Betreibungsorte 1
Ordentlicher Betreibungsort (SchKG 46) Schuldner ohne festen Wohnsitz (SchKG 48) Erbschaft (SchKG 49)
y Wohnsitz des Schuldners Das betrifft Schuldner überhaupt ohne festen Wohnsitz, also Die Erbschaft ist für Erbschaftsschulden und solange keine
y Gesellschaften im HR: Sitz weder in der CH noch im Ausland. Teilung und keine amtliche Liquidation stattgefunden hat und
y Nicht eingetragene Gesellschaften: Ort der Verwaltung Sie sind am Aufenthaltsort in der Schweiz zu betreiben. keine Gemeinderschaft gebildet wurde,
y Gemeinderschaft: Ort der gemeinsamen wirtschaftlichen am Betreibungsort des Erblasser z. Zt. seines Todes betrieben
Tätigkeit werden.
y StWEG: Ort der gelegenen Sache
Geschäftsniederlassung und Spezialdomizil (SchKG 50) Ort der gelegenen Sache (SchKG 51) Arrestort (SchKG 52)
Der Betreibungsort am Ort der Geschäftsniederlassung ist Am Ort der gelegenen Sache kann betrieben werden, falls die Eine Forderung, für die Arrest gelegt worden ist, kann am Ort
möglich für Forderungen, die mit der Geschäftsniederlassung Forderung durch ein Faustpfand gesichert ist; dann ist dieser des Arrestgegenstandes in Betreibung gesetzt werden. Eine
im Zusammenhang stehen, falls der Schuldner im Ausland Ort alternativ neben den Orten von 46 ff. möglich. Forderung ist am Erfüllungsort belegen, wenn der Schuldner in
wohnt bzw. seinen Sitz hat. Beim Grundpfand steht ausschließlich der Ort der gelegenen der Schweiz ist, d.h. bei Geldschulden i.d.R. am Wohnsitz des
Für schweizerische Schuldner gilt SchKG 46 ff., 51 f. Sache offen. Gläubigers. Wohnt der Schuldner im Ausland, ist der Sitz seines
Schuldners, also meistens der Bank, der Ort der Belegenheit.
Schuldner im Ausland können in der Schweiz für die Erfüllung
einer Forderung ein Spezialdomizil bestimmen; für diese Forde- Eine Ergänzungs- oder Nachpfändung an diesem Ort ist ausge-
rung ist das der Betreibungsort. schlossen.
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Zwingend, keine prorogatio fori.
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Allgemein gilt: Bei materiellrechtlichen Klagen gilt das GestG, sofern das LugÜ nicht ausdrücklich etwas anderes bestimmt. Klagen mit Reflexwirkung gelten nach h.L. als Zivilsachen i.S. des GestG, weshalb dieses zur Anwendung
kommt, sofern das SchKG nichts bestimmt. International kann hier LugÜ 16 Nr. 5 zur Anwendung kommen. Bei rein betreibungsrechtlichen Streitigkeiten gilt nur das SchKG, es handelt sich nicht um Zivilsachen i.S. des GestG.
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Bei materiellrechtlichen Klagen gilt das LugÜ bzw. IPRG. LugÜ 16 Nr. 5 ist allerdings nicht auf materiellrechtliche Streitigkeiten anwendbar, sondern nur auf solche mit Reflexwirkung.
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So WITSCHI (Grund: LugÜ 16 Nr. 5 ist eng auszulegen, und im provisorischen Rechtsöffnungsverfahren sind immerhin Einwendungen summarisch zu prüfen (SchKG 82 II). Dasselbe würde allerdings auch für die Aufhebungsklage
i.S.v. SchKG 85 gelten.
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Das heißt: Konsumenten-, miet- und arbeitsrechtliche Streitigkeiten.
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Nach ZPO 271 Ziff. 1 ist bei genügendem Streitwert der Rekurs gegeben, der Suspensivwirkung hat (ZPO 275).
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LugÜ 16 Nr. 5 betrifft „Verfahren, welche die Zwangsvollstreckung aus Entscheidungen zum Gegenstand haben.“ Das beruht auf der Idee einer Zweiteilung von Erkenntnis- und Vollstreckungsverfahren; LugÜ 16 Nr. 5 bezieht sich
auf den zweiten, den Vollstreckungsschritt. Deshalb sind materiellrechtliche Klagen nicht von 16 Nr. 5 erfaßt, dafür Klagen mit Reflexwirkungen. LugÜ 16 Nr. 5 bestimmt die Zuständigkeit nur international; national ist GestG oder
SchKG anwendbar (AMONN/WALTHER; nach WALTER, IZPR, das IPRG, subsidiär das GestG [?]).
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Das heißt: kein Sühnverfahren; mündliches Verfahren (ZPO 119), Kaution ist möglich; erstmalige peremptorische Vorladung; Beweismittel: keine Beweisaussage und Gutachten, außer im Fall von 209 II; keine Beachtung der Gerichts-
ferien.
