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Wie komme ich mit Geisteswissenschaften in die
Medien?

Thoralf Dietz

„Die Geisteswissenschaften sind die Gewinner der zweiten Runde der Exzellenzinitiative!: Dies
verheißt die Pressemitteilung des Redaktionsbüros zum Jahr der Geisteswissenschaften 2007.

Was können wir tun, damit die Geisteswissenschaften nicht nur exzellent forschen, sondern auch
exzellent kommunizieren?

Gliederung Seite

1. Ausgangssituation 2
2. Kommunikationsziele: lokal, überregional, international 4
2.1 Kommunikation in der Region 4
2.2 Überregionale Kommunikation, Fachmedien, „Kompetenz-PR“ 6
3. Beispiele für erfolgreiche Kommunikation 10

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F 7.3 Zielgruppen im Visier: Wie gewinne ich Studierende, Mitarbeiter, Ehemalige?

Spezifische Zielgruppen erreichen

1. Ausgangssituation
Ist es ein Vorurteil, dass es Geisteswissenschaften schwerer haben, in
den Medien Gehör zu finden? Ein Blick in die Medien scheint diesen
Eindruck zu bestätigen: Wissenschaftsseiten der großen Tages- und
Wochenzeitungen behandeln eher naturwissenschaftliche und medizi-
nische Themen. Große Themenkomplexe sind der Klimawandel,
Energieforschung und neue medizinische Erkenntnisse (Wirkstoffe,
Behandlungsmethoden etc.). Beliebt ist auch das Thema Astronomie.

Geisteswissenschaften findet man dort kaum. Politikwissenschaft fin-


det noch im Politikteil der Medien Gehör – insbesondere im Umfeld
der Demoskopie oder durch Gastkommentare; ähnliches gilt für die
Wirtschaftwissenschaft.

Klassische Geisteswissenschaften (Germanistik, Anglistik, Philoso-


phie) finden sich jedoch allenfalls im Feuilleton – und fristen dort eher
ein Schattendasein.

Der Forscher im Geisteswissenschaftliche Inhalte gelten häufig als weniger spektakulär


stillen Kämmerlein... (als bahnbrechende Erkenntnisse in der Energieforschung oder der
Astronomie) und als weniger lebensnah (als beispielsweise medizini-
sche Forschungsergebnisse). Zudem ist die Arbeitsweise in den Geis-
teswissenschaften eine grundsätzlich andere: Häufig erfolgt die Arbeit
über Jahre hinweg vor allem „im stillen Kämmerlein“ (das bekannte
Bild des Elfenbeinturms soll hier nicht bemüht werden). Geforscht
wird am Schreibtisch, in Archiven und in Bibliotheken. Nach Jahren
mühevoller Kleinarbeit liegt das Ergebnis vor: Oft eine Monografie
über eine Spezialfrage der jeweiligen Disziplin – die häufig in erster
Linie für das Fachpublikum von Interesse ist.

Carsten Könneker, Verlagsleiter bei Spektrum der Wissenschaft, bestä-


tigt diesen Eindruck am 12.01.10 im Blog auf www.wissenslogs.de:

Geisteswissenschaften werden in der breiten Öffentlichkeit weniger


stark wahrgenommen als Natur- und Ingenieurwissenschaften. Dafür
gibt es Gründe:

1. Ihre Untersuchungsgegenstände sind oft weniger konkret. Man


könnte auch sagen, sie sind nur schwer superlativierbar – eine
wichtige Voraussetzung, um etwa schon Kinder für Forschung zu
begeistern. So sind im Guinness-Buch der Rekorde jährlich grob
geschätzt 80% der Einträge irgendwie naturwissenschaftlich-
technisch konnotiert. Breite, vor allem "bildungsferne" Bevölke-
rungsschichten begegnen Wissen und Wissenschaft aber nun
einmal über Superlative und Metaphern. Genau darauf setzen
auch populärwissenschaftliche Medien ("Die größten Rätsel der
Physik"; "Schwarze Löcher im Universum").

