Internationales

F E S T I VA L Z E I T U N G

Radiokunst-Festival
Halle (Saale)
1. – 30. Oktober 2016

PERFORMANCES AU S S T E L L U N G E N RADIO KO N F E R E N Z E N WORKSHOPS

 Was ist Radiokunst?

Radio Art is
transmission art.
T OM RO E &
GALEN JOSEPH-HUNTER
( WAV E FA R M )

Die Radiokunst-
Szene ist wie
ein wilder Garten.
GABI
SCHAFFNER

Das Festival ist

die Antwort. KNUT
AU F E R M A N N
 A

EDITORIAL
lle zehn Jahre findet das Internatio­
nale Radiokunst-Festival Radio
Revolten statt. Der in dieser schnelllebi­
gen Zeit fast schon geologisch anmu­
tende Zyklus zeigt, mit welcher Tiefe
und Ernsthaftigkeit hier die Verbindung
von Kunst und Radio angegangen wird.
Dass die Ergebnisse spielerisch,
experimentell und überraschend klingen,
liegt an den eingeladenen Künstler_innen
sowie am Radio selbst. Dieser Kasten
 – das Radiogerät – mit der ikonischen
Skala steht bei den meisten Menschen
immer noch in unmittelbarer Reichweite,
auch wenn viele ihn mittlerweile eher
in Form einer Smartphone-App kennen.
Allerdings sind die ursprünglichen
Versprechungen des Mediums in Verges­
senheit geraten: offene Kommunika­
tion und Grenzenlosigkeit, Echtzeit und
Vergänglichkeit, und nicht zuletzt das
INHALT Erzählen, oder vielleicht besser gesagt,
das Heraushören von Geschichten.
3 Editorial Die Künstler_innen der Radio Revolten
erwecken diese Möglichkeiten wieder,
4 Grußworte
setzen sie in Installationen und Perfor­
5 Die Revolte ist eröffnet mances um, spinnen sie in Interven­
6 Wie klingt der Äther tionen weiter und senden sie on air von
Die eman­zipative Aneignung des Medi­
ums von unten sollte auch international
die Funktion und Handhabung des
Hörfunks hinterfragen. In der so geleite­
ten Praxis sind überregionale Kontakte
entstanden und Impulse gesetzt worden,
die weltweite Interferenzen erzeugten,
sowohl im Weltverband der freien Radios
A M A RC als auch beispielsweise im
Europarat, in der EU -Kommission in
Brüssel oder in der UNESCO -Strategie
zum Medium. Die radiokünstlerischen
Interventionen, die von Halle ausgehen,
initiierten immer wieder einen insti­
tutionsübergreifenden Austausch zwi­
schen öffentlich-rechtlichen und freien
Radios einerseits sowie mit wissen­
schaftlichen Institutionen andererseits.
Dies bewiesen schon die ersten Radio
Revolten 2006, die einen Monat
lang nach der Zukunft des Radios auf
internationaler Ebene fragten. Die
Radio Revolten 2016 gehen darüber hin­
aus, wenn sie erstmals Radiokunst
in ihrer ganzen Bandbreite und Vielstim­
migkeit präsentieren. Dies geschieht
auch medienübergreifend: Seit Jahren
erweitert R A DIO COR A X in Veran­

7 Unsichtbare Wellen Halle aus in die Welt. Über eine Million
Menschen in aller Welt werden so zu
8 Alles oszilliert
Hörenden und Gästen des Festivals in
9 Das Große Rauschen Halle.
10 Übersicht Ausstellungen 30 Tage lang kann an 16 Orten der
Stadt aktuelle Radiokunst erlebt werden.
11 Veranstaltungsorte
Im Zentrum der Stadt, in der Rathaus­
12 Ausgewählte Ereignisse der straße 3 öffnet an 22 Abenden der tempo­
Radio Revolten räre Radio Revolten Klub seine Pforten.
14 Achtung Zentrale Nebenan, in der Radio Revolten Zent­
rale, ist nicht nur auf zwei Etagen zeit­
15 Unexpect the expected
genössische Radiokunst ausgestellt
16 Der Radiosammler. Die Funkamateure – von hier aus senden die Radio Revolten
17 Hier sendet die Spruchstätte 24 Stunden täglich auf der UKW -Fre­
staltungen und Festivals gemeinsam
mit dem Medienkunst-Verein Werkleitz
Gesellschaft das Verständnis des
Mediums Hörfunks. In diesem Radio
Revolten-Jahr korrespondieren sie
einmal mehr.
Ohne die Kulturstiftung des Bundes,
die die Radio Revolten von Anfang
an begleitet und als Hauptförderin den
internationalen Rahmen dieses kon­
stituierenden Festivals der Radiokunst
ermöglicht hat, wären viele Ideen
eben solche geblieben. Die Möglichkeit,
ein Festival-eigenes Radioprogramm

18 Radiokunst schmeckt nach Schokolade
19 Workshops
20 Auf Kaperfahrt zwischen den Wellen
21 Radio Space is the Place
22 Impressum
quenz 99,3 MHZ , der M W -Frequenz
1575 kHz, und über Livestream. Den gan­
zen Oktober hindurch werden ungewöhn­
liche Veranstaltungen die Stadt Halle
verwandeln: Von Türmen über Schlösser
bis zu den Botanischen Gärten wird
Radio zu Kunst erblühen.
Aber warum ausgerechnet in Halle?
Vielleicht sind es viele einzelne Fäden,
die sich mehr oder weniger zufällig
in Europas diffuser Mitte zu einem un-
durchdringlichen Knäuel verflechten,
aber einige Faktoren sind dafür bestim­
mend, dass dieses internationale  großer Dank.
Radiokunst-Festival in diesem Umfang
nur in Halle stattfinden kann.
Idee und Umsetzung des Festivals
geschehen auf freiem Radiogrund,
der sich nicht in tradierten und institu­
tionalisierten Denk- und Handlungs­
weisen begrenzen muss. Das freie
RADIO CORAX hat seit seinem Sende­
start im Jahr 2000 immer mehr als
einen lokalen Anspruch erhoben:
lokal und international ausstrahlen zu
können, verdanken wir der großzügigen
Förderung der Medienanstalt des
Landes Sachsen-Anhalt. Und nicht zu-
letzt ist die Stadt Halle als Mitveran­
stalterin der Radio Revolten eine unver­
zichtbare Stütze, sowohl finanziell
als auch logistisch. Sie spiegelt sich in
der Schirmherrschaft des Oberbürger­
meisters Dr. Bernd Wiegand wider und
half uns Türen zu öffnen, um an so
vielen Orten der Stadt Halle präsent sein
zu können. Ihnen allen gebührt unser
Nun ist es an Ihnen, die gesamte
Bandbreite der Radio Revolten zu
erkunden – ob vor Ort oder on air. Sprach
die Presse im Vorfeld von der tempo­
rären Welthauptstadt des Radios, so
gibt Ihnen diese Festival-Zeitung dafür
einen Überblick, erste Einblicke und
künstlerische Positionsbestimmungen.
Knut Aufermann & Ralf Wendt

3   R A D I O R E VO L T E N
 Gruß der
GRUSSWORTE Kultur­stiftung
des Bundes
Radio hören zählt noch immer zu den
beliebtesten Freizeitbeschäftigungen
der Deutschen. Aber Radio-Kunst?
Künstlerinnen und Künstlern waren
schon früh fasziniert von den techni­
schen Möglichkeiten, Töne und Geräu­
sche aufzuzeichnen und zu konservieren.
Kunstschaffende experimentierten
auf originelle und innovative Weise mit
den akustischen Medien. Im Collagie­
ren von Musik, Geräusch, Silbe und
Laut, Stimme und Wort eröffneten sie
überraschende Erfahrungsräume.
Digitalisierung, Internet und die Ver­
breitung technischer tools schließlich
haben die Radiokunst aus der Hand
der Spezialisten befreit, sie gewisserma­
ßen demokratisiert. Inzwischen hat
sich Hör-Kunst immer mehr als eigen­
ständige Sparte entwickelt und wan­
dert aus dem »klassischen« Radio aus.
In Podcasts, Clubs, Audio- und Video­
walks, in Performances und Installatio­
nen ist die Radio-Kunst mobil geworden.
Es ist ein Glücksfall für Halle
und die Region, dass es mit dem freien
R A DIO COR A X eine so agile und  auf interessierte Hörerinnen und Hörer.
kreative Radiostation hat, die offen für
Experimente und Feldversuche ist
und ihr Profil als unabhängiges Radio
durch Hör-Kunst erweitert und schärft.
Das umfangreiche Programm des
diesjährigen Radio Revolten Festivals
hat den Anspruch, das Avancierteste
im Bereich der akustischen Künste zu
ermöglichen und zu Gehör zu bringen.
Das Festival ist regional gut verankert
und gleichzeitig auch international aufs
Beste vernetzt. Die Nutzung neuer
Orte bereichert die kulturelle Infrastruk­
tur der Stadt und die Technik gibt
dem Programm einen weltweiten Reso­
nanzraum.
Wir danken dem Künstlerischen
Leiter Knut Aufermann sowie den Kura­
toren Anna Friz, Elisabeth Zimmermann,
Sarah Washington und Ralf Wendt
und insbesondere den vielen ehrenamt­
lich Mitarbeitenden. Den erwartbar
vielen Festivalbesuchern wünschen wir
inspirierende Wochen mit den Radio
Revolten!
Hortensia Völckers und
Alexander Farenholtz
VORSTAND DER
KULTURSTIFTUNG DES BUNDES
4
Gruß der Gruß der
Medienanstalt Stadt
Sachsen-Anhalt Halle (Saale)
Zum zweiten Mal Radio Revolten in Die Stadt Halle (Saale) ist im Oktober
Halle an der Saale, nicht großes Kino, stolzer Gastgeber des internationalen
sondern große internationale Radio­ Radiokunst-Festivals Radio Revolten.
kunst! Dafür zunächst ein großer Dank Millionen Menschen weltweit können
an das Team RADIO CORAX , das mit das Festival-Programm empfangen, die
unermüdlicher und erfolgreicher Suche Arbeiten von Künstlerinnen und Künst­
nach Förderern, Partnern und Unter­ ler aus 17 Ländern erleben.
stützern das Festival ermöglicht und das Ich danke allen Unterstützern
umfangreiche Kulturangebot unseres und Organisatoren und wünsche den
schönen Bundeslandes um ein weiteres Akteuren und Gästen interessante
hörenswertes Kleinod bereichert. Begegnungen und unvergessliche
Es war anscheinend der Dessauer Erlebnisse in der Händelstadt Halle.
Kurt Weill, der den Begriff Radiokunst
im Jahre 1925, zwei Jahre nach Ausstrah­ Mit O-Ton
lung der ersten Rundfunksendung in
Deutschland, in einem Beitrag für die
Programmzeitschrift Der Deutsche Rund­-
funk prägte. Eine praktische Umset­
zung ließ – anders als z. B. bei der Video­
kunst – doch lange – eigentlich bis zu
den ersten Radio Revolten 2006 – auf
sich warten. Bereits damals wurden hier
in Halle Maßstäbe gesetzt und auch
diesmal warten in den 30 Festivaltagen
unzählige zeitgenössische Radio­
kunststücke von 70 Kunstschaffenden
Die MSA konnte bei der Lizen­
zierung der benötigten Zusatzfrequen­ Ihr
zen sowie bei der Bereitstellung der
technischen Ressourcen zur Produktion Dr. Bernd Wiegand
unterstützen. Ich freue mich daher, OBERBÜRGEMEISTER DER
STADT HALLE (SAALE)
dass neben der CORAX -Frequenz 95,9
UND SCHIRMHERR DES FESTIVALS
und der Festivalfrequenz auf UKW 99,3
auch eine Mittelwellenfrequenz und
ein Internetstream die Radiokunst aus
Halle hinaus in die weite Welt tragen
und hoffe, dass sie auf viele interessierte
Hörerinnen und Hörer trifft.
Jenseits der Funktion als Medien­
regulierer ist den Gremien der MSA die
Bedeutung von Kultur als konstituieren­
dem Element unserer Gesellschaft im
Allgemeinen und der Radio Revolten als
Medienstandortvorteil im Konkreten
durchaus bewusst. Daher fand der An-
trag bei unseren Gremien zahlreiche
Unterstützer, die ganz sicher im Oktober
dieses Jahres auch ihren Weg zu den
Veranstaltungen der Radio Revolten fin­
den werden. Ich wünsche den Festival­
teilnehmern viel Erfolg und Spaß in
unserer Kulturhauptstadt und der Radio­
kunstszene wertvolle Impulse.
Herzlich grüßt
Martin Heine
DIREKTOR DER
MEDIENANSTALT SACHSEN-ANHALT
(MSA)

