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Nachbericht: RFID und Mittelstand – Chancen und

Potenziale

(Potsdam, 31. Mai 2010) Am 27. Mai 2010 lud eCOMM Brandenburg für das Netzwerk
Elektronischer Geschäftsverkehr zur Auftaktveranstaltung „RFID und Mittelstand – Chancen und
Potenziale“ in die IHK nach Potsdam ein. Fachleute und Anwender aus KMUs, Wissenschaft und
Industrie informierten die über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer anhand von Praxisbeispielen
und Fachvorträgen über die aktuellen Entwicklungen zum Thema RFID als Schlüsseltechnologie zur
Generierung von Wettbewerbsvorteilen. In der veranstaltungsbegleitenden Ausstellung wurden
beispielhafte Anwendungen z.B. der Firmen Siemens AG und IBM Deutschland GmbH gezeigt.
Weitergehende Lösungen zur Steigerung von Produktion, Verfahren und Abläufen in der
Wertschöpfungskette stellten u.a. Firmen wie ubigrate GmbH, VDI/VDE Innovation + Technik GmbH,
GS1 Germany GmbH/Prozeus, sys-pro GmbH, RFID-Konsortium GmbH und TSI International vor.

Durch die Veranstaltung führte Prof. Dr. Uwe Meinberg vom Fraunhofer-Anwendungs-
zentrum für Logistiksystemplanung und Informationssysteme (ALI).

Die Themenfelder im Einzelnen: 1: Wirtschaftlichkeit von RFID-Lösungen,


2: Möglichkeiten erhöhter Kundenzufriedenheit durch RFID und 3: Sicherheitsgewinn in
den Prozessen.

Nach der Begrüßung durch Dr. Carsten Enneper vom Ministerium für Wirtschaft und Europa-
angelegenheiten des Landes Brandenburg stellte Matthias Gehrmann für eCOMM Brandenburg das
Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr vor.

Einen einführenden Überblick über den Einsatz innovativer RFID-Lösungen für den Mittelstand und
auch die Darstellung der Barrieren vor der Einführung mit den dazu passenden Lösungsvorschlägen
gab Harald Dittmar vom Bundesverband IT Mittelstand e.V. (BITMi), Sprecher der RFID Fachgruppe
und Geschäftsführer der sys-pro GmbH. Seine Konklusion kann überschrieben werden mit den
Worten: RFID bringt Mehrwert für den Mittelstand; dafür unabdingbar ist eine enge Verknüpfung von
Materialfluss und Informationsfluss und eine genaue Abstimmung der Prozesse auf die jeweiligen
Wertschöpfungsstufen. In den Kernprozessen ist RFID im Mittelstand zum jetzigen Zeitpunkt noch
nicht angekommen. Eine Lösung hierfür bieten mittelstandsgerechte Beratungs- und Einführungs-
strategien in Kombination mit einem Wissenstransfer zwischen Unternehmen, die bereits Erfahrungen
mit der Technologie gesammelt haben und solchen, die sie neu einführen möchten.
Ein Beispiel für eine mittelstandsgerechte Einführungsstrategie stellte Przemyslaw Parus vom
Fraunhofer-Anwendungszentrum für Logistiksystemplanung und Informationssysteme (ALI) vor: das
iSQI-Qualifizierungsprogramm zur Zertifizierung zum RFID-Manager für die Einführung der Technologie
in Unternehmen des Mittelstandes. In diesem Seminar lernen Logistiker, Firmenverantwortliche für
Materialfluss und Materialwirtschaft, IT-Beauftragte und Geschäftsführer kleiner und mittelständ-
ischer Unternehmen in drei Blöcken alles Notwendige über die technischen Grundlagen und Anwend-
ungskonzepte der RFID-Einführung bis hin zu Projektmanagement, Anforderungsanalyse und System-
implementierung im Unternehmen. Das Seminar endet mit einer Prüfung und der Zertifizierung zum
RFID-Manager.

Themenblock 1: Wirtschaftlichkeit von RFID

Markus Weinländer, Produktmanager der Siemens AG, stellte RFID als eine Technologie vor, die die
gesamte Wertschöpfungskette optimiert. Die automatische Identifikation bietet zahlreiche Ansatz-
punkte zur Verbesserung der Gewinn und Verlust-Rechnung; sie kann Kostentreiber, wie beispiels-
weise das mangelnde Wissen um Aufenthaltsorte und Verfügbarkeit von Bauteilen oder Endprodukten
eliminieren und führt so zu einer Erhöhung der Umsatzerlöse. Durch verbesserte Ressourcennutzung
können Material- als auch Personalaufwand reduziert werden. Nach der Herleitung der Nutzenpo-
tenziale berichtet Herr Weinländer die Möglichkeiten des Leasings von RFID-Lösungen.

