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Zu ausgewählten Fachbegriffen dieses ersten Kapitels steht ein Glossar zur Verfügung, in wel-
chem diese Begriffe näher erklärt werden.
Einträge, die Sie im Glossar finden können, sind im Skript gelb, bzw. grau markiert.
Die Aufgaben der chemischen Analytik haben sich im Verlauf ihrer Entwicklung stark gewandelt: Die ur-
sprüngliche "klassische Analytik" befasste sich vor allem mit der Ermittlung der Zusammensetzung von
Stoffen und Stoffgemischen und bildete damit eine wesentliche Triebkraft der Entwicklung der Chemie in
ihren Gründerjahren.
Beispiel zur klassischen Analytik: Ermittlung der stöchiometrischen Formel von Zinnober:
Rotes Quecksilberoxid (Zinnober) wird in einem Reagensglas eingewogen und erhitzt. Dadurch wird die
Substanz zu elementarem Quecksilber reduziert, der enthaltene Sauerstoff entweicht als Gas. Das
Quecksilber wird wieder gewogen. Aus der Gewichtsabnahme und den bekannten relativen Atommas-
sen von Quecksilber und Sauerstoff lässt sich die chemische Formel von Zinnober ermitteln.
Wird eine Probe von 62g wie beschrieben analysiert, wiegt sie nachher noch 57g. Was hat Zinnober für
eine chemische Formel?
Untersuchungs-
objekt
Probe-
nahme
Untersuchungs-
probe
Probenaufbereitung
(Zerlegung)
Messprobe
Messung
Signal
Auswertung
Kalibration Analysefunktion
Analytische
Information
Interpretation
Bewertung
1.3 Probenahme
Die Probenahme liefert die Untersuchungsprobe (= Stichprobe aus dem Untersuchungsobjekt)
• Ist die Untersuchungsprobe repräsentativ für das Untersuchungsobjekt?
⇒ System homogenisieren vor Probenahme
⇒ Mehrere Proben ziehen ( Probenahmepläne), getrennt analysieren, Mittelwert bilden
⇒ Mischproben bilden: mehrere Proben ziehen, vor Analyse vereinigen und homogenisieren
• Wie viel Probe muss für eine quantitative Analyse eingemessen werden? (= Probenbereich)
⇒ hängt ab von
· Gehalt der Probe (Wie viel Analyt ungefähr drin ?)
· Aufarbeitung (wird Analyt aufkonzentriert, wird Probe geteilt, gibt es Analytverluste?)
· Arbeitsbereich der Messmethode (Welche Analytmengen zuverlässig messbar ?)
1.4 Aufarbeitung
Mit der Probenaufarbeitung wird die Untersuchungsprobe in die sog. Messprobe übergeführt.
• Die Probenaufarbeitung hat folgende Ziele:
⇒ Homogenisieren der Probe (Mischen, Mahlen, Aufschliessen, Auflösen)
Für die meisten Messverfahren muss die Messprobe flüssig sein (Ausnahme: Gasanalysen).
Nur wenige analytische Messmethoden können Analyte quantitativ in Festkörpern erfassen
(Oberflächenanalyse, Festkörperanalytik). Dort ergeben sich aber neue Probleme, wenn die
Probe nicht homogen ist.
⇒ Abtrennen von Störungen (Filtration, Extraktion, Destillation, Chromatographie, etc.)
Viele moderne physikalische Messtechniken, v. a. im Spurenbereich, reagieren "allergisch"
auf Störsubstanzen, welche den Sensor bei der Messung behindern, oder ähnliche Signale er-
zeugen wie der Analyt (nichtspezifischer Sensor). Die Abtrennung von Störungen ist beson-
ders wichtig bei Spurenanalysen, wo die Wahrscheinlichkeit, dass neben dem wenigen Analyt
in der Matrix hunderte von Störsubstanzen sind, mit sinkendem Analytgehalt exponentiell
ansteigt.
⇒ Gehalt der Messprobe in den Arbeitsbereich der Methode bringen (aufkonzentrieren, verdün-
nen)
Beide Probleme führen zu systematischen Abweichungen, d.h., wenn diese einmal ermittelt wur-
den, können Messresultate entsprechend korrigiert werden.
