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von
Holger Neub
geboren am 16.02.1982 in Emmendingen
betreut durch
Dr. Benedikt Schulz (Virtual Identity AG)
Hiermit erkläre ich, dass die vorliegende Arbeit von mir selbständig und nur unter
Verwendung der aufgeführten Hilfsmittel erstellt wurde. Alle Stellen, die ich wörtlich
oder sinngemäß aus veröffentlichten Schriften entnommen habe, wurden als solche ge-
kennzeichnet. Diese Arbeit wurde weder als Ganzes noch in Auszügen für eine andere
Prüfung angefertigt.
Unterschrift:
III
Kurzfassung
Das Internet ist bereits heute das für die Verbreitung von Informationen und Dienstleis-
tungen am häufigsten verwendete System und gilt somit als de facto-Standard für die
globale Kommunikation [Yeung/Hall, 2007, S. 367; Stefanakis/Peterson, 2006, S. 6]. Mit
Google Earth1 und Google Maps2 als prominente Beispiele hat die Geografie Einzug in
das Internet und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit erhalten.
Das geschärfte Verständnis für die Bedeutung von Geodaten in der Bevölkerung stellt
auch Unternehmen vor neue Herausforderungen. Es gilt die Frage zu beantworten, wie
das Geoweb dazu beitragen kann, bisherige Infrastrukturen, Schnittstellen und Ab-
läufe weiter zu verbessern, und wie Geowebanwendungen dabei helfen können, einen
wirtschaftlichen Vorteil zu erlangen. Besonders deutlich wird die Notwendigkeit von
Antworten auf diese Fragestellungen vor dem Hintergrund der allgemein als gültig an-
gesehenen Aussage, dass 80% aller Entscheidungen im öffentlichen und privaten Le-
ben einen räumlichen Bezug haben [Peyke, 2004; Scharl/Tochtermann, 2007; IMAGI,
2008].
Diese Arbeit zeigt, dass Methoden und Werkzeuge des Geowebs eine Reife ereicht haben,
die es Unternehmen erlaubt, Geowebanwendungen zur Steigerung des Geschäftserfolg
einzusetzen. Die Arbeit untersucht Strukturen des Geowebs und bespricht dessen tech-
nisches Fundament. Den Schwerpunkt bilden dabei konkrete Formate wie das bekannte
Visualisierungsformat KML, ebenso wie konzeptionelle Element im Geoweb. Begriffe
wie Geodateninfrastruktur, Geo Webservices und auch Geoweb werden hinsichtlich un-
terschiedlicher Definitionen untersucht und Methoden für die webbasierte Präsentation
von Geodaten, beispielsweise in Kartendiensten, dargestellt.
Über eine Bestandsaufnahme bereits heute existierender Geowebanwendungen in unter-
schiedlichen Bereichen werden die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten gezeigt. Die
Arbeit präsentiert anschließend ein Ordnungssystem für die modulare Zerlegung ak-
tueller und zukünftiger Geowebanwendungen, welches erlaubt, diese einfacher zu sor-
tieren, zu klassifizieren und zu vergleichen. Eine Potentialbetrachtung des Geowebs
anhand einer Analyse von Chancen und Risiken zeigt exemplarisch an generellen und
konkreten Szenarien, wie Unternehmen durch den Einsatz von Mitteln des Geowebs Po-
tentiale in den Bereichen E-Business und Kommunikation erschließen können. Gleich-
zeitig untersucht die Arbeit Faktoren, die für den langfristigen Erfolg des Geowebs
maßgeblich sind, reflektiert den aktuellen Stand der Entwicklung und bewertet die-
sen.
Stichworte: Geoweb, Web Mapping, Web 2.0, E-Business, GDI, WebGIS, LBS
1
http://www.google.com/earth
2
http://www.google.com/maps
IV
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
1.1 Zielsetzung .............................................................................................. 2
1.2 Aufbau der Arbeit ................................................................................... 2
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geoda-
ten 20
3.1 Das Geografische Internet ....................................................................... 20
3.1.1 Begriffsbestimmung „Geoweb“ ..................................................... 20
3.1.2 Quellen geografischer Daten .......................................................... 21
3.1.3 Benutzergruppen und Peripherie ................................................... 23
3.2 Formate zur Geokodierung und Georeferenzierung .................................. 24
3.2.1 Modellierungs- und Datenaustauschformate .................................. 24
3.2.2 Geografische Kodierung textueller Informationen .......................... 29
3.2.3 Bildformate mit Geoinformationen ............................................... 32
3.2.4 Geolocation API für die standardisierte Positionsabfrage............... 36
3.3 Webservices für Geodienste ..................................................................... 38
3.3.1 Geo Webservices nach dem OpenGIS Standard ............................ 40
3.4 Infrastrukturen für den Zugang zu Geodaten .......................................... 42
3.4.1 Definition, Ziele und Aufgaben...................................................... 42
3.4.2 Infrastrukturen am Beispiel........................................................... 44
3.5 Kartendienste und virtuelle Globen ......................................................... 45
3.5.1 Virtuelle Globen ........................................................................... 46
V
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis 104
Anhang 114
VI
1 Einleitung
Das Internet ist bereits heute das für die Verbreitung von Informationen und Dienst-
leistungen am häufigsten verwendete System und gilt somit als de facto-Standard für
die globale Kommunikation [Yeung/Hall, 2007, S. 367; Stefanakis/Peterson, 2006, S. 6].
Mit Google Earth1 und Google Maps2 als prominente Beispiele hat die Geografie Ein-
zug in das Internet und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit erhalten und löste in der
Webgemeinde einen Trend des Geotaggings3 aus. Dieser Trend führte dazu, dass eine
Vielzahl von Informationen nunmehr geografisch sortiert werden können. Die punktge-
naue Beschreibung von Informationen über räumliche Koordinaten eröffnet eine neue
Dimension der Betrachtung und erlaubt es, neue Schlüsse zu ziehen, da viele Informa-
tionen über Ressourcen „erst durch ihre Zuordnung zu einem definierten Ort [. . . ] einen
Nutzen“ [Vogel, 2002, S. 1] bringen.
Frei verfügbare Kartendienste bieten Schnittstellen für die externe Verwendung an.
Über diese lassen sich geografisch kodierte Informationen hinzuzufügen, in sogenannten
Mash-Ups mit anderen Anwendungen kombinieren und als neuartige Browseranwendun-
gen mit geografischem Bezug im Internet anbieten [Maguire, 2008]. Auch vereinfacht die
Öffnung monolithischer Geoinformationssysteme (GIS) in Form von Webschnittstellen
den Zugriff auf geografisch kodierte Informationen, als unmittelbare Konsequenz der
globalen Vernetzung und interdisziplinären Nutzung von Geoinformationen [Bernard/
Crompvoets/Fitzke, 2005, S. 5; Stefanakis/Peterson, 2006, S. 6].
Das geschärfte Verständnis für die Bedeutung von Geodaten in der Bevölkerung stellt
auch Unternehmen vor neue Herausforderungen. Es gilt die Frage zu beantworten, wie
das Geoweb dazu beitragen kann, bisherige Infrastrukturen, Schnittstellen und Ab-
läufe weiter zu verbessern, und wie Geowebanwendungen dabei helfen können, einen
wirtschaftlichen Vorteil zu erlangen. Besonders deutlich wird die Notwendigkeit von
Antworten auf diese Fragestellungen vor dem Hintergrund der allgemein als gültig an-
gesehenen Aussage, dass 80% aller Entscheidungen im öffentlichen und privaten Le-
ben einen räumlichen Bezug haben [Peyke, 2004; Scharl/Tochtermann, 2007; IMAGI,
2008].
1
http://www.google.com/earth
2
http://www.google.com/maps
3
Geotagging beschreibt die Zuordnung einer Geografischen Position zu einem Datensatz, wie
Text-, Bild-, Video- oder Audiodaten
1
1 Einleitung
1.1 Zielsetzung
Übergeordnetes Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, dass Methoden und Werkzeuge des
Geowebs eine Reife ereicht haben, die es Unternehmen erlaubt, Geowebanwendungen
zur Steigerung des Geschäftserfolgs einzusetzen. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf
folgende Teilziele:
Eine Einführung in die Geografie und Untersuchung des technischen wie konzeptionel-
len Fundaments des Geowebs geben die Kapitel 2 und Kapitel 3. Sie stellen Grundlagen
der digitalen Kartografie, der Geografie und der Positionsbestimmung vor. Anschließend
untersuchen sie Strukturen des Geowebs und besprechen Formate, die eine Geokodie-
rung erlauben und für den Einsatz im Web geeignet sind. Außerdem beschreiben sie
Ansätze für den einheitlichen Zugriff auf Geodaten und der Präsentation im Webbrow-
ser.
Die Arbeit schließt mit einer übergreifenden Betrachtung und einem Ausblick in Kapi-
tel 6.
2
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
Anwendungen im Geoweb setzen digitalen Karten ein und verwenden so Produkte und
Werkzeuge der Geografie. Die geografische Verortung von Punkten stützt sich auf Me-
thoden, um Positionen auf der Erde zu bestimmen. Dieses Kapitel vermittelt in Ab-
schnitt 2.2 die nötigen Grundlagen für den Umgang mit digitalen Karten im Internet.
Anschließend führt Abschnitt 2.3 den Begriff des Geografischen Informationssystems
und dessen Bestandteile ein. Ein Blick auf gängige Verfahren zur Positionsbestimmung
und deren Anwendung in Abschnitt 2.4 schließt das Kapitel.
2.1 Literaturlage
Die Entwicklung von GIS Anwendungen blickt auf eine lange Historie zurück. Dement-
sprechend existiert ein großer Literaturbestand zu verschiedensten Themen mit theo-
retischer und praktischer Ausrichtung. Auch einige Werke zu WebGIS befinden sich
darunter. Hierbei liegt der Fokus meist auf den Einsatz in der GIS Domäne. Diese
Sammlungen geben einen Einblick in den Entwicklungsprozess von monolithischen GIS
Systemen zu verteilten WebGIS Anwendungen, befassen sich jedoch nicht mit der neu-
artigen Verwendung von georeferenzierenden Multimediadaten und deren Einsatz in
Anwendungen ausserhalb der GIS Domäne. Ausnahme bildet hierbei [Stefanakis et al.,
2006]. Die Sammlung bespricht verschiedene Anwendungsformen von geografisch ko-
dierten Mediadaten. In diversen Beiträgen zu Grundlagen, Quellen und konkreten An-
wendungen legt das Werk den Fokus zwar auf geografische Hypermedia im Generellen,
es ist jedoch stark GIS geprägt und die enthaltenen Fallbeispiele betreffen meist Pro-
jekte, die im Rahmen von Forschungsarbeit entstanden sind.
Siekierska/McCurdy (2008) haben eine Sammlung herausgegeben, die den Stand der
Technik in Web-Kartendiensten jeglicher Art reflektiert. In Beiträgen mit Schwerpunk-
ten technische Realisierung, Anwendungsentwicklung und Konzeption bespricht die-
se Sammlung sowohl theoretische als auch praktische Aspekte. Die Kombination aus
Forschungsberichten und Praxisbeispielen zeigt aktuelle Trends und Paradigmenwan-
del auf und führt zu einer Verwendung von Geodaten in nicht fachspezifischen An-
wendungen hin. Ähnlich reflektiert auch [Scharl/Tochtermann] den aktuellen Stand
der Forschung und Anwendung. Neben technischen Grundlagen liegt der Fokus vor
3
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
allem auf Anwendung und ökonomischen Wandel durch Geobrowser und durch das
Geoweb.
Weitere Literatur über den Nutzen von Geowebstrukturen, speziell im Hinblick auf
Kommunikation und das E-Business, ist der Recherche zu Folge nicht existent. Der
Grund hierfür liegt vermutlich in der noch recht jungen Disziplin bezüglich dem Einsatz
von Geowebanwendungen in Unternehmen und der Zurückhaltung und beim Einsatz
von Web 2.0 Werkzeugen in der Wirtschaft. Ein weiterer Faktor für das Fehlen derarti-
ger Literatur birgt das fehlende Referenzmaterial. Zwar herrscht ein Konsens über den
Nutzen von Geodaten über das Internet, wie sich dieser Nutzen manifestiert und wie
welche Potentiale erschlossen werden können, ist noch ungeklärt [Fornefeld/Oefinger/
Jaenicke, 2004, S. 4], so dass konkrete Nutzenanalysen und Bewertungen in der Litera-
tur rar sind. Diese Arbeit kombiniert daher Fachliteratur verschiedener Domänen und
stellt diese zur Beantwortung der Zielsetzung in einen gemeinsamen Kontext. Auch
verwendetet die Arbeit eine Reihe von Studien und Prognosen namhafter Quellen für
die zukünftige Entwicklung des Geowebs und dessen Komponenten, die im Laufe der
Arbeit behandelt werden.
Zur exakten Beschreibung von Positionen auf der Erdkugel dienen verschiedene Syste-
me. Grundlegend und international universell ist ein sphärisches Koordinatensystem aus
Längengraden (Meridiane) und Breitengraden [Goodchild, 2007, S. 7]. Hierbei bilden der
Nullmeridian (durch Greenwich) und der Äquator die Achsen des Koordinatensystems.
Meridiane verlaufen zwischen den Polen in Nord-Süd Ausrichtung und unterteilen die
Erdkugel in 360 Längen(halb)kreise. Ausgehend von dem Nullmeridian werden jeweils
180 Längenkreise in östlicher und westlicher Richtung gezählt. Der 180te Längenkreis
östlicher bzw. westlicher Länge ist identisch. Er verläuft dem Nullmeridian gegenüber
und bildet mit diesem die Grenze zwischen Ost- und Westhalbkugel. Orthogonal zu
den Meridianen verlaufen die Breitenkreise. Der Äquator, als Breitengrad mit maxima-
lem Umfang, teilt die Erde in eine Nord- und Südhalbkugel mit je 90 Breitenkreisen
von dem Äquator zu den Polen, wobei von nördlicher bzw. südlicher Breite gesprochen
wird.
Länge und Breite werden in Bogengraden ausgedrückt, die sich weiter unterteilen lassen.
Die granulare Einteilung zeigt Formel 2.1.
4
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
Der Erdradius beträgt gerundet etwa 6370 km. Somit ergeben sich bei einem Umfang
von circa 40 000 km für die mittlere Ausdehnung eines Bogengrades ungefähr 111 km
und einer Bogenminute 1.825 km1 . Für Längengrade gilt die Aussage aufgrund der Bün-
delung an den Polen nur unmittelbar am Äquator und cos(Breitengrad) × 111.325 km
sonst. Über ein Tupel aus Längen- und Breitengrad ist jede Position auf der Erde geogra-
fisch hinreichend exakt beschreibbar [Leser/Schneider-Sliwa, 1999].
Als einfachste Form eines Erdmodells dient die Kugel mit dem Erdradius von 6372 km.
Tatsächlich lässt sich die Erde präziser durch ein über zwei Radien eindeutig definiertes
Rotationsellipsoid beschreiben. Eine solche Approximation der Erdform wird Sphäroid
genannt. Beispiele die bis heute in der Geodäsie eingesetzt werden sind das „Bessel
1840“, das „GRS80“ oder das „WGS84“ Ellipsoid. [Hennermann, 2006]. Die tatsächliche
Erdgestalt, bezogen auf die einheitliche Normalschwere2 bildet das Geoid ab und ist
für eine genaue Vermessung von Bedeutung. Diese Gestalt, die aufgrund variierender
Materialdichte und -beschaffenheit eine gewellte Oberfläche besitzt, gilt es mit Hilfe
eines Späroid als geometrisches Gebilde anzunähern. Über Variation der Ellipsenradien,
aber auch über eine zusätzliche Verschiebung des spärischen Zentrums der Erde sind sie
global (Erdellipsoid) oder lokal (Referenzellipsoid) einsetzbar.
Ein Bezugssystem (auch Datum)3 besteht aus den für die elliptische Approximation des
Geoid verwendeten Parametern, sowie der Lokalisation auf der Erde, also der Verschie-
bung des Zentrums. Dabei wird eine mit dem Massenschwerpunkt der Erde konforme
Lagerung als geozentrisch bezeichnet [Hennermann, 2006]. Beispiele für Bezugssysteme
sind:
1
Die mittlere Distanz einer Bogenminute von 1.825 km entspricht genau einer Seemeile (Nautic
Mile, N M ) und erleichtert so das Messen von Entfernungen auf Seekarten.
2
Die Normalschwere entspricht einer Schwerkraft von 9, 81 sm2
3
Anstelle von Bezugssystem findet sich auch die Verwendung des Begriffs Kartendatum, als
sprichwörtliche Übersetzung des englischen „map datum“.
5
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
2.2.3 Kartenprojektionen
Eine Kartenprojektion ist eine mathematische Transformation, die Daten aus der sphä-
rischen Geometrie (Erdkugel) in die euklidsche Geometrie (Ebene) abbildet [Henner-
mann, 2006, S. 94]. Unterschiedliche Anwendungsbereiche und Einsatzzwecke stellen
verschiedene Anforderungen an die Beschaffenheit von Projektionen. Die am häufigsten
genannten geometrischen Eigenschaften, deren Erhalt Projektionen erfüllen können sind
[Mitchell, 2008, S. 382-383; Hennermann, 2006, S. 99, und andere]:
6
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
Abbildung 2.1: Methoden zur Projektion aus der spärischen in die euklidsche Geometrie (Quel-
len: Wikipedia (Fotograf: Stefan Kühn))
Vor dem Hintergrund einer weit verbreiteten Verwendung [Hennermann, 2006, S. 102],
vor allem auch in Kartendiensten im Internet, beschreiben die nächsten Abschnitte die
UTM Projektion, sowie das Koordinatensystem im UTM-System.
Die transversale Mercatorprojektion ist eine Zylinderprojektion, bei der die Achse des
Projektionszylinders in der Äquatorebene liegt. Die Mercator Projektion im Allgemei-
nen hat die Eigenschaft einer zunehmenden Verzerrung, je weiter Projektionsfläche von
dem Ellipsoid entfernt ist. Bei der klassischen Mercator Projektion ist dieses an den
Polen der Fall und in der transversalen Version entsprechend am Äquator. Um diese
Verzerrung zu minimieren bildet die UTM Projektion, welches als Ellipsoid das WGS84
verwendet, im Streifensystem mit 6° breiten Streifen ab. Anstelle einer singulären Ab-
bildung von Urbild auf Projektionsfläche, besteht die Projektion dadurch aus einer
Vielzahl von einzelnen Projektionen von Segmenten des Urbilds. Jedes Segment besitzt
als Referenz einen Zentralmeridian. So ergeben sich im UTM-System 60 Zonen mit
einer Breite von je 6 Grad. Nördlich des Äquators liegende Zonenbereiche kennzeich-
net ein nachgestelltes N und südliche ein S. Aufgrund der Konvergenz der Meridiane
an den Polen, ist die UTM Projektion nur zwischen 84° nördlicher und 80° südlicher
Breite repräsentativ. Dort ist die Geoindulation vernachlässigbar und die Punkte des
Erdellipsoids werden „hinreichend verzerrungsfrei wiedergegeben“ [Hennermann, 2006,
S. 103].
7
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
Für die Verortung von Positionen, die auf der Erdkugel über Winkelkoordinaten (Län-
gengrade und Breitengrade) effizient angegeben werden, eignen sich in der Ebene metri-
sche Koordinatensysteme. Dies gilt speziell für nahezu verzerrungsfreie Projektionen,
da es eine metrische Strecken- und Flächenmessung ermöglicht [Hennermann, 2006].
Das UTM ist ein metrisches Koordinatensystem für Karten
Die UTM Abbildung auf dem WGS84 Datum bildet die Grundlage des UTM System.
Auf jede der durch die UTM-Projektion entstandenen Zonen wird ein eigenes metrisches
Koordinatensystem gelegt. Der jeweilige Referenzpunkt befindet sich am Schnittpunkt
von Zentralmeridian und Äquator. Eine geodätische Position wird durch die Zone, so-
wie Hoch- und Rechtswerte, die Werte für die Abweichung vom Referenzzentrum nach
Norden respektive Osten, eindeutig angegeben. Zur Vermeidung negativer Werte bei
Punkten westlich des Zentralmedians erhält dieser den Wert 5 000 000 m. Dieses Ver-
fahren nennt sich False Easting. Für Koordinaten in den südlichen Bereichen der Zonen
erfolgt eine Wertzuweisung am Äquator von 10 000 000 m (False Northing). Eine gültige
Koordinate im UTM-System lautet zum Beispiel:
Eine Abwandlung des UTM Koordinatensystems ist das Military Grid Reference Sys-
tem (MGRS). Bei diesem findet eine weitere Unterteilung der Zonen in 8° breite Bänder
statt, die alphabetisch von C-X 4 belegt werden.
Ein GIS ist ein „rechnergestütztes System, das aus Hardware, Software, Daten und
den Anwendungen besteht. Mit ihm können raumbezogene Daten digital erfaßt und re-
digiert, gespeichert und reorganisiert, modelliert und analysiert sowie alphanumerisch
und graphisch präsentiert werden“ [Bill/Fritsch, 1991, S. 5]. Für die Anwendung bedeu-
tet dies, dass „digitale Geoinformationen [. . . ] einfacher integriert, deutlich effizienter
4
Die Buchstaben I und O wurden aufgrund der leichter Verwechselung mit 1 und 0 nicht
verwendet
8
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
und schneller verarbeitet oder in digitale Karten visualisiert werden“ [GDI-DE, 2008]
können. Mithilfe von GIS lassen sich nach den vorgestellten Definitionen also Problem-
stellungen mit geografischem Bezug beantworten, visualisieren, und als unterstützendes
Werkzeug in Entscheidungsprozessen einsetzen. Gezielte Gruppen von Geoinformatio-
nen lassen sich dabei beliebig in unabhängigen Datenschichten überlagern und so kom-
plexe, vielschichtige Probleme, effizient darstellen. Die Idee der geschichteten Überla-
gerung (Layerprinzip) findet seinen Ursprung in Hettner (1927).
Abbildung 2.2: Evolution von GIS (Quelle: nach Feix (2007, S. 50))
Informationen, die sich über ein GIS ableiten, aggregieren und visualisieren lassen,
dienen heute als Grundlage oder als unterstützendes Mittel für strategische Entschei-
9
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
Für die Speicherung und Verwaltung großer Datenbestände bietet sich der Einsatz von
Datenbankensystemen an. Durch die räumliche Dimension unterscheiden sich Geodaten
von herkömmlichen Daten, so dass auch an die Datenbanksysteme spezielle Ansprüche
zur Speicherung gestellt werden. Datenbanken mit räumlicher Erweiterung sind in der
Lage geometrische Formen, wie Punkte, Linien oder Polygone und 3D Objekte zusam-
men mit weiteren Informationen vorzuhalten und diese anzufragen. Für die Verwendung
im professionellen Umfeld existieren verschiedene Lösungen wie die kostenpflichtige
Oracle Spatial5 Erweiterung einer Oracle Datenbank, ArcSDE des Marktführers ESRI
im Bereich GIS als Erweiterung für verschiedene Datenbanksysteme, oder die Open
Source Implementatierung PostGIS6 Erweiterung für PostgreSQL Datenbanken. Ein
Grund für die Verwendung spatialer Datenbanksysteme für Geografische Daten liegt in
der umfangreicheren Abfragesprache. Sie ist gegenüber Datenbankabfragesprachen um
spatiale Funktionen wie Tests auf Überschneidung, Einschluss oder das Suche nächstge-
legener Objekte (Nearest-Neighbour) erweitert. Informationen mit geografischem Bezug
bilden die Arbeitsgrundlage eines GIS und werden in den folgenden Abschnitten einge-
führt.
Geodaten bilden die Grundlage für Anwendungen mit geografischem Bezug, denn sie
beschreiben Daten zu Objekten, die sich direkt oder indirekt auf die Erdoberfläche
beziehen [Vogel, 2002]. Es wird dabei zwischen drei Datentypen unterschieden [Vogel,
2002; LV BW]. Grundlegend und primär anwendungsneutral sind die Geobasisdaten.
Dazu gehören Aufnahmen und Modelle der Erdoberfläche. Darauf bauen Geofachda-
ten auf, die in Bezug eines bestimmten Verwendungszweckes eine besondere Bedeu-
tung aufweisen und an sich dadurch nicht mehr anwendungsneutral einzustufen sind.
Ein Beispiel für Geofachdaten sind Informationen über Bevölkerungsdichten. Zusätz-
lich zu den genannten Typen existiert die Gruppe der Geo-Metadaten. Metadaten
enthalten Daten über Daten und beschreiben so Geodaten mit Hilfe von Attributen
näher. Solche können zum Beispiel Informationen zu Aktualität, Zuverlässigkeit, Ge-
nauigkeit, Vollständigkeit, Herkunft, Preis oder Einsatzmöglichkeiten der Geofachdaten
sein.
5
http://www.oracle.com
6
http://postgis.refractions.net
10
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
Bei der digitalen Repräsentation von Geodaten unterscheidet man zwischen zwei Ty-
pen:
Vektordaten besitzen im Vergleich zu Rasterdaten eine Reihe Vorzüge. Durch die mathe-
matische Beschreibungen sind Vektordaten unabhängig von Maßstäben7 und lassen sich
mit anderen Daten beliebig überlagern. Darüber hinaus ist der Speicherbedarf im Ver-
gleich mit Rasterdaten reduziert. Nachteile von Vektordaten liegen in der aufwändigen
Erstellung und einer letztendlichen Approximation tatsächlicher Formen. Tabelle 2.1
stellt die beiden Formate und die Kodierung von n-dimensionalen Objekten dar. Basie-
rend auf den dort gezeigten 0- bis 2-dimensionalen Formen lassen sich für Geoobjekte
weitere Klassen definieren [Rase, 1998]:
7
Gemeint ist hierbei, dass die Schärfe der dargestellten Strukturen invariant gegen Skalierung
ist. Die Beschränkung definiert sich bei Vektordaten über die Präzision, Detailtreue und
Auflösung bei der Erfassung.
11
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
geschlossene
Fläche Pixel
x,y-Koordinatenfolge
Kontext [Kolbe, 2008, S. 3]. Dieses vereinfacht Antworten auf Fragestellungen der Ge-
stalt „Ist Objekt A in Objekt B enthalten?“ über Plausibilitätsprüfungen auf semanti-
scher Ebene. Die tatsächliche geometrische Lage und Ausdehnung ist dabei erst in der
weiteren Berechnung relevant.
