das hat sich aber gewaltig geändert. Und
zwar wurde von Gertrude C. Buehring nachgewiesen, dass sich das Erbmaterial des
Rinderleukämie-Virus in Brustkrebszellen nachweisen lässt. Sie hat dies sogar vor Jahren auf
dem großen Düsseldorfer Brustkrebskongress vorgetragen, man muss den Veranstalter
dafür wirklich danken. Aber leider scheint die Bedeutung dieses Fundes am Auditorium
deutscher Gynäkologen spurlos vorübergegangen zu sein. Gertrude C. Buehring war nicht
die Erste und Einzige, die das Brustkrebsvirus des Menschen gefunden hat. Sie ist aber die
Erste, die gezeigt hat, dass das Brustkrebsvirus des Menschen das Rinderleukämie-Virus
BLV ist. Schon viel früher, nämlich 1977, gelang es, den Brustkrebs des Menschen auf
Mäuse zu übertragen. Aber nur drei Prozent der infizierten Mäuse bekamen Brustkrebs. Die
meisten die infizierten Mäuse, die einen Tumor bekamen, erkrankten nicht an Brustkrebs,
sondern an Lymphomen, ähnlich wie infizierte Rinder. Und damit konnten die Forscher
nichts anfangen.
Die Arbeit wurde in dem von Virchow gegründeten Archiv für Geschwulstforschung
veröffentlicht. Aber auch dort konnte keiner der Leser mit den Ergebnissen etwas anfangen.
Ende der 1980er Jahre gelang es dann einer Gruppe an der Uni Liverpool um den
Gynäkologen und Forscher AlSumidaie erneut, ein RNA-Tumorvirus aus dem Blut von
Brustkrebspatientinnen zu isolieren. Sie waren vorsichtig und nannten die Isolate nicht
Brustkrebsviren, sondern Partikel im Blut von Brustkrebspatienten. AlSumidaie hatte einen
ungewöhnlichen Weg beschritten. In Blut befindenden sich immer Monozythen. Das ist eine
Untergruppe der weißen Blutzellen. Die Monozythen von Brustkrebspatienten haben aber
eine Eigenheit. Die Monozythen vom Brustkrebspatienten schließen sich oft zu Synzythien
zusammen.
Als Brustkrebspatientinnen kennen wir solche Synzythien, nämlich die Osteoklasten, die die
Von BLV wussten die Liverpooler wahrscheinlich nichts, nur eben, dass es sinnvoll sein
könnte, nach einem Virus zu suchen, wenn man auf diese großen Zellverbände namens
Synzytien trifft. Da sich im Blut direkt wohl keines finden ließ, züchteten sie die Monozythen
an und siehe da, die Monozythen von Brustkrebszellen produzierten nach wenigen Tagen
Partikel, die im Elektronenmikroskop nach RNA-Tumorviren aussahen. Da es mit dem
Aussehen bei Tumorviren so eine Sache ist, wiesen sie noch nach, dass diese Partikel ein
bestimmtes für RNA-Tumorviren typisches Enzym hatten, nämlich die Reverse
Transkriptase. Die Arbeit, veröffentlicht im Lancet, erregte ziemliches Aufsehen und mit
einer gewissen Verspätung bekam ich sie auch in die Finger. Ich entschloss mich, mich mit
den Autoren in Verbindung zu setzen und nahm auch meine Arbeit über den
Zusammenhang zwischen der Säuglingsernährung mit Kuhmilchpräparaten und Brustkrebs
mit.
Denn wenn man ein Virus im Blut von Brustkrebspatientinnen findet, dann stellt sich ja als
nächstes ja wohl die Frage, wie kommt es da rein? Jedenfalls fragt man sich das als
Epidemiologin. Bei AIDS und anderen Viruskrankheiten verhält es sich auch so. Da kann
man erkennen, welchen Schwung diese Erkenntnis nicht nur für die Behandlung, sondern
auch für die Vermeidung von Krankheiten bringen kann. Bei Brustkrebs aber ist dieser
Gedanke ganz aufgegeben worden.
