Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Es ist später so, daß einer der Unterredner eine These auf¬
eigene Ansicht durchfechten, bis sich eine der Thesen als die
und Br. so, daß einer fragt, der andere antwortet, bis der
eine nichts mehr zu fragen hat oder der andere nicht mehr
zu antworten weiß : wer das letzte Wort behält, ist der Sieger.
für den Sieg einer Lehre und die Bekämpfung einer Irrlehre
1) In den Brähmanas siud wohl keine vor Sat. br. X—XIII literarisch
verwendet. In der folgenden Schilderung sind nicht berücksichtigt das
irritierende Fragen (C 1,10; Sat. XII, 9, 3;, die sachliche Einzelfrage
(Sat. X, .5, 5), der Fragetausch (Sat. XII, 6, 1, 39), die Frage als bloße
Darstellungsform (Sat. X, 3, 2). Z im Thema vgl. Oldenbehg, Lehre der
Upanishaden 160 ff.
2) Auch später selzt sich gelegentlich die Eitelkeit der Menscheu
auch auf dem Gebiet der Debatten durch und wir sehen z. B. bei Caraka
III. 8, 15 ff. die Arzte so gut wie nur für ihren Rubm und damit ein Au¬
wachsen der Zahl ihrer Patienten debattieren. Trotzdem ist die Norm
der Debatten eine undere, vgl. z. B. 1, 25; I, 26; aber vgl. S. 243, Anm. 3.
2 i
W. Rüben, Über die Debatten in den alten Upanisad's
Lohn haben: dahin geht das Interesse selbst des großen, später
IV, 1,1; Öat. XI, 6, 3, 2). Ist aber einer der Gegner ein König
1) Sat. XI, 5, .3, 13; B II, 1, 14: nicht er.spart; wohl C V, 11,7: aber
in der älteren Fassung Saf. X, 6, 1, 3 nicht! Sat. XI, 4, 2, 20: ein Ksi
als Grhapati erspart es einem Adhvaryu.
2) Die Zusammenkunft hieß samiti (B VI, 4, 18; C V, 3, 1; vgl.
Zimmer, Altiud. Leben, S. 172ff.); man sprach von swnupa-vis (C 1,8),
kathä (C I, 8), samväda (B IV, 3, 1; II, 1, 2 = Kaus. up. IV, .3) oder hrah-
modi/a (B III, 8, 1; 12; Sat. XI, 0, 2, 5; Säyana zu Sat. XI, 5, 6, 8 zitiert
als Beispiel für väkoväki/a die Debatte Sat. XI, 4, 1,4, die als brahmodya
bezeichnet wird ; Weber, Lit. Gesch., S. 135 verweist auf den väkoväkya.
240 W. Rüben, Über die Debatten in den alten Upanisad's
etwa der eine zu fragen (C V, 3), oder der eine vermißt sich,
eine besondere Lehre zu verkünden, und wird von dem anderen
anderen gehört hat (B IV, 1), und sein Gegner setzt sich so
riclitet sie gegen den ersten; wenn auch der erste nicht mehr
als Sieger fühlt, stellt sich den Fragen seiner Gegner, einem
nach dem anderen ; und als ihn keiner mehr zu fragen weiß,
dem einen Gegner nur ein aus der Schar als Kämpfer {virä)
was auch der Gegner wissen sollte, Fragen, die man mit dem
Man fragte dann aber auch Dinge, die der Gegner nicht
wissen konnte und sollte; etwa solche Sachen, die einem ein
Yäjfi. auch auf solche Fragen antworten kann nnd damit eine
Art Allwissen an den Tag legt, so ist an dieser Stelle freilich
selber die Antwort nicht wußte, und das pflegte zum Ende
alten Upp. nun einmal so, daß man die apodiktisch behauptete
Mehrwissenden.
Dies ist das fast stereotype Ende der Debatten, denn die
Sieger droht bei seiner letzten Frage oft genug damit, daß
könnte; denn wie das Wissen eine magische Macht ist (vgl.
dem letzten der Unterredner des Yäjn. der Kopf ab; die
1) Der Satz fehlt in Sat. XI, G, .3; in Jaim. Br. 11, 76 steht er kürzer.