Die Revolte ist
R A D I O R E VO L T E N E R Ö F F N U N G
eröffnet
Eine Vorausschau auf den Beginn von
30 Tagen Radiokunst
Revolten sind unvorhersehbare Ereig­
nisse. Mit der Absicht, Bestehendes
umzuwälzen, flammen sie plötzlich auf
und greifen nach und nach in den Raum
ein. »Radio Revolten« sind Umwäl­
zungen, die sich auf allen Feldern der
Radiokunst gegen die bestehenden Ver­
hältnisse im Äther wenden. Auch wenn
sich am 1. und 2. Oktober die Inter­
ventionen im halleschen Stadtraum über­
schlagen werden, sollen hier, soweit
möglich, die Initialzündungen einer drei­
ßigtägigen Revolte vorhergesagt werden:
Revoltendämmerung on air
In der Nacht des 1. Oktobers öffnen
sich die Frequenzen. Auf 99,3 MH z
und 1575 kHz dringen erste Klänge und
Stimmen zu Ohren und beginnen, die
Fäden eines sich ständig ausbreitenden
Radiokunst-Netzes zu spinnen. → S. 15
Bis um 17 Uhr der Radiomacher
Marold Langer-Philippsen die Haus­
mannstürme der halleschen Marktkirche
besteigt. Hoch über dem Marktplatz
wird er während des gesamten Festivals
als Orakelradio die Möglichkeiten des
Radiomachens ausloten. → S. 17 Und
zwar in fortwährendem Dialog, denn
Langer-Philippsens Radiokunst ist die
Gesprächskunst. In seiner ersten
Sendung detektiert RADIORADAR das
5   R A D I O R E VO L T E N
Wesen von Meeren und Küsten. Um
kurz vor 18 Uhr schwappt die Hochsee-
Philosophie dann aus der Türmer­
wohnung auf die umliegenden Dächer
über – auch das Carillon im Roten Turm
bleibt von diesen Schwingungen
nicht unberührt und ertönt ungewohnt.
Klangumfangende Orchester
Dort haben sich die Musiker des
1. Deutschen Stromorchesters postiert.
Unter der Leitung ihres Erfinders
Rochus Aust elektrisieren sie das Zent­
rum der Stadt mittels Instrumenten,
deren Geräusche in einer Welt ohne Ra-
diokunst als störender Lärm gelten.
Doch in der 8. Sinfonie von Rochus Aust
formen die Klänge von Laubsaugern,
Toastern, Bohrmaschinen und anderen
elektrischen Geräten einen musika­
lischen Klangkörper, der ein weiteres
Feld der Radiokunst hörbar macht:
die Entdeckung der Ästhetik des
Unbemerkten und Unsichtbaren.
Gegen 19 Uhr übernehmen mobile
Radiogeräte die Wortführung und
fordern das Publikum auf, weiterzuzie­
hen – zu einer radiokünstlerischen
Darbietung, die alle »Elemente des Hör-
spiels«, wie sie Werner Klippert in
seinem gleichnamigen Büchlein aufführt,
enthält. Das Londoner Resonance
WAS IST RADIOKUNST?
Radio Art is a wider way
of transmitting. JULIA
D RO U H I N
Radio Orchestra, bestehend aus Musi­
kern, Tontechnikern, Geräusche­
machern, Schauspielern, Autoren, Kom­
ponisten und Radiomachern, ist
gewissermaßen die »Hausband« des
freien Kunstradiosenders Resonance FM
in London. Mit Soundeffekten,
elek­t­ronischer und akustischer Musik,
Gesang und Sprache führen sie
unter dem Titel Larry Shipping in The
Abbey and Saaleaue at Planena
Live-Radiokunst auf. Nicht nur spielt
die Geschichte in Halle, sondern sie
wird auch von einer stadtbekannten
Stimme erzählt, von der Schauspie­lerin
Marie Anne Fliegel. Mit diesem inter­
disziplinären Werk der Radiokunst
eröffnen RADIO CORAX und Werkleitz
das Internationale Radiokunst-Festi­
val Radio Revolten und das Werkleitz
Festival 2016 Trans-Positionen.
Radiokunst fest installiert
Nach der akustischen Einweihung
am 1. Oktober, öffnen sich am folgen­
den Tag stadtweit alle Orte, an denen
30 Tage lang Klangskulpturen und
Soundinstallationen eine weitere Ebene
der Radiokunst sichtbar machen. Alle
Ausstellungs- und Installationsorte der
Radio Revolten lassen sich am 2. Okto­
ber in einem Rundgang erkunden,
der beim morgendlichen Pflanzenradio
im botanischen Garten beginnt → S. 8,
über Antennen-Experimente in der
Moritzburg und den Marktplatz → S. 6
bis zu den zwei großen Ausstellungen
des Internationalen Radiokunst-
Festivals zieht: einer kritischen Radio­
geschichte im Stadtmuseum → S. 7
und einer umfassende Rundschau 
zeitgenössischer Radiokunst in der
Radio Revolten Zentrale. → S. 9 Der
Eröffnungsreigen, der auf UKW begann,
endet auch dort: Aus Mitschnitten
von Kurzwellensendern aus aller Welt
gestaltet der Radiokünstler Mike Dodge
Weiskopf eine akustische Weltreise
aus Klängen, die den Hörenden ermög­
licht, durch Räume und Zeiten zu
gehen – auch liegend. Der Radio Revol­
ten Klub in der Rathausstraße 3 wird
die ganze Nacht geöffnet und gepolstert
sein für Einschwärmende, die bis zur
Morgendämmerung in die ShortWave-
Music eintauchen können.
T I N A K L AT T E
  →  mehr Infos zur Eröffnung
am 1. und 2. Oktober S. 12
 © VG BILDKUNST, BONN 2016, FOTO – IAN HOBBS
FOTO – SARAH WASHINGTON
The Envelope of the Hour
Wie klingt der
R A D I O R E VO L T E N I M R O T E N T U R M

R A D I O R E VO L T E N I M K U N S TM U S E U M M O R I T Z B U R G
Anna Friz
Glockentürme haben durch ihre akustische

Äther?
Gegenwart lange Zeit das Tempo eines
Tages in der Stadt gemessen. Heute wird
Zeit global durch die Internationale Atomzeit
bestimmt, einen koordinierten Zeitmaßstab,
der über Satellit und Kurzwellen-Frequenzen Joyce Hinterding baut Antennenskulpturen
weltweit synchronisiert und übertragen wird.
In der Multi-Kanal-Sound-Installation aus
Audio-Manipulationen der Radioübertra-
Der Äther ist der blaue Himmel, hier setzt von elektromagnetischen Wellen
gung der Atomuhr und von Glockenklängen
werden Schallresonanz, Aufschub, Strömung sitzen die Götter und das Licht, so und kosmischer Strahlung, die in für
und Zerfall von Atom- und mechanischer erzählt es die griechische Mythologie. uns unhörbaren Frequenzen vibrieren.
Uhrzeit erkundet. Mit der Erfindung des Rundfunks Mit Hinterdings Aeriology können wir
hat sich der Äther auf die Erde begeben die schwirrenden und knallenden Geräu­
und trägt unhörbar das Hörbare vom sche von Sonneneruptionen und Blitzen
In the Air We Share Sender zum Empfänger. Die Radio­ hören.
wellen durchrauschen den Funkraum, Aeriology ist eine Maschine und eine
Sarah Washington
in dem sich mittlerweile ein dichtes Skulptur, ein Kondensator und eine
Aus vielen Lautsprechern, die im Roten Turm Netz elektromagnetischer Wellen aller Antenne, die hörbar macht, was sich in
diskret platziert sind, wird »In the Air We
möglichen Kommunikationstech­ tieferen Schichten der Luft verbirgt.
Share« eine zufallsgenerierte Klanginstal-
lation, die aus vielsprachigen Worten und nologien aufspannt. Das Äthertreiben Das klingt natürlich überall anders. Der
Redewendungen komponiert ist und an tiefe durchzieht Innen­ und Außenräume, Äther­Detektor stand schon in Neu­
Erfahrungen von Transzendenz erinnert. Weil ja auch unsere Körper – unsichtbar und seeland, Großbritannien, der Türkei und
die Körper völlig damit beschäftigt sind, unbemerkt. den Niederlanden. Vom 1. Oktober
die schmale Wendeltreppe zu erklimmen, Dieses Treiben erforscht die austra­ bis 29. Januar 2017 befi ndet sich die
bleiben die gewöhnlichen Ablenkungen lische Künstlerin Joyce Hinterding Installation in den über fünfhundert
am Boden zurück. Stimmen im Inneren des
seit über zwanzig Jahren. Sie betreibt Jahre alten Gewölben der Moritzburg
Turms übertragen Kunde von einem höheren
Aeriology (Ätherkunde). So heißt ihre und korrespondiert dort mit der
Zustand, die etwas anderes als den physi-
schen Körper aufruft, im Raum aufzusteigen. bekannteste Installation, die zugleich Sammlung mittelalterlicher Schnitz­
ihr Forschungsinstrument ist. Es plastiken.
→ mehr Infos zur Ausstellung S. 10 besteht aus kilometerlangem Kupfer­ Weitere Antennen­Experimente von
draht, gewickelt um tragende Säulen Joyce Hinterding werden im Radio
7. Oktober, 15.10 eines Gebäudes. So entsteht eine riesige Revolten Klub zu sehen und zu hören
In the Air We Share on air Spule, ein Detektor, der die Radiowel­ sein. Dort fängt sie am 3. Oktober
auf UKW 99,3 & 95,9
len aus dem Äther empfängt und mittels mit dem Künstler David Haines elektro­
angeschlossener Lautsprecher hörbar magnetische Energie performativ ein.
macht. T I N A K L AT T E

Und zu Ohren dringen nicht nur die

→ mehr Infos zur Ausstellung S. 10
Signale unserer Kommunikation, son­
dern auch die Schwingungen des »natür­
3. Oktober 2016, 20.00
lichen Radios«. Denn den Äther gab Joyce Hinterding & David Haines
es schon vor der Erfindung des Funks. Radio Revolten Klub
Die Atmosphäre der Erde ist durch­ Eintritt frei

WAS IST RADIOKUNST?