Ein-Blick von Seiten des Anwenders aus der Verpackungsbranche bot Holger Neuber, Geschäftsführer
von richter&hess Verpackungs-Service GmbH in Chemnitz. Sein Überblick über optimierte Geschäfts-
prozesse, erreichte Ergebnisse und weitere Optimierungsansätze mittels RFID schließt auch eine
Warnung ein: RFID-Projekte leben und entwickeln eine Eigendynamik. Um dem entgegen zu wirken
sind vier Hauptkomponenten im Blick zu behalten: Die sorgfältige Auswahl der zu optimierenden
Geschäftsprozesse, die Wirtschaftlichkeitsprüfung im Vorfeld, die Festlegung konkreter Projektstufen
in überschaubaren Schritten und der Aufbau von eigenem Know-How in Kooperation mit externen
Anbietern. Sein Gesamtergebnis der Einführung von RFID ist eindeutig: Die Einführung von RFID führt
zu Kosteneinsparungen und Umsatzsteigerung. Sie führt zu einem Marktvorsprung vor Mitbewerbern
am Markt und eröffnet neue Geschäftsfelder.

Wie RFID zusätzlich Mehrwert schafft durch den Einsatz als Kooperations- und Kommunikationsmittel
in kleinen Bibliotheken, referierte Bernd Lange, Bereichsleiter der aibis® Informationssysteme GmbH
in Potsdam. In einer kleinen Bibliothek wird dieser Mehrwert für alle Seiten durch die Verknüpfung
verschiedenster Komponenten beispielsweise mit dem Tourist-Programm, einer Integration eines
Ticketsystems, einem Informationssystem und die Möglichkeiten für die Nutzer, digitale Postkarten zu
versenden, Formulare auszufüllen etc., etc. erreicht.

Themenblock 2: RFID – Kundenzufriedenheit im Fokus

Die Lieferantenanforderungen als Chance beleuchtete Thomas Wendt, Geschäftsführer der RFID-
Konsortium GmbH und warf somit einen Blick auf die Rationalisierung und Optimierung von Betriebs-
prozessen. Ihr gebündeltes Know-how aus einer Hand reicht dabei von Plagiatschutz über Qualitäts-
kontrolle, Materialflusssteuerung bis hin zu Produktionsplanung und Personenschutz. Die modularen
Lösungen sind standardisiert und erlauben mittels Enterprise Application Integration (EAI) und
Electronic Data Interchange (EDI) eine einfache und schnelle Installation ins bestehende System.
Dadurch passen sie sich den Abläufen von Betrieben aus unterschiedlichsten Branchen an. Die

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Zufriedenheit des Kunden befindet sich so auf der Seite des RFID-einführenden Betriebes als auch auf
Seiten des Handelspartners.

Dipl.-Ing. Karl-Heinz Wollersheim, Geschäftsführer und Dr. Rüdiger Meier, Experte RFID von KWT
Wärmesysteme GmbH & Co.KG verwendet den eBusiness Standard Elektronischer Produktcode (EPC),
um den entscheidenden Wettbewerbsvorteil im internationalen Wettbewerb zu sichern. Sie
schilderten die sichere Produktionsverfolgung von DIN ISO-zertifizierten Öfen durch RFID am Beispiel
des Produzenten als Kunden in internationalen Handelsbeziehungen zwischen Europa und China. Hier
ermöglicht RFID die Qualitätssicherung auf Basis der Funktionalitäten des EPC in Kombination mit
verschiedenen IT-Lösungen, als da sind: Barcode, RFID und GEOcockpit. Die Vorteile der Nutzung
liegen in der Vernetzung der Partner der Wertschöpfungskette, die einen Transfer zwischen den
Branchen zulässt. Die Prozesse werden optimiert, aus der möglichen Zertifizierung durch die RFID-
Technologie resultieren Kosteneinsparungen bei den Abstimmungs- und Migrationsaufwänden und
den Hardware- und Prozesskosten.

Das RFID auch Anwalts Liebling ist, stellte RAuN Axel Bartsch aus der Kanzlei Bartsch & Bongard aus
Berlin anschaulich unter Beweis. Eine dort implementierte RFID-Lösung zur Nachverfolgung von Akten
und Medien gestattet die fast minutengenaue Abrechnung und Nachverfolgung einzelner Vorgänge
sowie das einfache Auffinden derselben innerhalb des Gebäudes. Reader an den Türen informieren
darüber, ob ein Vorgang das Haus verläßt. Die genaue Erfassung führte insgesamt zu einer Zeit- als
auch Kostenreduktion und größerer Transparenz in den Prozessen.