Die vorgestellten Datentypen und Formen der Repräsentation stellen die Grundlage von
GIS Anwendungen dar, die auf diesen Berechnungen durchführen und die Ergebnisse
soweit gefordert über digitale Karten aufbereiten.
Unter einer Karte8 versteht die Geodäsie eine verkleinerte Abbildung der Erde oder
Teilen davon, die maßstäbig ist und dem Zweck der Erläuterung bestimmter geogra-
fischer Begebenheiten wie Straßenkarten oder Erhebungskarten dient [Hennermann,
2006, S. 6]. Die Kartografie dagegen beschreibt einen Prozess, der sämtliche Stadien
von der Aufbereitung bis hin zu der letztendlichen Verwendung bei der Erstellung von
Karten und georeferenzierenden Produkten enthält [Taylor, 1991]. Dieser umfasst so-
wohl die Organisation und Verbreitung von Geoinformationen, als auch die Präsentation
8
aus lat. charta = Urkunde
12
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
Die Verwendung digitaler Karten erstreckt sich heutzutage weit über die Grenzen von
GIS hinaus. In Navigationssystemen dienen sie als Orientierungshilfe und in Weban-
wendungen als Leinwand für die Präsentation zusätzlicher georeferenzierender Daten.
Beide genannten Einsatzgebiete verwenden geografische Koordinaten als Mittel der
Ausrichtung mit digitalen Karten, so dass Wege für die Bestimmung der Position not-
wendig sind. Der folgende Abschnitt stellt verschiedene Methoden vor dieses zu errei-
chen.
Bei der Positionsbestimmung wird mittels verschiedener Techniken der Standort ei-
nes Empfängers bestimmt. Hierbei differenziert man zwischen Eigenortung und der
Fremdortung [Mansfeld, 2004, S. 1]. Während im ersten Fall der Empfänger vorhandene
Signale dazu verwendet seine eigene Position zu bestimmen, wird im letzten der Stand-
ort durch eine dritte Instanz berechnet. Für eine Ortung ist daher ein entsprechender
Rückkanal für die Übertragung von Parametern notwendig. Im Rahmen der Arbeit
wird der Begriff Positionsbestimmung als Synonym sowohl für die Fremd- als auch die
Eigenortung verwendet. Dieser Abschnitt stellt bewährte und neue Methoden für die
Positionsbestimmung vor, wobei es sich dabei letztlich um eine Positionsapproximati-
on handelt, die Genauigkeiten von weniger als 10 Metern bis hin zu 2km Abweichung
aufweisen kann [Wealands, 2006, S. 140].
Die Bestimmung des Standortes ist zum einen für die Orientierung grundlegend, jedoch
auch für die Realisierung von Anwendungen, die den Aufenthaltsort des Anwenders
berücksichtigen. Diese sogenannten Location Based Services (LBSs) sind kontextsensi-
tiv und generieren ortsbezogenen Inhalt mit dem Ziel Zugriff auf lokale Informationen
zu gewähren. Ein LBS beantwortet Fragestellungen mit geografischem Bezug und kann
daher als spezialisiertes Geographisches Auskunftssystem für eine breite Anwendung ge-
sehen werden. Durch die Beschränkung auf bestimmte Fragestellungen sind LBS skalier-
bar und performant, was sie deutlich von GIS unterscheidet [Yeung/Hall, 2007, S. 493].
GIS dient hierbei entsprechend Abbildung 2.3 zusammen mit dem Internet und dem
Mobilfunk als infrastrukturelle Voraussetzung für LBS. Auch die Positionsbestimmung
stellt eine Voraussetzung für diese Dienste dar.
13
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
GIS/
Spatiale Databanken (SDB)
Mobile Internet/
GIS/SDB Web GIS
LBS
Mobile/
Mobiles/ Internet/
Drahtlose
Drahtloses WWW
Rechner
Internet
Abbildung 2.3: Schlüsseltechnologien und Infrastrukturen für Location Based Services (Quel-
le: [Yeung/Hall, 2007, S. 493])
Lateration : Bei der Lateration werden die Entfernungen von den bekannten Fixpunk-
ten ermittelt und daraus die eigene Position berechnet.
Angulation : Für die Standortberechnung dienen die Winkel zwischen den Fixpunkten
und dem Empfängner als Referenz für die Berechnung. Anhand dieser Informa-
tionen wird die Position berechnet. Die Genauigkeit des Verfahrens korreliert mit
der Anzahl vorhandener Fixpunkte für die Winkelberechnung.
Für eine genaue Positionsbestimmung auf der Erde sind bei der Lateration vier Fix-
punkte notwendig, wobei der Erdemittelpunkt selbst als Fixpunkt dienen kann, so dass
für die Positionierung auf der Erdoberfläche bereits drei zusätzliche Fixpunkte ausrei-
chen. Um die Entfernung und Winkel für Lateration respektive Angulation zu berech-
nen, kommen unterschiedliche Methoden, die unterschiedliche Signaleigenschaften ver-
wenden, zum Einsatz. Zu den bekanntesten zählen die Folgenden:
Time of Arrival (ToA): ToA verwendet für die Berechnung die Verzögerung ankom-
mender Signale. Je weiter ein Fixpunkt entfernt ist, desto länger benötigt ein
Signal um den Weg zwischen Empfänger und Sender zu überbrücken. Dieses Ver-
fahren fordert für eine genaue Standortbestimmung eine hoch präzise zeitliche
Synchronisation. Ist dieser Umstand gegeben, so kann das Verfahren mit jedem
Signalempfänger ohne zusätzliche Hardware durchgeführt werden. Eine Erweite-
rung des ToA stellt die Time Difference of Arrival (TDoA) Methode dar, welche
14
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
θa Gerät
Gerät
θb
Abbildung 2.4: Prinzip der Lateration und Angulation (eigene Darstellung, [Drane/
Macnaughtan/Scott, 1998])
die Differenz zweier Signale von einer Quelle verwendet um die Distanz zu be-
stimmen. Dieses Verfahren ist präziser als ToA, erfordert jedoch eine Installation
auf dem Endgerät um das zweite andersfrequente Signal zu empfangen.
Received Signal Strength Indicator (RSSI): RSSI verwendet die Stärke des ankommen-
den Signals, welche quadratisch zu der Distanz abnimmt, um auf die Entfernung
des Senders zu schließen. Diese Methode ist ohne weitere Installation auf Emp-
fängerseite realisierbar und daher eine kostengünstige Methode. Aufgrund von
Störquellen oder Hindernissen werden Signale verfälscht, so dass die RSSI Metho-
de im Vergleich mit anderen Methoden ungenau ist.
Angle of Arrival (AoA): Das Verfahren berechnet den Winkel eines eintreffenden Si-
gnales durch eine spezielle Antenne oder ein Antennencluster, so dass aus Emp-
fängerseite entsprechende Hardware vorausgesetzt wird. Das Verfahren liefert die
für eine Angulation nötigen Daten, ist jedoch ungenauer als andere Verfahren.
Mobilfunk ist für eine bidirektionale Kommunikation ausgelegt, in der die Basisstation
und das Endgerät als Sender und Empfänger agieren können. Die vorgestellten Ver-
fahren eignen sich daher sowohl für Einsatz in der Eigenortung als auch Fremdortung.
Bei der Fremdortung ist eine Kommunikation zwischen den Basisstationen (Fixpunkte)
notwendig um die empfangenen Signale abzugleichen und die Fremdortung durchzufüh-
ren.
In Netzen, die aus dem Verbund mehrerer Zellen bestehen und Teilnehmer über ent-
sprechende Basisstationen mit dem Netz kommunizieren, kann das CellID oder Cell of
Origin (COO) Verfahren eingesetzt werden. Für die Position des Endgerätes werden
die Koordinaten der Basisstation angenommen, bei der das Endgerät eingebucht ist.
15
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
Da diese Methode keiner zusätzlichen Hardware bedarf, ist sie technisch mit geringem
Aufwand realisierbar.
Die Genauigkeit des Verfahrens korreliert unmittelbar mit der Ausdehnung der Zellgrö-
ße. Diese ist bisweilen unterschiedlich, so dass es je nach Anwendungszweck nur einge-
schränkt einsetzbar ist. In der gängigen Praxis werden Lösungen eingesetzt, die verschie-
dene der vorgestellten Verfahren verwenden und dieses kombinieren.
GPS und Galileo sind zwei Systeme, die eine Eigenortung mit Hilfe von Satellitensigna-
len erlauben. Geeignete Endgeräte sind in der Lage mit Hilfe empfangener Daten von
mindestens drei Satelliten ihre Position metergenau zu bestimmen. Zum Einsatz kommt
hierbei das zuvor vorgestellte Verfahren der (Tri)lateration, bei dem die Satelliten als
Fixpunkte fungieren. Während Global Positioning System (GPS) bereits seit Mitte der
70er Jahre im Einsatz ist, befindet sich Galileo noch im Aufbau. Ein weiteres System ist
das russische Global Navigation Satellite System (GLONASS), das wie auch GPS unter
militärischer Kontrolle steht. GPS und Galileo werden im Folgenden kurz vorgestellt,
um die Unterschiede wie Gemeinsamkeiten zu verdeutlichen.
GPS ist weltweit verfügbar und wird von der US Regierung bzw. dem Militär verwaltet
und kontrolliert. Konzipiert wurde GPS System mit 21+3 (Reserve) Satelliten, die in
20 000 km Höhe die Erde jeweils zwei mal pro Tag orbitieren. Aus Gründen den Sicher-
heit wurden für den zivilen Gebrauch des Satellitensystems lange die Signale künstlich
verfälscht. Diese künstliche Verfälschung, auch als „Selective Availability“ bezeichnet,
bewirkte Ungenauigkeiten im 100m Bereich und machte das System für verlässliche
Messungen unbrauchbar. Dieses Reglement wurde am 02. Mai 2000 fallengelassen und
GPS liefert für den zivilen Sektor seitdem unverfälschte Daten.
Galileo
Als Alternative und Ergänzung zu GPS wird das europäische Galileo System gesehen.
Es soll seinen Dienst 2010 aufnehmen. Galileo wird aus 30 GPS kompatiblen Satelliten
bestehen und unter ziviler Administration betrieben werden. Dadurch sichert es die
Unabhängigkeit von Regierung und Militär. Das technische Konzept lässt sich in etwa
mit dem von GPS und GLONASS vergleichen [Mansfeld, 2004, S. 280]. Im Gegensatz zu
den amerikanischen System, ist Galileo jedoch aus Interessen der Wirtschaft entstanden
16
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
und bietet ein Lizenssystem für unterschiedliche Diensttypen als zentralen Bestandteil
der Galileo Spezifikation [Agency]:
Open Service (OS) : Der kostenlose Dienst zur Positionsbestimmung vergleichbar mit
dem standard GPS Dienst.
Commercial Service (CS) : Zusätzliche Signale ermöglichen einen höheren Datendurch-
satz und eine Erhöhung der Genauigkeit.
Safety-of-Life (SoL) : Dieser Dienst erweitert den Open Service um einen Rückmel-
dekanal, der bestimmte Integritätsbedingungen – zum Beispiel die Präzision –
überwacht.
Public Regulated Service (PRS) : Dieser Dienst richtet sich an Personen, die auf hohe
Ausfallsicherheit und Verschlüsselung angewiesen sind.
Systeme wie GPS oder Galileo sind abhängig von den Signalen der Satelliten im Orbit.
Besonders innerhalb Gebäuden wie Bürogebäuden und zwischen hohen Häusern, wie
es im Stadtgebiet häufig der Fall ist, lassen sich diese Signale jedoch nicht oder nur
unzuverlässig empfangen. Dadurch ist eine Positionsbestimmung nur beschränkt mög-
lich oder sogar gänzlich unmöglich. Eine Ergänzung oder Alternative hierzu bildet die
Positionsbestimmung innerhalb zellbasierter Funknetze.
Die Infrastruktur von Mobilfunknetzen stellt einen Verbund aus adjazenten Zellen dar,
die in der Kombination eine flächendeckende Wabenstruktur ergeben. Eine Zelle ist hier-
bei der Funkbereich eines Sendemasten im ungefähren Zentrum der Zelle. Diese Art von
Netzwerken mit bekannten Fixpunkten eignet sich in erster Linie für die Positionsbe-
stimmung über das CellID Verfahren. Die zuvor angesprochene Ungenauigkeit aufgrund
von differenter Zellgröße beispielsweise durch Zellatmung9 erlaubt keine genau Berech-
nung. Das CellID Verfahren in Verbindung mit AoA oder ToA berücksichtigt weitere
Parameter wie Abstrahlwinkel der Basisstation (Zellensektorisierung) und kombiniert
die Verfahren für zu eine erhöhte Präzision.
9
Zellatmung beschreibt die dynamische Ausdehnung und Verkleinerung von Zellen, die durch
die Anzahl der eingebuchten Mobilgeräte und verwendeter Signalstärke begründet wird.
17
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
mit dem Global System for Mobile Communications (GSM) Netz wird ersichtlich, dass
ein einzelnes WLAN mit einer Zelle korreliert und in Verbindung mit anderen WLANs
eine zellbasierte, teils überlappende Infrastruktur bildet. Eine hohe Dichte weisen solche
Verbundnetze in urbanen Gebieten auf. Dort finden sich nach aktuellen Schätzungen bis
zu tausend WLAN Basisstationen pro Quadratkilometer [Fraunhofer-Institut für Inte-
grierte Schaltungen IIS]. Aufgrund der geringen Ausdehnung einzelner WLANs erreicht
Cell of Origin (COO) in Verbindung mit dem RSSI Verfahren Positionierungsgenauig-
keiten von zehn Metern außerhalb und von bis zu drei Metern im Inneren von Gebäuden
erreichen.
Die WLAN Positionierung stellt eine Ergänzung zu GPS dar, da es genau die Schwach-
stellen von GPS, nämlich die Genauigkeit in Gebäuden und städtischen Bereichen,
abdeckt und GPS in ländlichen Gegenden, in denen die WLAN Positionierung versagt,
gewinnt [List, 2008]. Erste Geräte, wie das iPhone verfügen über entsprechende Aus-
stattung, die beide Technologien verwenden kann. Die Positionsbestimmung mittels
WLAN stützt sich auf Datenbanken, in denen Zugangsstationen kartiert gespeichert
werden und entsprechende Signalcharakteristika realen Orten zugewiesen sind. Bei der
Positionsbestimmung erfolgt ein Abgleich sichtbarer Netze und deren Signalstärken,
die kombiniert einen Fingerprint ergeben, mit den Datenbankeinträgen. Anhand der
dort gespeicherten Koordinaten wird die Position approximiert. Aufgrund einer hohen
Dynamik und Fluktuation von WLAN Netzen ist eine permanente Pflege der Datenban-
keneinträge notwendig. Da bei der Positionsbestimmung eines Gerätes unter Umständen
neben bekannten auch neue Netze übermittelt werden, handelt es sich um lernfähige
Systeme, die vorliegende Daten stetig erweitern und verfeinern [Fraunhofer-Institut für
Integrierte Schaltungen IIS].
Die bis dato vorgestellten Verfahren setzen für die Positionsbestimmung auf die Ver-
fügbarkeit von Signalen über eine Luftschnittstelle . Eine Möglichkeit der Positionsbe-
stimmung, die auf Hierarchie und Heuristiken beruht stellt das IP Location Lookup
Verfahren dar. Eingesetzt wird die Methode in Netzen, die wie beispielsweise das In-
ternet auf dem Internet Protocol (IP) basieren. Eine IP Adresse ist eine Binärzahl,
die einen Computer in einem Netzwerk eindeutig identifizieren, so dass Datenpakete
als Informationsträger zwischen Server und Klient korrekt geroutet werden können.
Die Vergabe der Adressen erfolgt über die Internetprovider, die Adressen in einem be-
stimmten Bereich vergeben dürfen. In der initialen Version IPv4 besteht eine solche
Adresse aus 32 Bits. Ipv6 erweitert den auf 232 Werte limitierten Adresseraum auf 128
Bits. Da Standortinformationen von Providern verfügbar sind, lassen sich Rückschlüs-
se über den Aufenthaltsort des zu ortenden Computers ziehen. Die in diesem Prozess
18
2 Grundlagen und verwandte Arbeiten
Da eine Manipulation der IP Adresse möglich ist und Serverstandorte nicht unmittelbar
in Verbindung mit dem Standort des Endgerätes stehen muss, stellt der IP Location
Lookup keine sichere Methode dar. Analysen innerhalb der USA ergaben jedoch signi-
fikante Resultate von einer 81 prozentigen Genauigkeit mit einer Ungewissheit eines
25 Meilen Radius’. Es wird geschätzt, dass bis zu 99 Prozent der IP Location Lookup
Anfragen auf Länderebene korrekt sind [WhatsMyIP, 2008].
19
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und
Verwendung von Geodaten
Die bereits in den neunziger Jahren entstandene Diskussion, ob und wie sich das In-
ternet für die Verbreitung von Karten und Verarbeitung von Geodaten anbietet und
eignet [Harbeck, 2003; Kraak/Ormeling, 2003], wurde spätestens durch die Schöpfung
und Etablierung der Begrifflichkeit des Geoweb, als zutreffend beantwortet. Über das
Geoweb als Integration von Internet und GIS erfährt das inhaltliche Spektrum von
GIS eine Erweiterung und wird für eine breite Öffentlichkeit zugänglich und interessant
[Peyke, 2004, S. 10]. Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Entwicklungen zum und im
Geoweb, bespricht die infrastrukturellen Komponenten und gängige Datenformate, die
eine geografische Referenzierung vorsehen.
Dieser Abschnitt diskutiert verschiedene Definitionen des Geowebs, die sich sowohl wi-
dersprechen als auch komplementieren. Anschließend stellt der Abschnitt grundlegende
Komponenten des Geowebs vor.
Für den Begriff Geoweb gibt es in der Literatur eine Vielzahl von Beschreibungen.
Konsens einer einheitlichen Definition ist dabei nicht erkennbar. Eine Definition für
das Geoweb als ein System aus Systemen, mit der gemeinsamen Grundlage der Geo-
grafie gibt Maguire (2008, S. 3). Verfeinernd schreibt Maguire (2008, S. 1): „GeoWeb,
or geographic web, is a relatively new term that describes all the geographic content
and application services that are currently available on the World Wide Web“. Hierzu
gehören Anwendungen für die dynamische Anzeige von Geodaten, direkt nutzbare Web
Services und Mashups aus diesen, Geodatenportale und standardisierte Protokolle. Er-
kennbar in dieser Definition ist die starke Orientierung an der wörtlichen Bedeutung des
Wortes Geoweb - „Geo“1 als Indikator für geografischen Bezug und „Web“2 als Syn-
onyme Abkürzung für World Wide Web. Sie geht jedoch ungenügend auf technische
1
griechisch: Erde, Land
2
englisch: Netz
20
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Strukturen ein, die ein Fundament bilden und den Rahmen für geografische Daten im
Internet geben.
Das Open Geospatial Consortium (OGC), eine Vereinigung mit dem Ziel Standards
für die internetgestützte Verarbeitung von Geodaten zu etablieren, schreibt auf seiner
Webseite3 : „The Geospatial Web is about the complete integration and use of location
at all levels of the internet and the web. This integration will often be invisible to the
user. But at the end of the day, the ubiquitous permeation of location into the infra-
structure of the internet and the web is being built on standards“ [Reed, 2007]. Die
Wechselwirkungen auf allen Ebenen und die Bekenntnis zu standardisierten Verfahren
bilden in dieser Definition den Fokus. Zu den integrativen Bestandteilen des Geowebs
gehören daher nicht nur Daten, sondern auch Methoden und Paradigmen, die bei der
Präsentation, der Bereiststellung oder dem Zugriff eingesetzt werden. Mit Fokus auf
infrastrukturelle Aspekte und die Verwendung in einem dienstorientierten Umfeld gibt
ESRI (2006, S. 2) eine weitere Definition: „The GeoWeb is continuously available geo-
information content (e.g., spatial data, functions, and location-aware devices/sensors)
and geospatial capabilities accessed through a services-based interface“. Die Notwen-
digkeit über den Zugang zu aktuellen und präzisen geografischen Informationen aus
verschiedenen Teilen der Welt sieht Lake et al. (2004, S. 7) als treibende Größe hinter
der Entwicklung des Geoweb.
Die vorgestellten Definition zeigen die Vielschichtigkeit des Geoweb. Zum einen sind es
die Daten selber, zum anderen Anwendungen, die diese verwenden und auch vermitteln-
de Dienste, die den Zugriff und die Verbreitung erlauben. Weitere andere unterstützende
Dienste, wie die Positionsbestimmung („location-aware devices“) geben dem Geoweb
seine Form. Im Rahmen dieser Arbeit wird das Geoweb wie folgt definiert: „Das Geoweb
vereint die Erzeugung, Bereitstellung, Verarbeitung, Manipulation und Präsentation
von geografischen und georeferenzierenden Daten über Dienste und Anwendungen im
Internet, Modelle zur Beschreibung von Geodaten, und für Anwendungen zuträgliche
strukturelle Entitäten und Endgeräte“.
3
http://www.opengeospatial.org
21
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Darüber hinaus erheben private Anbieter wie der GIS Marktführer ESRI4 , Tele Atlas5
oder Navteq6 Geodaten, um sie ihren Kunden entsprechend aufbereitet anzubieten. Die-
se professionell erhobenen Daten sind qualitativ hochwertig und haben entsprechend
aufbereitet hohen Marktwert. Die Erfassung der zum Beispiel sich ständig ändernden
Straßennetze erfolgt händisch, indem speziell ausgestattete Fahrzeugflotten die Stra-
ßennetze abfahren und Änderungen so in die Datenpools der Anbieter aufgenommen
werden. Zusätzlich zu der Vermessung über GPS werden zunehmend gleichzeitig Foto-
aufnahmen von den abgefahrenen Strecken aufgezeichnet.
Bis vor etwa vier Jahren bildeten wissenschaftliche Projekte und behördliche Bemühun-
gen die treibenden Größen hinter der Erschließung eines geografischen Internet, wobei
die Motivation stark auf der Etablierung von Spezifikationen für den standardisierten
Geodatenzugriff und -austausch lag. Der zunehmende Bekanntheitsgrad von frei ver-
fügbaren Kartendiensten wie Google Maps bewirkte ein öffentliches Interesse an einem
Geoweb. Nicht länger liegt so der Fokus auf technischen Konzepten, sondern vielmehr
auf der gemeinschaftlichen Aktivitäten und den Einsatz von Geoinformationen in Web-
projekten [Rouse/Bergeron/Harris, 2007, S. 155].
Das Web 2.0 nach O’Reilly (2005) ist geprägt von Interaktion, Partizipation und kol-
lektivem Arbeiten und hat so die Rolle des Internetbenutzers von Zuschauer zu Teil-
nehmer verändert. In persönlichen Weblogs, kollaborativen Wissensportalen oder durch
Taggen7 von Inhalten interagiert und kommuniziert die Webgemeinde [Huber, 2008].
Durch diesen User Generated Content (UGC), also Inhalte, die von Benutzern erstellt
werden, wächst die Datenmenge im Internet rasant – nicht zuletzt als ein Produkt der
zunehmenden Interaktionsmöglichkeiten [Goodchild, 2007, S. 6]. Vermehrt spielt das
Erzeugen geografisch kodierter Informationen eine Rolle und als Substitut für User
Generated Content (UGC) mit geografischem Bezug hat sich der Begriff der Volun-
teered Geographical Information (VGI) etabliert [Dangermond, 2008; Goodchild, 2007].
Unterscheiden lässt sich zwischen der Generierung von Geodaten an sich und der Ver-
ortung von medialen Daten, dem Geotagging, welches besonders in der Verortung von
Bildern Anwendung findet [Torini/Battle/Cyzer, 2007, S. 159]. Im Gegensatz zu Geoda-
ten, stehen bei einem Objekt mit Geotag die Daten im Vordergrund und die geografische
Kodierung ist lediglich ein Attribut zu diesen. Obwohl diese Art der Geodaten größ-
tenteils von geografischen Laien erzeugt wird und dadurch die Richtigkeit und Genau-
igkeit nicht garantierbar ist, bildet die Gesamtheit der Sache ein innovatives Konzept,
dass GIS und vor allem das öffentliche Verständnis für Geodaten nachhaltig beeinflusst
[Goodchild, 2007, S. 2].
4
http://www.esri.com
5
http://www.teleatlas.com
6
http://www.navteq.com
7
Verschlagwortung von „Dingen“
22
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Über offizielle und Web 2.0 generierte Daten hinaus, bedient auch die automatisierte
Geokodierung die Menge geografischer Daten im Internet. Die Durchsicht und Analyse
von Dokumenten nach geografischen Inhalten (geoparsing), die nicht explizit maschinen-
lesbar geografisch beschrieben sind, und die anschließende Kodierung der entsprechen-
den Koordinaten (geocoding) ist eine Aufgabe der Informationsgewinnung [Scharl, 2007,
S. 6]. Der Prozess der automatischen Annotation setzt bereits auf vorhandene grundle-
gende Geodienste. Beispielsweise sind Datenbanken mit Koordinaten zur Schlagworten
oder zu Adressen Voraussetzung für die automatisierte Geokodierung. Da hierfür vor-
handene Dienste notwendig sind, kann bereits von einer auf einem spatialen Rahmen
basierenden Anwendung, für die geografische Veredelung von Dokumenten, gesprochen
werden [Scharl, 2007, S. 7].
Geodatenverwender lassen sich in die zwei Gruppen Nutzer und Dienstanbieter un-
terteilen. Während Benutzer das Ende der Verarbeitungs- und Wertschöpfungskette
darstellen bilden Dienstanbieter ein Bindeglied zwischen zwei Ketten. Sie veredeln Geo-
daten und geben diese in geeigneter Form, unter Generierung von Mehrwert, an weitere
Geodatennutzer weiter, die ihrerseits Nutzer oder Dienstanbieter sein können. Durch
den Abruf von Geodiensten und Anwendung angebotener Software in verschiedenen
Umgebungen und mit unterschiedlicher Intention, sichern Geodatennutzer einen kon-
tinuierlichen Markt. Für nachhaltigen Erfolg bei dem Handel mit Geodaten und Pro-
duktderivaten aus diesen, spielt daher eine engmaschige Überprüfung der Nachfrage
und die Fähigkeit, Produkte innerhalb kürzester Zeit auf momentane Konstellationen
anzupassen, eine zentrale Rolle.