Radiokunst ist eine Ausstellung in

einem verschwinden den Raum. FELIX
KUBIN

6

Unsichtbare
R A D I O R E VO L T E N I M S TA D TM U S E U M
Wellen
Zur Geschichte des Rundfunks und den Versuchen
seiner Aneignung im Raum Halle
Wer die Geschichte des Radios in Halle
und Umgebung erzählen will, kann eine
hochspezialisierte Technik-Sammlung
ausstellen oder Filme und Fotos aus
100 Jahren Radiogeschichte zeigen oder
seltene Tonaufnahmen präsentieren.
Die Ausstellung Unsichtbare Wellen geht
über einen solchen, rein affirmativen
Ansatz hinaus und fragt nach den gesell­
schaftlichen Rahmenbedingungen, unter
denen Radio stattfand und stattfindet:
Wie könnte die weltweit erste Radio­
sendung ausgesehen haben und warum
hörte niemand die erste deutsche Radio­
übertragung? Wie klingen Wachsrollen
aus dem 19. Jahrhundert und wie meine
Stimme durch ein hundert Jahre altes
Mikro? Warum scheiterten hallesche Ar­
beiter um 1930 mit ihrem Ruf nach
einem eigenen Sender und mit welchen
Aktionen versuchten sie, sich dennoch
Gehör zu verschaffen? Welche Urteile
wurden gegen Menschen gefällt, die es
während des National­sozialismus
wagten, systemkritischen Rundfunk zu
hören oder gar selbst zu verbreiten,
und wer denunzierte die sogenannten
Rundfunkverbrecher? Wie klang 1976
illegales Radio, das von einem Dach­
boden aus gesendet wurde? Welche
Folgen hatte dieser revoltierende Akt?
Warum hasste Hanns Eisler den DDR -
Rundfunk und wer beseitigte DT64?
7   R A D I O R E VO L T E N
Die mit der Ausstellung offerierte Neu­
FOTO – VOLKMAR KRUSPIG
betrachtung ist mehr als die regionale
Aufarbeitung der Radiogeschichte,
nämlich auch eine Auseinandersetzung
mit der Situation von Kommunikation
und Massenmedien und deren Pro­
duktions-Umgebungen unter den jewei­
ligen gesellschaftlichen Verhältnissen.
Gleichzeitig wird das Publikum
Piraten-
radio im
zur Aneignung animiert: 
Realsozia­ Frühe Tondokumente sind in
lismus: authentischen Geräten hörbar,
Äthertäter
in Witten-
Mikrofone im Selbst­versuch
berg, 1973 erlebbar, Piratensender können
selbst getestet werden.
Wesentlicher Bestandteil der Ausstel­
lung ist eine Kollektion von Radio­
empfängern, die vom halleschen
Sammler Volker Martin → S. 16 zur Ver­
fügung gestellt wird und seinesgleichen
sucht. Mit dieser entsteht im Stadt­
museum eine Melange aus Bastler­stube,
Wunderkammer und Werkstatt, in
deren Rahmen sowohl Live-Radiosen­
dungen, Workshops zum Bau von
Sendern und Radios als auch Gespräche
mit Zeit­zeugen und Experten stattfin­
den werden.
Unsichtbare Wellen heißt daher
Wie entführt man einen Rundfunkspre­ vor allem: So wenig sichtbar die Hören­
cher und was hat es mit Schaltplänen den des Radios, so wenig bekannt
für Piratensender auf sich? Und vor sind auch viele Aspekte der Ausstellung
allem: Was hat all das mit dem Hier und über das – nur scheinbar – vertraute
Jetzt zu tun und warum stört sich Medium Hörfunk.
eigentlich kaum jemand am durchhör­ A L E X KÖ R N E R
baren Brei dieser Tage auf UKW?  
In der von den Radio Revolten kura­
tierten Ausstellung im Stadtmuseum
Halle sind vom 2. Oktober bis zum
8. Januar erstmals Sammlungen von
Tonaufnahmen und Aufzeichnungs­
geräten des Halleschen Instituts für
Sprechwissenschaften aus dem frühen
20. Jahrhundert sowie Nachweise zum
Arbeiterradio während der Weimarer
FOTO – BUNDESARCHIV, PAHL, GEORG
Republik zu hören und zu sehen. Die
Ausstellung hebt zudem die Motivation
von Personen hervor, die während
des Nationalsozialismus »Feindsender«
hörten und dafür verurteilt wurden.
Vorgestellt werden außerdem Piraten­
radios aus den Zeiten des »Realsozialis­
mus«, die nie entdeckt wurden. Eine
Radionutzung 1923, Leipzig
Installation der norwegischen Klang­
künstlerin Maia Urstad hinterfragt die    → mehr Infos zur Ausstellung S. 10
Geschichte der Kommunikationstech­
nologie mit künstlerischen Mitteln, und 3. bis 31. Oktober Di – Fr 13.00,
ab November Mi 13.00
verweist damit auf die Ausstellung
Stadtmuseum
zeitgenössischer Radiokunst Das Große
Talks: Moderierte Gespräche mit
Rauschen, die parallel in der Radio Wissenschaftlern, Technik-Nerds
Revolten Zentrale in der Rathausstr. 4 und Äthertätern. Radio Corax
zu sehen und hören ist. → S. 9 überträgt live auf UKW 95,9.
Das ausführliche Begleitprogramm:
radiorevolten.net
und radiocorax.de
 FOTO – KNUT AUFERMANN
Changing of the Guard
R R I M E H E M . P H YS I K A L I S C H E N I N S T I T U T
Knut Aufermann
Radio erträgt keine Stille. Hält sie zu lange
an, springt die silence bridge an, ein Gerät,
das ein Musik-Programm abspielt. Die Klang-
installation Changing of the Guard bietet
eine künstlerische Alternative. Jeden Tag des
R A D I O R E VO L T E N I M B O TA N I S C H E N G A R T E N
Alles oszilliert
laufenden Radio- und Festivalprogramms Wenn Pflanzen Radio machen
wird eine neue Version erklingen. Sowohl
die Umstellung des Wächters der Stille kann
miterlebt wie auch der Sendeapparat des Es schaukelt und schwingt nicht nur im
Festival-Radios im Turm der Alten Physik der Äther, sondern auch in jeder Zelle – die­
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ser Meinung war zumindest der russi­
besichtigt werden.
sche Erfinder Georges Lakhovsky. Drei
Jahrzehnte nachdem Heinrich Hertz
die Existenz der Radiowellen nachgewie­
sen hatte, entdeckte Lakhovsky die
Oszillation in allen Lebewesen. Seine
Hypothese: Krankheiten wie Krebs wer­
den durch störende Frequenzen ver­
FOTO – WERKLEITZ, ©WIELAND KRAUSE 2011
ursacht und lassen sich also auch durch
Schwingungen heilen. In der Praxis
erprobte er seine Heilungsmethode
durch Multiwellenoszillatoren zuerst an
Geranien.
Während die Medizin Lakhovskys
Oszillationstheorie schon lang zurück­
gewiesen hat, ließ sich der kanadische
Künstler Peter Courtemanche von ihr
inspirieren. Aka Absolute Value of Noise
collector‘s radio erschafft er ein Pflanzenradio, das zu
RR IM EHEM. ZOOLOGISCHEN INSTITUT
den Radio Revolten im Botanischen Gar­
Ralf Wendt
ten von Halle erklingen wird. Oder
besser gesagt, summen und wispern.
Domplatz 4 ist die Adresse der Zoologie der
Universität. Vor 130 Jahren wurde eigens für Denn das akustische Material für sein
sie das Haus errichtet. Gegenwärtig beher- Bio-electric Radio bilden Aufnahmen von
bergt es die zentralen naturwissenschaft- diversen Bienenarten und Synthesizern,
lichen Sammlungen der Martin-Luther- die der Künstler aus biologischem und
Universität, deren Geschichte teilweise bis elektronischem Material zusammen­
in das 17. Jahrhundert zurückreicht.
geschaltet hat. Als Antenne dient dem
Diese Sammlungen sowie das Flair der histo- solarbetriebenen Radio eine Ranken­
rischen Hörsäle, Vitrinen, Dielen und Mauern pflanze, die die organisch­anorganischen
sind der Rohstoff für die Installation. Das Frequenzen in den Äther überträgt.
mit über 30 Mikrofonen abgelauschte Haus
Ein paar Kieswege weiter unternimmt
wird erstmalig nach außen klingen. Das Pro-
der Musiker, Poet und Hörspielmacher
gramm ist folglich nicht vorhersehbar, aber
ab 4. Oktober auf dem Domplatz vor dem Hartmut Geerken den Versuch, tropi­
Haus zu hören. sche Gewächse mittels verschiedenster
Schwingungen aus ihren Häusern zu
→ mehr Infos zu den Ausstellungen S. 10 locken: »Ich stelle mir vor, dass die Pflan-
zen aus den Ritzen der Gewächshäuser
herauswachsen, und sie gewissermaßen
überwachsen, während sie akustisch
gedüngt werden«, sagt der Künstler zu
8
FOTO – HELEN THEIN
seiner Installation open out the hothouse.
Für drei Gewächshäuser des Botani­
schen Gartens hat Geerken jeweils einen
eigenen Soundtrack kreiert. Die Farne,
Orchideen und Bromelien im Tropen-
haus werden in die interferierenden
Klänge von Gongs und Vogelstimmen
getaucht: Das Stück bird of gongs
ist in Geerkens Gartengrundstück am
Ammersee entstanden, in dem über
vierzig dieser Klangkörper hängen. Das
Live­Hörspiel hexenring, welches
u.a. die Wasserpfl anzen im Viktoriahaus
in Schwingung versetzt, verrät den
Künstler als Mykologen. Sein Hörspiel
macht sich das kreisrunde Wachstums­
phänomen der Pilze zum Konzept
und lässt on air eine geflechtartige ver­
ändernde Text­ und Wortstruktur
entstehen.
Im Duo Infernale zusammen mit dem
Perkussionisten Famoudou Don Moye
bietet Geerken am 20. Oktober den Ge­
wächsen des Gartens noch einmal einen
besonderen Dünger, der sich erst im
im Moment der Performance entfaltet.
Denn die musikalischen Zusammen­
treffen des Duos leben von der Improvi­
sation und von einem guten Essen
im Voraus. »Wir reden nie über Musik«,
verrät Geerken. Sicher ist aber, dass
eine ukrainische Bandura mit nach Halle
kommen wird, die einst als Sonnenharfe
von dem Jazzmusiker Sun Ra bespielt
wurde. Vielleicht werden sich bis dahin
die immergrünen Pflanzen des dritten
Gewächshauses unter den sonnenwar­
men Frequenzbereichen von Geerkens
the heliopolar egg entwachsen haben.
T I N A K L AT T E
20. Oktober, 18.00
Duo Infernale
Botanischer Garten
FOTO – ANNA FRIZ

Das Große
R A D I O R E VO L T E N I N D E R R A D I O R E VO L T E N Z E N T R A L E

Rauschen
The Metamorphosis of Radio
Radio kann mehr sein als ein Übertra­
gungsmedium für Informationen
und Musik. Radio besteht aus Ausstrah­
lungs­ und Empfangsgeräten, Radio
formt Wellen vom Sender zum geneigten
Ohr, Radio tönt in allen Frequenzen.
Radio ist ein großes Rauschen.
Die Ausstellung The Metamorphosis
of Radio holt das Radio aus dem
Sendestudio und präsentiert internatio­
nale zeitgenössische Radiokunst in
Installationen. Elf Radiokünstler_innen
zeigen ihre Werke: Sie experimentie­
ren mit Mikro­Transmittern, wandeln
altbekannte Rundfunk­Formen um,
bauen einzigartige Antennen und spie­
len mit elektromagnetischen Wellen.
Die Ausstellungsräume in der Radio
Revolten Zentrale werden dabei zu
einem hochfrequenten Radiowellenfeld,
in dem sich die Arbeiten wechsel­
seitig beeinflussen. Denn Radiokunst
auszustellen birgt besondere Heraus­
Doch sind die Kunstwerke nicht bloße
technische Spielerei, sondern thema­
tisieren gesellschaftliche und symboli­
sche Aspekte des Radios. Der kana­
dische Künstler Steve Bates beschäftigt
sich mit Grenzen als Punkten des
Kontakts und des Konflikts. Seine Ins­
tallation Concertina besteht aus einem
Stacheldrahtzaun, an dessen Ende
ein Funksender angebracht ist. Dieser
sendet die Signale, die über den Draht
gespielt werden, an Radioempfänger
im Raum. So wandelt Bates den Stachel­
draht vom eingrenzenden Abwehr­
instrument zum zerstreuenden Übertra­
gungsinstrument – das Radio dient
der Verwandlung. Der Komponist und
Soundkünstler Emmanuel Madan
räumt dem Ausgegrenzten Platz ein:
In seiner Installation Zwischenlaute
erklingen all die Schmatzer, Atmer und
anderen Geräuschen um die unser
Sprechen in der Medienproduktion
Mittel­ und Ultrakurz­Wellen. Radio
interferiert und schwankt, es ist
geräuschvoll und voller Dynamik. Das
wird auch zum Abschluss der Aus­
stellung noch einmal performativ
gefeiert. Angelehnt an die Regeln von
John Cages Music Circus und John
Bissets Relay spielen Dutzende Musiker
und Musikerinnen über die Aus­
stellungsräume in der Radio Revolten
Zentrale verteilt. Das Publikum kann
sich frei im Haus bewegen und so
seine ganz persönliche Klangmischung
kreieren.
Die Ausstellung präsentiert Arbeiten
von: Steve Bates, DinahBird und 
Jean­Philippe Renoult, Rodrigo Ríos
Zunino und Fernando Godoy M,
Golo Föllmer, Emmanuel Madan,
Gabi Schaffner, Jeff Kolar, Sally Ann
McIntyre und Kristen Roos.
F R E D E R I K E M E R K E L & T I N A K L AT T E

forderungen. Im Gegensatz zu einem bereinigt wird – die Metamorphose wird

Gemälde oder einer Steinskulptur
reagieren die Anlagen aus Mikrofunk­
kreisen und handgefertigter Elektronik
empfi ndlich auf ihre Umgebung.
Wird den Klangelementen nicht genug
Platz eingeräumt, können sie sich
gegenseitig stören. Durch diese hörba­
ren und unhörbaren Interferenzen
entsteht ein Gesamtkunstwerk, an dem
jede einzelne Installation teilhat.
aufgedeckt. Die hier sicht­ und hör­ → mehr Infos zur Ausstellung S. 10
baren Anverwandlungen des Mediums
Radio korrespondieren mit den Sprech­ 29. Oktober, 20.00
Apparaten und Radio­Zeugnissen, Abschlussperformance
Radio Relay Circus
mit deren Hilfe im Stadtmuseum Halle
Radio Revolten Klub
eine Geschichte des Rundfunks und
seiner Aneignung geschrieben wird.→ S.  7
Das Spielen mit den Frequenzen
zeigt, dass Radio viel mehr ist als das ein­
fache Hören über die allseits bekannten

WAS IST RADIOKUNST?

