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Fortschritte der Medizin 119. Jg. – Originalien Nr. I/2001, S.

25–32

Die Effektivität von Zopiclon bei Ein-


und Durchschlafstörungen
Ergebnisse einer Anwendungsbeobachtung in 811 Hausarztpraxen

Vo n M . H . Wi e g a n d , G . Ro s z i n s k y - K ö c h e r, B . S c h wa l b, W. Fi s c h e r u n d M . W. E c k e rt

E
in- und Durchschlafstörungen In der Pharmakotherapie der Insomnie Zopiclon als Hypnosedativum nachge-
(Insomnien) gehören zu den waren von den Siebzigerjahren bis An- wiesen werden. Eine kürzlich von Ha-
häufigsten Störungsbildern fang der Neunzigerjahre die Benzodia- jak [4] publizierte Übersichtsarbeit fas-
überhaupt. Untersuchungen aus ver- zepine unbestritten Mittel der ersten st alle diesbezüglichen Ergebnisse zu-
schiedenen Ländern kommen überein- Wahl. Zu ihren unerwünschten Wir- sammen. Zopiclon hat eine den Benzo-
stimmend zu dem Ergebnis, dass bis zu kungen gehören Toleranzentwicklung, diazepin-Schlafmitteln vergleichbare
10% der Bevölkerung an behandlungs- Abhängigkeit, Reboundeffekte beim hypnotische Wirkung. Das Nebenwir-
bedürftigen chronischen Insomnien Absetzen, Überhangeffekte sowie kungsspektrum ist, abgesehen von
leiden [9, 11]. Unter Patienten in Muskel relaxierende und atemdepres- einem von ca. 4% der Patienten berich-
hausärztlichen Praxen liegt dieser Pro- sorische Wirkungen. Im Jahre 1991 teten bitteren, „metallischen“ Ge-
zentsatz deutlich höher: Hohagen et al. wurde Zopiclon als neuartiges Hypno- schmack, ähnlich dem von Plazebo. Die
[7] fanden bei solchen einen Anteil von tikum auf dem deutschen Markt einge- Daten zeigen auch, dass in therapeuti-
45% mit Schlafproblemen. Ähnliche führt. Es handelt sich um ein Cyclo- schen Dosen das Abhängigkeitsrisiko
Größenordnungen ergaben sich in ei- pyrrolon-Derivat, das chemisch kein- sowie die Inzidenz von Absetzreaktio-
ner epidemiologischen Studie in erlei Ähnlichkeit zu den Benzodiazepi- nen (z. B. Rebound-Insomnie) wesent-
Schweizer Allgemeinpraxen [6]. Viel- nen aufweist, wie diese jedoch die GA- lich geringer als bei Benzodiazepinen ist
fach werden bis heute chronische In- BA-vermittelte neuronale Hemmung [8]. Die Halbwertszeit von etwa fünf
somnien als bloße „Befindlichkeits- verstärkt durch Bindung an zentralner- Stunden führt zu einer Wirksamkeit
störungen“ bagatellisiert; es mehren vöse GABAA-Rezeptoren bzw. deren auch bei Durchschlafstörungen, ohne
sich in letzter Zeit die Befunde, dass sol- Subtypen BZ1 und BZ2. In zahlreichen dass in nennenswertem Ausmaß Über-
che Störungen darüber hinaus nicht nur Untersuchungen seit den frühen Achzi- hangeffekte auftreten. Bei älteren Pati-
einen erheblichen volkswirtschaftli- gerjahren konnte die Wirksamkeit von enten zeigt sich, im Gegensatz zu den
chen Schaden verursachen [12], son-
dern auch Risikofaktoren darstellen für
die Entwicklung verschiedener körper- Z U S A M M E N F A S S U N G
licher und seelischer Erkrankungen,
z. B. depressiver Episoden [10]. Grundlagen und Methodik: Im Rah- lagen. Befindlichkeit und Vigilanz am
men einer in 811 Hausarztpraxen Tage waren nur in seltenen Fällen be-
durchgeführten Anwendungsbeo- einträchtigt. Unerwünschte Arzneimit-
bachtung wurden Therapiesicherheit telwirkungen traten nur vereinzelt auf.
und Verträglichkeit von Zopiclon bei Von den behandelnden Ärzten wurde
Priv.-Doz. Dr. med. Dipl.-Psych. Michael H.Wiegand, 2416 Patienten mit Ein- und Durch- die Zopiclon-Medikation ganz über-
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychothera- schlafstörungen geprüft. wiegend als effektiv und akzeptabel
pie der Technischen Universität München (Direktor:
Professor Dr. med. Hans Förstl), Dr. rer. nat. Gabriele Ergebnisse: Insgesamt erwies sich Zo- eingestuft.
Roszinsky-Koecher, Dipl.-Biol. Blandina Schwalb: ehe- piclon als gut wirksam bei allen Formen Fazit: Zopiclon erwies sich im Rahmen
mals Fa. Rhône-Poulenc Rorer GmbH, Köln, Dr. rer. nat.
Wilhelm Fischer, Aventis Pharma Deutschland, Bad von Schlafstörungen; die subjektive einer Anwendungsbeobachtung in
Soden, Dr. rer. nat. Martin W. Eckert, Statistisches Gesamtschlafdauer verlängerte sich im Hausarztpraxen als effektives Schlafmit-
Institut für Marketing und Wissenschaft, Wegberg.
Mittel um zwei Stunden. Am meisten tel bei Ein- und Durchschlafstörungen.
Ximovan®; Hersteller: Aventis Pharma Deutschland, profitierten Patienten, bei denen keine Schlüsselwörter: Insomnie – Schlaf-
Bad Soden. körperlichen Belastungsfaktoren oder qualität – Hypnotika – Zopiclon – An-
Siehe auch die kommentierte Kurzfassung dieser Ar- somatische Begleiterkrankungen vor- wendungsbeobachtung
beit: M. H. Wiegand et al.: Schneller ein,- öfter durch-
und richtig ausschlafen. MMW-Fortschr. Med. 143 Eingereicht 10.8.2000 – Revision 29.11.2000 – akzeptiert 18.12.2000
(2001), 143.