Die Schnittstelle zwischen digitalen Diensten und Endverbrauchern stellen die End-
geräte wie Computer dar. Technologischer Fortschritt und die Verbreitung leistungs-
starker Geräte erlauben neue Anwendungen. Laptops und stationäre Computer liefern
für Anwendungen über das stetig weiterentwickelnde Internet die nötige Rechenkapa-
zität.
Parallel zum rasanten Wandel des Internet erlebt auch die Mobilfunkindustrie eine Wen-
de. Smartphones, die in ihrer Funktionalität bereits viel mit einem Computer gemein ha-
ben, bevölkern den Markt. Beispiele hierfür sind das iPhone von Apple oder das Google
G1. Die kontinuierliche Entwicklung leistungsstärkerer Geräte geht einher mit dem Aus-
bau der Infrastrukturen. Durch die Einführung neuer Netze wie das UMTS Netz oder
in naher Zukunft High Speed Downlink Packet Access (HSDPA) werden immer schnel-
lere Datenverbindungen in das Internet möglich. Dadurch sind moderne Mobiltelefone
potentielle Endgeräte für komplexe Anwendungen im Internet.
23
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Die Modellierung von geografischen Formen spielt eine zentrale Rolle bei der Model-
lierung von Gebäuden und Städtemodellen sowie in wissenschaftlichen Anwendungen.
Dort werden Formate benötigt, die in der Lage sind komplexe Strukturen und Sach-
lagen en Detail auszudrücken. Bei der Visualisierung dagegen ist eine semantische
Beschreibung der Sachverhalte nicht notwendig und andere Aspekte finden den Fo-
kus.
GML ist eine auf XML basierende Beschreibungssprache für geografische Objekte jegli-
cher Art. Weiterentwickelt und gepflegt von dem Open Geospatial Consortium (OGC),
einem internationales Konsortium aus 386 Vertretern aus Industrie, Regierungsbehör-
den und Universitäten, ist GML seit 2002 ein Standard der ISO [Lake et al., 2004, S. 9]
und liegt derzeit in Version 3.1 vor. Das OGC verfolgt das Ziel offene Standards für
den Austausche und den Zugriff auf geografische Daten im Internet zu erarbeiten und
zu etablieren.
Objekte in GML basieren auf dem feature-Typ. Als grundlegender Bausteine zur Re-
präsentation der realen Welt, enthalten diese Objekte geografische Eigenschaften, wie
Position und Ausdehnung und weitere beschreibende Eigenschaften wie Farbe, Dichte
oder Material [Lake et al., 2004, S. 3]. Über die Angabe eines Zeitpunktes oder einer
Zeitspanne lässt sich einem feature ein Gültigkeitszeitraum zuweisen und ermöglicht
die Modellierung dynamischer Objekte. Für die Beschreibung geometrischer Eigen-
schaften eines Objektes definiert die Spezifikation die grundlegenden Formen Point,
LineString und Polygon. Mit Hilfe dieser Typen lassen sich die in Abschnitt 2.3 vorge-
stellten Typen von Geodaten hinreichend kodieren. Als Beispiel sei hier die Erfassung
24
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Quelltext 3.1: Fluss-Feature Type und Anwendung als GML Spezifikation (Quelle: Lake et al.
(2004, S. 23f))
eines Schemas für die Kodierung von Brücken genannt, wie in Quelltext 3.1 darge-
stellt. Eine Reihe weiterer Datentypen wie MultiPolygon erleichtern den Umgang mit
Objekten.
Die GML Spezifikation dient als Framework für sogenannte Application Schemata, die
die benötigten Objekttypen in Sinne eines Vokabulars festlegen. Die Erweiterung des
Frameworks um benutzerdefinierte Typen als Bestandteil eines Application Schemas
gilt als zentraler Bestandteil von GML [Lake et al., 2004, S. 31, 287]. Neben dem Ba-
sistyp feature ist auch das XLink 8 Schema Bestandteil des Frameworks. Die dadurch
vorhandenen Methoden zu der Referenzierung externer Objekte, ermöglicht die Erzeu-
gung verteilter Datensätze und geografischer Objekte über Systemgrenzen hinaus. GML
findet aufgrund der Erweiterbarkeit und dadurch universellen Einsatz sowie der Mög-
lichkeit des ressourcenübergreifenden Modellierens primär Einsatz im professionellen
Web GIS Bereich.
Verschiedene Profile basierend auf GML sind bereits durch das OGC definiert und
teilweise als Standard der ISO 19100er-Normen verabschiedet. Eines davon ist Ci-
tyGML, ein Profil für die Modellierung von 3D Städtemodellen über 3D-Geometrie,
3D-Topologie und semantische Deskriptoren. Der letzte Punkt ist besonders hervorzu-
heben. Semantische 3D-Stadtmodelle sind von besonderer Gestalt, dadurch „dass Infor-
mationen über den städtischen Raum in Form von klassifizierten Objekten mit räum-
lichen und nicht-räumlichen Eigenschaften strukturiert sind und damit auch die Be-
8
XLink ist eine Spezifikation für Definition von Hyperlinks in XML Dokumenten, um Refe-
renzen zwischen verschiedenen Ressourcen herzustellen [DeRose/Maler/Orchard, 2002].
25
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Das gerade vorgestellte GML legt den Schwerpunkt auf die Modellierung von Daten
über komplexe Strukturen, nicht jedoch auf die Visualisierung der entsprechenden Da-
ten. Dieses ist die Domäne von der Keyhole Markup Language (KML). Die Sprache
dient vornehmlich der Beschreibung von geometrischen Formen und Informationen zu
diesen und eine Kodierung auf semantischer Ebene findet nicht statt. KML wurde von
der durch Google akquirierten Firma Keyhole entwickelt und stellt das von Google
global propagierte und verwendete spatiale Datenformat dar. KML wurde von Google
freigegeben und ist, mittlerweile in Version 2.2, seit April 2008 eine OGC Spezifikation
für die Beschreibung von Objekten zur Visualisierung in 2D und 3D Kartenanwendun-
gen [Wilson, 2008].
Die Verbreitung von KML Konstrukten erfolgt über kml Dokumente, die in geeigneten
Anwendungen, wie Google Earth geladen werden können. Ein solches Dokument kann
in sich abgeschlossen sein, oder weitere externe Ressourcen über URLs einbinden. Auch
die Manipulation von Daten ist über spezielle Code Fragmente möglich. Zentral hierfür
sind die Elemente (update, delete und change), welche zu manipulierende Elemente über
eindeutige IDs ansprechen.
KML setzt für die visuelle Gestaltung von Objekten Style Elemente ein, die zentral
im Dokument definiert werden können. KML erlaubt die Einbettung von Rasterda-
ten über sogenannten Overlays, die über Koordinaten entsprechend auf der Erdku-
gel platziert werden. Der grundlegende Typ in KML ist der Feature-Typ. Ähnlich zu
GML bildet er den Behälter für Objekte mit geometrischen Formen, die in KML Pla-
cemark genannt werden. Wie auch in GML existieren Elemente für Punkte, Linien-
züge und Polygone. Über ein Model Element lassen sich detaillierte 3D Modelle ein-
binden. Generell finden sich eine Reihe von GML Elementen und Methoden in KML
wieder.
Die Visualisierung in KML bezieht sich sowohl auf die Modellierung geometrischer
Strukturen als auch auf die Strukturierung der Inhalte über Ordnerstrukturen, die
Google Earth in einer separaten Navigation anzeigt. Über unterschiedliche Stile (Aus-
wahlboxen, Exklusive Listen,. . . ) ist das Aussehen der Navigationsstruktur steuerbar.
Ein einfaches Beispiel eines (Placemarks) als Element in einem Ordner (Folder) zeigt
Quelltext 3.2. KML bietet weitere Möglichkeiten zur Steuerung der Anzeige, darunter
26
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Parameter um den Blickwinkel auf die Erde oder die Betrachtungshöhe zu beeinflussen.
Um den Transfer von Datenvolumen zu minimieren, bietet KML Mechanismen an, Da-
ten in Abhängigkeit des Detailgrades und der momentan angezeigten Region dynamisch
nachzuladen. Eine Einführung mit einer Vielzahl an Beispielen und die Spezifikation
an sich findet sich unter http://earth.google.de/kml/.
Tabelle 3.1: Vergleich von KML und GML anhand zentraler Merkmale (Quelle: Shi, 2007)
Die OGC Spezifikationen KML und GML unterscheiden sich grundlegend in Anwen-
dungszweck und ergänzen sich gegenseitig in den jeweiligen Schwachstellen. So ist GML
als mächtige aber schwergewichtige Sprache in der Datenschicht einsetzbar, während
an der Schnittstelle der Visualisierung KML seine Stärken ausspielt und zum „HTML
geografischer Inhalte“ avanciert ist [Dangermond, 2008]. KML ist aufgrund von Google
Earth als Visualisierungsapplikation und der einfachen Verwendbarkeit der de facto
27
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Standard des Internets für die Visualisierung und Verbreitung geografisch kodierter
Informationen vieler Art und Weise [Weiss-Malik, 2008]. Tabelle 3.1 stellt die beiden
verbreiteten XML Derivate gegenüber.
Das GPS exchange Format (GPX) liegt in Version 1.1 vor und ist ein auf XML
basierendes Format. Nach Aussagen der offiziellen Webseite9 , dient es seit 2001 als
de facto Standard für den leichtgewichtigen Austausch von Geodaten. Die Implemen-
tierung von GPX beschränkt sich dabei auf die Kodierung von Wegpunkten (wpt),
Routen (rte) sowie Tracks (trk). Darüber hinaus ist es möglich generelle Informa-
tionen (metadata, person, . . . ) zu kodieren. Somit eignet sich GPX für das Auf-
zeichnen von Wegstrecken oder Markierungen, wie es Fahrtenschreiber durchführen.
Das GPX Schema definiert nur wenige Kernelemente, erlaubt aber die benutzerspe-
zifische Erweiterung in dem dafür vorgesehenen extensions Element. Das offizielle
GPX Schema findet sich unter http://www.topografix.com/gpx/1/1/gpx.xsd (Ab-
ruf: 15.10.2008).
Die Notation der geografischen Koordinaten erfolgt dezimal und nicht wie in Ab-
schnitt 2.2.1 vorgestellt in Bogeneinheiten. Als Referenzellipsoid dient das WGS84 Da-
tum.
9
http://www.topografix.com/gpx.asp
28
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
GeoJSON
JavaScript Object Notation (JSON) ist ein für Menschen und Maschinen lesbares Da-
tenaustauschformat, welches im Gegensatz zu den meisten Formaten für die geografische
Kodierung nicht auf XML aufbaut. In Verbindung mit einer kompakten Schreibweise
und durch einfache Strukturen kommt JSON im Allgemeinen mit wenig Overhead aus.
JSON ist hierbei nicht limitiert auf JavaScript, findet jedoch doch dort in Verbindung
mit Ajax häufig Einsatz um Daten zwischen Klient und Server zu übertragen und diese
auf Klientenseite wieder in ein Objekt zu überführen. GeoJSON ist auf JSON aufsetzen-
de Spezifikation, die eine Reihe von Datenstrukturen definiert, um geografische Objekte
zu kodieren. Zu diesen gehören [Butler et al., 2008]:
Point MultiPoint
LineString MultiLineString
Polygon MultiPolygon
GeometryCollection
Quelltext 3.4 zeigt die das zuvor schon mehrfach verwendete Beispiel der Messe Freiburg
in GeoJSON (GeoJSON) Notation. Die Spezifikation von GeoJSON findet sich unter
http://geojson.org/geojson-spec.html.
Das World Wide Web in seiner ursprünglichen Form besteht aus einem Netzwerk von
Hypertext Dokumenten. Diese klassischen Inhalte können mit Hilfe verschiedener Me-
thoden mit geodätischen Informationen angereichert werden [Lake, 2007]. Vor dem Hin-
tergrund, dass 80% aller Informationen einen örtlichen Bezug aufweisen, wird deutlich,
dass Formate für die Geokodierung von Textfragmenten wesentlich zu der Menge an
Informationen im Geoweb beitragen.
29
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Geographically Encoded Objects for RSS feeds (GeoRSS) ist eine Empfehlung für die
geografische Kodierung von Real Simple Syndication (RSS) Feeds und Web Inhalten
mit dem Fokus auf Simplizität und dennoch ausreichender Aussagekraft [Reed et al.,
2006, S. 3]. Der Begriff Feed kann definiert werden als „Daten in einem bestimmten
Datenformat, das nicht für Menschen bestimmt ist, sondern von Programmen gelesen
und aufbereitet werden kann“ [Alby, 2008, S. 48f]. GeoRSS unterscheidet zwei Spezifi-
kationen. In einer in Funktionalität reduzierten Version GeoRSS-Simple können grund-
legende Informationen kodiert werden. Hierzu gehören Punkte, Linien, Polygone und
eine Bereichsbox. Radiale Bereiche lassen sich durch einen Radius in Verbindung mit
dem Point Element beschreiben. Auch Höhenangaben sind möglich. Als Referenzsystem
dient das WGS84. [Reed et al., 2006, S. 6-8]
<GeoRSS:where>
<g m l : P o i n t>
<g m l : p o s>4 8 . 0 1 7 0 3 5 7 . 8 3 9 9 9 0</ g m l : p o s>
</ g m l : P o i n t>
</ GeoRSS:where>
Quelltext 3.5: Kodierung einer Position mit GeoRSS Simple und GML GeoRSS
Weitaus umfangreicher in Funktionalität ist die GML GeoRSS Spezifikation, die Ele-
mente eines GML Version 3.1.1 Profils verwendet. Soweit nicht anderweitig spezifiziert
sind Koordinaten im WGS84 und dezimal zu verstehen [Reed et al., 2006, S. 9]. Quell-
text 3.5 zeigt exemplarisch die Kodierung eines Punktes in Simple GeoRSS und GML
GeoRSS. Historischer Vorgänger, jedoch für die Anwendung nicht mehr empfohlen, ist
das W3C Basic Geo Vokabular10 .
Das Geotagging von HyperText Markup Language (HTML) Inhalten kann über spezi-
elle Meta Tags im Header der Dokumente erfolgen. Das Meta Tag (<meta>) verfügt im
Allgemeinen über das name bzw. http-equiv und das content Attribut, wobei das erste
den Schlüssel und das zweite den Wert enthält. Für die Angabe von Standortinforma-
tionen wird zwischen zwei Varianten unterschieden. Zum einen erlaubt das Taggen nach
dem ICBM Standard die Kodierung der Lage über Breiten und Längengrad als Semi-
kolon separiertes Tupel mit Werten im WGS84 Datum. Zum anderen definiert der Geo-
Tag Entwurf einzelne Schlüssel (name-Werte) Einträge für die Position (geo.position),
10
http://www.w3.org/2003/01/geo
30
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
für das Land (geo.country), sowie weitere Einträge der Form geo.<civic>. Dabei re-
präsentiert <civic> einen Schlüssel für die Adresskodierung nach dem RFC477611 . Ein
Anwendungsbeispiel zeigt Quelltext 3.6. Weiterführende Informationen zu den Geo-
Tags finden sich direkt auf GeoTags.com12 oder als Internet-Draft auf den Webseiten
der IETF13 .
Quelltext 3.6: Position der Messe Freiburg in Geo Tags für HTML Ressourcen
Mikroformat „geo“
Quelltext 3.7: Das Microformat „geo“ bettet geo Koordinaten in einen semantischen Kontext
ein.
Als eigenständiges Mikroformat, wird es auch in anderen Mikroformates wie hCard oder
hCalendar 14 eingesetzt. Das geo Mikroformat erwartet die Koordinaten im WGS84
11
Eine Spezifikation für die Adresskodierung im Dynamic Host Configuration Protocol (DHCP).
(→http://tools.ietf.org/html/rfc4776)
12
http://geotags.com/geo/
13
http://tools.ietf.org/html/draft-daviel-html-geo-tag-08
14
hCard und hCalendar sind ein microformat um Inhalte elektronischer Visitenkarten und Ka-
lendereinträge zu beschreiben. Es ist in der Namesgebung angelehnt an die ursprünglichen
Formate iCard und iCal.
31
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Datum. Alternativ zu der getrennten Angabe über die Schlüssel Longitude und La-
titude ist die kombinierte mit Semikolon separierte Schreibweise in einem <abbr>-
Element.
Satelliten und Luftaufnahmen in Form von Rasterdaten bilden seit Jahren das Funda-
ment für Karten. Eine hohe Auflösung und Detailreichtum und ein gleichzeitig schneller
Zugriff sind zwei konzeptionelle und anwendungsorientierte Parameter, die zwingend
notwendig sind. Das große Datenvolumen effizient geografisch zu referenzieren, zu or-
ganisieren und zu instrumentalisieren stellt eine vielschichtige Problematik dar. Die
Möglichkeit der Einbettung von geografischen Informationen in Bilddaten erlaubt eine
vereinfachte Integration in digitale Landkarten und adressiert den Aspekt der Daten-
organisation [Gerlek/Fleagle, 2007, S. 27].
GeoTIFF
GeoTIFF erweitert das Tagged Image File Format (TIFF). TIFF ist ein besonders
im GIS Bereich verbreitetes proprietäres Rasterformat, welches Informationen in Tag
Strukturen speichert [Ritter/Ruth, 2000]. GeoTIFF wurde entwickelt um die geografi-
sche Lage, sowie das zugrunde liegende Referenzsystem zusammen mit den Nutzdaten
zu speichern und so die im Rahmen eines Datenaustausch nötigen Zusatzinformationen
in die Datei einzubetten [Mahammad/Ramakrishnan, 2003]. Die GeoTIFF Spezifikation
definiert eine Menge an TIFF Tags für eine Vielzahl an Informationen, die für eine kar-
tografische Weiterverarbeitung von Karten, 2.5D Modellen, Satellitenaufnahmen und
Geofachdaten notwendigen sind. Sechs verschiedene Meta Tags mit Schlüsseln aus dem
für benutzerspezifische Definition von Schlüsseln vorgesehenem Bereich überhalb von
32768 sind offiziell beschrieben und kapseln über diese die gesamte Erweiterung, so
dass keine Kompatibilitätsprobleme mit der eigentlichen TIFF Spezifikation entstehen.
Folgende Tags sind Bestandteil der Erweiterung:
ModelPixelScaleTag Das Tag gibt die Skalierung eines Pixels im TIFF Bild in x, y
und z Richtung an um die Größe eines Pixels und in Einheiten des Zielmodels
(Koordinatensystem) anzugeben. Da in den meisten Fällen ein 2-dimensionales
Modell vorliegt, ist der Wert des z Parameters dann 0.
ModelTiepointTag Das Tag speichert Passpunkte, mit deren Hilfe Koordinaten für jedes
Pixel berechnet werden können. In Verbindung mit dem ModelPixelScaleTag kön-
nen die Rasterdaten exakt in den Vektorraum des Zielmodels überführt werden.
32
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Sollte keine Informationen über Skalierung verfügbar sein, erfolgt eine Interpola-
tion entsprechend. Alternativ kann auch das unterhalb beschriebene ModelTrans-
formationTag eingesetzt werden.
ModelTransformationTag Über eine 4x4 Matrix kann eine Transformation, die auch
Scherung oder Drehung berechnet, angegeben werden.
GeoKeyDirectoryTag Das Tag enthält Header Informationen über Version des Schlüs-
selsatzes, Anzahl der verwendeten Schlüssel (n) für die Kodierung von georele-
vanten Daten. Zusätzlich speichert es die n Schlüssel/Wert Paare („GeoKeys“).
Das GeoKeyDirectoryTag entspricht dem TIFFEntry Schlüssel 34735. Ein Schlüs-
sel/Wert Paar hat dabei folgende in Gleichung 3.1 dargestellte 4-Tupel Struktur,
die mit der generellen TIFFTag Struktur übereinstimmt:
KeyID repräsentiert den Schlüssel Wert in Form einer ID zwischen 0 und 65535
[Ritter/Ruth, 2000]. TIFFTagLocation spezifiziert das TIFF Tag, welches den zu-
gehörigen Wert enthält und Count die Anzahl der Werte des Schlüssels an sich.
Value_Offset gibt den Datenindex innerhalb des über TIFFTagLocation identi-
fizierten Wertcontainers an. Sollte die TIFFTagLocation den Wert 0 vorweisen,
so steht der Wert des aktuellen Wert/Schlüssel Paares unmittelbar in dem Va-
lue_Offset Feld.
GeoDoubleParamsTag Das Tag subsumiert alle GeoKey Werte vom Typ Double. Der
TIFF Schlüsselwert ist 34736
GeoAsciiParamsTag Das Tag mit dem TIFF Schlüssel 34736 bildet den Behälter für
alls ASCII Werte vorhandener GeoKeys.
Ein konkretes Beispiel für GeoTIFF Einträge eines TIFF Bildes, welches Bilddaten
aus einer Projektion im UTM Grid enthält, zeigt Quelltext 3.8. Das ModelTiepointTag
bildet die obere linke Ecke des Bildes (0,0) auf ein Easting beziehungsweise Northing
von 350807 und 5316081 ab.
Quelltext 3.8: GeoTIFF erweitert das TIFF Format um spezielle Tags für die Speicherung von
georeferenzierenden Metadaten.
33
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Die Skalierung ist durch das ModelPixelScaleTag angegeben und beträgt 1000 Me-
ter/Pixel in der xy-Ebene. Innerhalb des GeoKeyDirectoryTag bedeutet beispielsweise
die Zeile 3072, 0, 1, 32660, das Koordinationsystem der Projektion (ProjectedCSType-
GeoKey, 3072) der UTM mit dem WGS84 Kartendatum entspricht und die Daten
innerhalb der Zone 33N liegen (PCS_WGS84_UTM_zone_33N, 32633). Eine seman-
tische Beschreibung des Zielkoordinatensystems erfolgt in der Zeile 3073, 34737, 25, 0.
Der hierfür entsprechende GeoKey PCSCitationGeoKey (3073) referenziert den Wert
des GeoAsciiParamsTag (34737) Arrays beginnend von Anfang an (Offset=0) mit einer
Länge von 25 Byte. Das ergibt UTM Zone 33 N with WGS84, wobei das letzte Byte
„|“ das Ende signalisiert und als NULL interpretiert wird.
GML in JPEG2000
JPEG2000 ist ein auf der Wavelet Transformation basierender Standard (ISO 15444) für
die Kompression von Bilddaten. Bei der Wavelet Transformation werden die Bilddaten
nicht wie beispielsweise bei der Fourier Transformation in einem Durchgang, sondern
durch iteratives Anwenden von Hoch- und Tiefpassfiltern, sogenanntes Subbandcoding
komprimiert. Jeder Iterationsschritt zerlegt das Bild in immer gröbere Bildstrukturen
und entfernt jeweils die Hälfte der Spalten und Zeilen, so dass das Bild pro Iteration um
Faktor vier verkleinert wird. Durch Verschiebung und Anpassung der Iterationsschritte,
sowie der Auswahl entsprechender Filterergebnisse für das letztendliche Bild ist ein
stufenlose Kompression möglich [Gerlek/Fleagle, 2007, S. 31].
Das Format unterstützt durch den inkrementellen Bildaufbau das Streamen der Bild-
daten über das JPEG 2000 Interactive Protocol (JPIP) und eignet sich für den Einsatz
in Webseiten. Aus bereits geladenen Daten wird eine niedrig auflösende Voransicht ge-
neriert, die mit zunehmender Datenmenge an Details zunimmt. Ein weiterer Vorteil
des Verfahrens liegt darin, dass aus einem Quellbild, welches eine Größe von mehreren
Gigabyte besitzen kann, Bilder in unterschiedlicher Auflösung „on-the-fly“ generiert
werden können [Gerlek/Fleagle, 2007, S. 30]. Im Vergleich zu JPEG erreicht das For-
mat eine bis zu 30% höheren Kompressionsgrad bei wahrnehmbar besserer Qualität.
JPEG2000 unterstützt auch ungleiche Kompressionsstufen innerhalb eines Bildes um
bestimmte Bereiche detaillierter darzustellen und weniger relevante Bereiche stärker zu
komprimieren.
Der Einsatz von GML in JPEG2000 verfolgt das Ziel das Format um ein Schema zu
erweitern, welches notwendig ist um georeferenzierende JPEG Bilder zu erstellen [Ky-
le et al., 2006]. Da der JPEG2000 Datenkontainer die Einbettung von XML Dokumenten
erlaubt, eignet sich GML für den Einsatz. Die Struktur einer JPEG2000 Datei mit GML
zeigt Abbildung 3.1.
34
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Coverage Beschreibung
Coverage Geometrie
Coverage Werte
Features, Metadaten,...
Coverage Wertebeschreibung
Bilddaten
Die Bilddaten beschreibt eine GML Coverage Description, die sich aus folgenden Be-
standteilen zusammensetzt [Kyle et al., 2006]:
Durch die Möglichkeit GML Daten dem Bild in Form von Vektordaten hinzuzufügen
und Applicationchemata zu definieren, ist eine visuelle Gestaltung und dadurch infor-
mationelle Aufwertung des Bildes ohne Manipulation der eigentlichen Bilddaten mög-
lich. Bild und GML Daten können von unterschiedlichen Quellen über entsprechende
Webservices dynamisch kombiniert und weiterverarbeitet werden [Gerlek/Fleagle, 2007,
S. 35].
Das Exif Format ist ein Dateiformat zum Speichern von Metainformationen zu Bild-
daten, welches durch den „Digital Still Camera Image File Format“ Standard definiert
wird [JEITA, 2002]. Dieser Standard definiert wie Digitalkameras Meta Informationen
zu Bild- und Audiodateien kodieren sollen, und legt eine Struktur für die Speicherung
im TIFF und JPEG Format fest. In TIFF folgt die Struktur dem TIFF Standard. Über
das Exif Image File Directory (IFD) Attribut im ersten IFD der TIFF Datei werden
35
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
die Exif Attribute referenziert. Das Exif IFD Tag verwendet den Schlüssel 34665, wel-
cher aus dem Wertebereich für proprietäre Schlüssel stammt, die der TIFF Standard
definiert. Die Einbettung der Metadaten in JPEG Dateien erfolgt in APP1 und APP2
Markern entsprechend dem JPEG Standard.
Für die Kodierung der Einträge definiert das Format Schlüssel für verschiedene Bild-
eigenschaften wie die Brennweite, der ISO-Wert oder die Belichtungszeit. Exif Daten
werden in das Bildformat integriert und sind durch entsprechende Programme abrufbar.
