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Kompetenz
ie Bildungsstandards für die Schu-
D len, von den Ländern als Meilen-
stein für größere Vergleichbarkeit ge-
feiert, haben auch erhebliche Nach-
teile. Es geht weniger um die Vermitt-
lung von Inhalten als um das Einüben
von Kompetenzen. Selbst in den Ober-
stufen des Gymnasiums ist es wichti-
ger geworden, eine perfekte Power-
point-Präsentation zu beherrschen als
bestimmte Inhalte darzustellen. Seit
der ersten Pisa-Vergleichsstudie ist
das Bildungswesen auf sogenanntes
output-orientiertes Lernen umgestellt
worden. Gemeint ist damit, dass es im
Unterschied zum früheren, input-ori-
entierten, also auf Wissen basieren-
den System nun um reine Kompetenz-
orientierung geht. Die lässt sich fast
ohne Inhalte erfüllen – auch wenn das
nicht im Sinne der Erfinder war.
Vor kurzem wurde in Köln die „Ge-
sellschaft für Bildung und Wissen“ ins
Leben gerufen. Im Vorstand sind der
Wiener Philosoph und Bildungskri-
tiker Konrad Paul Liessmann, der
Frankfurter Erziehungswissenschaft-
ler Andreas Gruschka und der Schwei-
zer Pädagoge Roland Reichenbach,
der an der Universität Basel und an
einer Pädagogischen Hochschule
lehrt. Geschäftsführer ist der Frank-
furter Didaktiker der Biowissenschaf-
ten Hans Peter Klein. Er hatte Neunt-
klässler in Nordrhein-Westfalen eine
Abitur-Leistungskursarbeit Biologie
schreiben lassen, ohne sie auch nur im
Geringsten inhaltlich vorzubereiten.
Zwei Drittel der Schüler hätten die
Abiturarbeit bestanden, weil es genü-
ge, lesen zu können: Alle Antworten
waren schon im Aufgabenmaterial ent-
halten. „Man feiert die drastische Er-
höhung der Abiturientenzahlen als
Erfolg – in Wirklichkeit aber eine Ni-
vellierung ins Nichts“, sagt Klein. Die
Gegenprobe mit einer Abiturarbeit
aus früherer Zeit hat gezeigt, dass die
Schüler hier nichts schreiben konnten,
weil das verlangte Wissen nicht be-
kannt und auch im Arbeitsmaterial
nicht vorgegeben war. oll.
Ganz Ehrenritter
er Traum eines jeden Univer-
Kompetenzen, Wissen oder gar Bildung? Abiturienten brüten über ihrer Prüfungsklausur. Foto bildfolio/Bert Bostelmann
D sitätsreformers nach moderner
Art ist es, tatsächlich ein solcher zu
werden. In den meisten Fällen wird