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Und morgen steht es in der Zeitung
Tipps für Interviews mit Printmedien

Lilo Berg

Gut gemachte Interviews sind beim Leser beliebt, weil sie wohldosierte Informationen in
übersichtlicher Form bieten.

Beim Vorgespräch mit dem Journalisten stellen Sie die Weichen für ein gelungenes Interview.
Klären Sie dabei auch die Regeln, nach denen es verlaufen soll.
Meist lassen sich nur wenige Hauptaussagen vermitteln. Wenn Sie Ihre Botschaften mit
überzeugenden Zahlen belegen, mit Beispielen und treffenden Vergleichen illustrieren, werden sie
interessanter und eher gedruckt.
Nach dem Interview formt der Journalist einen Text aus dem Gesprächsprotokoll. Dabei wird
immer gekürzt und umformuliert. Reagieren Sie schnell und souverän, wenn Ihnen das Manuskript
zur Autorisierung vorgelegt wird.

Gliederung Seite

1. Interview: Ein Begriff, zwei Bedeutungen 2


2. Vor dem Interview 3
2.1 Das Vorgespräch 3
2.2 Vorbereitung auf das Interview 7
3. Jetzt gilt das gesprochene Wort 9
3.1 Ablauf des Interviews 9
3.2 Kontroverse Themen, vertrauliche Nachrichten 11
4. Nach dem Interview 13
4.1 Die Autorisierung 13
4.2 Lob und Tadel 16

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Interviews: Bestehen vor Schreibblock, Mikrofon und Kamera

1. Interview: Ein Begriff, zwei


Bedeutungen
Ein deutscher Physiker erhält den Nobelpreis – am nächsten Tag steht
ein großes Interview mit ihm in der Tageszeitung. Die
Stammzelldebatte wird immer verwirrender, da finden Sie in Ihrer
Wochenzeitung einen Überblicksartikel mit prägnanten Zitaten der
weltweit wichtigsten Experten. Ein Wirtschaftsforschungsinstitut muss
seine Konjunkturprognose verteidigen, nachdem ein Journalist in
einem Magazinbeitrag auf die Schwächen hingewiesen hatte – sehr
überzeugend und gestützt auf die Kritik namhafter Wissenschaftler.

Die Bitte um ein In der Form mögen sich all diese Printmedientexte unterscheiden: Da
Interview gibt es das Wortlautinterview im Frage-Antwort-Muster, den nur
sparsam mit Zitaten gewürzten Text im Berichtsstil oder das Porträt
eines Forschers, in dem er selbst, aber auch Freunde und Kritiker
zitiert werden. Am Anfang stand jedoch immer die Bitte eines
Journalisten um ein Interview.

Sowohl Recherchemethode als auch Darstellungsform


In den Printmedien kann ein Interview sowohl ein Instrument der
Recherche als auch eine Darstellungsform sein. Anders ausgedrückt:
Was der Journalist nach dem Gespräch mit einem Wissenschaftler auf
dem Tonband hat, ist zunächst einmal nur ein formloses Interview, das
Protokoll eines Gesprächs, mehr nicht. Lesbar ist so ein Text in den
seltensten Fällen. Im Zuge der redaktionellen Bearbeitung können aus
dem Rechercheprotokoll ganz unterschiedliche Textsorten entstehen –
unter anderem das, was Laien normalerweise mit dem Begriff
verbinden: ein geformtes Interview mit einer Abfolge von Fragen und
Antworten. Journalisten sprechen in diesem Fall von einem
Wortlautinterview.
Wortlautinterview Gut gemachte Wortlautinterviews sind bei vielen Lesern beliebt. Denn
sie bieten wohldosierte Informationen, unter denen man leicht wählen
kann, weil sie übersichtlich dargeboten werden. Wie die
Leserforschung zeigt, werden solche Interviews gern gelesen, wenn
mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt ist: Entweder ist der
Interviewpartner prominent, das Thema brisant oder aber die
vorgestellte Person hat Außerordentliches zu sagen. Sind diese
Voraussetzungen gegeben, halten die Leser auch bei langen Interviews
oft bis zur letzten Zeile durch. Es scheint sogar so zu sein, dass der
Leser im Online-Zeitalter in Zeitungen und Zeitschriften besonders
ausführliche Darstellungen sucht. Gute Voraussetzungen also für
Wissenschaftler, die etwas Spannendes zu sagen haben.

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2. Vor dem Interview


Auch wenn die Zeit noch so drängt: Vor dem Interview sollten einige So viel Zeit muss sein!
Fragen geklärt werden, damit es optimal verläuft und später keine
Komplikationen auftreten. Sie müssen wissen, mit wem Sie es zu tun
haben und um was es bei dem Gespräch gehen wird. Beim
Vorgespräch können Sie auch die Regeln aushandeln, nach denen das
Interview geführt werden soll.

2.1 Das Vorgespräch

Das Vorgespräch findet oft telefonisch statt. Wenn der Journalist


gleich eine Auskunft braucht, kann sich das Interview direkt an das
Vorgespräch anschließen. Sie können den Journalisten aber auch
bitten, in einer halben Stunde erneut anzurufen – das ist selbst unter
den strengen Produktionsbedingungen einer Tageszeitung zumutbar.
Eine kleine Unaufrichtigkeit wird Ihnen dabei niemand verdenken:
Schützen Sie also bei Bedarf eine dringende Besprechung vor, um ein
wenig Vorbereitungszeit zu gewinnen.

Was Sie vor dem Interview wissen sollten


Steht der Journalist nicht unter akutem Termindruck, dann verständigt
man sich beim Vorgespräch auf Ort, Termin und Dauer des
eigentlichen Interviews. In größeren Forschungseinrichtungen kann
die Pressestelle das Vorgespräch für Sie übernehmen und Sie
anschließend über das Ergebnis informieren.

Literaturhinweise

[1] Christensen, Lars Lindberg: The Hands-on Guide for Science Communicators.
New York. Springer Science+Business Media. 1. Auflage 2007
[2] Falkenberg, Viola: Interviews meistern. Ein Ratgeber für Führungskräfte,
Öffentlichkeitsarbeiter und Medien-Laien. Frankfurt am Main. FAZ-Institut. 1.
Auflage 1999
[3] Haller, Michael: Das Interview: ein Handbuch für Journalisten. Konstanz. UVK
Medien. 3. Auflage 2001

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Information zur Autorin:


Lilo Berg leitet seit 1996 das Ressort Wissenschaft bei der „Berliner Zeitung“. Davor war sie
Redakteurin bei der „Woche“ in Hamburg und bei der „Süddeutschen Zeitung“ in München. Seit
vielen Jahren unterrichtet sie Wissenschaftsjournalismus, unter anderem an der Universität Leipzig.
Lilo Berg ist Autorin des Buchs „Brustkrebs: Wissen gegen Angst“.

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