Für die geografische Referenzierung definiert der Standard das GPS IFD Tag (34853)
und darin 27 verschiedene Schlüssel. Hierzu gehören neben der grundsätzlichen Geo-
referenzierung über Längen- (GPSLongitude), Breiten- (GPSLatitude) und Höhengrad
(GPSAltitude) weitere Parameter wie das verwendete Kartendatum (GPSMapDatum)
oder auch die Blickrichtung (GPSDestBearing) bei der Aufnahme. Über diese GPS*-
Tags ist eine detallierte Beschreibung der geografischen Informationen möglich. Exif
Dateien können von gängigen Bildbearbeitungsprogrammen gelesen werden. Auch das
Schreiben der Daten ist mit frei verfügbaren Werkzeugen möglich.
Eine Erweiterung zu Exif bildet der IPTC-NAA-Standard kurz IPTC, der von dem
International Press Telecommunications Council (IPTC) und der Newspaper Associ-
ation of America (NAA) verwaltet und gepflegt wird. Wie auch Exif zielt IPTC auf
die Speicherung textueller Informationen zu Bilddaten, wobei IPTC erweiterbar ist, so
dass anwenderspezifische Tags angelegt werden können. Auch inhaltlich unterscheiden
sich die beiden Standards. Während Exif die automatisierte Speicherung technischer
Details vorsieht, dient der IPTC Standard der semantischen Beschreibung der Bilder im
Rahmen der Nachbearbeitung, so dass diese über Suchterme gefunden werden können
und die Verwaltung von Bildern vereinfacht.
Einen XML basierten Ansatz verfolgt die von Adobe Extensible Metadata Platform
(XMP) Spezifikation. Aufgrund einer im Vergleich mit IPTC und Exif vergleichbar
geringen Relevanz wird an dieser Stelle lediglich auf die Spezifikation verwiesen: [Adobe,
2005].
Die Möglichkeit einer Positionsbestimmung wird in naher Zukunft ein allgemein üb-
licher Dienst sein. Die Geolocation API soll als Standard dafür dienen, dass bei der
Entwicklung von Webanwendungen, auf diese Funktionalität zugegriffen werden kann.
Derzeit noch im Status eines Entwurfes, soll diese API in Zukunft nativ in Webbrow-
36
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
ser integriert werden und über das DOM/JavaScript Navigator 15 Objekt Webseiten
zur Verfügung gestellt werden, um den Zugriff auf Ortsinformationen zu gewähren.
Die dadurch gewonnene Information kann dann beispielsweise als Grundlage für eine
dynamische Inhaltgenerierung dienen. Generell ergeben sich für die Anwendungsent-
wicklung neue Perspektiven. So ist es dann möglich Navigationssysteme und LBS, die
auf eine kontinuierliche Kenntnis der Position angewiesen sind, plattformunabhängig in
einem Webbrowser auszuführen und so zum Beispiel Echtzeitnavigation über das Inter-
net anbieten. Im Wesentlichen besteht die Schnittstelle derzeit aus einem Geolocation
Interface, welches die folgenden Methoden definiert:
Alle Methoden enden unmittelbar nach dem Aufruf und kommunizieren ausschließ-
lich über die Callback Methoden. Des Weiteren ist es möglich über die Abfrage des
Feldes Geolocation.lastPosition – ohne dadurch eine erneute Positionsbestimmung
anzustoßen – auf die zuletzt bekannte Position zuzugreifen [Popescu, 2008]. Die exem-
plarische Verwendung der API zeigt Quellcode 3.9.
15
Bei dem Navigator Objekt handelt es sich um ein automatisch zur Laufzeit generiertes Ja-
vaScript Objekt, welches Informationen zu verwendetem Browser, Version und weitere Para-
meter enthält. (Quelle: http://de.selfhtml.org/javascript/objekte/navigator.htm)
37
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Ist im Internet die Rede von Diensten, so bezieht sich das entweder auf Anwendungen,
die eine Benutzerinteraktion erlauben oder auf nicht unmittelbar sichtbare Web Ser-
vices. Web Services erlauben es Anwendungsfunktionalität von Systemen, über Schnitt-
stellen im Internet anzubieten. Geo Web Service sind Web Services mit GIS-Bezug, im
Folgenden synonym mit Geoservices beziehungsweise Geodienst verwendet.
Über Web Services im Allgemeinen und Geo Web Services im Speziellen lassen sich
„örtlich getrennt verwaltete Geodaten über das Internet unabhängig von ihrem Spei-
cherort einfach und schnell miteinander kombinieren“ [GDI-DE, 2008]. Die getrenn-
te Verwaltung einzelner Services, Unabhängigkeit von Hintergrundtechnologie und die
damit verbundene Möglichkeit der losen Kopplung in einer Service Oriented Archi-
tecture (SOA) sind die wesentlichen Vorteile bei einem Zugriff auf Ressourcen über
Web Services [Chappell/Jewell, 2002]. Dieser Abschnitt stellt Webservice Verfahren
vor.
38
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Für die Implementierung von REST hat sich im Internet das HTTP und die Verwendung
von URLs etabliert. Für den Zugriff und die Manipulation von Ressourcen sind gemein-
hin gültige Bedeutungen der HTTP Methoden definiert [Bayer, 2002]:
GET : GET liefert die Repräsentation des referenzierten Objektes im aktuellen Zustand
(Beispiel: Häuser in einer Straße einer Stadt).
POST : Über die POST Methode kann ein Objekt verändert oder erweitert werden
(Beispiel: Hinzufügen von Stockwerksanzahl in einem Haus).
PUT : Mit PUT lassen sich neue Ressourcen erzeugen. Rückgabewert ist eine URL, die
auf die neue Ressource zeigt. Gleichnamige Ressourcen werden mit dem neuen
Inhalt ersetzt (Beispiel: Anlegen einer neuen Haus Ressource).
DELETE : Das Löschen von Ressourcen erfolgt mit Hilfe der DELETE Methode (Bei-
spiel: Das Löschen eines Hauses).
Da REST ausschließlich die URL Kodierung und HTTP Methoden verwendet, sind
keine weiteren Protokolle notwendig, die die Kommunikation zwischen Dienstschnitt-
stelle und Klienten genauer beschreiben müssen. Zusätzlich wirkt sich die zustandslo-
se16 Kommunikation positiv auf Skalierbarkeit aus und vereinfacht die Verwendung von
verteilten Ressourcen.
XML als Auszeichnungssprache definiert das XLINK Attribut, welches auf weitere Res-
sourcen zeigt und von Maschinen weiterverarbeitet werden kann. In Kombination mit
REST lassen sich hierdurch verschachtelte Strukturen erzeugen, in denen tatsächliche
Positionen der Ressourcen in den Hintergrund rücken. Eine umfassende Einführung zum
Thema REST konforme Webservices gibt [Ruby/Richardson, 2007].
SOAP
Webservices, die auf SOAP basieren verfolgen den Ansatz eines Remote Procedure
Call (RPC), also der Ausführung entfernter Funktionalität. Dabei dient der Service le-
diglich zur Übermittlung von Parametern, die für den Aufruf einer Funktion über die
Webservice Schnittstelle in Form einer URL nötig sind. Die Parameter werden in einem
gemäß Spezifikationen kodierten XML Dokument dem Service übermittelt. Da das Er-
gebnis einer Anfrage daher von den im sogenannten SOAP Envelope gesendeten Daten
abhängt und sich diese nicht in der Universal Ressource Identifier (URI) des Services
widerspiegeln, können bestimmte Ressourcen nicht wie bei REST eindeutig adressiert
werden. Für die Beschreibung eines SOAP Webservices dient eine Webservice Descrip-
tion Language (WSDL) Datei, die die nötigen Parameter, und weitere Informationen
wie die Beschreibung des Rückgabeformat enthält.
16
Bei einer zustandslosen Kommunikation, hält der Server keinerlei Informationen über frühere
Anfragen eines Klienten. Dadurch sind Anfragen vollkommen unabhängig von einander.
39
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Ob ein Webservice über SOAP oder im REST Stil implementiert wird, hängt von
Einsatzgebiet oder Diensttyp ab und ist primär eine Designfrage. Den Vorteil einer
losen Kopplung weisen beide Ansätze auf.
Verschiedene Parteien beteiligen sich an dem Handel und dem Einsatz von Geodaten.
Dezentrale Organisation und Vernetzung über bestehende Infrastrukturen des Inter-
net im Kombination mit mannigfaltigem Datenangebot stellen besondere Anforderun-
gen an eine strukturierte Kommunikation und geregelten Datenaustausch. Damit diese
Form der Interoperabilität langfristigen Erfolg aufweisen kann, müssen Standards ent-
wickelt und eingesetzt werden [Wagner/Gartmann, 2002, S. 1]. Das OGC adressiert die
Standardisierung mit dem Ziel offen zugängliche Spezifikationen zu erarbeiten. Diese
werden unter der eingetragenen Marke OpenGIS® veröffentlicht und sollen den Um-
gang mit geografischen Daten im Internet über HTTP erleichtern. Die Wesentlichen
Spezifikationen für Geowebservices werden im Folgenden vorgestellt. Auf optionale
Schnittstellen der Spezifikationen wird an diese Stelle nicht näher eingegangen. Für
weiterführende Informationen wird auf die frei verfügbaren offiziellen Spezifikationen17
verwiesen.
Die Arbeit des OGC erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Technical Commitee 211
(TC211), welches als ein Teil der International Organization for Standardisation (ISO)
tätig ist und de jure Standards im Bereich digitaler geografischer Informationen verab-
schiedet. Die Normen erscheinen in der ISO 19100 Reihe. Hierzu gehören neben Normen
für Geoinformationen auch solche für Geodienste, für eine standardisierten Austausch
von Geodaten. Die Zusammenarbeit erfolgt über den gegenseitigen Austausch mit dem
Ziel, OGC Spezifikationen und entsprechende ISO-Normen anzugleichen. So wurde die
im Folgenden vorgestellten OpenGIS Web Map Service (WMS) Implementierungen be-
reits unter ISO 19128 und die Web Feature Service (WFS) unter ISO 19142 in den
ISO Standard aufgenommen. Auch GML ist ab der Version 3.x konform mit der ISO
19136.
Der WMS ist ein „webbasierter Kartendienst“. Eine Implementierung der Webservice
Spezifikation „generiert über Geodaten einen Kartenausschnitt und stellt ihn bereit“.
Die so erstellte Karte wird an die aufrufende Stelle als Bild zurückgegeben. Üblich liegt
17
http://www.opengeospatial.org/standards
40
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
dieses Bild in einem Rasterformat vor, es können jedoch auch Ausgaben in Vektorforma-
ten angeboten werden [GDI-DE, 2008]. Ein konformer WMS muss folgende Funktionen
realisieren:
• Eine Beschreibung der Bestandteile eines Service liefert die Funktion GetCapabili-
ties in Form eines XML Dokument mit Metadaten über den Dienst. Dazu gehören
sämtliche Informationen, wie die Beschreibung der einzelnen Features und darauf
mögliche Operationen, die für die tatsächliche Verwendung des Dienstes notwen-
dig sind.
• Die GetMap Schnittstellte erlaubt es, Kartenausschnitte anzufordern. Eine solche
Anfrage setzt sich aus verschiedenen Parametern zu Auflösung, Bildformat, Aus-
schnitt und anderen Eigenschaften zusammen. Exemplarisch zeigt Quelltext 3.10
eine Anfrage, die das in Abbildung 3.2 dargestellte Rasterbild generiert.
Abbildung 3.2: Resultat der in Quelltext 3.10 dargestellten Anfrage an einen WMS
Während ein WMS Daten im Form von Bildern und Karten ausliefert und die Aus-
wertung darin enthaltener Informationen einer visuellen Inspektion bedarf, kann über
einen WFS auf die zugrundeliegenden Vektordaten zugegriffen werden. Diese Daten
sind in valider GML Syntax kodiert (→Abschnitt 3.2) und können dadurch nicht nur
angezeigt sondern auch für weitere Berechnungen herangezogen werden. Über diesen
„Basic WFS“ hinaus, erlaubt ein erweiterter „Transaction WFS (WFS-T)“ die auf
41
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
dem Server befindlichen Daten zu manipulieren18 [GDI-DE, 2008, S. 16]. Ein Open-
GIS konformer Basic WFS muss mindestens drei Methoden bereitstellen [Vretanos,
2005]:
GetCapabilities Eine Beschreibung des Services und seine angebotenen Leistungen lie-
fert die GetCapabilities Funktion. Wie bei der WMS Spezifikation, erfolgt die
Beschreibung als XML Dokument.
DescribeFeatureType Detaillierte Beschreibungen einzelner Feature Typen lässt sich
über die Funktion DescribeFeatureType abfragen.
GetFeature Diese Methode liefert einzelne Features im Sinne von GML in einem Vek-
torformat zurück. Das Rückgabeformat wird der Anfrage über den outputFormat
Parameter mitgeteilt. Das Standard Rückgabeformat ist GML 3.1.1.
Der WFS-T bietet zur Manipulation die Methoden Transaction, LockFeature und Get-
FeatureWithLock an. Ein weiterer „XLink WFS“ erweitert den Basis WFS um die Mög-
lichkeit, GML Objekte zu erhalten, die XLink Attribute mit Referenz auf externe GML
Ressourcen enthalten können.
Wie auch für den Begriff des Geowebs (→Abschnitt 3.1) existiert auch für den Be-
griff Geodateninfrastruktur (GDI) keine einheitliche Definition [Fornefeld/Oefinger/
Jaenicke, 2004, S. 7]. Vielmehr bietet die Literatur unterschiedliche sich teils überschnei-
dende und teils ergänzende Aussagen über die Inhalte und Merkmale einer GDI. Dieser
Abschnitt untersucht verschiedene Definitionen für ein einheitliches Verständnis über
Kern und Aufgaben.
Eine GDI19 ist eine Anwendung, die die Suche in einer Sammlung geografischer Web-
dienste erlaubt und darüber hinaus den Zugriff auf diese ermöglicht, lautet eine allgemei-
ne Definition von Maguire (2008). Eine GDI umfasst einerseits Geodaten, Metadaten,
Dienste und die für den Zugriff nötigen Netze, andererseits Rechtsnormen, technische
Standards und Richtlinien über den Zugang und die Nutzung als Instrumente für die
Regulation und Koordination des Netzwerkes [GDI-DE, 2008]. Auch IMAGI (2008,
S. 14) betont die Notwendigkeit einer „Organisations- und Managementstruktur“, die
18
Hierzu gehören die aus Datenbanksystemen bekannten Funktionen UPDATE, INSERT und
DELETE
19
Häufig wird auch der englische Begriff Spatial Data Infrastructure (SDI) verwendet
42
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
sowohl auf lokaler, regionaler, nationaler als auch transnationaler Ebene koordinierend
arbeitet. Infrastruktur und Organisation als Stützpfeiler einer GDI dienen im Grunde
dem Zweck eines Marktplatzes für den Austauschs von Daten zwischen anbietenden und
verbrauchenden Nutzern [Rajabifard/Feeney/Williamson, 2002]. Hiermit differenzieren
sie zwischen einer statischen Struktur und dynamischen Inhalten mit Anwendern als
Bestandteile. Den Einbezug der Anwender sieht auch IMAGI (2008, S. 14) und definiert
GDI als „benutzerfreundliche Bereitstellung von Geoinformationen durch Dienste, die
ebenen- und fachübergreifend auf verteilte Geodaten zugreifen“.
Im Aufbau einer GDI und deren Interaktion spielt das Internet als weltweites Datennetz
eine zentrale Rolle. Auch die Spezifikationen des OGC (→Abschnitt 3.3) setzen für den
Zugang zu Geodaten auf Internetprotokolle und -formate. Die Suche nach Geodiensten
in Metadatenkatalogen erfolgt meist über eine webbasierte Schnittstelle, dem Geodaten-
portal. Es bildet den zentralen Einstiegspunkt und die regulierende Instanz einer GDI
[Maguire, 2008]. Irland, USA, Indien, Schweiz und andere Länder und Gemeinschaften
betreiben bereits solche Portale oder sind im Aufbau derselben.
Motiviert durch diverse Gruppen, wie kommunale, nationale und internationale Behör-
den, Unternehmen der Geo-Branchen oder internationale gemeinnützige Gremien sind
auch Erwartungen an eine einheitliche GDI mit Blick auf Aufgaben und Nutzen un-
terschiedlich. Der Bestand von Geodaten, vor allem in der Verwaltung und Behörden,
lagert dezentral in isolierten Anwendungen [Reindl, 2005, S. 1]. Die Bereitstellung und
Vereinheitlichung von Geodaten bewirkt zwar weiterhin eine „dezentrale Organisation
von Geodaten und den aufsetzenden GI-Diensten“, ermöglicht aber gleichzeitig diese
für den Ad-hoc Zugriff vorzuhalten. Dieses führt für Umgang mit Geoinformationen
zu gesteigerter Effizienz und Qualität [Bernard/Crompvoets/Fitzke, 2005, S. 4]. Daher
motivieren Kommunen und Bund eine GDI über die Erschließung und Vernetzung die-
ser Ressourcen [Reindl, 2005, S. 2; Weichert, 2007]. Das langfristig verfolgte Ziel sei die
Beantwortung aktueller und kommender Fragestellungen mit geografischem Bezug und
die Fähigkeit auf sich ändernde Anforderungen schnell reagieren zu können [AK WMS,
2006].
Mit dem Blick auf das Internet als Kommunikations- und Vertriebsmedium für digi-
tale Daten, hat eine GDI die Aufgabe „Geoinformationen [. . . ] über Internet-Dienste
öffentlich und verfügbar zu machen“ um „Anwendung von Geoinformationen entspre-
chend den Bedürfnissen der Wirtschaft zur Verfügung stehen“ [Vogel, 2002, S. 1,6].
Pragmatischer benennt [LV BW] das Potenzial, welches durch eine erleichterte Nut-
zung von Geodaten und als weitere bisher nicht genannte Facette die Ausdehnung auf
ein „größeres Anwendungs- und Anwenderspektrum“ ausgedrückt wird. Entsprechend
betont auch IMAGI (2008, S. 14) den fachübergreifende Zugriff. Für Unternehmen, die
planen, Geodaten für bestimmte Zwecke einzusetzen, sinkt der ökonomische Nutzen
einer Eigenerhebung je mehr Daten von anderen Anbietern gegen marktgerechte Prei-
43
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Eine GDI ist nicht als Substitut für lokale GIS zu sehen, sondern besitzt durch das
leicht zugängliche Internet ergänzenden Charakter [Maguire, 2008]. Dennoch liegt auch
der Vorteil für Anwender genau darin, dass ein lokales GIS oder der Besitz von lokalen
Geodaten nicht mehr länger Voraussetzung ist, um über eine GDI von GIS Technologien
zu profitierender [Fornefeld/Oefinger/Jaenicke, 2004, S. 11; Wagner/Gartmann, 2002,
S. 3; Bernard/Crompvoets/Fitzke, 2005, S. 6].
Der Aufbau einer behördlichen GDI in Deutschland ist bereits angestoßen und unter-
liegt der Aufsicht des Innenministeriellen Ausschuss’ für Geoinformationswesen (IMA-
GI), welcher bereits 1998 mit dem Ziel einer Verbesserung der Koordination des Geo-
informationswesens in Deutschland gegründet wurde. Für den Ausbau der GDI-DE
entwickelte dieser Ausschuss einen drei Phasen Plan. Dieser besteht aus dem Aufbau
eines dezentralen und bundesweiten Informationsystems, welches Metainformationen
zu Geodiensten enthält, der Harmonisierung von Daten sowohl in technischer als auch
semantischer Hinsicht, und als dritte Stufe dem Aufbau eines Geoportals, welches den
Zugriff auf die nationale Geodatenbasis ermöglicht [Bock/Grünreich/Lenk, 2005, S. 50;
IMAGI, 2008, S. 14,16]. Die im Rahmen der GDI-DE eingesetzten Geodienste sind ent-
lang der Spezifikationen des OGC ausgerichtet [GDI-DE, 2008]. Das Geoportal der
GDI-DE (GeoPortal.Bund20 ) stellt „aktuell über 500 Einzellayer (Karten) und über
30.000 Metadateneinträge aus vielen verschiedenen Geobereichen zur Verfügung“ [BKG,
2008].
20
http://geoportal.bkg.bund.de
44
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Die Entwicklung einer GDI für Deutschland ist durch die „INSPIRE-Richtlinie“ (Richt-
linie 2007/2/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. März 2007 zur
Schaffung einer Geodateninfrastruktur in der Europäischen Gemeinschaft) gesetzlich
verbindlich geregelt. Sie sieht eine Schaffung einer auf europäischer Ebene harmonisier-
ten Geodateninfrastruktur, der Infrastructure for Spatial Information in the European
Community (INSPIRE), vor. Der Richtlinie entsprechend obliegt es allen EU Staa-
ten, Geodaten über einen Katalogdienst zum Auffinden der jeweils verfügbaren WMS
und WFS Dienste bereitzuhalten. Als Verfahren für die Umsetzung der Geodienste
wird SOAP eingesetzt [NSDT, 2008, S. 13]. Für Umsetzung der Richtlinie in nationa-
les Recht ist eine Zeitspanne von zwei Jahren vorgegeben [LV BW]. Der Entwurf und
die Verabschiedung des GeoZugangGesetzes (GeoZG)21 kommt dieser Auflage bereits
weitgehend nach. INSPIRE selbst wird auf EU Ebene über das INSPIRE Geoportal
vermittelnde Rolle spielen [NSDT, 2008, S. 13].
Dem offiziellen Ausbau einer transparenten und standardisierten Infrastruktur für den
Zugriff auf Geodaten, stehen die Bestrebungen der großen Suchmaschinenbetreiber,
wie Google oder Microsoft entgegen. Sie indizieren kontinuierlich Daten und haben so
Zugriff auf gewaltige Mengen von Informationen, die explizit und implizit geografische
Informationen aufweisen. Diese Daten bieten sie über ihre in Kartendienste integrierten
Lösungen an und stellen in sich geschlossene GDIen und somit Insellösungen dar. Öko-
nomisch betrachtet ist der Aufbau eines Monopols eine logische Konsequenz, zugleich
jedoch konträr zu dem Gedanken einer auf Servicen basierenden Infrastruktur für den
transparenten Zugriff auf Geodienste über standardisierte Schnittstellen. Um langfris-
tig von einem „browsing the world“ [Castelli et al., 2007, S. 67] sprechen zu können,
sollten Bestrebungen nach Standards und einheitlichen Schnittstellen im Vordergrund
stehen.
Web Mapping Dienste und virtuelle Globen sind die Flagschiffe des Geowebs im In-
ternet. Als Produkt am Ende einer langen Produktionskette vermitteln sie zwischen
Benutzer und der spatialen Hintergrundanwendung [Lake/Farley, 2007, S. 15]. Da geo-
graphische Lagen in Form von Breiten und Längengraden oder sogar in UTM Koordina-
ten den wenigsten Internet Benutzern bekannt sind, liefern diese Benutzerschnittstellen
Grundfunktionalitäten, wie die visuelle Selektion und damit verbundene implizite Geo-
kodierung und ermöglichen so den gemeinschaftlichen Ausbau des Geowebs [Goodchild,
2007, S. 7]. Geovisualisierungsanwendung gruppieren sich in Virtuelle Globen und Kar-
tendienste. Als Schnittstelle zwischen Geodaten und dem Betrachter stellen sie eine
21
Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf kann unter der Adresse
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/105/1610530.pdf eingesehen werden
45
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
zentrale Instanz dar. Methoden für den Export in das KML Format aus professionellen
GIS Anwendungen heraus ist eine gängige angebotene Funktionalität. Auch freiverfüg-
bare Konvertierungsskripte spiegeln den Bedarf eines Datenaustausches mit derartigen
Applikation wider [Buhmann/Wiesel, 2003, S. 23].
Virtuelle Globen, auch Geobrowser genannt, bilden die Erde nach und stellen diese
als dreidimensionales Modell dar. Im Vergleich mit Kartendiensten führen solche An-
wendungen, bedingt durch die Dreidimensionalität, komplexere Berechnungen durch.
Dadurch entsteht ein erhöhter Rechenaufwand, weshalb Virtuelle Globen meist eine lo-
kale Installation voraus setzen. Neben den Funktionen, die auch Kartendienste bieten,
wie das Zoomen und das Verschieben der Betrachtungsebene, bieten diese Anwendun-
gen auch eine Orientierung in der dritten Dimension. So ist neben der Rotation, also
der Ausrichtung der Himmelsrichtungen, auch die Möglichkeit den Blickwinkel, also die
Neigung zu verändern, möglich. Durch die drei vorhandenen Freiheitsgrade können Hö-
henprofile oder 3D Modelle von Gebäuden dargestellt werden. Da das Kartenmaterial
als essentieller Bestandteil der Anwendung von Internetservern bezogen wird, stellen
diese lokal installierten Anwendungen Thick Clients dar.
Der bekannteste virtuelle Globus ist „Google Earth“22 , der von der 2004 durch Goo-
gle akquirierten Firma Keyhole entwickelt wurde und in unterschiedlichen Versionen
erhältlich ist. Neben einer kostenlosen Funktion, bietet Google weitere Versionen mit
erweiterten Funktionen wie Druck, Export oder auch Serverfunktionalität lizenzpflich-
tig an. Alle Versionen propagieren das bereits vorgestellte und standardisierte KML
Format. Entsprechende Daten lassen sich entweder in Form von Dateien direkt in das
Programm laden oder von entfernten Servern einbinden und dynamisch aktualisieren.
Weitere bekannte virtuelle Globen sind „NASA World Wind“ und „Microsoft Virtual
Earth“ [Maguire, 2008]. In Virtual Earth findet Ausführung der Kartendienstanwen-
dung, wie auch des virtuellen Globus’ ausschließlich im Web Browser statt. Wenn auch
für die 3D Version eine lokale Installation vorausgesetzt wird. Konträr zu Geobrow-
sern mit lokaler Installation hat die Firma Poly923 mit dem Produkt FreeEarth einen
virtuellen Globus entwickelt, der ohne lokale Installation auskommt und somit eine
reine Webanwendung darstellt. Das Hinzuladen von Rasterdaten und digitalen Gelän-
demodellen, sowie das Einbinden standardisierter WMS und WFS ist in allen gängigen
Applikationen möglich [Buhmann/Wiesel, 2003, S. 23].
