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Sprachliche Untersuchungen zu Homer

Author(s): J. Wackernagel
Source: Glotta, 7. Bd., 2./3. H. (1916), pp. 161-319
Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40264810
Accessed: 31-12-2017 13:53 UTC

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J. Wackernagel, Sprachliche Untersuchungen zu Homer 161

Sprachliche Untersuchungen zu Homer


I, Die attische Redaktion des Homertextes.

1.

Lângst ist anerkannt, dafi der homerische Text, wie wir ihn
aus den Handschriften und den Zeugnissen der Alten kennen,
attische Fârbung zeigt, also seine letzte uns zugângliche Gestalt
in einer Gegend und einer Zeit erhalten haben muB, wo das
Attische herrschte1).
Allerdings gerade das, worin das Attische am fiihlbarsten
vom Ionischen abgeht, qq fiir qo, tt fiir aa, c in best. Fallen fur
7], ist so gut wie nicht in den Homertext gedrungen. qq und %x
lieB das attische Stilgefiihl urspriinglich uberhaupt nicht in hôherer
Darstellung zu, wie die Tragôdie und die âlteste Kunstprosa zeigt;
natiirlich, daB man es auch von Homer fernhielt2). Ebenso war
y der fiir den epischen Stil charakteristische Vokal, an den man
ohne Not nicht riihrte. â bei Homer, soweit es nicht auch ionisch
ist, wie in den drei durch kccXoç rvaç art] reprâsentierten Fallen,
ist bekanntlich in der Regel âolisch3). Als Attizismus wird man

1) Sayce Introduction 2 II 204; Nauck Odyssée I p. XIV.; Fick


Odyssée 3 u. Bezzenb. Beitr. 30,297; Wilamowitz Homer. Un tersuch. 257 f.,
wo jedoch manches auch Ionische mit verwendet ist, und (betr. Abtônung
auf das Attische in Platos Homerzitaten) 297; Monroe Grammar of the
Horn. dial. 394 f.; G. Murray Eise of the Greek epic 257. 319 (vgl 213);
Cauer Grundfragen d. Homerkritik. 135; R. Herzog Die Umschrift der
àlteren griech. Litt. in d. ion. Alphabet 61. - Einzelnes in diesem Sinne
z. B. Brugmann Sachs. Berichte 1897, 185; Lagercrantz Zur griech. Laut-
gesch. 35 ff. 135; Bally Mém. Soc. ling. 13, 24 und bes. Ehrlich in seinen
verschiedenen Abhandlungen. Vgl. Verf. Vermischte Beitrâge 6 u. Indog.
Forsch. 14, 37 A. - Cauer Rhein. Mus. 69 (1914) 77 Anm. fordert dazu
auf, die Spuren des attischen Einilusses zu sammeln und zu priifen.
2) Man pflegt freilich das qq von sqqs éQQsre (QQera) ïqqwv eQQovri aut
qo zuruckzufuhren. Ehrlich Untersuch. 54 auch das von iniTaQQo&oç. Aber
wie vereinigt sich dies mit âolischer, ionischer und sonstiger homerischer
Lautgewohnheit ? Wenn atyoQQoç mit naUvoQOoç zusammengehôrt, kônnte
qq st. qo einfach dissimilatorisch sein.
3) Unter den Beispielen von â : t\ machen bchwiengkeit die Gormen
der 3. sg. impf. act. der Verba auf -vr^ii-. einerseits iôâuva E 391. 8 439.
Glotta Vn, 2/3. 11

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etwa àvÇriQcivr] 0 347 gelten lasssen miis


Anm.) ; vielleicht auch cctJq gegeniiber r
bei Homer ifiQog yéçt rjéçcc und rjéçioç hei
<x€Q-, ist kein Gegengrund gegen diese
unwillkiirlichen Textânderungen darf m
langen. Auch war im Attischen selbst at
vorhanden als die Formen mit aeç- und
trâglich unter dem EinfluB der durch Di
minativform fur ij eingetreten 1). - Viel
2V 541 ev&* Aivêag 'Acpaq^a

immer Aîvelaç mit demselben Ausgang wie in 'Eg


âolisches Erbstiick. Ionisch muBte der Name etwa A
demgemâB AINEE2 auf der Vase von Vulci 5293 C
(Kretschmer Die griech. Vaseninschr. 62). In Atti
Aîvéaç: so die Vasen fast ausschlieBlich (Kretschm
Sophokles fr. 344, 1 Aîvéaç 6 z% d-eov mit sicher ku
tima und Rhes. 585 Aivéav zweisilbig. - In ytQav
des zu fordernden *yiçt]vi(p hat Bechtel Lexilog. 20

* 52. 270 (immer am Versausgang) und ôàfivâ n 103 (am V


ixtçva ri 182. x 356. v 53 (am Versausgang), nCxvâ * 7 (am
anderseits xlqvr\ mitten in dem Verse 1 78 = n 52 iv â* aça x
/ueXiridéa oïvov, wâhrend das Pràsens in den entsprechenden
mâfîig vt) zeigt: âotpvrjfu E 893, ddfxvrjOt, viermai (neben n
vaot, E 526. ncxvttç X 392). 1st das -va ein stehengeblieb
oder spiegelt sich im horaerischen Gebrauch das Schwanke
wieder, das neben Formen wie axl$vr\ai bei Heraklit fr. 91
in die Weise der Kontrakta zeigt: die 3. sg. ind. xiqvÇ Hdt.
die 3 pl. ind. naqanvivdai Samos 5702, 20 Coll.-Bechtel. Da
nur die Prâteritalform diesen Ûbergang aufweist, ware au
Die III. sg. Impf. nimmt ja auch sonst bei den Verben auf
Endung -s an : Homer und attisch ïet (iyt&ei (ê)d£âov (vgl.
ôiâu gegeniiber attischem ïartj, homerischem at] p 325. £ 458
689, wo allerdings fur Homer die Moglichkeit besteht, daf
zismus fur rj w ist. Eine 3. sg. Impf. auf -vt\ scheint iiber
in Appians ôisoxtâvri bezeugt. - Aber bei dem allem ist die
Verteilung der Formen nicht erklârt: -va im Verseingang
-VT) im Versinnern.
1) Vgl. uber «ife Buttmann Lexilogus 1, 115 ff. Hoffm
Dialekte 3, 353 f. Brugmann- Thumb Griech. Grammatik
Abgrenzung zwischen rjéçiog ,,in der Luft" und jéçioç ,,in de
zuletzt Bethe Homer I 178 Anm.
2) Statt €v& Aîvéag lasen svioi It. Didymus AîvUaç d° und mit ihnen
einige Handschriften und mehrere neuere Herausgeber, was fiir den Zu-
sammenhang keine Verbesserung bedeutet.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 163

zismus erkannt. - Auch xgôroç xqcltI nebst kqcctwv kqoioLv tlqol-


T6<jq>i statt des von Zenodot geforderten tlqïjtoç kq^tl sind wohl
so zu deuten. Das zugehorige xagîj blieb trotz att. Kccçâ. Die
Formen yidçrjTOç nàçtjZL xaçrç'crroç xacrjaTi Yxxq^axa KaQtjva naçiy-
vcov, fiir die, da attische Entsprechungen fehlten, Einsetzung von
â nicht in Frage kam, stûtzten ein auf xaç- folgendes tj. Und
fiir uçrj&ev gab es auch keine attische Entsprechung1).
Ebenso wie a fiir 17, ist ov fur «0, eov im ganzen unerhôrt:
ion. €0, ev saB fiir die in Betracht kommenden Wortformen ver-
môge seiner Hâufigkeit so fest, daB ov als Verletzung des epischen
Stils empfunden worden ware. Immerhin in alien unsern Hand-
schriften v 78 âveççinTow und X 11 71ovto7zoqov07]ç*).
Dazu ein interessanter Fall von zwei zusammengehorigen
Formen, von denen sicher die eine attisch sein inuB, ohne daB
wir bestimmt sagen kônnen, welche es ist: Das Attische bildet das
Futurum von oixvvfxi ganz nach der Weise der Verba liquida
(z. B. bixovfxai Arist. Nub. 246. oixovpe&a Arist. Lys. 193. èfiov-
lievoL Dem. 7, 10; - - oprj Arist. Nub. 247; - oneiodat, Xen. Hell.
13, 11. Dem. 39, 3. 54, 28), sodaB man eine Grundform *opéo-
(xai %o(xêexai voraussetzen muB. Das fâllt insofern auf, als die
Wurzel opo- lautet und ein Aorist wpooa und ein Perfekt 6fiw-
fioxa neben sich gerade so Fut. * ôtioofxai fordern, als neben aileoa
oXtol&ta ein oXéco und neben ènéQaoa ,,vendidiu ein homerisches
TtsQaav steht. Nun bietet Homer {A 233. / 132. <D 373. v 229)
das Futurum ofiovfxai, das nach homerischer Phonetik auf * bfioo-
fxai zuriickgehen muB, also gerade die Form des Futurums vor-
aussetzt, die man konstruieren muB (Monroe Grammar of the
Homeric dial. * 57 § 65. Jacobsohn Philol. 67, 350 f.). Dann wird
wahrscheinlich, daB auch die attischen Formen mit -ov- auf -00-
zuriickgehen, und ofuelzat opiéio&cti an Stelle von *o\iovxai *ô[*ovo-
&cu getreten sind, weil sonst im Futurum einem -ovfuxi, -ov^ievoç
usw. ein -etxai -eïo&ai usw. entsprach. Somit setzt opuxai die
attische Kontraktion von so zu ov voraus. Wenn ^sich also bei
Homer / 274 (sowie bei Hesiod E 194) diese Form opéitcu, findet,

1) Ûber xçccaroç xçâari xgccara siehe unten, ebenso ùber xçâra ^ 92. -
1st xaçaâoxeïv bei Herodot VII 163, 9. 168, 11 Attizismus des Verfassers
oder der Ûberlieferung ? Ehrlich KZ. 38, 87 betrachtet das « hier und in
Hippokrates inixQctrtc als echt ioniscb.
2) Uber die bekanntlich dreisilbig lesbaren ijenetive oetovg aneiovg
wage ich nicht abzusprechen. Es fâllt mir schwer ihr ou als ionisch an-
zuerkennen.
11*

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kann sie nur eine durch attischen Einf


von *ofiovTai sein. - Oder aber ofivv
turum ur8priinglich auf -éo^iau gebilde
hesiodische o\iûxav richtig, aber Homer
* ofxevfxoii. Dièse Erklârung scheint zu
lich, erstens von der obigen morpho
zweitens weil ov fiir eo bei Homer sonst fast unerhôrt ist. Aber
dafiir konnte Aristoph. Lys. 183 (rtdQqxxive pàv xbv oqxov, éç) ojucJ-
HE&a zu sprechen scheinen, das man allgemein auf *6iieoixe$a
zuriickfiihrt, Ahrens 2, HOff. und Bechtel Vokalkontr. 95 unter
Vergleichung des noch unerklârten herakleotischen efieTgiw/xec,
jusTQiaifxevac, Elmsley und Solmsen KZ. 32, 538 mit der Ànderung
b(jLi6(jied^a nach /xoyiofxeç âdwlofÀeç Aristoph. Lys. 1002. 1148. Aber
kônnte ofxmiie&ct nicht Fehler der Ùberlieferung oder gar des
Dichters sein fiir *ofiw[ie&a aus *opo6iie&(x? - Leider kommt
uns hier die ionische Ùberlieferung nicht zu Hilfe1).
Entsprechend setzt Ehrlich KZ. 38, 80 f. auch die Schreibung
a) fiir einsilbiges ew (acyewcSv 2 529. kqi&cjv A 69. qiÇtov <P 243
- &(xqowv E 124 - ccmwç X 336 - to fiir ew im Konjunktiv)
auf Rechnung der ,,anflugartigén" Attikisierung. Ebenso die Schrei-
bung ri fiir einsilbiges ecc in /? 421 âxçar] und a 201 alvoTtadrj,
wâhrend an den andern von La Roche Homer. Untersuch. I 146 f.
verzeichneten Stellen -ea und -if neben einander iiberliefert sind2).
Schulze hat KZ. 38, 286ff. nachgewiesen, daB Homer fiir sonst
iibliches (immerhin einsilbig gesprochenes) acpéwv eine Form acpiov
ohne e hat, wenn avrcSv folgt (M 155. T 302) 3), und ebenso bei

1) Jacobsohn, der ofiovfxav auch aus -oopcci deutet, erklârt opsiTat aus
der Analogie der Futura auf -taxai (Philol. 67, 351). Aber wo ist die
Âtmlichkeit? Auch bleibt trotz Ehrlich KZ. 38, 82 zu beweisen, dafî es
bei Homer ein Futurum II. von -Cfa gab. - Nach Fick Ilias 502 u. Bechtel
Vokalkontraktion 95 f. ist 6/uov/uac bei Homer Attizismus fiir einen futurisch
gebrauchten Konjunktiv *ou(oucu: dies eine wenig glaubhafte Form.
2) Anders Jacobsohn Philol. 67, 350 A. 34. Beach tenswerter als seine
ionischen Beispiele fur o> aus «w ist ârj/LtaQ^cHv neben arj/ActQxewv auf dem
alten Kyrbis von Chios (v. Wilamowitz Nordion. Steine 67) und âçyvQcd auf
der dem VI. Jahrhundert zuzuweisenden Tempelrechnung von Ephesos (In-
scriptiones ed. Solmsen 3 no. 46 A 2).
3) Eine eigentiimliche Vertauschung von ~(ov mit -«wr im Genetiv pl.
zeigt das bei Hesiod E. 235 uberlieferte dspiOTéav (wofûr ein Teil der
Handschr. sogar &€(uoTà(ov) als Ausgang eines Hexameters. Sonst kommt
bei Hesiod von dem Stamme &€/liiot- nur der Akkusativ depiotctc (immer
am Versausgang: Th. 85. E. 9. 221) vor: offenbar ist dies von den Urhebern

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 165

Hesiod (Th. 34) acpaç avuovç einfachem acpéaç gegeniibersteht, und


daB Apollonios Rhod. durch sein acpaç avrovç (1 961) gegeniiber
sonstigem acpéaç das Alter dieser Unterscheidung gewahrleistet.
Also kann nicht ein trivialer Fehler der Schreibung dahinter
stecken, wie Ehrlich Untersuch. 65 anzunehmen scheint. Schulze
erklârt die Erscheinung im AnschluB an J. Schmidts bekannte
Lehre aus Proklise der ocp-Formm vor avr-; danach Sommer Glotta
I 234 f. mit weiteren Folgerungen *). Nun stehn der Schmidt'-
schen Théorie starke Bedenken entgegen, woriiber zuletzt Ed. Her-
mann Indogerm. Forsch. 34, 339. Aber gesetzt auch, sie sei im
allgemeinen berechtigt, lâBt sie sich doch hier kaum anwenden.
Erstens folgt aus den Singularformen des Reflexivums nicht ohne
weiteres, daB acpéwv dem folgenden avTwv im Akzent unterge-
ordnet war. Zweitens stimmt Homers viermaliges acpéaç ccvtovç
schlecht zu der Regel. Denn daB diese bei Homer eben nur
acpéwv erfaBt hâtte, noch nicht ocpéaç, und dieses erst bei Hesiod
ihr unterstellt worden ware, wie Schulze annimmt, ist wenig
glaublich. Endlich wird T 302 f . Inl d* earevaxovto yvvaï%eç lid-
tqoyXov ftQoqxxoiv acpwv d* avrwv yirjde enacTr} durch Schulzes
Erklârung nur zur Hâlfte erklârt. Hier steht nicht bloB aqxov
statt des zu erwartenden acpéwv. Das weibliche Subjekt fordert
auch avtécov, wie Herodot I 150, 9 (iTtididXovxô ocpeaç aï evdena
Tioheç yial ertoiijoavTO acpéwv avi;éwv nolirixaç), und Hippokr.
de aère I 55, 18. Kiihl (= II, 58, 8 Littré) rjv (ai wqai) ôià-
cpoqoi î'wai fxéya acpéwv aixéwv bei derartigem Subjekt es tat-
sâchlich haben. Durchaus ist eine Erklârung des acpwv zu fordern,
durch die das avxwv von T303 mit erklârt wird. Eine solche bietet
sich in Eulenburgs Annahme eines Attizismus (IF. 15, 165. 169).
Die anaphori8ch enkiitischen aqp-Formen waren dem lebendigen
Attischen ganz fremd, die reflexiv orthotonischen schon im V.
Jahrhundert nur in Verbindung mit avz- gelâufig8). Im homeri-

der Hesiodvulgata als d-êptotaç , Akkusativ pl. nach der I. Dekl., gefaBt
worden. Dièse Akzentuation tefitoraç hat sich aber, wenn hierin auf
Ezachs Ausgabe Verlafi ist, nicht in die Handschriften vererbt. DaB der
Dichter ^sfiCattav difiiaxaç gewollt hat gemaB dem dépioreç usw. Homers,
ist selbstverstândlich.
1) Sommer lafit auch das -àç in att. rjftétç vfiàg o<pâç aus den ver-
bindungen mit avxovg stammen; was durch altatt. xpevâdg widerlegt wird.
Vgl. auch offre? stxpvà.
2) Wenigstens in den Inschriften: Meisterhans-Schwyzer 153, 3. -
Auffâllig oft verwendet Polyb. atfCat und aipàç ohne avrolg avrovg direkt

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166 J. Wackernagel

schen und hesiodeischen Text wurde


was eine attische Entsprechung hatte;
gendes am- unangetastet. Umgekehrt w
bei ocpécov aizécov das attische -wv in
Man machte aber selbstverstândlich vo
eine zweisilbige Form mit e forderte od
kisieren Halt, also ist, was bei Schulze
homerische ocpéaç avTOvç àgTvvavzeç {M
avTOvç (f* 225) von unserm Standpunk
desselben Gegensatzes bei Hippokr
Diels Hermes 48, 388 A. 2) sind sehr
zu erklâren, freilich nicht als ein solch
tum hinaufreichte, wie der homerisch
wurde allerdings dièse Attikisierung n
vpéœv und zweisilbiges fjfiiéaç vpeac b
attische Formen ohne e genau entsprac
Verses substituiert werden konnten, vo
verschont: aber das Attikisieren ist
Fallen konsequent, meist nur sporadisc
reflexiv, z. B. I 83, 11. 84, 11. 88, 8. X 7, 3. 1st das ein Ionismus der
Koine?
1) Im AnschluB hieran ein Wort iiber eine angebliche homerische
Misbildung, das zweimalige -àg im Akk. pl. des Personalpronomens : n 372
firjâ* rifxac vnsxtpvyoc und E 569 fiéya âé aipdg ànoa^XuE novoio, Da
beide Akkusative vor der Câsur xarà tq. tq. stehen, kann man dafûr Formen
auf -é, also afifxs und otpe, einsetzen; aber damit ist ihr Dasein nicht er-
klârt. Sommer Glotta I 234 halt die Formen fur reine Fiktionen, mit der
Begrûndung, daB die attischen Tragiker ,,wie bekannt" von fjfictç v/uaç gar
nichts wissen. Hierin hat er sich von den Wortfûhrern der Tragikerkritik
(auch von Krûger Griech. G-raram. II § 25, 1, 18 und Kûhner-Blafî I 591)
verblûffen lassen: Sophokles bietet im Philoktet 222 fur -ag einen Beleg,
an dem nichts ausgesetzt werden kann, als daB er der einzige ist, den das
Metrum sichert: noCag narçag âv S fia g rj yévovg noxé xv^oifi av eindv (mit
derselben Yerbindung von nârça und yévog wie N 354 r\ pav d/uyorecoiotv
ôfibv yévog ?î<f la narçt}). Durch die Umstellung nàrçctg vfiàg av wird die
Stellung von av, durch die Umstellung nârçag av ri yévovg v/ucïg die von
vfiâg verschlechtert. AuBerdem ist an nicht wenigen Stellen der Tragiker
-aç wenigstens môglich. Und warum sollte es einen Akkusativ auf -âg im
Personale nicht gegeben haben? Der al te Nominativ auf -€?, wie er in
dor. âpéç, âol. apifieg vorliegt (und nach Solmsen KZ. 44, 209 ff. bei Homer
fur das ~eïg von rj/teZc vpelg einzusetzen ist) fordert geradezu einen solchen.
- Hiernach betrachte ich ^uaç n 372 als echt, wâhrend man wohl unent-
schieden lassen muB, ob das atpaç E 569 dem Verf. angehôrt oder fur atps
hineinkorrigiert ist.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 167

Endlich liegt, wie schon Solmsen Untersuch. 221 A. 1 ge-


sehen hat, spezifisch attische Kontraktion vor in V 72 %y\U pe
UQyovGL xpvxcci, wo der falsche Hiat urspriingliches secyovot fordert
(Buttmann 2 2, 170 A. nach Bentley); die Ionier kennen nur SQy-
im Anlaut.
Nicht sicher attisch ist die Kontraktion in olkovte. Ob die
Ionier clkwv nach dem Lautgesetz oder âeyiwv ini Interesse der
deutlichen Entsprechung mit huov sagten, lâBt sich vorderhand
nicht ausmachen (Hoffmann Griech. Dial. 3, 322). Und fiir das
alteste Attisch wird âéyuov neben ayuav bekanntlich durch Drakons
Gesetze gesichert (IG. I 61, 34. Meisterhans 3 74 § 27, 2). Dafi
fiir Homer selbst anovre statt déyiovre unurspriinglich ist, wird
durch das Fehlen der Kontraktion in alien andern Formen des
Wortes und durch die metrische Verwendung von anovve nahe
gelegt. Nur muB der Einwand beriicksichtigt werden, den Lud-
wich Horn. Textkrit. 2, 342 der gedankenlosen Einsetzung von
àêyiovze in den Text entgegenhâlt: warum wurde denn gerade
aéxovze, wenn es ursprûnglich war, durch Kontraktion entstellt,
aile sonstigen Formen von àénwv unangetastet gelassen? Nun
erstens darf man, wie schon wiederholt bemerkt, bei den ver-
schiedenen Attikisierungen und sonstigen Modernisierungen keine
strikte Konsequenz erwarten. Sodann ware nicht undenkbar, daB
man aénows Ttevéa&rjv, die einzige Verbindung, in der aêwme
vorkam, der vielen e wegen als iibler klingend empfand, als das
modernisierte axovre TteTeo&rjv. Von den andern Formen von aéxtav
enthielt nur der Nominativ plur. ein zweites e, und dieser hatte an
seiner einzigen Belegstelle K 489 âê%ovteç spy nur Ein e un-
mittelbar hinter sich, und dieses erst noch durch die Casur davon
getrennt.
Ganz auBer Zweifel steht attischer Ursprung bei den Augmen-
tierungen edgyet hfaei (denen gegeniiber èoUeoav N 102 iiber-
rascht), wâhrend fidec usw. fiir (F)eidei auch ionisch sein kann.
JT 21 bieten zwar die besten Handschriften das attische Ilriléwç,
aber das urspriinglichere Ilriléoç Ilrjlrjoç ist als Variante erhalten.
In Aristarchs Text war das Wort fiir ,,tausendu in iwsaxedoL
deviàxeiloL mit u geschrieben. Das folgt aus schol. Townl. zu
3 148 ^QiOTCtQXOç Jvvécc xeihfi fyvrctc" èx fzéçovç aai^azog mit
Evidenz, wie schon Bekker erkannt hat (anders Ludwich Horn.
Textkritik 1,370); vgl. auch Hes. ôenccxeiloi' deyiaiuoxlfooi. Also
hatte sich in der homerischen Ûberlieferung die echte ionische
Form erhalten (Schulze KZ. 29, 242 A.). Aber weiterhin ware

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168 J. Wackernagel

Aristarchs Interpretation von èvvedxedoi d


wenn er das gemâB -xuIol fur Home
Xeilioi*) noch im Text gelesen hâtte
-XeiXoi das Zahlwort erkennen miissen
d. h. an Stelle der echten Form die attis
nur bei den Lokrern bodenstândig gew
Indog. Forsch. 25, 329). Auch die Insc
attische %iUoi schon im IV. Jahrhunde
gebrâuchlich war; vgl. z. B. die ionisc
Griech. Dialektinschr. IV 2, 943. - DaB
attischen Form wich, dagegen das im A
'XeiloL blieb, bedarf keiner Erklârung3
'Xeiloi folgt anderseits, daB das i von %
itazisti8chen Aussprache der Spâtzeit be

1) Aristarchs wunderliche Deutung der z


die auch wegen des -oi statt des bei einer A
tenden -esg verwerflich ist, wird einigerma
an den beiden Belegstellen E 860 und S 148
der àvéqeg die Kede ist.
2) Ion. xetfoot, ist auBer durch die Insch
Griech. Dial. 3, 394) auch durch Hes. /etAtoa
3) In dem dem V. Jahrhundert angehôrig
II 1675, 5 = Kaibel 26, 5 stand nach Fauvels Abschrift aiax&oic avâça-
nôôoiow. Dafûr ôiGxiktoiç mit sehr harter Synizese zu korrigieren, wie zu-
meist geschieht, hat keinen Sinn. Dem Lokaldichter hat natûrlich Homers
âsxdxstloù vorgeschwebt; nur hâtte er dann streng genommen *âi%£Xoiç sagen,
nicht dio- aus âcax^ioi herûbernehmen sollen ; das Zahladverb paBt natûrlich
nur vor die adjektivische Form des Zahlworts. Fur die uns hier beschâf-
tigende Frage beachte man, dafî, wenn Fauvels Abschrift zu trauen ist,
der Fehler unserer Homerhandschriften aexax^oc zu schreiben, ein altes
Prâcedens hat: es ist sehr natûrlich, daB ein Athener die poetische Form
nach dem ihm gelâufigen x&*>01 modelte.
4) Darf hier eine kûhne MutmaBung ûber die Herkunft des Zahlworts
selbst angeknûpft werden? Griechisch ixarôv einer-, xsi^°~ X^10* ander-
seits sondern sich in entgegengesetzter Weise von ihrer Grundform; jenes
hat ein ûberschûssiges é- gegenûber alien entsprechenden Formen der ver-
wandten Sprachen, umgekehrt das Tausendzahlwort ein i- zu wenig gegen-
ûber ai. sahà8ra- awest. (nach vulgârer Schreibung) hazanra-, Das indoger-
manische Tausendzahlwort wird von Brugmann (IF. 21, 10 ff.) richtig als
Bildung aus segh- (griech. £/w) erklârt, im Sinne von ,,Kraft(hundert)u ;
indoir. sa*hâ*sra*m kann nicht, wie man frûher annahm, ein ig. sm gheslom
,,Ein tausendu darstellen, weil tiefstufiges sm statt des zu erwartenden
und durch griech. ev bezeugten sem als Nom. Akk. Ntr. des Einerzahl-
worts nicht denkbar ist. Wenig wahrscheinlich ist aber B.s weitere An-

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 169

Auffâllig ist ôavze (geschrieben ây alxe) aus ôrj avte A 340.


B 225. H448. 0 139. H 364. 0 287. ® 421; vgl. A 131 ^
ô° ovtwç - pi} ôij ovtwç. Nach ionischen Kontraktionsgesetzen
milBte man àyme erwarten, und das liegt bei Archilochus, Hip-
ponax, Anakreon tatsâchlich vor (Hoffmann Griech. Dial. 3, 543).
Dagegen entsprâche davre den Gesetzen attischer Krasis. Aber
es als Attizismus zu fassen ist darum bedenklich, weil zwar cwt€
gemâB seiner Verwendung im Aeschyleischen Dialog der alten
Atthis zugeschrieben werden darf, aber davre bei keinem Attiker
belegt zu sein scheint. Und ion. àqa t Aq)qoôixrji nebst orop.
èrteidâv zeigen, das auch im Ionischen ri a unter bestimmten Be-
dingungen zu à werden konnte (vgl. Hoffmann 3, 325).

2.

Auch solche Abweichungen des attischen Vokalismus, die


nicht einfach phonetisch sind, haben gelegentlich bei Homer Ein-
gang gefunden.
So beimNomen. Oft bemerkt ist der Widerspruch zwischen
èyéoTcoç (B 125. y 234. ij 248. tf> 55) und àvéoxioç (163) einerseits,
loxiri (£ 159. q 156. % 304. v 231) anderseits *), laxiri auch He-
siod (Th. 454. E. 734). Auf schônste hat Ehrlich KZ. 41, 290ff.
dièse Zwiespaltigkeit erklârt. Gegeniiber attischem eovia, ècpéottoç,
avéoTioç, ÇvvéoTioç, TcctQéoTioç, haben die Ionier in dieser Sippe
nur tj und zwar auch die vor den Toren Athens wohnenden,
wie die Keer und Eubôer. Zu den von Ehrlich gebrachten Be-
legen ist neuerdings lOTirjç auf Z. 1 des uralten Kyrbis von Chios

nahme, gr. *x^zlo- beruhe auf einer Schwundstufe sgheslo- mit Verlust des
. Vielmehr wird sich *x€zXo~ neben ererbtem *hexszlo- nach dem Yorbilde
des Hundertzahlwortes eingestellt haben; hier war neben dem ererbten *xa-
TÔVy das griechisch vielleicht in Bov-xccria = ixotTÔppaia fortlebt (worûber
anderswo!), êxarov (fur sém tydàm durch Dissimilation: Schwyzer Glotta
5, 196) aufgekommen. Dafi alsdann bei 100 die unursprûngliche lângere,
bei 1000 die unursprungliche kûrzere Form siegte, erklârt sich wohl. Inner-
halb der hôheren Zahlen stach *xatov durch seine Kûrze ab; umgekehrt
paBte das dreisilbige /sCXtoi zu -xdriot (-xooùoi) und zu fivçcot. Auch das
germanische Tausendzahlwort hat gelegentlich Einwirkung des Hundert-
zahlworts erfahren.
1) Bekanntlich hat Aristarch (Didymus zu B 125), dem Porphyrios zu
K 416 (p. 158, 12ff. Schrader) folgt, auch £265 vrjeç cT ôâbv âptpiéUoocu eicvarctr
ndaiv yàç Intoxiôv ianv êxdorq) als xardkvfÂ,a gedeutet und zu i(péOTioç ge-
zogen: ein Erklârungsversuch bei Jacobsohn Philol. 67, 482. (Anakr. 90, 4
nCvovoa ttjv êntôTiov ist unklar.)

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170 J. Wackernagel

(Nordioni8che Steine 64 ff.) hinzugeko


bei Homer âvloTioç und in tlbereinstim
èniOTiôç fxoi èyéveo und I 44, 5. 6 ([Jlct]
das e samt der Aspiration kann nur at
Beim Substantiv ist das ionische i de
der Endung, auf das die attische Red
(oben S. 1) nicht verzichten konnte
Autfassung besteht auch dann zu Rech
These, dafi e- ausscblieBlich attisch un
eigen gewesen sei8), Unrecht haben
67, 482 Anm. 62 halt ihm anscheinend
Sprachgebiet Hes. eaviàxoç' oIxovqoç. ol
der Labyadeninschrift von Delphi (2
Ehrlichs Annahme, daB dieses auf attis
bedenklich erstens wegen der Abfass
mundartlich reinen Habitus dèr Inschr
èftéoTioç sonst nur aus Empedokl
(II 57, 7. IV 33, 5) belegt wird, dem

1) Bei Herodot ist man schon langst darûbe


nur II 100, 10 u. V 20, 25 scheint es aus der
IV 35. 13 und VI 86, 33 differieren die beid
auf den Anlaut. VI 128, 2 ist natûrlich mit Klasse £ aweaxol zu lesen.
- Wie lang im Ionischen das i in der Sippe lebendig blieb, zeigt
die wahrscheinlich dem I. Jahrh. v. Chr. angehôrige von Ehrlich a. a. 0.
noch nicht verwertete Inschrift von Amorgos IG. XII 7, 238 (= Dittenb.
Syll.2 645). wo Z. 35 (25 Ditt.) xa&toxiâxœoav ûberliefert, Z. 56 (46 Ditt.)
xaxta[xi]âxa}aav sicher zu ergânzen ist, was nur ,,auf Bewirtung verwenden"
bedeuten kann; man beachte das ionische x Z. 56 gegeniiber d- Z. 35. -
Ohne Beweiskraft sind natûrlich Apollon. Khod. 4, 693 l(p* ioxtr), Herodas
4, 10 und 7, 120 ioxtrji, wo das attische Wort mit epischer bezw. ionischer
Endung ausgestattet ist. Auf Belegstellen dieser Art bezieht sich die
Hesychglosse iaxCrj, die Jacobsohn Philol. 67, 482 A. 62 zu Unrecht gegen
Ehrlich verwertet. - ImGegensatz zu Apollonios bildet Kallimachos Delos 325
Homers Doppelgebrauch genau nach: lattr\ to vrjowv svéarte (Bloomfield evéarul)
allerdings vielleicht mehr in der Art blofien Anklangs an -éonog, als dafî
an dessen Begriff gedacht ware, wenn anders v. Wilamowitz Berliner Sitzgsber.
1912, 549 wegen yrjçaç iâùv evéanov idXxvvôoio in Kallimachos' Epigramm
auf Philiko8 evéanog mit Recht aus ivearœ ableitet.
2) Die Belege fur tax- aus nicht-ionischen Mundarten bei Solmsen
Untersuch. 192 f. Ehrlich a. a. 0. Suss Pauly-Wissowa 8, 1259. - Man
beachte auch, dafî in den um 200 v. Chr. redigierten Urkunden fiir Mag-
nesia die Megalopoliten und die Syrakusier ivCoriog bezw. Motioç sagen
(In8chriften von Magnesia 38, 41. 44. 72, 40), die Kephallenen, Ithakesier
und Korinther Max tog (35, 31. 36, 20. 42, 12).

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 171

wesen zu sein scheint. Ins Gewicht fâllt auch iaxla bei Pindar.
Ehrlich KZ. 41, 293 meint, er habe sich damit der attischen
Sprechweise anbequemt. Aber was ging diese iiberhaupt einen
thebanischen Dichter zu Anfang des V. Jabrhunderts an? Viel
eher nocb ware bei ihm, wenn lar- ausschliefilich attisch ware, an
falscben Attizismus der Uberlieferung zu denken, in Riicksicht
auf €7t£oe fur efveTe, enklitisches ooi fiir toi, Ilooeidwv fur IIotuowv
u. dgl. *). - Nicht ins Gewicht fâllt Hes. for la • eoxla, das ein
jungbôotisch umgestaltetes attisches korla sein kann, wie hxe ,,bis".
Wenn demnach entgegen Ehrlichs Meinung wirklich einzelne
Westgriechen mit den Attikern in der Gestaltung des Wortes zu-
sammen gegangen sind, so kommt doch Einflutè solcber West-
griechen auf den Homertext nicht in Frage, und an ein urgrie-
chisches Icm'cr, das bei Homer bewahrt ware, darf man seit Ehr-
lichs Darlegung kaum mehr denken.
DaB J 453 [iioydyyieiav ein Attizismus ist fiir pioyaynehjv,
hat Bechtel Lexil. 228 gezeigt. ovvayvLeia, von Theophrast an be-
legt, mochte als Muster dienen. Die Bemerkungen von Solmsen
Beitr. zur griech. Wortforsch. 249 kônnen dagegen nicht auf-
kommen. Vgl. Hesych. fiioyodelr] (Schmidt richtig -dit])' orcov
av ôôol [ilyvvvxai und fAiî-odlgoiv àloç bei Apollonios Rhod. 4, 921.
- Auch idve^œQeiav B 521 betrachtet Bechtel a. a. 0. (wohl' mit
Recht) als Neuerung fur -togelr/v. Sie sei durch die Einwirkung der
seit 400 v. Chr. nachweisbaren a^qtiqeia naqoiqua in den Text
gekommen a).
Das Umgekehrte: ij an Stelle von à in ein Wort hineinkor-
rigiert: scheint in dem dreimaligen uicmov ciqotqov vorzuliegen.
Das durch die Ablautgesetze geforderte ^Ttawiov hat im Ionisch-
Attischen sicher einst bestanden, wie das sowohl ionische als at-
tische Denominativum ticmvovv ,,befestigenu zeigt. Im Adjektiv
selbst hat das Ionische den urspriinglichen Vokalismus bis ins
V. Jahrhundert f estgehalten : Hdt. V 16, 12 u. 16 dvqq yiccxa-
Ttayuiri (neben dem allerdings IV 190, 5 av^vr^xa è!= <xv&6qLkwv
steht, wo das y sich vielleicht aus der starker verbalen Bedeu-
tung erklârt, die zu formalem AnschluB an das Verbum finitum
drângte). Danach konnen wir Homer nur Ttawov zutrauen. -
1) Vgl. v. Wilamowitz Hermes 14, 194 A. Homer Untersuch. 320. Text-
gesch. der griech. Lyriker 50; Schroder Pindar Prolegomena passim und
zu Pyth. 4, 270.

2) Ûber den
gemeinen sie

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172 J. Wackernagel

Dessen Umwandlung in die Vulgatform


ist bei den Attikern des V. Jahrhunder
Als Akkusativ Sing, von povg ist bei
legt1); pwv in dem Verse 1Ï238 old* m
vwpijocti pwv, wo allein eben diese F
und der handschriftlichen Vulgata gut b
flovv des Aristophanes und einiger jiin
eine Anbequemung an das sonst Ubli
dagegen einen Versuch darstellt, das all
zu retten, dafi man eine Kontraktionsfo
gebrauchten (ioa annahm.
Nun steht lângst fest, daB (tcov, wei
Akkusativ gdm entsprechend, die urspr
chische Form darstellt, und das sonst
Nominativ (3ovg hinzugebildet ist wi
Tochterformen zu vavg. Die Erhaltung
noch viel weniger verwunderlich als die
weit abstehenden Akkusativs Zrjv ©
kanntlich genau altindischem dyârn late
Bleibt zu erklâren, warum bei Homer
von ,,clipeumu die alte Form mit w, i
jiingere Form mit ov aufweist. Vom S
eine solche Unterscheidung nicht zu e
Gebrauch von povg ,,clipeustl lebendig
selbe Form fur beide Bedeutungen gelâu
die sonst ,,boum" ,,bubus" ,,bovesu
M 105. M 137 von den Schilden ge
nicht annehmen, dafi sich im Akkusati
tung ,,Schildu eine altère Form daru
begrifflich isoliert war. - Wohl aber
Gegensatz vom Standpunkt der attische
(wie anscheinend auch die jiingern Ionie

1) In Gehrings Index Sp. 143 sind unter p


292. 336 zu streichen, da sie vielmehr $oûv
â 535 zu berichtigen.
2) Wittes Versuch (Glotta 3, 113 f.) diese
8chediasma hinzustellen zeigt nur, zu welche
Schwankungen und Absonderlichkeiten der
schliefilich auf metrisches Bedurfnis zu griin
3) Bei Herodot ist II 29, 5. 40, 5. IV 192
liefert; dafi II 40, 5 in der jiingeren Kezension

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 173

Bedeutung ,,Schildu nicht inehr. Das §(Sv von H 238 war fur
sie ein Fremdwort: so lieBen sie es unangetastet. Dagegen wo
sonst pwv vorlag, war es ihrem fiovv gleichwertig, und so setzten
sie dieses dafiir ein.
(iiov als Form der homerischen Dichter selbst ist natiirlich
nur an Stellen sicher vorauszusetzen, die gleich alt wie H 238
oder alter als dieser Vers sind. Bei dem povv jiingerer Partien
dagegen ist es denkbar, daB es auf die Dichter selbst zuriickgeht.
Eine Grenzlinie kônnen wir nicht ziehen, da wir nicht wissen, wie
friih die jiingere Form aufgekommen ist. Das BON der attischen
Inschrift CIA. IV lb 27b*<> (439 v. Ch.) ist wahrscheinlich, das der
epidaurischen Inschrift IG. IV 914, 18. 20. 21 sicher als p<w zu
deuten1), so daB also beider Orts die altère Form noch bis zum
Ende des V. Jahrhunderts lebendig gewesen sein muB. Doch kann
das 0 der attischen Inschrift zur Not auch den Diphthong ov be-
zeichnen. Anderseits folgt aus BOYN IG. I 31 A 11 (444/0 v. Ch.),
daB bei den Attikern im V. Jahrhundert die jiingere Form schon
Eingang gefunden hatte.
Sicher attisch ist das ei in kqsIoowv pelCwv: dem voratti-
schen Homertexte kônnen nur %qéoooyv f,uÇwv zugetraut werden, da
dièse âlteren Forûien im Ionischen erhalten geblieben sind, z. B.
Oropos 5339, 16 pétova. Zuletzt daruber Osthoff MU. 6, I88ff.

