Abstract:
Nachhaltigkeit als Leitbild für eine sozial gerechte und ökologisch tragfähige Gesellschaft ist
dringlicher denn je. Nachhaltigkeit als Konzept, um dieses Ziel zu erreichen, hat aber bisher
vollständig versagt. Der Artikel geht den theoretischen Ursachen für dieses Versagen nach. Im
Mittelpunkt steht dabei das Konzept der ökologischen Modernisierung. Eine ökologische
Umgestaltung des Gesellschaftssystems muss einerseits sehr schnell beginnen. Andererseits kann
dies hinsichtlich der originären Ziele nachhaltiger Entwicklung nicht gleichbedeutend sein mit einer
ökologischen Modernisierung der kapitalistischen Gesellschaft. Deren inhärente Strukturen stehen
vielmehr der Verwirklichung von Nachhaltigkeitszielen entgegen.
Schlagworte:
Kapitalismus, ökologische Modernisierung, simulative Politik, Warenfetisch
Warum sind wir nicht fähig, angemessen auf soziale und ökologische Krisen zu reagieren? Die
wirtschaftliche Krise zeigt gerade, welche erstaunlichen, bisher kaum für möglich gehaltenen
Handlungspotentiale in kurzer Zeit aktiviert werden können. Die Sorge um eine sozial und
ökologisch nachhaltige Entwicklung vermag die Gesellschaften weltweit dagegen kaum zu
bewegen. Denn auch die ökologische Modernisierung verbleibt stets innerhalb der Grenzen
der nichtnachhaltigen Verhältnisse des Kapitalismus.
Das neue Zauberwort heißt New Green Deal. Unter dieser Bezeichnung erfährt das Konzept der
ökologischen Modernisierung derzeit eine bis vor kurzem kaum für möglich gehaltene Renaissance.
Dass ein unkritischer Bezug darauf nicht ohne weiteres möglich ist, zeigt die Erfahrung mit dem
Konzept der nachhaltigen Entwicklung. Die sozialen und ökologischen Krisenerscheinungen treten
zunehmend deutlicher hervor, die Notwendigkeit nachhaltiger Entwicklung zeigt sich immer klarer.
Allerdings sind – über 20 Jahre nach dem Erscheinen des Brundtland-Berichts, dessen
Nachhaltigkeitsdefintion den Beginn des weltweiten Diskurses über nachhaltige Entwicklung
markiert, kaum substanzielle gesellschaftliche Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit zu
erkennen.
Es drängt sich daher die Frage auf, warum die Entwicklung in genau dieser Weise verläuft, also
warum die Gesellschaften bislang nicht fähig sind, auf die gravierenden sozialen und ökologischen
Krisenerscheinungen zu reagieren. Dies umso mehr, als zugleich zu erleben ist, in welcher Weise
auf wirtschaftliche Krisen reagiert wird.
Erschienen in: 360° – Das Studentische Journal für Politik und Gesellschaft. 02/2009: 24-29.
Marburg.