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Der Weg zur Macht
Das NS-System
Der Krieg
Arbeitstagung der Distriktverwaltung
Verfolgung und
Vernichtung [Gr Dr. Fischer weist einleitend auf die "Ernsthaftigkeit der Sicherheitslage" hin:]
IMT/NMT - Dokumente
Impressum In der Zeit vom 1. Januar bis 31. Mai hätten sich im Gebiet des Distrikts
Warschau 1885 Überfälle ereignet. Das sei nur die Zahl der gemeldeten Überfälle,
während die wirkliche Zahl vermutlich erheblich höher liege. Bei den
Sabotageakten seien im Distrikt Warschau 178 Personen getötet worden,
darunter 86 Deutsche; 247 Personen, darunter 80 Deutsche, seien zumeist
schwer verletzt worden. Die Unterstützungsansprüche der Hinterbliebenen seien
in befriedigender Weise geregelt worden. Das Ziel der Banditen gehe offenbar
dahin, die deutsche Verwaltungsarbeit lahm zu legen. Aus diesem Grunde würden
ständig führende Personen der deutschen Verwaltung ermordet. Die Männer der
deutschen Arbeitseinsatzverwaltung und der Kreishauptmannschaften ständen auf
besonders gefährdetem Posten. Weiter richteten sich die Angriffe auch gegen die
polnischen Dienststellen der unteren Instanz, besonders in der
Gemeindeverwaltung. So seien z. B. die im Gebäude der Kreishauptmannschaft
Minsk untergebrachten wichtigsten Unterlagen sämtlicher Gemeinden durch
Brandstifung vernichtet worden. In diesen Kreisen seien von 16
Gemeindeverwaltungen nicht weniger als 15 völlig zerstört.
Die Angriffe richteten sich auch gegen den Betrieb der Ernährungswirtschaft, vor
allem gegen Molkereien. Nach einem offenbar einheitlichen Sabotageplan seien in
einer einzigen Nacht 22 Molkereien in den verschiedenen Kreishauptmannschaften
angegriffen worden.
Die deutsche Verwaltung sei zur Zeit nicht mehr völlig Herr der Lage.
[Fischer weist u. a. auf die geringe Zahl der Kräfte von SS, Polizei, SD und SA
hin.]
Ein Großeinsatz in einzelnen Kreisen habe keinen Erfolg, da sich die Banditen
sofort in die Nachbarkreise zurückzögen. Ein wirkungsvoller Schutz könne nur
gewährt werden, wenn in jeder Kreishauptmannschaft eine Polizeiformation
vorhanden sei, die ständig für die systematische Bekämpfung der Banden zur
Verfügung stehe. Von einem motorisierten Polizeiregiment seien bis jetzt 2
Bataillone eingetroffen, und man dürfe hoffen, daß in den nächsten Wochen mit
diesen neuen Kräften sich eine positive Entwicklung anbahne.
Das Reich habe erkannt, daß die bisherige Polenpolitik ein Ende haben müsse. Für
alle, die im Distrikt Warschau tätig seien, sei es eine große Genugtuung, daß die
hierüber gegebenen Richtlinien sich als richtig herausgestellt hätten. Die
[Nach den Referaten – darunter SS-Brif Stroop über die Sicherheitslage im Distrikt
Warschau – berichtet der Leiter d. HAbt Innere Verwaltung Gr Dr. Losacker über
Verwaltungsfragen. Er teilt u. a. mit, allein im Februar 1943 seien 1243 Beamte
und Angestellte des GG zur Wehrmacht einberufen worden. Eine Neueinteilung
der Distrikte sei "nicht mehr so akut". Außenpositionen – wie die
Landkommissariate – müßten im Interesse der deutschen Autorität erhalten
bleiben. Man befinde sich tatsächlich in einem Ausnahmezustand der Verwaltung",
deshalb seien "elastische Methoden und ... Erteilung von Großvollmachten an die
Kreishauptmänner" angebracht.
Losacker bedauert die "verzögerte Beförderung" von Beamten durch die Berliner
Zentralstellen und die Verzögerungen, die sich durch die Einschaltung der
Volksdeutschen Mittelstelle bei der Einbürgerung von Volksdeutschen ergeben.
Losacker spricht sich abschließend für die "Einheit der Verwaltung" aus und
unterstützt auch Eigeninitiativen einiger Kreishauptleute aus dem Distrikt
Warschau, so etwa den Befehl, daß von einer bestimmten Nachtstunde an "auf
jeden, der sich auf der Straße befinde, das Feuer eröffnet werde".
Präs Dr. Senkowsky berichtet über Haushaltsfragen. Präs Wille hält eine
Bewaffnung der Deutschen, besonders der Richter und Staatsanwälte bei den
Sondergerichten, und eine stärkere Sicherung der Strafanstalten für notwendig.