Ebenso im Zahlwort: das hâufige veooaQSc -ag, -a nebst


xeaoaQavLOvia TeooaQafioioç hat das a der Pânultima aus attisch
véTTccçeç usw., mit dem bôotisch TtétzaQeg im Vokalismus zusam-
mengeht (vgl. Monroe Grammar 395): im Ionischen geben fast allé
Zeugen xeooeqeg usw. (Hoffmann Griech. Dialekte 3, 248ff.)a).

Auch beim Ver bum kommen derartige Attizismen vor.


Doch sind die hier in Betracht kommenden Fâlle z. T. kompli-

ist kaum verwertbar. (Vgl. Joh. Schmidt KZ. 25, 19 Anm. 1.) Beweis-
krâftiger als die Herodotiiberlieferung ist das BON der milesischen In-
schrift Collitz-Bechtel S. 864 Nachtr. no. 36, 10, das doch nur als povv
verstanden werden kann.
1) Auf der epidaurischen Inschrift bedeutet O sechzehnmal to , nur
zweimal ,,unechtesu ou, wâhrend dieses dreizehnmal duroh OY gegeben ist.
- Im Yorderglied von Komposita kann £ô- auf fioo- beruhen. So in rhod.
Boxônict : Bovxônia. Auch das /So- in poTaptwv bei Thuk. V 53 wird, wenn
rich tig (von Wilamowitz Hermes 37, 307), als /So- aus poo- zu fassen sein.
2) Ûber hellenist. réaatça vgl. Mayser Gramm. der griech. Papyri
14, 57 (wo Literatur); dazu Diels Berliner Klassikertexte 2 (Theâtet) p. XIL

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174 J. Wackernagel

zierter und problematischer als die b


ist das y 175 einstimmig iiberlieferte
gedrungen. Mit Recht haben schon V
109 und Bekker dafiir xàpvuv einges
nicht bloB dem an 23 Stellen belegte
auch lonisch und Dorisch kennen nur
42 § 49, 4). Das e ist eine Spezialitât
eine solche, die auf Neuerung beruht, d
-nêmi) Tiefstufe der Wurzel erwar
Futurum und aus Steps, das wie ent
Wurzelaorists ist und dann ein Para
II. Aorists zugebildet erhielt (Anders
Wohl in eben diesen Zusammenhan
beiden Formen cpilolt] d 692 und c
Homer singular: er kennt sonst die -n
bei den Verben auf -pl. Denn S 24
Konjektur des II. nachchristlichen J
Schreibung liegt in dem €7tio%ouxç de
Schulze bei Premerstein Athen. Mitt
das von Herodian vorgefundene und
dieses èrtloxoiaç nach dem Vorbilde von
in der 3. pl. des Optativs eingedrungen
AuBerhalb Homers ist -^-Optativ der
Attische wirklich sicher, abgesehen vo
der Kontrakta (auf die z. B. auch ele
zuriickzufiihren sind), mit der bekann
(pilolri direkt nichts zu tun haben.
Bildungen nicht gekannt zu haben.
iiberliefert ooyieoc I 24, 12. I 99, 1
povvopa%éoipL VII 104, 10; anderseits
II 169, 11. VI 35, 14 [hier Ttovoi^ in
zwischen bol nach Konsonant und 01 nach Vokal. Abweichend
VIII 137, 10 oTCTcprj nach a und I 89, 3 svoq^t] nach alien Hand-
schriften. Aber an der ersten Stelle gibt die Klasse /? otctc^to,
worin wenigstens Holder das Urspriingliche sieht, und so wird
man das einzig iibrig bleibende tvoqi^rj als leicht begreiflichen
Fehler fiir Îvoq$ betrachten diirfen, das fur spâtre Léser mit der
1 sg. ind. èvoQco zusammenfiel und somit undeutlich war. (Vgl.
Bredow De dial. Herodotea 337. 390. Smyth Sounds and In-
flections 542 ff.) Die Ûberlieferung des Hippokrates und der Phi-
losophen ist kaum verwertbar. Aber die neuen Fragmente des

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 175

Archilochos oder Hipponax bieten %qoxéoi mit einsilbiger Messung


des -bol, nach Blass Rhein. Mus. 55, 341 ff. auch e7to%éoi und
[è%ê\ixtoi mit eben solcher Messung. Dazu vielleicht ctyçoï bei
Timotheos (Hermes 48, 125). Leider schweigen die Inschriften
aufier den Dirae Teiae (5632 Becht.), und dièse stellen uns ein
Râtsel: A 2 tvoloï und A 10 dvw&eolrj entsprechen zwar mit ihrem
oi nach a, bol nach Konsonant der Norm1). Aber dann -eolrj in
der zweiten Form widerspricht nicht bloB dem, was sich aus den
anderen Quellen ergibt, sondern ganz besonders scharf dem jzoloï.
Wenn das Ionische den Optativ auf -ivjv bei den Kontrakta iiber-
haupt besaB, so sollte er gerade bei tcoioi erscheinen und nicht
bei âvw&éoL. Osthoff hat bekanntlich (MU. 2, 118 A.) jenes
-irp daraus erklârt, daB die Gleichbetontheit von çiloîiiev u. dgl.
mit didoïfiev, vLfreipev, lovcupev dazu gefiihrt habe nach didoirj
ein altères q>ikoi zu çilolr} umzubilden. Diese an sich plausible
und durch att. oxolrjv: naq&Gtoi[ii neben o%6i\isv : nctQaoxoipev
noch besonders empfohlene Erklârung hat aber offenkundig
Kontraktion von eoi zu ot zur Voraussetzung, ist somit bei ava)-
&eolti, wenn das e wirklich gesprochen wurde, einfach undenkbar.
Anderseits sind die Dirae Teiae zwar in ihrem zweiten Teile nur
aus ganz unzuverlâssigen Abschriften bekannt (vgl. unten); aber
der erste Teil, wozu arteideolt] gehort, ist zwar ebenfalls jetzt
nicht mehr kontrollierbar, aber doch durch eine Abschrift von
Lebas gewâhrleistet. So bleibt nichts andres iibrig als anzu-
nehmen, erstens daB der Gegensatz: oi hinter t, eoc hinter #, nur
eine in historischer Schreibung bewahrte in der Zeit der Inschrift
lângst verschollene Aussprache wiedergibt, und urn 475 in
Teos in beiden Fallen genau der gleiche kontrahierte keine Spur
des e mehr bewahrende o^-Laut gesprochen wurde; zweitens daB
wo kontrahiert wurde, sich wie im Attischen das -vt\v der Kon-
trakta einstellte, aber anders als im Attischen nur in vereinzelten
Versuchsbildungen, nicht als Regel.
Danach ist hôchst unwahrscheinlich, daB die alte las, die bei
Homer vertreten ist, -olyv und dgl. schon gekannt habe, und so
gut wie gewiB, daB çdoirj (poQoiri nur als Attizismen bei Homer
stehen. Man beachte vwy bei Xenophanes 2, 21, ôoyiéoipi te-
léocç cpiloï bei Theognis 339. 926. 1119, sowie auch [av^oldl

1) Die Ergânzung ctnsiteotri, die Boeckh in Dirae Teiae B 4 fur eine


Lticke von etwa vier Buchstaben und folgendem v oder n vorschlâgt, ist
schon aus graphischen Grûnden hôchst fraglich.

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176 J. Wackernagel

und aîvéoi bei Bakchylides 1, 34. 8


Daktylikern nur ein Beleg: vlx^tj u. Ttlo
Tyrtaeus (Vs. 4. 6). Dieses Stuck ist ane
mafiig spat (v. Wilamowitz Textgesc
114f. u. Simonides u. Sappho 257 Anm.
fidhov in Vs. 6 wegen aus einem ,,d
Kulturkreis" stammen lafit)1).
Dièse Attizismen kônnen aber sehr w
den Text gekommen sein und brauchen
zugeschrieben zu werden. Denn gera
wozu die attischen Optative gehôren, w
Flexion an: den Infinitiven cpoQrjfie
H 149. K 270. q 224, (pibjpsvat, X 26
Formen *q)OQ€it] *(piXeiri entspreche
Dichtern gesetzt, neben (pogéoiç Z 457
zu cpileeiv, so unterlag das -«mj fast n
in -o/îj, wâhrend bei den Infinitiven d
gleichwertige und phonetisch anklin
keinen EinfluB iiben konnte3). - Mit
lolr] cpoQolt] wiirde die Variante èrtiox
ènloxoiaç H 241 zusammenzugehôren
in l-o%o ig, aber doch im Simplex oxoii

Die4) echt ionische Prâsensform des


mit normalem tlbergang von eav in eiv

1) Gegen den von v. Wilamowitz vertrete


ments P. Vondermiihll Festgabe Bliiraner
ments vix(prj âk d-étav @Qr)ixiov Boçérjv nich
Attika? - Die Einsetzung des von Hesych
von diesem als ionisch) bezeugten /uâXiov
uberlieferte paXXov im Ausgang des Pentame
aber Camerarius' pâ&cov entspricht dem S
besser als der farblose Komparativ von /udX
2) Es tut nicbts zur Sache, dafi keiner di
selbst vorhanden gewesen sein kann, sonder
aus Âolisch und Ionisch gemischt ist; vgl.
1914, 102 ff.
3) Jedenfalls wiirde ich nun nicht mehr, wie ich es KZ. 33, 31 getan
habe, aus dem Dasein der Formen (fiXolr\y (poçotrj auf die Richtigkeit des
ûberlieferten Akzents von âiâoîrê X 357 und âiôoîsv a 142 schlieBen.
4) Nicht zurecht komme ich mit der Doppelform des Prâsens im
Verbum des Schuldens: einerseits o<peiXov A 688 und ô<pe£Xtt(o) A 686. 698,

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 177

in e7zelwo&ai durch die beste handschriftliche Uberlieferung ge-


boten. Dazu stimmen bei Homer xctTaelwov in *F 135, der ein-
zigen Stelle der Ilias, die eine Form vom Prasensstamme bietet,
und eivvod-cu, das die Scholien zu £ 522 als Lesung des Rhianos
und Aristophanes fîir diesen Vers bezeugen. Wenn dem gegen-
iiber in der handschriftlichen tîberlieferung der Odyssée, die ja
iiberhaupt geringer ist als die der Ilias, ausschliefilich -vw- er-
scheint (in den Formen twva&ai evvvvo: e 229. 230. Ç 28. x 543.
§ 514. 522) und dies wenigstens fur £ 522 als Aristarchs Lesung
mittelbar bezeugt ist, so steckt darin nicht ein Aolismus, wie
Solmsen KZ. 29, 73 vermutet, sondern klârlich ein Attizismus.
Dasselbe gilt von m%aivwov als alter Variante zu ^axaeivvov
W 135, und von hvvxo im Hymnus auf Aphrod. 171. Fiir das
Attische ist solches -vvv- mit doppeltem v iiberhaupt charakteri-
stisch. Auch in Homers taîwvvrai -od'at, -to -oksto stammt das
doppelte w gewiB aus Attika, wo sich iibrigens bei diesem Verbum
das urspriingliche einfache v noch bis ins V. Jahrhundert erhalten
hat, wie Brugmann aus dem v7To£(6vvtcc[i\ Inscr. Gr. I 77, 9 mit
Recht schlieBt. Ebenso wird bei Hesiod E. 590 die Schreibung
opewvpevawv attischen Ursprungs sein; vgl. Hes. Celvapev und
Brugmann-Thumb Griech. Gramm. 338 § 343.
Komplizierter ist ein weiterer Fall. Bei Homer konkurrieren
in derselben Funktion fxdv [ih titjv. Die eigentliche Heimat jeder
dieser Formen ist klar1).

anderseits ôipéUeiç & 462, âtpéXUi d 332, oyéUirat, y 367, oysMei y 17 und
stets -êXX- bei Verbindung des Verbums mit dem Infinitiv. DaB in dieser
letzten Verwendung die âolische Doppelliquida festgehalten wurde (auch
Hesiod E. 174 u. fr. 161, 2 ist die Schreibung -et- nur gering bezeugt),
ist ver8tandlich : ucpuXov kommt weder attisch noch ionisch in utinam-
Sâtzen vor. Aber warum mit xQV°s lt)ald die eine ^ald die andre Schrei-
bung? Buttmann Sprachlehre2 2, 261 Anm. will -eXX- durchfuhren und
sieht in -uX- einen alten Ûberlieferungsfehler. Aber einen solchen erwarte
man in der Odyssée eher als in der Ilias. Merkwurdigerweise kehrt, wie
Danielsson IF. 35, 105 Anm. 3 zeigt, das Schwanken im Arkadischen
wieder; nach ihm beruht hier ô<peXX- neben ôyrjX- à<puX- auf dem Einflufi
von ÇéXXœ u. âhnl. - Man beachte ùbrigens auch ôipéXXsisv 77 651. /9 334
von otpéXXnv ,,mehren", die einzige homerische Aoristform mit âolischer
Doppelliquida.
1) Ûber das genetische Yerhàltnis zwischen pév einerseits und [iâv
fjL7\v anderseits wage ich nichts auszusagen. Man beachte, dafî attischem
fiivxovy wo pév- im Sinne von piv funktioniert, dorisch fi&vrot entsprechen
kann (Epidauros 3339, 37 Coll.).
Glotta VII, 2/3. 12

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178 J. Wackernagel

fiav heifit es uberall auâerhalb des io


gebiets. So im Dorischen: Ahrens II 142
Sappho fr. 93 und in den neuen Berline
V 13 fr. 2, 5) Wanqî rj fxdv a aUo
28, 19 vvv fictv, 30, 16 nai pav, 30, 31
liêv ist der ausscblieBliche Vertreter
Ionischen (Gregor. Cor. éd. Schâfer 4
sr. Ausgabe des Herodot; Stein zu Hd
74, 8 (firjv in /!). Ill 133, 6. IV 15
Qijv in A). IX 91, 7: falsch rj nrjv
EM. 416, 48 an dem Fehler teilnimm
I 68, 10. H 118, 12. 179, 4. HI 66, 12. 99, 6. V 106, 25;
- ov (lev I 120, 5. II 120, 15. II 142, 11. IV 205, 1. VI 72, 1.
VI 124, 2. VIII 25, 6. IX 7, 15: falsch ov tirjv El 2, 5; - ye
liév VII 103, 22. 152, 12. 234, 10: falsch ye firjv VI 129, 18;
- alia . . fiév II 20, 1. 39, 1. 32, 2. IV 77, 7. VII 103,
22; - nai fih II 43, 3. 11. %ai . . . pév VI 98, 5. 103, 5.
Sehr zu Unrecht will Bredow De dialecto Herodotea 143 die
par prjv der Handschriften festhalten. - Dazu kommt schwaches
Zeugnis der ionischen und der ionisierenden Dichter: Archilochos
78, 3 ovôè (lev - yilrj^eig (so anscheinend die tîberlieferung bei
Athen. 1, 8») und Bakchyl. 3, 90 [ye fi]év (derselbe 12, 182 mi
(xav)1)' Dagegen helfen leider die Inschriften nicht. rj ptjv auf
der, dem IV. Jahrhundert angehôrigen Pachturkunde von Arke-
sine IG. XII 7, 62 (5371, 24 Bechtel) fallt auBer Betracht; ,,die
Sprache der Urkunde ist die Umgangssprache" (Bechtel S. 558)
trotz einzelner Ionismen8).

1) Bei Hippokrates ist soviel ich sehe t*r\v hâufig; das ist einfach
Fehler der Ûberlieferung. Dagegen das metrisch gesicherte xal prjv
or[av] ... bei Phoinix ed. Gerhard S. 5 Z. 59 ist Fehler des Dichters, der
sich ja auch Z. 58 den Attizismus ëvréletav gestattet. Ebenso zu beur-
teilen sind ye {ir\v , xaï firpf bei Herodas 3, 11 u. 8, 11, beide vor Kon-
sonant.

2) Bemerkenswert auf dieser Inschrift und schon von Bechtel S. 559


hervorgehoben ist das unattische tpfitpaoxsiv in der Bedeutung ,,hinein-
fûhren" Z. 35 u. 37. Es gehôrt zusammen mit Hippokrates neçï dy/udiv 4
(III 430, 12 L. «= 52, 17 Kû.) ènï péÇov aiaptpdoxcw ,,weiter auseinander
treten lassend". Auf diese Stelle wie Heringa vermutete, oder auf eine
Stelle mit analogem Gebrauch, geht Erotian 64, 4 âiéfiaaxov âieptpaÇov.
Ich zweifle nicht, dafi bei ihm auch die reduplizierte Form au(pt)0aaxov
einzusetzen ist. Ein kausatives unredupliziertes pâaxuv hat eskaum gegeben.
Das von Bechtel und Schulze KZ. 43, 185 in diesem Sinn verwertete xctxûv èm-

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 179

Endlich tnqv ist die attische Form, alien andern Mundarten


fremd.
Bei Homer1) ist die Form pdv, wie man langst weiB, im
Ganzen auf Stellen beschrânkt, wo, weil auf die Ictussilbe voka-
lischer Anlaut folgt, ein Wort mit langem Vokal erwiinscht ist,
wahrend pév im Sinne von [itjv mit Yorliebe vor konsonantischem
Anlaut steht. Danach regelt sich der Wechsel in einer ganzen
Anzahl von Verbindungen, die die Partikel eingeht. rj pdv vor
Vokal B 370. N 354. P 429: y pév vor Konsonant A 77. E 197.
/ 57 (nach Aristarch; die Mehrzahl der Handschriften rj [irjv, s.
unten). / 252. 464. A 765. T 109. X 233. 239. £1 416. 749.
763. i 29. x 65. I 447. v 425. g 281. t 167. 235; - pç pdv vor
Vokal 0 512. 0 476. X 304: rf piv vor Konsonant K 330.
d 254. x 462; - ov [idv vor Vorkal J 512. M 318. N. 414.
S 454. 0 16. 508. P 41. 415. 448. *F441. X 344. ç 470: ov pév
vor Konsonant an zahllosen Stellen, ich mache besonders auf ov fxev
yàç, ov pèv ôr^ ov \ih #ip, ov \ikv xov (Gehring Index 513) aufmerk-
sam. - Dieser Wechsel von fidv : [iév ist der denkbar schlagendste
Beleg fur die Richtigkeit der Lehre Ficks, daB sich Àolismen in
der epischen Sprache im ganzen gerade nur da gehalten haben,
wo das Ionische keinen prosodisch gleichwertigen Ersatz besafi,
daB sonst aber die ionische Form dafiir eintrat8).
An zwei Stellen scheint fiàv ungerechtfertigt: E 765 aygei
fxdv ol h'rtOQOov, wo [lév oî mit Nachwirkung des Vau ebenso gut
moglich gewesen ware, wie Hesiod Sc. 11 rj pev ol rcaxsq èo&lov

§aoxé(iiv vlaç *Ax<uwv B 234 ist aus èn-ùp-ipccaxépsv dissimiliert. Ein kau-
satives Prâsens auf -oxœ ohne Keduplikation liegt blofi in Homers ïoxovtsç
A 799. n 41 und ïaxovaa S 279 vor (wofûr jedoch Aristarch slox- aus iïox-
schreibt), wâhrend das kausative /?^«axw, im Anschlufi woran das nachhome-
rische pipdÇw erwachsen zu sein scheint, in dMoxaj -dMoxo} Itoxta fiifivriaxai
Tuntoxw nupavoxa) sichere Parallelen hat. Daneben kommen allerdings
auch reduplizierte Prâsentia auf -gxoj ohne kausative Bedeutung vor, von
Homers ytyvwoxai (gegenûber epirot. yvœaxto lat. nosco) an; dahin èpcpaoxw
im Apollohymnu8 133.
1) Bekkers und Naucks Bemûhung fiàv und pév bei Homer zu Gunsten
von pip zu beseitigen (Bekker Homer. Blatter 1, 34. 62) braucht heute
nicht mehr bekâmpft zu werden.
2) Fick Odyssée 20 hat, weil er fxr\v falsch beurteilte, dieses Ver-
hâltnis verkannt. Aber ganz zutreffend schon Monroe Gramm. of the
Horn, dial.2 313 § 342: ,,an original fidv was changed into fiév, whenever
it came before a consonant, and preserved, when the metre made this cor-
ruption impossible".
12*

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180 J. WackerDagel

ànéxtave1); zweitens E 895 (xqi a oiw


evveoiyow) àkfc ov fxdv o* ëtc âriQOv a
gibt es zwar sogenannte iiberschiissig
18 ff.), aber diese beiden \idv scheinen
werden zu miissen. E 765 ist fxdv durc
bedingt, das wir in dieser, von Becht
gleichung von lat. em erlâuterten Funkt
(ayçec <$' olvov €qv&qov àrcb xçvyoç) w
nehmen diirfen2). Ein ayçei \ih ware
wesen wie etwa ein ai av, was Homer
Nebensâtze 273) 3). - Und fur E 895 w
von fidv zu folgern sein, da8 o(e) urspr
das anaphorische avtov, amrpfy [tiv, k
und as fehlen, wenn sich das Objekt
finitivs) aus dem Vorausgehenden er
fâllig aufgegriflene Beispiele zu nenn
gsÏo kyoofiiai ccQxôpevoç ovd* 4a7to7zav
%ai vataxov sv te \ié(5oiGiv àeiow, w
ein ae an den unmoglichsten Stellen
Herodot I 38, 4 oi/jiç oveiçov .... Iqpij
VTcb yàç aïxfxijç oidrjQerjç aTtoleeod-au
%6v te ydfxov roc tovxov è'oTvsvoa yu
ov% à7tO7téii7tù), wo oe zweimal zu er
E 895 war oe wegen des Partizips besond
oItov y artXEGSov ytal x&Iqgwv. avxàq
fÀèva) eiçviaofiedific).
Daneben findet sich \iiv = [idv allerd
1) O 16 ov fjittv oiâ(a\ wo Christ ov pkv
auf gleicher Linie. Bei den Ioniern haftete dem Gebrauch des Dativs
oî Nachwirkung des anlautenden Vau an (s. unten); aber nicht dem von
olôa. Also konnten die ionischen Sânger, wo eine Lange geboten war, da-
vor nur fidv zulassen, nicht ihr fxév.
2) DaB ûbrigens das âolische dyçêïv so gut wie atoêîv zu einem hete-
ronymischen System verbunden ist, folgt aus n 148 f. si yâg nœç êïrj avx-
àyoera navra PqotoÏoiv , noÛTov xev tov narçbç èXoC^ièd-a vôarifiov
wuao

3) Vgl. auch Delphi 1766, 7 (173 v. Ch.) noiovvra o xa &élr


roi^ovxa où av &éXrj, wo hinter dem aus der Koine stammen
undorische av steht. [Allerdings ibid. 1758, 8 (172 v. Ch.)
und 2906, 9 bei Kûsch Graram. der delph. Inschr. 1, 92 Anm.
anderseits in einer aus der Zeit um Chr. Geburt stammenden
Inschrift OTTAN nooaiorjTai, was nach Rûsch 1, 25 als o na a
Verbindung eines dorischen Adverbs mit av zu fassen ist (?).]

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 181

eine Eiirze fiillend. An solchen Stellen liegt ein sogenannter


,,fester lonismus" vor, ein Stuck des rein-ionischen Bestandteils
der epischen Sprache. Aus den oben besprochenen Verbindungen
gehôren hierher y fiêv 3 275, m (lev T 261. W 585, ov \ih
B 233. S 105. I 264. tp 152. <o 246. 251. Dazu kommt ye fiév
vor Vokal JB 703 - 726. 2 425. ii 642. d 195, ovôè uév ebenso
B 703 = 726 und sonst.
Dagegen die dritte homerische Form fifjv kann gemâfi dem
oben Dargelegten nur durch attischen EinfluB in den Homertext
gelangt sein. (Vgl. Cobet Miscell. crit. 365ff., der wenigstens
fiir gewisse Verbindungen und Stellen fx^v beseitigt.) Mehrmals
findet es sich als bloBe Variante. Als schwach bezeugte z. B.
fur (ayqev) fidv E 765, fur (17) fidv B 370, fur (ov) fidv J 512.
M 318. O 508. P 415, fur (i?) fiév K 322, fur (ov) fiév J 372.
Dagegen / 57 beherrscht t\ fiijv die handschrifUiche Ûberlie-
ferung (mit EinschluB eines Zitats des Dionys. Hal.) fast vollig;
nur den Scholien verdanken wir y \iiv als aristarcheische Lesung.
DaB H 393, wo auch Aristarch r\ ixr\v las, eine einzelne Hand-
schrift ri \iêv gibt, ist wohl ohne Belang trotz Herodians Bemer-
kung (zu A 77), dafi der Dichter %i oquikov k7tiQQ?ui<x âel âià
tov ê TtQoyiQezctL, alter ist an dieser Stelle die Variante ^ \iw.
Ganz einstimmig ist ^ titjv bloB jB 291 bezeugt: wir sind berech-
tigt dem Dichter rj pév zuzuschreiben. - Dasselbe liegt nahe fur
Û52 ov \ir\v ol toye uàXXiov: das schon von Christ eingesetzte ov
fiév ol bote in ov fiév etwas ganz gelâufiges und ware prosodisch
tadellos; der scheinbar prosodische Defekt legte pijv nahe. - Nach
demselben Prinzip wâre fiir vorvokalisches %ai [ir\v T45 imxI pav
h^rzustellen, wofur zwar Homer keine Parallèle bietet; aber Pindar,
Bakchylides (12, 182), der Bôoter in den Acharnern (878), die
Dialexeis (5, 3: Diels Vorsokratiker* p. 644, 9), Theokrit sichern
dièse Verbindung fiir die Form mit a. Ebenso kann xal \ir\v vor
Konsonant sehr wohl falschlich an Stelle von xat fiév getreten
sein V 410. X 582. 593. it 440. Die oben angefiihrten Stellen
mit schwankender Lesart zeigen, wie wenig fest hierin die tîber-
lieferung war. (Dazu A 302 el d* aye prjv Ttelgrjocti ohne Va-
riante statt eî ô* aye (xév). - - Anderseits waren r\ \ir\v, yuxl \ir\v
und auch ov prjv in Attika von jeher lebendige Verbindungen,
konnten also leicht eindringen. Immerhin kommt, eben weil jene
Verbindungen attisch waren, auch die Môglichkeit in Betracht,
daB [ir\v an einigen Stellen schon dem Verfasser angehôrt, also
die Verse selbst (nicht bloB deren ûberlieferte Schreibung) aus

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182 J. Wackernagel

Attika stammen; z. 6. I 582 %al /xrj


X 593 ycal prjv 2lovcpov eîçéîôov sind
sprechen aufs genaueste attischem B
Ekkl. 41 ytai (Lirjv oqco xccl Kkeiva(>émr\v
Das attische fiijv trifft man auch s
kern, z. B. im Apollohy. 87. 219 (rj ptjv
sonant); Hesiod. Sc. 101 r\ firjv vor K
76, 2 (Vorsokratiker *I 1 94, 17) val (
Umgekehrt pév z. B. Hesiod. Sc. 11 tj \
139 %sqoI ye (xèv od%oç eïke (ye fiijv g
fr. 37 (Vorsokratiker a I 52, 8) xal [irjv
Xeifiexcti vôcoq. Orakel bei Hdt. V 92,
Tzciïdeç. - Apollonios Rhodios hat in se
Formen der Partikel vorgefunden: 1, 86
ôd'velrjoi yvvcuÇlv èoGoiie&{d) u. 3, 125 xa
Gtzi 7tQ0T€Q0i<uv oXêcactç firj.

Zweifelhafter ist die Beurteilung des


ovv. Nach Apollonios De coniunct. 228
âolisch und dprisch, also, wenn man die
ovv auf Homer und das Attische beschr
graphische Ûberlieferung bei der Partik
Doch bezeugt sie wv fiir Kreta (5186, 12:
Im iibrigen kann ovv wohl iiberall, wo
kommt, Koinismos sein (vgl. Ahrens
schrift von Amphipolis 5282, 21 (35
sicher fiir die âolischen Inschriften, au
ovv anfiihrt. Und da die bessere liter

1) Sowohl der ionisch-dorischen als der at


lisch ovv-ve (Thumb Handbuch 245) auf der
2, 4605 gleichgesetzt werden. Ob ûbrigens ov
hat (vgl. Meister Indog. Forsch. 25, 312 Anm
soil hinter ovv eine Demonstrativ-Partikel ? Es steht frei statt b'aaa ovws
xstfrat?] vielmehr ovvv exec . . . zu lesen, mit der bekannten Doppelung des
auslautenden -v vor vokalischem Anlaut. Vgl. Ehrlich KZ. 40, 397 und
Baunack Xenia Nicolaitana 88, der passend auf Hes. owv-oiata- to sig to
avro ovjLKpéosùv verwoist , wo die Doppelung gerade so im Vorderglied eines
Kompositums erscheint, wie in thessal. %Evvo$ta (IG. IX 2, 358 u. 1286)
neben *Evoôta. - Das zuletzt bekannt gewordene Beispiel afivaoovv oixsCrj
auf Vollgraffs argivischen Inschriften Bull. Corr. hell. 33 (1909), 451 ff. ist
von dem Herausgeber verkannt. Dazu nun Delphi 1695, 5 Coll.-Baun.
(nach 150 v. Chr.) èXsv&tçovv stysv (Eusch Gramm. der delph. Inschr. 1, 239).

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 183

auBerattischen Dialekte durchaus auf wv hinweist1), kônnte man


daran denken ovv bei H. als Attizismus zu fassen2). Aber zu-
nachst sollte der Wechsel zwischen ov und w bei dieser Partikel
erklârt sein.

3.

Wir wenden uns nunmehr zum Konsonantismus. Sicher


unursprunglich bei Homer ist das attische îvTav&a èvrev&ev
fiir das ursprungliche im Ionischen erhaltene hv&av%a hv&ev-
xev*) (Indog. Forsch. 14, 370 Anm. Solmsen KZ. 42, 217 Anm.);
t - d- in diesen Bildungen eignet auch dem Dialekt von Euboa.
Hiernach wird man fragen, ob nicht auch die Ûbereinstim-
mung zwischen Homer und dem Attischen bei %itwv gegeniiber
ion. yii&aiv (belegt z. B. bei Herodot II 81, 2 und oft auf der
Inschrift von Samos 5702 Coll.-Bechtel) auf attikisierender Um-
farbung beruhe. Doch beachte man mtcjv- kl&cov- auf attischen
Inschriften (Meisterhans 3 104 Anm. 932), wutSv bei Sophron fr. 62.
Stammt das von Moiris 391 bezeugte hellenistische Ttd&vrj aus
dem Ionischen? (Thumb Hellenism. 71). Dann gehôrt hierher
auch Homers cpdtvrj, das in dieser Form fiirs Attische auch in-
schriftlich bezeugt ist (Meisterhans3 104 Anm. 933). So schon
Solmsen KA. 42, 219 A.
Auch noch ein weiterer Fall von attikisierter Artikulations-
art homerischer Wortformen lâfit sich vielleicht anreihen.
In der Sippe von ds^ofxav ist die ererbte Tenuis im Attischen
und in der Gemeinsprache immer mehr durch die Aspirata er-
setzt worden. Am urspriinglichsten ist die Ersetzung offensicht-
lich im primàren Verbum und hier ist sie wohl erklârbar. Zwar
klingt es fast komisch, wenn G. Meyer Griech. Gramm.3 285 § 207

1) Nachweise betr. die ionischen Texte bei Meister Herodas 867.


Bei Pindar ist das bei ihm zu erwartende uv konsequent geschrieben, auBer
(T ovv P. 9, 103. Mit Kûcksicht auf dièse Stelle und auf Meisters wenig
einleuchtende Herleitung von <ov aus ^ ovv, bei der wv hinter ai nicht
paBt, will Schroder 0.3, 38 c^ ovv fur iiberliefertes #' (ov einsetzen (Proleg.
24, 40). - Bei Bakchylides bietet der Papyrus nur das attische ovv (18,
29. 37).
2) So Fick Odyssée 3 u. Bezz. Beitr. 30, 29b. - JNach Monroe (iram-
mar2 395 betrachtete Aristarch ovv statt wv als eines der Indizien fur
Homers Abstammung aus Athen.
3) Ebenso èv&ctvra mehrmals auf der Fluchtafel 21/2 bei Ziebarth
Gôttinger Nachr. 1899, 120 ff., die Hoffmann Philol. 60 (1900), 201 ff. wegen
der 2 sg. xstot fur das Arkadische in Anspruch nimmt.

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184 J. Wackernagel

(mit unvollstândiger Benutzung von Os


Vorbild (l<>é%<û : pQeÇœ in Anspruch n
aus semasiologischen Griinden Hoffman
(Griech. Dial. 3, 601; vgl. Brugmann-Th
Boisacq Dictionnaire étym. 172), wenn d
Endungen hâtte und dadurch doch w
Auch ist nicht abzusehen, warum blofi
artigen Analogien zu lieb hâtte geopfer
doch z. B. Xéyw trotz U£w : eÇw ni
Weg zur richtigen Erklârung weist d
spriinglicher Aspirierung im Verbum,
beruht sichtlich die nachhomerische
bei Homer iiblichen*) der III. pl. med. (

1) Schon Buttmann Sprachl.2 1, 426 Anm


dafi Herodot, wâhrend er sonst vor dem -cn
quamperfekts nur aspirierte Mutae kennt,
anCxaro sagt. Dieselbe Schwierigkeit gilt, o
fur dylxaxo, das man nun allgemein nach B
VII 75, 6 fur das ûberlieferte d<pïxro schre
diesen Formen nur die Aspirata {terâxatat,
ifaraC). Deswegen bei Thukydides *àyf/aro
lehnen mussen, erstens weil man sich damit
rung entfernen wiirde, sodann weil die Folge
ware. Aber eben von diesem zweiten Gesich
echte und notwendige Form verstandlich : e
ausgang -#i?r* (nebst -cfT^ay^r* in der LX
Old Testament 1, 286 oben. Verf. in Schur
639) und bôotischem dvrt&evrt, st. -vd-c (S
Dadurch fâllt nun wieder Licht auf Herodo
widrige x des attischen Belegs nur aus dem
ist, fordert auch das x bei Herodot, wenn
zichten will, das einstige Dasein eines Anla
das Verbum wohl angenommen werden. Wi
dung von dno mit der Wurzel Ix- alt. Alte
schen die zunâchst dem Satzsandhi eigene P
daher die inschriftlichen Formen xa&rjfiêvog,
in der sonstigen Ûberlieferung (Smyth Soun
dialects. Ionic. 326 § 399. Hoffmann Griech
wie das ursprungliche dytxajo und seine gan
ersetzt wurde, ob schon im gesprochnen Dia
zu Hyperionismen bereite jûngere antike Te
stellt bleiben. Bei Herodots xdrrj^ac und x
Frage. (Ein Ansatz zur richtigen Erklârung
509 § 612 Anm.) - Eine wunderliche Art des
der 3. pl. med. zeigt iç/aTÔcwTo ,,waren ein

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Sprachliche Untersuchungen zu Homei 185

28, 176 ff. Hirt Griech. Laut- u. Formenl.» 577 f.). Gaaz ent-
sprechend wirkte hier als Vorbild das homerische dtyaxai (M 147),
das bei Homer zahlreiche athematische Formen wie èâéyprjv è'deÇo
{z)Ô£kzo Idéype&a, ôiÇo, âéx$cu9 déypevoç, neben sich hat, und dessen
Âspirierung demgemâfi mit der der III. pl. Perfecti vollig parallel
geht. Wie attisch xézQoqxx xénqcufa neben Homers rercaqparat
trat, so trat neben 8è%a%ai an Stelle von àh.o\iai ein àé%ofiai,
altatti8ch schon auf den Vasen belegt : JEXO Kretschmer Vasen-
inschr. 86 Anm. 2, ebenda JEXE 89. - Weiterhin ist in Àttika
nach Àusweis der âltesten literarischen Denkmaler die Aspirierung
schon sehr friih auf die Ableitungen auf -ij und -oç aus dem ein-
fachen und dem zusammengesetzten Verbum ûbergegangen : âoxy
àvaôo%ri anodoxrj ôtaàoxi] eKÔo%i] vTtoâotfj, didôoxoç. Dagegen
hat sich das urspriingliche x gehalten in donoç ,,Balken", wo der
Zusammenhang mit âéxofiai nicht gefiïhlt wurde, im Eigennamen
y^4vôomdrjç (wenn der nicht von auswârts stammt), in den abge-
leiteten Verben ôemv (Athen. Mitteil. 18, 229), dfixa'Çfitv, -doxay,
enâlich in solchen nominalen Ableitungen, die mit nominalem
Vorderglied komponiert sind, wie Tzàvdonoç iaçodino^ i*ETccd6x.oç
TiQeofivTodoxoc, àxvQoâoMi MX7zvoâ6M] ovqoôokt] 7tavdoKevç (und
Ableitungen), âwQodoyiMv.

nsvTrtxovra avec x«P«*w<*d€ç ^/«toûivio. Offenkundig gehôrt es zu ecyvvpi,


vgl. x 238 (Kirke die Gefâhrten des Odysseus) xot» av(pëolow iéçyvv und
I 411 ràg (die avec) fiev aça eçÇav . . . xoifiri&rivtti, und besonders die Stellen,
wo !<#arai, eçxttro genau so wie ty/ardoHTo : gebraucht sind: x 283 etaço
ai toi oïô* ivï KCqxt\ç l^/ara* &axe avec, x 241 (von denselben) &g ot pkv
xXaùovxeç iéçx«*o. I 73 avyeovç, o&i $&vea %QxttX0 X0^™- l 221 («V^ W
tçtifiov) âtaxexçifiévai âè exaarai e*QX<no. Mit k*QxaT0 ist ^e/«ToawTo vôllig
gleichwertig. So bleibt nur die Annahme, ein Dichter habe sich berechtigt
erachtet etwa nach laiçaTOiovro r 187. d 378. A 713 und im Anklang an
den Versschlufi ^a/arowrra K 206 das echte Prâteritum ÏQxaT0 zu ver"
làngern und sich dadurch einen wohlklingenden Hexameterausgang z
schaffen: Adonius hinter bukolischer Caesur. Ganz àhnlich !4vTi(farrja
x 114 st. idvriipccTriv, woriiber zuletzt Kretschmer Glotta 6, 282. Auch di
Erweiterungsformen von Frauennamen wie IIi\vel.6neia finden sich bekannt-
lich vorzugsweise im Verausgange und sind wohl zunâchst ftir diesen in
Gebrauch gekommen. Auch evnaréçeiav -Teçety st. *iv7iâTçriv -y eignet dem
Ver8schlufi. Mit der Sippe von oqxoç o^«toç hat ^/«towvto trotz So
phokles fr. 743 oQx«àog ajéyr\g ,,der Hûrde4* nichts zu tun. (Doch macht
Bechtel Lexil. 141 auf Hes. Iç/aror (pçayfiog aufmerksam.) - DaB di
Aspiration im Perfekt von der III. pl. med. ausgegangen ist, wird durch
die Tatsachen an die Hand gegeben; trotzdem wollen noch Brugmann
Thumb 375 die von J. Schmidt gewonnene Erkenntnis nicht gelten lassen

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186 J. Wackernagel

Einen Schritt dariiber hinaus tut ei


mit Çevodoxéïv und Xenophon Oec. 9, 1
diese Schreibungen gegeniiber dem von d
bei Plato Rep. 4, 419 A belegten Çevod
jedenfalls fiir die Euripidea-Stelle so gu
anderseits Plato mit jzavde%rjç Timaios
Wort recht eigentlich aus dem Verbum
rqi rà Tfxiv TCavzwv . . /.axa nav . . à(fO[i
dêxeod-ai

léyovvsç ov ipevoofie&a). Aus dieser Stelle ziti


stoteles 306 b 19. 328* 14. - In der hellenistis
dringt das % weiter vor und ergreift aile Bild
bei denen ein Zusammenhang mit déxopat noch em
vgl. Lobeck zum Phryn. 307. Doch kommt immer
hângig von attizistischen Neigungen x nicht ganz
vgl. iiber hellenistiches navdoyiéîov Nachmanson
nesia 81. Beachtenswert das von Polyb und
brauchte, auch ins Latein ûbergegangene (Paulus
oôoiôoTioç ,,Wegelagereru, ein wie es scheint ursp
westgriechenland iiblich gewesenes Wort: der
und GroBvater des Aias hiefi so. Ferner ytlovd
Schiffsgelegenheit abu (Cicero ad Att. X 8, 9).
Homer geht beim Verbum mit dem Attisch
Pràsens und Imperfektum kennt er nur mit x
Ilias, dreimal in der Odyssée). Man ist gewohnt
daraus zu folgern, daB die Aspiration von dexsa^a
Aber erstens ist auBerhalb des ionisch-attische
nur dex- zu treffen (Ahrens 2, 82, zuletzt Bu
56 § 66 und Rusch Gramm. des delph. Dialekt
vergleiche z. B. fur das dorische Gebiet die Labya
Delphi (A 34 ôévieo&ai, A 53 deyieoiïcov), die Taf
(I 105 déyiwvTai), die Inschrift von Gortys 5011
dhteT&ai déyioiTo), Isyllos von Epidauros Coll. 33
usw. Formen mit ôex- kommen dorisch nur
schriften hellenistischer Zeit vor: schon Ahrens
Recht ,,crediderimu8 recentiores demum Dorie
vulgari lingua assumpsisse". Entsprechendes gil