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Zopiclon bei Ein- und Durchschlafstörungen

meisten Benzodiazepin-Hypnotika, gen Internisten). Die Fallzahl wurde so Statistische Auswertung


keine nennenswerte Verlängerung der bemessen, dass bei einer bundesweit Die dokumentierten Daten wurden sta-
Halbwertszeit. Muskel relaxierende multizentrisch angelegten Untersu- tistisch rein deskriptiv ausgewertet. Bei
und atemdepressorische Wirkungen chung ein weitgehend repräsentatives kontinuierlichen Variabeln wurden die
sowie unerwünschte Wirkungen auf Patientenkollektiv resultiert und gege- statistischen Kennwerte (n, Mittelwert,
kognitive Funktionen fehlen weitge- benenfalls auch Aussagen zu seltenen Median, Minimum, Maximum, Stan-
hend. unerwünschten Arzneimittelwirkun- dardabweichung) ermittelt und tabella-
Eine erste breit angelegte Anwen- gen gemacht werden können. Ange- risch aufgeführt. Von diskreten Variab-
dungsbeobachtung wurde 1995 von strebt und weitgehend erreicht wurde len wurden Häufigkeitsverteilungen
Clarenbach und Fischer [2] publiziert. eine Gleichverteilung der Prüfzentren mit prozentualem Bezug zur Gesamt-
Es wurden Wirksamkeit und Verträg- über alle deutschen Regionen. Ein- stichprobe angefertigt. Zusätzlich wur-
lichkeit von 7,5 mg Zopiclon pro Tag an geschlossen wurden Patienten mit den die Ausprägungsgrade von Ver-
7145 Patienten mit Ein- und/oder behandlungsbedürftigen Ein- und laufsparametern (Symptomatik) mit-
Durchschlafstörungen überprüft; die Durchschlafstörungen beliebiger Ge- hilfe von Kontingenztafeln (erste vs.
mittlere Behandlungsdauer betrug 43 ± nese. Eine Auswahl spezieller Patien- letzte Beobachtung) analysiert. Alle
31 Tage. Im Verlaufe der Behandlung tengruppen war nicht vorgesehen. In Freitextantworten wurden in geeignete
beseitigte Zopiclon die Schlafstörungen 765 Zentren erfolgte die Dokumentati- Kodierschemata übertragen und nume-
bei 63% der Patienten und verbesserte on mittels eines standardisierten Doku- risch ausgewertet. Die vorab definier-
den Schlaf bei fast allen übrigen Patien- mentationsbogens, in 46 Zentren wur- ten Subkollektive (z. B. Patienten mit
ten. Reduziert wurden auch die ängstli- de eine Online-Dokumentation über reinen Einschlafstörungen) wurden mit
che und depressive Symptomatik sowie das Internet durchgeführt. Beginn der den gleichen statistischen Methoden
körperliche Symptome. Morgen- und Beobachtung war September 1998, das analysiert wie die Gesamtstichprobe,
Tagesbefindlichkeit unter der Medika- letzte dokumentierte Behandlungsda- jedoch wurden die prozentualen Bezü-
tion wurde von 83% aller Patienten als tum war der 1.4.1999. Die Anwen- ge zur jeweiligen Anzahl Patienten des
„gut“ bezeichnet. Bei 91% der Patien- dungsbeobachtung wurde gemäß § 67 Subkollektives hergestellt.
ten beurteilten die Prüfärzte die Wirk- Abs. 6 AMG bei den kassenärztlichen Alle Nebenwirkungsmeldungen wur-
samkeit als „gut“. Unerwünschte Er- Vereinigungen und der zuständigen den gemäß BfArM-Anforderungen in
eignisse traten bei 4,2% der Patienten Bundesoberbehörde angezeigt. das CIOMS-I/II-System mit Codie-
auf, unerwünschte Arzneimittelwir- Zielparameter der Untersuchung wa- rung nach WHO-ART übertragen, re-
kungen bei 1,7%. ren in erster Linie die Sicherheit, Ver- gelmäßig an den Sponsor weitergeleitet
Ziel der vorliegenden Anwendungsbe- träglichkeit und Akzeptanz der Be- und im Abschlussbericht zusammen-
obachtung war es, in Replikation der re- handlung mit Zopiclon sowie die Art fassend dargestellt (line listing). Schwer
lativ kurz nach der Markteinführung und Häufigkeit unerwünschter Arznei- wiegende unerwünschte Ereignisse und
des Präparats von Clarenbach und Fi- mittelwirkungen. Letztere wurden auf Verdachtsfälle (nach ICH-Definition)
scher [2] durchgeführten Studie Infor- speziellen Dokumentationsbögen er- wurden innerhalb von 24 Stunden dem
mationen über den Einsatz von Zo- fasst. Daneben wurden verschiedene Sponsor zur weiteren Bearbeitung vor-
piclon, insbesondere über die Verträg- Zusatzinformationen erhoben: sozio- gelegt.
lichkeit und Wirksamkeit der Behand- demografische Daten, Angaben zu ak-
lung zu sammeln. Darüber hinaus sollte tuellen seelischen und körperlichen Be-
untersucht werden, inwieweit Wirk- lastungen, Begleiterkrankungen, Vor- Ergebnisse
samkeit und Verträglichkeit eine Bezie- und Begleitmedikation sowie verschie-
hung zu verschiedenen krankheitsbe- dene Aspekte der Beurteilung der Be- Beschreibung der Stichprobe
zogenen Variablen aufweisen. handlung durch den Arzt. Eingeschlossen wurden 2416 Patienten,
Verordnet wurden Ximovan®-Filmta- davon waren 855 (35,4%) männlich und
bletten (Zopiclon 7,5 mg); Dosierung 1480 (61,3%) weiblich. Das mittlere Al-
Methodik und Anwendungsdauer erfolgten ge- ter betrug 58,9 ± 14,4 Jahre. 1114 Pati-
mäß Gebrauchsinformation. Gegen- enten (46,1%) waren berufstätig. Etwa
Auswahl, Zielparameter, anzeigen wurden gemäß Gebrauchs- je ein Drittel der Patienten wohnte in ei-
Dosierung information beachtet. Die Dauer der ner Großstadt, in einer Kleinstadt oder
Die Anwendungsbeobachtung wurde Behandlung pro Patient richtete sich in einem ländlichen Gebiet (34,7%,
durchgeführt bei 811 niedergelassenen nach dem klinischen Befund und oblag 34,8% bzw. 28,8%). Unter den exoge-
Ärzten in ganz Deutschland (Allge- der Entscheidung des behandelnden nen Faktoren, die die Schlafqualität be-
meinmedizinern oder hausärztlich täti- Arztes. einflussen, standen Lärmbelästigungen