Radio Art is using the circumstances of broadcast and

the electromagnetic transmission as artistic material. ANNA
FRIZ

9 R A D I O R E VO L T E N
 Das Große Rauschen In the Air We Share Changing of the Guard
AUSSTELLUNGEN
The Metamorphosis of Radio von Sarah Washington von Knut Aufermann
— Radio Revolten in der und — Radio Revolten im
ehemaligen Physikalischen Institut
Radio Revolten Zentrale
2. bis 30. Oktober 2016
The Envelope of the Hour 2. bis 30. Oktober 2016
von Anna Friz
täglich 12.00 – 20.00 täglich 15.00, Mi geschl.
— Radio Revolten im
Mo geschlossen Roten Turm nur mit Führung, Eintritt frei
3. Oktober geöffnet
2. bis 30. Oktober 2016
Eintritt frei
Mo bis Fr 13.00 – 17.00
Sa & So 14.00 – 17.00
Audioscopic Research
Eintritt 2 €
Archive
Unsichtbare Wellen Führung durch den Roten Turm
von Friedrich Jürgenson
Zur Geschichte des Rundfunks und den — Das Werkleitz Festival 2016
Mo, Mi, Fr 17.00 Trans-Positionen in Korres-
Versuchen seiner Aneignung im Raum
Halle Sa & So 14.00 pondenz mit den Radio Revolten im
— Radio Revolten im Eintritt 6 / 4,50 € Schaufenster des Foyers
Stadtmuseum der Kulturstiftung des Bundes
2. Oktober 2016 1. bis 30. Oktober 2016
bis 8. Januar 2017
Bio-electric Radio
von Peter Courtemanche aka absolute
täglich 10.00 – 17.00
value of noise
Mo geschlossen und RADIORADAR -Tour
3. Oktober geöffnet mit Marold Langer-Philippsen
Eintritt 4 / 2,50 € open out the hothouse — Radio Revolten in den
Talks: Gesprächsrunden mit Zeit- von Hartmut Geerken Hausmannstürmen
zeugen, Experten, Technik-Nerds und — Radio Revolten im 1. bis 30. Oktober 2016
Äthertätern. Live im Museum und auf Botanischen Garten 14.00 (3. Okt geschlossen)
Radio Corax 95,9 FM 2. bis 27. Oktober 2016 Treffpunkt am Eingang
3. bis 31. Oktober 2016 Mo bis Fr 14.00 – 18.00 zu den Hausmannstürmen
Di bis Fr 13.00, Sa, So, Feiertag 10.00 – 18.00 zu hören auf UKW 99,3 (17.00)
ab November Mi 13.00 Eintritt 2 / 1 € und www.radioradar.eu

Aeriology collector’s radio

von Joyce Hinterding von Ralf Wendt
— Radio Revolten im — Radio Revolten im
Kunstmuseum Moritzburg ehemaligen Zoologischen Institut
2. Oktober 2016 4. bis 30. Oktober 2016
bis 29. Januar 2017 Mo bis Fr 8.00 – 18.00
täglich 10.00 – 18.00 zu hören auf dem Domplatz
Mi geschlossen Termine für Führungen unter
Eintritt 3 / 2 € radiorevolten.net
Eintritt frei

Trans-Positionen
KOOPERATION

–POSITIONEN
TRANS

/trans-positionen
werkleitz.de
www.
Werkleitz Festival 2016
Das Werkleitz Festival 2016 Trans-Positionen
findet in Korrespondenz zu Radio Revolten
statt. Vor dem Hintergrund dieser Koope-
ration geht das Werkleitz Festival medien-
übergreifend auf das Radio als Träger von
Hör-Kunst ein und untersucht das Verhältnis
von Ton und elektronischem Bild sowie die
(Saale)

politische Bedeutung des Radios und die

Halle

Aktualität des Mediums. Das Werkleitz Festi-

val umfasst die Ausstellung des Audioscopic
Research Archive von Friedrich Jürgenson,
eine Leihgabe des ZKM | Zentrum für Kunst
und Medientechnologie Karlsruhe, im Foyer
der Kulturstiftung des Bundes, die audiovisu-
elle Performance der schwedischen Künstler
Hampus Lindwall, Joakim Forsgren und Leif
Elggren in der Halleschen Moritzkirche, die
auf Einladung des Kurators Martin Hartung
für Trans-Positionen entwickelt wird, sowie
ein von Florian Wüst kuratiertes Filmpro- WERKLEITZ AUSSTELLUNG
gramm im Kino Zazie.
FESTIVAL PERFORMANCE
216 FILMPROGRAMM

10
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11

Glauchaer
Platz Riebeck-
platz
Haupt-
Franckesche
4 Bahnhof
Stiftungen

Magdeburg
↑
Botanischer Garten Konzerthalle Ulrichskirche
1 8
Am Kirchtor 1–12 Christian-Wolff-Straße 2
ehemaliges Kunstmuseum Moritzburg
2 9 Berlin
Physikalisches Institut Friedemann-Bach-Platz 5
Friedemann-Bach-Platz ↑
10 Marktplatz
ehemaliges
3
Zoologisches Institut
11 Moritzkirche Oppin
Domplatz 4
Foyer der Radio Revolten Zentrale B 100
4 12
Kulturstiftung des Bundes + Klub Peißen
Franckeplatz 2 Rathausstraße 3+4
Hallescher Saal Roter Turm A9
5 13 B 80
Universitätsring 5 Marktplatz A 14
Hausmannstürme Stadtgottesacker ↑
6 14
↑

Marktkirche Gottesackerstraße 7
A 38 Leipzig
Kino Zazie Stadtmuseum
7 15
Kleine Ulrichstraße 22 Große Märkerstraße 10

16 Universitätsplatz
↑
Jena
München

11 R A D I O R E VO L T E N
Ausgewählte Ereignisse
der Radio Revolten im MO 3. FR 7. MO 10.
Oktober 2016
LEGEND E
  12.00
UKW 99,3
Resonance FM präsentiert
  13.00
Stadtmuseum
Talk mit Dieter Rulff
  12.00
UKW 99,3
Resonance Extra präsentiert
Veranstaltung in
Radiokunst aus London mit Radio Glasnost Radiokunst aus Brighton mit
Halle (Saale) Ed Baxter Stimme der Peter Lanceley (UK)
Radiosendung auf klugen DDR-Opposition
UKW 99,3 & MW 1575
20.00
Radio Revolten Klub
Radiokunst-Performance   15.10
UKW 99,3 & 95,9
  jeden Montag
18.00
UKW 99,3
Der Eintritt ist in der Regel frei.
Bei den Talks gilt der Eintritt des Joyce Hinterding & Radiosendung für 2 Frequenzen Across The Uselessverse
Stadtmuseums. David Haines (AU) / In the Air We Share von with Xentos Fray Bentos
DinahBird & Jean- Sarah Washington (UK) (UK)
Das vollständige Programm und
weitere Informationen unter
www.radiorevolten.net
Philippe Renoult (UK/FR) 20.00
Radio Revolten Klub   23.00
UKW 99,3

DI 4. Halle-loofah von
Radiokunst-Performance
Radia Night

SA 1.   13.00
z.b.: ...
Johnny Head In Air (UK)

DI 11.
Barbara Kaiser & Tamara
Stadtmuseum
  1.  –   30. Oktober
täglich 17.00
Talk mit Edgar Lersch
Der Deutsche
Wilhelm (AT)
Tom Roe (US)

 
UKW 99,3 13.00

SA 8.
RADIORADAR Radiosonderweg Stadtmuseum
Talk mit Michael Viebig
Marold 20.00
Langer-Philippsen (DE) Radio Revolten Klub »Rundfunkverbrecher«
21.00
ein Orakelradio Radiokunst-Performance Moritzkirche in Halle
in den Hausmannstürmen Jeff Kolar (US) , Werkleitz Festival 2016 20.00
18.00 Kristen Roos (CA) & Trans-Positionen präsentiert Radio Revolten Klub
audiovisuelle Performances von
Marktplatz Anna Friz (CA/US) Radiokunst-Performance
Open Air Konzert Mitschnitt für die Hampus Lindwall, Tonic Train
Rochus Aust (DE) Europäische Rundfunkunion (EBU) Joakim Forsgren Knut Aufermann & Sarah
und das 1. Deutsche & Leif Elggren (SE) Washington (DE/UK)

Stromorchester
spielen von den Dächern rund um
MI 5.   23.00
UKW 99,3
& the Radio Amateurs
Bernd Kukielka & Uwe Kunze
Mitschnitt für die EBU
(DE),

 
den Marktplatz im Einklang 13.00 Wave Farm Radio präsentiert aus
mit dem Carillon im Roten Turm

MI 12.
Stadtmuseum New Yorks Upper Hudson Valley
die 8. Sinfonie von Rochus Aust Talk mit Gerd Roscher Transmission Arts
19.00 Ich wollt einmal am
Ulrichskirche
Radio Corax und Werkleitz
Sender steh’n   23.00
Radio Revolten Klub
Klubnacht, Eintritt 5 €
  13.00
Stadtmuseum 
eröffnen gemeinsam das Inter- 20.00 Talk mit Klaus-Michael Klingsporn
nationale Radiokunst-Festival Radio Revolten Klub Comb »Funkfreunde,
Radio Revolten und das Werkleitz Radiokunst-Performance experimenteller Pop
erfaßt den Rundfunk,
Festival 2016 Trans-Positionen mit Fernando Godoy M & Mila Stern
Larry Shipping in um ihn zu besitzen!«
Rodrigo Ríos Zunino (CL) Tech House
The Abbey and  20.00
Saaleaue at Planena
von Resonance
DO 6. SO 9. Radio Revolten Klub
Radiokunst-Performance
Xentos Fray Bentos (UK)
Radio Orchestra (UK)
  12.00
  10.00
UKW 99,3

DO 13.
Uraufführung UKW 99,3
Soundart Radio präsentiert Radia präsentiert
Exquisite Longwave
SO 2.
Radiokunst aus Devon mit
Lucinda Guy
 
(UK) Eine kollektive, welt- 13.00
umspannende Ausstrahlung Stadtmuseum

  10.00 – 19.30
verschiedene Orte in Halle
20.00
Radio Revolten Klub
Radiokunst-Performance
20.00
Radio Revolten Klub
Talk mit Hans Goldenbaum
Deutsche Rundfunk-
Geführter Rundgang
durch die Radio Revolten- Steve Bates (CA) /
Radiokunst-Performance propaganda für
Radia Night
Ausstellungen und -Installationen Ilia Rogatchevski (RU) & die arabische Welt
Dr. Klangendum
20.00 – 7.00
Radio Revolten Klub
Radiokunst-Performance
Laura Michelle Smith (UK) Lukas Simonis & Henk Bakker
Paulo Raposo (PT)
(NL)
  19.00 und 21.00
Kino Zazie
Werkleitz Festival 2016
ShortWaveMusic
All Night Flight
  23.00
UKW 99,3
Trans-Positionen präsentiert
das Filmprogramm

Myke Dodge Weiskopf (US)

ORF Kunstradio präsentiert 19.00 Farbige Klänge
musikprotokoll im 21.00 Welt des
steirischer herbst Sprechens
Gast: Miriam Bajtala (AT)

12
FR 14. MI 19. FR 28.
20.00
Radio Revolten Klub
Radiokunst-Performance

  19.00, 21.00 und 22.00

Kino Zazie   12.00
UKW 99,3
Hand Made Radio Art
mit dem Workshop Ensemble   13.00
Stadtmuseum
Werkleitz Festival 2016 Knut Aufermann’s Blindfold Babies
Talk mit Jan Bönkost
Trans-Positionen präsentiert Äußerst vorsichtig
das Filmprogramm hour of silence Felix Kubin & Felix Raeithel  (DE)
und scheu blendete
Von der Schönheit
MO 24.
19.00 20.00
Radio Zebra aus
der Radiowellen Radio Revolten Klub
Gast: Ralf Homann (DE)
Radiokunst-Performance 20.00
21.00 Time Travel
Gast: Filipa César (PT/DE)
Pipa Musical
XTO, Rogerio Krepski &   12.00
UKW 99,3
Radiophrenia präsentiert
Radio Revolten Klub
Radiokunst-Performance

22.00 Robin the Fog (UK)

Leandro Nerefuh (BR) Gregory Whitehead (US)
Radiokunst aus Glasgow mit
/ Tetsuo Kogawa (JP) /
DO 20.
Filmmusik-DJ-Set
Mark Vernon (UK)
Roberto Paci Dalò (IT)
SA 15. DI 25.
  SA 29.
20.  –   23. Oktober
Hallescher Saal
20.00

 
Konferenz 9.00
Radio Revolten Klub
Radiokunst-Performance Zukunftswerkstatt Hallescher Saal 14.30
Konferenz der Europäischen in den Straßen von Halle
Willem de Ridder (NL) / Community Media 2016 Open Air Performance
Sektion des Community-Radio
Mary Stark (UK) /
Glenn Boulter (UK)   13.00
Stadtmuseum
Talk mit Lars Jung
Weltverbands AMARC
Community Radio
Going Outside von und mit
Caroline Kraabel (UK)
as a tool in the
  24.00
UKW 99,3
Warum Freies Radio?
political landscape
15.00
Stadtgottesacker
XRRB mit Anna Friz 18.00
20.00
Open Air Performance
(CA/US) & Gästen Botanischer Garten
Radio Revolten Klub Sweet Tribology von und
Radiokunst-Performance
Radiokunst-Performance mit Julia Drouhin (FR)
Duo Infernal
SO 16. Hartmut Geerken &
Famoudou Don Moye (DE/US)
Mark Vernon
Mitschnitt für die
(UK)
EBU
20.00
Radio Revolten Zentrale