1) DaB &vodo%la mit x dem IV. Jahrhundert nicht


die mit Attizismen durchsetzte Inschrift von Teos 56
ihrem [^voâ]o/mv in Zeile 3. Damit fallt die Bemer
lect.2 580 dahin.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 187

lektgebiete. So auf der tanagrâischen Inschrift des III. Jahrhun-


derts, die Th. Reinach Rev. des Études grecques 12, 7ff. ver-
ôffentlicht hat, Z. 7 âéKea&t] (woriiber Reinach S. 84). Das xa-
Tvoexeodac auf der tegeatischen Inschrift von Delphi aus dem
J. 324 v. Chr. (IG. V 2 p. XXXVIf.) ist gleich zu beurteilen wie
das -at in yèyqamai ebenda Z. 15 gegeniiber regelrechtem -oi in den
sonstigen Medialfomen, iiber welches Plassart Bull. Corr. Hellén.
38, 104. - Auch die dichterischen Texte zeigen Spur en des Alten.
Bei Pindar ist an der Mehrzahl der Stellen <îex- iiberliefert, teils
einstimmig teils wenigstens in Einer âltern Handschrift: daher denn
die Herausgeber schon lângst bei ihm das x durchfiihren.
Ebenso wird Sappho fr. 1, 22 von Dionysios von Hal. mit der Form
(feW(o) zitiert; dazu àktë\oSai\ in dem neuen Fragment Oxyrh.
Pap. X 29 (1231 fr. 9, 17). Wie de%- an einzelnen Pindar-
stellen (auch auf dem Papyrus der Pâane VI 129 in ôe%oixéva),
so sind de%6fÀevai bei Epicharm. 9, 4 und ds/erca bei Philolaos
Vorsokratiker 2 244, 1 nur Beweise fiir die Unzuverlassigkeit der
literarischen Texte in solchen mundartlichen Orthographika.
Entsprechend haben die mundartlichen Texte x nicht bloB
in solchen Nominalbildungen, wo auch die Attiker das Urspriiugliche
festgehalten haben, sondern auch in Komposition mit Prâverbien:
dvdoxà kretisch (groBe Inschrift von Gortys IX 34), àvôoyiela siki-
lisch (Tauromenion IG. XIV 422 [- 5220 Coll.], 129. 150 und 423
[= 5221 Coll.], Ill 17, dazu Hoffmann S. 255); vgl. mit beiden
den lakonischen und delphischen Mannsnamen "^vôokoç (Riisch
Gramm. des delph. Dial. 1, 182) und den attischen 'Avôoyildrjç.
Ferner ioâoxd (fur attisch ènôoxrj) bôotisch (IG. 7, 3086 p. 562)
und arkadisch (Tegea IG. V 2, 6 [= 1222 Coll.], 40, 51), beider-
orts von der Ûbernahme einer ôffentlichen Arbeit und daher in
Tegea mit èaâoaiç ,,Verdingung" alternierend, wobei der lautliche
Anklang vielleicht eine Rolle spielte. - Naturlich macht sich auch
hier allmâhlich der EinfluB der Gemeinsprache geltend. Die thes-
salische Amtsbezeichnung Çevodôxoç, die uns fiir Larissa, Trikka,
Phayttos, Pythion durch einheimische Texte mit x bezeugt ist
(Inscr. Gr. IX 2 p. 314), wird auf einer aus der Zeit urn 145
v. Chr. stammenden mundartlichen Urkunde aus Delphi £evod6%oi
geschrieben (Inscr. Gr. IX 2 p. X A 22). Entsprechend auf der unter
Augustus abgefaBten aolischen Inschrift von Kyme 311, 29. Coll.
arcvdoxcc: also attisches % neben âolischem v, wie in dem Z. 28
vorausgehenden dcalafixpec hellenistisches fi neben âolischem â1).
1) Beim Gebrauch der Papyri (Mayser Papyrusgramm. 1, 171 f.) spielt

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188 J. Wackernagel

Zweitens ist sehr zweifelhaft, ob d«%


erkennen sei (vgl. Smyth Greek dialect
Griech. Dial. 3, 601). Innerhalb der li
zeigt sich % in ôéxeod-ac Anakr. 2,
p. 30, 5 Am.), TtQOçâéxowai Hippona
dem nicht seltenen ôé%eo$ctL des Hipp
ist unverkennbar die Form mit x eigen
bei Archilochos 66, 3 und das selbstver
Herodot, nicht aber dtado%og (I 162
22, 5) und vnodom (VII 119, 9) bei d
die Zeugnisse fur x schwerer wiegen
echter Uberlieferung, % kann aus jung
Insbesondere ist nicht denkbar, dafi das
x im Verbum; sind diese Substantive At
- Schwieriger zu erledigen ist das Zeu
iiberwiegt % noch mehr. Aber keine St
das Ionische. Das zweimalige v7toôé%
Perserkriege stammenden Dirae Teiae (5
gehôrt dem Teile der Inschrift an, der n
Abschriften bekannt ist. Im ûbrigen fin
infizierten Inschriften: Mvadêxrpat, A
v. Ch.) neben ganz- oder halb-attische
OT€œiovvy und ôé%eo&ai Milet Ausgra
mowitz aus der ersten, nach Rehm a
IV. Jahrhunderts). Die Sprache diese
ionisch, aber ôéxeo&at, kann mit dem At
zusammengehôren, und mit den Halbatt
twv Z. 23. - Diesen Belegen fur <h%- st
in der Inschrift von Keos IG. XII 5,
(363/2 v. Ch.) Z. 3: die Anwendung d

phonetischer Austausch zwischen x und x h


fur Iveafyero. Beachtenswert ist immerhin
ûber fielavoâoxov bei Poll. 10, 60; anderseit
1) 1st attische Aspirata ebenfalls unursprii
des Verf. ??) in Herodots (pQovçy (pçovçdv? (d
Dialekte 8, 564). Auf einer kûrzlich verôffent
(Bull. Corr. hell. 37, 185), die dem III. Jahr
im ûbrigen Koine zeigt, liest man Z. 16 inï
ausgeber vergleichen auJSer dor. und boot,
ttqovqiov bei Wilcken Ostraka II 82 no. 2
dem J. 179 n. Chr. stammt, kaum fiir die a

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 189

bemerkenswerter, als das Denkmal sonst fast rein attisch ist, vgl.
Bechtel S. 172.
Weitere epigraphische Zeugnisse wâren willkommen. Vorerst
kann nur <tex- aïs sicber ioniscb gelten. Und dann mufi das ôe%-
Homers, der Hymnen, Hesiods (Th. 800), auch das des Empedokles
(115, 12 Diels) Attizismus sein, natûrlicb mit Ausnabme von ôé%axai.
Die Bewahrung des x bei Homer in dovcodowfi, îoToôoyit], Çeivodonoç,
ndvâoxoç ist seibstverstândiicb. Die in nqoôoY^OL trotz altattischem
-doxy hinter Prâverbien kann darauf beruben, dafi zu der Zeit,
da Homer attikisiert wurde, im Attischen % noch auf das Verbum
bescbrânkt war, oder einfacb darauf, dafi es im Attiscben ein
*7tQoaoxy nicht gab. Vgl. auch den Heroennamen ^/Àçiôoxoç bei
Hesiod(?) fr. 277 Rz.
Warum aber, wird man fragen, ist denn, wenn homerisches
déxeo&ai durch attischen Einflufi Aspiration empfing, die mit dem
X von aixeo&ai innerlich verwandte Perfektaspiration nicht auch
in den homerischen Text gedrungen? Nun gerade dem Verhalten
des Homertextes zur perfektischen Aspiration kann ein Beweis
fur unsere Betrachtungsweise entnommen werden. Ein einziges
homerisches Perfekt kommt im Attischen aspiriert vor : gegenuber
MKOTttiç N 60. a 335 durativ ,,schlagend" steht bei den Attikern
y,éyio(pa. Und gerade hier ist die Aspirata in die Uberlieferung
gedrungen. Aristarch hat zwischen xexo/roîç und xsxocpciç ge-
schwankt, und dieses Ttmoqxaç liegt wenigstens in der Iliasstelle
in einigen Handschriften vor. Ganz urspriinglich ist wohl das fiir
N 60 als Lesung der Chia und des Antimachos bezeugte nenonoiv.
Das vulgate ywLontSç stellt eine halbe, die Variante xenoqxoç eine
ganze Attikisierung dar. - Dafi aber im Unterschied von déxofÂCtt
hier die attische Aspirata nur als Variante eindrang, die urspriing-
liche Tenuis sich im Vulgattexte hielt, ist wohl verstândlich:
Homers xcxomtig ,,schlagendu war von attisch nenocptoç ,,geschlagen
habendu begrifilich verschieden, woriiber gleich nachher.
Aufier diesem einen Fall gibt es kein homerisches Perfektum
mit Muta als Wurzelauslaut, das im Attischen aspiriert ware.
Das hângt mit dem verhâltnismâfiig spâten Aufkommen der Per-
fektaspiration zusammen. Aspiriert sind im ganzen nur solche
Perfekta von Verba muta, die vermoge der bekannten Ausdeh-
nung des Gebrauchs des Perfektums im V. Jahrhundert oder spâter
uberhaupt erst neu gebildet sind. Bei diesen ist Aspiration
durchaus Regel. So im V. Jahrhundert eYXtjqxx, nêxXoqw (zuerst
Aristoph. Eq. 1049), nêTtofxcpa, rtijtlox^ véTQicpa, vérQOcpa (nebsi

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190 J. Waçkernagel

(xéfxaxa bei Aristoph. Eq. 55). So bei


Perfekta altérer Zeit, die noch vor dem
tionsregel gebildet waren, behielten au
oder Media: so die bereits homerischen
im fem. Part. Xelaxvïa belegt), ÏÀÏJOinay
- avwycc, 7tê7tr\ya, n£7thr\ya. Ferner
Herakleia èççriyeta und Hes. Kareccriyvc
ablaut wie in eidalç, und in àvr\ve%vïav
die zwar erst nach Homer belegt sin
nach ait sein miissen. Aucb Xêlctfir
stammt wohl aus altérer Dichtung. Von
Perfektum ausgestatteten Verben werde
dann gewagt, wenn sich das Bedûrfnis
intransitiven Perfekt ein Resultativper
im IV. Jahrhundert àvé($%a ,,ich habe g
habe getan" neben âvéyya ,,ich bin off
finde mich", im hellenistischen Griechis
brochen" neben sQçœya ,,ich bin zerb
7té7trj%a ,,ich habe befestigt" neben Tt
stellt. - Wieder anders und doch keine wirkliche Ausnahme ist
das eben besprochene Perfekt von xo/mo. Zwischen Homers dura-
tivem uenoït- und dem Resultativperfekt xexoqpa der Attiker des
IV. Jahrhunderts besteht kein direkter Zusammenhang; man darf
xewqxx einfach als Neubildung betrachten. Endlich das um 400
zuerst auftretende h^voya zeigt zwar keinen begrifflichen Unter-

1) Tenuis st. Aspirata bei jungern Perfekta wird meistens einen beson-
dern Grund haben. Von (pvXaTTût lautet das Perfekt bellenistisch nê(pv-
Xctxa, so die Septuaginta I Reg. 25, 21 (Thackeray Grammar of the Old
Testament 289); netpvlaxevcu die Hypothesis zu Eurip. Med. (Scholia in
Eurip. ed. Schwartz II 138, 10), wo die Handschriften teils nstpvkaxévai
teils 7i€(f>vxévaù bieten, n^vXa^ivai Konjektur der Herausgeber ist; ne(pv~
XaxÔTëç weist mir H. Schône aus Hermae Pastor Similitud. VIII 3, 8 nach.
Vielleicht haben auch die Attiker neifvXaxa gesagt; wenigstens ist einzig
diese Form Xenoph. Kyrop. VIII 6, 3 u. Deinarch 1, 9 handschriftlich uber-
liefert, wâhrend allerdings zu Plato Leg. 1, 632 A. âianê(pvXaxÔTa keine
Variante mit -xora angegeben wird. - Ob nun attisch oder bloB helle-
nistisch, jedenfalls ist nsyvXaxa eine echte Form. 1st das x st. / durch
das mittelbar vorausgehende (p bedingt, also Hauchdissimilation wirksam
gewesen? Daneben kommt auch der Einflufî der hàufigen Perfekta auf
-axa von Verben auf ~âÇ<o in Betracht. Vgl. auch £ne<pçàx€Oav von (pcarTO)
bei Josephus Ant. 12, 346 (auch dissimilatorisch!); ferner nénqaxa in den
Acta Thoraae und âiansnçaxoTOiv auf Papyrus von -nqàxxoi\ Mayser Papyrus-
gramm. 374 Anm. ; lnTr\xa fur lnxr\%a angeblich Themistios 24 p. 309.

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Sprachliche Unterauchungen zu Homer 191

schied yon der durch Hesychs xanjvoxcr KctTevt]vo%a bezeugten


unaspirierten Urform, aber dafur formalen: die Aspiration wird
sich zugleich mit der attischen Beduplikation eingestellt haben.
Doch Hesych avrpexviav (s. oben!) mit %, aber ohne attische Re-
duplikation. Formen wie ôédwxe eiçr/xa gehôren erst auBerattischer
Entwicklung an1).

Einen eigentiimlichen Fall einer die Artikulationsart betreffen-


den attikisierenden Substitution stellt das einmalige èrteidàv dar:
N 285 (tov d* âya&ov ovz Sq rçênvcai %qwç ovzé xi lliqv TaQfieï)
ineidàv tvqûtov èalÇrjvai Xô%ov âvÔQuiv. Erstens ist es anstôfiig
aus formalem Grunde. Der Gebrauch der Erasis ist bei Homer
bekanntlich sehr beschrankt2). Speziell dy findet sich nur in ôavre
durch Erasis mit dem folgenden Worte verbunden. Zudem hâtte
streng genommen ôij av eher *dîjv ergeben miissen.
Viel schwerer noch wiegt das zweite, semasiologische Be-
denken. dij kommt bei Homer sehr oft hinter èrtel vor; das hohe
Alter der Verbindung, das Hermann Nebensâtze 315 f. bezweifelt,
scheint durch ihr Vorkommen an der Spitze von axlxoi ànétpaloi,
gewâhrleistet zu sein: X 379. W 2. d 13. & 452. y 25. w 482.
Aber so gut wie nie ist solches ôrj bedeutungslos. Entweder ent-
hâlt der èrteiôy-S&tz eine Tatsache, die nach der Natur der Dinge
oder nach dem Zusammenhange der erzâhlten Ereignisse notorisch
oder unabânderlich ist, z. B. T 9 (Thetis zu Achill) xiwov èpov,
tovtov (den Patroklos) ixèv èàoojxev èxvvfievoi rteg yteîo&ai, èrtei
ôrj fCQwza &ec5v \6%r[xi ôafiàa^ri, oder X 379 (Achill zu den
Achâern) en et ây xôvd' avâça (den Hektor) &eol daiiàoao&cu
eôwycav . . . ei d* ayeu âpcpl tcoUv avv repeat, rceiQtj&wfiev, oder
1) Nicht eigentlich hierher gehôrt ov/ï n&lu O 746. 77 762. Es
sieht danach aus, Attizismus der "Oberlieferung zu sein, obwohl dies nicht
bewiesen werden kann. Aber keinesfalls darf man, wie das vielfach ge-
schehen ist, an dieser Stelle ein ovxt einsetzen. Denn dièse Form der Par-
tikel ist auf die Stellung in Pausa beschrânkt. (Verf. Gôttinger Nachr.
1906, 179). Vielmehr hat Nauck wohl mit Recht der alten Variante ovtl
den Vorzug gegeben. - Ûber av&ig : aînig Jacob sohn Philol. 67, 25. v. Wila-
mowitz Timotheos S. 40. B. Keil Hermes 48, 132 A.
2) Vgl. besonders Leaf zu Z 260. Sein Vorschlag E 396 fur das pro-
saische ojvtoç <xvt)q als feindselige Bezeichnung des Herakles vielmehr ovrog
'vriç zu schreiben, pafit zum homerischen Gebrauch: olrog civrio vom Feinde
S 471. -2 257. x 78. 134, dvéça tovtov X 38. 418. - Bei ovpog 9 360. nçov-
nëfAiff€{v) 9 367. ç 117 fâllt der Krasis-Vokal in die Senkung, ist also mog-
licherweise erst durch die tïberlieferung in den Text gekommen. Doch
wollen Nauck und Leaf fur ovfxoç 9 360 àfiog einsetzen.

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192 J. Wackernagel

M 143ff., wo es zuerst von den Troer


Mauer anstiirmten, dann von Polypoite
rjoç fièv evnvrjtiiôaç *A%aiovç wqvvov èvâ
vrjwv avzàç èrcei ôr) zeïxoç èTceaov^iév
Javatov yévezo \a%r] ze cpoftoç ze, ex ôè z
lMx%eox>tjv. Dies scheint der hâufigs
auch sTtel ôr] stehen, wenn sich der In
verstândliche Folge aus Vorerzâhltem
es zuerst von Pandaros heiBt ?!%e us
Y,v*hoT€Q€ç fiêya zoÇov ezeivev, oder Z 17
&ai, dann aixàq enet drj arjiia xaxov r
H 206 f. -Aïaç ôè noQvooezo vwqotcl xaA
tv€ql xqoÏ eaaazo zev%r\. Auch wo de
satze folgt, der die zwingende Konseque
gebenen enthâlt, kann solches dy steh
yvXXa ycal otovç cpvoei, STtei dy rcçw
Ttev. - Nur ganz ausnahmsweise ist dy
etwa à 13. & 452 (fi 197?). cp 25. (Selb
von ôrj in ènel Sq dtj o 390 und irtd
Geringeres Gewicht hat das dritte Be
junktivsatz hat av durchaus den Vortrit
mit der satzeinleitenden Partikel zu einem Worte verschmolzen.
Sonach ist eTtijv ôiq (iibrigens auf die Odyssée beschrânkt!) normal,
eneiddv abnorm; immerhin beachte man das oben iiber das eTteidi]
im Eingang von ozl%oi a/iécpaloi Bemerkte.
ETteidâv fallt nicht bloB aus dem homerischen, sondern auch
aus dem gesamten auBerattischen Sprachgebrauch heraus. Aus
dem auBerionischen insofern, als Àolisch und Dorisch in den von
der Koine nicht beeinfluBten Denkmâlern èrtsl ôt noch in ur-
spriinglicher Vollbedeutung zeigen. Das gilt fiir aile Belege, die
E. Hermann Nebensâtze 148 anfiihrt: besonders klar Alkaios 20, 1
vvv xQij nedvo&riv liai zwct tvqoç filav naivriv, In ai drj yidcz&ctve
MvqoiXoç und Pindar I. 8, 9 ylmv zi da^iwan^e^a %ai peuà Ttwov,
èrrel ôij zov vtvsq Keyalàç XiSov ye Tavzdlov Ttagd ziç ezçexpev
apfu $eoç, an welch beiden Stellen der èneiâtj-S&tz ein eben ein-
getretenes freudiges Ereignis konstatiert. Aber auch Alk. 15, 7
zwv ovk ëazt Xd&ead^, ènei drj tzqwtigz vtco ïqyov eazauev
1) Auch hinter lnrp> hat ôri wohl immer vollen Sinn, auch a 269
(ènrjv ôr) Tittïâa yevsirjoavra ïârjcu ,,wenn der Junge, wie das notwendig
kommen muB, zum Jûngling herangewachsen ist") und v 202 (ènrjv ârj yst-
vecu avToç ,,nachdem du sie doch ins Leben gerufen hast").

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 193

node lâBt die Kraft von ay noch fiihlen, sowie das seit Hermann
neu hinzugekommene Alkaiosfragment Oxyrynch. X 75, fr. 2 II 7
KÏjvoç de TOVTCOv ovx knehid-exo (wvîjç, èjt elddi) ïcqwtov overqoTts
(„. . als er oben zu liegen kamu v. Wilamowitz Jahrbb. 1914, 235).
- Entsprechend tritt auf den aufierionischen Inschriften STtecâ^
erst auf, nachdem sich der EinfluB der Gemeinsprache fiihlbar
gemacht hat, wie das Material bei Hermann 56 ff. ergibt, wâhrend
S7tei bôot. £7zl el. liti schon in den einzelnen Mundarten lebendig
war (Hermann 314). Und besonders bedeutsam ist, dafi ein èneidri %e
oder èftsidrj %a nirgends vorkommt (Hermann 315), dagegen auf
Lesbos (213, 12 Coll.) east ne, im Lakonischen (4598a4 Coll.) und
Lokrischen (1478, 22 Coll.) inei %a schon in alter Zeit, und iiberall
èîtei kcc (bôot. im xa) in hellenistischer Zeit reichlich belegt sind
(die Belege bei Hermann 53 ff.); dazu Alkaios 19, 3 ènel ne vaoç
e/À^atvî] und Epicharm 35, 13 ènei âé % 6?xw (Hermann 146 f.).
Ob die Ionier erteid'q in ungeschwâchter Kraft erhalten haben,
vermag ich nicht zu beurteilen. Sicher zwar Àrchilochos fr. 74
XQt]iÂdt(ov aûéTtxov ovdévèoTiv ovd* àrtùjfiorov ovôè d-avfiâoiov, stcsI
ôri Zevç TzctTtJQ *Oh)\in'nùv h, peoa[ipQlr]ç è&r]xe vv%r(a). Vielleicht
nicht mehr Herodot, der es immerhin gegen s/tei, ertelre durch-
aus zuriicktreten lâBt (Brandt Griech. Temporalpartikeln 63)1).
Jedenfalls ist èneidàv Herodot fremd. Wie Brandt a. a. 0. S. 64
nachweist, ist es nur an einer einzigen Stelle einstimmig ïïber-
liefert: VIII 144, 23 erteidàv taxera tcv&tjtcu, und dieses ist
auBer durch seine Vereinzelung auch noch darum verdâchtig, weil
Herodot in nicht hypothetischem Satze %à%ia%a nur hinter èrtel,
nicht hinter ItvbI ôy kennt. Mit Recht wird daher schon lângst
an Stelle dieses eneidav das iibliche èneâv eingesetzt (so zuletzt
Holder und Hude)2), wenn nicht vielleicht èrtel % av xàiiaxa vor-

1) Brandt 62 f. leugnet fur Herodot einen Unterschied zwischen tnu$f\


und Insl. Voile Kraft des H zeigen aber z. B. I 24, 12 èneiârj oyw ovtw
âoxéot,, I 45, 9 insiârj otwvrov xaTctâixâ&iç davarov, II 115, 19 instar] neç
noXXov r\yWai M &voxroveïv, VIII 100, 26 insiârj ov Iléçocu rot, alxioC slow,
VIII 114, 5 insiârj xaraafie (mit Kûckbezug auf VIII 114, 1) ; vgl. I 48, 7
Inefre yàç ây aienepxpe, I 55, 2 enefrs yctg ây naçélape fiavrrjiov àXij&eCriv.
Sicher ist II 2, 2 ineidy âk ^afifirjTixoç fiaodevoac rj&éXriOê eiâévai, ofrive
ysvotctro nçùJToc, àno TovTot/usw. mit der Handschriftenklasse fi inet oder
im An8chluB daran mit Herwerden ène^rs) zu lesen; das insiâri der Klasse
a, das Brandt S. 63 und die Herausgeber vorziehen, ist ein falscher Atti-
zi8mus der Ûberlieferung.
2) Hdt. I 193, 15 hat die Handschriften-Klasse « allerdings smi&av,
aber fi tnuiv. Und dieses bevorzugen Holder und Hude mit Eecht. Ûber
Glotta VU, 2/3. 13

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194 J« Wackernagel

zuziehen ist, da ircut* av und end te


sind (vgl. unten). - DaB der Text des Hi
bietet, ist ohne Belang (z. B. de aère
ich nicht anstehen Irtdx av dafiir einzu
lichen Belege, die E. Hermann Nebensatz
Einer Ausnahme aus Inschriften, die be
Dies kann kein Zufall sein gegeniiber d
rein ionischen Inschriften sicher be
steht Erythrai 5689, 7 \s\rceidàv ôè eÏQ
X<oQav 1, ^TctQvéwç 34, cEQpiov 21
el&cooi neben eldv 20. 39, rtolixwv
Konjunktiven des I. Aorists auf -ocoo
èÇayayei neben egyaolaç 3. Nur Oropô
Ttaqêl&BL kann als zuverlassiges Zeugn
aber nur fiir das Ionische von Oropos;
Eubôa und Nachbarschaft ging eben in
Athens zusammen, noch bevor sie Gem
Sicher steht nâmlich èneidav als echter Bestandteil des Dia-
lekts furs Attische. Hier ist es schon den Tragikern, Thukydides,
den Inschriften des V. Jahrhunderts (Meisterhans-Schwyzer 242
Anm. 1902 und 252. Anm. 1970) eigen, und zwar in den vorhelle-
nistischen Inschriften mit AusschluB von èTtrjv Inàv (Meisterhans-
Schwyzer 252, 18. 19), was wiederum darauf beruht, daB è7zeidi]
zur Bedeutung von srtel abgeflacht ist und dieses fast ganz ver-
drângt hat1). Natiirlich kann \nu6ii daneben auch im alten

das Vordringen von ènêiâri Nilsson Die Kausalsâtze im Griech. I (Beitr.


zur histor. Synt. von Schanz 18) 120 ff.
1) Sehr hâufig ist es auch in der Tragôdie nicht; Aeschylus z. B. hat
es nur einmal (Eum. 647). Denn Sept. 734 insiâàv ccvroxTÔvœg - &ccvœoi,
woran das kurze a und das Fehlen einer Bindepartikel anstôfiig ist, hat
v. Wilamowitz durch die Schreibung inel cT av schlagend verbessert. Das-
selbe Heilmittel ist auf den zweiten Beleg fur attisch unmogliches èneiâav
anzuwenden. Im Ehesos 467 ff. sagt der Kônig, toiavra fiiv aoc rrjg fiaxqag
ànovolaç nçâÇat, naçéÇœ, Ovv <T 'Adgaoreta kéyœ, Ineiâàv ty&Qdiv rrjvd' llsv-
d-éçav nôXiv &(o{i€v . . ., Çvv aoï aTçarèvuv yrjv Itt' 'AçyeCav &éX(o. Man
versteht gewohnlich das, was von ëneiââv an gesagt ist, als Inhalt des
roiama. Aber ein roiccvra [iév pflegt auf Vorausgehendes zu weisen. Klâr-
lich bezieht es sich hier auf die grofien Leistungen, die der Kônig gemâB
Vs. 447 ff. gleich jetzt als Ersatz fur sein langes Sâumen vollbringen will,
das Zerstôren der feindlichen nvçyoi, das Erstûrmen der vavOT«&/bioi, die
Tôtung der Achâer. Dagegen das OTçarevêiv &éX(o ist an eine zukùnftige
eben in dem êneiddv-S&tze enthaltene Bedingung geknûpft. Danach mufî

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 195

prâgnanten Sinn gebraucht sein, sicher so bei Trennung der Par-


tikeln wie Soph. Ant. 923 xi XQV ^ xri)v àvovqvov èç 3-eovç èxi
fiXêrzeiv; xw* avôav l~vfj,iid%(ov; ère el ye or xijv dvooéfteiav evoe-
(tovo* èytTïiadfirjv oder Soph. Trach. 484 ere el ye fièv ôii] rcdvx
STtloTccoca Xoyov, . . . kccI axéqye xrp> yvvaÏKcc %al ftovXov usw.
Hiernach kann es keinem Zweifel unterliegen, daB das ÎTteiddv
von N 285 einen attischen Bestandteil des Homertextes darstellt.
Dann aber kann es ganz wohl durch die Redaktion in den Text
gekommen sein. Dem Dichter selbst schreiben Bekker und
Nauck ènel yiev zu. Vielleicht war die redaktionelle Ânderung
geringer. Homer kennt fur ircel die ionisch viel bezeugte Erwei-
terung iitel %e {A 87 u. 562 iftei x èxoQéooaro. M 393 avrr/ï
eTcel t* èvotjoev). Bei Herodot kommt sie auch mit civ und dem
Konjunktiv vor: I 200, 3 liteixe av &r]QevoavTeç avtjvœotv tvqoq
tjXlov, I 202, 7 STteixe av èç xwvto ovvél&wOL xarc el'Xaç *mi
7ZVQ dvayLavowvTcu,, VIII 22, 16 iTtelxe (av) avevei%&rj yial dua-
(iltj&fj TZQoç £êq%ï\v. Noch die milesische Inschrift Orientis graeci
Inscr. 213 bietet, obwohl sonst in Koine verfaBt, zweimal (24. 35)
dieses Ijtelx av. Dies wird auch hier gestanden haben: Inelx
av ngcSrov eoiCrpcai. Da es in Attika èfvelxe, STteix av nicht
gab1), noch weniger als oave und vergleichendes cuWfi, die wenig-
stens von den attischen Dichtern zugelassen wurden, muBte sich
die Anderung èrteiddv aufdrângen.
Nicht habe ich bei jener Hinausweisung von erceiddv aus dem
Ostionischen das phonetische Moment betont. Es sei aber doch
daran erinnert, daB gernaB dtjvxe aus drj avxe (Anakr. fr. 13, 1.
14, 1. 15, 1. 19, 1) bei ionischer Krasis von dy und av dijv, nicht
dav zu erwarten ware.

Einschneidender als die besprochnen Attizismen der Artiku-


lationsart ware ein eventuell die Artikulationsstufe betreffender.
Homer hat im Fragewort und Relativum it- und o/r-, wo das
Ionische Herodots %- und ox- bietet2). Die Ûberlieferung Hero-

der ènuôâv-S&tz als Entsprechung zu dem auf totavra folgenden piv ein
âé enthalten. Also ist wie an der Septem-Stelle inêï F av zu schreiben.
1) DaB Ae8ch. Sept. 734 fur das metnscn ialscne muùav nient mit
B. Keil Intix av geschrieben werden darf, hat v. Wilamowitz z. d. St. ge-
zeifft.
2) Warum sagt Herodot (o)noôanôç (V 13, 5. VII 218, 9. IX 16, 11)
und nicht *(ô)xoâanoç? Assimilierender EinfluB des zweiten n ist doch
kaum denkbar. Bekker wollte die Form mit x einsetzen; dann hâtten wir
wieder einen Attizismus der tJberlieferung.
13*

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196 J- Wackernagel

dots wird durch die der Philosophen,


des Hippokrates, und im ganzen auch
EinschluB der neu gefundenen Bruchsti
des Phoinix bestatigt1). Man beachte
Phrygers bei Timotheos Vs. 162, und be
XII 525 A iiberlieferte Fragment 543 au
(I 529 Kock), wo der Dichter einzelne Ion
Xovç T(Sv *I(6vu)v) sagen laBt . . »07Zù)ç
'ç Xlov" und },okwç èç KlaÇopevdç" und ,
Herausgeber mit Recht okwç durchfiihre
vermutet, daB in dem zusammenfassende
Ttàvtf odd) fur oôœ vielmehr otuoç zu
Hier machen allerdings die Inschrifte
Friiher kannte man aus ihnen iiberha
Jetzt liegt oxoïcc vor auf Z. 11 der Askle
(v. Wilamowitz Nordion. Steine 37) 2). Ge
sich im Westen des ionischen Sprachgeb
im V. Jahrhundert (vgl. Bechtel Griec
p. VI), aber bei den kleinasiatischen Io
vom IV. Jahrhundert an und stets in Ge
diirfen also dem Einflufi der Gemeinspr
werden (Bechtel a. a. 0. p. VII)8).
Daraus folgt, daB wir bei Homer au

1) T. Hudson-Williams ,,x- and /r-forms


(Am. Journ. of Philol. 32, 74-84) gibt den T
zu fôrdern. DaB das angebliche Anakreonf
akxtfxoi Mdriatoù nicht von Anakreon herrûh
des Didymos zu Aristoph. Vesp. 1060 vielmehr
mowitz Berliner Sitzgsber. 1911, 520. - ■ Fe
Vermutung Jacobsohns Philol. 67, 342A., daB
sprochen, sich bei ihm also die von Schulze
nommene Verteilung der Formen noch erha
Phoinix oxov oxœç oxoïa : na)[ç] belegt. Aber
lieferung bietet neben hâufigen ox~ des Relativ
nur 7T- (Kùhlewein Hippocratis opera I p. XCIII
kann doch kaum etwas Altes stecken.
2) Nur als Zeugnis fur den Herodottext der Kaiserzeit kommt das-
oxtog ôxâoa auf der aus dem II. nachchristlichen Jahrhundert stammenden
ionischen Inschrift aus Epidauros IG. IV 1153, 11 in Betracht.
3) ox- statt on- war auch dem festlândischen Âolisch eigen: bxcu in
Neandreia, oxoaaov in Erythrai. (Vgl. Jacobsohn Hermes 45, 123.) Danach
bringt E. Hermann Nebens. 234 ox- mit der von ihm behaupteten Mischung^
von Ionisch und Àolisch in Zusammenhang und meint, daB die Herodo-

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 197

aolischen Formen mit tzjv durchaus Formen mit x erwarten miiBten1).


Dies erkennt Fick Odyssée 19 an, glaubt aber das durchgehende
n darauf zuriickfiihren zu kônnen, daB man, weil sich 7tiz nicht
ionisieren lieB, auch bei einfacher Konsonanz den Labial beibe-
hielt. Dem ist entgegenzuhalten, daB sonst oft genug Âolisches
und Ionisches innerhalb desselben Formensystems gemischt ist.
Und man wird vielmehr trotz Jacobsohns scharfem Einspruch
(Philol. 67, 355) die Frage aufwerfen diirfen, ob das n nicht erst
in Westionien, speziell in Attika, der homerischen Sprache zuge-
kommen sei. (Vgl. Monroe Grammar 2 395). Der iiberlieferte

teische Literatur sprache nôrdlich von Milet in jenem Grenzgebiete er-


wachsen sei.
1) Wâhrend nn bei alien Bildungen aus dem Eelativum indennitum
vorkommt, z. T. ausschlieBlich, heiBt es nur onov. Ilgens Konjektur im
Hermes-Hy. 400 onnov ây . . . fur iiberliefertes r\x ov wird durch Tick
glânzende Besserung ifoov (zu oropisch rix°l) ûberflussig gemacht. Bei
nâherem Zusehen ergibt sich aber, daB onov bei Homer kaum vorkommt.
Die einzige sichre Belegstelle ist y 16 ocpga nv&r}(xc naroôg, onov xv&s yaïcc.
An der andern, die in den Lexika steht, n 306 nsioti&sïpev onov rig vœi
xlu, hat Thiersch mit Kecht o nov Tig = o(o)tiç nov geschrieben mit Spal-
tung von oTtg durch das Enklitikum (vgl. 2V 272 aXXov nov iiva und 293
firj nov rig v7i6Q(f)Lttl(oç ve^earjarj Indogerm. Forsch. 1, 370); Herwerden ohne
Not $Tig nov. So kônnte man das Fehlen einer 7T7r-Form bei dieser Bil-
dung als Zufall bezeichnen, wenn nicht eben die Seltenheit der Bildung
sie als jung erwiese und wenn nicht die Adverbien auf -ov dem Aolischen
wie iiberhaupt den auBerionischen Dialekten fremd wâren (E.Hermann Neben-
sâtze 253; vgl. Bechtels Nachweis von âol. not aus einer Inschrift von
Kyme KZ. 46, 374 f., wodurch Ahrens' Schreibung von nov fur -no und nov
bei Alkaios fr. 9 und 66 gesichert wird; dasselbe noi ûbrigens auch in dem
argiv.-lakon. Vertrag Thuk. V 79, 3). Eine nn- Form auf -ov konnte es
gar nicht geben. - Innerhalb des Ionisch-attischen ist unter den rein pro-
nominalen Adverbien auf -ov am âltesten das fragende und indefinite nov
(xov): daher ist es schon bei Homer uberaus hâufig. An dieses schloB sich
O7rov (oxov) an: bei Homer gerade noch einmal belegt, den Ioniern des V.
Jahrhunderts wie den Attikern gelâufig. Schliefilich das auf das Attische
beschrânkte ov. Das ist eine ganz nattirliche Entwicklung; mit Unrecht
erklârt Hermann a. a. 0. das Fehlen von ov bei Herodot aus dem Yorbild
Homers, Meillet Bulletin Soc. ling. 18 p. CCLIV aus einer Nachwirkung
des einst in Halikarnass gesprochnen Dorisch. Man darf ov dem Neuioni-
schen ûberhaupt absprechen, weil es auBerhalb Herodots nur aus Demokrit
belegt ist: fr. 30 (Vorsokratiker a I 397, 20) dvaretoavreg rag *€?(>«$ ivrav&a,
ov vvv rjéoa xaXéopev ot "EXlriveg, hier aber fur ov der beste Textzeuge Clem.
AL Protr. 68 (I 52, 18 Stâhl.) und Strom. 5, 103 (II 394, 23 Stâhl.), das m. E.
nicht unmôgliche ov bietet. ^^o* ov und iç ov, beide bei Herodot, haben
mit ov ,,wo" direkt nichts zu tun, sondern enthalten den Genetiv von o.

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198 J. Wackernagel

Formenbestand der âltesten Elégie (ion


schem otctcoxz %ev drj bei Kallinos fr
dann die noch nicht attisch beeinfluB
sentieren.
Zogernd nenne ich endlich den bo
Tqr\Giv B 502, wonach der Epiker M
EvTQïjGLvde (Steph. Byz. 8. v.) s). Die ei
Evtqïjtlç: daher das Ethnikon EvTQeiT
hellén. 28, 430 und der Mannsname Ev
Die Umformung zu Evtqïjgiç wird sich
Athenern oder Eubôern, vollzogen h
schon fiir den Verfasser des Katalogs
lieferer bestimmend war, muB dahinge
Bleibt ein Fall zu besprechen, wo die
flusses auf die Homeriiberlieferung
Forscher ausgesprochen, aber sicher u
(zuletzt Bezzenb. Beitrâge 30, 297), d
der ,,attischen Grundscbrift" eingefiih
positionsbildendem avv*). Allerdings
selten. Aber sein ursprunglich allgeme
zunâchst durch §vvoç gesichert zu w
ionischen Inschriften und bei Herodot fehlt und die zahlreichen
Belege bei Hippokrates vielleicht angezweifelt werden kônnen, so
folgt zum mindesten aus den ionischen Philosophen die Verbin-
dung £i)i> vqi fiir das funfte Jahrhundert. Das Wortspiel bei He-
raklit fr. 114 (Vorsokratiker ed. Diels 2I 78, 2) gvv v$ Uyovxag
îaxvQiÇeo&cu XQV TV £VV(? nàmw» sichert hier die Richtigkeit der
tîberlieferung 4).

