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Sternschaltung

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Allgemeine Sternschaltung:
Jeder Anschluss ist über einen Widerstand mit dem Sternpunkt verbunden.

Eine Sternschaltung ist die Zusammenschaltung von beliebig vielen Anschlüssen


über einen Widerstand an einen gemeinsamen Punkt, der als Sternpunkt bezeichnet
wird.

Eine Sternschaltung mit n Klemmen lässt sich über die Stern-Polygon-Transformation


in eine äquivalente Polygonschaltung mit Widerständen umwandeln. Hierbei
gilt für die Leitwerte der Widerstände die Umwandlung

mit

umwandeln, wobei .

Inhaltsverzeichnis
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• 1 Sternschaltung mit 230 V Dreiphasenwechselstrom


o 1.1 Sternpunktbehandlung
 1.1.1 Niederohmige Sternpunkterdung (NOSPE)
 1.1.2 Strombegrenzende Erdung
 1.1.3 Isolierter Sternpunkt
 1.1.4 Resonanzsternpunkterdung
 1.1.5 Aktive Sternpunkterdung
• 2 Literatur

• 3 Siehe auch

Sternschaltung mit 230 V Dreiphasenwechselstrom


[Bearbeiten]

Sternschaltung
für Drehstromkreis an einem dreiphasigen 230-V-Netz mit 120° Phasenverschiebung

In der Sternschaltung werden die drei Phasenstränge eines Drehstromsystems an


jeweils einem Ende zusammengeschaltet. Der so entstandene Zusammenschluss bildet
den Mittelpunkt, der auch Sternpunkt oder Neutralpunkt genannt wird. Bei
Drehstrommotoren und anderen symmetrischen Lasten kann auf die Verbindung von
Sternpunkt und Neutralleiter verzichtet werden, da sich hier die Ströme im Sternpunkt
aufheben. Die freien Enden werden dann mit den Außenleitern (L1, L2 und L3)
verbunden.

Diese Schaltung hat den Vorteil, dass man bei symmetrischer Belastung (d. h. die drei
Stränge U, V, W haben die gleiche Impedanz) zwei unterschiedliche Spannungen
abgreifen kann. Ausgehend von einer in Deutschland üblichen Phasenspannung sind
dies zwischen einem der Außenleiter (L1, L2 oder L3) und dem Neutralleiter (N) 230
V. Greift man jedoch die Spannung zwischen zwei Außenleitern ab, z.B. L1 und L2,
erhält man 400 V.

Der Verkettungsfaktor gibt das Verhältnis von Außenleiterspannung/verkettete


Spannung (400 V) zu Phasenspannung/Sternspannung (230 V) an. Er entspricht bei
drei Phasen der Quadratwurzel aus 3, gerundet 1,732. Beispielsweise folgt aus einer
Sternspannung von 230 V die verkettete Spannung von:

Durch geeignete Transformatoren ist es möglich, ein Vier-Leiter-


Sternschaltungssystem in ein Drei-Leiter-Dreieckssystem umzuwandeln – und
umgekehrt.

Einzelne Phasenstränge dieser Schaltung finden in Haushalten als bekannter 230-V-


Anschluss (Schukosteckdose) für sogenannte Teilverbraucher ihre Verwendung.
Der gemeinsame Einsatz der drei Phasenstränge erfolgt unter anderem bei
Elektromotoren (Drehstrommotor) und elektrischen Heizsystemen. Hier werden die
Enden der drei Phasenstränge dann wie folgt bezeichnet:

• u1 - u2
• v1 - v2
• w1 - w2

Um z. B. einen Elektromotor in Sternschaltung zu betreiben, werden die Außenleiter


L1, L2 und L3 mit den Strangenden u1, v1, und w1 folgendermaßen verbunden:

• L1 - u1
• L2 - v1
• L3 - w1

Die übrigen Enden der Phasenstränge u2, v2 und w2 werden gebrückt (miteinander
verbunden) und ergeben den eingangs erwähnten Sternpunkt.

Die Energieversorgungsunternehmen streben eine gleichmäßige Belastung der drei


Phasenstränge an. Da die drei Phasenstränge in der Praxis ungleichmäßig belastet
sind, fließt im Neutralleiter deshalb ein vom Grad der Asymmetrie abhängiger
Ausgleichsstrom.

Sternpunktbehandlung [Bearbeiten]

In Nieder- und Mittelspannungsnetzen erfolgt eine differenzierte


Sternpunktbehandlung. Dabei wird generell zwischen der oben beschriebenen
niederohmigen Sternpunkterdung, der Resonanzsternpunkterdung,der
strombegrenzenden Erdung, dem isolierten Sternpunkt und der aktiven
Sternpunkterdung unterschieden.

Niederohmige Sternpunkterdung (NOSPE) [Bearbeiten]

Die niederohmige Sternpunkterdung soll im Fehlerfall dafür sorgen, dass ein Strom
fließt, der hoch genug ist, die Schutzgeräte des Netzschutz ansprechen zu lassen.
Gleichzeitig soll der Strom aber einen bestimmten Grenzwert nicht überschreiten, um
Schäden an Betriebsmitteln oder Anlagenteilen auszuschließen. Wie der Fehlerstrom
ausgewertet wird und welche Aktionen durch die Schutzgeräte ausgelöst werden
(sofortiges AUS, Automatische Wiedereinschaltung), hängt letztlich vom
vorhandenen Netz ab.