  12.00
UKW 99,3
On Air Kooperation mit dem
  21.00
Radio Revolten Klub MI 26.
Radio Relay Circus
präsentiert verschiedene
Performer_innen in
Klubnacht
Festival SONOR
  18.00 den Ausstellungsräumen
Pipa Musical DJs
für JET FM in Nantes (FR) UKW 99,3

SO 30.
Not Samba. Brasilian dancing night
Präsentation des Workshops
20.00

FR 21.
Radio Revolten Klub Field Radio
Radiokunst-Performance das Smartphone wird zum 18.00
mobilen Radiostudio mit
Chris Cutler (UK) / Marktplatz
20.00 Udo Noll (DE) Open Air Konzert
Howlround (UK) / Víctor Radio Revolten Klub
20.00 glocke + tier von und mit
Mazón Gardoqui (ES) Radiokunst-Performance
Aki Onda (JP/US) / Radio Revolten Klub Hans W. Koch (DE)

MO 17.
Radiokunst-Performance für Carillon und 2 Gruppen
Andrea-Jane Cornell (CA)
SMOO von Performern mit tragbaren
Radiogeräten, Uraufführung

SA 22.
John Bisset & Ivor Kallin (UK)

  12.00
UKW 99,3
Octopus präsentiert FON Air
The Bureau of Melo-
dramatic Research
20.00
Radio Revolten Klub

Radiokunst aus Cumbria mit

Glenn Boulter
  14.00
Universitätsplatz
Irina Gheorghe & Alina Popa (RO) Radiokunst-Performance,
Abschlussveranstaltung

DO 27.
(UK) Open Air Performance A Ritual for Revolten von
Tanz aller von und mit und mit Lucinda Guy (UK)

DI 18. LIGNA (DE)

20.00
27.  –   28. Oktober
Hallescher Saal   23.00
UKW 99,3
20.00 Radio Revolten Klub Radio Revolten Konferenz Radio Revolten & ORF Kunstradio
Radio Revolten Klub
Radiokunst-Performance
Radiokunst-Performance Radio Space is the präsentieren
Anna Raimondo (IT) & Place Udo Israel (DE) &
Minigolf
Céline Bernard (BE) / Harmon E. Phraisyar (UK)
 
von Alessandro Bosetti (IT) 13.00
präsentiert von den Demo Dandies Stadtmuseum
Neuen Vocalsolisten (DE) Felix Kubin & Felix Raeithel  (DE)
Talk mit Jan Pinseler
& Anne-Laure Pigache (FR) Kein Kommerz auf
in Kooperation mit
Deutschlandradio Kultur SO 23. Megaherz?

 
20.00

  22.30 18.00
UKW 99,3 Radio Revolten Klub
UKW 99,3 Radiokunst-Performance
ABC Soundproof präsentiert
Hauser in the woods von Radiokunst aus Australien mit Reni Hofmüller (AT) /
Ralf Wendt (DE) Miyuki Jokiranta (AU) Konrad Korabiewski (PL)
R A D I O R E VO L T E N

R A D I O R E VO L T E N I N D E R R A D I O R E VO L T E N Z E N T R A L E
In der Rathausstraße laufen die Fäden
der Radio Revolten zusammen
Im Januar 1962 erhält die liberal-demo­
kratische Zeitung Halles von einer
Frau St. einen Leserbrief: »Ich wohne
25 Jahre im Hause Rathausstraße 3, und
ich kann mich entsinnen, daß hinten
im Hof, in unserer alten Brauerei, sich
auch ein unterirdischer Gang befindet,
der nach der Moritzburg führt.«
54 Jahre später, im Jahr 2016, knüpfen
die Radio Revolten zwar keine unter­
irdische, aber eine radiophone Ver­
bindung zwischen der Rathausstraße 3
und der Moritzburg – denn beide
sind Spielstätten des internationalen
Radiokunst-Festivals Radio Revolten.
FOTO – M.A. MOHR
Überreste der Bürokratie,
Erinnerungen an die Wohngeldstelle
14
Achtung
Zentrale
In ihrer wechselvollen Geschichte war
die Rathausstraße 3 immer Ort für Geist
und Genuss. Bis 1827 gehörte das
Haus dem Philosophieprofessor Ludwig
Heinrich von Jakob, daher auch der
umgangssprachliche Name Professoren­
gasse für die Rathausstraße. Später
wohnte hier der romantische Dichter
Friedrich de la Motte-Fouqué und hielt
in seinen Räumen private Vorlesungen
über Literatur und Zeitgeschichte.
Danach ging das Haus durch die Hände
von verschiedenen Brauerei­besitzern,
der wohl bekannteste war Carl Bauer.
Er errichtete eine Gaststätte und
einen Biergarten, der noch bis Anfang
der 1950er Jahre unter dem Namen
Zum Fidelen stadtbekannt war.
Nach fünfzehn Jahren Leerstand bringen
die Radio Revolten die Gebäude der
Rathausstraße 3 und 4 nun wieder zum
Schwingen. Keine hundert Schritte
vom Marktplatz entfernt wird hier im
Oktober das Festivalzentrum der
Radio Revolten sein – mitten im Herzen
der Stadt.
Es könnte kaum einen besseren
Platz für ein Radio-Festival geben. Denn
der Markt war seit jeher das Kommuni­
kationszentrum der Stadt, von hier aus
verbreiten sich Nachrichten und Neu­
igkeiten. Sie schwappen wellenartig
FOTO – M.A. MOHR
über die ganze Stadt, so wie sich die
Festivalfrequenz 99,3 über die Stadt
ausbreiten wird. Das Studio des Radio
Revolten Radios ist im Haus Nr. 4
untergebracht, der ehemaligen Wohn­
geldstelle von Halle. Fünfunddreißig
Radiosender werden im Oktober das
Radioprogramm der Radio Revolten aus
der Rathausstraße in die ganze Welt
übertragen. Mit dabei sind u.a. Radio­
stationen aus Australien, Neuseeland,
Israel, Norwegen, Kanada und den USA.
Das Festivalzentrum ist an dreißig
Tagen eine für alle zugängliche und
beständig sich verändernde Galerie für
Radiokunst: An über zwanzig Aben­
den bieten Saal und Garten der Rathaus­
straße 3 eine Bühne für Performances
und Konzerte. In der Rathausstraße 4
wird die zeitgenössische Radiokunst-
Ausstellung Das Große Rauschen. The
Metamorphosis of Radio gezeigt.
Dieses wird sich von hier aus vom 1. bis
30. Oktober auch über die ganze Stadt
ausbreiten. Denn die Radio Revolten
kommen noch an viele andere Orte, u.a.
in den Botanischen Garten, in den
Roten Turm, in die Zoologischen Samm­
lungen und – womöglich tatsächlich
durch einen unterirdischen Gang mit
der Rathausstraße 3 verbunden – ins
Gewölbe der Moritzburg Halle.
FREDERIKE MERKEL

FOTO – FRANZISKA STÜBGEN
Bei einem Besuch im Zirkus erhofft man
R A D I O R E VO L T E N I M R A D I O
sich, für ein paar Stunden aus der Rea­
lität in eine andere Welt voll von Clowne­
rie und Akrobatik entführt zu werden.
Man erwartet, überrascht zu werden,
bleibt aber in der Gewissheit, dass die
Welt draußen nach dem Schlussakkord
immer noch die gleiche ist. Das Radio­
programm der Radio Revolten versucht
diesen Ansatz umzukehren. Dadurch,
dass einen Monat lang rund um die Uhr
wie selbstverständlich ein Radio­
programm gesendet wird, das völlig
außerhalb der üblichen Erfahrungswerte
liegt, wird eine spannende Frage auf­
geworfen: Können wir eine Offenheit
gegenüber Neuem wiederentdecken, die
wir zuletzt in unserer Kindheit hatten,
als Stofftiere natürlich sprechen konn­
ten und das Sandmännchen ein reales
Wesen war?
Einige Leserinnen und Leser mögen
sich an den Moment erinnern können,
in dem sie zum ersten Mal einem Radio
auf der Mittel- oder Kurzwelle lauschten.
Die seltsamen Geräusche und unver­
ständlich fremden Stimmen waren keine
Störung, sondern der faszinierende
Ausdruck einer anderen, großen Welt,
die entdeckt werden wollte. Diese Magie
des Radios bedingt einen aktiven An-
teil des Empfängers, ein Zuhören und
Sich-Einlassen statt eines Sich-berie­
WAS IST RADIOKUNST?
Radiokunst ist, wenn Künstler_innen
Radio machen.
15   R A D I O R E VO L T E N
Unexpect
the
expected
Das Radioprogramm
der Radio Revolten
seln-Lassens. In der heutigen Radio­
landschaft sind diese Ereignisse selten
und werden gefeiert. Sie werden Park­
platz- oder Standspurmomente genannt,
weil sie Autofahrer_innen dazu bringen,
rechts ran zu fahren, um sich auf die lau­-
fen­­de Sendung konzentrieren zu können.
Deshalb wird es Sie wohl nicht
überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass
das Radioprogramm der Radio Revolten
vom 1. bis zum 30. Oktober nicht
komplett durchgeplant ist, sondern sich
jeden Tag neu darauf einlässt, was
beim Festival in der Stadt passiert. Über
70 Künstlerinnen und Künstler aus
17 Ländern kommen nach Halle, um auf­
zutreten oder Installationen zu erschaf­
fen, und alle werden ihren Weg in unser
Radiostudio in der Rathausstraße
finden. Zu welcher Uhrzeit und mit wel­
cher Intention bleibt eine Frage, die
oft erst in dem Moment beantwortet wird,
in dem das Mikrofon angeschaltet
wird. Sicher ist, dass alle Performances
und Konzerte des Festivals live im
Radio übertragen werden – den Kalender
dafür finden Sie in diesem Heft. Dane­
ben schafft die Revolten-Frequenz
ideale Bedingungen für die Erprobung
radiokünstlerischer Ideen: Werke für
zwei Radiofrequenzen, die on air-Bear­
beitung von Wikipedia-Artikeln, das
Abhören von Blitzen und nächtliche
ELISABETH
ZIMMERMANN
Treffen der Selbsthilfegruppe für Radio­
philie, um nur einige zu nennen.
Das bedeutet nicht nur, dass Sie einen
Monat lang auf UKW 99,3 rund um
die Uhr Radiokunst frei Haus geliefert
bekommen, sondern auch, dass eine
Vielzahl der Quellen dieser Geräusche in
Halle zu entdecken sind. Unsere Ziel­
gruppe sind die Neugierigen.
Die Internationalität des Festivals
drückt sich auch in der Tatsache aus,
dass 35 Radiostationen aus der ganzen
Welt Teile unseres Festival­radio­pro­
gramms übernehmen. Resonance Extra,
eine digitale Station aus Brighton
in Großbritannien, sendet sogar den
ganzen Monat lang unser Programm
aus Halle. Und durch die Hilfe der
ortsansässigen Amateurfunker werden
die Radio Revolten in ganz Europa
über die Mittelwellenfrequenz 1575 kHz
ausgestrahlt. Viele Sprachen werden
sich vermischen, denn Radiowellen ken­
nen keine Grenzen.
Haben auch Sie uns gehört? Hat
unser Radio Sie berührt oder aufgeregt?
Dann schreiben Sie uns unter:
info@radiorevolten.net
Aktuelle Informationen zu unserem
Radioprogramm finden Sie auf unserer
Homepage: radiorevolten.net
K N U T AU F E R M A N N
( K Ü N S T L E R I S C H E R L E I T E R D E R R A D I O R E VO LT E N )