Themenblock 3: RFID – Sicherheitsgewinn in den Prozessen

Dr.-Ing. Frank Gillert, Professor für Logistikmanagement & Logistikcontrolling an der Technischen
Hochschule Wildau (FH) leitet die AutoID/RFID-Aktivitäten und die Hochschulkoordination für
Forschung und Transfer rund um den Themenkomplex Sicherheit. Er ist Gründer des Competence
Center of Auto-ID and Authentification (COIDA), angesiedelt an der TH Wildau (FH). Sein Vortrag über
die sichere Identität der Dinge durch den Einsatz von RFID thematisierte den Zusammenhang von
Technologieverfügbarkeit und Prozessveränderungen und der damit verbundenen Bedeutung von
Sicherheit. Als Problemfelder analysiert er u.a. die fehlende Kenntnis über Bedarfsträgerprozesse, die
Forcierung falscher Erwartungen am Markt und die Problematik, dass technische Lösungen ihre
Markteinführung nicht überleben, bzw. zu spät die adäquaten Anwender erreichen. Der Lösungs-
ansatz ist das Schließen der Wertschöpfungsketten und die Entwicklung von Standards und Richtlinien
für eine sichere Objekt- und Personenidentität.

Das Projekt eQ-Tec implementierte RFID für die Arbeits- und Prozesssicherheit im Produktionsbetrieb.
Markus Lüken von der Firma M-BIS Mobile Business and Innovative Solutions GmbH aus Magdeburg
stellte das Projekt vor. Ausgehend von fünf verschiedenen Anforderungs-Szenarien im Betrieb: Betrieb
mit hohen Zugangsbeschränkungen auch im Gelände, Unternehmen mit Werkstattfertigung ohne
genaue Leistungserfassung pro Projekt, Unternehmen mit hohem Gefährdungspotential oder hohen
Zertifizierungsanforderungen, Betriebe mit wechselnden Leiharbeitnehmern, Unternehmen im
Schichtbetrieb, gestattet ihre Lösung mittels RFID, das freie Bewegen der Personen auf dem Gelände,
eine genaue Leistungserfassung und Abrechnung pro Projekt, z.B. Leiharbeitnehmer, ein Stoppen von
Produktionsanlagen, die ohne Aufsicht gelassen werden und automatische Dokumentation und Con-
trolling, z.B. von Betrieben mit Schichtbetrieb, der Vorgänge.

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An einem anschaulichen Beispiel zeigte Günter Baumgarten von der Firma TSI – Telematic Solutions
International aus Berlin auf, wie RFID in der Lage ist, Leben zu retten. Durch die Verwendung dieser
Technologie im Projekt A.L.A.R.M. (Adaptive Lösungsplattform zur Aktiven technischen Unterstützung
beim Retten von Menschenleben) in Großschadensereignissen, sogenannten MANV (Massenanfall von
Verletzten) wird durch den Einsatz von Farbarmbändern, die mit Tags ausgestattet sind, die Patienten-
versorgung erheblich verbessert. Die elektronische Kennzeichnung und die Dokumentation der medi-
zinischen Versorgung jedes Betroffenen ermöglicht allen Beteiligten angefangen bei den Einsatz-
kräften vor Ort über die Polizei bis hin zu den Krankenhäusern eine dynamische Ressourcenverwaltung
der Rettungsmittel und eine direkte telemedizinische Betreuung der Patienten. Vorteil dieses Systems
ist die schnelle, sichere und eindeutige Dokumentation des Patientenvorgangs.

Auch im Verbraucherschutz beim sogenannten Food Chain Management kann RFID eine Rolle spielen.
Sven Jänchen von der ubigrate GmbH aus Dresden skizzierte anhand der Kühlkette von Lebensmitteln
die Lösung für eine durchgängige Kontrolle. Der Systemaufbau sichert automatisches Temperatur-
logging während des gesamten Laufs der Sendung. Das System erlaubt berührungsloses Prüfen von
Temperatur-Zeit-Verläufen und eine zentrale Datenspeicherung zum Qualitätsnachweis gegenüber
Lieferanten und Kunden. Insgesamt wird so eine Effizienzsteigerung und Optimierung der gesamten
Kühlkette erreicht, die nicht nur die Warenhygiene sichert sondern darüber hinaus die Bereiche
Energieeffizienz und Personalkosten lukrativer macht.