Alle setzen voll auf Früherkennung, und Vermeidung und die Möglichkeiten, die sich
entwickeln würden, wenn an dem nicht nur von Gertrude C. Buehring nachgewiesenen
Brustkrebsvirus gearbeitet würde, werden nicht genutzt. Ich schiebe das hier ein, weil sich
manche vielleicht fragen, wofür das überhaupt wichtig ist, ob eine Krankheit durch Viren
oder sonst was ausgelöst wird. Das ist eben gerade praktisch sehr wichtig, weil es neue
Handlungsmöglichkeiten bietet und deshalb durchaus nicht nur ein akademisches Problem,
das gut und gerne noch ein paar Jahrzehnte im Elfenbeinturm schlummern kann.
Ich war platt. In den Berichten war zu lesen, dass die Experimente von AlSumidaie und
Kollegen wiederholt worden waren und dass die Experimente nicht funktioniert hatten. Trotz
schlechter Gesundheit schlumpfte ich in die Medizinische Zentralbibliothek vor meiner
Haustür, was mich eine Kraft kostete, die ich kaum aufbringen konnte und suchte mir die
Arbeiten der Kollegen heraus, die gescheitert waren. In der ersten stand praktisch: "Es
klappt nicht." Damit kann man natürlich nichts anfangen. Aber die Zweite war sehr
ausführlich. Sie stammte von einer Arbeitsgruppe aus den Wellcome Research Laboratories
in Beckenham in Kent. Der Autor L. P. Kahl hatte ansonsten mit Leishmanien gearbeitet und
berichtet ausführlich von seinem Experiment, so dass es mir gelang, herauszufinden, was er
falsch gemacht hatte. Es war leicht zu erkennen und ich wunderte mich sehr, dass bis dahin
niemand dahinter gekommen war.
Wenn man Monozyten züchtet, und das muss man ja, denn Viren zeigen sich erst nach ein
paar Tagen Aufenthalt im Reagenzglas, dann ist das nicht so einfach. Monozyten brauchen
verschiedene Hormone und Wachstumsfaktoren, sonst gehen sie zugrunde und deshalb
muss man Serum zugeben. Auch AlSumidaie und Kollegen hatten das gemacht und zwar
hatten sie Kälberserum genommen. Kälberserum wird von gesunden Kälbern einzeln
abgefüllt, im Prinzip wie die Milch zum menschlichen Verzehr, die von vielen Kühen
zusammengeschüttet wird und in der sich mögliche Infektionsquellen prima ausbreiten
[… ]
Aber noch trauriger ist diese Sache außer für Al-Sumidaie für die Frauen, die der
Brustkrebsepidemie zum Opfer fallen. Denn wenn man weiß, woher die Krankheit kommt,
könnte man viel besser behandeln. Wenn man Brustkrebs mit AIDS vergleicht, sieht man
sofort den Unterschied bei den Ergebnissen. Während es bei Brustkrebs überhaupt nicht
weitergeht, kommt man bei AIDS in Siebenmeilenstiefeln voran. Noch schlimmer sieht es
beim Eierstockkrebs aus, […] Weil er im Bauch sitzt, wird er selten früh erkannt und bei
späten Eierstockkrebs wird zwar die Chemo versucht, hat aber gar keinen Erfolg.
Wahrscheinlich kommt er ebenso zustande wie Brustkrebs und könnte genauso vermieden
werden. Aber weil die betroffenen Frauen oft schnell tot sind, erregen sie viel weniger
Aufsehen und man kann sicher sagen, dass beim Eierstockkrebs gar nichts läuft. Dabei
sterben jedes Jahr weniger als 700 Menschen in Deutschland an AIDS, aber 7000 Frauen an
Eierstockkrebs. Und da kann man sich mal selbst fragen, wovon man mehr hört.
Das Wichtigste ist natürlich die Krankheitsvermeidung für die nächste Generation. Aber
auch für infizierte Frauen kann es etwas bringen, wenn man die Ursache der Krankheit
kennt. Bei Brustkrebs wurde diese Chance mehrfach verpatzt und das baden wir immer
noch aus.