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Zopiclon bei Ein- und Durchschlafstörungen

an erster Stelle (Unruhe durch Famili-


enmitglieder, Mitbewohner oder Nach- Einschlaflatenzen
vor Behandlung unter Behandlung
barn: 32,4%; sonstige Lärmbelästi-
60%
gung: 18,3%). 14,8% der Patienten be-
richteten, dass mindestens ein weiteres 50%

Prozentanteil Patienten
Familienmitglied an Schlafstörungen
40%
leide.
Bei 44,3% der Patienten traten simultan 30%
Ein- und Durchschlafstörungen auf; 20%
27,1% litten unter isolierten Einschlaf-
störungen, 28,2% ausschließlich unter 10%

Durchschlafstörungen. Letztere mani- 0%


bis 15 min > 15 bis 30 min > 30 bis 60 min über 60 min
festierten sich in häufigem nächtlichen
Erwachen (69% der Stichprobe)
und/oder vorzeitigem frühmorgendli-
Abb. 1: Einschlaflatenzen bei Patienten mit initialen Einschlafproblemen (n =
chen Aufwachen (38,1%). 74,7% litten 1829) vor und unter der Behandlung.
unter einer verkürzten Schlafdauer. Bei
den meisten Patienten (65,3%) waren
bereits in der Vergangenheit Schlaf- Gewöhnungseffekten, 30,8% wegen probe. Zu den häufigsten körperlichen
störungen aufgetreten; in aller Regel beeinträchtigter Tagesbefindlichkeit Belastungsfaktoren gehörten interni-
hatte es sich dabei um die gleiche Art und 15,0% wegen „sonstiger Neben- stische Erkrankungen (20,3% der Ge-
von Störung wie zum aktuellen Zeit- wirkungen“. samtstichprobe) sowie Schmerzen
punkt gehandelt (90,5% dieser Unter- (19,7%).
gruppe). Bei 53,6% der Patienten mit Begleiterkrankungen. 1343 Patienten
einer positiven Insomnieanamnese wa- (55,6% der Stichprobe) litten an rele-
ren diese in der Vergangenheit „häufig“ vanten Begleiterkrankungen, am häu- Dosierung, Behandlungsdauer,
aufgetreten, 24,5% berichteten von figsten unter Hypertonie (46,8% dieser Begleitmedikation
„ständigen“ Schlafstörungen. Bei Untergruppe), koronarer Herzkrank- Die tatsächliche, aus den vom Arzt ge-
51,4% der Patienten mit früheren heit (17,3%), Herzinsuffizienz (13,8%) machten Datumsangaben rekonstru-
Schlafstörungen hatten diese monate- und Diabetes mellitus (10,1%). Nur bei ierbare Behandlungsdauer betrug im
lang angedauert, nur bei 11,9% be- 6,7% der Patienten mit Begleiterkran- Mittel 32,3 ± 32,0 Tage (Median: 25 Ta-
schränkte sich das Auftreten früherer kung wurde eine konkomitante De- ge). 1916 Patienten (79,3%) erhielten
Schlafstörungen auf wenige Tage. pression erwähnt. 1421 Patienten eine Tablette, 423 Patienten (17,5%)
(58,8% der Gesamtstichprobe) erhiel- eine halbe Tablette Zopiclon. 1794 Pa-
Frühere Schlafmittelbehandlung. ten eine (meist internistische) Begleit- tienten (74,3%) nahmen die Medika-
1215 Patienten (50,3% der Gesamt- medikation. tion regelmäßig, 551 (22,8%) nur unre-
stichprobe) hatten Erfahrungen mit gelmäßig.
früheren Schlafmittelbehandlungen; Belastungsfaktoren. Ausführlich wur-
54,3% davon hatten chemisch definier- den bei sämtlichen Patienten psychische
te Hypnotika erhalten. Lediglich und körperliche Belastungsfaktoren er- Wirksamkeit, Verträglichkeit
11,7% der mit Schlafmitteln behandel- fasst. Nur 1,7% der Patienten berichte- und Gesamtbeurteilung
ten Patienten berichteten von einem ten, gegenwärtig keinen besonderen Schlafqualität. Von den 1829 Patien-
guten Behandlungserfolg; 71,8% beur- psychischen oder körperlichen Belas- ten, die vor der Behandlung unter Ein-
teilten den Erfolg als gering, 11,9% be- tungen ausgesetzt zu sein; lediglich schlafproblemen litten (mit einer sub-
werteten die vorausgegangene Therapie 6,2% berichteten von ausschließlich jektiven Einschlaflatenz von überwie-
als erfolglos. 548 Patienten (22,7% der körperlichen Belastungsfaktoren. Die gend mehr als 30 Minuten), wiesen 95%
Gesamtstichprobe) wurden aktuell un- große Mehrzahl der Patienten berichte- unter der Behandlung eine normale
mittelbar von einem anderen Schlafmit- te von gegenwärtigen psychischen (d. h. bis 30-minütige) Einschlaflatenz
tel auf Zopiclon umgestellt; dabei wa- (44,2%) oder kombiniert psychisch/ auf (Abb. 1). Eine genauere Analyse der
ren folgende Gründe maßgeblich für körperlichen (47,4%) Belastungen. Der intraindividuellen Veränderungen zeig-
die Umstellung (Mehrfachnennungen am häufigsten genannte psychische Be- te für 90,7% eine positive Veränderung,
möglich): 73,9% wegen fehlender oder lastungsfaktor war „hohe berufliche Be- für 9,1% ein Gleichbleiben und für
ungenügender Wirkung, 55,1% wegen lastung“ mit 34,3% der Gesamtstich- 0,2% eine Verschlechterung der Ein-