22
http://earth.google.de/
23
http://freeearth.poly9.com
46
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
3.5.2 Kartendienste
24
Ajax stand initial als Akronym für Asynchronous J avaScript And X ML. Da jedoch JavaScript
und XML nicht zwingend für die Umsetzung des Stils erforderlich sind, versteht sich Ajax
nicht mehr länger als ein Akronym.
47
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Dynamische Kartendienste, wie sie zuvor beschrieben wurden, sind in der Lage Karten-
daten „on-the-fly“ nachzuladen. Dazu bieten sich zwei Vorgehensweisen an:
• Nachdem der Benutzer eine Aktion, wie Zoom oder Pan ausgeführt hat, fordert
das Programm den neuen benötigten Ausschnitt über den Server an und lädt
diesen in die Anzeige. Für dieses Verfahren eignet sich zum Beispiel der durch
das OGC spezifizierte WMS in Kombination mit einem Container mit Navigati-
onsleiste für die Anzeige. Das Erzeugen von Bildausschnitten mit frei wählbaren
Begrenzungen ist ein aufwändiger Prozess. Je nach Detailgrad müssen zur Gene-
rierung eines Kartenausschnittes eine Vielzahl an Datensätzen zusammengefügt
werden, um ein einziges Bild zu generieren. Nachteilig ist dieses Verfahren da-
durch, dass der Nutzer bisweilen Wartezeiten von mehreren Sekunden ausgesetzt
ist und in diesem Zeitraum keine Interaktion möglich ist.
• Ein weiterer Ansatz liegt darin, Karten in Kacheln zu unterteilen, diese auf einem
Server vorzuhalten und benötigte Kartenbereiche dynamisch nachladen. Diese
Technik wird von einer Vielzahl von Kartendiensten (Google Maps, Yahoo! Maps,
Microsoft Virtual Earth, . . . ) eingesetzt. Die Vorteile des Verfahrens und das
Prinzip an sich wird jetzt erläutert.
Das sogenannte Tiling Prinzip basiert darauf Bilddaten in Regionen zu zerteilen und für
die Präsentation als Mosaik zusammenzusetzen. In der Praxis wird dieses umgesetzt, in
dem Kacheln vorgefertigter Größe auf Servern vorgehalten und bei Bedarf ausgeliefert
werden. Auf Anfrage eines bestimmten Kartenbereiches, bestimmt ein Service die zur
Anzeige nötigen Kacheln und sendet diese an den im Webbrowser des Nutzers laufenden
Kartendienst. Der Prozess des Ladens läuft im Hintergrund und ist für den Benutzer
transparent. Die Anzeige der gelieferten Kartenkacheln in Webseiten ermöglicht der
zuvor beschriebene Ajax Stil. In Verbindung mit der Zoom Funktionalität lässt sich
das Verfahren um die rekursive Zerlegung von Bilddaten unterschiedlicher Auflösungen
erweitern. Exemplarisch wird jetzt das Quadkey Verfahren – eine Methode für die rekur-
sive Zerlegung von zweidimensionalen (Bild)daten – beschrieben.
Abbildung 3.3 zeigt ein Bild unterteilt in Kacheln quadratischer Größe mit 256 Pixel
Seitenbreite. Die Karte hat eine Gesamtbreite und Höhe von 512 Pixel25 . Die Verwen-
dung einer Binärpotenz erleichtert die rekursive Zerlegung und findet Anwendungen in
den meisten Geobrowsern. Gemäß der Abbildung läuft die rekursive Zerlegung ab. Jedes
Zoomlevel halbiert die Skalierung und verdoppelt die Auflösung. In Pixel bedeutet dies
eine Verdoppelung jeder Kachel in Breite und Höhe. So wird zum Beispiel Kachel 2
aus Zoomlevel 1 in Zoomlevel 2 durch die 4 Kacheln 20,21,22 und 23 repräsentiert.
25
Im Falle von Karten, die nicht von sich aus quadratisch sind, werden fehlende Spalten und
Reihen entsprechend aufgefüllt
48
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Dadurch ergibt sich eine Gesamtheit von 16 Kacheln auf Zoomlevel 2 und 64 Kacheln
auf Zoomlevel 3. Allgemein lässt sich bei einer Zerlegung der Ausgangskarte in k 2 Ka-
cheln Gleichung 3.2 für die Berechnung der Kacheln in Abhängigkeit des Zoomlevels n
heranziehen. Die letztendliche Referenzierung der einzelnen Kacheln ist unterschiedlich,
meist jedoch angelehnt an die Quadkeys Methode.
fk : Zoomlevel → Kacheln
(3.2)
fk (n) = k 2n , ∀n ≥ 1
Das Laden von Bilddaten über Kacheln erlaubt eine bessere Lastverteilung auf verschie-
dene Kachel-Server, so dass das Flaschenhalsproblem bei hoher Beanspruchung schon
bei der Anfrage minimiert wird. Außerdem können Kacheln, die einen angezeigten Bild-
ausschnitt angrenzen im Vorfeld geladen werden, was zu einer flüssigen Interaktion mit
der Karte beiträgt. Nachteilig an Kacheln ist, dass sie bereits vorgefertigt auf den Ser-
vern vorliegen, ein erneutes Rendern, je nach Detailtreue einen hohen Rechenaufwand
bedeutet und so Diskrepanzen zwischen angezeigten und tatsächlich erfassten Daten
entstehen können.
In Anlehnung an den Web Map Service des OGC entstand durch die Arbeit der Open
Source Geospatial Foundation (OSGeo26 ) eine Spezifikation für einen Tile Map Ser-
vice (TMS)27 . Diese Spezifikation zielt auf einen standardisierten Zugriff auf gekachelte
Bilddaten über WMS ab, wurde jedoch noch nicht als Standard durch das OGC verab-
26
http://www.osgeo.org
27
http://wiki.osgeo.org/wiki/Tile_Map_Service_Specification
49
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
schiedet. Die Referenzierung der einzelnen Kacheln erfolgt hierbei im REST Stil, so dass
es möglich ist, die Kacheln als Bilddateien gemäß der Spezifikation auf einem Server
zu hinterlegen und unmittelbar verwendet werden kann. Die Generierung eines solchen
TMS konformen Webservices aus einer Bilddatei, erlaubt Gdal2Tiles28 , als Bestand-
teil der Geospatial Data Abstraction Library (GDAL) Bibliothek29 , die eine Vielzahl
an geospatialen Funktionen bündelt und frei verfügbar ist. Bei der Generierung der
Daten für den TMS werden auch KML Dateien für die spätere Einbindung in Softwa-
re wie Google Earth oder Google Maps erstellt. Eine grafische Benutzeroberfläche zu
der Bibliothek soll MapTiler30 bieten, ist jedoch derzeit noch im Entwicklungsprozess.
Entsprechende Funktionalität für die Integration mit Virtual Earth bietet die Software
MSR MapCruncher31 .
3.5.3 Anwendungsgebiete
Die Stärken der vorgestellten Kartendienste und Geobrowser liegen in der schnellen und
einfachen Bereitstellung dynamischer digitaler Karten. Darüber hinaus eignen sie sich
nicht für anspruchsvollere geographische Anwendungen, wie sie GISe leisten [Danger-
mond, 2008]. Ihr Erfolg im Web, vor allem bei Laien auf dem Gebiet der Geographie,
belegt jedoch, dass eine Nachfrage nach Geoanwendungen existiert, die den Schwer-
punkt gerade nicht auf GIS Funktionalität legt, sondern vielmehr die benutzerfreundli-
che Visualisierung präferiert. Die neue Generation der Geobrowser zeichnen sich durch
intuitive Bedienbarkeit und hohe Performanz aus und unterscheiden sich so von bis-
herigen GIS-Viewern [Ebert/Mallinger-Hohensinn/Sykora, 2006]. Für die Verwendung
in virtuellen Globen sind eine Vielzahl an Städten bereits als 3D Modelle kostenlos
für Google Earth verfügbar [Kolbe, 2008]. Solche Projekte zeigen die Relevanz dieser
Geobrowser für Kommunen als Präsentationsmedium für touristischen sowie wirtschaft-
liche Geodienste. Den Fokus liegt dort auf Informationen zu Landschaft, Gebäuden, Ve-
getation und dem Transportwesen [Gruber/Menard/Schachinger, 2008, S. 67-69]. Für
28
http://www.klokan.cz/projects/gdal2tiles
29
http://www.gdal.org/
30
http://www.maptiler.org
31
http://dev.live.com/virtualearth/mapcruncher
32
http://www.cloudmade.com
50
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
die Erstellung dieser 3D Modelle bieten sich kostenlose Programme, wie zum Beispiel
SketchUp33 an.
Seit der Veröffentlichung diverser APIs, die es erlauben bestehenden Kartendiensten wie
Google Maps oder ArcGIS Explorer zu erweitern, ist die Anzahl von Geo-Mashups stark
gewachsen. Mashups stellen Anwendungen dar, die bestehende Anwendungen kombi-
nieren und erweitern um vorzugsweise unter Generierung von Mehrwert neue Anwen-
dungen zu entwickeln. Sie bilden den Großteil der Anwendungen, die auf Geodiensten
basieren [AK WMS, 2006, S. 11]. Solche Mashups werden in Zukunft eine große Rolle
in der Erstellung von verteilten GIS Anwendungen spielen, sowohl im Bereich privater
33
http://www.sketchup.com
35
http://www.mapstraction.com
36
Eine aktuelle Auflistung der unterstützten APIs und den Grad der Unterstützung findet sich
auf den Seiten von Mapstraction (→http://www.mapstraction.com)
51
3 Das Internet als Medium für die Verbreitung und Verwendung von Geodaten
Anwendungen als auch als Mittel der Integration von GIS und IT Anwendungen auf
Unternehmensebene [Dangermond, 2008]. Tatsächlich sind 38% der Mashups Mapping
Applikationen37 , die sich wie in Tabelle 3.2 gezeigt, aufschlüsseln.
37
Dieser Wert bezieht sich auf den Webseiten von programmableweb registrierten Anwendungen
(→http://www.programmableweb.com/mashups).
52
4 Empirische Recherche und Zerlegung von
Geowebanwendung
53
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Im Bereich der Positionsbestimmung über IP finden sich eine große Anzahl von An-
bietern. Die Dienste werden kommerziell oder auch als freie Webservices angeboten.
Als Beispiel soll der Anbieter HostIP dienen, der über einen kostenlosen Webservice
die Positionsbestimmung erlaubt und das Ergebnis in Form eines GML Dokumentes
zurückgibt. Quelltext 4.1 zeigt die Anfrage und einen Ausschnitt der gelieferten Da-
ten, die aufgrund der Kodierung maschinell weiterverarbeitet werden können. Das mit
EPSG4326 angegebene geografische Referenzsystem6 ist die offizielle Bezeichnung für
das WGS84 Karten Datum.
Eine weitere grundlegende Aufgabe beim Umgang mit georeferenziertem Material be-
steht im Auffinden und der anschließenden Indexierung der Daten. Als proprietäre
Diensteanbieter führen Suchmaschinen das globale Mining durch und ermöglichen über
entsprechende Schnittstellen das Suchen in ihrem Suchindex. Vermehrt rückt hierbei
die Karte als Präsentationsmedium in den Mittelpunkt. Intelligente Suchalgorithmen
führen eine Vorverarbeitung der Daten durch, um Suchergebnisse zu verbessern. Die
Umwandlung von indirekten Ortsreferenzen wie Städtenamen in Geokoordinaten als
Beispiel, stellt einen Weg der geografischen Vereinheitlichung von Suchanfragen dar.
1
http://skyhookwireless.com
2
Ted Morgan, CEO skyhook im Interview
3
http://www.skyhookwireless.com/howitworks/submit_ap.php
4
http://loki.com
5
http://www.eye.fi/
6
SRS steht für Spatial Reference System
54
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
h t t p : // a p i . h o s t i p . i n f o ? i p = 1 9 5 . 2 2 6 . 1 0 8 . 2 5 4
<H o s t i p>
<gml:name>F r e i b u r g</ gml:name>
<countryName>GERMANY</ countryName>
<c o u n t r y A b b r e v>DE</ c o u n t r y A b b r e v>
<i p L o c a t i o n>
<g m l : P o i n t P r o p e r t y>
<g m l : P o i n t srsName=" h t t p : //www . o p e n g i s . n e t / gml / s r s / e p s g . xml #4326 ">
< g m l : c o o r d i n a t e s>1 6 . 2 5 , 5 0 . 9 1 6 7</ g m l : c o o r d i n a t e s>
</ g m l : P o i n t>
</ g m l : P o i n t P r o p e r t y>
</ i p L o c a t i o n>
</ H o s t i p>
Geo Webservices für den Zugriff auf hochqualitative Geofachdaten sind der wichtigste
Teil des Geowebs [Maguire, 2008]. Anbieter sind zum einen Unternehmen mit Fokus
auf die geografische Erkundung und Expertisen im Bereich von GIS, wie ESRI oder
TeleAtlas. Ergänzend zu diesen Anbietern sind freie Dienste weit verbreitet. So bietet
beispielsweise GeoNames9 eine Bandbreite von Basisdiensten im Bezug auf Geodaten
an.
Aktuell offerieren Content Management Systeme wie Joomla!, Drupal oder Wordpress
bereits Schnittstellen an, über die die Anwendung in Form von Plugins um Funktio-
nalität erweitert werden kann. Im Rahmen der Entwicklung hin zum Geoweb wurden
dementsprechend Plugins entwickelt, die Geofunktionen in die CMS Anwendungen ein-
betten. Als Beispiele unter vielen seien hier das GeoRSS Modul für Drupal, GeoPress
für Wordpress, GeoRSS Extension für MediaWiki sowie der Joomla GeoVisitor ge-
nannt. Letzterer lokalisiert die Besucher einer Webseite anhand von IP Location Loo-
kup Diensten, visualisiert diese auf einer digitalen Karte und kann als eine einfache
Analysefunktion genutzt werden.
4.1.2 Nachrichtenkarten
Nachrichten oder journalistischer Text an sich lassen sich inhaltlich abstrakt durch die
„5W’s des Journalismus“ beschreiben. Diese sind „Wer? Was? Wo? Wann? Warum?“.
Geografie im Allgemeinen enthält stets den Aspekt des „Wo?“, so dass Nachrichten
7
http.//mapufacture.com
8
http://metacarta.com
9
http://geonames.org
55
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
für die Einbettung in eine Karte prädestiniert sind. Die Washington Post betreibt eine
Anwendung namens TimeSpace10 für die geografische Visualisierung von Nachrichten.
Abbildung 4.1 zeigt die Abbildung zu einem zufälligen Zeitpunkt.
Abbildung 4.1: TimeSpace der Washington Post kombiniert Nachrichten mit geografischer Lage
und zeitlichem Bezug
Um eine Überfüllung der angezeigten Karte durch eine große Anzahl Icons zu entgegnen,
werden in der Anwendung Nachrichten regional gebündelt und erst bei entsprechenden
Zoomlevels einzelnen angezeigt. Zusätzlich zu der Platzierung der Nachrichten als Ebene
auf einer digitalen Kare, berücksichtigt dieser Dienst die zeitliche Komponente und so
das „wann“ als einen weiteren der „5W’s des Journalismus“. Im Vergleich mit anderen
Nachrichten Mapping Anwendungen hebt sich die zeitliche Komponente deutlich ab.
Sämtliche Nachrichten sind mit einem Zeitpunkt oder einer Zeitspanne versehen, in
der sie gemeldet wurden oder gültig sind. Eine Zeitleiste erlaubt es dem Anwender ein
Zeitfenster zu spezifizieren und so einen zeitlichen Filter auf verfügbare Meldungen zu
legen.
4.1.3 Fotomapping
Anwendungen, die das Geotagging von Fotos erlauben und diese entsprechend der Po-
sition kartieren finden im Internet eine weite Anwendung. Ein Beispiel hierfür unter
vielen ist der Anwendung Flickr11 , eine Foto Sharing Community im Internet, wel-
che seit August 2006 die Verortung von Bildern ermöglicht und mittlerweile mehrere
Millionen mit Geotags versehene Bilder vorhält. Bereits am Tag der Einführung des
10
http://specials.washingtonpost.com/timespace/world/
11
http://www.flickr.com
56
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Dienstes wurden 1.2 Millionen Bildern eine geografische Lage zugewiesen und aktu-
ell steigt die Anzahl der „geografischen Bilder“ um 2.6 Millionen Bilder pro Monat.
Die geografische Zuordnung der Bilder erfolgt auf zwei mögliche Arten. Entweder über
Drag&Drop Funktionalität auf eine Karte oder durch automatisches Extrahieren der
Koordinaten aus dem Exif Header des Bilder. Abbildung 4.2 zeigt das GeoTaggen eines
Bildes.
Abbildung 4.2: Flickr organisiert Fotos automatisch über Geokoordinaten auf einer digitalen
Karte
Anstatt die Geokodierung als eine Erweiterung anzubieten, stellen andere Anwendungen
und Projekte die Generierung von VGI in den Vordergrund der Anwendung. Beispiele
sind das Wikimapia12 Projekt, welches nach dem Wiki Prinzip13 eine Plattform bietet,
um Objekten mit geografischem Bezug Informationen zuzuweisen. Ein weiteres Pro-
jekt, das auf die Mitarbeit der Web 2.0 Gemeinde setzt ist OpenStreetMap14 . Ziel des
Projektes ist es freie Geodaten anzubieten, um sich „aus der Abhängigkeit von Google
und anderen“ [Drösser, 2007] zu befreien. Generiert werden die Karten durch die Zu-
sammenführung von Beiträgen der Mitglieder in Form von annotierten GPS Routen.
Anwendungen wie das OpenStreetMap erleichtert es diesen, auch als Neogeographen
bezeichneten Anwendern, das Erstellen von georeferenzierenden Informationen [Turner,
2006].
Zu den klassischen Aufgaben eines GIS gehört es Auskunft über geografische Frage-
stellungen zu geben. Unternehmen mit einer großen Anzahl an Kundenschnittstellen
setzen Kartendienste als Auskunftsysteme ein. Die Deutsche Post setzt hierfür auf den
Google Maps Kartendienst, um Briefkasten, Filialen und weitere Standorte zu visuali-
sieren. Über Formulare und Drop-Down Menüs spezifiziert der Anwender die gewünsch-
ten Informationen. Der Dienst, wie er in Abbildung 4.3 gezeigt ist, berücksichtigt die
eingegebene Adresse des Anwenders und zeigt zusätzlich zu den sogenannten Point of
12
http://wikimapia.org
13
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiki
14
http://openstreetmap.org
57
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Abbildung 4.3: Über ein Google Maps Mashup zeigt die Deutschen Post Briefkästen, Filialen
und weitere Standorte an.
Die Sortierung, Strukturierung und Präsentationen von Informationen mit dem Fo-
kus auf geografische Lage bietet sich generell in Szenarien mit vornehmlich ortsbe-
zogener Information an. Die Hotellerie, den Tourismus und die Immobilienbranche
werden als diejenigen Marktsegmente genannt, die primär „durch das Geoweb profi-
tieren“ [Reich, 2007] und hohe Potentiale bergen [Gruber/Menard/Schachinger, 2008,
S. 67].
Die Webseite bergfex15 ist ein Portal für Wintersport Aktivitäten. Es nähert sich der
Thematik einer geografischen Navigation auf Webseiten zweigleisig. So kann der Be-
nutzer entscheiden, ob eine Karte für die Navigation eingeblendet werden soll, die nach
Bedarf in Größe anpassbar ist. Auch hier werden über unterschiedliche Symbole Orte
und Wintersportgebiete visuell geordnet, die zu weiterführenden Informationen leiten.
Zusätzlich erleichtern statische Karten auf Übersichtseiten die geografische Zuordnung
der einzelnen Zielgebiete, wie in Abbildung 4.4 abgebildet.
Der Webauftritt bedient sich durchgängig Geowebtechnologien und wird dadurch intui-
tiv navigierbar. Der anpassbare Kartenbrowser gibt dem Benutzer die volle Kontrolle
über die Art der Webseitennavigation. Durch diese individuelle Navigation hebt sich
die Seite deutlich von anderen Geowebanwendungen ab. Zusätzlich zu der kartenzen-
trischen Oberfläche finden sich auch im Quellcode der Seite entsprechende HTML Geo-
Tags, die es Indexierungsdiensten erlaubt eine geografische Zuordnung durchzuführen.
15
http://www.berfex.at
58
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Abbildung 4.4: Bergfex gibt dem Benutzer Entscheidungsfreiheit zwischen Karten oder HTML
basierter Navigation
Somit stellt die Seite keine isolierte Geowebanwendung dar, sondern setzt vielmehr auf
eine globale Verfügbarkeit im Geoweb.
Über das Angebot eines Geoportals hinaus, geht der Webauftritt des Tourismusver-
band des Bayrischen Wald16 . Parallel zu der Webseiten Version des Angebotes, steht
eine Version für Google Earth bereit. Touristische Ausflugsziele, Sehenswürdigkeiten,
Wandertouren aber auch Pensionen sind dort verzeichnet. Hierbei werden freie Pensio-
nen hervorgehoben und Hyperlinks in Detailbeschreibungen führen zu Webseiten, auf
denen das betrachtete Objekt direkt gebucht werden kann.
Professionell durch Unternehmen erhobene Geodaten, bieten hohe Qualität und Präzisi-
on zum Zeitpunkt der Erhebung. Sie ist jedoch durch den Betrieb eigener Fahrzeugflot-
ten oder Satelliten mit hohen Kosten verbunden. Dem gegenüber warten Geodaten, als
Bestandteil von VGI mit geringen Kosten auf. In puncto Qualität sind diese jedoch klar
hinter den erstgenannten anzusiedeln. Unabhängig von der erhebenden Instanz ändern
sich Geofachdaten, wie das Straßennetz laufend. Eine zunehmende globale Vernetzung
und der infrastrukturelle Ausbau verschärfen die Problematik der Datenveraltung. Pro-
fessionelle Geodatenerzeuger bieten bereits entsprechende Hybrid Lösungen an. Dieser
Trend zeichnet sich besonders in der Auto und Fußgänger Navigation ab. Beispiele sind
MapReporter 17 von Navteq oder MapInsight18 von TeleAtlas (Abbildung 4.5. Darin
16
http://www.bayerischer-wald.org/googleearth/
17
http://mapreporter.navteq.com/
18
http://mapinsight.teleatlas.com
59
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Abbildung 4.5: Kartendienstanbieter setzen vermehrt auf die Integration von VGI, hier am Bei-
spiel von Tele Atlas’ MapInsight und Nutzen so das Potential der Masse.
Das kontinuierliche Synchronisieren vermeidet veraltete Daten und nutzt effektiv die
Vorteile von VGI, nämlich die hohe Manpower der generierenden Gruppe und die kol-
lektive Präsenz, um die angebotenen Kartendaten zu präzisieren. Diese Art der Anwen-
dung verdeutlicht die starke Motivation für die Integration der Anwender und den Trend
zu „community-integrated GIS“ oder „Participatory GIS (PGIS)“ [Rouse/Bergeron/
Harris, 2007, S. 154].
Die in Abbildung 4.6 gezeigte Anwendung FLEET Web unterstützt die GPS- und
Handyortung. Neben allgemeinen Werkzeugen wie Reporting mit Standortdaten und
19
http://www.mecomo.de/
60
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Abbildung 4.6: Mecomo bietet über die Anwendung FLEET Web ein vollständig webbasiertes
System für das Flottenmanagement an.
Quova22 legt den Schwerpunkt ihres Produktportfolio auf Geoinformationen über Be-
20
Das Geofencing beschreibt eine Überwachungsmethode für sich bewegende Objekte. Hierzu
wird ein Gebiet definiert, in welchem sich das geortete Objekt frei bewegen darf. Überschrei-
tet es die Grenzen (Geofence) des Gebietes, erfolgt eine Alarmierung des überwachenden
Systems.
21
Laut laufender Analysen von nielson beläuft sich die durchschnittliche Verweildauer in den
Monaten August und September 2008 auf 49 beziehungsweise 48 Sekunden.
(Quelle: http://www.nielsen-online.com/resources.jsp?section=pr_netv&nav=1)
22
http://quova.com
61
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
sucher von Webseiten und bietet darauf basierend eine breite Produktpalette an. Ge-
sammelte Informationen können für Betrugsprävention, Zugangsregulierung aufgrund
vorherrschender Rechtslagen und Marketing Aktivitäten wie die Einblendung von orts-
bezogener Werbung herangezogen werden. Die Betrugsprävention über Geolokalisierung
ist besonders für finanzielle Transaktionen im Rahmen des E-Business eine aufstre-
bende Disziplin um im Vorfeld verdächtige oder auffällige Aktivitäten zu erkennen.
Abbildung 4.7: Geowebanwendung als Mittel des Marketings auf der Webseite von Coca Cola
Dass Werkzeuge des Geowebs im Bereich des Marketing nicht nur als Analysemittel,
sondern auch Präsentationsmittel eingesetzt werden können, zeigt eine Kampagne der
Firma Coca-Cola. Im Rahmen einer vorweihnachtlichen webbasierten Kampagne bilde-
te ein digitaler Kartendienst den Präsentationsrahmen. In einem Google Maps Mashup
konnten Besucher der Webseite ihr Haus auf einer Weltkarte mit Lichtern schmücken.
Erreicht wurde damit eine erhöhte Verweildauer und dadurch eine bewusstere Wahr-
nehmung der Marke selbst. Diese Anwendung zeigt deutlich die vielfältige Anwendungs-
bandbreite von digitalen Karten mit unterschiedlichen Intentionen und verfolgten Zie-
len. Abbildung 4.7 zeigt die Webseite der Werbekampagne.
Abbildung 4.8: Lat49 blendet Werbung in Kartendiensten in Abhängigkeit von Zoomlevel und
Bereich an. Hier am Beispiel Google Maps
62
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Ein typisches Anwendungsszenario für ortsgebunde Werbung ist die Einblendung von
Werbebannern basierend auf der aktuellen Position eines Benutzers [Kölmel/Alexakis,
2002] oder begleitend dargestellt als Ergebnis einer Suchanfrage. Hierbei wird anhand
von Suchtermen und über Ortungsmethoden die Zielposition bestimmt und entspre-
chende Werbung eingeblendet. Google AdWords oder AdMob als Plattform für das
mobile Advertisement setzen diese Techniken ein. Einen anderen Weg der ortsbezoge-
nen Werbung verfolgt Lat4923 . Anstatt den Fokus auf Aufenthaltsort des Anwenders zu
legen, dient das Interesse an einer Gegend als Grundlage für eingeblendete Werbung.