Die veranstaltungsbegleitende Ausstellung ergänzte in praktischer Darstellung die Vorträge und vorge-
stellten Lösungen. Mitveranstalter wie BIKuM, AIM-D e.V. und BITMi informierten über die Verbands-
tätigkeiten und Möglichkeiten für KMUs in diesem Bereich.

Insgesamt bot die Veranstaltung einen umfassenden Überblick über die Chancen und Potenziale von
RFID für kleine und mittelständische Unternehmen. An beispielhaften Projekte wurden vorgestellt, wie
diese Schlüsseltechnologie in Unternehmen der Wirtschaft und der Verwaltung Prozesse optimiert
und zukünftig in allen Bereichen des täglichen Lebens zu finden sein wird und weiterhin Potenzial hat,
verschiedenste Prozesse komplett neu zu gestalten.

eCOMM Brandenburg und das Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr bedanken sich ganz herzlich
bei dem Gastgeber und Mitveranstalter der Veranstaltung, der IHK Potsdam und den weiteren Mit-
veranstaltern: ZAB – ZukunftsAgentur Brandenburg, AIM-D e.V. – Verband für Automatische Identi-
fikation, Datenerfassung und Mobile Datenkommunikation, Fraunhofer-Anwendungszentrum für
Logistiksystemplanung und Informationssysteme (ALI), BIKUM – Branchentransferstelle IKT und Me-
dien, BITMi – Bundesverband IT-Mittelstand, automotive BerlinBrandenburg und bei NKS – Mikro-
systemtechnik. Ein zusätzlicher Dank geht an die Veranstaltungspartner Siemens AG, IBM Deutschland
GmbH, ubigrate GmbH, GS1 Germany GmbH und RFID Konsortium GmbH.
Photos: André Wagenzik

Eine Veranstaltung im Rahmen der gemeinsamen Innovationsstrategie


Berlin-Brandenburg

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Das Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr
Das Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr (NEG) begleitet und berät seit 1998 kleine und mittlere
Unternehmen (KMU) beim Einstieg in das E-Business. In 29 über das Bundesgebiet verteilten
regionalen Kompetenzzentren und einem Branchenkompetenzzentrum für den Handel, Mittelstand
und Handwerk werden KMU bei der Einführung von E-Business Lösungen unterstützt. In dieser Zeit hat
sich das Netzwerk mit über 30.000 Veranstaltungen und Einzelberatungen mit über 300.000
Teilnehmern als unabhängiger und unparteilicher Lotse für das Themengebiet „E-Business in
Mittelstand und Handwerk“ etabliert. Das Netzwerk stellt auch Informationen in Form von
Handlungsanleitungen, Studien und Leitfäden zur Verfügung, die auf dem zentralen Auftritt www.ec-
net.de heruntergeladen werden können. Die Arbeit des Netzwerks wird durch das Bundesministerium
für Wirtschaft und Technologie gefördert.

Das Begleitprojekt RFID


Im bundesweiten Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr (www.ec-net.de) bearbeiten die
regionalen Kompetenzzentren EC-Ruhr (Dortmund), ECC Stuttgart-Heilbronn und eCOMM
Brandenburg, Potsdam, im Rahmen eines Begleitprojekts federführend das Thema „RFID für kleine
und mittlere Unternehmen“. Projektpartner sind:
• EC-Ruhr c/o FTK Forschungsinstitut für Telekommunikation e.V., Dortmund
• ECC Stuttgart-Heilbronn c/o Fraunhofer IAO, Stuttgart
• eCOMM Brandenburg c/o Competence Center für Digitale Medien GmbH (CCDM), Potsdam
sowie:
• AIM Deutschland e.V.
• Bundesverband IT-Mittelstand e.V.
• IBM Deutschland GmbH
• GS1 Germany GmbH
• Siemens AG
• IHK Region Stuttgart
• Universität Stuttgart Institut für Fördertechnik und Logistik
• Universität Stuttgart Institut Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement
• Steinbeis Transferzentrum My eBusiness
• Fraunhofer-Anwendungszentrum für Logistiksystemplanung und Informationssysteme (ALI)
• VDI/VDE-IT
• Fachhochschule Brandenburg

Kontakt:
Matthias Gehrmann
Projektleitung
eCOMM Brandenburg, Kompetenzzentrum für elektronischen Geschäftsverkehr
c/o CCDM GmbH
Schloßstraße 12
14467 Potsdam
Fon: +49 (0) 331 581649-22
Fax: +49 (0) 331 581649-29
Mail: gehrmann@ecomm-brandenburg.de
Web: www.ecomm-brandenburg.de

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