Strombegrenzende Erdung [Bearbeiten]

Der Sternpunkt des Dreileitersystems wird über eine Resistanz gegenüber dem
Nullpotential angeschlossen. Es treten die gleichen Vorteile wie bei der NOSPE auf,
nämlich, dass eine schnelle selektive Abschaltung des Fehlers erfolgt. Ein weiterer
Vorteil ist, dass die Fehlerströme nicht die Größe der Fehlerströme bei der NOSPE
erreichen und so die Leistungsschalter, die zur Durchführung der Kurzunterbrechung
notwendig sind, für geringere Fehlerströme dimensioniert werden können.
Ein Nachteil besteht hier allerdings darin, dass bei ausgedehnten Netzen der
Fehlerstrom eventuell zu klein sein könnte, um vom Schutz als solcher erkannt zu
werden.

Isolierter Sternpunkt [Bearbeiten]

Diese Erdungsart wird meist in Mittelspannungs-Netzen mit geringer Ausdehnung,


beispielsweise am Kraftwerksgenerator oder im Kraftwerkseigenbedarf, eingesetzt.
Dort ist meist mit symmetrischen Belastungen und symmetrischer Erzeugung zu
rechnen, sodass keine unzulässigen Sternpunktverlagerungsspannungen im
Normalbetrieb auftreten. Da ein eventueller Fehlerstrom von den Erdkapazitäten der
nachfolgenden Leitungen bzw. Kabel bestimmt wird, darf deren Ausdehnung einige
Kilometer nicht überschreiten, sodass der zulässige Fehlerstrom von 100 A nicht
überschritten werden kann.

Ein Vorteil von Netzen mit isoliertem Sternpunkt ist, dass im Fehlerfall keine
sofortige Abschaltung notwendig ist. Wenn z.B. ein einpoliger Erdschluss auftritt, ist
der Erdschlussstrom so klein, dass nicht abgeschaltet werden muss. Bei diesem
Fehlerfall wird allerdings die Spannung gegenüber Erde der anderen zwei Phasen um
den Faktor erhöht, was zu einer stärkeren Isolationsbeanspruchung führt. Deshalb
sind isolierte Sternpunkte nicht in Höchstspannungsnetzen möglich.

Resonanzsternpunkterdung [Bearbeiten]

Bei der Resonanzsternpunkterdung wird der Sternpunkt über eine sogenannte


Petersen-Drossel auf Erde gelegt. Die Größe der Induktivität wird dabei auf die
Streukapazitäten der Leitungen gegenüber Erde abgestimmt, sodass eine Resonanz bei
knapp über 50 Hz im Erdschlussfall auftritt, also der Widerstand von Petersen-Drossel
und Erdkapazitäten nahezu gleich groß ist. Das Prinzip beruht darauf, dass der
überwiegend kapazitive Fehlerstrom mit einer Phasenverschiebung von + 90° durch
einen entsprechenden induktiven Strom, hervorgerufen durch die Petersen-Drossel,
mit einer idealen Phasenverschiebung von - 90° kompensiert wird.

Es wird jedoch meist eine Verstimmung des Schwingkreises von 10-20 %


vorgesehen, damit bei unkontrollierten Abschaltungen langer Freileitungen, bspw. im
Fehlerfall, die Resonanzfrequenz nicht genau 50 Hz beträgt, sondern weiterhin leicht
darüber. Würde die Resonanzfrequenz genau 50 Hz betragen, so könnte es zu
Resonanzüberhöhungen der Spannung im Sternpunkt kommen und eine Gefährdung
des Betriebes könnte vorliegen. Ein weiterer Vorteil der leichten Überkompensation
ist, dass induzierten Strömen paralleler Drehstromsysteme (bspw. zwei Systeme
verschiedener Spannungsebenen auf einem Freileitungsmast) ein definierter
Widerstand ungleich 0 entgegengesetzt wird und diese so nicht unzulässig hoch
werden können.

Der Vorteil dieser Methode ist, dass eine unterbrechungsfreie Versorgung der
Verbraucher, sowie untergeordneter Netzstrukturen möglich ist. Es entsteht jedoch
eine Spannungsüberhöhung in den intakten Phasen um den Faktor , und bei
Kabelnetzen ist durch die hohen Kapazitäten zur Erde mit hohen Kurzschlussströmen
zu rechnen und dadurch mit einer starken Erwärmung der Betriebsmittel. In
Hochspannungsnetzen kann die Resonanzsternpunkterdung so nicht mehr eingesetzt
werden. Es fließt zusätzlich zu dem kapazitiven Erdstrom noch ein Wirkstromanteil
über die Betriebsleitwerte der Leitungen. Dieser wird von der Petersen-Drossel nicht
kompensiert. Es ist eine aktive Sternpunkterdung notwendig, die einen um 180°
phasenverschobenen Wirkstrom einprägt, sodass er sich mit dem Wirkreststrom zu
Null ergänzt.

Aktive Sternpunkterdung [Bearbeiten]

Im Falle der aktiven Sternpunkterdung wird mit Hilfe einer leistungselektronischen


Messeinrichtung und einem statischen Umrichter eine dem Wirkreststrom
entgegengesetzte Komponente in das Nullsystem des Netzes eingeprägt. So kann der
Wirkreststrom nahezu komplett kompensiert werden, sodass ein Selbstlöscheffekt am
Lichtbogen aufgrund der geringen verbleibenden Stromstärke einsetzt. Diese
Sternpunktbehandlung besitzt bis heute keine abschließende Marktreife und wird
meist nur in Versuchsanlagen oder Industrienetzen eingesetzt. Mit diesem Konzept ist
es jedoch auch möglich, Höchstspannungsnetze bei einem vorliegenden Fehler
unterbrechungsfrei weiterzubetreiben und so eine dauerhafte Versorgung der
Verbraucher, ohne Einsatz der Kurzunterbrechung, zu gewährleisten.

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