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Zielgruppen im Visier: Wie gewinne ich Studierende, Mitarbeiter, Ehemalige? F 7.3

Spezifische Zielgruppen erreichen

2. Die Naturwissenschaften werden fast ausschließlich über Anwen-


dungen (Hybridmotor) oder über Grundlagenforschung (Higgs-
Boson-Nachweis am LHC?) wahrgenommen. Die theoretischen
Naturwissenschaften werden außerhalb der Scientific Community
ebenfalls kaum beachtet. Damit teilen sie das "Schicksal" der
Geisteswissenschaften.

Er äußert die Ansicht, dass Geisteswissenschaftler aufgrund dieser


Voraussetzungen einen höheren Aufwand betreiben müssten, um von
den Medien wahrgenommen zu werden. Er nennt weitere Probleme:

Da sie aufgrund ihrer weniger leicht superlativierbaren Untersu-


chungsgegenstände von vornherein im Nachteil sind gegenüber ihren
Kollegen aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften, könnte man
meinen, dass Geisteswissenschaftler sich stärker bemühten, ihre Ar-
beit breitenwirksam darzustellen. Und weil sie in ihrem Alltag vielfach
mit Medien, vor allem mit Texten, umgehen, wäre außerdem anzu-
nehmen, dass Geisteswissenschaftler cleverer mit den verschiedenen
Medien umzugehen wissen, ihre jeweiligen Stärken und Schwächen
professioneller nutzen würden. Beides ist in der Tendenz nicht der
Fall.

Ein erstes Fazit lässt sich aus diesem Urteil ziehen: Unabdingbar ist
eine professionelle Pressearbeit für die Geisteswissenschaften. Nutzen
Sie daher die Kompetenz Ihrer Pressestelle.
Redaktionen leiden unter einer Flut an Pres-
semitteilungen, in der Regel bleiben nur weni-
ge Sekunden Zeit, um zu entscheiden, ob eine
Pressemitteilung aufgegriffen wird oder in den
Papierkorb wandert.
Eine formal wie inhaltlich korrekte und nach
Welche Möglichkeiten bestehen, auch mit den Erwartungen der Journalisten aufgebaute
geisteswissenschaftlicher Forschung in der Pressemitteilung ist unabdingbar.
Öffentlichkeit Gehör zu finden, soll dieser Versuchen Sie, an Ihrer Einrichtung Kompe-
Beitrag zeigen. Er soll Ihnen gezielt Tipps für tenz für das Verfassen von Pressemitteilung
die alltägliche Arbeit an die Hand geben. aufzubauen, z. B. durch Teilnahme an entspre-
chenden Seminaren. Sie erleichtern damit
auch Ihrer Pressestelle die Vermittlung Ihrer
Ziele.

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F 7.3 Zielgruppen im Visier: Wie gewinne ich Studierende, Mitarbeiter, Ehemalige?

Spezifische Zielgruppen erreichen

2. Kommunikationsziele: lokal, überregional,


international

2.1 Kommunikation in der Region

2.1.1 Kommunikationsziele für die Region

Was sind die strategischen Ziele der Kommunikation im regionalen


Umfeld?

• Vermittlung eines positiven Images

• Wohlwollen bei lokalen und regionalen Entscheidungsträgern

• Aufgeschlossenheit gegenüber der Universität/Fachhochschule


bzw. der Wissenschaftseinrichtung

• Forschung und Bildung als wichtige Standortfaktoren kommunizie-


ren

• Studierendenakquise

• Rechenschaftslegung über die Verwendung öffentlicher Mittel

2.1.2 Zielgruppen

Abgeleitet von den Zielen, sind die Zielgruppen auf lokaler Ebene
relativ eindeutig identifizierbar:

• Regionale Entscheidungsträger (Abgeordnete, Bürgermeister etc.)

• Schulen, Schüler, Eltern

• Sponsoren für Tagungen, Projekte, Publikationen

• „Breite“ Öffentlichkeit

• Medien

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