1) Das nor(e) der meisten Handsehriften Vs. 9 ist sicher falsch und
stammt aus dem onnox desselben Verses: mit Eecht folgen die Heraus-
geber dem Parisinus in der Schreibung t6t(€)
2) Hiller von Gârtringen IG. V 2 p. XVII 77 bezieht die Stelle des
Menelaos auf die angeblich gleichnamige arkadische Stadt. Aber diese
heiBt EvTçtj (Hesych), ihre Bewohner mit der aus yI&axrjoiog u. aa. bekannten
Endung EvrQ^-aiot (Telekleides fr. 57 [I 223 Kock] lakonisierend EviQiqioi),
was dann als Stadtname gebraucht wurde (Xen. Hell. VII 29, 1. Paus.
VIII 27, 3). Das Ewqwic Etym. magn. 399, 17 ist wohl ein Fehler.
3) Auch bei Pindar verwirft Schroder (proll. 32) nach dem Vorgange
Boeckhs gelegentliches %vv gegenûber vorherrschendem ovv und schreibt es
fragend einem librarius Atticus zu.
4) Eben dieses Wortspiels wegen, auf das Diels Neue Jahrbb. 1910, 3
hinge wiesen hat, muB in der Heraklitstelle r<£ statt des ûberlieferten und

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 199

Auch spricht der Tatbestand bei Homer selbst gegen Ficks


Annahme. Erst eu s ist die Form Çvv fast nur iiblich in Zusammen-
setzung1). Als Prâposition mit dem Dativ kommt sie nur 9 mal
vor gegeniiber mehr als 200maligem ovv. Dagegen in Kompo-
sition ist sie im ganzen beinah ebenso hâufig als ovv. (Man ver-
gleiche damit, da8 bei Hesiod Çvv tiberhaupt nur in Zusammen-
setzung belegt ist: Th. 686. 705. E. 240). Das lâBt sich nicht
verstehen, wenn !~vv nur Ersatz eines Auslautdehnung bewirkenden
ovv ist. Denn warum sollte kompositionelles ovv mehr Dehnkraft
besessen haben als anderes? Wohl aber lâBt sich die besondere
Beziehung von !~vv zur Komposition verstehen, wenn es alter als
ovv ist. DaB sich altère Pràpositionen oder altère Formen von
Prâpositionen in Zusammensetzung langer halten als in Verbin-
dung mit Kasus, ist genugsam bekannt. Gerade was Meisterhans-
Schwyzer Gramm. der att. Inschr. 220 f. iiber den Gebrauch von
!~vv in den attischen Inschriften nachgewiesen haben, liefert hierzu
einen Beleg: die vor 410 iiberwiegende Form mit £ kommt von

von den Herausgebern festgehaltenen vôy gelesen werden. Ober die Be-
rechtigung der kontraMerten Form Hoffmann Griech. Dial. 3, 498; es
ware denkbar, daB der Dativ selbstândig roçj, in engem Anschlusse an ein
vorausgehendes "Wort v$ gelautet hàtte. Bei Demokrit fr. 35 ("Vorsokra-
tiker 2 I 398, 21) ist danach fur lw vôy wohl auch Çvv vqi zu schreiben.
%vv rai ist ûbrigens auch attisch ; vgl. Plato Kep. X 619 B Çvv v$ elopevy
,,wenn er mit Verstand wâhlt", und Kriton 48 C ovâevï £vv v$. Aucb Polyb.
mehrmals avv v$, obwohl bei ihm sonst der Gebrauch von avv sehr be-
8chrànkt ist (Krebs Prâp. bei Polyb. 37).
1) Es handelt sich bei der Zusammensetzung von aw çw nauptsacn-
lich um solche mit Verbalformen und mit Nomina verbalia wie avpyeçTÔg
èwoxn awexiç Çvveatg aw&satcci usw. Dazu avpnag Çwsslxoai avvâvo, wo
das avv ursprûnglich parathetisch dem nàç und dem Zahlwort voranging
und erst nachtrâglich voiler ZusammenschluB eintrat. Endlich C 32 aw-
éçtôog ,,Mitarbeiterin". Dagegen Bahuvrihis mit avv Ivv kennt Homer noch
nicht. Hier ist zum Ausdruck der Gemeinschaft nur ôpo- belegt: opo-
ydarçiog èfiÔTCfioç o{i6<pQcov nebst Ableitungen, ofiiavvfioç. Dazu 6fxr\X^ -r\kixtr\y
ôprjyvQig ofiriysçrig trotz awctyetço), ôftctQTeïv nebst Zubehôr, o^oarù/aei. Erst
nach Homer dringt aw- weiter vor. Neben die vorgenannten mit èfxo-
treten, anscheinend seit dem Y. Jahrhundert, avpcpçœv awœvvfiog avvrjUÇ.
Der âlteste Beleg dieses jûngern Typus ist wohl avvr\&zlr\ im Hermes-
hymnus 485. Sehr deutlich ist auch das chronologische Yerhâltnis zwischen
den der alten Sakralsprache eignen ôpoptofiog èfxovaog einer- und den helle-
nistischen aifip<o[ioç avvvaog anderseits. In den vielen Fallen, wo opo- und
aw- mit ungefâhr gleich alter Bezeugung neben einander liegen wie ôp-
êariog : awéariog, ofiaifiog : awatfiog, darf jeweils die ô^o-Bildung als die dem
Typus nach altère Bildung gelten.

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200 J. Wackernagel

403 an nur noch in Komposita vor, v


Formel yvaîptjv Çvpftàllea&cti. - Man
alte Komposita: Sw/qpf. (abgesehen v
henden avvdiie&cc) und der Aoriststam
mit £ vorkommen1).
Zwei ten s ist in der besten Ûberlief
die Fâlle beschrânkt, wo kurzvokal
gehenden Wortes unter den Ictus fâllt
einzelt auch hinter langem Vokal (S
= £ 198 drj ÇviiTcaaa. £ 283 ol Çvvéa
{tlxpvp. to 260 or) Cvuplfaevoc) , un
einem Konsonanten. Und dabei zeigt
liche, die Echtheit des £ jedenfalls nic
nung. Hinter -ç ist nur avv gebrâuchl
Ipjveto, was auf der Durchfiihrung de
gegen hinter -v ist !~vv ebenso hâufig
B 26. 63. [3 36?]. W 330. SI 133. a
o 391. x 378: allerdings die Mehrzahl
1-vvlriiu, gehôrig!). Nun, daB man -g £
lich, als daB -v £- ganz willkommen w
Drittens stànde, wie Jacobsohn P
bemerkt, die Hâufigkeit der Dehnung
nach Fick einzusetzenden avv ganz auB
neun Fallen, wo sonst vor a- Dehnung

4.

Spiritus und Akzent.


Was ich in meinen ,,Vermischten Beitrâgen zur griechischen
Sprachkundeu (Basel 1897 S,5f.) unter demBeifall von Fick Bezzenb.
Beitr. 30, 297 aufgestellt habe, ist von Jacobsohn Philol. 67, 325 ff.
481 ff. mit soviel Gelehrsamkeit und Scharfsinn bekâmpft worden,
daB die dort geâuBerte Ànnahme attischen Ursprungs fur die Re-
gulierung des homerischen Spiritus wieder sehr in Frage gestellt
ist. Der Tatbestand, um dessen richtige Erklârung es sich dabei
handelt, ist folgender2).

1) Allerdings verzeichnet Ludwich Y 335. A 127. o 441. \\> 274 avfifilrj-


als Variante. Dazu kommt Hes. avfifilriro9 dnr^vrriasv , was auf eine der
drei Stellen & 39. 231. £ 54 gehen muB, obwohl Ludwich bei keiner ein
crvftpiriTo als Variante erwâhnt.
2) Man entschuldige, daB ich hier z. T. das in m. Vermischten Bei-

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 201

Zunâchst haben schon die Alten bemerkt, daB Homer inner-


halb der Wortsippen merkwiirdig variiert: yileï tvcoç t<x oltcq da-
aéwv fiezaaxrj^aTLtéfÀeva xpiXovodai, r^éça ypctg, rjôovrj rjôoç (He-
rodian ad /6)1). So alxo ÇsTtalro JV643. O 140) alpevoç Çéncil-
fAevoç KaxBTZciXiievoç fj,eT<ih[j.evoç) : Y.aS-a'kXofjLèvri , à\i\i- (ovy, a^fxe
2 62): tjtiéîç usw. (B 238), apvâiç (M 385. N 336. p 413)*):
a fia, (itjT-aQtioveç (Bechtel KZ. 46, 160: ,,Tanzfiguren gehend"):
ecp-ccQuoaoeie T 385, [aoctipi (I 489??): ov% Sfoç (II 8. d- 161)],
r^aç (av^jua^, vgl. Aesch. Pers. 429 dén r^iaTct) : ruiéqrj (êq)r]-
[xéçioç), rjfipQOTe (q> 421 und in ârrqizPQOTe) : oftaçTaveiv (© 311.
JV 518. A 511 und in ècpapaçre àcpaiiccQTOvor])) 'iozlcciav (B 537
wo t' durch A und Steph. Byz. bezeugt ist; daneben auch &):
ètpéoTioçS), avr-oôtov (9 449): odoç (0 682. # 444)*), SnriÇœ

trâgen Gesagte wiederhole. - Vgl. ûbrigens Berliner Philol. Wochenschr.


1891, 8, wo ich meine Aufifassung zuerst zu formulieren suchte.
1) Aïs tatsâchlich fur Homer bezeugt kann der Spiritus nur solcher
Wôrter gelten, vor denen bei Synalôphe eine Tenuis entweder zur Aspirata
geworden oder unverwandelt geblieben ist, sei es bei Homer selbst, sei es
in Literaturdenkmâlern, die von ihm abhângig sind. So und nicht nach
unmittelbarer tïberlieferung bestimmten den Spiritus schon die Alten:
Herodian zu A 335 u. Z 239. Daher sind hier z. B. ccPcordljoftsv, eppoçe,
rjôog, yfioç, tçoç nebst Sippe, oîpoç (gegenûber att. <pçot(uovl), vfifidlXêtv,
so wahrscheinlich bei ihnen alien die Psilose auch ist, nicht aufgefùhrt.
Unklar ist, warum in den antiken Ausgaben ïx 531 rjxunoç mit dem Lenis
ge8chrieben war trotz att. rjxiora. - Im Texte sind bei den einzelnen
Wôrtern die Stellen beigefûgt, die ûber den Spiritus AufschluB geben;
éventuel!, wo ein Kompositum den Spiritus erkennen lâfit, dieses.
2) 171-ct/nrjGaro s 482 und xar-afirjaccro £1 165 darf man hier nicht bei-
fûgen, obwohl sie zu ajia deutsch sammeln zu gehôren scheinen. (Schulze
Quaest. ep. 365 Anm. 3. Bechtel Lexil. 36 f.); denn der Lenis ist auch
attisch: xarccfirioovTai nach wahrscheinlicher Besserung Pherekrates fr. 121, 3
[I 180 K.l und inaurjaaio Xen. Oec. 19, 11 (Schulze a. a. 0.).
3) Dazu Inlaxiovy wenn es, wie Aristarch meinte, zu êyéonoç gehôrte ;
s. oben.
4) So Apollon. Soph. 48, 1 und danach Etymol. Magn. 673, 37. Vgl.
Fick Odyssée 12 und Bechtel Lexil. 77. Man vergleiche n 138 AaéQxy
avrriv oâbv ayysXoç &l#aj ,,soll ich gerade auf dem Gange, auf dem ich bin
(also : sofort) dem Laertes Botschaft bringen", sowie das hellenistische ÈÇav-
rrjg ,,sofort", das (abgesehen von der falschen Schreibung bei Theognis 231
fur ££ avjwv der entsprechenden solonischen Stelle) bei Aineias tact. 22, 29
(Z. 1004) nach einer ansprechenden Vermutung H. Schônes in Gebrauch zu
treten beginnt, dann in der ganzen hellenistischen Sprache lebendig (vgl.
Debrunner-Blass Neutestamentl. Gramm. 9) und von Aratos (641) und Oppian
sogar in das epische Griechisch aufgenommen worden ist. Dieses iÇauryç

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202 J. Wackernagel

(cp 214) oTtaiav (Soph. Ant. 1108. OC


1264): erteo&cu (T 255), xovvem : ev
formen des Pronomens der II. Person
die mit vp- (/? 76). - Nach Ficks geis
Beitr. 14, 316) kommt hierzu T 42 tj o
STzotyiov allwv. So Aristophanes B
rend die ganze sonstige t)berlieferung
letztre ist sinnwidrig und eine MiBbil
7tavoxpiov (D 397 nicht gedeckt wird: d
und muB vor der alten Variante vTtov
liast, vielleicht nach Aristophanes, leite
Damit ist nichts geholfen. Fick hat
(z 331. 370, vgl. KaSeipocovTai t 372) g
fr. 377. Eurip. fr. 1014) gehort hier
Reflexivstamm gezogen wird, dessen
v 265 ov% qi Ttazçi, attisch in eavzov

ist kaum ans èÇ avTrjç rrjg âçag abgekiirzt


mit allerdings beachtenswertem Hinweis auf
des II. Jahrhunderts n. Chr. angenommen ha
ôâov zu Grunde liegen, womit Apollonios Sop
glossiert. Die Ellipse von ôâog ist beliebt
tionnaire etymolog. S. 103 rezipierte Deutu
ist bestechend. Aber haben die Griechen b
,,Tag" bis in die Zeit bewahrt, da sie mit d
verhâltnismâfîig jungen avrôg eine Zusamm
Simplex ist griechisch diese Bedeutung ver
ich sie auBer in dem von Schulze angefùhr
naQ ' A&T}vaCot,g TiXov^iév7\ Grjaeï nur in Ho
â 450 im Nominativ bei Verben des Komme
lonios Ehod. (1, 603. 4, 1312) svâtov mit und
hat. tïbrigens ist das iv- in diesem Worte
doch nicht ..mitten in".

1) Tovvexa ist kein sichrer Beleg. Bei Krasis bleibt das r des Ar-
tikels ôfters unaspiriert; so Ttofuav Hesiod E. 559. Vgl. Schulze bei Ja-
cobsohn Philol. 67, 495 Anm.
2) Zogernd fûge ich die beiden Wôrter ènrjTvg ,,freundlich ehrende
Behandlung" und ÈnrjTrjç ,,sich gut benehmend" bei, ûber deren Endung
und Akzent Fraenkel Nomina ag. 1, 32 Anm. zu vergleichen ist. Fraenkel
glaubt, dafi es wohl Komposita seien, also darin ênt- stecke; weifi aber
keine positive Etymologie zu geben. Gegen Komposition spricht, dafî die
Nomina auf -tvç sonst nicht zusammengesetzt vorkommen. Ich schlage vor
die Worte zu ana zu stellen, dessen Asper fur Homer durch H 316. & 61.
t 421 und durch die Kompp. tyinta (jLS&énw bezeugt ist. Nun liegt dieses
griechische Verbum dem Begriffe von inrjTvg freilich etwas fern; es bedeutet

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Sprachliche Untersuchungen ?u Homer 203

Diese widerspruchsvolle Behandlung der Aspiration bewegt


sich, wie man sieht, in ganz bestimmter Richtung: die aspirierte
Wortform ist Homer mit der Gemeinsprache gemeinsam, der Lenis
in alien diesen Fallen auf die spezifisch homerischen und poeti-
schen Wortformen beschrânkt. Dazu stimmt eine weitere Grappe:
die Falle, wo einem bei Homer mit Lenis iiberlieferten Worte, das
auf Homer und die poetische Sprache beschrânkt ist, im Attischen
ein aspiriertes entspricht. So LA'<%(Z284. ^ 137. % 534. A 47):
att. lAifyg1), a- in à^oi%r\g (e 120), axoiTig (rj 66), alo%og (A 596.
$ 243. I 245): att. a- ,,zusammenu, IW«a (K 298. 469. A 755.
M 195. 0 343. W 806) und evvvvo) (y 33. o 500. q 182) nebst
£7tevTvvovTac (to 89): att. av&evvrjg*), rjéltoç (£ 388. y 481. 497):
att. ïjfaoç (auch #271, aber ohne daB der Spiritus erkennbar
ware), rjcog (E267. ^ 3 und vrtrjolog): att. ?wç, ïqrfe (N 62. O> 494.
e 66): att. Uqa^ ovgog {dioxovqa *F 523): att. cçoç.
Man kann diesen Beispielen einige mit Lenis iiberlieferte ho-
merisch-poetische Worter beifiigen, fiir die es innerhalb des Grie-
chischen keine Entsprechungen mit Asper gibt, die aber nach ihrer
Herkunft im Attischen Asper haben miiBten. So cctsq (I 604 und
aTtareQ^e): ahd. suntar, éïpco (yuxTslfto)) : deutsch sinken3.)

als Simplex und zusammengesetzt ,,besorgen, betreiben, womit sich ab-


geben"; aber das altindische sapati heifit ,,hegen, pflegen, huldigen, um-
schmeicheln" (vgl. Geldners Glossar) und das daraus weitergebildete sapa-
ryâti ,,ebren", was auch dem Gebrauche des entsprechenden lateinischen
sepelire zu Grunde liegt (Scbulze KZ. 39, 335). Dazu pafit ênrjrvç lnnxr\ç
8ehr gut. Die Erweiterung durch rj steht mit der in èârjTvg auf Einer
Linie; vgl. auch onvvr\xr\q bei Herodas. - Der zu enm in willkommenem
Widerspruch stehende Lenis, den die Ûberlieferung beiden Wôrtern gibt,
ist durch v 332 gesichert.
1) An der Herleitung dieses Stamms aus *hawâ(â)- mufl ich in An-
betracht der attischen Form festhalten, wie man immer dieses etymologi-
siere. An der Hâufigkeit der Kûrze des anlautenden a bei Homer darf
man sich nicht stoBen: at wurde vor * naturgemâB anders behandelt als
vor andern Yokalen. Ich freue mich, daB ein so unabhângiger Forscher
wie Ehrlich auch diese Auffassung vertritt (Untersuch. tiber d. Natur der
griech. Betonung 100).
2) Zuletzt tiber diese Sippe und auch ûber den Spiritus bchwyzer
IF. 30, 440 ff. Ich bemerke dazu nur, daB zwar fur Homer durch die an-
gefuhrten Stellen der Lenis feststeht, die Psilose bei Pindar und Aeschylus
aber aus dem Text dieser Dichter selbst nicht erkennbar ist.
3) Weniger sicher, z. T. unwahrscheinlich, sind andre Kombmationen
wie dXCnoâag (Z 424): lit. selù ,,schleichen" (Osthoff Bezz. Beitr. 22, 256),
cciolog (x 300) : got. saiwala (Koegel GGA. 1897, 655. Lessiak Zsch. f. deu.

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204 J. Wackernagel

Da nun Doppelformigkeit bei Homer


auf der Mischung von âolischem und ioni
und da das Âolische psilotisch war, lag es
besprochenen Fallen als Âolismus zu fas
sich nach dem Vorgange zahlreicher an
lehrter zuletzt Jacobsohri Philol. 67, 330
z. B. beim pluralen Personalpronomen,
âol. (ifi^QOTB obenhin ionisierten tJ/x^qots.
psilotischen Wôrtern ist die âolische Herk
teils sehr zweifelhaft; so bei erijg nach
Fraenkel Nomina ag. 2, 125 A. 1. Das H
aber darin, daB so nicht klar ist, woher
auch den Ioniern Psilose eignete, ist auch
teile des homerischen Sprachgutes durc
(Monroe Grammar * 394).
Dieser Schwierigkeit sucht Jacobsohn
einst Fick (Ilias 393), durch die Annahme
Homertext aus demjenigen Teile des io
stamme, wo die Psilose nicht herrschte. Mit der westionischen
Aspiration, wie sie auf Naxos h&LrjpoXoç, auf Ios rtév& fjfieçécov
(5392, 4), in Oropos av&wegov (5339, 18), a<p htcarov (ibid. 36),
heoTtéçtjç (ibid. 46), auf Keos iq>l[aria] (5398, 17) bezeugen, soil bei
Homer die âolische Psiloso kombiniert sein. Dièse Annahme wiirde
sowohl westionische Redigierung eines ursprunglichen ostionischen
(und dann gânzlich psilotischen) Homertextes als westionische Ab-
fassung der Gedichte zulassen. Jacobsohn (Philol. 67, 361) ent-
scheidet sich fur dies letztere, unter Berufung auf gew. Uber-
einstimmungen des inselionischen Sprachschatzes mit dem home-
rischen z. B. xleiTvç, das auch auf Keos, und àylaoç, das in
Personennamen auf den ionischen und dorischen Kykladen be-
legt ist.
Starker Anteil der Inselionier sei es an der Redaktion sei
es an der Abfassung der homerischen Gedichte ware ein vôlliges
Novum. Wir miiBten ein solches immerhin gelten lassen, wenn
die sprachlichen Indizien schlagend wâren. Aber sie stimmen
nicht. Stammt unser Homer aus einem aspirierenden Gebiet, so
diirfen darin keine ionischen Wortformen mit abnormem Lenis
vorkommen. Aber ionisch sind und habén doch abnormen Lenis

Alt. 53, 124), àXyn E 499. N 588. w 336) : att. aXag, èçvœ ,,retten, htiten"
(£1 548) 8ervare (Schulze Qu. ep. 325) usw.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 205

ateq, belegt bei Hippokrates; Sçç§ belegt bei Herodot II 65, 20.
67, 5; 'IoTicua. Ferner muB ypaç im Inselionischen lange lebendig
geblieben sein; sonst ware das durchaus auf lebende Sprache
weisende rocpQcc d' so&Lel tvqovv^ rtcoijuccQ des Seinonides (7, 47) *}
undenkbar. Weiterhin ist Herleitung der Psilose aus dem Àolischen
bei tjéhoç i'fÂpQOTe schwierig, weil gerade ihr Anlaut ionisch voka-
lisiert ist, sodafi man auch Behandlung der Aspiration nach Art
des Ionischen erwarten miiBte2). - Die Gegenfrage, ob aile bei
Homer aspirierten Wortformen im Westionischen lebendig und
aspiriert waren, lafit sich bei unserer minimalen Kenntnis des
westionischen Sprachtypus gar nicht beantworten.
Derartige Sahwierigkeiten werden vermieden, wenn wir die
homerische Aspiration in Attika geregelt sein lassen d. h. an-
nehmen, daB in einem ostionischen Homertexte, worin Psilose
vôllig durchgefuhrt war, auf aile diejenigen Wortformen, die auch
attisch waren, die attische Weise der Aspirierung iibertragen
1) Die Phrase tiqovvÇ nçorjfj,aç beruht doch wohl darauf, dafi man
sagen konnte nqb y/uctç ,,fort und fort jeden Tag", âhnlich wie in yfjv uqo
yrjç mit Verben des Gehens (z. B. Prometheus 682 yrjv nço yrjg èXavvopcu),
wo die Prâposition nicht unmittelbar zum Genetiv gehort, dieser vielmehr
ablativisch zu verstehen ist. Auch nqonag wird erst bei solcher Auffassung
das ngo verstândlich. Allerdings die Tragiker behandeln es schlechtweg
als Verstârkung von nag, und so auch der Verfasser des Schiffskatalogs :
B 498 àçxovg av vtjcjv igéto vfjdg re nqonaaag. Aber sonst bei Homer kommt
das Wort nur in der Verbindung nçonav rjpac vor (der auBer a> 41 immer Eg
rjéhov xaraâvvTa folgt), und da kann ngo im Sinne von ,,fort und fort" stets
auf den ganzen Satz bezogen werden, ob er nun ein Verbum des Schmausens
oder ein solches des Kâmpfens enthâlt. - npag ,,Tag fur Tag" stimmt zum
pluralischen r\paQ bei Homer und Pindar (Glotta 2, 3). Aber vielleicht
liegt alte Doppelsetzung ^fiaQ-^fxaq zu Grunde, wie auch lat. diù eigentlich
nur verstândlich ist, wenn es aus *diû-diû oder *diû(8)-diû8 verkûrzt ist,
entsprechend vedischem dyâvi-dyavi dive-dive ,,alle Tage". Haplologie und
Ellipse fallen bei solcher Kurzung in eins zusammen. nçovvÇ dann nach
TiQorjfiaQ.
2) Auch onaw» (Soph. Ant. 1108. OC. 1103) : éneo&cu paflt schlecnt zu
Jacobsohns Standpunkt, da das Wort in der Form ônéarv nach dera Zeugnis
Herodots ionisch lebendig war. - Asper in der Sippe von fipéça ist aller-
dings nachweislich unursprûnglich und wohl von êonéça her iibertragen,
woruber zuletzt Kiisch Grammatik der Delph. Inschriften 1, 216 f. (mit Be-
legen fur den Lenis aus Delphi, Thera, Troizen, Sparta). Jacobsohn Philol.
67,496 meint nun, westionisch habe ganz wohl, wâhrend nfié^ fiir *rjtiéçri
nach ianéçt) eintrat, daneben ypaç mit dem ursprûnglichen Lenis bewahrt
bleiben kônnen, weil es dem konéçr\ weniger lautâhnlich und weil es archaisch
war. Ferner soil nach Jacobsohn a. a. 0. féhog seinen Lenis von nutg her
haben.

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206 J- Wackernagel

wurde, die iibrigen Wortformen einfach


aussetzungen fiir dièse Théorie sind:
Erstens dafl die Wôrter, die bei Homer Lenis aufweisen,
im Attischen entweder fehlen oder auch Lenis haben. Nun zu-
nâchst ixxeq rjélioç r^xaQ tJ^qots îçe£ 'iozlaia sind nunmehr klar,
da sie dem Attischen fehlen. - Weiterhin avvw (J 56), aTtrj-
vvaav (rj 326), avvcnç (ô 544), vLccTctvezai, (/? 58. q 537) wider-
sprechen zwar dem von den Grammatikern iiberlieferten attischen
Spiritus asper (Herodian I 541, 20. Phrynich. Bk. Anecd. I 14, 17 :
avveiv ôaovvovoLv oîuàzTutoi. %<xl dfjlov è% z% ovvaloicpfjç' Kct^iyvvoav
yaQ. Vgl. Hes. Ka&avvoctt, • ovvzeXeaac) stimmt aber zu yuxtavveiv
Soph. El. 1656. Eurip. Hippol. 365. El. 1164. Or. 89. Xen. Hellen.
VII 1, 15 (wo man seit Cobet aus Hesych. gegen die Handschriften
y.a&avvcat, einsetzt) und zu tccvt âvvoYjTai Aristoph. PL 196 1).
- Gegenuber apccÇa (M 448. Si 711. 782) heiJJt es zwar im
Attischen gewôhnlich apaÇa. Aber das Wort ist auch sonst mehr-
fach mit Lenis uberliefert: afxaCiTcc auf den Tafeln von Heraklea,
TLaTripaÇevfiévoç bei Dionys. Hal. und bei Euseb.2), hat also auch
in Attika den Asper vielleicht erst nachtrâglich, nach Festsetzung
des afia^a bei Homer, erhalten. Nichts besagt es freilich, daB
Herodian zu 2 487 den Asper auf die 'AvtmoI ol vbwteqol be-
schrânkt; damit meint er einfach die Attiker im Gegensatz zu
Homer3). - oixi%kr\ {A 359. Hermeshy. 145) widerspricht dem
lliithq des spâten Griechisch (Eustath zu A. 559 p. 117); aber
ob es attisch ofxixlrj oder b^i%kvi hieB, wissen wir nicht. - DaB
endlich der Personenname *ErvioTOQa nicht wegen att. ïotcoq ein
<p erhielt, ist wohl verstandlich, iibrigens in Ïotwq selbst der
Asper auffallig (Jacobsohn Philol. 67, 502 Anm. 85).
Schwieriger zu erfullen ist die zweite Forderung: aile bei
Homer sicher aspirierten Wôrter auch im Attischen nachzuweisen,
und zwar mit Asper. Fiir die oben verzeichneten aspirierten Wôr-
ter ist dies zwar durchweg môglich. Bei den meisten bedarf das
keiner Begriindung. Das Verbum expiao&ai ist dem spâteren

1) Solmsen Beitr. 187 und Fraenkel IF. 32, 145 fuhren die Psilose
der attischen Texte auf EinfluB der Koine zuruck, die selbst die Psilose
des Wortes aus dem Ionischen ererbt habe.
2) Schwartz Gôttinger Nachr. 1903, 693 Anm., der das Wort wegen
des t aus dem Ionischen herleitet.
3) Vgl. Gôttinger Nachr. 1914, 50 iiber die ahnlichen Wendungen,
die Herodian bei Unterschieden zwischen attischem und homerischem Ak-
zent braucht.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 207

Attisch zwar fremd. Aber Sophokles hat in fr. 134 àcpsxpuxoâprjv


(acrj-?) und in fr. 3 èipla (vgl. Jacobsohn Philol. 67, 341 A 22);
dazu die alte Komodie das Adjektiv cpiléipioç (Aristoph. PL 177.
Plato com. fr. 217 [I 660 Kock]) und Plato in dem Epigramm
AP. IX 826, 3 (PLG. II 306 fr. 22) ôfiéipioç. - Unter den sonst
bei Homer mit Asper ûberlieferten Wôrtern sind allerdings atea&ai
(*478), ahoç (J49S. £18. £324. 0 575. JT480. £2 224. § 273),
dem sich t lux oat, (e 104. 138) anschlieBt, oiwiûrfoaç1) (Y 365),
cgpcdvew (A 193 usw.) in Attika nur durch die Tragôdie be-
zeugt, aXioç àXiovv und bpoytlav durch Sophokles (OC. 1469 ch.),
Tr. 258 (OC. 703 ch.) bezw. El. 712, afyo&ai, und oQpalveiv [in
sinnlicherer Bedeutung] nur durch Aeschylus (a. Hik. 884, auBer-
dem bei Aesch. u. Soph, in melischen Partien); oçfxaiveiv Pers. 208.
Sept. 394). Ebenso kann man oç ,,suus" (v 265) nur aus den
Tragikern belegen, aber daB es altattisch auch der lebendigen
Sprache eignete, ist unzweifelhaft. Und auch im iibrigen weiB
man seit Rutherford, wie viel echt Attisches uns nur durch den
tragischen Dialog bewahrt ist. Bei ïfxegoç (#' ifiegoevTcc r 397)
tritt dazu das Zeugnis des Aristophanes (Ran. 59) und des Plato;
das Wort war unvolkstiimlich, aber nicht unattisch, Mit welchem
Spiritus eâvov und ey^Xoç im Epos versehen waren, lâBt sich nicht
feststellen. Die Tragôdie hat edvov (Eurip. Andr. 2) und wrjloc
(Soph. fr. 86, 4). Das Schwanken schon der antiken Ûberliefe-
rung zwischen x* IcJ^uav und x «w/ufiv T402 bleibe dahin gestellt;
falls Asper anzuerkennen ist, kann er der Aspiration von dcpcSitev
eqxSfiev vcpcHfiev nachgemacht sein.
Verstàndlich ist ferner Aspirierung von Wôrtern, die im At-
tischen fehlen, wenn sie deutlich zu einer Sippe gehôren, die dem
Attischen mit Asper gelâufig ist. So bei den mit onn- ott- be-
ginnenden Relativwôrtern (oTtTtcxe K 189. II 245; oxxi 0 109),
die sich eben nach att. on- oti richteten. Ebenso ezaçoç (N110.
767. P 117. 683. ii 793. y 361. i 92. 224. 278. 326. tl 33. 298.
426. 531. X 44) nach hàÎQOç. Begreiflicherweise behielten ferner

1) Den Lenis bei diesem Worte bezeugen Hesiod A. 341 und Deme-
terhy. 88, beide mit vn ôfxoxXrjç. Dasselbe dann Kallimachos hy. 4 (Delos),
158. Jacobsohn Philol. 67, 513 ff. macht wahrscheinlich, daB der Asper gar
keine etymologische Begriindung hatte. Danach ist wohl auch l)ei Homer
der Lenis einzusetzen und Y 365 mit Codex G t zu schreiben. Die Aspi-
rierung ist wohl ganz spat in den Text hineingekommen, wegen des An-
klangs an ofiov usw. Sie mit Jacobsohn a. a. 0. dem Dichter auf Rechnung
zu setzen hat man keinen Grund.

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208 J. Wackernagal

âcplrifxi è(ph]iiL Kcc&lr}iÂ,t, \x£$Lv\iii ih


Paradigma (Schulze Qu. ep. 437), auc
gleichwertigen attischen [und neuion
Attischen sei es gar nicht sei es nur
treten waren, wie èyerprj ètprjfxoavvrj ii
sprechend eXytrjd-^oïo (Z 465) iibere
attischen eXkblv (eyéXyieo&ai, v<péX^ec
,,Sonnenwârme" nebst aeiXoç, éveiXoç,
& bïXoubôov ,,sonniger Platzu (Becht
stândlich.
Ebenso ist vom attischen Standpunkt natiirlich die fast durch-
gehende Aspirierung der mit v anlautenden Wôrter, so die von
vncLi&a (X 141, wo allerdings ein Hibeh Papyrus [p. 98. 101 J
vielleicht t vftai[d]a gibt, was Jacobsohn Philol. 67, 492 wohl
iiberschâtzt) und die der gleich zu besprechenden Eigennamen. Nur
das fiïhlbar âolische vii\xiv, das einen Anlaut hatte, der in keinem
attischen Worte wiederkehrt, behielt den Lenis (J 249. K 380,
wo % von Aristarch und Herodian gelesen wurde, % zwar schlecht
bezeugt ist, immerhin bereits von Didymos als Variante beriick-
sichtigt wird). Herodian schrieb dem entsprechend auch T 80
vftpàlXeiv. Aber wirklich uberliefert war hier der Lenis nicht.
In Ortsnamen ist der Asper verstandlich bei Ôrtlichkeiten, die
im Gesichtskreis der Athener lagen, wie bei Haliartos (B 503
Ttoujevtf idXlccQTov) x) im Gegensatz zum ebenfalls bôotischen aber
obskuren Heleon, liber dessen Lenis (B 500 t 'EXeaiva) sich die
antiken Gelehrten mit Recht wunderten (Herodian zu K 266).
Weiterhin "Yqiri (B 496) und cYQfilvt] (B 616) sind lautlich be-
dingt8) (s. oben).
Was die Personennamen betrifft, so iiberrascht der Asper
nicht bei den Namen solcher Gôtter und Heroen, die in Kult
und Glauben der Athener lebten: cEqiieLaç (0 214. Ï2 457. 679.

1) Der alte einheimische Name der Stadt war 'AgCaçToç mit Lenis (Mei-
ster Griech. Dialekte 1, 252). Die auf Dissimilation beruhende Umformung
zu AXCaqrog wird im Munde der nâheren oder ferneren Umwohner einge-
treten sein, auch der der Athener, zu deren weiterer Nachbarschaft die
Stadt gehôrte und deren Historiker sie erwâhnen: Thuk. IV 93, 4. Xen.
Hellen. III 5, 6. Die Dissimilation bewirkte Anklang an aXg âfoog und
damit den Spiritus asper. Allerdings schlieBt Boite (Pauly-Wissowa 7, 2241)
aus dem B auf den àltesten Miinzen der Stadt auf ursprûnglich aspirierten
Anlaut des Stadtnamens.
2) Ûber den Lenis von "Onocvra (B 531) Jacobsohn Philol. 67, 364f.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 209

a 42) - in Athen sprach man allerdings ^EQfxrjg - , aHçt] (S2 25),


'HQcnXrjç (» 224. q> 96), "Hqxuoxog (<Z> 342. 381. #293); noch
bei Namen, die etymologisch durchsichtig waren oder zu sein
schienen: "AXiog (E 678. # 119), "irtjtaoog {A 450), 'Itctvo&ooç
(P 217. 318), *l7t7t6Xoxoç (Z 144); noch endlich bei dem Y von
'YQtanidrjç (B 837. M 110). Aber wie kommen 'Endpri (£2 747),
"Emwq (B 807. r 76 usw.), "EUvq {T 199. / 339 usw.), "EXevog
(N 758. 770. 781) zu dem Hauch? eine Frage, die sich iibrigens
gerade so gut erhebt, wenn man die Regulierung des Hauchs auf
den Insein geschehen sein lâBt. Nun 'EXériq war im Westen
auch unabhângig von den Troika lebendig, also ihr Name nicht
blofi durch Homer vermittelt. Das aspirierte cEXévr] zog alsdann
die Aspirierung von "EXevog nach sich. Schwieriger sind 'End^t]
und "Emwq. Auf die Wirkung volksetymologischer Anklange wird
man sich nicht berufen wollen. Aber die Hauptgestalten der troi-
schen Sage sind nicht erst durch unsere Ilias und auch nicht erst
durch das ionische Epos bekannt geworden. Enthielten die Lieder,
aus denen man Aïfaç, nléfoç anSusov aîfel, atovofeaav d{F)vTav
u. âhnl. kennen lernte, Namensformen mit Asper? Vgl. hierzu
Bechtel Vokalkontraktion 304f. Jacobsohn Philol. 67, 491 A. und
Hermes 44, 79 l).
Schwierig sind endlich ègoijevra 3 348 und eçoai i 222. Bei
eqaai steht der Spiritus insofern ganz fest, als al& eqaai fiir avte
ein8timmig iiberliefert ist; 3 348 stehn neben Xwzov *' egoijevza
die schwachen Varianten X. % sQarievta und X. hqarjevva, diese bei
Apollon. Soph. 63, 1 nach dem Lemma. Dies wiirde nach unserer
Auffa8sung auf ein im Attischen lebendiges içai] schlieBen lassen.
Im Attischen gab es dies Wort als Name einer der Tauschwestern,
wozu IG. I 430 kommt; die lautgesetzliche Verwandlung des qo in
qq wurde durch den hieratisch-mythischen Charakter des Wortes
aufgehalten (vgl. Verf. Hellenistica 12). Richtete sich danach das
homerische Wort? Wiewohl die 'èqoai i 222 auch so ganz râtsel-
haft bleiben.
Drittens wiirde diese ganze Auffassung eine schlagende Be-

1) Im Zusammenhang hiermit darf die Frage aufgeworfen werden,


ob der Name des Iason seine Psilose nicht dem Epos verdankt. Die Schrei-
bung des Namens auf italischen Bildwerken fuhrt auf Asper: hidoaiv auf
einer unteritalischen Amphora, HIACO auf einem prânestinischen Spiegel,
Heiasun Heasun auf etruskischen Spiegeln (Matthies Die prânestinischen
Spiegel S. 54 f.). Wodurch ist Achtvî als Bez. der ^«w/ der romischen
Dichtung vermittelt? Argîvï st. *Arget ist bekanntlich Nachbildung dazu.
Glotta VU, 2/8. 14

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210 J- Wackernagel

stâtigung finden, wenn sich ganz alte


die einen rein psilotischen Homertext z
Jacobsohn Philol. 67, 331 hat dieses Zug
Class. Philol. 7 (1912), 351ff. im Ans
gewiesen, dafi das Thessalische in ep
mâlern die Aspiration durchaus besitzt,
Dichtung, wie sie bes. durch die Gra
(IG. IX 2, 255) und der Tochter des K
35, 239) vertreten wird, das h mehrf
seinen Nachweis S. 353 mit den Wort
portant confirmation of W.'s psilotic Ho
Gab es entsprechend auch einen psi
siod? Theog. 497 tvqwtov cf è^iqfxeooe ll&
hat Empirius evident in Ttv^ia^ ov (Rober
KcczdTiivev verbessert. Fiihrt die Ub
7tv[ia% ov? Es sei denn, dafi man im
14, 24ff. (Hesi. Schild 254 pàtâ owxaç
Itaxov == TtvfActrov ov setze2).
Aus dem Spiel mufite bei dieser Bet
meus44 bleiben8). Die homerischen Ge
lichen Fingerzeig iiber den Spiritus; d
lehrten schwanken (Herodian zu Z 41
cobsohn Philol. 67, 506 nachgewiesen
xêyivwv déo7to& afiwv folgt zwar, daB
dem Asper brauchten. Aber dazu konnt
veranlafit sein, wenn gleich sie das W
hatten, bei dem sie es eben mit â\i- v
ep. 365 Anm. 3 und 530 im AnschluB an
In Anbetracht seiner Herkunft ware es
lose anzusetzen. Sein a-Vokal setzt Her

1) Kretschmer Glotta 6, 275 f. leugnet, dafiP


aus dem Epos stammen kônne, und erklârt
Kleodamos daraus, daB K. selbst nicht aus T
aus einem psilotischen Dialektgebiet, z. B. d
2) Apollon. Dysk. de adv. 152, 21 (= 562, 3
gang In ^Hyataroio &vQyoiv ausdriicklich w
Choerob. ad Theodos. II 349, 6. Nach 0. Schn
Zitat aus B 788 (ènï nçiâfioio dirçyoiv) u. He
nctlttfiyoiv) gemischt und setzt fiir die Hesiod
otov naXafjL^aw voraus. In keinem Fall ist d
bar: n st. (p kann einfach durch Dissimilatio
3) Vgl. Buttmann Sprachlehre2 1, 293 Anm

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 211

und Zugehôrigkeit zu a^i(v) appe auBer Frage. Woher dann aber


ap- statt âfifi- (und die Betonung der zweiten Silbe)?
Jacobsohn Philol. 67, 506 âufiert die ktihne Vermutung, dafi
der lautliche Gegensatz zwischen dem Possessivum apoc und
dem Personale a^ity) a^ie auf einem altâolischen Lautgesetz
beruhe, kraft dessen fiir s + Liquida oder Nasal nicht die iïb-
liche Doppelkonsonanz, sondern einfacher Konsonant mit Ersatz-
dehnung wie im Ionischen und Dorischen eintrat, wenn urgrie-
chisch die folgende Silbe betont war. Aber wie J. selbst bemerkt,
wird âol. afiifioc nebst àmièxeQog durch die Grammatiker gelehrt
und ist in zwei Inschriften belegt, deren altère allerdings erst dem
Anfange des IL Jahrhunderts v. Chr. angehôrt (Ausgrabungen von
Milet III 368ff. No. 152, 35. 73. 90). Noch schwerer fallt ins
Gewicht, dafi im Âolischen sonst keine Spur des behaupteten
Lautgesetzes nachzuweisen ist. Jacobsohn beruft sich im An-
schlusse an Schulze Quaest. ep. 210 Anm. auf Iqoç aus *Ioqoç.
Gesetzt auch diese Deutung sei richtig, so beweist, wie eben
Schulze a. a. 0. zeigt, ein a mit Liquida nichts fiir a + Nasal.
Und dafi bei a + Nasal gerade die Lautregel Jacobsohns nicht
gait, ergibt sich aus den / Adjektiva aus -evvoç, an die er selbst
erinnert. Endlich ist die ganze Lehre an die Voraussetzung ge-
kniipft, dafi in dem der epischen Sprache zu Grunde liegenden
Altaolisch die allgemeine Barytonese noch nicht geherrscht habe,
und das homerische a^i(v) c'fifie eine urgriechische Betonung
der ersten Silbe fortsetze. Dieser Voraussetzung glaube ich durch
den in den Gôttinger Nachr. 1914, 97 ff. gegebenen Nachweis, dafi
schon die epische Âolis das Gesetz der Barytonese kannte, den
Boden entzogen zu haben.
apoç statt atujioq lâfit sich aus der homerischen Textgeschichte
begreifen. Zunâchst ist p statt pp an sich nicht auffalliger als
a statt go in ïaoç, "accoi, yiaiçooéuv, woriiber unten noch-
mals, ist selbst belegt in apav, wenn Schulzes Erklârung Quaest.
ep. 365 Anm. zu Recht besteht, und hat ihr Gegenstiick in dem
falschen \i\i von nolvnc )*[iovoç J 433, das allerdings einigen
guten Textzeugen fremd ist. Besonders aber ist Homers vpog
zu vergleichen, das sich fiinfmal, also ungefâhr gleich oft findet
wie das sechsmalige apoc, und an Hâufigkeit âhnlich hinter der
lângeren Form vpetegog zuriicktritt wie ctfxoc hinter rtiérsçoç.
Da im aufierhomerischen Ionisch die kiirzere Form des Possessi-
vums fur die Pluralpersonen nicht belegt ist und bei Homer in
der I. Person kein *i^oç vorkommt, mufi auch v(j,6ç âolisch sein,
14*

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212 J. Wackernagel

also fur *v^ifiog stehen. Auch hier


hier im Widerspruch zum Personalpron
Freilich ist afxog seltsamer als aile
es weder ganz mit einer attisch-ioni
wie laog I'oaoi, noch wenigstens im Anla
vtipec wird eben éfiog : appeg nach s
dem war das Eintreten von ap- durc
begiinstigt. Das Pluralpronomen der
von einem einzelnen gebraucht (Apollo
== 142 C Bk.). Dies gilt vorzugsweise
dung und hier wieder in besonderem Ma
Bei Homer geht apoç sowohl auf ein
als auch auf den Sprechenden allein:
felhaft © 178. K 448). Aber bei Pinda
auf die Einzahl: P. 3, 41. N. 3, 9. I. 6, 46, iiber die auf die
Mehrzahl: P. 4, 27. Und fur die Tragiker hat Dindorf gerade-
wegs behauptet, daB bei ihnen der Gebrauch von apog im Sinne
von Ijuoç normal sei. Aufier fur Aesch. Eum. 311 oxaoig àfià
stimmt dies. Wegen dieser semasiologischen Beziehung der kiir-
zeren Form desPossessivums zu èfxoç drang in ihr das dem èfxog
entsprechende einfache fi durch (vgl. Leaf zu Z 414). Man ver-
gleiche, daB schon im Altertum einzelne afiog als eine Nebenform
von èfAog ansahen, so Demetrios Ixion bei Herodian zu Z 414 l).
- Ihren Akzent haben afiog vpog nach epog aog aq>6g.