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Zopiclon bei Ein- und Durchschlafstörungen

schlaflatenz. Die subjektive Schlafdau- Tabelle 1: Störungen der Schlafkontinuität vor und unter der Behandlung
er verlängerte sich im Mittel um zwei
Stunden (Median: fünf Stunden vor Vor Behandlung Unter Behandlung
Behandlung, sieben Stunden unter Be- Median Median (falls Vollständiger
handlung). Bei etwa einem Drittel der Symptom noch Rückgang
Patienten, die initial über intermittie- auftretend) (% der Fälle)
rendes Erwachen bzw. nächtliches
Wachliegen geklagt hatten, traten diese Intermittierendes Erwachen 4-mal 1-mal 32,5
Symptome unter der Behandlung (n = 1695)
überhaupt nicht mehr auf (Tabelle 1); Nächtliches Wachliegen 30 min 10 min 30,4
die übrigen wachten im Mittel nur (n = 1363)
noch einmal auf und lagen durch- Frühmorgendliches 90 min 30 min 72,5
schnittlich zehn Minuten wach (vor Wachliegen (n = 868)
Behandlung: viermaliges Aufwachen,
30 Minuten Wachliegen). Bei fast drei
Viertel derjenigen Patienten, die vor
Behandlung unter vorzeitigem Beeinträchtigung von Tagesbefindlich- ge, Metallgeschmack, Cephalgie, gene-
frühmorgendlichen Erwachen mit keit und Vigilanz an, lediglich 12,6% ralisiertes Ekzem, Hautrötung und Ge-
Wachliegen gelitten hatten, ver- fühlten sich mäßig oder erheblich be- dächtnisstörung.
schwand dieses Symptom unter der einträchtigt.
Behandlung; falls es noch auftrat, redu- Gesamtbeurteilung der Behandlung.
zierte sich die Dauer frühmorgendli- Verträglichkeit. Bei der Erhebung Die behandelnden Ärzte konstatierten
chen Wachliegens von im Mittel 90 auf wurden die Ärzte angehalten, von Pati- bei der überwiegenden Mehrzahl ihrer
30 Minuten. enten berichtete unerwünschte Arznei- Patienten (95,9%) eine Verbesserung
mittelwirkungen (UAW) zu dokumen- der Schlafqualität (Tabelle 3); in 3,7%
Morgen- und Tagesbefindlichkeit. tieren. Diese wurden jedoch nicht sys- der Fälle wurde eine geringe oder feh-
Die Variablen zur Morgen- und Tages- tematisch erfragt, da die erwartbaren lende Besserung, nur in zwei Fällen
befindlichkeit wurden lediglich unter unerwünschten Wirkungen zehn Jahre eine Verschlechterung berichtet. In
der Behandlung erfasst, sodass ein Ver- nach Markteinführung des Präparats 83,1% wurde die Behandlung als „sehr
gleich mit Ausgangswerten nicht mög- ausreichend bekannt erschienen. Uner- effektiv“ eingestuft. In 98% wurde die
lich ist. Die ganz überwiegende Mehr- wünschte Arzneimittelwirkungen Behandlung als „einwandfrei akzepta-
zahl der Patienten gab an, gut oder sehr wurden bei sechs Patienten dokumen- bel“, lediglich in 32 Fällen als „nicht
gut geschlafen zu haben und sich er- tiert. Im Einzelnen handelte es sich um akzeptabel“ beurteilt, in 13 davon we-
frischt oder erholt zu fühlen (Tabelle folgende Symptome (je ein Fall): bitte- gen fehlender oder unzureichender
2). Etwa zwei Drittel gaben keinerlei rer Geschmack und Pelzigkeit der Zun- Wirkung.