Sicher sollte damit nicht die Richtigkeit der Antwort gewährleistet werden.
2; vi-]>at : vinpastain put, Sai'ikura zu B III, 7, 1 ; C, 1; I, 3, 24; weil
Del'ssen usw. diese mechanische Wortauflösung wörtlich nahmen, über¬
setzten sie : zerspringen.
2 5 *
242 W. Ruben, Uber die Debatten in den alten Upanisad's
lassen (äat. XI, 4, 1, 1), und die Scheu, daß man nämlich den
werden mich fragen, und ich werde wohl nicht alles wissen".
geistigen Auge, wie man später Bücher liest; man flndet (vid),
entdeckt objektiv bestehende Wahrheiten ; es ist kein Erfinden
2 0 *
W. Ruben, Über die Debatten in den alten Upanisad's 243
zeitig ist es doch ein bestimmtes Wissen, und als solches trägt
es gewissen Lohn. Wenn z. B. einer (C V, 13) die Sonne für
den ätman vaisvänara hält, während die Sonne nach dem Wissen
des Siegers nur sein Auge ist, so kann der Unwissende blind
zeitig den Lohn ein, daß er irdische Güter, wie einen Maul¬
mal identifiziert Gärgya einen Geist mit dem ätman; alle diese
des atman: vielmehr, alles, was er gelernt hat, gilt ihm als
Es gab damals (aber vgl. Kap. II!) noch gar nicht den
Die alten Upp. stehen damit auf einem Standpunkt vor aller
das Auge sieht, richtig gesehen ist*). Und ebenso ist auch
das mit dem Auge des Geistes Gesehene eo ipso richtig ge¬
eine Frage gestellt wird, die er, der Sieger, aber auch der
die Cärväka's und der kritischste Logiker Dignäga an. Dagegen wirkt
es schon wie ein Fortschritt an Kritik, wenn das Gehör an Wert unter
das Gesicht gestellt wird (Sat. I, 3, I, 27; B V, 14, 4).
2) B 111,9,23: hrdayena sat;/ain jänäti; C VIII, 12,5: mano ''sya
(sc. ätmanali) daivam cnksus (s. u. S. 252).
3) Der Irrtum ist entsprechend nach dom Nyäya cin (vermeintliches)
Erkennen einer Sache A, während eine Sacbe B zu erkennen ist: A und
B sind an sich beide zu erkennende Realitäten (Nbh. VIb 32, ASS.);
eigentlich gibt es keinen Irrtum, wie die spätere Mlmäiiisä behauptete.
4) Sat. XI, 6, 3, 11 = Jaim. Br. II, 77 ist au falscher Stelle, weil
Väji"!. bisher immer hat antworten könuen und also niemand .überfragt'
hat. Die alte Rahmeuerzählun;. XI, 6, 3, 1—3 und 11, die B III, 1, 1—2
und 9, 18 und 26 ähnlich ist, paßt nicht zum Dialog in Sat. 4—10, der
B III, 9, 1—9 gleicht, und ist in B unter Anschluß an den neu ange¬
schobenen Dialog 10—17 umgebildet.
246 W. Ruben, Über die Debatten in den alten Upanisad's
einander, j
Nun gab es zwar schon sicher zur Zeit des I. und X. Buches!
der Gedanken, aber wir wissen von keiner Prüfung auf ihre;
1) Man könnte erwarten, daß der Ricbter eine Urteils- und Straf-;
begriindung gegeben habe, aber seine Sprücbe würden wohl als Macht-!
worte oder als Inspiration Geltung gehabt haben, wenn man danach ge-'
fragt hätte. Zimmer weiß bei der Rechtsprechung nur von den vidmmsa^]
zu berichten, die das Gestohlene durch intuitives Wissen wiederfanden;
Kopfabfliegens.
In der ältesten Brähmana-Prosa gibt es dann schon Be¬
ein Kriterium für die zeitliche Anordnung der Stücke der Br.
1) In Taitt. Br. I, 1 (1—10) gibt es nur zweimal tasmät (4, 2; 10, 4),
fünf Al (und zwar beteuernd : 3,2; 3,4; 4,2; 9,5; 9,7), häufig ttin rai ...
era; es handelt sich um Etymologien (3, 7; 3, 10; 5, 4; 10, 6 usw.), Ätio¬
logien (3, 10 usw.) und eine Analogie (10, 6); vgl. dagegen S. 249, Anm. 1.