Präs Naumann berichtet über Ernährungsfragen, u. a. über die Erhöhung der
Rationssätze und die Kontingente für den Distrikt Warschau. Präs Eichholz kündigt
an, man werde einen "Abbau" des "etwas überdimensionierten polnischen
Berufsschulwesens, vor allem der polnischen Handelsschulen" vornehmen, von
20000 Handelsschülern würden nur 8000 benötigt. Präs Ohlenbusch berichtet u.
a. über die Wirksamkeit der illegalen polnischen Propaganda, deren
Informationen "leider ... von den Deutschen gelesen und auch kolportiert
würden". Er fährt fort:]
Daß die illegale Propaganda eine viel leichtere Arbeit habe als die deutsche, sei
am besten durch die Argumente bewiesen, die die Vorredner in den
verschiedenen Referaten gebracht hätten. Das gelte zunächst von der
Arbeitererfassung. Hier bestehe der Mißstand, daß die Angehörigen der ins Reich
vermittelten Arbeiter insofern in schwierigen Verhältnissen zurückgelassen
würden, als sie nicht die nötige Verbindung mit den Arbeitern im Reich hätten,
keine ausreichenden Geldzuweisungen erhielten usw. Dazu kämen die
Maßnahmen, die im Rahmen der Arbeitererfassung durchgeführt worden seien,
daß man Kinos umstellt und Leute aus ihnen zum Arbeitseinsatz herausgeholt
habe, daß teilweise sogar Kirchen umstellt worden seien. Daß alle solche Dinge
der deutschen Propaganda den Boden entzögen, liege auf der Hand. Es sei eben
unmöglich, mit einer rein geistigen Propaganda diese praktischen Begebenheiten
aus der Welt zu schaffen. Genau so sei es mit der Erzeugungsschlacht, die ja
nicht im polnischen, sondern im deutschen Interesse durchgeführt werde. Das
gleiche gelte von der Umsiedlung, die ausgerechnet durchgeführt worden sei,
nachdem man die Juden liquidiert hatte, teilweise so, daß die Polen angefangen
beim Kind bis zur ältesten Greisin Augenzeugen dieser Judenevakuation waren.
Erschwerend komme hinzu der Bandenterror, die Tatsache, daß die Banditen
bzw. die Partisanen requirierte Lebensmittel an die polnische Bevölkerung
verteilen und dann darauf hinwiesen, daß die polnischen Offiziere, deren Leichen
bei Katyn gefunden worden seien, ermordet worden seien, weil diese Offiziere ja
auch nur die Blutsauger des polnischen Volkes gewesen seien, und ferner, daß die
Deutschen heute in diesem Raum genau so tätig seien, so seien das alles Dinge,
die man nicht propagandistisch aus der Welt schaffen könne. Wieweit die
Banditen mit ihren Methoden gingen, zeige der Fall, daß es ihnen sogar gelungen
sei, eine Maienandacht durchzuführen. Tatsächlich seien Banditen in ein Dorf
gedrungen, hätten das Dorf und die Kirche umstellt und dann mit der Bevölkerung
in dieser Kirche eine Maienandacht gehalten, – 60 Banditen, teilweise in
deutschen und teilweise in polnischen Uniformen, 4 Banditen hätten den
Baldachin getragen, sie hätten auch einen Pfaffen aus Rußland mitgebracht, der
diese Maienandacht durchgeführt habe.
Frank spricht sich in seinem Schlußwort u. a. für eine offene Diskussion aller
Schwierigkeiten aus. Er bemerkt, es sei "höchste Zeit" für die Sicherheitsorgane
des Reiches, sich im GG mit "gerechter Erfüllung ihrer Pflichten bemerkbar" zu
machen, notfalls werde er "erneut zum Führer gehen und so lange bohren ... bis
es gelungen sein wird, die Autorität hier wieder herzustellen". Zur Polenpolitik
äußert er:]
Ich habe für den 1. September 1943 jene endgültige Anordnung getroffen: zu
diesem Termin tritt ein Versorgungsplan für die polnische Bevölkerung in Kraft,
der dem entspricht, was wir selber für notwendig halten. Auf dem ganzen Gebiet
der Polenpolitik wird jetzt endlich Vernunft eintreten. Wir werden allerdings um
deswillen dauernd von gewissen Stellen als Polenfreunde verdammt und
verachtet. Es geht nicht an, daß man hier eine Handvoll Männer hereinschickt,
ihnen aufgibt, 15 Millionen Fremdvölkische auszurotten, und sie dann ohne Schutz
in diesem Raum läßt. Wenn die Bolschewisten daran gehen, ein Volk auszurotten,
dann schicken sie in jedes Dorf des auszurottenden Volkes 2000 Rotarmisten. So
aber, daß man uns 10000 Mann Polizei ins Land schickt und uns aufgibt, mit 15
Millionen fremdvölkischen Menschen fertig zu werden, ist das nicht zu machen.
Hier liegt der Kampf, den wir als Fachleute in der Behandlung dieses Raumes
gegen Dilettanten zu führen haben, die sich in diesen Dingen nur macht- oder
weltpolitisch betätigen.
[Frank betont, Hitler habe ihm "in grundsätzlichen Fragen im wesentlichen völlig
recht gegeben" und ihn als Präsidenten der Internationalen Rechtskammer
eingesetzt. Er weist auf die Leistungen des GG hin und auf die im Vergleich zur
Zahl der Opfer durch Aktionen der Widerstandsbewegung im GG höhere Zahl von
Todesopfern und Zerstörungen in westdeutschen Großstädten.]
Besuch der Oper "Susannes Geheimnis" von Ermanno Wolf-Ferrari und des Ballets
"Coppelia". Anschließend Abendessen im Palais Blanca auf Einladung von
StadtHptm SA-Brif Leist.
Siehe auch:
Quellen:
1. Diensttagebuch, S. 686ff
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