Tabelle 2: Morgen- und Tagesbefindlichkeit unter Tabelle 3: Gesamtbeurteilung der Therapie durch
der Behandlung den Arzt

% der Gesamt- % der Gesamt-


stichprobe stichprobe
Aufwachen, Morgenbefindlichkeit
– sehr gut geschlafen, erfrischt 26,7 Verbesserung der Schlafqualität
– gut geschlafen, erholt 59,4 – eindeutig besser als vorher 71,4
– gut geschlafen, aber matt 11,3 – besser als vorher 24,5
– kaum geschlafen, müde 1,9 – geringe/keine Besserung 3,7
– Verschlechterung 0,1
Tagesbefindlichkeit, Vigilanz
– keine Beeinträchtigung 68,1 Effizienz der Behandlung
– geringe Beeinträchtigung 18,6 – sehr effektiv 83,1
– mäßige Beeinträchtigung 2,7 – effektiv mit leichten Einschränkungen 13,8
– erhebliche Beeinträchtigung 0,7 – wenig effektiv/ineffektiv 2,8

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Zopiclon bei Ein- und Durchschlafstörungen

Subgruppenanalyse handenen Belastungsfaktoren determi- längerte sich stets im Mittel (Median)


In den Tabellen 4 und 5 sind die Ergeb- nierten demgegenüber deutlich stärker um zwei Stunden.
nisse einiger Subgruppenanalysen hin- die Wirksamkeit der Behandlung: Am
sichtlich der Wirksamkeit von Zopiclon meisten profitierten Patienten mit rein
aufgeführt. Tabelle 4 listet für die drei psychischen oder kombiniert psy- Einstellungen und Therapie-
Variablen „intermittierendes Erwa- chisch/somatischen Belastungsfakto- gewohnheiten der Ärzte
chen“, „nächtliches Wachliegen“ und ren von der Behandlung, im Gegensatz In 618 Fällen (25,6% der Gesamtstich-
„frühmorgendliches Wachliegen“ den zu Patienten mit rein somatischen Be- probe) gaben die behandelnden Ärzte
Prozentsatz von Patienten auf, bei de- lastungsfaktoren; besonders deutlich an, in erster Linie chemisch definierte
nen das betreffende Symptom anfangs wird dieser Unterschied bei den Schlaf- Substanzen als Hypnotika zu verschrei-
vorhanden war und unter der Behand- kontinuitätsvariablen der Tabelle 4. ben; in 801 Fällen (33,2%) wurden
lung dann überhaupt nicht mehr auf- Vorhandene Begleiterkrankungen min- pflanzliche Wirkstoffe präferiert. Für
trat. dern den Effekt der Behandlung, wie- die Entscheidung, einen bestimmten
Tabelle 5 führt die Prozentsätze von Pa- derum am deutlichsten beim intermit- Wirkstoff als Hypnotikum einzusetzen,
tienten auf, bei denen unter der Behand- tierenden Erwachen und nächtlichen standen folgende Aspekte im Vorder-
lung die im Kopf der jeweiligen Spalte Wachliegen. Ähnliche Ergebnisse grund: Wirksamkeit (40,5%), fehlendes
aufgeführte beste Bewertungsstufe (nicht in der Tabelle aufgeführt) ergab Abhängigkeitspotenzial (25,1%), Ne-
für die jeweilige Variable angegeben die Analyse der Patienten mit vs. ohne benwirkungsprofil (19,5%). In 1701
worden war (für die Morgenbefind- Begleitmedikation. Bei 548 Patienten Fällen (70,4%) wendeten die Ärzte bei
lichkeit wurden die Bewertungsstufen (22,7%) wurde eine unmittelbar vorher ihren schlafgestörten Patienten zusätz-
„sehr gut“ und „gut“ zusammenge- gegebene Schlafmedikation mit einer lich zur Medikation schlafbezogene
fasst). chemisch definierten Substanz durch nicht medikamentöse Therapieele-
Die Art der Schlafstörung beeinflusste Zopiclon ersetzt. Diese bereits unmit- mente an; häufigste Nennungen waren
den Therapieerfolg nur minimal: Pati- telbar vorbehandelten Patienten zeig- schlafhygienische Regeln, Entspan-
enten mit Einschlafstörungen, Durch- ten insgesamt unter der Behandlung et- nungsübungen, Bewegung, Änderung
schlafstörungen und kombinierten was ungünstigere Ergebnisse als die der Lebensgewohnheiten, Stressabbau.
Formen profitierten fast in gleichem nicht vorbehandelten Patienten. In 24,1% der Fälle sahen die behan-
Maße von der Behandlung, wobei Pa- In keinem Fall unterschieden sich die delnden Ärzte die Schlafstörung ihres
tienten mit reinen Einschlafstörungen Subgruppen hinsichtlich der Änderung Patienten als „einfache Befindlich-
etwas bessere Werte zeigten. Die vor- der subjektiven Schlafdauer: Diese ver- keitsstörung“ an, in 62,7% dagegen als

Tabelle 4: Subgruppenanalyse: Rückgang von Störungen der Schlafkontinuität unter Behandlung