FOTO – HELEN THEIN
Kinder sind geborene Entdecker und
P O R T R ÄT
Forscher. Sie löchern Erwachsene
mit Fragen, tasten sich in die Welt und
nehmen auseinander, was ihnen in die
Hände fällt. Den sechsjährigen Volker
Martin faszinierte das Radio seines
Großvaters so sehr, dass er unbedingt
herausbekommen wollte, wie es im
Inneren aussieht. Diesem einen Radio
ist die Neugier des Kindes nicht
bekommen, es hat die Inspektion nicht
überlebt.
Dafür aber war in Volker Martin
eine Leidenschaft geweckt, die sein
Leben geprägt und unzählige Rundfunk­
geräte wieder funktionstüchtig gemacht
hat. Die Skrupellosigkeit in techni­
schen Dingen hat ihm sein Vater auf den
Weg gegeben, denn der Mechaniker­
meister brachte bereits dem Fünfjähri­
gen das Schweißen bei. Wie das radio­
FOTO – HELEN THEIN
Ein beliebter Sammelplatz für die Stare,
P O R T R ÄT
die in ihr Winterquartier aufbrechen,
sind die Antennen auf dem Turm der
alten Physik am Friedemann-Bach-Platz.
Diesen exklusiven Flughafen verdan­
ken die Vögel den Funkamateuren der
Martin-Luther-Universität. Pünktlich
zu ihrer Hauptreisezeit stellen die Radio
Revolten ein zusätzliches Abfluggate
bereit, denn exklusiv für das Festival hat
der Funkamateur Tino Neubauer einen
Mittelwellensender gebaut und dort
aufgestellt.
Auch im Turmzimmer wird es eng,
wenn sich allwöchentlich die Käuze
dort treffen, die zwar nicht fliegen, aber
trotzdem durch die Welt segeln können.
Denn hier hat der Funkamateurklub
der Universität seine Klubstation. Allein
der reichhaltige Gerätepark erzählt
16
Der
Radio­
sammler
Volker Martin
phone Prinzip funktioniert, wusste
Volker Martin schon als Schulanfänger,
als er sein erstes Detektorradio baute,
die Urform eines Radioempfängers.
Wer funkensprühende Schweißelektro­
den furchtlos zu handhaben weiß,
den schüchtern weder elektronische
Bausätze noch Röhrenapparate ein,
auch nicht, wenn sie die Größe einer
Truhe haben.
Denn damals sahen Rundfunkgeräte
eher wie Möbelstücke aus. Volker Martin
hat sich ein solches als Elfjähriger
an zwei Haken über das Bett gehängt,
obwohl es vermutlich genauso viel
wog wie er selbst. Aber unter das Bett
passte das Radio nicht und die Kabel
der Kopfhörer reichten nicht so weit, um
ungestört in der Wohnung, die von
vielen Familienmitgliedern bewohnt
wurde, Musik hören zu können. Nach
Die
Funk­
amateure
Bernd Kukielka &
Uwe Kunze
schon viel von der Geschichte des Fun­
kens, wenn ein altes Morsegerät neben
einem hochmodernen Computerbild­
schirm steht. Bernd Kukielka hat das
Morsen von seiner Mutter gelernt, einer
Bahnangestellten. Noch heute mag es
der gebürtige Hallenser und RADIO  Weltwahrnehmung ist. Eine, die trotz
CORAX -Mitbegründer, auf Bergwande­
rungen sein Handmorsegerät zum
Funken zu nutzen.
Uwe Kunze hingegen hat sich dar­
auf verlegt, aufwendige Verstärker
selbst zu bauen. Beide können abenteu­
erliche Anekdoten aus ihrem Leben
als Funker und Hobbymechaniker er-
zählen. Wie Uwe Kunze die sozialis­
tische Medienbegrenzung mittels eines
Besenstils überlistete, den er am
Fenster des Lehrlingswohnheims in die
für die Staatsflagge vorgesehene
dem Abitur studierte er BMSR -Technik,
gab den Beruf aber schnell zugunsten
des schlechter bezahlten, aber viel inter­
essanteren Jobs bei einem Fernseh­
meister auf. 1977 machte sich der heute
67jährige selbständig und reparierte,
was sonst weggeworfen worden wäre.
Immer wieder mal zog ein seltenes
Rundfunkgeräte bei ihm ein. Als er kurz
vor der Wende gen Westen ausreiste,
packte er auch zehn Radios ein. Sie
gehörten zur Familie.
Der Radioliebhaber kam 1991 nach
Halle zurück, baute eine Firma auf
und systematisierte seine Sammelleiden­
schaft, denn es zeichnete sich schnell
ab, dass mit dem Ende der DDR auch ein
Stück Technikgeschichte zu verschwin­
den drohte. Dabei gehören Firmen wie
Sonata, die seit 1947 Rundfunkgeräte
baute, oder das Funkwerk Halle, das bis
1961 Radios produzierte, zur Stadt­
geschichte.
Für die Ausstellung Unsichtbare
Wellen, die im Stadtmuseum die Rund­
funkgeschichte der Stadt von 1910
bis heute erzählt → S. 7 , stellt der pas­
sionierte Radiosammler einen reprä­
sentativen Querschnitt seiner gut 2000
Stücke umfassende Sammlung zur
Verfügung.
HELEN THEIN
Fahnenhalterung steckte. Den Stab als
Halterung für eine selbstgebaute An-
tenne nutzend, konnte er so Westfernse-
hen gucken. Oder wie Bernd Kukielka
während seines Dienstes bei der Marine
Radio China hörte und dann ausgerech­
net mit seiner Armeeadresse eine – wie
unter Funkern üblich – Hörerkarte an
den Sender schrieb. Als Dankeschön
kam ein Päckchen aus China, woraufhin
sein Kompaniechef sich bei der militäri­
schen Abwehr rechtfertigen musste.
So nerdig die Begeisterung für den
Amateurfunk auf den ersten Blick
erscheinen mag – im Gespräch wird klar,
dass das Surfen auf den Ätherwellen
und die Kommunikation mit Gleichge­
sinnten eine besondere Form der
strenger Regeln zutiefst egalitär ist,
denn Status und Ansehen spielen bei
der Funkkommunikation keine Rolle.
Nicht zuletzt hat Funken auch
einen besonderen Klang, den die beiden
Funkamateure am 11. Oktober in die
Perfomance von Tonic Train, einem
Duo aus den Radio Revolten-Kura­-
tor_innen Knut Aufermann und Sarah
Washington, einspeisen werden und
damit das Funken zur Radiokunst
erheben.
HELEN THEIN

Hier sendet die
R A D I O R E VO L T E N I N D E N H AU S M A N N S T Ü R M E N
Spruchstätte
RADIORADAR – ein Orakelradio
Marold Langer­Philippsen radiot –
zumeist an Orten, die kein Radiostudio
sind, dauernd im Gespräch, und wenn
der Gesprächspartner schweigt, auch
gern im Selbstgespräch, aber vor allem:
permanent live. »Radiokunst sollte eine
neue Zeit erfinden«, konstatiert der
Radiomacher, dessen Kunst das Senden
ist. Gegen das getaktete Häppchen­
Radio, das uns Formate serviert und Mo­
derationen präsentiert, so dass wir
vergessen, wer da eigentlich was spricht,
etabliert Marold Langer­Philippsen
das Radiostudio als Gesprächsstätte.
Geladene und passierende Gäste
können sich hier ausbreiten und Gehör
verschaffen.
Dabei reißt Langer­Philippsen oft
die schallisolierten Wände des Radio­
veranstaltet
die Radio Revolten
17
studios ein und verlegt den Ort der
Ein­ und Aussendungen in die Öffentlich­
keit: 2008 zog er mit einem Laut­
sprecherwagen als Räteradio durch die
Münchner Innenstadt, berichtete über
die Vorgänge der Räterepublik 1918 und
befragte die Berufsverkehrenden zur
politischen Lage. Zur ersten Ausgabe der
Radio Revolten 2006 stand dreißig
Tage lang ein sendender Bauwagen auf
dem halleschen Marktplatz, worin die
Vorbeihörenden den neuen Inhaber des
armenischen Radiosenders Radioerevan
auffanden, der im gemütlich eingerich­
teten Sendestudio plauderte.
Zu den Radio Revolten 2016 wird
der Radiomacher, der auch Schauspieler
ist und früher in Halle mit Kindern und
Jugendlichen Theater gemacht hat,
dreißig Tage lang die Hausmannstürme
der halleschen Marktkirche einnehmen.
Dort oben, wo bis vor 100 Jahren der
Türmer als Wächter mit seiner ganzen
Familie über der Stadt wohnte und
zur Dämmerung den Abendchoral blies,
wird Marold Langer­Philippsen eine
radiophone Spruchstätte einrichten.
In 43 Metern Höhe hängt er erneut
das Lot aus nach den Möglichkeiten
des Radios und erortet, was Radio sein
kann. Das Orakelradio ist sibyllinische
Grotte und aufspürender Leuchtturm.
Die Möglichkeitszeiten abtastend, fragt
es nach Radiogeschichte, Technik
und Mythologischem. Gäste werden gela­
den, um über Wurmlöcher, Vogelweis­
sagung und Seewetter zu berichten,
jeder Sendetag wird sich einer anderen
Frage zuwenden und auch eine andere
Farbe haben. Wie in seiner Sendung
hoermaschine auf reboot.fm wird Marold
Langer­Philippsen mit Stimme, Musik
und Klängen, die er vor Ort einfängt,
jedem Tag eine andere Atmosphäre ver­
leihen. RADIORADAR geht während
des Festivals täglich in der Abenddäm­
merung von 17 bis 18 Uhr auf der Radio
Revolten­Frequenz 99,3 MHz on air
und kann in voller Länge im Livestream
auf radioradar.eu verfolgt werden.
Auch Besucher empfängt das Orakel­
radio, jedoch nicht ohne Opfergabe, die
in Form eines klingenden Gegenstands
zu erbringen ist. Diejenigen, die den
Turm erklimmen, wird dann weniger ein
formelhafter Schicksalsspruch treffen
als vielmehr ein sprechendes Angehen
gegen die etablierten Radiostimmen.
T I N A K L AT T E
täglich 17.00
RADIORADAR on air UKW 99,3
im Live-Stream auf radioradar.eu
täglich 14.00 (außer 3. Oktober)
RADIORADAR -Tour
Treffpunkt: Hausmannstürme
R A D I O R E VO L T E N
 FOTO – ALESSANDRO BOSETTI

FOTO – JULIA DROUHIN

Minigolf
R A D I O R E VO L T E N I M K L U B

Deutschlandradio Kultur und Radio

Revolten präsentieren:
Sieben Stimmen, ein Raum, ein Mikrofon.

Radiokunst
Keine Schnitte, keine Nachbearbeitung.
Alessandro Bosetti komponiert Klangkunst R A D I O R E VO L T E N I M S TA D T R AU M
ohne doppelten Boden, ganz so wie in den

schmeckt nach
Anfangstagen der Radiokultur – mit all ihren
Einschränkungen. Denn in den 1930er-Jahren
gab es noch keine Effekte, keine Schnitte und

Schokolade
vor allem keine Stereophonie. In einer sorg-
sam einstudierten Choreografie lässt Bosetti
fünf Mitglieder der Neuen Vocalsolisten und
die Sängerin Anne-Laure Pigache um ein
einziges Mikrofon tanzen und entlockt so Julia Drouhin betreibt süße Reibungslehre
dem Monosignal Räumlichkeit.
Schokolade kann man ganz langsam
18. Oktober, 20.00
auf der Zunge zergehen lassen. Doch
Radio Revolten Klub, Eintritt frei
selbst, wenn man sich Mühe gibt, nicht
zu kauen, irgendwann ist sie verschwun­
den. Genau wie der Klang, der aus
den Radiolautsprechern an unser Ohr
dringt – kaum wahrgenommen, schon
verhallt. Natürlich stimmt das nur noch
teilweise. Wir können downloaden,
podcasten und zurückklicken. Digitale
Konservierungsmethoden ermöglichen
uns, das Musikstück, den Radiobeitrag,
das Hörspiel immer wieder zu holen.
Für die französische Künstlerin
Julia Drouhin ist Radiokunst jedoch eine
Kunst zum Verzehren. Mit ihrer Radio­
FOTO – JOHN BISSET
eingravierten Klänge tönten nur wenige
Male. Unter dem Kratzen der Abnahme­
nadel verschwand das Original im
Rauschen. Diese Widerstände interes­
sieren Drouhin in ihrer künstlerischen
Arbeit: die Reibung zwischen Aufnahme
und Wiedergabe, zwischen Verschwin­
den und Festhalten. Und so entstand
ihre Süße Reibungslehre.
Die in Tasmanien lebende Künst­
lerin hat in der dortigen Sound Preser-
vation Association of Tasmania
Wachswalzen­Aufnahmen mit jeweils
einmünitigen Musikstücken gefunden
und vierzig Künstlerinnen gebeten,
jeweils eines der Stücke neu aufzuneh­

arbeit Sweet Tribology (Süße Reibungs­
lehre) schafft sie einen doppelt flüchti­
gen Genuss. In Form von
Schokoladen­Schallplatten bringt
Drouhin 26 Radiokunst­Werke mit nach
SMOO / The Bureau of
R A D I O R E VO L T E N I M K L U B
men: »Ich wollte wissen, wie diese Frauen
als Künstlerinnen mit ihrer Stimme diese
geisterhaften Stimmen aus der Vergan-
genheit interpretieren.« Die entstande­
nen Soundtracks presst Drouhin in