Wie weit wir von Modernisierung des Akzents bei Homer


sprechen durfen, ist Gôttinger Nachr. 1914, 121-127 erôrtert.
Einen besonderen Fall erlaube ich mir hier nachzutragen. Das
Homer mit fast alien Dialekten gemeinsame àdelxpeôg ist im Homer-
text oxytoniert und wird danach auch, wo es sonst vorkommt,
mit diesemTon gegeben, auch in den Texten der Tragiker. Aber
das Wort ist eigentlich Stoffadjektiv auf -0*0- ,,aus demselben
Mutterleibe entstanden" (vgl. Solmsen KZ. 32, 519ff., der falsch-

1) Mehrfach ist an Stellen, wo apôç ,,meusu bedeutet, als Variante


ifitoç zu treffen. So Z 414 bei naxiq àfiov und K 448 /€*(>«£ êç à/uâç. Da-
nach ist hôchst einleuchtend der Vorschlag Peppmiillers, T 194 fur âàça
ipijç naçà vr\6ç zu schreiben ocfirjç. Der moderne Ursprung des ganzen Ab-
schnitts und der durch aus nicht an alte Formeln erinnernde Wortlaut des
Verses raten davon ab, einen trochâischen ersten Fufi nach âolischer
Weise anzunehmen. Und gar nicht diskutabel ist die Meinung, dafi zwischen
der ersten und zweiten Kûrze des ersten Fufles Hiat zulâssig sei.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 213

lich das ganz anders geartete altindische sdgarbhya- ,,couterinu8u


vergleicht). Nun sind die indogermanischen Stoffadjektiva auf
-éfcb- -meio- von Haus aus Paroxytona, wie altind. hiranydya-
,,golden" aêmanmdya- ,,steinern" erweisen. Das setzt sich in
att. xqvoovç u. dgl. getreu fort, wâhrend Homers avOQOfiea -oi,
sowie xQvoeoç u. dgl. daraus zu erklâren sind, daB man nach
dem Muster des Akzentwechsels von rcc'lepoç : Ttoléfiov u. âhnl. in
Paradigmen, wo die Formen mit langer Endsilbe paroxyton sind,
die mit kurzer Endsilbe proparoxytonierte. - Also muB urspriing-
lich *àdelq)€oç oder *aôékq)eoç betont worden sein. Die iibliche
Oxytonese entstammt demEinflusse des attischen adelcpog, dessen
Oxytonese mit der hâufigen in altindischen Possessivkomposita
zusammengehôrt.
5.

Attische Flexionsformen auBerhalb der bisher bespro-


chenen Erscheinungen sind nur in ganz geringer Anzahl durch
Modernisierung altérer Formen in den Homertext gekommen. Hier
war die Macht der Tradition besonders stark. Ein -ov fur ein
einsilbiges -cw im Genitiv der 1. Deklination in den Text einzu-
fiihren war z. B. undenkbar; Boçêov st. Boçéto in Hesiods Erga
518 ist singular (Lobeck Elem. 1, 256), wie dieselbe Form bei
Quint. Smyrn. 11, 232. Auch die nachahmende daktylische Poésie
hat solches -ov fast gar nicht gewagt; Kallimachos' âneçétov
(fr. 13b) fiel auf (0. Schneider Callimachea 2, 125). Doch ist
etwa zu nennen -aiç st. -rjç* im Dativ plur.: M 284 ànzàïç am
VersschluB, « 119 Seaïç vor Vokal (Fick Odyssée 3) *). Ionisch
war -aiç sicher nicht. Wo es auf Inschriften begegnet, kann es
fast immer als Attizismus gefafit werden, so auch Tipàîç in Z. 8
des Gesetzes des Apellias aus Erythrai (Nordionische Steine von
v.Wilamowitz u.Jacobsthal S. 39 f.), das durch den Namen ^AtzbX-
Xlctç, durch den langvokalischen Konjunktiv yQa^azevativ Z. 9 und
durch die Formel è'âoÇev Ttji, povlrji Z. 18 sich als unrein ionisch

1) Etymol. m. 166, 42 beschrânkt ausdrûcklich homerisch -aiç auf diese


zweiStellen; an beiden ist auch die handschriftliche Ûberlieferung einstim-
mig. Stark in den Handschriften bezeugt, aber doch erst spat eingedrungen
sind naXâfiaiç A 238, wo zwar A mit der Mehrzahl der Handschriften -«^
gibt, aber -jff im Etymol. a. a. 0. ausdriicklich gelehrt und auch handschrift-
lich vereinzelt bewahrt ist, und nccocug x 471, wo -aiç durch kein antikes
Zeugnis (aufier Apoll. Soph.) gestûtzt ist und -yg in einer Handschrift vor-
liegt. Sehr geteilt ist die Ûberlieferung zwischen &eccïç und &erjç in d&a-
vctTyai ^. r 168.

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214 J. Wackernagel

erweist. Uber vavTaiç auf dem Begrâb


27) Bechtel dazu S. 569. - Das enkliti
wohl ein junger Fehler.
Irre ich nicht, so ist ein Beweis fiir
homerischen Duals, wie fur das Fehlen
die das Epos iibernahmen, daraus zu
formen der Verba contracta mit Ausna
Tteforiv o 302, èyopctQTéÏTov © 191 (V
und von xo/ufi/rijv © 113 (nebst yLo^
aoli8ch vokalisiert zeigen1): ovvccvrtJTr
rtQOoavdrpriv A 136. X 90, ovltpriv N
wâhrend die sonstige Flexion aller d
attisch ist. Also die Endung der III. Dua
in der Form -rjrav zu den Ioniern. A
-elrrjv -àvrjv besaBen, liefien sie das ^
andere nicht ionisierbare Âolismen. W
und die andern Dualformen (z. B. (td
vielleicht erst auf attischem Boden, ent
(Vgl. zu diesen Formen Bekker Horn. Bl.
Im ganzen haben die epischen Dichter
dualischen Formenbestand ubernommen und wohl auch manches
davon an ihrem eignen Wortschatze nachgebildet, obwohl sie in
ihrer lebendigen Sprache keinen Dual mehr besafien, aber auch eben
wegen dieses Mangels, in bunter Mischung mit den Dualformen
auch von Zweiheiten Pluralformen gebraucht3). Sie haben aber auch
gelegentlich, weil ihnen das lebendige Gefiihl fur die Gebrauchs-
sphâre des Duals abging, ihn mit Ubertreibung verwendet4). DaB
X 578 yv7te dé [iiv hidzeQ&e Ttaq^fiévu ^itaq eneiQOv fehlerhaft ist,
hat Delbriick Synt. Forsch. 4, 17 gezeigt5). Aber auch vonrje dvio

1) Den Hinweis hierauf danke ich Jacobsohn.


2) N 584 die Handschriften ôpaçTyrriv; aber Aristarch las àfiaçTrjârjv.
3) Vgl. hiezu Cuny Le nombre duel en Grec 487 ff. und bes. 500 Anm.,
wo der homerische Dual dem âolischen Bestandteil der Sprache zugewiesen
wird. Hiegegen E. Hermann KZ. 46, 261.
4) Auch die unrichtige Verwendung von ôtioxerov K 364, hsv/erov
N 346, kccipvaoerov 2 583 im Sinne einer III. du. praeteriti kônnte so be-
urteilt werden. Aber hâtte das Metrum nicht auch einen Dichter, fur den
der Dual etwas lebendiges war, zu einer solchen Inkorrektheit des Aus-
drucks veranlassen kônnen?
5) Falscher Dualgebrauch ist freilich auch den attischen Dichtern
nicht fremd z. B. Ehes. 773 levaoo) de (ptors nsçcnolovvd^ fjfAtSv otqcctov statt
âvo (furs.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 215

im Lied von Ares und Aphrodite # 312 entfernt sich vom home-
rischen wie vom attischen Gebrauch; beide Wôrter fiir Eltern,
TOKtjç und yovrjg, kommen (man weiB freilich nicht warum) sonst
nur im Plural vor1). Der Dichter des Liedes hat iiberhaupt
Freude am Dual. Er braucht # 317 das enklitische oq>we> das
der Odyssée sonst fremd ist. - Dazu die oft besprochnen Stellen,
wo der Dual gradewegs von einer Mehrheit gebraucht ist: wenn
es solche Stellen wirklich gibt.
In Attika, wo der Dual urn 400 noch in voiler Bliite stand,
lag es nahe im Homerischen Text solche Plurale, fur die man im
Attischen Duale gebraucht hâtte, in Duale umzuwandeln. Dem
Verdacht, auf solcher nachtrâglichen Textentstellung zu beruhen,
unterliegen zwei Gruppen von Formen. Die eine ist vertreten
durch *P 485 ôsvço vvv y rglrtodoç rtBQMfÀBd-ov r}è XéfirjToç. So
die meisten Handschriften, den Venetus A voran, und wenn man
aus dem Schweigen der Scholien dies schlieBen darf, aile antiken
Ekdoseis. Das sich in einer Minderzahl der Handschriften und
in einigen Zitaten findende TteQidœpe&a kann Neuerung einer Zeit
sein, der wie iiberhaupt der Dual, so dièse I. Dualis fremd ge-
worden war. DaB Hesych nicht bloB s. v. ôbvqo, sondern auch als
Lemma Tteçiôw^ed^a bietet, gibt immerhin zu denken. Elmsley hat
das Verdienst an neQidwixe&ov zuerst angestoBen zu haben: die
Endung ist abgesehen von den Kiinsteleien attizisierender Autoren
der Kaiserzeit sonst nur an zwei Stellen des Sophokles iiberliefert
(El. 950. Phil. 1079). Danach bringen manche die antike Variante
7t€Qidcif,ied'cc wieder zu Ehren, mit berechtigter Annahme von
Hiatus in der bukolischen Câsur; weniger gut wird auch fceçi-
ôwfxeo&(a) und 7t€Qidw6iie&(cc) vorgeschlagen. Haben dièse Ver-
mutungen recht, so muB TtBQLÔwfie&ov ein nachtrâglich einge-
schwârzter Attizismus sein. Und tatsâchlich ist es wohl so. Die
Form auf -pe&ov ist nicht allein bloB im Attischen belegt, son-
dern iiberhaupt eine Neuschôpfung, von der man zweifeln darf,
ob sie panhellenisch war. Ware sie auch âolisch gewesen, sollte
man sie bei Homer ôfters erwarten. In Attika war die Bildung
im V. Jahrhundert schon wieder im Absterben und ist daher so
wenig belegt. 1st dies ailes richtig, so handelt es sich hier um
einen Attizismus bei Homer, fur den wir den terminus ante quern
bestimmen kônnen.
Die andre Gruppe wird gebildet durch die Duale der I. De-
1) Das yociovre yovrje in einem Epigramm des I. Jahrhunderts der
Kaiserzeit (289, 1 Kaibel) steht mit dem roxfje der Odyssée auf Einer Linie.

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216 J. Wackernagel

klination. Bei Homer ist deren bekanntlich eine minimale Zabi.


Im Nominativ H 281 afiqxo â* alxprjTd (geringe Variante aîxpt]-
xai), T310 ôoiœ ô' 'Axçelôa (geringe Variante -éîdai), N201 =
2 163 ôvù) Axavxe yLOQVGTa (an beiden Stellen koqvotccl als
geringe Variante), im Akkusativ A 16 = 375 'Arçelda de fia-
fooxa ôi(o (Aie xivég [Zenodot?] lt. Aristonikos 'Arçeldaç), 0 42
= N 24: %aXKO7tod3 ïniro) à%V7tèxa xqvaé^aiv è&elçrjoiv ^.ofxôcovxe
(N 24 als schwacbe Variante -rat!!). Dazu kommen noch nacb
Demetrios Ixion Z 437 yd* afiq? idxQelda %ai Tvôéoç a. vlov
(Aristarch und aile Handscbriften ^Tgeiôag) und F 35 (*>xq6ç ts
[iiv elle TtaQBia (Aristophanes, Aristarch und die grofie Mehr-
zahl der Handschriften Ttaçeidç, Herodian Ttageia, die Veneti
AB Ttaçeu ohne erkennbare Quantitât).
Fiir das -a lâBt sich iiberall ohne Schwierigkeit -at bezw.
-aç einsetzen. Man darf in Erwâgung ziehen, ob -a nicht erst
durch die attische Redaktion in den Text gekommen ist. Einem
Attiker waren Nominative auf -at und Akkusative auf -aç von
einem Paare gebraucht notwendig fremdartig. Sie waren aus me-
trischen Griinden auch leichter in den Dual zu ândern als etwa ein
-41'avreç. Man beachte, da8 die Formen auf -a, abgesehen von
denen Ixions, nur da stehen, wo sie sich einem in eigner Sprache
dieses Duals gewohnten fôrmlich aufdrângten: immer steht ein Wort
wie apcpo) oder âvw dabei, oder ist die Form auf -a, wie © 42
= N 24, in ein ganzes Nest nominaler Duale der IL und III.
Deklination eingebettet Ob sich die Dichter gerade selbst so be-
schrânkt hâtten? Nicht bloB im Altertum Demetrios Ixion, auch
Bentley hat an dieser Beschrânkung AnstoB genommen. A 17
forderte er in der Anrede *A%qd8a zs nal alloi è. *A. fiir ein-
stimmig iiberliefertes ^Axqûàai. Heyne und Bekker sind ihm gefolgt.
Eigentiimlich ist auch die Beschrânkung auf den Nominativ
und Akkusativ. Es heifit stets ^Axqdàrp 'ATQeldyo^v). 1st der
Dual der 1. Deklination nachtrâglicher Attizismus, begreift mans:
fiir -r]Oi(v) lieB sich -aiv gar nicht einsetzen, und von -yo lag
es zu weit ab. Wenn die in einem Scholion iiberlieferte Variante
cIft7caalôr]iv zu A 431 ôoioïolv èrtevÇeai cln7taaidrjaiv wirklich
mehr sein sollte als ein alter Schreibfehler, so kann sie nur einen
aus irgend einem Spâtlingskopf entsprungenen EompromiB zwi-
schen -yoiv und -aiv darstellen. Echt kann die Form keinesfalls
sein. Ionisch kann sie nicht sein, weil die Ionier keinen Dual
besafien; und eine âolische Form, etwa -auv oder -ôLV, hâtte man
nicht zu -tjïv ionisiert

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 217

Gegen das Alter insbesondere von idtQeida spricht, daB die


altère nachhomerische Dichtersprache das Briiderpaar stets nur
mit dem Plural des Patronyniikums bezeichnet, nicht blofi im Ge-
netiv und Dativ, wo auch unser Homertext keine Dualform liefert.
Gen.: z. B. Aesch. Ag. 44. Soph. Ai. 947. Eur. Iph. A. 818. 842.
(Eur.) Rhes. 365. 718. Dativ: z. B. Pind. 01. 9, 70. I 5 (4), 38.
8 (7), 51; Aesch. Ag. 451; Eur. El. 451. Or. 818. Iph. A. 1254,
sondera auch im Nominativ und Akkusativ: fur sich allein *Atq&-
dai Soph. Ai. 445: Phil. 314. 598. 872. 1285. Eur. Hek. 1091.
Iph. A. 1577; mit Beisâtzen Soph. Ai. 251 âinçaveiç Idrqûdai.
960 ôlttXoî paoilrjc idtQeïdai. Eur. Hek. 516 ôioooi Idiçetôcu.
Im Akkusativ fiir sich allein 'Aïçsldaç Aesch. Ag. 203. Soph. Ai.
461. 469. 667. Phil. 361. 389. 455. 510. 586. 1390; mit Beisâtzen
Aesch. Ag. 123 ôvo hq^aoi diooovç 'Atgelôaç. Soph. Ai. 57 ôiaaovç
idTQeldaç1), um mich auf Stellen zu beschrânken, wo das Patro-
nymikum sicher nur zur Bezeichnung des Briiderpaares dient.
Zumal bei attischen Dichtern ware dieser ausschliefiliche Pluralis
auffâllig, wenn im âltesten Homertext ein idTQslda gestanden hâtte.
Und es entspricht unsrer Auffassung vorziiglich, daB es bei Euri-
pides Iph. T. 897 von Iphigenie und Orestes heifit ôvoïv xolv
povoiv 3ATQEiôaiv. Wo nicht die episch traditionelle Zweiheit
von Nachkommen des Atreus zu bezeichnen ist, Agamemnon
und Menelaos, sondera eine vom Dichter neu konstruierte, da
greift er sofort zum Dual2).
Die Duale auf -a bereiten aber bei Homer direkte Schwie-
rigkeit. Sind sie nicht attisch, so mûssen sie aus dem âolischen
Untergrunde der homerischen Sprache stammen. Kann aber das
Âolische Duale auf -ô besessen haben ? Im Auslaut treffen Attisch
und Âolisch in -ô nur zusammen, wenn urgriechisches ~â auf e,
i, q folgt. Wo sonst âolisch -â steht, hat der Attiker -ïj, und
wo sonst im Attischen -â, ist es aus -ae kontrahiert und lautet
dann âolisch -îj.
Hat es iiberhaupt auBerhalb des Attischen einen Dual der

1) Die Stellen, wo ôioooç dabei steht, fuhre ich um der Vollstândig-


keit willen mit an. An sich sind sie unbeweisend, weil dioaôç ungern im
Dual gebraucht wird, vgl. Soph. Ant. 971 âioooîot, <i>wetâ(uç. Immerhin
Aesch. Sept. 816 âiooà argarriyat.
2) Hierau8 ergibt sich, wie wenig berechtigt man ist, bei Aeschylus
Ag. 44 !dTQi(ôctiv fur 'Arcueav einzusetzen (so nach Dindorf auch y. Wila-
mowitz): !drçetâaç 203, âiooovç HrçêCâaç 123, nçoâtxoiç *AxQilâaiç 451 muB
man daneben doch stehen lassen.

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218 J. Wackernagel

1. Deklination gegeben? Man fùhrt


nombre duel en Grec 485). Auf eine
Louvre (3153 Coll.) steht zwischen den
kampfern HYKTA. Kretschmer Vasen
Dual. Aber ist Ttvma als Nom. sg. (al
ohne -g) ausgeschlossen ? Auch kônnt
dem -a noch ein i gestanden hâtte. - W
Bustrophedon-Inschrift von Neandreia,
Winckelmanns-Programme von 1891 S. 5
es nahe, das to irtiGtcaa als Dual zu fassen. Doch deutet es
Meister Berliner Philol. Woch. 1892, 514f. als Genetiv sg. Der
fragmentari8che Charakter der Inschrift scheint sichern Entscheid
auszuschlieBen.
Gegeniiber diesen beiden wirklichen oder scheinbaren Bei-
spielen von auBerattischem dualischem -â ist belehrend die In-
schrift von Olympia no. 16 (== 1151 Collitz-BlaB), 13 èrtè Kelol-
axav %b xaTccoTaTO. Ein xardoTccTOç (,,eingesetztu?!) ist als Sin-
gular zu diesem Dual auf -w nicht wohl denkbar. Richtig legt Dit-
ten berger Inschr. von Olympia S. 44 einen Nominativ ycccTctGrccTccç
,,Ordner" (als éinen mit Y.atctqiiGxrfi vergleichbaren Terminus) zu
Grunde und bemerkt, daB Formiibertragung aus der II. Deklinatipn
stattgefunden habe. In der Tat lâBt sich damit der attische Ge-
netiv auf -ov der Maskulina der I. Deklination vergleichen. Dann
kann aber das Eleische keinen Dual auf -a besessen haben. Sonst
hâtte es kaum eine solche Form auf ~w gebildet.
Es gibt, wenn sich ejtiGxaxa und 7tvwvct als Duale bewâhren
oder neue und sichere aufierattische Belege von dualischem -a
sichtbar werden sollten, allerdings den einen von Cuny Le nombre
duel en Grec S. 14 empfohlenen Weg, daB man mehrere grie-
chische Dialekte unabhângig von einander zu einem Dual auf -â
gekommen sein lieBe1). Dann kônnten die homerischen Beispiele
als Aolismen verstanden werden, wenn man sich iiber die andern

1) Àolisch und dorisch ware die Erklârung einfach. Nach Gen. pl. -ccv :
-ojv und Dat. sg. -at, : -tot ersetzte man im Dual -av : -w durch -a : -w. So
Brugmann. Aber furs Attische ist damit nichts geholfen; hier miifîte bei
solcher Entstehung hinter andern Lauten als h e, q im Dual -r\ erwartet
werden. Collitz (Bezzenb. Beitr. 29, 95) lâfit das -d aus -as entstanden
sein; mit Eecht, wenn man sich die Entwicklung so denkt, daB die alte
Dualendung -ca der -â-Stâmme in alter Zeit um e erweitert wurde, um
deutlich charakterisiert zu sein (wie der Lokativ *7ioXr)(v) um *, woraus
nôkrjï); und daB alsdann in ganz normaler Entwicklung fiber -aje -as- weg
sich -à herausbildete.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 219

Bedenken hinwegsetzen kann. Und man kônnte ein Indizium fiir


Echtheit des homerischen -a darin finden, daB Homer die Bildung
auf das Maskulinum beschrânkt und damit tatsâchlich ein altères
Entwicklungsstadium darstellt, wodurch das Attische auch hin-
durchgegangen ist. Denn daB im Attischen -â urspriïnglich nur
dem Maskulinum gait, ergibt sich aus seinem gânzlichen Fehlen
im Artikel und Pronomen1) und seinem partiellen Fehlen beim Ad-
jektiv und Partizip2). Das ist nur verstândlich, wenn es eine Zeit
gab, da man im Maskulinum die Duale tovtw xto avlr/rd (und

1) Die Tatsachen der Ûberlieferung zusammengefaBt bei Kiihner-BlaB


II 584. Natiirlich sind t«, ravra u. dgl. einfach als Fehler zu betrachten.
Zwar sagen Meisterhans-Schwyzer 123 A. 1113 ,,das Nebeneinander von rat
und t« in gleicher Verwendung brachte auch. Kontaminationsbildungen wie
t« âk TttfiCa IG. I 79, 14 hervoru. Aber diese vereinzelte Abirrung setzt
nicht das Dasein eines Femininums t« voraus. Vielmehr liegt hier ein-
fach eine Art Assimilation vor: ra rapCa nach Maafigabe von tw ÏTinœ. -
Ob -aw beim Artikel und Pronomen neben iiblicherem femininalem -otv be-
rechtigt war, ist mir auch zweifelhaft ; die beiden von Meisterhans-Schwyzer
a. a. 0. angefûhrten Beispiele von xaïv d-eaïv gehôren einer Zeit an, da der
Dual nicht mehr lebendig war.
2) Bekannt und anerkannt sind z. B. Homers nXr\yévtt [G 455), tiqo-
ipctvévTê {G 378), Hesiods nçoXinôvre (E. 199), Sophokles d-çoovvrs (fr. 777),
(Platos xivrjoéow ovtoiv? Theaetet 153 B). Yon wem und wann ist zuerst
von einem aktiven Partizip der Dual -aà gewagt worden? Bei Sophokles
OC. 1676 lâovre xaï na&ovoa sind diejenigen durchaus im Eechte, die na-
&6vt£ korrigieren. Die Tendenz war, ~oa an Stellen von -vre in die Texte
hineinzukorrigieren, vgl. nçoipaveloa als antike Variante fur das besser be-
glaubigte ngoyavivre G 378. Dafi ïâovre das *na&6vre nicht geschûtzt
hat, ist auffâllig. Aber in der Keproduktion von Hesiod E. 197-200 auf
der attischen Inschrift bei Kaibel 1110 ist auch trotz nçoUnôvre das echt
hesiodeische xalvipa/névco in xalvxjjafxiva entstellt. (Es ist unbegreiflich,
daB Ezach jenem Epigramm zulieb bei Hesiod gegen die Handschriften und
gegen die bestimmten antiken Zeugnisse xcclvxpafxéva schreibt; er hat dadurch
die Sprachgelehrten, wie Cuny Le nombre duel en Grec 501, irre gefûhrt).
- Dieses xalvxpafiévw selbst ist wertvoll als ein Beleg ftir die Yerwendung
des maskulinen Duals fur das Femininum auch bei den nach der I. und
II. Deklination flektierten Partizipien. Dafi allerdings im ganzen femininales
-VT6 hâufiger ist und langer blieb, als feminales -pévw, hângt mit der son-
stigen Neigung bei -rr-Stâmmen die Motion zu unterlassen zusammen, wofiir
ich auf Pind. 01. 6, 15 nvqciv vexvav TeXsa&évTœv und die von v. Wilarao-
witz Aischylos Interpretationen 195. 228 besprochnen àschyleischen Stellen,
wie piapévra yévvav Ag. 120, verweise. Vgl. auch Pindars -dâpavra im Fem.
(Schroder Proleg. zu Pindar 38 f.) und dçyrjsaaiv und àçyrjoaiv àéXXaig Orph.
Arg. 123. 683. Das Unterlassen der Motion ist wohl etwas Uraltertûm-
liches.

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220 J. Wackernagel

xovxoiv toïv avXtjTciïv) besafi, ohne da


im Femininum gab. Beim Weiterwu
feminine Substantive hielt man dann e
-o) beim Artikel und Demonstrativum mit -â beim Substantivum
fest. Hiermit einigermafien vergleichbar ist, daB im Tegeatischen,
als die Genetivendung -av vom Maskulinum der I. Deklination auf
die Feminina hiniïberwanderte, der Artikel davon nicht beriihrt
wurde; daher tccç ^a^iav, t&ç x.aY.£i[€vav u. dgl.
Aber dieses Argument fur die Echtheit der homerischen
Duale auf -a ist nicht zwingend. Erstens ist bei Homer das
-a nicht auf das Maskulinum beschrânkt, wenn man F 35 das
neben Ttaçeidç ganz gut bezeugte naqeid1) anerkennt; denn dieses
kann nur als Dual fern., nicht mit Herodian als Plural ntr. ge-
faBt werden, weil das Neutrum bei Homer viersilbig Ttaqiqiov Tta-
çrjicc lautet. Zweitens kônnte das Fehlen eines femininalen Duals
auf -a bei Homer zufâllig sein angesichts der geringen Zahl
der iiberhaupt vorhandenen Belege und der grôBern Gelegenheit
zu maskuliner Dualbildung.
Auch hier ist annâhernde chronologische Fixierung moglich.
Da -a seit dem Ende des V. Jahrhunderts zuriickweicht (Meister-
hans-Schwyzer 200 f.), kann -a nicht wohl spàter als im V. Jahr-
hundert in den Homertext eingedrungen sein.

6.

Jacobsohn Philol. 67, 34 Iff. hat mit Recht betont, daB ein
Attizismus im Homertext noch nicht Herkunft des Textes aus
Attika erweise. Vom vierten Jahrhundert ab, nachdem das Atti-
sche begonnen hatte sich iïber die Grenzen Attikas auszubreiten,
konnten auch anderswo Attizismen in den Homertext dringen.
Bei manchem von dem bisher besprochenen ist dièse Môglichkeit

1) Wenn die maskulinen Duale auf -« erst durch die attische Redak-
tion in den Homertext gekommen sind, so mufi dies naturlich auch von
naçeid gelten und dann aller dings anerkannt werden, dafi hier keine solche
besondre Veranlassung wie bei den Maskulina vorlag, die Dualform einzu-
setzen. Auch ist in attischen Texten, so viel ich weiB, ein Dual von na-
çêiâ nicht bezeugt. - - Fiir Homers naquaC weiB ich im ubrigen keinen
Bat. Wegen âol. naQova fialondçavog ware man geneigt, das Wort auf
naçrjaC und xa**07I<*Q€C0S aus -nàçrioç zurûckzufiihren, gemâB rjriç : àol.
ctvuiç. Aber das Wort ist in der Form naquai auch attisch : in der eigent-
lichen Bedeutung ist es zwar poetisch und also aus Homer herleitbar, aber
naquâç ,,Backenstûcke" IG. II 676, 41. 703, 11 kann doch nicht aus dem
Epos stammen.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 221

ins Auge zu fassen z. B. beim Akzent, bei manchen Einzelheiten


des Vokalismus, bei STteiôdv^ bei -aiç. Aber beim Dual und bei
so eingreifenden Verânderungen des Lautstandes, wie der Aspirie-
rung, dem % von de%o(A.ai, dem tc des Pronomens, kônnen wir nur
an altère Zeit denken. Ich habe oben schon Gelegenheit ge-
nommen darauf hinzuweisen.
Daneben ist dreierlei ausdriicklich anzuerkennen. Einmal,
dafi einiges nachtraglich in den Text gekommene nicht spezifisch
attischen Charakters ist, sondern auch ionisch sein kônnte, wobei
dann fiir Zeit und Ort des Eindringens in den Text sehr viel
Môglichkeiten gegeben sind; zweitens ist einiges geradezu neu-
ionisch und unattisch, scheint also einen ionischen Nebenstrom
der Ûberlieferung zu erweisen; endlich wird zu untersuchen sein,
wie weit schon die âlteste uns erreichbare Ûberlieferung von aus-
gesprochen hellenistischen Spracheigentiimlichkeiten infiziert ist.
Zur ersten Klasse gehoren zunachst ein paar Verbalformen.
Cobet Miscell. crit. 400 f. hat darauf aufmerksam gemacht, daB das
a von îjgao yjqolto rJQcif.ied'a nicht richtig sein kônne, weil die in
ganz gleicher Weise gebrauchten unaugmentierten Formen mit
eg- den Typus des II. Aorists zeigen : agopriv agoifxriv àgéo&ai usw.,
daB also an Stelle jener Formen vielmehr r\Qeo tiqsto yQope&cc
einzusetzen sei; wozu Schulze KZ. 29, 259 f. feststellt, daB Eusta-
thios zu tJqccto S 510 die Variante t\qbto bezeugt1). Das ist
evident, und ebenso evident, daB das falsche a aus dem yQàprjv
des Attischen stammt und daB dieses a einfach darum auf die
augmentierten Formen beschrânkt ist, weil es ein açcc- im Atti-
schen nicht gab. Zweifelhaft ist hôchstens der spezifisch attische
Ursprung der Entstellung. Zwar geben die Handbiicher nur atti-
sche Belege fiir rJQaprjv, aber mit Sicherheit kann man diese Form
dem Ionischen nicht abstreiten.
Weiterhin hat dodooazo ein unurspriingliches o st. «2). Das
folgte schon aus den lângst bekannten verschwisterten Formen,
ôéato bei Homer £ 242, ôéazoi im Arkadischen (Tegea IG. V 2,
6, 10. 18. 46), deazar doneï, âed^rjv' sâo^atov. èâoÇaÇov, ô(è)l-

1) Ûber Pindars açavro vtxttç (I. 6, 60) und ÈÇâçaTo ïâvov (0. 9, 10),
sowie Bakchyl. 2, 5 açaro vtxav enthalte ich mich des Urteils. - Zum
homerischen açvva&ai àqiad-ai gehôrt (auBer den gleichartigen Formen
Pindars und der Tragiker Lautensach Aoriste 89) wohl auch rj cT âv av-
dça itovrrj îxçriTcu bei Hippokr. de aère 17 (59, 23 Ilberg).
2) Uber die Vermengung von ôoaoaaro mit ôoiaÇiO&tu bei den bpatern
oben.

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222 J- Wackernagel

ao&ev èdoKovv bei Hesych. (Buttmann L


nun ganz sicher durch ded[orj]Toi (oder
von Orchomenos IG. V 2, 343, 24. Br
aodooato denominativ sei (Griech. Gra
nicht mehr zu halten. Ebensowenig d
eventuell vorgeschlagene Zusammengehorig
oq durch das ganze Verbum durchge
spriingliches *dedooaro ,,schien" unter
entstellt. Môglicherweise kônnte sich
schon in der Sprache der Dichter selbs
P 732f. àtâ OTe ôy q' u4ïawe fieraO
ovalrjaav, twv ôè xqdnmo xqcûç ovôé
einzige homerische Beispiel einer III. pl.
immer -lev, auch gerade im Aor. von %G
TteQiOTcaev v 50). Auch nach Homer tre
auf (vgl. Curtius Vb. x II 85). Herodot
haben, vgl. ôoitjgccv bei Herodas 3, 1
tern habe ich bloB das fragm. trag. ades
mit doitjoav zur Hand. Wenig Formen d
textes fallen so vôllig aus der alten Sp
jungen Dichter kann man die Verse nich
vorher, P 12A, das unhomerische cu'qo
airovg P 732 seltsam ist. Also liegt E
nicht Modernisierung einer gleichwerti
Nauck meinte, als er fragend orciïev, %
Denn der Optativ pafit auch der Bede
keine wiederholte Handlung vor. Wir m
âvréoTccv oder etwas ahnliches fordern x
sonst hier besprochnen Erscheinungen l
weg Anpassung an spatern Sprachgebrau
terem Sprachgebrauch fuBende, aber du
Moment veranlaBte Textentstellung vor.
0 71 ^'IXlov alrcv eXoiBv gehôrte fiir
Griinden der Athetese von O 56 - 77: Homer kennt sonst nur
femininales "ifooç. Neutrales vIhov entspricht dem Sprachgebrauch
des V. Jahrhunderts sowohl in Ionien als in Athen: Herodot

1) Stahl Kritisch-histor. Syntax 310 vergleicht T 316 Xaqbv naçh


âslnvov ê&rjyMç . . ., onors oneQ/otctT* 'A^aiût, wo ebenfalls neben einem
temporalen Nebensatz mit Optativ im Hauptsatz der Aorist steht. Aber
T316 handelt es sich trotz dem Aorist Zd-rjxccç eben um etwas sich wieder-
holendes, was P 733 nicht der Fall ist.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 223

II 117, 5 èç to "lliov. Soph. Phil. 454 %6 x "lliov. 1200 eggéra)


"ihov (Bethe Homer 1, 291); wâhrend das Femininum nur aus
einem Hexameter des Euripides belegt wird (Andr. 103 *lUq) al-
nuva). Ein sicherer Beweis fur Aristarchs Athetese und fiir Bethes
aus andern Griinden einleuchtende spate Ansetzung des ganzen
Abschnittes liegt aber in dem aiitv nicht. Zwar des Aristophanes (?)
Ifaov euTtecoaxn ist wohl nur konjekturell. Aber das ainvv, das
einige Handschriften, vielleicht durch Zufall vielleicht durch Kon-
jektur, bieten, und das Bentley und Nauck aufgenommen haben,
ist sehr einleuchtend, zumal dadurch ein unschoner Hiatus besei-
tigt wird. "lXiov ai-rtv fiir "ifoov oitcvv ware ein wahres Muster-
beispiel von Modernisierung. Einerseits war die Homer nicht un-
gelâufige femininale Verwendung der Formen auf -vç -vv (r^ôvg,
&ijlvç, novlvv) der spâtern Zeit auBer bei &rjlvg fremd. Ander-
seits war man spâter nur des Neutrums "Ifoov gewohnt; die neuere
Stadt hiefi so: wie nahe lag da aijtv fiir ai-rcvv einzusetzen!
Einem neuerdings erfolgten gliicklichen Fund verdanken wir
eine weitere kleinere Erkenntnis dieser Art. Zu ïto) und dessen
Zusammensetzungen lauten bei Homer die Aorist- und Futurformen
im ganzen so wie wir es von der Wurzelform ed- aus erwarten
miissen: eloe(v) eloav Uooccto, àvêoatiii, eloov (ij 163: zu 1. eooov),
è'yeooai, eoaç eaaoa avéaavzeç èyeoodpevoç, èyéaoai, âvéoei icpêa-
oegScll. Aber bei Verbindung mit ytaxa- haben wir zweierlei
Formen: neben normalem %cc&eïoe(v) in den Bildungen ohne Aug-
ment %à$ïoav T 280. ô 659, *âmoov T 68. H 49, Ka&looaç
I 488, *a$ïoao<x q 572 mit -iff(a)-1). Dièse Formen miissen auf

1) Aile homerischen Aoristformen sind transitiv. Das gilt, wie schon


Buttmann (Sprachlehre 2 II 264) gesehen hat, auch von â 659 {roîaiv &
àfjKfjOTéQouHv [dem Antinoos und Eurymachos] àyâaaaxo &vfibg àyr\v<ûQ.)
prrjOTrjQeç <f afivêig xâ&ioav xaï navoav âé&Xœv. Dafi die schwach bezeugte
Variante pvrjOTrjQccç vorzuziehen ist, folgt nicht blofi aus dem sonstigen
îiomerischen Gebrauch von xa&iacu, sondern auch aus dem ganzen Zusam-
menhang und aus navaav, das nach allgemeinem Sprachgebrauch nur
,,machten aufhôren", nicht ,,hôrten auf" bedeuten kann. Man darf das
intransitive nave ,,hôre auf", das von Hesiods Schild 449 an belegt ist,
nicht als Beweis fur intransitives enavaa verwerten; denn die Imperativ-
endung -e ist von Haus. aus gegen den Unterschied der Diathesen indiffe-
rent (Indog. Forsch. 31, 260* Anm.). tîbrigens wird die Abkùrzung naï
(Ael. Dionys. ed. Schwabe 199, 14. Photius ed. Naber II 69, 2), belegt in
Artetoph. Eq. 821 nav nccv ovtoç, durch das verstândlich, was Behaghel im
wissenschaftl. Beiheft zur Zeitschrift des allgem. Deutschen Sprachvereins
V 36 liber semasiologisch bedingten Silbenausfall beibringt, besonders

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224 J. Wackernagel

Textentstellung beruhen. Noch zur


Krieges sprachen die Athener im Fut
mit e: in dem neuen Eupolisfragmen
eben zeigt, deutlich xa#£aw ,,ich w
Ausbreitung des i vom Prâsens aus no
Sprache angehôrt haben1): notgedrunge
selbst na&eoav ndd-eoov Ka&eooac yL
wollte man sich auf die Moglichkeit b
das i friiher als im Attischen, noch in
merischen Dichter, auf den Aorist iibe
zu erklâren, warum dieser Ûbergang
bei fehlendem Augment eingetreten sei
Voll verstândlich ist dagegen der T
trâgliche Textumgestaltung im Spiel
Formen erhielten sich, denen im jiinger
gegeniiber stand, also, da das Verbum
blieb, allé, die nicht mit yiaza- verbund
%a#fi«Tfi. Natiirlich, denn es gab k
turum Ka&éow sprach, wie die Athener
Aorist noch yux&eïoa. Wer im Futuru
gleicher Linie stand wie (iadlǜ usw., d
nach ftadiw durch nad-idi ersetzte, der
wie èpâÔLOa.
Daraus ergibt sich auch, wann friihestens die besprochene
Entstellung des homerischen Textes eintreten konnte: xa#4«ï -size
~éïv sagen zuerst Demosthenes 39, 11. 24, 25 und Xenophon Anab.
II 1, 4 (dieser allerdings nur nach den détériores), endd-iae hia-
iïiaav zuerst Xenophon Kyrop. VI 1, 23. Anab. Ill 5, 17 und

S. 177 uber gr. (pev aus (pêvyê nach Fick, iiber got. sat ,,ecce" aus *saihwi
nach Schulze.
1) Auf Jensens Nachweis hin wird man nun im Aorist bei alien
Autoren des Y. Jahrhunderts mit den einsichtigsten Herausgebern xa&sïae
(xctTeîaë) schreiben mûssen, so gut als man bei Herodot III 61, 12 und
Sophokles OC. 713 stets elae, elaag gelesen hat. Bei Euripides Hippol. 31
und Phoen. 1188, Herodot I 88, 1. IV 79, 19, Thukyd. VII 82, 3 wird das
Richtige, wenn auch vielfach neben falschem -ia-, durch die Handschriften
geboten, wâhrend es z. B. Thuk. VI 66, 1 und Aristoph. Frôsche 911 aus
der Ûberlieferung geschwunden scheint (oder ist bei Aristophanes nach
dem Venetus èxâd'urev zu lesen?). Entsprechend ist bei Herodot III 126, 12
vnéaaç, VI 103, 12 vniaavng fur vnëfoaç vniCaavreg (Cobet vnCaag i/7iCaavreç\\
I 89, 10 xaTëdov, II 126, 2 xareaavra und IV 190, 4 xariaovai fur iiberlie-
fertes xaxva- (xa&ta-) zu schreiben.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 225

Menander fr. 549, 5 (III 164 Kock): die Richtigkeit der syllabisch
augmentierten Form wird bei Xenophon durch Pollux 3, 89 Sevo-
q>wv de to snàd'ioev etzI tov nad-loai, ènolvioev, bei Menander durch
das Metrum verbiirgt. Vgl. èKa&looccTo bei Kallimach. Artemis
233^).
Auch © 230 iïç, O7t6x Iv uiriftvy, yL€veav%êeç evxexdao&e
widerspricht sonstigem homerischen Sprachgebrauch: zu tv%O[iai
erwartet man -ev%éeç. Dagegen sind av^-Formen bei Pindar, bei
Herodot, im Altattischen bezeugt. Vgl. iibrigens Indog. Forsch.
25, 337.
Ebenso stimmt olêzeaq B 765 fur *oér€aç u. âhnl. (Fick Ilias
417. J. Schmidt KZ. 36, 397 f. Solmsen Untersuch. 96ff. Jacob-
sohn Philol. 67, 352) nicht blofi zu der Schreibweise oi fur vor-
vokalisches o, die in attischen Inschriften etwa von 360 v. Chr.
an (doch nur vor ij) nachweisbar ist, sondern hat nun auch in
dem 380/360 v. Chr. aufgezeichneten Asklepiosgesetze von Erythrai
(v. Wilamowitz Nordion. Steine 37 ff.) ihr Gegenstiick, wo Z. 16
poioç fiir (2oôç zu lesen ist, ohne in Anbetracht des sonstigen
Charakters des Denkmals hier als Attizismus gefaBt werden zu
kônnen2).
Wann und wo aufgekommen die zuletzt besprochenen Form-
neuerungen sind, ist nicht durchweg erkennbar. Fiir xavhd- statt
%a&eo- wurde oben das Jahr 400 als terminus post quern aufge-
stellt. Auch aralriaav ware man geneigt in môglichst spate Zeit
zu legen. Dasselbe gilt wegen der von Eustathios bezeugten Vari-
ante rjqeTO fiir rjQato, wegen der durch den Scholiasten zu Aratos
Vs. 16 bezeugten Variante déreaç (Lobeck Elem. 1, 362) fur
oîéveaç. Umgekehrt ist nicht ausgeschlossen, daB etwa oodoaazo
und yceveavxésç ihre unursprungliche Form schon im Munde ein-
zelner Dichter erhielten, die unter dem Einflusse ihrer eigenen ge-
sprochenen Sprache standen.