Gegen Darmkrebs wird ein einfacher Test auf Blut im Stuhl angeboten. Ich hatte mir auch
vorgenommen, ihn zu machen. Aber bis jetzt habe ich es noch nicht geschafft, meine
Widerstände dagegen zu überwinden. Er soll auch viel zu oft fälschlicherweise Blut
anzeigen. Vielleicht Blut aus der Blutwurst oder anderen Fleisch- und Blutprodukten, auf die
man vor dem Test verzichten muss. Also das habe ich nichts gemacht, aber die Entfernung
der Eierstöcke samt ihrer Anhängsel. Durch die Entfernung der Eierstöcke hatte ich dann
Wechseljahrsbeschwerden. Aber das war mir alles egal. Ich dachte nur, bloß nicht noch
mehr Untersuchungen. Mit meiner Mutation hätte ich ja mir dauernd die Eierstöcke schallen
und die Brust mammographieren lassen müssen und ich war so schlapp, dass mir praktisch
ein einziger Arzttermin den Elan für den ganzen Tag nahm. Ich konnte eigentlich nichts
mehr machen, lag nur noch auf dem Bett herum oder hängte mich an den Computer.
Obwohl ich eigentlich von der Jodgeschichte überzeugt war, war ich nicht sicher, noch lange
Abschiedsgedanken
Aber ich hatte schon bei der ersten kleinen Operation, bei der der Tumor entfernt worden
war, ein wenig mit meinem baldigen Tod gerechnet und ich dachte, wichtiger ist in so einer
Situation, was aus den anderen Menschen, die mir wichtig sind, und die ja erst mal
dableiben, wird. Ich fing an, alles abzugeben, was ich nicht mehr haben wollte und am Ende
war meine Wohnung wesentlich leerer. Für Bücher, Klamotten, Möbel habe ich Abnehmer
gesucht, Akten sortiert und was ich nicht brauchte direkt in den Orkus, Briefumschläge für
die Trauerfeier geschrieben, Finanzen geordnet, Streitereien beigelegt.
Das war mir das Wichtigste. Denn ich hatte gerade nicht aus direkter Nähe, aber nahe
genug, um mich traurig zu stimmen, den Tod einer Bekannten - auch an Brustkrebs -
miterlebt, die mit ihren zwei Söhnen von verschiedenen Ex-Partnern zusammengelebt hatte.
Sie hatte den Tod bis zum letzten Tag nicht ins Auge gesehen, sie konnte es wahrscheinlich
nicht, und deshalb hatte sie nichts geregelt.
Nach ihren Tod kamen die Kinder, die bis dahin zusammengelebt hatten, von einem auf den
anderen Tag zu ihren beiden Vätern, über die sie bis dahin hauptsächlich Böses gehört
hatten und sahen sich aus räumlichen Gründen entsprechend weniger. Ich konnte mir
vorstellen, wie schwer das für die beiden gewesen sein musste und überlegte, wie ich
meinen Hinterbliebenen den Abschied so wenig schrecklich wie möglich machen konnte.
Schwer ist er natürlich immer. Das Wichtigste schien mir, war nicht im Streit und mit
Unfrieden zu scheiden. Ich versuchte, die Menschen, die ich gekränkt hatte, um Verzeihung
zu bitten und auch in den vielen Alltagsbegegnungen so wenig verletzend wie möglich zu
sein.
Als Patientin nicht ungeduldig zu sein, fiel mir nicht leicht. Aber ich bemühte mich, mich in
die Menschen, die sich mit mir abgeben mussten, hineinzuversetzen, an ihren langen
Arbeitstag zu denken, nicht nur von mir zu sprechen, sondern auch nach ihnen zu fragen
und mich für ihre Hilfe zu bedanken. Ich machte viele gute Erfahrungen. Alle waren sehr
hilfsbereit und liebevoll zu mir, vielleicht auch wegen der schweren Krankheit. Ich hatte die
ganze Zeit auch Grund, mich zu bedanken. Nach einiger Zeit hatte ich mich von allem
getrennt, was ich nicht mehr brauchte und vieles vorbereitet.
Ich wollte mich bemühen, dass alles zu vermeiden. Immerhin verging so die Zeit. Ich kam
nicht ins Grübeln und meine Wohnung wurde immer leerer. Aber der Tod, mit dem ich ja
schon sehr bald gerechnet hatte, kam und kam nicht. Trotzdem wusste ich manchmal nicht,
wie ich mit dem Gedanken an den möglichen baldigen Tod umgehen sollte. Ich wollte ihm
gefasst ins Auge sehen.