Intermittierendes Erwachen: Nächtliches Frühmorgendliches


Vollständiger Rückgang Wachliegen: Wachliegen:
(% der Fälle) Vollständiger Rückgang Vollständiger Rückgang
(% der Fälle) (% der Fälle)
Art der Schlafstörung
reine Einschlafstörung (n = 654) – – –
reine Durchschlafstörung (n = 682) 34,3 33,4 73,7
Ein- und Durchschlafstörung (n = 1071) 30,3 27,7 72,2
Vorhandene Belastungsfaktoren
psychisch (n = 1068) 37,3 34,8 77,1
somatisch (n = 160) 13,8 14,3 34,8
psychisch und somatisch (n = 1146) 31,6 29,6 72,7
Begleiterkrankung
vorhanden (n = 1343) 27,2 25,0 68,4
nicht vorhanden (n = 1073) 39,8 38,1 78,7
Unmittelbare Vorbehandlung
zutreffend (n = 548) 24,4 23,6 62,3
nicht zutreffend (n = 1868) 35,2 32,7 75,8

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Zopiclon bei Ein- und Durchschlafstörungen

eine die Leistungsfähigkeit einschrän- Berücksichtigung der Besonderheiten gen, etwa die Hälfte der Patienten be-
kende Erkrankung. Bei 12,0% war die der Routineanwendung zu prüfen. richtet von „monatelang andauernden“
Insomnie ein Symptom einer ernsthaf- Über die Repräsentativität der Stich- Insomnien in der Vergangenheit. Dies
ten internistischen, neurologischen probe der beteiligten Hausärzte sowie entspricht der bereits früher berich-
oder psychiatrischen Erkrankung. Vor der eingeschlossenen Patienten kann teten hohen Prävalenz chronischer
Beginn der Behandlung wurden nach keine präzise Angabe gemacht werden; Schlafstörungen in Allgemeinpraxen
den Angaben der Ärzte in 87,1% der die Ergebnisse sind somit in erster Linie [6, 7] Überraschend, wenn auch kom-
Fälle die möglichen Ursachen für die von deskriptivem und heuristischem patibel mit früheren Berichten ist die
Insomnie ganz oder weitgehend abge- Wert. Allerdings spricht die große Zahl relative Wirkungslosigkeit bisher gege-
klärt. Eine Indikation zur Überwei- der beteiligten Ärzte und Patienten so- bener Medikamente: Nur 11,7% der
sung in ein Schlaflabor sahen die be- wie die breite Streuung in den meisten früher behandelten Patienten bezeich-
handelnden Ärzte lediglich in 10,1% erfassten soziodemografischen Para- nen deren Therapieerfolg als „gut“.
der Fälle, während sie in 63,2% defini- metern (z. B. die ausgeglichene Vertei- Wirkungslosigkeit der bisherigen Me-
tiv keine Veranlassung dazu sahen. In lung auf großstädtische, kleinstädtische dikation war auch bei fast drei Vierteln
25,8% der Fälle wären die behandeln- und ländliche Räume) dagegen, dass es der Patienten, die unmittelbar vorher
den Ärzte lediglich auf Wunsch des Pa- sich bei dieser Stichprobe um eine allzu mit einem Hypnotikum behandelt
tienten zur Überweisung in ein Schlaf- selektive Auswahl an Insomniepatien- wurden, der Grund für das Umsetzen
labor bereit gewesen. ten handelt. Die Geschlechtervertei- auf Zopiclon.
lung (etwa ein Drittel männlich, etwa
zwei Drittel weiblich) entspricht der
Diskussion Verteilung von Insomnien in der Bevöl- Externe Belastungen
kerung; auch die Altersverteilung ent- nicht unterschätzen
Hohe Prävalenz spricht den Angaben in der Literatur. So gut wie alle Patienten berichteten
chronischer Schlafstörungen Die meisten Patienten hatten bereits in von aktuellen seelischen, körperlichen
Die vorliegende Anwendungsbeobach- der Vergangenheit Schlafstörungen; ein oder „kombinierten“ Belastungsfakto-
tung zielte darauf ab, die Verträglichkeit Viertel der Stichprobe berichtet von ren, wobei berufliche Belastungen ganz
und Effektivität von Zopiclon unter „ständig vorhandenen“ Schlafstörun- im Vordergrund standen. Beachtlich ist

Tabelle 5: Subgruppenanalyse: Einschlaflatenz, Morgen- und Tagesbefindlichkeit sowie Gesamtbeurteilung unter


Behandlung

Einschlaf- Sehr effek- Morgenbe- Tagesbefin- Schlaf ein-


latenz unter tive The- finden: gut den: keine deutig bes-
15 min (%) rapie (%) oder sehr Beeinträch- ser als
gut (%) tigung (%) vorher (%)
Art der Schlafstörung
reine Einschlafstörung (n = 654) 50,6 88,7 90,4 72,3 75,7
reine Durchschlafstörung (n = 682) 65,4 82,8 87,4 65,5 70,1
Ein- und Durchschlafstörung (n = 1071) 52,3 79,8 82,8 67,2 69,5
Vorhandene Belastungsfaktoren
psychisch (n = 1068) 56,8 86,3 90,0 70,8 76,4
somatisch (n = 160) 51,3 76,9 78,8 54,4 55,6
psychisch und somatisch (n = 1146) 55,3 80,8 83,8 67,5 68,9
Begleiterkrankung
vorhanden (n = 1343) 54,5 80,2 82,3 65,3 66,4
nicht vorhanden (n = 1073) 57,0 87,1 91,7 72,2 78,5
Unmittelbare Vorbehandlung
zutreffend (n = 548) 52,9 76,8 80,1 64,6 58,6
nicht zutreffend (n = 1868) 56,3 84,9 88,0 69,2 75,1