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Das heisst: kein Sühnverfahren; ansonsten gelten die Bestimmungen der ZPO (Kaution ist möglich; peremptorische Vorladung erst nach Säumnis.
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GVG 22.
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GVG 22.
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SchKG 86 und 187 des Beklagten (SchKG 86 II; GestG 3) Zahlung der Forderung, falls nicht durch res
iudicata nach Ab-/Anerkennungsklage aus-
geschlossen.
Sachliche Zuständigkeit je nachdem beim ER,
BezGer, ArbGer, MietGer, HGer
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Widerspruchsklage - Klage des Dritten gegen den Gläubiger Wie national, also nach SchKG.13 - Reflexwirkung Beschleunigtes Verfahren (SchKG 109 IV); 20
oder Schuldner: Betreibungsort, SchKG 109 Aber: wenn sich in Prozess Dritter und Schuldner - Materiellrechtlich, falls sich Tage Klagefrist nach Fristansetzung durch
- Klage gegen einen Dritten mit Wohnsitz im gegenüberstehen, ist es eine materiellrechtliche Schuldner und Dritter gegenüber- das Betreibungsamt.
Ausland: Betreibungsort, SchKG 109 I Ziff. 2 Streitigkeit, weshalb dann das LugÜ bzw. IPRG stehen (str.). Sachlich der ER im beschlV.14
Gegen einen Dritten mit Wohnsitz in der anwendbar ist, aber nicht LugÜ 16 Nr. 5.
Schweiz: Wohnsitz des Dritten, SchKG 109 II
- Klage betr. Grundstück: immer Ort der
gelegenen Sache, SchKG 109 III
Lastenbereinigungsklage Verweis auf SchKG 106 ff. in SchKG 140 II
Klage auf Feststellung Klage des Grundpfandgläubigers am Ort der 10 Tage nach Zustellung des Lastenverzeich-
des Vorranges, SchKG gelegenen Sache, SchKG 142 II nisses (SchKG 142 II)
142
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Anschlussklage Betreibungsort, SchKG 111 V LugÜ 16 Nr. 5 - Reflexwirkung Beschleunigtes Verfahren; 20 Tagen seit
LugÜ, falls materiellrechtliche Klage (Dritter vs. - Materiellrechtlich, falls sich Bestreitung (SchKG 111 V)
Schuldner) Schuldner und Dritter gegenüber- Sachlich der ER im beschlV.16
stehen (str.).
Kollokationsklage, Betreibungsort, SchKG 148 LugÜ 16 Nr. 5 (str.)17 Reflexwirkung 20 Tage nach Empfang des Auszuges von
SchKG 148 Kollokationsplan und Verteilungsliste, SchKG
148 I.
Sachlich der ER im beschlV.18
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Aussonderungsklage Klage durch den Dritten am Konkursort LugÜ 16 Nr. 5 Reflexwirkung 20 Tage nach Verfügung über Herausgabe
(SchKG 242 I)
Sachlich der ER im beschlV.
Admassierungsklage Klage des Konkursamtes gegen den Dritten LugÜ 16 Nr. 5 Reflexwirkung 20 Tage nach Verfügung über Herausgabe
nach GestG 19 f. (SchKG 242 I).
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Im nationalen Verhältnis sind die Gerichtsstände nicht davon abhängig, ob es sich um Klagen mit Reflexwirkung oder wegen der Parteienkonstellation um materiellrechtliche Klagen handelt, weil das SchKG dem GestG in beiden
Fällen vorgeht und selbst keine Unterscheidung tritt; anders im internationalen Verhältnis.
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So Amonn/Walther, § 24 N 59. SchKG 109 II enthält selbst IZPR-Vorschriften, die insofern LugÜ 16 Nr. 5 vorgehen.
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GVG 22.
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Dito.
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GVG 22.
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Nach AMONN/WALTHER sollen die Kollokationsklage im Konkurs und die Aussonderungsklage wohl unter LugÜ 16 Nr. 5 fallen; nach WALTER fallen diese Klagen aber unter den Ausschluß von LugÜ 1 Ziff. 2. AMONN/WALTHER gehen
aber soweit ersichtlich nicht auf LugÜ 1 Ziff. 2 ein. Nach dem BGer betrifft der Ausschluß von LugÜ 1 Ziff. 2 nur Verfahren, die sich direkt aus dem Konkurs ergeben und sich in ein Verfahren zwangsweiser Liquidation einfügen, nicht
aber Verfahren, die aus Anlaß eines Zwangsvollstreckungsverfahrens geführt werden, aber auch ohne ein solches möglich sind.
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GVG 22.
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A.M. WALTER.
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GVG 22.
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BGE 129 III 683. Sie wären ohne den Konkurs nicht eingeleitet worden.