Der in Abbildung 4.8 gezeigte Dienst betreibt ein neues Werbemodell, welches Lat49 als
Mapvertisement bezeichnet und Werbepartnern erlaubt, Sektionen auf einer Karte zu
bewerben. Die Schaltung der Werbung hängt ab von Zoomlevel und angezeigtem Kar-
tenausschnitt und wird technisch als Overlay direkt auf der Karte realisiert. Der Dienst
integriert sich in die gängigen freien Kartendienste im Internet.
Eine LBS Anwendung besteht aus einem CMS, welches in der Lage ist Daten mit
Ortsbezug zu verwalten, einem Endgerät mit entsprechender Ausrüstung für die Posi-
tionsbestimmung, einer Netzwerkverbindung um auf den Dienst zuzugreifen und einer
Benutzeroberfläche, die die benötigten Interaktionselemente stellt und Anwendungs-
daten anzeigt. LBS entfalten erst in Verbindung mit mobilen Geräten ihr wahres Po-
tential, da dort die geografische Lage als dynamische Information von zentraler Be-
deutung ist und Wissen nicht mehr nur in-time sondern auch in-place abrufbar ist.
Dieser Abschnitt stellt verschiedene Anwendungen vor, die das Gerüst eines LBS ver-
wenden.
Abbildung 4.9: Wikitude überlagert das Kamerabild eines Smartphone mit georeferenzierten
Informationen
Die Relevanz von VGI für Unternehmen zeigten die Beispiele zu Navigationssystemen.
23
http://www.lat49.com
63
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
In den vorgestellten Anwendungen unterliegen die Daten letztendlich der Kontrolle des
Anbieters und die Interaktion mit den Anwendern hat eine korrigierende Funktion.
Die mobile Applikation Wikitude AR Travel Guide setzt im Kontrast dazu vollständig
auf VGI als Datenquelle. Wikitude verwendet Daten aus frei verfügbaren Sammlungen
von georeferenzierten Daten wie Wikipedia, Wikimap oder Panoramio, um Informa-
tionen zu geografischen Lagen zu aggregieren. Die Anwendung überlagert diese Daten
anschließend mit dem Echzeitkamerabild des mobilen Endgerätes. Neben der Position,
die über GPS oder andere Methoden bestimmt wird, ist auch der Neigungswinkel, wie
die Ausrichtung in Himmelsrichtung des Gerätes ein Parameter, der bei der Ausfüh-
rung des Dienstes einfließt und die angezeigten Informationen filtert. Die Anwendung
wurde für das Google G1 Smartphone entwickelt, welches die genannten Sensoren zur
Verfügung stellt. Eine Momentaufnahme dieser Augmented Reality (AR) Anwendung,
also die virtuellen Verknüpfung von Echtzeit(bild)daten mit Informationen, zeigt Ab-
bildung 4.9.
Das Printmagazin Gala Style listet und bespricht Mode und Trendprodukte verschie-
dener Hersteller. Über die Anwendung Gala Style Locator werden diese redaktionellen
Daten des Printmagazins mit digitalen Inhalten verbunden. Die für das iPhone entwi-
ckelte Anwendung stellt die in dem Magazin beworbenen Produkte in einen ortsbezo-
genen Kontext. Sortiert nach Marke oder Produkttyp erhält der Anwender zu jedem
Artikel eine Beschreibung und zusätzlich eine Liste von Vertriebspartnern, die das Pro-
dukt anbieten. Die Anwendung berechnet den nächstgelegenen Laden und zeigt den
Standorte auf einer Karte an. Bei Bedarf unterstützt eine Routingfunktion die Navi-
gation dorthin. Auch Übersichtskarten von verzeichneten Shops einer Marke sind über
den Dienst abrufbar. Findet der Dienst keinen lokalen Laden, bietet er ausweichend On-
lineshops an, die das Produkt führen. Der in Abbildung 4.10 gezeigte mobile Dienst ist
derzeit für 20 Großstädte verfügbar und soll dort Kunden beim Shopping unterstützen.
Abbildung 4.10: Gala Style Locator lokalisiert Konsumgüter und dient als persönlicher virtueller
Einkaufsführer
Soziale Netzwerk sind zentraler Bestandteil des Web 2.0 um in einem virtuellen Netz-
werk soziale Kontakte zu pflegen. Location Based Social Networks (LBSNs) erweitern
64
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
diese Netzwerke und projizieren das virtuelle Netzwerk auf die Realität. Eine Vielzahl
von Mehrwertdiensten, wie das Auffinden von Bekannten in der unmittelbaren Umge-
bung, oder die Planung von Verabredungen, aber auch zusätzliche LBS als Bestandteil
sind Beispiele der Anwendung. Eine solche Community stellt Qiro dar. Der Telekom-
dienst erlaubt die Selbstlokalisation, hilft nahe Freunde (Buddies) zu finden und mit
Ihnen zu kommunizieren und integriert verschiedene LBS und POI Dienste in sein An-
wendungsportfolio. Hierzu gehören unter anderem virtuelle Städtetouren als Location
Based Audio Guides, das Auffinden von Geldautomaten, Kinos und Restaurants oder
der Fahrradmietdienst der Deutschen Bahn Call-a-Bike24 . Zum Schutz der Privatsphäre
erlaubt es der Dienst die Sichtbarkeit des derzeitigen Aufenthaltsortes Freunden vor-
zuenthalten oder gänzlich zu verbergen. Der Anwender kann ortsbezogene Bookmarks
erstellen, Informationen zu Plätzen hinzufügen und diese dem Kollektiv im Netzwerk
preiszugeben. LBSNs erfreuen sich großer Beliebtheit und entsprechend lang ist die
Liste solcher Plattformen.
Die Inhalte von Webseiten werden zunehmend dynamischer und personalisierbar. Wis-
sen über die geografische Position eines Anwenders lässt sich nicht nur für ein effizi-
enteres Werben sondern auch für die Aufwertung von Dienstleistungen im Web heran-
ziehen, da sie den Parameter der geografischen Lage respektieren. Eine Umsetzung für
dieses Location Based Websurfing bietet Eventful25 . Die Webseite informiert über Kul-
turveranstaltungen, Konzerte und weitere Events. Der Dienst verwendet die Schnitt-
stelle zu der zuvor vorgestellten Browsererweiterung Loki um auf die Position eines
Besuchers zuzugreifen. Die Inhalte der Webseite und angezeigten Informationen wer-
den ohne weitere Benutzerinteraktion an den Standort des Anwenders angepasst (vgl.
Abbildung 4.11). Versagt der Dienst und ermittelt inkorrekte Daten, so besteht weiter-
hin die Option der händischen Selektion der gewünschten Stadt über eine Auswahllis-
te.
Auf den Einsatz von digitalen Karten als zentrales Werkzeug bei der Präsentation einer
Schnittstelle zu einem leistungsstarken GIS setzt die Anwendung „In My Backyard“26 .
Die Webseite bietet für die USA eine Anwendung, mit der der Nutzen und die Po-
tenziale eines lokalen Solar- oder Windkraftwerkinstallation berechnet werden können.
Der Dienst verwendet ein spartanisches, jedoch ausreichendes Interaktionsinterface, be-
stehend aus einem Kartenbrowser, einem textuellen Formular und einem Dienst für
Berechnungen. Hierbei dient der Kartenbrowser als Leinwand um Umrisse des Areals,
24
http://www.callabike.de
25
http://www.eventful.com
26
http://mercator.nrel.gov/imby/
65
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Abbildung 4.11: Eventful passt die Inhalte der Webseite dynamisch an den Standort des Users
an.
auf dem eine Installation vorgenommen werden soll, zu zeichnen. Den möglichen Pa-
rametern zufolge ist es anzunehmen, dass ein leistungsstarkes GIS, welches über die
entsprechenden Geofachdaten verfügt für die Berechnung herangezogen wird. Die Ver-
wendung der Karte als Zeichenbrett erleichtert zum einem dem Benutzer die Bemaßung
genau anzugeben, zum anderen sind gleichzeitig durch die Kenntnis der genauen La-
ge der Fläche dienstseitig genauere Berechnungen möglich. Weiter wird dem Benutzer
die händische Bemessung der verfügbaren Fläche abgenommen und erleichtert so den
Einstieg in den Berechnungsprozess. Derzeit handelt es sich bei diesem Projekt um ein
reines Informationssystem ohne angebundenes Vertriebsmodell. Abbildung 4.12 zeigt
die Webseite des Dienstes. Die Vorzüge der Anwendung liegen darin, dass ein Benutzer
bei der Eingabe bereits eine Vielzahl nötiger Informationen preisgibt. Weiterhin kön-
nen Geofachdaten über Bodenbeschaffenheit oder Witterungsbedingungen, die bei der
Konstruktionsplanung berücksichtigt werden müssen, bereits im Vorfeld in den Pro-
zess einbezogen werden um frühzeitig Fehlplanungen und Probleme zu erkennen und
entsprechende handeln zu können.
Eine Kerndisziplin von GIS stellt die visuelle Aufbereitung von raumbezogenen In-
formationen dar und unterstützt so Führungspersonal in bei der Strategieentwicklung
in Form einer „Multi-kriterielle Entscheidungsunterstützung“ [Voss, 2005, S. 278]. Ein
Vorteil der Visualisierung geografischer Kontextinformation liegt darin, dass relevan-
te Informationen effizienter erschlossen und Alternativen schneller entwickelt werden
können [Scharl (2007, S. 4), Voss (2005, S. 278)]. Mit der allgemeinen Verwendung der
digitalen Kartografie im Internet ist so diese Mehrwertgenerierung auch für private
66
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Abbildung 4.12: Die Anwendung „In My Backyard“ ermöglicht es freie Flächen für den Auf-
bau von Solar- und Windkraftanlagen auf der Karte einzuzeichnen und darauf
basierende Produktionsschätzungen berechnen zu lassen.
Abbildung 4.13: Ryanair visualisiert die Flugrouten auf einer Karte in Abhängigkeit eines aus-
gewählten Startflughafens
Die Fluggesellschaft Ryan Air Route Map27 setzt eine digitale Karte ein, um Flugrouten
und Verbindungen zu visualisieren. Ein zuvor ausgewählter Flughafen zeigt sämtliche
Verbindungen zu anderen Flughäfen über Verbindungslinien an und blendet übrige
Teile der Karte für eine bessere Lesbarkeit der Informationen ab. Der Doppelklick auf
27
http://www.ryanair.com/
67
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
einen Flughafen führt zu weiterführenden lokalen Informationen auf einer neuen Seite.
Die Art und Weise der Darstellung über eine Karte hat deutlich Vorteile gegenüber
einer tabellarischen Darstellung, da zum einen die Übersichtlichkeit erhöht wird und
die Lage der Flugziele implizit vermittelt wird. Abbildung 4.13 zeigt die Anwendung
bei Visualisierung von Flügen ab Düsseldorf.
Abbildung 4.14: Der Dienstanbieter Snoovel kombiniert 3D Ansichten in Google Earth mit
HTML Inhalten
Eine weiteres Visualisierungsfeld ist die 3D Modellierung von Gebäuden zum Beispiel
für die Anzeige in Google Earth. Verschiedene Städte wie Hamburg oder Stuttgart sind
bereits zu großen Teilen kostenlos im Internet verfügbar. 3D Modelle von Gebäuden und
Arealen stellen für die Immobilienbranche eine neue Art der Produktpräsentation dar,
so dass Interessenten die Möglichkeit gegeben wird Objekte im Vorfeld zu betrachten
und bewusster zu selektieren. Da besonders bei neueren Gebäuden im Zuge der Pla-
nung des Bauvorhabens Grundrisse und teilweise 3D Modelle für eine Stadtbildanalyse
entstehen, ist eine Transformation mit entsprechend verringertem Aufwand erreichbar.
Gerade im Bereich der Unternehmenspräsentation unterstützen 3D Modelle und vir-
tuelle Rundflüge die Nachhaltigkeit. Das Unternehmen Snoovel28 kombiniert klassische
HTML Inhalte mit 3D Modellen und geografischen Inhalten. Zum Einsatz kommt Goo-
gle Earth eingebettet über das Browser Plug-In, das die Einbettung des Geobrowsers
in eine Webseite erlaubt. In Abhängigkeit der angezeigten Webinhalte ändert sich auch
der in Google Earth angezeigte Bereich. Die Kombination von virtuellen Globen einge-
bettet in eine Webseite, mit umgebenden Textinformation als multimediales Produkt
soll vor allem Unternehmenspräsenzen im Internet aufwerten. Abbildung 4.14 zeigt eine
solche Multimedia Präsentation.
28
http://www.snoovel.de
68
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Neben der geografischen Kodierung von Webinhalten stellt die aktuelle Position eines
Anwenders eine notwendige Information für Geowebanwendungen dar [Mitchell, 2008,
S. 13]. Besonders bei ortsbezogenen Diensten wie beispielsweise LBS ist dies sofort er-
kennbar. Hierfür sind neben dem Internet als globales Kommunikationsnetz an sich
weitere Infrastrukturkomponenten für die genannte Positionsbestimmung oder Senso-
ren für eine Datenakquise nötig. Die 3-Schichten-Architektur wird daher für die weitere
Besprechung zusätzlich vertikal in Infrastruktur und Anwendung unterteilt. Das Zerle-
gungsschema zeigt Abbildung 4.15 und wird im Folgenden beschrieben und erläutert.
Ein Großteil der Literatur zu der Geowebbewegung ist englischsprachig und auch in
deutschsprachigen Beiträgen werden häufig englische Begriffe verwendet. Das Schema
entstand aus einer Kombination von Analyse vorhandener Literatur und der Unter-
suchung von Geowebanwendungen. Um die thematische Zuordnung der Module des
Schemas mit Literaturbeiträgen zu vereinfachen, verwendet auch das Schema englische
Begriffe.
69
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Präsentation/Client
Geographic Hypermedia
Position Determination
Geographic Web Content
User Interface
Map Toolset
Webbrowser
Data Input
Virtual Globe Viewer
Web Content
Geocontent Provider
Map Browser Provider Raw Geodata Exchange
Logik/Web
Spatial Services
Daten/Server
Location Management
Geodata Services
X Server
Utility Services
Spatial Storage Systems
Mapdata Services
Webanwendung Technisch/Infrastruktur
Webanwendung: Präsentationsschicht
Die Präsentationschicht bildet die Schnittstelle zwischen System und Benutzer. Auf
dieser Ebene sind folgende Dienste anzusiedeln (GDI-DE (2008, S. 59), Maguire (2008),
70
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Additiv zu der „geo“ orientierten Ansicht sind HTML Elemente und weitere in einem
Webbrowser darstellbare Daten einzugliedern. Unter Berücksichtigung der genannten
Anforderungen kristallisieren sich die in dem Schema dargestellten Komponenten her-
aus, die nun inhaltlich erläutert werden.
Web Content Webseiten bestehen aus Texten, Bildern und andere Multimedia Da-
ten, die über HTML/Cascading Style Sheets (CSS), Flash und sonstige Elemente und
Spezifikationen strukturiert, visualisiert und verknüpft werden. Die Komponente Web
Content umfasst diese statischen Inhalte, die für den geografischen Teil der Anwendung
keinen unmittelbaren Nutzen haben, jedoch als Bestandteile der Anwendung zu zählen
sind.
Data Input Voraussetung für eine Benutzerinteraktion sind Schnittstellen, die es er-
lauben textuelle Daten einzugeben oder anderweitig Informationen zu übermitteln. In
Webanwendungen bieten Eingabemasken diese Funktionalität über Textfelder, Aus-
wahllisten oder Checkboxen an. Auch Mausereignisse, wie das „Klicken“ auf einen
bestimmten Bereich stellt eine Form der Informationspropagation dar. Dieses Modul
liefert die nötigen Elemente für eine Kommunikation von Eingaben über Schnittstel-
len.
Map Toolset Ein Großteil der Geowebanwendungen setzt digitale Karten in jeglicher
Form ein, um geografisch referenzierte Daten zu präsentieren. In dieser Komponen-
te sind visuelle Elemente zu finden, die die Darstellung von Karten/Globen ermögli-
chen.
Canvas Presentation Bei der Anzeige von Kartendaten können verschiedene Ansätze
verfolgt werden. Diese reichen von der Präsentation als Bild, beispielsweise unter
Verwendung eines WMS Dienstes hin zu Kartenbrowsern und virtuellen Globen
eingebettet in den Webbrowser. Die Wahl der Präsentation ist eng mit dem Ein-
satzzweck verknüpft und hängt auch von Designaspekten ab. Die verschiedenen
Lösungen subsumiert diese Gruppe.
71
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Map Data Digitale Karten, die in einer Geowebanwendung die Funktion von Geobasis-
daten einnehmen, bilden die Grundlage für eine visuelle geografische Präsentation
von georeferenzierenden Daten, weisen darüber hinaus keine weitere semantische
Funktionalität auf. Solche Daten repräsentiert diese Gruppe.
Structural Element Symbole, Linien und weitere Elemente, die keine semantische Nutz-
informationen enthalten, jedoch für die Strukturierung geografisch referenziert
eingesetzt werden, umfasst diese Gruppe. Im Hinblick auf den „geo“ Anteil der
Anwendung haben diese Daten unterstützenden Charakter.
Navigation Allen Kartendiensten und Geobrowsern gemein ist die logische und struktu-
rierte Gruppierung der Steuerelemente innerhalb der Karte. Die Platzierung auf
der Leinwand hat den Vorteil, dass sie schneller als Werkzeug der Interaktion er-
kannt werden, da sie als Begrenzung die Aufmerksamkeit bündelt [Räber/Jenny,
2003, S. 61]. Die Navigation in einem Kartendienst ist ein Schlüssel für die intui-
tive Bedienbarkeit, da es sich bei den Benutzern nicht um GIS Experten handelt
[Tsou/M-Curran, 2008, S. 303]. Zu bewerkstelligen sind die grundlegenden Funk-
tionen des Zoomens in den Kartendaten und des Verschiebens des angezeigten
Bereiches. Virtuelle Globen erweitern die Liste der Funktionen entsprechend um
die die Möglichkeit zur räumlichen Navigation. Darüber hinaus bilden Elemente
für das Umschalten von Layern und weiteren speziell kartenspezifischen Funktio-
nen die Bestandteile der Navigation Gruppe. Auch externe Navigationselemente,
die über Schnittstellen der Kartenanwendung die Navigation steuern, sind Be-
standteil dieses Gruppe.
72
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Webanwendung: Logikschicht
Auf der Logikschicht wird die Anwendung gesteuert und der Programmfluss koordiniert.
Dadurch liegt der Fokus auf Bausteinen, die komplexe Funktionalität anbieten und gege-
benenfalls über Dienstschnittstellen zur Verfügung gestellt werden.
Common Geo Toolset Das Common Geo Toolset umfasst verschiedene Dienste mit
geografischer Funktionalität. Diese Dienste bilden das wichtige Bindeglied zwischen
Informationen auf semantischer Ebene wie Ortsbezeichnungen und geografischen Infor-
mationen, in maschinenlesbarer Form. Weiterhin vereinfachen sie den Umgang mit geo-
grafischen Informationen in unterschiedlichen Systemen und Informationskanälen. Im
Folgenden werden eine Auswahl solcher Geodienste vorgestellt. Sie bilden die Basis für
die Entwicklung für Anwendungen mit Geo-Fokus [GDI-DE, 2008, S. 38–45; GDI-DE,
2008, S. 59; Maguire, 2008; Zipf, 2005, S. 225; Kraak/Ormeling, 2003, S. 8f; Bychow-
ski et al., 2008; Yeung/Hall, 2007, S. 495; eigene Darstellung]:
73
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
74
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Spezifikationsreihe oder proprietäre Lösungen von Google und Yahoo, sowie wei-
tere wie der freie Entwurf für die gekachelte Auslieferung über REST konforme
URL zeigen die Diversität dieses Komponente. Letztendlich kann diese Kompo-
nente eingesetzt werden um auf digitales Kartenmaterial zuzugreifen. Somit stellt
sie einen Schlüsseldienst dar, insbesondere aufgrund der Verwendung in jedem
Kartendienst.
Corridor Search : Eine Corridor Search beschreibt eine Blindsuche nach Informationen
zu einem bestimmten Ort. Spezifiziert durch in Geokoordinaten überführbare Ein-
gabewerte liefert der Dienst sämtliche ihm verfügbare relevante Informationen.
Inhaltlich kommt der Corridor Search Dienst einer Suchmaschine gleich.
Point of Interest Scan : Eine Spezialform der Corridor Search stellt der POI Scan dar.
Hierbei liegt die Beschränkung auf einem Thema von Interesse [Freckmann, 2001].
Ein häufig verwendetes Beispiel ist die Suche nach Tankstellen in einer Region.
Der POI Scan bildet zusammen mit der Positionsbestimmung die Kerndienste
von LBSs.
Routing : Routing Dienste erlauben die Beantwortung der Frage „Wie komme ich von
A nach B?“ [Kraak/Ormeling, 2003, S. 8f; Freckmann, 2001]. Hierfür wird ein
optimaler Pfad zwischen einem Start- und einem Endpunkt in unterschiedlich
komplexen Szenarios berechnet. Während im grundlegenden Fall keine weiteren
Bedingungen vorherrschen, berücksichtigen fortgeschrittene Routingdienste Ein-
schränkungen bei der Wegberechnung. Die Restriktion auf bestimmte Straßenty-
pen, die Beschränkung auf öffentliche Verkehrsmittel, aber auch zeitliche Angaben
sind Beispiele für Routingconstraints. Eine spezielle Klasse der Routingdienste ist
in der Lage den optimalen Pfad dynamisch und kontinuierlich zu berechnen. Dies
erlaubt es auf Echtzeitfaktoren wie Staus, Umweltbedingungen und andere Ereig-
nisse zu reagieren.
Spatial Querying Geo Webservices, die über das Geo Common Toolset hinaus gehen,
gehören zu dieser Komponenten. Meistens sind das spezielle Dienste, die für bestimm-
te Anwendungen implementiert werden und kein allgemeines Interesse daran besteht.
Nachbarschaftsabfragen, Erreichbarkeitsabfragen aber auch die Analyse von Geodaten
sind nur einige Beispiele einer breiten Anwendungspalette [GDI-DE, 2008, S. 38–45, 59;
Maguire, 2008; Kraak/Ormeling, 2003, S. 8f; Freckmann, 2001]
Location Broker Location Tracking Dienste wie Yahoo! FireEagle32 stellen Schnitt-
stellendienste dar, die dem Anwender erlauben eine Position zu übermitteln. Diese Po-
sition steht dadurch zentralisiert zur Verfügung. Andere Anwendungen haben je nach
32
http://fireeagle.yahoo.net/
75
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Konfiguration des Location Brokers Zugriff auf die Positionsdaten, um diese weiter-
zuverwenden. Location Broker erhalten ihre Informationen in der Regel initiiert von
Klientenseite. Auch zukünftige Webbrowser, die mit einer API entsprechend der in Ab-
schnitt 3.2 vorgestellten Geolocation API aufwarten, übernehmen die Aufgabe eines
Location Brokers. Die beiden dargestellten Szenarien unterscheiden sich im Kern in
der Zugriffsart. So ist die erste Variante als Webservice global verfügbar, während die
zweite Variante sich auf eine unmittelbare Kommunikation der Position konzentriert.
Die Präferenz sollte im Hinblick auf Aktualität und damit Relevanz der Positionsdaten
klar auf eine direkte Kommunikation fallen.
Map Browser Provider Die Verwendung von Kartendienstes wie Google Maps er-
folgt durch Einbindung der JavaScript API in den Quellcode der Webseite. Das inte-
griert diese eigenständigen Anwendungen, die von Drittanbietern bereit gestellt werden.
Diese Komponente stellt die Funktionalität und das Framework, das für die dynami-
sche Anzeige von digitalen Karten notwendig ist. Das bedeutet eine Trennung von
tatsächlichem Inhalt, der als Bestandteil des WebMap Retrievel Dienste im Common
Geo Toolset bereitgestellt wird. Deutlich sichtbar wird die Notwendigkeit dieser Un-
terteilung am Beispiel von OpenLayers, welches keine eigenen Kartendaten, sondern
ausschließlich die Funktionalität der Benutzeroberfläche bereitstellt. Map Browser Pro-
vider Elemente stellen die Funktionalität, die Bestandteile des Moduls Map Tool auf
der Präsentationsschicht verwenden.
Geocontent Provider Geocontent Provider stellen Quellen medialer Inhalte mit geo-
grafischer Referenz dar. Hierbei steht der Inhalt im Vordergrund und die Georeferenz
ist ein zusätzliches Attribut. Anbieter wie YourStreet33 oder Flickr34 sind Beispiele
für solche GeoContent Provider mit einem umfangreichen Datenpool. Eine wesentli-
che Eigenschaft der in diesem Modul enthaltenen Objekte ist das Vorhandensein von
Schnittstellen um auf die Inhalte zugreifen und in diesen geografisch Suchen zu kön-
nen.
Webanwendung: Datenschicht
Auf der Datenschicht finden sich Dienste für den Zugriff auf Daten und für den Zu-
griff auf weitere Funktionalität, die durch Prozesse auf einem Server berechnet wer-
den.
33
http://www.yourstreet.com
34
http://www.flickr.com
76
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Mapdata Services WMS und andere Dienst für die Bereitstellung von Kartendaten
sind Bestandteil sich in dieser Komponente. Alle Services dieses Moduls gewähren aus-
schließlich den Zugriff auf Kartenmaterial.
Technisch/Infrastruktur: Client
Webbrowser Der Webbrowser dient als Container für die Anzeige von Webanwen-
dungen und bildet die Schnittstelle zum Web. Unterschiedliche Hersteller und Funk-
tionalitäten haben Einfluss auf die letztendliche Anzeige und Performanz, was bei dem
Anwendungsdesign berücksichtigt werden sollte.
Virtual Globe Viewer Anwendungen wie Google Earth oder Microsoft Virtual Earth
erfordern auf Anwenderseite eine eigene Installation und stehen im Kontrast zu einer
reinen Webapplikation, die über einen gewöhnlichen Webbrowser aufgerufen werden
kann. Da virtuelle Globen jedoch sehr eng mit Geowebanwendungen verknüpft sind
und die verwendeten Daten auf den Definitionsbereich des Geowebs stammen, erlaubt
diese Komponente auf lokale Installationen von Geobrowsern zurückzugreifen. Auch die
Verfügbarkeit von Plugins für die Darstellung von Geobrowsern in einem Webbrowser
motivieren diese Komponente weiter.