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Zopiclon bei Ein- und Durchschlafstörungen

die hohe Zahl von Patienten, die ange- von Überhangeffekten dieser Substanz. Bemerkenswert ist auch, dass in der
ben, durch „externe“ Belastungen (vor Von den behandelnden Ärzten wird überwiegenden Mehrzahl der Fälle die
allem Lärm) im Schlaf gestört zu wer- Zopiclon mit überwältigender Mehr- Schlafstörung vom Arzt als eindeutig
den – ein Hinweis darauf, dass solche heit als effektiv und akzeptabel einge- krankheitswertig eingeschätzt wurde;
„trivialen“ Faktoren in der Insomnie- stuft. nur in 24,1% wurde sie als „einfache Be-
forschung nicht unterschätzt werden Nur ganz vereinzelt wurden un- findlichkeitsstörung“ angesehen; viel-
sollten. erwünschte Arzneimittelwirkungen leicht spiegelt sich auch hierein bereits
Die mittlere Behandlungsdauer mit Zo- beschrieben. Dieser Prozentsatz ist ein Wandel in der Einstellung vieler
piclon belief sich auf 32 Tage (Median: deutlich geringer als in der Anwen- Ärzte zur chronischen Insomnie. Auf
25 Tage). Gegenüber der von Claren- dungsbeobachtung von Clarenbach die sich mehrenden Befunde zu den ge-
bach und Fischer [2] publizierten An- und Fischer [2]. Diese deutlich geringe- sundheitlichen und volkswirtschaftli-
wendungsbeobachtung ist damit die re berichtete Inzidenz von UAWs chen Langzeitfolgen unbehandelter
mittlere Behandlungsdauer deutlich ge- könnte dem Umstand zuzuschreiben chronischer Schlafstörungen wurde be-
sunken (Mittelwert damals 43 Tage). sein, dass die behandelnden Ärzte das reits in der Einleitung hingewiesen.
Unterstellt man, dass die Behandlung Hypnotikum und die erwartbaren un-
mit der Abschlussdokumentation sei- erwünschten Wirkungen mittlerweile
tens des behandelnden Arztes tatsäch- gut kennen. Bei Therapieresistenz
lich beendet wurde, beträgt die Behand- Hinsichtlich der Einstellungen und ins Schlaflabor
lungsdauer für mehr als die Hälfte der Therapiegewohnheiten der behandeln- Widersprüchlich erscheint es, dass ei-
Patienten weniger als vier Wochen und den Ärzte fällt auf, dass etwa ein Drittel nerseits – zumindest nach den Angaben
ist damit konform mit der von der von ihnen pflanzliche Hypnotika prä- der Ärzte – die Ursachen für die
Deutschen Gesellschaft für Schlaffor- feriert, während die Zahl derer, die in Störung in der ganz überwiegenden
schung und Schlafmedizin (DGSM) erster Linie chemisch definierte Schlaf- Mehrzahl der Fälle vor Behandlungsbe-
empfohlenen Maximaldauer einer Be- mittel verordnen, etwas geringer ist. ginn abgeklärt wurden, nur in 10% der
handlung mit Benzodiazepinrezeptor- Das zeigt, dass sich pflanzliche Hypno- Fälle jedoch eine Schlaflaboruntersu-
agonisten [3]. Die deutliche Verkür- tika (zumindest in Deutschland) wei- chung in Betracht gezogen wurde. Hier
zung der Behandlungsdauer in einem terhin großer Beliebtheit erfreuen. besteht offenbar noch Informationsbe-
Zeitraum von wenigen Jahren könnte darf bezüglich der Indikationen zu
bereits Folge der intensiven Informati- einer polysomnografischen Untersu-
ons- und Fortbildungsmaßnahmen sei- Mit nicht medikamentösen chung: Bei einer chronischen, bisher
tens der Schlafmedizin und der Indus- Verfahren kombiniert therapieresistenten Insomnie sollte in
trie sein; die hohe Zahl von Patienten, Positiv zu bewerten ist das Ergebnis, der Regel eine Schlaflaboruntersu-
bei denen diese Dauer (zum Teil erheb- dass in etwa 70% der Fälle die behan- chung zur Objektivierung der Be-
lich) überschritten wird, verweist je- delnden Ärzte über die Verschreibung schwerden und zum Ausschluss orga-
doch auf einen weiterhin bestehenden von Zopiclon hinaus auch nicht medi- nischer Ursachen erfolgen [3].
Informationsbedarf. kamentöse schlafbezogene Therapie-
elemente anwendeten. Auch hier schla-
gen sich möglicherweise bereits ent- Fazit
Tagesbefindlichkeit sprechende Fortbildungsbemühungen Der Vergleich der Wirksamkeit von Zo-
nicht beeinträchtigt seitens der Schlafmedizin nieder: Ent- piclon bei Ein- vs. Durchschlafstörun-
Die Anwendungsbeobachtung konnte sprechend den Empfehlungen der gen ergab keine wesentlichen Unter-
insgesamt die gute hypnotische Wirk- DGSM zur Insomniebehandlung [3] schiede. Körperliche Belastungsfakto-
samkeit von Zopiclon erneut bestäti- sollte jede Pharmakotherapie eingebet- ren führen (ebenso wie Begleiterkran-
gen. Besonders eindrucksvoll ist die tet sein in ein übergeordnetes, in erster kungen) zu einer etwas schlechteren
Verkürzung der Einschlaflatenz bei fast Linie nicht medikamentöse Elemente Schlafqualität unter Zopiclonbehand-
allen Patienten, die initial über eine ent- enthaltendes Gesamtbehandlungskon- lung als psychische Belastungen. Dieser
sprechende Symptomatik geklagt hat- zept. Eine eingehende Darstellung mul- Unterschied zeigt sich deutlich in den
ten; aber auch die Schlafkontinuitätsva- timodaler, auch spezifische verhal- Schlafkontinuitätsvariablen, in der
riablen zeigen eine eindeutige, klinisch tenstherapeutische Verfahren ein- Morgen- und Tagesbefindlichkeit so-
bedeutsame Verbesserung. Die ver- schließender Therapiekonzepte der In- wie der Gesamtbeurteilung. Bei einer
gleichbar günstige Beurteilung von somnie findet sich bei Hajak und zum Teil durch somatische Komorbi-
Morgen- und Tagesbefindlichkeit be- Rüther [5] sowie Backhaus und Rie- dität hervorgerufenen und aufrechter-
stätigt erneut das weitgehende Fehlen mann [1]. haltenen Schlafstörung können durch