Auffallend ist, daß im PaficaviniSa-Br., das allgemein als das älteste ange¬
sehen wird, z. B. in X, 4, 2; 5, 2 yasmät ... tasmät vorkommt; fiir yasmäi,
dus sonst im RV. und den Br. und Upp. nirgends conjunktionell verwendet
ist, kennt Delbrück, § 290, nur zwei Fälle in 6at. IV, 4, 4, 3; 2, 2. 6:
„weshalb das ... so genannt ist' (ohne tasmät).
2) Zu vielen Stellen, die ein tasmät haben, gibt es Parallelen ohne
tasmät. C V, 2, 2 (tasmät) = B VI, 1, 14 (ohne); C V, 3, 7 (tasmät) ist
eine Variante von B VI, 2, 8 (ohno); zwei überarbeitete uud erweiterte
Versionen eines Stückes siud C I, 2—3 und B I, 3 : C I, 2, 1 —8 (und Jaim.
up. Br. I, 60; II, 3 mit tasmät) = B I, 3, 1-7 (und Jaim. up. Br. II, 1;
10: ohne); B ib. 19-21 (/a*wi(T«) = C ib. 10—12 (ohne); B ib. 17 f. (tasmät)
= C ib. 9 (ohne); die Zusätze in B ib. 22 und 25 und der in C I, 3, 2—4
haben ta.-mät.
W. Rdben, Über die Debatten in den alten Upanisad's 249
(B III) nicht etwa das Wissen von atman, brahnian und karman
als das wesentliche hinstellt, sondern mit derselben Gründ¬
„Seiend war dieses im Anfang, mein lieber, eines nur, ohne ein
und des Unterrichts stammt folglich aus einer Zeit, die wesent¬
lich vor der Endredaktion der Upp. und Br. zurückliegt; und
hlieb, als das Denken bereits vom Dogma und der Intuition
Sohn gibt, daß nämlich das Seiende unmöglich aus einem Nicht¬
Festes der Keim der drei Konstituenten der Materie des Sämkhya
Alte nicht als veraltet, das Neue nicht als umstürzlerisch er¬
auf dem Gebiet des Ritus, dem sozusagen praktischen, fast gesellschaft¬
lichen Umgang mit magischen Größen (vgl. Sat. I, 1, l,7£f.); schwerer
in der abstrakten Spekulation
1) Und zwar sehr rein! In C I, 9, 1 ist keine Begründung, sondern
eine Ausmalung (s. Anhang) gegeben. Der Gegner Yäjii.'s in B III, 4, 2,
der einzige, der mit seiner Antwort nicht zufrieden ist, bezweifelt nicbt
ihre Richtigkeit, sondern weist ihre Art ab; er will nicht nur eine Be¬
zeichnung {vy-apa-fUS) des ätman (so war wohl die ältere Lehrmethode,
ygl. Sat. X, 6, 1, 11; B II, 2, 4; C III, 13), sondern eine Wesensbescbrei-
bung {vy-ä-caks), wir wUrden sagen, eine Definition, wie Yäjü. der Maitreyi
(B II, 4, 4) eine gibt (vy-ä caks, vy-a-khyä) , eine Belehrung (anuiänana,
B II, 5, 19), die zum Verständnis genügt (ib. 4, 13); der Maitreyi genügt
diese Belehrung; nur durch den letzten Satz fühlt sie sich verwirrt, und
den erklärt ihr Yäjnavalkya mit einer Begründung. Auch in der Debatte
(B III) und der Belehrung des Janaka (B IV) begründet Yäjnavalkya:
ebenso Sanatkumära (C VII).
2) Das Gegenstück zu diesem Satz ist der des Yäjnavalkya: .das Ent¬
standene (also bereits seiende) kann nicht (erst) entstehen' (B III, 9, 28).
Zeitichrift d. D.M.G., Neu» Folge Bd.VIII (Bd. 83). 17
252 W. Rdben, Über die Debatten in den alten Upanisad's
als eine besondere Gabe weiter, die etwa der Buddha in Gestalt
das Dichten ist damit aus dem Mythos, dem Mutterschoß aller
Kultur herauskristallisiert.
