BEGRIFFSBESTIMMUNG
Buddhistische Begriffsanalyse
Buddhismen und ihre Begriffsbestimmung: Buddhistische Begriffsanalyse
ii
„Auf korrekte Begriffe halten“
iii
INHALTSVERZEICHNIS
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................. iv
Einleitung ............................................................................................................. 1
Homo buddhicus und Homo arahanticus ................................................................... 1
Ursprünglicher Buddhismus .................................................................................... 2
Frühbuddhismus .................................................................................................... 2
Konfessionsbuddhismus ......................................................................................... 3
Frühkonfessioneller Buddhismus ........................................................................... 3
Spätkonfessioneller Buddhismus ........................................................................... 4
Aufgeklärter Buddhismus ........................................................................................ 4
Postfaktischer Buddhismus ..................................................................................... 4
Buddhologie .......................................................................................................... 5
Anthropologischer Buddhismus ................................................................................ 5
Literaturverzeichnis ............................................................................................... 6
iv
EINLEITUNG
In diesem Aufsatz definiere ich grundlegende Begriffe für eine Betrachtung des Bud-
dhismus und seiner Rezeption im Westen. Ausgewählte Begriffe werden in späteren Auf-
sätzen ausführlicher besprochen.
Das Konzept des „Homo buddhicus“ umfasst die Erleuchtungserfahrung selbst plus
weitere Qualitäten eines Buddhas, wie zum Beispiel die zehn Kräfte des Tathagata nach
dem Mahasihanada-sutta. Homo arahanticus bezieht sich auf die Erleuchtungserfahrung
eines Nachfolgers (savaka) und ggf. weiteren Qualitäten, wie die abhinna usw.
Der Homo buddhicus hat aber gerade keine Außenaspekte, keine Form. Der Gotama
Buddha hat seinem Homo buddhicus Form gegeben im ursprünglichen Buddhismus.
1
(Gomez 1987, 355)
1
URSPRÜNGLICHER BUDDHISMUS
Mit der Bezeichnung „ursprünglicher Buddhismus“ verweise ich auf die Form, die sich
durch Lehre (dhamma) und Disziplin (vinaya) definiert, wie der Buddha seine Erleuch-
tungserfahrung in der Gemeinschaft der Ordinierten und Laien ausgedrückt und gelebt hat.
Der ursprüngliche Buddhismus ist meinem Verständnis nach verloren und nicht mehr re-
konstruierbar.
Diese Phase ist in ihrem Kern identisch mit der Lehrzeit des Gotama Buddha.
FRÜHBUDDHISMUS
Der Ehrwürdige Analayo postuliert die Nicht-Rekonstruierbarkeit eines ursprünglichen
Buddhismus ähnlich, wenn er schreibt:
Ferner merkt er an, dass er Ausdrücke in seinen früheren Büchern wie „der Buddha
hat gesagt” ändern würde zu „der Buddha soll gesagt haben“.3
„The suttas, along with their counterparts, thus constitute the most
ancient records of the Buddha’s teachings available to us; they are the
closest we can come to what the historical Buddha Gotama himself actu-
ally taught… For this reason, they constitute the common heritage of
the entire Buddhist tradition”4.
2
(Analayo 2013, 5)
3
(Analayo 2013, 5)
4
(Bodhi 2005, ix)
2
Gotama Buddha. Die Phase des Frühbuddhismus ist gekennzeichnet durch eine Homoge-
nität des buddhistischen Sangha in doktrinären Fragen und endet im weiteren Sinne mit
Asoka oder kurz danach:
Ein so rekonstruierter Frühbuddhismus ist aber zwingend nicht identisch mit dem ur-
sprünglichen Buddhismus, obwohl ich eine hohe Übereinstimmung annehme: „that it is
very likely that the bulk of the sayings in the EBTs [early Buddhist texts] that are attributed
to the Buddha were actually spoken by him”7. Gründe können sein, dass nicht auszuschlie-
ßen ist, dass die buddhistischen Texttraditionen gewisse Ideen und Praktiken des Gotama
Buddha nicht oder falsch übermittelt haben.
KONFESSIONSBUDDHISMUS
Unter Konfession verstehe ich Untergruppen innerhalb einer Religion - hier der Bud-
dhismus -, die sich in Lehre, Organisation oder Praxis von anderen Untergruppen unter-
scheiden. In dieser Phase des Buddhismus existiert demnach Dissens in Doktrin und Dis-
ziplin zwischen den Konfessionen und es entwickelt sich entsprechende Literatur, um die
eigene Lehrmeinung zu bekräftigen.
Frühkonfessioneller Buddhismus
Mit diesem Begriff beziehe ich mich auf die traditionell 18 Schulen, die auch unter dem
Begriff Hinayana zusammengefasst sind:
5
(Sujato und Brahmali 2015, 37)
6
(Sujato und Brahmali 2015, 40-41)
7
(Sujato und Brahmali 2015, 4)
3
Tradition spricht konventionell von den 18 oder 20 Schulen, die sich in
Indien in den ersten Jahrhunderten nach Gautama bildeten“ 8.