Und dabei halfen und dabei halfen mir die Verse aus einem alten Schulbuch, das mir ganz
am Anfang bei meinen Räumereien in die Hände gefallen war und mich schon bei der ersten
Tumorentfernung getröstet hatte. Es war ein Vers aus der Edda, den ich ungefähr so in
Erinnerung habe:
Und obwohl ich ja soviel gemacht hatte, um am Leben zu bleiben, dachte ich, das ist
immerhin was, was ich noch machen kann, bis es soweit ist. Immer vernünftiger kam mir
vor, meine Erfahrungen mit der Radiojodbehandlung, mit der Suche nach dem
Brustkrebsvirus und allem was ich über Brustkrebs, Säuglingsernährung und so weiter
mittlerweile weiß, zusammenzutragen und ins Internet zu stellen. Sozusagen als meine
Hinterlassenschaft oder Grabinschrift.
Es war nicht einfach. Aber was war die Alternative. Auf den Tod zu warten ist keine Tage
füllende Beschäftigung? Ich brachte mir Frontpage bei, versuchte herauszubekommen, wie
man an eine eigene Internetseite kommt und fing an, meine Homepage zu stricken. Eine
Die Vorbeugung vor erblichem Brustkrebs mit koffeinhaltigem Kaffee zu Beispiel oder
Wieso man bei Brustkrebs oft so zunimmt.
Und mir geht es durch die Arbeit daran auch besser. Jetzt sind es fast viereinhalb Jahre her,
seitdem ich den Brustkrebsausschlag auf meiner Haut gesehen habe und ich muss sagen,
die Arbeit an der Homepage und die ganzen Erfahrungen, die ich gemacht habe, haben
mich weitergebracht. Ich habe viel gelernt. Nicht nur über den Computer, auch
über Pflanzengifte und ihre Verwendung, über Probleme bei der Krebsbehandlung, den
harten Kampf, der um die Brustkrebsbehandlung auch deshalb tobt, weil sich diese
Krankheit zu einem nicht unbedeutendem Wirtschaftsfaktor entwickelt hat, und ich habe
vieles gefunden, was man gegen Brustkrebs machen kann und es macht mich froh, alles
nach und nach auf meine Seite setzen zu können.
Vielleicht mache ich in Zukunft einen Blog [gemeint waren hier auch Elisabeth Riepings
Tagebuch ähnlich aufgebauten Index-Seiten] dazu. Ich weiß es noch nicht. An dieser
Autobiographie werde ich auch weiterarbeiten, denn ich habe ja alles sehr kurz, und das
meiste noch gar nicht, beschrieben. Aber ich im Moment habe ich einen Punkt erreicht, an
dem ich Abstand vom Brustkrebs brauche.
Ich will ihn mir nehmen. Wie ich mich kenne, ist das nicht auf ewig, denn die Aufklärung der
Brustkrebsepidemie ist mein Lebensthema, meine Blaue Blume. Ich bin glücklich, sie zu
haben.
Meine Grossmutter und ihre drei Töchter, ganz rechts meine Mutter, die mir in ihren letzten
Jahren sehr nahe stand und der ich nicht nur durch ihre Ausgeglichenheit viel verdanke.
Meine Großmutter wurde um die Jahrhundertwende vermutlich in der Oberbürgermeisterei
Stoppenberg, die heute als Verwaltungseinheit nicht mehr existiert, oder in Gelsenkirchen
geboren. Meine Grossmutter war das jüngste von vielen - 14? - Kindern und hat ihre Mutter,
Zur Nachsorge war ich nicht mehr. Da sich mein Brustkrebs ja zuerst an der Haut gezeigt
hatte, nehme ich an, dass er sich wenn, dann als erstes wieder da bemerkbar machen wird.
Und das sehe ich ja auch ohne Geräte. Sehr beunruhigt mich das nicht, weil mal die
Radiojodbehandlung mehrmals mit Erfolg wiederholen kann. Lieber wäre mir natürlich,
wenn das nicht nötig würde.
Was nicht ausgesprochen wurde, war das was dann folgt: Die in der Todesangst von den
Patientinnen doch gewünschte, aber aussichtsichtslose und quälerische Chemotherapie mit
immer gräulicheren Chemikalien, deren Nebenwirkungen nur mit den modernsten Mitteln
der High-Tech-Medizin einigermaßen beherrschbar sind.
