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HILDEGARD VON BINGEN: WISSE DIE WEGE

ihn fest. Gemeinsam arbeiteten sie im hochstrebenden


Eifer,
meine verborgenen Wunder kundzutun.
Er aber [der von Mir Erwhlte
]
erhob sich nicht ber sich selbst,
sondern neigte sich in d
er Selbsterhhung der Demut und in der
Zielstrebigkeit guten Wollens seufzend dem zu, den er
gefunden.
Du also,
o
Mensch, der du all dies nicht in der Unruhe der
Tuschung, sondern in der Reinheit der Einfalt
empfngst, hast
den Auftrag, das Verborgene zu
offenbaren. Schreibe, was du
siehst und hrst!
All dieses sah und hrte ich, und dennoch weigerte ich
weigerte
mich, nicht aus Hochmtigkeit, sondern aus dem
Empfinden
meiner Unfhigkeit, wegen der Zweifelsucht, des
Achselzuckens und des Geredes der Mens
chen, bis Gottes
Geiel mich auf das Krankenlager warf. Da endlich
legte ich,
bezwungen durch die vielen Leiden, Hand ans
Schreiben. Ein
adeliges Mdchen von guten Sitten
und der Mann, den ich, wie
oben gesagt, heimlich gesucht und gefunden hatte,
waren me
ine

Zeugen. Als ich nun zu schreiben begann und alsbald,


wie
anfangs die Gabe tiefsinnender Schriftauslegung in
mir wirksam
fhlte, kam ich wieder zu Krften und stand von
meiner
Krankheit auf. Nur mit Mhe brachte
ich in zehn Jah
ren dieses
Werk zustande
und vollendete es

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