77
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
User Interface Ein entscheidender Faktor von Geowebanwendungen ist die Gestal-
tung der Benutzeroberfläche. Unterschiedliche Auflösungen und Displaygrößen, insbe-
sondere im Vergleich von PC Monitoren und Mobilen Applikationen verdeutlichen die
Notwendigkeit, Endgeräte bei der Implementierung von Geowebanwendungen zu be-
rücksichtigen. Die Rolle des Endgerätes kann also als beeinflussender Parameter oder
als integraler Bestandteil der Anwendung gesehen werden.
Technisch/Infrastruktur: Web
Location Estimation Dienste, die die Position approximieren für den Fall das der
Anwender keine Information diesbezüglich liefert oder aufgrund fehlender Technologien
liefern kann, enthält diese Komponente. Ein Beispiel hierfür ist das Ip Location Lookup
Verfahren.
Spatial Data Formats KML, GML, GeoRSS und andere Formate für geokodierten
Inhalt eignen sich unterschiedlich gut für jeweilige Anwendungszwecke und sind im
Einzelfall festzulegen. Die Datenformate beziehen sich hierbei auf Formate, die als gän-
gige und taugliche Internetformate angesehen werden. Datenbankspezifische Formate
sind auf der Datenschicht am Server angesiedelt.
78
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Technisch/Infrastruktur: Server
X Server Der X Server übernimmt zum einen die Auslieferung von Geodaten und
zum anderen für Anwendungen notwendige Ressourcen. Der Begriff des X Server wird
stellvertretend für die Gesamtheit beteiligter Serverinstallationen wie DB-/Web- oder
Applicationserver verwendet. Speziell für den Bereich Geodaten sind ESRI ArcGIS
Server, UMN Map Server35 oder GeoServer36 als verfügbare Lösungen am Markt zu
nennen.
Spatial Storage Systems Systeme dieser Komponente halten Geodaten jeglicher Art
vor. Die tatsächliche Form der Datenhaltung ist nicht näher spezifiziert. Überlicher-
weise übernimmt diese Aufgabe ein spatiales Database Management System (DBMS).
Je nach Umfang einer Anwendung bietet sich auch die Speicherung auf Dateiebe-
ne an, wobei dann im Hinblick auf die Ausführung spatialer Abfragen Limitationen
entstehen. Auch Datenbanken von GIS Systemen sind Bestandteil dieser Komponen-
te.
Das vorgestellte Schema wurde im Rahmen der Arbeit erarbeitet. Es basiert auf den
Ergebnissen einer Untersuchung und Zerlegung der in Abschnitt 4.1 vorgestellten An-
wendungen und einer Analyse vorhandener Literatur zum Thema Anwendungen im
Geoweb. Es beruht daher sowohl auf empirischen Daten als auch auf literaturgestützten
Erkenntnissen. Die Korrektheit und Vollständigkeit des Schemas lässt sich aufgrund der
Nichtabgeschlossenheit der Menge der Geowebanwendungen zwar nicht formal bewei-
sen, jedoch mit Hilfe der empirischen Induktion plausibilisieren. Das Schema wird hier-
für auf eine heterogene Testgruppe, die Anwendungen verschiedener Themengruppen
umfasst, angewendet. Zusätzlich zu der vertikalen Heterogenität der Testanwendungen
wurden diese so gewählt, dass sie sich auch in weiteren Parametern wie Endgerät, Soft-
ware oder Zielgruppe unterschieden, so dass sich eine höhere Vielfältigkeit ergibt. Die
35
http://www.mapserver.org/
36
http://www.geoserver.org
79
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Ergebnisse der empirischen Überprüfung des Schemas auf die Testgruppe fasst Tabel-
le 4.1 in Form der identifizierten Komponenten zusammengefasst dar. Sie beschränkt
sich auf die Schichten Präsentation/Client und Logik/Web im Kontext der Webandwen-
dung. Für eine Überprüfung auf der Daten/Server-Schicht sind weitere Kenntnisse über
angebundene Systeme und Anwendungsdesign nötig. Diese lassen sich durch webbasier-
te Analyse nicht oder nur ungenau determinieren und konnten daher im Rahmen dieser
Arbeit nicht erhoben werden. Ähnliches gilt für den Anwendungskontext Technisch/In-
frastruktur, da dort Funktionalität angelagert ist, die infrastruktureller Natur ist und
nicht durch die webbasierte Analyse bestimmt werden kann.
Exemplarisch zeigt der folgende Abschnitt die Herleitung der Zerlegung in Module des
Schemas am Beispiel der Anwendung Deutsche Post Standortsuche.
Webapplication Toolset
Map Browser Provider
Spatial Querying
Location Broker
Web Content
Map Toolset
Data Input
Das Beispiel „Deutsche Post Standortsuche“ (Abbildung 4.16) zeigt die Geowebanwen-
dung im einem Zustand nach einer Suche. Die initiale Darstellung der Anwendung zeigt
keine Karte, so dass der präsentierte Zustand zu Demonstrationszwecken gewählt wur-
de. Die im Webbrowser dargestellte Anwendung der Standortsuche wird schematisch in
80
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Abbildung 4.16: Die Standortsuche der Deutschen Post wird exemplarisch in Komponenten
zerlegt
Suche Der Bereich Suche setzt sich aus verschiedenen Formularelementen (Textboxen,
Checkboxen und Auswahllisten) zusammen, die durch Textelemente näher beschrie-
ben werden. Da dieser Bereich für die Funktionalität der Geowebanwendung relevant
ist, zählen sowohl die Beschreibungen als auch Formularelemente zu den Bestandtei-
len. Somit sind Elemente in den Komponenten Web Content und Data Input vorhan-
den.
Suchresultate Der Teil Suchresultate wird für die weitere Identifikation von Kompo-
nenten in die Bereiche Textresultate und Karte zerlegt:
Textresultate : Die Textresultate setzen sich aus Adressdaten und Web Content Be-
standteilen zusammen. Adressdaten sind nicht geografisch referenziert, weisen
jedoch eine geografische Semantik auf, da sie über Geocoding Dienste in Geo-
koordinaten transformiert werden können. Daten dieser Art sind Bestandteil der
Komponente Geographic Web Content.
Karte : Die Karte setzt Elemente der Map Toolset Komponente ein. Die Karte, wie auch
die textuelle Anzeige der Suchresultate sind Bestandteil von Google Maps, das als
eigenständige Anwendung über JavaScript eingebunden wird. Die Beispielanwen-
dung greift auf den Dienst an sich, wie auch Navigationselemente zurück, so dass
die Elemente Canvas Presentation, Map Data und Navigation eingesetzt werden.
Das Element Map Navigation setzt sich zum einen aus den in das Canvas Presen-
tation Element eingebetteten Navigationselementen, zum anderen aus Elementen
81
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
der Google Maps API zusammen, da eine implizite Navigation über einzelne Er-
gebnisse im Bereich Textresultat ausgelöst wird. Sie reagieren auf Mausereignisse
und lösen eine Verschiebung des angezeigten Kartenausschnittes aus, so dass die
referenzierte Stelle zentriert erscheint. Für die Präsentation der Ergebnisse in-
nerhalb der Canvas Presentation setzt die Anwendung Symbole ein, die auch
über Google Maps verfügbar sind. Diese Bestandteile werden durch das Element
Structural Elements der Map Toolset Komponente repräsentiert. In Form zusätz-
licher Informationen zu Standorten sind Öffnungszeiten und besondere Leistun-
gen verfügbar. Weitere Daten werden nicht angezeigt, wodurch sich Elemente der
Geographic Web Content, nicht jedoch der Geographic Hypermedia Komponente
identifizieren lassen.
Die Standortdaten und zusätzlichen Informationen der Anwendungen sind keine Daten,
wie sie in großen öffentlichen Datenpools zu finden sind, sondern anwendungsspezifisch.
Ein Geocontent Provider kann daher ausgeschlossen werden. Der eingesetzte Karten-
dienst Google Maps liefert transparent die Geobasisdaten und nimmt so die Rolle des
WebMap Providers ein. Die Eingabe der Informationen über den gewünschten Standort
erfolgt händisch über die Elemente der zuvor identifizierten Bestandteile der Input Data
Komponente. Eine automatisierte Standorterkennung wird nicht durchgeführt, so dass
auch ein Location Broker nicht zum Einsatz kommt.
Im Zuge der Suche nach Standorten findet bei einer lückenhaften oder nicht eindeutigen
Eingabe von Adressdaten über das Eingabeformular eine Konsolidierung statt. Das lässt
auf die Anwendung eines Lookup Dienst, wie es Gazetteer Dienste darstellen, schließen.
Die tatsächliche Suche nach Standorten stellt eine spatiale Anfrage dar. Die Inspektion
der Resultateseite weist JavaScript Codefragmente auf, die darauf schließen lassen, dass
eine anwendungsspezifische spatiale Anfrage durchgeführt wird, deren Resultate an den
Google Maps Dienst übergeben werden. Für die kartenbasierte Resultatvisualisierung
übergibt der Standortsuche-Dienst gefundene Lokalitäten in Form von Geokoordina-
ten an Google Maps, so dass zusätzlich auf einen Geocoding-Dienst geschlossen werden
kann, der die Umrechnung der Adressdaten in Geokoordinaten durchführt. In Anbe-
tracht der beschriebenen Abläufe finden sich zusätzlich Elemente in den Komponenten
Spatial Querying und Common Geo Toolset, sowie aufgrund der Verwendung von Ja-
vaScript in Webapplication Toolset.
Anhand der Standortsuche der Deutschen Post wurde exemplarisch gezeigt, dass eine
systematische Zerlegung in die einzelnen Komponenten des zuvor eingeführten Sche-
mas möglich ist. Informationen über infrastrukturelle Komponenten und die Server-
landschaft sind nicht vorhanden und können nicht in die exemplarischen Zerlegung
einfließen.
82
4 Empirische Recherche und Zerlegung von Geowebanwendung
Zusammenfassung
Dieser Abschnitt hat ein Schema für die Zerlegung von Geowebanwendungen vorgestellt,
welches eine systematische Klassifikation von Geowebanwendungen anhand einzelner
Module erlaubt. Das Schema vereinfacht die Gegenüberstellung bestehender Geowe-
banwendungen innerhalb einzelnen Themengebiete und ermöglicht den Vergleich über
Themengebietsgrenzen hinaus. Zusätzlich kann das Schema bei der Konzeption und
technischen Entwicklung neuer Geowebanwendungen unterstützend eingesetzt werden.
Technische Anforderungen an zu eine entwickelnde Anwendung, lassen sich durch die zu
realisierenden Module des Schemas ableiten. Jedes dieser identifizierten Module kann
anschließend unabhängig von einander untersucht werden, um weitere Aspekte und of-
fene Fragen zu erkennen und bereits in einem frühen Projektstatus zu beantworten.
Es kann auch dabei helfen, neue Anwendungstypen über Modulmengen zu definieren
und zu klassifizieren, die für bestimmte Zielgruppen und Anwendungsszenarios geeig-
net sind. Mit Hilfe des Schemas können so auf einem hohem Abstraktionsniveau und
dadurch unabhängig von konkreten Anwendungsfällen Bedingungen, Abstimmngs- und
Reibungspunkte einzelnen Modulen zugewiesen werden, die bei der Verwendung zu be-
rücksichtigen sind. Das gilt sowohl für Belange aus technischer, konzeptioneller wie auch
infrastruktureller Sicht.
83
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren
für den langfristigen Erfolg
Das Aufkommen neuer Technologien und Möglichkeiten erzeugt stets Chancen für neue
Anwendungen aber auch Probleme und Herausforderungen. Dieses Kapitel zeigt bei-
spielhaft Potentiale des Geowebs für Kommunikation und E-Business auf. Sowohl kon-
krete Anwendungsszenarien als auch der allgemeine Einsatz für die Verbesserung be-
kannter Probleme stellen den Fokus der Betrachtung in Abschnitt 5.1 dar. Anschließend
beleuchtet Abschnitt 5.2 zum einen Faktoren, die den Erfolg des Geowebs beeinflus-
sen und zeigt Problematiken, wie Aspekte des Datenschutzes, auf. Dieses Kapitel hat
nicht den Anspruch die Ist-Situation vollständig abzudecken, sondern soll anhand von
konkreten Beispielen und zentralen Themen für neue Anwendungsmöglichkeiten und
die bevorstehenden bzw. bereits existierenden Hürden und Stolpersteine sensibilisie-
ren.
Jedes Unternehmen, das mit geografischen Daten arbeitet und Strategien entwickelt,
die den Standort oder andere raumbezogene Fragestellen einbeziehen, besitzt Potenti-
al, welches durch Geowebanwendungen erschlossen werden kann [Czeranka, 2000, S. 2;
Czeranka, 2000, S. 3]. Ansatzpunkte und Wege diese Potentiale zur erschließen, stellt
dieser Abschnitt im Allgemeinen und an konkreten Anwendungsfällen im Speziellen
dar.
1
Electronic Business, engl. elektronisches Geschäftswesen
84
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
die Organisation von Ressourcen [Schubert, 2004, S. 2f], sowie die „generelle Nutzbar-
machung von digitalen Informationstechnologien zur Unterstützung von Geschäftspro-
zessen“ [Kollmann, 2007, S. VII]. Die Integration erfolgt vertikal durch Schnittstellen
in der Präsentationsschicht, der Anwendungsschicht und der Datenschicht [Schubert,
2004, S. 8]. Dies zeigt zum einen den Einfluss von E-Business auf Unternehmensprozesse
als auch die vielfältigen Ansatzpunkte für mögliche Integration.
Die Ausrichtung der Produkt- und Unternehmensstrategie auf die Bedürfnisse des Kun-
den ist Bestandteil des Marketings. A priori hierzu steht die Erhebung entsprechender
Daten im Dialog mit Kunden und potentiellen Neukunden. Die ablaufende Kommunika-
tion ist hier ein bilateraler Prozess, denn neben der Aufgabe „das Wissen der Kunden ’zu
ernten’“ besteht in der Gegenrichtung das Ziel den Kunden „auf sich aufmerksam zu ma-
chen“ und aufzufallen [Döbler, 2007]. Hier lassen sich Kartendienste, als Maßnahme für
die Datenerhebung mit einer gleichzeitigen Festigung der Kundenbeziehung, als inter-
aktives Kommunikationsmittel in den Bereichen Marketer-User-Interaktion (MUI) und
User-User-Interaktion (UUI) gewinnbringend einsetzen [Mezger/Sadrieh, 2007, S. 81;
Czeranka, 2000, S. 3]. Im Rahmen der Standortplanung beispielsweise lassen sich Kun-
denbedürfnisse in „Klick2Vote“ Anwendungen Daten sammeln, die eine wertvolle Er-
gänzung zu reinen demographischen Informationen bildet. Diese Aggregation von In-
formationen als Entscheidungsgrundlage um „einen Wissensvorsprung zu erlangen“ ist
eine der primären Aufgaben der Kommunikation in den Bereichen des Marketing und
des Customer Relationship Managements (CRMs) [Huber, 2008].
85
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
Für eine effiziente Planung und Verwaltung von Unternehmensaktivitäten sowie de-
ren Ressourcen werden ERP-, CRM- und andere Systeme kontinuierlich eingesetzt.
Eine Vielzahl an Aktivitäten bezieht juristische Personen (Zulieferer, Kunden, Mitar-
beiter) mit ein, die im optimalen Fall zentralisiert als Stammdaten gepflegt werden.
Diese Adressdaten in Unternehmen sind meist unvollständig und durch unterschiedli-
che Schreibweisen tatsächlich identischer Daten erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von
redundanten Einträgen. Eine solche Redundanz erzeugt unnötige Kosten im System
und dem CRM. Neben Dubletten finden sich auch fehlerhafte Adressen, die letztlich
durch Postretour identifiziert werden [Wasserburger, 2000, S. 32]. Im Rahmen des Sup-
ply Chain Management (SCM) findet eine Verknüpfung von Systemen über Unterneh-
mensgrenzen hinweg statt, was eine weitere Durchmischung bewirken kann. Gazette-
erdienste und die Erweiterung von Adressdaten um Geokoordinaten, können helfen,
86
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
Eine weitere Anwendung, die durch das Geoweb möglich wurde, ist die ortsgebunde-
ne Zeiterfassung von Außendienstmitarbeitern als Grundlage für Abrechnungen und
Reporting. Vorortzeiten können mit Hilfe von GPS fähigen Geräten genau gemessen
und automatisch weiterverarbeitet werden. Auch Anreisedauer und Entfernung des
Kunden stellen Merkmale dar, die sich automatisiert erfassen lassen und so neue E-
Business Prozesse ermöglichen. Ein webbasiertes Flotten Management und die damit
verbundene logistische Koordination als Bestandteil des SCM profitiert durch vermin-
derte Betriebskosten zusätzlich von der Entwicklung des Geowebs [Schubert, 2000,
S. 8].
Die externe Kommunikation mit Kunden und Verbrauchern im Form von Weblogs,
Newslettern, RSS oder über zentrale Nachrichtenangebote ist durch einen intensiven
Wettbewerb erschwert. Mit dem Ziel einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen, stellt per-
sonalisierte und damit gezielte Informationsvermittlung ein Instrument des Marketings
dar, so dass die Parametrisierung von Lage, Semantik und Zeit eine zentrale Rolle
spielt [Scharl, 2007, S. 9-10]. Als Nachrichtenversorger wird der Anbieter ein wichtiger
Bestandteil im virtuellen Versorgungsnetz des Kunden und es entsteht ein unmittelba-
rer Kommunikationskanal zu diesem.
87
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
wie GeoRSS, die für die Web 2.0 Kommunikation unerlässlich sind, kommen hier zum
Einsatz [Huber, 2008, S. 57].
Location Aware Webbrowsing beschreibt das Webbrowsing eines Anwenders, der seine
Position Webanwendungen über Schnittstellen zur Verfügung stellt. Wie dieses Informa-
tion zur Dienstoptimierung und Verbesserung der Anwenderfreundlichkeit herangezo-
gen werden kann, zeigt dieser Abschnitt anhand konkreter Beispiele.
Gerade im Bereich des E-Commerce stellt die Angabe von Adressdaten über HTML
Formulare für eine Warenlieferung ein wiederkehrendes Element dar. Digitale Karten
können diesen Prozess der Dateneingabe vereinfachen und Formularfelder reduzieren.
Eine Gebietselektion anhand der vagen Position des Kunden positioniert den Karten-
ausschnitt so, dass eine visuelle Selektion der Adresse über die Karte ohne weitere
Kartennavigation möglich ist. Die ausgewählten Koordinaten wandelt anschließend ein
Reverse Geocoding Dienst in Adressdaten um und der Dienst erhält so die nötigen
Adressinformationen. Ein weiterer Anwendungsfall, der die Position eines Anwenders
einbezieht, liegt in der Risikoabschätzung bei der Abwicklung von E-Commerce Ak-
tivitäten [Czeranka, 2000, S. 3]. Diese Anwendungsszenarios zeigen nur einen Teil der
Potentiale im Bereich des CRM im E-Commerce, welches das Ziel hat „die Kundenpro-
fibilität im Rahmen des gesamten Lebenszyklus eines Kunden zu verbessern“ [Bange/
Schinzer, 2005, S. 54].
88
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
Die Herstellung eines gedruckten Messeführers erfordert ein hohes redaktionelles Mana-
gement. Inhalte und Beschreibungen aller Aussteller müssen zusammengeführt und ko-
ordiniert werden. Der Einsatz eines CMS auf welches alle Aussteller webbasiert zugreifen
und dort die Inhalte selbstständig einpflegen, reduziert diesen Aufwand stark, da die re-
daktionelle Verantwortung zu den Ausstellern verschoben wird. Auch die Zuordnung der
Messestände zu den Ausstellern und der Messeplan müssen für den Druck des Messefüh-
rers zu einem frühen Zeitpunkt festgelegt werden und sind anschließend wenig flexibel.
Innerhalb eines CMS ist dieses leichter möglich. In Verbindung mit einem location-aware
CMS ergeben sich weitere Vorteile. Die virtuellen Präsentationen der Aussteller können
über Geokoordinaten mit den tatsächlichen Standorten der Messestände verknüpft wer-
den. Während der Messeveranstaltung dient eine Indoor-Positionsbestimmung mittels
WLAN den Messebesuchern als Orientierungshilfe. Auf einem WiFi-fähigen Endgerät
haben so die Messebesucher über einen angebundenen LBS kontinuierlich Zugriff auf
die Teile des webbasierten Messeführers, die seinem aktuellen Standort entsprechen.
Die virtuelle Unternehmenspräsentation kann so als ein integrativer Bestandteil des
Messestandes gestaltet werden. Auch die Zusammenstellung einer persönlichen Agenda
für die Teilnahme an Veranstaltung und für Besuche von Messeständen im Vorfeld der
Messe wird erleichtert. Aufgrund der Standortinformationen lassen sich dabei Trans-
ferzeiten berücksichtigen und die Standbesuche können entlang einer optimalen Route
geplant werden. Ortsbezogene und damit auf Messestände bezogene Notizen, Sprach-
nachrichten oder andere Mediale Inhalte unterstützen die Nachbearbeitung des Mes-
sebesuches und reduzieren weiter den Medienbruch. Unter Einsatz eine location-aware
CMS ergeben sich daher sowohl für den Veranstalter, wie auch für die Aussteller und
den Messebesucher individuelle Vorteile.
Ein weiteres Szenario welches derzeit zunehmend etabliert wird, stellt das Angebot von
touristischen Geoportalen dar und enthält Mehrwertpotentiale für die Hotellerie und
den Tourismus [Reich, 2007]. Solche Dienste, wie es beispielsweise der Naturpark Scout2
anbietet, umfassen:
2
http://www.naturparkscout.de
89
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
Abbildung 5.1: Olympisches Stadion der Sommerspiel 2008 als 3D Modell von Außen und im
Innenbereich dargestellt in Google Earth
• Die Anzeige von Routen und Detailinformationen dazu online und als Download
für Smartphones oder PDAs,
• die Möglichkeit einer individuellen Zusammenstellung von Touren und Ausflugs-
zielen,
• die Verfügbarkeit von POI, die mit Text, Audio- und Videodaten versehen sind,
• aktuelle Daten (Reiseführer, Karten),
• weiterführende lokale Gebietsinformationen,
• Schnittstellen für den dezentralen Ausbau des Informationspools,
• Exportfunktionen für die Darstellung in unterschiedlichen Anwendungen wie Goo-
gle Earth oder auf GPS Geräten.
Sowohl die Anbieter, meist Tourismusverbände, als auch Verbraucher profitieren von
solchen Projekten: Die digitale Wanderkarte verringert die Kosten einer Wartung von
lokal angebrachten Informationen und wertet die Attraktivität der Region auf. Virtuelle
Rundgänge in 3D-Welten und geführte Multimedia Touren sind weitere mögliche Ange-
bote. Auf Verbraucherseite steigern die Angebote zusätzlich das Ausflugserlebnis durch
Kollektivinformationen, nützliche LBSs und der globale Zugang erlaubt es Touren im
Vorfeld einfach zu planen [Zipf, 2005, S. 225]. Der weitere Ausbau derartiger Angebo-
te ist anzunehmen, da schon heute über 90% deutscher Reisebucher das Internet im
Generellen und Veranstalter Webseiten im Speziellen als primäre Informationsquellen
zu Urlaubszielen angeben. Weiter bevorzugen 59.2% der deutschen Bevölkerung das
Online Buchen einer Reise [FMC, 2008].
Gerade die 3D Modellierung von Städten ist ein stark wachsender Trend mit hoher
Dynamik. Dabei beschränken sich Synergiepotenziale nicht nur auf den Tourismus,
sondern tangieren die Telekommunikation, das Utility Management, die Verwaltung,
Immobilienwirtschaft und viele weitere Branchen [Gruber/Menard/Schachinger, 2008,
S. 67]. Abbildung 5.1 verdeutlicht das hohe Maß an Details, welches durch 3D Modelle
in Google Earth erreicht werden kann.
90
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
Die vergangenen Abschnitte haben auf unterschiedliche Art und Weise Potentiale auf-
gezeigt, wie die Kommunikation durch den Einsatz von Geowebanwendungen und Geo-
diensten zwischen unterschiedlichen Parteien verbessert werden kann. Auch das breite
Einsatzgebiet in Prozessen des E-Business wurde anhand einzelner Beispiele verdeut-
licht. Dabei wurde die Verfügbarkeit verschiedener Technologien und Methoden im-
plizit angenommen. Tatsächlich liegt gerade darin der Schlüssel für den Erfolg eine
Geowebbewegung, in der neue Potentiale ausgeschöpft werden können. Der folgende
Abschnitt beleuchtet aus diesem Grund Katalysatoren für die Entwicklung des Geo-
web.
Das Geoweb baut auf drei Säulen auf, die für den langfristigen Erfolg von Geowe-
banwendungen von zentraler Bedeutung sind: Auf der Anwenderseite stehen die Geo-
Communities, die Geodaten benutzen, veredeln und gegebenenfalls für die weitere Ver-
wendung erneut anbieten. Die zweite Säule bildet das Verständnis bei den Anwendern,
dass die Preisgabe persönlicher Informationen, wie zum Beispiel der aktuelle Standort
eine Voraussetzung für die korrekte Funktion von LBSs und POI Diensten ist. Die drit-
te Säule stellt die Verfügbarkeit von technischen Geräten wie GPS-fähige Endgeräte
und Sensoren dar, die die Rohdaten für aggregierte Geofachdaten liefern. Jede dieser
genannten Gruppen oder Paradigmen ist entscheidend für einen Geomarkt im Geoweb
[ESRI, 2006, S. 2]. Dieser Abschnitt beleuchtet unterschiedliche Facetten der genannten
Bereiche und beurteilt diese hinsichtlich Potentialen und Risiken.
91
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
2008]. Der Schlüssel für den Erfolg bringt hier ein verstärktes Angebot von Pauschal-
tarifen [Böhm et al., 2008]. Die nötige Bandbreite für die Nutzung ist seit dem Ausbau
des UMTS Netzes gegeben und wird durch HSDPA in naher Zukunft weiter ausgebaut
und verbessert.