1) Das intransitive xa&lata (Theokrit xa&i$<5) éxà&ioa xexâ&ixa ist spat


belegt (zuerst beim Koraiker Apollodor) und geht uns hier nichts an. Das-
selbe gilt von den Futura xa&^r\aofxav (Plato Phaedr. 229 A. Aeschin. 3, 167)
und xcc&lov/ucu (LXX).
2) Dieses povoç stimmt nicht zu der sonst zutrenenaen ueooacntung
E. Hermanns (KZ. 46, 256), dafi der Wechsel zwischen ov und o dem Atti-
schen und der homerischen Ûberlieferung fremd ist, wenn ein o-Laut folgt;
gemâfî deren er das où von o\ot,6v im Aphrodite-Hy. 225 durch das von
okoirj oXoirjos bedingt sein lâfît.

Glotta Vn, 2/3. 15

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226 J- Wackernagel

7.

Endlich gehôren in diese Gruppe, weil teils Attizismen teils un-


urspriinglichelonismen darstellend, die sogen. zerdehnten Formen,
wenn die in Bezzenbergers Beitrâgen 4, 259 ff. vorgetragene Er-
klârung zu Recht besteht. Ich selbst môchte an dieser Erklârung
noch festhalten, allerdings ohne allé die anderweitigen Textent-
stellungen zu behaupten, womit ich a. a. 0. die Hypothèse zu
stiitzen suchte, und was die Sache selbst betrifft, mit der Modi-
fikation, die ich in der Berliner Philolog. Wochenschrift 1892
Sp. 329 vorschlug: z. B. zwischen dem vom Dichter gesetzten
KOfxàovreç und dem in unserm Texte iiberlieferten ycofxcwvTsç stand
nicht (oder wenigstens selten) ein unmetrisches xo^eSWec, sondera
die Rezitatoren zerlegten bei Einfuhrung der ihnen gelâufigen
Kontraktionsform in den Vers sofort dem Metrum gemâB den Kon-
traktionsvokal in zwei Silben, wobei an die Zerdehnungen von
Lângen und Diphthongen bei den Lyrikern, wie nvvQ bei Simo-
nides, auch an yçaiôiwv im Anapâst Aristoph. PI. 536, erinnert
werden kann1). Âhnlich Schulze bei Hermann KZ. 46, 245. Her-
mann selbst kehrt ebenda S. 241 - 265 mit Entschiedenheit zur
Assimilationstheorie zuriick, die er allerdings nur mit Hilfe einer
sehr hypothetischen Auffassung des oo) in Formen wie bqoœvreg
und mit der Annahme ziemlich zahlreicher Textfehler durchfiihren
kann.

Hermanns Hauptbedenken gegen meine Théorie sind*), soweit

1) Beachtenswert sind die Fâlle von Zerdehnung ursprtinglich ein-


facher Lange, wie in A 156 tlXvifôwv (Hesi. Th. 692 siXvipoowreg), die durch
ellvyâÇu Y 492, -Ce ïïesiod Se. 275 gefordert wird (Schulze Quaest. ep.331 A.).
Der entgegengesetzten Annahme Solmsens (Untersuch. 235) und Bechtels
(Lexil. 111), daB sllvtpowv ursprûngliche Kurze und siXvcpàfa metrische
Dehnung aufweise, steht das von Schulze 297. 309 geàuBerte Bedenken
entgegen, daB derartige Dehnung im fùnften FuJBe fast vôllig gemieden
wird. Langes v ist in einer solchen Form ebenso denkbar als kurzes.
2) In den Erôrterungen ûber die Zerdehnung wird dem (faxog âé n 188
eine zu grofie Bedeutung beigemessen. Es sei doch daran erinnert, daB
dies zwar die Lesung des Aristophanes, Aristarch und vieler Handschriften
ist, aber ein Teil der Ûberlieferung, Zenodot voran, nçb (pôojg âé bietet.
Und T 118 steht (paxoçde nur in Einer Handschrift, aile andern und mit
ihnen sâmtliche alexandrinischen Kritiker haben nço (poag as. Nun geht
an beiden Stellen dasselbe Verbum (Uâyaye bezw. Ix â* ayaye) voran und
ist beiderorts vom Herausfuhren der Leibesfrucht aus dem Mutterleibe die
Kede. Also sollte man ûberhaupt den gleichen Wortlaut erwarten; und
das spricht fur Zenodots Lesung. Aristarch hat zwischen beiden Stellen
differenziert, weil er nço nur im Sinne von ,,vorzeitig" verstehen zu kônnen

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 227

sie auch deren umgestaltete Fassung treffen: 1) das Fehlen zer-


dehnter Formen bei den Verben auf -eïv, 2) die von Jacobsohn
KZ. 42, 286 Anm. nachgewiesene Tatsache, daB die Formen lie
cpcle exacte ertéxQaov, in denen alien dem a urspriinglich F folgte,
von Kontraktion und ,,Zerdehnung" unberiihrt sind, woraus sich
nach H. ergeben soil, daB die Formenbuntheit der Kontrakta nicht
durch die "Oberlieferung, sondern durch die Herkunft der Formen
bedingt sei. Aber eben diese Erscheinung wie die von Hermann
S. 259 ff. mitgeteilte hiibsche Beobachtung, daB sich die alten un-
kontrahierten Formen vorzugsweise bei Verben finden, die dem
Ionischen fremd sind, lassen sich auch bei meiner Hypothèse er-
klâren: Verbalformen, deren man in der eigenen lebendigen Sprache
ungewohnt war, lieB man naturgemâB in der Regel unangetastet.
Der erste Einwand aber ware nur in dem Falle ganz zu-
treffend, daB die homerische Uberlieferung Kontraktion von eo in
ov kannte; dann ware etwa neben und fur cptléowa von meihem
Standpunkt aus etwa *q)ildovvTa zu erwarten. Aber ov aus eo
ist Homer fremd (vgl. oben) und fur cpiXevvza cpileovra gab es
keine andere Zerdehnung als die Riickversetzung in die Grund-
form (ptUovta. Allerdings aber kônnte man vielleicht sagen, daB
meine Théorie neben oder statt cpdéeo&e (N 627) ein *cpdéei,o&e
als Zerdehnung von ydeïo&e fordern wiirde, solche Zerdehnungs-
formen aber nicht bezeugt sind. Aber wie viel Formen dieser
Art gibt es? Der Natur der Sache nach kommen hier nur Formen
mit urspriinglichem ee vor Konsonantengruppe, also nur die En-
dungen -eeo&e -eeo&ov -eeo&tjv, in Betracht. Und in der Schrift
war zwischen cpileeo&e und *cpiMeia&e kein Unterschied.
Doch ich will nicht Advokat in eigener Sache sein. Es sei
aber erlaubt, eine kleine Wortgruppe zu behandeln, die, wie ich
glaube, von meiner Zerdehnungstheorie aus verstandlicher wird.
Danielsson Zur metr. Dehnung (65 Anm. 2) lâBt in den Formen
vriTti €j] I 491, vi]7tiérj<n(v) 0 363. F 411. o> 469, viqTciàaç a 297 *)
glaubte und dies bloB T 118 pafit, wo von Herakles dem im 7. Monat zur
Welt gekommenen die Kede ist, nicht aber im Verse H 188, der von einer
normalen Geburt handelt. Aber tiqo kann kaura ,,vorzeitig" heiBen, wohl
aber ,,bervoru, und das pafit an beiden Stellen und hat neben iS sein gutes
Eecht. Sonach muB (fxoœçâe, ganz abgesehen von seiner lautlichen Schwie-
rigkeit, als die geringere Lesart bezeichnet und kann Aristarchs Autoritàt
ausnahmsweise bei Seite gesetzt werden, weil wir ihn hier eines exege-
tischen Irrtums ûberfuhren kônnen. (Kichtig schon Ludwich und Leaf zu
n 188).

1) Lu
15

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228 J- Wackernagel

ein Abstraktsuffix -érj stecken. Aber


Dielsson beruft sich auf Homers ijvoQéir
Theokrit 29, 19 avoçéa und bei Sophokle
poç. Aber ce steht hier fur qi mit ein
das Âolisch-Thessalische lângst anerkann
(Bechtel Hermes 50, 317 f. iiber JioxQév
1897, 904 Anm. 2) und fiir die sizilisc
42, 238) nachgewiesen ist. Entsprech
fiir (%àv yevojievav aviwv) fiarçoiav in d
XII 2, 57, 3 anzusetzen: es steht fiir ii
man auch phok. "AtifiQooooç fiir "AfifÏQ
Grammatik der delph. Inschr. 1, 153); do
sonst vor: Kretschmer Griech. Vaseninschr. 220. Schulze GGA.
1896, 238 Anm. 2. Jedenfalls kann es nicht iiberraschen unter
den Àolismen Homer auch einem ce aus qv zu begegnen2). Jetzt
werden auch die homerischen Adjektive 'Ektoqbov 'Eyivoçéoiç C2?x-

mann KZ. 46, 255 irregefûhrt zu haben. Ùberliefert war und ist einzig
der Akk. pl. vrjnidaç. Auch Herodian (II 353, 3) las nichts anderes, son-
dera 8chwankte nur, ob er dièse Form als Umbildung von vr\niét*.ç entspre-
chend dem Dat. sg. v^rnéy oder als den um ein ce vermehrten Akk. pl. fem.
des Adjektivs vr\nioç unter Ergânzung von yçévag betrachten solle. DaB
aber eine Handschrift vrjntd/oùg st. vr\niâaç gibt und deren zweite Hand
dieses letztere nur als Variante verzeichnet, ist bedeutungslos.
1) Auch Brugmann- Thumb Griech. Gramm. 33 legen fxuTçvtav zu
Grunde, ohne jedoch EinfluB des q anzunehmen. Bechtel Aeolica 27 lâfît fia-
TQoia aus *(LtttTÇ(aia verkûrzt und dieses als Seitenbildung zu dem hellenistisch
bezeugten narçayog ,,StiefVater" entstanden sein. Aber nccrçtaoç hatte kein
t (Herodian I 128, 11) und kann als unattisches Wort auf ^narçtaFôç be-
ruhen. Das gelegentlich in der Lexika erscheinende narqovoç ist Fehler
fur ttcitqviôç. - Das ionische -oîa fur -via im Part. perf. (Choirobosk.
II 312, 11 Hilg.) ist natûrlich andrer Art. Wie G. Meyer Griech. Gramm.
8 443 und Dittenberger Or. Graeci Inscr. no. 763 Anm. 49 gesehen haben,
beruht es auf Anlehnung an das -or- des Maskulinums und Neutrums.
Nachmanson Eranos 13 (1913) 100 weist es aus Hdschr. & des Hippokrates
nach. Inschriftlich liegt es aufîer in dem dvaâeâec/olaç einer pergame-
nÎ8chen Inschrift aus der Zeit um 165 v. Chr. (Dittenberger Or. Graeci
Inscr. no. 763, 64) wohl auch in dem angeblichen mnovrjxoTctt, der delischen
Inschrift von ca. 180 v. Chr. Dittenberger Syll. 2 588, 207 vor; gewiB ist
hier Tienovrjxoittc zu lesen. - Eine Art Gegenstûck zu qoi aus qvi bildet v
st. toi in den Dativen auf -rjvg st. -rjiotç in der um 300 v. Chr. abgefafîten
keischen Inschrift IG. XII 5, 544. 1075. 1076 (vgl. Hoffmann Griech. Dia-
lektinschriften 4, 856).
2) ce st. qc bekanntlich auch in içtiçéâarai *P 284. 329 içriçéâaT(o)
r\ 95. Aber hier wage ich nicht von Àolismus zu reden.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 229

togerjc (nebst cE%toqەjv alo%ov in der kleinen Ilias fr. 18, 2) und
Neoroçér] -çériv -çêaç verstândlich : nach 'Oava^iog, TelafAùîvioç
u. âhnl. erwartet man durchaus ^Etltoqioç *NeoTOQioç. Die Formen
^Envôçeoç Nearôgeoç haben dann 'Ayapepvovétiç : 'Aya^e^vovériv
nach sich gezogen: Aeschylus 'Ayanepvovlav -viœv1). - Gegen-
iiber rjvoçéri stellen Homers dyqvoQlr] I 700. M 46. X 457 und
^ïjvoqltiv § 217 die ionische Lautgebung dar, sei es als Neu-
bildung sei es als Umformung eines âltern *dyavo()êa. Und ebenso
verhâlt sich zu 'EkvÔqeoç Neazoçeoç das veaoiv àvaMOQlrjOiv
,,suibus erilibu8" der Odyssée o 397.
Als Abstraktbildung zu wqTtioç, wo kein EinfluB von q wirksam
war, erwarten wir *vq7tiirj und darin konnte in der Senkung das
u gerade so zu l werden wie in tlvtjotî A 640, [iiJTi W 315. 316. 318.
v 299, und besonders in "AfjLqTioq B 80. E 612, Qdit] (D&ïoi, deren
Herkunft aus **A\iq>uoç *<Dd-uri *(Dd'uoi Schulze Quaest. ep.
504. 253 dargetan hat. Nun hat man es freilich in diesen eben
angefiihrten Worten bei dem langen I in der Senkung bewenden
lassen; ebenso in vrtegorriirioi und Genossen, wo I zwischen zwei
Lângen metrisch gedehnt ist. Bei *vri7iirj(at) *vr\7tiaç empfand
man die Verwandtschaft mit v^/rïoç und zugleich das Bediirfnis
der Unterscheidung von diesem, und so kam man zu der zwei-
silbigen Aussprache des auf i folgenden langen Vokals.
In der Zerdehnung wird man nicht einen einmaligen Vorgang
zu erkennen haben. Sie konnte immer wieder neu eintreten.
Manche Fâlle kônnen gleich gut nach Ionien wie nach Attika ver-

1) Pqotcoç in (piovfj Pçoréy r 545, Pçôrëog /Q(og Hesiod. E. 416, wonach


Emped. 100, 17 fiçorétp XQ°h li^fie sich zwar gemââ thessal. narçoveoç nach
dèm gleichen Prinzip erklâren, aus Nachwirken des go der ersten Silbe.
Aber es sondert sich von den obigen schon dadurch, dafi es auch Pindar,
Simonides (37, 6), Aeschylus (Eum. 171) gelâufig ist, wâhrend auBerhalb des
Epos, insbesondere bei den Tragikern, die andern auf -eoç nicht vorkommen
(auBer 'Exrôçêoç Bakchyl. 12, 145. Ehes. 1), sondera dafûr Idyajiepvovioç
-vsioç, 'Extoquoç, Nëorôçeioç (allerdings neben diesen auch fiçéretoçl) ublich
sind, vgl. Lobeck zum Aias Vs. 108. Vielmehr ist pçorëoç eigentlich ein
Stoffadjektivum, sein Gebrauch dem von àvôçofieoç, das ja sicher ein Stoff-
adjektivum ist, ganz parallel. Die obigen Belegstellen fur pçônog aus
Homer und Hesiod stimmen zur homerischen Verbindung von avâçôfiêoç
mit XQwç, cclfxa, xçéa, tyiofiol. Dagegen der nachhomerische Gebrauch von
Pqotsoç als allgemeinem Adjektiv von Pqotôç, wie er zuerst im Aphrodite-
hymnus 47 in der Verbindung fiçorériç evvrjg begegnet, ist dem schon home-
rischen von dvâçôfÀSoç in A 537 ofukov dvâçofLieov fiïr sonst ùbliches ofukov
dvâçùjv vergleichbar. Àuch dv&çœnwoç ist ja seiner Bildung nach Stoff-
adjektiv.

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230 J. Wackernagel

wiesen werden. Aber entschieden nach Ionien weist z. B. ctarv-


^odkrjv Si 705 fur aCTv^oijvrjv (vgl. Fraenkel Nomina ag. 1, 63 f.);
es setzt die ionische aber unattische Kontraktion von orj zu co
voraus, die bei Homer in ^ciaavvv kui^wGOfxat (itooxQEÏv, 6yd(xr/.ôvra
schon von den Dichtern selbst angewandt ist1). Umgekehrt ware
statt oqoo) auf ionischem Boden ôçéco zu erwarten : also wird diese
Zerdehnungsform attisch sein. Auch der seltsame Gegensatz
zwischen nçàctToç und naçyaToç wird verstândlich, wenn wir be-
achten, daB die Attiker zwar kqcctôç besaBen, aber kein *xaç<m>s,
also nur bei der mit kq- beginnenden Form Veranlassung zu Ein-
fùhrung des attischen Vokalismus hatten.

Sicher jung sind solche Attizismen (und iiberhaupt jiingere


Formen), die nur einem Teile der Ûberlieferung eignen. Es geniigt,
wenige antike Varianten herauszugreifen.
In der Sippe von ofiaçTelv trifft man bei Homer Schwanken
des Anlauts zwischen a und o. Aristarch schrieb sicher apctQvri
(tiber dessen Akzent Verf. Gôttinger Nachr. 1902, 742 Anm.), an
mehrern vielleicht alien Stellen a/uccQieïv (Schol. M 412 und
*F414; Ludwich Aristarchs Homer. Textkritik. 1, 347. 488), wahr-
scheinlich auch anaQTtjdrjv N 584 (Lehrs Aristarch 3 297). Aber
schon in der alexandrinischen tïberlieferung lag durchweg o- da-
neben. In der uns zugânglichen handschriftlichen und lexikali-
schen Uberlieferung ist es beim Verbum durchaus bevorzugt. Nun
lernt man aus Herodas aiiaqxelv als ionisch kennen (Meister He-
rodas 857); dasselbe Bakchylides 17, 46 und Euripides Skiron
fr. 680 (aus Hesych). So wird o- bei Homer aus dem Attischen
stammen. - DaB sich in a^acrrj das doch wohl urspriingliche.ee
besser hielt, als im Verbum, versteht man; auch fur das Attische
ist diese Form des alten Verbaladverbs bezeugt: Solon fr. 33, 4.
Eurip. Herakliden 138, wodurch opaQTrj im Hippolyt 1195 und
Rhes. 313 verdâchtig wird. Aber opaQzrj Kallim. hy. 3, 243 und
Apollon. Rhod. 1, 538 darf nicht angetastet werden. Die Homer-

1) ftôaov Kratinos fr. 396 (1 121 K.) und /Jwaarw Aristoph. Frieden 1159
sind naturlich Ionismen. Im Ionischen mufi sich die Kontraktion friih ein-
gebiirgert haben. Dies geht aus dem hervor, was Fraenkel Norn. ag. 1, 10
Anm. und 63 f. bemerkt; Homers puotcslv fi 124, das Bechtel KZ. 46, 162 aus
dem in den Lexika bezeugten fioâÇecv herleitet, wird zu Çûorça £ 38 in âhn-
iichem Verhàltnis stehen, wie Herodots ipioo&riv zu l&a&riv. - Den bei
Hoffmann Griech. Dial. 3, 370 aufgefùhrten Belegen des Lautwandels sind
die Hesychglos8en voj&titù, vœoàpevoç, vûoao&cu und vûoiç bei Timon Phlias.
fr. 44, 3 beizufugen.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 231

iiberlieferung kann damais schon Formen dieser Art besessen


haben.
Bei A 686 gingen die antiken Herausgeber auseinander. Ari-
stophanes von Byzanz las tovç ï^iev, dtav (oloiv?) xqsÏoç ocpeileT*
èv "Hlidi, dirj, dagegen Aristarch . . oïoi xqbodç (acpeLXw . . (Lud-
wich Aristarchs Homer. Textkrit. 1, 334). Mit beiden geht eine
Anzahl Handschriften ; speziell mit Aristarch der Venetus A.
Aristophanes' Lesart entspricht dem festen homerischen Gebrauch,
dem nur kqbïoç (d. i. XQV°Ç) und (Od. *) xqboç gemâB ist, und
stimmt zu A 688 xqeïoç ocpedov. Dagegen die Form xçécoç ist
doch wohl nur attisch, obwohl sie phonetisch auch fiir das Ioni-
sche moglich ware, wie vor allem das friih und reichlich bezeugte
TVoXecog erweist. Aristarch folgt also einer stark attisch gefârbten
Dberlieferung. Was der Dichter gesetzt hat: xçêoç (oder wenn er
selbst ein Attiker war xqéwç) coyelforfo) oder xqeioç (%Qtjoç) ocpel-
XeT(o), lafit sich nicht sicher ausmachen, da die Ûbereinstimmung
der letztern Lesart mit A 688 auch dahin gedeutet werden kônnte,
daJB A 688 Entstellung des urspriinglichen Textes von A 686
bewirkt habe.
Zenodot las A 56. 198, und wohl auch <D 390, oqtjto (mit
welchem Akzent?), nicht das von Aristarch vorgezogene, von fast
alien unserer Handschriften gebotene oçàro. Dièse Lesung trâgt
einerseits vermôge ihrer Absonderlichkeit und anderseits vermoge
ihrer Ûbereinstimmung mit dem £ 343 einhellig iiberlieferten oQ^at
durchaus das Geprâge der Echtheit. Also beruht oqaxo jeden-
falls auf Modernisierung. Nun nimmt Bechtel Vokalkontraktion 183
die Formen mit rj fiir den âolischen Bestandteil der epischen
Sprache in Anspruch. E. Hermann KZ. 46, 261 stimmt bei und
vergleicht wfj A 639 (dies mit Recht, wenn in Aristophanes
Vogeln 1586 das iiberlieferte STzixvijcc richtig ist). Aber man muB
in Anbetracht von oqtji, oqtjv bei Hippokrates Tteqi cpvo. VI 90, 5
Li., 7C€qI occqxcov 2. VIII 584, 10 Li., von oqîjv bei Demokrit fr. 11
389, 21 Diels, ferner von oçijiç oqîji? oqtj bei Herodas (Meister
Die Mimiamben des Herodas 185), und ogfji in Kallimachos Cho-
liamben (Oxyrhynch. Pap. VII 34, 139), wodurch solche Formen
fiir Hipponax gesichert werden, anerkennen, daiî die Formen mit
rj echt ionisch waren; vgl. Schulze Berliner Philolog. Woch. 1895, 10.
Und dann ist oqclto bei Homer ein nicht vôllig durchgedrungener
Attizismus. (So schon ^Leaf zu A 56).
Eben dahin Zenodots Lesung fiir 0 207 avrov % sv&cc %a-
&oiT àyiaxrj^evoç statt des àxccxoizo YM&tjpevoç der Vulgata; xcL

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232 J. Wackernagel

&0W0 ist zuerst in Aristophanes Fro


hierfiir na&fJTo und bei PL Theag. 136 E y
setzt, also eine Form wie nuxdvito erst
zugestehen will, wird diese Stelle den
beifugen.
Noch einige Kleinigkeiten: F 280 und S 274 las Zenodot
fÂCCQTVQeç an Stelle des gut epischen iiaQivqov der Vulgata und
des Aristarch; H 475 angeblich Aristarcb avoqarcodouu statt des
sicher echten avOQctTtodeooi, und zu N 428 i}qc$ 'Alnd&oov be-
merken die Scholien T.: tjqwv tvvèç ^Ttwwç, unter Hinweis auf
Aristophanes fr. 692 (I 561 Kock) àtâ eîç ?iqù)v %i TzccQfjfiaQTov.
Vgl. ubrigens zweisilbiges tJqcol H 453. & 483. - Zu dem schon
oben erwàhnten unurspriinglichen nrjXéwç der Handschriften, iiber-
liefern die schol. T. zu JT 21 IltjXéwç, ovvwç IlToksfiaïoç' oi de
VTCOfÀVïifxaTtadfÀevoL IccxxSç.
Zweifelhaft ist Bentleys Vermutung, dafi die Bemerkung des
Didymos schol. T zu £ 477 svsifiev] ovvwç al ^QiaTaçxov, auf
eine attikisierende Variante eveafiev fiihre. Als vereinzelte und
zugleich spât, am hâufigsten bei Eustathios belegte Variante fur
d\xh kommt èofiév allerdings vor. Aber da B 131 die Lesung
zwischen (jcoXKéwv en rtolitov iy%B07ta'koi avôçeç) ëaaiv und
eveifiev schwankt, gab es vielleicht auch E 477 einen Text der
statt (ijjueïg âè fjLa%ô(iead^ oï rtéq % STzLyLovQOi) eveifiev die III. pi-
eaocv bot. Die III. Person ware hier kaum auffalliger als P 250 ff.
a> pilot, ^Qyelwv rjyt^OQeç tjâè pédovreç, oï rc . . . dïjfua mvovoiv
xat okhâccIvovcuv €kccotoç laoïç. (Unrichtig iiber Schol. T zu £ 477
Ludwich Homer. Textkrit. 1, 257 und zu E 477) ').
Auf die attischen Varianten der Papyri oder gar die der
Handschriften spatrer Zeit einzugehen ist nicht meine Sache.

Auch einiges spezifisch ionische, das man keinen Grund hat


den Dichtern selbst zuzuschreiben, steht in unsern Texten. So
eoxewx- zweisilbig, im Ionischen durch Nachahmung von rexhewT-
eingetreten, wâhrend im Attischen èotwç aus èataaiç und zs&veojç
aus Te&vtju'ç gerade so geschieden sind wie bei Homer ovaoyie
otcitoç von xhrjoyua &vï]t6ç. Allerdings ist in andern Formen
1) Solmsen Untersuch. 225 f. sieht auch in dem êiX&évrct, das Krates
* 282 gegenûber dem k^x^VTtt der Vulgata las, einen Attizismus. Aber
wo kommt jene Aorist-Bildung attisch vor? - Dagegen gehôren vielleicht
hierher die II. Duale Praeteriti auf -tt\v statt -tov, die in Zenodots Aus-
gabe standen: xa^éTrjv B 448, lapérr^v K 545, y&eléTrjv A 782: bekanntlich
haben die Attiker -tt\v neben -rov so verwandt (Curtius Verbum x 1, 77).

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 233

Vermischung zwischen IcttS- und Te&vrj- eingetreten, doch bei


Homer nur so, daB neben Te&vtj- sich ze&va- als schwache Stamm-
form einstellte, âhnlich wie %ka- zerXa- st. tXt]- retXt]- (sanjciç
Hesiod Th. 519 und Apollon. Rhod. 3, 121. 1384. 4, 163). - So
ferner im Konjunktiv von olda die Schreibung eïdéu) neben hâu-
figerem attischem eidcS fur das von den Dichtern gewollte, schon
von Tyrannion erkannte e"do), den einzig denkbaren Singular zu
sYdofxev (Schulze KZ. 29, 251). S 235 hatte der Dichter gesagt
êyct) dé né xol Bvôœ %aqiv Tjfiara Ttdvza. In den von Didymus als
ârjfKoâeig bezeichneten Handschriften stand eiôéw %olqiv, woraus
das fast alien Handschriften mit Einschlufi des Venetus A ge-
meinsame itazistische iôéw %6qiv (was dreisilbig mit ï- als Anlaut
eine unmôgliche Form ergâbe). Ganz schwach bezeugt ist iôéw
fiir das eîôéœ der Mehrzahl der Handschriften it 236. Diese Ver-
derbnis ist bei Hesych vorausgesetzt: ïôéw yvwooficu,1). Dagegen
Aristarch schrieb tàqw eiôéto, was er vielleicht, da vokalischer
Anlaut folgt, dreisilbig gelesen wissen wollte. Die auf eldelrp>
beruhende Neubildung elasw ist fur das Ionische schon des V.
Jahrhunderts durch die Inschrift von Halikarnass Coll.-Bechtel
5726, 21 [e]ïôéa)<H gesichert.
Daneben einige alte ionisierende Varianten. Besonders Ze-
nodot bietet solche: epetovTov *d 211, siovttjv S 162, iniGxeaxai
und 7tB7tovéaTai als Sing. H 243 bezw. Z 56, wXkoi B 1. Auch
Zenodots ôévôqei F 152 und die anonyme Variante yjqqu T 150
werden hierher gehôren. Derartiges beruht wohl nicht so sehr
auf gelehrter Théorie, sondern auf Benutzung von Handschriften,
die etwa aus ionischen Stâdten kamen. Vgl. R. Herzog Die Um-
schrift der âltern griech. Literatur in d. ionische Alphabet 61 Anm.

Endlich hat die hellenistische Sprache auf den Homertext


gewirkt (v. Wilamowitz Homer. Untersuch. 258. Murray The rise
of the Greek epic 319). Dahin in Zenodots Text die Nominative
des Komparativs auf -w statt -wv, A 80. 249. T 71. 92. H 114.
als anonyme Variante il 688. fi 180. (Vgl. Crônert Philol. 61, 161
u. Memoria Herculan. 188 A. 5. Wendland GGA. 1905, 189ff.
Lagercrantz Papyrus gr. Holmiensis 148) und die Augmentformen
èitaSlÇeTO, hd»evôe A 68. 611. 0 716. (p 1. Ferner das aus

1) Bei Brugmann-Thumb Griech. Gramm. 4 367 wird das handschriftliche


iôéo) als sicher homerisch bezeichnet, obwohl die alexandrinische Ûberlie-
ferung nur eiâéto mit et kennt und aus n 236 hervorgeht, wie leicht iâéct
an Stelle von eiâéta treten konnte.

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234 J. Wackernagel

Schol. T zu JT510: ôià xov l [sTtieÇs] ers


wich, Aristarchs Horn. Textkrit. 1, 411), fx
Herakleides (vgl. Verf. Vermischte Beitr. 4
lich Bezeugtes kann hier nur Erwâhnung f
Handschriften steht. So J 528 Ttayrj ô' èv
Y 486 (wo die Var. vr\dvi): Phot. TtXei^cov
qoç Ttdytj <? èv Ttlev^ovt %aX%6ç. Vgl. Moiri
TCvevfÀQùv cEkhr]VMtoç. Es ist bekannt, daB
liche Form, rcvevficov volksetymologische
Tzvevfxa ist. - a 179 %Qœx à7CQwirc%zo§ai
Apoll. 23, 15 zitiert den Vers mit den Aori
knixqiocLod'a^ vgl. 172 %qcot aTZOvixpafievrj
Wer an dem -vlitteod'ai festhâlt, muB
junge Zutat sehen. - Dazu dann i fiir et u.
unten.

Eine letzte Art von Entstellung einer altertumlichen Form


liegt dann vor, wenn infolge âuBern Anklangs eine seltenere Alter-
tiimlichkeit durch eine hâufigere verdrângt ist. Mit vollstem Recht
hat Brugmann (Griech. Gramm. 4 127 Anm.) angenommen, daB
/ 527 7Zq6%w yta&e^ôfxevïj, wo wir die Bedeutung ,,mit vorgestrecktem
Knie" brauchen, nach dem Muster von ncoyvv O 460. t 69 ,,vollig
verderbendu aus *7tqoyw entstellt sei, wie iibrigens schon Apollon.
Soph. 135, 17 es mit stcI yovccva, nqoyôvv wiedergibt. Und zwar
ist nicht bloB -yvv selbst als Stammstufe zu yovv wie in yvvrceaog
yvv§ und wie in dqv- : ôoqv altererbt, sondern das ganze Kom-
positum stammt aus der Grundsprache. Die alte gelehrte tîber-
lieferung der Inder (Pan. V 4, 129) kannte ein Adjektiv pra~jnû-,
das sich mit dem adverbiellen *7tQ0-yw vôllig deckt Was es be-
deutete, wuBten die spatern Gelehrten selbst nicht mehr. Die
Kâéikâ deutet es mit ,,vorziigliche Knie habenda; die Lexikogra-
phen, denen Bohtlingk in beiden Wôrterbiichern folgt, (offenbar
wegen des danebenstehenden sam-jnu~ ,,dessen Knie beim Gehen
an einander schlagen") mit ,,sâbelbeinig". Aber es kann ganz
wohl bedeutet haben: ,,die Knie vorn habend"; vgl. schon in den
alten Texten pra-é?ngâ- ,,vorstehende Hôrner habend".

8.

i fur u ist friih in die Homeriiberlieferung gedrungen. So


in yifotvç (II 390 nollàç de yihrvg, e 470 èç vlixvv àva^dç). Ein
urspriingliche8 langes i ist in einer Bildung aus xto- selbstver-

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 235

standlich ausgeschlossen1), metrische Dehnung nicht gerade wahr-


scheinlich. Aber Herodian II 416, 20 nebst Anm. II 450, 15. II 535, 20
lehrt ausdriicklich kIsitvç mit et, was einerseits zum sonstigen
Vorherrschen der Hochstufe vor -rv-2), anderseits zu dem bei
Alkman (fr. 93 vldxu) und Apollon. Rhod. (1, 599 yilelzsa: so
der Laurentianus) iiberlieferten kIsÎtoç stimmt, wâhrend Lyko-
phron 600 und 737 nebst Hesych ein seltsames yûdtoç bietet. Den
endgiiltigen Entscheid liefert der inschriftlich iiberlieferte Orts-
name von Karthaia xà èy KXbltvî (IG. XII 5, 1076, 38, vgi. Hoff-
mann Griech. Dialektinschr. 4, 856). Allerdings scheint die Schrei-
bung %KiTvg verhaltnismaBig alt: aus den Handschriften Homers
und der Tragiker ist das richtige et, abgesehen von geringen Va-
rianten zu II 390 und von Eurip. Ba. 411, verschwunden, und
Hesych bietet ein durch die alphabetische Reihenfolge gesichertes
kIitvç -veç. Offenbar iibte das auf Ersatzdehnung beruhende
lange i von ydlvco yiUvq einen EinfluB auf die Schreibung aus.
Âhnlich steht es mit der Ûberlieferung bei veicpépev : vicpéfiev
M 280. Aile unsere Handschriften, auch der Syrer, kennen nur
t. Aber da Herodian II 554, 11 for das Prâsens des Verbums
ausdriicklich u lehrt, so gehôrt sehr viel Unverstand dazu, hier
den Handschriften zu folgen. Es kommen zu Herodians Zeugnis
aufier zwingenden sprachgeschichtlichen Griinden, die zu beriick-
8ichtigen ein Homerherausgeber ja ablehnen kann, zahlreiche
Zeugnisse der auBerhomerischen Ûberlieferung hinzu, z. B. (aufier
dem was Veitch und Kiihner-Blafi 2, 491 geben) Inscriptions of
Cos no. 58, 10 [S. 113 Paton]; Athen. 6, 269 E fur Nikophon
fr. 13, 1 [I 777 Rock]. Polyb. XVI 12, 2.
Mit Recht ferner hat Brugmann fur die mit langer erster
Silbe gemes8enen Aorist- und Futurformen von cp&lvw et verlangt:
bei Homer y&eloei cpSeLoovTai cp&eïaav cp&elGWfiev. Im Altertum
war dièse Schreibung neben der bevorzugten mit i nicht ganz
untergegangen, vgl. Lentz Herodian II 599, 7. Wohl hat Bechtel
Lexil. 327 f. dagegen Widerspruch erhoben; er will im AnschluB
an Fick bei Homer (p&iaa- schreiben, weil bei den Tragikern aus-

1) Was Osthoff MU. 4, 108. 111 f. ùber das Wort bringt, war nur vom
Standpunkt seiner unrichtigen Ablauttheorie berechtigt.
2) Im Latein ist im ganzen unter dem Uinnuis des rart. pen. pass.
Tiefstufe an Stelle der Hochstufe getreten. Aber das von Thurneysen
Miscell. Ascoli 3 evident als Abl. eines alten sem-eitu- erklârte lat. rimffi
,,zugleich" zeigt in seinem Gegensatz zu ïtus ,,gegangen" noch das in ambitus
circuïtus exïtus usw. verlorene ursprûngliche Verhâltnis.