Und diese Entwicklung seit einiger Zeit läuft und läuft, frage ich mich ernsthaft, warum?
Wochen später, nachdem das alles abgeklungen war, sprach ich auch meinen alten Freund
auf seine Schnapsidee mit der Tablette an und dabei fand ich heraus, dass es das war, was
er im Krankenhaus gelernt hatte. Zusammengefasst: Der junge Arzt lernt: In schwierigen
Situationen brauchen Patientinnen Psychopharmaka. Sonst verkraften sie dieselben nicht.
Todesangst ist natürlich so eine schwierige Situation. Und da scheint es Gang und Gäbe zu
sein, angstvolle Frauen mit diesen Medikamenten zu versorgen. Obwohl das nur selten
Aber eine ganz wichtige und üble Nebenwirkung ist eben, wie ich anno Tobak selbst erlebt
habe, dass frau keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Man wird durch diese
Medikamente verstandesmäßig ausgeschaltet und kann nicht mehr klar denken. Bis vor
kurzem habe ich gedacht, dass die Einnahme von Psychopharmaka eine seltene Sache ist
und vorwiegend kranke Menschen helfen soll, die zum Beispiel selbst nicht genug
Übertragungsstoffe für die Kommunikation zwischen Nerven bilden und sie sich deshalb
durch Medikamente zuführen müssen, wie Diabetiker das Insulin.
Aber das scheint nicht so zu sein. Diese Medikamente werden auch in Massen in
schwierigen Lebenssituationen verschrieben, zu denen Todesangst selbstverständlich
gehört.
Aber gerade in diesen Situation braucht man seinen Verstand. Man darf ihn nicht lähmen.
Aber das wird in der Situation leider oft gemacht. Und darunter leiden nicht nur sie
selbst. Das erklärt auch manchmal den Ton in manchen Foren für brustkrebskranke Frauen.
Normalerweise sind Frauen um die fünfzig und das ist ja die Masse der
Brustkrebspatientinnen in den Foren, eine ganz besonders ruhige, bedachte
Bevölkerungsgruppe, die nicht gerade durch Pöbeleien auffällt.
In den Foren ist das wirklich manchmal anders. Er verwundert und frau denkt, was ist denn
hier los. So kennt man Fünfzigjährige in der Regel doch au relativ gebildete Frauen, denn
die anderen Fünfzigjährigen schaffen das doch gar nicht mit dem Computer. Und dann stößt
man auf den Umgangston und die schweinischen Witze und denkt: "Was ist denn hier los?"
Die Chemotherapie soll die Hirnfunktion ja auch stark beieinträchtigen. Aber ich frage mich,
ob ein weiterer Punkt bei den beobachteten Hirnfunktionsstörungen durch die Einnahme
von Psychopharmaka verursacht sein könnte. Medikamente wie Citaopram haben aber noch
weitere Nebenwirkungen, zu denen ich auch Literaturangaben auf der Gewichtseite
abgespeichert habe, und die gerade für Brustkrebspatientinnen katastrophal sein könnten.
Sie führen nämlich zur Ausschüttung von körpereigenem Kortisol. Kortisol - und auch das
Kortison - ist aber bei Brustkrebs eine ganz üble Sache. Es macht nicht nur
unwiderstehlichen Appetit, sondern es ist auch das stärkste Milch fördernde Hormon mit
Wirkung auf die Brustdrüsenzellen.
Wer weiß, welche Wirkung es auf Brustkrebszellen hat? Fördert es ihr Wachstum? Ich weiß
es nicht. Aber solange das nicht geklärt ist, sollte man auch aus diesem Grund mit der
Einnahme von Psychopharmaka, nicht nur solchen wie Citalopram, das eben in Bezug auf
die Kortisolausschüttung untersucht ist, sehr vorsichtig sein. Andere Psychopharmaka
könnten nämlich die gleiche Nebenwirkung haben, nur dass es nicht bekannt ist.