Die Rolle der visuellen Schnittstelle eines ortsbezogenen Dienstes übernehmen in naher
Zukunft Smartphones, da sie die nötige Technologie und Bedienbarkeit stellen und als
mobile Einheit ein ständiger Begleiter sind. Schätzungen zufolge wird der Markt für
Smartphones ein jährliches Wachstum 25% aufweisen und Ende 2009 die 150 Millionen
Marke erreichen. Für Q3 2008 hat weltweite Absatz von Smartphones mit 33.9 Million
einen neuen Höchststand erreicht. Dies gleicht einer Entwicklung von plus 28 % gemes-
sen gegenüber Q3 2007 [Canalys, 2008]. Auch der Ausbau und die Nutzung des Mobi-
len Internets, nicht zuletzt als eine Folge des wachsenden Smartphone Absatzmarktes,
wird ein kontinuierliches Wachstum erfahren und Ende 2011 ein Marktpotential von
US$80 Milliarden besitzen [Seider/Lafferty/Lee, 2008]. Bereits heute sei eine generelle
Bereitschaft zur Nutzung des Mobilen Internet unter der Prämisse einer verstärkten
Personalisierbarkeit von mobilen Endgeräten durch 80% der Mobilfunk Nutzer gege-
ben [Struthers-Watson, 2008]. Getrieben wird diese Entwicklung zusätzlich durch eine
stark wachsende Zahl an Mobilfunkteilnehmern von 43.2 Millionen im Jahr 2008 auf
geschätzte 300 Millionen bis Ende 2011 [Gartner, 2008].
Die Positionsbestimmung und Ortung wird sich zu einem wichtigen Bedarfsartikel ent-
wickeln und so dafür sorgen, dass eine kontinuierliche Nachfrage entsteht [ESRI, 2006,
S. 2]. Die Verinnerlichung der Wichtigkeit von Lokalisierung als Basisfunktionalität ist
ein Prozess, der im Wandel begriffen ist und Entscheidungen auf persönlicher und poli-
tischer Ebene verlangt. Die hierfür nötigen Technologien wie GPS oder WiFi verbreiten
sich zunehmend [Canalys, 2008]. Auch das Nachrüsten von GPS ist über eine speziel-
le von Bluesky Positioning3 entwickelte SIM, die ein GPS Modul enthält, entwickelt.
Wie der zuvor vorgestellte Dienst von Skyhook Wireless zeigt, setzt eine intelligente
Positionsbestimmung auf die Kombination einzelner Technologien, die sich gegenseitig
unterstützen und die Positionierungsgenauigkeit verbessern [Zipf/Leiner/Mainz, 2003].
Das Endgerät muss dazu in der Lage sein, die unterschiedlichen Signale zu verarbeiten,
wie in Abbildung 5.2 dargestellt.
Geobrowser wirken vitalisierend auf den Geoinformationsmarkt und wecken das all-
gemeine Bewusstsein um Geodaten [Maguire, 2008; Buhmann/Wiesel, 2003]. Dieses
3
http://www.blueskypositioning.com
92
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
Signaldaten
Dienst
Positions Informationen
Abbildung 5.2: Eine intelligente Positionsbestimmung setzt für ein bestmögliches Resultat auf
die Kombination von verschiedenen Systemen und Infrastrukturen zur Positi-
onsbestimmung.
trägt auch dazu bei, dass die Diskussion über eine Infrastruktur basierend auf Inter-
nettechnologien für den einheitlichen Zugriff auf Geodaten und Geofunktionen forciert
wird.
Abschnitt 3.4 stellte den offiziellen Bestrebungen zu einer GDI, die vollkommene Trans-
parenz und Vereinheitlichung über Standards bewerkstelligen soll, die Aktivitäten der
Suchmaschinenbetreuer, die Daten des Geowebs als Insellösungen vorhalten und der
Integration und Harmonisierung entgegenwirken, gegenüber. Im Hinblick auf Forma-
te setzt der von Behörden und Industrie verfolgte Ansatz auf de jure-Standards und
ignoriert de facto-Standards wie KML, was derzeit deutlich an der Konzeption und
Entwicklung der GDI-DE zu sehen ist. GML als universale Modellierungssprache für
geografische Daten wird von der durch GIS geprägten Gemeinde favorisiert. KML dage-
gen hat sich als Webstandard durchgesetzt, da es die dort nötige Funktionalität bietet.
Das Potential von KML wird durch die zwischenzeitliche Aufnahme in die ISO Stan-
dards verdeutlicht. Eine Annäherung beider Seiten hin zu einem kompatiblen bzw.
gemeinsamen Standard vereinfacht die Handhabung von Geodaten unterschiedlicher
Herkunft.
An verschiedenen Beispielen wurde bereits die Wertigkeit von VGI für Unternehmen als
zusätzliche Datenquelle verdeutlicht, obwohl die Daten nicht offiziell erhoben wurden
und Qualitätsmerkmale nicht identifizierbar sind. Im Kern adressiert die kontrollierte
Verwendung von geografischen Informationen globale Bedürfnisse. Gleichzeitig treten
Probleme unterschiedlicher Datenqualität oder Inkonsistenz von Daten auf und auf-
grund fehlender Koordination und urheberrechtlichen Belangen, ist eine multiple Date-
nerhebung notwendig [Yeung/Hall, 2007, S. 503]. Langfristig bildet daher die Integra-
tion von Anwendern in das Data Mining eine wirtschaftlich logische Konsequenz, auch
um eine Kostendeckung auf Betreiberseite zu gewährleisten [Vogel, 2002, S. 3]. Dass
Systeme dieser Art funktionieren zeigen Wiki-Anwendungen, die als selbst regulierend
beschrieben werden [Drösser, 2007].
93
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
Die Entwicklung von Technologien und Methoden für die Verwaltung und gemeinschaft-
liche Nutzung räumlicher Informationen, ist primär auf das Internet zurückzuführen und
gängige Handhabe. Die Interaktion zwischen zeitgemäßen spatialen Systemen und dem
Internet ist daher nicht mehr länger nur ein Option, sondern stellt einen kritischen Fak-
tor für langfristige Wirtschaftlichkeit und ökonomischen Wohlstand dar [Delphi, 2003,
S. 14]. Eine Ausdehnung auf niedrigen Schichten, für eine Integration auch auf der Pro-
tokollebene ist daher sinnvoll, um einen effizienten Austausch von beispielsweise GPS
Daten zwischen Systemen zu ermöglichen. Eine mögliche Lösung hat hier die Firma
GPSOverIP GmbH4 mit dem GPSOverIP Protokoll entwickelt. Es verfügt über offene
Schnittstellen und soll aufgrund eines im Vergleich zu anderen Netzwerkprotokollen wie
TCP/IP geringen Ressourcenverbrauches auch in Netzwerk mit niedriger Bandbreite
eingesetzt werden können.
Die Erhebung von Geodaten ist aufgrund eines hohen Ressourcenbedarfs und teuren
Sachinvestitionen kostenintensiv [Vogel, 2002, S. 3]. Da jedoch der Nutzen für den An-
wender im Gegensatz zu Geofachdaten verhältnismäßig gering ist, entsteht ein Ungleich-
gewicht bei der Zahlungsbereitschaft für Geobasisdaten. Den hohen Erhebungs- und Ak-
tualisierungskosten für Rohdaten stehen abnehmende Kosten auf jeder Veredelungsstufe
entgegen. Gleichzeitig erhöht sich jedoch der Markwert [Fornefeld/Oefinger/Jaenicke,
2004, S. 16]. Dieses Wertschöpfungsparadoxon begründet sich dadurch, dass der Nutzen
eines Geodienstes nicht technischer sondern anwendungsspezifischer Natur ist. Da der
Anwender das letzte Glied der Wertschöpfungskette bildet, ist dort der größte Nutzen
sichtbar. Zur Ermittlung geeigneter Verrechnungsmodelle für Webservices ist deshalb
die kundenorientierte Betrachtung unter Berücksichtigung von Zahlungsbereitschaft
und Nutzen erforderlich [Fornefeld/Oefinger, 2005, S. 5]. Gleichzeitig müssen diese eine
unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvolle Gewinnverteilung auf alle an der Pro-
zesskette beteiligten Parteien sicherstellen. Die Heterogenität in Bepreisungsstrategien
reflektiert die unterschiedlichen Gruppierungen im Geoweb und zeigt gleichzeitig die
Komplexität der Thematik. So besitzen identische Geodaten für unterschiedliche Grup-
4
http://www.gpsoverip.de/
94
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
pen abweichenden Nutzwert [Peyke, 2004; Maguire, 2008]. Dabei variieren gleichzeitig
die Qualitätsansprüche an die Daten, sowie eine Zahlungsbereitschaft für diese. Plausi-
bel wird dieses bei der Gegenüberstellung zwischen dem privaten Sektor und dem nicht-
privaten Sektor. Privaten Anwendungen setzen Geobasisdaten meist als Mittel zum
Zweck ein und tolerieren geringfügige Abweichungen in Präzision. Nicht-private An-
wendungen dagegen verwenden beispielsweise detaillierte Lagepläne als Basis für Ver-
messungen, so dass die Präzision höchste Priorität besitzt, was hohe Preise für Geodaten
rechtfertigt. Bepreisung und Qualitätskontrolle sind daher zentrale Themen für einen
sich entwickelnden Markt im Geoweb. Während die ISO 19138 die Qualität von Geoda-
ten standardisiert, fehlen bezüglich Kostenmodellen noch Standards für eine einheitliche
Abrechnung [Wagner/Gartmann, 2002; ISO/TC211, 2006].
Bilddaten und Daten mit örtlichem Bezug sind Datenschützern ein Dorn im Auge,
da dieses einen potentiellen Eingriff in die Privatsphäre bewirkt und somit in Persön-
lichkeitsrechte, wie das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, eingreift. Speziell
im Bereich der offiziellen GDIen liegt ein hohes Interesse darin, dass klare Gesetze und
Richtlinien verabschiedet werden und Methoden zur Umsetzung dieser anwendbar sind.
Dieser Abschnitt bespricht das Thema Datenschutz und Privatsphäre bei der Verwen-
dung von Geodaten.
Der Markt für Geoinformationen bleibt seit Jahren weit hinter den Erwartungen zu-
rück, die durch laufend verbesserte technische Möglichkeiten genährt werden [Fornefeld/
Oefinger/Rausch, 2003, S. 1]. Dies lässt sich insbesondere auf ein zögerliches Umdenken
und Skepsis vor der Preisgabe von Ortsinformationen zurückführen. Die korrekte Funk-
tion eines ortsbezogene Dienstes setzt jedoch eine legitimierte Durchführbarkeit einer
Ortung voraus, was die Brisanz und Krux der Thematik aufzeigt. Das Telekommunika-
tionsgesetz (TKG) regelt die Weitergabe von Standortdaten, so dass die Notwendigkeit
95
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
einer Einwilligung gegeben ist, die „auf einfache Weise und unentgeltlich zeitweise“
untersagt werden kann. Dies dient zum Schutz der Grundrechte der Bürger, bedeutet
auf der anderen Seite eine mindestens einmalige Interaktion für die Erteilung einer Er-
laubnis. Auch die im TKG benannte „einfache Weise“ stellt Herausforderungen an die
Implementierung von Diensten durch die Wirtschaft und fordert eine enge Kooperation
mit behördlichen Regulierungsinstanzen.
Anhand der Kategorien leiten sich Zugangsregelements ab, die an lokale Gesetze an-
gepasst werden müssen. Generell unterliegen grün gekennzeichnete Daten keiner recht-
96
5 Chancen für Geowebanwendungen und Faktoren für den langfristigen Erfolg
lichen Zugangsrestriktion. Gelb gekennzeichnete Daten dürfen nur nach Prüfung des
Anwendungszweckes und einer datenschutzrechtlichen Bewertung dahingehend heraus-
gegeben werden. Die Prüfung erfolgt durch den Anbieter. Zugang zu rot gekennzeich-
neten Daten ist untersagt und bedarf einer individuellen Einwilligung des Betroffenen.
Zusätzlich zu legislativen Maßnahmen werden auch physische Mechanismen für den
Zugangsschutzes erarbeitet. Das GeoDRM Model stellt ein Format dar, welches spa-
tiale Daten unabhängig des Inhaltes schützen soll. Konzeptionell unterstützt es die
Propagierung von Rechten sowie Chaining, welches in einer Prozesskette notwendig
ist.
Regelungen für den Datenschutz im Umgang mit Geodaten, auch auf internationaler
Ebene sind eng gekoppelt an die Etablierung eines juristisch funktionierenden Geo-
marktes im Geoweb. Während zwar das Wissen über die Position eines Benutzers, die
Qualität eines Dienstes steigert und so positiv zu bewerten ist, steht dem die Mög-
lichkeit des Missbrauchs zu Überwachungszwecken und Eingriffes in die Privatsphäre
gegenüber. Das Verständnis über Persönlichkeitsrechte und Privatsphäre bei den An-
wendern und verbindliche internationale Auflagen auf Anbieterebene sind nur durch
Kooperationen und Aufklärungsarbeit möglich.
97
6 Zusammenfassung und Ausblick
Dieses Kapitel subsummiert und reflektiert die Inhalte der Arbeit. Abschnitt 6.1 fasst
die erzielten Ergebnisse zusammen und überprüft anhand dessen das Erreichen der
verfolgten Ziele der Arbeit. Anschließend gibt Abschnitt 6.2 einen Ausblick auf die
weitere Entwicklung des Geowebs.
6.1 Zusammenfassung
Übergeordnetes Ziel der Arbeit war es zu zeigen, dass Methoden und Werkzeuge des
Geowebs eine Reife ereicht haben, die es Unternehmen erlaubt, Geowebanwendungen
zur Steigerung des Geschäftserfolgs einzusetzen. Dabei wurde sich auf die Beantwortung
der folgenden Teilziele konzentriert:
Dieser Abschnitt fasst die Inhalte der Arbeit zusammen, reflektiert die Ergebnisse
der einzelnen Kapitel der Arbeit und stellt sie in den Kontext der verfolgten Teil-
ziele.
Kapitel 2 gab eine grundsätzliche Einführung in Teile der Geodäsie und in die Kar-
tografie und vermittelte darüber das für das Verständnis der Arbeit und des Geowebs
erforderliche Basiswissen. Eine Reflektion der historischen Entwicklung von Geoinfor-
mationssystemen in Verbindung mit einer Einführung in digitale geografischen Da-
tentypen führte den Leser anschließend hin zu der digitalen Kartographie und deren
98
6 Zusammenfassung und Ausblick
Anschließend stellte Kapitel 3 für eine webbasierte Verwendung geeignete Formate zur
geografischen Referenzierung vor. Anhand von Beispielen wurden Konzepte und zuge-
hörige Anwendungszwecke erläutert. Neben alten Formaten wie GeoTIFF, ein in der
GIS-Domäne häufig eingesetztes Format für geografisch referenzierende Bilder, sind es
speziell im Web angesiedelte Formate, wie GeoRSS für die Kodierung von Textinfor-
mationen oder KML als Visualisierungssprache für geografische Phänomene, die die
breite Verwendung von geografischen Informationen im Internet ermöglichen und so
das technische Fundament des Geowebs bilden. Darauf aufbauend untersuchte die Ar-
beit die Strukturen des Geowebs und diskutierte verschiede Konzepte für den Zugriff
und die Verwendung von Geodaten im Geoweb. Anschließend stellte die Arbeit teils ge-
gensätzliche, teils ergänzende Definitionen für strukturelle Einheiten des Geowebs und
die Erwartungshaltung an deren Funktionalität gegenüber und leitete daraus Gemein-
samkeiten und Unterschiede ab. Sowohl in struktureller als auch funktionaler Hinsicht
zeichnete sich dabei durchgängig eine starke Heterogenität ab, welches durch unter-
schiedliche Motivationen am Geoweb beteiligter Parteien aus Politik, Wirtschaft und
Öffentlichkeit begründet werden kann. Dieses spiegelte sich auch bei einer anschließen-
den Beschreibung von Möglichkeiten zur Präsentation von Geodaten in Webanwendun-
gen wider.
Die beiden ersten Kapitel der Arbeit haben die Hintergründe, technischen Grundlagen
und Strukturen des Geowebs umfassend diskutiert und so das Teilziel einer präzise,
konsistente und vollständige begrifflichen Basis erfüllt.
Den zweiten Teil von Kapitel 4 bildete die ausführliche Beschreibung eines Ordnungs-
systems für die modulare Zerlegung von Geowebanwendungen, welches im Rahmen der
99
6 Zusammenfassung und Ausblick
Arbeit entwickelt wurde und auf einer Zerlegung der vorgestellten Anwendungen und
entsprechenden Literaturquellen basiert. Mit Hilfe des Schemas können Geowebanwen-
dungen modular klassifiziert und verglichen werden. Es erleichtert außerdem die nähe-
re Betrachtung von Geowebanwendungen, beispielsweise für Potential- oder Anforde-
rungsanalysen. die Plausibilisierung des Schemas erfolgte über die empirische Induktion
in Form einer tabellarischen Zerlegung der vorgestellten Geowebanwendungen. Exem-
plarisch wurde die Zerlegung ausführlich am Beispiel der Anwendung Deutsche Post
Standortsuche beschrieben.
Das Kapitel 4 reflektierte entsprechend des zweiten Teilzieles das aktuelle Anwendungs-
spektrum des Geowebs und stellte ein vollständiges und plausibles Ordnungssystem für
die Klassifikation von Geowebanwendungen vor.
Kapitel 5 zeigte Potentiale des Geowebs über eine Analyse von Chancen und Risiken auf.
Zu Beginn des Kapitels wurde in allgemeinen Szenarien dargestellt, wie Geowebanwen-
dungen gewinnbringend im Bereich Kommunikation und in Prozessen des E-Business’
eingesetzt werden können. Anhand konkreter Beispiele aus verschiedenen Aufgabenbe-
reichen wie dem Marketing oder dem Information Management wurden Potentiale im
Anschluss daran explizit aufgezeigt.
Dieses Kapitel erreichte das dritte Teilziel, indem es exemplarisch Möglichkeiten auf-
zeigte, wie Geowebanwendungen gewinnbringend eingesetzt werden können und es die
Potentiale des Geowebs anhand einer Analyse von Chancen und Risiken untersuch-
te.
100
6 Zusammenfassung und Ausblick
Fazit
Die Arbeit hat die verfolgten Ziele umfassend beantwortet und hat darüber hinaus für
weitere Themen im Geoweb sensibilisiert. Es konnte gezeigt werden, dass das Geoweb
Potentiale für Anwendungen bietet, die es in der Form bisher nicht gab und dass die
Formate und Werkzeuge des Geowebs soweit ausgereift sind, dass sie für eine brei-
te Anwendung eingesetzt werden können. Eine Reihe von Formaten für die geografi-
sche Kodierung verschiedener Datentypen, wie Bilder oder Texte und die Verfügbarkeit
von Geowebservices, sowie frei verfügbaren Kartendiensten tragen maßgeblich dazu
bei.
6.2 Ausblick
Der Einzug der Geografie in Internetformate und in das Bewusstsein der Anwender hat
eine Entwicklung angestoßen, die Virtualität und Realität weiter verbindet. Der Erfolg
dieser Bewegung beruht auf dem grundlegenden Bedürfnis des Menschen, Informatio-
nen örtlich zu ordnen [Drösser, 2007]. Die durchgängige Verwendung von Methoden
und Strukturen im Geoweb steht steht erst am Anfang des Möglichen, wie an der nur
zögerlichen Etablierung von LBS zu sehen ist.
Das Internet als Plattform erlaubt die Ausführung komplexer Anwendungen und Funk-
tionen, die bisher Desktopanwendungen vorenthalten waren [Buhmann/Wiesel, 2003,
S. 22]. Die verstärkte Entwicklung von webbasierten Geschäftsanwendungen fordert von
Unternehmen, dass sie bestehende Prozesse und Strukturen überdenken und neu auszu-
richten. Der Einsatz von Geowebanwendungen wird dabei zu berücksichtigen sein. Ein
fortschreitender Ausbau von Internetzugängen über WLANs unterstützt die Entwick-
lung von webbasierten Anwendungen und etabliert eine globale Schnittstelle zwischen
Realität und Virtualität. Eine stetige Evaluierung infrastruktureller Möglichkeiten, die
auch zukünftige Technologien reflektiert, erleichtert das Auffinden und die anschließende
Aktivierung ungenutzter Potentiale. Anwendungspotentiale existieren in einer Vielzahl
von Bereichen. Angefangen bei Location Based Services und Friend-Finder Diensten
im Bereich von Social Network Anwendungen, über Konsolidierungswerkzeuge in Ge-
schäftsprozessen, reichen sie bis hin zu Flottenmanagement und Location Management
Anwendungen. Da geografischen Koordinaten im Kern eindeutig sind, entstehen neue
Schnittstellen zwischen bis dato isolierten Anwendungen und Prozessen. Diese entspre-
chend zu nutzen stellt eine Aufgabe für die Zukunft dar.
In den letzten Jahre hat eine starke technologische Entwicklung stattgefunden. Immer
kleinere und leistungsstärkere Geräte wie kleinste GPS oder Radio Frequency Identifica-
tion (RFID) Empfänger erlauben es, das „wo“ in nahezu alle Bereiche zu integrieren. Ein
Beispiel ist das von Infineon entwickelte GPS Modul „BGM681L11“ mit einem Volumen
101
6 Zusammenfassung und Ausblick
von 3.75 mm3 und einem Preis von USD 1,20 pro Stück. Dadurch können Sensornetz-
werke aufgebaut werden, welche kontinuierliche Daten über Orte und Objekte sammeln.
Anhand dieser Daten und durch die Webgemeinde als Quelle von VGI können statische
und dynamische Echtzeitinformationen verschnitten werden [ESRI, 2006, S. 4] und Un-
ternehmen in zeitnahen wirtschaftlichen Entscheidungen und Strategieentwicklungen
unterstützen. Sensorweb als globales Verbund von Sensornetzwerken wird neue Anwen-
dungen ermöglichen und dem Trend des Ubiquitous Computing (UbiComp) vorantrei-
ben [Zipf, 2005, S. 231]. Eine semantische Analyse und effektive Filterung der dadurch
zunehmenden Datenmenge ist Voraussetzung um einer Informationsüberflutung vor-
zubeugen. Durch Formate und Anwendungen ist diese Selektion auf geografischer und
somit intuitiver Ebene in Zukunft möglich [ESRI, 2006, S. 4].
Profitieren werden von der Etablierung des Geowebs vor allem Branchen, die bisher
auf den Einsatz von Anwendungen mit geografischem Bezug verzichtet haben. Dabei
ist jedoch gleichzeitig zu beachten, dass neben dem Einsatz geeigneter Geowebanwen-
dungen auch entsprechendes Know-How nötig ist [Czeranka, 2000, S. 1]. Für sie stellt
das Geoweb daher eine Umgebung dar, die im Vergleich mit dem professionellen GIS
Umfeld, einfache und kostengünstige Mittel bietet. Auch Branchen, die seit langem auf
geografische Informationen für alltägliche Prozesse zurückgreifen, profitieren von der in-
ternetbasierten Verbreitung von Geodaten. Die bestehende Infrastruktur des Internets,
die fortschreitende Vernetzung durch den Ausbau mobiler Infrastrukturen und einge-
setzter Datenformate erleichtert den durchgängigen Einsatz von geografischen Daten in
Prozessen des E-Business. Als direkte Konsequenz nimmt die Reichweite von E-Business
Anwendungen zu.
Da sich de facto- und Webstandards wie KML und andere Technologien schneller ent-
wickeln als solche, die durch offizielle Konsortien und Behörden verabschiedet werden,
wird die Harmonisierung und Integration der verschiedenen Gruppierungen eine Vor-
aussetzung für ein tatsächlich homogenes Geoweb sein. Sollte dies fehlschlagen, so wird
nach Ansicht des Autors das webgetriebene Geoweb die de facto-Standards vorgeben
und offizielle GDIen de jure Standards propagieren. Basierend auf dieser Aussage und
unter Rücksichtnahme auf Netzwerkeffekte im Verständnis der Mikroökonomie, wird
der erstgenannte Teil des Geowebs eine höhere Anziehungskraft auf Geodienstanbieter
ausüben. Eine längerfristige Folge wird die Separation in ein Geoweb der Öffentlichkeit
und ein Geoweb der Profis sein, in der beide Komponenten für die jeweiligen Bereiche
eine leistungsstarke Domäne darstellen werden.
Eine neue GIS-Generation, angefangen von Proto-GIS über Desktop-GIS hin zu Web-
GIS wurden immer dann erreicht, sobald die vorherige eine ausreichende Marktdurch-
dringung aufweisen konnte [Buhmann/Wiesel, 2003, S. 16]. Die aktuelle Epoche WebGIS
ist bereits weit vorangeschritten. Aus dieser Epoche gehen Standards und Strukturen
hervor, wie es auch das Modell nach Feix (2007) als aktuelle „Zeit der Konsolidie-
102
6 Zusammenfassung und Ausblick
rung und Services“ abbildet. Im Anschluss daran steht der selbstverständliche Einsatz
von Geodiensten in Geowebanwendungen. Die folgende Epoche wird die Ergebnisse
der Arbeit der aktuellen Epoche weiterführen und über den langfristigen Erfolg von
Geowebanwendungen als gängiges Produkt entscheidend. So lässt sich das zuvor in Ab-
schnitt 2.3 gezeigte GIS-Phasen Modell um eine „Zeit der universellen Anwendung“
erweitern (→Abbildung 6.1).
Die nächsten Jahre werden immer neue Geodienste hervorbringen. Die heute verfüg-
baren Instrumente und Werkzeuge des Geowebs werden zunehmend in einer Vielzahl
von Anwendungen unter Generierung von Mehrwert Einsatz finden und die Strukturie-
rung von Webinhalten anhand geografischer Informationen wird in naher Zukunft ein
grundlegendes Prinzip werden [Scharl, 2007, S. 13]. So entsteht kontunierlich ein homo-
genes Geoweb. Um vorhandene Potentiale frühzeitig zu aktivieren und zu erschließen,
ist es daher ratsam bereits jetzt Akzente zu setzen und aktuelle Trends des Geowebs
sorgfältig zu beobachten.
103
Literaturverzeichnis
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Bildnachweise: Screenshots und Grafiken der
Geowebanwendungen
3.1 Vergleich von KML und GML anhand zentraler Merkmale ....................... 27
3.2 Mashup Applikationen mit Mapping APIs ............................................... 51