Halle, die im Ohr und auf der Zunge
Melodramatic Research zergehen. Auf den süßen Schallplatten
befinden sich Tracks von Radio­Künst­
SMOO ist das von jiddischem Humor durch- lerinnen aus über zehn Ländern,
tränkte Performance-Projekt von Ivor Kallin darunter DinahBird, Sarah Washington
und John Bisset. Bestückt mit zwei uralten
und Maia Urstad, die ebenfalls bei den
Koffern, in denen sie ihre Instrumente und
Radio Revolten auftreten.
Requisiten aufbewahren, werden sie bereits
vor ihrem Auftritt in der Innenstadt durch Inspiriert zu den kulinarischen
kurze Improvisationen Ungläubigkeit und Tonträgern hat Drouhin eine über
Verwunderung auslösen. Derweil versuchen hundert Jahre alte Aufnahmetechnik.
Irina Gheorghe und Alina Popa vom Büro Als der Ton noch flüchtig war, noch vor
für melodramatische Recherche herauszu- der Schallplatte, hatte man versucht,
finden, wie Leidenschaften die gegenwär-
ihn auf Wachs zu bannen. 1888 erfand
tige Gesellschaft und unsere Beziehung zum
Thomas A. Edison einen Phonographen,
Universum formen.
der mittels eines Zylinders aus Wachs
Schokolade und übergibt so auch die
Stimmen der zeitgenössischen Künstle­
rinnen wieder der Vergänglichkeit.
Denn wie die Wachswalze klingt auch
die süße Schallplatte nur kurz – einmal
abgespielt, bleibt nur noch der Verzehr.
Und dieser findet am 29. Oktober
als öffentliches Radio­Picknick statt.
Passend zum ephemeren Genuss auf
dem altehrwürdigen Stadtgottesacker in
Halle, wo die süßen Reibungen gehört
und die dunkle Schokolade verzehrt
werden können.
Bringen Sie ihr Radio mit!
T I N A K L AT T E

26. Oktober, 20.00 Klänge aufzeichnen und abspielen 29. Oktober, 15.00
Radio Revolten Klub, Eintritt frei konnte. Doch die in das weiche Wachs Stadtgottesacker, Eintritt frei

18
 FOTO – VÍCTOR MAZÓN GARDOQUI
FOTO – ANJA BEUTLER

Alle tanzen anders Her mit den Trans/Mission – Philoso-

R A D I O R E VO L T E N I M S TA D T R AU M

R A D I O R E VO L T E N I M K L U B

WORKSHOP
zusammen Home-Recordings! phischer Radio-Lötkurs
Tanz aller von und mit LIGNA Felix Kubin und Istari Lasterfahrer mit Víctor Mazón Gardoqui
sind die Demo Dandies
Wie kommen wir vom Tanz zum Tanz aller Dieser Workshop bietet nicht nur einen
Verhältnisse? Die Hamburger Performan- Demo Dandies ist kein Nachwuchswettbe- elektronischen Experimentierteil mit Löt-
ce-Gruppe LIGNA probiert ein radiophones werb, sondern ein Keller voller Leichen. Die kolben, sondern auch Hintergrundwissen
»Revolutionsspiel«. Im Tanz aller kollekti- Label-Bosse Felix Kubin und Istari Laster- zu Klang, Übertragung, Radiogeschichte,
viert sich die sonst anonyme Radio-Hörer- fahrer rufen alle Untergrundmusiker_innen Akustik, Wahrnehmung, experimentellen
schaft auf öffentlichen Plätzen und bewegt auf, ihre heimlich aufgenommenen und und kommunikativen Prozessen.
sich gemeinsam im Takt der Radiowellen bisher unveröffentlichten Aufnahmen im
Die Teilnehmer_innen haben die Chance,
– jeder für sich und alle zusammen. Es Radio Revolten Klub an die Ohren zu brin-
ein eigenes T/T -Gerät zu bauen, welches
entsteht eine Massen-Bewegung, die den gen. Dabei geht es anders als bei heutigen
für einen ordnungsgemäßen Betrieb ein-
öffentlichen Raum mit unbekannten Gesten Castingshows nicht um einen Wettkampf
gestellt wird. Seinen Höhepunkt findet der
und Mimiken herausfordert. Ein kollektives, der Talente, sondern um ein Zusammenspiel
Workshop in einer kollektiven Performance
aber kein gleichgeschaltetes Schwingen. der akustischen Einfälle. Denn die Demo
für das Radio Revolten Radio.
Dandies glauben an die rohe Energie des
Mit ihrem Performance-Projekt Tanz aller
Anfangs und freuen sich darauf, euch eure
– Ein Bewegungschor greifen LIGNA eine 14. bis 16. Oktober
Heim-Aufnahmen aus den Taschen zu ziehen
Tanzform auf, die vor hundert Jahren im Fr 17.00 – 21.00, Sa & So 14.00 – 19.00
und in Halle aufzulegen.
Zuge der Arbeiterbewegung entstand. Das Radio Revolten Zentrale
Tanzen im und als »Bewegungschor« war Wer gehört werden will, schreibt an: info@ Materialkosten 85 € /erm. 70 €
ein gemeinschaftliches Tanzen und eine demodandies.de und sendet unter der Teilnehmerzahl max. 12
Feier des Tanzes, an der alle teilhaben Betreffzeile Demo Dandies Halle drei Sätze Kurssprache Englisch
konnten. Auch in Halle, wo die Tanzpäda- zur Person und ein mp3-File zum Reinhören – Verbindliche Anmeldung bis 12. Oktober
gogin Jenny Gertz seit 1927 mit Kindern und und bringt dann am 22. Oktober sein Tape/ unter info@radiorevolten.net
Jugendlichen bewegungschorisch tanzte. CD zu den Radio Revolten nach Halle.
Ihr »Revolutionsspiel« bringt politische
Fragen in die tänzerische Bewegung. Wie
22. Oktober, 20.00
kommen wir vom Radio zur Revolte? Field Radio – das
WORKSHOP

Radio Revolten Klub

Eintritt frei Smartphone wird zum
22. Oktober, 14.00
Universitätsplatz mobilen Radiostudio
Eintritt frei mit Udo Noll

In dem Workshop werden die Möglichkei-

ten des Radiomachens mit Smartphones
erprobt. Auf Plätzen im Stadtraum, im
Gehen und Verweilen werden außerhalb
eines Radiostudios mit mobilen Geräten und
Streaming-Technologien Radiosendungen
produziert. So wird nach einer Einführung
in die technischen Möglichkeiten eine Serie
von adhoc Live-Radio-Performances ent-
stehen.
Die Ergebnisse des Workshops werden am
26. Oktober 18.00 – 20.00 on air auf UKW
99,3 übertragen.

24. bis 26. Oktober, 11.00 – 18.00

Radio Revolten Zentrale
Voraussetzungen: außer Interesse
25. Oktober bis keine, wer Smartphone oder Aufnah-
megerät hat, kann es gerne mitbringen
14. November 2016
Teilnehmerzahl max. 12
keine Teilnahmegebühr
juedischekulturhalle.de Kurssprachen Englisch / Deutsch
ANZEIGE