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236 J. Wackernagel

schlieBlich <p$ïo- bezeugt sei und man die


schen Formen nicht aus einander reiBen
thong wird zunâchst durch die Bildungsge
des Futurums verlangt. Aus altindischem k
folgt urgriechisch <p$eio-. Wohl hat die N
den Vokalismus des I. Aorists und des F
Verbum, insbesondere dem Prasens, anzupa
rischen Sprache zu zahlreichen tiefstufi
formen gefuhrt, nicht bloB zu solchen m
Auch Ï findet sich so. Dahin z. B. eaxtos
altindischem acchaitsam nach dem bei H
belegten a%/£a>. Ferner svixpa gegeniib
vltw (obwohl zur Not die Annahme zulâ
i erst der tîberlieferung entstammte, die
hâtten). In skqivcc fur *&tQeioa1) und
Zubehôr hat zugleich das prâsentische v in
als Grundlage der Bildung des I. Aorists
bei Homer im Unterschied vom Attischen arbitrâr auch der des
Passivaorists auf -dyy) gedient. So kônnte man den Ersatz von
q>&uo- durch (jp#«y(a)- nach *q>&lvj:a) qtd-ivv&a) allerdings schon
der vorhomerischen Zeit zuschreiben. Aber warum gibt es dann
kein deutliches Beispiel der Kurzmessung der Wurzelsilbe? Ganz
wohl kann das kurze i erst nach Homer an Stelle von u getreten

1) Die Ablautstufe xqei- hat sich in attisch xQSïfxa erhalten, was


Aesch. Hik. 397 fur das iiberlieferte xçïficc (mit metrisch gesicherter Lange
der ersten Silbe!) einzusetzen ist. Langes T ware hier nur bei einer ur-
griechischen Grundform *xQio(jut denkbar. Aber die alte Zeit kannte in
der Wurzelsilbe von Nomina auf -fia ein ï so wenig als ein mit r\ w ab-
lautendes e oder o. Dieses anscheinend frûh verschollene xQtï/ua verhâlt
sich zu dem hellenistisch hâufigen xQC/uct, dessen Kiirze aus Nonnos Ev. Joh.
9, 176. 177 feststeht, wie §evfia zu ftpa (Inscr. Gr. IX 1, 6926 [zweite Hâlfte
des II. Jahrh. v. Chr.]. Schweizer Gramm. der pergam. Inschr. 49) und wie
/evfia zu /i5/u«. Es entspricht genau dem lat. dis-crunen und stimmt zu
urital. kretârom ,,Sieb". - Ein Nomen auf -pa aus xXlvto hat man erst
nach Aristoteles gebildet. Daher nun xXt/ucc. Die Kiirze des ï hierin versteht
sich von selbst und ist reichlich bezeugt. Bei ,,Skymnos" 521 das iiberlieferte
to nçbç jMOriupQtav âk xaï votov xkCfxa mit Cobet Var. lect. 86 in âk xlïfia xaï
votov zu ândern, ware einfach eine Torheit. Das xXCfiara in dem christlichen
Epigramm Anthol. Pal. I 108, 2 besagt so wenig als climate bei christ-
lichen Lateinern. Komischer Weise lehrt der Thesaurus schlechtweg clxma
xXïfia. - Nachweise iiber derartige Formen mit wenig gliicklichem Urteil
bei Lobeck Paralip. 2, 418. Osthoff Morph. Unt.4, 132 f., mit richtigerem bei
Nauck Bulletin St. Petersburg 1872, 360 ff.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 237

sein. Auch in andern Fallen ist derartige Ausgleichung erst in


geschichtlich heller Zeit erfolgt, z. B. in ion. Idxpmai nach lafi-
fiàvuv Xafteïv -kartroç gegenùber dem die urspriingliche Ablaut-
stufe aufweisenden attischen lijipeTcu. - Ersatz von q>&eio- durch
<jp#«r- ist fiirs Attische jedenfalls verstandlicher als fiirs Ionische,
weil es im Unterschied von diesem im Prâsens I hatte. Wohl
hat das Attische evevaa zeiaco neben tivio bewahrt. Aber erstens
waren dièse Formen viel hâufiger als die entsprechenden von
cp&lvœ und dadurch besser gegen Neuerungen gesichert, und dann
ist die Kiirze von <)p#ï(7- vielleicht zunachst nur in Zusammen-
setzung mit àrto-, also in mehrsilbigen Formen, zu Hause ge-
wesen: nur dies kennt der tragische Dialog (Soph. Ai. 1027.
Trach. 709). Und fiir mehrsilbige Stamrne konnte sich die Ana-
logie derer auf -i£a) geltend machen. Nach ànocpdïo- dann das
(pdïo- an lyrischen Stellen der Tragôdie (Aesch. Ag. 1454. Eum.
172. _ Soph. OT. 201. Trach. 1043).
Allerdings in einem âhnlichen Falle scheint tatsachlich bei einer
auf i ausgehenden Wurzel bereits homerisch -to- -too- fiir urspriing-
liches -cmj- eingetreten zu sein: Yalaoe Y 216 und Mwvioav I 263
gegeniiber vedischem ksesat ksesyantah. Aber tlti- heiBt, wie die
indoiranischen Belege und lat. situs lehren, urspriinglich bloB
,,wohnen", die kausative Bedeutung ,,machte zur Wohnung" ist
griechische Neuerung (Tacitus' situs ,,errichtetu ist eine an positus
angekniipfte Kiinstelei), und zwischen xrta((j)- und dem vedischen
kses- besteht gar kein direkter Zusammenhang. Vielmehr mu6
ewvio(o)a zu dem alten ewclto (wovon yirlfievoç) neu hinzugebildet
sein. Nach dem Vorbilde von o%iCw : ëax^{o)oa trat dann im
V. Jahrhundert -miQua daneben. - Dagegen beim Aorist und Fu-
turum von cp&lvœ hat man gar keinen Grund eine Neubildung an-
zunehmen, da ihre Bedeutung vôllig zu der des altindischen Ver-
bums stimmt. Zum Medium è'cp&iTO verhâlt sich das sigmatische
ecpSeioe das Aktivs, wie Enzeive zu «Waro u. âhnl. (KZ. 40, 544).
t)ber die Schreibung von Komposita wie cp&iorjvwQ cpSioip-
Pqotoç soil damit nichts ansgesagt sein. In solchen Bildungen
war der Diphthong unurspriinglich. Und die homerische Lang-
messung lâût sich als metrisch verstehen.
Ebenso ist u falsch durch i verdrângt in [iïÇcu und in %iao>
evcaa !). Ferner in TLWfxai. Belegt sind bei Homer tivvfievoç ànetl-
1) Fiir dasjenige riato Hïoa, das zu rto ,,ehren" gehôrt, ist natiirlich
i nicht u anzii8etzen ; unrichtig schreibt v. Wilamowitz Kallimach. hy.
2, 96 frnoav. Wie schon ti\it\ zeigt, kommt dieser Sippe von Haus aus,

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238 J. Wackernagel

vvxo xivvxai xivvod'ov xlvvvxai, aile mi


silbe. Eben8olche lang gemessene Form
804?) und Theognis (362), wâhrend Eu
titâten zulâBt. Sicher liegt nicht sog
Schreibung mit vv ist bei dem Verbum
einer Minderzahl der Homerhandschriften vielfach auch in den
Handschriften des Hesiod, Theognis, Herodot, Euripides belegt
und durch die Hesychglossen xcvvvfievov xlvwvxai xiwvwv bezeugt
ist. Aber das ganz iiberwiegende Zeugnis der Handschriften
fiihrt auf einfaches v. Solches scheint nach Schol. v 214 bei
Homer auch Aristarch gesetzt zu haben. Jedenfalls aber kônnte
das vv nicht Grund der prosodischen Lange sein. Denn auch vor
vv war der Vokal lang. In der âltern der beiden neulich bekannt
gewordenen Pergamenturkunden von Atropatene (Journal Hellen.
Stud. 1913) A 26 ist aTtoxeiwvéxo) iiberliefert und das kann nur
xeivvv- oder xïvvv-, nicht aber xïvvv- bedeuten1). In der spâtern
Grazitât drângte sich eben -w-, das schon in ^(ovvvfxi u. âhnl.
unphonetisch ist, immer mehr an Stelle von -w-, sodaB z. B. vor
%x(è)ivvv- st. wceiw- fôrmlich gewarnt werden muBte (s. uriten!).
Eben dieses Zeugnis schlieBt zweitens metrischen Ursprung der
Lange aus. Zudem ist bei mehrern der homerischen Formen, wie
xivvxai xivvod'ov xivvvxai poetische Dehnung schlechterdings un-

durchaus l zu, was Formen mit u ausschlieJSt. Vgl. den Nachweis Schulzes
Quaest. ep. 355f., nebst den Ergânzungen von Fraenkel Nomina ag. 1, 184f.
In Altindischen ist dieses % in cikihi belegt.
1) Diese im 88/7 v. Chr. aufgezeichnete Urkunde schreibt u fur ur-
spriingliches u in ânorefaeù nQocanoreCau siïrjyévcu, fur ursprûngliches langes
i in TUfiriv, êniTëtpov, -rêifiov, sowie in MsiqMttjç (mit Mïr- aus Mihr-),
fur kurzes t nirgends. - Fiir die Geschichte der griechischen Orthographie
sind die beiden Urkunden von hohem Wert. Die eben erwàhnte altère
Urkunde hat nicht bloB h fur langes r, sondern unterdriickt auch das Iota
der langvokalischen Diphthonge (z. B. ddw, xcofitj als Dative, noirjorj ôfoyœQriori
als Konjunktive) und schreibt prj&év mit S-, Die zweite aus gleichem Ort
stammende und inhaltlich nahverwandte Urkunde vom Jahre 22/1 v. Chr.
dagegen bezeichnet langes i in der Kegel mit dem einfachen Zeichen (tcfirjv,
êntrùftov, MiQaâdrriç Miçccfiavâaxov)f mit u anscheinend nur einmal (xQStâaïv
À 10), wâhrend sie umgekehrt, wo ursprûnglicher Diphtong anzusetzen ist,
stets si aufweist; gibt Iota hinter langem Vokal (auBer in /btrjatfuc! B 14) mit
volliger Konsequenz ; schreibt f^rjâé. Also hat die im I. Jahrhundert v. Chr.
einsetzende neue Orthographie, d. h. die Lehre, die im Gegensatz zu Aus-
sprache und hellenistischem Herkommen die altattische Schreibweise durch-
zufiihren suchte, selbst im fernen Atropatene bereits im Jahre 22 v. Chr.
Geltung erlangt!

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 239

denkbar. Wir miissen also mit einem in der Sprache gegebenen


langen I oder u rechnen. Nun wird durch homerisch-attisches tTvcd :
ereioa : rcoivq und durch die auBergriechischen Entsprechungen
langes I fur die Wurzelsilbe ausgeschlossen *) und der Ablaut Ï :
bi : 01 gefordert. So bleibt nur xuvv- denkbar, und das ist ge-
rade die Form des Prâsensstammes, die wir nach den sonstigen
Bildungsgesetzen derer auf -wpi erwarten miissen, vgl. delnvvfu
und das nunmehr feststehende fxelyvvpi (Kiihner-BlaB 2, 482.
Crônert Memoria Herculan. 308)*). Gegeniiber der nicht gliick-
1) Eine scheinbare Ausnahme bildet tF^utJ, soweit es ,,BuBzahlung"
bedeutet, also mit noivrj synonym ist und zu rlvai gehort, wie F 288 u.
an anderen Stellen. Man kônnte sich mit der Annahme helfen, daB in
TTfirj zwei Wôrter, ein *rï-o/Lié ,,BuBe" und ein *tI-{o)^& ,,Ehrung, Ab-
schâtzung" zusammengefallen seien; aber fur die Erklârung Schulzes
Quaest. ep. 356, daB Tïprj einfach den Anklang an t£vw die Bedeutung
,,BuBzahlung" verdanke, spricht vielleicht die Beschrânkung dieser Bedeu-
tung auf Homer. Bei Homer (und allerdings auch im Neuionischen) hatte
riva) dasselbe ï wie tZ^m}, wâhrend im Attischen Tïfir\ von rivta durch die
Quantitât des v geschieden war.
2) Hochstufe ist vor -vv- sehr friih uberall da eingedrungen, wo solche
auBerhalb des Prâsens, besonders im Futurum oder in einem sigmatisch
gebildeten Aorist vorkommt; womit man vergleichen kann, daB die atti-
schen Prâsentia auf -avvvpt, aus dem Aorist auf -aaa herausgebildet sind
und die attischen Prâsentia auf foi -vwf die auBerattischen auf rjœ -ana ihre
unur8prûngliche Lange den sigmatischen Tempusstammen verdanken. Daher
einerseits eben âeixvvfju ftetyvvfxi, ferner olyvvpi ^vyvv^ii ëçyvvfii oqéyvvfjiv
nrjyvvfM nXéyvv^ii (?) nXr\yvv(iai cyyvvfti mit gleich vokalisiertem Aorist auf
-or«, anderseits * avvfii aqvvfxai, a/vvfiac ydvvf^ao d-oçvvfjLai xtvvvto TiTccQVVfÂcu,
die iiberhaupt keinen I. Aorist bilden, und otoqw/lu, (pQayvvjui, wo umge-
kehrt oq ça auch im I. Aorist erscheint. Das Gesetz gait noch nicht,
als *t£vs(o * ip&lvfw *txàvsa) *xt,xàvsû) * <p&âvs(o entstanden. Ebenso setzt
Homers <f&wv&ei noch ein * ifHw^ii (entsprechend altind. ksinomi) voraus.
Sonst gibt es nur die Ausnahme ravvrac P 393, das von dem ursprunglich
zugehôrigen Aorist erewa abweicht. Aber dies ist ein vereinzelter Kest
aus âlterm Sprachzustand. Ein durchflektiertes *Tdvv/nù gab es schon fur
die epische Sprache nicht mehr, nur ein darauf beruhendes ravixa mit einem
aus dem Prâsensstamm analog mit rfwaa yavvaaerat neu gebildetem Fu-
turum und Aorist ravv(a)(o hdwaaa. Hierdurch war die Beziehung von
raw- zu %TM>a gelost, dessen Prâsens Tttvu wurde. - So wird nun attisch
xTelvvfu verstândlich. Dièse Prâsensbildung steht vollstândig fest. Einer-
seits durch die beste Ûberlieferung bei Plato (Buttmann Sprachlehre2
2, 228 *Anm., Schanz Proleg. zu Platonis opera VIII Gorgias p. VI) und
Polyb. II 56, 15; vgl. ànoxruvvv- (sic) im S des Demosthenes 20, 158.
21, 43. Anderseits durch a^tike Zeugnisse, wie Herodian II 539, 14 f. (bei
Choirobosk. Orth. 233, 23) xtsivvoj dice rfjç ei xal dV svbg rov v to âè àno-
xTivvvvcu âcà rod o xaï âtà tov vv, wo der zweite Satz, so wie er dasteht,

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240 J. Wackernagel

lichen Behandlung der Foringruppe b


Lobeck Rhem. 209 hat Curtius Verb.
kannt; Rzach ihn folgend bei Hesiod
(Kuhner-)BlaJB 2, 552 den urkundlichen
Inschriften beigebracht: cmoxuvixtu auf
(5100, 11 Collitz-BlaB), die dialektisc
itazistischen Schreibungen frei ist, iibrig
Diphthongen Iota gibt.
Dieses kretische ànoiuvixiû lehrt vielle
Die Grenzen zwischen xuvv- und tlvù) sind bei Homer in der Weise
gezogen, daB xuvv- nur im Medium erscheint und stets ,,ulcisciu
bedeutet, xivw nur im Aktiv, mit der Bedeutung ,,biifien, abzahlen",
wie auch tp&àvœ und q>&tv(o bei Homer auf das Aktiv beschrânkt
sind. Also gehôren bei ihm zeloco ïxuoav nebst Zubehôr zu xlveiv,
xeloexcu èxsiaaxo nebst Zubehôr zu xetwo&ai. Entsprechend bietet
Herodot vom Prâsensstamm xeivv- nur mediale Formen: V 77, 2.
VI 65, 1. VI, 101, 2; und ebenso ist dessen einziger Beleg in der
atti8chen Literatur medial: wiederholtes xewvfievai in Euripides
Orestes 323 (einem lyrischen Verse). - Dagegen Pindar (P. 2, 24)
und die Attiker sonst (Soph. 01. 994. 996. Eurip. Ion. 972. Ari-
stoph. Th. 685) kennen xeivv- gar nicht, sondern bilden auch das
Medium aus xlvw1). Das Umgekehrte erscheint in der helleni-

natûrlich Unsinn ist, und Phrynichos Bekk. Anecd. I 29, 7 ànoxnvvvvat


(richtig -xTuvvvcu Schanz a. a. 0. im Anschlufi an Buttmann) • âv ivbç v •
ot ôk âià âvoïv yçà(povreç àpagrâvovoiv. - Dieses attische xrstvvfii, ist als
reine Neubildung nicht erklârbar. Nach Gr. Meyer Griech. Gramm. 3 577 ist es
aus xrslvo) nach dern Muster von Ttlw/uc gebildet: aber dieses aktive reCvvfii
war gerade denen, die xrélvvfit sprachen, fremd. Und genauer als mit ttvto
reimte sich xrèlv<o mit t€/î>w, und dieses konnte mit seinem einstigen raw-
noch weniger als Muster dienen. (Vgl. Brugmann-Thumb 339.) Vielmehr
liegt etwas Altes zu Grunde. Bei dem entsprechenden altindischen Verbum
ist das Prâsens mit -nu- gebildet: schon vorklass. ksanoti. Das fiihrt fur
das Urgriechische auf ein dem homerischen ravinai ganz analoges * xravvfii,
wofûr dann xretwfii nach Ixruva gemâfi der oben besprochenen Neigung,
die Wurzelsilbe vor -vvfii gleich zu vokalisieren, wie im Aor. I; auBerdem
wirkte natûrlich xretvu). Schon Buttraann sah ohne Hilfe des Sanskrit wie
so oft beinah das Eichtige; Sprachlehre 2, 228 *Anm.: ,,die Analogie er-
forderte *xravwfu." - 1st hellenistisch ytwfiat fur ylvopai durch xnC-
vvfii neben xrttvio bedingt oder mitbedingt?
1) Dadurch werden Thcognis 204 rCvovrai fidxaçeç nqr\y^aroç dfxnka-
xCaç (gegenùber 362 ànorwvfiévov in einem an Kyrnos gerichteten Verse)
und Herodot IX 120, 1 rit dâixéovra rCvea&at, des Attizismus verdâchtig.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 241

stischen und spâterû Sprache. Von der Genesis 31, 39 ab sind


hier vielfach aktive Formen vom Stamme xeivv- (auch mit abo-
und €x-) zu treffen, so auch in der vorerwâhnten Urkunde aus Atro-
patene; vgl. Res.ènxivvç' àrvodidovç xiiiwqiag und die attische Iobak-
cheninschrift aus dem III. Jahrh. n. Chr. (ed. Wide Athen. Mitteil.
19, 248 ff.) Z. 78 â7toTiv[vv]Ta) und Z. 80 aTtoxiwvxct). (Womit
es wohl zusammenhangt, da8 die daktylische Dichtung der Kaiser-
zeit das aus Homer iiberlieferte xvvvfievog im Sinne von xivcov ver-
wendet; so Oppian Kyn. 2, 349 und Makedonios Anth. Pal. XI
374, 2). Ja die Septuaginta, in der iibrigens nur das Kompositum
mit ccTto- belegt ist, kennt als Prâsens zu den hâufigen drtoxeia-
Formen iiberhaupt nur ârtoxeivv- ; sie verwendet àrtoxivca gar
nicht. Hierin diirfen wir wohl das Normal- Hellenistische erkennen.
Jedenfalls bedeutet der Gebrauch der Koine eine fuhlbare Ab-
weichung nicht bloB vom Attischen, dem xewv- ganz fremd, son-
dern auch von Homer und dem Ionischen, wo xeivv- auf das Medium
beschrânkt ist. Aber wie die Inschrift von Malla zeigt, wich hierin
auch schon das Kretische vom Ionischen ab. Darf man demgemafi
das aktive xeivv- der Koine auf dorischen EinfluB zuriickfuhren?
Weitere Fâlle von i st. u in der Homervulgata hat Schulze
Quaest. ep. 466 nachgewiesen. Homers ïhtfti y 380. tz 184 wird
einerseits durch Hesychs eïlij9r ïleœg y Lvov y anderseits durch die
Entsprechung mit âol. llla&i, sllaxe als Entstellung aus sïlrj&i
erwiesen. Dieses ist ein Imperativ Perfecti. Dem entsprechend
steht llfarjoi cp 265 an Stelle von urspriinglichem ellrjWQGi. Auch
hier ist das echte bei Hesych bewahrt: seine Glosse eîXtjç el' ïlewç
el ist in eilî](iirj)or ïlewç rj (M. Schmidt eîXfjor ïlewç rj oder ellfaor
ïlewç filîj) zu bessern. Das Eindringen des i st. ei war hierdurch
\ld(5^0[iai ïïewç (lakon. hdriFoç: Inschr. von Olympia), wo das I
echt ist, begiinstigt.
Hat der tîbergang von ec in i schon in Aristarchs Homertext
Eingang gefunden? Ich hatte in meinen Hellenistica S. 26 f. an-
genommen, dafi das hellenistische nxog ,,Siegu, das Aristarch It.
Didymos M 276 aUe Zevg doiyavv 'OXvfircioç âoTeçoTttjTtjç vïnoç
ccTtœaafxévovç ârjovç nqoxi aoxv dLeo&ai, an Stelle des vulgaten
veÏKOç schrieb, eigentlich das Wort veïnoç sei, das weil mit l fur
ei gesprochen an vmav angegliedert wurde und so die Bedeutung
,,Siegu bekam l). Ware dies richtig, so hâtte Aristarch eine durch

Liegen Attizimen schon der Verfasser vor? oder ist reCvwrat, refova&cu einzu-
setzen? 1st am Ende auch Tlvto&ai bei Pindar P. % 24 unurspriinglich ?
1) Bedeutungsverschiebung ist nicht selten durch lauthchen Anklang
an ein nicht verwandtes Wort bewirkt. Besonders vergleichbar mit vlxoç
Glotta VU, 2/3. 16

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242 J. Wackernagel

Ûbergang von et in i entstandenen Fo


zugelassen. Aber mit Recht hat Fraen
eine Umbildung von vlny erklârt, die d
vImj synonymen und oft mit ihm verbu
durch den von o&évoç) entstand. Ein
als Variante von veîycoç auch ohne Itazi
starch konnte es unter Verkennung sei
vorherrschenden véîxoç vorziehen, auch we
u und I wohl zu unterscheiden wufite1
Ohne Beweiskraft ist natiirlich Arista
und nicht verwertbar die Nachricht de
Aristarch &lç und qlg mit eu schrie
d-elveiv und §éïv ableitete. Im Etymolo
§lç mit i ausdriicklich als die iiberliefe
aber zugleich bemerkt, dafi die Etymol
Auch bei &lc bieten diejenigen Handsc
Glauben geschenkt werden darf, meine
beiden Wôrtern versagen bis jetzt die
von dieser Seite nicht zu helfen ist3).
Alt ist i fiir u auch in J 142 Mrjo
dem von Ludwich z. d. St. angefiihrten
yjKcliQa", uxa vial ÔLOvllaficoç ,9KàÏQa
Byz. 358, 22 ff. in Betracht: .. . Kaïça
Xqrjavç ôè rrjv dlcp&oyyov e%ev. ^Art
[ictKQOV, cog èv t$ rteql 7za&div ycal iv x§ tzsqi yevwv

nach meiner fruhern AuflFassung ware byzantinisch xttitcoq


gesprochen, auf xxtfa bezogen wurde und so die Bedeutun
kam: Krumbacher Indoff. Forsch. 25, 393.
1) Crônert machte mich vor Jahren darauf aufmerksam
starcheische vlxoç schwer verstândlich sei. Ich denke, A.
Objekt auf âwrjot, und fafite das folgende als apposition
dazu: ,,wenn Zeus Sieg gibt, nâmlich die Feinde zuriickzuw
der Stadt hin zu verfolgen".
2) Das alteste Altindische kennt ein dhisnya-, als Adjekt
Erdaufwurf aufgesetzt", als maskulines und féminines Substan
der oben, wo das Feuer aufgesetzt wird, mit Sand bestreut
daraus und aus &ïv- ein indogermanisches dhisen-, im schw
dhisn- ,,Sandhaufen" erschlieBen? Formal ist die Annahme
der Bedeutung sowohl des griechischen Wortes als der in
tung wird man damit vôllig gerecht. Der bei Homer n
Nominativ dig ist als Neubildung leicht verstândlich; urs
es, wenn die vorgetragene Etymologie richtig ist, *&um> o
heiBen haben. - Mit dhisnya-, rigvedischem Epithet der As
Sippe (dhiçànâ- dhisanyânt- dhis-) kann obiges dhisnya- nicht

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 243

âiavoç de h fxèv vfj ocdoyqayla (II 410, 23 Ltz.) àficpi^oXéi, Iv


âè %ji xad'ohov (I 250, 14 Ltz.) xçijoei èftôftevoç dià di<p&6yyov
ipTjolv, VTTOfÀvriiLiaTlÇcov de to Tteqi yevcov ^TtoXXwvlov (II 777, 14
Ltz.) dià tov t nayiQOv usw. AuBer Homer J 142 (und / 664
nach Zenodots falscher Lesung) kommt Kdeiga zwar auch bei
Herodot V 88, 2 vor, wenn dies nicht ein Epizismus der tîber-
lieferung an Stelle von echtem Kciïçcc (oder vielmehr Kqqa) ist.
Aber der Gemeinsprache kann man die unkontrahierte Form Kà-
eiçcc nicht zutrauen. So wird sich jenes Schwanken der Gram-
matiker eben auf die Homerstelle beziehen. Die Scholien zu J 142
geben knappe Ausfliisse aus den obigen Erôrterungen Herodians.
Das urspriingliche ist natiirlich Kcteiça, als femininum zu dem
Stamme KaeQ-, der aus dem â (nicht ij!) der Ionier gefolgert
werden mufi. Bei Homer kann Kageç Kaqwv ïïberall dreisilbig
gelesen werden (Bechtel Vocalcontraction 229).
Zwar schon vom IL Jahrhundert v. Chr. zu belegen, aber erst
in der Kaiserzeit durchdringend ist der Ûbergang von ai in e
(Mayser Papyrusgramm. 107. Meisterhans-Schwyzer 34 f. usw.).
Danach ist das 'Evirjveç aller Handschriften (auch der dem Eusta-
thios vorliegenden) zu beurteilen, womit B 749 der Stamm der
^ihiàveç bezeichnet wird; in den Papyri der ersten zwei Jahr-
hunderte n. Chr. ist das richtige ^4lvitjveç wieder zum Vorschein
gekommen. DaJJ e st. ai hier so leicht und vôllig durchdrang,
erklârt sich einfach: 'Eviijveç war metrisch bequemer als das mit
iibrigens ganz gerechtfertigter Synizese zu lesende ^4lviijveç. Unter
dem EinfluB der verfàlschten Homeriiberlieferung gibt die Hand-
schriftenklasse a Herodots VII 132, 2 'Evirjveç, und unter dem-
selben EinfluB haben sâmtliche Herausgeber dièse falsche Schrei-
bung dem von der Klasse /5 gebotenen richtigen ^iïvirjveç vorge-
zogen.
Im ganzen noch jiinger als der Ûbergang von ai in #, wenn
auch in den Papyri vom III. (in iïqoiov) und IL Jahrhundert an
zu belegen, ist der Ûbergang von oi in v. Trotzdem ist fi 104.
105. 236 fast in der ganzen Ûberlieferung an Stelle von âvaçQvfi-
êeï aveQQvftdrjoe, dessen Notwendigkeit BlaB (Interpol, in der
Odyssée 135) erkannt hat, -çoifld- gedrungen; der Harleianus be-
weist seine lângst erkannte Giite, daB er wenigstens an den beiden
ersten Stellen v bewahrt hat. Das fehlerhafte oi war allerdings
durch QOÏfidoç ,,Gerâusch" begiinstigt. Vgl. Bechtel Lexil. 293.

9.

Zum SchluB ein Wort, aber nur ein kurzes, uber die Frage
16*

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244 J. Wackernagel

des ftetctyçafiiiaTiOfioç. Es sind hier zw


halten, die auch in den neuesten Disku
nicht genugend geschieden worden sind.
weise der alten Zeit iiberhaupt in unserm
nachgewirkt, daB durch MiBverstandnis f
sind? Zweitens gibt es Formen, die aus
des altattischen vom ionischen verschiedn
klârt werden miissen und also den Bew
ganze Homerûberlieferung durch eine Text
ist, die im V. Jahrhundert oder friiher i
war? Zunâchst von der ersten Frage!
Der ganzen alten Schreibweise, der ionisc
eigen ist Bezeichnung des Dehnlauts von e
der alten Schrift aller Vôlker gemeinsam
nanz durch einfachen Konsonanten zu bezeichnen: beides z. B. in
dem TEIXI02H2 = Tscxtovaa^ç der alten milesischen Inschrift
IGA. 488 - Coll.-Bechtel 5507. Es ist einfach selbstverstândlich.
und steht auBer Diskussion, daB solches E 0 und solche Einfach-
schreibung auch den âltesten Homerhandschriften eignete. Und
da ist es wahrlich nicht zu kiihn Textfehler dadurch bedingt sein
zu lassen. Ich erinnere an den beriihmtesten Fall. Genau solches
02 im Sinne von ovaa wie in TEIXI02H2 liegt versteinert vor
in dem von Bergk Philol. 16, 580 im AnschluB an Lobeck Elem.
Path. 1 , 504 als naiQOvooéœv erkannten naiçooécov (c&ovéwv)
tj 107. Den krampfhaften Versuchen diesen Beleg wegzuer-
klâren liegt wohl die Anschauung zu Grande, die Kretschmer in
der Glotta 3, 308 f. formuliert hat (und ebenda 5, 261. 6. 283
ausdrucklich festhâlt): ,,Sprach man [vor dem Alphabetwechsel]
naiçooéiov, so ist dieser Fehler nicht erst bei der Umschrift und
durch dieselbe entstanden. Sprach man aber bis zur Zeit des
Alphabetwechsels das richtige Kaiçovooéwv, so sehen wir nicht
ein, wie man dazu kam, bei der Umschrift [ins ionische Alphabet]
falsch zu trans8kribierenu. Nun mit dem am Ende des V. Jahr-
hunderts fast abrupt vollzogenen Ûbergang vom attischen zum
ionischen Alphabet hat der vorliegende Fall nichts zu tun; schon
in altattischer Schrift hat man Doppelkonsonanten in der Regel als
solche geschrieben, und umgekehrt hat bekanntlich die Bezeich-
nung der Dehnlaute von e o mit E 0 in Attika wie in Ionien bis
tief ins IV. Jahrhundert fortgedauert. In beiden Fallen ist die
jiïngere Schreibweise nur allmâhlich durchgedrungen. In Rtick-
sicht hierauf wird man sich in der Weise fiir Kretschmers erste
Alternative entscheiden, daB man sagt: schon bevor man gânzlich

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 245

auf hôrte Doppelkonsonanten einfach zu schreiben und e f mit E 0


zu bezeichnen, rezitierte man schon xaiçooécov und beliefi daher
spâter die alte Schreibung, obwohl sie sinnlos geworden war.
Damit ist nicht gesagt, daB die falsche Bezitation unabhângig
von der Schrift war. Vielmehr konnte eben in einer Zeit schwan-
kenden Gebrauchs die alte Schreibweise bei einem Worte langer
haften, als bei einem andern. Una wenn nun das Wort erstens
hapax legomenon war, wie das weder sonst bei Homer noch bis
jetzt auBerhalb Homers belegte kcciqovoocc, und wenn zweitens die
falsche Auffassung metrisch bequemer war als die eine Synizese
nôtig machende richtige, so konnte das Schriftbild sehr leicht mehr
als einen Rhapsoden, da man doch die Gedichte aus geschriebnen
Texten auswendig lernte, trotz aller durch Vorbild und Unterricht
vermittelten miindlichen Tradition irreleiten. War aber die falsche
Interpretation des Schriftbildes Mode geworden, so unterlieB man
natiirlich dessen Anpassung an die neuere Orthographie, als diese
durchgefiihrt wurde. So ist Bergks Deutung vôllig unbedenklich,
und ist es eine nutzlose Yergeudung von Scharfsinn, wenn man
KcuQooécov anders zu erklâren sucht.
Ich verstehe iiberhaupt nicht, warum Einwirkung des Schrift-
bildes auf den rezitierten Text so ungern geglaubt wird, da doch
uberall, wo auch nur annâhernd phonetische Orthographie herrscht,
die Schrift auf die Wortformen selbst der gewôhnlichen leben-
digen Rede einwirkt. Die Erscheinungen sind allbekannt; vgl.
z. B. fiir das Franzôsische Nyrop Grammaire historique de la
langue française I 144 f. (§ 119) und die von ihm angefiihrte
Literatur. Wohl hatte die Schrift bei den Griechen dôs VI. und
V. Jahrhunderts nicht von ferne dieselbe Stellung, wie bei den
Menschen von heute. Aber anderseits ist sie gerade fiir die
Weiteriiberlieferung literarischer Denkmâler von grôBerer Bedeu-
tung als fiir die Rede des AUtags. Und bei Homer lieferte die
gesprochene Sprache vielfach kein Korrektiv oder sie wirkte
direkt storend.
Dafi ûbrigens bei Homer manche urspriïnglich doppelkonso-
nantische Formen mit dem Konsonanten der spatern Sprache
uberliefert sind, ist lângst bekannt; vgl. oben iiber à^iôç. Auch
Formen wie &eovdt]ç kommen hier in Betracht. Zumal wo das
Wort in spâterer Sprache mit einfachem Konsonanten erscheint,
wie bei ïaaoç ïooaot,, kommt solche Irrung vor; das gilt auch
fiir das von Fick richtig erklârte ïooijç (vulgo î'cnjs) i 42. 549;
vgl. Bechtel Lexil. 182 1).
1) Ûber die sehr gut bezeugte, durch die Namen rakog nillg railw»

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246 J- Wackernagel

Misdeutung von 02, wie wir sie in Kaiç


liegt auch in vovaoç vor, wofur doch
werden miissen.
Vielleicht darf man noch etwas anreihen. Der Name des
Erdteils 'uiaia und die Ableitungen daraus haben kurzes à in der
ersten Silbe, nur 3^4aiç (bei Aeschylus usw.) langes. Das Schwanken
wird aus daktylischer Dichtung stammen; man kônnte an metrische
Dehnung denken, die bei Formen wie Idoldoç *AoLèi natiirlich
wâre. Aber dasselbe lange â bietet auch Homer in ^Aaitt) h let-
[mow KavoTQiov àfxcpi Qée&Qcc B 461 A). Natiirlich ist es das
gleiche Wort: der Name ,,asisches Land" als Bezeichnung des
Barbarenlandes im Osten hat von der Kaystrosebene seinen Aus-
gang genommen. Hier kann die Lange nicht metrisch sein. Da
bleibt nur die Lesung ^oaiq) iibrig, mit bemerkenswertem An-
klang an den Stadtnamen D!Aoooç und an die oft besprochnen
Ort8namen, die das Element aaa enthalten. Im ionischen Munde
wurde das aa vereinfacht. Daher die herrschende Namensform

und den etymologischen Zusammenhang mit lit. zindù ,,sauge" empfohlene


Schreibung vaoytklrjç p 86 Bechtel Att. Frauenn. 64 Anm. 2 und Lexil. 233.
1) Neben 'AaC^ das z. B. Vergil an der Stelle las (Georg. 1, 383. Aen.
7, 699) gab es die Variante Idatto. Sie ist sehr alt. Hinter Herodian und
Ptolemaios zuriick kann man sie bis zu den maBgebenden Alexandrinern
verfolgen; denn wenn Steph. Byz. 131, 7 l4aC(o mit den Worten begrundet
dyvoeï ykq "Ofirfêoç xr\v idoCav œç xaï ttjv EvQ(Ô7ir}V, so scbmeckt das sehr
nach Aristarch, ja der Lyder *A<sùr\ç, Sohn des Kotys, Enkel des Manes bei
Herodot IV 45, 14 u. Dionys. v. Hal. I 27, I, scheint einfach der homeri-
schen Stelle entnommen, indem man Idaho als Genetiv nach Art von ivp-
fisMù) faute. Aber der Dichter wollte gewifi den Dativ des Adjektivs, und
-co st. -ci vor Vokal ist eigentlich rein lautlich zu verstehen, wie in den
von mir in den Studien zum griech. Perfektum 10 Anm. und von Wilhelm
Athen. Mitteil. 1906, 91 f. 230 besprochenen Fallen von auslautendem -rj
fur -$ vor vokalischem Anlaut. Vielleicht ist H 340 = 439 ô(pça ât ccvtccœv
înnr\kaair\ oàoç eït} mit der alten Variante lnnr\kaGly ebenso zu beurteilen.
Féminin a auf -a Cri liegen Homer nâher als Adjektive auf -oiog.
2) Demetrios von Skepsis nahm an, daJB der Name der 'Hoiovrjaç, die
Kallinos fr. 5 bei Strabo XIII 4, 8 (p. 627) als Gegner der Kimmerier bei
ihrem in der Einnahme von Sardes gipfelnden Angriff nennt, aus ïdaia ab-
geleitet sei (vgl. Kiefiling Pauly-Wissowa 6, 680). Danach sieht Fick
Odyssée 25 in dem 'JET- metrische Dehnung, 0. Hoffmann Griech. Dialekte
3, 358 eine sogen. Vrddhibildung nach Art von ai. naisadha- ,,Fûrst von
Nisadha-". Nach dem Vorgang andrer nimmt v. Wilamowitz Aischylos
Interpret. 136 (mit Anm. 4) an, daB 'Hoiovri als Name der Frau des Pro-
metheus (die bei Herodot 'Aatrj heifit) und der Mutter des Teukros eigent-
ich ,,Asiatin" bedeute. 'Hoiovijeç sei der altère Ausdruck fur das von

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 247

Ein weiteres Beispiel liegt meines Erachtens vor in dem ad-


verbialen %aXa: Z 326 daipovi ov (xèv naXà %6Xov rôvd* e'v&eo
dv(X(jj. 0 400 ov yàç naXà ovvoiot fie&cc tztoXbiiov dé. N 116
vfieïç (T Owen %aXà fie&leie &ovQidoç àXyitjç. £2 388 aiç \ioi
%aXà tov oÏtov ctTtozftov izaidoç evumeç. o 10 TrjXéfxax^ ov^hi
xaÀà dôfjLWV aizo TrjK dXdXrjaac. ç 381 *Avxivo ov pev %aXà xal
èad'Xoç èœv ayogeveiç. q 397 *uévrivo3 tj fiev %alà 7ta%i\q wç wrjôeat
vïoç. q 460 vvv Ô7] o ovY.è%i xaXà dièx fieyccçoco y oia) axp ava-
XWQ^aecv. q 483 *AvxLvo ov fièv vlccX eftaXeç ôvotïjvov alTJTiqv.
An acht von den neun Stellen steht es in negativem Satze und
fallt die erste Silbe unter den dritten Iktus. Abweichend in beiden
Beziehungen iî 388.
Adverbia aus dem Neutrum plur. eines Adjektivs auf -oç sind
allerdings bei Homer nicht selten. (La Roche Homer. Studien 37ff.
Delbriick Vergleich. Synt. 1, 615ff.)- Aber doch im ganzen nur
bei bestimmten Bedeutungskategorien : in quantitativen Ausdriicken
wie TtoXkà, zaçcpéa, ^axçof, wozu man o%a, l'Çoxa, ëytTtayXa und
das jveqioad des Pindar und des Euripides stellen kann, bei cpqo-
véîv, wozu auch das von Bechtel Lexil. 23 besprochene aTaXà-
cpQtov, bei Schallverben, in Superlativen wie Tcqœxa Ttvfiata varara
und denen auf -iota. Weiter rvz&d heiBt ,,in kleine Stiicke" ;
bei hâéÇux èrcidéÇia denkt man an die Glieder der Reihe. Von
selbst versteht sich dXXd. Auffâllig sind fiir Delbriick dvria laa
und %aXd. Auch dyiaXa-QQekrjç (Hesiod fr. 242 àyiccXà Ttqoqéœvi
Bechtel Lexil. 23), yLQctirtvd, Hesiods oôovtcùv Xbvvlcc Seovtcûv (A. 146)
woran Bechtel a. a. 0. den Namen yiev%a&éri kniipft, Ttvnvd, VTtêq-
[toga, %&iÇ>d Te %al TtçwïÇd B 303 kann man nennen. Doch dv-
xla, rtvKvd sind wohl durch avxa, Ttvvia bedingt, laa (woran sich
Herodots opoïa anschlieBt) ist wohl den quantitativen Ausdriicken
zuzugesellen. Die andern Fâlle stehn hinter ycctXà an Hâufigkeit
der Belege weit zuriick.
Also adverbiales xaXd ist zum mindesten etwas auffâllig. Da
nun bei Homer neben den Superlativen rjyuoxoc [idXioxa ÇrftoTï]
%d%ia%a wvugtoç -ova als Adverbien des Positivs ^xa \idXa Çeïa
(zu lesen (fia) %d%a wxa stehen, (vgl. auch &afid KQvqxx Xiya odcpa),
ist man befugt neben Homers KciXXiotoc im Positiv ein Adverb
*yidXXa zu erwarten. Eben darauf fiihrt xaUt- als Vorderglieds-
form der Komposita, wenn mit nvyuprideoc : mina, - ndXXoç, wenn
mit Tiâçtoç : nacra, - eleisch yLaXXltEQOç, wenn mit ^ireçoc : $f a
Aeschylus an belegte "AacriTrjç. (Wo ist ûbrigens die Aspirierung des Namens
Hesione vor Ovid. Met. 11, 217 deutlich beglaubigt? Muster dafûr mochte
*Hotodoç sein.)

