EUKULTUR-MAGAZIN:enn die Menschen nicht zur
Kunst kommen, muss die
Kunstzuden Menschen kom-
eee ere
ture als ste eines Morgens
ieivengagencs Winter ana
Aufrug wartete Kusturica, 32, wohnt in
tinem Plattenbaa fm Westen Sarajevo
Thre Nachbarn sind Arbeiter, Rentner,
\Veteranen ~ Menschen mit grauen Gesich-
tem in grauen Hausern Also grindet sie
fit deerPeciasle sem rjc De
Idee: Kunststadenten verwandeln triste
Breppentintoer i Galeren’ Neca baba
sieinden ersten Monaten schon geschafit,
30 weitere stehen auf ihrer Liste. Die ein-
Zige Sorge ist, dass die Kunst knapp wird
Estut sich was in Sarajevo. Vor den Cafés
der Altstadt sitzen die Menschen von frith
bis opt, Schachspleler, Anrugtriger, Stu-
denten, und trinken ihren tikischen Kaf-
fee.jungs hocken auf dem glattgelaufenen
Deiat edicpered ae wae
er ellen leat eis
FEckeriecht esanders, meistens nach gegrll-
tenn Rind oder Tamn/ans den Csvapc
Laden, nach Kaffee, dampfenden Shishas,
.gerdsteten Maronen, nach Granatapfelsaft.
Rucksackreisende wimmeln vorbei, korea
nischeTouristengruppen und franzisische
Petia Acal verge ia
schnell, dass der Kreg, 1425 Tage Belage-
ring diuch boinisch-serbische Texppen,
est gut 20 ah zuiciegt Wie hat ara-
Jevo das geschatf?
Danis Tanovié 7 isteine Art National-
held, seit er 2002 den Oscar fiir den bes-
ten auslandischen Film gewonnen hat -
mit der Kriegssatire ,No Man's Land’.
Tanoviémussnichtnachdenken,alser die
Bape sO eee eee
Aberlebt und warde mit Kunst wieder
aufgebaut.”
‘Kultur war so wichtig wie Wasser und
Brot, das jedenfalls gehirt ur iberliefer-
ten Geschichte der Belagerung. Museen,
‘Theater und Orchester machten einfach
weiter, spielten Alltag, spendeten Trost.
Biirger riskierten ihr Leben, um an den
‘Scharfschiitzen vorbei in die Vorstellun-
gen zu kommen, Zur hone des Kinstleri-
ties acta peeeten ee tome
Fotovon Vedran Smalovie, dem schnurr-
biartigenCellisten der in den Trimmer
der Nationalbibliothek fir seine gefalle-
nen Freunde und Nachham spielte Damals
= - = aisaden alelatiattopeadcsbic i
Bee UU ea ots Se ee
Pee uea SEI Glen ess eater dieKunstsammlung rs Aevi.Un
De ekitig sas ee ESSA em | cas ilmfestival dasdieStadt jeden August
indenbesten Ortder Welt verwandelt, wie
Von Christoph Farkas Tanovicsagt >
sas20us sterm 163| ]KULTUR-MAGAZIN
Firden RegisseuristdasMaronenpiree | tische Fihrung der bosnischen Serben
| wollte das Museum nicht mehr unterstit-
mit Schlagsahne, das beim Gespraich im
Kaffechaus des Hotel Europeserviert wird,
der beste Beweis fir den Aufschwung. In
der Kriegsnacht, als das Hotel nieder-
brannte, warerals Kameramann der bos-
nischen Armee hier. Und heute kénnen
wir wieder dartiber nachdenken, ob wit
Apfelstrudel, Sachertorte oder dieses
fantastische Piree bestellen
‘Tanovié,Vater von fiinf Kindern, lebtein
Briissel, Paris und Rom; vor zehn Jahren
kkehrte erzuriick Er liebt das Mosaikhafte
der Stadt, die osmanischen und ésterrei-
cchisch-ungarischen Finflisse,,halbIstan-
bul, halb Wien’, die kurzen Wege, griinen
Hilgel und Fllise im Siiden, in der Herze-
gowina. AberTanoviéist kein TrSumer.Sein
neuer Film ,Death in Sarajevo" Baren-Ge-
winner bei der Berlinale, zeigt die Proble-
‘meder Gegenwart: die Perspektivlosigkeit
vielerjunger Menschen, die Konfliktezwi-
schenden Volksgruppen und den orrupten.