Spätkonfessioneller Buddhismus
„Ein Jahrhundert vor der Zeitenwende entstand aus den alten Schulen
die Bewegung des Mahayana, die den Buddhismus grundlegend verwandelte.
Inhaltliche und soziale Faktoren spielten dabei zusammen.“ 9
AUFGEKLÄRTER BUDDHISMUS
Das Ziel des aufgeklärten Buddhismus ist der Frühbuddhismus. Aufgeklärt nenne ich
ihn, weil er versucht, mit wissenschaftlichen Methoden, wie der historisch-kritischen Me-
thode, der Editionsphilologie mit Textkritik u. ä., dieses Ziel zu erreichen. Es geht hier also
explizit nicht darum, dass der Inhalt buddhistischer Texte in Einklang mit der (Natur-)Wis-
senschaft steht – dies vielleicht in Abgrenzung zum säkularen Buddhismus -, sondern da-
rum, ob die Textquelle überhaupt buddhistisch ist im Sinne des Frühbuddhismus.
POSTFAKTISCHER BUDDHISMUS
Hiermit bezeichne ich die Tatsache das bestimmte Aussagen zwar richtig sind inner-
halb einer buddhistischen Konfession, aber nicht richtig im Sinne eines aufgeklärten Früh-
buddhismus. Beispiele hierfür sind die theravadische Zuschreibung des Abhidhamma als
Buddhawort im engeren Sinn oder die Aussage der Gotama Buddha hätte buddhistisches
Tantra gelehrt.
Das Zuschreiben von Ideen zu Gotama Buddha ist nicht mit Sicherheit möglich, son-
dern bestenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit. Das Aberkennen von Ideen ist jedoch mit-
tels Studium der Ideengeschichte, punktuell mit Sicherheit vorzunehmen.
Das falsche Zuschreiben von Ideen zu Gotama Buddha lehne ich nicht grundsätzlich
ab. Wichtig ist das Bewusstsein, dass eine entsprechende Aussage nur innerhalb einer
Konfession gültig ist, aber nicht für den Frühbuddhismus als Grundlage aller buddhistischen
8
(Zotz 1996, 58)
9
(Zotz 1996, 81)
4
Schulen.10 Ein falscher Kontext macht eine Aussage dementsprechend zum postfaktischen
Buddhismus.
Hiervon abzugrenzen sind Aussagen wie „Buddhismus lehrt die Einheit mit Gott“, die
weder auf konfessioneller noch auch frühbuddhistischer Ebene richtig sind. Solche Aussa-
getypen sind schlicht falsch und daher gar nicht mit Buddhismus zu bezeichnen.
Ein Aspekt, der ebenfalls nicht adressiert wird, ist, wie ist das eigene Verhältnis zu
buddhistischen Aussagen und Themen.
BUDDHOLOGIE
Mit dem Begriff ‚Buddhologe‘ bezeichne ich einen Akademiker, der sich wissenschaft-
lich mit dem Buddhismus auseinandersetzt. Diese Auseinandersetzung kann mittels ver-
schiedener Wissenschaftsdisziplinen, wie Anthropologie, Archäologie, Philologie usw., er-
folgen. Die Buddhologie ist daher eine Wissenschaft, die sich multiperspektivisch mit der
Geschichte und Gegenwart des Buddhismus befasst. Als Wissenschaft ist sie nicht an eine
Innenperspektive gebunden.
ANTHROPOLOGISCHER BUDDHISMUS
Hiermit bezeichne ich den Buddhismus der Menschen (ánthrōpos). Auf diese Weise ist
der anthropologische Buddhismus im Kern individualistisch. Es geht um die Praxis und das
Lehrverständnis eines Einzelnen im Kontext des Buddhismus.
Diese sozialen Gruppen sind gelebter Ausdruck des Buddhismus. Gleichzeitig sind sie
mehr oder weniger authentische Repräsentationen des Theravada, hier als Buchreligion
und Maßstab für Orthodoxie und Orthopraxie.
10
„Given that this early stage would have been the common starting point of the different Buddhist schools and
traditions”, zit. nach: (Analayo 2013, 5)
5
LITERATURVERZEICHNIS
Analayo. Perspectives on Satipatthana. Cambridge: Windhorse Publications, 2013.
Bodhi. In the Buddha's Words: an Anthology of Discourses from the Pali Canon. Boston:
Wisdom Publications, 2005.
Sujato, and Brahmali. The Authenticity of the Early Buddhist Texts. Chroniker Press,
2015.
Zotz, Volker. Geschichte der buddhistischen Philosophie. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt
Taschenbuch Verlag, 1996.
6
Añño esa āvuso gatakassa maggo nāma
Der Pfad, Freund, ist anders für den, der ihn gegangen ist.