Anmeldung bis zum 21. Oktober unter

info@radiorevolten.net

19 R A D I O R E VO L T E N

Auf Kaperfahrt
R A D I O R E VO L T E N AU F D E M M A R K T P L AT Z
zwischen den Wellen
Hans W. Koch spielt
glocke + tier – für Carillon und zwei Gruppen
von Performern mit tragbaren Radiogeräten
»Als Kind wollte ich Seeräuber werden.«
Wenn man sieht und vor allem hört, mit
welcher Selbstsicherheit und Leiden­
schaft Hans W. Koch die Manuale des
halleschen Glockenspiels bedient,
kann man sich den Mittfünfziger mit
grau meliertem Bart und den neugierig
funkelnden Augen ohne Weiteres am
Steuerrad eines englischen Dreimasters
vorstellen. Und dann ist man vielleicht
doch erleichtert, dass er nicht kapernd
übers offene Meer segelt, sondern sei­
nen ursprünglichen Berufswunsch letzt­
endlich zugunsten der experimentellen
Musik in den Wind geschlagen hat.
Heute lehrt Hans W. Koch als Pro­
fessor für Sound an der Kunsthoch­
schule für Medien in Köln. Doch der Weg
dorthin war alles andere als geradlinig,
er gleicht eher einer Entdeckungsreise
über die Ozeane seiner zahlreichen
Interessen und Talente. Der ausgebildete
Pianist studierte zunächst Altägyp­
tologie und Altorientalistik, um dann,
während des nachfolgenden Studiums
zum Realschullehrer, von seiner Klavier­
lehrerin »mit der Nase voran« in die
neue Musik gestoßen zu werden.
Diese Klavierlehrerin veranstaltete
die Internationalen Weingartener Tage
für Neue Musik, die zum Schlüssel­
erlebnis für Hans W. Koch wurden. Ex­
perimentelle Musiker wie John Cage,
WAS IST RADIOKUNST?
Radiokunst kann die Unkontrollierbarkeit
der Ausstrahlungssituation genießen.
20
FOTO – M.A. MOHR
Matthias Spahlinger, Helmut Lache­
mann oder Dieter Schnebel sorgten dafür,
dass Koch den Weckruf seines Lebens
nicht überhören konnte und sich für das
Studium der Komposition an der Musik­
hochschule Köln entschied. Dort fand
er den Freiraum, mit verschiedensten
elektronischen Geräten und Klängen zu
experimentieren.
Koch sieht sein musikalisches
Handeln in der amerikanischen Tradi­
tion des Composer­Performers. Ihm
geht es darum, Situationen herzustellen,
in denen Klänge entstehen. »Warten –
zuhören und dann was machen«, der Weg
zum akustischen Ereignis ist das
sprichwörtliche Ziel. Fehler sind dabei
essentiell, um es zu erreichen. So
programmiert Hans W. Koch seine Ins­
trumente gerne so, dass er vorher nicht
weiß, was während der Performance
passieren wird. Für ihn ist das die ent­
scheidende Herausforderung auf der
Suche nach dem musikalischen Moment,
in dem dann Klänge entstehen, die für
alle Beteiligten neu und einzigartig sind.
Einzigartig wird es auch am
30. Oktober, wenn Hans W. Koch die
zahllosen Stufen des Roten Turms
besteigen und auf dem zweitgrößten
Carillon der Welt improvisieren wird.
Da das allein jedoch zum einen we­
der den Tatbestand der Einzigartigkeit
OLE FRAHM
(LIGNA)
erfüllt und zum anderen noch gar nichts
mit Radiokunst zu tun hat, werden
gleichzeitig zwei Kompositionen abge­
spielt, die Koch eigens für diese
Uraufführung komponiert hat. Und um
den Schwierigkeitsgrad noch etwas
zu erhöhen, wird eine der Kompositionen
über die Festivalfrequenz 99,3 MHz
gesendet, während die andere auf der
Frequenz von RADIO CORAX – 95,9
MHz – zu hören sein wird. Das vollkom­
mene Klangerlebnis erfährt man
also nur dann, wenn man sich mit zwei
Radios auf dem Marktplatz befindet.
Da nun aber die wenigsten Menschen
mit mehreren UKW ­Empfängern durch
ihr Leben gehen, werden an diesem
Tag viele freiwillige Helfer_innen mit
tragbaren Radiogeräten für den opti­
malen Empfang sorgen.
Für Hans W. Koch ist das Carillon
jetzt schon eine echte Liebesbeziehung:
»Ich hab noch nie ein Instrument gespielt,
das so viel physischen Einsatz braucht.
Dass man sich einem Instrument derart
mit den Fäusten nähert, das kannte ich
vorher nicht. Da kann man so richtig
seine Instinkte ausleben. Nach der letzten
Probe war ich total glücklich, weil das
Spielen am Carillon etwas Kathartisches
hat, und das macht einfach Spaß.«
Und diese Freude an den Klängen
wünscht er sich auch für die Besucher
seiner Performance. Über das Stück
selbst, glocke + tier, möchte Hans W. Koch
noch nicht zu viel verraten: »Ich habe
mich auf den Marktplatz gesetzt, um zu
hören, was da los ist. Der Platz ist
akustisch sehr reichhaltig, vor allem an
normalen Werktagen. Da das Stück aber
an einem Sonntag stattfindet, werden
einige Geräusche fehlen, die ich möglicher-
weise zurückholen werde. Außerdem lasse
ich mich auch vom Klang der Glocken
überraschen, denn jede Glocke klingt
anders, je nachdem welche andere Glocke
noch mitklingt.«
Das lässt eine akustische Entde­
ckungsreise erwarten, die gleich­
zeitig das Ende des Radio Revolten­
Festivals einläutet, was im Übrigen
auch eine Bedeutung des französischen
Verbs carilloner ist.
JAN LANGHAMMER
30. Oktober, 18.00
Marktplatz
Eintritt frei
 Radio
R A D I O R E VO L T E N KO N F E R E N Z
Space is
the Place
Eine Konferenz zu
aktuellen Visionen der
Radiokunst
»Radio art is the use of radio as a medium
for art«, so leitet Robert Adrian sein
Manifest für Radiokunst ein. Vor 18 Jah­
ren hat der Radiokünstler erstmals in
zwölf programmatischen Sätzen durch­
dekliniert, was die damals junge Gattung
Radiokunst ausmacht – und was nicht.
Radiokunst sei eben nicht einfach eine
Mischung aus Radio und Kunst und
auch nicht zu verwechseln mit Sound­
art, sondern eine eigenständige für und
mit dem Radio konzipierte Kunstform.
Mit Blick auf das Alter dieses
Grundsatzprogramms könnte behauptet
werden, dass Radiokunst inzwischen
erwachsen und selbstständig geworden
sei. Um diese Behauptung zu prüfen,
beruft das Radio Revolten Festival Ende
Oktober eine Konferenz ein, mit der
die Initiative für Freies Radio Halle ge­
meinsam mit dem in Weimar und
Basel beheimateten Forschungsprojekt
Radiophonic Cultures die Potenziale
der Radiokunst ausloten.
»Radio ist überall, wo Radio gehört
wird«, schreibt Robert Adrian im 7. Satz
seines Manifests, der titelgebend für die
Konferenz ist: Radio Space is the Place.
Die Radio Revolten schaffen in dreißig
Tagen unzählige »Radio Spaces«.
In Ausstellungen, Performances, Inter­
ventionen und on air erkunden Radio­
künstler_innen soziale, symbolische und
materielle Übertragungs­ und Sendungs­
räume. Die Ansätze, Konzepte und
Visionen, die sich in der künstlerischen
Praxis äußern, werden am 27. und
28. Oktober im Halleschen Saal der
Martin Luther Universität theoretisch
hinterfragt: Welche Möglichkeiten
bergen die immer umfangreicher wer­
denden Radio­ und Radiokunstprak­
tiken, die unmittelbar genutzt werden
können? Was sind die Eigenheiten
dieses Arbeitens über verschiedene
Frequenzbereiche hinweg? Welche
Herausforderungen bergen sie?
An fünf runden Tischen eröffnet die
Konferenz einen Gesprächsraum für
künstlerische, gesellschaftliche, organi­
satorische und technische Fragen
des Mediums, für die in absehbarer Zeit
Antworten gefunden werden müssen.
21
Die Diskussionsrunde Radiophone Kol-
lektivitäten der Zukunft befragt
das Radio als Massenmedium: Wer kann
sich wie bei wem Gehör verschaffen
und wer nicht? Was ergibt sich, wenn
einzeln vor dem Gerät und doch 
gleichzeitig zusammen Radio gehört
wird? Und nicht zuletzt: Wie hört
sich das an? Während mit der Digitalisie­
rung in der Geschichte des Radios
etwas zu Ende geht, wird gleichzeitig
die Frage laut, wo die Zukunft geblie­
ben ist. Wie also wären kritische
Techniken und Praktiken des Radiopho­
nen in der Zukunft zu denken?
Das Radio des 21. Jahrhunderts hat in
schneller Folge zahlreiche Verände­
rungen durchlebt: vom Formatradio
über Vertriebskanäle bis hin zur Demo­
kratisierung der Produktion durch
alte und neue Mediennutzungsmöglich­
keiten. Ist das, was wir derzeit erle­
ben, überhaupt noch Radio zu nennen?
Die Konferenz will alternative Radio
Praktiken zur Diskussion stellen, aber
auch nach den politischen und poe­
tischen Dimensionen fragen, die Radio­
kunst als unabhängige Kultur zwischen
den Kanälen einnehmen kann.
Neben solchen abstrakten und nicht
zuletzt Fragen der Identität widmet
sich die Konferenz aber auch ganz prak­
tischen Themen. Während Bildende
Kunst im Museum ausgestellt und archi­
viert werden kann, fehlen für die
Radiokunst noch adäquate Strukturen
der Bewahrung. Wie müssen Radio­
kunstarchive aufgebaut sein, um Lang­
lebigkeit zu garantieren? Ob sich
tatsächlich klassische Archivsysteme für
diese zwar erwachsene, aber immer
noch junge Kunstgattung eignen und wer
dafür die Verantwortung übernehmen
kann und sollte, wird unter dem Thema
Radiokunstarchive und künstlerische
Archivpraxis diskutiert.
Radiokunst entsteht oft in einem
kollektiven Prozess, an dem Toningeni­
eur_innen, Musiker_innen, Redakteur_
innen, Autor_innen und Regisseur_innen
beteiligt sind. Im besten Fall finden
sie eine gemeinsame Sprache, gefördert
durch die Lust am Experiment. Doch
bleiben nationale und technische Tradi­
tionslinien, die Unterschiede in der
Arbeitsweise zwischen den Ländern und
Radiostudios bedingen. Diese zu
benennen, um damit kreativ umgehen
zu können, ist ein weiteres Anliegen
der Konferenz.
HELEN THEIN
27. & 28. Oktober, 10.00 – 17.00
Übertragung der Konferenz
auf UKW 99,3 und im
Livestream auf radiorevolten.net
Treffen des
Radia-Netzwerks
Während der Radio Revolten kommen am
8. und 9. Oktober die Mitglieder des Inter-
nationalen Radiokunst-Netzwerks Radia
zum ersten Mal persönlich zusammen, um
organisatorische Fragen zu diskutieren
und im Ideenaustausch Kurs auf weitere
Erkundungen des Mediums zu nehmen.
Gegenwärtig sind 26 Radiostationen in
17 Ländern und drei angegliederte Part-
nerprojekte im Netzwerk organisiert, die
jeweils im wöchentlichen Turnus Sendun-
gen gestalten, die von allen ausgestrahlt
werden. Diese globale Wochenschau der
Radiokunst hat gerade die 600. Ausgabe
erlebt und wird sich auch auf der Radio
Revolten Frequenz präsentieren.
9. Oktober, 10.00 – 13.00
Exquisite Longwave – ein kollektive,
weltumspannende Ausstrahlung
UKW 99,3
#ZWCM2016
Der Bundesverband Freier Radios lädt aus
Anlass der Radio Revolten zu seinem dies-
jährigen Kongress, der Zukunftswerkstatt
Community Media 2016, nach Halle (Saale)
ein. Mit Diskussionsrunden, Workshops und
Vorträgen bietet die #ZWCM2016 ein
Forum für einen gemeinsamen Austausch
zu Medienpolitik, Radiopraxis und Technik.
Themenschwerpunkte werden die Funktion
und die Aufgaben Freier Radios in Zeiten
des gesellschaftlichen Rechtsrucks und
ihre Rolle bei der Selbstorganisation von
Geflüchteten sein.
20. bis 23. Oktober
Hallescher Saal
Community Radio as
a tool in the political
landscape
Unter dem Titel Community Radio as a Tool
in the Political Landscape lädt die euro-
päische Sektion des Weltverbandes der
Community Radios AMARC Radiomachende
aus ganz Europa zu einer Konferenz ein,
die sich mit der Situation der Freien Radios
in Europa beschäftigen wird. Die Konfe-
renz wird sich in Vorträgen, Diskussionen
und Workshops den Herausforderungen
widmen, denen die Radios durch die politi-
schen und gesellschaftlichen Entwicklungen
der letzten Jahre gegenüber stehen.
25. Oktober, ab 9.00
Hallescher Saal
R A D I O R E VO L T E N
 Radio Revolten ist
IMPRESSUM
ein Projekt von
RADIO CORAX
Corax e.V.
Unterberg 11, 06108 Halle (Saale)
Tel 0345 . 2 21 10 44
info@radiorevolten.net
www.radiorevolten.net
ZEITUNG
Auflagenhöhe 55.000
Druckerei AROPRINT
Druck- und Verlagshaus GmbH
ViSdPR Helen Thein
Gestaltung Franziska Stübgen
Autor_innen Frederike Merkel
Tina Klatte Alex Körner
Jan Langhammer Helen Thein
Titelbild Nick Teplov
F E S T I VA L - M I T W I R K E N D E
Künstlerischer Leiter
Kurator_innen Anna Friz
Sarah Washington Ralf Wendt
Elisabeth Zimmermann
Organisatorische Festivalkoordination
Helen Hahmann
Office & Konferenzkoordination
Stefanie Sachsenröder
Finanzverwaltung Mark Westhusen
Projektkoordination Michael Nicolai
Guest Office & Künstler_innenbetreung
Virág Bottlik (Festival)
Blanca de Rojas (Konferenz)
Technische Festivalkoordination
Paul Motikat
IT Technik Tim Kurth
Technische Koordination RADIO CORAX
Daniel Ott
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tina Klatte Frederike Merkel
Helen Thein
Übersetzungen Helmut Peitsch
Sarah Washington
Lektorat Beate Flechtker
Marco Organo Helmut Peitsch
Social Media Kommunikation
Thies Streifinger
Festival-Fotograf
Marcus-Andreas Mohr
Programmierung Webseite
Marian Mortell
Grafische Gestaltung
Franziska Stübgen Nick Teplov
Alexander Schmidt
Tontechnik Performances und Konzerte
Claus Störmer Sebastian Reddehase
Lichtgestaltung Sebastian Reddehase
Ausbau Klub Anas Alsabbagh
Nicky Koschine Mohamed Medilla
Frishteh Sadate Oliver Salzmann
Reem van buuren Michael Wengorz
22
Produktion Radio Revolten Radio Mitveranstalterin
Chris Weaver
Technische und Redaktionelle Studio-
begleitung Chris Booth Lucinda Guy
Hauptförder_innen
Udo Israel Tina Klatte Georg Nickol
Jan Langhammer Annett Pfützner
Stagemanagement Klub
Florian Keller Andrea Reichert
Logistik Sebastian Bauhof Förder_innen
Martin Frohburg Julian Rösler
Gestaltung Radio-Garten (Rathaus-
straße) Alex Klink
Crew-Café
Marcus Heesch Monika Heinrich
DA S G R O S S E R AU S C H E N
Kloster Bergesche
Ausstellungskuratorin Anna Friz Stiftung
Ausstellungsaufbau
Jens-Uwe Neumann Julian Rösler
U N S I C H T BA R E W E L L E N
Knut Aufermann
Ausstellungskurator Ralf Wendt
Redaktion und Recherche Alex Körner
Ausstellungsaufbau
Sebastian Gerstengarbe Partner_innen
For use on applications such as website,
ROTER TURM & MARKT
printed collateral and general
merchandising.
Koordination Ewelina Markiewicz Pantone
Process Black
H AU S M A N N S T Ü R M E
Koordination Vivien Barth
For use only on larger applications
where small type will be clearly legible
i.e Tote bags, landing pages ect.
Pantone
286u
MO R I T Z B U R G
Koordination Nadja Hagen For use on smaller applications where
full name will be stated elsewhere
i.e twitter will show the twitter name as
well as the image.
B O TA N I S C H E R G A R T E N &
87, 59, 0, 0
CMYK
S TA D T G O T T E S AC K E R octopus
Koordination Jan Langhammer
Gerd
W I R DA N K E N Westermann
Ed Baxter Prof. Ines Bode Olaf Brandt
Jörg Drefs Jan Ermentraut Elisabeth Ernst
Andreas Feddersen Marcus Gammel
Stella Gebauer Thilo Grauheding
Natur- Institut
Mathias Große Robert Hammerl kundliche für Sprech- Botanischer
Martin Heine Klaus-Peter Herbert Sammlungen wissenschaft Garten
Daniel Herrmann Karsten Herrmann
Bernd Hofmann Lukas Hohlfeld
Sponsor_innen
Galen Joseph-Hunter André Kestel
Joachim Kiesler & Olaf August
Timo Kliemann Bernd Kukielka
Reinhard Krause-Rehberg & Tino Neubauer musikelectronic geithain
Martin Kruschwitz Andre Kaline
Klub 7 (Dani Daphne Kid Cash Lowskii
Mike Okay Diskorobot & Otto Baum )
Kunze Eisenwaren Julian Kuppe
Peter Lanceley Philine Lewek
Udo Lindeke Thorsten Martens www.finsterwalder.com
Volker Martin Wolfgang Matschke
Fatima Merdelli Jan Philipp Müller
Peter Müller Baldur Neuber
Frank Rittners Andreas Rühl Götz Rubisch
Fruchthaus Production
Robert Sack Thomas Scheffler
Veranstaltungstechnik GmbH
Sabine Schmidt Stephanie Scholz
Sina Schönefuß Olli Schulz & Jenny
Sebastian Sell-Römer Nathalie Singer
Jonie Smith Falko Sowitzki
Frank Steinheimer Jonah Tschugg
Jane Unger Stefan Walluhn
Oberbürgermeister Bernd Wiegand
Gerd Westermann Thomas Zappa Wir danken allen Förder_innen,
Anke Zimpel Mathias Eckhardt Unterstützer_innen und Sponsor_innen.
 Stadtwerke Halle
MITTEN IM
STADTLEBEN

Die Wochenzeitung Jungle World

Es bleibt
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Foto: pixabay.com

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