Staatsapparat,an dessen pitzesich Bosnia-
ken, Serben und Kroaten permanent abl
‘sen, damit sich niemand tibervorteile fit.
Schwer haben es in Sarajevo vor allem
die Museen, die von staatlicher Forderung
abhangen. Das Nationalmuseum etwa
‘musste 2012 schlieSen, nachdem die Mit-
arbeiter schon fast ein Jahr lang kein
Gehalt mehr bekommen hatten ~die poli-
Bassist Vedran Mujagié spelt in der Band
Dubioza Kolektiv Coben). Der Franzose
Pierre Courtin grindete mit seiner Frau die
Galerie Duplex 100m2 (unten)
142 stern 3:1.2036
zen, Seit dem vergangenen Jahr ist wieder
Geld da, doch dieZultunft scheintso unge-
‘wiss wie die der Kunstsammlung Ars Aevi,
die seit 17 Jahren auf einen Museumsbau
wwartet, der ihrer Bedeutung gerecht wird.
ImMomentlagert die gespendete Kunstaus
aller Welt - Fotografien von Nan Goldin,
Werke von Anish Kapoor und Joseph
Beuys ~imbinteren eileines schmutzigen
Kulturpalastes, zwischen Spertholzplatten
und auf Obstkisten. Man hat sich einge-
richtet im Provisorischen,das Ars Aevi Art |
Depot ist offen fir Besucher, meistens.
‘Amanderen Ufer der Miljacka,ineinem
gelben Gebaude aus der Herrschaftszeit.
der Habsburger, liegt die grote Galerie
fiir bosnische Gegenwartskunst, Duplex
aoom2, gegriindet von einem franzési-
schen Studentenpaar.Mitalten Polsterm6~
beln und einem mobilen Heizkérper hat
sie das Ambiente einer Kiinstler-WG. Auf
dem Sofa sitzt Mak Hubjer.Der23-jahrige |
Kunststudent mit dicker Brille erzahit, er |
habe im Mai selbst eine Galerie erdffnet,
ineiner dunklen SeitenstraSe hinterdem
Nationalmuseum. Die Stadtverwaltung
‘war froh, als er nach Raum flireine Gale~
rie gefragt hat. Sonst wollen alle immer
nur Cafés und Shisha-Barsaufmachen. Zur
Eroffnung beschienen Kerzen die Kunst-
werke; Strom gab es noch nicht.
Hubjer,wahrend der BelagerungderStadt
durch bosnisch-serbische Truppen geboren,
will den Krieg und das Trauma hinter sich
lassen: ,Das ist nicht unsere komplette |
[dentitat. Wirhaben auchandere Gedanken,
‘wirwollen leben." Wenn bosnische Kiinst-
ler im Ausland ausstellen, sagt er, sollen.
nicht immer alle denken, jetzt komme
ingendwas mit Krieg Jeder in seinem Alter
habemindestenseine Handvoll Freunde die
Sarajevo verlassen haben, nach Deutsch-
land, nach Frankreich. Doch viele die blei-
ben, glauben umso entschlossener daran,
etwas verdndern zu kénnen in ihrerStadt. |
Die Band Dubioza Koletiv mixt ihre |
Stileso eklektisch wie ihre Heimatstadt—
und ist damit die erfolgreichste Musik-
gruppe des Balkans geworden. Bassist
Vedran Mujagié, 37, ist wahrend der
Europatour ein paar Tage nach Hause
gekommen, um bei einer Theaterauf-
fiihrung zu helfen. Et empfangt im Deli-
Katesna Radnja, einem Café, das auch in
Berlin oder London sein kénnte. Es gibt
wei Wege, mit dem Kriegstrauma und
derabsurden Gegenwartklarzukommen’
sagt Mujagié. ,Lachen oder weinen. Wir
in Sarajevo sind zum Lachen erzogen,wir |
packen die Dinge an." ¥ |
Kunstvoll
Hotels, Restaurants, Kunst
und mehr in Sarajevo
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SARAJEVO
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Karte stehen 26 Sor
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Boris Smoje: tn der
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‘U8 Bosnian und
vor Balkan, Obala
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