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248 J. Wackernagel

verglichen. (VgL Schulze Quaest. ep. 82). Dies


verb ndXXa ist tatsâchlich bezeugt: Apollonios
= 155, 9ff. Schn. toiovtov eatv nat to xaXd
yqayvcm xcrcà to kolvov e&oç, rtaqà JwQievac
nal ovx -*5ç evLOi vrcéXafiov %ctT9 ^LioXiôa did
yàç av. Ttqbç oïç ovôè to kccXoç udloXeïq iv àirc
{pégovrai. Apollonios kannte das Wort aus A
er es da oxytoniert vorfand, darf uns nicht be
Quaest. ep. 82.) Wir haben keine Sicherheit,
hier nach der gesprochenen Sprache und nicht e
oder nach TtoXXd eingesetzt war. Und ist der
doch echt, so hat eben in der lebendigen Rede
von kccXoç oder TtoXXd stattgefunden ; vgl. mein
vom griech. Akzent S. 34 iiber d-apâ st. *&
stammt die Bevorzugung des -a beim adverb
-Taxa aus dem auf -lOTa und bei diesem hinwiederum aus Wôrtern
wie iiaXiOTa, deren -a durch einen Positiv vom Typus fidXa be-
dingt ist, wâhrend anderseits -tbqov den adverbialen Neutra wie
liaXXov %dXXcov folgt.

Wichtiger fiir uns ist die zweite Frage, ob die Gestalt unseres
Textes eine Niederschrift nicht bloB archaischen, sondern spezi-
fisch attischen Charakters durch das Dasein von Formen vor-
aussetze, worin e, ë mit y, o ô mit w verwechselt wâren. Neuer-
dings hat sich Herzog dieser schon im Altertum aufgestellten, seit
v. Wilamowitzens schroffem Widerspruch1) meist preisgegebenen
Hypothèse angenommen. (Die Umschrift der âltern griechischen
Literatur in das ionische Alphabet. Basel 1912.) DaB im alten
Athen die einheimische Schrift auch auf literarische Texte ange-
wandt wurde, hat er bewiesen. Und da anderseits so viel An-
zeichen nachgewiesen sind, dafi unser Homertext seine Form in
Attika erhalten hat, wird man jene Hypothèse wieder giïnstiger
beurteilen. Die oft erôrterten Beispiele, wo etwa e falsch fur rj
gesetzt ist, wie eyçero fur yygeTO, âemvvfievoç fur drjwvfisvoç,
fânden eben doch ihre einfachste Erklarung, wenn in einem atti-
schen Urexemplar ErPETO (#434. Si 789), JEKNYMEN02 im
Sinne von rtfQeTo ôrjKvvpevoç geschrieben waren, und dièse Schrei-
bungen verkannt wurden, weil es sich um seltne der lebendigen
Rede abhanden gekommenen Wôrter handelte. Womit nicht gesagt
sein soil, dafi aus solchen Textfehlern allein, wenn keine andern In-
dizien vorlâgen, ein attisches Urexemplar erschlossen werden dûrfte.

1) Homer. Untersuchungen 286ff. Zuletzt Berlin. Sitzgsber. 1910, 376 Anm.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 249

II. Die Attizismen der homerischen Dichter,

Wenn man in Attika die urspriingliche Sprachform


rischen Gedichte so wenig schonte und den Text so vie
den eigenen Sprachgewohnheiten ummodelte, so ist von
hôchst wahrscheinlich, daB man an dem Texte auch weit
und daB man dabei den Einwirkungen des eignen Sprec
entgehen konnte. Von attischen Einschiiben spric
dem Altertume. Auf sprachliche Indizien hat Arista
wiesen und dadurch seine Behauptung der attischen He
Dichters zu stiitzen gesucht. Zu 2J371 (al yàq Zev re
y^t»r]vairi %aiv^i7tollov: einer Formel, die 4 288.
wiederkehrt) bemerken die Scholia A: èvxev&év tive
starch) voplÇovoiv Id&rjvàïov yeyovévai xov rtoirjT'qv t
vairj Idmiyidv %al Xdiov tov oqkov q>aolv tcSv 'A&ijvccl
Townleianus rcâxqiot toïç lAd-rjvaloiç oî &eol. Verwand
letztere zu N 827 {%iol\ir\v ($D cJç xim? *^i&7]valr] xa
bemerkt: evd'evldi&tjvciïov vrtovoovoLv^OprjQOV Ttarq^ov
*ATtolhùva. Das ist immerhin beachtenswert. Auch in
Herleitung des homerischen Duals aus Athen (Aristonik
steckt, wie wir oben sahen, ein Kôrnchen Wahrheit. (À
stonikos zu E 700 iiber Irci vqwv im Sinne von lui
Dagegen die Neuern haben im ganzen nach dergleichen
fragt. Ûber einige wenige Ausnahmen gelegentlich un
Die Arbeit der heutigen Homeranalyse ruft aber de
Untersuchung. Vielleicht, daB wenn sich die Môglichk
in weiterem Umfang attische Dichter an den Epen tât
manche Unverstândlichkeit der homerischen Sprache
hoben wird und zugleich die Analyse Anhaltspunkte
Versuch muB jedenfalls einmal gemacht werden. Ich s
durch Fragen Bethes zu der Untersuchung angeregt1).

1. NT in der III. pl. Med.


Seit Bentley weiB man, daB Homer als Endung d
opt. med. nur -vaxo kennt. Homer stellt damit den er
griechischen Zustand dar. Der Bau der indogerman
duldet hinter einem Diphthongen keinen tautosyllabis

1) Von den sachlichen Indizien attischen Ursprungs zu ha


nicht meine Aufgabe sein. Ich mufl dies Kundigern uberlasse

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250 J. Wackernagel

also konnte hinter dem ai ei oi des


En dun g -nto nur sonantisch, also i
erscheinen 1). Fast aile griechischen D
festgehalten. Vor allem das Ionische,
seiner Vorliebe fur die -ar-Formen der
and Inflections. Ionic 516, der die Ze
zusammenstellt). So Herodot und Hip
Lamps. FHG. I 34 (Athen. 12, 520 F
1, 22 TU&olctTO, 7, 107 dexolaro. Die in
ocuvto auf Samos 5698, 11 Becht. und ov
der Bleitafel aus der taurischen Cherso
lent 92 p. 144 f.) 3. 7 bilden keine Ge
schrift stammt aus der Zeit urn 321 v.
&v\iiav (9) viaTOMOvvTeç (18); die Ble
hat [svccvt]iav avatQOvac ytd[di\xovoi.
Fiir die andern Dialekte wird -tavo du
matiker iiberliefert (Anecd. Ox. I 148
Etymol. Gud. 557, 19: Ahrens II 299).
[Aepvijtccti* âoidaç. Pindar 01. 11, 20
iiberliefert; nur weil die hypothetische P
weil er an der Endung -awxo AnstoB ge
Rhein. Mus. 30, 92 den gnomischen Aor
Schroder ist ihm gefolgt, âuBert aber B
vor tj&og. Diese Bedenken sind kaum
digammo 217 f.). Wenn sie es aber si
wiederum falsch; denn dann muB diaXX
werden. - Theokrits tzQclivv in dem

1) Gerade durch den zu schildernden Tat


wird die auf theoretische Erwâgungen gest
(Sprachwissenschaftl. Komm. zu a S. 205; id.
Homer 125) widerlegt, wonach -arcct, -aro ûbe
ursprunglich, dagegen hinter jeder Art von
iiberliefert gewesen sei. - Das Eichtige be
Gramm. 408 f.
2 Theokrits nQaimo ist dagegen altertt
passivischen Gebrauch des Aor. I. med., wodu
|aro xQtbg ovx deixéwg stimmt. Dieses tnéÇa
lassen, wurde geschoren". Richtig gibt es A
den Wbrten daac ZifiojvCâov fiélog tov Kqio
aorist wieder. Ganz oder annahernd passivis
Aoristus I. ist uralt. Das Altindische vom V
indischen Inschriften, das Awesta bieten sic

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 251

gehôrt mit dem sonstigen fehlerhaften -wxo der Alexandriner zu-


zusammen. Korkyr. Ttaqayevoivro (IG. IX 1, 694 [= Coll. 3206], 27)
stammt ans dem IL Jahrhundert, und fiir arkad. ê7teXdo[ivTo] (IG.
V 2, 261, 8) sind einzig die Herausgeber verantwortlich.
Auch das Attische muB urspriinglich -taxo besessen haben.
So hat man keinen Grund 7toiolctxo (pQaaaictvo bei Solon fr. 32, 4.

tritt Homer als Zeuge ein mit dem mehrfachen tfaaro ,,wurde sichtbar",
bei dem dann der Gebrauch an Stellen wie e 281 eïaaro J' w? ore §uv6v
zur Bedeutung ,,ward gleich" und damit zur Konstruktion mit dem Dativ
fûhrte. Dazu # 36 xovqoj âè Svm xaï 7TSVTrjxovTa xoivda&iov (Herwerden
xQwéa&wv) ,,sollen ausgesondert werden" in Entsprechung mit xovoœ âk xqiv-
S-évre âvœ xaï nevrrjxovTa & 48 ; sowie t 407 noXXoïocv oêvaadfj,evog ,,der von
vielen angefeindet worden ist". Auch i 379 wird zwar in alien Ausgaben «M*
ore ârj xàx ° po/Xog . . . fxélXev axpéo&cci geschrieben mit neutropassivem Ge-
brauch des Fut. med. Aber das axpao&cu, mehrerer Handschriften wird durch
andre Zeugnisse als ait erwiesen, bes. durch die Hesychglosse a\pao&ai,' dva<p-
frfjasad-ai- âxfjaa&ctù xlœQog usq leur, deren Schreibung mit « durch die Buch-
stabenfolge feststeht. Das ist offenbar die echte Lesart. Die Môglichkeit
fiéXkuv mit dem Infinitiv des Aorists zu konstruieren steht fur Homer fest.
Und wie ursprûngliches axpea&ai durch das ungewôhnliche âxfjaaS-ai hâtte
verdrângt werden sollen, ist nicht abzusehen. Danach ist fur n 708 a$
vnb âovçï nàXiv niq&ai Tçœotv âyeçœxw zu erwâgen, ob die Form nicht
auf altem *7i€Qxïo&tu beruhe; der Infinitiv eines Wurzelaorists miiflte doch
*nçdo&(u lauten. - Bei Pindar stellt sich neben ioreyaveoccTo (KZ. 30, 311)
P. 4, 243 r\Xnçio J' ovxén ol xuvov y s nçàÇuad-ai, novov. Ich verstehe
nicht, wie man das anders als passivisch interpretieren soil; nimmt man
es mit Schroder aktivisch, also 'lâoova als Subjekt, so wird ol sinnlos und
wird dem Medium von nçciaaœ eine Bedeutung zugerautet, die es nicht hat.
- Die hellenistischen Dichter haben dies aus Archaismus gepflegt, wie sie
auch den nicht ausgesprochen passivischen Aorist auf -d-r\v gern durch -aâfir\v
ersetzten (z. B. Kallimachos im neuen Aitiafragment Vs. 7 ?j<fy xaï xovçy
naq&ivoç evvdoaro gegenûber dem evvda&r} ,,concubuit" der âltern Dichter.
Vgl. auch Eeitzenstein Etymologica 298 betr. rjâéoaro). So nicht blofi Eu-
phorion (Meineke Anall. Alex. 89. 103. Yerf.KZ. 30, 311), sondern auch
Kallimachos: fr. 111 àXX* ipog aliôv xvpaoiv al&vtrig fi&XXov ioipxiaaro,
wo Meineke, um das passive Bedeutungsmoment zum Ausdruck zu bringen,
èçyxCâarai, mit singularischem -axai einsetzen wollte. Ferner wohl auch
fr. 311 <sv S" lyxvtl, réxvov, èxéçaœ ,,du wurdest in die Haut geschnitten".
Dann Apollonios Rhod. 3, 66 xaï nçïv èfioï fiiya (ptXar* 'Irjaojvt und in
demselben Verbum die inschriftlichen Epigramme, Kaibel 247, 4 MoCoaiç <T
ov fiiya (pecXdfievog und IG. XIV 1549 (= Kaibel 580) orjpa roâe EvâaCfiwv
Jiowoty ov f eraçov âg (ptXaro xaï Movûaig ?|o^« (piXapévip, wo absicht-
lich transitiver und passiver Gebrauch von <pCXao&ai auf einander folgen.
Dazu Dionys. Perieg. 392 xsl&i yàç ëlg ôtptœv axoXwv âéfiag rjXXdCavro und
vielleicht (poaÇdpevog bei den Oppianen (Lehrs Quaest. ep. 306) ; aus Hesych
(neben iieianslaao&ai,' f*eTa7T£ia&rjvai) iriççaro* ^riçdvd-rj.

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252 J. Wackernagel

32 a, 5 als Ionismus zu fassen. Freilich setzt dann scbon bei


Aeschylus in den Hiketiden und den Persern -ivxo ein, gemâB der
selben Abneigung der Attiker gegen -axai -axo, die sie auch dazu
gefiihrt hat, auf die bequeme Perfekt- und Plusquamperfektendung
-mat, -axo allmahlich zu verzichten und postvokalisches -axai
-axo abgesehen vom Optativ schon vor dem V. Jahrhundert iiber-
haupt ganz auszumerzen. Beim Optativ liegen das ererbte -laxo
und das neugebildete attische -ivxo fast durch das ganze V. Jahr-
hundert im Kampf, und zwar so, da6 -ivto vor unsern Augen
immer mehr Gebiet erobert, bis es von Aristophanes Lysistrate excl.
an ausschlieBIich herrscht1). Aeschylus hat sechsmal -oiavo (Hik.
754. Pers. 358. 369. 484. Sept. 552. Cho. 484): nur zweimal -oivxo
(Hik.36[anap.]. Pers. 459). Dazu yévocvxo im Prometheus (467), dessen
iiberlieferte Textform bekanntlich nachaschyleisch ist. AuBerhalb
der thematischen Flexion nur &elax(o) Hik. 695, kein -two. -
Bei Sophokles ist -oivxo (Ai. 1074. OR. 1271. Trach. 383. 905.
Phil. 613) schon gleich hâufig wie -olaxo (Ai. 842. OR. 1274 bis.
OC. 921. 945), aber auch bei ihm ist -ivxo auf -oivxo beschrânkt:
-aiaxo (El. 211 [mel.] OC. 44. 602). - Bei Euripides ist -oivxo
(Kykl. 269. Alk. 59. Heraclid. 172. Hippol. 961. 1230. Hekabe
839. 1159. El. 544. Hel. 916 bis. 1074. IA. 658. fr. 176, 5. 206, 1.
275, 1. 298, 3. 411, 4. 426, 3: also an im ganzen achtzehn Stellen)
schon viel hâufiger als -oiaxo (nur viermal: IT. 1341. fr. 16, 2. 720.
785, 2, wozu vielleicht fr. 581, 1); und -aivxo (Med. 505. IT. 1481.
fr. 282, 4) tritt neben -aiaxo (Herakles 547. IT. 326. Hel. 59.
IA. 423). Dazu èqyaoaiaxo fr. trag. adesp. 46 (S. 848 Nauck). -
Die alte Komôdie steht mit Euripides genau auf gleicher Linie.
Sie hat -oivxo vierzehnmal (Aristoph. Ach. 924. 925. Eq. 649. 880.
Nub. 1191. 1194. 1195. Pax. 213. 412. Lys. 152. Thesm. 772.
Ran. 1064. fr. 71 [I 410 Kock]; dazu Demetr. fr. 2, 3 [I 796
Kock]): -oiaxo dreimal (Eq. 662. Nub. 1199. Pax. 209); -aivxo
dreimal (Lys. 154. Ran. 1406. Ekkl. 793) : sqyaaaiaxo zweimal (Av.
1147 [parodisch!]. Lys. 42 [bei Clem. Al. Paed. Ill 7, 1 p. 239, 26
Stâ. ecyaaaiped-a]).
Gegeniiber solchem Tatbestand, der so deutlich als moglich
natiirliche Entwicklung hervortreten làBt, ist es einfach eine Tor-
heit, -Laxo als unattisch und spezifisch poetisch zu bezeichnen.
Wohl kiindigt sich das Erlôschen dieser Endung zum Voraus da-
1) Die meisten Belege aus der dramatischen Literatur verdanke ich
^iner liebenswiirdigen Mitteilung von 0. Lautensach. - Vgl. auch Ruther-
ford Phrynichos 431. La Roche Beitrage I 218.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 253*

durch an, da8 sie mit Vorliebe am Versausgang gebraucht wird,


des8en besondere Erfordernisse in aller Poésie Archaisinen begun-
stigen. Aber daneben steht sie im Versinnern nicht blofi bei den
Tragikern ((pevColatf Aesch. Pers. 369. xtiÇoicct Cho. 484. oxpoiatf
Soph. OR. 1274. Ttenxpalatf OC. 602. ôeÇolaJ OC 945. blolat
Eur. fr. 720), sondern auch in Aristophanes Rittern (yevotatf 662).
Im ganzen mag -mxto in der Zeit des peloponnesischen Krieges
veraltet gewesen sein; daher schon in der âltesten Prosa -ivto
ausschlieJBlich herrscht.
Vielleicht darf man fur das altère volkstiimliche Attisch auch
Myoiev kccI pôlevolccTO auf der Defixio 107 a 5, die der Zeit urn
400 v. Chr. angehôrt, in Anspruch nehmen, trotz Wiinsch zu der
In8chrift S. 28. Von dem, was sonst an dem Texte bemerkens-
wert ist, weist nur das relative \x]à TtQazTeic ncti Ta tieqI epc
(3ôXe[v]eTcti, Z. 9 iiber das normale Attische hinaus (Witkowski
Glotta 6, 24 f.), sowie avxla Z. 10. Dagegen x&ovmog neben
X&ovioç yftovia ist einfach plebejisch. fioXvpdoç kann es auch ge-
wesen sein, da die Form dieses Fremdwortes noch in hellenistischer
Zeit sehr schwankend ist (vgl. pofopoç pofofioç polvpoç (xôlvfidoç
pohftoç in der Septuaginta und andern Texten: Thackeray A
Grammar of the Old Testament in Greek 96. 106. 116). Im
iibrigen ist die Sprache des Textes durchaus attisch: 'Èçpijv
%&ovlav yfaorrav TtQaxx-1).
Optativisches -two ist also ein spezifisch attischer, innerhalb-
des Attischen allmahlich entwickelter Ausgang. Durch attischen
EinfluB gelangte es auch in Gedichte epischen Stils. Das wird
niemand wundern bei den hellenistischen Dichtern, wie Euphorion
(z. B. oyildooaivTO fr. 11 [Meineke Anal. Alex. S. 47]), Aratoa
(z. B. cp€QOivzo 791, 7tBQLTQO%doivro 815), Kallimachos (z. B. ànav-
yaCoivxo Hy. 4, 181, déoivro Hy. 2, 51, rcgocpecoivzo fr. 244, rtco-
yhoivxo Hy. 3, 178, ôq<x%<hvto Hy. 3, 92), Theokrit (z. B. /W-
lovvro 22, 162, und in den dorisch gefarbten Gedichten fihtfljLJjvto
16, 92, iqyàXoivTO 16, 90, hrtoveoivro 16, 94; ariQiaatwo [codd.
yrjQvocuvTo] 1, 136, dtaat^aaLVTO 16, 97; wozu das vorerwâhnte
,,âolischeu TtéÇaivzo 28, 13 kommt), Ps.-Theokrit (z. B. pooiMivw
und Ttlavyvxo 9, 4), Apollonios Rhod.*), Pseudophokylides {\ii-
/ttjoaivro 192 [179]). Ebensowenig kann das -cvto auffallen bei
Spâtlingen wie Apolinarios, in dessen Psalmenmetaphrase -ictzo
1) Fahch Schwyzer Jahrbb. 1900, 259. Eabehl De sermone defixionum
(Dissert. Berlin 1906) p. 33.
2) Boesch De Apollonii Ehodn elocutione (Dissert. Berlin 1908) p. 12*.

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254 J. Wackernagel

nur ausnahmsweise vorkommt, bei N


bei denen G. Hermann dieses Indizium
merken noch nicht in der Lage war
IxeillÇaivTo Arg. 606); im Epigramm1).
Aber unweigerlich ist -lvto ebenso zu
Ursprung der Endung, also Entstehun
Attika selbst oder aber irgendwo sonst
Sprache Geltung hatte, anzunehmen be
jj,ivoç rj Keqafx^ç Vs. 23 \jtlaxaiv%{p
(was zti dem a von viaXaç 4 stimm
Asiosfragment bei Athen. 12, 525 F.
iiberliefert ist: ol S* avzwç <folTEo*ov
aatvro2), kann das Stiick nicht alter
sein. Den friihern Ansatz auf das VII. Jahrhundert hat bereits
Studniczka Jahrbuch des archâol. Inst. XI (1896), 279 f. mit sach-
lichen Griinden als unmôglich erwiesen. Er selbst denkt an das
Ende des VI. Jahrhunderts. Aber eine zwingende Nôtigung, die
Verse alter sein zu lassen als die von derselben Tracht handelnden
ÀuBerungen des Thukydides (I 6) oder des Aristophanes (Eq. 1331.
Nub. 984) kann ich nicht finden. Ebenso ist das in der Auf-
schrift als simonideisch bezeichnete Epigramm AP. VII 516 in
Anbetracht von Vers 2 ol d* vtco y àv iïévzeç ovcclvto fiiov nicht
von Simonides, obwohl Bergk (Poetae lyr. Gr. 4 III 476) versichert,
^s habe omnes veritatis numéros.
Sonst herrscht bei den âltern Daktylikern nach der Ûber-
lieferung -taro. Zwar Hesiod bietet iiberhaupt keinen Belèg einer
III. pl. opt. med. auBer der schlechten Variante zu E. 46 egya
fiowv d* a/coXoivTo statt ànôXoixo. Aber es bieten der Demeterhy.
132 aTt-ovalaxo (cod. -o/crro), Parmenides 1, 8 OTzeQxoLmo, Empe-
4okles 71, 3 yevolazo. - Abweichungen beruhen auf Fehlern der
Ûberlieferung oder Irrungen der Kritiker. Im Thebaisfragment 2, 10
{Athen. 11, 466 A.) . . è^tagàç âgyaléaç rjqàro . ., c5g ov ol 7ta~
XQcii(a) . . . ôàooavT*, àpcpOTéçoLOt, d' aiei rcofopol re iia%ai te
hat G. Hermann (zu Soph. OC. 1377) àctGoawx* geândert (und ent-
sprechend nachher lot fiir aid) und man folgt ihm darin allgemein.

1) Die Daktyliker der Kaiserzeit auf Beispiele von -ivro zu durch-


mustern, schien mir zwecklos. Doch werden sich vielleicht auch hieraus
Maafistâbe fur verschiedene Grade der Genauigkeit in der Nachahmung
Homers ergeben.
2) Gegen Kaibels zôgernde Ànderung ot <T ore (poCtsaxov onCaw nXo-
jxàfiovg xTtviaavTSç gut verteidigt von Studniczka a. a. 0. 280.

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Sprachliche TJntersuchungen zu Homer 255

Aber das geht nun nicht mehr; auch steht eJç c. opt. bei Homer so
viel ich sehe nur nach aufforderndem oder wiinschendem Satze
(q 243. <p 201). Nach Mafigabe von s 23 f. = w 479 f. (ov yàq
ôîj tovtov /Lièv èjîovhevoccç voov airf, wç rjTOi kslvovç ^Odvoevç
aTtoxiGsxai èl&aîv) ist ôâoG0VT(ai) zu schreiben. Ebenso ist die
Ergânzung cpvoivTO bei Xenophanes fr. 30, 2 (Vorsokratiker 2
I 51, 9) nicht haltbar. Bei Theognis 736 firjd' Ït bjtlooo) ita-
TQog àxaa&akiCLi tcoligi yévocvTO yLoxov wird gegen A yèvovto zu
schreiben und aTaodaliai als Dat. sg. zu verstehen sein (vgl.
Bergk); iibrigens liegt bei Versen der theognideischen Sammlung
der Gedanke an attischen Ursprung immer nahe.
Nun kônnen wir endlich zu Homer zuriickkehren ; das Attische
hat hier in mehrfacher Weise auf seinen Text abgefârbt. Direkt
ist hvto an Stelle von -mxto getreten A 344 (ovôé %i olds voyj-
oai . . .) OTtTzwç ol rtaçà vr\voi gool fiaxéoivro *jî%(uoli der
Hiatus erweist die Fehlerhaftigkeit der Ûberlieferung. Da der
Optativ wiewohl hart doch nicht unmôglich ist, mufi man Bentleys
der Ûberlieferung nâher bleibende Schreibung fxaxeolav dem von
Thiersch vorgeschlagenen und von einer schwachen Variante
empfohlenen f.ia%éomcu vorziehen. Man vergleiche mit dieser Ver-
drângung von -oiat(o) durch -olvto diejenige der echten Optativ-
formen Xslvro ôaivvar(o) g 238. 248 durch WKwto daiwvc in
einigen Handschriften.
Anderwârts hat sich eine Form auf -tvxo nicht an Stelle von
-laxo gedrângt, sondern an Stelle sonst einer Form des betr. Ver-
bums. So muB % 444 (dpyàç . . deivepevcti . .) elç o xa rtaGéwv
ipvxàç ît-aq)éXt]G&e xaî sniekd^oivT ^cpQOÔkrig in Anbetracht
des ersten Verbums und der Varianten syclela&œvT und -ovr die
III. pl. Conj. ènlsld &(ovt eingesetzt werden (so auch Ludwich).
- Antike, durch die Scholien bezeugten Varianten dieser Art sind
P 681 Ïôolvto statt Xôolto oder ïâovç, * 178 vlrp> te GGevaivro st.
vlr] Te GGevcuTo1). - Starker ist die Abweichung fi 251, wo Di-
dymos die Lesart eï tzlêovéç oî %tcoivto st. si TtXêovBGGv [ià%oiTO
kannte. Àhnlich ist § 195 fiir alloi ô' Itù ëqyov ertoiev durch
Eustathius usw. die Variante a. d3 è. eqya TQ<x7toiv%o bezeugt. -
Variation und zugleich Umsetzung eines richtigen -ouxtq liegt

1) Beachtenswert als Beleg fur nachdrângliches Eindringen von -ivto


in daktylische Verse ist Plato Leg. I 629 E, wo Tyrt. 12, 11 f. ei fxr rerlairi
fxïv oqâv (pôvov cctparoevra xaï âycov ôçéyoùr' èyyv&sv larâfievoç wieder-
gegeben wird mit oï fiy rokprioœotv fihv ôçav (povov al^aroevra xaï dywv
oçéyoivr* iyyv&ev tarfievoi.

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256 J. Wackernagel

J2 376 vor: fur das {oq>qd oi av%6iia%ov)


oovtaC] âywva (rjtf ccvtiç TtQog dciïft
der Handschriften stand zu Didymos Z
schriften &ûov uazà dot pa vêoivco (od
bezeugt der Dubliner Papyrus aus dem
A 509 einen iiberschussigen Vers mit dem
So wenig als hinter dem oi u ai des
son8tigem Diphthong die -v^-Form der
urspriinglich zulâssig; wohl durchweg h
Attiker es an die Stelle von alterrn -ar- treten lassen. Bei den
v-Diphthongen steht dem -avvx- -evvv- schon der altesten Attiker
(iTtenavvTO Thuk. IV 13, 2. pepovlevvxaL Soph. El. 385. èyéyevvvo
Thuk. II 70, 1), das bôotische èoTQOTeva&r] gegeniiber; so unter-
liegt €7t€7tavvTo Hdt. I 84, 2 und IX 52, 3 dem Verdacht aus
*€7te7tavaT0 entstellt zu sein, Keinesfalls von Belang ist das bei
demselben VIII 73, 11 von alien neuern Herausgeberii geschrie-
bene €y,deôù)Qt€vvTaL ,,sie sind zu Dorern geworden" und das aus
der KwfjKpdoTQccytydla des Siziliers Deinolochos zitierte rtéfcavvzai,
(Ahrens dial. II 333). Denn èxdeâcoQievvvai ist nur Lesung der
Handschriftenklasse /Î und trotz Fraenkel Denomin. 249 ohne ge-
naue Analogien, wâhrend das ènôedcoQiaTcu der o-Elasse schon
durch seine Absonderlichkeit den Eindruck der Echtheit macht
und mit Dindorfs leichter Ânderung von -IATAI in -IJATAI
ein Verbum kiôwQlÇœ ergibt, das mit dem sinnverwandten kÇel-
itjviÇù) ,,griechisch machenu vôllig parallel geht. Und der Titel
des angeblich deinolocheischen Stiicks weist, wie Kaibel Com.
graec fragm. I 1, 149 gezeigt hat, nach dem Athen des IV. Jahr-
hunderts. - Dasselbe gilt von den andern Diphthongen. Gegen
Homers deaalccTcu (a 25) kommt das dorische xhAqwai, das Ahrens
II 332 f. aus dem von einem Grammatiker bezeugten yuxTctyieydavrai
erschlossen hat, schon darum nicht auf, weil der Diphthong hier
erst verhâltnismâBig spât aus âFi hervorgegangen ist.
Nun aber ist, wâhrend das optativische -wxo bei Homer nur
die Oberflâche des Textes streifte, eine Form mit postdiphthon-
gischem -vt- an wenigstens einer Stelle von dem Gefuge des Textes,
in das sie verflochten ist, untrennbar und erweist damit deren
attischen Ursprung. Als III. plur. von %eî[*ai miissen wir urgrie-
chisch idkaxai (ètyéiazo postulieren, Formen, die allerdings weniger
ursprunglich sind als die altindischen éére éérate, sérata und
awestisch sôirë. Wâhrend nun im Attischen schon zu Beginn
des V. Jahrhunderts -vr- eingefiihrt ist (Aesch. Hik. 242 \yiU6ov\

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 257

%ûvxai rtaq ifiïv TtQÔç -9-soïç aywvloiç), ist das alte -cet- in den
auBerattischen Mundarten fast vôllig festgehalten. Ganz iïber-
wiegend in den westlichen: àwvMéavai Archytas Stob. Eol. II 2, 4
extr. (18, 9 Wachsm.), %èatai Gortys 5024, 22 Collitz-BlaB; nur
bei Pindar N. 4, 52 liest man povfioTcu xô&i tcqcStov TtQcovsç e^o%ov
KaraKeivrai1). Nicht in Betracht kommen dialektisch nachlâssig
iiberlieferte Texte, wie die JialéÇeiç (um 400 v. Ch.): KaxdyiewTcu
5, 2 (Vorsokratiker éd. Diels a 644, 9), jind dorische Inschriften der
hellenistischen Zeit: Rhodus IG. XII i, 736 (= 4139 Coll.), 9
-Auvxai neben attischem ïtowvpevoç Z. 15, Minikon rhod. Peraia
Ephem. arch. 1911, 59 (nach dem Herausgeber aus dem IV. Jahr-
hundert) \jidxriQ xa]£ ^vyàtïjQ yiéïvxcu. - AusschlieBlich herrscht
-a%- im Osten: âol. *daxai (Alk. fr. 94. Theokrit 29, 3)2), dem
gegeniiber vnoyiuvxai in der mytilenâischen Inschrift IG. XII 2, 8, 5
nichts besagt, da sie durch axdlav Z. 9 statt axàllav als dialek-
tisch unrein erwiesen wird; ionisch durchaus Kéaxai, e%eazo: He-
rodot; Archilochos fr. 169, vgl. %eiaxaL Mimn. 11, 6, wâhrend
TtdcyieLvxac bei Xenophanes 1, 9 Attizismus der Ûberlieferung fiir
Tcaqyieaiav sein kann, Kéîrvai bei Hippokrates (z. B. de aère et
locis 6: 39, 13. 40, 5 Kiihl.) den tausend Attizismen des Hippo-
kratestextes beizuzâhlen ist, und das %ûvxai des Herodas 3, 20
u. 4, 60 der Sprache seiner Zeit entstammt, wie das -olvto der
damaligen hohen Poésie (siehe oben).
1) Das ist der einzige pindarisehe Beleg. Zwar bietet in P. 10, 71
die Mehrzahl der bessern ïïandschriften Iv <T àya&oïot, xsïvrai TTarçœïai
xeêvaï noUwv xvpsçvccaieç. Aber die Scholien kennen nur das von cod. D
gebotene xsïrat und erklâren es richtig nach dem Schema Pindaricum, das
in Sâtzen, wo das Verbum dem Subjekt vorangeht, durchaus am Platze ist.
Boeckh hat im AnschluB an Bothe den scheinbar abnormen Singular mit
Eecht in den Text aufgenommen ; ich begreife nicht, dafî man nach ihm zu
dem trivialen xeîvrcci hat zurûckkehren môgen.
2) Allerdings widerspricht xear{cti) bei Alkaios aem Metrum: J5ergk
xéavt(cu)f Seidler xéovticu), ersteres nach Hoffmann Griech. Dialekte 2, 189
gestûtzt durch Hesychs xéatai- xuxai, wo aber gewifi xû\y\xai zu lesen ist
(vgl. M. Schmidt) ; eine Wurzelform xecc- ist vôllig unwahrscheinlich. Bergk
wollte -avrai als Endung fassen; er berief sich auf Hes. aeavavrcu- (oq^itj-
xaoi, man kônnte jetzt z. B. noch argiv. ysyçapccvrai (Vollgraff Bull. Corr.
hellén. 34, 352) anfûhren. Aber dièse Formen sind erstens viel jûnger als
Alkaios: bei Gsavavrat, ergibt sich das aus seiner Eeduplikation mit aea-
statt mit iaa-; zweitens ist -amm eher einem westlichen Dialekt zuzu-
trauen, vgl. xmaxuvxai bei Pindar und die Durchfûhrung des vt im atti-
schen xuvxav îxuvto, -oùvto -aivro, iÇéy&ivrat (Aesch. Pers. 927) gegenûber
Homers êif&taro. Vergleichbar aus der Nominalflexion die Neuerung vavv
im Attischen und bei Pindar.
Giotta vn, 2/3. 17

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258 J. Wackernagel

DaB bei Homer die Formen %êaxcu xéaro %uaxo nicht bloB
vorherrschen, sondern einzig normal sind, hat man lângst erkannt
(Hesiod hat nur Kelazo nemo Aspis 175. 241). Aber gegeniiber
den zwei Gegenbeispielen O 426 tw nèv ccq aficpto nelvro STtl
%&ovl jtovXv^OTBiqjj und Ç 19 dvqm d* eneneivTO q>mivalx) hat
man auf zweierlei Weise gefehlt. Einmal indem man sie aus dem
Texte beseitigen zu kônnen glaubte. Das geht gewifi <P 426, wo
neiav* durchaus moglich ware (Curtius Verbum x 1, 94). Aber
Ç 19 mit van Leeuwen (Enchir. 301) ^vqiq d3 èreé^uro çaeivri zu
schreiben, gemâfi % 201 &vqtjv iTti&évre (paeivyv, geht darum nicht
an, weil der Singular âvQtj auf £2 ax beschrânkt ist, sonst Homer
nur den Plural kennt2). Also haftet svluvtq Ç 19 fest und da-
durch wird wiederum fur & 426 wahrscheinlich, daB xeîvco bei-
zuhalten sei. - Nun geniigt aber zweitens nicht, (e)xei,vTO ein-
fach als ,,recentius" zu bezeichnen. Ein ionischer Dichter konnte
gar nicht auf diesen Fehler verfallen. Formen wie (è)%eivTo kannte
man nur im Westen. Und da fiir die Mitarbeit an Homer der
Sprachkreis, dem Pindar sein tàivxai verdankt, nicht in Betracht
kommt, muB man anerkennen, daB der Dichter von Ç 19 und
vielleicht auch der von Q> 426 attisch sprach oder wenigstens
unter dem Einflusse attischen Sprechens stand und eben nur so
dazu kam, von der episch normalen Formgebung abzuirren.
Selbstverstandlich ist die Ursprunglichkeit der -ar-Form der
Endung hinter konsonantisch ausgehendem Stamm. Das gilt ins-
besondere von der III. pl. von tjficu. In der Tat hat Homer hier
in der Regel eiavcti eiavo (mit ev fiir rç), %a%ai %a.%o als gesetz-
mâBige Fortsetzungen von vorgriechischem ësytai ësyto. Das jedes
Anderungsversuches spottende F 153 xoloi aqa Tqwwv rjyytoçeç
... rjvT €7tl Ttvgycp ist ein evidenter Neologismus ; schon Curtius
Verbum * 1, 94 sieht darin eines der Kriterien fiir den jiingern
Ursprung der Teichoskopie. Aber der Verfasser des Verses kann

1) F 327 lesen fur das bestbezeugte tci^c' gxeito zehn Handschriften


Ludwichs t. Hxscvto.
2) Auch Sophokles braucht nur pluralisches &vqcu. Der Gegensatz
zwischen poetischer und alltâglicher Eede in der Verwendung des Numerus
in dieser Wortsippe tritt hûbsch darin zu Tage, daB ein attischer Vasen-
maler den Vers der Praxilla fr. 5 w âià tgH> d-vqldfov xaXbv ijifUénoioa
mit w âùt TTJg &vç£ôoç zitiert entsprechend dem ix &vçtâoç naqaximfofiev
des Aristophanes Th. 797. Vgl. Jacobsthal Gôttinger Yasen 62 f. E. Herzog
Die Umschrift der àltern griech. Literatur 49, der die Schreibung des
Vasenmalers als das Ursprtingliche ansieht, im iibrigen weitere Belege fur
Singular und Plural gibt.

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Sprachliche Untersuchungen zu Homer 259

tjVTO, das an sich das altère ijaxo an metrischer Bequemlichkeit


durchaus nicht ubertraf, doch nicht erfunden haben, sondern
schôpfte die der traditionellen Sprache widersprechende Form gewiB
aus der lebendigen Rede. Die lebendige Rede Ioniens bot sie ihm
aber nicht. Hier kannte man nur wnêacai wcéaxo. Ein yvro
konnte ihm nur das Attische bieten1), das iiberall, wo -vr- iiber-
haupt sprechbar war, dieses fiir altères -crc- einsetzte. Bei diesem
Verbum ist hier -vr-9 so viel ich sehe, zu friihest bei Euripides
und Kratino8 belegt {rjvxai Eurip. Bakch. 38, na&r]VTcti -vro Rhes. 6
(hinter tcqo-). Kratin. 229 [I 82 K.] Aristoph. Ran. 677. 991.
Ekkl. 302). Doch ist die Form jedenfalls alt, da *fjat(u im Atti-
schen zu *r\xai werden muBte, also jedes Kennzeichen des Plurals
verlor, wâhrend orop. eÎQrjvai, aus ^aiqeaxav sich durch den Ak-
zent von der III. sg. «l^ijrat unterschied, wie allerdings auch ein
attisches *xa#ijxm von der fiir *xa#ij(mM eingedrungenen Neu-
bildung %d&t]T<xi,. - Das qvcai des Kallimachos fr. 122 und des
Apollonios Rhod. 2, 1086 ist ihrem -oiwo analog, aber zugleich
durch das homerische Vorbild entschuldigt.
Jedenfalls ist bei \v%o der attische Ursprung nicht iiber-
raschend. Der Vers T 153 wird von demselben herriihren, der
die zur Ankniipfung der Teichoskopie dienenden Verse 12 Iff. ge-
dichtet und hier 144 Theseus' Mutter Aithra im Gefolge der He-
lena vorgefuhrt hat. Vgl. auch das allerdings nur mit Vorbehalt
verwertbare ôévÔQip F 152.
Nun gibt es allerdings noch einige weitere Fâlle, wo Homer
-vxai -no bietet, wâhrend ge