Dass Kortison zur Milchförderung benutzt wird, weiß ich auch nur, weil ich so viel in den
Büchern für Rinderärzte rumgesucht habe. Denn Tierärzte, die sich um Kühe kümmern, sind
sozusagen Brustspezialisten. Denn bei der Kuh ist die Milchproduktion ja die zentrale Sache
geworden, seitdem sie hauptsächlich als Milchtier gehalten wird. Und wenn man sich für die
Brust interessiert, ist man gut beraten in die Literatur über Kühe hineinzuschauen.
Nachtrag: Das war früher, mittlerweile weiß man, dass Kortisone Brustkrebszellen
stabilisieren und gerade bei Brustkrebs ausgesprochen gefährlich sind.
Und weil sie nämlich nicht speziell gegen Krebszellen wirken, ist es auch sinnlos, davon
einen Erfolg zu erwarten. Man bräuchte ja einen Wirkungsmechanismus, über den sie
speziell auf Brustkrebs wirken könnten. Und den kann ich bei diesen Medikamenten nicht
erkennen. Insbesondere bei Taxanen nicht, dem augenblicklichen Lieblingskind der vieler
Krebsspezialisten.
Das Ergebnis war das Gegenteil. Mich inspirierten diese Wirkungen des koffeinhaltigen
Kaffees erstens, nach einem Wirkungsmechanismus zu suchen, und mich zweitens weiter
mit Pflanzengiften zu befassen. Und zwar mit der Suche nach spezifischen Pflanzengiften,
die speziell gegen Brustkrebswirken könnten.
Quercetin
Quercetin ist ein Flavonoid, das in vielen Pflanzen vorkommt, besonders im Johanniskraut,
aber auch in der Schale von Äpfeln und Zwiebeln. Jedenfalls in Zwiebeln und Äpfeln, die
noch nicht aus hybridem Saatgut entstanden sind, sondern aus dem davor üblichen
Saatgut. Entdeckt hat man es in der Rinde von Eichen. Die Eiche heißt auf Latein Quercus
und danach wurde dieses Gift aus der Eichenrinde Quercetin genannt. Warum bilden so
viele Pflanzen, besonders an ihren äußeren Begrenzungen, Schalen oder Rinden z.B.,
Quercetin?
Quercetin-Nebenwirkungen
Viele Menschen bekommen Aufstoßen und Blähungen von Zwiebeln. Diese Nebenwirkungen
muss man vielleicht in Kauf nehmen. Vielleicht haben sie gar nichts mit dem Quercetin zu
tun, sondern mit anderen Giften in der Zwiebel und anderen Pflanzenteilen. Aber bis man
das weiß, sollte man tunlichst auf die ganze Pflanze zurückgreifen. Dass Zwiebeln
Nebenwirkungen haben, ist meistens ja auch bekannt. Nicht jeder verträgt schließlich
Zwiebeln, die besonders viel Quercetin enthalten. Und man muss man sich ja auch klar
Dieses Beispiel einer Wirkung von Quercetin auf die Entstehung und das Wachstum von
Krebszellen ist ein gutes Beispiel und kann auch als Hinweis darauf gesehen werden, dass
Quercetin auch gegen den erblichen Brustkrebs ein wirksames Medikament sein könnte. Ein
Problem ist die Dosis. Besonders der Anteil von Cucurmin im Curry soll gering sein. Man
müsste sich also Gerichte mit rohen Zwiebeln und vielleicht auch mit Cucurmin direkt
überlegen. Ich weiß nicht, ob es auch Cucurmin direkt als Gewürz der indischen Küche gibt.
Und danach gehe ich an das Valproat, was gefährlicher, dafür aber an real existierenden
bösartigen Tumoren mit Erfolg erprobt ist und zwar bei großen Tumoren. Das hat das
Quercetin nicht zu bieten. Es ist nur gegen die Darmpolypen auch am Menschen erprobt.
Insofern Valproat ist zwar gefährlicher, wird in den Nervenkliniken aber seit Jahren gegen
ganz andere Krankheiten eingesetzt, und Nervenärzte können damit umgehen,
virusinfizierte Zellen killt es über einen Umweg. Aber das später. Bis dann!
Im Juni 2007 hatte ich dann ein Rezidiv und ich habe mich entschlossen, Tagebuch zu
führen Und außerdem habe ich im Forum eine Diskussion zu dem Thema Neues
Lymphödem angefangen.