Anhang.
1) Vgl. Verf. in OLZ. 1929, Sp. 618 ff. und Beitr. z. Literaturwiss.
u. Geistesgesch. Indiens, ed. Kirfel, S. 346 ff.
setzen*).
1) hi: BI, 2, 1; II, 3, 2ff. (IV, 3, 16; 23ff.; 4,22? von den .fest¬
stehenden" Sätzen, s. u., schwer zu unterscheiden); C I, 1, 8;
IV, 15, 2ff.; VI, 5,4 = 6,5 = 7,6,
rat: BIII, 1, 3ff.
2) C IV, 3, 1 {vai); I, 9, 1 {ha vai); 11, 5. S. o. S. 251, Anm. 1.
8) tat: C IV, 15, 1; V, 19, 1; VIII, 5, 4; 6, 3,
tena : C II, 9, 1 (= tasmät, Jaim. up. Br. I, 12, 5),
atas: B IV, 4, 22 (aus diesem Grunde; iato« = aus dieser Ursache,
B I, 3, 7; 4, 2?),
tasmät: s. o. S. 248, Anm. 2.
4) B I, 4, 14: atho; C II, 24, 2 (Deu.ssen: darum).
5) vai . . . eca: C VII, 2, 1 (Delbrück, Altind. Syntax, S. 486ff.;
Oldenberg, Altind. Prosa, S. 18, Vorwissenschaftliche Wissenschaft,
S. 234 f.) ; v<ii . . . h;/ eva : C IV, 3, 2; vai . . . tasmät : B I, 4, 17; vai . . .
ha vai . . . ha vai: C V, 2, 1; vai . . . eva . . . vai: B IV, 1, 2; fat" . . .
väva: C VIII, 12, 1; vai . . . tat: B I, 2, 6; havai. . . tasmät: C VII, 5,2;
tasmäd vai . . . hi . . . tat: C VIII, 4, 2; tasmät . . . hi: C II, 9, 2; tas¬
mät . . . eva: C VI, 2, 4; väva . . . ha . . . rai: C VII, 8, 1; hi . . . vai:
B 1, 4, 2. B IV, 4, 25: a = b, a = c, denn b = c {vai); a = b = c (At vai);
B IV, 1, 5: Behauptung {eva), Folgerung {tasmädvai), Grund {hi); C I, 3, 2:
Behauptung, 1. und 2. Gleichung, Folgerung {tasmät).
6) C VII, 10, 1; in IV, 4, 4f. könnte ein zweites iti als Andeutung
der Begründung neben dem iti als Abschluß der direkten Rede fort¬
gelassen sein.
7) B II, 4, 14 = IV, 5, 15; 1,4,2; C VI, 2, 2: .Wie könnte ..?" =
,Denn es könnte ja nicht . . usw.
8) C I, 2, 10; 12; 4, 2; VIII, 3, 5; B 1, 3, 22 {yad v eva . . . tasmäd
V eva . ..).
17*
2 1
254 W. RuBBN, über die Debatten in den alten Upanisad's
(X, 34, 2). Sonst kommt nach Geassmann und Jacob hetu
ira RV. und B, C nicht vorl Oldenbeeg (a. a. 0., S. 29, Anm. 1,
resp. S. 229) macht auf den Ablativ des Abstrakturas avinä-
B III, 9, 9).
kommt es, daß auch heute . .."), der Mythos als Veranlassung;
welches von heiden als Grund, welches als Folge gelten soll,
angeführt:
(C III, 12, 5; 17, 6); Gäthäs (C IV, 17, 9); eine Legende (B I,
1) Es gibt sogar schon eine Art anumäna, d.h. das Folgern eines
Unsichtbaren aus einem sichtbaren Merkmal (0 111,13,7; VII, 11, 1:
dariiiyitvä). Ja, man ist sich dieser Methode an jener berühmten Stelle,
au der Üddälaka .Vruni vom , Sproß' auf die „Wurzel' zurückgehend
zu Erkenntnissen kommt (C VI, 8, 4), schon einigermaßen bewußt.
Eine sonderbare Bhagavadgita-Ausgabe.