FORTSCHRITTE DER MEDIZIN Originalien 119. Jg., Nr. I/2001, M. H. Wiegand et al., Zopiclon 31
Zopiclon bei Ein- und Durchschlafstörungen

Hypnotikagabe nicht so gute Resultate Results: In general, zopiclone was efficient in all 8. Inman, W., Kubota, K., Pearce, G., Wilton, L.: PEM re-
forms of insomnia; the subjective sleep duration was port number 10. Zopiclone. Pharmacoepidemiol. Drug
erwartet werden wie bei mehr „psycho- prolonged for 2 hours on average. Patients without Safety 2 (1993), 499–521.
somatic complaints or comorbidity showed the 9. Ohayon, M. M., Caulet, M.: Psychotropic medication
genen“ Formen. greatest benefit. Daytime well-being and vigilance and insomnia complaints in two epidemiological stu-
Für die etwas schlechteren Behand- were in general not impaired. Drug related adverse dies. Can. J. Psychiatry 41 (1996), 457–464.
events occurred rarely; the great majority of the parti- 10. Roberts, R. E., Shema, S. J., Kaplan, G. A., Straw-
lungsergebnisse bei Patienten, die von cipating physicians rated the treatment with zopi- bridge, W. J.: Sleep complaints and depression in an
einem anderen Schlafmittel unmittelbar clone as efficient and acceptable. aging cohort: a prospective perspective. Am. J. Psy-
Conclusion: In this drug monitoring study, zopiclone chiatry 157 (2000), 81–88.
auf Zopiclon umgesetzt wurden, könn- proved an efficient hypnotic for the treatment of dis- 11. Simen, S., Hajak, G., Schlaf, G., et al.: Chronifizie-
orders of initiating and maintaining sleep. rung von Schlafbeschwerden. Nervenarzt 66 (1995),
ten (neben generell ausgeprägterer The- 686–695.
rapieresistenz) negative Erwartungs- Keywords: Insomnia – sleep quality – hypnotic drugs – 12. Stoller, M. K.: Economic effects of insomnia. Clin.
Zopiclone – drug monitoring study Ther. 16 (1994), 873–897.
haltungen verantwortlich sein. Die
meisten Umsetzungen erfolgten wegen
„Wirkungslosigkeit“ der Vormedika- Literatur
tion. Bemerkenswert ist dabei, dass 1. Backhaus, J., Riemann, D.: Schlafstörungen. Göttin-
auch für diese zuvor großteils therapie- gen: Hogrefe (1999). Für die Verfasser:
2. Clarenbach, P., Fischer, W.: Nachtschlaf und Tages-
resistente Untergruppe in über drei befinden schlafgestörter Patienten unter Zopiclon. Priv.-Doz. Dr. med. Dipl.-Psych. M. H.
Viertel der Fälle die Behandlung mit Psychopharmakother. 2 (1995), 1, 6–11. Wiegand, Klinik und Poliklinik für Psy-
3. Clarenbach, P., Steinberg, R., Weeß, H.G., et al.:
Zopiclon von den Ärzten als „sehr ef- Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der Insom- chiatrie und Psychotherapie der Techn.
nie. Nervenarzt 66 (1995), 723–729.
fektiv“ beurteilt wird. 4. Hajak, G.: A comparative assessment of the risks and Univ. München, Ismaninger Straße 22,
benefits of zopiclone. A review of 15 years’ clinical ex- D-81675 München.
perience. Drug safety 21 (1999), 457–469.
5. Hajak, G., Rüther, E.: Insomnie. Ursachen, Sympto-
Summary: Effectiveness of Zopiclone in Disorders of matik und Therapie. Springer, Berlin 1995.
Initiating and Maintaining Sleep. Results of a Drug 6. Haldemann, R., Good, M., Holsboer-Trachsler, E.:
Monitoring Study Epidemiologische Studie über Schlafstörungen bei
Patienten in Schweizer Allgemeinpraxen. Schweiz.
Background and method: In a drug monitoring study Rundsch. Med. Prax. 85 (1996), 1656–1662.
with 811 participating general practitioners, safety 7. Hohagen, F., Rink, K., Schramm, E., et al.: Prevalence
and tolerability of zopiclone were studied in 2416 pa- and treatment of insomnia in general practice. A longi-
tients with disorders of initiating and maintaining tudinal study. Eur. Arch. Psychiatry Clin. Neurosci. 242
sleep. (1993), 329–336.

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