1.5 Messung
• Definition einer Messung: Die Wechselwirkung zwischen Messprobe und Messsonde (Sensor) erzeugt
in einem Detektor ein Signal.
In spektroskopischen Methoden ist auch eine andere Formulierung üblich: Im Spektrometer erfolgt
eine Provokation der Messprobe durch die Sonde, die Probe liefert eine Reaktion darauf, welche mit
einem Detektor in ein messbares Signal umgewandelt wird.
• Die durch die Messung erzeugten Signale werden auch als "Rohdaten" bezeichnet. Diese Rohdaten
sind noch nicht in irgendeiner Weise umgerechnet oder korrigiert und müssen nach GLP-
Grundsätzen (GLP = Good Laboratory Praxis) als solche immer verfügbar bleiben (Wichtiger Be-
standteil der Dokumentation einer Analyse).
Beispiele von Messsystemen
1.6. Auswertung
• Als Auswertung wird der Übergang von den Rohdaten zum eigentlichen Analysenresultat bezeich-
net. Zwischen dem Signal A (Rohdaten) und dem Analysenresultat X besteht ein funktionaler Zu-
sammenhang, die so genannte Analysenfunktion fA:
X = fA(A)
• Die Analysenfunktion kann eine mathematische Formel, eine Tabelle von logischen Verknüpfungen
oder auch eine graphische Darstellung sein.
• Nur bei wenigen Analysemethoden ist die absolute Grösse aller Parameter der Analysenfunktion be-
kannt (sog. absolute Analysenverfahren). Bei allen andern quantitativen Methoden (Relativverfah-
ren) müssen diese Parameter und damit der Verlauf der Analysenfunktion durch Messungen an Pro-
Diese Rückführung auf hochreine, wägbare Referenzen ist aber u. a. aus den folgenden Gründen nicht
immer möglich:
• Viele Analyte ( z. B. biologische und biochemische) können nicht in hochreiner Form isoliert
werden.
• Die Probenmatrix verändert manchmal die Parameter der Messfunktion (sog. Matrixstörungen).
Kann die Matrix vor der Messung nicht abgetrennt werden, führt dies zu systematischen Ab-
weichungen. Abhilfe: Durchführung von Ringversuchen, in denen viele Labors alle dieselbe
Probe mit der gleichen Methode analysieren. Der Durchschnitt der Resultate wird dann als bes-
te Schätzung für den richtigen Gehalt angenommen ("Conventional True Value").
E=
E=
β (G) graphisch = mg/l
pH“B” =
β (G) berechnet =
pH graphisch =
pH berechnet =
Messfunktion Analysenfunktion
1.7 Validierung
Eine Methodenvalidierung umfasst den Nachweis und die Dokumentation der Zuverlässigkeit und der Eig-
nung einer Methode für die zweckmässige Lösung eines analytischen Problems.
Zum Thema Validierung von chemischen Analysemethoden ist auf der Homepage AnC eine Powerpointprä-
sentation verfügbar (Link "Validierung in der Analytischen Chemie (Workshop-Unterlagen)").
• Robustheit: Wie stark beeinflussen kleine, unvermeidbare Aenderungen des analytischen Prozesses
(z.B. Temperaturschwankungen, Wechsel des Personals, biologische Abbaubarkeit von Matrix und
Analyt, etc.) das Resultat und seine Unsicherheit? Die Robustheit der Methode bezüglich einer
Randbedingung kann überprüft werden durch periodische Wiederholung von Testanalysen unter
wechselnden Randbedingungen.
Die Robustheit beeinflusst die Unsicherheit eines Resultates.
• Wiederholbarkeit: Wie gut lassen sich die Resultate reproduzieren, wenn die Analyse an verschie-
denen Tagen, von verschiedenen Personen oder Geräten oder in verschiedenen Labors wiederholt
wird? Untersuchung: Durchführung von Ringversuchen, periodische Wiederholung von Testanalysen,
Führen von Kalibrations-Logbüchern.
Auch die Wiederholbarkeit hat Einfluss auf die Unsicherheit des Endresultates.